Sprachförderung im Rollenspiel - Andrea von Moos, PHTG - AV-Tagung 15. Januar 2020 - schuleTG.ch
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Inhalt 1. Entwicklung Rollenspiel 2. Verortung Sprache im Rollenspiel 3. Lehrplan 21 4. Beispiel: die Arztpraxis 5. Auftrag 2
Die Entführung von Steffi Steffi: Ich wach wohl auf und ihr seht hier wohl Tropfen und ich werde wohl entführt. Ihr schlaft so (lässt Kopf und Arme hängen) tief und fest. (Entfernt sich, dreht sich um) Und dann seht ihr wie so ne Karte. Die hab ich da wohl vergessen. (Daniel und Marko tun so, als schliefen sie, dann schrecken beide auf) Daniel: Huch, da ist eine Karte (Daniel hebt einen Schuh auf und starrt auf die Sohle, Marko lacht) Steffi: Da steht wohl: ich bin entführt worden.
Die Entführung von Steffi Marko (Springt auf und zieht die Schuhe an) Schnell in die Schuhe! Daniel (Holt Spielzeugbananen, mit denen die Kinder vorher gespielt haben, unter einer Matratze hervor) Und ich nehme die Bananen mit, mit einem Koffer (Packt die Bananen in einen Koffer) (Marko kichert und läuft zu Steffi) Steffi Bin wohl im Gefängnis Daniel (läuft hinterher, kriecht unter einem Tisch durch) Hua wo ist sie? Wo ist sie? Marko Da im Gefängnis (Zeigt in die andere Ecke des Raumes, beide Jungen laufen dorthin) Daniel (zu Marko) Nimm da mal den Schlüssel. Der ist dafür.
Die Entführung von Steffi Marko (greift in die Luft, tut so, als ergreife er einen Schlüssel und als schlösse er eine imaginäre Tür auf) Uaa! Steffi Uaaa! Marko Los los! (alle Kinder krabbeln unter dem Tisch durch) Daniel Das war mein Geheimweg
Spielentwicklung
Spiel mit Symbolcharakter Rollenspiel I • Kinder spielen zusammen Szenen aus dem Alltag nach • Handlung steht im Vordergrund • Ca. 3-5 Jahre (Largo, 2019) (Bildquelle: https://fotos.verwaltungsportal.de/seitengenerator/gross/88f340cbed79bd8a1afefec72df56057_14.jpg) 9
Spiel mit Symbolcharakter Rollenspiel II • Handlung komplex • Längere verbale Äusserungen nötig • Personen argumentieren, begründen, erklären,.. • Spielregeln werden festgelegt • Die Kinder spielen „Entführung“ oder Post, Arztpraxis, Zirkus, Samichlaus... (Largo, 2019) 10
Rollenspiel • Erzeugung von Fiktion • Kooperative Spielform • Direkte Kommunikation in der Rolle und Metakommunikation ausserhalb der Rolle • Konfliktstrategien werden geübt • Heterogene Gruppen ergeben produktive Spielsituationen (Andresen, 2011)
Sprachhandlungen im Rollenspiel
Sprachsettings im Unterricht • Setting 1: Sprachanlässe zur Förderung bestimmter sprachlicher Strukturen • Setting 2: wiederkehrende Momente im Tagesablauf, in denen Sprache vorrangig eine Mitteilungsfunktion ausübt • Setting 3: Sprache als Medium zur Vermittlung von Wissen • Setting 4: Sprache mit handlungsbegleitender Funktion, steht nicht im Vordergrund des Geschehens (Hofmann, 2015)
Handlungsorientiertes Lernen (Oerter, 2012) Tätigkeit nicht bewusst Rollenspiel (übergeordneter Gegenstandsbezug) bewusst und Spiel nach Absprache mit Handlung zielgerichtet anderen Kindern Nutzung Erwerb vorhandener neuer Fertigkeiten Fertigkeiten Sprechen, hören (Dialoge Operation nicht bewusst führen), lesen, schreiben, (automatisierte Fertigkeiten) usw.
Rollenspiel und Sprache Sprachentwicklung Rollenspiel - Sprache wird auf höherem - Anspruchslevel des Niveau genutzt als im Alltag Rollenspiels bestimmt auch (Zone der nächsten über Sprachlevel Entwicklung) - Mitspiel von LP regt - Austausch über nicht zusätzlich zu komplexeren vorhandenes Spiel- und Sprachhandlungen an (Kammermeyer et al., 2017)
Metakommunikation Explizite Metakommunikation Implizite Metakommunikation ist einfacher zu bewältigen, stellt die Spielenden vor grössere Anforderungen, • weil die Kinder deutlich markieren, ob sie jeweils ausserhalb oder innerhalb • weil sie gleichzeitig die Spielhandlung des Spielrahmens handeln. weiterentwickeln und die Perspektive ihrer Partner für das Verstehen der • somit werden Orientierungsprobleme fiktiven Bedeutungen antizipieren und Verunsicherungen bezüglich fiktiver müssen und oder realer Bedeutungen vermieden. • weil sie ihre Spielhandlungen und ihre • weil die Kinder ihre Handlung jeweils sprachliche Äusserungen so gestalten nur aus einer Perspektive heraus – der müssen, dass die Partner sie auf ihrer ihrer tatsächlichen oder der ihrer jeweiligen Wissensbasis richtig deuten rollengemässen – planen müssen. können. Das stellt besonders hohe • weil sie Planungs- und kognitive und sprachliche Deutungsprobleme gemeinsam mit den Anforderungen an die Kinder Partnern diskutieren und offen klären können (Andresen, 2005)
Metakommunikation Explizite Metakommunikation Steffi: Ich wach wohl auf und ihr seht hier wohl Tropfen und ich würde entführt werden. Implizite Metakommunikation Zwei 6-jährige Jungen unterhalten sich. Der eine spricht den anderen mit «Herr» an. Dieser korrigiert ihn: «Ich bin eine Frau, das hören Sie doch».
Lehrplan 21
Rollenspiel im Lehrplan 21 freies Spiel S. 46 Spiel- und Lernbegleitung S. 46 Spielmaterial und Lernumgebung S. 46 Fantasie und Kreativität S. 49 Sprache und Kommunikation S. 50
Rollenspiel im Lehrplan 21 Mit Sprache erschliesst und erklärt sich den Kindern die Welt, indem sie ihre Erlebnisse, Erfahrungen und Empfindungen in Worte fassen. Die Sprache spielt bei der Entwicklung des Denkens, der Gestaltung sozialer Kontakte, bei Problemlösungen und beim Erwerb methodischer Kompetenzen und Strategien eine fundamentale Rolle. Um sich auszudrücken nutzen Kinder ein sehr breites Spektrum an Sprach- und Kommunikationsmitteln. Mädchen und Jungen sind aufgefordert, sich in einer Grossgruppe zu äussern; gestalten vielfältige Sprechanlässe wie Absprachen, Erklärungen und Begründungen, Erzählungen, Beschreibungen, Präsentationen, Erlebnisse, Geschichten und Spielsituationen; erweitern ihren Wortschatz und bauen ihre Ausdrucksmöglichkeiten aus; finden musikalisch, gestaltend und in Bewegung weitere Ausdrucksformen.
Rollenspiel im Lehrplan 21 Fachbereich Deutsch D.1 Hören Verstehen in dialogischen Hörsituationen Die Schülerinnen und Schüler können Gesprächen folgen und ihre Aufmerksamkeit zeigen. D.3 Sprechen Dialogisches Sprechen Die Schülerinnen und Schüler können sich aktiv an einem Dialog beteiligen
Rollenspiel im Kindergarten – «In der Arztpraxis» Bildquelle: http://www.kiga-siebengebirge.de/projekt/gesund/bilder/9.jpg
In der Arztpraxis • Beinhaltet mindestens zwei Rollen • Ärztin/Arzt – Patient/Patientin • Ärztin/Arzt – Praxisassistent/Praxisassistentin • Ärztin/Arzt – Laborant/Laborantin • Ärztin/Arzt – Sekretär/Sekretärin
In der Arztpraxis Spielmaterialien unterstützen Handlungen und Dialoge • Arztpraxis: Liege, Pult, Stühle, Tisch mit Instrumenten, Medikamentenschrank, Röntgenapparat … • Labor: Regale, Reagenzgläser, Dosen, Medikamente … • Empfang: Telefon, Schreibmaschine … • Requisiten: Arztkoffer mit Instrumenten / Verbandsmaterial: Pflaster, Binden, Gipsbandage … / Kleider: Arztkittel, Mundschutz, Gummihandschuhe …
In der Arztpraxis Reziproke Handlungen in der Arztpraxis • Sich nach dem Befinden des Patienten erkundigen: „Wie fühlen Sie sich?“ „Haben Sie Schmerzen?“ • Hilfestellungen anbieten: „Ich begleite sie ins Labor“ …. • Anweisungen an Patient geben: „Messen Sie zweimal täglich das Fieber»! ... • Medizinische Anweisungen geben: „Geben Sie dem Patienten eine Spritze!“ „Legen Sie einen Verband an!“ …
Wie kommen Kinder zu solchen Dialogen? • Behandlung des Themas allgemein: • Vorwissen aktivieren alle waren schon beim Arzt • Geschichte erzählen • Szenen nachspielen, Jeux Dramatique • kleines Rollenspiel anbieten • Als LP in neu gestalteter Rollenspiel-Ecke mitspielen • Wortschatzarbeit zu Thema • Gesellschaftsspiele zum Thema • Bildbetrachtungen • Von eigenen Erfahrungen erzählen lassen • ...
Literaturempfehlung
Literaturverzeichnis Andresen, H. (2005). Vom Sprechen zum Schreiben – Sprachentwicklung zwischen dem vierten und siebten Lebensjahr. Stuttgart: Klett Cotta Heimlich, U. (2001). Einführung in die Spielpädagogik: Eine Orientierungshilfe für sozial-, schul- und heilpädagogische Arbeitsfelder (2., überarb. Und erw. Aufl.). Bad Heilfbronn/Obb.: Klinikhardt. Hofmann, B. (2015). Strategien sprachlicher Förderung im Elementarbereich: Befunde aus den Projekten EvaniK und Zwischen. In F. Vogt, C.; Müller, E.; Hildebrandt, L.; Amberg, L. & Dütsch, T. (Eds.), Perspektiven und Potentiale in der Schuleingangsstufe (215-263). S.I.: Waxmann Verlag (Original work published 2015). Kammermeyer, G., Goebel, P., King, S., Lämmerhirt, A., Leber, A., Metz, A., Papillion-Piller, A., Roux, S. (2017). Mit Kindern im Gespräch (Grundschule): Strategien zur Sprachbildung und Sprachförderung von Kindern in der Grundschule. Auer Verlag Largo, R. H., (2019). Babyjahre: Entwicklung und Erziehung in den ersten vier Jahren (vollständig überarbeitete Neuausgabe, ungekürzte Taschenbuchausgabe). Oerter, R. (2012). Lernen en passant: Wie und warum Kinder spielend lernen. Diskurs Kindheits- und Jugendforschung. (4), 389-403.
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