Standpunkt Magazin zur Gesundheitspolitik von Helsana - Januar 2021
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Editorial Mit Fakten Politik machen Inhalt Trotz der Verabschiedung von Donald Trump aus Fakt ist: Die Krankenversicherer äufneten über dem Präsidentenamt bleibt uns ein Phänomen Jahre hohe Reserven an. Bisher fehlte es an Bleiben Sie informiert über das gesundheits- 4 Ohne Fakten keine Integration ganz sicherlich erhalten: Fake News. Fakten Flexibilität, um für die Systemstabilität nicht not- politische Geschehen: EFAS und Pflege scheinen irgendwie in Verruf geraten zu sein. So wendige Reserven zu reduzieren. Reserven sind helsana.ch/de/blog/gesundheitspolitik ein «Fake», sind Fakten doch grundlegend für für die Deckung künftiger Leistungen da. Das BAG unsere Entscheidungsfindung. Im Gesundheits- als Prämiengenehmigungsbehörde will die Regeln 6 Einzelleistungstarif und wesen werden Fakten massgeblich durch Daten nun lockern. Aber wie sollen Reserven abgebaut Pauschalen sind die Lösung und Zahlen geschaffen. Fehlen Fakten, müssen werden, wenn Prämien weiterhin strikt kostende- Massnahmenpaket 1a Kostendämpfung: wir welche schaffen. Denn ohne Fakten werden ckend sein müssen? (Seite 10). Tarifbüro und Pauschalen Entscheidungen rein spekulativ getroffen, was bekanntlich so manches politische Geschäft in die Die Universitätsspitäler CHUV und Basel haben Sackgasse der Fehlregulierung geführt hat. mit Helsana den Gebrauch von Antiepileptika bei Frauen im gebärfähigen Alter untersucht. Kinder, 8 Mehr Gewissheit durch Ob die Integration der Pflege in EFAS die beste die im Bauch ihrer Mütter dem Epilepsie-Wirkstoff Forschung Option für deren zukünftige Finanzierung ist, Valproat ausgesetzt sind, können körperliche Studie zu Epilepsie-Medikament kann heute nicht abschliessend beurteilt werden. und geistige Beeinträchtigungen davontragen. Impressum Eine Studie im Auftrag des Bundes kommt zum Im Schnitt nehmen heute noch 15 Schwangere Herausgeber: Schluss: Die heutigen Kosten für den Pflegesektor diesen Wirkstoff ein, obwohl hinlänglich bekannt Helsana-Gruppe sind sehr intransparent. Bevor man die Frage ist, wie gefahrenvoll er für ihr Kind ist. Die Studien- Gesundheitspolitik 10 Mit Reserven nachhaltig klären kann, muss erstmal Klarheit geschaffen autorinnen halten fest: Nur ein Teil der Frauen, die Postfach Prämien dämpfen werden. Daher sollten wir uns gut überlegen, ob Valproat erhalten, sind zwingend darauf angewie- 8081 Zürich KVAV-Änderung: Freiwilliger Abbau von eine möglichst schnelle, allein politisch motivierte sen (Seite 8). Reserven in der OKP Integration das Richtige ist. Helsana fordert Telefon +41 58 340 12 12 solange die Beibehaltung der aktuell gültigen Zu viel ist zu viel, gilt auch beim Hype-Thema standpunkt@helsana.ch Pflegefinanzierung (Seite 4). schlechthin Vitamin-D. Viele Patienten lassen re- helsana.ch/standpunkt gelmässig ihren Vitamin-D-Spiegel beim Arzt be- 12 Alle Jahre wieder: Der grosse Braucht es eine neue ambulante Tariforganisation stimmen. Gemäss medizinischer Fachliteratur ist Der «Standpunkt» wird viermal jährlich in Hype um «Vitamin D» oder national einheitliche und für alle verbindliche jedoch sowohl das Testen als auch die Einnahme Deutsch und Französisch herausgegeben. Pauschaltarife im ambulanten Sektor? Die beiden unnötig. Eine Helsana-Studie zeigt eine paradoxe Empfänger sind Personen, die sich mit gesund- Studie zu Vitamin-D-Tests Räte sind sich uneinig. Versicherer vereinbaren Zunahme an abgerechneten Labortests. Helsana heitspolitischen Fragen beschäftigen. seit Jahren erfolgreich mit den Leistungserbrin- fordert vom Bund, die Vergütung dieser Leistung gern Pauschalen. Ob Pauschalen die richtige aus der Grundversicherung zu limitieren (Seite 12). Redaktion: Vergütungsform sind, hängt von zahlreichen Fak- Can Arikan, Dragana Glavic-Johansen, toren ab. Eins steht aber nach wie vor fest: Ohne Ich wünsche eine anregende Lektüre. Wolfram Strüwe Einzelleistungstarif geht es nicht. Mit dem Tardoc liegt ein neuer Tarif vor, den der Bundesrat auf Wolfram Strüwe Redaktionsschluss: 2022 in Kraft setzen muss (Seite 6). Leiter Gesundheitspolitik Dezember 2020
EFAS und Pflege Pflegekostenanteile an EFAS existiert heute muss vorausschauend agieren und auf ausrei- nicht. Ohne detaillierte Kostendaten werden Ta- chender Datenbasis entscheiden. rifverhandlungen scheitern; wieder müssten die Gerichte entscheiden, wieviel die Prämienzahler Der Bundesrat muss weiterhin die politische Ver- in der Pflege zu finanzieren haben. antwortung für die Pflegebeiträge tragen. Fünf Jahre nach Einführung von EFAS soll geprüft Integration der Pflege in EFAS vertagen werden, ob die Grundlagen für die Integration Die Arbeiten an EFAS und der Weiterentwicklung der Pflege gegeben sind. Dies könnte im Sinne der Pflegefinanzierung müssen unabhängig von- eines Kompromisses als «Option unter Auflagen» Ohne Fakten keine Integration einander vorangetrieben werden. Es braucht kei- ne Integration der Pflege für die Umsetzung von gelten. Die Tarifpartner hätten genügend Zeit, um einen nationalen Pflegetarif zu entwickeln. EFAS. Umgekehrt braucht es auch keine EFAS für Will dann die Politik den Pflegesektor ebenfalls die Weiterentwicklung der Pflegefinanzierung. EFAS unterstellen, sind die Voraussetzungen für eine sachgerechte differenzierte Umsetzung Fakt ist: Ob die Integration der Pflege in EFAS geschaffen. Eine Integration der Pflege in EFAS die beste Option für die Zukunft ist, kann heute ohne etappiertes Vorgehen und ohne eine seriöse nicht abschliessend beurteilt werden. Von einer und umfassende Vorbereitungsphase lehnen wir möglichst schnellen, allein politisch motivierten entschieden ab. ‹ Helsana fordert die Beibehaltung der aktuell Kantone fordern Integration der Pflege Integration ist demnach abzusehen. Die Politik gültigen Pflegefinanzierung. Es braucht keine in EFAS-Reform Integration der Pflege für die Umsetzung der Anders bei den Kantonen: Sie sind für die so- einheitlichen Finanzierung von ambulant und genannte Restfinanzierung zuständig, d.h. für stationär (EFAS). Umgekehrt braucht es auch die Differenz zwischen Vollkosten abzüglich Pflege-Reformvorschläge im Überblick keine EFAS für die Weiterentwicklung der Pfle- Pflegebeiträgen der OKP und der Versicherten. gefinanzierung. Der Entscheid, ob die Pflege Die Kantone definieren dabei, wie hoch die Voll- Der Bundesrat untersuchte in seinem Bericht 2 die Finanzierung des Gesundheitswesens bis Annette Jamieson EFAS unterstellt wird, muss vertagt werden. kosten der Pflege sind. «In der Folge» steigen 2030 auf Basis verschiedener Finanzierungsregimes der Pflege. Resultat: Die Beibehaltung der Ökonomie & Politik Ohne etappiertes Vorgehen und ohne seriöse die Pflegekosten für Kantone und Gemeinden, aktuell gültigen Pflegefinanzierung verbunden mit der Einführung von EFAS für ambulant und Vorbereitungsphase drohen Rechtsstreitigkei- weil sie nicht nur die Mengenentwicklung (mehr stationär ist die günstigste Variante für die Prämienzahler (+ CHF 11.3 Mia. pro Jahr 2016 bis ten. Nachfrage durch mehr Klienten bzw. höhere 2030). Dies ist jedoch gleichzeitig für die Kantone die teuerste Variante (+ CHF 4.7 Mia.). Pflegebedürftigkeit / Komplexität) mittragen, Die Pflege fand 1996 mit dem KVG Eingang in sondern auch die steigenden Vollkosten der Pfle- Was sind die Folgen verschiedener aktuell diskutierter Reformvorschläge für die OKP? Neben die obligatorische Grundversicherung (OKP). Die geleistungen (Löhne, Material etc.) finanzieren der Forderung nach Einbezug der Pflege in EFAS (Postulat 19.3002 der SGK-NR: Pflege und ein- Leistungserbringer des Pflegesektors waren müssen. heitliche Finanzierung der Leistungen im ambulanten und stationären Bereich) untersucht der jedoch nicht in der Lage, die Anforderungen für Bericht des Bundesrates einen zweiten Vorstoss derselben Kommission, wonach sich Kantone Tarifverhandlungen gemäss Gesetz zu erfüllen: Die Kantone fordern nun in der Debatte um die und Krankenversicherer gleichmässig an den Kostensteigerungen in der Pflege beteiligen sollen Fehlende Kostendaten führten zu zahlreichen einheitliche Finanzierung von ambulanten und (Postulat 16.3352, Gleichmässige Finanzierung der Kostensteigerung bei den Pflegeleistungen gescheiterten Tarifverhandlungen, Tariffestset- stationären Leistungen (EFAS), dass die Pflege in durch alle Kostenträger). Heute beteiligt sich die OKP mit fixen, durch den Bundesrat festgeleg- zungen durch die Kantone und Rechtsverfahren. die Reform integriert wird. ten Beiträgen an den Kosten der Pflege, während die Kantone durch die Restfinanzierung das Risiko von Mehrkosten tragen. Mit der Neuordnung der Pflegefinanzierung ab Ernüchterung bei Kostentransparenz der 2011 hat das Parlament die Zuständigkeit für Pflegefinanzierung Bezüglich Kostenfolgen für Kantone und Versicherer sind gemäss Bundesrat beide Forderungen die Vergütung der Pflege durch die Krankenver- Eine Studie im Auftrag des Bundes untersuchte 1 gleichwertig: EFAS mit Einbezug der Pflege und EFAS ohne Pflege, aber mit regelmässiger An- sicherer dem Bundesrat übertragen. Fakt ist, ob die Grundlagen für einen Einbezug der Pflege passung der Beiträge durch den Bundesrat, bedeuten 42% Mehrkosten für die Kantone (+4.1 dass die Neuordnung der Pflegefinanzierung in EFAS gegeben sind. Das Resultat ist ernüch- Mia.) bzw. die OKP (+11.9 Mia.). das Ziel einer Kostenstabilisierung in der OKP ternd: Aufgrund der kantonal unterschiedlichen vollumfänglich erreicht hat. Die OKP beteiligt Ausgestaltung der Restfinanzierung ist man in Der Bundesrat empfiehlt die Integration der Pflege in EFAS, sollte sich das Parlament für die sich an den – vor allem in der ambulanten Pfle- Sachen Kostentransparenz und Einheitlichkeit Einführung von EFAS entscheiden. Lehnt das Parlament EFAS im ambulanten und stationären ge – steigenden Kosten mittels Beiträgen (pro nur wenig vorangekommen. Eine grobe Ab- Bereich ab, soll an der bisherigen Pflegefinanzierung festgehalten werden. Stunde Spitexpflege bzw. pro Tag im Pflegeheim). schätzung der Kosten des Pflegesektors wäre Diese Beiträge sind durch den Bundesrat fixiert, erst in ca. 2 Jahren möglich, eine fundierte Kostensteigerungen hängen hauptsächlich von Berechnungsbasis kann frühestens in 5 Jahren 2 Pflegefinanzierung: Integration in eine einheitliche Finanzierung oder Anpassung der OKP-Beiträge an die Kostenent- der Mengenentwicklung ab. vorliegen. Die Datenbasis zur Bestimmung der wicklung. Bericht des Bundesrates in Erfüllung der Postulate 16.3352 SGK-NR vom 13. Mai 2016 / 19..3002 SGK-NR vom 24. Januar 2019 1 Polynomics / HSLU (2020): Integration der Pflege in eine einheitliche Finanzierung. Olten, Luzern: Polynomics, Hochschule www.bag.admin.ch/bag/de/home/das-bag/publikationen/bundesratsberichte Luzern. www.bag.admin.ch/bag/de/home/das-bag/publikationen/bundesratsberichte 4 5
Massnahmenpaket 1a Kostendämpfung: Tarifbüro und Pauschalen «Pauschalen sind im Einzelfall nie eine gerechte Vergütungsform, weil sich ihre Kalkulation am Durchschnitt orientiert. Ohne Einzelleistungstarif geht es nicht. » Einzelleistungstarif und Pauschalen sind die Lösung Geht es um die Etablierung einer neuen ambu- Rolle spielen. Matchentscheidend wird sein, Pauschalen bedingen sachgerechten kommt hinzu: Pauschalen sind im Einzelfall nie lanten Tariforganisation oder um national ein- dass die Tarifpartner gleichberechtigt in der Einzelleistungstarif eine gerechte Vergütungsform, weil sich ihre heitliche und für alle verbindliche Pauschalta- Organisation vertreten sind, denn nur so ist Seit Jahren wenden die Tarifpartner diese Kalkulation am Durchschnitt orientiert. Dies rife im ambulanten Bereich – die beiden Räte sichergestellt, dass Tarifstrukturen umfas- Tarifierungsmöglichkeit an und vereinbaren liesse sich vielleicht durch sehr differenzierte sind sich uneinig. Der Nationalrat beharrt auf send getragen werden. Die direkt betroffenen erfolgreich mit den Leistungserbringern die Pauschalen vermeiden, aber dann ist man landesweit gültigen Pauschalen. Heute kön- Akteure dürfen nicht übersteuert werden, dies unterschiedlichsten Pauschalen. Und zwar sehr schnell wieder beim Einzelleistungstarif. nen sie freiwillig national, aber auch regional würde eine Kehrtwende im KVG bedeuten und überall dort, wo Pauschalen sinnvoll sind. Vor Die gesetzliche Pauschalierungsvorschrift Mathias Früh durch die Tarifpartner festgelegt werden. die Zentralisierung von Aufgaben auf Bundes- allem bei gut standardisierten Behandlungen im stationären Bereich funktioniert nur, weil Leiter Ökonomie & Politik ebene weiter vorantreiben. Zudem soll die oder operativen Eingriffen erweisen sich die Spitäler viele Patienten haben, so dass Ziel der aktuell im Parlament diskutierten subsidiäre Kompetenz des Bundesrates nur im Pauschalen als vorteilhaft. Der administrative sich Minder- und Mehrerträge der Einzelfälle Massnahmenpakete zur Kostendämpfung Falle, wenn eine Organisation fehlt oder nicht Aufwand reduziert sich, was kostendämpfend ausgleichen. Das ist wie beim Versicherungs- ist die Entwicklung der Kosten zu Lasten der den gesetzlichen Anforderungen entspricht, wirkt. Dennoch: Ohne Einzelleistungstarif geht prinzip, welches nur mit dem Gesetz der Grundversicherung (OKP) einzudämmen und zum Zuge kommen. es nicht. Zum einen lässt sich die Mehrheit der grossen Zahlen funktioniert. Aber wie ist das auf diese Weise den Anstieg der Prämien zu ambulanten Behandlungen, sei es wegen unter- in einer einzelnen Arztpraxis mit nur wenigen stabilisieren. Unter anderem soll der Kosten- Die gesetzliche Fixierung eines Tarifbüros zur schiedlicher regionaler Versorgungsstrukturen Patienten? Unter anderem deshalb gibt es anstieg im ambulanten Bereich durch eine Auflösung der Blockade ist daher konsequent. oder weil sie nicht standardisierbar sind, nicht nirgends allein pauschale Vergütungsformen neue Tariforganisation für ärztliche Leistungen Das Tarifbüro soll sich aber schwerpunkt- pauschalieren. Allein die beiden Tarmed-Ka- im ambulanten Bereich.1 Die Forderung, ambu- sowie national einheitliche und für alle verbind- mässig um die Weiterentwicklung der Einzel- pitel «Grundleistungen» sowie «ärztliche und lante Pauschalen seien schweizweit einheitlich liche Pauschaltarife gebremst werden (MP1a). leitungstarifstruktur für ärztliche Leistungen delegierte Psychotherapie» machen mehr als festzulegen und sollten die dominierende kümmern. Aufbauend auf dieser Grundlage 50 Prozent des Tarmed-Volumens aus. Dies Vergütungsform sein, ist nicht zielführend, ist Unbestritten ist: Es besteht grosser Revisions- können die Tarifpartner – wo sinnvoll – weiter- sind vornehmlich Zeitleistungen, keine Hand- sogar schädlich. Dies gilt auch für Bestrebun- bedarf beim heute gültigen Arzttarif Tarmed. führende Tarife wie Pauschalen vereinbaren. lungsleistungen. Zum anderen ist eine aktuelle gen, zwei Tarifstrukturen für den ambulanten Seit seiner Einführung im Jahr 2004 wurde Ob die Pauschalen auch von der Tariforgani- Kostenstruktur in Form eines sachgerechten Bereich vorzuschreiben, und zwar eine für keine umfassende Revision der Tarifstruktur sation zu entwickeln sind, kann getrost den Einzelleistungstarifs eine zwingende Grund- Einzelleistungen und eine für Pauschalen. vorgenommen. Es fehlte eine funktionierende Tarifpartnern überlassen werden. Sie wissen lage für die Entwicklung von Pauschalen. Tariforganisation der Tarifpartner zur Pflege des am besten, welche Leistungen sich überhaupt Es reicht voll und ganz, wenn eine Tariforgani- Tarifwerkes. Verhandlungsblockaden und Veto- pauschalieren lassen. Die Basis hierfür ist be- Pauschalen ja, aber Achtung! sation gesetzlich fixiert wird. Diese, versehen rechte der Tarifpartner (Versicherer und Leis- reits geschaffen: Der neue Einzelleistungstarif Pauschalen zu «bauen» ist ein komplexes mit einer guten Governance, wird dafür sorgen, tungserbringer) haben die Weiterentwicklung Tardoc wurde beim Bundesrat mit dem Ziel zur Unterfangen: Sind sie nicht sachgerecht, bil- dass ein stets aktueller Einzelleistungstarif in in der Vergangenheit verhindert. Das Resultat: Genehmigung eingereicht, dass er auf 2022 den sie die konkrete Versorgungssituation in jenen Bereichen Anwendung findet, in denen Über- oder Unterbewertung von Leistungen und den Tarmed ablöst. Entwickelt und gepflegt der Arztpraxis nicht ab. Sind sie auch noch zu eine Pauschalierung nicht sinnvoll ist. ‹ Fehlanreize in der Versorgung der Patienten. wird der Tardoc von der Tariforganisation ats- tief bemessen, ist dies ein fataler Fehlanreiz tms AG, die von den Tarifpartnern curafutura, für eine nicht adäquaten Versorgung der Pa- Tarife sind Sache der Tarifpartner FMH, Spitalverband H+ und Medizinal-Tarif- tientinnen und Patiente. Und ein dritter Aspekt Tarife sind seit jeher Sache der Tarifpartner. Kommission UVG dafür geschaffen wurde. Der Bund sollte nur eine untergeordnete 1 Srivastava, D., Mueller, M., Hewlett, E.: Better Ways to pay for Health Care, OECD Health Policy Studies, 2016 6 7
Studie zu Epilepise-Medikament schaft nicht angewendet werden soll», erklärt eigenen Land und damit assoziierte Risiken zu Dr. Julia Spoendlin. Dies wälze das Problem überwachen. «Ich hoffe, dass wir mit unserer leider nur auf die behandelnde Ärztin oder Studie den Nutzen solcher Studien aufzeigen den Arzt bzw. Apothekerin oder Apotheker ab. konnten und wir in der Schweiz vermehrt den Gerade in Industrienationen wie der Schweiz Gebrauch von Arzneimitteln untersuchen. steige das Durchschnittsalter der werdenden Schlussendlich lassen sich Probleme erst dann Mütter an und damit nehme die Häufigkeit von lösen, wenn man sie kennt», schlussfolgert Dr. vorbestehenden chronischen Erkrankungen Julia Spoendlin. wie z.B. Diabetes, Bluthochdruck oder ent- Mehr Gewissheit durch Forschung zündlichen rheumatischen Erkrankungen zu. «Diese Krankheiten müssen therapiert werden, Abrechnungsdaten sind repräsentativ, beinhalten aber keine Diagnosen denn auch eine unbehandelte Erkrankung birgt Dabei gelten Abrechnungsdaten als etablierte ein grosses Risiko für das Ungeborene. Deshalb Datenquellen zur Evaluation der Arzneimittel- sind Studien zum Gebrauch von Arzneimitteln sicherheit, da sie die Bezüge von Patienten während der Schwangerschaft essentiell.», sowie allfällige Komplikationen aufzeigen. «Es hält Prof. Alice Panchaud fest. Langfristig sei ist erfreulich zu sehen, dass die Datenquali- es wünschenswert, dass die Arzneimittelsi- tät sehr gut ist. Ich war auch sehr froh, dass cherheit während der Schwangerschaft bereits wir bei der Auswertung auf das Knowhow der Die Universitätsspitäler CHUV und Basel haben anfallsfrei sind», erklärt Prof. Alice Panchaud. vor Marktzulassung eines Arzneimittels besser Analystin der Helsana Gesundheitswissen- mit Helsana den Gebrauch von Antiepileptika Die Studie hat gezeigt, dass der Gebrauch von untersucht würde. schaften zurückgreifen konnten», betont Dr. bei Frauen im gebärfähigen Alter untersucht. Valproat bei Frauen im gebärfähigen Alter in Julia Spoendlin. Der grosse Vorteil an Abrech- Kinder, die im Bauch ihrer Mütter dem Wirk- der Schweiz vergleichbar ist mit anderen euro- nungsdaten ist, dass sie repräsentativ sind für stoff Valproat ausgesetzt sind, können körper- päischen Ländern. «Valproat wird während der die Schweizer Bevölkerung, was bei Umfragen liche und geistige Beeinträchtigungen davon- Schwangerschaft in der Schweiz sogar eher «3400 Frauen im gebärfähigen oder spezifischen Patientenregistern meist PD Dr. Eva Blozik MPH tragen. Die Studienautorinnen halten fest: Nur weniger oft eingenommen als in vielen anderen Alter nehmen Valproat ein. Valproat nicht der Fall ist. Ein Knackpunkt am Schweizer ein Teil der Frauen, die Valproat erhalten, sind Europäischen Ländern – zum Beispiel unseren System sei hingegen, dass es viele auch kleine- sollte mindestens ein Jahr vor Leiterin Gesundheits- wissenschaften zwingend darauf angewiesen. Nachbarländern Frankreich oder Italien», hält re Krankenversicherer gibt und somit nur einen Mit der gemeinsamen Studie zu Antiepilep- Studienautorin Dr. Julia Spoendlin fest und betont dennoch: «Valproat wird auch in der Eintritt einer Schwangerschaft abge- Teil der Bevölkerung abgebildet ist, wodurch die Fallzahlen teilweise klein werden. «Zudem tika bei Frauen im gebärfähigen Alter und Schweiz häufiger verschrieben als absolut not- setzt werden, um Fehlbildungen werden Diagnosen im ambulanten Bereich oder Schwangeren haben die Studienautorinnen wendig.» In einem nächsten Schritt sei es nun auch Lebensstilfaktoren nicht erfasst, was Prof. Alice Panchaud, klinische Pharmazeutin wichtig, die Gründe für solche Verschreibungen von Föten zu verhindern. » natürlich für Studien wie unsere interessant und Studienleiterin, Universität Bern, und Dr. bei jungen Frauen gründlich zu untersuchen. wäre», fügt Prof. Alice Panchaud an. Julia Spoendlin, Pharmako-Epidemiologin und Ein wichtiger Schritt wurde im 2018 vollbracht, Prof. Alice Panchaud klinische Pharmazeutin am Universitätsspital als in der Schweiz ein Schwangerschafts-Prä- … und wird nicht flächendeckend «Wir forschen für einen sicheren Umgang Professorin für Basel, erstmals eine zuverlässige Analyse zur ventions-Programm für Frauen unter Valproat- monitorisiert mit Arzneimitteln in der Schwangerschaft» Grundversorgung Pharmazie, klinische Arzneimittelsicherheit vorgelegt. Helsana hat Therapie eingeführt wurde. Pharmazeutin Dr. Julia Spoendlin wundert «Wir arbeiten zurzeit noch an weiteren Studien, Pharmazeutin, die Datengrundlage für die Studie geschaffen. sich, dass die Schweiz bis anhin keinen Fokus in welchen wir den Gebrauch von anderen Universität Bern Im Gespräch mit Dr. Eva Blozik, Leiterin Ge- Arzneimittelsicherheit bei Schwangeren auf elektronische Datenbanken gesetzt hat Arzneimitteln zur Behandlung von akuten sundheitswissenschaften Helsana, ordnen sie ist zu wenig erforscht … und somit der Gebrauch von kritischen Medika- und chronischen Erkrankungen während der die aktuellen Studienergebnisse ein. Jedes Arzneimittel birgt Risiken, welche menten bei vulnerablen Patienten weitgehend Schwangerschaft untersuchen», gibt Prof. Alice gegen den möglichen Nutzen einer Therapie unbekannt ist: «Viele andere westeuropäische Panchaud preis. Bis jetzt gibt es nur sehr wenig Epilepsie-Medikament birgt Gefahren abgewogen werden müssen. Gerade während und nordamerikanische Länder haben das Daten, die repräsentativ darstellen, welche für Kinder der Schwangerschaft ist diese Abwägung Potential solcher Datenbanken erkannt und Medikamente in der Schweiz von schwangeren «Valproat hat schwere teratogene Effekte auf doppelt wichtig, da potentiell nicht nur die verwenden diese seit Jahrzehnten, um den Frauen und auch generell angewendet werden. ein Ungeborenes. Es ist absolut notwendig, Mutter, sondern auch das ungeborene Kind nationalen Gebrauch von Arzneimitteln routi- «Wir wollen dazu eine Evidenzgrundlage schaf- Dr. Julia Spoendlin diese Frauen eingehend über die damit verbun- geschädigt werden kann. Im klinischen Alltag nemässig zu monitorisieren. «In vielen anderen fen. Nur wenn wir wissen, welche Arzneimittel Pharmako-Epidemio- denen Risiken aufzuklären», sagt die klinische ist diese Abwägung oft sehr schwierig, da für Ländern (z.B. USA, Kanada, Frankreich, Skan- während der Schwangerschaft verschrieben login und klinische Pharmazeutin, Uni- Pharmazeutin und Studienleiterin Prof. Alice viele Arzneimittel die Daten bezüglich Sicher- dinavien, Holland) werden solche Datensamm- werden, können wir mögliche Sicherheitsbe- versitätsspital Basel Panchaud. Im klinischen Alltag ist die Thera- heit während der Schwangerschaft fehlen. lungen auch von staatlicher Seite gefördert und denken adäquat diskutieren», schlussfolgert pie von Krankheiten oft komplex. Daher hat «Schwangere Frauen werden meist katego- verwendet, um den Arzneimittelgebrauch im Dr. Julia Spoendlin. ‹ Valproat nach wie vor einen hohen Stellenwert risch aus klinischen Studien ausgeschlossen. Spoendlin, Julia & Blozik, Eva & Graber, Sereina & Rauch, Marlene & Marxer, Carole & Regg, Stephan & Meier, Christoph & in der Therapie von Epilepsien, und es gibt In der Fachinformation von fast jedem Medika- Winterfeld, U. & Panchaud, Alice. (2021). Use of valproate in pregnancy and in women of childbearing age between 2014 and 2018 Patientinnen, die nur mit Hilfe von Valproat ment steht, dass es während der Schwanger- in Switzerland: a retrospective analysis of Swiss healthcare claims data. Swiss Medical Weekly. 10.4414/smw.2021.20386. 8 9
KVAV-Änderung: Freiwilliger Abbau von Reserven in der OKP Solvenzquote in der Grundversicherung 250% 200% Solvenzquote KVG-ST 150% 100% Mit Reserven nachhaltig 50% Prämien dämpfen 0% 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 Die Reserven in der OKP sind hoch. Helsana befürwortet einen Abbau übermässiger Reserven; Quelle: Statistik OKP 2019 Momentan fehlt es an Flexibilität, um für die immer wieder vor, dass das BAG Versicherern Prämienzahlern und niemandem anders. Daher Anpassung um dieses Instrument ergänzt Systemstabilität nicht notwendige Reserven die eingereichten Prämien nach oben korri- dürfen sie nur für Leistungen und Behandlun- wird. Dies setzt weder die Solvenz einzelner in der Grundversicherung zu reduzieren. Die- gierte. Im Nachgang stellte sich dann häufig gen eingesetzt werden, für welche die Mittel Krankenversicherer noch die Stabilität des se sind zweckgebunden und für die Deckung heraus, dass die Ausgaben in der Realität ursprünglich erhoben wurden. Alles andere Gesamtsystems aufs Spiel. Und viel wichtiger: künftiger Grundversicherungsleistungen da. doch tiefer waren und die Versicherten zu viel wäre eine Zweckentfremdung von Prämien- Die nicht kostendeckende Prämienkalkulation Das BAG als Prämiengenehmigungsbehörde bezahlt haben. Solche Prämienüberschüsse geldern. bei übermässiger Reservesituation vermag den sollte auch Prämien genehmigen können, die fliessen in die Reserven der Krankenversiche- Prämienanstieg zu dämpfen. ‹ zwecks Reserveabbau unter den erwarteten rer und bleiben für die Versicherten erhalten. Flexibilisierung der Reserveverwendung mit- Manuel Elmiger Ökonomie & Politik Kosten kalkuliert wurden. tels nicht kostendeckender Prämien Reserven stellen Solvenz und Im Interesse der Versicherten möchte der Die Krankenversicherer müssen jeden Som- Systemstabilität sicher Bund nun die Rahmenbedingungen anpassen, mer beim Bundesamt für Gesundheit (BAG) Die Reserven tragen dazu bei, im Falle eines um Reserven abzubauen. Die Änderung der ihre Prämien fürs Folgejahr zur Genehmigung ausserordentlichen Ereignisses die Solvenz Krankenversicherungsaufsichtsverordnung einreichen. Das BAG entscheidet in Verhand- der Krankenversicherer zu garantieren und (KVAV, vgl. Box) ist zu begrüssen. Die Reserve- lungen mit jedem Krankenversicherer einzeln sicherzustellen, dass sämtliche Leistungen anforderungen werden reduziert, rechtliche über die Prämienhöhe, welche sich je nach weiterhin finanziert werden können. Die so- Unklarheiten zum Reserveabbau geklärt und Kanton, Versicherungsmodell und Alterskate- genannte Solvenzquote des KVG-Solvenztests der Spielraum erhöht, um zu hohe Reserven Vernehmlassung Änderung gorie unterscheidet. Das Resultat wird jeweils (KVG-ST) eines Versicherers darf darum nicht abzubauen. Wichtig dabei ist, dass die Versi- Krankenversicherungsauf- Ende September an einer Medienkonferenz unter 100% fallen. Dieser Indikator berücksich- cherungsgesellschaften freiwillig und anhand sichtsverordnung (KVAV) durch den Bundesrat verkündet. Vereinfacht tigt individuelle Versicherungs-, Markt- und unternehmerischer Kriterien unter Einhaltung Am 18. September 2020 eröffnete der Bun- dargestellt, werden die Prämien anhand der er- Kreditrisiken. Das BAG darf heute nur kosten- der Solvenzvorschriften entscheiden können. desrat die Vernehmlassung zur Änderung warteten Kosten für das kommende Jahr fest- deckende Prämien genehmigen. Um diese Vor- Neben einer Gutschrift an die Versicherten der KVAV mit Frist bis zum 18. Dezember gelegt. Diese Schätzung hängt massgeblich gabe zu erfüllen, insbesondere aber auch um zu ist auch ein Abbauplan mit kostendeckenden, 2020. Die Vorlage enthält unter anderem von der erwarteten Kostenentwicklung sowie gewährleisten, dass das Gesamtsystem nicht aber knapp kalkulierten Prämien vorgesehen. eine Änderung von Art. 26 KVAV mit Vor- der Einschätzung über die Zusammensetzung unterfinanziert wird, ist es bei der Prämien- Aber wie sollen Reserven abgebaut werden, schlägen zur Erleichterung des freiwilligen und Morbidität des potenziellen Versicherten- genehmigung nachvollziehbar zurückhaltend, wenn Prämien weiterhin strikt kostendeckend Abbaus von Reserven und des Ausgleiches bestandes und damit der künftigen Ausgaben wenn es darum geht, die Prämien möglichst sein müssen? von zu hohen Prämieneinnahmen. Ausser- sowie den zu erwartenden Kapitalrenditen an nahe an den erwarteten Kosten anzusetzen. dem werden zwei neue Artikel (Art. 30a den Finanzmärkten ab. So liegen die Prämien oft zu hoch und die Auch noch so knapp kalkulierte kostendecken- und 30b E-KVAV) vorgeschlagen, welche Krankenversicherer sitzen folglich auf einem de Prämien lassen keinen Abbau zu, denn sie definieren, wann die Prämieneinnahmen Zähes Ringen um die «korrekte» Prämie Reserveberg, welcher für die Systemstabilität müssen ja immerzu kostendeckend sein! Im gemäss Art. 17, Abs. 1 KVAG deutlich über Divergierende Ansichten im Prämienprozess nicht zwingend notwendig ist (vgl. Grafik). Da- eingangs erwähnten Prämienprozess sollten den kumulierten Kosten liegen. Helsana zwischen BAG und Krankenversicherer bezüg- rum wird auch regelmässig von übermässigen also neben den erwarteten Ausgaben auch fordert, dass durch den massvollen Einsatz lich kostendeckender Prämien gehören natur- Reserven gesprochen und es gibt immer wieder prämiendämpfende Reserveauflösungen be- von Reservemitteln die Prämien langfristig gemäss zur Tagesordnung. Die Verhandlungen Abbauforderungen aus Gesellschaft und Poli- rücksichtigt werden. Helsana fordert daher stabilisiert werden können. verlaufen oft zäh. In den letzten Jahren kam es tik. Reserven sind Prämiengelder, gehören den im Namen ihrer Versicherten, dass die KVAV- 10 11
Studie zu Vitamin-D-Tests Alle Jahre wieder: Der grosse Hype um «Vitamin D» Viele Patienten lassen regelmässig ihren Vita- salität zwischen dem Vitamin-D-Spiegel und dem min-D-Spiegel beim Arzt bestimmen. Gemäss Schweregrad des Covid-19-Verlaufs nachweisen medizinischer Fachliteratur ist jedoch sowohl konnte. Vor diesem Hintergrund untersuchte das Testen als auch die Einnahme meist unnö- Helsana in einer Studie, ob sich diese wissen- tig. Eine Helsana-Studie zeigt eine paradoxe schaftliche Erkenntnis in der realen Versorgung Zunahme an abgerechneten Labortests. durchgesetzt hat. Dr. Carola A. Huber Vitamin D ist elementar für die Knochengesund- Vitamin-D-Tests haben sich in den MPH Gesundheitswissen- heit und den Muskelaufbau des Menschen. Da letzten Jahren verdreifacht schaften der Körper den Grossteil des benötigten Vitamin Es zeigt sich anhand von Abrechnungsdaten von D mithilfe von Sonnenlicht selbst bildet, kann der circa 1 Mio. Helsana-Versicherten: Das Testen von Blutspiegel des Vitamin D in den Wintermonaten Vitamin-D hat innerhalb von sieben Jahren mas- unter den Referenzwert des BAGs von 50 nmo/l siv zugenommen. Während im Jahr 2012 noch 7% fallen. Bei diesem Wert handelt es sich jedoch der Personen einen Vitamin-D-Test durchführen lediglich um einen vom BAG empfohlenen Jahres- liessen, waren es im Jahr 2018 bereits 20%. Jeder durchschnittswert (Sommer/Winter), welcher in fünfte Versicherte von Helsana hat einen solchen der Wissenschaft nicht einheitlich als «Mangel- Test durchführen lassen, interessanterweise zustand» definiert ist. Es stellt sich also die gehörte die Mehrheit von ihnen gar nicht zur al- Frage, wann Vitamin-D-Präparate eingenommen tersbedingten Risikogruppe. Zudem wurde jeder Abkürzungen: BAG: Bundesamt werden sollen. fünfte Patient mit mind. einem Vitamin-D-Test für Gesundheit innerhalb eines Jahres sogar mehrfach getestet. nmo/l: Nanomol pro Liter Keine Evidenz für Vitamin-D-Einnahme Die Ergebnisse geben deutliche Hinweise auf eine WZW: Wirksamkeit, Die aktuellen wissenschaftlichen Studien ziehen massive Überversorgung der breiten Bevölkerung Zweckmässigkeit und ein eindeutiges Fazit zu «Vitamin D»: Weder die in diesem Bereich. Für uns als Krankenversicherer Wirtschaftlichkeit Vitamin-D-Supplementierung noch das Testen stellt sich vor allem die Frage, weshalb dieser Test Referenz: auf Vitamin D stiften in den allermeisten Fällen weiterhin so verbreitet ist und vergütet werden Huber CA, Nagler M, Rosemann T, einen gesundheitlichen Nutzen! Mit Ausnahme muss, ein Test, der nachweislich nicht die gesetz- Blozik E, Näpflin M, von wenigen Risikogruppen (z.B. Säuglinge, lich geforderten WZW-Kriterien erfüllt. Auch ein Markun S. Trends Senioren) zeigten gross angelegte und in medizi- Bericht im Rahmen des Health Technology As- in Micronutrient Laboratory Testing in nisch renommierten Fachmagazinen publizierte sessment vom Bundesamt für Gesundheit konnte Studien, dass die Einnahme von Vitamin-D-Prä- den Nutzen des generellen Vitamin-D-Screenings HEL-01705-de-0121-0017-44307 Switzerland: A 7-Year Retrospective paraten keinen Einfluss auf die Entwicklung von nicht bestätigen. Es liegt am Bund die Vergütung Analysis of Healthcare Claims Herzkreislauferkrankungen, Krebs, Knochenbrü- dieser Leistung aus der Grundversicherung zu Data. Int J Gen Med chen und Depressionen hatte. Auch anlässlich limitieren. Hübscher Nebeneffekt für die Prä- 2020;13:1341-1348 der aktuellen SARS-CoV-2-Diskussion sei darauf mienzahlenden: Der betroffene Kostenblock von hingewiesen, dass bislang keine Studie die Kau- CHF 90 Mio. würde kleiner. ‹ 12
Sie können auch lesen