STELLDICHEIN! Münchner Operngespräche #2 - Bayerische ...

 
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STELLDICHEIN!
Münchner Operngespräche #2

Musik von Benjamin Britten im Dialog mit Texten von Kate Tempest

Musikalische Leitung Chor           Michael Roth
Idee			                             Katharina Ortmann
Konzeption und Umsetzung            Corinna Jarosch

Samstag, 5. März 2022               Beginn 19.30 Uhr
Markuskirche München

Eine Kooperation der Bayerischen Staatsoper
mit der Markuskirche und der Theaterakademie August Everding


Spielzeit 2021 – 22
Bayerische Staatsoper
BESETZUNG

Sopran		               Eliza Boom
Bariton 		             Andrew Hamilton
Sopran Solo            Susanne Glas
Alt Solo / Tenor Solo	Mitglieder des Markus-Chores
                       München

Sprecherin                           Elena Siewert
Sprecher 		                          Max Koltai

Orgel		                              Tobias Frank
Klavier		                            Michael Pandya

Markus-Chor München


Beginn 19.30 Uhr                     Ende ca 21.00 Uhr
Keine Pause


Benjamin Britten (1913–1976)
Rejoice in the Lamb, op. 30
Festkantate für 4 Solist:innen, Chor und Orgel,
Text von Christopher Smart (1943)

On this Island, op. 11
5 Lieder für Sopran und Klavier, Text von W. H. Auden (1937)

Tit for Tat
Five settings from boyhood of poems by Walter de la Mare
für Bariton und Klavier (1928–1931)

Kate/Kae Tempest (*1985)
ausgewählte Texte aus Hold Your Own (2014)
(in deutscher Übersetzung von Johanna Wange)


© Lesung der Texte von Kate Tempest mit freundlicher Genehmigung
von Lewinsohn Literary Agency, London;
erschienen in der deutschsprachigen Übersetzung von
Johanna Wange im Suhrkamp Verlag, Berlin 2016

Besetzung
INHALT

Die junge britische Lyriker:in Kate Tempest machte sich bereits mit
21 Jahren einen Namen in der Poetry-Slam-Szene. Mittlerweile liegen
mehrere Gedichtbände auch auf Deutsch vor. 2020 entschied die
Künstler:in dem eigenen Selbstverständnis einer nichtbinären
Geschlechtsidentität folgend, den Vornamen zu Kae abzuändern.
Die Auseinandersetzung mit Adoleszenz, Außenseitertum und Identität
sowie einem stark humanistisch geprägten Selbstverständnis als Künst-
ler:in schließen an Themenkreise an, die auch Benjamin Britten beschäf-
tigten. So entspinnt der Abend einen Dialog der beiden Künstler:innen
über die Zeiten hinweg und entführt das Publikum in einen poetischen
Raum des hörenden Erlebens.

     „Wir sind keine hasserfüllten Wesen,
     Wir sind gut“,
     schreit Kae Tempest heraus, fleht das Gedicht Radikale Empathie.

„Radikal“ und „Empathie“ sind zentrale Stichworte, die sich in der Figur
des Teiresias konkretisieren. Der Rückgriff auf die griechische Mytho-
logie wird zum Weiterdenken einer „Welterzählung“ schlechthin.
Der antiken Überlieferung zufolge stieß Teiresias einst auf dem Berg
Kyllene auf ein Paar sich begattender Schlangen und tötete die weib-
liche. Daraufhin wurde er in eine Frau verwandelt. Teiresias, nun eine
Frau, heiratete und hatte Kinder. Nach sieben Jahren traf Teiresias
erneut ein Paar kopulierender Schlangen, tötete diesmal die männliche
und wurde wieder zum Mann.
Weil er in einem Streit Zeus recht gab, ließ ihn die wütende Hera
erblinden. Zeus aber verlieh ihm dafür die Gabe des Sehers.
Die Geschichte von Teiresias spannt sich als Erzählung über den Abend.
Seinen Weg lösen die Gedichte in Bildern des Alltags auf, die in ihrer
lapidaren Banalität im starken Kontrast zur mythologischen Dimension
stehen.
Der gleiche Gegensatz findet sich bei Benjamin Britten. Auch hier wird
eine mystische Welterfahrung in der Schlichtheit eines Liedes konter-
kariert, steht das Halleluja des Chores neben dem zarten Sopransolo,
das sich einer Katze zuwendet.
Die Suche nach einem Platz in der Welt, in der Gesellschaft und im
mystischen Ganzen wird bei Britten wie bei Tempest zur Suche nach
dem eigenen Selbst. Der Versuch, sich mit Worten, mit Hilfe der Sprache
und der Poesie, einen Sicherheitsanker zu erarbeiten, führt immer
wieder zum Scheitern und in eine Verzweiflung an der Welt. Doch immer
weiter versucht das erzählende Ich sich, dieser Welt zu öffnen: in der
Liebe und der Sehnsucht, sich in einem Anderen verlieren zu dürfen.

Inhalt
PROGRAMM-ABLAUF

Kate Tempest               Denk dir ein Vakuum …

Benjamin Britten           Rejoice in the Lamb, Nr. 1

Kate Tempest	Der Himmel drückt mit die Mütze
              platt …

Benjamin Britten	Rejoice in the Lamb, Nr. 2 – 4

Kate Tempest               Was wir verlieren

Kate Tempest               Teiresias I

Benjamin Britten           A Song of Enchantment (Tit for Tat)

Benjamin Britten           Autumn (Tit for Tat)

Kate Tempest               Was ich weiß

Benjamin Britten	Let the Florid Music Praise
                  (On this Island)

Kate Tempest               Radikale Empathie

Benjamin Britten	Now the Leaves are Falling
                  (On this Island)

Kate Tempest               Sechzehn

Kate Tempest               Morgengrauen am Clapton Pond

Benjamin Britten           Silver (Tit for Tat)

Kate Tempest               Tempomat

Kate Tempest               Der junge Teiresias

Benjamin Britten           Seascape (On this Island)

Kate Tempest               Der Mann Teiresias

Kate Tempest               Im Pub

Programm-Ablauf
Benjamin Britten   Vigil (Tit for Tat)

Kate Tempest       Teiresias II

Benjamin Britten   Nocturne (On this Island)

Benjamin Britten   As It Is, Plenty (On this Island)

Kate Tempest       Teiresias

Kate Tempest       Prophet

Benjamin Britten   Tit For Tat (Tit for Tat)

Kate Tempest       Fortschritt

Benjamin Britten   Rejoice in the Lamb, Nr. 5– 7

Kate Tempest       Ich weiß, es geschieht …

Benjamin Britten   Rejoice in the Lamb, Nr. 8

Programm-Ablauf
BIOGRAFIEN

MUSIKALSICHE LEITUNG CHOR
Michael Roth ist seit 2012 Kantor an der Markuskirche und Dekanats-
kantor für München-Mitte. Als Leiter des Markus-Chores und als Organist
an den beiden Markus-Orgeln liegt ihm die Pflege der Tradition ebenso
am Herzen wie das Einbringen neuer Elemente, Formen, Stile in Gottes-
diensten, Konzerten und Musikprojekten. Gerne stellt er dabei Alt und
Neu, Tradiertes und Modernes, Bekanntes und Ungehörtes gegenüber.
Eine besondere Rolle spielt zudem die Improvisation, sowohl solistisch
als auch zusammen mit anderen Musikern; hier hört man deutlich Ein-
flüsse aus Jazz und Filmmusik. Michael Roth studierte von 1998–2000
in Weimar evangelische Kirchenmusik. Im Jahr 2000 wechselte er nach
München zu Prof. Harald Feller (Orgel) und Prof. Michael Gläser (Chor-
leitung) und absolvierte dort zusätzlich die Studiengänge Musiktheorie
und Gehörbildung. Von 2004 bis 2012 war er als Kirchenmusiker in ver-
schiedenen Gemeinden Münchens sowie in Neumarkt i. d. Opf. tätig.
Darüber hinaus unterrichtete er von 2003 bis 2016 an der Hochschule
für Musik und Theater München die Fächer Musiktheorie und Gehör-
bildung. 2008 gründete er den Rock-Pop-Chor „Robin’s Choruso“, den
er bis 2018 leitete. Im Frühjahr 2019 wurde Roth zum Kirchenmusikdirek-
tor ernannt.

KONZEPTION UND UMSETZUNG
Die Dramaturgin und Regisseurin Corinna Jarosch wurde in Salzburg
geboren, lebte und arbeitete viele Jahre in Berlin. Engagements führten
sie nach Italien, Wien, Hamburg, Hannover, Koblenz, Görlitz und in die
Schweiz. 2014 ging sie als Spielleiterin an die Oper Wuppertal, 2016 bis
2018 war sie Dramaturgin am Theater in Hagen, von 2018 bis 2021 Opern-
direktorin und Chefdramaturgin am Meininger Staatstheater. Derzeit ist
sie an der Bayerischen Staatsoper als Dramaturgin tätig. In ihrer Arbeit
verbindet sie lustvoll Musik- und Sprechtheater, denkt und konzipiert
spartenübergreifend und sucht gern den direkten Kontakt zu ihrem
Publikum. Neben der Tätigkeit an Theatern und in leitender Funktion
erlangte sie erweiternde Erfahrungen in PR, Musikjournalismus und
Moderation von Matineen und Gala-Abenden, Talkformaten und TV-Pro-
duktionen.

SOPRAN
Eliza Boom, geboren in Hamilton/Neuseeland, erhielt ihre Gesangsaus-
bildung am National Opera Studio und am Royal Northern College of
Music bei Mary Plazas. Sie gewann zahlreiche Preise, u. a. den Richard
Bonynge Award, den Internationalen Lez-Azuriales-Gesangswettbewerb,
den Frederic Cox Award und den 2. Preis beim Lexus Song Quest.
Konzertengagements führten sie u. a. zum New Zealand Symphony

Biografien
Orchestra, zum Suffolk Philharmonic Orchestra und zum Nottingham
Philharmonic Orchestra. Ihr Repertoire umfasst neben Micaëla (Carmen),
Norina (Don Pasquale), Gertrud (Hänsel und Gretel) u. a. auch Mimì
(La bohème) und Donna Anna (Don Giovanni). Seit der Spielzeit 2020/21
ist sie Mitglied im Opernstudio der Bayerischen Staatsoper.

BARITON
Andrew Hamilton, geboren in Peterborough/Großbritannien, studierte an
der University of Southampton und der Guildhall School of Music and
Drama. 2018 erhielt er den 1. Preis des English Song Prize und war 2019
Teilnehmer im Halbfinale des Kathleen Ferrier Awards. Im Rahmen der
British Youth Opera Produktion Scoring a Century wurde er 2019 mit dem
Basil A. Turner Award ausgezeichnet. Seit 2019 ist er zudem Preisträger
des Countess of Munster Musical Trust. Zu seinem Repertoire zählen
Partien wie Marcello (La bohème), Belcore (L’elisir d’amore), Adonis
(Venus und Adonis), Robin Starveling (A Midsummer Night’s Dream) sowie
die Titelpartien in Don Giovanni und Hamlet. Seit der Spielzeit 2020/21
ist er Mitglied im Opernstudio der Bayerischen Staatsoper.

SPRECHERIN
Elena Siewert wurde 1998 in Aachen geboren. Seit ihrer frühen Kindheit
nahm sie Klavierunterricht und machte so auf Kammermusikabenden und
Jugendkonzerten erste Erfahrungen mit der Bühne. Während ihres Abi-
turs wirkte sie bei Musicality Aachen als Hamlet in Hamlet reloaded mit,
außerdem als Peter Pan im gleichnamigen Stück am DasDa Theater
Aachen, wo sie später in einigen anderen Produktionen Regieassistenzen
übernahm. Dort begann sie auch ihr FSJ-Kulturjahr, bis sie für ein Philo-
sophiestudium nach Berlin zog. Nebenbei spielte sie an der Schauspiel-
fabrik Berlin. Im Theatermuseum Düsseldorf stand sie u. a. neben Thimo
Meitner in Das Fax unter der Regie von Alexander Vaassen auf der Büh-
ne. Seit 2020 studiert sie Schauspiel an der Theaterakademie August
Everding in München. Aktuell ist sie in der thermale widerstand unter der
Regie von Katja Wachter im Akademietheater zu sehen. Sie ist Mitglied
der DGPhil.

SPRECHER
Max Koltai liebt Schauspiel und Sprache. Er wuchs auf in Deutschland,
Ungarn und England. Von 2011 bis 2015 spielte er in den Jugend- und
Generationspielclubs des Stadttheaters Ingolstadt unter der Leitung von
Sascha Römisch und Falco Blome. 2018 bis 2019 wirkte er in Buenos
Aires, Argentinien, in Stücken von Carlos Mathus und Antonio Leiva mit
und lernte die argentinische Theater- und Tangoszene kennen. Von Juli
2019 bis August 2020 begleitete er Robert Wilson als persönlicher
Assistent. Seit März 2021 studiert er Schauspiel an der Theaterakademie
August Everding in München.

Biografien
CHOR
Innovative Programme, ausdrucksstarke Interpretationen und ungewöhn-
liche Raumkonzepte sind das Markenzeichen des Markus-Chores Mün-
chen. Getragen wird er von der evangelisch-lutherischen Kirchengemein-
de St. Markus München. Gründer KMD Holger Boenstedt leitete den Chor
von 1986 bis 2012. Seit seinem Ausscheiden aus dem Kantoren- und
Organistenamt ist Michael Roth sein Nachfolger. Als Chor einer Münch-
ner City-Kirche pflegt der Markus-Chor ein anspruchsvolles musikali-
sches Niveau. Stimmbildung gehört ebenso zum Inhalt der Probenarbei-
ten wie die musikalische Arbeit an bekannten traditionellen Werken sowie
an unbekannterer und neuerer Literatur. Der Chor erarbeitet jährlich etwa
vier Konzerte: sowohl Oratorien als auch innovative A-Cappella-Program-
me. Alle ein bis zwei Monate gestaltet er einen Gottesdienst in St. Markus.

KLAVIER
Michael Pandya studierte in Oxford und absolvierte sein Diplom bei der
Royal Academy of Music. Danach setzte er sein Studium an der Guildhall
School of Music and Drama fort. Zwei Jahre war er Liedbegleiter beim
Oxford Lieder Festival. Gastauftritte führten ihn u. a. in die Wigmore
Hall, die Barbican Hall und zum KlavierFestRuhr. Michael Pandya gewann
zahlreicher Wettbewerbe wie den Gerald Moore Award, den „Help
Musicians UK Accompanist Prize“ der Kathleen Ferrier Awards sowie den
Pianistenpreis der Oxford Lieder Young Artist Platform. Seit der Spielzeit
2019/20 ist er Pianist im Opernstudio der Bayerischen Staatsoper.


HINWEIS
Themen-Gottesdienst Sonntag, 6. März 2022, 11.15 Uhr

In Ergänzung zum Gesprächskonzert greift am Sonntag, 6. März 2022 in
St. Markus der Themen-Gottesdienst Lyrik und Musik das Gedicht The
Borough von George Crabbe auf. Der Dichter ist auch Librettist der Oper
Peter Grimes, die an der Bayerischen Staatsoper am 6. März Premiere
hat. Pfarrer Olaf Stegmann geht thematisch auf die Oper von Benjamin
Britten ein. Außerdem erklingt die Arie der Ellen Orford aus Peter Grimes
gesungen von Sopranistin Eliza Boom und After the Blas aus Brittens War
Requiem, interpretiert von Andrew Hamilton. Begleitet werden die Sän-
ger:innen von Michael Roth an der Orgel.

Eliza Boom, Sopran
Andrew Hamilton, Bariton
Michael Roth, Orgel

Biografien
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