Österreichisches Klimabulletin Jahr 2018 - ZAMG

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Österreichisches Klimabulletin Jahr 2018 - ZAMG
Österreichisches Klimabulletin
Jahr 2018
2018 brach den Temperaturrekord: Mit einer Abweichung von +2,4 °C gegenüber dem Bezugszeit-
raum 1961–1990 war es in Österreich das bislang wärmste Jahr seit Messbeginn 1768. Ganze sechs
Monate landeten unter den wärmsten Zehn der jeweiligen Vergleichsreihe. Zudem wurden noch nie
derart viele Sommertage verzeichnet. Von Vorarlberg bis ins Mostviertel führte ein Niederschlagsde-
fizit von 10 bis 30 % zu ausgeprägter Trockenheit. Vereinzelt, wie in Linz, war 2018 das trockenste
je aufgezeichnete Jahr. Die langen warmen und trockenen Phasen gingen mit viel Sonnenschein ein-
her. Im Österreichmittel betrug der Überschuss an Sonnenstunden 17 %.
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Anmerkungen:
Alle Angaben beruhen auf geprüften Messdaten aus dem Klimastationsnetz der ZAMG. Langfristige Vergleiche basieren zudem auf
homogenisierten Stationsmessreihen. Um die hohe Qualität der Klimadaten zu gewährleisten, werden regelmäßig Datenkontrolle und
-homogenisierung durchgeführt. Daher kann es auch nachträglich zu geringfügigen Wertänderungen kommen.
Die angegebenen Niederschlagssummen beziehen sich auf an Klimastationen gemessene Werte. Der gemessene Niederschlag ist er-
fahrungsgemäß gegenüber dem angenommenen tatsächlichen Niederschlag im Allgemeinen systematisch herabgesetzt. Diese Diskre-
panz ist bei starkem Wind und Schneefall besonders hoch. Aufgrund großer Unsicherheiten bei der Korrektur wird diese Art des Mess-
fehlers hier jedoch nicht berücksichtigt.
Der Vergleich mit dem Bezugszeitraum 1961–1990 ermöglicht die Einordnung gegenüber einem vorwiegend natürlichen Klimazu-
stand vor dem vollen Einsetzen des menschlich verstärkten Treibhauseffekts in den 1980er-Jahren. Das Lufttemperaturniveau dieser
drei Jahrzehnte liegt nahe am Niveau des gesamten 20. Jahrhunderts und bildet die Referenz für viele Klimaabkommen. Der Vergleich
mit dem Bezugszeitraum 1988–2017 erlaubt hingegen die Einordung gegenüber der letzten 30 Jahre. Dieser Zeitraum ist den meis-
ten Menschen am besten in Erinnerung und entspricht daher ihrem „erlebten“ Klima.
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Witterungsverlauf
2018 startete außergewöhnlich mild und meist nieder-         Ab Ende Juli herrschten beständige Hitze und Trockenheit,
schlagsreich. Der drittwärmste Jänner seit Messbeginn        die Ende August kurz, mit Schneefällen bis in die Tauern-
brachte den Niederungen einen Negativrekord an Frostta-      täler, unterbrochen wurden.
gen. Der Winter endete mit einem massiven, aber nicht
                                                             Auch die Herbstmonate bilanzierten deutlich zu warm. So
beispiellosen Kaltlufteinbruch. Der März bilanzierte etwas
                                                             summierte sich über das Jahr das Doppelte der üblichen
zu kühl und, wie die beiden Vormonate, etwas zu trüb.
                                                             Anzahl der Sommertage – vielerorts so viele wie noch nie
Frühe Hitze, viele Sonnenstunden und einzelne heftige Ge-    (neuer Rekord: Andau 127). Außerdem kam von August
witter verliehen dem zweitwärmsten April der Messge-         bis November ein beträchtliches Plus an Sonnenstunden
schichte einen sommerlichen Anstrich. Es war der Auftakt     zusammen. Ende Oktober glich ein Mittelmeertief das Nie-
zu einer Serie außergewöhnlich warmer und meist trocke-      derschlagsdefizit im Südwesten Österreichs an nur drei
ner Monate: Auch Mai und Juni kratzten an den Tempera-       Tagen aus. Nördlich des Alpenhauptkammes brachte erst
turrekorden und linderten die Trockenheit nur regional.      der milde, trübe Dezember ergiebigere Niederschläge.
 über die Gesamtfläche Österreichs
       der Lufttemperatur [°C]
          Tagesmittelwerte

            im Jahr 2018
 über die Gesamtfläche Österreichs
   Aufsummierte Tagessummen
      des Niederschlags [mm]
           im Jahr 2018
 an der Station Kremsmünster (382 m)
      der Sonnenscheindauer [h]
             Tagessummen

              im Jahr 2018
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Räumliche Verteilung
Der Mittelwert der Lufttemperatur betrug 2018 in Öster-     400 mm im Retzer Land bis 2500 mm am Tauernkamm.
reich 8,6 °C. In den Niederungen lag er meist bei 11 bis    Im Mittel unterbot 2018 den Erwartungswert der Jahre
13 °C. Wärmster Ort war die Wiener Innenstadt mit 14 °C,    1961–1990 um 5 %. Während im Großteil des Landes
am kältesten waren die höchsten Gipfelbereiche mit –6 °C.   normale oder leicht überdurchschnittliche Summen ver-
Die mittlere Nullgradgrenze lag bei knapp 2600 m Seehöhe    zeichnet wurden, fehlten in Vorarlberg sowie vom Flach-
– fast 400 m höher als während des Bezugszeitraums          gau bis ins Mostviertel 10 bis 30 %. In Linz war 2018 gar
1961–1990. Somit war es in den meisten Gegenden um          das trockenste Jahr seit Messbeginn im Jahr 1852.
2,2 bis 2,8 °C zu warm. Am stärksten war die Abweichung
                                                            2018 summierten sich meist 1700 bis 2200 Sonnenstun-
mit bis zu +3,3 °C im Innviertel, am vergleichsweise
                                                            den. Im Südwesten Österreichs wurden in Bezug auf den
schwächsten auf den Bergen des Südens.
                                                            Zeitraum 1961–1990 durchschnittliche Werte erreicht.
Die Jahressumme des Niederschlags 2018 wird im Öster-       Im großen Rest des Landes betrug das Plus an Sonnen-
reichmittel auf 1010 mm geschätzt und reichte von           stunden allerdings beachtliche 15 bis 30 %.

             Jahresmittelwert der Lufttemperatur [°C]                     Abweichung von 1961–1990 [°C]

             Jahressumme des Niederschlags [mm]                           Abweichung von 1961–1990 [%]

            Jahressumme der Sonnenscheindauer [h]                         Abweichung von 1961–1990 [%]
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Langfristige Einordnung
Die in Österreich etwa 1890 einsetzende schwache Erwär-      den letzten Jahrzehnten extreme Ausreißer vor. Die auffäl-
mung verstärkte sich um 1980 und hält seither ungebro-       ligsten Phasen finden sich im 19. Jahrhundert. Das Jahr
chen an. Bereits etwa 1990 verließ das Temperaturniveau      2018 unterschreitet den langjährigen Mittelwert des Zeit-
den bis dahin aus Messungen bekannten Bereich. 2018          raumes 1961–1990 um 5 %. Allerdings verschleiert das
nimmt bis auf Weiteres den Spitzenplatz der wärmsten         Österreichmittel der Jahressumme regionale und jahres-
Jahre zumindest seit Beginn der Aufzeichnungen im Spät-      zeitliche Unterschiede. Kleinräumige und kurzfristige Er-
barock ein. Es übertrifft mit einer bisher nicht dagewese-   eignisse sind daraus nicht abzulesen.
nen Abweichung von +2,4 °C zum Mittelwert des Zeitrau-
                                                             Ebenfalls um 1980 nahm eine Erhöhung der Sonnen-
mes 1961–1990 das ohnehin schon extrem hohe Niveau
                                                             scheindauer ihren Ausgang. In den letzten etwa 15 Jahren
der letzten Jahre. Abgesehen von 1994 reihen sich die 13
                                                             verharrt die Jahressumme der Sonnenscheindauer in ei-
wärmsten Jahre seit Messbeginn nach 2000 ein. Das letzte
                                                             nem hohen Bereich, wie er nur aus Messungen des späten
leicht unterdurchschnittlich temperierte Jahr liegt 23
                                                             19. Jahrhunderts bekannt ist. 2018 verlief ebenfalls über-
Jahre zurück.
                                                             durchschnittlich sonnig. Das Jahr hält mit einer Abwei-
Beim über Österreich gemittelten Jahresniederschlag sind     chung von +17 % gegenüber dem Mittelwert des Zeitrau-
weder langfristige Änderungen erkennbar, noch liegen in      mes 1961–1990 das hohe Niveau.

                                                                                                          +2,4 °C
                                                                                                           bezogen auf
                                                                                                           1961–1990

                                                                                                          +1,3 °C
                                                                                                           bezogen auf
                                                                                                           1988–2017

                                                                                                            −5 %
                                                                                                           bezogen auf
                                                                                                           1961–1990

                                                                                                            −7 %
                                                                                                           bezogen auf
                                                                                                           1988–2017

                                                                                                           +17 %
                                                                                                           bezogen auf
                                                                                                           1961–1990

                                                                                                            +8 %
                                                                                                           bezogen auf
                                                                                                           1988–2017
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ZAMG – Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik
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Autorinnen und Autoren: Johann Hiebl, Barbara Chimani, Manfred Ganekind,
   Alexander Orlik
Alle Daten und Grafiken: ZAMG-Klimaforschung (HISTALP, SPARTACUS)
Titelbild: Dezembermorgen auf dem Gipfel des Großglockners mit Blick gegen das
    Große Wiesbachhorn (ZAMG-Webcam)
Stand März 2019. Aktualisierte Informationen zu Klimamonitoring finden Sie un-
   ter www.zamg.ac.at/cms/de/klima/klima-aktuell.
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