STI Studien bei Sexarbeiterinnen - Stine Nielsen Abteilung für Infektionsepidemiologie

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STI Studien bei Sexarbeiterinnen - Stine Nielsen Abteilung für Infektionsepidemiologie
STI Studien bei Sexarbeiterinnen

                Stine Nielsen
               NielsenS@rki.de
     Abteilung für Infektionsepidemiologie
     Fachgebiet 34 - HIV/ AIDS und andere sexuell
       oder durch Blut übertragbare Infektionen
     Arbeitskreis „Sexuelle Gesundheit in NRW“
               Münster, 19. April 2012
Überblick
1. Hauptergebnisse der 2010/2011: KABP-Surv STI
  Studie bei Sexarbeiterinnen

2. Studien zur Prävalenz von Chlamydien, Gonorrhö und
  Trichomonas bei Sexarbeiter/innen (STI-Präv) und bei
  Besucher/innen der HIV-Testberatung in NRW (STI-
  HIT)
  –   2 neue Studien: Input von GAs in NRW (Möglichkeiten,
      Machbarkeit, Voraussetzungen etc.)

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Integrierte Biologische und
   Verhaltenssurveillance bei Sexarbeiterinnen
• Datensammlung: 1 Januar 2010 - 31 März 2011
• Erhebung von Infektionsdaten und Verhaltensdaten von
  positiv und negativ getesteten Sexarbeiterinnen

• Ziele:
  1) Welche Sexarbeiterinnen werden erreicht?
  2) Wie häufig kommen STIs bei Sexarbeiterinnen vor?
  3) Welche sind die wichtigsten Risikofaktoren für STIs bei
  Sexarbeiterinnen

 Siehe auch Bericht!

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Teilnehmende Gesundheitsämter

                  24 Gesundheitsämter aus
                  12 Bundesländern

                   Eckdaten:
                   • 9.289 Untersuchungen
                     bei Sexarbeiterinnen
                   • 1.425 Arztbögen
                   • 518 (36%) Verhaltensbögen

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Erreichte Sexarbeiterinnen (N=1425)
• Alter: 15-77 Jahre, Median: 30 Jahre (IQR: 24-40)
• Migrantinnen: 73%
        • 61% Zentraleuropa: Bulgarien, Rumänien, Polen und Ungarn
        • 13% Osteuropa, 11% Lateinamerika / Karibik,
          11% Asien (Thailand),
        • 2% Westeuropa, 1% Afrika
• Deutschkenntnisse: 36% keine / sehr gering
• Keine Krankenversicherung: 43%
• Wo lernen Sie Ihre Kunden kennen?: (Überlappende Kategorien)
        •   35% Bordell
        •   26% Wohnung
        •   17% Internet
        •   9% Straßenstrich
        •   7% Gogo-Bars / Stripclubs

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Erreichte Sexarbeiterinnen
• 46% Erstvorstellung in der Sprechstunde
• Untersuchungsgrund: 32% Symptome/Probleme, 66%
  Gesundheitscheck
• 68% HIV-Test in den letzten 12 Monaten
• 5% haben jemals Drogen gespritzt
• 14% sind schon einmal misshandelt worden

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STI-Positiven-Raten
                  STI        Untersuchungen       Pos.      %
       HIV                                3,880         8   0.2
       Syphilis                           4,474        51   1.1
       Chlamydien                         5,383    369      6.9
       Gonorrhö                           6,032    196      3.2
       Trichomonas                        3,264        99   3.0

• Erhebliche Unterschiede zwischen teilnehmenden Gesundheitsämter
  Besonders bei Chlamydien-Raten:
   – 7 Gesundheitsämter = < 5% Chlamydien positive
   – 9 Gesundheitsämter = 5%-9% Chlamydien positive
   – 6 Gesundheitsämter = >9-17% Chlamydien positive
• Chlamydien-Raten bei Frauen die zum ersten mal in die Sprechstunde
  kommen: 3-27%
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Risikofaktoren für STI Übertragung
• Faktoren in Zusammenhang mit einem erhöhten Risiko für
  eine Diagnose mit chlamydien, gonorrhoe, syphilis
  und/oder trichomonas
  (Hauptergebnis der Multivariable Regressionsanalyse):
   – Junges Alter
   – Keine oder schlechten Deutschkenntnisse
   – Erstvorstellung in der Sprechstunde
   – Keine Krankenversicherung
   – Arbeiten auf dem Straßenstrich
   – Weniger als 1 Jahr in Sexarbeit tätig
   – Berichtet Sexarbeit ohne Kondom
   – Sex mit ein nicht-festen Partner in letzten 6 Monate

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Zusammenfassung
• Die Gesundheitsämter erreichen eine heterogene Gruppe von
  Sexarbeiterinnen mit ihren Präventions- und Testungsangeboten
   – Einige Gruppen weniger gut erreicht: z.B. sehr junge Frauen, Afrikanerinnen und iv-
     Drogengebraucherinnen
• Den wirkungsvollsten Zugang haben niedrigschwellige,
  arbeitsplatznahe Angebote mit umfassender Fachlichkeit und
  aufsuchendem Streetwork.
• Dieser Art von Studie (convienience sample) bringt wertvolle Daten
  und Ergebnisse die Vergleichbar mit ähnliche Studien aus anderen
  Länder sind
Aber:
• Erhebliche Unterschiede zwischen teilnehmenden
  Gesundheitsämter bezüglich Populations-Charakteristika und
  STI-Positiven-Raten
• Die Daten geben bisher nur Aufschluss für Sexarbeiterinnen, die das
  GA aufsuchen
• Studien mit anderen Rekrutierungsmöglichkeiten sind daher sehr
  wichtig

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Mögliche neue STI Studien in NRW
              2012
Hintergrund
• In Kollaboration mit Labor Krone und Gen Probe:
  Möglichkeit in 2012 Studien zur CT, GO, Trich
  durchzuführen
   – 5000 combi-Test GO/CT, 5000 Trich Tests zur Verfügung
   – Alles Vollständig über die bestehenden Struktur zwischen GA und
     Labor Krone organisiert

• Studien in Verschiedenen Populationen geplant:
   – Teil 1: Besucher/innen der HIV-Testberatung in NRW
   – Teil 2: Outreach Studie bei Sexarbeiterinnen in NRW
     (selbstentnommenen Abstrichen)

• Ziel Heute: Input von GAs in NRW!

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Teil 1:
Prävalenz von genitalen STI bei
   Besucher/innen der HIV-
Testberatung in NRW (STI-HIT)

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Ziele
• Prävalenz von genitaler Gonorrhö, Chlamydien und
  Trichomonas bei Besucher/innen der anonymen HIV-
  Testberatung der Gesundheitsämter
   – Beschreibung demographischer Charakteristika der getesteten
     Personen
   – Identifizierung von Untergruppen mit besonders hohen
     Prävalenzen für STI
   – Schätzung der Assoziation zwischen den drei STI und
     Infektionsrisiko, sexuelles Verhalten, Testverhalten, Herkunftsland
     oder STI in der Vorgeschichte

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Methoden
  • Rekrutierung aller Personen, die zum HIV-Test in die
      Testberatung kommen
  •   Ziel: 970 Personen
       – Min. 30 pro GA
       – Über Zeitraum von 3-Monaten

                                 Fragebogen                    Ergebnismit-   Vermittlung
 Information    Einwilligungs-                                                 Therapie,
                                  ausgefüllt         Proben-      teilung
zur Studie im     erklärung
                                    durch           entnahme    persönlich      Folge-
 Warteraum      nach Beratung
                                  BeraterIn                     oder SMS      diagnostik

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Fragebogen
• Einrichtungsbogen
  Typ Beratungstelle (HIV- oder HIV/STI), Anzahl und Charakteristika der
  getesteten Personen/Quartal, Anzahl durchgeführter HIV-Tests/Quartal

• TeilnehmerInnenbogen
  Demographische Angaben
  Code Einrichtung, Geburtsmonat- und –jahr, Geschlecht, Geburtsland

  Angaben zur HIV-Testberatung
  Erstvorstellung bei Testberatung, Anzahl früherer HIV-Tests, Jahr letzten HIV-
  Tests, Anlass des HIV-Tests

  Vorgeschichte
  Anzahl Partner innerhalb letzten 6 Monate, Symptome, frühere sexuell
  übertragbare Infektionen

  Höchster Schulabschluss
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Nutzen für Gesundheitsämter und
           nächste Schritte
• Population, die zum HIV-Test kommt, werden besser
  charakterisiert
   – Falls hohe Prävalenz:
      • Ist bestehendes Angebot adäquat?
      • Sind andere Angebote notwendig?

• Nächste Schritte
   – Email an GAs in NRW mit Bitte zur Teilnahme und Input
   – Datenschutz, Ethikkommission

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Teil 2:
  Prävalenz von Chlamydien,
Gonorrhö und Trichomonas) bei
 Sexarbeiter/innen (STI-Präv)

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Ziele
• Feststellung von STI Prävalenz bei SexarbeiterInnen durch
    Outreach in NRW
•   Identifizierung von Risikofaktoren
•   Einschätzung des Anteil von Sexarbeiterinnen die durch
    Outreach neu erreicht werden können

Gesteigerte Aufmerksamkeit für Beratungs- und
 Untersuchungsangebote der GAs für bisher nicht gut
 erreichte Sexarbeiterinnen
Zum ersten mal die Datengrundlage zu generieren, um
 verbesserte Versorgung für SexarbeiterInnen politisch
 durchsetzen zu können

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Methoden
• Rekrutierung durch Outreach im Rahmen von
   Aktionstag(en)
    – Gerne in verschiedene Settings: Bordellen, Clubs und möglichst
      auf dem Straßenstrich
• Ziel: 1000-1500 SW in NRW (Männliche SW explorativ falls
   möglich)
    – ~ 50-100 SW pro Gesundheitsamt

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              Einwilligungs   Fragebogen           Proben-    Ergebnismit-
 Training                                                                     Therapie
                erklärung      ausgefüllt         entnahme     teilung wie
Outreach-                                                                     (GA oder
                  nach           durch              (selbst       für GA
Mitarbeiter                                                                     über
                Beratung       BeraterIn         entnommen)   angemessen
                                                                             Vernetzung)

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Methoden
• Voraussetzungen GAs:
   – Outreach Arbeit bereits etabliert oder für Studie möglich (evt. In
     Kooperation mit anderen Organisationen)
   – Einsatz von Kultur/-Sprachmittlerinnen
   – Sicherstellung der weiteren Versorgung im GA oder durch
     Vernetzung mit z.B. Niedergelassenen

 Studienablauf kann für jedes GA individuell angepasst
werden

• Evt. Notwendige Finanzierung für Behandlung,
  Sprachmittlerinnen, Incentives (Fahrkarten zu GA) noch in
  Klärung

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Fragebogen
• Einrichtungsbogen
  Typ der Einrichtung (Bordell/ Club/ PornoKino/ Massagesalon/ Appartment/
  Stripclub etc), Stadt, Anzahl Frauen, die in der Einrichtung arbeiten, Geschätzte
  Verteilung der Nationalitäten
• Anforderungsschein für Diagnostik (LaborKrone)
• TeilnehmerInnenbogen (von Outreach-Mitarbeiter/innen ausgefüllt)
   Kontaktdaten (Nur an GA!!)
   Pseudonym, Kontakt für Ergebnismitteilung (z.B. Handy-Nummer)

   Demographische Angaben
   Code Einrichtung, Geburtsmonat- und –jahr, Geschlecht, Geburtsland,
   Deutsch-Kenntnisse

   Angaben zur Versorgung und Vorgeschichte
   Krankenversicherung, Datum letzte Gynäkologische untersucht, Schon bei der
   STI Beratungsstelle Untersucht? Frühere STIs, (Symptome)

   Vorgeschichte
   Seit wann in der Sexarbeit tätig? Kondom beim letzten vaginalen/analen Sex
   mit Kunde benutzt?, Anzahl Kunden in der letzten Woche?                 21
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Weitere Schritte
• RKI Studienprotokoll finalisieren
• Datenschutz und Ethik Kommission
• Info-/Trainings-Tag(e) in NRW für teilnehmenden
  Gesundheitsämter (Schulung von Streetworkers)
   – Fragebogen, Proben-Entnahme, Einsatz von Sprachmittlern,
     Rekrutierung etc.
   – RKI vorbereitet Unterlagen wie Anschreiben für Betreiber,
     Informationsblatt in mehreren Sprachen, Glossar für
     Dolmetscherinnen etc.
• Aktionstage (Datensammlung): ab Juni 2012

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Zusammenfassung
• Mit dieser Studie besteht die Möglichkeit für:
   – Untersuchung von Frauen die nicht in die Beratung kommen
      • Motivation erhöhen, das Untersuchungsangebot des GA
        wahrzunehmen
   – Daten für Taten

• Sicherstellung von
   – Ethik-votum, Datenschutz
   – Einsatz von Kultur/-Sprachmittlerinnen
   – Weiteren Versorgung im GA oder durch Vernetzung mit z.B.
     Niedergelassenen

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Fragen zur Diskussion
• Wie viele SW können Sie rekrutieren?
    – Auch männliche Sexarbeiter?
• Welche Möglichkeiten der Selbstentnahme auf dem
    Straßenstrich?
•   Ist es möglich vor Ort Kooperationen zuschließen (z.B. für
    Sprachmittler)?
•   Sehen Sie bei sich im GA oder durch Vernetzung
    Möglichkeiten der Behandlung nicht-versicherter SW?

• Können Sie sich eine Teilnahme vorstellen?

• Andere Fragen und Kommentaren?
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Danke!

NielsenS@rki.de

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