Studie "Gewalt im Gefängnis" - Sven Hartenstein Dr. Maja Meischner-Al-Mousawi Sylvette Hinz April 2017 - Kriminologischer Dienst des Freistaates ...
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Studie „Gewalt im Gefängnis“ Sven Hartenstein Dr. Maja Meischner-Al-Mousawi Sylvette Hinz April 2017 Kriminologischer Dienst des Freistaates Sachsen
Studie „Gewalt im Gefängnis“ Inhaltsverzeichnis 1 Die Studie „Gewalt im Gefängnis“ 3 2 Ergebnisse 5 2.1 Anzahl der Taten und beteiligter Personen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 2.2 Beschreibung der Taten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 2.3 Konsequenzen für die beteiligten Inhaftierten . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 2.4 Beschreibung der beteiligten Inhaftierten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 2.5 Täter-Opfer-Dyaden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 2.6 Prädiktoren der Rollen Täter, Opfer und Beteiligter . . . . . . . . . . . . . 20 3 Diskussion und Ausblick 36 3.1 Beitrag der Studie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36 3.2 Einschränkungen der Studie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36 3.3 Was tun gegen Gewalt in Haft? Erstens: Bekannte Möglichkeiten des Vollzugs nutzen! . . . . . . . . . . . . 37 3.4 Was tun gegen Gewalt in Haft? Zweitens: Spezifische Probleme lösen! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 3.5 Was tun gegen Gewalt in Haft? Drittens: Funktionale Äquivalente anbieten! . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 Anhang: Erhebungsbogen 43 2
Studie „Gewalt im Gefängnis“ 1 Die Studie „Gewalt im Gefängnis“ Die Studie „Gewalt im Gefängnis“ des Kriminologischen Dienstes des Freistaates Sachsen hat zum Ziel, Gewaltvorkommnisse in sächsischen Justizvollzugsanstalten (JVAen) zu dokumentieren, ihre Charakteristiken zu beschreiben und Prädiktoren (d. h. Variablen zur Vorhersage) von Gewalt zu ermitteln. Vom 1. Mai 2010 bis Ende April 2014 (Untersuchungszeitraum) wurden zu diesem Zweck Gewalttaten innerhalb sächsischer JVAen für die Studie systematisch erhoben: Neben Merkmalen zu der Tat selbst (u. a. Art der Gewalt, Ort, Anzahl der Beteiligten) wurden auch Merkmale zu jeder direkt beteiligten Person (u. a. Rolle, Verletzung, Disziplinierung) erhoben und durch Daten aus dem EDV-System des Justizvollzugs ergänzt. Die Erhebung der Daten erfolgte über einen Online-Erhebungsbogen im Intranet. Die JVAen wurden von der Aufsichtsbehörde gebeten, alle Gewalttaten, die zu einer Diszipli- narmaßnahme oder strafrechtlichen Anzeige geführt haben, dort zu dokumentieren. Für das Ausfüllen des Erhebungsbogens für eine Tat verwendeten die Bediensteten meist zwischen 3 und 15 Minuten. Die Studie „Gewalt im Gefängnis“ ist eine Hellfeldstudie; die Ergebnisse beschreiben nur dem Justizvollzug bekannt gewordene Gewalt. Wie viele und welche Art von Gewalttaten gar nicht entdeckt werden – und aus diesem Grund in der Untersuchung fehlen – ist nicht bekannt. Zur Kontrolle der Vollständigkeit der Daten wurden die Eintragungen mit Listen aller Disziplinarmaßnahmen aus den JVAen verglichen. Dabei wurde ersichtlich, dass zwar die meisten Taten im Erhebungsbogen dokumentiert wurden, eine erhebliche Anzahl allerdings nicht. Wo ein Fehlen erkennbar war, wurden die Eintragungen nachgefordert und liegen nun vor. Aus einigen Gründen können dennoch Daten fehlen, also bestimmte Gewaltvorkommnisse nicht dokumentiert oder nicht in die Auswertung einbezogen worden sein: • Für zahlreiche Disziplinarmaßnahmen lässt der Eintrag im EDV-System des Jus- tizvollzugs nicht erkennen, ob es sich um eine Gewalttat handelte – insbesondere, wenn als „kurze Angabe des Tatbestandes“ nur „§ 82 StVollzG“ (Störung des ge- ordneten Zusammenlebens) eingetragen ist. Beim Abgleich der Daten der Studie mit oben erwähnten Listen wurden solche möglicherweise fehlenden Einträge nicht nachgefordert. • Nicht erhoben wurden Gewalttaten, auf die keine Disziplinarmaßnahme oder straf- rechtliche Anzeige folgte. Das könnte dann der Fall sein, wenn JVAen andere Reaktio- nen – wie beispielsweise dem Täter-Opfer-Ausgleich ähnliche Verfahren – anwenden.1 1 Gerade auch solche alternativen Reaktionen vergleichend zu untersuchen wäre interessant und könnte dazu anregen, moderne Methoden des Umgangs mit gewalttätigen Konflikten unter den Praktikern bekannter zu machen. Dennoch wurde hier die Beschränkung auf Taten mit Disziplinarmaßnahme oder Anzeige gewählt, da es sich um ein eindeutiges Kriterium für das Eintragen handelt. 3
Studie „Gewalt im Gefängnis“ Einzelne solche Taten, die dennoch dokumentiert wurden, wurden von den Analysen ausgeschlossen. • Dokumentierte Taten mit rein verbaler Bedrohung, Erpressung oder Nötigung ohne körperliche Gewalt sind von der Auswertung komplett ausgeschlossen – dies sind 97 Tatdokumentationen. Damit wurde die Validität des Untersuchungsgegenstands „körperliche Gewalt“ erhöht. Auch ist anzunehmen, dass Taten mit rein verbaler Aggression nur selten dokumentiert werden und dass hier das Dunkelfeld erheblich größer ist. • Zwei dokumentierte Taten wurden ausgeschlossen, da die Angaben nicht stimmen kön- nen (Beteiligten waren zum angegebenen Datum noch gar nicht in der angegebenen JVA). • Bei Auswertungen, die sich auf das Datum der Gewalttat beziehen, sind solche Taten ausgeschlossen, für die kein genaues Datum (mit maximaler Unsicherheit von einem Tag) angegeben ist (z. B. „in den letzten zwei Wochen“). Für Auswertungen ohne Bezug auf ein Datum wurden diese Taten einbezogen. 4
Studie „Gewalt im Gefängnis“ 2 Ergebnisse 2.1 Anzahl der Taten und beteiligter Personen Wie viele Taten wurden im Erhebungszeitraum dokumentiert? Wie viele Inhaftierte waren daran beteiligt? Tabelle 2.1 zeigt die Anzahl der im Anzahl Prozent Untersuchungszeitraum erhobenen Taten 770 100 Gewaltvorkommnisse und der betei- davon Täter/Opfer 556 72 ligten Personen. Für die meisten der davon gegenseitig 169 22 insgesamt 770 Fälle wird eine Täter- davon ungeklärt 45 6 Opfer-Konstellation angegeben. Bei Inhaftierte insgesamt a 1219 100 über einem Viertel der Taten wird davon einfach 971 80 dokumentiert, dass die Beteiligten davon mehrfach 248 20 gegenseitig Gewalt anwendeten (z. B. Täter 521 100 „Schlägerei“) oder die Rollen nicht davon einfach 441 85 geklärt werden konnten. davon mehrfach 80 15 Rund 15 % der Täter1 sind im Opfer 471 100 Beobachtungszeitraum mehrfach als davon einfach 425 90 Täter auffällig geworden. Bei den davon mehrfach 46 10 Opfern sind es 10 %. Diese An- Beteiligte (gegenseitig) 389 100 teile werden durch den Beobach- davon einfach 342 88 tungszeitraum begrenzt; bei länge- davon mehrfach 47 12 rer Datenerhebung würde mehrfache Bedienstete als Opferb 49 – Auffälligkeit wahrscheinlicher. Als „Beteiligte“ werden Inhaftier- a Nicht gezählt sind hier Inhaftierte, die bei der Doku- te bezeichnet, die an gegenseiti- mentation nicht namentlich genannt werden konnten (Unbekannte). gen Gewalttaten (ohne Täter-Opfer- b Bedienstete werden nicht mit Namen erhoben. Daher Konstellation) oder unklaren Kon- können einzelne Bedienstete mehrfach gezählt worden stellationen beteiligt waren. sein. Bedienstete wurden in 49 Fällen Opfer; hierbei handelt es sich um ver- Tabelle 2.1: Übersicht erhobener Daten suchte oder tatsächliche körperliche Gewalt oder Widerstand gegen Bedienstete. Körperliche Verletzungen sind dabei nicht die Regel: In elf Fällen sind Hämatome oder Kratzer berichtet; in zwei Fällen Wunden. 1 In diesem Bericht wird zwecks leichterer Lesbarkeit bei Personenbezeichnungen die männliche Form verwendet. Dabei sind weibliche Personen selbstverständlich immer genauso gemeint. 5
Studie „Gewalt im Gefängnis“ Wie häufig wurden mehrfache Täter und Opfer auffällig? Tabelle 2.9 zeigt die Anzahlen der Inhaftierten, die in verschiedenen Häufigkeiten in den Rollen „Täter“, „Opfer“ oder (gegenseitig) „Beteiligter“ genannt wurden. Die meisten Inhaftierten wurden im Beobachtungszeitraum nur einmal in der jeweiligen Rolle genannt. Einige Inhaftierte werden hingegen mehrfach als Täter oder Opfer auffällig. Häufigkeit k 1 2 3 4 5 6 7 Anzahl Inhaftierte mit k Täterrollen 441 60 17 3 – – – Anzahl Inhaftierte mit k Opferrollen 425 33 9 3 – – 1 Anzahl Inhaftierte mit k Beteiligtenrollen 342 40 6 1 – – – Tabelle 2.2: Wiederholte Rollen Wie oft werden Täter auch Opfer und Opfer auch Täter? In nebenstehender Graphik ist für die Beteiligte an gegenseitiger Gewalt verschiedenen Rollen die Anzahl der Inhaftierten angegeben. 275 Die meisten Auffälligen wurden im 62 40 Beobachtungszeitraum nur einer der 12 Rollen zugeordnet. Immerhin gibt es 411 383 aber auch einige Inhaftierte, die so- Täter 36 Opfer wohl als Täter als auch als Opfer re- gistriert wurden. Wie lange liegen Taten bei mehrfacher Involviertheit auseinander? Nebenstehendes Diagramm zeigt für mehrfach an Gewaltvorkommnissen 12 beteiligte Inhaftierte (ohne Berück- sichtigung ihrer Rolle), wie häufig wel- 10 che zeitlichen Abstände (in Tagen) Häufigkeiten absolut zwischen zwei Gewaltvorkommnissen 8 (n = 131) vorkommen. Wenn mehrere Personen an aufeinander folgenden Taten betei- 6 ligt waren, gehen sie hier mehrfach ein. 4 Nicht wenige Gewaltvorkommnisse geschehen am gleichen Tag wie eine 2 vorhergehende Tat oder in den zwei darauf folgenden Tagen. Möglicherwei- 0 se lassen sich einige solcher Übergriffe 0 4 8 12 17 22 27 32 37 42 47 52 57 verhindern, wenn Konflikte erkannt und gründlich geklärt, individuelle Probleme beseitigt oder Täter sofort verlegt werden. Dafür ist eine möglichst schnelle Anhörung der Beteiligten unabdingbar. 6
Studie „Gewalt im Gefängnis“ 2.2 Beschreibung der Taten Welche Formen von Gewalt wurden ausgeübt? Tabelle 2.3 zeigt Häufigkeiten, mit denen Art der Gewalt Anz. % bestimmte Arten von Gewalt genannt wur- Körperverl., „Rangelei“ u. ä. 739 96 den. Dabei war für jede Tat die Nennung Nötigung 29 4 mehrerer Gewaltarten möglich. Raub 3 0 Die Kategorie „Körperverletzung, ’Ran- Widerstand gg. Bedienstete 21 3 gelei’ u. ä.“ ist inhaltlich sehr breit und um- Geiselnahme 1 0 fasst sowohl eher harmlose Handgreiflichkei- Sexualdelikt, versucht 3 0 ten als auch gezielte, schwere Schläge oder Sexualdelikt, vollendet 1 0 Tritte. Mord/Totschlag, versucht 0 0 Bedrohung, Erpressung und Meuterei Mord/Totschlag, vollendet 0 0 werden nur gezählt, wenn zusätzlich körper- Bedrohung (nur zusätzlich) 67 9 liche Gewalt stattfand; andernfalls wurden Erpressung (nur zusätzlich) 14 2 die Taten von der Studie ausgeschlossen. Meuterei (nur zusätzlich) 0 0 Erpressungen und Bedrohungen dürften we- Andere (z. B. Drangsalieren) 7 1 sentlich häufiger unter Inhaftierten vorkom- men, aber selten als Gewalttat disziplina- Tabelle 2.3: Art der Gewalt risch oder strafrechtlich verfolgt werden. Mord und Totschlag wurden im Untersuchungszeitraum weder versucht noch begangen. Mit was wurde die Gewalt ausgeübt? Tabelle 2.4 zeigt, dass als Tatmittel (Mehr- Tatmittel Anz. % fachnennung möglich) ganz überwiegend die Hand / Faust 638 83 Hand verwendet wird. Relativ dazu weitaus Gegenst. (z. B. Stock, Zigarette) 95 12 seltener, aber absolut doch recht häufig wer- Fußtritt 79 10 den Gegenstände und Fußtritte verwendet. Kopfstoß oder Biss 34 4 Als sonstige Tatmittel wurden vereinzelt Opfer gg. Wand o. ä. geschl. 26 3 unter anderen genannt: Bespucken (11 x), Sonstiges 31 4 Reinigungsflüssigkeiten (3 x), heißes Wasser (1 x) und Untermischen von Drogen2 (1 x). Tabelle 2.4: Tatmittel Wie viele Personen waren direkt an Gewalttaten beteiligt? Tabelle 2.5 zeigt die Anzahlen der an den ein- Anzahl Beteiligter 2 3 4 5 zelnen Taten direkt Beteiligten. Meist sind Häufigkeit 671 69 24 6 es zwei Personen; in einigen Fällen findet die Gewalt aber auch in Gruppen von bis zu fünf Tabelle 2.5: Anzahl direkt Beteiligter Inhaftierten statt. Wenn Gewalt in Gruppen ausgeübt wird, sollte besonders darauf geachtet werden, ob Subkulturen eine Rolle spielen und wie gegebenenfalls ihr Einfluss auf die Sicherheit in der Anstalt reduziert werden kann. 2 Nicht dokumentiert ist, wie das Untermischen von Drogen festgestellt wurde. 7
Studie „Gewalt im Gefängnis“ Wie viele Gewaltvorkommnisse gab es in den einzelnen Justizvollzugsanstalten? Die Anzahlen der Taten unterschei- den sich zwischen den JVAen stark. In den Zahlen drücken sich neben der tatsächlichen Häufigkeit von Gewalt- 30 taten vermutlich auch unterschiedli- Häufigkeit in Prozent che Anteile ihrer Feststellung sowie verschiedene Praxen der disziplinari- 20 schen Ahndung und strafrechtlichen Anzeige aus. 10 0 Anzahl: 275 153 74 72 54 40 40 27 20 15 is ig u en n tz m Zw z au en lit ga ai eg pz ni ei sd ick tz ith ör r R dh m i au To re Le G he Ze al D B W C Wie hoch ist die relative Häufigkeit von Gewaltvorkommnissen in den Anstalten, wenn die Belegung der Anstalten berücksichtigt wird? Für einen faireren Vergleich wird Häufigkeit geteilt durch Belegung (Durchschnitt) hier die durchschnittliche Belegung3 berücksichtigt, also die Anzahl von 0.8 Gewaltvorkommnissen pro belegtem Haftplatz betrachtet. Die Jugendstrafanstalt weist beson- 0.6 ders viele Gewalttaten auf. Grund da- für dürfte das jüngere Alter der dort Inhaftierten sein – einem der bedeu- 0.4 tendsten Prädiktoren für gewalttäti- ges Verhalten (siehe dazu die Auswer- tung zum Alter auf Seite 23). 0.2 Die Anstalten mit überwiegender Unterbringung in Mehrfachhafträu- 0.0 men (Bautzen, Görlitz, Leipzig) wei- sen hier keine höhere Gewalthäufigkeit is g au tz en n z m au en zi lit ai eg ni ei rg sd ick tz ip ith ör R dh m au To re Le auf (siehe dazu auch die Auswertung Zw G he Ze al D B W C des Ortes, an dem die Gewalt statt- findet, auf der folgenden Seite). 3 Berechnet wurde der Durchschnitt aus allen Monaten im Untersuchungszeitraum. 8
Studie „Gewalt im Gefängnis“ Wo geschehen innerhalb der Anstalten Gewaltvorkommnisse? Über ein Viertel der Taten geschieht 30 im Bereich der Wohngruppe (WG) au- ßerhalb der Hafträume. Hier verbrin- gen die Inhaftierten die meiste Zeit, 25 die sie Kontakt zu Mitinhaftierten ha- Häufigkeit in Prozent ben. Auch sind zu dieser Zeit viele 20 Inhaftierte an einem relativ kleinen unübersichtlichen Ort, sodass mögli- 15 cherweise hier die Erwartung beson- ders gegeben ist, dass eine Tat unent- 10 deckt bleibt. Der Anteil der Taten im gemeinsa- men Haftraum von Täter und Opfer 5 an allen Taten ist zwar gering, aller- dings ist dieser Ort nur für Inhaftierte 0 Anzahl: 219 116 77 73 63 62 45 37 25 23 18 6 6 in Gemeinschaftsunterbringung mög- .u r b. fer er ch So WG R O. tb r R ek t b ts f Sp T . D e nt R r e o s or äte l ie H bet H ed hu U ien R stig rb H i an us Op A ere tr . n/ er M Sc be lich – bezogen auf diese Untergruppe n io ei T nb . nd H at St A H wäre der Anteil also höher. A Von den 77 Gewalttaten in gemein- 35 samen Hafträumen wurden für die JVAen ohne Regis-Breitingen (495) meisten (57) Täter und Opfer be- JSA Regis-Breitingen (275) 30 nannt; nur 20 dieser Taten wurden als gegenseitig bzw. mit ungeklärter 25 Häufigkeit in Prozent Rollenverteilung angegeben. Als sonstige Orte sind insbesonde- 20 re genannt: Treppenhaus (am häufig- sten), Gang, Stationsküche, Freizeit- 15 raum und Dusche. Dies sind Orte, an denen Inhaftierten weniger von Be- 10 diensteten beobachtet werden. Nebenstehendes Diagramm zeigt 5 den Ort der Gewalttaten getrennt für die Jugendstrafanstalt und die ande- 0 ren JVAen. Ein großer Unterschied .u r er er ch G . tb r R ek t b ts f Sp T . D e nt H .O H etr e o s or äte l ie W H u U ien ig us Opf rb H i an A ere h tr H nst b zeigt sich für den Ausbildungsbereich. n/ er M Sc be R R io So ei T nb b. . nd ed at R Hier scheint es Verbesserungsbedarf St A A zu geben, etwa mehr Beobachtung oder weniger Wartezeiten. Tabelle 2.6 zeigt für Taten in einem Inhaftierte im Haftraum: 2 3 4 gemeinsamen Haftraum die Haftraum- Häufigkeit 2 Beteiligte: 49 18 2 belegung am Tattag sowie die Anzahl Häufigkeit 3 Beteiligte: – 6 2 der Beteiligten. Die Taten finden dort also nicht nur in Fällen statt, in denen Tabelle 2.6: Anzahl Mitinsassen und direkt Betei- Täter und Opfer allein sind. Diese Ta- ligte (Häufigkeiten) ten finden etwas häufiger tagsüber als im Nachteinschluss statt oder werden im letzteren Fall seltener bekannt. 9
Studie „Gewalt im Gefängnis“ Ändert sich die Häufigkeit von Gewalt mit den Jahren? Die Taten verteilen sich schwankend 60 über alle Monate des Beobachtungs- zeitraums. Statistisch bedeutsame Un- 50 terschiede zwischen den Quartalen oder einen zeitlichen Trend gibt es Häufigkeiten absolut 40 nicht. (n = 753) 30 20 10 0 Q2/2010 Q1/2011 Q4/2011 Q3/2012 Q2/2013 Q1/2014 Ändert sich die Häufigkeit von Gewalt mit den Jahren in den einzelnen Anstalten? Innerhalb der einzelnen JVAen fluk- tuiert die Anzahl der Gewaltvor- 80 kommnisse über die Jahre recht stark (durchgezogene Linien). Die gestri- chelten Linien in nebenstehendem Diagramm zeigen zum Vergleich die 60 Anstalt Häufigkeit absolut Regis-Br. durchschnittliche Belegung für die Bautzen Chemnitz JSA Regis-Breitingen und die JVA Dresden Dresden in den Jahren des Unter- 40 Görlitz Leipzig suchungszeitraums.4 Der Rückgang Torgau Waldheim der Gewalttaten in der JSA Regis- Zwickau Zeithain Breitingen erklärt sich offenbar größ- 20 tenteils durch den Rückgang der dort Inhaftierten. Andere Gründe für Schwankungen können Veränderun- 0 gen in den Anstalten, die gewalt- 1 2 3 4 präventiv oder -begünstigend wirken, Jahr im Erhebungszeitraum sein, aber auch Veränderungen der Vollständigkeit der Dokumentationen, die Konsequenz, mit der Gewaltvorkommnisse geahndet werden, oder Zufallsschwankungen. 4 Für die gestrichelten Linien gilt nicht die Skala der vertikalen Achse: Die Zahlen der Häufigkeiten- Achse gelten für die Anzahl der Gewalttaten, nicht aber für die Belegungen. Um die Belegungswerte zum Vergleich einzuzeichnen, wurden sie so transformiert, dass ihr Mittelwert dem Mittelwert der Gewalttaten in der Anstalt entspricht. 10
Studie „Gewalt im Gefängnis“ Durch wen oder was werden die Gewaltvorkommnisse bekannt? Bei Täter-Opfer-Konstellationen wer- den die Gewalttaten meist durch das Täter-Opfer (516) Opfer bekannt, bei anderen Konstel- gegenseitige Gewalt und unklare (214) lationen dadurch, dass ein Bedienste- 40 ter sie beobachtet. (Die mit „*“ mar- Häufigkeit in Prozent kierten Kategorien wurden aus Frei- 30 textbeschreibungen unter „Sonstiges“ geformt, d. h. sie standen beim Doku- mentieren nicht direkt zur Auswahl.) 20 Die Ergebnisse unterstreichen die Wichtigkeit von Präsenz und hoher Aufmerksamkeit der Bediensteten. 10 0 er fti . t) g* N r* . (fe r b r ei nt s rle m* nb r* A f* ha seh zw te e er hl pf te ät ru B kan U ilde un er nd Ve Lär da e O lig T ot g tz e . . us ed ed et A In B B 11
Studie „Gewalt im Gefängnis“ Welche Auslöser und Konfliktgegenstände führen zu Gewaltanwendung? Tabelle 2.7 zeigt die dokumentier- Ursache / Konfliktgegenstand Anz. ten Ursachen bzw. Konfliktgegenstän- Verhalten eines Gegenübers de. Freitextbeschreibungen über das Beleidigung, Hänseln, Mobbing 48 Zustandekommen und die Ursache Delikt des Ggü. (meist Sexual-) 15 der Gewalttaten wurden anhand der Belastung bei Bedienst. oder Gericht 14 aufgeführten Kategorien differenziert. Stören (z. B. bei Tätigkeit) 10 Die Ergebnisse zeigen, wie verschie- Wegnehmen, Diebstahl 5 denartig Anlässe für Gewalt sind, und Hygiene des Ggü. 5 welche Themen häufige Anlässe sind. Körperliche Gewalt durch Ggü. 3 Bei der Interpretation ist aus mehre- Sonstiges Verhalten des Ggü. 66 ren Gründen besondere Vorsicht gebo- Situation ten. (1) Die tatsächlichen Konfliktge- Sport 27 genstände sind für die dokumentieren- Vollzugliche Maßnahme, Verbot 21 den Mitarbeiter nicht immer sichtbar. Aus Spaß, Langeweile 14 Beispielsweise bedeutet ein Foul beim Spielen (z.B. Karten) 6 Fußballspielen nicht notwendig nur ei- Streithintergrund/-thema ne sportliche Konfrontation; es kann Schulden 21 sich aufgrund eines bestehenden Kon- Zusammenleben 20 flikts gezielt gegen einen Mitinhaftier- Hierarchie, Subkultur, Auftrag 16 ten richten. Auch können Inhaftierte Erledigung (z.B. Säubern) 9 einen bestimmten Grund für die Aus- Nationalität, Herkunft, Hautfarbe 4 einandersetzung nur vorgeben, weil sie Homosexualität, sexuelle Orientierung 2 Konsequenzen bei Bekanntgabe des Materielles tatsächlichen fürchten. (Zitat aus ei- Tabak 15 ner Dokumentation: „die tatsächliche Lebensmittel 6 Ursache scheint nicht beim Fußball zu Sonstiges materiell 21 liegen, jedoch machen die Gef. keine Unbestimmt näheren Angaben“.) (2) Die Kategori- Provokation, Auseinanders., Bedrohung 80 en schließen sich nicht gegenseitig aus. Streit, Meinungsverschiedenheit 40 So könnte ein Konflikt sowohl Beleidi- Keine Angabe 302 gungen als auch das Verhalten eines Inhaftierten betreffen und diese auf Tabelle 2.7: Ursache / Konfliktgegenstand einen Streit um Tabak zurückgehen, der mit Hierarchiefragen einhergeht. In den meisten Fällen war nur ein Inhalt angegeben; bei mehreren Angaben wurde der schwerste oder vordergründigste gewählt. (3) Es handelt sich auch von Seiten der Inhaftierten um subjektive Beschreibungen. So beruht ein Streit über das „Anschwärzen“ bei Bediensteten möglicherweise nur auf einer Unterstellung, dass „angeschwärzt“ wurde. Ob ein Verhalten eine Provokation darstellt, hängt auch von der Wahrnehmung (und diese von der Persönlichkeit) des Inhaftierten ab. Die Ergebnisse erinnern daran, dass Gewalttaten meist Reaktionen auf bestehende Konflikte sind und diese eine Geschichte haben. Der Fokus auf Konfliktinhalte bietet Hand- lungsimpulse für den Vollzug: Zum einen können bestimmte Konflikte unter Umständen reduziert werden (z. B. Rückzugsmöglichkeiten, Eindämmung von Schulden); zum anderen zeigt sich der hohe Bedarf an Möglichkeiten in Haft, Konflikte ohne Gewalt auszudrücken und zu lösen. Siehe dazu ausführlicher das Kapitel „Diskussion und Ausblick“ ab Seite 36. 12
Studie „Gewalt im Gefängnis“ 2.3 Konsequenzen für die beteiligten Inhaftierten Zu welchen körperlichen Verletzungen führen Gewaltvorkommnisse? In den meisten Fällen sind die Ver- letzungen der Opfer gering. Gewalt Täter Opfer ist auch im Gefängnis nicht per se 500 Beteil. immer mit schweren körperlichen Fol- gen für die Opfer verbunden. Aller- 400 Häufigkeiten absolut dings gibt es (relativ wenige) Fälle, in denen die Verletzungen stark sind, 300 und zum Teil längerfristige Auswir- kungen haben. Es ist also zwischen dem quantitativen und dem qualitati- 200 ven Problem der Gewalt im Gefängnis zu unterscheiden. 100 Unter den „anderen“ Verletzun- gen wurden vor allem Zahnverletzun- gen oder -verlust (10x) und Schmer- 0 t.N Kr ) W d D ift./ ale ) se n. br hw e n. t h he at ne d. e/M er ns G de ek e (e nt K ch d nb er un A¨ Wü ruc tl. bren z zen in bestimmten Körperteilen (8x) is c K Sti un äm kei uc un om g em an at (u nd t. esi b el A r g c s . So h genannt, vereinzelt u. a. Verletzung off a H ./ eu lu tz n. an des Trommelfells und Gehirnerschüt- B terung. Auch wenn es zu keiner körperlichen Verletzung kommt, muss davon ausgegangen werden, dass viele Opfer nach der Tat unter erhöhter Angst vor weiteren Übergriffen leiden und/oder unter Exklusion durch die Mitinhaftierten. Bei Taten im gemeinsamen Haftraum von Täter(n) und Opfer(n) gehen ebenso viele Opferverletzungen über Hämatome und Kratzer hinaus wie bei Taten an anderen Orten (jeweils rund 23 %). 13
Studie „Gewalt im Gefängnis“ Werden Maßnahmen zum Schutz der Opfer ergriffen? In zwei Dritteln aller Fälle wird eine Maßnahme ergriffen, um das Opfer zu stärken oder zu schützen. Als Maß- 60 nahmen genannt werden insbesonde- re Gespräche (z. T. mit Fachdiensten, 50 Häufigkeit in Prozent z. T. mit Täter und Opfer) und Ver- legungen (meist des Täters). 40 30 20 10 0 Anzahl: 364 137 53 ) Ja n nt ei n N eka nb (u Welche förmlichen Reaktionen für die Täter und Opfer erfolgen? Die mit Abstand häufigste förmliche Reaktion auf Täter ist die getrennte Täter Opfer Unterbringung. Einschränkungen wer- Beteil. 400 den relativ wenig beschlossen. Ob „ge- trennte Unterbringung“ die Verlegung Häufigkeiten absolut des Täters, die Verlegung des Opfers 300 oder eine andere Maßnahme zur Tren- nung bedeutet, kann den vorliegenden Daten nicht entnommen werden. 200 Förmliche Reaktionen und die Ver- hängung von Disziplinarmaßnahmen (s. u.) sind freilich nicht die einzigen 100 Möglichkeiten des Justizvollzugs, auf Gewaltausübung zu reagieren. Wich- tig ist, dass Reaktionen erfolgen, die 0 W ng Ei Ve g it ) U cht ar . M ld En . Fr en E. ug eit n ns r. s t ek rs rw rbr nt es Ei ch ei n ße on be e nb e nicht nur – wie hier die getrennte Un- i nu su tz eiz ns rw an G ch ed rr (u And ni au Ve nte K Ar ei A ar t. G terbringung – dem Sicherheitsauftrag Ei hr. r r. c et ns G gerecht werden, sondern auch positive Normen für gültig erklären (statt die Norm, Gewalt als Mittel zum Umgang mit Konflikten zu verwenden, zu akzeptieren). Im Jugendstrafvollzug dürfte dies durch den pädagogischen Auftrag selbstverständlicher sein als im Erwachsenenvollzug. 14
Studie „Gewalt im Gefängnis“ Wir häufig wurden Disziplinarmaßnahmen und strafrechtliche Anzeigen als Folge des Gewaltvorkommnisses angeordnet? Tabelle 2.8 zeigt auf Personen bezo- Täter gen, wie häufig Disziplinarmaßnah- Disziplinarmaßnahme: ja nein Summe men durchgeführt bzw. strafrechtli- Anzeige: ja 41 6 47 che Anzeigen gestellt wurden und die Anzeige: nein 51 2 53 Überschneidungen. Summe 92 8 100 Dabei ist zu beachten, dass in die vorliegende Studie nur solche Vorfäl- le einbezogen wurden, bei denen es Beteiligte zu einer Disziplinarmaßnahme oder Disziplinarmaßnahme: ja nein Summe strafrechtlichen Anzeige gekommen Anzeige: ja 19 6 25 ist. (Die Tabellen zeigen einzelne Tä- Anzeige: nein 69 7 76 ter und Beteiligte, gegen die weder Summe 88 13 101 eine Disziplinarmaßnahme ausgespro- Tabelle 2.8: Disziplinarmaßnahmen und strafrecht- chen noch eine Anzeige gestellt wur- liche Anzeigen (in %, gerundet) de. Dies sind Fälle, in denen Mittäter beziehungsweise andere Beteiligte dis- zipliniert wurden oder eine Anzeige erhielten.) Etwas weniger als die Hälfte der Täter wurde angezeigt; bei den Beteiligten an gegensei- tiger Gewalt ist es ca. ein Viertel. 2.4 Beschreibung der beteiligten Inhaftierten Wie unterscheidet sich die Häufigkeit von Gewalt zwischen Haftarten? Nebenstehendes Diagramm zeigt die 100 Haftarten Häufigkeit verschiedener Haftarten Freiheitsstrafe der an Taten beteiligten Inhaftierten Jugendstrafe für jedes Quartal im Untersuchungs- Untersuchungshaft Ersatzfreiheitsstrafe zeitraum (Punkte) im Verhältnis zur 75 Häufigkeit der Haftarten unter allen Inhaftierten (gestrichelte Linien). Die Prozent dünneren, durchgezogenen Linien zei- 50 gen den Trend der Punkte über die Zeit (Regressionsgerade). Gewalt kommt unter Inhaftierten mit Jugendstrafe verhältnismäßig häu- 25 fig vor (der Anteil von Inhaftierten mit Jugendstrafe an den Gewaltbetei- ligten ist weit höher als der Anteil von 0 Inhaftierten mit Jugendstrafe an al- 01/2011 01/2012 01/2013 01/2014 len Inhaftierten). Bei Inhaftierten mit Stichtage im Erhebungszeitraum Freiheitsstrafe und Ersatzfreiheitsstra- fe ist Gewalt relativ selten (die Punkte sind unterhalb der gestrichelten Linie), in U-Haft etwas häufiger. 15
Studie „Gewalt im Gefängnis“ Mit der Zeit, insbesondere im vierten Untersuchungsjahr (05/2013 bis 04/2014), werden Inhaftierte in U-Haft häufiger auffällig als nach dem Anteil der U-Haft an allen Inhaftierten zu erwarten wäre. Gewalt während Jugend- oder Freiheitsstrafe nimmt etwas stärker ab als die Anteile von Jugend- und Freiheitsstrafe an allen Haftarten. Unterscheiden sich mehrfach in Haft auffällige Täter/Opfer von in Haft einmal auffälligen Tätern/Opfern? Zusammenhänge zwischen der Häufigkeit einmaliger versus mehrfacher Täterrolle (bzw. Opferrolle) in Haft und der Häufigkeit verschiedener Merkmalsausprägungen von Delikt- gruppen, Geschlecht und Selbststellerstatus wurden untersucht. Unterschiede zwischen einmaligen und mehrfachen Opfern sind – auch aufgrund der kleinen Stichprobe von 46 Mehrfachopfern – bei keinem Merkmal statistisch bedeutsam. Inhaftierte mit Betrugs- und mit BtmG-Delikten unterscheiden sich jeweils in der prozentualen Häufigkeit von mehrfacher Täterschaft: Inhaftierte mit diesen Delikten werden – wenn sie überhaupt auffällig werden – prozentual weniger mehrfach auffällig. Betrugsdelikt BtMG-Delikt nein ja nein ja Einmalige Täterrolle 324 Gef. 115 Gef. 353 Gef. 86 Gef. Mehrfache Täterrolle 69 Gef. 12 Gef. 74 Gef. 7 Gef. Anteil mehrfach 18 % 9% 17 % 8% Tabelle 2.9: Häufigkeiten wiederholte Rollen und Delikte Statistisch nicht bedeutsam aber deskriptiv dennoch interessant ist der Zusammenhang mit dem Delikt Mord: 9 von 31 der Inhaftierten mit Morddelikt, die überhaupt als Täter auffällig wurden, wurden es mehrfach, während es bei Inhaftierten ohne Morddelikt nur knapp 15 % (72 von 489) sind. Hinweis zum Lesen der folgenden Histogramme Die folgenden Diagramme zeigen die Verteilungen stetiger Variablen, also welche Werte- bereiche wie häufig vorkommen. Die darüber gesetzten Boxplots zeigen Kennwerte der Verteilung. Die breite vertikale Linie innerhalb der Box entspricht dem Median, d. h. der Grenze zwischen 50 % der niedrigsten und 50 % der höchsten Werte. Die horizontalen Enden der Box zeigen die 25 %- und 75 %-Quartile; zwischen den Boxenden liegen also die 50 % mittleren Werte und außerhalb die 25 % niedrigsten bzw. 25 % höchsten Werte. Die gestrichelten Linien reichen bis zu demjenigen extremsten Wert, der nicht mehr als 1,5 Mal die Boxlänge („Interquartilsabstand“) von der Box entfernt ist. Extremere Werte sind einzeln als kleine Kreise eingezeichnet. 16
Studie „Gewalt im Gefängnis“ Wie lange waren Täter und Opfer bis zum Gewaltvorkommnis in der Anstalt? Opfer sind zum Zeitpunkt der Taten 25 Täter (n = 557) tendenziell kürzer in der Anstalt als 20 die Täter – das Histogramm fällt stei- 15 ler ab. (Die Tat-Häufigkeiten müssen 10 5 auch deswegen mit der Zeit sinken, Häufigkeiten absolut 0 weil längere JVA-Aufenthalte seltener 25 Opfer (n = 493) vorkommen.) 20 15 Gewalt geschieht häufig, während 10 sich Opfer (und/oder Täter) in einem 5 Anpassungsprozess an den neuen Kon- 0 text JVA befinden. Dabei spielt häufig 25 Beteil. (n = 409) 20 auch die Einordnung in eine Hierar- 15 chie unter den Inhaftierten eine Rolle. 10 Präventionsangebote sollten sich be- 5 sonders an „neue“ Inhaftierte wenden 0 und einen erfolgreichen Anpassungs- 0 49 112 182 252 322 392 462 532 602 672 und Bewältigungsprozess unterstüt- zen. Wie lange waren Täter und Opfer bis zum Gewaltvorkommnis im aktuellen Haftraum untergebracht? Die meisten Taten geschehen zwischen Täter (n = 562) Inhaftierten, die noch relativ kurz 60 im aktuellen Haftraum untergebracht 40 (und damit vermutlich meist neu in 20 der Wohngruppe oder auf Station) Häufigkeiten absolut 0 sind. Etwa die Hälfte der Opfer wird Opfer (n = 492) 60 dies in den ersten sechs Wochen in einem neuen Haftraum. 40 Dabei ist zu bedenken, dass die Ver- 20 teilungskurve auch deswegen abneh- 0 men muss, weil längere Verweildauern Beteil. (n = 412) 60 insgesamt seltener werden. 40 20 0 0 28 56 84 119 154 189 224 259 294 329 17
Studie „Gewalt im Gefängnis“ Wie viele Besuche hatten die Inhaftierten bis zur Tat? Opfer wurden bis zum Tag der Tat 80 Täter (n = 587) tendenziell seltener besucht als Täter. 60 Dies kann daran liegen, dass sie bisher 40 kürzer in Haft waren (s. o.) oder daran, 20 dass sie weniger sozial eingebunden Häufigkeiten absolut 0 80 sind. Opfer (n = 501) Auch die soziale Einbindung kann 60 ein wichtiger Aspekt von Präventi- 40 onsansätzen sein. Denkbar sind WG- 20 Gespräche und -aktivitäten oder un- 0 80 terstützende „Buddies“ für Neuan- Beteil. (n = 424) 60 kömmlinge. 40 20 0 0 5 10 16 22 28 34 40 46 52 58 64 70 76 Spielt die Unterbringung auf einer besonderen Station eine Rolle für Gewalthäufigkeit? Zwischen Tätern, Opfern und Betei- 80 ligten finden sich keine bedeutsamen Unterschiede dahingehend, ob sie zum Zeitpunkt der Tat auf einer besonde- 60 ren Station (z. B. SothA oder „Moti- Häufigkeit in Prozent vationsstation Sucht“) untergebracht sind. Der Anteil der an Gewalt betei- 40 ligten Inhaftierten, die auf besonde- ren Stationen untergebracht sind, er- scheint mit über 20 % hoch. Das liegt Täter (630) 20 Opfer (582) möglicherweise zum Teil daran, dass Beteil. (437) auf besonderen Stationen Inhaftierte mit besonderen Problemlagen, die Ge- walt begünstigen, konzentriert sind. 0 Anzahl: 145 135 130 485 447 307 Die meist intensivere Betreuung auf Besondere Station Normale Station diesen Stationen mag dem entgegen- wirken; ob und wie viel Gewalt häufi- ger wäre, wenn nicht intensiv betreut würde, lässt sich hieraus nicht entnehmen. 18
Studie „Gewalt im Gefängnis“ 2.5 Täter-Opfer-Dyaden Die Ergebnisse in diesem Abschnitt beruhen ausschließlich auf denjenigen Taten, für die eine Täter-Opfer-Konstellation beschrieben wurde, mit genau einem Täter und einem Opfer (ohne Bedienstete als Opfer). Die Diagramme zeigen Verteilungen von Differenzen von Merkmalen des Täters und des Opfers, nämlich Täter-Wert minus Opfer-Wert. In allen Diagrammen streuen die Differenzen um den Wert Null (= „kein Unterschied“), in dessen Nähe jeweils die meisten Differenzwerte liegen. Das bedeutet, dass sich Täter und Opfer in dem betrachteten Merkmal zwar (zum Teil deutlich) unterscheiden, Täter aber nicht systematisch höhere oder niedrigere Werte als ihre Opfer aufweisen, also beispielsweise nicht typischerweise älter oder jünger als ihre Opfer sind. Unterscheiden sich Täter und Opfer in ihrem Alter? Meist sind Täter und Opfer in ähnli- 150 Häufigkeiten absolut chem Alter (in Jahren), was auch da- Dyaden (n = 433) durch verstärkt wird, dass in der JSA 100 keine sehr großen Altersabweichungen 50 vorkommen können. Bei einigen Ta- ten ist der Altersunterschied jedoch 0 sehr groß. -45 -35 -25 -15 -5 5 15 25 35 45 Unterscheiden sich Täter und Opfer in ihrer Körpergröße? Täter sind nur etwas häufiger größer Häufigkeiten absolut 80 (in cm) als ihre Opfer; keinesfalls ist Dyaden (n = 420) 60 dies die Regel. (Hinweis: Körpergrö- ße wird oft nicht genau gemessen, mit 40 Häufungen bei 5er- und 10er-Werten.) 20 0 -35 -25 -15 -5 0 5 10 15 20 25 30 35 Unterscheiden sich Täter und Opfer in der Dauer ihres Aufenthalts in der Anstalt? Die Differenz der bisherigen Aufent- 60 Häufigkeiten absolut haltsdauer von Täter und Opfer (in Dyaden (n = 429) 50 Monaten) zeigt keinen klaren Trend. 40 30 (Werte mit Betrag über 18 wurden als 20 -18 bzw. 18 kodiert.) 10 0 -18 -15 -12 -9 -6 -3 0 2 4 6 8 11 14 17 Unterscheiden sich Täter und Opfer in der Dauer ihrer Unterbringung im aktuellen Haftraum? Auch bei der Länge der Unterbrin- Häufigkeiten absolut gung im aktuellen Haftraum (in Mo- Dyaden (n = 424) 80 naten) ist die Streuung hoch und oh- 60 ne klare Tendenz. (Werte mit Betrag 40 über 18 wurden als -18 bzw. 18 ko- 20 diert.) 0 -18 -15 -12 -9 -6 -3 0 2 4 6 8 11 14 17 19
Studie „Gewalt im Gefängnis“ 2.6 Prädiktoren der Rollen Täter, Opfer und Beteiligter In diesem Abschnitt wird der Frage nachgegangen, welche Merkmale von Inhaftierten statistisch vorhersagen, ob, wie bald beziehungsweise wie häufig sie als Täter, als Opfer oder als Beteiligter auffällig werden. Solche Variablen, die statistisch mit Gewaltbeteiligung zusammenhängen, werden Prädiktoren genannt. Die folgenden komplexen graphischen Darstellungen der Ergebnisse werden auf Seite 35 für einen Überblick zusammengefasst. Zu den durchgeführten Analysen und zur Ergebnisdarstellung in Diagrammen Um zu untersuchen, welche Inhaftierten eher an Gewalt beteiligt sind, werden nicht nur die tatsächlich auffällig gewordenen Inhaftierten betrachtet, sondern alle Inhaftierten, die im Beobachtungszeitraum in sächsischen JVAen mit einer Jugend- oder Freiheitsstrafe (auch Gesamt-/Rest-Strafen) oder in Untersuchungshaft inhaftiert waren. Ausgeschlossen wurden andere Haftarten wie Ersatzfreiheitsstrafe, die meist von kurzer Dauer sind. Anhand von Abbildung 2.1 wird im Folgenden die gewählte graphische Darstellungsform des Zusammenhangs der jeweiligen Prädiktorvariable mit der Rolleneinnahme erläutert. Jedes dieser Diagramme besteht aus drei Teildiagrammen für die Rollen „Täter“, „Opfer“ und „Beteiligte“ (A). In jedem dieser ist die jeweils betrachtete Prädiktorvariable angegeben (B), im Beispiel „Familienstand“. Darunter sind verschiedene Ausprägungen dieser Variable angegeben (im Beispiel „ledig“, „verheiratet“ und „geschieden“), sowie dahinter die Anzahl der Inhaftierten, auf die diese Merkmalsausprägung zutrifft (C). Für die Teildiagramme sind diese Anzahlen stets gleich. Zwischen verschiedenen Diagrammen (mit verschiedenen Prädiktorvariablen) kann sich allerdings die Gesamtzahl der betrachteten Inhaftierten (Summe der Anzahl-Werte) unterscheiden, da bestimmte Merkmalsausprägungen von der Abbildung 2.1: Diagramm-Erläuterung 20
Studie „Gewalt im Gefängnis“ Darstellung ausgeschlossen sein können (im Beispiel „verwitwet“ und „sonstige“). Die linke Seite des Diagramms (D) zeigt eine Schätzung5 des Anteils derjenigen Inhaftier- ten, welche (mindestens einmal) die jeweilige Rolle einnehmen, an allen Inhaftierten, und zwar fortlaufend für jeden Zeitpunkt seit der Inhaftierung beziehungsweise – für bereits länger inhaftierte – seit Beginn des Beobachtungszeitraums. Die je zwei gestrichelten Linien ober- und unterhalb der Hauptlinie (E) zeigen die Grenzen eines Konfidenzintervalls an; dieses Intervall gibt Auskunft über die Genauigkeit der Schätzung. Wenn die Konfidenz- intervalle sich nicht überlappen (im Beispiel im oberen Teildiagramm ist das für „ledig“ gegenüber „verheiratet“ und „geschieden“ der Fall), so ist der Unterschied der geschätzten Anteile statistisch bedeutsam. Die rechte Seite des Diagramms (F) berücksichtigt auch mehrfache Rolleneinnahmen: Hier ist nicht ein Anteil angegeben, sondern die geschätzte6 durchschnittliche Anzahl der Rolleneinnahmen pro Jahr geteilt durch Hundert. Dabei wird die verschiedene Dauer, mit der die einzelnen Inhaftierten im Beobachtungszeitraum sind, statistisch berücksichtigt: Ein einmal auffälliger Inhaftierter, dessen Inhaftierung sich nur einen Monat mit dem Beobachtungszeitraum überschneidet, wird beispielsweise höher gewichtet, als ein einmal auffälliger Inhaftierter, der den gesamten Beobachtungszeitraum lang inhaftiert war. Die Kreise auf den vertikalen Linien geben die Schätzung an; die Linien entsprechen Konfidenzintervallen. Es sind jeweils zwei solche Schätzungen dargestellt: einmal ohne Berücksichtigung von Drittvariablen („unkorrigiert“) und einmal mit statistischer Berück- sichtigung des Alters zum Zeitpunkt der Inhaftierung („korrig. f. Alter“). Im Beispiel zeigt die unkorrigierte Darstellung, dass ledige Inhaftierte deutlich häufiger Täterrollen einnehmen als verheiratete oder geschiedene. Es wäre inhaltlich durchaus plausibel, dass der Familienstand hier einen kausalen Effekt haben könnte. Bei Berück- sichtigung des Alters ist der Unterschied allerdings viel geringer. Das weist darauf hin, dass der unkorrigierte Unterschied vor allem durch den Zusammenhang des Alters mit den Merkmalen Familienstand und Gewaltbeteiligung (sogenannte Konfundierung) auf- tritt: Ledige sind im Allgemeinen auch die jüngeren und diese sind häufiger auffällig als ältere. Für die Opfer-Rolle kehrt sich der Effekt des Familienstands durch die statistische Berücksichtigung des Alters sogar um. Auch die für das Alter korrigierte Darstellung darf allerdings nicht kausal interpretiert werden: Die Unterschiede können durch weitere Drittvariablen zustandekommen. Es wäre beispielsweise denkbar, dass psychisch schwerer beeinträchtigte Menschen häufiger als Täter agieren aber es auch schwerer haben, einen Partner zu finden, und darum eher ledig sind. Dann könnte es sein, dass sich in der höheren Schätzung für Ledige allein der Effekt der psychischen Beeinträchtigung ausdrückt. Für eine bessere Schätzung des tatsächlichen kausalen Effekts der jeweiligen Prädik- torvariable müssten also möglichst viele weitere Drittvariablen statistisch berücksichtigt werden. Dies hätte allerdings die Einschränkung, dass zahlreiche relevante Variablen nicht vorliegen und schwer zu messen sind (z. B. gewaltbegünstigende Einstellungen), und den Nachteil, dass dadurch die Schätzungen ungenauer (die Konfidenzintervalle länger) würden. Das letztere Problem ließe sich nur durch eine vielfach größere Stichprobe lösen. Beim Lesen der Ergebnisse ist zu bedenken, dass die quantitativen Daten lediglich Unterschiede zwischen Gruppen aufzeigen können; wodurch diese zustandekommen, ist aus den Daten selbst nicht ableitbar. Die Interpretationen müssen daher auf Erfahrung und Fachwissen gründen und bleiben immer etwas spekulativ. 5 Es handelt sich um die Kaplan-Meier-Schätzung einer Survivalanalyse. 6 Geschätzt wird anhand einer Poissonregression. 21
Studie „Gewalt im Gefängnis“ Bevor ab der folgenden Seite Prädiktoren untersucht werden, zeigen zwei Darstellungen für alle Inhaftierte den allgemeinen Anteil und die allgemeine Häufigkeit. Alle Inhaftierten Die Darstellung für alle Inhaftierte Anzahl/Jahr/100 Anzahl/Jahr/100 Anzahl/Jahr/100 10 10 Rolle Täter (%) zeigt, dass Gewaltausübung und -er- 8 Alle Alle Alle Inhaftierten Inhaftierten Inhaftierten 8 Alle Alle Alle fahrung im Hellfeld nur eine Minder- (17658) (17658) (17658) (17658) (17658) (17658) (17658) 6 6 heit der Inhaftierten direkt betrifft. 4 4 Rund 4 % der Inhaftierten wurden in- 2 2 0 0 nerhalb eines Jahres als Täter festge- 10 10 stellt, ähnlich viele als Opfer. Hinzu Rolle Opfer (%) Alle Alle Inhaftierten Alle Inhaftierten Alle Inhaftierten Inhaftierten 8 8 Alle Alle Alle kommt noch die Beteiligung an ge- Alle (17658) (17658) (17658) (17658) (17658) (17658) (17658) 6 6 genseitiger Gewalt und Vorkommnis- 4 4 sen ohne klare Täter- oder Opferrolle. 2 2 Mit längerer Inhaftierungsdauer stei- 0 0 10 10 Rolle Beteil. (%) gen die Anteile weiter an. Die Bewer- 8 Alle Alle Alle Inhaftierten Inhaftierten Inhaftierten 8 tung, ob dies niedrige oder hohe Wer- 6 Alle Alle Alle 6 (17658) (17658) (17658) (17658) (17658) (17658) (17658) te sind, ist ohne Vergleich schwierig. 4 4 Immerhin sind hier alle Gewalttaten 2 2 einbezogen; wie oben dargestellt, ist 0 0 unkor- rigiert 0 1 2 3 4 schwere Gewalt darunter eher selten. Jahre seit Inhaftierung bzw. 1.5.2010 Die Abflachung der Kurven bedeu- tet, dass Inhaftierte, die nicht bald auffällig werden, mit geringerer Wahrscheinlichkeit später auffallen. Dies ist zu erwarten, da sich persönliche Verhaltenstendenzen kontinuier- lich, nicht erst später zeigen. Der Effekt der Zeit geht möglicherweise zum Teil auch auf eine Verschiebung ins Dunkelfeld zurück: Wer länger in Haft ist, versteckt seine Gewalt eher beziehungsweise meldet sich als Opfer weniger. Nach Inhaftierung Hier werden nur diejenigen Inhaftier- 10 10 Anzahl/Jahr/100 Anzahl/Jahr/100 Anzahl/Jahr/100 Rolle Täter (%) Nach ten betrachtet, die erst nach Beginn 8 Nach Nach 1.5.2010 Nach 1.5.2010 1.5.2010 inhaftierte 1.5.2010 inhaftierte inhaftierte inhaftierte 8 Alle Alle Alle (14327) Alle des Beobachtungszeitraums inhaftiert (14327) (14327) (14327) (14327) (14327) (14327) 6 6 wurden, d. h. die nicht vorher schon 4 4 auffällig gewesen sein können. Hier 2 2 0 0 bedeutet die Zeitachse also die Zeit 10 10 seit (individueller) Inhaftierung. Diese Rolle Opfer (%) Nach Nach Nach 1.5.2010 1.5.2010 1.5.2010 inhaftierte inhaftierte inhaftierte 8 8 Alle Alle Alle (14327) Auswahl wäre generell einfacher zu in- (14327) (14327) (14327) (14327) (14327) (14327) 6 6 terpretieren, führt aber zu einer deut- 4 4 lich kleineren Stichprobe und entspre- 2 2 chend ungenauerer Schätzungen. 0 0 10 10 Rolle Beteil. (%) Nach Nach Nach 1.5.2010 1.5.2010 1.5.2010 inhaftierte inhaftierte inhaftierte 8 8 Alle Alle Alle (14327) (14327) (14327) (14327) (14327) (14327) (14327) 6 6 4 4 2 2 0 0 unkor- rigiert 0 1 2 3 4 Jahre seit Inhaftierung 22
Studie „Gewalt im Gefängnis“ Alter bei Inhaftierung Inhaftierte unter 24 Jahren sind Anzahl/Jahr/100 Anzahl/Jahr/100 Anzahl/Jahr/100 10 10 Rolle Täter (%) weitaus schneller und viel häufiger Tä- 8 Alter Alter Alter bei bei bei Inhaftierung Inhaftierung Inhaftierung 8 bis bis bis 24 24 24 J. J. J. (3650) ter und Opfer als ältere Gefangene. (3650) (3650) (3650) (3650) (3650) (3650) 6 24-34 24-34 24-34 J.J. J. (8062) 6 24-34 J. (8062) (8062) (8062) (8062) (8062) (8062) Die 24- bis 34-jährigen unterscheiden 4 über über über 34 34 34 J. J. J. (5945) (5945) (5945) (5945) (5945) (5945) (5945) 4 sich wenig von den noch älteren. 2 2 0 0 Möglicherweise ist es nicht nur das 10 10 (junge) Alter selbst, das hier eine Rol- Rolle Opfer (%) Alter Alter Alter bei bei bei Inhaftierung Inhaftierung Inhaftierung 8 8 bis bis bis 24 24 24 J. J. J. (3650) le spielt, sondern auch das Umgebens- (3650) (3650) (3650) (3650) (3650) (3650) 6 24-34 24-34 24-34 J.J. J. (8062) (8062) (8062) (8062) (8062) (8062) 6 ein von jungen Mitinhaftierten im Ju- (8062) 4 über über über 34 über 34 34 J. 34 J. J. (5945) J. (5945) (5945) (5945) (5945) (5945) (5945) 4 gendvollzug (sich behaupten wollen, 2 2 Wunsch nach Anerkennung o. ä.). 0 0 10 10 Rolle Beteil. (%) Alter Alter Alter bei bei bei Inhaftierung Inhaftierung Inhaftierung 8 8 bis bis bis 24 24 24 J. J. J. (3650) (3650) (3650) (3650) (3650) (3650) (3650) 6 24-34 24-34 24-34 J.J. J. (8062) 6 24-34 J. (8062) (8062) (8062) (8062) (8062) (8062) 4 über über über 34 34 34 J. J. J. (5945) (5945) (5945) (5945) (5945) (5945) (5945) 4 2 2 0 0 unkor- rigiert 0 1 2 3 4 Jahre seit Inhaftierung bzw. 1.5.2010 Geschlecht Zwischen den Geschlechtern findet Anzahl/Jahr/100 Anzahl/Jahr/100 Anzahl/Jahr/100 10 10 Rolle Täter (%) sich kein bedeutsamer Unterschied in 8 Geschlecht Geschlecht Geschlecht 8 Männer Männer Männer (15635) der Häufigkeit oder Schnelligkeit, mit (15635) (15635) (15635) (15635) (15635) (15635) 6 Frauen Frauen Frauen (2023) (2023) (2023) (2023) (2023) (2023) 6 (2023) der Inhaftierte an Gewalttaten betei- 4 4 ligt sind. 2 2 0 0 10 10 Rolle Opfer (%) Geschlecht Geschlecht Geschlecht Geschlecht 8 8 Männer Männer Männer (15635) Männer (15635) (15635) (15635) (15635) (15635) (15635) 6 Frauen Frauen Frauen (2023) (2023) (2023) (2023) (2023) (2023) 6 (2023) 4 4 2 2 0 0 10 10 Rolle Beteil. (%) Geschlecht Geschlecht Geschlecht 8 8 Männer Männer Männer (15635) (15635) (15635) (15635) (15635) (15635) (15635) 6 Frauen Frauen Frauen (2023) 6 Frauen (2023) (2023) (2023) (2023) (2023) (2023) 4 4 2 2 0 0 unkor- rigiert korrig. f. Alter 0 1 2 3 4 Jahre seit Inhaftierung bzw. 1.5.2010 23
Studie „Gewalt im Gefängnis“ Körpergröße Körperlich größere Inhaftierte werden Anzahl/Jahr/100 Anzahl/Jahr/100 Anzahl/Jahr/100 10 10 Rolle Täter (%) tendenziell etwas häufiger Täter und 8 Körpergröße Körpergröße Körpergröße 8 groß groß groß (4843) seltener Opfer. (4843) (4843) (4843) (4843) (4843) (4843) 6 mittel mittel mittel (5872) 6 mittel (5872) (5872) (5872) (5872) (5872) (5872) 4 klein klein klein (5873) (5873) (5873) (5873) (5873) (5873) (5873) 4 2 2 0 0 10 10 Rolle Opfer (%) Körpergröße Körpergröße Körpergröße 8 8 groß groß groß (4843) (4843) (4843) (4843) (4843) (4843) (4843) 6 mittel mittel mittel (5872) (5872) (5872) (5872) (5872) (5872) 6 (5872) 4 klein klein klein (5873) klein (5873) (5873) (5873) (5873) (5873) (5873) 4 2 2 0 0 10 10 Rolle Beteil. (%) Körpergröße Körpergröße Körpergröße 8 8 groß groß groß (4843) (4843) (4843) (4843) (4843) (4843) (4843) 6 mittel mittel mittel (5872) 6 mittel (5872) (5872) (5872) (5872) (5872) (5872) 4 klein klein klein (5873) (5873) (5873) (5873) (5873) (5873) (5873) 4 2 2 0 0 unkor- rigiert korrig. f. Alter 0 1 2 3 4 Jahre seit Inhaftierung bzw. 1.5.2010 Religionszugehörigkeit Muslime werden deutlich häufiger als Anzahl/Jahr/100 Anzahl/Jahr/100 Anzahl/Jahr/100 10 10 Rolle Täter (%) Täter und als Beteiligte von gegen- 8 Religion Religion Religion 8 christlich christlich christlich (2345) seitiger Gewalt erfasst. Ursache kön- (2345) (2345) (2345) (2345) (2345) (2345) 6 muslimisch muslimisch muslimisch (787) (787) (787) (787) (787) (787) 6 (787) nen unterschiedliche kulturelle Nor- 4 ohne ohne ohne (10788) ohne (10788) (10788) (10788) (10788) (10788) (10788) 4 men und Werte der Inhaftierten sein, 2 2 0 0 subkulturelle Strukturen, eine höhe- 10 10 re Belastung von Muslimen durch die Rolle Opfer (%) Religion Religion Religion Religion 8 8 christlich christlich christlich (2345) Inhaftierung (z. B. wegen häufigeren christlich (2345) (2345) (2345) (2345) (2345) (2345) 6 muslimisch muslimisch muslimisch (787) (787) (787) (787) (787) (787) 6 Sprachproblemen oder Ausgrenzung), (787) 4 ohne ohne ohne (10788) (10788) (10788) (10788) (10788) (10788) (10788) 4 ein erhöhtes Maß an psychischen Auf- 2 2 fälligkeiten, aber auch, dass Gewalt- 0 0 10 10 Rolle Beteil. (%) anwendung durch ausländische Inhaf- 8 Religion Religion Religion 8 tierte eher an Bedienstete gemeldet 6 christlich christlich christlich (2345) muslimisch (2345) (2345) (2345) (2345) (2345) (2345) 6 muslimisch muslimisch (787) muslimisch (787) oder von diesen strenger sanktioniert (787) (787) (787) (787) (787) 4 ohne ohne ohne (10788) (10788) (10788) (10788) (10788) (10788) (10788) 4 wird. 2 2 0 0 unkor- rigiert korrig. f. Alter 0 1 2 3 4 Jahre seit Inhaftierung bzw. 1.5.2010 24
Studie „Gewalt im Gefängnis“ Selbststellerstatus Der Selbststellerstatus hat keinen be- Anzahl/Jahr/100 Anzahl/Jahr/100 Anzahl/Jahr/100 10 10 Rolle Täter (%) deutsamen Vorhersagewert. 8 Selbststeller Selbststeller Selbststeller 8 ja ja ja (3697) (3697) (3697) (3697) (3697) (3697) (3697) 6 nein nein nein (13961) 6 nein (13961) (13961) (13961) (13961) (13961) (13961) 4 4 2 2 0 0 10 10 Rolle Opfer (%) Selbststeller Selbststeller Selbststeller 8 8 ja ja ja (3697) (3697) (3697) (3697) (3697) (3697) (3697) 6 nein nein nein (13961) (13961) (13961) (13961) (13961) (13961) 6 (13961) 4 4 2 2 0 0 10 10 Rolle Beteil. (%) Selbststeller Selbststeller Selbststeller 8 8 ja ja ja (3697) (3697) (3697) (3697) (3697) (3697) (3697) 6 nein nein nein (13961) 6 nein (13961) (13961) (13961) (13961) (13961) (13961) 4 4 2 2 0 0 unkor- rigiert korrig. f. Alter 0 1 2 3 4 Jahre seit Inhaftierung bzw. 1.5.2010 Haftdauer Inhaftierte mit laut Strafzeitberech- Anzahl/Jahr/100 Anzahl/Jahr/100 Anzahl/Jahr/100 10 10 Rolle Täter (%) nung mittlerer Haftdauer werden ten- 8 Haftdauer Haftdauer Haftdauer 8 bis bis bis 180 180 180 Tage Tage Tage denziell etwas häufiger als Täter, Op- (3126) (3126) (3126) (3126) (3126) (3126) (3126) 6 181 181 181 Tage Tage Tage bis bis bis 333 Jahre Jahre Jahre 6 (6302) (6302) (6302) (6302) (6302) (6302) (6302) fer oder Beteiligte auffällig als andere 4 über über über 3 Jahre über 333 Jahre Jahre Jahre 4 (4987) (4987) (4987) (4987) (4987) (4987) (4987) Inhaftierte. Möglicherweise weisen In- 2 2 0 0 haftierte mit kürzerer (Rest-)Strafe 10 10 eine weniger „schwere“ Deliktstruk- Rolle Opfer (%) Haftdauer Haftdauer Haftdauer Haftdauer 8 8 bis bis 180 bis 180 Tage 180 Tage Tage tur auf und sind generell kontrollier- bis 180 Tage (3126) (3126) (3126) (3126) (3126) (3126) (3126) 6 181 181 181 Tage Tage Tage bis bis bis 333 Jahre Jahre Jahre 6 (6302) (6302) (6302) (6302) (6302) (6302) ter. Unter Inhaftierten mit mittlerer (6302) 4 über über über 333 Jahre Jahre Jahre 4 (4987) (4987) (4987) (4987) (4987) (4987) (4987) Haftdauer ist der Anteil des Delikts 2 2 Körperverletzung höher; hier finden 0 0 10 10 Rolle Beteil. (%) sich mehr Inhaftierte, die bereits vor 8 Haftdauer Haftdauer Haftdauer 8 der Inhaftierung Gewalt anwendeten 6 bis bis bis 180 181 180 180 Tage Tage Tage Tage bis 3 Jahre 6 (3126) (3126) (3126) (3126) (3126) (3126) (3126) 181 181 Tage 181 Tage bis Tage bis 333 Jahre bis Jahre Jahre (6302) (z. B. aufgrund von Impulsivität). (6302) (6302) (6302) (6302) (6302) (6302) 4 über über über 333 Jahre Jahre Jahre 4 (4987) (4987) (4987) (4987) (4987) (4987) (4987) Der Unterschied zu den längeren 2 2 Haftstrafen könnte allerdings auch sta- 0 0 unkor- rigiert korrig. f. Alter 0 1 2 3 4 tistisch bedingt sein: Inhaftierte mit Jahre seit Inhaftierung bzw. 1.5.2010 längerer Haft können eher als andere schon vor Beginn des Untersuchungszeitraums inhaftiert und auffällig gewesen sein; ihre Auffälligkeit wird hier also unterschätzt weil ihre mögliche Beteiligung an Taten vor dem 01.05.2010 unberücksichtigt bleibt. 25
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