Landtagsabgeordnete in Österreich - Flooh Perlot, Katrin Praprotnik, Daniela Ingruber 2020 - Austrian Democracy Lab
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Landtagsabgeordnete in Österreich Flooh Perlot, Katrin Praprotnik, Daniela Ingruber 2020
Studiendesign • Forschungsfrage Wie beurteilen Landtagsabgeordnete die Demokratie in Österreich? • Themenschwerpunkte • Politisches System und Föderalismus in Österreich • Politischer Wettbewerb • Parlamentarische Arbeit • Einsatz von sozialen Medien • Methoden • Qualitative Interviews: ausführliche Gespräche mit acht Landtagsabgeordneten unterschiedlicher Parteien und Bundesländer • Quantitative Umfrage: online-Befragung ausgesandt an alle Landtagsabgeordnete in Österreich (Rücklaufquote 52%)
Methode: qualitative Interviews • Methode: Storytelling Interviews • Wie bei Oral History-Gesprächen üblich, gab es Themenkomplexe, die angesprochen wurden, wenn es dem Gesprächsfluss entsprach. Die Ausgangsfrage war stets gleich. • Alle Gespräche wurden transkribiert, ausgewertet und verglichen, wobei nach ähnlichen/einander widersprechenden Ideen und insbesondere nach der Art, wie etwas ausgedrückt wurde, gesucht wurde. • Rekrutierung: • Abgeordnete aller Parteien und mehrerer Bundesländer wurden angeschrieben. Nur von einer Partei wurde trotz mehrfacher Versuche nicht geantwortet. Bei den anderen wurde nach dem Erstkontakt ein Telefonat (persönlich oder mit ihren Assistenten) und dann das Interview geführt. • Vor jedem Gespräch wurde das Grundthema bekanntgegeben, aber keine Fragenliste. • Schwierigkeit: Einige Gespräche mussten aufgrund der aktuellen politischen Lage (Stichwort „Ibiza-Video“) verschoben oder abgesagt werden. • Gesprächsinformation: • Insgesamt wurden 8 Gespräche in 4 Bundesländern geführt, davon 3 mit männlichen, 5 mit weiblichen Abgeordneten. Die Gespräche fanden im Mai/Juni 2019 statt. Die Mehrzahl der Befragten verbrachte damals ihre erste Legislaturperiode im Landtag.
Methode: quantitative Umfrage • Methode: Online-Befragung • Grundgesamtheit: Aktive Landtagsabgeordnete aller Bundesländer, 440 Personen insgesamt • Stichprobe: Vollerhebung • Rekrutierung: Einladung per Email und 2 Reminder per Email • Erste Einladung per Email am 20.10.2019, die Reminder am 06.11.2019 und am 14.11.2019 bzw. 18.11.2019 in der Steiermark • Niederösterreich und Vorarlberg wurden aus organisatorischen/Wahlgründen später befragt: Einladung per Email am 16.12.2019, Reminder am 08.01.2020 und am 14.01.2020 • Rücklauf: 228 Fragebögen (52 Prozent) • davon konnten 218 verwendet werden • 198 waren weitgehend komplett
Ergebnisse: qualitative Interviews
Demokratieverständnis Demokratie wird von allen GesprächspartnerInnen als das beste System gesehen, allerdings mit unterschiedlichen Einschätzungen über die Anwendung. So gab es folgende Kommentare: • Demokratie bedeute nicht immer, dass die politischen Prozesse ebenfalls demokratisch oder gerecht wären. • Es gehe zuviel um Macht, zuwenig um den Menschen. • Einige forderten mehr politische Teilhabe. Das betraf besonders Abgeordnete aus Vorarlberg. Letztere waren sich auch darin einig, dass Demokratie das gesamte Leben beträfe und nicht nur einen Ausschnitt.
Aufgabenverteilung zw. Staat und Ländern • Große Einigkeit darüber, dass man mit etwaigen Verschiebungen der Verantwortlichkeiten vorsichtig umgehen müsse. • Generell kaum Änderungen nötig, so die einheitliche Antwort. Stattdessen eher Bereinigung der Kompetenzen. • Weiters solle das Verständnis, wer was mache, in der Bevölkerung verbessert werden. • Potential für föderale Verantwortung wurde hier gesehen: Steuern, Bildung, ev. auch Migration
• Wahlen Alle einig, dass Wählen essentiell ist, doch wolle man niemanden überreden, eher überzeugen. Je jünger die/der Abgeordnete, desto mehr Bereitschaft, viel Energie in dieses Überzeugen-Wollen zu stecken. • Zukunft der Demokratie • Einigkeit, man solle die Bevölkerung mehr involvieren & Politik näher zu den Menschen bringen • Den BürgerInnen beibringen, dass man in einer Demokratie auch verlieren kann und sich trotzdem weiter engagieren soll.
• Medien und Vermittlung • Ihre eigene Aufgabe als Landtagsabgeordnete sehen sie in einer Übersetzung komplexer Zusammenhänge für die Bevölkerung. • Soziale Medien nützen alle, bis auf einen, v.a. weil sie wissen, dass diese Kanäle wichtig für ihre Arbeit sind. • Printmedien seien für eher unbekannte Abgeordnete schwer zu erreichen. • Politische Bildung • Große Einigkeit darüber, dass diese verstärkt werden solle. • Interessanter Nebendiskurs: Jüngere Abgeordnete forderten auch bessere Vorbereitung auf die Arbeit im Landtag.
Ergebnisse: quantitative Umfrage
Struktur der Befragten 100 75 50 46 34 28 24 22 23 25 21 17 13 0 In welchem Bundesland sind Sie Landtagsabgeordnete/r? absolute Zahlen, n=228
Struktur der Befragten 125 100 73 75 66 50 40 30 25 11 1 1 2 1 3 0 0 ÖVP SPÖ FPÖ GRÜNE NEOS KPÖ Liste FRITZ LBL Team keine keine Kärnten Partei Angabe Für welche Partei sitzen Sie im Landtag? absolute Zahlen, n=228
Funktionieren der Demokratie in Ö 100 75 67 50 29 25 4 0 0 0 sehr gut eher gut eher schlecht sehr schlecht keine Angabe Ganz allgemein, funktioniert die Demokratie in Österreich aus Ihrer Sicht alles in allem … in Prozent, n=218
Funktionieren der Demokratie im BL 100 75 49 50 37 25 11 3 0 0 sehr gut eher gut eher schlecht sehr schlecht keine Angabe Funktioniert die Demokratie in Ihrem Bundesland aus Ihrer Sicht alles in allem … in Prozent, n=218
Aussagen zur Politik Die Demokratie mag Probleme mit sich bringen, ist aber 91 7 1 besser als jede andere Regierungsform. Die Demokratie in Österreich ist gefestigt und kann auch 56 41 2 Krisen gut überstehen. Ich mache mir Sorgen, dass sich die Gesellschaft in Österreich 22 54 20 31 immer weiter auseinanderentwickelt. 0 25 50 75 100 stimme sehr zu stimme eher zu stimme eher nicht zu stimme gar nicht zu keine Angabe Stimmen Sie den folgenden Aussagen sehr, eher schon, eher nicht oder gar nicht zu? in Prozent, n=215
Aufteilung der Kompetenzen 100 75 57 50 26 25 12 4 1 0 sehr sinnvoll eher sinnvoll eher nicht sinnvoll gar nicht sinnvoll keine Angabe Denken Sie nun bitte konkret nur an das Zusammenspiel zwischen Bund und Bundesländern in Österreich. Halten Sie die derzeitige Aufteilung politischer Zuständigkeiten zwischen Bund und Bundesländern grundsätzlich für … in Prozent, n=214
Künftige Aufteilung der Kompetenzen 100 75 53 50 25 22 14 10 0 0 0 Der Bund sollte alle Der Bund sollte Es sollte so bleiben Die Bundesländer Die Bundesländer keine Angabe Zuständigkeiten mehr wie bisher sollten mehr sollten alle erhalten Zuständigkeiten als Zuständigkeiten als Zuständigkeiten bisher erhalten bisher erhalten erhalten Wie sollte das Verhältnis von Bund und Bundesländern aus Ihrer Sicht in Zukunft geregelt werden? in Prozent, n=214
Zuständigkeit: Bund oder Land? wie hoch die Steuern für Unternehmen sind 85 14 1 ob MigrantInnen, die kein Asyl bekommen, abgeschoben 80 20 0 werden wie viel Geld Menschen in der Mindestsicherung bekommen 68 30 1 wo und wie viele Polizeistationen es im Bundesland gibt 26 72 1 0 25 50 75 100 Bund Bundesländer keine Angabe Unabhängig von der momentanen Regelung der Zuständigkeiten: Wer sollte aus Ihrer Sicht über die folgenden politischen Fragen entscheiden, der Bund oder die Bundesländer? in Prozent, n=210
Steuerhoheit für Bundesländer 100 75 57 50 35 25 8 0 ja nein keine Angabe Sind Sie dafür, dass die Bundesländer in Österreich die Steuerhoheit bekommen, also selbst Steuern einheben können? in Prozent, n=207
Aussagen zum Bundesrat Jeder Bundesrat und jede Bundesrätin soll einen Platz und 36 33 15 9 6 Rederecht im Landtag seines/ihres Bundeslandes haben. Der Bundesrat muss in seinen Kompetenzen gestärkt werden. 32 33 22 9 4 Der Bundesrat leistet einen wichtigen Beitrag zur Politik in 29 38 25 7 1 Österreich. Es sollte keine eigenen Bundesräte geben, sondern Landtagsabgeordnete sollten gleichzeitig den Bundesrat 12 19 27 38 5 bilden. Die Landeshauptleute sollten gemeinsam die Funktion des 7 11 21 59 2 Bundesrates übernehmen. 0 25 50 75 100 stimme sehr zu stimme eher zu stimme eher nicht zu stimme gar nicht zu keine Angabe Kommen wir kurz zum Bundesrat, der Länderkammer im Parlament: Stimmen Sie den folgenden Aussagen sehr, eher, eher nicht oder gar nicht zu? In Prozent, n=207
Wahlrecht im Bundesland 100 75 56 50 31 25 9 3 0 0 sehr zufrieden eher zufrieden eher nicht zufrieden gar nicht zufrieden keine Angabe Wenn Sie an das Wahlsystem für den Landtag in Ihrem Bundesland denken, sind Sie alles in allem mit den bestehenden Regeln … in Prozent, n=206
Änderungen am Wahlrecht Bei Landtagswahlen sollte E-Voting zusätzlich zur normalen 25 27 18 27 3 Stimmabgabe eingeführt werden. Man sollte bei Landtagswahlen ein Mehrheitswahlrecht 6 21 23 43 7 anstelle des Verhältniswahlrechts einführen. Landtagsmandate sollten strikt nach Vorzugsstimmen 3 19 30 46 2 vergeben werden. Die Hürde, die Parteien für den Einzug in den Landtag 3 9 34 52 1 überspringen müssen, sollte gesenkt werden. 0 25 50 75 100 stimme sehr zu stimme eher zu stimme eher nicht zu stimme gar nicht zu keine Angabe Es gibt unterschiedliche Vorschläge, wie man die Wahlsysteme bei Landtagswahlen verändern könnte. Sie finden hier ein paar Aussagen zu möglichen Änderungen, bitte geben Sie jeweils an, ob sie diesen sehr, eher, eher nicht oder gar nicht zustimmen. in Prozent, n=205
Stellenwert von Tätigkeiten im Alltag Vermittlung politischer Inhalte an die BürgerInnen 66 30 40 2ich um die Anliegen einzelner BürgerInnen direkt und 69 26 6 persönlich zu kümmern Teilnahme an den öffentlichen Landtagsdebatten 66 26 8 0 Kontrolle der Landesregierung 43 34 18 42 Arbeit in den nicht-öffentlichen Ausschüssen 38 41 15 51 0 25 50 75 100 sehr großer Stellenwert eher großer Stellenwert eher geringer Stellenwert sehr geringer Stellenwert keine Angabe Im Arbeitsalltag müssen Sie unterschiedliche Aufgaben bewältigen. Bitte sagen Sie uns, welchen Stellenwert die folgenden Punkte für Sie im politischen Alltag haben. in Prozent, n=200
Einfluss auf Gesetzgebung 100 75 50 50 25 20 18 12 0 0 sehr zufrieden eher zufrieden eher nicht zufrieden gar nicht zufrieden keine Angabe Sind Sie mit Ihren Möglichkeiten, Einfluss auf die Gesetzgebung im Bundesland zu nehmen, sehr zufrieden, eher zufrieden, eher nicht zufrieden oder gar nicht zufrieden? in Prozent, n=200
Kontrolle Landtag 100 75 54 50 25 23 16 8 0 0 sehr zufrieden eher zufrieden eher nicht zufrieden gar nicht zufrieden keine Angabe Eine Aufgabe des Landtags ist die Kontrolle der Landesregierung. Sind Sie mit der Art und Weise, wie dieses Recht ausgestaltet ist, sehr zufrieden, eher zufrieden, eher nicht zufrieden oder gar nicht zufrieden? in Prozent, n=198
Aussagen zum Alltag Die Landtagsklubs stimmen sich intern ab, daher ist die 48 40 8 13 Klubdisziplin bei Abstimmungen kein Problem. Es sollten mehr Abstimmungen freigegeben werden, damit Abgeordnete unabhängiger von ihren Landtagsklubs 10 22 38 24 6 abstimmen können. Manchmal fühle ich mich in meiner Arbeit im Landtag 9 32 31 26 2 machtlos. Es fällt mir manchmal schwer, nach der Parteilinie 4 15 46 33 2 abzustimmen. 0 25 50 75 100 stimme sehr zu stimme eher zu stimme eher nicht zu stimme gar nicht zu keine Angabe Stimmen Sie den folgenden Aussagen sehr, eher schon, eher nicht oder gar nicht zu? in Prozent, n=198
Aussagen zum Alltag technische Ausstattung wie Computer oder Handy 39 29 21 9 3 Büroräume 37 36 17 10 Anzahl MitarbeiterInnen für die organisatorische Arbeit 26 33 25 15 1 Anzahl MitarbeiterInnen für die inhaltliche Arbeit 23 27 35 14 1 0 25 50 75 100 sehr zufrieden eher zufrieden eher nicht zufrieden gar nicht zufrieden keine Angabe Denken Sie nun abschließend bitte an die Ihnen zur Verfügung stehende Ausstattung. Wie zufrieden sind Sie mit den folgenden Punkten? in Prozent, n=198
Facebook 100 75 63 50 25 21 9 6 2 0 ja, mit einem ja, mit einem Account ja, sowohl mit einem nein keine Angabe persönlichen Account meiner Partei persönlichen als auch einem Partei-Account Verwenden Sie Facebook? in Prozent, n=198
Twitter 100 75 65 50 29 25 2 2 2 0 ja, mit einem ja, mit einem Account ja, sowohl mit einem nein keine Angabe persönlichen Account meiner Partei persönlichen als auch einem Partei-Account Verwenden Sie Twitter? in Prozent, n=198
Instagram 100 75 53 50 40 25 3 3 1 0 ja, mit einem ja, mit einem Account ja, sowohl mit einem nein keine Angabe persönlichen Account meiner Partei persönlichen als auch einem Partei-Account Verwenden Sie Instagram? in Prozent, n=198
Aussagen Social Media Soziale Medien sind ein wichtiger Bestandteil einer modernen Demokratie. 23 55 17 42 Soziale Medien erschweren die Trennung von Beruf und Privatleben. 20 51 24 42 Soziale Medien sind eine gute Informationsquelle. 20 49 26 41 Soziale Medien banalisieren die politische Debatte. 20 45 31 32 Ich bin dank sozialer Medien nicht mehr von anderen Massenmedien abhängig, wenn ich die Bevölkerung erreichen will. 16 41 26 14 2 Der Einsatz von sozialen Medien nimmt zu viel Zeit von der übrigen Tätigkeit als Abgeordneter weg. 12 32 47 7 2 0 25 50 75 100 stimme sehr zu stimme eher zu stimme eher nicht zu stimme gar nicht zu keine Angabe Bitte geben Sie an, ob sie den folgenden Aussagen sehr, eher schon, eher nicht oder gar nicht zustimmen. in Prozent, n=198
Landtagsabgeordnete in Österreich Flooh Perlot, Katrin Praprotnik, Daniela Ingruber 2020
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