STUDIENFÜHRER PLUS Beruf & Karriere - Februar 2020 - KU Gesundheitsmanagement

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STUDIENFÜHRER PLUS Beruf & Karriere - Februar 2020 - KU Gesundheitsmanagement
Februar 2020
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STUDIENFÜHRER
PLUS
Beruf & Karriere
STUDIENFÜHRER PLUS Beruf & Karriere - Februar 2020 - KU Gesundheitsmanagement
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THE DATE
17. KODIERFACHKRÄFTEKONGRESS
5. März 2020 in Nürnberg
18. KODIERFACHKRÄFTEKONGRESS
26. November 2020 in Berlin
STUDIENFÜHRER PLUS Beruf & Karriere - Februar 2020 - KU Gesundheitsmanagement
Ausbildung
Neue Ausbildung in der Pflege                                                                    2
Auswirkungen des Pflegeberufegesetzes am Beispiel eines Hauses
der Maximalversorgung
Petra Krause

Arbeitswelt 4.0
Medizin von Morgen                                                                               5
Sind wir darauf eingestellt?
Prof. Alfons Runde

Weiterbildung
Studiengang „Pflege und Digitalisierung“                                                         8
Attraktive Möglichkeit zur Weiterqualifikation im Gebiet der
Gesundheits- und Krankenpflege
Prof. David Matusiewicz, Andrea Schmidt-Rumposch
und Prof. Jochen A.Werner
Berufsbild der Zukunft                                                                          11
Wissenschaftliche Weiterbildungen und Verbundmaster
„Angewandte Gerontologie“
Prof. Dr. Ines Himmelsbach, MarionMüller und Petra Perleberg

Firmen im Fokus                                                                                 13

KU StudienführerPlus 2020                                                                       15

Impressum                                                                                       34

                                   Management im Gesundheitswesen
                                    Zertifizierte Weiterbildungen 2020
     Aufsichtsrat                                   Management psychiatrischer und
     für Mitglieder von Aufsichtsgremien und        psychosomatischer Kliniken
     Verwaltungsräten in Gesundheits- und           für leitende Ärzte, Pflegedienstleitungen
     Sozialeinrichtungen                            und leitende Verwaltungsmitarbeiter

     Intensivseminar Krankenhausleitung             Management in der Radiologie
     für Ärztliche Direktor/innen                   für Führungskräfte in radiologischen
     und Chefärzt/innen                             Fachabteilungen

     Health Management                              Management in der Kardiologie
     für Ärztinnen und Ärzte im                     für leitende Ärzte und Geschäftsführer
     leitenden ärztlichen Dienst                    in kardiologischen Fachabteilungen

     Intensivseminar Krankenhausmanagement          Medizinische Informatik
     für Führungskräfte in Medizin, Pflege          für Ärztinnen und Ärzte zur Erlangung
     und Verwaltung                                 der Zusatzbezeichnung

     Medical-Controlling                            Medizincontrolling für psychiatrische
     für Entscheidungsträger in Medizin,            und psychosomatische Kliniken
     Pflege und Verwaltung                          für Fach- und Führungskräfte

     Intensivseminar Klinische Kodierfachkraft      Arbeitsrecht und Personalmanagement
     für Medizinische Dokumentar/innen,             im Krankenhaus
     Pflegekräfte, Verwaltungsfachkräfte,           für Personalverantwortliche
     Ärztinnen und Ärzte                            in Krankenhäusern

                                                                Sachsenring 37–39 · 50677 Köln
     Tel. 0221-33 60 4 -610 · Fax 0221-33 60 4 -666 · E-Mail medizin@mibeg.de · www.mibeg.de
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AUSBILDUNG

                                                                                                                                         Foto: andrey_orlov – stock.adobe.com

                           Neue Ausbildung in der Pflege
                           Auswirkungen des Pflegeberufegesetzes am Beispiel eines Hauses
                           der Maximalversorgung

                           Von Petra Krause

                                                                              der Generalistik ist es, den umfas-             Personalentwicklung beginnt in
             Die Ausbildung der Pflegeberufe wird reformiert -                senden Pflegeprozess abzubilden,                der Ausbildung
             es entsteht ein neues Berufsbild. Neben der Um-                  statt die Ausbildung auf Altersgrup-            Die zukünftigen Pflegefachfrau-
             setzung zahlreicher Maßnahmen und Gesetze zur                    pen und Versorgungssegmente zu                  en/Pflegefachmänner gehören zum
                                                                              spezialisieren. Auszubildende ha-               großen Teil der Generation Z an.
             Stärkung der Pflege und Imageverbesserung des
                                                                              ben ab dem 2. Ausbildungsjahr die               Wichtige Aspekte der Generation
             Pflegeberufes, fordert auch das Pflegeberufege-                  Möglichkeit, sich für die Schwer-               bei der Wahl eines Ausbildungsbe-
             setz (PflBG) tiefgreifende Restrukturierungen.                   punkte Altenpflege oder Gesund-                 rufes sind die Sinnhaftigkeit der Tä-
             Diese betreffen die Neuausrichtung der theoreti-                 heits- und Kinderkrankenpflege zu               tigkeit und eine sichere Übernahme
             schen und praktischen Ausbildung, wie auch die                   entscheiden (Abb. 1). Zudem                    nach der Ausbildung. Diese Anfor-
                                                                              wird eine Zwischenprüfung nach                  derungen erfüllt der Pflegeberuf.
             Entwicklung neuer Kooperationsmodelle über die
                                                                              zwei Jahren als Lernstandserhe-                 Die Entwicklung von strukturierten
             bisherigen Grenzen der internen und externen In-                 bung eingeführt. Die dreijährige                Personalentwicklungsprogrammen
             stitutionen hinaus.                                              Ausbildung ist weiterhin in 2100                für den Bereich Pflege bietet deswe-
                                                                              theoretische Stunden und 2500                   gen ein hohes Potenzial, um die Ge-
             Keywords: Personalmanagement,                                    praktische     Stunden     aufgeteilt           neration Z für den Pflegeberuf zu
             Fachkräftemangel, Pflegemanagement                               (Abb. 2, Seite 4).                             gewinnen und zu binden.

                                                                              Zur Steigerung der Ausbildungs-                 Die Vielfalt der Einsatzmöglichkei-
                                                                              qualität sind neue Konzepte für den             ten und Dynamik aufgrund des me-

                           D
                                  ie Ausbildung der Pflege                    Transfer zwischen Theorie und                   dizinisch-technischen und pflege-
                                  wird neu strukturiert – seit                Praxis zu entwickeln. Neben der                 wissenschaftlichen      Fortschritts
                                  dem                                         praktischen Ausbildung muss hier                entspricht ebenfalls dem Wertesys-
                           1. Januar 2020 beginnt die Umset-                  bereits die Personalentwicklung                 tem der Generation. Die Generalis-
                           zung des neuen Pflegeberufegeset-                  der Fachkräfte umgesetzt werden.                tik ermöglicht zudem eine Durch-
                           zes. Das Gesetz sieht neben der ge-                Eine notwendige Voraussetzung                   lässigkeit zwischen den unter-
                           neralistischen Ausbildung auch                     hierfür ist ein Umdenken aller Ak-              schiedlichen Pflegesettings und er-
                           Möglichkeiten der Spezialisierung                  teure vom Arbeitgebermarkt zum                  höht die Flexibilität der Pflegen-
                           und Schwerpunktbildung vor. Ziel                   Arbeitnehmermarkt.                              den.

             2
             2      I|   KU special
                         KU  specialStudienführerPlus
                                     StudienführerPlus2020
                                                       2020– –Beruf
                                                               Beruf& & Karriere
                                                                      Karriere in in
                                                                                  derder Gesundheitswirtschaft
                                                                                      Gesundheitswirtschaft    Februar
                                                                                                            Februar    2020
                                                                                                                    2020
STUDIENFÜHRER PLUS Beruf & Karriere - Februar 2020 - KU Gesundheitsmanagement
Als notwendige Antwort auf diese        Im Rahmen externer Kooperationen
Anforderungen       konzeptionieren     integrieren Häuser der Maximal-
Maximalversorger wie beispielswei-      versorgung für die praktische Aus-
se das Evangelische Klinikum Bet-       bildung oft auch Einsätze zusätzli-                               400

hel (EvKB) aktuell ein strukturiertes   cher Auszubildenden aus anderen
Personalentwicklungsprogramm            Bildungseinrichtungen. Auch hier
                                                                                                                           1200
vom Praktikum bis zum Studium.          muss die Praxisanleitung sicherge-                         500

Hierfür arbeiten Verantwortliche        stellt werden. Hierzu ist die Ent-
des Personalmanagements, der            wicklung gemeinsamer Bewer-                                      160
Ausbildung und des Pflegemanage-        tungsbögen und Verrechnungsmo-                                         120 120

ments zusammen. Inhalte reichen         dalitäten notwendig.
von gesteuerten Praktika und

                                                                                                                                                      AUSBILDUNG
Schnuppertagen zur Gewinnung            Gründung einer Abteilung
                                        „Praktische Ausbildung“                                       Pädiatrische Versorgung
neuer Auszubildenden, über ein
Traineeprogramm für Berufseins-         Als Antwort auf diese Herausforde-                            Psychiarische Versorgung
teiger bis hin zu Förderpreisen für     rung wurde im Januar 2020 im                                  Weitere Einsätze
Studierende zur Personalbindung         EvKB eine Abteilung „Praktische
                                                                                                      Vertiefungseinsatz
und Weiterentwicklung. Ein beson-       Ausbildung“ eingerichtet. Ziele
deres Augenmerk gilt dem Erforder-      sind die Sicherstellung der gesetzli-                         Orientierung
nis des Lebenslangen Lernens, die-      chen Vorgaben und die Förderung                               Pflege*
ses muss durch besondere Einarbei-      einer individuellen Kompetenzent-
tungskonzepte und weiterführende        wicklung der Auszubildenden. Die                       *je 400 Stunden in:
Fort-- und Weiterbildungsmöglich-       praktische Ausbildung wird hier-                       – stationäre Akutpflege
                                                                                               – stationäre Langzeitpflege
keiten langfristig eingeplant wer-      durch eine prominente Stellung im                      – ambulante Akut-/ Langzeitpflege
den.                                    Unternehmen einnehmen. Die Lei-
                                        tung verfügt über einen Master in
Bedeutung für die praktische            Berufspädagogik.                                  Abb. 1: Ablauf Ausbildung Quelle:
Ausbildung im Haus der                                                                    Diakonie Deutschland (Stand Janu-
Maximalversorgung                       Die Funktionsabteilung „Prakti-                   ar 2020)
Insbesondere Häuser der Maximal-        sche Ausbildung“ wird in der letz-
versorgung trifft der Fachkräfte-       ten Phase des Aufbaus > 30 Vollzeit-             Ein wesentlicher Faktor der Re-
mangel quantitativ im hohen Perso-      stellen verfügen, hierbei werden                 strukturierung ist die enge Zusam-
nalbedarf, wie qualitativ durch die     ausschließlich die Stunden der 10%               menarbeit mit der Pflegedirektion,
Auffächerung in eine Vielzahl an        Praxisanleitung zugrunde gelegt.                 Pflegeleitungen, Praxisanleitungen
Fachbereichen. Handlungsoptio-          Nicht berücksichtigt sind dabei die              und Kooperationspartner, sowie re-
nen zur Sicherung der Pflegekräfte      Zeiten für die Vor- und Nachberei-               gelmäßige Evaluationen. Als quan-
sind neben der Erhöhung der Aus-        tung der Anleitungen, Gremienar-                 titative Kriterien der Evaluation
bildungsplätze, die frühe Identifika-   beit, eigene Fortbildungen und die               sind die Anzahl der durchgeführten
tion mit dem Haus und eine hoch-        Ausfallzeiten.                                   Praxisanleitungen festgelegt. Die 
wertige praktische Ausbildung. Die
generalistische Ausbildung ermög-
licht einen Einsatz in allen Berei-
chen der Pflege.                          Welche grundsätzlichen Veränderungen
Zur Qualitätssicherung der prakti-
                                          bringt das neue Pflegeberufegesetz?
schen Ausbildung besteht durch das
Pflegeberufegesetz die Vorgabe,              Zusammenführung der drei Pflegeberufe, aus der Altenpflege, Ge-
mindestens 10% Praxisanleitung                sundheits- und Krankenpflege, Gesundheits- und Kinderkrankenpfle-
während jedem praktischen Einsatz             ge
nachzuweisen. Diese muss durch               Veränderung der Berufsbezeichnung in Pflegefachfrau/ Pflegefach-
eine Fachkraft erfolgen, die eine             mann
Weiterbildung Praxisanleitung von            Es entsteht ein neues Berufsbild mit vorbehaltenen Tätigkeiten: Erhe-
(bisher) 200 Stunden absolviert hat.          bung, Feststellung und Organisation des individuellen Pflegebedarfs;
Seit 2020 muss eine Weiterbildung             Gestaltung, Steuerung und Analyse des Pflegeprozesses; Evaluation,
mit 300 Stunden und 24 Stunden/a              Sicherung und Entwicklung der Qualität der Pflege
Fortbildung durchlaufen werden.              Keine Erhebung von Schulgeldern – die Finanzierung der Ausbildung
Hieraus ergibt sich insbesondere für          erfolgt über einen Ausbildungsfonds
Häuser der Maximalversorgung ein             Die Ausbildungsqualität wird angehoben - Entwicklung von Schulcur-
hoher Planungsaufwand. Das EvKB               ricular und Curricular der praktischen Ausbildung – höhere Qualifika-
mit 1.755 Betten und 420 Ausbil-              tion der Praxisanleitung
dungsplätzen in der Pflege muss              EU-Anerkennung des Berufsabschlusses
beispielsweise pro Auszubildenden            Gesetzliche Verankerung des Pflegestudiums
3.000 praktische Ausbildungsstun-
den vorhalten.

                                         KU special StudienführerPlus
                                            KU special                2020
                                                       StudienführerPlus   – Beruf
                                                                         2020      & &Karriere
                                                                              – Beruf  Karriereininder
                                                                                                    derGesundheitswirtschaft
                                                                                                        GesundheitswirtschaftFebruar
                                                                                                                              Februar 2020
                                                                                                                                      2020   |I   3
                                                                                                                                                  3
STUDIENFÜHRER PLUS Beruf & Karriere - Februar 2020 - KU Gesundheitsmanagement
AUSBILDUNGSZEIT                                                    BERUFSABSCHLUSS
                                                                                 Zwischenprüfung
                                                      2 Jahre                                          3. Jahr

                                                                        Automatische Anerkennung auf EU-Ebeene
                                                                                             Abschluss:
                                                                                             Pflegefachfrau/-mann
                                                Generalistische
                                                  Ausbildung
AUSBILDUNG

                                                                                                       Abschluss:
                                                                                                       Altenpfleger/in

                                                                                               Abschluss: Gesundheits-
                                                                                               und Kinderkrankenpfleger

                         Abb. 2: Stundenverteilung in der praktischen Ausbildung

                        qualitativen Kriterien werden                      keit. Hervorzuheben ist die Vor-                Schritt die Initiative „Gute Pflege
                        durch die Zufriedenheit der Auszu-                 bildfunktion für die Auszubilden-               OWL“ gegründet. Die umfangrei-
                        bildenden, der Praxisanleitungen                   den. Die Bildung der Abteilung                  chen gesetzlichen Änderungen
                        und der Pflegeleitungen erfasst. Bei               birgt die Gefahr, dass praktische               sind ein wichtiges Zeichen zur wei-
                        der abschließenden Überprüfung                     Ausbildung ausschließlich an die                teren Professionalisierung des Pfle-
                        nach zwei Jahren werden zudem                      Praxisanleitungen delegiert wird.               geberufes. 
                        die Ergebnisse der Zwischenprü-                    Um dem entgegenzuwirken, sind
                        fungen hinzugezogen.                               schon im Vorfeld regelmäßige In-                Literatur bei der Verfasserin
                                                                           formationsveranstaltungen, sowie
                        Kritische Aspekte der Maßnahme                     die Beteiligung der Pflegenden an
                        Der Veränderungsprozess muss                       der Evaluation notwendig. Die Aus-
                        strukturiert begleitet werden. Er-                 bildung muss in Praxis und Theorie
                                                                                                                                                         Petra Krause
                        folgskritische Aspekte sind neben                  als Gesamtaufgabe wahrgenom-                    Gesamtschulleitung Gesundheitsschulen am
                        der Akzeptanz auch die Personal-                   men werden, in der alle Beteiligten                                    Ev. Klinikum Bethel
                        planung im Bereich der Praxisan-                   eine aktive Rolle übernehmen.                                      petra.krause@bethel.de
                        leitung sowie die Stundenplanung
                        in den verschiedenen Einsatzberei-                 Zusammenfassung und Ausblick
                        chen. Die praktische Ausbildung                    Die Auswirkungen des Pflegeberu-
                        sieht für die Einsätze, wie beispiels-             fegesetzes und die entwickelten
                        weise dem Bereich Psychiatrische                   Maßnahmen im Haus der Maxi-
                        Pflege einen Mindestumfang vor,                    malversorgung konnten hier nur
                        der in den Planungen ebenfalls zu                  beispielhaft an zwei konkreten Vor-
                        berücksichtigen ist. Durch die Bil-                haben dargestellt werden. Die Aus-
                        dung eines größeren Pools von Pra-                 wirkungen sind weitaus komplexer
                        xisanleitungen können im Rahmen                    und erfordern ein umfassendes
                                                                                                                                                          Petra Krause
                        eines Ausfallmanagements geplan-                   Maßnahmenpaket. Zu nennen sind
                        te, wie auch ungeplante Ausfälle                   hier unter anderem die vorbehalte-
                        besser kompensiert werden. Die                     nen Tätigkeiten in der Praxis und
                        Zuordnung der Praxisanleitung er-                  die Bereitstellung der notwendigen
                        folgt somit nicht wie bisher zu ein-               praktischen Ausbildungsplätze mit
                        zelnen Stationen, sondern zu grö-                  einer entsprechenden Praxisanlei-
                        ßeren Einheiten. Diese sind aus                    tung. Für eine optimale Planung
                        pflegefachlicher Sicht notwendig,                  und Umsetzung der praktischen
                        ebenso wie fortlaufende Abspra-                    Ausbildung sind neue Wege der Ko-
                        chen notwendig, die die prozess-                   operationen, aber auch neue Mo-
                        hafte Einführung sichtbar machen.                  delle des Lernens erforderlich.
                                                                           Hierdurch ergeben sich Möglich-
                        Ausbildung findet immer und über-                  keiten, die Qualität weiter zu stei-
                        all statt und ist somit integrativer               gern. In der Region Ostwestfalen
                        Bestandteil der pflegerischen Tätig-               Lippe wurde hierzu als erster

             4
             4   I|   KU special
                      KU  specialStudienführerPlus
                                  StudienführerPlus2020
                                                    2020– –Beruf
                                                            Beruf& & Karriere
                                                                   Karriere in in
                                                                               derder Gesundheitswirtschaft
                                                                                   Gesundheitswirtschaft    Februar
                                                                                                         Februar    2020
                                                                                                                 2020
STUDIENFÜHRER PLUS Beruf & Karriere - Februar 2020 - KU Gesundheitsmanagement
ARBEITSWELT 4.0
                                                                                                               Foto: Elnur – stock.adobe.com

Medizin von Morgen
Sind wir darauf eingestellt?
Von Prof. Alfons Runde

I
    n Deutschland verzögert sich die     cher Intelligenz (KI). Im Vergleich zu
    Einführung einer elektronischen      Deutschland sind auf internationa-                  Während die Akteure in unserem Gesundheitssys-
    Patientenakte (ePA) seit Jahren      ler Ebene strukturähnliche Länder                   tem noch auf die Einführung der ePA warten (müs-
und soll nunmehr ab 2021 den Versi-      im Bereich der Entwicklung „Digita-                 sen), nutzen die Bundesbürger bereits zahlreiche
cherten zur Verfügung stehen. Wei-       ler Medizin“ (u.a. der ePA) sehr viel
                                                                                             Gesundheits-Apps, um z.B. im Sinne von „Selftra-
terhin wird also ein Sammelsurium        weiter. Insbesondere die skandina-
an Dokumentationen den Alltag in         visch geprägten Länder Dänemark,                    cking“ privates Monitoring zu betreiben. Diverse
unserer medizinischen Versorgung         Schweden und Estland zeigen sich                    Softwareentwickler erkennen diesen Trend, so
prägen. Dabei ist der Prozess der di-    hier am weitesten fortgeschritten (                dass inzwischen mehr als 100.000 Gesundheits-
gitalen Transformation auch im           Abb. 1, Seite 6).                                   Apps im Angebot stehen. Dieser „Wildwuchs“ birgt
deutschen Gesundheitswesen be-                                                               die Gefahr, dass uns die Qualitätskontrolle über
reits weit fortgeschritten. Nahezu in    Als Ursache ausbleibender Entwick-
allen Praxen, Kliniken oder Rehabi-      lungsdynamik werden vor allem das                   diese Schauplätze digitaler Medizin entgleitet.
litationszentren werden in umfas-        vielfältig sektorisierte und föderalis-             Um den Leistungserbringern in unserem Gesund-
sender Weise Daten digital erzeugt       tisch angelegte deutsche Gesund-                    heitssystem die Teilhabe an innovativen Neuerun-
und/oder dokumentiert. Anderer-          heitssystem mit seiner korporatisti-                gen zu sichern, müssen „alte Zöpfe“ zur Dispositi-
seits aber ist es bisher nur unzurei-    schen Fundierung sowie die ausge-                   on gestellt werden. Ein Blick über die Grenzen un-
chend gelungen, das stetig anwach-       prägte Furcht vor einem Missbrauch
                                                                                             seres Landes kann hierbei recht hilfreich sein.
sende Datenvolumen zur Generie-          digital verfügbarer Patientendaten
rung eines entsprechenden Mehr-          angeführt. Letztere hat zur Folge,
werts in Diagnostik, Therapie und        dass hierzulande viel über die Da-                  Keywords: Digitalisierung, Innovation,
Forschung zu nutzen. Kein Wunder         tensicherheit, aber wenig über die                  Strategie
also, dass selbst der Sachverständi-     Chancen eines lernenden Gesund-
genrat Gesundheit mutigere Schritte      heitssystems und einer verantwortli-
zur weiteren Digitalisierung unseres     chen Datennutzung für eine bessere
Gesundheitswesens anmahnt.               Gesundheitsversorgung diskutiert                 kaum möglich sein, den Entwick-
                                         wird. Namentlich das gerade in Kraft             lungsvorsprung anderer Länder in
Während in Deutschland nicht ein-        getretene Digitale-Versorgung-Ge-                Bälde wettzumachen. Der rasante
mal die offenkundigen Vorteile einer     setz (DVG) gibt Anlass zur Hoffnung,             informationstechnologische Fort-
ePA genutzt werden können, profi-        dass der über viele Jahre als Still-             schritt wird eine permanent zu be-
tieren in anderen Ländern die Bür-       stand empfundene Zustand einer                   wältigende steile Lernkurve erfor-
ger bereits von digital-basierten Ver-   Hinwendung zu Teilbereichen der                  dern, da die Halbwertszeit im Be-
sorgungsprozessen, auch unter Ein-       Digitalen Medizin weichen könnte.                reich Digitaler Medizin in der Ten-
beziehung unterstützender Künstli-       Aber auch in diesem Fall wird es                 denz niedrig ausfällt.              

                                          KU special StudienführerPlus
                                             KU special                2020
                                                        StudienführerPlus   – Beruf
                                                                          2020      & &Karriere
                                                                               – Beruf  Karriereininder
                                                                                                     derGesundheitswirtschaft
                                                                                                         GesundheitswirtschaftFebruar
                                                                                                                               Februar 2020
                                                                                                                                       2020    |I   5
                                                                                                                                                    5
STUDIENFÜHRER PLUS Beruf & Karriere - Februar 2020 - KU Gesundheitsmanagement
Zusammenführung fachspezifischer
                                                                                                                                         Kompetenz in größeren Organisati-
                                                                                                                                         onseinheiten und deren Vernetzung
                                                                                                                                         mit stationären Strukturen be-
                                                                                                                                         schreibt einen Weg, wie künftig die
                                                                                                                                         vergleichsweise sehr hohe Anzahl
                                                                                                                                         an Klinikbetten verringert und die
                                                                                                                                         Integration „Digitaler Medizin“ öko-
                                                                                                                                         nomisch dargestellt werden kann.
ARBEITSWELT 4.0

                                                                                                                                         Bestmögliche Hilfe im Krankheits-
                                                                                                                                         fall sollte die gemeinsame Maxime
                                                                                                                                         in der Diskussion um die Weiterent-
                                                                                                                                         wicklung unseres gesundheitspoliti-
                                                                                                                                         schen Rahmens sein. Vor diesem
                                                                                                                                         Hintergrund ist abzuwägen, ob ein
                                                                                                                                         weiteres Hinauszögern oder gar Ver-
                                                                                                                                         hindern medizinisch-pflegerischen
                                                                                                                                         Nutzenzuwachses gegenüber denje-
                                                                                                                                         nigen zu rechtfertigen ist, die hier-
                                                                                                                                         von hätten profitieren können. Al-
                              Abb.1: Elektronische Patientenakte – digitale Vernetzung                                                   lein vor dem Hintergrund des sich
                                                                                    Quelle: Dr. Derliz Mereles, Universität Heidelberg   abzeichnenden Versorgungsdilem-
                                                                                                                                         mas beim bevorstehenden Übertritt
                             Auch in der aktuellen Gesundheits-                 tige Summen, um auf der Basis riesi-                     der Babyboomer-Generation in den
                             versorgung sind bereits Digitale As-               ger Datenmengen neuartige Dienste                        Ruhestand kann die Nutzung der Di-
                             sistenzsysteme (z.B. in der Notfall-               zur Verfügung zu stellen.                                gitalen Medizin einen erheblichen
                             versorgung), digitale Mustererken-                                                                          Beitrag zur Vermeidung bisher fehl-
                             nung (z.B. in der Früherkennung)                   Aufbrechen der Sektorengrenzen                           gelenkter Personal- und Finanzres-
                             oder Robotersysteme (z.B. bei ope-                 Damit auch die professionellen Ak-                       sourcen leisten. In kaum einem an-
                             rativen Eingriffen oder in der Pflege)             teure unseres Gesundheitssystems                         deren Vergleichsland fällt ein derart
                             anzutreffen und lassen den Schluss                 (Praxen, Kliniken, Rehazentren) die                      hoher Grad an Überversorgung
                             zu, dass die Digitalisierung einen                 Möglichkeiten der Digitalisierung                        (Zahl der Klinikbetten, Zahl der
                             herausragenden Platz im künftigen                  nutzen und die Patienten hiervon                         Arztbesuche etc.) auf, obwohl sich in
                             Gesundheitssystem         einnehmen                profitieren können, bedarf es der Er-                    den strukturschwachen Räumen be-
                             wird. Dafür spricht auch, dass große,              neuerung von Strukturen und Kern-                        reits heute Versorgungsdefizite ab-
                             weltweit agierende Tech-Konzerne                   prozessen in unserem Gesundheits-                        zeichnen.
                             (Amazon, Apple, Google, Facebook                   system. Die bisher strikte Trennung
                             u.a.) das gewaltige Potenzial erkannt              zwischen ambulanter und stationä-                        Am Beispiel der primärärztlichen
                             haben, welches die Digitalisierung                 rer Versorgung muss einer Auftei-                        Versorgung in ländlichen Regionen
                             mit Blick auf die Gesundheitsversor-               lung in primärztlicher und fachspe-                      soll plakativ aufgezeigt werden, wie
                             gung aufzeigt. Sie investieren gewal-              zifischer Versorgung weichen. Die                        Strukturbereinigung und Nutzung

                                                                                                                                      Bildung kollaborativer
                                        Nutzung telemedizinischer                    Kooperation mit Kliniken                       Leistungsgemeinschaften
                                              Anwendung                                 und Ärztezentren

                                                                                                                                                               Hausbesuche

                                                 Versorgungsassistentin                                                                                Praxismanager/-in
                                                  in der Hausarztpraxis
                                                         (VERAH)
                                                                                                                                                      Ernährungsberaterin/
                                                    Telemedizinischer                                                                                  Diabetesassistentin
                                                        Assistent                        Primärärztliches Zentrum
                                                                                         – Allgemeinmedizin
                                                                                         – Kinder- und Jugendmedizin                                 Krankenpflegefachkraft
                                                    Demenzberater/-in                    – Altersmedizin (Geriatrie)

                                         Übernahme von                   universitäre                          mehrere (mind. vier)                         Umfassende
                                       Heimarzt-Funktionen                Lehrpraxis                            Vertragsarztsitze                          DMP-Programme

                              Abb. 2: Modell eines primärärztlichen Zentrums als Kern regionaler Gesundheitszentren

                  6
                  6   I|   KU special
                           KU  specialStudienführerPlus
                                       StudienführerPlus2020
                                                         2020– –Beruf
                                                                 Beruf& & Karriere
                                                                        Karriere in in
                                                                                    derder Gesundheitswirtschaft
                                                                                        Gesundheitswirtschaft    Februar
                                                                                                              Februar    2020
                                                                                                                      2020
der Digitalisierung einander ergän-       vermeiden. Die Nutzung der KI wird               Ärzteschaft zu entlasten. Es liegt in
zen. Bisher praktizieren Hausärzte        in rasanten Entwicklungsschritten                der Verantwortung unserer Gesund-
noch überwiegend in der Organisa-         frühzeitigere und sicherere Dia-                 heitspolitik, günstigere Strukturen
tionsform einer Einzelpraxis. Dieses      gnostik erlauben und in der Thera-               für die Nutzung neuartiger digital-
erschwert die Koordination, Koope-        pie neuartige Lösungen, u.a. im Sin-             basierter Verfahren zu schaffen. Es
ration und (wo angezeigt) die Kolla-      ne der Stratifizierten und Personali-            darf nämlich als sicher gelten, dass
boration; zudem verhindert diese          sierten Medizin hervorbringen. Zu-               die Digitalisierung und damit auch
Organisationsform eine angemesse-         dem werden über die Analyse von                  die Nutzung Künstlicher Intelligenz
ne regionale Vernetzung und die           Massendaten wichtige Erkenntnisse                die bisherige Medizin umfassend re-

                                                                                                                                                        ARBEITSWELT 4.0
Ausfüllung der primärärztlichen           hinsichtlich Krankheitsvermeidung                volutionieren wird.
Lotsenfunktion. Statt Einzelpraxen        (Prävention) und Gesundheitsför-
sollten künftig größere Organisati-       derung (Salutogenese) generiert.                 Fazit
onseinheiten (z.B. ein hausärztli-                                                         Während die Akteure in unserem
ches MVZ) den Kern eines regiona-         Die Digitale Medizin wird also nicht             Gesundheitssystem noch auf die
len Gesundheitszentrums bilden.           nur im Sinne der Spitzenmedizin                  Einführung der ePA warten (müs-
Ein derartiges Zentrum wird in Or-        (Robotik, Mustererkennung, Gen-                  sen), nutzen die Bundesbürger be-
ten ansässig sein, die zumindest die      therapie) großen Nutzenzuwachs er-               reits zahlreiche Gesundheits-Apps,
Größenordnung eines raumordli-            möglichen, sondern auch im Be-                   um z.B. im Sinne von „Selftracking“
chen Unterzentrums (7 bis 10 Tsd.         reich alltäglicher Diagnostik, Thera-            privates Monitoring zu betreiben.
Ew.) erfüllen. Die Versorgung klei-       pie und Betreuung. Im Wissen um                  Diverse Softwareentwickler erken-
nerer Ortschaften wird in diesem          diesen potenziellen Fortschritt kann             nen diesen Trend, so dass inzwi-
Fall durch Filialpraxen und mobile        es in der ethischen Diskussion nicht             schen mehr als 100.000 Gesund-
Dienste des Zentrums unterstützt          nur um die Frage des Datenschutzes               heits-Apps im Angebot stehen. Die-
( Abb. 2).                               gehen (die DSGVO gilt auch in den                ser „Wildwuchs“ birgt die Gefahr,
                                          Niederlanden, in Dänemark oder in                dass uns die Qualitätskontrolle über
Die Einbettung des Primärärztli-          Schweden), sondern auch um den                   diese Schauplätze digitaler Medizin
chen Zentrums in einem regionalen         Umstand, durch Unschlüssigkeit,                  entgleitet. Die Nutzung digitaler Ver-
Gesundheitszentrum gewährleistet          den Patienten Möglichkeiten vorzu-               fahren in der Gesundheitsversor-
die Bildung weiterer Leistungsge-         enthalten. Ein zu starkes Gewichten              gung sollten wir also nicht allein
meinschaften mit öffentlicher Apo-        des Ausschlusses jeglichen Daten-                Facebook & Co überlassen. Um den
theke, Sanitätshaus, ambulanten           missbrauchs kann in letzter Konse-               Leistungserbringern in unserem Ge-
Pflegediensten,       sozialpsychiatri-   quenz eine Nähe zu „unterlassener                sundheitssystem die Teilhabe an in-
schen Diensten, Therapiepraxen            Hilfeleistung“ bedeuten. Wie in an-              novativen Neuerungen zu sichern,
(u.a. Physiotherapie) sowie weiteren      deren sensiblen Bereichen (ob Fi-                müssen „alte Zöpfe“ zur Disposition
Facharztpraxen. Zudem ergeben             nanzbehörden oder Geheimdiens-                   gestellt werden. Ein Blick über die
sich intensive Formen der Zusam-          te) muss es möglich sein, die Versi-             Grenzen unseres Landes kann hier-
menarbeit mit den regional ansässi-       cherten hinreichend gegen Daten-                 bei recht hilfreich sein. 
gen Krankenhäusern, Rehabilitati-         missbrauch zu schützen. Sanktions-
onszentren und Pflegeheimen. Die-         möglichkeiten (wie z.B. diejenigen,
ses auch vom Sachverständigenrat          welche im Gendiagnostikgesetz ver-
                                                                                                               Prof. em. Alfons Runde
Gesundheit propagierte Modell             ankert sind) und anspruchsvolle in-
                                                                                            SRH FernHochschule – The Mobile University
künftiger Versorgung in ruralen Räu-      formationstechnologische Kompo-                       Fachbereich Gesundheitsökonomie und
men wertet nicht nur die Arbeitge-        nenten können das nie völlig auszu-                       Management im Gesundheitswesen.
berattraktivität auf, sondern kann in     schließende Missbrauchsrisiko ver-                                Leitung Masterstudiengang
umfassender Weise von digital un-         tretbar minimieren.                                                 Health Care Management
                                                                                                                        Kirchstraße 26
terstützten Versorgungs- und Be-                                                                                      88499 Riedlingen
treuungsformen profitieren, als de-       Genauso darf es nicht hingenom-                           alfons.runde@mobile-university.de
ren Grundlage die ePA herangezo-          men werden, dass die nicht mehr
gen werden wird.                          zukunftsgewandten Strukturen un-
                                          serer Gesundheitsversorgung den
Ein Blick ins Ausland                     medizinischen Fortschritt behin-
In den Niederlanden profitieren die       dern. Der interdisziplinären und in-
Bürger von einem der modernsten           tersektoralen Versorgung gehört die
Primärversorgungssysteme Euro-            Zukunft; je eher dieses erreicht wird,
pas, welches derzeit unter Nutzung        umso mehr werden Patienten hier-
digitaler Anwendungen ständig wei-        von profitieren. Facharztzentren
terentwickelt wird. Telemedizini-         sollten zuvorderst an Kliniken ange-
sche Anwendungen (ob ePA, elek-           gliedert werden, so dass die Fachärz-
                                                                                                                    Prof. em. Alfons Runde
tronischer Arztbrief, Home-Monito-        te/-innen ihre Patienten dort nicht
ring, e-Medikationsplan oder Video-       nur ambulant, sondern auch statio-
konsultation) sollten in naher Zu-        när betreuen können. Nicht-ärztli-
kunft auch in unserem Gesundheits-        che Assistenzberufe können dazu
system dabei helfen, unnötige Arzt-       beitragen, das Versorgungsnetz be-
besuche und Klinikaufenthalte zu          darfsgerechter auszurichten und die

                                           KU special StudienführerPlus
                                              KU special                2020
                                                         StudienführerPlus   – Beruf
                                                                           2020      & &Karriere
                                                                                – Beruf  Karriereininder
                                                                                                      derGesundheitswirtschaft
                                                                                                          GesundheitswirtschaftFebruar
                                                                                                                                Februar 2020
                                                                                                                                        2020   |I   7
                                                                                                                                                    7
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                                                                                                                                       Foto: Maksym Yemelyanov – stock.adobe.com

                              Studiengang
                              „Pflege und Digitalisierung“
                              Attraktive Möglichkeit zur Weiterqualifikation im Gebiet der
                              Gesundheits- und Krankenpflege

                              Von Prof. David Matusiewicz, Andrea Schmidt-Rumposch und Prof. Jochen A. Werner

                                                                                 P
                                                                                       flege ist zum einen eine zu-              Jahre ab, wurde zunächst negiert,
                Die Medizin erlebt im Kontext der Digitalisierung                      tiefst menschliche Handlung;              schließlich akzeptiert und vom aktu-
                den größten Wandel ihrer Geschichte.Die Transfor-                      sie erfordert Empathie und                ellen Bundesgesundheitsminister
                mation zum Smart Hospital hat die Universitäts-                  Zuwendung, ist anspruchsvoll und                mittels Pflegesofortprogramm über
                                                                                 physisch wie psychisch teilweise ex-            unterschiedliche Wege angegangen.
                medizin bereits im Jahr 2015 als Unternehmens-
                                                                                 trem belastend. Zum anderen ver-                Trotzdem, so räumt Bundesgesund-
                ziel ausgerufen. Das Konzept stellt den Menschen                 langt die Profession eine hohe Fach-            heitsminister Jens Spahn ein, wer-
                viel stärker als bisher in den Mittelpunkt des Han-              expertise, auch und gerade durch                den in den kommenden Jahren in
                delns. Das Smart Hospital wird dabei nicht durch                 die zunehmende Komplexität der                  Deutschland 50.000 bis 80.000 Stel-
                Krankenhausmauern begrenzt, es fungiert als sek-                 Krankheitsbilder einer überaltern-              len in der Alten- und Krankenpflege
                                                                                 den Gesellschaft. Diese Tatsache                unbesetzt bleiben. Dies ist von weit-
                torenüberschreitende Steuerungsplattform. Es
                                                                                 wurde über Jahrzehnte ausgeblen-                reichender Bedeutung, sind Ge-
                versteht sich weiterhin als Entwicklungsplattform                det, das Einkommen der Pflegekräf-              sundheits- und KrankenpflegerIn-
                für zukünftige Berufsbilder, quer durch alle Profes-             te war zu gering. Ein steigender Fi-            nen doch die maßgebliche Schnitt-
                sionen des Gesundheitswesens. Mit dieser Zielset-                nanzdruck und/oder übersteigerte                stelle im Krankenhaus.
                zung gingen die Universitätsmedizin Essen und                    Renditeerwartungen führten zur
                                                                                 Einsparung von Pflegekräften. Da-               Retter Digitalisierung?
                die FOM Hochschule eine enge Kooperation ein,
                                                                                 mit wuchs der Arbeitsdruck auf die              Unter den verschiedenen Gegen-
                vor allem um Weiterqualifikationen für Beschäf-
                                                                                 verbliebenen Mitarbeitenden, deren              maßnahmen zur Reduktion des
                tigte anzubieten.                                                Arbeitsbedingungen wurden zuneh-                Pflegenotstands findet sich auch die
                                                                                 mend belastend. Eine Abwärtsspira-              pflegebezogene Vergütung für Kran-
                                                                                 le nahm ihren Lauf, der sich viele              kenhäuser, über die eine 1:1-Refi-
                Keywords: Digitalisierung, Mitarbeiterentwick-                   Pflegefachpersonen nur durch den                nanzierung der Pflege sichergestellt
                                                                                 Wunsch nach Teilzeitarbeit entzie-              sein soll. Seitens der Politik bestehe
                lung, Qualifikation
                                                                                 hen konnten. Der resultierende Pfle-            damit die Voraussetzung für die
                                                                                 genotstand zeichnete sich über viele            Krankenhäuser „jede Menge Pflege-

                8
                8      I|   KU special
                            KU  specialStudienführerPlus
                                        StudienführerPlus2020
                                                          2020– –Beruf
                                                                  Beruf& & Karriere
                                                                         Karriere in in
                                                                                     derder Gesundheitswirtschaft
                                                                                         Gesundheitswirtschaft    Februar
                                                                                                               Februar    2020
                                                                                                                       2020
rinnen und Pfleger“ einzustellen.        noch ein zum Teil deutliches Gap                 Einige der seit Jahrzehnten etablier-
Das Problem ist allerdings der in die-   hinsichtlich des Gehalts und der Ar-             ten Berufsbilder werden von Tech-
sem Bereich leergefegte Arbeits-         beitsbedingungen.                                nologien sogar abgelöst, andere,
markt. In diesem Kontext nicht uner-                                                      heute noch unbekannte Berufsbil-
wähnt bleiben darf daher die Digita-     Veränderungen in den                             der werden entstehen. Hierzu kann
lisierung, mit all ihren damit einher-   Berufsbildern                                    und wird man Mutmaßungen an-
gehenden Ängsten, Erwartungen            Universitätskliniken haben zur Auf-              stellen, allerdings werden sich diese
und Hoffnungen, unter anderem auf        gabe, Forschung, Lehre und Kran-                 Entwicklungen nicht am sinnbildli-
eine nachhaltige Entlastung von          kenversorgung auf hohem Niveau                   chen Reißbrett festlegen lassen. Sie
administrativen Tätigkeiten. Glei-       anzubieten. Zwischenzeitlich gibt es             müssen sich entsprechend der rasch

                                                                                                                                                       WEITERBILDUNG
chermaßen wiederholend sind An-          neben den klassischen Landesuni-                 ablaufenden Veränderungen quasi
kündigungen zur Entlastung durch
Pflegeroboter. Künftig wird es also
von hoher Bedeutung sein, die
Pflegenden durch Technologie
                                                        „Das Potenzial der Digitalisierung ist
dort zu unterstützen, wo es Sinn                       bisher bei derartigen Überlegungen zur
macht. Vor allem in Bereichen der                      Entwicklung des Arztbildes weitgehend
Logistik- und Assistenzsysteme,                                   unberücksichtigt
aber auch bei Entscheidungsun-                                       geblieben“
terstützungs-Systemen mit bei-
spielsweise Künstlicher Intelligenz
(KI) oder Augmented Reality (AR) /
Virtual Reality (VR)-Technik zeich-      versitätskliniken eine ganze Reihe               on demand möglichst praxisnah he-
nen sich enorme Potenziale ab.           weiterer Modelle, die Medizinstu-                rauskristallisieren. Auch dies ist ein
Nachwuchskräften muss nachhal-           dierende zu Ärzten machen und gut                Ansatz des Smart Hospitals, also der
tig vermittelt werden, dass Pflege       sichtbar das Label Universitätsklini-            einleitend erwähnten Steuerungs-
im Gegensatz zu vielen anderen           kum tragen. Wie es dabei um die                  plattform. Da auf dieser alle Stake-
Berufsbildern eine sichere Zukunft       Forschung bestellt ist und in wel-               holder des Gesundheitssystems in-
hat. Die Digitalisierung wird Pfle-      chem Maße universitäre Spitzenme-                teragieren, bietet sie ein zukunftsori-
gerinnen und Pfleger nicht über-         dizin betrieben wird, das mag jede               entiertes Aus-, Fort- und Weiterbil-
flüssig machen und ersetzen, wie         Institution für sich beantworten und             dungsportfolio für die sich deutlich
das durchaus in anderen Branchen         sich mit dem gelegentlich unterstell-            weiterentwickelnden krankheits-,
zu beobachten sein wird. Viele Ar-       ten Marketingeffekt auseinanderset-              aber maßgeblich auch gesundheits-
beitnehmer werden diese Verände-         zen. Die Schaffung zusätzlicher Arz-             assoziierten Berufsbilder. Bei Ge-
rungen erleben, erwartet haben es        tausbildungsanstalten lässt aller-               sundheit geht es im Wesentlichen
die wenigsten.                           dings unbeantwortet, wie es gelin-               um Prävention, um Health-Style und
                                         gen kann, bereits heute all diejeni-             um das Bestreben um Langlebigkeit.
Die Vorstellung der meisten heute        gen Ärzte und Ärztinnen im Beruf zu
im Gesundheitswesen Berufstätigen        halten, die die Krankenversorgung                Weiterentwicklung eines
ist nach wie vor, dass man einen Be-     nach Abschluss des Studiums ver-                 traditionellen Berufsbildes
ruf erlernt, der Sicherheit bis zur      lassen, ohne sie je betrieben zu ha-             Ein konkretes Beispiel zur Weiter-
Rente bietet. Doch genau diese Er-       ben. Wir erleben hier also eine Ent-             entwicklung des traditionellen Be-
wartung lässt sich im Kontext der Di-    wicklung, die der von Pflegenden                 rufsbildes der Gesundheits- und
gitalisierung nicht mehr halten.         ähnlich ist. Es geht eben um Inhalte             Krankenpflege ist das Ergebnis der
Heute kann man davon ausgehen,           und Perspektiven und nicht nur um                zwischenzeitlich beschlossenen Ko-
dass ein nicht unerheblicher Teil der    reine Kopfzahlen.                                operation der Universitätsmedizin
aktuellen Schulabsolventen bis zu                                                         Essen mit der FOM Hochschule. Bei-
ihrem Ruhestand mehrere und teil-        Das Potenzial der Digitalisierung ist            de Institutionen haben einen neuen,
weise auch komplett verschiedenar-       bisher bei derartigen Überlegungen               bundesweit einmaligen Studien-
tige Berufe erlernen wird, manche        zur Entwicklung des Arztbildes weit-             gang „Pflege & Digitalisierung“ kon-
dieser Berufsbilder gibt es noch gar     gehend unberücksichtigt geblieben.               zipiert. Hintergrund des Studien-
nicht.                                   Hierzu gehört, dass sich das Berufs-             ganges ist das ab dem 1. Januar 2020
                                         bild des Arztes bis 2035 erheblich               größtenteils in Kraft getretene neue
Das Gesundheitswesen ist laut Sta-       verändern wird, eingebettet in auto-             Pflegeberufegesetz, das die bisheri-
tistik der Bundesagentur die Bran-       matisierte Diagnostikprozesse, Ent-              gen getrennt geregelten Ausbildun-
che mit der zweitgrößten Verände-        scheidungsunterstützungs-Systeme,                gen in der Gesundheits- und Kran-
rung der Beschäftigtenzahl, hinter       Telemedizinlösungen und eine Rei-                kenpflege, Gesundheits- und Kin-
der Informationstechnologie. Pfle-       he von Anwendungen in der virtuel-               derkrankenpflege und Altenpflege
geberufe gehören laut Statistik von      len Realität, was sich heute viele               in eine gemeinsame generalistische
Gehalt.de neben Digitalberufen wie       noch gar nicht vorstellen können.                Ausbildung zusammenführt.
IT-Berater (da viele Unternehmen         Gesundheitswesen muss umfassend
keine eigenen ITler haben können),       gedacht werden, interprofessionell               Der Studiengang vermittelt ein tiefes
Data Artist oder Scrum Master zu         und nicht nur in den einzelnen Be-               Verständnis des digitalen Wandels
den Top-Trend-Berufen. Es gibt aber      rufssparten.                                     pflegerischer Prozesse. Die Studie- 

                                          KU special StudienführerPlus
                                             KU special                2020
                                                        StudienführerPlus   – Beruf
                                                                          2020      & &Karriere
                                                                               – Beruf  Karriereininder
                                                                                                     derGesundheitswirtschaft
                                                                                                         GesundheitswirtschaftFebruar
                                                                                                                               Februar 2020
                                                                                                                                       2020   |I   9
                                                                                                                                                   9
renden erhalten einerseits klassi-                 gen Ausrichtung der Profession                  ty SpezialistInnen, Gamification-
                            sches Handwerkszeug wie beispiels-                 Pflege teilzunehmen. Der pflegeri-              SpezialistInnen im Grenz- bereich
                            weise die Terminologie digitaler                   sche Alltag auf Station wird sich zu-           von Spiel und Medizin, Health-
                            Pflege; andererseits werden sie                    nehmend verändern; dem wird                     Cloud-Engineers, Health-Designe-
                            durch die Darstellung konkreter di-                durch die Studieninhalte Rech-                  rInnen, Lebensende-BeraterInnen,
                            gitaler klinischer Prozesse und der                nung getragen.                                  Longevity-BeraterInnen, Patiente-
                            Notwendigkeit       eines    Digital-                                                              nassistentInnen, Telechirurg-In-
                            Change-Management bestmöglich                      Besonders attraktiv: Die Lehrinhal-             nen und Therapieverlaufsmanage-
                            auf den Praxisalltag vorbereitet.                  te des ersten Ausbildungsjahrs der              rInnen.
WEITERBILDUNG

                                                                                                                               Daneben aber zeichnet sich ein
                                                                                                                               deutlicher Mehrbedarf an be-
                                       „Bislang werden Karrierewege in der Pflege                                              stimmten, bereits vorhandenen
                                         vor allem mit Studienmöglichkeiten im                                                 und etablierten Berufsgruppen ab,
                                      Pflegemanagement verbunden. Neben dieser                                                 die aktuell bereits in einem solchen
                                      Ausrichtung sind in den vergangenen Jahren –                                             Maße gesucht werden, dass der Be-
                                       neben einem Fokus auf Pflegepädagogik –                                                 darf klar über dem Angebot liegt,
                                         Initiativen zur Weiterqualifizierung der                                              eine Situation, die für die genann-
                                                                                                                               ten Beispiele auch noch eine rele-
                                         Pflegefachlichkeit selbst entstanden.“                                                vante Zeit anhalten dürfte. Hierzu
                                                                                                                               zählen neben Allgemeinmedizine-
                                                                                                                               rInnen beispielsweise auch Hu-
                                                                                                                               mangenetikerInnen, Hygienespe-
                            Der Studiengang wurde konkret für                  Pflegeausbildung werden für dual                zialistInnen, PalliativmedizinerIn-
                            die berufsbegleitende Durchfüh-                    Studierende in Gänze angerechnet.               nen, PharmakogenetikerInnen und
                            rung konzipiert. Das bedeutet, dass                Im ersten und zweiten Semester                  PsychotherapeutInnen. 
                            seine Inhalte in einem Blended-Le-                 müssen daher keine Module absol-
                            arning-Format vermittelt werden.                   viert werden; der Einstieg beginnt
                            Die Studierenden haben an einem                    mit dem dritten Fachsemester. Das
                            Tag pro Woche Präsenzunterricht                    Bachelorstudium verkürzt sich da-
                            am Hochschulzentrum – voraus-                      mit auf fünf Semester bis zum Ab-                              Prof. Dr. David Matusiewicz
                            sichtlich samstags – sowie ein On-                 schluss; die Ausbildung erfolgt par-                        Dekan I Gesundheit und Soziales
                            line-Webinar an einem Nachmittag                   allel zum Studium. Auch für bereits                                    Direktor I Institut für
                            pro Woche. Ergänzt werden die                      examinierte Pflegefachpersonen                                Gesundheit und Soziales (ifgs)
                                                                                                                                          FOM I Hochschule für Oekonomie
                            (virtuellen) Präsenzanteile um On-                 besteht das Angebot, sich über eine                               und Management gGmbH
                            line-Sprechstunden und struktu-                    Äquivalenzprüfung direkt in das                                           Leimkugelstraße 6
                            rierte Medienpakete (E-Learning).                  dritte Fachsemester einschreiben                                               45141 Essen
                            Die Studierenden können bei dem                    zu lassen.
                            neuen Zeitmodell sowohl die Vor-
                            teile der Präsenz nutzen, als auch                 Die Universitätsmedizin Essen un-                                Andrea Schmidt-Rumposch
                            ihre Zeit flexibler und den individu-              terstützt die Qualifizierung sowohl                             Pflegedirektorin und Vorstand
                            ellen Bedarfen entsprechend ein-                   strukturell, als auch finanziell. Ab                                Universitätsmedizin Essen
                            teilen.                                            dem Wintersemester 2020/21 be-                                              Hufelandstraße 55
                                                                                                                                                                 45147 Essen
                                                                               steht die Möglichkeit der Kosten-
                            Alternative Karrierewege                           übernahme im Rahmen einer Fort-
                            Bislang werden Karrierewege in der                 bildungsvereinbarung für jeweils
                            Pflege vor allem mit Studienmög-                   20 Studienplätze.                                                  Prof. Dr. Jochen A. Werner
                                                                                                                               Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender
                            lichkeiten im Pflegemanagement
                            verbunden. Neben dieser Ausrich-                   Neue Berufsbilder                                                   Universitätsmedizin Essen
                                                                                                                                                            Hufelandstraße 55
                            tung sind in den vergangenen Jah-                  Neben diesem bereits angestoße-                                                    45147 Essen
                            ren – neben einem Fokus auf Pfle-                  nen neuen Studiengang „Pflege &
                            gepädagogik – Initiativen zur Wei-                 Digitalisierung“ gilt das Interesse
                            terqualifizierung der Pflegefach-                  im Kontext der Smart Hospital-Ini-
                            lichkeit selbst entstanden. Der Stu-               tiative auch weiteren möglichen
                            diengang „Pflege & Digitalisierung“                Berufsbildern im künftigen Krank-
                            bietet nun erstmals die Möglich-                   heits- bzw. Gesundheitswesen, zu
                            keit, sich für die neue digitalisierte             dem eben auch der zuvor erwähn-
                            Arbeitswelt Pflege aufzustellen. Er                te, rasch wachsende Sektor von
                            befähigt die AbsolventInnen, digi-                 Prävention und Health-Style zählt.
                            tale Projekte und Prozesse in den                  Hierzu gehören (alphabetisch ge-
                            verschiedenen         Fachbereichen                ordnet) unter anderem: Demenz-
                            kompetent zu begleiten, Ergebnis-                  spezialistInnen,    3-D-Druck-Bio-
                            se auszuwerten und zu beurteilen                   technologInnen, Gesundheitsda-
                            und damit selbst an der zukünfti-                  ten-AnalystInnen, Extended-Reali-

                10
                10   I|   KU special
                          KU  specialStudienführerPlus
                                      StudienführerPlus2020
                                                        2020– –Beruf
                                                                Beruf& & Karriere
                                                                       Karriere in in
                                                                                   derder Gesundheitswirtschaft
                                                                                       Gesundheitswirtschaft    Februar
                                                                                                             Februar    2020
                                                                                                                     2020
WEITERBILDUNG
                                                                                                        Foto: moncey_business- stock.adobe.com

Berufsbild der Zukunft
Wissenschaftliche Weiterbildungen und Verbundmaster
„Angewandte Gerontologie“
Von Prof. Dr. Ines Himmelsbach, Marion Müller und Petra Perleberg

V
        or dem Hintergrund des de-         Hochschulen – ist es, diese Entwick-                Die Gesellschaft wird zunehmend hochaltrig und
        mografischen Wandels in            lungen und Trends sowie die daraus                  zeichnet sich durch eine wachsende Individualität
        Deutschland rückt die Lebens-      resultierenden Herausforderungen                    aus. Der Wissensbedarf zu Fragen des Alterns
phase Alter und die damit einherge-        und Themen aufzugreifen, weiterzu-
                                                                                               steigt stetig. Immer mehr Menschen arbeiten di-
henden Herausforderungen zuneh-            verfolgen und entsprechende neue
mend in den Fokus der politischen,         Strukturen und Angebote zu schaf-                   rekt und indirekt mit alten Menschen.
gesellschaftlichen und gesundheits-        fen. Um gerechtere Chancen auf Ge-
bezogenen Diskussionen. Die Zahl           sundheit zu ermöglichen, müssen                     Keywords: Personalmanagement,
der Menschen, die im Alter auf Un-         die gesellschaftlichen Bedingungen                  Mitarbeiterentwicklung, Strategie
terstützung angewiesen sein könn-          für alternde Menschen ausgebaut
ten, steigt laut Prognosen des Statisti-   werden. Gesundheitsförderung, Ver-
schen Bundesamtes, weiter an. Nach         sorgung und Pflege sowie Unterstüt-
Bevölkerungsvorausberechnungen             zungsstrukturen und partizipative                schaft auf. Im Zuge des demografi-
wird im Jahr 2060 jede dritte Person       Netzwerke gilt es auszubauen.                    schen Wandels wächst der Arbeits-
in Deutschland mindestens 65 Jahre                                                          markt im Seniorenbereich kontinu-
alt sein. Das sind 33 Prozent der deut-    Verbundprojekt                                   ierlich. Und dennoch werden im Be-
schen Gesamtbevölkerung. Geronto-          Zukunft. Alter. Gerontologie                     reich der Seniorenarbeit und Pflege
logische Tätigkeitsbereiche werden         Das Verbundprojekt „Zukunft Alter:               häufig Weiterbildungen angeboten,
eine zunehmende Nachfrage erfah-           Wissenschaftliche      Weiterbildung             ohne Perspektiven aufzuzeigen, wie
ren. Steigende Bedarfe und Anforde-        und Verbundmaster Angewandte                     diese zu einem formalen Abschluss
rungen erfordern qualifiziertes Fach-      Gerontologie“ - gefördert aus Mitteln            geführt werden könnten. Hierfür
personal, das multiprofessionell pla-      des Europäischen Sozialfonds (ESF)               wurden berufsbegleitende Wissen-
nen, Konzepte entwickeln und Ver-          sowie aus Mitteln des Landes Baden-              schaftliche Weiterbildungen entwi-
netzungen herstellen muss, die lang-       Württemberg – kehrt den Bildungs-                ckelt:
fristig die Lebensqualität alter Men-      weg von Masterstudiengängen inso-                 Altern in Sozialraum und Quartier
schen sichern. Interdisziplinäre Lö-       fern um, als dass es die Kumulation                – Kommunale Beratung und Ver-
sungsansätze für nachhaltiges Pla-         von Weiterbildungen ins Zentrum                    netzung (Katholische Hochschule
nen und Gestalten sind z.B. in             der Ausbildung rückt. Damit reagiert               Freiburg)
Medizin und Pflege, in der Stadtteil-      es bedarfsgerecht auf die Herausfor-              Angewandte Gerontologe – Multi-
planung wie auch der ehrenamtli-           derungen von Tätigen im Feld der Al-               disziplinäre Interventionsgeronto-
chen Betreuung erforderlich. Eine          tenhilfe und Pflege und greift die ak-             logie und Gerontopsychiatrie
Aufgabe der Politik und Gesellschaft       tuellen, demografischen und sozia-                 (Hochschule Mannheim)
– und damit einhergehend auch von          len Gegebenheiten unserer Gesell-                 Altern und Digitalisierung (Katho- 

                                            KU special StudienführerPlus
                                               KU special                2020
                                                          StudienführerPlus   – Beruf
                                                                            2020      & &Karriere
                                                                                 – Beruf  Karriereininder
                                                                                                       derGesundheitswirtschaft
                                                                                                           GesundheitswirtschaftFebruar
                                                                                                                                 Februar 2020
                                                                                                                                         2020    |I   11
                                                                                                                                                      11
lische Hochschule Freiburg, im                  vanced Studies (DAS) als Zertifikat             langfristig mit den Studienterminen
                               Aufbau, angestrebter Start: Herbst              für zwei CAS (für Teilnehmende ohne             abstimmen. Dies erlaubt zudem eine
                               2020)                                           Master-Befähigung) an.                          kostenbewusste Planung von Anfahr-
                                                                                                                               ten und Hotelreservierungen.
                            Weitere Kooperationspartner im Ver-                Das flexibel und modular aufgebaute
                            bundprojekt sind die Katholische                   Modell ermöglicht somit einen berufs-           Unser Angebot richtet sich an Men-
                            Stiftungshochschule       München                  begleitend studierbaren Verbundmas-             schen, die mit älteren Menschen zu
                            (KSH) sowie die Katholische Hoch-                  ter, der Weiterbildung/Studium, Beruf           tun haben (wollen) und die eine fun-
                            schule für Sozialwesen Berlin                      und Familie erfolgreich vereinbaren             dierte praxisorientierte wissenschaft-
                            (KHSB). An der KHSB in Berlin wird                 lässt. Es erlaubt nach jedem Modul              liche Qualifizierung anstreben:
WEITERBILDUNG

                            die Entwicklung einer Wissenschaft-                Unterbrechungen aufgrund berufli-                Personen aus allen Fachdiszipli-
                            lichen Weiterbildung mit dem the-                  cher oder privater Notwendigkeit.                  nen, die mit Lehr-, Beratungs- oder
                            matischen Schwerpunkt „Personal-                   Gleichsam stehen die Termine früh-                 Leitungsaufgaben im Bereich der
                            und Wissensmanagement“ anvisiert.                  zeitig fest und ermöglichen optimale               älterwerdenden Bevölkerung be-
                                                                               Planbarkeit für die Studierenden und               traut sind oder in der Seniorenar-
                            Die geronto-spezifischen Qualifizie-               deren Arbeitgebende. Grundsätzlich                 beit (auch ehrenamtlich) tätig sind
                            rungsprofile bereichern die Hoch-                  besteht die Möglichkeit, zwei Wissen-            Mitarbeitende in Einrichtungen
                            schullandschaft und tragen zur Pro-                schaftliche Weiterbildungen verzahnt               der Altenhilfe, der Behindertenhil-
                            fessionalisierung im Feld der Geron-               und somit gleichzeitig zu absolvieren,             fe, der Suchthilfe und Psychiatrie
                            tologie bei. Die wissenschaftliche                 so dass der Master-Abschluss im bes-               sowie in der Gesundheits- und
                            Qualifikation in der Gerontologie                  ten Fall auch nach zweieinhalb Jahren              Krankenpflege und dem weiteren
                            wird somit weiterentwickelt. Mit dem               erlangt werden kann. Die beteiligten               Bereich Gesundheitswesen
                            Verbundmaster „Zukunft Alter: An-                  Hochschulen erkennen gegenseitig                 Mitarbeitende in koordinierender,
                            gewandte Gerontologie“ werden We-                  Zertifikate und Leistungspunkte an.                planender sowie sozialraumbezo-
                            ge aufgezeigt, wie berufliche und                  Der akademische Abschluss Master of                gener Funktion in Kommunen, in
                            hochschulische Bildung durch Aner-                 Arts (M.A.) Angewandte Gerontologie                Verbänden und Institutionen
                            kennung flexibler und durchlässiger                kann abschließend an der Katholi-
                            aufeinander abgestimmt werden                      schen Hochschule Freiburg erworben              Gerontologinnen und Gerontologen
                            können. Flexible Modelle im lebens-                werden.                                         beschäftigen sich mit der Lebens-
                            langen Lernen und Weiterbilden bil-                                                                phase des Alters und mit den Voraus-
                            den die Kernelemente des Projekts.                 „Zukunft Alter: Angewandte                      setzungen für ein zufriedenes, gesun-
                            Die wissenschaftlichen Weiterbil-                  Gerontologie“: ein individuell                  des und gutes Altern. Sie setzen sich
                            dungen sind berufsbegleitend und                   planbarer Weg zum Master                        dafür ein, Bedingungen für ein sol-
                            individuell inhaltlich, zeitlich und               Der berufsbegleitende Masterstudi-              ches gesundes, zufriedenes Altern zu
                            örtlich gestaltbar und können bis hin              engang Angewandte Gerontologie                  schaffen und entwickeln Maßnah-
                            zu einem Master kumuliert werden.                  richtet sich an Berufserfahrene al-             men und Konzepte zur Gestaltung
                                                                               ternsbezogener Tätigkeitsfelder und             bestmöglicher Rahmenbedingungen
                            Wissenschaftliche                                  setzt einen ersten berufsqualifizie-            für die Altersarbeit. Sie engagieren
                            Qualifizierung in einem frei                       renden Hochschulabschluss voraus.               sich für die Entwicklung und Verbes-
                            wählbaren und kombinierbaren                       Dieser Studiengang basiert auf der              serung rechtlicher, finanzieller und
                            Baukastensystem                                    bereits beschriebenen Idee des Bau-             organisatorischer Konditionen. Sie
                            Das neue und derzeit einmalige Ver-                kastensystems. Aus gerontologisch               sind in erster Linie im Sozial-, Ge-
                            bundprojekt in der Gerontologie bie-               ausgerichteten Wissenschaftlichen               sundheits- und Diversity Manage-
                            tet die Wahl zwischen derzeit zwei                 Weiterbildungen des Verbundpro-                 ment, in der Sozialberatung und -ar-
                            Standorten, drei Schwerpunkten und                 jekts sind zwei Weiterbildungen er-             beit, in der Erwachsenenbildung
                            die Möglichkeit, bis zu acht Jahre                 folgreich zu absolvieren und können             oder in Wissenschaft und Lehre tätig.
                            Leistungspunkte zu sammeln. Die                    in einem dritten Schritt, bei gegebe-
                            Idee ist der hohen Praxistauglichkeit              nen Voraussetzungen, um ein Mas-                Literatur bei den Verfasserinnen
                            zugeordnet. Wer beruflich stark ein-               ter-Abschluss-Modul ergänzt wer-
                            gespannt ist oder eine Unterbre-                   den. Das Master-Abschluss-Modul                                 Prof. Dr. Ines Himmelsbach
                                                                                                                                        Professorin für Soziale Gerontologie
                            chung aufgrund privater Lebenspla-                 an der Katholischen Hochschule
                                                                                                                                           Katholische Hochschule Freiburg
                            nung benötigt, kann auch nach einer                Freiburg erstreckt sich über zwei Se-                                              Karlstr. 63
                            Pause mit den gesammelten Punkten                  mester. Die Wissenschaftlichen Wei-                                            79104 Freiburg
                            wieder einsteigen. An den beteiligten              terbildungen (WWB) auf Master-Ni-                         ines.himmelsbach@kh-freiburg.de
                            Hochschulen können, jeweils losge-                 veau kombinieren Präsenz- und
                            löst voneinander, wissenschaftliche                Selbstlernphasen. Um Beruf und Stu-                                         Marion Müller
                            Weiterbildungen mit eigenständigen                 dium gut zu vereinbaren, finden die                               Akademische Mitarbeiterin
                            CAS-Zertifikaten (Certificate of Ad-               Präsenzphasen in der Regel einmal                  Studiengangskoordination Verbundmaster
                            vanced Studies) abgeschlossen wer-                 im Monat im Block statt, jeweils am                  Zukunft Alter: Angewandte Gerontologie
                                                                                                                                              info@zukunft-gerontologie.de
                            den. CAS-Zertifikate sowie die Leis-               Donnerstag, Freitag und Samstag.
                            tungspunkte (ECTS) werden im Ver-                  Die Blöcke werden zur besseren                                               Petra Perleberg
                            bundmaster Zukunft Alter: Ange-                    Planbarkeit im Voraus bekannt gege-                                               perleberg PR
                            wandte Gerontologie anerkannt. Wir                 ben. So können alle Teilnehmenden                    Pressestelle Zukunft. Alter. Gerontologie
                            bieten außerdem das Diploma of Ad-                 ihre beruflichen Verpflichtungen                                       info@perleberg-pr.de

                12
                12   I|   KU special
                          KU  specialStudienführerPlus
                                      StudienführerPlus2020
                                                        2020– –Beruf
                                                                Beruf& & Karriere
                                                                       Karriere in in
                                                                                   derder Gesundheitswirtschaft
                                                                                       Gesundheitswirtschaft    Februar
                                                                                                             Februar    2020
                                                                                                                     2020
Management in der Gesundheitsversorgung (B.Sc.) –
Wir wissen, das wirkt!
Wie kann ein Konzept für eine Pal-     Der Studiengang bietet ab dem kom-         Ausbildung in einem Beruf des
liativstation im Klinikum aussehen,    menden Wintersemester für Sie die          Gesundheitswesens.
wie kann dieses umgesetzt werden       Möglichkeit, aus einem attraktiven       Sie studieren in Vollzeit an drei Prä-
und wie lässt sich der Erfolg be-      Wahlangebot ein eigenes Profil für       senztagen pro Woche, oder berufs-
werten? Wie digital sind deutsche      Ihre zukünftige berufliche Entwick-      begleitend. Mit dem Studium erlan-

                                                                                                                         FIRMEN IM FOKUS
Arztpraxen und klappt eine Zusam-      lung zu bilden.                          gen Sie die Bezeichnung „Bachelor
menarbeit zwischen Gynäkologen,        Zu den Studieninhalten zählen u. a.:     of Science“ und somit den ersten
Hebammen und Kinderärzten heu-         – fundierte Grundlagen in den Ge-        Meilenstein in Ihrer akademischen
te schon reibungslos mit Hilfe digi-     sundheitswissenschaften und der        Karriere. Um ihren weiteren Werde-
taler Technik? Wie erleichtern Ro-       Forschung                              gang vervollständigen zu können,
boter Pflegesituationen in privaten    – umfassendes Managementwissen           bietet der Fachbereich Pflege & Ge-
Haushalten? Diese Fragen stellen         für eine verantwortungsvolle Tätig-    sundheit verschiedene Masterange-
sich aktuell Studierende am Fach-        keit in Gesundheitsorganisationen      bote an und besitzt ein eigenständi-
bereich Pflege & Gesundheit der        – verschiedene Wahlmodule, die sie       ges Promotionsrecht.
Hochschule Fulda und erarbeiten          auf die Übernahme von Führungs-        Haben wir Ihr Interesse geweckt?
Lösungsvorschläge für ihre Praxis-       verantwortung in Pflege- und           Wir freuen uns auf Sie und beraten
partner.                                 Gesundheitseinrichtungen oder          Sie gern!
Wenn auch Sie Interesse an inno-         einer Managementfunktion, wie
vativen Lösungen aktueller und           z. B. Marketing oder Controlling,
zukünftiger Herausforderungen in         vorbereiten
der Gesundheitsversorgung haben        – oder die Qualifizierung für berufli-
und dabei wissenschaftlich fundiert      che Aufgaben in der gesundheitsför-     Prof. Dr. Adelheid Esslinger
Denken und Handeln wollen, dann          dernden Organisationsgestaltung.        +49 661 9640-6488
ist der Studiengang „Management        Zulassungsvoraussetzung:                  Studiengangskoordination
in der Gesundheitsversorgung“          – eine Hochschulzugangsberechti-          +49 661 9640-631
                                                                                 mig@list.hs-fulda.de
das Richtige für Sie!                    gung sowie eine abgeschlossene

KU AWARDS
2020
SAVE THE DATE
BEWERBUNGSZEITRAUM
2. MÄRZ – 2. AUGUST 2020

Weitere Informationen unter
www.ku-gesundheitsmanagement.de/veranstaltungen
oder per E-Mail an a.bayerlein@mgo-fachverlage.de
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