SYMPHONIEORCHESTER DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS - Donnerstag 14.1.2021 Herkulessaal 20.30 - ca. 21.50 Uhr

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SYMPHONIEORCHESTER DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS - Donnerstag 14.1.2021 Herkulessaal 20.30 - ca. 21.50 Uhr
SYMPHONIEORCHESTER DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS   Donnerstag 14.1.2021
                                               Herkulessaal
                                               20.30 – ca. 21.50 Uhr

                                                                       1
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SYMPHONIEORCHESTER DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS - Donnerstag 14.1.2021 Herkulessaal 20.30 - ca. 21.50 Uhr
MITWIRKENDE                                                          PROGRAMM

FRANÇOIS-XAVIER ROTH                                                 ALBAN BERG
Leitung                                                              Kammerkonzert für Klavier und Geige mit 13 Bläsern
                                                                       • Thema scherzoso con Variazioni –
BERTRAND CHAMAYOU                                                      • Adagio –
Klavier                                                                • Rondo ritmico con Introduzione (Kadenz)

RENAUD CAPUÇON                                                       BÉLA BARTÓK
Violine                                                              »Musik für Saiteninstrumente, Schlagzeug und Celesta«, Sz 106
                                                                       • Andante tranquillo
SYMPHONIEORCHESTER DES                                                 • Allegro
BAYERISCHEN RUNDFUNKS                                                  • Adagio
                                                                       • Allegro molto

LIVE-ÜBERTRAGUNG IN SURROUND
im Radioprogramm BR-KLASSIK
Donnerstag, 14.1.2021
20.05 Uhr Robert Jungwirth im Gespräch mit François-Xavier Roth
20.30 Uhr Konzertübertragung

ON DEMAND
Das Konzert ist in Kürze auf www.br-klassik.de als Audio abrufbar.

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                                                    Mitwirkende                                               Programm
SYMPHONIEORCHESTER DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS - Donnerstag 14.1.2021 Herkulessaal 20.30 - ca. 21.50 Uhr
VERTRACKTE KOMBINATIONSKÜNSTE
Zu Alban Bergs Kammerkonzert

Monika Lichtenfeld        Das Kammerkonzert für        Entstehungszeit
                          Klavier und Geige mit 13     Anfang 1923 bis 23. Juli
                                                       1925
Bläsern, entstanden in zweieinhalbjähriger Arbeit      Widmung
von Anfang 1923 bis 23. Juli 1925, nimmt in Alban      »Arnold Schönberg zum
Bergs Schaffen eine zentrale Stellung ein: Chro-       50. Geburtstag«
                                                       Uraufführung
nologisch rangiert es zwischen zwei Schlüssel-         20. März 1927 unter der
werken – der Oper Wozzeck, deren Instrumentie-         Leitung von Hermann
rung im April 1922 beendet wurde, und der Lyri-        Scherchen in Berlin mit
                                                       Eduard Steuermann am
schen Suite für Streichquartett, deren erste Skiz-     Klavier und dem Geiger
zen vom September 1925 datieren. Zugleich aber         Rudolf Kolisch
markiert es eine entscheidende Wende in der Ent-       Lebensdaten des
                                                       Komponisten
wicklung von Bergs kompositorischer Sprache. Es        9. Februar 1885 in Wien –
ist seine letzte Komposition in »frei atonalem«        24. Dezember 1935 in Wien
Stil, und es antizipiert – mit ingeniösem Elan und
beispielloser konstruktiver Fantasie – die sehr per-
sönliche Ausformung von Schönbergs »Methode
der Komposition mit zwölf nur aufeinander bezo-
genen Tönen«, die Berg dann in allen späteren
Werken systematisch verwandte. Was hier an Form-                                                Alban Berg (1930), Fotographie von Max Fenichel, der
ideen und satztechnischen Verfahren, an vertrack-                                               1942 im Ghetto von Łódź von den Nazis ermordet wurde

ten Kombinationskünsten und extremen Ausdrucks-
charakteren, an historischen Spiegelungen und pro-                                 Schönberg hatte das Projekt angeregt, hatte auch den Kontakt zu einem Ko-
grammatischen Verschlüsselungen auf engstem                                        penhagener Bläserensemble als möglichen Interpreten der Partitur vermit-
Raum – in drei Sätzen einer Partitur von etwa vier-                                telt. Und auf Schönberg ist dieses Kammerkonzert in besonderer Weise
zig Minuten Dauer – konzentriert erscheint, hat an                                 bezogen. Berg, zeitlebens ein enthusiastischer Verfechter zahlensymbolischer
Virtuosität und Perfektion, an Kunstfertigkeit und                                 Künste, wählte nicht von ungefähr dreizehn Bläser als »Begleitung« der
Vieldeutigkeit kaum ein Pendant in der Musik der                                   beiden Solisten: Am 13. September hatte Schönberg Geburtstag, und für
»Wiener Schule«.                                                                   Schönbergs 50. Geburtstag 1924 war das Werk als Freundesgabe gedacht,
Die Idee einer konzertanten Komposition, womög-                                    wiewohl es nicht termingerecht fertig wurde. Auch dass die Gesamtzahl der
lich eines Klavierkonzerts, hatte Bergs schöpfe-                                   Spieler 15 beträgt, hat seinen besonderen Grund, denn das Kammerkonzert
rische Fantasie lange zuvor schon beschäftigt. »Ein                                wurde von Berg bewusst als Gegenstück zu Schönbergs Kammersymphonie
Konzert«, so schrieb er dem Freund und Lehrer                                      op. 9 für 15 Instrumente entworfen. Die Partitur mit der Dedikation an Schön-
Arnold Schönberg, »ist gerade die Kunstform, in                                    berg erschien erstmals 1925 in der Wiener Universal Edition. Sie wurde in-
der nicht nur die Solisten (inklusive dem Dirigen-                                 des erst zwei Jahre später, am 20. März 1927, unter der Leitung von Hermann
ten!) ihre Virtuosität und Brillanz zu zeigen Gele-                                Scherchen in Berlin uraufgeführt, mit den Solisten (und engen Schönberg-
genheit haben, sondern auch einmal der Autor.«                                     Freunden) Eduard Steuermann und Rudolf Kolisch.
                                                       4                                                                                 5
                                                       Alban Berg                                                                        Alban Berg
                                                       Kammerkonzert für Klavier                                                         Kammerkonzert für Klavier
                                                       und Geige mit 13 Bläsern                                                          und Geige mit 13 Bläsern
SYMPHONIEORCHESTER DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS - Donnerstag 14.1.2021 Herkulessaal 20.30 - ca. 21.50 Uhr
Alban Berg und Arnold Schönberg (um 1930), Fotographie von                          Alban Bergs Bösendorfer-Flügel in seiner Wiener Wohnung mit
          Dora Horovitz in Wien                                                               Blick auf Gustav Mahler

In seinem berühmten »Offenen Brief« an Schönberg, den der Komponist am            Kompositionsstruktur. Ihr entsprechen die drei Instrumentalgattungen (Kla-
9. Februar 1925 verfasste und in der Wiener Musikzeitschrift Pult und Takt-       vier, Violine, Bläser), die Trias der »drei zu einem einzigen Satz vereinigten
stock publizierte, schickte Berg einer detaillierten Analyse der Partitur fol-    Teile« (Berg) in drei verschiedenen Tempi und ihre Formgliederung im Großen
gende Widmungszeilen voran: »Lieber verehrter Freund Arnold Schönberg!            wie im Detail ebenso wie die rhythmischen Gestalten und der harmonische
Die Komposition dieses Konzerts, das ich Dir zu Deinem fünfzigsten Ge-            Aufriss (mit quasi tonalen, frei atonalen und dodekaphonen Ausprägungen).
burtstag gewidmet habe, ist erst heute, an meinem vierzigsten, fertig ge-
worden. Verspätet überreicht, bitte ich Dich, es dennoch freundlich entge-        Den Kopfsatz, sozusagen ein Klavierkonzert en miniature, hat Berg als Thema
genzunehmen; umso mehr als es – seit jeher Dir zugedacht – auch ein kleines       scherzoso con Variazioni angelegt – mit einem 30-taktigen Thema in drei
Denkmal einer nunmehr zwanzigjährigen Freundschaft geworden ist.«                 Tempocharakteren (Leicht beschwingt, Schwungvoll und Meno allegro) und
Als »Denkmal« ist diese Komposition in mehrfacher Hinsicht zu deuten,             einer ersten, vom Klavier allein vorgetragenen Variation, die zusammen als
zumal aber als ein Symbol für den Dreierbund der »Wiener Schule«, der im          eine Art Exposition aufzufassen sind. Die krebsgängige zweite Variation
thematisch-motivischen Kosmos des Werks kunstvoll verschlüsselt erscheint         im Walzertempo bildet, kombiniert mit der als Kräftig bewegt überschrie-
– darauf weist Berg gleich zu Beginn seines »Offenen Briefes« hin: »In ei-        benen dritten (in Umkehrungsform) und der als huschendes Scherzando
nem musikalischen Motto, das dem ersten Satz vorangesetzt ist, sind die           angelegten vierten (in rückläufiger Umkehrung) gewissermaßen die Durch-
Buchstaben Deines, Anton Weberns und meines Namens, soweit dies in der            führung. Die fünfte und letzte Variation dagegen nimmt das Thema in der
Notenschrift möglich ist [nämlich A-D-S-C-H-B-E-G, A-E-B-E und A-B-               Grundgestalt wieder auf und verarbeitet es – vom anfänglichen Piano bis
A-B-E-G], in drei Themen bzw. Motiven festgehalten, denen eine bedeu-             zum dreifachen Forte gesteigert – in kunstvoller Kontrapunktik zur Reprise.
tende Rolle in der melodischen Entwicklung der Musik zugefallen ist.«
Die Dreizahl (oder ihr Vielfaches) manifestiert sich darüber hinaus in nahezu     Den Mittelsatz des Kammerkonzerts, nach Bergs eigenen Worten ein »breit-
allen Dimensionen des Werkes, sie ist Dreh- und Angelpunkt der gesamten           gesungenes, weitausladendes Adagio von einer Viertelstunde Spieldauer«,
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                                                      Alban Berg                                                                         Alban Berg
                                                      Kammerkonzert für Klavier                                                          Kammerkonzert für Klavier
                                                      und Geige mit 13 Bläsern                                                           und Geige mit 13 Bläsern
SYMPHONIEORCHESTER DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS - Donnerstag 14.1.2021 Herkulessaal 20.30 - ca. 21.50 Uhr
ist besonders reich an artifiziellen Verrätselungen. Umrisshaft entspricht die
Formkonstruktion dem dreiteiligen Liedsatz mit variierter Reprise des An-
fangsteils (A–B–A’). Zugleich aber hat Berg dieses Adagio in zwei spiegel-
bildlich disponierte Satzhälften von je 120 Takten gegliedert, von denen die
zweite als – allerdings sehr frei gestaltete – rückläufige Wiederholung der
ersten erscheint. Als geheime »Chiffre« des Satzes fungiert, wie Constantin
Floros aus dem Skizzenmaterial eruiert hat, ein musikalisches Anagramm
des Namens Mathilde (A-H-D-E oder rückläufig E-D-H-A). Mathilde war
Schönbergs erste, im Herbst 1923 verstorbene Frau, so dass man das Adagio
auch als ein Epitaph für Mathilde Schönberg interpretieren kann, worauf auch
der schattenhafte Nachtstückcharakter hindeutet. Zehn Jahre später übrigens
hat Berg diesen Mittelsatz für eine Triobesetzung mit Violine, Klarinette und
Klavier bearbeitet.
Wie der Kopfsatz dem Klavier, so ist das Adagio der Violine als Soloinstru-
ment vorbehalten. Im Finale dagegen, das Berg als Rondo ritmico con Intro-
duzione (Kadenz) bezeichnet hat, vereinigen sich beide Solisten zu einem

                                                                                             MARISS JANSONS
konzertierenden Duo – so gleich zu Beginn in der Introduktion, die Berg
als Kadenz für Geige und Klavier ausgeformt hat. Man könnte diesen
Schlusssatz, der zum ersten Mal alle drei Instrumentengruppen zusammen-
bringt, also als eine Synthese der ersten beiden Teile bezeichnen, und das                   HIS LAST CONCERT LIVE AT CARNEGIE HALL
nicht nur im Hinblick auf die Besetzung. Auch satztechnisch bietet sich hier
gleichsam ein Nonplusultra an vertrackter Kombinatorik: Variationensatz                      Mariss Jansons’ letztes Konzert mit Werken von Brahms und Strauss
und Adagio werden auf höchst artifizielle Weise miteinander verzahnt und                     in einer Liveaufnahme vom 8. November 2019 in der New Yorker
ineinander überblendet. Berg selbst spricht in seinem »Offenen Brief« von                    Carnegie Hall mit seinem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks.
einer »Verquickung der beiden vorhergehenden Teile« und präzisiert seine
Verfahrensweise resümierend: »Die Vereinigung von Satz I und II ergab im
wesentlichen dreierlei Arten der Kombination: 1. Die freie Kontrapunktie-
rung der jeweils korrespondierenden Teile, 2. die Gegenüberstellung einzel-
ner wörtlich übernommener Phrasen und Sätzchen im Nacheinander, also                                                                                  RICHARD STRAUSS
quasi duettierend, und 3. die genaue Addition ganzer Partien aus beiden                                                                               Vier symphonische
Sätzen. All diese diskrepanten Bestandteile und Charaktere dennoch unter                                                                              Zwischenspiele aus
einen Hut zu bringen […], daraus also einen neuen Satz mit ganz selbstän-                                                                             „Intermezzo“
digem Ton zu finden, hat die Form des Rondo ritmico ergeben.«
                                                                                                       MARISS JANSONS
                                                                                                           HIS LAST CONCERT                           JOHANNES BRAHMS
                                                                                                         LIVE AT CARNEGIE HALL
                                                                                                            STRAUSS · BRAHMS
                                                                                                                                                      Symphonie Nr. 4
                                                                                                                                                      e-Moll op. 98
                                                                                                          SYMPHONIEORCHESTER
                                                                                 CD 900192

                                                                                                       DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS                      Ungarischer Tanz Nr. 5

                                                                                             SYMPHONIEORCHESTER DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS
                                                     8                                                                                                           11
                                                     Alban Berg                                                                                                  Alban Berg
                                                     Kammerkonzert für Klavier                                                                                   Kammerkonzert op. 9
                                                     und Geige mit 13 Bläsern                             br-klassik.de/label · Erhältlich im Handel und im BRshop: br-shop.de
SYMPHONIEORCHESTER DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS - Donnerstag 14.1.2021 Herkulessaal 20.30 - ca. 21.50 Uhr
MUSIK & BILD                                                                    letzte Figur am Ende wie in hellem, gleißendem Licht erscheint. Die For-
                                                                                men-Repetitionen sind nicht absolut identisch, jede weicht von der Urform
PAUL KLEE: »FUGE IN ROT«                                                        etwas ab und verkleinert sich. Mit dem hellsten Farbton endet ein Themen-
(1921)                                                                          gang, doch aus dem Urgrund erwachsen immer weitere Folgen, als würden
                                                                                sie sich über den rechten Bildrand hinaus noch in die Unendlichkeit fortset-
                                                                                zen wollen. Klee hat neben der angestrebten Räumlichkeit, die aus zweidi-
                                                                                mensionalen Zeichen Kugeln, Vasen, Spindeln und Pyramiden werden lässt,
                                                                                auch eine kontinuierliche Bewegung erzeugt. Daher dürften die dunklen
                                                                                Quadrate in der unteren Bildhälfte nicht als ein vorzeitig abgebrochenes Fu-
                                                                                genthema, sondern eher als eine neu entstehende Reihe anzusehen sein. Die
                                                                                Doppelbegabung des Musikers und Malers Paul Klee – seine Liebe zur Mu-
                                                                                sik wie zum Bild – zeigt sich in vielen seiner Werke: Im vorliegenden Aqua-
                                                                                rell orientierte er sich an der musikalischen Form der Fuge: Die Dreiecke
                                                                                erhalten auch ihre Umkehrung, wie sie in musikalischen Fugenkompositio-
                                                                                nen häufig vorkommt. Die Serien von Rechtecken, die immer Kugeln, Vasen,
                                                                                Spindeln und Pyramiden zugeordnet sind, treten wie gewichtige, musikali-
                                                                                sche Kontrapunkte auf. Und die Wiederholung der Figuren setzt in unter-
                                                                                schiedlichen Abständen ein, mal dicht, fast schon kongruent, mal mit wei-
                                                                                terem Abstand. In der Musik wird dies bei der Themenbehandlung als
                                                                                Engführung und Dehnung bezeichnet. Klee hat in diesem Bild eine Fugen-
                                                                                Komposition in Farben und Formen geschaffen mit immer wieder neuen
                                                                                Akzenten und unerwarteten Modifikationen. Durch die kontinuierliche Auf-
                                                                                hellung der Figuren gestaltete er zudem ein »Per aspera ad astra«.

                                                                                                                                                   Renate Ulm
Paul Klee (1879–1940): Fuge in Rot (1921); Aquarell; 24,5 cm x 37 cm;
Zentrum Paul Klee, Bern

Eines der faszinierendsten Bilder Paul Klees, das ungezählte Male repro-
duziert wurde, heißt Fuge in Rot und entstand genau vor hundert Jahren.
Klee hat in seinem Werk mehrfach dynamische Farbbewegungen, die er
nach bestimmten Grundrhythmen bildete, den musikalischen Formvorstel-
lungen von Polyphonie bzw. Fuge nachempfunden. So heben sich im Aqua-
rell Fuge in Rot vor einem schwarz-braunen Hintergrund Reihen von geo-
metrischen Figuren ab, als tauchten sie aus einem naturhaften Urgrund auf
und bewegten sich plastisch auf einem Zeitstrahl von links hinten nach rechts
vorne. Die dreidimensionale Wirkung wird also durch Staffelung der Motive
hervorgerufen. Neben Dreiecken, Rechtecken und Kreisen finden sich va-
sen- und spindelartige Gebilde, jedes mehrfach wiederholt auf einer Bewe-
gungsachse, wobei die ersten Figuren graubraun gehalten sind und jeder
Motiv-Wiederholung mehr Rot- und Weißtöne beigemischt sind, so dass die
                                                           10                                                                       11
                                                           Musik & Bild                                                             Musik & Bild
SYMPHONIEORCHESTER DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS - Donnerstag 14.1.2021 Herkulessaal 20.30 - ca. 21.50 Uhr
FORMSTRENGE UND EMPHASE DES
AUSDRUCKS
Zu Béla Bartóks Musik für Saiteninstrumente, Schlagzeug
und Celesta

Susanne Schmerda          Im Sommer 1936 kompo-        Entstehungszeit
                          nierte Béla Bartók seine     Sommer 1936
                                                       Widmung
Musik für Saiteninstrumente, Schlagzeug und Ce-        »Dem Basler Kammeror-
lesta als erstes von drei Auftragswerken für den       chester und seinem Leiter
Schweizer Dirigenten Paul Sacher und sein seit         Herrn Paul Sacher
                                                       zugeeignet«
zehn Jahren bestehendes Basler Kammerorchester         Uraufführung
– eine Komposition, die zu einem der berühmte-         21. Januar 1937 in Basel
sten Orchesterwerke des 20. Jahrhunderts werden        durch Paul Sacher und das
                                                       Basler Kammerorchester
sollte: »Wir konnten damals noch nicht wissen,         Lebensdaten des
daß uns ein wahres Meisterwerk geschenkt würde«,       Komponisten
                                                       25. März 1881 in
erinnerte sich Sacher rückblickend. Er dirigierte
                                                       Nagyszentmiklós (damals
am 21. Januar 1937 die Basler Uraufführung der         Ungarn, heute Sînnicolau
Musik, die seinem Urteil zufolge seitdem als »eine     Mare, Rumänien) –
                                                       26. September 1945 in                         Béla Bartók
der großartigsten Schöpfungen Bartóks« gelten
                                                       New York
muss und im Europa der späten 1930er Jahre wie
eine Offenbarung aufgenommen wurde.                                                    Das formal strenge Werk fasst verschiedenste technische Aufgabenstellun-
Bewusst hatte Bartók in seinem abstrakt gehalte-                                       gen in höchster Souveränität und spontaner Vitalität zusammen. Die klas-
nen Werktitel das Klavier nicht genannt. Es kann                                       sische Viersätzigkeit umspannt in ihrer formalen Vielfalt einen ganzen Kos-
sowohl den Saiteninstrumenten als auch dem Schlag-                                     mos mit einer höchst individuellen Physiognomie: mit einer Fuge als Kopfsatz,
zeug zugeteilt werden, wie er es im Werk exem-                                         einer Sonatenform mit Volksmusik-Anklängen im zweiten Satz, einer rät-
plarisch demonstriert. Dasselbe gilt auch für die                                      selhaft-vibrierenden Nachtmusik in symmetrischer »Brückenform« an drit-
im Titel ebenfalls unterschlagene Harfe. Seine Zeit-                                   ter Stelle und einem tänzerischen Rondo in scharf kontrastierender Reihungs-
genossen, die damals am Abgrund des Zweiten                                            form als Finale. Erstmals seit 25 Jahren, nach seinen Vier Orchesterstücken
Weltkriegs standen, überraschte der ungarische                                         von 1912, hat Bartók mit der Musik für Saiteninstrumente, Schlagzeug und
Komponist dabei nicht nur durch die außergewöhn-                                       Celesta wieder ein viersätziges Orchesterwerk geschaffen, das, abgesehen
liche Besetzung und die neuen, dem Geräusch-                                           von der ungewöhnlichen Besetzung, ebenso gut auch die Bezeichnung »Sym-
haften angenäherten Artikulationsweisen für die                                        phonie« hätte tragen können. Obgleich sein Anknüpfen an Bachs Kontra-
Streichinstrumente. Vielmehr ging Bartók noch                                          punktik, an die formale Anlage eines Beethoven und das sinnliche Klangemp-
einen Schritt weiter und schrieb eine stereophone                                      finden eines Debussy als bekenntnishaftes Credo verstanden werden kann,
Aufstellung der beiden Streichorchester auf der                                        stößt Bartók mit dieser zentralen Orchesterkomposition aus der mittleren
Bühne vor, durch die Schlagzeug, Celesta, Klavier                                      Schaffensphase zwischen den Weltkriegen das Tor weit auf in moderne Aus-
und Harfe in der Mitte eingerahmt sein sollten.                                        drucks- und Klangwelten: »Ihre vier Sätze beschränken sich nicht auf die
                                                                                       Ausschöpfung der verhältnismäßig begrenzten Klangmöglichkeiten des
                                                       12                                                                                  13
                                                       Béla Bartók                                                                         Béla Bartók
                                                       »Musik für Saiteninstrumente,                                                       »Musik für Saiteninstrumente,
                                                       Schlagzeug und Celesta«                                                             Schlagzeug und Celesta«
SYMPHONIEORCHESTER DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS - Donnerstag 14.1.2021 Herkulessaal 20.30 - ca. 21.50 Uhr
Autographe Partiturskizze von Béla Bartók: Beginn des Andante tranquillo aus              Die letzten Takte des Andante tranquillo aus der Musik für Saiteninstrumente,
  der Musik für Saiteninstrumente, Schlagzeug und Celesta                                   Schlagzeug und Celesta im Autograph

Streichorchesters, sondern erschließen darüber hinaus ungeahnt neue Klang-               Der erste Satz (Andante tranquillo) besticht mit höchster satztechnischer
möglichkeiten, die in ihrer Zeit einzig dastehen«, meinte 1968 bewundernd                Konzentration. In Bartóks nüchternen Worten handelt es sich um eine »nach
der Bartók-Biograph Bence Szabolcsi, »überdies weist der Inhalt eine ge-                 gewissen Prinzipien ziemlich streng durchgeführte Fugenart«, wobei die
waltige Ausdrucksskala auf, die sich von der Anfangsfuge über eine unbän-                Themeneinsätze fächerförmig angeordnet dem Quintenzirkel folgen: A-E-
dige Tanzphantasie und einen ›nächtlichen Monolog‹ bis zur hymnischen                    H-Fis-Dis/Es. Tonales Zentrum und Ausgangs- und Endpunkt des Satzes ist
Dithyrambe erstreckt und mit seinem Riesenbogen gleichsam das ›Inferno‹                  ›a‹, Höhepunkt der am weitesten entfernt liegende Ton ›es‹, der nach den
des Zeitalters und seinen Weg zum ›Paradiso‹ darstellt. Und diese hymnische              idealen Proportionen des Goldenen Schnitts in Takt 56 von insgesamt 89
Erhebung, diese Überwindung des Krisenhaften und Ausweglosen fehlt von                   Takten erreicht wird: Schritt um Schritt, Quinte um Quinte angesteuert, in
nun an nahezu in keinem der Bartók’schen Werke mehr.«                                    nicht weniger als zwölf Fugeneinsätzen, die in beide Richtungen führen und
                                                         14                                                                                         15
                                                         Béla Bartók                                                                                Béla Bartók
                                                         »Musik für Saiteninstrumente,                                                              »Musik für Saiteninstrumente,
                                                         Schlagzeug und Celesta«                                                                    Schlagzeug und Celesta«
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Zu den schönsten und rätselhaftesten Nachtmusiken, die Bartók je geschrieben
                                                                                    hat, gehört das Adagio mit seinen raffinierten Klangfarbenmixturen als
                                                                                    Zentrum des Werks. Tiefe lyrische Expressivität trifft hier auf eine irreale,
                                                                                    zeit- und schwerelose Klangwelt. Menschliche Zivilisation scheint ferner denn
                                                                                    je zu sein, die gesamte Musik atmet eine unberührte, entrückte Atmosphäre.
                                                                                    Der Satz steht in Fis, einer Zentraltonart, die Bartók, der sich schon 1907 zur
                                                                                    Naturreligion, zum Pantheismus bekannt hat, des Öfteren mit einem nächtli-
                                                                                    chen Tonfall assoziierte. Insgesamt fünf Abschnitte strukturieren diesen drit-
                                                                                    ten Satz, sie werden jeweils von Teilen des Fugenthemas aus dem Kopfsatz
                                                                                    eingeleitet. Zu Beginn sorgen hohe Xylophontöne und Pauken-Glissandi für
                                                                                    eine Kulisse aus Geräuschen und Naturlauten, auch im dritten Abschnitt,
                                                                                    dem modernsten, überwiegt abermals die Koloristik nächtlicher Geräusche:
                                                                                    Pentatonische Skalen der Celesta, Glissandi in Harfe und Klavier und
                                                                                    schließlich flirrende Streicher-Tremoli schaffen eine bizarre Schattenwelt,
                                                                                    bevor der letzte Abschnitt wieder an die Stimmung des ersten anknüpft.
                                                                                    Mit der Verwendung vorwiegend folkloristischer Themen dominiert im heite-
                                                                                    ren vierten Satz (Allegro molto) wieder der rhythmische Impuls. Archaische
                                                    Béla Bartók und                 Tanztypen und bulgarische Rhythmik im Hauptthema durchziehen die scharf
                                                    Paul Sacher (Januar 1937)
                                                                                    kontrastierenden Episoden und steigern das Presto strepitoso ins unermessli-
                                                                                    che Tempo. Da kehrt das Fugenthema des ersten Satzes in den Streichern
dann dieselbe Bewegung zurück vollziehen. Alle geradzahligen Themenein-             wieder, nun in lichter Auf hellung, »in einer aus der ursprünglich chroma-
sätze erfolgen je um eine Quinte höher, die ungeraden je um eine Quinte             tischen ins Diatonische ausgedehnten Form« (Bartók). Das Hauptthema,
tiefer als der vorhergehende Einsatz. Dieses Hinstreben zur Es-Dur-Tonali-          die motivische Keimzelle des gesamten Werks, zeigt sich hier gewisser-
tät vollzieht sich dabei spannungsvoll unter einem gewaltigen dynamischen           maßen in seiner natürlichen, den Oktavraum einnehmenden musikalischen
Bogen, einem sich über sechs Spielminuten auf bauenden Crescendo vom                Grundgestalt, als habe es nun am Ende des Finales seine chromatische Kom-
anfänglichen Pianissimo zum Fortissimo, um dann wieder im Pianissimo                primierung vom Beginn des ersten Satzes vollends abgestreift.
zu schließen. Das chromatisch angelegte Fugenthema selbst teilt sich in vier
melodisch kleingliedrige Abschnitte, die bis zum fünften Einsatz notenge-
treu imitiert wiederkehren und erst später in Verkürzung, Engführung oder
Umkehrung erscheinen. In einer kurzen Coda verschleiert das figurative
Spiel der Celesta das gleichzeitige Auftreten des Fugenthemas und seiner
Umkehrung. Permanente Taktwechsel halten den Satz bei aller formalen
Strenge auf wundersame Weise in einer magischen Schwebe.
Den in C stehenden zweiten Satz, ein Scherzo (Allegro), bezeichnete Bartók
in seiner Partitur als »Sonatenform (Seitensatz in G). In der Durchführung
erscheint auch das Thema des ersten Satzes in veränderter Gestalt, ferner
eine Anspielung auf das Hauptthema des vierten Satzes. Die Wiederkehr
ändert den 2/4-Rhythmus der Exposition in einen 3/8-Rhythmus.« Auf beide
Streichergruppen verteilt, erklingt das forsche, von einem ungarischen Volks-
lied inspirierte Hauptthema, nun als »die tänzerische Metamorphose des
abstrakten Fugenthemas« (Attila Csampai).
                                                    16                                                                                    17
                                                    Béla Bartók                                                                           Béla Bartók
                                                    »Musik für Saiteninstrumente,                                                         »Musik für Saiteninstrumente,
                                                    Schlagzeug und Celesta«                                                               Schlagzeug und Celesta«
SYMPHONIEORCHESTER DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS - Donnerstag 14.1.2021 Herkulessaal 20.30 - ca. 21.50 Uhr
BERTRAND CHAMAYOU
                    Der französische Pianist Bertrand Chamayou, geboren in Toulouse, studierte
                    am Pariser Conservatoire bei Jean-François Heisser und in London bei Maria
                    Curcio. Weiter prägten ihn Kurse bei so bedeutenden Pianisten wie Pierre-
                    Laurent Aimard, Christian Ivaldi, Leon Fleisher und Murray Perahia. Ber-
                    trand Chamayou war Preisträger beim Krainew-Wettbewerb in Charkow
                    (1998) und mit 20 Jahren beim Concours Long-Thibaud (2001). Inzwischen
                    konzertiert er weltweit mit den bedeutenden Orchestern und DirigentInnen
                    und wird zu renommierten Festivals eingeladen wie zum Mostly Mozart
                    Festival in New York, zum Lucerne Festival, zu den Salzburger Festspielen,
                    dem Edinburgh International Festival, dem Rheingau Musik Festival und dem
                    Beethovenfest in Bonn. In der Saison 2019/2020 war Bertrand Chamayou
                    Artiste in Residence bei Radio France. Er gehört zum Direktorium des Con-
                    cours Long-Thibaud-Crespin und hat das Festival Académie Ravel de Saint-
                    Jean-de-Luz wiederbelebt. 2011 wurde er bei den Victoires de la musique
                    classique zum Instrumentalisten des Jahres ernannt.
                    Bertrand Chamayou kann auf eine ganze Reihe hervorragender Aufnahmen
                    verweisen, die er u. a. als Exklusiv-Künstler von Erato/Warner Classics ein-
                    gespielt hat. Mit dem Geiger Renaud Capuçon und dem Cellisten Edgar
                    Moreau nahm er bereits mehrfach Klaviertrio-Literatur auf wie das Trio von
                    Debussy, aber auch die Kammermusik von Camille Saint-Saëns. Seine CD
                    mit Klavierkonzerten von Saint-Saëns wurde mit dem Gramophone Recor-
                    ding of the Year 2019 ausgezeichnet. Das gesamte Klavierwerk von Maurice
                    Ravel erhielt den Echo Klassik 2016, und die Werke von César Franck beka-
                    men gleich mehrfach Preise. Neben den Brüdern Capuçon und Edgar Moreau
                    zählen auch das Quatuor Ébène, Antoine Tamestit und Sol Gabetta zu seinen
                    KammermusikpartnerInnen. Aber nicht nur die Musik seines Landes liegt
                    Bertrand Chamayou am Herzen: Er hat auch Aufnahmen mit Liszts Douze
                    études d’exécution transcendante und die kompletten Années de pèlerinage,
                    dazu Werke von Chopin, Mendelssohn und Schubert, von letzterem auch die
                    Liszt-Transkriptionen, vorgelegt. Eine besondere CD ist Good Night!, für
                    die er Wiegenlieder von Charles Alkan bis Heitor Villa-Lobos aufgenommen
                    hat. In seinen Konzertprogrammen widmet sich Bertrand Chamayou den
                    Klassikern Mozart und Beethoven, inzwischen aber auch Zeitgenossen wie
                    Michael Jarrell. Geplant sind für das Jahr 2022 die Vingt regards von Olivier
                    Messiaen, ergänzt mit Hommagen an Messiaen von Tristan Murail und
                    Jonathan Harvey. Bevorzugt möchte Bertrand Chamayou in Zukunft neue
                    und neuere Musik im Spannungsverhältnis zur traditionellen Musik auffüh-
                    ren, ebenso wie er neue Kompositionen anregen möchte. Beim Symphonieor-
                    chester des Bayerischen Rundfunks gibt er mit diesem Konzert sein Debüt.
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Biographie                                                              Biographie
Bertrand Chamayou                                                       Bertrand Chamayou
RENAUD CAPUÇON
                 Der französische Geiger Renaud Capuçon begann seine Karriere mit 14
                 Jahren als Jungstudent bei Gérard Poulet und Veda Reynolds am Pariser
                 Conservatoire und gewann noch während seiner fünfjährigen Ausbildung
                 zahlreiche Preise. Weitere Impulse gaben ihm das Studium bei Thomas
                 Brandis und Isaac Stern. 1997 wurde er auf Einladung von Claudio Abbado
                 Konzertmeister des Gustav Mahler Jugendorchesters, in dem er drei Spiel-
                 zeiten mitwirkte und dabei u. a. mit Pierre Boulez, Seiji Ozawa, Franz Welser-
                 Möst und Claudio Abbado zusammenarbeiten konnte. In seiner bisherigen
                 Solo-Karriere stand er mit renommierten Orchestern auf der Bühne, darunter
                 die Berliner Philharmoniker, die Wiener Philharmoniker, das London Sym-
                 phony Orchestra, das Orchestre National de France, das Orchestre Philhar-
                 monique de Radio France, die Filarmonica della Scala und die New Yorker
                 Philharmoniker. Zudem arbeitete er mit angesehenen Dirigenten wie Valery
                 Gergiev, Daniel Barenboim, Christoph von Dohnányi, Gustavo Dudamel,
                 Christoph Eschenbach, Paavo Järvi, Andris Nelsons, Daniel Harding, Robin
                 Ticciati, François-Xavier Roth und Yannick Nézet-Séguin zusammen. Neben
                 seiner solistischen Tätigkeit widmet sich Renaud Capuçon leidenschaftlich
                 der Kammermusik. Seine Partner dabei sind Martha Argerich, Daniel Baren-
                 boim, Hélène Grimaud, Truls Mørk und Frank Braley, ebenso sein Bruder, der
                 Cellist Gautier Capuçon. Außerdem ist er Künstlerischer Leiter der Sommets
                 Musicaux de Gstaad seit 2016 und des Festival de Pâques in Aix-en-Provence
                 seit Beginn seines Bestehens 2013. Renaud Capuçon steht bei Erato/Warner
                 Classics unter Vertrag. Zu seinen Aufnahmen zählen u. a. die Violinkonzerte
                 von Dutilleux, Brahms und Berg ebenso wie die beiden von Bartók. Beson-
                 dere Kammermusik-Einspielungen sind etwa die Alben Face à Face und
                 Interventions sowie die Erarbeitung von Faurés gesamter Kammermusik für
                 Streicher und Klavier gemeinsam mit seinem Bruder, mit Nicholas Angelich
                 und dem Quatuor Ébène. Die Aufnahme Cinema mit bekannter Filmmusik
                 erschien 2018. Zuletzt hat Renaud Capuçon mehrere Einspielungen mit dem
                 Pianisten Bertrand Chamayou vorgelegt. Viele seiner CDs wurden mit renom-
                 mierten Preisen ausgezeichnet, beispielsweise mit dem Preis der deutschen
                 Schallplattenkritik, dem Premio del Disco des italienischen Klassikmaga-
                 zins Amadeus und dem Choc du Monde de la Musique. Bei seinem letzten
                 Auftritt mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks in München
                 Ende 2019 spielte er das Zweite Violinkonzert von Béla Bartók unter der
                 Leitung von Lahav Shani.

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Biographie                                                            Biographie
Renaud Capuçon                                                        Renaud Capuçon
SYMPHONIEORCHESTER DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS

        BRSO
      QUARTERLY
           ALLE NEWS RUND
                                               SYMPHONIEORCHESTER DES
                                               BAYERISCHEN RUNDFUNKS
                                               Mit der Saison 2023/2024 wird das Symphonieorchester des Bayerischen
             UM DAS BRSO                       Rundfunks seinen neuen Chefdirigenten begrüßen können, der in der Zwi-
                                               schenzeit auch mehrfach am Pult stehen wird: Sir Simon Rattle. Er ist als
               DIREKT INS                      sechster Chefdirigent in der Reihe bedeutender Orchesterleiter nach Eugen
                                               Jochum, Rafael Kubelík, Sir Colin Davis, Lorin Maazel und Mariss Jansons eine
           E-MAIL-POSTFACH!                    Dirigentenpersönlichkeit von großer Offenheit für neue künstlerische Wege.
                                               Das BRSO entwickelte sich schon bald nach seiner Gründung 1949 zu einem
                                               international renommierten Klangkörper. Neben dem klassisch-romantischen
                                               Repertoire gehört im Rahmen der 1945 von Karl Amadeus Hartmann gegrün-

              JETZT ONLINE                     deten musica viva die Pflege der zeitgenössischen Musik zu den zentralen
                                               Aufgaben des Orchesters. Viele namhafte Gastdirigenten wie Leonard Bern-
                                               stein, Georg Solti, Carlo Maria Giulini und Wolfgang Sawallisch haben das
           ANMELDEN UNTER                      Orchester geprägt. Heute sind Herbert Blomstedt, Franz Welser-Möst, Daniel
                                               Harding, Yannick Nézet-Séguin und Andris Nelsons wichtige Partner. Tourneen
         BR-SO.DE/QUARTERLY                    führen das Orchester durch Europa, nach Asien sowie nach Nord- und Süd-
                                               amerika. Von 2004 bis 2019 hatte das BRSO eine Residenz beim Lucerne Easter
                                               Festival. Zahlreiche Auszeichnungen dokumentieren den festen Platz des
                                               BRSO unter den internationalen Spitzenorchestern. Anfang 2019 wurden
                                               die Gastkonzerte in Japan unter der Leitung von Zubin Mehta von japa-
                  BRSO.DE                      nischen Musikkritikern auf Platz 1 der »10 Top-Konzerte 2018« gewählt.
                                               2020 setzte die Jury des Preises der deutschen Schallplattenkritik die CD
                                               mit Schostakowitschs Zehnter unter Mariss Jansons auf die Bestenliste 1/2020.
                                                                                                   23
                                                                                                   Biographie
                                                                                                   BRSO
FRANÇOIS-XAVIER ROTH
                       François-Xavier Roth, für seinen universellen Zugang zur Musik weltweit
                       geschätzt, leitet seit 2015 als Generalmusikdirektor der Stadt Köln das
                       Gürzenich-Orchester wie auch die Oper Köln. Er ist Erster Gastdirigent des
                       London Symphony Orchestra, der erste Artiste associé in der Geschichte der
                       Philharmonie de Paris und Künstlerischer Leiter des Atelier Lyrique de
                       Tourcoing. Bereits 2003 gründete er sein eigenes Orchester Les Siècles, mit
                       dem er – auf historischen Instrumenten der jeweiligen Epoche – außerge-
                       wöhnliche Programme realisiert. Auch in Köln präsentiert sich François-
                       Xavier Roth mit einem breiten Repertoire von der Barockmusik bis zu zeit-
                       genössischen Werken und Kompositionsaufträgen sowie mit innovativen
                       Programmideen. Anlässlich des Beethoven-Jahres hob er die »neue Beet-
                       hoven-Akademie« aus der Taufe, ein Konzertformat, in dem er Beethovens
                       Werke neben modernen Klassikern und Uraufführungen präsentierte und
                       mit dem er durch Europa tourte. An der Oper Köln leitete François-Xavier
                       Roth Neuproduktionen von Le nozze di Figaro, Don Giovanni, Tannhäuser,
                       Tristan und Isolde, Die Soldaten und Salome. Tourneen mit Les Siècles führ-
                       ten ihn durch Europa, China und Japan sowie zum Musikfest Berlin, zu den
                       BBC Proms, zum Enescu Festival und in die Hamburger Elbphilharmonie.
                       Wichtige Projekte der letzten Zeit waren Aufführungen von Strawinskys Sacre
                       in der originalen Klanggestalt von 1913 mit den Tanz-Kompanien von Pina
                       Bausch und Dominique Brun sowie ein Beethoven-Symphonien-Zyklus in
                       Frankreich, u. a. im Palais de Versailles. Als unermüdlicher Fürsprecher der
                       Neuen Musik brachte François-Xavier Roth Werke von Georg Friedrich Haas
                       und Hèctor Parra zur Uraufführung und arbeitete mit Komponisten wie Pierre
                       Boulez, Wolfgang Rihm, Jörg Widmann, Helmut Lachenmann und Philippe
                       Manoury. Außerdem ist er maßgeblich am Panufnik-Programm des London
                       Symphony Orchestra für junge Komponistinnen und Komponisten beteiligt.
                       Ein großes Anliegen ist ihm, junge Menschen für klassische Musik zu begei-
                       stern. Mit dem Festival Berlioz und Les Siècles gründete er die Orchesteraka-
                       demie Jeune Orchestre Européen Hector Berlioz. Die zusammen mit Les Siècles
                       ins Leben gerufene Fernsehserie »Presto!« auf France 2 erreicht wöchentlich
                       über drei Millionen Zuschauer. Das Jugendprogramm »Ohrenauf!« des Gürze-
                       nich-Orchesters wurde mit dem »Junge Ohren Preis« ausgezeichnet. Seine
                       umfangreiche Diskographie umfasst alle Tondichtungen von Strauss, Strawin-
                       sky-Ballette, Ravel- und Berlioz-Zyklen, Symphonien von Mahler und Schumann
                       sowie ein Debussy-Album. Kürzlich wurde ihm als bisher jüngstem Dirigen-
                       ten der Ehrenpreis der deutschen Schallplattenkritik verliehen. François-
                       Xavier Roth ist Ritter der französischen Ehrenlegion. Am Pult des BRSO
                       leitete er zuletzt im Oktober 2020 Werke von Mozart und Webern.
24                                                                         25
Biographie                                                                 Biographie
François-Xavier Roth                                                       François-Xavier Roth
SYMPHONIEORCHESTER DES

LASSEN SIE UNS                                                                                                 BAYERISCHEN RUNDFUNKS

       FREUNDE WERDEN!                                                                                         SIR SIMON RATTLE
                                                                                                               Designierter Chefdirigent
                                                                                                               ULRICH HAUSCHILD
                                                                                                               Orchestermanager
                                                                                                               (Nikolaus Pont in Elternzeit)

                                                                                                               Bayerischer Rundfunk
                                                                                                                                                        TEXTNACHWEIS
                                                                                                                                                        Monika Lichtenfeld: Originalbeitrag; Musik
                                                                                                                                                        & Bild: Renate Ulm; Susanne Schmerda:
                                                                                                                                                        aus den Programmheften des Symphonie-
                                                                                                                                                        orchesters des Bayerischen Rundfunks
                                                                                                                                                        vom 1./2. Juli 2010; Biographien: Renate
                                                                                                               Rundfunkplatz 1                          Ulm (Chamayou); Archiv des Bayerischen
                                                                                                               80335 München                            Rundfunks (Capuçon; BRSO; Roth).
                                                                                                               Telefon: (089) 59 00 34 111
                                                                                                                                                        BILDNACHWEIS
                                                                                                               IMPRESSUM                                Wikimedia Commons (Berg; Bergs Flügel;
                                                                                                               Herausgegeben vom Bayerischen Rundfunk   Bartók); Arnold Schönberg Center (Schön-
                                                                                                               Programmbereich BR-KLASSIK               berg und Berg); Paul Klee: Rosenwind,
                                                                                                               Publikationen Symphonieorchester         Farbbilder, Zeichnungen und viele autobio-
                                                                                                               und Chor des Bayerischen Rundfunks       grafische Notizen zusammengestellt und
                                                                                                                                                        kommentiert von Felix Klee, Freiburg 1984
                                                                                                               REDAKTION                                (Fuge in Rot); Ferenc Bónis: Béla Bartók
                                                                                                               Dr. Renate Ulm (verantwortlich)          – Sein Leben in Bilddokumenten, Zürich
                                                                                                               Dr. Vera Baur                            1981 (Bartók und Sacher); © Sammlung
                                                                                                               GRAPHISCHES GESAMTKONZEPT                Béla Bartók, Paul Sacher Stiftung, Basel,
                                                                                                               Bureau Mirko Borsche                     mit freundlicher Genehmigung (Autographe
                                                                                                               UMSETZUNG                                Partiturseiten); © Marco Borggreve (Cha-
                                                                                                               Antonia Schwarz, München                 mayou); © Simon Fowler (Capuçon);
                                                                                                                                                        © Astrid Ackermann (BRSO); © Holger
                                                                                                                                                        Talinski (Roth); Archiv des Bayerischen
                                                                                                                                                        Rundfunks.

                                                                                                                                                        AUFFÜHRUNGSMATERIAL
                                                                                                                                                        © Universal Edition, Wien (Berg und Bartók).
Freunde sind wichtig im Leben eines jeden von uns.     Kontakt:
Diese Überlegung machten sich musikbegeisterte         Freunde des Symphonieorchesters
und engagierte Menschen zu eigen und gründeten         des Bayerischen Rundfunks e. V.
den gemeinnützigen Verein »Freunde des Sympho-         Geschäftsstelle: Ingrid Demel, Sabine Hauser
nieorchesters des Bayerischen Rundfunks e. V.«.        c/o Labor Becker und Kollegen
Seine heute 1.300 Mitglieder fördern die herausra-     Führichstraße 70
gende künstlerische Arbeit des Symphonieorchesters     81671 München
und seiner Akademie nach Kräften. Der Verein trägt     Telefon: 089 49 34 31
dazu bei, den Ruf dieses weltweit berühmten Orche-     Fax: 089 450 91 75 60
sters weiterhin zu mehren. Mit der finanziellen Un-    E-Mail: fso@freunde-brso.de
terstützung der »Freunde« werden Instrumente finan-    www.freunde-brso.de
ziert, Kompositionsaufträge erteilt, Kammermusik-
kurse abgehalten und jungen Talenten in der Akade-     * Rechtsverbindliche Ansprüche bestehen jeweils nicht
mie eine erstklassige Ausbildung an ihren Instrumen-
ten ermöglicht. Den »Freunde«-Mitgliedern werden                                                               br so.de
zahlreiche attraktive Vergünstigungen angeboten, von
exklusiven Besuchen ausgewählter Proben über be-
vorzugte Kartenbestellungen bis hin zu Reisen des
Orchesters zu Sonderkonditionen.*
Helfen Sie mit als Freund und lassen Sie sich in die
Welt der klassischen Musik entführen!
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