(T)Räume für Kleine - Dokumentation Niedersächsisches Kultusministerium
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Niedersächsisches Kultusministerium Dokumentation (T)Räume für Kleine Niedersächsischer Wettbewerb 2010/2011 Qualität in der Raumgestaltung für Krippen I
Inhalt Vorwort Dr. Bernd Althusmann, Niedersächsischer Kultusminister 1 Erläuterungen zum landesweiten Wettbewerb 2 Referat Den Kleinsten Raum geben Dr. Gabriele Haug-Schnabel (Leiterin der Forschungsgruppe Verhaltensbiologie, FVM Kandern) 4 Jurymitglieder 8 Beiträge aus der Jury Sicher „drinnen und draußen“, Kleinkinder in der Kita Martina Willenborg, Gemeinde-Unfallversicherungsverband Hannover (GUVH) Landesunfallkasse Niedersachsen (LUKN) 9 Räume für Kleine noch ohne Träume? Kinderkrippen aus dem Blickwinkel der Bauaufsicht, Dr. Erich Breyer, Bauaufsicht, Stadtverwaltung Hannover 10 Räume für Kleine aus sozialmedizinischer Sicht Dr. Bettina Langenbruch, Fachausschuss KJG, Landesverband der Ärztinnen und Ärzte im öffentlichen Gesundheitsdienst, Hildesheim 11 Preisträger – Platz 1 bis 5 der besten Beispiele 13 15 weitere herausragende Beiträge 30 Zusammenfassende Informationen zur räumlichen Qualität in Kindertagesstätten 60 Literaturverzeichnis, Hinweise auf weitere Informationen im Internet 64 Grundriss Ev. Kita Johannes (55), Bad Pyrmont Brandstetter Architekten, Bad Pyrmont
Vorwort Sehr geehrte Damen und Herren, die ersten Jahre sind ein wichtiger Vor diesem Hintergrund hat das Schritt in der Bildungsbiografie Niedersächsische Kultusministerium im unserer Kinder. Eine frühe Förderung Juli 2010 den Wettbewerb „(T)Räume gewährleistet, dass Kinder unabhän- für Kleine“ ausgeschrieben. Ziel dieses gig von ihrer sozialen und kulturellen Wettbewerbs war es, eine Sammlung Herkunft ihre Chancen auf Bildungser- gelungener Raumkonzepte für die folg und gesellschaftliche Teilhabe Bildung und Erziehung von Kindern nutzen können. Bund, Länder und unter drei Jahren zu erstellen und zur Kommunen arbeiten in einer gemein- Nachahmung weiter zu empfehlen. samen Kraftanstrengung daran, Die Sieger dieses Wettbewerbs haben bedarfsgerechte Betreuungsangebote wir im Rahmen einer Veranstaltung für Kinder im Alter bis zu drei Jahren am 15.4.2011 prämiert und die besten zu schaffen. Zur Einführung eines 20 Wettbewerbsbeiträge in dieser Rechtsanspruchs auf ein Betreuungs- Broschüre dokumentiert. angebot für jedes Kind ab dem vollendeten ersten Lebensjahr in 2013 Mein Dank gilt allen Fachkräften, die wurden seit 2007 in Niedersachsen fast ihr Wissen und ihre Erfahrungen im 20.000 neue Betreuungsplätze in Rahmen des Wettbewerbs und der Krippen und in Kindertagespflege nun vorliegenden Dokumentation zur geschaffen. Verfügung gestellt haben. Ihre Beispiele für gelungene Raumgestal- Neben der rein quantitativen Sichtwei- tung in niedersächsischen Krippen sind se gilt es, auch dem Qualitätsaspekt ein wichtiger Qualitätsimpuls für den ausreichend Beachtung zu schenken. weiteren Ausbau der Bildungs- und Kinder im Alter unter drei Jahren sind Betreuungsangebote für unter in ganz besonderem Maße schutzbe- dreijährige Kinder. „(T)Räume für dürftig. Ihr Entwicklungsalter stellt Kleine“ können nun bald auch in sehr spezifische Anforderungen an die vielen weiteren Einrichtungen zu Betreuungssituation. Das gilt sowohl guter Praxis werden. für die Qualifikation und Haltung des Personals in den Gruppen als auch für die Gestaltung und Ausstattung der Räume, in denen Erziehung, Bildung Mit freundlichem Gruß und Betreuung stattfinden. Altersge- mäße Bildungsräume im Innen- und Außenbereich der Kindertagesstätte, in denen die Kinder auf vielfältige Weise in ihrer Entwicklung angeregt Dr. Bernd Althusmann werden, aber auch Ruhe- und Rück- Niedersächsischer Kultusminister zugsmöglichkeiten haben dabei einen besonderen Stellenwert. 1
Erläuterungen zum Wettbewerb Ausschreibung und Durchführung des Wettbewerbs Im Zuge des Ausbaus von Betreuungs- de. In diesem Zusammenhang stellen gen zur Gestaltung von Räumen für angeboten für Kinder unter drei sich immer wieder Fragen zur Funk Kleine in der vorhandenen Krippen- Jahren werden in vielen Einrichtungen tionalität und Qualität der neuen landschaft zu finden und beispielhaft bereits vorhandene Räumlichkeiten Räume. Ziel des Wettbewerbs war es, aufzuzeigen. umgebaut oder erweitert, es entste- landesweit gute und bereits in der hen aber auch gänzlich neue Gebäu- Praxis erprobte und bewährte Lösun- Einsendungen • Funktionalität im Sinne zeitgemäßer gaben der Ausschreibung die fünf Krippenpädagogik, Gewinner des Wettbewerbs ermit- Die eingesandten Konzepte zur • Sicherheit, Gesundheit und Hygiene, telt. Raumgestaltung in Krippen bezogen • Bedürfnisse und Wohlbefinden von sich überwiegend auf die Gestaltung Säuglingen und Kleinkindern, Am 15. April 2011 fand eine landes und Ausstattung der Gruppenräume, • Ergonomie, Akustik, Lichtverhält weite Fachtagung zum Wettbewerb der Sanitärbereiche oder der Schlaf- nisse, Belüftung, statt, auf der die fünf ausgezeichneten räume. Etliche Beiträge haben auch • Wahrnehmung, Anregung, Bildung. Beiträge und weitere 15 herausragen- die Gestaltung des Außengeländes den Einsendungen gewürdigt wurden. berücksichtigt. Dagegen gab es nur Weitere Bewertungskriterien waren wenige Aussagen zur Gestaltung von ein deutlich erkennbar fundiertes Räumlichkeiten für altersübergreifen- Dokumentation Fachwissen im Team, sorgfältige Vor- de Gruppen oder zur Betreuung von bereitung auf die Arbeit mit kleinen Neben den Perspektiven von Fachjury Säuglingen. Kindern sowie eine überlegte Planung und Referenten der Fachtagung Die Bedeutung des Themas Bewe- und ausgewogene Zusammenarbeit wurden die ungekürzten Wettbe- gung für das Aufwachsen kleiner zwischen Baufachleuten, pädagogi- werbsbeiträge der fünf Gewinner und Kinder wurde bei vielen Raumkon schen Fachkräften und den Entschei- – in gekürzter Form – die weiteren zepten berücksichtigt. dungsträgern über die Finanzen in 15 besten Beiträge dokumentiert. dem jeweiligen Bauprojekt. Wenn über diese Broschüre hinaus Auswahlverfahren In Vorgesprächen wurden die Mit Interesse besteht, welche Einrichtung glieder auf ihre Aufgabe vorbereitet. sich mit ihren Ideen und Konzepten an Bei der Vorauswahl galten folgende Während einer ganztägigen Sitzung dem Wettbewerb beteiligt haben, so Maßstäbe: im Januar 2011 erarbeiteten elf finden Sie eine Liste aller Bewerber • Eignung der Räume für Kinder in Jurymitglieder in wechselnd zusam- (siehe auch Nummerierung unter den der Altersspanne von acht Wochen mengesetzten kleinen Arbeitsgruppen Fotos) und ihrer Schwerpunktsetzung bis etwa 3,5 Jahren, die gemeinsam die Ergebnisse. Aus den 20 besten im Internet unter in einer Gruppe betreut werden, Beiträgen wurden anhand der Vor www.mk.niedersachsen.de Funktionalität Qualität 2
(T)Räume für Kleine Herzlich Willkommen Eingangsbereich Kindertagesstätte Rasselbande (82), Hildesheim 3
Referat Den Kleinsten Raum geben Räume aktivieren für Entwicklungsqualität Dr. Gabriele Haug-Schnabel (Leiterin der Forschungsgruppe Verhaltensbiologie, FVM Kandern), auf der Fachtagung zum Wettbewerb am 15. April 2011, Hannover Was bedeutet „Raum“ in der Früh ergänzt wurde. Zu diesem Zeitpunkt – mit einem bestimmten „Lern-Ziel“ pädagogik? – Zu den Pionieren der war dies die Mehrzahl der Kindergär- vor Augen. Kinder haben eigene Ideen Raumgestaltung für Krippenkinder in ten weder pädagogisch noch räumlich. im Kopf, da sie eigene Fragen an die Deutschland zählen Angelika von der Auch gab es häufig von Behörden Welt haben. Immer wieder überrascht Beek, viele Jahre Kindergartenbeauf- Ablehnungen der Erteilung einer Erwachsene die Kreativität von tragte der Stadt Hamburg und Betriebserlaubnis für diese Altersgrup- Kindern, mit der sie ihre eigenen Pläne Matthias Buck, Leiter des Teams pe, weil im Gruppenraum vorhandene in die Tat umsetzen. Meist machen sie „Kameleon“, das neue Raumideen Stufen als ernsthafte Gefahrenquelle das nicht allein, sondern umgeben entwirft und handwerklich umsetzt. und als nicht mit der Krippenpädago- oder gar gemeinsam mit anderen Im Film „Im Frühlicht“ (von Elschen- gik vereinbare Bauweise angesehen Kindern, so dass in sozialen Situatio- broich und Schweitzer), in Auftrag wurden. nen gemeinsames Tun entsteht – über- gegeben vom damaligen Bundesminis- raschend bald von lautlicher oder terium für Familie, Senioren, Frauen Seither hat sich vieles grundlegend sprachlicher Kommunikation begleitet. und Jugend, wurden die pädagogi- geändert. Anhand von Beobachtun- Diese Effekte einer eigenen „Kin- schen Intensionen und Wirkungen gen und Bilddokumentationen, derkultur“ werden von Erfahrungen dieser veränderten Raumgestaltung zusammengestellt aus frühpädagogi- aus ethnologischen Forschungen anschaulich dargestellt, z. B. in der schen Einrichtungen, Spielplätzen und bestätigt. Hamburger Krippe Tornquiststraße. Familienumgebungen, wird deutlich, Die ersten Reaktionen auf diese dass Kinder bereits im ersten Lebens- Eine Krippenpädagogik, die diesen ungewöhnlichen Räume mit vielfälti- jahr und als Ein- und Zweijährige dann Erfahrungen folgt, muss Räume zu gen Herausforderungen für Kopf, immer differenzierter und mit einem Freiräumen, zu Gestaltungsräumen Füße und Hände waren trotz großem „Plan im Kopf“ Räume erobern, sich je werden lassen. Interesse eher Irritation und Abwehr: nach Befinden für bestimmte Lokalitä- Konzeptionsüberlegungen im Team Podeste, Treppen, überall Stufen, ten entscheiden und für ihre Aktivitä- klären, welche Einstellungen die verschiedene Ebenen im Raum. Die ten, ja sogar orientiert an den Bedürf- pädagogischen Fachkräfte haben, z. B. bisherigen primär an Sicherheit, klar nissen ihrer Mitspieler passende Orte zu den Fragen: freier Zugang der zugewiesenen Beschäftigungsberei- suchen und feste Vorstellungen davon Kinder zu den einzelnen Räumlichkei- chen und erleichterter Beaufsichti- haben, was dieser Ort zu bieten haben ten – einschließlich des Außengelän- gung orientierten Vorstellungen von muss, z.B.: des sowie zu den Materialien. Wie einem „Kitaraum“ schienen grob • ein besonderes Naturphänomen wird mit dem Gestaltungswillen der missachtet. Die Erfahrung beim wie Licht- und Schatteneffekte; Kinder umgegangen und wie steht das Beobachten der Kinder bestätigte die • eine Rückzugsmöglichkeit, die Team zu den „Spuren“, die Kinder bei neuartige Gestaltung – die Sicherheit schützt und von den anderen ihrem Tun hinterlassen, die ein der Kinder war nicht in Gefahr, ihr trennt, dennoch erlaubt, diese Zeugnis ihrer momentanen Themen Erkundungsdrang und ihre Lernanrei- weiterhin zu beobachten; geben? ze wurden stattdessen immens • sich allein oder in ausgewählter Kinder als „aktive Gestalter“ ihrer vermehrt. So setzte sich die auf Kleingruppe erleben; Lebenswelt zu begreifen, ist eine Anregung von Bewegung und Ent- • mittels Kostümen und Requisiten anspruchsvolle Aufgabe, mit der sich wicklung ausgerichtete Raumgestal- sich eine eigene Welt schaffen; das Team in der Vorbereitung, in der tung immer mehr durch. • sich ein gemeinsames Arbeitsfeld Nachbereitung, bei den Beobachtun- Entsprechende Fortbildungen nicht suchen, um hier etwas bearbeiten gen und Beantwortungen der Kinder nur für Erzieherinnen, sondern auch zu können, was niemand allein auseinandersetzen muss. für Träger, Fachberatung sowie bewerkstelligen könnte … Die neuen Raumvorstellungen Architekten und Handwerker sind zur Es geht darum, dass Kinder ihren spiegeln eine Kinderwelt wider, die Sensibilisierung nötig: Ort wählen, ihn auch gestalten, also motorisches, kognitives und sozial- Was bedeutet es, Räume für Kinder zu aktiv in ihre Umgebung eingreifen. Sie emotionales Lernen ermöglicht und planen und zu bauen, die diese tun dies bereits in sehr frühem Alter, bereits mehr als erste Annäherungen täglichen Fortschritte und wachsende von sich aus und ohne Aufforderung. an Ästhetik erlauben. Es sind Lern- Selbstwirksamkeit spüren lassen? Und das ist wichtig, da ein Kind so werkstätten, es sind auch Treffpunkte, viel über seine personelle und dingli- Räumlichkeiten für eine Kinderge- Das Landesjugendamt Baden vergab che Umwelt erfährt, seine Einfluss- meinschaft, ebenso ein Bereich für ein 1998 einen Expertisenauftrag an die möglichkeiten und seine Selbstwirk- einzelnes Kind wie Platz für zwei, die FVM zur Frage „Sind Zweijährige reif samkeit. sich zum intensiven Spiel oder vorsich- für den Kindergarten?“ deren Titel Kleinstkinder sind nicht passive tigen Kennenlernen gefunden haben, vom beauftragten Forschungsteam Konsumenten ihrer Umgebung, die sie oder für vier, fünf Kinder, die eine durch die weitere Frage: „Ist der „brav so nutzen, wie der Erwachsene Interessengemeinschaft auf Zeit Kindergarten reif für Zweijährige?“ es vorgesehen und vorbereitet hat bilden, wie auch für die gesamte 4
Referat einzulassen, sich ernsthaft mit ihm dene Annäherungswege an ein auseinanderzusetzen. Diebold weist Thema. Es ist auch nicht erforderlich, darauf hin, dass der Standort, die dass für jedes Kind in jedem Raum Lichtverhältnisse, der freie Zugang immer ein Stuhl mit Platz am Tisch zur und die Anordnung des Materials eine Verfügung steht. Die neuartigen große Rolle spielen, wo und wann die Klapptische und Stapelstühle erlauben Kinder in die Tiefe gehen, genau flexible Nutzung und schaffen Raum, erforschen, explorieren, Selbsterfah- z. B. zur Entwicklung neuer Pläne, um rungen sammeln, sich kontaktieren, Wahrnehmungen zu ordnen und zu austauschen und allein oder gemein- vertiefen. sam Neues erschaffen können. Was die Kinder jeweils anregt, was Material – Zeug zum Spielen statt sie lockt, herausfordert und zum Spielzeug, möglichst „Echtzeug“ ist Nachdenken bringt, hängt neben vor allem dann attraktiv, wenn es auch individuellem Interesse, vom Entwick- zweckentfremdet und somit unerwar- lungsstand, den momentanen Lernthe- tet vielfältig bespielbar ist, am besten men und der „Ansteckung“ durch die von mehreren Kindern zusammen. Es Aktionen anderer Kinder ab. kann um die Erfahrung mit Alltagsge- genständen gehen, die die Kinder aus Im frühen Krippenalter erlebt das anderen Zusammenhängen kennen Herausforderung lange Zeit unterschätzte Parallelspiel oder um Verpackungsmaterial, das Ev. Kita St. Martin (35), Nienburg seine Hochform: die Kinder spielen in ihnen bereits als wertloser Abfall unmittelbarer Nähe zueinander, aber vermittelt wurde, oder um Naturmate- „Community für Kinder“ (Reinhard dennoch „getrennt“ von einander. rialien aus dem Garten, dem Wald, Kahl), die sich hier in ihrer Welt täglich Immer wieder schaut ein Kind auf, dem Stadtpark. von Neuem trifft, manchmal sechs beobachtet die Aktivitäten des Das Material soll sie verleiten, Jahre lang. anderen Kindes und zeigt durch „Spuren“ zu hinterlassen, die sie am Mitlachen oder Mitstaunen erste nächsten Tag wieder an Freude, Kinder machen etwas mit Räumen und Anteilnahme an dessen Geschehen. gemeinsame Aktivitäten, Erkenntnisse sie mit ihnen. Oft übernimmt ein Kind beim Nach- und beeindruckende Leistungen „Allein dadurch, dass Kinder sich in barkind gesehene Handgriffe und erinnern. Räume müssen nicht, sollen Innen- und Außenräumen aufhalten, imitiert dessen Umgang mit Gegen- nicht, nach jedem Krippentag so werden Räume zu einem Teil früh- ständen oder Materialien. Bald aufgeräumt werden, dass die Kinder kindlicher Erziehung und Bildung.Als werden bei günstigen Gelegenheiten jeden Morgen wieder „bei Null“ unentrinnbare Lebenswelt sind sie der vorsichtige Spielkontakte geknüpft, so anfangen und lange kämpfen müssen, Ausgangspunkt vielen kindlichen dass z. B. auf einem verbreiterten bis sie ihr „Werk von gestern“ wieder Wahrnehmens, Fragens und For- Fenstersims – so ganz nebenbei – ein erkennen, an dem sie weiterdenken schens.“ (Angelika von der Beek). vorsichtiges „Sich-Anspielen“ startet. wollen. Es ist ein pädagogisch bedeut- Damit sind die Erwachsenen, die diese Es handelt sich hierbei nicht um ein samer Schritt, den Rahmen zu schaf- Räume planen, gestalten und mit noch unreifes Sozialverhalten, sondern fen, dass Kinder nach eigenem Leben füllen lassen, in der Verantwor- um eine vom Kind aktiv betriebene Zeitplan spielen, denken und lernen tung, sie als angemessene Entwick- Strategie zur langsamen Kontaktauf- können, eben nicht: alle „im Gleich- lungsimpulse zu verstehen. nahme: aus sicherer Distanz werden schritt“, alle gleichzeitig dasselbe tun. Unverstellte freie Fläche, Ordnung Bewegungen, Aktivitäten und Hand- Räume machen etwas mit Kindern, und Struktur, Übersicht und funktio- ling imitiert und dabei nachempfun- indem sie etwas Besonderes möglich nale Erkennbarkeit fordern Kinder zu den, so dass Informationen und machen oder dies verhindern. Wo ist Vertiefung, Exploration und lustvoller Anregungen weitergegeben werden in unseren Räumen die „Tankstelle“? Selbsterfahrung heraus (Sigrid Die- können. Je nach Temperament kann Wo ist die „Denkstelle“? Und wo die bold/Kita Vauban, Freiburg). Eine klare jedes Kind selbst die Geschwindigkeit „Knallstelle“? Orientierung erleichtert es, einen Plan der Annäherung bestimmen, Zwei „Tankstellen“ – hier wird entspannt im Kopf zu spüren und ihn in die Tat Pionierinnen der Frühpädagogik, und ausgeruht, über Neues nachge- umzusetzen. Gibt es eine Frage, eine Kornelia Schneider und Wiebke dacht und viel geplant und geplau- selbst gestellte Aufgabe oder gar Wüstenberg, haben diese spannenden dert. Hier trifft man sich für neue einen Plan, bestimmt das Angebot, die Zusammenhänge untersucht. Ideen, hier kommt man an beim Ästhetik eines Raumes und die Wahl Möbelstücke auf Rollen, damit sie Weltenwechsel von Zuhause‚ ein Ort eines Arbeitsplatzes darüber, wie sehr gegebenenfalls zur Seite geschoben zum „sozialen Lausen“ (social groo- sich Kinder davon angezogen und oder wieder herbeigeholt werden ming), wie das verhaltensbiologische animiert fühlen, sich auf ihr Thema können, erleichtern Kindern verschie- Wort für „sich und seine Gruppe Selbstwirksamkeit 5
Referat spüren“ heißt. „Tankstellen“ ‚entste- (ohne auf Lösungen der Kinder zu ach- scheitern. Pädagogische Konzeptionen hen’, wenn das Gesamtklima und die ten), behalten „Kinder mit Etikett“ im stellen Anforderungen an Räume. In Eroberung von Räumen durch Kinder Auge, so dass Fehlverdächtigungen diesem Sinne muss die Pädagogik möglich werden – sie sind eher selten drohen. Als Konsequenz bleiben Einfluss auf den Raum als Spiel-, im Voraus planbar, da erst die Kinder „Bauecken“ oft Tage gesperrt – Bewegungs-, Lern-, Gesprächs- und sie durch entsprechende Nutzung mit zumindest für einzelne Kinder –, in der Ausruhmöglichkeit nehmen, als Leben füllen. Hoffnung, dadurch die Konfliktzahl möglichst vielfältige Chance, Kontakt „Denkstellen“ – das sind nicht die verringern zu können. aufzunehmen, Erfahrungen zu vorbereiteten ‚Forscherlabore’ mit Warum „knallt“ es? Und warum sammeln, Erkenntnisse zu gewinnen Arbeitsblättern und eingeschweißten jeweils an Orten, an denen spielende und Selbstwirksamkeit zu erleben. Versuchskarten zum Abarbeiten von Kinder sich zu nahe kommen? Zu Die Erzieherin, die mit den Augen vorher festgelegten Themen. Sie sind kleine, enge Bauecken, in denen der noch ganz kleinen Kinder, der keine „Veranstaltungsorte“ zur großen Bauideen zu viele Regeln, zu mittleren und dann der großen Kinder intendierten Bildungsvermittlung mit wenig Platz und Material und vor durch ihre Räume geht, erkennt, wo vorgegebenem Ziel. Sondern Denkfrei- allem zu kurze Zeiteinheiten entge- sich für den jeweiligen Entwicklungs- räume, Werkstätten und Antwort- genstehen, sind Knallstellen für stand und das individuelle Lerninteres- Suchstellen auf kindliche Fragen. Hier Kleinstkinder, deren Spiel irritabel und se noch Möglichkeiten des Wachsens wird ausprobiert, getüftelt, verworfen ihre Kommunikationsfähigkeit noch finden. und neu nachgefragt. Positive Irritati- zu gering ist. Das gilt nicht nur für Für die Kinder muss es „sich loh- on – Warum ist das so? Wie geht das? Bauecken, auch für den Rollenspielbe- nen“, in ihrer Kita fünf oder sechs Warum klappt das nicht? – ist nicht reich, das Vorlese-Nest… Jahre zu verbringen. nur erlaubt, sondern die Vorausset- zung. Die Planung orientiert sich an Die Veränderungen müssen im Kopf Überlegungen zur Raumgestaltung für den Fragen der Kinder, an ihrer passieren, wenn es um neue Raumge- die Jüngsten sind insbesondere dann Motivation und ihrem Engagement. staltung und Lebenswelten von von besonderer Bedeutung, wenn diese Wenn es den pädagogischen Fachkräf- Kindern von null bis drei oder gar null Kinder aus einem eher anregungs- ten gelingt, eine Atmosphäre grund- bis sechs Jahren geht. armen Zuhause in die Kindertagesstät- sätzlicher Dialog- und Mitmachbereit- Für ein wirklich anderes Arbeiten te kommen. Kindern aus Familien, in schaft zu schaffen, gehen die Kinder und erlebten Reichtum an Erfahrun- denen kein Elternteil in einem Arbeits- davon aus, dass die Erwachsenen ihre gen für jede Altersgruppe reicht es verhältnis steht, in denen meist enge sprachlichen und nichtsprachlichen nicht, ab und an die Türen zu öffnen, Wohnverhältnisse herrschen und Signale aufmerksam wahrnehmen und um eigeninitiativ andere Bereiche vielfältige Belastungen den Kinderall- ihre Aktivitäten mit Interesse verfol- kennen zu lernen, und zeitweilig tag beschatten, fehlt es an Erfahrun- gen. Möbel zu rücken, um mal ein bisschen gen mit eigener Leistungsfähigkeit „Beobachtung – Dialog – Impuls“ mehr Platz zu haben, Die von der ebenso wie mit Erholungszeiten. Sie nennen Tietze und Viernickel im Erzieherin „vorbereitete Umgebung“ kennen keinen Unterschied zwischen Nationalen Kriterienkatalog die bildet die pädagogische Konzeption Arbeits- und Ferienzeiten, zwischen professionelle Reaktionskette, die es ab, macht diese möglich oder lässt sie Wochentagen und Wochenende. möglich macht, je nach Situationsver- lauf entweder mit Freiraum gebender Zurückhaltung zu reagieren und den Kindern den weiteren Handlungsver- lauf zu überlassen oder aber aktiv zu werden und einen deutlich anregen- den Impuls zu setzen, mit dem die Pädagogen ihr Wissen und ihre Erfahrung in den weiteren Ablauf des Geschehens einbringen. „Knallstellen“ – kennen alle und können sie lokalisieren: die Atmosphä- re wird hier schnell angespannt, es besteht die Gefahr, dass die Stimmung kippt. Zu bestimmten Zeiten im Tages- oder Wochenablauf – zu den gefürchteten „Knall-Zeiten“ – zeigt sich diese Situation noch stärker als gewöhnlich. Auf die Anspannung der Kinder reagieren die Erzieherinnen mit eigener Anspannung: sie greifen früher ein (bestärken nicht beginnen- de Selbstregulationsfähigkeiten der Kinder), reglementieren verstärkt Licht und Schatten Ev. Kita St. Marien (74), Lilienthal 6
Referat Dass etwas unbedingt heute erledigt altersgemäßen Ausscheidungskon werden muss und deshalb Vorrang trolle und einem positiven Körper hat, eine Handlung die Voraussetzung gefühl. für die nächste sein kann, sollten diese Kinder in unterschiedlichsten Zusam- Diese Faktoren brauchen Zeit. Die menhängen in den Kindertagesstätten Wickel-Situation ist eine pädagogisch kennenlernen, um eine strukturierte potente 1:1-Situation zwischen der Zeiteinteilung ebenso zu erleben wie Erzieherin und dem sehr kleinen Kind, die Hierarchisierung von Handlungs die regelmäßig stattfindet. Sie scheint abläufen. Es ist ein pädagogischer Auf- so wichtig zu sein, dass Erzieherinnen trag Räume sowie deren Ausstattung gelegentlich beobachten, dass Kinder, sowie die Tagesabläufe entsprechend die bereits ohne Windel zurecht zu gestalten und zu strukturieren. kommen, plötzlich wieder in die Hose machen, wenn nicht andere Zuwen- Die Gestaltung des Alltags in den dungsmöglichkeiten den Verlust an Räumen der Kindertagesstätte ist ein kostbarer Privatzeit wettmachen. Kernstück des Erziehungs- und Verständlich, denn die Kinder beob- Bildungsauftrages. Den Alltag erfolg- achten, wie andere Kinder mit viel reich zu bewältigen, erfordert eine Zuwendung weiterhin gewickelt hohe Anpassungsleistung. Für alle werden und wünschen sich diese Kinder ist der tägliche Aufenthalt in Intensivzeit wieder herbei. der Kindertagesstätte ein nicht zu unterschätzendes Bildungsangebot. Die weiteren Angebote des Sanitär- „Der Alltag ist die längste Bildungs- raumes, z. B. die Nasszonen des zeit, die Kindern zur Verfügung steht. Wer ist das? Kiara-Emilia, 10 Monate Spaßbades sind ein neuartiger vielfäl- Er bietet – in der Regel – auch den tiger Erfahrungsraum für die Kinder, Sinnzusammenhang, den Kinder aber auch ein wichtiges Thema für brauchen, um diesen Alltag als hier in diesem großen Haus. Gerade in klärende Teamgespräche, um den Bildungszeit zu nutzen.“ (Gerd E. vielgruppigen Einrichtungen ist dies entstehenden Begleitungsaufwand Schäfer). Der Alltag ist voll von wichtig. mit Wertschätzung und genügend Bildungsangeboten, er ist Lernglück, Zeitkapazität auszustatten. Sinnesstimulation, Gemeinschafts- und Möglichkeiten zum ungestörten Diversitätserlebnis (Vielfalt) – nicht Rückzug, auch zum Schlafen – auch Neue Beobachtung zur Anbringung künstlich ins Haus geholt, sondern zwischendurch innerhalb des Grup- von Spiegeln in Krippen: entstanden aus dem Erleben des heuti- penraumes! Die Erfahrung zeigt, dass Positive Effekte sind vor allem zu gen Tages und dem gemeinsamen Kinder Vorlieben für bestimmte erwarten bei Kindern, die etwa ab Gestalten von Situationen. Ruhezeiten und -orte entwickeln Mitte des zweiten Lebensjahres ihr können. Werden diese berücksichtigt, Selbstkonzept entwickeln und sich Was müssen Räume bieten? Sie sollen stellen die Erzieherinnen fest, dass die zeitgleich im Spiegel erkennen. Auch Geborgenheit ausstrahlen, dank derer Kinder ihren Rhythmus finden und für frühere Altersstufen sind Spiegel Nachdenken, Sich-Vertiefen, Träumen dann auch ruhiger schlafen und ausge- zur Beobachtung des „Spiegelkindes“ und Ausruhen in der Nähe aller ruhter spielen. Ein Schlafraum, ein anregend. Mit ca. 2 Jahren, nach möglich wird, ohne vom übrigen Ruheraum als Nebenraum und Entwicklung eines stabilen Selbstkon- Geschehen ausgeschlossen zu sein. Ausweichmöglichkeit – für Spiel und zeptes, beginnen Kinder vor dem Räume sollen für den ganzen Tag Aktion außerhalb der Ruhezeiten – Spiegel ihren Gesichtsausdruck bei Platz/Plätze bieten – zum Ankommen, kann bei entsprechender Gestaltung unterschiedlichen Stimmungen zu Abwarten, Zusehen, Mitspielen, Allein- eine wichtige Rolle zur Differenzie- erforschen – sie arbeiten an ihrem spielen, Ausprobieren, Lachen, rung des Angebotes spielen (Schlaf- inneren Bild von sich, ein wichtiger Weinen, Traurigsein, Fröhlichsein, raum-Plus-Konzept). Entwicklungsschritt. gemeinsam essen, Ausruhen und Im Gegensatz dazu sind Zerrspiegel Schlafen. Alle Gegebenheiten müssen „dem oder Kippspiegel für Krippen eher kindlichen Maßstab“ entsprechen, also ungeeignet, während sie im Atelier Aus solchen Räumen heraus kann selbständig, ohne fremde Hilfe von der Großen durchaus ihren Platz Kontakt zur „Welt draußen“ aufge- den Kindern erreicht und benutzt haben. Solche Gegenstände wirken nommen werden, in sie kann etwas werden können. Diese Forderung gilt verwirrend, manchmal sogar verstö- aus der „Welt von draußen“ hereinge- gerade auch für einen der oft unter- rend auf die Kleinstkinder, da sie die bracht werden. Hier braucht jedes schätzten (Erfahrungs-)Räume in Abweichung von ihrer Vorstellung Kind übrigens einen „Eigentumsplatz“ Krippen: den Sanitär-Bereich. eines Gesichtes noch nicht kognitiv – nicht nur, um eigene Gegenstände, Hier geht es nicht nur um Erfordernis- auflösen können und ihr sich gerade Werke und seine (Ideen-) Sammlungen se der Hygiene, hier geschieht stabilisierendes Selbstbild durch das aufzubewahren, es braucht ihn als Ort Beziehungsaufbau und wichtige verzerrte Spiegelbild verunsichert seiner Identität: Dies ist „mein Platz“ Entwicklungsbegleitung zu einer werden kann. 7
Die Mitglieder der Jury • Heinz Wilke, freier Architekt, • Martina Willenborg, Gemein- • Kathrin Bax, Leiterin einer Braunschweig de-Unfallversicherungsver- Kindertageseinrichtung, band Hannover (GUVH) Wolfsburg • Anke Winter, Architektin, Landesunfallkasse Nieder- Bausachverständige im sachsen (LUKN) • Reinhold Rohloff, freier Kirchenkreisamt, Hildesheim Dozent, Braunschweig • Dr. Bettina Langenbruch, • Dr. Erich Breyer, Leiter Ärztin, Fachausschuss Kinder- • Aus dem Niedersächsischen Bereich Bauordnung, Stadt- und Jugendgesundheit im Kultusministerium verwaltung Hannover, Ein- ärztlichen Landesverband, Ute Klingemann trachtweg 19, 30173 Hanno- Hildesheim Wolfgang Köhler ver Marina Kuban Christiane Reckmann Ordnung und Überschaubarkeit Geschwister-Sperling-Kindergarten (6), Braunschweig 8
Beiträge aus der Jury Sicherheit Freiheit Sicher „drinnen und draußen“ – Kleinkinder in der Kita Martina Willenborg, Gemeinde-Unfallversicherungsverband Hannover (GUVH) Landesunfallkasse Niedersachsen (LUKN) Viele Verantwortliche stehen zurzeit So können die Kinder sicher spielen Checkliste vor der Herausforderung, Kindertages- und das Personal wird bei der Aufsicht 1. Gibt es ein gutes pädagogisches stätten an den Bedarf von Kleinkin- entlastet. Konzept für die Arbeit mit Kindern dern anzupassen oder ganz neu zu Freiräume und modelliertes Gelände unter drei Jahren? gestalten. Die Betreuung von Kindern regen zur Bewegung an. Die DIN 2. Sind von Anfang an alle Beteiligten unter drei Jahren fordert eine beson- 18034 „Spielplätze und Freiräume zum (Träger, Planer, pädagog. Fachkräf- dere Qualität. Spielen“ gibt viele Anregungen für die te) eingebunden? Basis ist ein durchdachtes pädago Gestaltung. Naturmaterial, Wasser, 3. Ist das Außengelände vom Grup- gisches Konzept. Alle Beteiligten Sand, Hügel und Mulden bieten viele penraum leicht erreichbar (Erdge- sollten von Beginn an gemeinsam (und preiswerte!) Möglichkeiten, die schoss)? mitwirken. Das Motto könnte „soviel die Kleinen herausfordern. 4. Sind die Sicherheitsanforderungen Sicherheit wie nötig – soviel Freiraum der GUV-V S 2 und DIN EN 1176-1 wie möglich“ lauten. Weitere Informationen finden sich in erfüllt? Die Sicherheitsanforderungen • GUV-V S 2 und GUV-SR S2 „Kinder- 5. Können die Kinder altersangemes- aus der GUV-V S 2 sind schon bei tageseinrichtungen“, sen „Risiko und Wagnis“ erproben? der Auftragsvergabe zu beachten, • DIN EN 1176-1 „Spielplatzgeräte und 6. Bietet das Gelände ausreichend da die Aufnahme von Kleinkindern Spielplatzböden“, Freiräume für vielfältige Bewe- eine wesentliche Nutzungsänderung • UK-NRW | 40 „Sicher bilden und gung und für Rückzug? darstellt. Dies gilt sowohl für die betreuen“, 7. Werden viele Sinne angeregt und Innenräume als auch im Außenbe- • UK-Hessen: „Außengelände für elementare Erfahrungen ermög- reich. Krippenkinder“ licht? Draußen können wenige, für Kinder • GUV –SI 8017 „Außenspielflächen 8. Gibt es kreativ gestaltbare Elemen- dieser Altersgruppe gezielt ausge- und Spielplatzgeräte“, te wie Pflanzen, Holz, Sand, wählte Spielplatzgeräte und natur • GUV-SI 80 14 „Naturnahe Spiel Wasser? nahe Gestaltungselemente kombi- flächen“. 9. Werden Sozialkontakte und niert werden. Beide müssen die Sprechanlässe (Rollenspiel, Begeg- Anforderungen der DIN EN 1176- 1 nungsplätze) ermöglicht? „ohne deutsche A-Abweichung“ 10. Ist das Gelände gegen unerlaubtes erfüllen oder für die Kleinsten muss Verlassen gesichert? der Zugang erschwert sein. 9
Beiträge aus der Jury Transparenz und Durchblick Betriebskindertagesstätte Biberburg (30), Oldenburg Kinderkrippen aus dem Blickwinkel der Bauaufsicht Dr. Erich Breyer, Bereichsleiter OE 61.3 Bauordnung, Stadt Hannover Aus der Traum, wenn sich erst einmal innerhalb dessen freie Beweglichkeit Zunächst handelt es sich um das die Behörden einmischen? Es ist garantiert ist. Denn gemäß dem im städtebauliche Planungsrecht, nieder- sicherlich zunächst eine ernüchternde Grundgesetz verankerten Prinzip der gelegt im Baugesetzbuch, vom Bun- Erfahrung für Initiativen, Eltern, Baufreiheit darf ein Gestaltungsspiel- destag beschlossen. Hauptsächlich Erzieher, Vorhabenträger, die mit viel raum nur über gesetzliche Bestim betrifft es die Eignung von Standorten Idealismus an die Errichtung und Ge- mungen eingeschränkt werden. Und innerhalb der Siedlungsstruktur. Und staltung einer Kinderkrippe herange- da sind die Varianten viel weiter da ist das Gesetz gegenüber Einrich- hen, wenn sich dann Behörden mel- gesteckt, als oftmals befürchtet wird. tungen für Kinder recht großzügig, den und es um die Beachtung Nach aller Erfahrung ist schlicht- sieht man vom Außenbereich oder von schnöder Rechtsvorschriften und weg kaum zu erwarten, dass sich Industriegebieten ab. Regularien geht. Und trägt eine pädagogische Konzepte und gesetz Aber wer möchte dort schon eine Bauaufsicht nicht schon häufig ihren liche Bestimmungen des öffentlichen Kinderkrippe oder eine Kindertages- schlechten Ruf voraus, durch ihre Baurechts gegenseitig ausschließen. stätte ansiedeln? Viel Furore hat vor Forderungen vieles an Kreativität und Da bleibt es eher dem Geschick der einiger Zeit die Rechtsprechung eines Einfallsreichtum auszubremsen? Entwurfsverfasserin oder des Ent- Verwaltungsgerichts gemacht, welche Richtig ist, dass das öffentliche wurfsverfassers überlassen, in Zusam- aufgrund einer Nachbarklage die Baurecht (um das es hier geht) ein menarbeit mit dem Betroffenen Zulässigkeit einer Kindertagesstätte in Sammelsurium von Regelungen pädagogische Leitbilder in räumliche einem Wohngebiet ausgeschlossen beinhaltet, welche die grundsätzliche Konzepte und Angebote zu übertra- hatte – wegen der zu erwartenden Zulässigkeit und die Ausführung gen, ohne in Kollision mit Vorschriften Lärmbelastung. sogenannter baulicher Anlagen des öffentlichen Baurechts zu geraten. erfassen. Richtig ist aber auch, dass es Denn auch das gehört zu den Pflichten Das hat den Gesetzgeber auf den Plan sich hierbei nur um Vorschriften der Entwurfsverfasserseite. gerufen, um noch bestehende gesetz- handelt, die einen Rahmen setzen, Doch worum geht es dabei eigentlich? liche Schranken weiter zu öffnen. 10
Beiträge aus der Jury Allerdings handelt es sich um einen Deshalb ist sicherzustellen, dass so ein zu den Sonderbauten, bei denen in Einzelfall und es gibt keinen Grund Gebäude nach Zahl und Qualität Niedersachsen die Bauaufsicht im zur Panik. Denn grundsätzlich wird ausreichend gesicherte Möglichkeiten Rahmen einer Ermessensentscheidung Kinderlärm als sozialverträglich bietet, es im Gefahrenfall unverzüg- eigene Forderungen formulieren eingestuft und nur in Extremfällen lich zu verlassen, und zwar bevor die darf, um den gesetzlich geforderten können sich Nachbarn mit Erfolg Feuerwehr kommt. Und da unterschei- Standard an Sicherheit zu gewähr gegen die Ansiedlung wehren. den sich eine Kindertagesstätte und leisten. noch mehr eine Kinderkrippe von dem Die Errichtung oder Nutzung einer Von großer Bedeutung ist das Bau Normalfall, weil Krabbel- und Klein- derartigen Einrichtung erfordert ordnungsrecht, die Gesetzgebung kinder eben nicht in der Lage sind, ohnehin eine Baugenehmigung. Es des Landes. Denn da geht es ganz auf eine Gefahrensituation angemes- empfiehlt sich aber, der Bauaufsicht entscheidend um die Fragen der sen zu reagieren. nicht das Feld zu überlassen, sondern Sicherheit und zwar vorrangig um Es müssen also nicht nur die im Vorfeld eines Antrages kooperativ den Brandschutz. ohnehin erforderlichen Flucht- und mit Entwurfsverfasser und Betreiber Und so hat die Bauordnung als Rettungswege angeboten werden, Lösungen zu entwickeln, die ein erstes strategisches Ziel, die Wahr- darüber hinaus ist eine rechtzeitige harmonisches Gesamtkonzept ermög- scheinlichkeit für den Eintritt eines Alarmierung über Rauch- und Brand- lichen. Brandereignisses weitestgehend zu melder erforderlich und es sollten Viel zu häufig wird noch immer minimieren, und wenn das Unge auch ausreichend Löschgeräte zur damit argumentiert, dass die Furcht wollte dann doch passiert, die Aus- Verfügung stehen, um einen evtl. vor derartigen Gefahren übertrieben breitung von Rauch und Feuer Brand noch während der Entstehung sei und der Vollzug dieser Gesetze viel möglichst räumlich einzuschränken. bekämpfen zu können. zu engstirnig verfolgt werde. Man Nur kann ein Gebäude allein durch Und das erfordert ausreichend mag darüber streiten, ob nicht gerade seine Gestaltung und Ausführung qualifiziertes, d. h. geschultes Perso- die gesetzlichen Bestimmungen mit nicht die wünschenswerte Sicherheit nal, welches in der Lage ist, schnell dazu beigetragen haben, dass bisher bieten, so dass ein vorrangiges Ziel die und angemessen zu reagieren, um die so wenig passiert ist. schnelle Evakuierung im Schadensfall schnelle und gefahrlose Evakuierung Nur zeigen andere bedauerliche ist. Und es hat sich inzwischen herum- in die Wege zu leiten. Ereignisse mit Verletzten oder gesprochen, dass nicht vom Feuer, Diese Forderungen stehen nicht so sogar Todesfällen, wie wichtig sondern zunächst von der Rauchent- unmittelbar im Gesetz. Kindertages- derartige vorbeugende Maßnah- wicklung die höchste Gefahr ausgeht. stätten, Kinderkrippen u. Ä. gehören men sind. Räume für Kleine unter sozialmedizinischen Aspekten Dr. Bettina Langenbruch, Sprecherin des Fachausschusses Kinder- und Jugendgesundheit im Landes- verband der Ärztinnen und Ärzte im öffentlichen Gesundheitsdienst, Hildesheim Qualitätskriterien für institutionelle unter drei Jahren deutlich andere Auch der Aspekt „Geräusch“ darf Betreuung von Kindern unter drei sind, als bei der Betreuung älterer als Belastungsfaktor nicht vernach Jahren in Krippen finden sich auch im Kinder, und dass altersgemischte lässigt werden. Weil die auditive Positionspapier der Deutschen Gruppen auch in dieser Hinsicht ganz Wahrnehmung über Jahre geübt Gesellschaft für Sozialpädiatrie und besondere Aufmerksamkeit benöti- werden muss, ist eine ausreichende Jugendmedizin von 2009. Die Autoren gen. akustische Hygiene eine wichtige formulieren empfehlenswerte Stan- Weil Raumkonzepte und pädagogi- Voraussetzung für den Spracherwerb, dards aus Sicht der Fachgesellschaft. sche Konzepte in enger Wechselwir- aber oftmals im häuslichen Umfeld Dabei messen sie die Qualität der kung stehen, sollten alle Planungen der Kinder nicht ausreichend gege- Betreuung primär an den Entwick- mit dem pädagogischen Team ben. Es ist natürlich gerade im lungsbedürfnissen der kleinen Kinder. gemeinsam erfolgen. Dabei darf man Gruppenalltag nicht einfach, aus Thematisiert wird neben vielen die gesundheitlichen Aspekte der reichend ruhige Situationen herbeizu- anderen Aspekten selbstverständlich Betreuung von kleinen Kindern nicht führen. Weil dies aber für die spätere auch die Bedeutung, die den räumli- vergessen. Allein unter dem hygieni- Sprachkompetenz vieler Kinder von chen Gegebenheiten zukommt. schen Aspekt ist klar, dass genug Platz ganz hervorragender Bedeutung ist, Räumliche Bedingungen wirken für jedes Kind vorgehalten werden sollten die entsprechenden baulichen modulierend auf das Alltagsgesche- muss. „Crowding“ (übermäßige Enge) Bedingungen diesbezüglich beachtet hen in der Krippe. Sie können Abläufe ist nachgewiesenermaßen eine werden. erleichtern oder erschweren. Es ist Ursache für eine gesteigerte Infekt- Der kindliche Übergang zur auf- inzwischen erfreulicherweise Allge- häufigkeit, die ohnehin im Krippenall- rechten Mobilität erfordert viel meingut, dass die Anforderungen im tag ein häufig sehr belastendes kompetente Begleitung und Aufsicht Kontext der Betreuung von Kindern Problem darstellt. mit entsprechenden Anforderungen 11
Beiträge aus der Jury an die Übersichtlichkeit der Räume Für viele Fragen gibt es sicherlich Vorbildcharakter. Alle Versuche, mit und die Grundregeln der Unfallverhü- oft verschiedene gute Antwortmög- verbalen Ratschlägen, Broschüren u.Ä. tung, damit für die kleinen Kinder die lichkeiten. Aus sozialpädiatrischer für eine kindgerechte Gestaltung des Möglichkeit der selbstbestimmten Sicht jedoch sollte sich jede Überle- Alltags zu werben, werden erfolglos Entwicklung gewährleistet ist. gung primär an den kindlichen bleiben, wenn in der Krippe diesbe- Schließlich müssen bei der Planung Bedürfnissen orientieren. Dabei züglich kein nachahmenswertes der räumlichen Gegebenheiten auch müssen wir bedenken, dass uns Beispiel vorgelebt wird. Deswegen zeitliche Aspekte bedacht werden: oftmals Kinder anvertraut werden, in können wir uns schlechte Qualität in wer macht was, wann, wo und mit deren Familien weder räumliche noch der Betreuung der Kleinsten weder in wem? Besonders bei altersgemischten zeitliche oder personelle Strukturen Bezug auf die räumliche Gestaltung, Gruppen sind hier alle Abläufe als verlässliche Grundlage für die noch bezogen auf die personelle sorgfältig auch unter dem Zeitaspekt kindliche Entwicklung existieren. Ausstattung der Einrichtungen zu überdenken. Gerade für diese Familien hat das, schlicht nicht leisten. was in der Krippe geschieht, und vor allem, wie es geschieht, Beispiel- und Gesundheit Farben begreifen Ev. Kindertagesstätte St. Johannis (32), Nordstemmen 12
Preisträger - Platz 1 bis 5 der besten Beispiele aus der Praxis (Eingangsnummer 45) Kindertagesstätte „Christophorus„ Kaarßen Platz 1 Zwischen Landesgrenzen und Elbe Das Außengelände verfügt über Daraufhin entstanden wunder ist diese ganz außergewöhnliche einen alten trocken gelegten Elb- schöne, ergonomisch passende Kindertagesstätte zu finden. Ein kahn zwischen hohen Tannen und Kleinkinderspielbereiche mit multi- sorgfältig durchdachtes Gesamt unzählige attraktive Aktionsräume funktionalen Möbeln aus besten konzept zur Raumplanung wurde für Kinder aller Altersgruppen. Hölzern. gemeinsam mit dem Architekten, mit Das Innere der Einrichtung ist Mit interessanten raumsparenden Pädagoginnen, Fachhandwerkern, durch Ästhetik, Funktionalität und Ideen und künstlerischen I-Tüpfelchen Künstlern und Kindern entwickelt und Kindorientierung geprägt. Vor konnte ein kleiner Waschraum zu umgesetzt. Dieses Bündnis erzeugte Anfertigung der Inneneinrichtung einem kleinen „Jungbrunnen“ soviel positive Energie, dass die wurden die Krippenkinder bei ihren gestaltet werden. kommunale Politik sowie einige Spon- selbstbestimmten Alltagsbeschäfti- soren begeistert mit ins Boot kamen. gungen beobachtet und fröhlich Nachfolgend der ungekürzte Wett Aus diesem Grunde erweiterte sich zappelnd vermessen. bewerbsbeitrag: der Rahmen des anfangs sehr knapp bemessenen Budgets. 13
Preisträger - Platz 1 bis 5 der besten Beispiele aus der Praxis Bezug nehmend auf die Ausschrei- Gemeinsam setzten wir folgende bungsunterlagen wählten wir das Ideen um: Thema: Anforderung/ Umsetzung Einrichtung und Ausstattung bzw. Praxiserfahrungen des Gruppenraums als Basis- Henning Schulze und Mitarbeiter/ station innen Krippenbereich Unsere Kindertagesstätte findet man Arbeitsfläche mit Blick nach draußen. im Landkreis Lüneburg, in Amt Hier wählte ich eine unbesäumte Neuhaus . 70mm Zedernholzbohle als Fenster- Die Eltern bringen ihre Kinder aus bank, mit untergeschobenen Kästen den umliegenden Orten zu uns. Der zum Lagern von Spielzeug. Die große natur belassene Fenster- Anfahrweg beträgt bis zu 15 km. Seit Anmerkungen von Henning bank, mit ausgesuchtem Spielmaterial, vielen Jahren betreuen wir Krippen- kinder in altersgemischten Gruppen. Schulze zur Planung und lädt die Kinder zum Untersuchen Der Bedarf an Krippenplätzen stieg Ausführung und Ausprobieren ein. Sie bietet den ständig. Um diesem gerecht zu jüngeren Kindern Anreiz, allein auf- werden, entschied sich die Gemeinde Die Leitung der Kita beauftragte mich zustehen und sich seitlich zu bewegen. 2009 für einen Anbau. mit der Entwicklung eines Raumkon- Von hier aus erweitern die jüngeren zeptes für den Krippenbereich. Der Kinder ihren Aktionsradius und Raum ist für die gewünschte Nutzung erforschen immer neue Ecken im Raum. Das Spielzeug in den Rollkästen Umbau und Erweiterung relativ klein und zusätzlich durch die wird von den Kindern selbstständig Verkehrswege und Fensteröffnungen Krippenbereich Kindertages- nicht frei gestaltbar. In meinem genutzt. stätte Kaarßen/ Angaben Entwurf versuchte ich nun alle Um Bewegungsbereiche möglich zum Entwurf Wünsche der Mitarbeiter und die als Kreisläufe zu gestalten, wählte Architekt: Dipl. Ing. Robert Heinrich Anforderungen der Kinder zu berück- sichtigen. Hierbei ist für mich wichtig, ich eine Krabbelwelle und eine durch die Verwendung von natürli- Rutsche. Unter den Podesten gibt es Das Gebäude der Kindertagesstätte chen Materialien und Formen die kleinere Durchgänge und Höhlen, Kaarßen ist ein langgestreckter Kinder zum („Begreifen“, Tasten, diese laden ein zum Entdecken und Zweckbau mit Vollunterkellerung. Es Erleben, Bewegen) zu animieren. Bewegen. bestand erheblicher Sanierungsbedarf. Als tragende Konstruktion verwen- Dieser Kreislauf wird von den Nach langer Planungszeit konnte eine dete ich entrindete und geschliffene Kindern gut angenommen. Stufen, umfangreiche Sanierung durchgeführt Hainbuche. Ihre verwachsenen Formen Wellenaufgang und die verschiedenen werden. und ihre Oberfläche sind lebendig und Handläufe aus Naturholz fordern die In diesem Zusammenhang wurden geben dem ganzen Raum eine Kinder immer wieder heraus. Besonde- ein Krippenbereich und ein Hauptein- natürliche Ausstrahlung. Der Belag re Freude haben sie daran, Gegenstän- gang neu angebaut. Aufgrund der wurde mit Kiefer-Dreischichtplatten de auf die unterschiedlich hohen Bestandsgröße und der Grenzabstände ausgeführt. Für die Brüstung wählte Ebenen zu tragen z. B. Kissen. konnte der Anbau nur in begrenzter Größe ausgeführt werden. Zusätzlich ich Netze, um ein hohes Maß an Sicherheit bei gleichzeitiger guter Spielräume zum Gestalten bestand aufgrund des sehr engen Kostenrahmens nur geringer Gestal- Einsicht zu erhalten. Alle Oberflächen Das große Podest kann durch die tungsspielraum. sind natur belassen und mit speichel- Kinder sowohl zum Schlafen als auch festen Naturölen behandelt. zum Spielen genutzt werden. Der Anlage, Bauzeichnung Die Anordnung der Fenster ermög- Raum unter dem Podest mit Spiel Wir Mitarbeiter der Kita haben uns lichte mir mit unterschiedlichen küche und Sitzecke ist Hauptanlauf- intensiv mit dem Thema Raumgestal- Podesthöhen zu arbeiten. Zum einen punkt und kann den Spielbedürfnissen tung auseinandergesetzt. Daraus wurde dadurch die gesamte nutzbare angepasst werden. ergaben sich konkrete Anforderungen Spielfläche erweitert bzw. eine Durch die verschiedenen Ebenen und Wünsche. Mit dem Architekten, abwechslungsreiche Struktur aufge- hat sich die Spielfläche vergrößert. Die Herrn R. Heinrich und Herrn H. Schulze baut. Ziel war hierbei auf die unter- Kinder haben die Wahl, miteinander als Raumplaner und -gestalter trafen schiedlichen Anforderungen einzuge- zu spielen oder sich aus dem Weg zu wir auf kreative Fachleute. hen. gehen. Wertschätzung 14
Preisträger - Platz 1 bis 5 der besten Beispiele aus der Praxis Kreativität Von der oberen Spielebene haben die Kinder einen guten Ausblick in den Gruppenraum oder in die Natur. Schwenktisch. Dieser wird nur bei Bedarf in eine zentrale Position geschwenkt. abgeteilt. Hier waren der Wunsch nach leichter Demontierbarkeit und Transparenz die wichtigsten Kriterien. Der untere Spielraum wird von den Die Stühle lassen sich auch durch die Auch hier entschied ich mich für natur- Kindern flexibel genutzt und immer Kinder unterhängen. belassene Hainbuche (verankert in wieder anders gestaltet: zum Kochen, Dieser Tisch ist sehr praktisch und Bodenhülsen) mit dazwischen gehäng- Verkleiden, Wickeln, Kuscheln usw. schafft mehr Bewegungsfreiheit im ten Netzen. Der Gruppenraum wurde zusätzlich Gruppenraum. Mehrmals täglich wird Unseren Eingangsbereich können zur Deckenbeleuchtung mit vielen er gemeinsam mit den Kindern wir so nach Bedarf umgestalten und unterschiedlichen Beleuchtungsmög- bewegt. Dies zählt zu den Alltagser- multifunktional nutzen, z. B. für lichkeiten ausgestattet (verschiedene fahrungen, die die Kompetenz der Veranstaltungen, Ausstellungen, als Strahler und Lichtschläuche). Dadurch Kinder fördern. Treffpunkt aller Kindergruppen u.Ä. ist es möglich, durch die jeweils Die Garderobe dient den Kindern als angepasste Lichtstimmungen immer Flexibilität der Spielgeräte zusätzlicher Spielbereich. Die transpa- neue Atmosphären im Raum zu Das an der Decke befestigtes Schie- rente Abgrenzung (Netze) regt zur erzeugen. nensystem ist sehr vielseitig einsetz- Kommunikation an. bar. Es erlaubt den leichten Wechsel Rückzugsbereich von hängenden Spielgeräten. Zur Seitlich gelegene Bereiche wie das Erhöhung der Sicherheit sind im Das Raumkonzept unserer Krippe mit Krähennest, der Schaukeltropfen bzw. Fußboden Bodenanker eingelassen, der zentralen Lage des Gruppenrau- die Höhlen unter dem großen Podest zur Zeit hängt dort bodennah eine mes ermöglicht den Kindern einen schaffen Geborgenheit, bei gleichzei- Motorikrolle, die bekrabbelt, beklet- freien Zugang zum künstlerisch tig guter Einsichtnahme und Erreich- tert und beschaukelt wird. gestalteten Waschraum und zum barkeit durch die Erzieher. Durch das Schienensystem bieten ebenfalls künstlerisch gestalteten Das Krähennest ist bei den Kindern wir den Kindern immer neue Bewe- Ruheraum sowie zur überdachten beliebt, mit Kissen und Decken gungsanreize, um sie in ihrer Entwick- Terrasse. machen sie es sich dort gemütlich. Der lung zu unterstützen, denn Kinder Platz unter dem Krähennest, vor der erfahren ihre Welt über ihren Körper Durch die intensive, konstruktive großen Fensterfläche, wird von den und über ihre Sinne. Sie testen die Zusammenarbeit zwischen H. Schulze Kindern auch gern zum Sitzen, Grenzen ihrer Möglichkeiten ständig als Raumgestalter, H. Heinrich als Beobachten und Verweilen genutzt. aus. Architekten und dem Kita-Team entstand unsere Traumkrippe, in der Funktionalität Eingangsbereich sich die Kinder wohl fühlen, alle Mitar- beiter gerne arbeiten und die Eltern Um die Spielfläche nicht einzuschrän- Zusätzlich zum Krippenbereich wurde begeistert sind. ken, entschied ich mich für einen im Eingangsbereich eine Garderobe 15
Preisträger - Platz 1 bis 5 der besten Beispiele aus der Praxis (Eingangsnummer 17) Städtische Kindertagesstätte Zeppelinstraße Hildesheim Platz 2 Die Mitarbeiterinnen dieser Kinder In den beiden Gruppenräumen Die Krippengruppen haben eine tagesstätte orientieren sich an der wurden Pavillons gebaut. Hier sind eigene Terrasse. Der große Außen Lehre von Sebastian Kneipp (1821-97) Orte der Harmonie, zum Rückzug bereich gliedert sich in verschiedene mit seiner ganzheitlichen Sicht für inmitten des Geschehens, zum Funktionen und Bereiche, wodurch frühkindliche Erziehung, Gesundheit Beobachten, zum ruhigen Spiel. Mit Orientierung und Überschaubarkeit und Bildung. Fünf Elemente spielen Kinderküchenzeilen und angrenzen- gegeben ist. Es gibt viele Möglichkei- bei der Gestaltung der Umgebung den Schlafräumen haben beide ten zu sinnlichen Erfahrungen außer eine wesentliche Rolle: Lebensord- Gruppen für sich individuelle Krippen- der üblichen „Möblierung“ mit nung – natürliche Reize – Wasser – bereiche geschaffen. Rutsche, Schaukel, Klettergerüst und Bewegung – Ernährung/Kräuter. Die Gestaltung aller Räumlichkeiten Sandkasten umgebende Bäume, Es gibt ein sehr großzügiges ist naturnah, schön und gemeinsam Sträucher, Hecken, große Granitsteine, Platzangebot in einem Gebäude, mit Kindern vorgenommen. Gestrickte kleine Kieselsteine. Außer Rasenflä- dessen Grundriss an einen Bienen- Söckchen an langen Wäscheleinen, chen gibt es eine Wiese und Beete mit stock erinnert. Möblierung und Eimer und Wannen verraten etwas Blumen, deren essbare Blüten mit Ausstattung des gesamten Gebäudes über regelmäßige Wassergüsse und Zuckerguss leckere Kekse schmücken. und der Gruppenräume bieten Tautreten. variationsreiche Bewegungs- und Ein großes Atrium befindet sich in Nachfolgend der ungekürzte Wett Bildungsmöglichkeiten für alle der Mitte zwischen drinnen und bewerbsbeitrag: kindlichen Interessen für klein oder draußen. Dort wird gerade an einem groß, mit oder ohne besonderen Erlebnispfad für die Füße getüftelt Förderbedarf. und gearbeitet. 16
Sie können auch lesen