Familienentwicklung in Österreich 2009-2013 - Partnerschaft, Kinderwunsch, Kinderbetreuung und ökonomische Situation
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Generations and Gender Programme Isabella Buber-Ennser, Norbert Neuwirth und Maria Rita Testa (Hrsg.) Familienentwicklung in Österreich 2009–2013 Partnerschaft, Kinderwunsch, Kinderbetreuung und ökonomische Situation A COLLABORATION OF IIASA, VID/ÖAW, WU
Der österreichische GGS wurde von der Statistik Austria durchgeführt. Die Anpassung der internationalen GGS-Vorgaben für Österreich wurde gemeinsam vom Institut für Demographie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und dem Österrei- chischen Institut für Familienforschung der Universität Wien vorgenommen. Generations and Koordiniert wird das österreichische „Generations and Gender Programme“ vom Gender Programme Österreichischen Institut für Familienforschung. Folgende Bundesministerien unterstützen die Durchführung der Wiederbefragung des „Generations and Gender Programme (GGP)“ in Österreich: Hierzu zählten bislang die Beauftragung und Finanzierung der zweiten Erhebungswelle (GGS) sowie der Aktualisie- rung der Kontextualdatenbank. Weiters brachten Vertreter dieser Auftraggeber wertvolle Ergänzungs- und Spe- zifikationshinweise für die Erhebungen ein. Derzeit werden für diese Auftraggeber Spezialauswertungen aus dem Datenmaterial aller Erhebungswellen erstellt. 2 Impressum Wittgenstein Centre for Demography and Österreichisches Institut für Familienforschung Global Human Capital (IIASA, VID/ÖAW, WU) an der Universität Wien Vienna Institute of Demography Grillparzerstraße 7/9 Österreichische Akademie der Wissenschaften 1010 Wien Wohllebengasse 12–14, 6. OG Tel: +43 1 4277 489 01 1040 Wien Fax: +43 1 4277 9 489 Telefon: +43 1 515 81 7702 E-Mail: team@oif.ac.at Fax: +43 1 515 81 7730 www.oif.ac.at vid@oeaw.ac.at www.oeaw.ac.at/vid Herausgeber und Redaktion Isabella Buber-Ennser, Norbert Neuwirth und Maria Rita Testa Lektorat: Armin Baumgartner, Sylvia Trnka und Ani Minassian Landkarte: Markus Speringer Fotos: 123RF Grafische Gestaltung: creativbox.at (Christian Högl) Druck: AV-Astoria, 1030 Wien Erschienen im Dezember 2013
Vorwort Demographische Veränderungen werden manchmal mit tektonischen Verschiebungen verglichen. Sie geschehen so langsam, dass man sie von einem Jahr zum nächsten kaum wahrnimmt, und dennoch verändern sie die Landschaft längerfristig ganz fundamental. Dies gilt auch für den Wandel von Familienstrukturen und Geschlechterrollen, de- ren langsame Veränderungen mit dem demographischen Wandel eng verwoben sind. Kaum etwas verändert unsere Gesellschaft so nachhaltig wie dieser Wandel, und doch wird er in Öffentlichkeit und Politik weit weniger diskutiert als kurzfristige wirtschaftliche Veränderungen. Um so wichtiger ist es, diesen fundamentalen Wandel mit geeigneten Instrumenten zu messen und zu analysieren, um daraus die Entwicklungen rechtzeitig zu erkennen und geeignet darauf zu reagieren. Der internationale „Gene- rations and Gender Survey (GGS)“ ist ein speziell zu diesem Zweck konstruiertes Instrument, das diese Verände- rungen im internationalen Vergleich fokussiert empirisch erfasst. Eine besondere Stärke dieses Instruments liegt dabei im echt longitudinalen Charakter, wobei dieselben Personen im Abstand von mehreren Jahren wiederholt befragt werden. Nur so kann man auch die Veränderungen von Einstellungen und die tatsächliche Realisierung von angekündigtem Verhalten adäquat analysieren. In diesem Band werden nun die Ergebnisse der zweiten Befragungsrunde des GGS in Österreich dargestellt und mit der ersten Runde verglichen. Die empirischen Erhebungen dazu wurden an einem Sample von 3.000 Frauen und 2.000 Männern in den Jahren 2009 und 2013 durchgeführt. Der österreichische Teil der europaweit durchgeführten GGS-Studie wurde vom Vienna Institute of Demography 3 (VID) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und dem Österreichischen Institut für Familienforschung (ÖIF) der Universität Wien gemeinsam geplant und vorbereitet. Die Befragung selbst wurde von der Statistik Aus- tria durchgeführt. Die Ergebnisse der ersten Befragungsrunde wurden bereits 2009 von VID und ÖIF gemeinsam erarbeitet und der Öffentlichkeit vorgestellt. Hiermit werden auch die ersten Ergebnisse der zweiten Befragungs- runde gemeinsam dargestellt. Prof. Wolfgang Lutz Prof. Wolfgang Mazal Verantwortliche Personen © Photostudio Picco Prof. Wolfgang Lutz Prof. Wolfgang Mazal Dr. Isabella Buber-Ennser Mag. Norbert Neuwirth Dr. Maria Rita Testa
Autorenverzeichnis Andreas Baierl ist Wissenschaftler am Wittgenstein Centre for Demography and Tomáš Sobotka leitet die Gruppe “Com- Österreichischen Institut für Familienfor- Global Human Capital (IIASA, VID/ÖAW, parative European Demography” am In- schung (ÖIF) an der Universität Wien mit WU). Sie forscht einerseits zu Fertilität stitut für Demographie der Österreichi- den Schwerpunkten Planung und Analyse, und Kinderwünschen und andererseits schen Akademie der Wissenschaften, empirischer Studien, Kinderbetreuung und zu Aspekten des Alterns. Wittgenstein Centre for Demography Vereinbarkeit von Familie und Erwerb. isabella.buber@oeaw.ac.at and Global Human Capital (IIASA, VID/ andreas.baierl@oif.ac.at ÖAW, WU). Er ist ERC-Preisträger und Sonja Dörfler ist Wissenschaftlerin am forscht zu Fertilität im 21. Jahrhundert. Éva Beaujouan ist Wissenschaftlerin am Österreichischen Institut für Familien- tomas.sobotka@oeaw.ac.at Institut für Demographie der Österrei- forschung (ÖIF) an der Universität Wien. chischen Akademie der Wissenschaften, Sie forscht zu internationaler Familien- Maria Rita Testa ist Wissenschafterin am Wittgenstein Centre for Demography and politik, Migration und Vereinbarkeit von Institut für Demographie der Österrei- Global Human Capital (IIASA, VID/ÖAW, Familie und Erwerb. chischen Akademie der Wissenschaften, WU). Sie forscht zu bildungsspezifischen sonja.doerfler@oif.ac.at Wittgenstein Centre for Demography and Unterschieden in Fertilität, Kinderwün- Global Human Capital (IIASA, VID/ÖAW, schen und Partnerschaft. Christine Geserick ist Wissenschaftle- WU). Sie forscht im Bereich Fertilität eva.beaujouan@oeaw.ac.at rin am Österreichischen Institut für Fa- und Familienbildung in Europa mit dem milienforschung (ÖIF) an der Universität Schwerpunkt Kinderwunsch. Caroline Berghammer ist Postdokto- Wien. Sie forscht mittels qualitativer und maria.rita.testa@oeaw.ac.at randin am Institut für Soziologie der quantitativer Forschungsmethoden zu Universität Wien und Wissenschaftlerin Biografieverläufen junger Erwachsener Georg Wernhart ist Wissenschaftler am am Institut für Demographie der Öster- und anderen Themen der Jugend- und Österreichischen Institut für Familienfor- reichischen Akademie der Wissenschaf- Familiensoziologie. schung (ÖIF) an der Universität Wien. Er ten, Wittgenstein Centre for Demogra- christine.geserick@oif.ac.at erforscht sozio-ökonomische Situationen phy and Global Human Capital (IIASA, von Familien, Frauenerwerbstätigkeit und 4 VID/ÖAW, WU). Sie forscht zu Fertilität Richard Gisser ist stellvertretender Di- generationale Austauschbeziehungen. und Vereinbarkeit von Familie und Beruf. rektor des Instituts für Demographie der georg.wernhart@oif.ac.at caroline.berghammer@univie.ac.at Österreichischen Akademie der Wissen- schaften, Wittgenstein Centre for Demo- Maria Winkler-Dworak ist Wissenschaf- Valeria Bordone ist Wissenschaftlerin graphy and Global Human Capital (IIASA, terin am Institut für Demographie der am Wittgenstein Centre for Demography VID/ÖAW, WU). Er forscht zu Demogra- Österreichischen Akademie der Wissen- and Global Human Capital (IIASA, VID/ phie in Österreich. schaften, Wittgenstein Centre for Demo- ÖAW, WU). Ihre Forschungsschwerpunkte richard.gisser@oeaw.ac.at graphy and Global Human Capital (IIASA, beinhalten alternde Gesellschaften und VID/ÖAW, WU). Sie forscht einerseits zu Generationenbeziehungen. Markus Kaindl ist Wissenschaftler am Fertilität und Familienbildung und ande- bordone@iiasa.ac.at Österreichischen Institut für Familienfor- rerseits zu differentieller Langlebigkeit schung (ÖIF) an der Universität Wien. Sei- in Europa. Zuzanna Brzozowska ist Wissenschaftlerin ne Forschungsschwerpunkte liegen in den maria.winkler-dworak@oeaw.ac.at am Institut für Demographie der Öster- Bereichen Generationenbeziehung, Kinder- reichischen Akademie der Wissenschaf- betreuung, Vereinbarkeit von Familie und Kryštof Zeman ist Wissenschaftler am ten, Wittgenstein Centre for Demography Beruf, Kinderwunsch und Elternbildung. Institut für Demographie der Österrei- and Global Human Capital (IIASA, VID/ markus.kaindl@oif.ac.at chischen Akademie der Wissenschaften, ÖAW, WU). Sie forscht zu bildungsspe- Wittgenstein Centre for Demography and zifischen und regionalen Unterschieden Norbert Neuwirth ist Wissenschaftler am Global Human Capital (IIASA, VID/ÖAW, in der Familiengründung. Österreichischen Institut für Familienfor- WU). Sein Forschungsschwerpunkt um- zuzanna.brzozowska@oeaw.ac.at schung (ÖIF) an der Universität Wien. Er fasst Familien in Ost- und Zentraleuro- koordiniert das Generations and Gender pa. Weiters arbeitet er an der Sammlung Isabella Buber-Ennser ist stellvertre- Programme in Österreich und forscht zu und Aufbereitung von Fertilitätsdaten. tende Leiterin der Forschungsgruppe Fertilität, Kinderwunsch, Familienentwick- krystof.zeman@oeaw.ac.at „Demographie Österreichs“ des Insti- lung, innerfamiliärer Arbeitsteilung und tuts für Demographie der Österreichi- familienpolitischen Maßnahmen. schen Akademie der Wissenschaften, norbert.neuwirth@oif.ac.at
Inhaltsverzeichnis 1. Kinderzahlen in Österreich 6 FAMILIE 2. Ideale Kinderzahl: Stimmt sie mit der tatsächlichen Kinderzahl überein? 8 3. Wann ist das beste Alter gekommen, um Mutter zu werden? – Und wann ist es zu spät? 9 4. „Nesthocker“: Wer geht, wer bleibt? 10 5. Eigenschaften von Kindern: Wo liegen die Prioritäten? 11 6. Vater-Kind-Kontakt nach Trennung und Scheidung 12 PARTNERSCHAFT 7. Partnerschaft in Österreich 14 8. „Living Apart Together“ – eine neue Form der Partnerschaft? 15 9. Aufteilung der Kinderbetreuung zwischen Partnern 16 10. Veränderungen in der Aufteilung der Hausarbeit nach der Geburt des ersten Kindes 17 11. Heiratspläne – Wunsch und Wirklichkeit 18 12. Zufriedenheit in der bestehenden Partnerschaft, Trennungsgedanken und Trennungen 19 13. Veränderungen in Partnerschaften und im Kinderwunsch 20 KINDERWUNSCH 14. Was wurde aus den Kinderwünschen 2009? 22 15. Gewünschte und ideale Kinderzahl: Worin besteht der Unterschied? 23 16. Gewollte und ungewollte Kinderlosigkeit 24 17. „Und ... bleibt es bei einem Kind?“ – Kinderwunsch und Realisierung bei Einkindfamilien 25 18. Unsicherheiten im Kinderwunsch 26 VERWIRKLICHUNG DES KINDERWUNSCHES 19. Ein Kind in den nächsten drei Jahren? – Verwirklichung des Kinderwunsches 28 20. Aufteilung der Kinderbetreuung und Verwirklichung des Kinderwunsches 29 5 21. Frauen und Männer in fortgeschrittenem reproduktivem Alter: Kinderwunsch und Elternschaft 30 22. Verwirklichung eines Kinderwunsches: Wie wichtig ist die Einigkeit zwischen Partnern? 31 23. Familienplanung und Realisierung 32 24. Sind Einzelkinder anders? 33 25. Aufgeschobene oder aufgehobene Kinderwünsche? 34 26. Vergleich mit der ersten österreichischen Longitudinalstudie um 1980 35 27. Kinderzahl und Verwirklichung nach Bildung 36 ÖKONOMISCHE SITUATION UND WOHLBEFINDEN 28. Kinder und Lebenszufriedenheit 38 29. Einkommensentwicklung der Familien beim Übergang in eine neue Lebensphase 39 30. Intergenerationale finanzielle Transfers 40 31. Gesundheitliches Wohlbefinden und Elternschaft 41 32. Erwerbstätigkeit von Müttern vor und nach der Geburt des ersten Kindes 42 33. Erwerbstätigkeit von Müttern vor und nach der Geburt des zweiten Kindes 43 34. Kontrolle über verschiedene Lebensbereiche bei Jungeltern 44 EINSTELLUNGEN ZUR KINDERBETREUUNG 35. Öffentliche und familiale Zuständigkeiten bei der Kinderbetreuung 46 36. Wer soll Schulkinder am Nachmittag betreuen? 47 37. Leidet ein Vorschulkind unter der Erwerbstätigkeit der Mutter? 48 38. Leiden Kinder oft darunter, zu wenig Zeit mit dem Vater zu verbringen? 49 39. Einstellungen im internationalen Vergleich 50 40. Bewertung von bezahlter und unbezahlter Arbeit 51 ANHANG Das internationale Generations & Gender Programme (GGP) 52 Das Generations & Gender Programme (GGP) in Österreich 53 Quellenverzeichnis 54
1. Kinderzahlen in Österreich KRYŠTOF ZEMAN UND TOMÁŠ SOBOTKA In Österreich ist niedrige Fertilität kein neues Phänomen. als 40 Prozent sowie die entsprechende Abnahme des Schon in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts Anteils an Frauen mit nur einem oder keinem Kind. Ab geborene Frauen hatten kleine Familien; die durchschnitt- Ende der 1930er-Jahre geborene Frauen hatten immer liche Kinderzahl für Frauen des Jahrgangs 1920 lag bei seltener größere Familien. Die Anteile der Frauen mit zwei (Abbildung 1.1). Die höheren Kinderzahlen der in den einem oder keinem Kind näherten sich wieder an die in 1930er-Jahren Geborenen sind darauf zurückzuführen, früheren Jahren erhobenen Werte an. Knapp vier von 3,0 50 45 3+ Kinder 2 Kinder Kinder pro Mutter 40 2,5 Schätzung 35 30 2,0 25 Kinder pro Frau 1 Kind 20 15 1,5 Kinderlos 10 5 1,0 0 1920 1925 1930 1935 1940 1945 1950 1955 1960 1965 1970 1975 1980 1920 1925 1930 1935 1940 1945 1950 1955 1960 1965 1970 1975 Geburtsjahr Geburtsjahr 6 Abbildung 1.1: Durchschnittliche Kinderzahl Abbildung 1.2: Anzahl der Kinder (in %) dass diese Frauen ihre Kinder während des Babybooms zehn im Jahr 1970 geborene Frauen haben zwei Kinder, der Nachkriegszeit bekamen. Mit knapp 2,5 Kindern pro ein Viertel hat nur ein Kind, während weniger als eine von Frau erreichte die Fertilität in der Kohorte 1935 ihren fünf Frauen kinderlos ist bzw. drei oder mehr Kinder hat. Höchststand. Danach wurde in den jüngeren Kohorten Es wird davon ausgegangen, dass diese Verteilung auch ein sukzessiver Rückgang verzeichnet: Für 1947 geborene bei in den 1970er- und frühen 1980er-Jahren geborenen Frauen lag die Kinderzahl bei weniger als zwei, für 1957 Frauen bleiben wird. geborene unter 1,8. Frauen des Jahrgangs 1970 haben im Durchschnitt 1,65 Kinder. Voraussichtlich wird die- ser Wert für alle in den 1970er-Jahren geborenen Frau- en gelten, die Zahl der Kinder pro Mutter (ohne kinder- lose Frauen) wird sich bei knapp über zwei einpendeln. Eine Analyse nach der Anzahl der Kinder zeigt die Verän- derungen über die Zeit (Abbildung 1.2). Bei den zwischen 1920 und 1960 geborenen Frauen kam es zu einem konti- nuierlichen Anstieg der Zwei-Kind-Familien. Ab den Mitte der 1940er-Jahre geborenen Frauen wurden Familien mit zwei Kindern zur dominanten Variante. Charakteristisch für den Babyboom war die drastische Zunahme des An- teils von Familien mit drei oder mehr Kindern auf mehr
2. Ideale Kinderzahl: Stimmt sie mit der tatsächlichen Kinderzahl überein? MARIA RITA TESTA Wie viele Kinder sehen Männer und Frauen als ideale kommen haben. Statt 49% im Jahr 2009 sind 2013 nur Kinderzahl in Österreich an? Haben Männer und Frauen noch 41% kinderlos, statt 22% im Jahr 2009 haben vier tatsächlich mehr oder weniger Kinder als ihre persönli- Jahre später 26% zwei Kinder (Abbildung 2.1). che ideale Kinderzahl? Die ideale Kinderzahl ist deutlich höher als die Zahl der tatsächlich geborenen Kinder In den Befragungen 2009 und 2013 wurde folgende Frage gestellt: „Für Sie persönlich: Was wäre die ideale Obwohl die ideale Kinderzahl derzeit von einer ausgepräg- Zahl von Kindern, die Sie gerne hätten oder gerne ge- ten Zwei-Kind-Norm dominiert ist, steigt in Österreich habt hätten?“ Dabei wurden nur Männer und Frauen be- der Anteil der Kinderlosen. Der Anteil der Frauen mit ei- rücksichtigt, die an beiden Interviews, 2009 und 2013, nem Kind bleibt in etwa gleich. Immer weniger Frauen teilgenommen haben. bekommen noch ein drittes Kind. Die Diskrepanz zwi- schen Idealvorstellung und Realität zeigt klare alters- Die persönliche ideale Zahl von Kindern ist von der spezifische Unterschiede (Abbildung 2.2). Zwei-Kind-Norm geprägt Mehr als die Hälfte der Befragten sehen sowohl 2009 Die durchschnittliche ideale Kinderzahl ist in allen Alters- als auch 2013 zwei Kinder als ihr Ideal an. Für mehr als gruppen zwischen 20 und 45 Jahren sowie im Zeitablauf ein Viertel besteht die ideale Familie aus drei oder mehr von vier Jahren konstant; im Gegensatz dazu steigt die 8 Kindern. Nur wenige, drei bzw. zehn Prozent, sehen in ei- durchschnittliche Anzahl der geborenen Kinder – wie er- ner kinderlosen Familie bzw. in der Ein-Kind-Familie das wartet – sowohl mit dem Alter als auch innerhalb dieser 70 Jahr 2009 Jahr 2013 Keine Kinder Ideale Kinderzahl 3,0 Ein Kind Geborene Kinder 60 Zwei Kinder 61 60 2,5 Jahr 2009 Jahr 2013 Drei Kinder 50 und mehr 49 2 40 41 1,5 30 26 27 26 1 20 22 20 18 10 13 0,5 10 11 10 3 3 0 0 Ideale Geborene Ideale Geborene 20–24 25–29 30–34 35–39 40–44 20–24 25–29 30–34 35–39 40–44 Kinderzahl Kinder Kinderzahl Kinder Altersgruppe Abbildung 2.1: Ideale Kinderzahl und geborene Kinder (in %) Abbildung 2.2: Durchschnittlich ideale Kinderzahl und tat- sächlich geborene Kinder persönliche Ideal (Abbildung 2.1). Nach der idealen Kin- vier Jahre. Die Diskrepanz zwischen idealer und tatsäch- derzahl befragt, unterscheiden sich Männer und Frauen licher Kinderzahl bleibt aber auch in der letzten Alters- nur kaum. Männer sehen eher als Frauen in größeren Fa- gruppe (40–44 oder 44–48) bestehen und liegt bei ca. milien ein Ideal. Die Angaben zum Ideal ändern sich zwi- 0,6 Kindern (Abbildung 2.2). schen 2009 und 2013 kaum, obwohl in diesen vier Jahren einige der Befragten ein erstes oder weiteres Kind be-
3. Wann ist das beste Alter gekommen, um Mutter zu werden? – Und wann ist es zu spät? ISABELLA BUBER-ENNSER Welches ist das beste Alter für eine Frau, um ihr erstes Ab 43 Jahren ist eine Frau zu alt, um Mutter zu werden, selbst wenn sie es könnte Kind zu bekommen? Zwei von zehn wollen sich nicht auf ein Alter oder eine Altersspanne festlegen und meinen, Ab welchem Alter ist eine Frau zu alt, um Mutter zu wer- es gäbe kein bestes Alter für eine Frau, um Mutter zu den, selbst wenn dies biologisch noch möglich wäre? werden. Frauen legen sich weniger oft fest als Männer, Das angegebene durchschnittliche Alter von 43 Jahren Höhergebildete weniger oft als Niedriggebildete. ist unabhängig von Geschlecht und eigenem Alter der Befragten. Nur in den Bildungsschichten gibt es Un- 27 ist das beste Alter für eine Frau, um ihr erstes terschiede: Frauen mit Pflichtschulabschluss sehen die Kind zu bekommen gesellschaftlich akzeptierte Grenze für Mutterschaft In Österreich waren im Jahr 2012 Mütter bei der Ge- früher, bei 42 Jahren, während Frauen mit Uni- oder burt ihres ersten Kindes durchschnittlich 28,7 Jahre FH-Abschluss diese etwas später sehen, nämlich bei 44 alt (Statistik Austria). Für die Befragten liegt das beste Jahren. Auch bei dieser Frage wollen sich manche nicht Alter für die Geburt eines ersten Kindes bei 27 Jahren festlegen und meinen, dass eine Frau dafür nie zu alt sei. und damit unter dem derzeitigen Alter bei der Erstge- Dieser Gruppe gehören neun Prozent der Befragten an. burt in Österreich. Männer und Frauen beziehungswei- Am häufigsten werden 40 Jahre (36%), 45 Jahre (26%) se Jüngere und Ältere unterscheiden sich hierin kaum. und 50 Jahre (13%) als Obergrenzen genannt. Allerdings gibt es Unterschiede in den Bildungsschich- Frauen sehen Schwierigkeiten, schwanger zu werden, 9 ten. Mit Zunahme des Bildungsstands erhöhen sich auch früher eintreten als Männer die Angaben bezüglich des besten Alters für die Geburt Schließlich stellt sich die Frage, ab welchem Alter es für 100 eine Frau deutlich schwieriger wird, schwanger zu wer- den. Häufig genannte Altersgrenzen sind 35, 40 und 45. 75 Angaben der Frauen Auch 30, 38 und 50 Jahre werden vermehrt genannt (Ab- bildung 3.1). Nur sehr wenige erwarten solche Schwie- Angaben der Männer 50 rigkeiten vor 30 oder nach 50. Hier zeigen sich allerdings geschlechtsspezifische Unterschiede: Frauen sehen 25 Schwierigkeiten früher eintreten als Männer (Abbildung 3.1). Frauen erwarten im Alter von durchschnittlich 40 Jahren Probleme, Männer im Alter von etwa 43 Jahren. 0 30 35 40 45 50 55 Auch hier zeigen sich wieder bildungsspezifische Un- terschiede, die bei den Frauen allerdings in eine „ande- Abbildung 3.1: Ab wann ist es für eine Frau schwierig, re Richtung“ weisen als bei der Frage nach dem besten schwanger zu werden? (in %) Alter für Mutterschaft: Höhergebildete Frauen vermuten des ersten Kindes. Für Männer und Frauen mit Pflicht- etwas früher einsetzende Probleme. Bei den Männern schulabschluss ist im Durschnitt 25 Jahre das beste Al- hingegen setzen Pflichtschulabsolventen das Alter höher ter, Uni- und FH-Absolventen sehen dieses etwas später an (44 Jahre) als Uni- oder FH-Absolventen (42 Jahre). gekommen, nämlich bei 28 Jahren. Im Übrigen erwarten auch jüngere Männer erst später derartige Schwierigkeiten, nämlich ab 45.
4. „Nesthocker“: Wer geht, wer bleibt? CHRISTINE GESERICK UND NORBERT NEUWIRTH Im Jahr 2009 wurden an der GGS-Studie Teilnehmende Ausgezogen Blieb gefragt, ob sie mit ihren Eltern in einem Haushalt woh- Durch- schnitt 50 50 nen. Damals hatte sich gezeigt, dass vor allem junge Männer in Österreich häufig mit mindestens einem El- 57 43 29–33 ternteil zusammenleben, nämlich immerhin 39% der 25- 54 46 bis 29-jährigen Männer und 20% der 30- bis 34-jährigen Männer (Frauen 21% bzw. 8%). Damit hat Österreich eine 56 44 34–38 relativ hohe Quote an „Nesthockern“, v. a. im Vergleich 31 69 zu West- und Nordeuropa. 0 25 50 75 100 Besonders in der Altersgruppe der 25- bis 29-Jährigen Abbildung 4.1: Auszug aus dem Elternhaus in den vergange- war jedoch der Wunsch, das Elternhaus zu verlassen, nen vier Jahren (in %) erkennbar. Auf die Frage, ob sie innerhalb der nächsten drei Jahre ausziehen wollten, antwortete ein Drittel der keit“ (Abbildung 4.2): Während Frauen mit festen Aus- Männer und sogar jede zweite Frau mit „ganz sicher ja“. zugsplänen ihr Vorhaben eher umsetzten, wenn sie älter Was ist nun aus diesen damals geäußerten Vorhaben ge- waren (34 bis 49 Jahre), war der Trend bei den Männern worden? Die Wiederbefragung ermöglicht es, „Wunsch anders: Ältere Nesthocker verwirklichten ihr festes Vor- 10 und Wirklichkeit“ gegenüberzustellen. haben seltener als jüngere. Die Hälfte ist geblieben Insofern kann festgehalten werden: „Nesthocker“ sind Werfen wir aber zunächst einen Blick auf die Zahlen: in allen Altersklassen häufiger männlich als weiblich. Wie viele „Nesthocker“ von damals wohnen weiterhin Männliche „Nesthocker“ planen seltener einen Auszug im Elternhaus? Von 241.000 Personen,1 die damals im als weibliche. Auch realisieren diejenigen Männer, die Alter zwischen 25 und 34 Jahren mit den Eltern zusam- einen Auszug planen, dieses Vorhaben weitaus selte- menlebten, sind es heute, vier Jahre später, immer noch ner als gleichaltrige Frauen, vor allem ab Mitte 30. In 121.000. Das heißt, eine Hälfte der mittlerweile 29- bis allen Altersgruppen realisieren nur etwa zwei Drittel 38-Jährigen ist ausgezogen, die andere lebt weiterhin der Männer, aber immerhin vier Fünftel der Frauen ih- unter dem elterlichen Dach (Abbildung 4.1). ren Auszugswunsch. Stand 2013: Ausgezogen Blieb Beachtlich ist dabei der Geschlechterunterschied, der 80 20 außerdem mit steigendem Alter zunimmt: Unter den 34- Alle 68 32 bis 38-Jährigen ist mittlerweile weniger als ein Drittel 79 21 der damals im Elternhaus wohnhaften Männer (31%), je- 24–28 Auszug „ganz sicher“ 67 33 doch mehr als die Hälfte der Frauen (56%) ausgezogen. 77 23 29–33 71 29 Beim Auszug sind Frauen mit zunehmendem Alter 87 13 konsequenter als Männer 34–49 62 38 Interessant ist auch der Blick auf „Wunsch und Wirklich- 0 25 50 75 100 Abbildung 4.2: Realisierung der Auszugsvorhaben – vier 1 Hochgerechnete Zahl für die Bevölkerung Österreichs Jahre später (in %)
5. Eigenschaften von Kindern: Wo liegen die Prioritäten? ZUZANNA BRZOZOWSKA Aus einer Liste von elf Eigenschaften, die Kinder erwer- Toleranz, Respekt und Unabhängigkeit werden mit zunehmender Bildung wichtiger, gute ben können, haben die Befragten die drei wichtigsten Umgangsformen und Fleiß sind für niedrigere gewählt. Jeder fünfte Befragte hat Toleranz und Res- Bildungsgruppen wichtiger pekt für andere Menschen und Verantwortungsgefühl Betrachtet man die fünf am häufigsten genannten Eigen- genannt. Als dritthäufigste Eigenschaft wurden gute schaften von Kindern nach dem Bildungsniveau der Be- Umgangsformen gewählt (ein Sechstel). Dieser sind Un- fragten, zeigen sich deutliche Unterschiede (Abbildung abhängigkeit und Fleiß (jeder Zwölfte), Entschlossenheit 5.2). Je höher die Bildung, desto wichtiger wird Toleranz sowie Beharrlichkeit und Fantasie (jeder Zwanzigste) und Respekt für andere Menschen (28% bei denjenigen gefolgt. Sparsamkeit, Gehorsam, religiöser Glaube und mit Pflichtschulabschluss, 35% bei jenen mit Kolleg- oder Selbstlosigkeit wurden nur selten genannt. Hochschulabschluss) und Verantwortungsgefühl (fast ein Frauen legen mehr Wert auf Toleranz und Respekt, Viertel zu einem Drittel). Auch die Wichtigkeit der Unab- Männer mehr auf Fleiß hängigkeit scheint mit dem Bildungsniveau einherzuge- hen, mit 8-9% bei den Befragten mit Pflichtschul- und Generell waren sich Österreicherinnen und Österrei- BMS-Abschluss und 11–13% bei jenen mit Matura und cher in den bevorzugten Eigenschaften von Kindern ei- Kolleg- oder Hochschulabschluss. Gute Umgangsformen nig (Abbildung 5.1). Frauen jedoch legten mehr Wert auf und Fleiß wiederum werden umso wichtiger, je niedriger 11 Toleranz und Respekt für andere Menschen als Männer das Bildungsniveau ist. Unter Frauen und Männern sehen (28% vs. 23%), auch Fantasie war ihnen etwas wichtiger die Bildungsgefälle ähnlich aus, wobei Männer ohne Ma- (5% vs. 3%). Dafür hat jeder zehnte Österreicher und nur tura Fleiß deutlich höher schätzen als andere Befragte. jede siebzehnte Österreicherin Fleiß unter den drei be- vorzugten Eigenschaften erwähnt. Auch nach Alter un- Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich Österrei- terscheidet sich die Liste der bevorzugten Eigenschaften cherinnen und Österreicher über die bevorzugten Eigen- von Kindern nur gering. Die Jüngeren (zwischen 18 und schaften von Kindern eher einig waren. Für die meisten 29) fanden Verantwortungsgefühl weniger wichtig als die waren Toleranz und Respekt, Verantwortungsgefühl und Älteren. Gute Umgangsformen schätzten die Jüngeren gute Umgangsformen am wichtigsten. wiederum etwas höher. Toleranz und Respekt 28 Frauen Männer Alle für andere Menschen 23 100 7 7 6 7 Verantwortungsgefühl 23 24 12 16 14 11 9 14 11 9 9 11 14 11 13 Gute Umgangsformen 16 9 10 13 8 18 10 7 9 75 11 Fleiß Unabhängigkeit 7 9 24 17 20 12 18 11 25 25 24 6 25 25 Unab- Fleiß 10 hängigkeit Entschlossenheit und Beharrlichkeit 5 6 50 30 33 33 30 33 Gute Um- 28 30 Fantasie 3 5 24 22 27 23 27 gangsformen Sparsamkeit 3 Verantwor- 4 25 tungsgefühl Religiöser Glaube 2 36 29 32 35 35 2 Frauen 27 27 30 34 28 29 33 Toleranz und Gehorsam 2 Respekt 2 Männer Selbstlosigkeit, 1 0 Uneigennützigkeit 2 s c i c h t- S Ko a FH l l e g / s c i c h t- S Ko a FH l l e g / s c i c h t- S Ko a FH l l e g / t ur t ur t ur le ni le ni le ni BM BM BM /U /U /U hu hu hu 0 8 15 23 30 Ma Ma Ma l l l Pf Pf Pf Abbildung 5.1: Die wichtigsten Eigenschaften, die Kinder Abbildung 5.2: Die wichtigsten Eigenschaften, die Kinder erwerben können, nach Geschlecht (in %) erwerben können, nach Bildungsniveau und Geschlecht (in %)
6. Vater-Kind-Kontakt nach Trennung und Scheidung MARKUS KAINDL Eine Trennung der Eltern hat wesentliche Auswirkungen ner finden Treffen zwischen Vater und Kind statt. Liegt auf die Beziehung zwischen den Kindern und ihrem ge- der Auszug weniger als fünf Jahre zurück, sehen 71% der trennt lebenden Elternteil. Anhand der GGS-Daten lassen Väter ihre Kinder zumindest einmal pro Woche. Nur sechs sich die Kontakthäufigkeit und die Bewertung der Qualität Prozent haben keinen persönlichen Kontakt. Lebt das El- der Beziehung zwischen dem getrennt lebenden Elternteil ternpaar seit zehn Jahren oder länger nicht mehr zusam- und den Kindern analysieren, unabhängig davon, ob die men, sieht nur noch ein Viertel das Kind zumindest wö- Eltern verheiratet waren oder nicht. Da Kinder nach der chentlich, etwa ein Fünftel jedoch nie. Unter Vätern, die Trennung meist bei der Mutter und nur in Ausnahmefällen niemals mit dem Kind zusammengewohnt haben, trifft beim Vater leben, ist die Konzentration auf Trennungsvä- rund ein Viertel die Kinder nie. ter naheliegend. Zufriedenheit der Väter steigt mit der Häufigkeit des Fast die Hälfte der von der Partnerin getrennt lebenden Kontakts zu ihren Kindern Väter sehen ihre Kinder zumindest einmal pro Woche Mit der Kontakthäufigkeit steigt die Zufriedenheit der Unter allen 18- bis 49-jährigen Vätern, die aufgrund einer Väter mit der Qualität der Beziehung zu den Kindern (Ab- Trennung von einer früheren Partnerin nicht mehr mit ihren bildung 6.1, rechts). Sehen sie das Kind zumindest einmal unter 19-jährigen Kindern zusammenlebten bzw. nie mit im Monat, sind mehr als 90% der Väter mit der Beziehung 12 diesen zusammengelebt haben, treffen elf Prozent diese sehr oder eher zufrieden. Dabei spielt es kaum eine Rolle, Kinder nie, acht Prozent treffen ihre Kinder seltener als ob man das Kind fast täglich oder lediglich ein- bis zwei- einmal im Monat. Fast die Hälfte (49%) haben einen starken mal im Monat trifft. Sieht man das Kind seltener, steigt persönlichen Kontakt mit zumindest wöchentlichen Treffen. die Unzufriedenheit mit der Qualität der Beziehung deut- lich an. Bei derart seltenen persönlichen Kontakten ist das Die Kontaktintensität hängt stark vom Alter der Kinder Verhältnis von zufriedenen und unzufriedenen Vätern in bei der Trennung der Eltern sowie vom Zeitraum seit dem etwa ausgeglichen. Treffen Väter ihr Kind nie, sind zwei Auszug aus dem gemeinsamen Haushalt ab (Abbildung Drittel extrem unzufrieden. Allerdings ist auch von diesen 6.1, links). Je jünger die Kinder bei der Trennung der Eltern Vätern fast jeder Zehnte mit der Art der Beziehung weit- waren und je länger der Auszug zurückliegt, desto selte- gehend zufrieden. Mind. 1x pro Woche 6 13 11 9 18 5 68 Mind. 1x pro Monat 20 23 4 8 32 16 10 34 7 Mind. 1x pro Jahr Nie 29 31 68 27 4 Sehr zufrieden 53 Eher zufrieden 23 Durchschnittl. 71 zufrieden Eher unzufrieden 49 64 28 8 Sehr unzufrieden 30 28 Zeitraum seit Unter 5 Jahre 5 bis unter 10 Jahre Gesamt Zufriedenheit mit Beziehung (nach Kontakthäufigkeit) Auszug: 10 Jahre oder mehr Abbildung 6.1: Kontakt zwischen Trennungsvätern und ihren Kindern (in %)
13 PARTNERSCHAFT
7. Partnerschaft in Österreich MARIA WINKLER-DWORAK Die Ehe ist nach wie vor die verbreitetste Form der Part- Die Verteilung variiert jedoch auch mit dem Alter der Be- nerschaft in Österreich. Von den Befragten ist etwas fragten. Abbildung 7.1 zeigt, dass in den höheren Alters- mehr als ein Drittel verheiratet, während jeweils 20% gruppen mehr als die Hälfte der Befragten in einer Ehe in einer nichtehelichen Lebensgemeinschaft bzw. nicht leben, während bei den unter 30-Jährigen nichteheliche mit ihrem Partner zusammenleben. Rund ein Viertel aller Lebensgemeinschaften bzw. LATs vorherrschen. Ob die- Befragten im Alter zwischen 18 und 49 Jahren sind der- se in höherem Alter in einem ähnlichen Ausmaß heiraten zeit ohne Partner. Fast die Hälfte aller Paare lebt somit wie ältere Altersgruppen oder ob sich nichteheliche Le- in einer Ehe, ein Viertel lebt ohne Trauschein zusammen, bensgemeinschaften auch vermehrt als Alternative zur und ein Viertel wohnt in getrennten Haushalten. Ehe durchsetzen, bleibt noch abzuwarten. Probephase vor der Ehe Mehr als zwei Drittel der Paare mit Kindern sind verheiratet Jedoch gaben fast 80% der verheirateten Paare an, be- reits vor ihrer Eheschließung zusammengewohnt zu ha- Die Präsenz von Kindern verstärkt die vermehrte Ver- ben. Nach rund dreieinhalb Jahren des Zusammenlebens breitung der Ehe. Leben Kinder im Haushalt, sind mehr hat bereits die Hälfte der zuvor unverheirateten Paare als zwei Drittel der Befragten verheiratet, weitere 21% geheiratet. Die nichteheliche Lebensgemeinschaft ist leben in nichtehelichen Lebensgemeinschaften. Rund daher hauptsächlich eine Probephase vor der Ehe. zehn Prozent sind alleinerziehend. 14 Leichte Unterschiede hinsichtlich Partnerschaften zei- Frauen 45–49 19 11 12 58 gen sich auch zwischen Männern und Frauen (Abbildung 7.1): Abgesehen von der Altersgruppe der 45- bis 49-Jäh- 40–44 15 13 17 56 rigen, leben Männer zum Zeitpunkt der Befragung sel- 35–39 15 11 22 53 tener in Partnerschaft als Frauen. Ebenso haben Män- 30–34 16 16 28 40 ner häufiger niemals in einer Partnerschaft gelebt als 25–29 26 24 34 16 Frauen (34% vs. 24%). Gefragt nach der bisherigen An- zahl an Partnerschaften, gab rund die Hälfte an, dass 18–24 44 40 13 3 sie zurzeit das erste Mal mit einer/m Partner/in zusam- 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 menleben, während es für rund ein Siebentel bereits Männer das zweite Mal ist. Nur rund vier Prozent der Befragten 45–49 17 9 13 62 haben schon dreimal oder öfters mit einem/r Partner/ 40–44 18 11 19 53 in zusammengelebt. 35–39 24 9 19 48 Seit dem 1. Jänner 2010 besteht in Österreich die gesetz- 30–34 22 21 27 31 liche Möglichkeit zur Eintragung für gleichgeschlechtli- 25–29 30 39 24 8 che Partnerschaften. Da diese Regelung noch nicht lange 18–24 54 38 7 besteht, ist es nicht verwunderlich, dass weniger als ein 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Prozent der Befragten angeben, in einer eingetragenen Partnerschaft zu leben. Ohne Partner LAT Lebensgemeinschaft Verheiratet Abbildung 7.1: Partnerschaftsformen (in %)
8. „ Living Apart Together“ – eine neue Form der Partnerschaft? ANDREAS BAIERL Personen in „Living Apart Together“(LAT)-Partnerschaf- die LAT-Beziehungen der inzwischen 25- bis 34-Jähri- ten leben in einer Beziehung, jedoch in unterschiedli- gen am stabilsten. Zwischenzeitliches Zusammenziehen chen Haushalten. kommt am häufigsten bei den 25- bis 39-Jährigen mit durchschnittlich mehr als 30% vor, hingegen zogen von Die Häufigkeit von LAT-Partnerschaften steigt den jetzt 45- bis 49-Jährigen nur acht Prozent in einen weiter an gemeinsamen Haushalt (Tabelle 8.1). Insgesamt stieg der Anteil unter den 18- bis 45-Jähri- gen im Vergleichszeitraum 2009–2013 von 19% auf 21% Derselbe an. Den deutlichsten Anstieg verzeichneten hierbei Per- Alter Anderer Partner, ge- sonen zwischen 25 und 34 Jahren, unter den Jüngeren (im Jahr oder kein Derselbe meinsamer 2013) Partner Partner, LAT Haushalt sowie unter den Älteren blieben die Anteile konstant 20–24 64 12 24 (Abbildung 8.1). Die Gründe für eine LAT-Partnerschaft, 25–29 47 14 39 ob man freiwillig getrennt lebt oder durch äußere Um- 30–34 53 19 29 stände dazu gezwungen wird, veränderten sich kaum. 35–39 58 8 34 40 40–44 57 23 21 2009 2013 45–49 67 25 8 15 35 37 38 30 Gesamt 56 16 28 30 25 26 Tabelle 8.1: Partnerschaftsstatus 2013 von Personen in 20 LAT-Partnerschaften 2009 (in %) 15 18 10 12 11 11 Wie gut war die Einschätzung der vor vier Jahren in 11 9 5 LAT-Partnerschaft Lebenden, ob sie zusammenziehen 0 werden? Von jenen, die in absehbarer Zeit sicher nicht 18–24 25–29 30–34 35–39 40–45 Altersgruppen zum Befragungszeitpunkt zusammenzuziehen wollten, wohnen nun drei Prozent doch in einem gemeinsamen Haushalt, hingegen wurden Abbildung 8.1: Anteil der Personen in LAT-Partnerschaften vier Fünftel dieser Beziehungen inzwischen beendet. Auf (in %) der anderen Seite wohnt die Hälfte derer, die der Mei- LAT-Partnerschaften sind sehr instabil nung waren, dass sie sicher zusammenziehen werden, nun tatsächlich in einem gemeinsamen Haushalt – vier Wie haben sich die LAT-Partnerschaften seit 2009 kon- von zehn hatten sich in der Zwischenzeit getrennt. Gene- kret entwickelt? Mehr als die Hälfte der LAT-Beziehun- rell blieb nur eine Minderheit das, was sie vor vier Jahren gen (56%) wurde bis 2013 aufgelöst. Im Vergleich dazu war – eine LAT-Partnerschaft in getrennten Haushalten. leben 90% jener Personen, die schon vor vier Jahren im gleichen Haushalt zusammenlebten, zum jetzigen Zeit- punkt noch immer zusammen. Betrachtet man die Entwicklung der LAT-Partnerschaf- ten nach dem Alter der Betroffenen, so erweisen sich
9. Aufteilung der Kinderbetreuung zwischen Partnern MARIA RITA TESTA Kümmern sich beide Partner gleichermaßen um die Kin- genommen: (1) die Kinder ankleiden und darauf achten, der? Wie verändert sich die Aufteilung der Kinderbe- dass sie richtig angezogen sind; (2) die Kinder zu Bett treuung zwischen Müttern und Vätern nach der Geburt bringen bzw. dafür sorgen, dass sie ins Bett gehen; (3) eines weiteren Kindes? zu Hause bei den Kindern bleiben, wenn sie krank sind; (4) mit den Kindern spielen, die Freizeit mit ihnen ver- Es wurde erhoben, ob eine bestimmte Kinderbetreuungs- bringen; (5) den Kindern bei Hausaufgaben helfen; (6) die tätigkeit „immer oder normalerweise“ von dem Befrag- Kinder zum Babysitter, in den Kindergarten, zur Schule ten selbst, „immer oder normalerweise“ vom Partner oder zu Freizeitaktivitäten bringen bzw. von dort abho- oder „von beiden Partnern ungefähr gleich oft“ durch- len. Dabei werden nur Paare berücksichtigt, die im ers- geführt wird. Dabei wird auf sechs Tätigkeiten Bezug ten Interview (2009) zumindest ein leibliches Kind unter 14 Jahren im gemeinsamen Haushalt hatten und die am zweiten Interview (2013) teilgenommen haben. Immer oder normalerweise Vater Beide Eltern ungefähr gleich oft Immer oder normalerweise Mutter 100 2 1 2 Paare teilen die Kinderbetreuungsaufgaben 4 7 3 nicht egalitär auf 80 33 47 Paare teilen die Kinderbetreuungsaufgaben nicht egali- 16 60 82 74 71 63 tär auf (Abbildung 9.1). Bei allen Aufgaben sind zumeist 40 die Mütter zuständig. Am ehesten ausgewogen sind die 20 Tätigkeiten „Mit Kindern spielen“ und „Kinder zu Bett 16 25 25 30 50 65 bringen“: 65 bzw. 50% der Eltern erledigen diese Auf- 0 Zu Hause Ankleiden Bei Zur Schule Zu Bett Spielen gaben ungefähr gleich oft. Bei immerhin 16 Prozent der bleiben, wenn Hausaufgaben bringen bringen krank helfen Familien bleiben auch die Väter bei den Kindern zu Hause, Abbildung 9.1: Aufteilung der Kinderbetreuungsaufgaben im wenn diese krank sind. 25% der Väter helfen den Kindern Jahr 2009 (in %) bei Hausaufgaben oder beim Ankleiden ungefähr gleich oft wie die Mütter. 100 Paare mit Kindern im Jahr 2009 Paare mit Geburt eines weiteren Kindes Die egalitäre Aufteilung der Kinderbetreuung zwischen 2009 und 2013 zwischen den Partnern verstärkt sich mit der Zeit 80 Paare, die kein weiteres Kind zwischen 2009 und 2013 bekommen haben 76 Zwischen 2009 und 2013 ist die Aufgabenaufteilung 60 65 66 63 zwischen Partnern zwar egalitärer geworden, doch hat 57 40 50 dies nicht immer mit der Geburt eines weiteren Kindes 39 34 zu tun: Paare teilen alle Kinderbetreuungstätigkeiten im 30 28 30 20 27 26 25 26 21 25 Jahr 2013 egalitärer auf (Abbildung 9.2). Bei Paaren, die 16 ein weiteres Kind zwischen 2009 und 2013 bekommen 0 Zu Hause bleiben, wenn Ankleiden Bei Zur Schule Hausaufgaben bringen Zu Bett bringen Spielen haben, ist der Anstieg bei den Tätigkeiten „Die Kinder krank helfen ankleiden“ und „Die Kinder zu Bett bringen“ größer; bei Abbildung 9.2: Paare, wo beide Partner „ungefähr gleich Paaren, die kein weiteres Kind bekommen haben, ist der oft“ verschiedene Kinderbetreuungsaufgaben durchführten Anstieg größer bei allen anderen Tätigkeiten. in den Jahren 2009 und 2013 (in %)
10. V eränderungen in der Aufteilung der Hausarbeit nach der Geburt des ersten Kindes CAROLINE BERGHAMMER UND NORBERT NEUWIRTH Bei noch kinderlosen Paaren sind zumeist beide Partner Angelegenheiten sowie das Organisieren sozialer Aktivi- in Vollzeit erwerbstätig, die Aufteilung der Hausarbeit täten. Sobald das erste Kind geboren war, erhöhte sich ist vergleichsweise ausgewogen. Die Geburt des ersten der Anteil an Paaren, in denen hauptsächlich die Frau Kindes verändert die Verteilung von Erwerbs- und Fa- für Aufgaben im Haushalt zuständig ist, während Paare milienarbeit jedoch so tiefgreifend und nachhaltig wie mit einer ausgeglichenen Aufteilung seltener werden. kein anderes Lebensereignis. Weder Heirat noch Geburt Dies trifft auf alle Tätigkeiten zu. Zusätzlich kümmern weiterer Kinder lösen ähnliche Retraditionalisierungs- sich Väter nun verstärkt um den finanziellen Bereich effekte aus wie der Übergang zur Elternschaft: Die nun (Abbildung 10.1). auch gewachsene Hausarbeit verdichtet sich neben der anfangs höchst intensiven Kinderbetreuung herkömm- Nach Geburt auch verstärkt unterschiedliche licherweise bei den Müttern, während Väter wieder Wahrnehmung von Männern und Frauen verstärkt die traditionelle Rolle des Familienernährers Betrachtet man die Einschätzungen zur Verteilung der übernehmen. Die bisherige Forschung konnte aber zei- Haushaltsarbeiten nach Geschlechtern getrennt, so wird gen, dass die meisten Hausarbeitstätigkeiten als weni- ersichtlich, dass sich auch diese ab der Geburt des ersten ger zufriedenstellend erlebt werden als Erwerbstätig- Kindes deutlicher unterscheiden. Waren beispielsweise keit oder Kinderbetreuungsarbeit. die Einschätzungen der Männer wie der Frauen bei der 17 Verteilung der Haushaltstätigkeit „Kochen“ vor Geburt Vor Geburt gleichmäßigere Aufteilung des ersten Kindes noch so gut wie deckungsgleich, so Die Paare teilten sich die Hausarbeit vor der Geburt des schätzen dieselben Personen nach der Geburt des ers- ersten Kindes noch wesentlich gleichmäßiger auf, den- ten Kindes diese Tätigkeit erkennbar unterschiedlich ein: noch waren vermehrt Frauen für die als typisch weiblich Frauen sehen das Kochen nun vorwiegend in ihrem Ver- geltenden Tätigkeiten zuständig (Mahlzeiten kochen, Ge- antwortungsbereich, Jungväter sehen diese Verlagerung schirr spülen, Essen einkaufen und staubsaugen), wäh- in geringerem Ausmaß. Die Zunahme dieser geschlechts- rend Männer in erster Linie Reparaturen übernahmen. spezifischen Unterschiede in der Einschätzung ist auch Am stärksten ausgewogen war die Regelung finanzieller bei sämtlichen anderen Haushaltstätigkeiten erkennbar. Lediglich die Verschiebung der Regelung finanzieller An- Normalerweise Mann Beide etwa gleich oft Normalerweise Frau Kinderlos Jungeltern gelegenheiten geht – auch aus Sicht der Frauen – Rich- 100 3 4 6 7 9 8 11 6 6 tung Jungväter. Diese verstärkten Diskrepanzen in der 23 28 25 80 35 Einschätzung hängen in erster Linie damit zusammen, 33 31 43 50 50 dass vorwiegend Mütter beim Kind bleiben. Arbeiten, die 60 62 79 80 69 40 78 von den Müttern unter Tags verrichtet werden, nehmen 59 51 40 72 die Väter nur beschränkt wahr. 59 57 51 47 20 42 37 31 18 14 16 25 Die Aufteilung der Haushaltsarbeit sowie die unter- 14 15 3 6 0 Aktivitäten schiedliche Wahrnehmung nähren auch Konflikte und Kochen Einkaufen Reparaturen organisieren Geschirrspülen Staubsaugen Finanzielles werden oft als problematisch erlebt: Bei einem Drittel Abbildung 10.1: Verrichtung von Haushaltstätigkeiten vor war die Zufriedenheit mit der Aufteilung gesunken, nur und nach der Geburt des ersten Kindes (in %) bei einem Viertel war sie gestiegen.
11. Heiratspläne – Wunsch und Wirklichkeit ANDREAS BAIERL Alle unverheirateten Personen wurden im GGS gefragt, weisen die 25- bis 29-Jährigen auf, am weitesten klaf- ob Sie vorhätten, in den nächsten drei Jahren zu heiraten. fen Wunsch und Wirklichkeit bei den 40- bis 45-Jähri- Nach der zweiten Erhebung lässt sich die Realisierung gen auseinander. dieses Vorhabens und die Diskrepanz zwischen Wunsch und Wirklichkeit analysieren. Wesentlich für die Umsetzung der Heiratspläne ist die Art der Partnerschaft: Nur zwei von zehn Personen in Auf die Frage, ob sie in den nächsten drei Jahren vorhät- einer LAT-Partnerschaft mit festen Heiratsabsichten ten zu heiraten, antworteten im Jahr 2009 43% der Un- („sicher ja“) heiratete danach. Lebte man mit dem Part- verheirateten mit „sicher nicht“, 32% mit „wahrscheinlich ner zusammen, so wurden die Ehepläne wesentlich öfter nicht“, 18% mit „wahrscheinlich ja“ und 7% mit „sicher umgesetzt. Sechs von zehn in Lebensgemeinschaften ja“ (Abbildung 11.1). Der Anteil der Personen, die danach ohne Kinder und vier von zehn in Lebensgemeinschaften tatsächlich heirateten oder unverheiratet bleiben, un- mit Kindern setzten ihr Vorhaben um (Abbildung 11.1). terscheidet sich deutlich abhängig von der Einschät- zung im Jahr 2009. Die Realisierung des Vorhabens be- Die Wahrscheinlichkeit für die Realisierung des Heiratswunsches verdoppelt sich mit der Geburt trägt selbst bei Personen, die sich sicher waren, in den eines Kindes nächsten drei Jahren zu heiraten, nur 39% (Tabelle 11.1). Zusätzlich zum Partnerschaftsstatus und zum Heirats- Das Alter ist für den Heiratswunsch höchst relevant wusch spielt die Geburt eines Kindes eine entscheidende 18 Rolle für die Eheschließung. Ein Drittel der Personen, die Während 11% der unverheirateten 30- bis 34-Jährigen seit 2009 ein Kind bekamen, heirateten auch. sicher vorhatten zu heiraten, waren es unter den 25- bis 29-Jährigen und 35- bis 39-Jährigen 9% bzw. 8%. In der 60 Heirat in Alter im Jahr 2009 60 Kein Partner 3 Jahren 18–24 25–29 30–34 35–39 40–45 Gesamt LAT 50 Lebensgemeinschaft ohne Kinder Sicher 2 2 5 6 1 3 40 Lebensgemeinschaft mit Kind(ern) 40 nicht 34 34 33 Wahr- 5 7 12 7 7 7 30 23 scheinlich 20 20 nicht 13 14 10 9 9 9 Wahr- 26 25 28 25 8 24 2 2 4 5 schein- lich ja Sicher Wahrscheinl. Wahrscheinl. Sicher nicht (43%) nicht (32%) ja (18%) ja (7%) Sicher ja 37 47 37 31 35 39 Heirat in den nächsten 3 Jahren (2009) Gesamt 7 13 16 13 5 10 Abbildung 11.1: Anteil der Personen, die 2009–2013 gehei- Tabelle 11.1: Anteil der Personen, die 2009–2013 geheiratet ratet haben, nach Partnerschaftsstatus 2009 (in %) haben (in %), nach Alter (im Jahr 2009) jüngsten und ältesten Gruppe planten nur jeweils 5%, in den nächsten drei Jahren zu heiraten. Die Verwirklichung dieses Vorhabens erweist sich als relativ unabhängig vom Alter (Tabelle 11.1). Den höchsten Realisierungsgrad an wahrscheinlich oder sicher geplanten Eheschließungen
12. Z ufriedenheit in der bestehenden Partnerschaft, Trennungsgedanken und Trennungen NORBERT NEUWIRTH Hohe Trennungs- und Scheidungsquoten tragen zur aktu- halb der vergangenen zwölf Monate über eine Trennung ellen demografischen Entwicklung Österreichs entschei- nachgedacht zu haben (Abbildung 12.2). Besonders groß dend bei. Hier wird untersucht, wie sich die Trennungs- ist der Unterschied bei Eltern: Über alle Partnerschaften risiken nach Familienform und nach Geschlechtersicht gaben 2009 ca. fünf Prozent der Väter, aber ein mehr unterscheiden. Dafür wurden all die Befragten ausge- als doppelt so hoher Anteil der Mütter an, eine Trennung wählt, die in beiden Befragungen mit dem gleichen Part- erwogen zu haben. Diese Werte sind bis 2013 insgesamt ner zusammenlebten bzw. sich zwischen den beiden Er- fast konstant geblieben. hebungszeitpunkten getrennt hatten. Mütter erwägen auch deutlich häufiger eine Frauen erkennbar unzufriedener mit ihrem Partner Trennung als Väter als umgekehrt Ein Teil der Paare des Jahres 2009 hat sich inzwischen Es ist gut ersichtlich, dass all jene, die 2013 mit dem auch tatsächlich getrennt. Da nicht nur ein, sondern gleichen Partner wie 2009 zusammenleben (ob verhei- vier Jahre zwischen den Erhebungen lagen, ist es nicht ratet oder in Lebensgemeinschaft ist hier zweitrangig), weiter verwunderlich, dass der Anteil der tatsächlich eine geringere Zufriedenheit mit der Partnerschaft aus- Getrennten höher ausfällt als jener der über zwölf Mo- weisen als vier Jahre zuvor (Abbildung 12.1). Auffallend nate Trennungsbereiten. Dies trifft v. a. auf die nach wie 19 ist jedoch – und dies traf 2009 in allen GGS-Ländern zu vor Kinderlosen zu, Trennungen von Eltern sind seltener. –, dass Frauen, v. a. Frauen mit Kindern, eine deutlich Unter den bisher stabilen Partnerschaften lässt sich niedrigere Zufriedenheit mit ihrer Partnerschaft aus- erkennen, dass sich die Anteile der kinderlosen Männer weisen als Männer. und Frauen mit Trennungsgedanken einander angleichen, 2009 2013 Paare ohne Kinder Männer ohne Kinder 9,5 16 Paare mit Kindern Männer mit Kindern 14 Frauen ohne Kinder 9,3 Frauen mit Kindern 12 9,1 10 9,6 9,5 8 16 9,4 9,4 9,4 8,9 13 9,2 6 11 11 12 11 9,1 9 4 8 8,7 8,9 5 2 4 8,5 0 Ohne Kinder Mit Kindern Ohne Kinder Mit Kindern Trennungs- Effektive Trennungs- Männer Frauen gedanken 2009 Trennungen gedanken 2013 Abbildung 12.1: Zufriedenheit mit dem/der gleichen Abbildung 12.2: Trennungsgedanken 2009, tatsächliche Partner/in Trennungen und Trennungsgedanken der 2013 noch in auf- rechter Partnerschaft Lebenden Doch wie wirken sich diese erkennbaren geschlechts- spezifischen Unterschiede bei tatsächlichen Trennungen Mütter weisen hingegen inzwischen die dreifache Tren- aus? Überblicksweise lässt sich feststellen, dass Frauen nungsneigung der Väter auf. auch zu einem deutlich höheren Anteil angeben, inner-
13. Veränderungen in Partnerschaften und im Kinderwunsch ÉVA BEAUJOUAN In unserer modernen Zeit, in der Partnerschaften großen Dynamischer Partnerschaftsprozess Veränderungen unterworfen sind, werden Beziehungen Zwischen 2009 und 2013 blieben die meisten der bereits relativ schnell eingegangen und gelöst. Wie stark än- bestehenden Partnerschaften intakt. Junge gingen sehr dern sich partnerschaftliche Konstellationen in einem häufig Partnerschaften ein (Abbildung 13.1). Knapp fünf Zeitraum von vier Jahren? Sowohl bei Eltern als auch Prozent der Befragten trennten sich von ihrem Partner, bei Kinderlosen kann ein veränderter Beziehungssta- manche davon gingen eine neue Partnerschaft ein, wobei tus zu einem Überdenken des Kinderwunsches führen. nur sehr wenige Frauen über 35 nach der Trennung eine So kann z. B. ein neuer Partner bzw. eine neue Partne- weitere Partnerschaft eingingen. Ein Fünftel der Männer rin den Wunsch nach einem gemeinsamen Kind wecken. im Alter von 35 bis 45 war partnerlos. Bei Frauen war Andererseits werden Alleinlebende, die partnerlos blei- die Situation anders: Zwar lebte weniger als ein Fünftel ben, möglicherweise ihren Kinderwunsch zahlenmäßig der 30- bis 34-Jährigen allein, doch stieg aufgrund von nach unten revidieren. selteneren Folgepartnerschaften die Zahl der Alleinle- benden danach wieder. Partnerlos zu beiden Zeitpunkten Trennung Partnerwechsel ohne neue Wechsel von partnerlos zu Partnerschaft Verpartnerung Gleicher Partner Änderung des Kinderwunsches aufgrund der 100 Familiensituation 20 80 Bei Personen der Altersgruppe 20-45, die mit dem glei- 60 chen Partner lebten oder partnerlos waren, zeigten sich nur geringfügige Änderungen des Kinderwunsches (Ab- 40 bildung 13.2). Bei einem Partnerwechsel oder einer neu- 20 en Partnerschaft war der Kinderwunsch jedoch im zwei- 0 ten Interview deutlich stärker ausgeprägt als im ersten. 20–24 25–29 30–34 35–39 40–45 20–24 25–29 30–34 35–39 40–45 Frauen Männer Während der Kinderwunsch von Frauen, die sich nach ihrer Trennung nicht erneut verpartnerten, zahlenmä- Abbildung 13.1: Partnerschaft 2009 und 2013 (in %) ßig gering ausgeprägt war und blieb, verringerte sich in der gleichen Situation der ursprünglich stärkere Kinder- Partnerwechsel wunsch der Männer markant (Abbildung 13.2: hellgrüner Gleicher Partner Bereich links von der Nulllinie bedeutet Abnahme). Es Männer Trennung ohne neue Verpartnerung zeigte sich auch, dass der Kinderwunsch bei Männern, Wechsel von partnerlos zu Partnerschaft die sich nach einer Trennung erneut verpartnerten, viel Partnerlos zu beiden Zeitpunkten stärker zunahm als bei Frauen in der gleichen Situation. Partnerwechsel Diese beiden Fakten lassen darauf schließen, dass der Kinderwunsch 2009 Gleicher Partner Kinderwunsch bei Männern viel stärker von einer (neuen) Änderungen 2013 Trennung ohne neue Verpartnerung Partnerschaft abhängig ist als bei Frauen. Frauen Wechsel von partnerlos zu Partnerschaft Partnerlos zu beiden Zeitpunkten –20 0 20 40 60 80 100 Abbildung 13.2: Wunsch nach einem Kind 2009 und 2013, 20- bis 45-Jährige (in %)
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