Tätigkeitsbericht 2016 - Hans-Bredow-Institut
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Hans‐Bredow‐Institut für Medienforschung an der Universität Hamburg Rothenbaumchaussee 36 20148 Hamburg Tel.: (+49 40) 45 02 17‐0 45 02 17‐12 Verlag 45 02 17‐22 Bibliothek 45 02 17‐41 Redaktion Fax: (+49 40) 45 02 17‐77 E‐Mail: info@hans‐bredow‐institut.de Internet: www.hans‐bredow‐institut.de Direktorium: Prof. Dr. Uwe Hasebrink, Prof. Dr. Wolfgang Schulz (Vorsitz) Bankverbindung: IBAN DE82 2105 0000 0173 9220 00, BIC HSHNDEHH Finanzamt Hamburg‐Nord – Steuernummer 17/408/01380 – VAT DE 118 71 7458 Mai 2017
ZUM TÄTIGKEITSBERICHT 2016 Die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz (GWK) Einzelmedien zu betrachten. So kann ein differen‐ hat den Wissenschaftsrat und die Leibniz‐ Gemein‐ ziertes Bild gezeichnet werden: Meinungsbil‐ schaft im Oktober 2016 gebeten, die Aufnahme dungsprozesse sind ohne Intermediäre nicht mehr der Stiftung Hans‐Bredow‐Institut in die gemein‐ denkbar, weil diese die Informations‐ und Kommu‐ same Förderung durch Bund und Länder zu prüfen. nikationspraktiken mittlerweile in vielfältiger Dabei geht es um die Beurteilung der wissen‐ Weise durchdringen. Zugleich sind Intermediäre schaftlichen Qualität, der überregionalen Bedeu‐ aber nur ein Baustein im Prozess der Meinungsbil‐ tung und der strukturellen Relevanz für das Wis‐ dung und greifen an verschiedenen Stufen dieses senschaftssystem. Prozesses unterschiedlich stark ein. Das Verfahren, über das in den letzten Jahren Im Forschungsprogramm 2 wird die Relevanz im Institut, aber auch bei seinen Freunden und der Kooperation mit der Informatik besonders Förderern viel gesprochen wurde, ist nun also an‐ deutlich. In digitalen Kommunikationsräumen ist gestoßen und wird im Jahr 2018 formal beendet der „Code“ ein normativer Faktor, der vom Institut sein. Das Jahr 2017 ist dementsprechend von der bereits im Zusammenwirken mit anderen Fakto‐ Aufnahme‐Evaluation geprägt. ren untersucht wurde. In Kooperation mit dem Dieser Bericht dokumentiert die Arbeit des In‐ Fachbereich Informatik der Universität Hamburg stituts im Jahr 2016. Anders als früher berichten und der TU Hamburg wird das Institut den Faktor wir nur über dieses Kalenderjahr und nicht noch Code jetzt weiter entschlüsseln und etwa die Ebe‐ über die ersten Monate des Folgejahres bis zur Be‐ nen Architektur und Engineering bei der Entste‐ richtserstellung. Eine kleine, aber symbolträchtige hung von Software‐Strukturen getrennt betrach‐ Änderung, verweist sie doch darauf, dass die für ten. Ziel ist zunächst die Erarbeitung eines gemein‐ die kontinuierliche Leistungsmessung bedeutsame samen Begriffsrahmens für die Beantwortung von Orientierung an Kalenderjahren Vorrang vor der Grundfragen der Gestaltung von Informationssys‐ reinen Informationsfunktion des Berichtes ge‐ temen in Bezug auf „Information Governance winnt. Technologies“, um dann ein vertieftes Verständnis Das letzte Jahr war vor allen Dingen durch zwei der Wechselwirkungen zwischen den Governance‐ Entwicklungen geprägt: zum einen die verstärkte Faktoren zu erlangen. Dazu wurden 2016 Mittel Profilierung durch die Orientierung an den For‐ der Landesforschungsförderung eingeworben. Zu‐ schungsprogrammen, die nun für die Zeit bis 2021 dem soll die Voraussetzung für eine größer ange‐ die Fokuspunkte der Arbeit bilden werden, zum legte Verbundforschung zu dem Thema geschaf‐ anderen die disziplinäre Erweiterung der Perspek‐ fen werden. tive durch Kooperationen mit der Informatik, die Der Bericht über die Leistungen des Instituts im sich in den Forschungsprogrammen niederschlägt. letzten Jahr bietet Anlass, den institutionellen För‐ Bei der Beantwortung der Frage, wie sich die derern des Instituts zu danken, die die notwendi‐ Gesellschaft informiert, konzentriert sich die Ar‐ gen Voraussetzungen für diese Arbeit schaffen: die beit am Forschungsprogramm 1 auf zwei Typen Freie und Hansestadt Hamburg, die NDR Media von Akteuren: Produzenten journalistisch‐redakti‐ GmbH, das Zweite Deutsche Fernsehen, die Medi‐ oneller Inhalte und Informations‐Intermediäre wie enanstalten sowie die Medienstiftung Hamburg. Social Media oder Suchanbieter. Hier bewährt sich der Ansatz des Instituts, Informationsangebote im Hamburg, im Mai 2017 Zusammenspiel zu untersuchen und nicht allein Uwe Hasebrink, Wolfgang Schulz
INHALT A. FORSCHUNG FÜR DIE MEDIENGESELLSCHAFT: DAS PROFIL DES HANS‐BREDOW‐INSTITUTS.................. 9 Forschungsprogramm 1: „Transformation öffentlicher Kommunikation: Journalistische und intermediäre Funktionen im Prozess der Meinungsbildung“ ................................. 11 Forschungsprogramm 2: „Regelungsstrukturen und Regelbildung in digitalen Kommunikationsräumen“ ..................................................................................................... 18 Forschungsprogramm 3: „Wissen für die Mediengesellschaft“ .............................................................. 26 Postdoc‐Kolleg „Algorithmed Public Spheres“ ........................................................................................ 35 B. NACHWUCHSFÖRDERUNG....................................................................................................................... 36 C. KOOPERATION .......................................................................................................................................... 39 D. WISSENSTRANSFER, BERATUNG UND SERVICEANGEBOTE ..................................................................... 46 E. PUBLIKATIONEN UND VORTRÄGE ............................................................................................................ 48 F. VERANSTALTUNGEN ................................................................................................................................ 59 G. GESCHICHTE – ORGANE – BEIRAT – FINANZIERUNG ............................................................................... 61 H. MITARBEITER/INNEN UND ORGANISATION DES INSTITUTS.................................................................... 64
PROJEKTÜBERSICHT FORSCHUNGSPROGRAMM 1: „TRANSFORMATION ÖFFENTLICHER KOMMUNIKATION: JOURNALISTISCHE UND INTERMEDIÄRE FUNKTIONEN IM PROZESS DER MEINUNGSBILDUNG“ Journalism: New Organisational Models, Changing Audience Relationships, and Their Effect on Journalistic Output............................................................................................................................................... 12 Reuters Institute Digital News Survey ................................................................................................................. 12 Relevanz einzelner Medienangebote und digitaler Dienste für die Meinungsbildung ...................................... 13 Was bedeutet Meinungsmacht heute? Interdisziplinäre Dekonstruktion eines Begriffs .................................. 13 SCAN – Systematische, semi‐automatische Inhaltsanalyse von Nutzerkommentaren für Journalist(inn)en .... 14 Wenn aus Daten Journalismus wird: eine fortlaufende Inhaltsanalyse der Nominierungen für den jährlichen Data Journalism Award .......................................................................................................... 14 Journalism Elsewhere .......................................................................................................................................... 15 Media Performance and Democracy................................................................................................................... 15 Media Pluralism Monitor ..................................................................................................................................... 15 Forschungsverbund „Transforming Communications“ ....................................................................................... 16 Public Connection ................................................................................................................................................ 16 Mediennutzung von Menschen mit Behinderung .............................................................................................. 17 Soziale Medien und vernetzte Öffentlichkeiten.................................................................................................. 17 Promotionsprojekt Nachrichtennutzung auf sozialen Netzwerkplattformen .................................................... 17 Promotionsprojekt Branded Journalists. Theoretische Konzeption und empirische Exploration von Markenführung im Journalismus......................................................................................................................... 18 FORSCHUNGSPROGRAMM 2: „REGELUNGSSTRUKTUREN UND REGELBILDUNG IN DIGITALEN KOMMUNIKATIONSRÄUMEN“ Information Governance Technologies: Ethics, Policies, Architectures, Engineering ........................................ 20 Doing Internet Governance: Constructing Normative Structures Inside and Outside Intermediary Organisations ................................................................................................................................. 20 Die Macht der Informationsintermediäre – Erscheinungsformen, Strukturen und Regulierungsoptionen ...... 21 MIRACLE (Machine‐readable and Interoperable Age Classification Labels in Europe) ...................................... 21 Softwaresysteme, Öffentlichkeit und Teilhabe ................................................................................................... 22 Privacy in Deutschland und China: ein Rechtsvergleich...................................................................................... 22 Promotionsprojekt Inhaltliche Gebote aktiver staatlicher Informationstätigkeit .............................................. 23 Promotionsprojekt Netzneutralität im Internet – Gebotenheit und Gewährleistung durch das bestehende Recht ............................................................................................................................... 23 Promotionsprojekt Gewährleistung der Möglichkeit internetbasierter Kommunikation – eine Vermessung des grundgesetzlichen Schutzkonzepts.................................................................................. 24 Promotionsprojekt Code als neuralgischer Punkt der Internetregulierung ....................................................... 24
Promotionsprojekt Die Behandlung algorithmischer Kommunikate im deutschen Verfassungsrecht .............. 24 Promotionsprojekt Schulisches Disziplinarrecht und die Bekämpfung von Cyberbullying – eine Analyse mit rechtsvergleichenden Elementen ............................................................................................ 25 Promotionsprojekt Die Rechtsfigur der Störerhaftung – Diskussion im Hinblick auf die Grenzen richterlicher Rechtsfortbildung ............................................................................................................. 25 FORSCHUNGSPROGRAMM 3: „WISSEN FÜR DIE MEDIENGESELLSCHAFT“ Kompetenzbereich "Aufwachsen in digitalen Medienumgebungen und Jungednmedienschutz" EU Kids Online – Internetnutzung von Kindern und Jugendlichen im europäischen Vergleich ......................... 27 Jugendmedienschutzindex .................................................................................................................................. 27 Digitale Audiostifte: Rolle und Nutzung in der Familie ....................................................................................... 28 Socialisation: Growing Up in a Changing Media Environment............................................................................ 28 COST‐Action „The Digital Literacy and Multimodal Practices of Young Children” (DigiLitEY) ............................ 28 Promotionsprojekt Entscheidungen unter Ungewissheit im Jugendmedienschutz – Untersuchung der spielraumprägenden Faktoren gesetzgeberischer und behördlicher Entscheidungen bei Wissensdefiziten ... 29 Promotionsprojekt Mobile Medien in der elterlichen Medienerziehung........................................................... 29 Kompetenzbereich "Public Service und Public Value" Gutachten für den Kommunikations‐ und Medienbericht der Bundesregierung 2016/2017 ........................... 29 Der individuelle Wert von Medienangeboten..................................................................................................... 30 Kompetenzbereich "Gesundheitskommunikation" Entwicklung einer Informationsplattform zum Thema Komplementärmedizin ................................................. 30 Marktanalyse Gesundheitskommunikation ........................................................................................................ 30 Big Data & Health Communication...................................................................................................................... 31 Netzwerk „Medien und Gesundheitskommunikation“ ....................................................................................... 31 Pomotionsprojekt Audiovisuelles Framing in der Gesundheitskommunikation ................................................ 31 Kompetenzbereich "Mediengeschichte" Ankunft im Radio. Flucht und Vertreibung in west‐ und ostdeutschen Hörfunkprogrammen 1945‐1961 ....... 32 Entangled Media Histories (EMHIS) .................................................................................................................... 32 Transnational Media Histories – eine Kooperation mit der Macquarie University in Sydney............................ 33 Media Memory: Kommunikation über Vergangenheit ....................................................................................... 33 Sounds like ... vergangene Töne und historische Kommunikationsprozesse ..................................................... 33 Privat und Öffentlich‐Rechtlich – Wie das duale Rundfunksystem in der Bundesrepublik eingeführt wurde .. 33 Imagined Communities: Space‐related Constructions of Cities’ Collectivity in Times of Analogue Media ....... 34 Promotionsprojekt „Fernseh‐Erinnerungen“. Eine Untersuchung subjektiv wahrgenommener Medienwirkungen auf mentale und kollektive Repräsentationen vom Holocaust ............................................ 34
A. FORSCHUNG FÜR DIE MEDIENGESELLSCHAFT: DAS PROFIL DES HANS‐BREDOW‐INSTITUTS Dem Hans‐Bredow‐Institut geht es in seiner For‐ Diese Programme sind jeweils disziplinübergrei‐ schung um medienvermittelte öffentliche Kom‐ fend konzipiert. munikation, unabhängig davon, auf welchen tech‐ Aus der Aufgabe des Hans‐Bredow‐Instituts, nischen Plattformen die Kommunikation stattfin‐ die Entwicklung öffentlicher Kommunikation in det. Mit der Problemorientierung der Forschung der Mediengesellschaft zu erforschen, leiten sich geht dabei ein besonderes Interesse an den jeweils seine drei aktuellen Forschungsprogramme (Lauf‐ „neuen“ Medien einher, zu deren Verständnis und zeit: 2016–2021) ab, die quer zu den disziplinären Gestaltung das Institut beitragen will. Säulen verlaufen. Zwei dieser Programme gehen Dieser Gegenstandsbereich erfordert interdis‐ von konkreten Leitfragen aus, die in konzertierter ziplinäre Forschung. Die fachlichen Hintergründe Form beantwortet werden sollen; das dritte Pro‐ der Forscherinnen und Forscher am Institut sind gramm bündelt die in den Kompetenzbereichen entsprechend vielfältig; die Organisationsstruktur des Instituts stattfindende Transferforschung und des Instituts umfasst eine kommunikationswissen‐ rückt die Metafrage in den Fokus, wie die Ergeb‐ schaftliche und eine rechtswissenschaftliche nisse dieser Forschung als Wissen über und für die Säule. Zunehmende Bedeutung erlangt für das Mediengesellschaft fruchtbar gemacht werden Institut die international vergleichende Forschung; können. um dies zu erleichtern, ist das Institut in mehreren Ergänzt werden diese Programme durch ein internationalen Forschungsnetzwerken aktiv. Nachwuchskolleg, in dem exzellente Nachwuchs‐ Das wissenschaftliche Profil des Hans‐Bredow‐ wissenschaftlerinnen und ‐wissenschaftler aus Instituts wird geprägt durch seine Forschungspro‐ dem In‐ und Ausland innovative Themen behan‐ gramme: Programmbezogene Forschung orien‐ deln, von denen Impulse für künftige Programme tiert sich an grundlegenden und auf einen Zeit‐ ausgehen können. In der ersten Phase widmet sich raum von mehreren Jahren angelegten Fragestel‐ das Kolleg dem Thema „Algorithmed Public Sphe‐ lungen, die durch aufeinander aufbauende Eigen‐ res“. und Drittmittelforschung bearbeitet werden. 9
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FORSCHUNGSPROGRAMM 1: „TRANSFORMATION ÖFFENTLICHER KOMMUNIKATION: JOURNALISTISCHE UND INTERMEDIÄRE FUNKTIONEN IM PROZESS DER MEINUNGSBILDUNG“ Wie stellt sich Journalismus auf die konvergente Medienumgebung ein? Wie verändern sich Nachrichtennutzung und öffentliche Teilhabe? Welchen Einfluss haben Informationsintermediäre auf Meinungsbildung und wie kann Regulierung darauf reagieren? Ausgangspunkt des Forschungsprogramms 1 sind denen sich Ansatzpunkte für eine Regulierung ab‐ die durch die Digitalisierung der Medienproduk‐ leiten lassen, die die Informationsfunktionen der tion, ‐distribution und ‐nutzung ausgelösten Trans‐ Medien absichern will. formationsprozesse der medienvermittelten öf‐ Konkret wird untersucht, wie sich etablierte fentlichen Kommunikation. Sie haben Entgrenzun‐ und neue Anbieter im Feld des Journalismus auf gen zur Folge, die dazu führen, dass die aus Anbie‐ die sich zunehmend ausdifferenzierende Medien‐ ter‐ und Nutzersicht, aber auch aus einer norma‐ umgebung und Mediennutzung, auf die Automati‐ tiv‐gesellschaftlichen Perspektive bislang relativ sierung und Algorithmisierung der eigenen Ar‐ klar differenzierbaren Angebotstypen und Infor‐ beitsprozesse, aber auch auf die Konkurrenz durch mationsfunktionen an Trennschärfe verlieren: Ne‐ funktional äquivalente Leistungen nicht‐journalis‐ ben professionellen Journalismus und klassische tischer Dienste und Anbieter einstellen. Ziel ist die Massenmedien treten neue Akteure, algorith‐ Entwicklung eines konzeptionellen, theoretischen misch operierende Intermediäre sowie Nutzerin‐ und methodischen Rahmens, der die Abgrenzung nen und Nutzer selbst, die sich zunehmend ein‐ „journalistisch‐redaktioneller“ Angebote von flussreich an der Herstellung von Öffentlich‐ sonstigen Kommunikationsangeboten erlaubt. keit(en) beteiligen. Dies wirft die Frage auf, zu wel‐ Entsprechend wird im Hinblick auf die Mediennut‐ chen Machtverschiebungen es hierbei in einem zung untersucht, wie und mithilfe welcher kom‐ Kommunikationssystem kommt, dem in der Ge‐ munikativer Praktiken sich Menschen informieren sellschaft traditionell die Kernfunktion zukommt, und mit Öffentlichkeit(en) in Beziehung setzen. Öffentlichkeit herzustellen und zur Meinungsbil‐ Hierbei stellt sich die Frage, welche Funktionen In‐ dung beizutragen. termediäre einerseits und journalistisch‐redaktio‐ Das zentrale Erkenntnisinteresse des For‐ nelle Angebote andererseits im Informationsre‐ schungsprogramms besteht darin, besser zu ver‐ pertoire unterschiedlicher Nutzergruppen erfül‐ stehen, wie unter diesen Bedingungen, und ausge‐ len. handelt zwischen Anbietern und Nutzern, Öffent‐ Die gesellschaftliche Relevanz der so be‐ lichkeit hergestellt wird. Um diesen grundlegen‐ obachtbaren Veränderungen ergibt sich unter an‐ den Zusammenhang untersuchen zu können, wer‐ derem aus dem Einfluss, den medial vermittelte den im Rahmen des Forschungsprogramms die Kommunikation auf die Prozesse individueller und Verschränkungen in den Blick genommen, die zwi‐ gesellschaftlicher Meinungsbildung hat bzw. ha‐ schen Informationsproduktion, Informationsange‐ ben kann. Für die Bestimmung unterschiedlicher boten und Informationsnutzung bestehen und aus Formen der Einflussnahme fehlt es derzeit aber an 11
Hans‐Bredow‐Institut – Tätigkeitsbericht 2016 begrifflichen und konzeptionellen Grundlagen. So Rahmen für medienbezogene Einflüsse auf Mei‐ ist der Rechtsbegriff der „vorherrschenden Mei‐ nungsbildungsprozesse erarbeitet, der eine nungsmacht“, auf den derzeit rundfunkrechtliche Grundlage dafür schafft, auf die beschriebenen Vielfaltskontrolle aufbaut, bei näherer Betrach‐ Transformationen rechtlich zu reagieren. tung in allen Begriffsteilen unklar, etwa im Hinblick Sprecher/in: W. Loosen, S. Dreyer auf die Begriffsweite der „Meinung“ und die Frage nach der Art des Einflusses und seiner Vermittlung, Bearbeiter/in: K. Dankert, U. Hasebrink, A. Heldt, aber auch in Bezug auf das Verständnis von „Mei‐ S. Hölig, M. Lose, L. Merten, J. Reimer, L. van nungsbildungsprozessen“. Daher wird im Rahmen Roessel, J.‐H. Schmidt, H.‐D. Schröder, des Forschungsprogramms ein konzeptioneller W. Schulz, L. Ziebarth LEITPROJEKTE IM FORSCHUNGSPROGRAMM 1 Journalism: New Organisational Models, Reuters Institute Digital News Survey Changing Audience Relationships, and Their Das Hans‐Bredow‐Institut ist deutscher Partner Effect on Journalistic Output des Reuters Institute for the Study of Journalism Wie wirkt sich die Entwicklung des Internets und an der Universität Oxford, das seit 2012 jährlich sozialer Medien auf die Organisation des Journa‐ Befragungen zur Nachrichtennutzung über sämtli‐ lismus, veränderte Publikumsbeziehungen und die che Plattformen und Dienste hinweg durchführt. Berichterstattung aus? Dies untersucht ein Projekt Wie die Bevölkerung bzw. verschiedene Bevölke‐ im Rahmen des Forschungsverbundes „Transfor‐ rungsgruppen ihre Nachrichtennutzung verändern ming Communications“. und welche Rolle die verschiedenen technischen Die Publikumsbeziehungen von Journalistin‐ Plattformen und Nachrichtendienste dabei spie‐ nen und Journalisten wie auch die Organisation, in len, steht im Zentrum des Reuters Institute Digital die sie eingebettet sind, haben einen Einfluss auf News Survey. Produktion von Inhalten und Berichterstattung. Hierfür wurden 2016 zeitgleich Befragungen in Neue Medienangebote wie BuzzFeed, Correct!v, 26 europäischen und außereuropäischen Ländern Edition F, Heftig.com und Huffington Post binden realisiert, um generelle Trends, aber auch natio‐ beispielsweise das Internet und soziale Medien nale Besonderheiten erkennen zu können. Die auf neuartige und andere Weise ein als viele der deutschen Ergebnisse für 2016 zeigen, dass die etablierten Medien. In diesem Projektvorhaben Nachrichtennutzung in der Gruppe der 18‐ bis 24‐ soll untersucht werden, welche neuen journalisti‐ Jährigen im Vergleich zum Vorjahr in allen Gattun‐ schen Organisationen und Organisationsformen gen zurückgegangen ist, 21 Prozent beziehen entstehen, wie Journalistinnen und Journalisten in Nachrichten ausschließlich über Quellen aus dem unterschiedlichen Organisationen ihre Beziehung Internet, darunter 8 Prozent ausschließlich über zu ihrem Publikum gestalten und wie dies ihre Ar‐ soziale Medien. Die gründlichere Nachrichtennut‐ beit und letztendlich ihre journalistischen Beiträge zung erfolgt aber immer noch über klassische beeinflusst. Nachrichtenmedien wie die Tageszeitung morgens Das Vorhaben war Bestandteil des Verbundan‐ und die Fernsehnachrichten abends. Die im Rah‐ trags „Transforming Communications“ und wird men der Untersuchung erhobenen Daten bilden 2017 als Einzelprojektantrag bei der DFG einge‐ eine wichtige Grundlage auch für weitere For‐ reicht. schungsprojekte des Instituts und für die Bewer‐ tung der Veränderung des Nutzungsverhaltens, Bearbeiter/in: W. Loosen (Ansprechpartnerin), J. Reimer 12
Projekte Forschungsprogramm 1 die wiederum Grundlage etwa für Vorschläge im und YouTube, in Teilen auch Instant‐Messaging‐ Bereich der Medien‐Regulierung bildet. Plattformen unterstützen – gerade auch im Zusam‐ Die Ergebnisse 2016 sind als Arbeitspapier des menspiel mit journalistisch‐publizistischen Angebo‐ Hans‐Bredow‐Instituts Nr. 38 erschienen. ten – die Wahrnehmung von gesellschaftlich geteil‐ ten Problemlagen, Deutungen und Meinungsvertei‐ Bearbeiter: S. Hölig (Ansprechpartner), lungen, indem sie Anschlusskommunikation von U. Hasebrink Teilen des Publikums sichtbar machen. Für die For‐ Kooperationspartner: D. Levy, N. Newman, R. K. mierung eigener Einstellungen und Meinungen so‐ Nielsen, Reuters Institute for the Study of wie daraus resultierender Handlungsabsichten sind Journalism allerdings die Face‐to‐Face‐Kommunikation mit Drittmittelgeber: die medienanstalten, ZDF dem eigenen sozialen Umfeld sowie die Berichter‐ stattung publizistischer Medien, denen Vertrauen Relevanz einzelner Medienangebote und entgegengebracht wird, nach wie vor bedeutsam. digitaler Dienste für die Meinungsbildung Bearbeiter/in: U. Hasebrink (Ansprechpartner), Auch wenn die Nutzung von Intermediären weit J.‐H. Schmidt, L. Merten verbreitet ist, sind Online‐Intermediäre in der Re‐ Drittmittelgeber: die medienanstalten gel nicht zentrale Quellen des Informationsreper‐ toires zu gesellschaftlich relevanten Ereignissen. Was bedeutet Meinungsmacht heute? Zu diesem Ergebnis kommt eine am Hans‐Bredow‐ Interdisziplinäre Dekonstruktion eines Begriffs Institut durchgeführte Studie, die im Auftrag der Der Begriff der „vorherrschenden Meinungsmacht“ Medienanstalten entstand. Nachdem erste Ergeb‐ (§ 26 Rundfunkstaatsvertrag) ist zentral für die nisse der qualitativen Studie bereits in der Veran‐ Vielfaltssicherung im Rundfunkrecht. Umso er‐ staltung der Medienanstalten „Intermediäre und staunlicher erscheint, dass kaum Einigkeit darüber Meinungsbildung“ im November 2016 vorgestellt besteht, was er bezeichnet. Geht es nur um Mei‐ wurden, ist auch der wissenschaftliche Endbericht nungen zu gesellschaftlich relevanten Themen online verfügbar. und, wenn ja, wie sind diese zu bestimmen? Wann Die Studie basiert auf Gruppen‐ und Einzelin‐ hat jemand Macht darüber? Und kann das System terviews mit insgesamt 27 Befragten und verfolgt öffentlicher Meinungsbildung so umschlagen, dass einen innovativen repertoire‐orientierten Ansatz, jemand „vorherrschenden“ Einfluss besitzt? gestützt auf visualisierte Medienrepertoirekarten Die Beantwortung dieser Fragen drängt, denn der einzelnen Befragten. neben traditionellen Medien wird immer stärker Auch wenn Intermediäre Informations‐ und auch Akteuren Macht im Meinungsbildungspro‐ Kommunikationspraktiken mittlerweile in vielfälti‐ zess zugesprochen, die Algorithmen kontrollieren ger Weise durchdringen und somit aus den Prozes‐ bzw. Dienstleistungen anbieten, die auf „Künstli‐ sen der Meinungsbildung nicht mehr wegzudenken cher Intelligenz“ basieren, etwa Suchmaschinen. sind, entkräften die Ergebnisse die Befürchtungen Auch diese neuen Formen Internet‐basierter Kom‐ der einseitigen Meinungsbildung durch algorith‐ munikation können derzeit nur über das Konstrukt misch generierte Filterblasen. Intermediäre sind der „medienrelevanten verwandten Märkte“ ein‐ nur ein Baustein im Prozess der Meinungsbildung bezogen werden. Ein Grundlagenprojekt zur Be‐ und greifen an verschiedenen Stufen dieses Prozes‐ antwortung der o. g. Fragen befindet sich in der ses unterschiedlich stark ein: Alle Intermediäre sind Phase der Konzeption. bei ihren Nutzerinnen und Nutzern Teil der Wis‐ sens‐ und Informationssuche, wenngleich sie sich Bearbeiter/in: W. Schulz (Ansprechpartner), unterschiedlich gut für unterschiedliche Informati‐ S. Dreyer, T. Mast onsbedürfnisse eignen. Insbesondere Facebook 13
Hans‐Bredow‐Institut – Tätigkeitsbericht 2015/2016 WEITERE PROJEKTE IM FORSCHUNGSPROGRAMM 1 SCAN – Systematische, semi‐automatische Wenn aus Daten Journalismus wird: eine Inhaltsanalyse von Nutzerkommentaren für fortlaufende Inhaltsanalyse der Journalist(inn)en Nominierungen für den jährlichen Data Journalism Award Wie können Leserkommentare bei News‐Artikeln semi‐automatisch ausgewertet werden? Im SCAN‐ Ob „Swiss Leaks“ oder „Panama Papers“ – „Daten‐ Projekt wird ein Software‐System entwickelt, das journalismus“ ist derzeit hoch aktuell. Wie sich Journalist(inn)en dabei unterstützen soll, Meinun‐ diese neue Form von Journalismus entwickelt, gen, Anregungen zum Thema oder weiterführende wird anhand journalistischer Texte untersucht, die Informationen in Nutzerkommentaren zu identifi‐ für den Data Journalism Award nominiert wurden. zieren und für journalistische Zwecke nutzbar zu Datenjournalismus (oder: datengetriebener machen. Journalismus) ist nicht nur im Journalismus selbst, Journalistische Redaktionen sind mit einer zu‐ sondern auch in der Forschung zu einem Boom‐ nehmenden Menge von Publikumsfeedback, bei‐ Thema geworden. Bisher fehlte jedoch eine Stu‐ spielsweise in Foren, Kommentarbereichen und die, die über mehrere Jahre und über Län‐ Social Media konfrontiert. Allein die Menge an dergrenzen hinweg nachzeichnet, wie sich die Kommentaren und anderen Rückmeldungen aus neue datengetriebene Art der Berichterstattung dem Publikum stellt Redaktionen vor enorme Her‐ (weiter‐)entwickelt. An diesem Punkt setzt das ausforderungen. Ein Großteil der Anstrengungen Projekt „Wenn aus Daten Journalismus wird“ an: konzentriert sich bisher auf die Schattenseiten die‐ Seit 2013 wird jährlich analysiert, was man als den ser Entwicklung: das Herausfiltern von Spam, Hate „Gold‐Standard“ des internationalen Datenjour‐ Speech oder propagandaverdächtigen Inhalten. nalismus bezeichnen kann: die Projekte, die für Das SCAN‐Projekt in Zusammenarbeit mit Prof. den Data Journalism Award nominiert sind. Dieser Dr. Walid Maalej und seinem Team von der Infor‐ Preis wird jedes Jahr vom Global Editors Network matik der Universität Hamburg verfolgt demge‐ für die besten datengetriebenen Geschichten genüber einen konstruktiven Ansatz und will Jour‐ vergeben. nalist(inn)en dabei unterstützen, „journalistischen Analysiert wird, welche Medien die Stücke Sinn“ aus Nutzerkommentaren zu ziehen – für die produzieren (Zeitungen, TV‐Sender usw.), welche eigene Arbeit, aber auch für das Publikum selbst. Themen sie behandeln (Politik, Wirtschaft, Sport So sollen z. B. hilfreiche Kommentare schneller usw.), welche Arten von Daten sie dafür nutzen aufzufinden oder auch unterschiedliche Meinun‐ (Geodaten, Finanzdaten, Umfrageergebnisse gen zu einem Thema zu identifizieren sein. usw.), aus welchen Quellen diese stammen (Re‐ Wiebke Loosen und Lisa Merten stellten die in‐ gierungsorganisationen, NGOs, Unternehmen terdisziplinäre Kooperation im 15. Bredowcast vor. usw.), mit welchen Mitteln sie visuell dargestellt werden (Diagramme, Karten, Tabellen usw.) und Bearbeiter/innen: W. Loosen welche Möglichkeiten sie den Nutzerinnen und (Ansprechpartnerin), L. Merten, J. Reimer, Nutzern bieten, die Daten selbst interaktiv zu L. van Roessel erkunden (in Karten hineinzoomen, Daten nach Kooperationspartner: Prof. Dr. W. Maalej, dem eigenen Wohnort filtern usw.). Universität Hamburg Durch den Vergleich über die einzelnen Jahre Drittmittelgeber: Google Computational werden Trends in der Entwicklung des noch jungen Journalism Research Programme Berichterstattungsstils ebenso deutlich wie bisher ungenutzte Potenziale. 14
Projekte Forschungsprogramm 1 Bearbeiter/in: W. Loosen (Ansprechpartnerin), fragen behandeln. Doch wie ist es um die publizis‐ J. Reimer tische Qualität des Informationsangebots aller ta‐ gesaktuellen Medien im deutschsprachigen Raum Journalism Elsewhere bestellt? Ein internationales Forscher(inn)en‐Netzwerk un‐ Das Institut beteiligt sich an einem Forschungs‐ tersucht, wie Journalismus an ungewöhnlichen Or‐ vorhaben, das unter Federführung der Universität ten produziert wird oder von Menschen, die vor‐ Düsseldorf gemeinsam mit Kolleginnen und Kolle‐ mals gar nicht oder nicht vorrangig in die Nachrich‐ gen aus Mainz, Wien und Zürich vorbereitet wird. tenproduktion eingebunden waren. Ziel ist die Realisierung einer vergleichenden Stu‐ Drohnen‐Pilot(inn)en, die „Copter‐Journalis‐ die zur publizistischen Qualität des Informations‐ mus“ betreiben; Comic‐Zeichner(inn)en, die Re‐ angebots aller tagesaktuellen Medien in Deutsch‐ portagen mittels Graphic Novels erzählen; Statisti‐ land, Österreich und der Schweiz. Zentraler Be‐ kerInnen und Informationsdesigner(inn)en, die standteil sind inhaltsanalytische Untersuchungen, große Datenmengen in investigativen Recherchen mit denen drei demokratietheoretisch abgeleitete verarbeiten; Software‐Entwickler(inn)en, die Algo‐ Kriterienbündel erfasst werden sollen: Relevanz, rithmen automatisch Berichte schreiben lassen; Pluralität und Deliberation. Satiriker(inn)en sowie Anchormänner und ‐frauen, Das Institut bringt in diesen Verbund vor allem die ihrem Publikum relevante Themen auf unter‐ seine Expertise im Hinblick auf die Rolle von Qua‐ haltsame Weise nahebringen: Im Zeitalter digital lität für die Publika von Informationsangeboten vernetzter Medien werden Nachrichten nicht ein. mehr nur von professionellen Journalist(inn)en Bearbeiter: U. Hasebrink (Ansprechpartner), produziert, sondern zunehmend auch von Akteu‐ S. Hölig rInnen an der Peripherie des Journalismus. Kooperationspartner: Prof. Dr. R. Weiß und Prof. Das Hans‐Bredow‐Institut ist Teil eines interna‐ Dr. O. Jandura (Universität Düsseldorf), Prof. tionalen Netzwerks von Forscher(inn)en, das der‐ Dr. B. Stark und Dr. M. Magin (Universität artige Fälle untersucht, in denen Journalismus an Mainz), Dr. J. Seethaler (Institut für außergewöhnlichen Orten, auf ungewohnte Art Vergleichende Medien‐ und und Weise oder unter Beteiligung von eher unüb‐ Kommunikationsforschung, Wien), Prof. Dr. O. lichen Akteur(inn)en entsteht. Ziel ist, die „sich Jarren (Universität Zürich) ausfransenden Ränder“ des Journalismusfelds zu erkunden und ihren Einfluss auf seinen „Kern“: die Media Pluralism Monitor großen Redaktionen der traditionellen Medien‐ häuser und ihre Berichterstattung. Wie steht es um die Medienvielfalt innerhalb der EU? Wie schneiden verschiedene Länder im Ver‐ Bearbeiter/in: W. Loosen (Ansprechpartnerin), gleich ab und welche Risiken sind erkennbar? In J. Reimer der vergleichenden Untersuchung „Media Plura‐ Kooperationspartner/innen: Ass. Prof. Dr. T. lism Monitor“ werden im Auftrag der EU‐Kommis‐ Witschge (University of Groningen; sion die Medienvielfalt sowie Aspekte der Regulie‐ Projektleitung) und 10 weitere rung und Organisation in den EU‐Mitgliedsländern Wissenschaftler(innen) aus fünf Ländern bewertet und gegenübergestellt. Das Hans‐Bre‐ dow‐Institut lieferte Ergebnisse für Deutschland Media Performance and Democracy zu. Demokratie erfordert Informationsangebote, die Die wiederkehrende Studie, durchgeführt vom für die Gesellschaft relevante Themen und Streit‐ Centre for Media Pluralism and Media Freedom des European University Institute (Florenz), erfasst 15
Hans‐Bredow‐Institut – Tätigkeitsbericht 2016 insbesondere Aspekte der Medienregulierung und Kooperationspartner: 30 Wissenschaftler(innen) der Medienmärkte so, dass sie international ver‐ aus dem Zentrum für Medien‐, gleichbar werden. Dabei geht es einerseits um ge‐ Kommunikations‐ und setzliche Vorkehrungen, andererseits um Indikato‐ Informationsforschung (ZeMKI), dem ren für tatsächliche Vielfalt in Medienorganisatio‐ Forschungszentrum für Ungleichheit und nen und Medienangeboten. Neben der rechtli‐ Sozialpolitik (SOCIUM) und dem Institut für chen Verankerung von Medienfreiheit und Medi‐ Informationsmanagement (ifib) in Bremen envielfalt werden auch die kulturelle, die geogra‐ sowie von der Fakultät für phische und die politische Vielfalt sowie die Medi‐ Geisteswissenschaften, der Fakultät für enkonzentration und die Funktion der Rundfunk‐ Rechtswissenschaft, der Fakultät WiSo und anstalten in den Blick genommen. em Research Center for Media and Communication (RCMC) der Universität Bearbeiter: W. Schulz, H.‐D. Schröder Hamburg (Ansprechpartner), K. Dankert Drittmittelgeber: European University Institute Public Connection Wie Menschen über Medien einen Bezug zur Öf‐ Forschungsverbund „Transforming fentlichkeit herstellen und damit die kommunika‐ Communications“ tiven Figurationn von Öffentlichkeiten verändern, Das Institut beteiligt sich an dem Forschungsver‐ untersucht ein Projekt im Rahmen des Forschungs‐ bund „Kommunikative Figurationen“ der Universi‐ verbunds „Kommunikative Figurationen“. täten Bremen und Hamburg, welcher untersucht, In tiefgreifend mediatisierten Medienumge‐ wie sich die tiefgreifende Mediatisierung auf die bungen differenzieren sich die Formen, wie die Konstruktion sozialer Zusammenhänge auswirkt. Menschen sich mit Öffentlichkeit in Beziehung set‐ Soziale Zusammenhänge werden dabei als kom‐ zen, aus. Neben die etablierte Massenkommunika‐ munikative Figurationen analysiert; mit diesem ge‐ tion treten vielfältige Kommunikationsformen, die meinsamen Konzept ist es möglich, ganz unter‐ sich auf ganz spezifische Öffentlichkeiten beziehen schiedliche soziale Zusammenhänge im Hinblick und mit ganz spezifischen Rollen verbunden sind. darauf zu untersuchen, wie sie kommunikativ kon‐ Einige der neuen Formen werden als positiv wahr‐ struiert werden. genommen (z. B. verstärkte Partizipationsmöglich‐ Im Jahr 2016 stand die Zusammenarbeit ganz keiten und eine größere Vielfalt), einige von ihnen im Zeichen eines Antrags auf Einrichtung eines aber auch negativ (z. B. Fragmentierung und eine DFG‐Sonderforschungsbereichs/Transregio mit Entgrenzung von Privatheit und Öffentlichkeit). dem Titel „Transforming Communications“. Dieser Wie tragen diese individuellen Repertoires der Öf‐ erhielt zwar von der internationalen Begutach‐ fentlichkeitsanbindung zur Veränderung von Öf‐ tungsgruppe eine Förderempfehlung, wurde je‐ fentlichkeiten bei? doch vom Senatsausschuss der DFG nicht bewil‐ Ziel dieses Projektvorhabens ist die Rekon‐ ligt. Der Verbund wird die gemeinsam entwickel‐ struktion individueller Praktiken der Öffentlich‐ ten Vorhaben nun in Form von Einzelprojekten re‐ keitsanbindung und deren Stellenwert in kommu‐ alisieren (siehe www.kommunikative‐figuratio nikativen Figurationen von Öffentlichkeiten. Das nen.de). Vorhaben war Bestandteil des Verbundantrags Bearbeiter/innen: U. Hasebrink „Transforming Communications“ und wird 2017 (Ansprechpartner), C. Lampert, W. Loosen, als Einzelprojektantrag bei der DFG eingereicht. M. Oermann, W. Schulz, M. Rechlitz, H.‐U. Bearbeiter: U. Hasebrink Wagner 16
Projekte Forschungsprogramm 1 Mediennutzung von Menschen mit sich mit anderen Menschen zu vernetzen. Profes‐ Behinderung sionelle Kommunikatoren, z. B. im Journalismus, in der Politik oder in der Öffentlichkeitsarbeit, müs‐ Gesellschaftliche Teilhabe ist auch für Menschen sen sich auf diesen Medienwandel genauso ein‐ mit Behinderungen ohne Medien nur schwer stellen wie Privatpersonen, die Aspekte ihres per‐ denkbar. Doch wie nutzen sie Medien eigentlich, sönlichen Alltags mit ihrem erweiterten sozialen welche Motive und Erwartungen haben sie und Netzwerk teilen wollen. welche Hürden bei Zugang und Nutzung von Me‐ Die entstehenden Kommunikationsräume wei‐ dien gibt es? Um diese Fragen zu beantworten, sen eine eigene „Architektur” auf, die starken Ein‐ führten das Hans‐Bredow‐Institut und die Fakultät fluss auf die Verbreitung und Kontrolle von Infor‐ für Rehabilitationswissenschaften der TU Dort‐ mationen und Wissen hat. Zugleich verändert sich mund eine Studie zur Mediennutzung von Men‐ unser Verständnis der Grenzen zwischen Öffent‐ schen mit Behinderungen durch, die von den Me‐ lichkeit und Privatsphäre. Der Verheißung, jeder dienanstalten (DLM) und der Aktion Mensch ge‐ könne mit Hilfe der digitalen vernetzten Medien fördert wurde. Die Ergebnisse der großen standar‐ an der Gesellschaft und ihrer Gestaltung teilha‐ disierten Befragung wurden am 26. Oktober 2016 ben, steht die Beobachtung entgegen, dass sich auf den Medientagen München vorgestellt. Fern‐ Machtunterschiede nur verschieben oder sogar sehveranstalter und Anbieter von Internet‐Be‐ noch verstärken. wegtbildangeboten erfuhren dabei u. a., wie sie Das Projekt „Soziale Medien und vernetzte Öf‐ ihre Programmangebote stärker auf die Bedürf‐ fentlichkeiten“ bündelt zahlreiche Publikations‐ nisse von Menschen mit Behinderungen ausrich‐ und Vortragsaktivitäten zu diesem Thema. ten können. Und sie entdecken, welche Potenziale sich durch eine barrierefreie Medienproduktion Bearbeiter: J.‐H. Schmidt ergeben. Ein Kernergebnis lautet: Das Fernsehen spielt Promotionsprojekt Nachrichtennutzung auf eine enorm wichtige Rolle. Die große Mehrheit der sozialen Netzwerkplattformen Befragten nutzt das Fernsehen regelmäßig, hier Das kumulative Promotionsvorhaben untersucht zeigen sich recht geringe Unterschiede zur Ge‐ Nutzerpraktiken im Hinblick auf Nachrichten auf samtbevölkerung, dies gilt auch für blinde und sozialen Netzwerkplattformen. Es wird von PD Dr. sehbeeinträchtigte Menschen. In fast allen Teil‐ Wiebke Loosen und Prof. Dr. Uwe Hasebrink vom gruppen sind es im Vergleich zur Gesamtbevölke‐ Hans‐Bredow‐Institut betreut. rung sogar mehr Befragte, die regelmäßig fernse‐ Ein zunehmender Teil der Nachrichtendistribu‐ hen. Weitere Ergebnisse sind in einer Kurzzusam‐ tion und ‐Selektion geschieht im Kontext sozialer menfassung online zugänglich. Netzwerkplattformen. Durch diese Verschiebung Bearbeiter: S. Hölig (Ansprechpartner), von herkömmlich dominanten Verbreitungswegen U. Hasebrink, S. Adrian massenmedialer Inhalte weg vom Muttermedium sind „the people, formerly known as the audience“ Drittmittelgeber: die medienanstalten, Aktion (Rosen, 2006) auf sozialen Netzwerkplattformen Mensch mit einer Vielzahl von verschiedenen Nachrichten‐ quellen in Form von individuell kuratierten Soziale Medien und vernetzte Öffentlichkeiten „Streams“ konfrontiert. Ziel dieser kumulativen Die digitalen vernetzten Medien tragen zu einem Promotion ist es, näher zu beleuchten, mit wel‐ tiefgreifenden Strukturwandel von Öffentlichkeit chen Intentionen, Strategien und Routinen sich bei. Plattformen wie YouTube und Wikipedia, Fa‐ Nutzerinnen und Nutzer auf sozialen Netzwerk‐ cebook, Twitter oder Blogs senken die Hürden, In‐ plattformen personalisierte Öffentlichkeiten zur formationen aller Art zugänglich zu machen und 17
Hans‐Bredow‐Institut – Tätigkeitsbericht 2016 Nachrichtennutzung zusammenstellen und wel‐ potenziellen Arbeit‐ und Auftraggebern. Zugleich che Relevanz die Nachrichtennutzung auf sozialen steigt der Druck, diese neuen Möglichkeiten zu Netzwerkplattformen im Vergleich zu traditionell‐ nutzen: Journalistinnen und Journalisten versu‐ publizistischen Angeboten besitzt. chen, selbst zur (Medien‐)Marke zu werden, um sich im hart umkämpften Markt für Aufmerksam‐ Bearbeiterin: L. Merten keit, Anstellungen und Aufträge einen Vorteil zu Promotionsprojekt Branded Journalists. verschaffen. Theoretische Konzeption und empirische In seinem Promotionsprojekt untersucht Julius Exploration von Markenführung im Reimer, welche Strategien der persönlichen Mar‐ Journalismus kenbildung und ‐führung Journalistinnen und Jour‐ nalisten zur Verfügung stehen und welche Vor‐ Einzelne Journalistinnen und Journalisten werden und Nachteile sich durch Personal Branding erge‐ zunehmend selbst zu (Medien‐)Marken – neben ben: für sie selbst, für die Medienorganisationen, denen der Redaktionen und Medientitel, für die für die sie arbeiten, sowie für den Journalismus sie arbeiten. Durch das Internet, insbesondere und seine Aufgaben in einer demokratischen Ge‐ durch soziale Medien wie Facebook oder Twitter, sellschaft. sind einzelne Journalistinnen und Journalisten Das Dissertationsprojekt war Thema in Folge heutzutage „sichtbarer“ als zuvor. Sie haben direk‐ 10 und 26 des BredowCast. teren Kontakt zu ihrem Publikum und möglichen Quellen und Informanten, aber auch zu Kollegin‐ Bearbeiter: J. Reimer nen und Kollegen in anderen Redaktionen sowie 18
Projekte Forschungsprogramm 2 FORSCHUNGSPROGRAMM 2: „REGELUNGSSTRUKTUREN UND REGELBILDUNG IN DIGITALEN KOMMUNIKATIONSRÄUMEN“ Welche Faktoren bilden die normativen Strukturen digitaler Kommunikationsräume? Durch welche Prozesse und Praktiken entstehen die Regelungsstrukturen? Welche Akteure sind in welchen Konstellationen Teil von Regelbildungsprozessen? Im Zentrum des Erkenntnisinteresses von For‐ und außerhalb der Räume (Prozessperspektive)? schungsprogramm 2 stehen Fragen sozialer Ord‐ Welche Akteure sind in welchen Konstellationen nung in digitalen Kommunikationsräumen. Das Teil von Regelbildung und/oder Regelungsstruktu‐ Programm adressiert dazu Regelungsstrukturen ren, wie sind die entsprechenden Machtverhält‐ und Regelbildung aus sozial‐ und rechtswissen‐ nisse konstituiert und wie werden darin Verant‐ schaftlicher Perspektive. Soziale Medien und an‐ wortung und Legitimität zugeschrieben (Akteurs‐ dere Informations‐Intermediäre, ob als Web‐An‐ perspektive)? gebote oder Apps, erleichtern die Teilhabe an öf‐ Bisherige Vorarbeiten zeigen, dass aus Struk‐ fentlicher Kommunikation und schaffen neue Fo‐ turperspektive eine Differenzierung von Gesetzes‐ ren und Praktiken der gesellschaftlichen Selbstver‐ recht, Verträgen, sozialen Normen und techni‐ ständigung. Sie ermöglichen „niedrigschwellige“ schem Code als normativen Faktoren analytisch Formen persönlicher oder kollaborativer Öffent‐ belastbar und empirisch ertragreich ist. Diese Fak‐ lichkeiten, die die Grenzen zwischen privat‐per‐ toren bilden komplexe, in sich nicht widerspruchs‐ sönlicher und öffentlicher Kommunikation ver‐ freie Regelungsstrukturen etwa im Hinblick auf die schieben. Zugleich werfen Phänomene wie „Hate Unterscheidung zwischen Privatsphäre und Öf‐ Speech“ oder die Interaktion mit Software, etwa in fentlichkeit in sozialen Medien. Aufbauend auf der Form von Algorithmen oder „Social Bots“, drän‐ Differenzierung der vier normativen Faktoren soll gende Fragen nach den Regeln auf, die dieses das Forschungsprogramm die auch für die Weiter‐ kommunikative Handeln beeinflussen, respektive entwicklung von Internet Governance relevante an denen es sich orientieren sollte. Frage untersuchen, wie sich normative Strukturen Analytisch lassen sich digitale Kommunikati‐ in solchen intermediären Organisationen heraus‐ onsräume und ihre Regeln aus unterschiedlichen bilden, die für die oben genannten Phänomene Perspektiven betrachten, die sich in den grundle‐ zentrale Positionen in der entsprechenden Ak‐ genden Forschungsfragen des Programms spie‐ teurskonstellation besetzen – also etwa Suchma‐ geln: Welche normativen Faktoren können in digi‐ schinen oder soziale Netzwerkseiten. talen Kommunikationsräumen unterschieden wer‐ Sprecher: J.‐H. Schmidt, M. Oermann den und welche Regelungsstrukturen bilden sich im Zusammenspiel dieser Faktoren (Strukturper‐ Bearbeiter: K. Dankert, S. Dreyer, F. Krupar, spektive)? Durch welche Prozesse und Praktiken M. Lose, T. Mast, L. van Roessel, W. Schulz, entstehen Regeln in und für digitale Kommunikati‐ L. Ziebarth onsräume und welche Wechselwirkungen existie‐ ren zwischen Regelbildungsprozessen innerhalb 19
Hans‐Bredow‐Institut – Tätigkeitsbericht 2016 LEITPROJEKTE IM FORSCHUNGSPROGRAMM 2 Information Governance Technologies: Ethics, Informationssystemen in Bezug auf Information Policies, Architectures, Engineering Governance Technologies. Das Projekt startet am 1. Juli 2017. In diesem im Dezember 2016 von der Landesfor‐ schungsförderung Hamburg bewilligten interdis‐ Bearbeiter: W. Schulz (Ansprechpartner), L. van ziplinären und hochschulübergreifenden Projekt Roessel erforschen Forscherinnen und Forscher aus der In‐ Kooperationspartner: Prof. Dr. T. Böhmann, Prof. formatik, Rechtswissenschaft und Ethik die men‐ Dr. H. Federrath, Prof. Dr. I. Schirmer schenzentrierten technischen Möglichkeiten für (Universität Hamburg), Prof. Dr. S. Schupp einen verantwortlichen Umgang mit Daten. (TU Hamburg), Prof. Dr. J. Simon (Universität Wie kann Informationsverarbeitung durch Hamburg) neuartige technische Mechanismen (wieder) transparent und steuerbar für Individuen und In‐ Drittmittelgeber: Landesforschungsförderung stitutionen gemacht werden? In der digitalen Ge‐ Hamburg, Fördermaßnahme sellschaft werden durch neue Technologien in im‐ „Anschubförderung kooperativer mer mehr Lebensbereichen Daten erhoben, aufge‐ Forschungsverbünde“ zeichnet und verarbeitet, die zunehmend Einfluss auf Entscheidungen in Wirtschaft, Verwaltung, Po‐ Doing Internet Governance: Constructing litik und Gesellschaft gewinnen. Normative Structures Inside and Outside Das auf die Schaffung einer DFG‐Forscher‐ Intermediary Organisations gruppe hin ausgerichtete Projekt umfasst neben Wie konstruieren sich normative Strukturen unter der theoretischen Konzeption und dem Begriffs‐ den Bedingungen zunehmender Mediatisierung? rahmen von Information Governance Technologies Online‐Intermediäre sind zentrale Organisationen anwendungsbezogene Module, in denen neuar‐ der „kommunikativen Figuration“ der Internet tige Methoden, Muster und Mechanismen entwi‐ Governance. Innerhalb des Verbundprojekts ckelt und getestet werden, die dem Verlust per‐ „Transforming Communications“ soll in dieser Stu‐ sönlicher Autonomie und der Schwächung demo‐ die untersucht werden, wie normative Strukturen kratischer Selbstbestimmung bei der Nutzung von unter den Bedingungen zunehmender Mediatisie‐ Software entgegenwirken sollen. rung in und um Online‐Intermediäre konstruiert Die übergeordneten wissenschaftlichen Ziele werden. Ziel ist es, einen Einblick in die verwobe‐ bei der Bearbeitung des Forschungsfeldes sind, nen Phasen der Setzung, Anwendung und Durch‐ – ein vertieftes Verständnis der Wechselwir‐ setzung von Normen zu erhalten. In zwei Fallstu‐ kungen zwischen den vier Perspektiven Ethics, Ar‐ dien sollen Suchmaschineneinträge mit Personen‐ chitecture, Policies und Engineering zu erlangen, bezug sowie die automatische Bewertung von Ein‐ – die Entwicklung von neuartigen Methoden, trägen auf Rating‐Plattformen untersucht werden, Mustern und Mechanismen für Information um Erkenntnisse bezüglich der Akteurskonstella‐ Governance voranzutreiben, tion und kommunikativer Praktiken von Internet – anhand exemplarischer Fragestellungen und Governance zu gewinnen. Anwendungskontexte die Phänomene des Zusam‐ Bearbeiter: W. Schulz (Ansprechpartner), M. menspiels der vier Perspektiven zu konkretisieren Oermann, T. Mast sowie – die zunächst dafür erforderliche Erarbeitung eines gemeinsamen Begriffsrahmens für die Be‐ antwortung von Grundfragen der Gestaltung von 20
Projekte Forschungsprogramm 2 Die Macht der Informationsintermediäre – dem potenziellen Einfluss auf die individuelle und Erscheinungsformen, Strukturen und öffentliche Meinungsbildung zu begegnen. Die Au‐ Regulierungsoptionen toren stellen dabei fest, dass es schlicht unmöglich ist, objektive Kriterien für einen Missbrauch kom‐ Zur Unterstützung des politischen Diskurses zu munikativer Macht zu entwickeln und auch der Diensten wie Suchmaschinen und sozialen Netz‐ Terminus der „Suchmaschinenneutralität“ nur be‐ werkdiensten blickt das vorliegende Gutachten dingt hilfreich ist. Auch vollständige Transparenz strukturierend auf derartige Dienste und be‐ (eine Offenlegung von Algorithmen) erscheint schreibt mögliche Ansätze ihrer Regulierung. nicht zielführend. Informationsintermediäre wie Suchmaschinen, Stattdessen schlagen sie eine Selbstverpflich‐ Micro‐Blog‐Plattformen, App‐Portale oder soziale tung in Form einer Deklarationspflicht vor, die Ma‐ Netzwerkdienste gewinnen zunehmend an Rele‐ ximen der Programmierung maßgeblich am Nut‐ vanz für die öffentliche Meinungsbildung. Sie neh‐ zerinteresse auszurichten. Zusätzlich wird eine Re‐ men Einfluss über die Auswahl und Sortierung von gelung für App‐Portale in Anlehnung an Art. 31 Drittangeboten, also darauf, ob und wie mediale Abs. 1 S. 1 UDRL diskutiert für Apps, die journalis‐ Angebote wahrgenommen werden können. Kom‐ tisch‐redaktionell veranlasst sind. munikationswissenschaftlich ist der Blick auf die‐ Die Kurzzusammenfassung des Gutachtens fin‐ sen Dienstetyp differenziert, da nicht nur die Re‐ det sich unter http://library.fes.de/pdf‐files/aka‐ zeption in den Blick zu nehmen ist, sondern auch demie/12408.pdf. die Etablierung sozialer Nutzungspraktiken. Das Gutachten „Die Macht der Informationsintermedi‐ Bearbeiter: W. Schulz (Ansprechpartner), äre“ untersucht, inwieweit derzeitige Regulierung, K. Dankert insbesondere das Kartellrecht, ausreichend ist, um Drittmittelgeber: Friedrich‐Ebert‐Stiftung WEITERE PROJEKTE IM FORSCHUNGSPROGRAMM 2 MIRACLE (Machine‐readable and Interoperable der als auch für Eltern und Kinder. Das Datenmo‐ Age Classification Labels in Europe) dell wurde in fünf verschiedenen Systemen imple‐ mentiert. Auf Basis dieses Grundbestands in‐ Altersbewertungen und Alterskennzeichen sind teroperabler MIRACLE‐Daten hat das Projekt die traditionelle Instrumente im Jugendmedien‐ Entwicklung von Anwendungen und innovativen schutz. Je nach Land sind die Alterseinstufung und Diensten unterstützt, die den Mehrwert technisch Kennzeichnung von Medieninhalten jedoch unter‐ interoperabler Alterskennzeichen aufzeigen und schiedlich. Dadurch bleiben viele der bestehenden ihre Nutzung in ganz Europa ermöglichen. An MI‐ jugendschutzrelevanten Informationen den End‐ RACLE sind Klassifikationsstellen, Selbstkontroll‐ nutzern vorenthalten oder können nicht automa‐ einrichtungen, Safer Internet‐Knoten und Filter‐ tisch von Computern verarbeitet werden. software‐Anbieter aus fünf EU‐Mitgliedsstaaten Das von der EU mitfinanzierte Pilotprojekt beteiligt. möchte das ändern: MIRACLE hat ein gemeinsa‐ mes technisches Datenmodell erstellt, das für alle Bearbeiter/in: S. Dreyer (Ansprechpartner), bestehenden Klassifizierungssysteme genutzt wer‐ A. Herzog, K. Dankert den kann. Dies verbessert die Informationsbasis Kooperationspartner: BBFC (British Board of Film sowohl für die Klassifikationsstellen einzelner Län‐ Classification, UK), NICAM (Nederlands 21
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