Umberto Eco Handbuch Erik Schilling (Hg.) Leben - Werk - Wirkung - LMU München
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Erik Schilling (Hg.) Umberto Eco-Handbuch Leben – Werk – Wirkung J. B. Metzler Verlag
Der Herausgeber Erik Schilling ist Privatdozent für Neuere Deutsche Literatur und Vergleichende Literaturwissenschaft an der LMU München. Er studierte deutsche, lateinische und italienische Philologie in München, Pavia und Salamanca und wurde in München und Stanford mit einer Arbeit zu Umberto Eco und dem historischen Roman promoviert. ISBN 978-3-476-05779-2 ISBN 978-3-476-05780-8 (eBook) https://doi.org/10.1007/978–3-476–05780–8 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. J. B. Metzler © Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature, 2021 Der Verlag, die Autoren und die Herausgeber gehen davon Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheber- aus, dass die Angaben und Informationen in diesem Werk rechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vollständig und korrekt vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vor- sind. Weder der Verlag, noch die Autoren oder die Heraus- herigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für geber übernehmen, ausdrücklich oder implizit, Gewähr für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikro- den Inhalt des Werkes, etwaige Fehler oder Äußerungen. verfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in Der Verlag bleibt im Hinblick auf geografische Zuordnungen elektronischen Systemen. und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten und Institutionsadressen neutral. Die Wiedergabe von allgemein beschreibenden Bezeich- nungen, Marken, Unternehmensnamen etc. in diesem Werk Umschlagabbildung: © akg-images / Susanne Schleyer bedeutet nicht, dass diese frei durch jedermann benutzt werden dürfen. Die Berechtigung zur Benutzung unterliegt, J. B. Metzler ist ein Imprint der eingetragenen Gesellschaft auch ohne gesonderten Hinweis hierzu, den Regeln des Springer-Verlag GmbH, DE und ist ein Teil von Springer Nature Markenrechts. Die Rechte des jeweiligen Zeicheninhabers Die Anschrift der Gesellschaft ist: sind zu beachten. Heidelberger Platz 3, 14197 Berlin, Germany
Inhalt Vorwort VII 16 Der Friedhof in Prag (Il cimitero di Praga) Susanne Kleinert 206 17 Nullnummer (Numero zero) Julia Ilgner 214 I Person und Zeit 1 Biographische Skizze Thomas Stauder 3 IV Weitere literarische Werke 2 Diskursive Kontexte Klaus Birnstiel 13 3 Rezeption Thomas Stauder 23 18 Erzählungen/Essays Michèle Mattusch 225 4 Eco übersetzen – Erfahrungen aus drei Jahr- 19 Kinderbücher Cornelia Rémi 233 zehnten Burkhart Kroeber 38 V Weitere Schriften II Theoretische Werke 20 Schriften zur Ästhetik Angela Oster 245 5 Das offene Kunstwerk (Opera aperta) 21 Schriften zur Medientheorie Erik Schilling 260 Dieter Mersch 49 22 Schriften zu Politik und Zeitgeschehen 6 Frühe semiotische Schriften Winfried Nöth 59 Antonio Roselli 269 7 Spätere Schriften zur Semiotik und Sprachphi- losophie Armin Burkhardt 82 8 Wie man eine wissenschaftliche Abschlußarbeit VI Denkfiguren – Konzeptionen – Begriffe schreibt (Come si fa una tesi di laurea) Zeno Bampi 107 23 Abduktion(sprozesse) Magdalena Specht 289 9 Schriften zur Interpretationstheorie 24 Ästhetik Grit Fröhlich 293 Helge Schalk 113 25 Autofiktion Thomas Stauder 296 10 Textkritik und Übersetzen Holger Siever 130 26 Bibliothek Dirk Werle 299 27 Gender Rabea Conrad 302 28 Geschichte Jörg Schwarz 307 III Romane 29 Historisches Erzählen Erik Schilling 312 30 Interpretation Grit Fröhlich 315 11 Der Name der Rose (Il nome della rosa) 31 Liste Eva von Contzen 318 Erik Schilling 147 32 Literatur/Theorie Erik Schilling 321 12 Das Foucaultsche Pendel (Il pendolo di Foucault) 33 Metapher Armin Burkhardt 323 Katrin Max 166 34 Mittelalter Jörg Schwarz 332 13 Die Insel des vorigen Tages (L’isola del giorno 35 Musik Cosima Linke 337 prima) Günter Berger 179 36 Philosophie im Roman Nadine Popst 340 14 Baudolino Susanne Friede 189 37 Populärkulturelle Rezeption Erik Schilling 343 15 Die geheimnisvolle Flamme der Königin Loana 38 Populismus/›Urfaschismus‹ Erik Schilling 347 (La misteriosa fiamma della regina Loana) 39 Postmoderne Erik Schilling 348 Monika Schmitz-Emans 196 40 Renaissance/Barock Angela Oster 351
VI Inhalt 41 Semiologie/Semiotik/Sematologie Anhang Jürgen Trabant 354 42 Serendipität Reinhard M. Möller 358 Zeittafel 383 43 Sprache und Sein Erik Schilling 362 Autorinnen und Autoren 385 44 Tod Thomas Stauder 364 Werkregister 386 45 Verschwörungstheorien Susanne Kleinert 367 Personenregister 390 46 Zeichen Armin Burkhardt 370 47 Zeitung Julia Ilgner 376
Vorwort Umberto Eco war ein »großer Intellektueller« und in der Hauptrolle verfilmt. Eco wäre nicht Eco, hätte er »einer der bedeutendsten italienischen Schriftstel- nicht seine Erfahrungen mit der Rezeption des Ro- ler«, so Michael Krüger bzw. Maike Albath in ihren mans in der Nachschrift zum ›Namen der Rose‹ selbst- Nachrufen auf Eco in der ZEIT und im Deutschland- reflexiv verarbeitet. Ab 1988 folgten sechs weitere Ro- funk im Februar 2016. Christopher Schmidt nannte mane: Das Foucaultsche Pendel (Il pendolo di Fou- Eco in der Süddeutschen Zeitung einen »unvergleich- cault), Die Insel des vorigen Tages (L ’isola del giorno lichen Spurenleser und philosophischen Meisterde- prima), Baudolino (Baudolino), Die geheimnisvolle tektiv«. »Was dieser Autor alles wusste!«, rief Michael Flamme der Königin Loana (La misteriosa fiamma del- Braun anerkennend in der taz und hob zusätzlich la regina Loana), Der Friedhof in Prag (Il cimitero di Ecos Brückenschläge zwischen Hoch- und Populär- Praga) sowie Nullnummer (Numero zero), alle ins kultur hervor. Deutsche übersetzt von Burkhart Kroeber, der schon Die Nachrufe veranschaulichen schlaglichtartig, den Namen der Rose entdeckt und für den Hanser- was an Umberto Ecos intellektuellem Wirken so fas- Verlag die Rechte gesichert hatte. zinierend und unvergleichlich ist: Es handelt sich um Die Romane spielen im Mittelalter, im Barock, im einen Denker, der sich mit gleicher Gewandtheit in 19. und 20. Jahrhundert und verhandeln philosophi- den Schriften des Thomas von Aquin und den Comics sche und theologische, literaturtheoretische und his- der 1950er Jahre bewegte, der zur Tagespolitik genau- torische, hoch- und populärkulturelle Themen. Oft so informiert Stellung nahm wie zu literaturtheoreti- nimmt Eco Anleihen bei Strukturen des Kriminal- schen Debatten – und natürlich um den Autor, der mit romans, oft auch bei seinen eigenen theoretischen Der Name der Rose einen der wichtigsten Romane des Schriften, etwa wenn er Fragen von Semiotik oder In- 20. Jahrhunderts schrieb. terpretationstheorie in seinen Romanen weiterdenkt. Sein Studium in Turin, in dem er mit politischen Beinahe alle Romane stellen darüber hinaus ›Mini-En- Aktivitäten bereits öffentlich hervorgetreten war, zyklopädien‹ dar, die das gesammelte Wissen einer schloss Eco mit einer Arbeit über Thomas von Aquin Zeit, eines kulturellen Raumes oder eines Diskurses ab. Es folgten einige Jahre bei der öffentlichen Rund- abbilden. So folgt man als Leserin oder Leser der Ro- funkanstalt RAI in Mailand sowie beim Verlag Bom- mane Ecos nicht nur einem oft verwinkelten und meist piani ebendort. Im Jahr 1962 veröffentlichte Eco – im spannenden Plot, sondern lernt zugleich faszinierende Alter von 30 Jahren – sein erstes international rezi- Dinge über das Vakuum oder Superman, über den piertes Buch: Opera aperta (Das offene Kunstwerk), in Handel mit Reliquien oder das Konzept ›Zeit‹. dem er sich für eine tätige Mitarbeit der Rezipientin- Parallel zu seinem Wirken als Literat blieb Eco sei- nen und Rezipienten bei der Wahrnehmung und In- ner Tätigkeit als Akademiker treu. Mit Lector in fabula terpretation von Kunstwerken aussprach. In den spä- legte er 1979 eine erste Interpretations- und Rezepti- ten 1960er und den 1970er Jahren publizierte Eco sei- onstheorie vor, die er in den folgenden Jahren differen- ne grundlegenden Schriften zur Semiotik, die ihm ab zierte und erweiterte, etwa in Die Grenzen der Interpre- 1975 in Bologna die weltweit erste Professur für Se- tation (I limiti dell’interpretazione). Grundlegenden miotik einbrachten. Fragen des Seins und des menschlichen Lebens wid- 1980 dann der Paukenschlag: Der Name der Rose (Il mete er sich in Kant und das Schnabeltier (Kant e l’orni- nome della rosa), ein Mittelalterroman mit dutzenden torinco) oder in seinen Debatten über den Glauben Seiten über theologische Debatten und philosophi- und das Christentum mit Kardinal Carlo Maria Marti- sche Auseinandersetzungen, avanciert zum interna- ni. Die Themen aus dem Bereich der Ästhetik, mit de- tionalen Beststeller und wird 1986 mit Sean Connery nen er sich in seiner Dissertation zu Thomas von
VIII Vorwort Aquin beschäftigt hatte, griff Eco in seinen reich bebil- dererseits systematische Beiträge (›Denkfiguren‹), die derten Büchern über die Geschichte der Schönheit vielfältige Querbezüge aufzeigen, etwa zwischen Ge- und der Hässlichkeit wieder auf. schichte und Gegenwart, Semiotik und Kriminal- Zahlreiche Themen ziehen sich durch die literari- roman, historischem Erzählen und Postmoderne. In schen und theoretischen Werke gleichermaßen. Zu den Kapiteln zu Ecos Romanen werden dabei stets der nennen ist hier allem voran die Faszination für Zei- italienische Originaltext und die deutsche Überset- chen in ihrer mannigfachen Ausprägung. Aber auch zung zitiert. Ecos theoretische Schriften werden i. d. R. die Frage der Kommunikation beschäftigt Eco in Ro- aus Platzgründen nur in Übersetzung wiedergegeben. manen, semiotischen Schriften und Überlegungen zur Gleiches gilt für Zitate aus den Romanen im Rahmen Medientheorie. Ecos Begeisterung für Bücher und Bi- der Denkfiguren. bliotheken findet sich an vielen Stellen seines Werks Dieses Handbuch richtet sich nicht nur an Litera- wieder, verbunden mit der Rolle von Wissen und En- turwissenschaftlerinnen und Literaturwissenschaft- zyklopädien – wenngleich dieses Wissen dem Men- ler, sondern auch an Philosophinnen und Politikwis- schen teils in verworrener, labyrinthisch anmutender senschaftler, an Musikwissenschaftlerinnen und His- Gestalt gegenübertritt. Seit seiner Kindheit war Eco toriker, an Sprachwissenschaftlerinnen und Semioti- passionierter Leser von Comics – und auch dies über- ker. Im Prinzip ist es – wie Ecos Wirken selbst – für führt er in sein wissenschaftliches und literarisches große Teile der Geistes- und Sozialwissenschaften an- Schaffen, nämlich in eine profunde Auseinanderset- schlussfähig, ja selbst die Naturwissenschaften kön- zung mit Populärkultur. nen manche Anregung darin finden, etwa ausgehend Nicht zuletzt war Eco zeitlebens ein politischer von Ecos Überlegungen zum Verhältnis von biologi- Geist. Dies begann bei seiner Auseinandersetzung mit schen Signalen und Semiotik. Möge das Handbuch der katholischen Kirche in den frühen 1950er Jahren also dazu dienen, möglichst vielen Leserinnen und sowie seinem Engagement für kommunistische Be- Lesern einige Wegweiser durch die verschlungenen strebungen in dieser Zeit. Es reichte über die Frage und vielfältigen Denkräume Ecos zu bieten – und nach politischen Implikationen medialer Phänomene, möge es dabei zugleich Anregung sein, die Werke etwa des Fernsehens als Massenmedium, und zog sich Ecos selbst zu lesen. über seine wöchentliche Kolumne in der Zeitschrift Mein Dank gebührt in erster Linie allen Beiträ- L ’Espresso bis hin zu kritischen Positionierungen ge- gerinnen und Beiträgern, ohne deren gesammeltes gen die Mitte-Rechts-Regierungen von Silvio Berlus- Wissen und (teils jahrzehntelange) Erfahrung im Um- coni, insbesondere ab dem Jahr 2001. Gleichzeitig gang mit den Werken Ecos dieses Handbuch nicht umfasst Ecos politisches Wirken weniger offensicht- möglich gewesen wäre. Sie alle haben sich darauf ein- liche, aber nicht weniger relevante Beiträge, etwa in gelassen, die Labyrinthe Ecos systematisch zu durch- Form der Vermittlung pazifistischer Überzeugungen wandern, haben dem Minotaurus ins Auge gesehen in seinen Kinderbüchern, oder seiner klaren Positio- und an Ariadnes Faden entlang den Weg nach draußen nierung im ›Fall‹ Aldo Braibanti, der in den 1960er gefunden. Herzlich danken möchte ich darüber hinaus Jahren als Homosexueller verurteilt wurde. Jakob Lenz für die Anregung, ein Handbuch zu Um- Umberto Eco – so lässt sich zusammenfassen – war berto Eco zu gestalten. Großer Dank für die überaus einer der wichtigsten Intellektuellen und Schriftsteller sorgfältige redaktionelle Betreuung des Textes gebührt des 20. Jahrhunderts. Mit Der Name der Rose wurde er Magdalena Specht. Und schließlich danke ich dem einem Weltpublikum bekannt, danach blieb er mit sei- Verlag J. B. Metzler für die Bereitschaft, das Handbuch nen sechs weiteren Romanen sowie zahllosen Essays, dort erscheinen zu lassen, und Oliver Schütze für die Interviews und Zeitschriftenkolumnen präsent. Auch umsichtige Betreuung im Lektorat. als Schriftsteller war Eco zeitlebens Literatur- und Kul- Gewidmet sei das Buch meinem Vater Michael turtheoretiker; bei kaum einem weiteren Autor ist das Schilling, der als Mediävist mich schon früh an das theoretische und literarische Schaffen ähnlich stark Mittelalter heranführte und den Namen der Rose un- verknüpft. ter den Weihnachtsbaum eines Jugendlichen legte. Das vorliegende Umberto Eco-Handbuch bietet ei- nen Wegweiser in alle Aspekte von Ecos vielfältigem München, am 2. Dezember 2020 Wirken. Dazu umfasst es einerseits Übersichtskapitel Erik Schilling zu Ecos theoretischen und literarischen Schriften, an-
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