Unternehmen im Transformationsprozess - Studien - Herausforderungen und Chancen von Nachhaltigkeit - Hengeler Mueller
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Unternehmen im Transformationsprozess Herausforderungen und Chancen von Nachhaltigkeit Studien DES DEUTSCHE N AKTIENINSTITUTS
3 Unternehmen im Transformationsprozess Herausforderungen und Chancen von Nachhaltigkeit Herausgeber: Deutsches Aktieninstitut e.V. Senckenberganlage 28 60325 Frankfurt am Main www.dai.de In Kooperation mit: Hengeler Mueller Partnerschaft von Rechtsanwälten mbB Bockenheimer Landstraße 24 60323 Frankfurt am Main www.hengeler.com 1. Auflage, März 2022 Alle Rechte vorbehalten ISBN 978-3-934579-97-2 Zum Download siehe www.dai.de
4 5 Inhalt Vorwort. . . . . . . . . . . . . . . . .... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 skeptisch . . . . . . . . . . 33 Beim Enforcement der Berichtspflichten sind die Unternehmen skeptisch. Anlass zur Studie. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 Unternehmen sehen große Herausforderungen auf sich zukommen. . . . . . . . . . . . . . . . . 34 Zusammenfassung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 Interview: Stefan Schnell, Senior Vice President, Group Reporting & Ein tiefgreifender Wandel hin zu nachhaltigerem Wirtschaften findet statt. statt . . . . . . . . . . . . 9 Performance Management, BASF SE... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36 ESG ist in den Unternehmen angekommen und wird weitergehen... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 Hintergrund: Sustainable Corporate Governance... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38 Unternehmen sehen große Herausforderungen auf sich zukommen. . . . . . . . . . . . . . . . . 10 Skeptische Einschätzung zur Sustainable Corporate Governance. Governance . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 Transparenz. Transparenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 Kein Klagerecht von Stakeholdern gegen Unternehmensorgane... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41 … ihre Folgen. Folgen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 Fazit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44 … und die Rechtsrisiken... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 Corporate Governance. Governance . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44 Interview: Vorstand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44 KGaA . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 Dr. Simone Bagel-Trah, Aufsichtsratsvorsitzende, Henkel AG & Co KGaA. Aufsichtsrat. Aufsichtsrat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45 Teil 1 Motivation, Wandel und Monitoring. Monitoring . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 Rechtsrisiken. Rechtsrisiken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45 Interne und externe Beweggründe wirken zusammen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 Berichterstattung und ihre Auswirkungen: Das Thema ESG hat strategische, kommunikative und organisatorische Qualität vor Quantität und Flüchtigkeit!. Flüchtigkeit! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46 Unternehmen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 Auswirkungen auf die Unternehmen Methodik und Rücklauf... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47 Nachhaltiges Wirtschaften wird in den Unternehmen zu weiteren zentralen führen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 Änderungen führen Fragebogen zur Umfrage. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48 Interview: AG. . . . . . 23 Maria Ferraro, Mitglied des Vorstands und Chief Financial Officer, Siemens Energy AG Teil 2 Einschätzung und Herausforderungen aktueller Regulierungsvorhaben. . . . . 27 Hintergrund: Neuerungen in der Nachhaltigkeitsberichtserstattung – Was hat sich getan, was tut sich demnächst?... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 Licht und Schatten bei der Erweiterung der Berichtspflichten durch den Entwurf der CSRD und EU-Taxonomie. EU-Taxonomie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 Mehrheit der Unternehmen äußert sich in Bezug auf die Aufnahme von ESG in den Lagebericht aufgeschlossen... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32
6 7 Vorwort Das Thema Nachhaltigkeit mit seinen Facetten Umwelt, Soziales und Unternehmensführung, englisch Environmental, Social, Governance (ESG), hat in den vergangenen Jahren mehr und mehr an Bedeutung gewonnen. Es nimmt in Form von gesellschaftlichen Erwartungen, Geset- zen und Vorschriften zunehmend Einfluss auf zahlreiche unserer Lebensbereiche. Zweifelsohne haben die Unternehmen die Notwendigkeit erkannt, ihre Strategie und ihr Han- deln auf dieses Megathema auszurichten. Der Regulierungsdruck von Seiten des nationalen und europäischen Gesetzgebers in Sachen Nachhaltigkeit steigt, und die Öffentlichkeit erwartet, dass die Leitung der Unternehmen auch ökologischen und sozialen Aspekten Rechnung trägt. Doch welche Anpassungsprozesse haben die Unternehmen bisher vorgenommen und was pla- nen sie? Dazu legen das Deutsche Aktieninstitut und die Rechtsanwaltskanzlei Hengeler Mueller in dieser Studie einen Überblick mit Fokus auf die Unternehmensführungsebene vor. Auf der Grundlage einer Umfrage, die sich an Finanzvorstände und Aufsichtsratsvorsitzende richtete, ergibt sich, wie weit sich der Wandel hin zum nachhaltigen Wirtschaften bereits vollzogen hat, welche Überwachungs- und Steuerungsinstrumente Unternehmen dafür nutzen und welche Governance-Trends sich herauskristallisieren. Gleichzeitig wird deutlich, wie die Unternehmen konkrete Regulierungsmaßnahmen wie den in der Diskussion befindlichen Entwurf einer EU Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD), aber auch die EU-Taxonomie und die Pläne der EU-Kommission zur Sustainable Corporate Governance beurteilen. Aber auch die Frage, wel- che Auswirkungen die Ausweitung der Transparenzpflichten auf Strategie und Prozesse für un- ternehmerische Entscheidungen haben können, ist Teil der Studie. Die gesammelten Erkennt- nisse werden durch drei persönliche Interviews ergänzt (vgl. hierzu die Seiten 12, 23 und 36). Der verwendete Fragebogen findet sich im Anhang auf Seite 49. Die vorliegende Publikation bietet Vorständen und Aufsichtsräten Gelegenheit, sich ein Bild zum Status Quo der Corporate Governance mit Blick auf Nachhaltigkeitsfragen zu verschaffen, und sensibilisiert sie für die anstehenden regulatorischen Änderungen. Zudem geben die hier dargestellten Umfrageergebnisse der Politik einen Einblick, wie weit der Wandel hin zu nachhal- tigerer Wirtschaft in den Unternehmen bereits vorangeschritten und dass ein großes Bewusst- sein für die Herausforderungen gegeben ist. Wir wünschen Ihnen eine anregende Lektüre! Dr. Christine Bortenlänger Dr. Lucina Berger Dr. Daniela Favoccia Dr. Wolfgang Groß Geschäftsführende Vorständin Partnerin Partnerin Partner Deutsches Aktieninstitut e.V. Hengeler Mueller Hengeler Mueller Hengeler Mueller
8 9 Anlass zur Studie Zusammenfassung Nachhaltigkeitsthemen finden aktuell und mit Sicherheit auch noch in den nächsten Jahren Ein tiefgreifender Wandel hin zu nachhaltigerem an vielen Stellen Eingang in nationale und internationale Regelungen. Das war Anlass für Wirtschaften findet statt uns zu hinterfragen, wo die Unternehmen aktuell in ihrem Transformationsprozess hin zu nachhaltigerem Wirtschaften stehen. Wir wollten einen umfassenden Eindruck gewinnen, Die Unternehmen haben die Herausforderungen des tiefgreifenden Wandels hin zu nach- wie Vorstand und Aufsichtsrat in den Unternehmen Nachhaltigkeitsrisiken managen, im haltigerem Wirtschaften erkannt und angenommen. Dabei werden sie von internen wie ex- Lichte der Nachhaltigkeit ihre Unternehmen steuern oder gar ihre Geschäftsmodelle anpas- ternen Faktoren motiviert. sen. Worin liegt die Motivation der Unternehmensleitung, diese Prozesse voranzutreiben? Dabei wird auch aufgezeigt, welche Instrumente zur Überprüfung der eigenen Nachhaltig- • Investoren und Regulierer, aber auch die Gesellschaft erwarten von Unterneh- keitsbestrebungen genutzt werden können. Daraus können Unternehmensorgane auch men zunehmend eine nachhaltigere Ausrichtung. Der Transformationsprozess praktische Hinweise für den Transformationsprozess entnehmen. wird inzwischen aber auch stark durch Fragen der Reputation, des Verantwor- tungsbewusstseins und der Mitarbeitermotivation getrieben. Zudem wollten wir wissen, wie Vorstand und Aufsichtsrat die anstehenden Regulierungs- themen EU-Taxonomie und Nachhaltigkeitsberichterstattung bewerten. Dabei sollen die • 76 Prozent der Teilnehmenden haben die strategische Ausrichtung ihres Unter- Unternehmensorgane auch für möglichen Handlungsbedarf sensibilisiert werden. nehmens bereits geändert und eine Nachhaltigkeitsstrategie etabliert. Darüber hinaus wird das Mehr an Nachhaltigkeit im Unternehmen auch durch die Aus- Nicht zuletzt wollen wir die Chance nutzen, auf Grund der gewonnenen Erkenntnisse am weitung von Berichterstattung und Risikomanagement, den Auf- und Ausbau Ende einige Anregungen gerichtet an die Politik und die Regulierer zu formulieren. Wir wol- von personellen Kapazitäten und Fachwissen sowie durch eine stärkere Vernet- len darauf hinwirken, dass bei den wichtigen Themenfeldern Nachhaltigkeit und Sustaina- zung der verschiedenen Unternehmensbereiche reflektiert. ble Corporate Governance eine Regulierung mit Augenmaß und unter Einbindung der von der Regulierung Betroffenen erfolgt. • Die Unternehmen setzen sich konkrete ESG-Ziele und nutzen ein breites In- strumentarium, um sicherzustellen, dass die Nachhaltigkeitsstrategie umge- setzt und die Ziele erreicht werden, und um ihren Erfolg zu messen. Ratings und Benchmarking sind die meist genutzten Werkzeuge, die die Befragten derzeit zur Standortbestimmung verwenden. • Auch organisatorische Elemente der Corporate Governance kommen zum Ein- satz, um dem Querschnittsthema ESG gerecht zu werden. So existiert in über der Hälfte der Unternehmen ein Corporate Sustainability Board, das aus Vorstands- mitgliedern und Führungskräften verschiedener Unternehmenseinheiten und Funktionsbereichen bestehen kann. ESG ist in den Unternehmen angekommen und wird weitergehen • Nachhaltigkeit wird zunehmend relevant für die Leistungskennzahlen (Key Per- formance Indicators – KPIs) zur Unternehmenssteuerung. Während über die Hälfte der Befragten bereits ESG-KPIs in der Unternehmenssteuerung ihrer Un-
10 11 ternehmen verwenden, werden es künftig 98 Prozent sein. ESG-Themen entfal- … ihre Folgen … ten damit systematisch verhaltenssteuernde Wirkung in den Unternehmen. • Jenseits des großen initialen Aufwands, den der Entwurf der CSRD und EU- • Auch der Aufsichtsrat nutzt das ihm zur Verfügung stehende Instrumentarium. Taxonomie bedeuten, sehen Unternehmen die Anpassung ihrer KPIs für die Sechs von zehn der Befragten geben an, bei der Vorstandsvergütung ESG-Ziele Unternehmenssteuerung als größte Herausforderung. Wer den „grünen“ An- zu berücksichtigen, bei neun von zehn Unternehmen wird dies in Zukunft der teil der in der EU-Taxonomie vorgegebenen Messgrößen (Investitionen/CapEx, Fall sein. Betriebsausgaben/OpEx und Umsatzerlöse) kontinuierlich verbessern will, wird sich über ihre Steuerung Gedanken machen müssen. Dabei könnten durchaus • Auch bei der Einrichtung eines speziellen Nachhaltigkeitsaufsichtsratsausschus- Zielkonflikte entstehen. ses steht ein großer Sprung an. Die Anzahl von ESG-Ausschüssen wird sich laut der Aussagen der Befragten mehr als verdreifachen. • Fast jedes zweite Unternehmen beurteilt es als besonders herausfordernd, si- cherzustellen, dass sein Geschäftsmodell und seine Strategie mit dem Übergang zu einer nachhaltigeren Wirtschaft und der Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 °C vereinbar sind. Die Schwierigkeit, Klimaneutralität zu erreichen, muss nicht Unternehmen sehen große Herausforderungen auf weiter erläutert werden. Aber auch Szenarien zu analysieren, den Pfad abzuste- cken, Aktionspläne und ein Monitoring einzurichten, ist schon nicht trivial, abge- sich zukommen sehen von weiteren Faktoren außerhalb der Unternehmenssphäre. Transparenz … … und die Rechtsrisiken • Im Bereich der Nachhaltigkeitsberichterstattung stellen sich die Unternehmen aktuell auf die neuen Anforderungen gemäß dem 2021 vorgelegten Entwurf Parallel zu den Berichtspflichten will die EU-Kommission Vorstand und Aufsichtsrat die der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) ein und bereiten das Nachhaltigkeit auch in das gesellschaftsrechtliche Pflichtenheft schreiben. Mit steigendem Reporting nach der EU-Taxonomie-Verordnung vor. Eine Herausforderung wird Formalisierungs- oder Detaillierungsgrad werden die gesellschaftsrechtlichen Pläne der EU- der Umsetzungs- und Koordinierungsaufwand sein, den beide Regularien mit Kommission kritischer betrachtet. sich bringen (siehe hierzu das Interview mit Stefan Schnell, Senior Vice President, Group Reporting & Performance Management, BASF SE, Seite 36). • Obwohl die Unternehmen ganz überwiegend über eine Nachhaltigkeitsstra- tegie verfügen, halten nur sechs von zehn Unternehmen eine entsprechende • Zum CSRD-Entwurf befragt, zeigen die Unternehmensvertreter grundsätzlich Rechtspflicht auch für sinnvoll. Immerhin jedes fünfte Unternehmen beurteilt große Offenheit gegenüber der geplanten Ausweitung der Nachhaltigkeitsbe- dies sogar negativ. richterstattung. Mehr als 70 Prozent sehen die indirekte Pflicht zur Etablierung der Nachhaltigkeitsstrategie, über die dann zu berichten ist, positiv. Die Unter- • Die Pflicht, konkrete ESG-Ziele und Verfahren festzulegen, erhält weniger Zu- nehmen äußern aber zugleich große Unsicherheit. Die kommenden Berichts- spruch als die Pflicht zur Einführung einer Nachhaltigkeitsstrategie. standards, die parallel zur CSRD entwickelt werden, sind erst noch im Entste- hungsprozess und Erfahrungen mit dem neuen Regelwerk fehlen. • Eine Pflicht zur ESG-Expertise in Unternehmensorganen vorzuschreiben, wie zum Beispiel einen ESG-Experten im Aufsichtsrat, wird gemischt betrachtet. • Die EU-Taxonomie wird mit ihrer Komplexität und Granularität von den Befrag- ten ambivalenter als der Entwurf der CSRD gesehen. Dies zeigt sich zum Beispiel • Das angedachte Klagerecht von Stakeholdern direkt gegen Vorstand und Auf- darin, dass die geplante Berichterstattung zum Anteil „grüner“ Umsatzerlöse, sichtsrat wird am kritischsten beurteilt. Unternehmen befürchten im Licht der Investitions- (CapEx) und Betriebsausgaben (OpEx) von nahezu einem Drittel hohen Komplexität und Unsicherheit offenbar erhebliche Klagewellen, schließ- der Teilnehmer negativ bewertet wird. Manche Wirtschaftstätigkeiten sind noch lich lässt sich über Nachhaltigkeitsstrategien, Nachhaltigkeitsziele und die richti- gar nicht erfasst und technische Prüfkriterien für die Taxonomie fehlen, obwohl gen Verfahren trefflich streiten. die großen kapitalmarktorientierten Unternehmen bereits für das Geschäftsjahr 2021 berichten müssen. • Darüber hinaus könnte die Business Judgement Rule aufgeweicht werden, wo- nach unternehmerische Entscheidungen gerichtlich nicht überprüfbar sind, so- • Ein Drittel der Befragten sieht es als große bis sehr große Herausforderung an, fern sie auf Grundlage angemessener Informationen zum Wohl der Gesellschaft granularer zu kommunizieren und gleichzeitig Geschäftsgeheimnisse gegen- getroffen wurden. Da wissenschaftliche Analysen von Wirkungszusammenhän- über Wettbewerbern zu wahren. gen und Szenarien für eine solche angemessene Information oft fehlen, droht wegen unter Umständen nur formeller Fehler die faktische Aushebelung des Grundsatzes und in der Folge die Einführung einer Misserfolgshaftung.
Interview 12 13 Dr. Simone Bagel-Trah Aufsichtsratsvorsitzende, Henkel AG & Co KGaA Was wir machen, muss Die D ie chemische Industrie industrie spielt ja eine Schlüssel- schlüssel- Sie stellen auf den Gesamtfußabdruck ab? sie Wie W ie lässt sich Geschäftsstrategie und Nachhal- nachhal- rolle, um nachhaltiges Wirtschaften anderer tigkeitsstrategie überhaupt trennen? einen gesellschaftlichen Mehrwert haben. Industriesektoren industriesektoren überhaupt erst zu ermög- lichen. Das das gilt gerade auch für Henkel, henkel, hat sich der weltweite Marktführer für Kleb-kleb- und Ja, denn je nach Unternehmen ist die CO2-Bilanz in der Wertschöpfungskette vom Einkauf über die Produktion und der Anwendung bis zur Entsorgung Wir haben für beides eine eigene Strategie. Im Zentrum der Nachhaltigkeitsstrategie steht die Dichtstoffe dichtstoffe doch der Förderung der Kreis- kreis- sehr unterschiedlich. Natürlich ist die Frage, wie wir bei Formel „Faktor 3“. Wir möchten entweder bei gleichem laufwirtschaft verschrieben und verfolgt hier Henkel in unserer Produktion Kohlendioxid einsparen ökologischem Fußabdruck dreimal mehr Wert generie- vielfältige Ansätze sowie Forschung und Ent- ent- können, von großer Bedeutung. Die Produktion trägt ren oder bei gleichbleibendem Ist-Wert nur ein Drittel wicklung auf dem Gebiet. Welche Bedeutung aber nur zu einem Prozent der CO2-Emissionen in der der Ressourcen aufwenden. Hierzu gibt es natürlich hat die Chemie chemie für die Nachhaltigkeit nachhaltigkeit unseres ganzen Wertschöpfungskette bei. Zwei Drittel werden noch zahlreiche Sub-Parameter mit ganz unterschied- unterschied Wirtschaftens? dagegen bei der Anwendung durch unsere Verbraucher lichen Zielhorizonten. Langfristig ist der Zeitraum emittiert. Viel wichtiger sind daher Fragen wie: Wird heiß 2030+ ein wichtiger Orientierungspunkt für unsere Die Rolle der Grund- und Basischemie für die Nachhaltigkeit unserer Wirtschaft kommt mei- nes Erachtens nach oftmals viel zu kurz. Chemie ist für oder kalt gewaschen? Wie lange steht jemand unter der Dusche? Hier können große Mengen Energie und CO2 eingespart werden. In unserem Technologie- und In- Nachhaltigkeitsstrategie und unsere Ambitionen. Wir evaluieren aber auch fortlaufend unseren Status auf Grundlage definierter KPIs und mittelfristiger Ziele. Wo uns alle eine ganz wesentliche Voraussetzung dafür, dustriegeschäft ergeben sich vergleichbare Fragestel- nötig, adjustieren Maßnahmen entsprechend. Parallel dass es uns gut geht und dass wir Gesundheit, Lebens- lungen. Ein weiterer wesentlicher Block in unserer CO2- dazu gibt es unsere Unternehmensstrategie, in deren qualität und Ressourceneinsatz in Einklang bringen. Bilanz ist der Einkauf und Rohstoffbezug. Auch hier lohnt Zentrum neben dem Winning Portfolio, dem richtigen Und doch ist der Begriff Chemie in der Bevölkerung sich der Einsatz für weitere Einsparungen besonders. Operating Model und dem Thema Unternehmenskultur eher negativ belegt. Das zeigt sich auch im Kleinen. die Aspekte Innovationen, Digitalisierung und Nach- Manche Menschen denken, Waschmittel sei nicht gut Bei Henkel blicken wir ohnehin auf eine lange Historie haltigkeit stehen. Das zeigt, dass beide, die Unterneh- für die Umwelt. Doch ohne Waschmittel müsste man im Themenfeld Nachhaltigkeit zurück. Wir erstellen seit mens- und die Nachhaltigkeitsstrategie, miteinander seine Wäsche länger und mit heißeren Temperaturen 30 Jahren einen Nachhaltigkeitsbericht. Schon 1972 hat verbunden sind. waschen, sprich der Energieaufwand wäre bedeutend Konrad Henkel die Ansicht vertreten, dass Gewinn nicht höher, was sich in Bezug auf CO2-Emissionen nachtei- der alleinige Aspekt unternehmerischen Handelns dar- lig auswirken würde. Ohne Waschmittel würden wohl stellen kann. Das sagt viel darüber aus, welchen Wert unternehmen U nternehmen sind in der Rollenfindung, ge- auch viele Kleidungsstücke wegen Flecken und Geruch Henkel seit jeher Nachhaltigkeit beimisst. rade auch im Hinblick hinblick darauf, was der Auf- schneller entsorgt werden, deren Herstellung ebenfalls sichtsrat leisten kann. können Können sie Sie als Vorsit- zum Ressourcenverbrauch beiträgt. Daher meine ich, Mit unseren Produkten adressieren wir inzwischen in zende zweier sehr relevanter Gremien, des dass das richtige Waschmittel ein Beitrag zur Nachhaltig- vielen Bereichen auch kreislaufwirtschaftliche Aspekte. Henkel-Aufsichtsrats henkel-Aufsichtsrats und des Gesellschafter- keit ist. Abgesehen davon hat die Weiterentwicklung der Mit kreislauffähigen Klebstofflösungen etwa können ausschusses, bitte kurz erläutern, wie Ihre ihre Rol- Waschmittel dazu geführt, dass wir heute deutlich kälter wir die Langlebigkeit von Industriegütern erhöhen, in- len in beiden Gremien sind? waschen als früher. Der Nachhaltigkeitseffekt ist riesig. dem wir auch das Entkleben nach Gebrauch mitdenken. Wenn verklebte Komponenten wieder einfach getrennt Wenn man alle Waschladungen, die mit unseren Voll- waschmitteln angesetzt werden, kalt waschen würde, dann ließen sich jährlich sieben Millionen Tonnen CO2 werden können, dann macht dies Reparaturen in vielen Fällen erst möglich. Gleiches gilt für das Thema Recyc- Für mich persönlich ist Nachhaltigkeit eine Her- zensangelegenheit, sie ist aber natürlich auch ein regelmäßiges Thema auf der Agenda sowohl des Ge- einsparen. Das entspricht mehr als dem Zehnfachen der ling, da viele Verpackungen inzwischen aus Verbund- sellschafterausschusses sellschafterausschusses, als als auch auch des Aufsichtsrats. Wir weltweiten jährlichen CO2-Emissionen von Henkel. komponenten bestehen. haben ein Vorstandsmitglied, das für Nachhaltigkeit ver-
14 15 antwortlich ist, insofern gibt es eine starke Verankerung. diese CO2 neutral betrieben werden können. Da wird man Wie stehen Sie sie in diesem Kontext kontext zum vorge- JJa, a, das hören wir von vielen Unternehmen, unternehmen, Hinzu kommt ein hohes Interesse der Mitglieder des Auf- dann Unterschiede in der Größe und Komplexität berück- sehen stakeholder-dialog, Stakeholder-Dialog, den die eu-kom- EU-Kom- dass es die Taxonomie taxonomie das Kerngeschäfts kerngeschäfts- sichtsrats- und des Gesellschafterausschusses, die regel- sichtigen und jeweils das richtige Maß finden müssen. mission in der gleichen initiative Initiative angedacht modell nicht erfasst und die vielen anderwei- mäßig hinterfragen, wo wir stehen und welchen Weg wir hat? In in unserer Umfrage umfrage haben sich die Unter- unter- tigen, für den Wandel wichtigen Nachhaltig- nachhaltig- einschlagen, und die Erfahrungen aus ihren jeweiligen nehmen skeptisch mit Blick auf die Institutio institutio- keitsbemühungen der unternehmen Unternehmen nicht Kontexten mitbringen. Gerade der Vergleich mit anderen B leiben wir bei den Corporate Bleiben corporate Governance- nalisierung gezeigt, obwohl viele, wie auch taxonomiefähig sind. Meinen Sie, sie, wir sind hier Branchen oder auch dem Wettbewerb ist sehr wertvoll. Aspekten. Auch die EU-Kommission eu-kommission ist hier Henkel, henkel, längst den Austausch suchen. auf dem richtigen Weg? Vor dem Hintergrund der zunehmenden Breite des The- ja nicht untätig und plant einen legislativen mas Nachhaltigkeit – von Biodiversität bis zu Menschen- rechten – spielen aber natürlich auch fortlaufende Schu- lungen des Aufsichtsrats eine große Rolle. Vorschlag. Vorgesehen ist, dass sich unter- nehmen Nachhaltigkeitsziele Unter- nachhaltigkeitsziele setzen und Natürlich agieren Unternehmen nicht im luft- leeren Raum, sondern sind Teil der Gesellschaft. Insofern muss das, was wir machen, auch einen gesell- Das Ziel – hin zu einer nachhaltigen Wirt- schaft – ist absolut richtig und absolut not- wendig. Ob dieser aktuelle Weg schon der richtige Prozesse zur Erreichung erreichung von ESG-Zielen esG-Zielen eta- blieren müssen, aber auch ESG-Expertise esG-expertise im schaftlichen Mehrwert haben. Ob es dafür aber einen ist, da habe ich Fragezeichen. Mit unseren Lösungen Aufsichtsrat vorsehen sollten. sie Sie als promo- institutionalisierten Dialog mit pauschalen Vorgaben bei Henkel haben wir großen Einfluss auf die Nach- Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit nachhaltigkeit bei der Vor- vierte Mikrobiologin mit naturwissenschaft- braucht, wage ich zu bezweifeln. Der Austausch ist kein haltigkeit anderer Industrien. Wir ermöglichen bei- standsvergütung bei Henkel? henkel? An welche Ziele lichem Vorverständnis haben die besten Vor- Selbstzweck, er muss für beide Seiten einen Zweck erfül- spielsweise mit unseren Produkten Leichtbau im koppeln Sie sie die Vergütung und wie messen sie Sie Expertin zu sein. aussetzungen, eine solche expertin len. Hier wäre ein pragmatischer Ansatz sinnvoller. Automobilsektor. Davon profitieren aber nicht nur den Erreichungsgrad? erreichungsgrad? Ihrer Meinung nach ein Aufsichts- Wie müsste ihrer E-Autos, sondern alle Fahrzeuge, die aber in der Ta- rat aufgestellt sein, um gut besetzt zu sein? xonomie aktuell nicht erfasst werden. Um die mit der Dass Nachhaltigkeitsziele in die Vorstands- und Führungskräftevergütung Eingang finden, ist der richtige Weg. Die Umsetzung der Nachhaltigkeits- Grundsätzlich bringt eine vielfältige Aufsichts- ratszusammensetzung erhebliche Vorteile. Nun Abgesehen von Governance und expertise treibt die Unternehmen Berichterstattung um. die Expertise unternehmen auch das Thema thema Die eu-kommission EU-Kommission EU-Taxonomie verbundene Bürokratie zukünftig zu meistern, müssten wir sicherlich zahlreiche Mitar- beiter einstellen, Ressourcen, die wir vielleicht in der ziele ist allerdings nicht trivial, wie etliche Beispiele zei- ist bei uns im deutschen System ohnehin schon die Hälf- sieht weitreichende Änderungen für die nicht- Arbeit am tatsächlichen Technologiefortschritt viel gen, in denen Unternehmen auf nicht unerhebliche Wi- te des Aufsichtsrates durch die Arbeitnehmervertreter finanzielle Berichterstattung der Unterneh- unterneh- besser einsetzen könnten. Natürlich ist Nachhaltigkeit derstände gestoßen sind, u.a. von Investorenseite. Hier besetzt, was die Vielfalt erhöht. Dann bleibt noch die men vor. Wie bereitet sich Ihr ihr Aufsichtsrat auf ein Schlüsselthema. Um sie aber zielführend zu ad- spielen sicherlich das richtige Maß und eine Balance von andere Hälfte, bei der die Aktionäre mit ihrer Wahl Kom- diese zusätzlichen Pflichten vor? ressieren, brauchen wir pragmatische Lösungen und Performance und Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle. Bei petenzschwerpunkte setzen können. Ich glaube, dass es Vorgaben statt einer Verstrickung in Formalitäten. Henkel haben wir zunächst ganz konkrete Nachhaltig- keitsziele für den Gesamtkonzern, wo wir wann mit der Erreichung sein wollen. Allerdings müssen Sie in einem auf der Aufsichtsratsebene sehr wichtig ist, einen über- geordneten Rat zu geben und Dinge aus übergeordne- ter Perspektive beurteilen zu können. Deshalb halte ich In erster Linie ist es das Unternehmen, das sich darauf vorbereiten muss. Der Aufsichtsrat kommt dann ins Spiel, wenn es darum geht, die Prüfung der nicht- Investitionsströme sollten sich eigentlich an einer leicht lesbaren Ampel orientieren können. Wie sich jetzt heraus- so diversifizierten Unternehmen wie Henkel für die ver- es für wichtig, dass man dort vor allem hochkarätige All- finanziellen Themen zu gewährleisten. Wir sind bei Henkel stellt, wird das mit dem Ansatz aber alles andere als leicht. schiedenen Sparten genau prüfen, welche Stellschrau- rounder hat. Natürlich ist es wichtig, dass die Mitglieder dahingehend auf einer Reise. Das liegt auch daran, dass ben sinnvoll adressiert werden können und wie diese auch Nachhaltigkeitsexpertise einbringen. Interessanter die Themen zwar auf EU-Ebene gesetzt sind, sich aber in die Zielerreichung einfließen können. So ist es heute als die reine Nachhaltigkeitsexpertise finde ich eigentlich, noch im Fluss befinden. Insofern können wir nur mit dem Wenn sie Sie einen Wunsch an die Politik äußern möglich und auch meist sinnvoll, für jeden Unterneh- wenn dabei noch Erfahrungswerte aus anderen Branchen operieren, was greifbar ist, etwa die Prüfung der eigenen könnten, um der Nachhaltigkeit nachhaltigkeit zum Durch- durch- mensbereich und jedes Vorstandsmitglied individuelle Eingang finden. Starre Vorgaben finde ich eher problema- Wirtschaftstätigkeit Wirtschafts tätigkeit auf die beiden Kriterien Klimaschutz bruch zu verhelfen, was wäre der? Ziele zu definieren und im Zeitverlauf anzupassen. In tisch, die richtige Balance ist wichtig. Wenn ich mein Gre- und Anpassung an den Klimawandel. Unsere wesentlichen den Short Time Incentive (STI) geht ein persönlicher in- dividueller Faktor pro Vorstandsmitglied ein, der den STI mium ausschließlich aus Fachexperten wie Finanzprofis für den Prüfungsausschuss, Digitalisierungsprofis und Wirtschaftstätigkeiten werden von den aktuellen Kriterien der Taxonomie jedoch nicht abgedeckt. Wir sind eben we- der Basischemie noch Automobil noch Energie, sondern Mit Blick auf unser Land wünschte ich mir deutlich mehr Engagement und Dynamik bei den wirklich bestimmenden Themen wie der nachhaltigen Energiever- reduzieren oder erhöhen kann. In diesen individuellen ESG-Spezialisten zusammensetze, dann fehlt mitunter die Faktor zählen verschiedene Komponenten hinein, dar- Gesamtperspektive. Ich glaube, der Aufsichtsrat ist eher vielfach (nur) Enabler für Nachhaltigkeit in anderen Unter- sorgung, einschließlich Netz- und Speicherkapazitäten. unter Nachhaltigkeitskriterien. Wir sind dabei noch nicht dafür da, nach den übergeordneten Zielen und Aspek- nehmen und Kontexten (z.B. unsere Klebstoffe für den Bau Hier ist zu viel Zeit verronnen, das muss sich jetzt dringend sehr granular (mit Prozentzahlen oder KPIs), aber werden ten zu fragen, dem „was“ und „wohin“. Die Frage des „wie“ von Batterien). Daher trifft uns die Änderung der Berichter- ändern. Also der Wunsch an die Politik ist, in perspektivisch immer detaillierter. Ein Ziel ist zum Beispiel, muss dann eigentlich der Vorstand des Unternehmens stattung in diesem Jahr noch nicht wirklich. Alles was künf- Bezug auf Entscheidungen und Umsetzungen eine Roadmap für unsere Standorte zu entwickeln, wie beantworten. tig kommt, müssen wir natürlich weiter prüfen. wirklich zu beschleunigen.
16 17 Teil 1 Motivation, Wandel Welche Faktoren motivieren Ihr Unternehmen, nachhaltiger zu wirtschaften? und Monitoring Reputationserwägungen 41 47 12 Verantwortungsbewusstsein 62 25 13 Geänderte Erwartungshaltung 44 41 12 3 der Investoren T ESG-Risiken für das Unternehmen 44 34 19 3 eil 1 befasst sich mit der Motivation von Vorstand und Aufsichtsrat zu nachhaltige- rem Wirtschaften und der Frage, welche Veränderungen in Strategie, Steuerung und Innovationspotential 45 33 12 10 Überwachung hierdurch angestoßen wurden. Daneben zielte die Befragung auf ge- plante weitere Veränderungen ab. Mitarbeitermotivation/ 34 41 22 22 Attraktivität als Arbeitgeber Bei unseren Fragen haben wir keine der zahlreichen Definitionen von Nachhaltigkeit oder ihrer zentralen Komponenten ESG vorausgestellt. Eine Kategorisierung von Nachhaltigkeit Gesetzliche Berichtspflichten 32 39 20 5 3 zur einheitlichen Begriffsklärung wird auf europäischer Ebene im Rahmen der EU-Taxono- mie gerade durch die Festlegung, was nachhaltige Wirtschaftstätigkeiten sind, versucht. Für unsere Befragung war also das Vorverständnis der Teilnehmenden ausschlaggebend. Kundenverhalten 37 31 27 32 ESG-Scorings oder Ratings 29 38 22 10 Interne und externe Beweggründe wirken zusammen Finanzierungserwägungen 30 28 16 15 11 Investoren und Regulierer, aber auch die Gesellschaft erwarten zunehmend, dass Unter- nehmen nachhaltiger wirtschaften. Das Thema wird aber nicht nur von außen an die Un- Vorteile bei Ausschreibungen/ 19 31 31 14 7 ternehmen herangetragen. Abbildung 1 zeigt, dass viele verschiedene Faktoren für die Auftragsvergabe Unternehmen ausschlagegebend sind, den Wandel mit zu treiben. Unternehmensinterne und -externe Beweggründe kommen zusammen. Reputation, Verantwortungsbewusstsein, Kosteneinsparungspotential 14 31 27 19 10 Investorenerwartungen und Mitarbeitermotivation stehen an der Spitze der Nennungen. Gesetzliche Berichtspflichten sind ein weiterer Faktor, aber nicht der entscheidende Motiva- Bewertung von ESG-getriebenen 13 30 32 18 7 F&E-Aktivitäten durch Analysten tor, sich mit dem Thema zu beschäftigen. Die Teilnehmenden sehen auch das mit nachhalti- gerem Wirtschaften verbundene Innovationspotential, also Geschäftschancen. 0% 20% 40% 60% 80% 100% Immerhin 45 Prozent nennen Kosteneinsparungspotential. Zwar sind mit der Implemen- n = 61 n trifft zu n trifft eher zu n neutral n trifft eher nicht zu n trifft nicht zu tierung von ESG-Maßnahmen zunächst Kosten verbunden. Langfristig können sich jedoch Kosteneinsparungen ergeben, wenn Risiken vermindert oder die Unternehmenserträge von negativen Auswirkungen des Klimawandels weniger stark belastet werden. Abbildung 1: Motivation der Befragten, nachhaltiger zu wirtschaften
18 19 Das Thema ESG hat strategische, kommunikative und Die Berücksichtigung von ESG hat nur bei knapp einem Drittel der Teilnehmenden zu ei- organisatorische Auswirkungen auf die Unternehmen ner expliziten Ausweitung von Forschung und Entwicklung (F&E) geführt. Da 78 Prozent jedoch, wie Abbildung 1 zeigt, das Innovationspotential von Nachhaltigkeit erkannt haben, Die Befragten sind nicht nur motiviert, nachhaltiger zu wirtschaften, sie haben dem auch Ta- dürfte die niedrige Zahl zum Ausbau von F&E dem ohnehin starken Forschungsstandort ten folgen lassen. Die Antworten zeigen, dass das Thema ESG in den Unternehmen weitrei- Deutschland geschuldet sein. Forschung ist per se wissenschaftsbasiert und sucht systema- chende strategische, kommunikative und organisatorische Konsequenzen hat (Abbildung 2). tisch nach zukunftsorientierten Erkenntnissen und Antworten. Daher dürfte Nachhaltigkeit schon lange systematischer Bestandteil vieler Forschungsvorhaben sein. Möglicherweise ist Da die gesetzlich verpflichtende finanzielle Berichterstattung um eine nichtfinanzielle Erklä- der Standard hier also schon hoch und wird beibehalten. rung ergänzt wurde, überrascht es nicht, dass die meisten Befragten einen Ausbau der Be- richterstattung als Konsequenz auf die wachsende Bedeutung von Nachhaltigkeit angeben. Diejenigen Unternehmensvertreter, die hier keine Auswirkungen für sich angegeben haben, dürften schon zuvor freiwillig ausführlich über nichtfinanzielle Aspekte berichtet haben. Zu welchen Änderungen hat „ESG“ bisher in Ihrem Unternehmen geführt? 76 Prozent der Teilnehmenden haben aber auch die strategische Ausrichtung des Unterneh- mens geändert oder eine Nachhaltigkeitsstrategie etabliert. Auch organisatorisch wenden die Unternehmen Ressourcen auf, um den eigenen Zielen und den in sie gesetzten Erwar- Ausbau der Berichterstattung 80 13 7 tungen gerecht zu werden. Die Schulung und der Ausbau des Fachwissens von Personal und Unternehmensorganen stehen ebenso hoch auf der Agenda wie der Ausbau oder die Ausbau von Wissen/Schulung 24 56 16 4 Reallokation von Personalressourcen. von Mitarbeitenden Änderung strat. Ausrichtung/ Sieben von zehn Unternehmen haben ihre Unternehmensbereiche stärker vernetzt, um ESG 46 30 20 22 Etablierung Nachhaltigkeitsstrategie als übergreifendem, kommunikativem und strategischem Thema gerecht zu werden. Das können beispielsweise die Einrichtung von Schnittstellen zwischen den Abteilungen, Funk- Ausweitung des Risikomanagements 49 25 22 22 tionen und Geschäftsbereichen zur Kommunikation und zum Datenaustausch oder neue Berichtswege sein, die es zuvor in der arbeitsteiligen Organisation nicht gab. Ausbau von Wissen/Schulung 29 44 24 4 von Vorstand/Aufsichtsrat Bei schwer konkret messbaren Auswirkungen wie einer Änderung der Unternehmenskultur, einer Steigerung der Motivation oder Vorteilen bei der Gewinnung neuer Mitarbeiterinnen Intensivere Vernetzung verschiedener 25 45 25 22 Unternehmensbereiche und Mitarbeiter sind die Antworten zurückhaltender. Obwohl die Gewinnung von Personal auch motivierender Faktor für mehr Nachhaltigkeit ist, zeigt sich die Schwierigkeit, solche Aufbau oder Verschiebung 16 44 27 7 5 Erwartungen auch zu messen. Aber dennoch scheint es Erfolge zu geben. Aus dem Feed- von Kapazitäten/Personal backbereich dazu ein Kommentar: Änderung der Unternehmenskultur 13 36 41 5 5 Steigerung der Mitarbeitermotivation, 15 31 40 9 5 Vorteile beim Recruiting „Wir geben unseren Mitarbeitern die Gelegenheit, sich Ausbau von Forschung 13 16 38 22 11 aktiv in dieses Thema einzubringen. Dies bringt neue und Entwicklung Ideen, stärkt die Loyalität und die Marke – bei Kunden 0% 20% 40% 60% 80% 100% und Mitarbeitern.“ n =56 n trifft zu n trifft eher zu n neutral n trifft eher nicht zu n trifft nicht zu Abbildung 2: Auswirkungen von ESG auf das Unternehmen
20 21 Nachhaltiges Wirtschaften wird in den Unternehmen zu Die Integration von Nachhaltigkeitsfaktoren realisiert sich nicht nur auf Managementebene, weiteren zentralen Änderungen führen sondern auch beim Instrumentarium, das dem Aufsichtsrat zur Verfügung steht: der Vor- standsvergütung. Zur Entwicklung der Incentives am Beispiel der Henkel AG & Co KGaA le- Wie Abbildung 3 zeigt, gibt es viele Möglichkeiten für Unternehmen, die Umsetzung gesetz- sen Sie das Interview mit der Aufsichtsratsvorsitzenden, Dr. Simone Bagel-Trah, auf Seite 12. ter ESG-Ziele zu messen und deren Erfolg sicherzustellen. Es zeigt sich, dass hierbei nicht „das eine“ Instrument zum Einsatz kommt, das für alle Unternehmen passt. Spitzenreiter des Mehr als die Hälfte der Unternehmen hat angegeben, in Bezug auf die Erfolgsmessung von aktuell genutzten Spektrums ist die externe Prüfung bzw. Zertifizierung zum Beispiel durch ESG-Zielen interne Prozesse und Prüfverfahren (Compliance) aufgesetzt zu haben oder dies Ratings. Lesen Sie hierzu das Interview mit Maria Ferraro, Mitglied des Vorstands und CFO zu planen. Interessant wird sein, wie sich die Funktion Compliance künftig mit dem Quer- der Siemens Energy AG, zum Thema Ratings auf Seite 23. schnittsthema ESG befassen wird. Werden die klassische Zuweisung von Themen an Com- pliance aufgebrochen und zum Beispiel die Funktionen Accounting, Controlling und Com- pliance systematisch und enger zusammenarbeiten? Schließlich ist die Sicherstellung der Datenqualität eine Voraussetzung für verlässliche Nachhaltigkeitsberichterstattung. Bei der Wie wird die Umsetzung bei Strategie und von Unternehmenssteuerung kommen auch Faktoren wie Sorgfaltspflichten in der Lieferkette ESG-Zielen in Ihrem Unternehmen sichergestellt hinzu. Für beide exemplarisch genannten Aspekte verfügt die Funktion Compliance mit der beziehungsweise der Erfolg gemessen? Methodik der Identifizierung, Dokumentation, Bewertung und schließlich Vermeidung von Risiken über ein hilfreiches Instrumentarium und kann daher künftig sicherlich ein Spar- ringspartner für andere Abteilungen sein. Externe Prüfung/Zertifizierung 72 (z.B. Rating) 18 70 Vergleich mit Peers (Benchmarking) 18 Deutlicher Trend zur Aufnahme von Leistungskennzahlen in die Unternehmenssteuerung ESG-Zielerreichung in 65 Vorstandsvergütung 25 Aufnahme von ESG-KPIs in Interne Prozesse bzw. 61 98 Unternehmenssteuerung Prüfverfahren (Compliance) 14 Externe Prüfung/Zertifizierung Aufnahme von ESG-KPIs 58 89 (z.B. Rating) in Unternehmenssteuerung 40 ESG-Zielerreichung in Corporate Sustainability Board 58 89 Vorstandsvergütung (Vorstands-/Managementebene) 25 ESG-Zielerreichung in Vergütung 35 Vergleich mit Peers (Benchmarking) 88 der beiden nachfolg. Führungsebenen 37 Corporate Sustainability Board 14 82 Eigener Aufsichtsrats-Ausschuss (Vorstands-/Managementebene) 35 Interne Prozesse bzw. 75 Prüfverfahren (Compliance) 0% 20% 40% 60% 80% 100% ESG-Zielerreichung in Vergütung 72 n =57 n aktuell genutzt n soll zukünftig genutzt werden der beiden nachfolg. Führungsebenen Eigener Aufsichtsrats-Ausschuss 49 Abbildung 3: Nutzung des Instrumentariums zur Sicherstellung bzw. Erfolgsmessung von Strategie und ESG-Zielen 0% 20% 40% 60% 80% 100% Die Bereitschaft, zukünftig auch weitere Instrumente zu nutzen, ist groß. So kann die Auf- n =57 nahme von ESG-Leistungskennzahlen in die Unternehmenssteuerung als am häufigsten gewählte Lösung identifiziert werden (Abbildung 4). Insgesamt 56 von 57 Befragten nutzen Abbildung 4: Anteil der Teilnehmenden, die die Instrumentarien schon heute nutzen oder bereits dieses Instrument oder wollen es zukünftig nutzen. Instrumente der Unternehmens- zukünftig nutzen werden steuerung dienen der Navigation der Unternehmen, steuern wirtschaftliche Handlungen und beeinflussen Ressourceneinsatz und Investitionen. Mit der Aufnahme in die Unterneh- menssteuerung bekommen ESG-KPIs also systematisch einen verhaltenssteuernden Effekt.
Interview 22 23 Die Zuständigkeit für ESG auf Ebene der Unternehmensleitung wird überwiegend einem Corporate Sustainability Board zugewiesen. Dennoch gehen die Meinungen der Befrag- Maria Ferraro ten hinsichtlich der Bildung entsprechender Aufsichtsratsausschüsse zur Diskussion der Nachhaltigkeitsstrategie und der Überwachung der Umsetzung und Erfolgsmessung der Nachhaltigkeitsziele auseinander. Dies gilt insbesondere für einen Nachhaltigkeitsaus- schuss des Aufsichtsrats. Möglicherweise verorten die Aufsichtsräte Berichtspflichten beim Prüfungsausschuss, strategische Themen aber beim Strategie- oder Investitionsausschuss oder schlicht im Plenum. Wahrscheinlich hängt dies stark vom individuellen Sektor und der Innovationsintensität der Branche des Unternehmens ab, und es drängt sich auch kein Argu- Mitglied des Vorstands und Chief Financial Officer, Siemens Energy AG ment auf, warum die Nachhaltigkeit in allen Aufsichtsräten auf eine einzige, ganz bestimmte Weise behandelt werden sollte. Sustainability is at the core of our strategy. We see the changes as as necessary, necessary but they’re also creating opportunities. To tap into these opportunities, we’re aligning our business along “three strategic pillars”. Number one is low to zero emission power generation. In CFOs and chairs of supervisory boards in our study we asked cFOs We are moving more and more to renewable if they see opportunities in the disruption we are facing right energies. At the same time, however, it is clear now. in In its non-financial statement Siemens siemens Energy energy sums this that the necessity and the demand for energy thought up by stating: “this “This will bring about long-term changes only increase. But how do we ensure that we get in the relevance of traditional energy technologies but will also to the lowest emissions possible? create opportunities in new areas of business.” Your mission is to support your customers in transitioning to a more sustain- The second pillar is efficient transport and stor- able world and your business model allows you to participate age. You can’t have renewable energy without in the transformation also commercially. How ESG criteria how do esG transport to where it’s needed and being able find their way into your strategic innovation process? Is is there to store it for example when the wind blows any overarching control or coordination here, or is this driven intermittently. independently from the individual product areas? And last but not least, our third strategic pillar is how you reduce greenhouse gas emissions and energy consumption in industrial pro- cesses. Those are assets that are in place today and that we still need! Here we are driving the how: How do we continue to make those pro- cesses more and more energy efficient and reduce emissions? At Siemens Energy, we are going to continue to shift resource and money into our three pillars, because those are opportunistic growth areas. These three pillars interweave into our strate- gic innovation process. And I can’t stress this enough: Sustainability is at the core of our strat- egy. And it encompasses everything related to ESG – there’s E and S and G for a reason. We control our sustainability activities via our Sustainability Council. It is chaired by our Presi-
Interview 24 25 dent and CEO Christian Bruch, who is also the Chief aim that 25% of our top leadership positions, essentially amount of 3 billion euros. As you mentioned, the facility mature through the energy transition. This takes time Sustainability Officer of Siemens Energy – you have level one and two, will globally be held by women in primarily serves as a backup line for general corporate and this is what we‘re trying to demonstrate. Please to hang the responsibility on a high level. The Council 2025 and 30% by 2030. It‘s not an easy thing to achieve purposes. It is undrawn and still in place with the KPIs be patient. One thing we did and that showed we are meets on a regular basis to evaluate where we are and in our industry, but we believe in gender equality. attached to it. But from my financial framework as the walking the talk is our exit from coal. So we are shift- how we’re ensuring that we move into the right direc- CFO of Siemens Energy, I say that we should be gener- ing our portfolio and our investors see that. tion. It consists of decision makers representing busi- We also look at safety for our employees and partners. ating enough cash from operations to not pull on that nesses and functions. Because it’s not just the business In our industry we have to focus on safety, on zero harm. unless absolutely necessary. You should leave work in the same physical condition who’s driving this but also the various functions and Siemens Energy has received particularly siemens energy the regions – we operate in more than 90 countries. that you arrived. We ensure that the culture is embed- In terms of green financing we haven‘t had green good external ratings for its esG ESG governance. The Council helps make appropriate decisions, sets pri- ded. No meeting starts without a safety moment. Every- loans as a borrower on our own. But for our end-to- What was the experience you had here? orities and makes sure that we keep the focus on ESG. body knows in this organization that safety is part of our end high voltage direct current-link project called We implemented this new as of last year, as we’re a new company. And it works well. overall landscape. An important part of Governance at Siemens Energy is Viking Link, linking the energy grids of the UK and Denmark, we enabled the first multi ECA green loan facility for our customer National Grid. We‘re very I’m CFO, I love to get KPIs, to see we’re manag- ing what we measure and this is what we’re doing with our Sustainability Report and with our Compliance and Integrity. Our employees stand tall in proud about that. ESG ratings. As part of the 2030 Agenda, the United united Nations nations the fight against corruption in their daily work and our adopted 17 Sustainable Development Goals sustainable development leaders set the right tone from the top by living up to To give you some background: We have two report- (SDGs). To maximize impact, Siemens (sdGs). to siemens Energy energy the statement that we only do clean business. Siemens Part of your programme “energy “Energy of Tomorrow” tomorrow” ing segments: First, Siemens Gamesa Renewable focuses in particular on SDG7 sdG7 “Affordable and Energy is recognized for its really robust compliance is shifting R&D R&d expenditures toward sustain- Energy which of course rates at the highest level, clean energy,” SDG “Climate action,” SDG8 sdG 13 “climate sdG8 program. We proactively identify risks and continu- able products and services. how How do you achieve and it should. But the other reporting segment, Gas “Decent “decent work and economic growth,” SDG sdG 9 ously offer training and communication to mitigate investor support for your strategy and the cost and Power, was highly and still is, in need of expla- “Industry, “industry, innovation and infrastructure,” and those risks. that comes with it? nation. For example, when I‘m sitting with investors, SDG sdG 5 “Gender equality.” Howhow did the selec- I am always explaining how important our transmis- And by the way: A lot of these targets also affect the Siemens tion process take place and how does siemens Energy measure these goals across the com- energy long-term equity-based compensation that is granted to the members of our Executive Board. Also part of our We are committed to spending approximately €1 billion in CapEx and €1 billion in R&D. This is kind of the flight level that we want to have. It’s about sion business is to the energy transition. For example, renewable resources are most of the pany? financing is dependent on some of these KPIs because where you’re allocating it. In the past, the R&D was spent time located remotely, therefore transmission is key it‘s ESG backed. to bring the energy to the places where it’s really We contribute to most of the SDGs, directly or indirectly. To ensure maximum impact, however, we need focus. Back in 2020, we looked at the SDGs more in the traditional part of our portfolio. Going for- ward we are going to shift the spend more and more into the three pillars that I mentioned. needed. It is so important for us to show the various parts of Gas and Power to say: This is what our busi- extensively to define exactly the topics most relevant for In in our study we also addressed CFOs cFOs because ness looks like. us as a company but also in terms of the societal impact. sustainable finance is at the core of regula- How do we get our investor support? I think it‘s two- We had dialogues with internal and external stake- tory measures at EU eu level. In in this respect your fold. One is they believe that we, as a company Siemens Investors asked for an ESG rating, right after our list- holders and as a result we came down to the five SDGs move to obtain an ESG-linked esG-linked credit line is Energy are a key lever in how our customers are doing ing. At that point in time ESG rating agencies did not mentioned. very interesting. Not not the use of the loan but their own energy transition journey. And with our port- have the full transparency on our operations, since the costs of the loan are linked to sustainabil- folio, with our high efficiency products we are able to our Sustainability Report had not even been released. Let’s take a look at decarbonizing: Our goal is climate ity criteria and it can be used for overall busi- facilitate that. So, they do see us as a company that‘s neutrality of our own operations by 2030. In order to ness activities of Siemens siemens Energy. energy. Isis this a typi- really relevant, and I have to say, we‘re the only one in I think we have to guide the ratings agencies because meet that goal we’re looking for example at new mobil- cal instrument for financing the transitional the world that can do what we do: from generation to it’s never black and white. So we have worked hard to ity concepts and our own electricity. We have an inter- phase of the Siemens siemens Energy energy business model? transmission and storage, encompassing both conven- ensure that they have the full information to make a mittent step that targets that by 2023 the entirety of our tional and renewables. relevant and objective rating. Our ESG performance own electricity consumption will be renewable based. When we come to societal impact, which is dear to my First of all, I personally believe that responsible investing and ESG-linked loans will become more and more commonplace and I think it should But, secondly, how do they continue to buy into that? We need to walk the talk. We need to show that more today is very well perceived in the market and we do receive good ESG ratings. We saw a real improvement after our first Sustainability Report was published and heart as I‘m also the Chief Inclusion and Diversity Offi- be. We were pleased to be one of the first to obtain a and more of our R&D expenditure will be shifted to the we continue to educate the market to make sure they cer, we set ourselves targets for gender diversity. It is our really large ESG-linked revolving credit facility, with an new portfolio and will then allow for the technology to understand what’s encompassed.
26 27 Let us finally talk about regulation and the One additional point on the taxonomy: We impact on business decisions. In in Brazil you are constructing an energy efficient gas power sta- see various taxonomies popping up across the globe, I’ve heard about US, UK, or Russian tax- Teil 2 Einschätzung und Heraus Heraus- tion where the turbines are future-proof: they onomies, and it is paramount that we level the are ready to burn hydrogen. This this is a good exam- playing field and ensure they all relate to each ple of what the EU eu tries to achieve. In in your view: other, as companies like mine, Siemens Energy, Does does EU-regulation eu-regulation promote in an adequate way transitional innovation by companies or the operate globally. forderungen aktueller Regulierungsvorhaben investment into such innovations, e.g. via the EUeu Let’s have a glimpse beyond the taxonomy: The Taxonomy? taxonomy? What are the core challenges? most important package of legislation here is the Commission’s “Fit for 55 package”. The Euro- It‘s a really important point. There are different pathways to get to carbon neutrality as the con- ditions for the transition are different in each country. The pean Commission creates the investment con- ditions for more than 50 gigawatt of electroly- sis. We are in a global race for hydrogen, and we N goal is clear but getting there makes the difference. The need a strong home market for hydrogen tech- European Commission thinks of the EU taxonomy as nologies to bring down costs and to compete in achdem Teil 1 sich mit dem bisherigen Stand des Transformationsprozesses in den Unter- an instrument that creates the transparency of what is this global opportunity. Three things matter: nehmen befasst hat, ging es in Teil 2 der Umfrage um die künftigen Herausforderungen, necessary to achieve carbon neutrality. We think of it as First, the negotiating parties should support die im Bereich der Nachhaltigkeitsregulierung anstehen. Dies umfasst konkret drei Vor- a tool that should contribute to making the necessary the sector specific quotas for hydrogen and haben (Überblick im Kasten „Neuerungen in der Nachhaltigkeitsberichtserstattung – Was hat sich possible. After all, we all want to achieve the 2030 and synthetic fuels. We need the quotas, because getan?“, Seite 28 und Seite 38 ): 2050 goals. the carbon pricing signals will not be strong 1. Im April 2021 hat die Europäische Kommission einen Vorschlag für eine CSRD veröffent- Gas-fired power plants can accelerate the integration enough over this decade to make carbon-neu- licht. Diese soll die bislang geltende CSR-Richtlinie, die bei uns durch das CSR-Richtlinie- of renewable energy because they secure the supply in tral fuels competitive with fossil fuels. Umsetzungsgesetz umgesetzt wurde, ändern und erweitern – nach den Planungen bis a renewable electricity system. It is not about building Second, as we want carbon pricing to drive zum 1. Dezember 2022. gas-fired power plants instead of renewables, but about supplying energy whenever renewables do not deliver. sustainable technologies in the long run, it is 2. Darüber hinaus befassen sich die Unternehmen aktuell damit, die Berichterstattung Here’s where the pathways come in: Especially in coun- paramount to extend carbon pricing to all sec- nach der EU-Taxonomie-Verordnung vorzubereiten. tries that do not use nuclear energy and have limited tors and fully leverage energy taxation as a tool resources for hydropower, such as Germany, gas-fired to differentiate between clean and more CO2 3. Im Sommer 2020 hat die Europäische Kommission eine Initiative zur nachhaltigeren power plants are a sustainable investment. All studies intensive energy carriers. Unternehmensführung (Sustainable Corporate Governance) bekannt gemacht und eine for Germany show that the available capacity of gas- Konsultation für eine mögliche Gesetzgebungsinitiative durchgeführt. fired power plants will increase up to 2050. Third, the basis for all of this is obviously renew- able energy. The announcements of the new Auf diese Regularien und Initiativen sind wir in Teilaspekten in unserer Befragung eingegangen und It is crucial that we replace fossil gas with clean hydro- German government make us hopeful that we haben eine Bewertung abgefragt. gen or capture CO2 along the way. However, the transi- can speed up renewables and grid develop- tion path in the EU taxonomy is not realistic. As a result, ment, but we will need to pull all strings also at Transparenzpflichten können aber auch indirekte Folgen nach sich ziehen, zum Beispiel einen ver- it doesn’t make the necessary possible, but simply more EU level. Our recent transmission project Sued- haltenssteuernden Effekt haben. Daher hat uns vor dem Hintergrund der in Teil 1 erfragten Auswir- expensive; because financing will be more costly. Link, which will transport power coming from kungen des Themas ESG auf die Organisation und Strategie der Unternehmen auch interessiert, ob North of Germany to South, required around die Befragten weitere herausfordernde Veränderungen auf sich zukommen sehen. So, if the German government wants taxonomy-aligned 13,000 permits in twelve years! If we gas-fired power stations to replace coal and nuclear, don’t accelerate, bureaucracy will it will need to ensure that operators can do this at an dictate the speed of decarbonisation. appropriate level of profit. We will also need to discuss market design: How can we ensure that new gas-fired power plants are a worthwhile investment? They will earn less because they operate less hours and will have higher operational costs because they will use clean fuels. This needs to be addressed.
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