Breitband in Österreich - Evaluierungsbericht 2018 - Wien, 2019 - Band VI

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Breitband in Österreich - Evaluierungsbericht 2018 - Wien, 2019 - Band VI
Breitband in Österreich
Evaluierungsbericht 2018

Wien, 2019 – Band VI
Breitband in Österreich - Evaluierungsbericht 2018 - Wien, 2019 - Band VI
Inhalt

Executive Summary .............................................................................................. 3

1 Einleitung ......................................................................................................... 8

2 Die sozioökonomische Bedeutung von IKT in Österreich..................................... 11

   2.1 Die Bedeutung von IKT für die Wirtschaft ............................................................. 11

   2.2 Die Bedeutung von IKT für die Gesellschaft .......................................................... 17

   2.3 Die Bedeutung von IKT im internationalen Vergleich............................................ 25

3 Initiative Breitband Austria 2020 ...................................................................... 27

   3.1 Strategie sowie Masterplan zur Breitbandförderung ............................................ 27

   3.2 Stand und Entwicklung der Breitbandversorgung ................................................. 33

   3.3 Evaluierungen und Prüfungen der Breitbandinitiative........................................... 43

   3.4 Programmsteuerung, Monitoring und Förderungsabwicklung ............................. 51

   3.5 Ausblick zur Breitbandinitiative bis ins Jahr 2020 .................................................. 52

   3.6 Maßnahmen der Bundesländer............................................................................. 53

4 Breitbandstrategie 2030................................................................................... 62

   4.1 Nationale und europäische Zielsetzungen ............................................................ 62

   4.2 Herausforderungen ............................................................................................... 66

   4.3 Nächste Schritte ................................................................................................... 70

5 Serviceangebote des Breitbandbüros .................................................................... 71

   5.1 Das Breitbandbüro des Bundes als zentrale Anlaufstelle....................................... 71

   5.2 Öffentlichkeitsarbeit und Informationskampagnen .............................................. 72

Glossar ............................................................................................................... 81

Tabellenverzeichnis............................................................................................. 83

Abbildungsverzeichnis ........................................................................................ 85

Impressum ......................................................................................................... 86

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Breitband in Österreich - Evaluierungsbericht 2018 - Wien, 2019 - Band VI
Executive Summary
Die sozioökonomische Bedeutung von IKT in Österreich

•    Die Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, Österreich zu einer weltweit führenden
     „Digital Nation“ weiterzuentwickeln, um Wohlstand, Arbeitsplätze und Lebensqualität
     langfristig zu sichern und auszubauen. Im Bereich der modernen Infrastruktur – als
     Fundament der Digitalisierung – bekennt sich die Bundesregierung im
     Regierungsprogramm 2017 – 2022 zur landesweiten Versorgung von Gigabit-
     Anschlüssen zusätzlich zur landesweiten Versorgung mit 5G.

•    Das Internet hat in den vergangenen Jahrzehnten einen enormen Aufschwung erlebt. Vor
     allem für hoch entwickelte Volkswirtschaften ist der Grad der Digitalisierung ein
     zunehmend wichtiger Wettbewerbsfaktor. Dieser Befund gilt auch für Österreich: Die
     Erfüllung der Digitalisierungsziele der Europäischen Kommission und der
     österreichischen Bundesregierung sind für Österreichs Wirtschaft und
     Arbeitnehmerinnen und Arbeiternehmer von immanenter Bedeutung.
     In Österreich waren im Jahr 2016 nach OECD-Definition im IKT-Sektor über 15.500
     Unternehmen mit 106.000 Beschäftigten und einem jährlichen Umsatz von 31 Milliarden
     Euro tätig. Die Investitionen sind in den letzten fünf Jahren um zwölf Prozent auf zwei
     Milliarden Euro gestiegen und die Bruttowertschöpfung hat sich im gleichen Zeitraum
     um 20 Prozent auf mehr als zehn Milliarden Euro erhöht.
     Die nach der OECD definierte IKT-Branche ist der achtgrößte Sektor Österreichs – weitaus
     größer als beispielsweise der traditionell wichtige Sektor „Beherbergung und Gastronomie“.

•    Der Einsatz von IKT ist für Unternehmen unverzichtbar geworden. So gut wie jedes
     Unternehmen in Österreich verfügt über einen Internetzugang. Zudem verfügen knapp
     neun von zehn Unternehmen über eine eigene Website.

•    2018 waren neun von zehn Haushalte mit einem Internetzugang ausgestattet und
     ebenso viele Bürgerinnen und Bürger nutzen das Internet regelmäßig. Betrachtet man
     nur jene Haushalte, in denen zumindest ein Kind lebt, so sind diese praktisch alle mit
     einem Internetzugang ausgestattet. Zudem haben bereits zwei Drittel der Personen mit
     Internetzugang in den letzten zwölf Monaten Waren und Dienstleistungen online eingekauft.

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•    Um bei der Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologien
     Chancengleichheit zu schaffen, ermöglicht das BMVIT die Gewährung einer
     Zuschussleistung für sozioökonomisch benachteiligte Personen.

•    Die Initiative „fit4internet“ stärkt die digitalen Kompetenzen der Generation 60+. Ziel ist
     es auch Seniorinnen und Senioren eine digitale und dezentrale Teilhabe am
     gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen.

•    Festnetz- und Mobilfunk zusammengenommen, gibt es in Österreich bereits mehr als
     zehn Millionen Breitbandanschlüsse. Davon werden mehr als 75 Prozent in den
     Mobilfunknetzen realisiert.
     Obwohl bereits drei Viertel aller Breitbandanschlüsse in den Mobilfunknetzen realisiert
     werden, wird weiterhin rund doppelt so viel Datenvolumen in leitungsgebunden Netzen
     wie in Mobilfunknetzen übertragen.

•    Im Jahr 2018 wurden in den Mobilfunknetzen erstmals mehr als 1,5 Milliarden Gigabyte
     Daten übertragen. Im Vergleich zum Jahr 2012 vergrößerte sich die Datenmenge um den
     Faktor 20. Alleine in den Stunden um den Jahreswechsel 2018/2019 wurden mehr Daten
     übertragen als im gesamten Jahr 2009.

•    Prognosen sprechen von einem Anstieg der weltweiten Datennutzung auf bis zu 4,8
     Zettabyte (das entspricht einer Zahl mit 21 Nullen) bis ins Jahr 2022. Ausgehend von 1,5
     ZB im Jahr 2017 entspricht dies einer Verdreifachung innerhalb von fünf Jahren. Alleine in
     Westeuropa wird es 2022 Schätzungen zufolge vier Milliarden vernetzte Geräte geben.
     Verglichen mit dem Jahr 2017 entspricht das einer Steigerung von über 70 Prozent.

•    Diese Entwicklung wird am österreichischen Telekommarkt mit einem Trend hin zu
     leistungsfähigeren Technologien (FTTP und Kabel) sowie Bandbreiten jenseits der 100
     Mbit/s unterstrichen.

•    Bei Betrachtung des „Digital Economy and Society Index (DESI)“ hat Österreich im
     internationalen Vergleich neben dem Ausbau insbesondere auch bei der Nutzung von
     digitalen Infrastrukturen Aufholbedarf.

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Initiative Breitband Austria 2020

•    Im Zuge der Initiative „Breitband Austria 2020“ stellt das BMVIT seit Mitte 2015
     österreichweit eine Milliarde Euro an Förderungsmitteln – die sogenannte
     „Breitbandmilliarde“ – für den Ausbau der Breitbandinfrastruktur zur Verfügung.

•    Die Breitbandinitiative hat am österreichischen Telekommunikationssektor eine bis dato
     nie dagewesene Dynamik ausgelöst.

•    Im Rahmen der bisherigen Ausschreibungen aus der Breitbandmilliarde haben 174
     Förderungsnehmer in 694 Projekten Förderungszusagen über insgesamt 470,0 Millionen
     Euro erhalten. Berechnungen externer Evaluatoren zufolge werden dadurch weitere
     Investitionen in der zweieinhalbfachen Höhe der Förderungsmittel initialisiert, was rund
     1,2 Milliarden Euro entspricht.

•    Insgesamt profitieren von der Initiative Breitband Austria 2020 mit 838.000 Bürgerinnen
     und Bürger rund die Hälfte aller bisher unterversorgten Personen. Der geförderte Ausbau
     findet damit in der Hälfte aller rund 2.100 österreichischen Gemeinden statt.

•    Der Lenkungseffekt der Breitbandinitiative führt dazu, dass der Ausbau mit
     Förderungsmitteln tatsächlich dort stattfindet, wo er aufgrund einer niedrigen
     Wohnsitzdichte marktwirtschaftlich nicht darstellbar ist.

•    Die durch die Breitbandinitiative ausgelöste Marktdynamik zeigt sich auch anhand der
     von den Betreibern zusätzlich zur Breitbandinitiative bekanntgegebenen Ausbaudaten.

•    In mindestens 900 Gemeinden, in denen mit Förderung ausgebaut wird, bauen
     Telekombetreiber auch ohne Förderung zusätzlich aus. In weiteren zumindest 900
     Gemeinden wird auch gänzlich ohne Förderung ausgebaut, sodass Bürgerinnen und
     Bürger in nahezu allen österreichischen Gemeinden in naher Zukunft von einer
     verbesserten Breitbandversorgung profitieren.

•    Die Europäische Kommission stuft die Breitbandversorgung anhand von Mobilnetzen
     unter bestimmten Bedingungen auch als Alternative zu leitungsgebundenen NGA-
     Netzen ein. In Österreich werden aktuell 99 Prozent der Haushalte mit der LTE-
     Mobilnetztechnologie versorgt.

•    Bisher konnten im Zuge der Initiative Breitband Austria 2020 über 11.000 Zugangspunkte
     für Dritte (sog. „Point-of-Presence - PoP“) in mehr als 1.640 Gemeinden neu mit

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Glasfaser angebunden werden. Die Errichtung und Anbindung neuer Mobilfunkstationen
     ist insbesondere für den zukünftigen 5G-Ausbau wichtig.

•    Externen Evaluatoren stellen Österreich und damit der Strategie des BMVIT ein gutes
     Zeugnis aus. Das Ziel, 2020 nahezu flächendeckend ultraschnelles Internet (>100 Mbit/s)
     in ganz Österreich bereit zu stellen, wird aus Sicht der Evaluatoren erreicht werden.

Breitbandstrategie 2030

•    Jede Strategie sollte nach einigen Jahren kritisch hinterfragt werden, ob die
     technologischen Prämissen, die Marktgegebenheiten sowie die politischen Ziele, auf
     denen sie ursprünglich aufgebaut hat, zum jetzigen Zeitpunkt und für die absehbare
     Zukunft noch aktuell sind.

•    Aus aktuellen Studien sind insbesondere vier Entwicklungen erkennbar, welche die
     Anforderungen an eine Breitbandstrategie verglichen mit der Ausgangssituation der
     „Breitbandstrategie 2020“ geändert bzw. konkretisiert haben:
     −     Die 5G-Entwicklung ist konkreter und umsetzungsnäher geworden.
     −     Die Orientierung an flächendeckenden Glasfasernetzen als universelle
           Festnetzinfrastruktur wird immer klarer und in mehr und mehr Ländern Realität.
     −     Die EU ist dabei, die Breitbandziele ihrer Digitalen Agenda neu zu formulieren.
     −     Die Nachfrageentwicklung bestätigt den Bedarf nach Bandbreiten deutlich jenseits
           des 100 Mbit/s-Ziels bereits ab 2025.

•    Vor diesem Hintergrund setzte auch die österreichische Bundesregierung im
     Regierungsprogramm 2017 – 2022 neue Gigabit-Ziele:
     −     Zügiger Ausbau einer modernen, leistungsfähigen
           Telekommunikationsinfrastruktur.
     −     Vollständige Investition der noch verfügbaren Mittel aus der Breitbandmilliarde.
     −     100 Mbit/s als Zwischenziel bis zum Jahr 2020 auf dem Weg zum Gigabit-
           Netzausbau.
     −     Österreich bis Anfang 2021 zum 5G-Pilotland machen.
     −     Ziel bis 2025: Landesweite Versorgung mit Gigabit-Anschlüssen zusätzlich zur
           landesweiten mobilen Versorgung mit 5G.
     −     Zweckbindung zukünftiger Erlöse aus Frequenzversteigerungen für den Ausbau der
           digitalen Infrastruktur.

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•    Mit der im April 2018 vorgestellten 5G-Strategie Österreichs wurden 34 konkrete
     Maßnahmen festgelegt, deren Umsetzung die Schaffung optimaler
     Rahmenbedingungen zur Einführung des 5G-Mobilfunkstandards ermöglichen wird.

•    Zur Erreichung einer nahezu flächendeckenden Verfügbarkeit von Gigabit-Anschlüssen
     bis 2025 sowie der landesweiten mobilen Versorgung mit 5G bedarf die österreichische
     Breitbandstrategie allerdings einer Neuausrichtung.

•    Auf Basis des Regierungsprogramms hat das BMVIT einen Entwurf für die
     Breitbandstrategie zur öffentlichen Konsultation vorgelegt. Ziel sind flächendeckende
     Verfügbarkeit von Gigabit-Anbindungen durch konvergente Fest- und Mobilfunknetze.
     Zur Zielerreichung ist ein nationaler Schulterschluss zur Ankurbelung der Investitionen in
     der Höhe von mehreren Milliarden Euro erforderlich. Die Veröffentlichung der
     Breitbandstrategie 2030 ist für das 2. Quartal 2019 vorgesehen.

Die Serviceleistungen des Breitbandbüros

•    Das Team des Breitbandbüros des Bundes präsentiert sich als die zentrale Ansprechstelle
     für alle Interessenten zum Thema Breitband und berät österreichweit auch direkt Vorort.
     Die direkte Kontaktaufnahme zum Breitbandbüro ist per E-Mail unter
     breitbandbuero@bmvit.gv.at sowie auch telefonisch unter 0800 21 53 59 möglich.

•    Der mediale Auftritt des Breitbandbüros erfolgt neben www.breitbandbüro.at auch unter
     www.breitbandförderung.at sowie zum Angebot fester sowie mobiler Breitbandanschlüsse
     in Österreich – unter www.breitbandatlas.info, mit mittlerweile mehr als 200
     Telekombetreibern und über 343.000 User-Abfragen im Jahr 2018.

•    Umgelegt auf das Jahr 2018 wurde vom Breitbandbüro jede Woche eine Veranstaltung
     bzw. Beratung abgehalten. Somit wurden in Summe mehr als 7.500 Personen informiert.
     Darüber hinaus bearbeitete das Breitbandbüro seit 2014 knapp 1.000 Anfragen zur
     Breitbandversorgung und rund 600 Erstberatungen im Zuge der Ausschreibungen der
     Programmlinie Leerrohr.

•    Publikationen und Werkzeuge des Breitbandbüros (Infofolder, Planungsleitfäden,
     Machbarkeits- und Grobkosten-Analysen sowie das FTTH-Kostenschätzungstool)
     informieren fortlaufend über Kenndaten zu den einzelnen Förderungsprogrammen,
     Grundlagen in der Planung sowie den Ausbau physischer Breitbandinfrastrukturen.

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1 Einleitung
Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) haben in den letzten Jahrzehnten dazu
beigetragen, dass Wettbewerbsfähigkeit und Arbeitsproduktivität global stark gestiegen sind. So
werden in der Europäischen Union bis zu einem Viertel des Wirtschaftswachstums und bis zu
40 Prozent der Produktivitätssteigerung auf den Einsatz von IKT zurückgeführt.1 Neben den
positiven wirtschaftlichen Auswirkungen hat der Digitalisierungsgrad heute auch einen
wesentlichen Einfluss auf die soziale Prosperität eines Landes.

Die zunehmende Digitalisierung betrifft sämtliche Wirtschafts- und Lebensbereiche und
schreitet mit rasantem Tempo voran. Während der Einsatz moderner Informations- und
Kommunikationstechnologien im privatwirtschaftlichen Sektor wie auch in der öffentlichen
Verwaltung bis vor kurzem vorwiegend auf die Verbesserung von Effizienz und Effektivität
der Leistungserbringung ausgerichtet war, tragen die aktuellen Entwicklungen rund um die
Themen „Internet of Things (IoT)“, „Big Data“ sowie der nächste Mobilfunkstandard 5G das
Potential in sich, Leistungen nicht nur serviceorientierter und günstiger zu erbringen, sondern
Prozesse, Arbeitsmodelle und Wertschöpfungsketten völlig neu zu denken. Das WIFO hat in
diesem Zusammenhang in einer aktuellen Studie festgehalten, dass die Digitalisierung
Wirtschaft und Gesellschaft noch tiefgreifender verändern wird als die Globalisierung.2

Die Digitalisierung öffnet ein neues Kapitel in der Geschichte des technologischen,
wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wandels. Schon bisher haben uns neue Technologien
vollkommen neue Handlungsspielräume ermöglicht: Sie haben das Leben der Menschen
erleichtert und verbessert. Sie haben Weltbilder verändert und weiterentwickelt. Sie haben
mitgeholfen, durch Innovationskraft und wirtschaftliche Dynamik breiten Wohlstand und
soziale Sicherheit möglich zu machen.

Nur als wettbewerbsstarker digitaler Innovationsführer wird es Österreich in Zukunft auch
möglich sein, sein Wirtschafts- und Sozialmodell aufrechtzuerhalten sowie Chancengerechtigkeit
und soziale Sicherheit durch innovative, leistungsfähige Unternehmen und hochwertige
Arbeitsplätze abzusichern. Die digitale Infrastruktur ist auch im Sinne der Daseins- und
Zukunftsvorsorge ein unverzichtbares Rückgrat für Österreichs künftige Entwicklung.

1
 EC COM(2005) 229 final, S. 3
2
 WIFO, Politischer Handlungsspielraum zur optimalen Nutzung der Vorteile der Digitalisierung für
Wirtschaftswachstum, Beschäftigung und Wohlstand (2018), S. IV

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Faktoren wie Verkehrslage, Nachfragepotential, Geschäftsräume oder Konkurrenzsituation,
die in der Vergangenheit die Standortwahl von Unternehmen maßgeblich beeinflussten,
verlieren in einer digitalisierten, vollständig vernetzten Welt zunehmend an Bedeutung.

Um im internationalen Wettbewerb Erfolg zu haben und das volkswirtschaftliche Wachstum
und damit einhergehend zukünftige Arbeitsplätze und Wertschöpfungen zu fördern, braucht
es einen modernen Rahmen, der den neuen Herausforderungen gerecht wird. Für die
österreichischen Regionen, deren Unternehmen, sowie für Bürgerinnen und Bürger ist es
daher von erheblicher Bedeutung, den Zugang zu internationalen Absatzmärkten auszubauen
und langfristig abzusichern. Hierfür ist eine ausgebaute Breitbandinfrastruktur essenziell.

Österreich kann im internationalen Wettbewerb nur dann erfolgreich sein, wenn die auf Basis
neuer Schlüsseltechnologien entwickelten Anwendungen und Dienste allen Bürgerinnen und
Bürgern zur Verfügung stehen und möglichst viele derer an der Digitalisierung teilhaben. Als
Land mit einem hohen Lohnniveau kann Österreich nur durch Innovationen sowie dem
Einsatz modernster Technologien den Wirtschaftsstandort aktiv gestalten und damit die
Wettbewerbsfähigkeit zumindest sichern. Das Österreichische Institut für Wirtschafts-
forschung (WIFO) hat darüber hinaus positive Effekte einer verbesserten Breitbandinfrastruktur
auf die Beschäftigungsentwicklung festgestellt.3 Eine moderne und leistungsstarke digitale
Infrastruktur ist dafür eine der notwendigen Voraussetzungen. Nicht zuletzt auf Grund der

Die Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, Österreich zu einer weltweit führenden
Digital Nation4 weiterzuentwickeln, um Wohlstand, Arbeitsplätze und Lebensqualität
langfristig zu sichern und auszubauen.5 Im Bereich der modernen Infrastruktur – als
Fundament der Digitalisierung – bekennt sich die Bundesregierung im Regierungsprogramm
2017–2022 zur landesweiten Versorgung von Gigabit-Anschlüssen zusätzlich zur
landesweiten Versorgung mit 5G.6 Berechnungen vom Breitbandbüro des Bundes schätzen
den Investitionsbedarf für eine nahezu flächendeckende Versorgung der Bevölkerung mit
Gigabit-fähigen Anschlüssen mit etwa zehn bis zwölf Milliarden Euro ein.7

3
  WIFO, Beschäftigungseffekte der Digitalisierung in den Bundesländern sowie in Stadt und Land (2018), S. 20
4
  Als Vorbild dienen die Digital 9, ein Zusammenschluss von neun Ländern mit dem gemeinsamen Ziel, digitale
Technologien zu nutzen und neue Wege zu finde das Leben der Bürgerinnen und Bürger zu verbessern.
https://www.digital.govt.nz/digital-government/international-partnerships/the-digital-9/
5
  https://www.digitalaustria.gv.at/
6
  Zusammen. Für unser Österreich. (2017), S. 79-80
7
  Aufgrund der zunehmenden Konvergenz von Festnetz und Mobilfunk liegt aus heutiger Sicht eine
flächendeckende Gigabit-fähige Versorgung auch dann vor, wenn nicht jede abgelegene Immobilie direkt mit
Glasfaser angebunden wird.

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Sowohl auf Festnetz- als auch auf Mobilnetz-Technologien basierende Breitbandinfrastrukturen
übernehmen die grundlegende Aufgabe der Datenübertragung und werden vom BMVIT in
einer Systematik neben weiteren Themenfeldern dem Bereich der „IKT-Enabler“ zugeordnet.
Dieser versteht sich dabei als Wegbereiter für die Digitalisierung und öffnet Österreich erst
die Tore zu einem florierenden Wirtschaftsstandort.

Abbildung 1 IKT-Aktivitäten des BMVIT sowie zugeordnete Themenfelder (BMVIT)

Um die ambitionierten Ziele der österreichischen Bundesregierung zu erreichen, ist eine
regelmäßige Evaluierung der zugrundeliegenden Instrumente notwendig. Ziel dieses Berichtes
ist es, mittels eines umfassenden Monitorings den Status quo festzuhalten, allfällige
Schwachstellen aufzuzeigen und Verbesserungen für zukünftige Maßnahmen auszuarbeiten.

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2 Die sozioökonomische Bedeutung
von IKT in Österreich
2.1 Die Bedeutung von IKT für die Wirtschaft

Eine der grundlegenden Voraussetzungen, damit sich die Vielfalt an Möglichkeiten der
Informations- und Kommunikationstechnologien entfalten kann, liegt im Angebot von
flächendeckenden, qualitativ hochwertigen mobilen sowie stationären Breitbandanschlüssen.
Jedoch erst durch deren aktive Nutzung von einer Vielzahl an Akteurinnen und Akteuren aus
Wirtschaft und Gesellschaft lässt sich das volle Potential an Möglichkeiten ausschöpfen. Die
große Bedeutung des Internets zeigt sich anhand der Erhebung zur Informationsgesellschaft
durch die Statistik Austria8 sowie dem Statistischen Amt der Europäischen Union9.

Der Einsatz von IKT ist für Unternehmen unverzichtbar geworden. So gut wie jedes
Unternehmen in Österreich verfügt über einen Internetzugang und knapp neun von zehn
Unternehmen haben eine eigene Website. Die Nutzung von Festnetz-Breitbandinternet als
Basis für leistungsfähige und schnelle Verbindungen hat sich in über 90 Prozent der
Unternehmen etabliert. Auch mobile Breitbandverbindungen werden mittlerweile in etwas
mehr als drei Viertel der Unternehmen genutzt. Darüber hinaus verwenden bereits über acht
von zehn Erwerbstätige das Internet beruflich und bei 15 Prozent der Beschäftigten hat sich
die Hauptaufgabe aufgrund neuer Software oder computergesteuerter Geräte verändert.

Der IKT-Sektor wurde von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung (OECD) erstmals 1998 definiert, und in Folge weiterführend nach Sektoren und
Produkten unterteilt. 10 Die nachfolgenden Betrachtungen des „IKT-Sektors“ umfassen dabei
anhand der Klassifikation „ISIC Revision 4“ die drei Teilbereiche „IKT Herstellung“, „IKT
Handel“ sowie „IKT Dienstleistung“.11

8
  http://www.statistik.at/web_de/statistiken/energie_umwelt_innovation_mobilitaet/informationsgesellschaft/index.html
9
  https://ec.europa.eu/eurostat/web/digital-economy-and-society/overview
10
   http://www.oecd.org/science/sci-tech/42978297.pdf
11
   Auf europäischer Ebene wird diese Klassifikation durch die NACE Revision 2 und auf österreichischer Ebene
nach ÖNACE 2008 abgebildet. In Österreich handelt es sich um die folgenden ÖNACE 2008 Codes: 2610-2640, 2680
(„IKT-Herstellung“); 4651, 4652 („IKT-Handel“); 5820, 6110-6130, 6190, 6201-6209, 631, 951 („IKT-Dienstleistung“).

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In Österreich können die entsprechenden Daten aus der von der Statistik Austria jährlich
publizierten Leistungs- und Strukturstatistik ermittelt werden.12 Die aktuellsten Daten
beziehen sich auf das Jahr 2016.

Abbildung 2 Entwicklung der Unternehmen des IKT-Sektors, 2008-2016 (Statistik Austria)

                                                                                         272          264           265
                                                              269          260
                                                 248                                     741          721           723
                                   247                                     720
        272                                      747          715
                      245          744
        747           735

                                                             4,7%                       4,7%          4,7%         4,7%
                                  4,6%          4,6%                      4,6%

       4,4%          4,4%

      12.345         12.219      13.060        13.454       13.734        13.994       14.359        14.517       14.537

       2008          2009         2010          2011         2012          2013         2014          2015         2016

              IKT-Herstellung        IKT-Handel           IKT-Dienstleistung          Anteil der IKT- an allen Unternehmen

Der Anteil an IKT-Unternehmen in Österreich stieg in den ersten Jahren nach der globalen Finanzkrise
leicht an, und entwickelte sich seither weitestgehend stabil. Betrachtet man die Teilsektoren IKT-
Dienstleistungen sowie IKT-Herstellung so stieg die Anzahl der Unternehmen in den vergangenen
fünf Jahren um acht respektive sieben Prozent an. Lediglich die Anzahl der Unternehmen im
Teilsektor IKT-Handel ist im gleichen Beobachtungszeitraum um drei Prozent gesunken.

Insgesamt beschäftigten die IKT-Unternehmen im Jahr 2016 über 106.000 Personen, das waren
rund vier Prozent aller Erwerbstätigen. Im Gegensatz zur Entwicklung der IKT-Unternehmen
stieg der Anteil der IKT-Beschäftigten in den Jahren nach 2012. Im Vergleich zu vor fünf Jahren
verzeichnet der Teilsektor der IKT-Dienstleistungen mit zwölf Prozent die größte Steigerung
in der Anzahl der Beschäftigten, gefolgt von IKT-Herstellung mit acht Prozent und IKT-Handel
mit zwei Prozent.

12
     http://statistik.at/web_de/statistiken/wirtschaft/unternehmen_arbeitsstaetten/leistungs-_und_strukturdaten/index.html

Breitband in Österreich – Evaluierungsbericht 2018                                                                  12 von 87
Abbildung 3 Entwicklung der Beschäftigten des IKT-Sektors, 2008-2016 (Statistik Austria)

                                                                                                                12.502
                                                                                     12.128       12.239
                                                                         11.986
                                                             12.067                                             8.878
                                                11.315                               8.752         8.833
    15.755        15.212         11.600                                   8.850
                                                             8.694
                                                8.677                                                           3,7%
    8.678                        8.428
                   8.565

                                                                                      3,6%         3,6%

                                                                          3,5%

     3,4%          3,4%                         3,4%         3,4%

                                  3,3%

    67.796        67.551         69.637        72.482        75.577      77.556      80.720       81.112       84.969

     2008          2009           2010          2011         2012         2013        2014         2015         2016

           IKT-Herstellung          IKT-Handel            IKT-Dienstleistung       Anteil der IKT- an allen Erwerbstätigen

Eine weitere wichtige Betrachtungsgröße zum Thema Beschäftigung ist die durchschnittliche
Anzahl an Beschäftigten des jeweiligen IKT-Teilsektors.

Abbildung 4 Durchschnittliche Beschäftigte des IKT-Sektors, 2008-2016 (Statistik Austria)

                    62
     58

                                   47                                      46                       46            47
                                                 46           45                       45

      12            12             11                12       12           12          12           12            12

      5              6              5                5         6               6       6             6            6
    2008          2009           2010           2011         2012         2013        2014         2015         2016

                     IKT-Herstellung                      IKT-Handel                  IKT-Dienstleistung

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Die durchschnittliche Anzahl an Beschäftigten je IKT-Teilsektor hat sich im Betrachtungszeitraum
konstant entwickelt.

Die Unternehmen des IKT-Sektors in Österreich erwirtschafteten 2016 einen Umsatz von
knapp 31 Mrd. Euro. Somit beträgt ihr Anteil im Verhältnis zur Gesamtwirtschaft über vier
Prozent, welcher im Vergleich zum Vorjahr besonders deutlich gestiegen ist. Gemessen am
Umsatz ist der nach der OECD definierte IKT-Sektor der achtgrößte Sektor Österreichs – weit
größer als beispielsweise der traditionell wichtige Sektor „Beherbergung und Gastronomie“.

Abbildung 5 Umsatzerlöse des IKT-Sektors in Mrd. Euro, 2008-2016 (Statistik Austria)

                                                                                                      4,0
                                                                                         3,5
                                                                   3,0      3,2
                                                       3,1
                                                 3,3
     4,1
                    3,4            3,2                                                                9,4
                                                                                        9,0
                                                                   8,9      8,4
                                                       8,7
                                                 8,1                                                 4,3%
     7,0            6,7            7,2

                                                                                        4,0%
                   3,9%                                                     3,9%
                                                                  3,8%
    3,7%                         3,7%           3,7%   3,7%

     13,8          13,7           13,2          14,3   14,8        15,2     15,8        16,1         17,4

    2008           2009          2010           2011   2012        2013     2014        2015         2016

            IKT-Herstellung              IKT-Handel    IKT-Dienstleistung     Anteil IKT- an allen Um sätzen

Im Vergleich zu vor fünf Jahren erhöhte sich der Umsatz der Teilsektoren IKT-Dienstleistungen
und IKT-Handel um 22 respektive 16 Prozent. Besonders erfreulich ist die positive Entwicklung
des Teilsektors IKT-Herstellung. Während der globalen Finanzkrise verzeichnete die IKT-
Herstellung starke Umsatzrückgänge. Erst im Jahr 2016 konnte sich der Teilsektor zusehends
erholen und lag mit einem Umsatz von vier Mrd. Euro nur mehr knapp unter dem Vorkrisenniveau.

2016 investierten die IKT-Unternehmen zusammen knapp zwei Mrd. Euro – gegenüber 2011
eine Investitionssteigerung um zwölf Prozent. Die Investitionen der IKT-Unternehmen wachsen

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im Verhältnis zur Gesamtwirtschaft deutlich und liegen im Jahr 2016 erstmal auch wieder über
dem Vorkrisenniveau von 2008. Das größte Wachstum verzeichnete der Teilsektor IKT-Herstellung,
in dem sich die Investitionen im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelten.

Abbildung 6 Investitionen des IKT-Sektors in Mio. Euro, 2008-2016 (Statistik Austria)

     134                                                                                                475

      44                                                                                  234
                                                 271     323          111    219
                    94             89                                  34                  26
                    29             28            29                           29                         32
                                                          36
                                                                                                       4,6%
                                                                                         4,4%
                                                4,2%    4,2%                 4,2%
    4,1%
                   3,9%                                              3,9%
                                 3,7%

    1.504          1.215         1.205          1.227   1.149        1.303   1.218       1.327         1.228

    2008           2009          2010           2011    2012          2013   2014         2015         2016

            IKT Herstellung             IKT Handel      IKT Dienstleistung   Anteil IKT- an allen Investitionen

Die Bruttowertschöpfung des IKT-Sektors hat sich in den letzten fünf Jahren um 25 Prozent
auf mehr als zehn Mrd. Euro erhöht. Der größte Zuwachs zum Vorjahr ist im Teilsektor IKT-
Handel zu beobachten.

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Abbildung 7 Bruttowertschöpfung des IKT-Sektors in Mio. Euro, 2008-2016 (Statistik Austria)

                                                                                                             1,4
                                                                                                1,3
                                                                                  1,2                        0,9
                                                                         1,3
                                                     1,3    1,3                                0,8
     1,2                                                                          0,8
                    1,1            1,1
                                                                         0,8
                                                     0,8    0,8
     0,7            0,6            0,7                                                                      5,2%
                                                                                               5,1%
                                                                                 5,0%

                   4,8%                                                 4,8%
                                                 4,7%
    4,6%                          4,6%                     4,6%

     6,1            6,0            6,0               6,3    6,3          6,7      7,3           7,6          8,2

    2008           2009           2010           2011      2012         2013      2014         2015         2016

           IKT Dienstleistung            IKT Handel        IKT Herstellung     Anteil IKT - an der ges. Wertschöpfung

Gemessen an der Bruttowertschöpfung zu Faktorkosten ist der IKT-Sektor in Österreich 2016
mit über fünf Prozent an der gesamten Wertschöpfung beteiligt. Dieser Wert ist wiederrum
größer als der traditionell wichtige Sektor „Beherbergung und Gastronomie“.

Während sich der IKT-Sektor in den letzten Jahren in den beiden Indikatoren „Anzahl der
Unternehmen“ sowie „Anzahl der Beschäftigten“ weitestgehend linear zur Gesamtwirtschaft
entwickelte, konnte der IKT-Sektor in den drei wichtigen wirtschaftlichen Indikatoren
„Umsatzerlöse“, „Investitionen“ und „Bruttowertschöpfung zu Faktorkosten“ im Verhältnis
zur Gesamtwirtschaft deutlich steigen. Ein Zeichen steigender Produktivität und Rentabilität.

Die tatsächliche Bedeutung der IKT-Wirtschaft für die österreichische Volkswirtschaft dürfte die
OECD-Betrachtung jedoch deutlich übersteigen. Praktisch jedes Unternehmen ist heute in hohem
Ausmaß von IKT-Infrastrukturen und den damit verbundenen IKT-Dienstleistungen abhängig.
Folglich wird der Großteil der IKT-Wertschöpfung außerhalb des IKT-Sektors erwirtschaftet.

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2.2 Die Bedeutung von IKT für die Gesellschaft

Die rasante Entwicklung der Informations- und Kommunikationstechnologien hat auch
Österreichs Gesellschaft strukturell verändert. Die große Bedeutung des Internets zeigt sich
anhand der Erhebung zur Informationsgesellschaft durch die Statistik Austria13 sowie dem
Statistischen Amt der Europäischen Union14.

Im Jahr 2018 waren neun von zehn Haushalte mit einem Internetzugang ausgestattet, und
mit rund je zwei Drittel der Haushalte waren sowohl feste (69 Prozent) wie auch mobile
Breitbandverbindung (64 Prozent) in Verwendung. Betrachtet man nur jene Haushalte in denen
zumindest ein Kind lebt, so waren diese faktisch alle mit einem Internetzugang ausgestattet.

Das Versenden und Empfangen von E-Mails gehörte weiterhin zu den wichtigsten Zwecken
der Internetnutzung. Neun von zehn Personen, die in den letzten drei Monaten das Internet
genutzt haben, taten dies. Darüber hinaus gaben rund drei Viertel der Befragten an, im
Internet Nachrichten gelesen zu haben. Ihre Bankgeschäfte erledigen bereits 67 Prozent über
das Internet, 61 Prozent nutzen soziale Netzwerke und 45 Prozent telefonieren über das
Internet. Darüber hinaus kauften in den letzten zwölf Monaten zwei Drittel der Personen im
Alter zwischen 16 und 74 Jahren sowohl Waren als auch Dienstleistungen im Internet ein.
Kleidung und Sportartikel wurden vor Urlaubsunterkünften (67 respektive 46 Prozent) am
häufigsten über das Internet gekauft.

Auch nutzen bereits zwei Drittel der Personen E-Government Anwendungen. Im März 2019 startete
die Bundesregierung die Online-Plattform oesterreich.gv.at.15 Die neue Plattform soll Bürgerinnen
und Bürgern einen zentralen und einfachen Zugang zu den wichtigsten Verwaltungsleistungen bieten
und eine zeit- und ortsunabhängige Erledigung von Amtswegen ermöglichen.

Als besonders internetaffin präsentieren sich die drei Altersgruppen der unter 45-Jährigen,
die bereits seit mehreren Jahren praktisch zur Gänze online sind. Verdeutlicht wird dieser
Wandel in einer Erhebung in Deutschland zur Medienausstattung sowie Mediennutzung der
zwölf bis 19-jährigen.16 Smartphones und Computer mit Internetzugang sind in nahezu allen
Haushalten das zentralen Medium dieser Gruppe. Mit 94 Prozent dominiert das Smartphone
die Internetnutzung, gefolgt von Laptops sowie stationären Computern (42 respektive 31
Prozent). Dabei werden mit steigender Tendenz überwiegend bandbreitenintensive Video-

13
   http://www.statistik.at/web_de/statistiken/energie_umwelt_innovation_mobilitaet/informationsgesellschaft/index.html
14
   https://ec.europa.eu/eurostat/web/digital-economy-and-society/overview
15
   https://www.oesterreich.gv.at
16
   https://www.mpfs.de/studien/jim-studie/2018/

Breitband in Österreich – Evaluierungsbericht 2018                                                              17 von 87
sowie Musikstreaming-Dienste konsumiert, aber auch das Fernsehen auf Abonnementbasis
gewinnt an Bedeutung.

Jedoch auch die Gruppen der 55 bis 64 sowie die der 65 bis 74-Jährigen konnten in den
vergangenen Jahren bei der Internetnutzung deutliche Zuwächse verzeichnen.

Abbildung 8 Internetnutzung nach Altersgruppen, 2003-2018 (Statistik Austria)

               99 99              97 98                        96
          92                                              92                        93
                             89
                                                                               85
                                                     81
                                                                                                         77
                                                                          73
     67                                                                                            65
                        59
                                              51                                                                               54
                                                                                              51

                                                                    36                                                    34
                                                                                                                     26
                                                                                         21
                                                                                                               9

      16-24 Jahre         25-34 Jahre           35-44 Jahre          45-54 Jahre          55-64 Jahre              65-74 Jahre

          Internetnutzung 2003          Internetnutzung 2008             Internetnutzung 2013           Internetnutzung 2018

Die Ergebnisse der aktuellen Eurobarometer-Umfrage bestätigen jedoch weiterhin eine
anhaltende Divergenz bei der Internetnutzung zwischen den Generationen.17

Um die digitalen Kompetenzen der Generation 60+ weiter zu stärken, hat das
Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort (BMDW) in Zusammenarbeit
mit dem Österreichischen Seniorenrat die Initiative „fit4internet“ gestartet.18 Ziel dieser
Initiative ist es auch Seniorinnen und Senioren die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben im
digitalen Zeitalter zu ermöglichen.

Auch sozioökonomisch benachteiligte Personen berücksichtigt das BMVIT in der Nutzung
von Informations- und Kommunikationstechnologien in Form einer Zuschussleistung auf
Basis des Fernsprechentgeltzuschussgesetzes (FeZG).

17
     Siehe dazu: Spezial-Eurobarometer 462 – April 2017, Elektronische Kommunikation und digitaler Binnenmarkt
18
     https://www.fit4internet.at

Breitband in Österreich – Evaluierungsbericht 2018                                                                        18 von 87
Bei Zuerkennung der Zuschussleistung erhält der/ die Anspruchsberechtigte einen Bescheid
durch die Gebühren Info Service GmbH (GIS) ausgestellt. Durch Vorlage dieses Bescheides
beim Betreiber erwirbt sich der/ die Anspruchsberechtigte das Recht auf eine monatliche
Gutschrift auf das vom Betreiber in Rechnung gestellte Fernsprechentgelt.

Dem BMVIT ist es gelungen den Anspruchsberechtigten die freie Wahl von Tarifmodellen bei
allen vertraglich zur Einlösung verpflichteten Betreibern zu bewirken. 19 Detaillierte
Informationen bezüglich der Zuschussleistung zum Fernsprechentgelt sind auf der Website
des BMVIT20 und der GIS Gebühren Info Service GmbH21 zu entnehmen.

Neben qualitäts- und servicebezogenen Kriterien hat für fast die Hälfte aller Befragten der
EU-weiten Eurobarometer-Umfrage der kostenbezogene Faktor die wichtigste Rolle bei der
Auswahl eines Internetanschlusses. Die RTR ermittelt seit dem Jahr 2010 einen hedonischen
Preisindex für feste und mobile Breitbandprodukte. Hedonisch bedeutet, dass neben
Preisänderungen auch Änderungen in den Produkteigenschaften – insbesondere
Downloadrate und Downloadvolumen – berücksichtigt werden.

Abbildung 9 Hedonischer Preisindex festes und mobiles Breitband, 2010-2018 (RTR-GmbH)

 100
                                                                                                   90

                                                                                                   52

     2010           2011          2012           2013   2014   2015       2016        2017     2018

                         Preisindex festes Breitband            Preisindex mobiles Breitband

19
   Derzeit können bei folgenden Betreibern Zuschussleistungen eingelöst werden: A1 Telekom Austria AG,
AICALL Telekommunikations-Dienstleistungs GmbH, HELP mobile GmbH, Hutchison Drei Austria GmbH, Kabel-
TV Amstetten GmbH, T-Mobile Austria GmbH und Mass Response Service GmbH (Spusu).
20
   https://www.bmvit.gv.at/telekommunikation/recht/aut/gesetze/fezg.html
21
   https://www.gis.at/befreien/fernsprechentgelt/

Breitband in Österreich – Evaluierungsbericht 2018                                             19 von 87
Enthalten sind sowohl reine Breitbandprodukte als auch Bündelprodukte mit Festnetztelefonie
und TV. Für die Konsumentinnen und Konsumenten zeigt sich ein erfreuliches Bild. Sowohl
im Festnetz (minus zehn Prozent) als auch im Mobilfunk (minus 48 Prozent) liegen die Preise
unter jenen des Basisjahres 2010. Die Fusion der beiden Mobilfunkunternehmen Hutchison
Drei Austria und Orange Austria Anfang 2013 führte anfänglich zu einem signifikante Anstieg
der Preise.22 Erst mit der Umsetzung der Fusionsauflagen – Hutchison Drei Austria wurde von
der Europäischen Kommission unter anderem dazu verpflichtet ihr Netz für Mobile Virtual
Network Operators (MNVO) zu öffnen23 - sanken die Preise wieder deutlich.

Das heute niedrige Preisniveau vom mobilen Breitbandprodukten in Österreich wird auch von
einer Studie der Europäischen Kommission bestätigt.24 Im europäischen Vergleich zählen die
Mobilfunkpreise in Österreich zu den billigsten in der EU.

Die Festnetz- und Mobilfunktechnologien zusammen ergeben in Österreich bereits mehr als
zehn Mio. Breitbandanschlüsse. Aus der Abbildung 9 ist ein deutlicher und kontinuierlicher
Anstieg der Anzahl der Smartphones in den Jahren 2009 bis 2018 erkennbar. Bereits mehr als
drei Viertel aller Breitbandanschlüsse (Smartphones und Mobiles Breitband) werden in den
Mobilfunknetzen realisiert.

Abbildung 10 Breitbandnutzung nach Infrastruktur, 2009-2018 (RTR-GmbH)

                         6000

                         5000

                         4000
 Anschlüsse in Tausend

                         3000

                         2000

                         1000

                            0
                                2009     2010   2011     2012         2013   2014    2015    2016   2017      2018

                                Smartphone        Mobiles Breitband           xDSL          Kabel          FTTP

22
   RTR-GmbH, Ex-post Analysis of the Merger between H3G Austria and Orange Austria (2016), S. 3
23
   http://ec.europa.eu/competition/mergers/cases/decisions/m6497_20121212_20600_3210969_EN.pdf
24
   https://ec.europa.eu/digital-single-market/en/news/mobile-broadband-prices-went-down-europe-2018

Breitband in Österreich – Evaluierungsbericht 2018                                                            20 von 87
Im letzten Jahr ist jedoch eine Abflachung des Wachstumstrends erkennbar.
Leitungsgebundenes Breitbandinternet verzeichnet in den letzten Jahren mit insgesamt
2,5 Mio. Anschlüssen nur geringe Zuwachsraten. Allerdings ist ein Trend hin zu
leistungsfähigeren Technologien erkennbar.

Während die Zahl der xDSL-Anschlüsse im Vergleich zum Vorjahr um zwei Prozent auf rund
1,5 Mio. Anschlüsse zurückging, ist die der Kabeltechnologie um drei Prozent auf 0,9 Mio.
Anschlüsse gestiegen. Insbesondere in der Kategorie der FTTP-Anschlüsse gab es ein
Wachstum von 21 Prozent auf 63.000 Anschlüsse, wenngleich dies noch auf einem sehr niedrigen
Niveau von zwei Prozent an allen leitungsgebundenen Anschlüssen liegt. Auch im internationalen
Vergleich liegt Österreich beim Anteil der FTTP-Anschlüsse deutlich abgeschlagen. Führende
Länder realisieren bereits fast 80 Prozent der Breitbandanschlüsse mit FTTP.

Abbildung 11 Prozentueller Anteil der Breitbandnutzung nach Technologie, 2017 (OECD)

100%

 90%

 80%

 70%

 60%

 50%

 40%

 30%

 20%

 10%

  0%

                                  xDSL               Kabel             FTTP

Insgesamt wird in Österreich auch das Potential der zur Verfügung stehenden Bandbreiten
nur teilweise genutzt. Von den insgesamt 2,5 Mio. Festnetz-Breitbandanschlüssen beziehen
erst 40 Prozent der Kundinnen und Kunden Produkte mit einer Geschwindigkeit von mehr als
30 Mbit/s sowie 11 Prozent mit Geschwindigkeiten von mehr als 100 Mbit/s. Dennoch ist in

Breitband in Österreich – Evaluierungsbericht 2018                                     21 von 87
Österreich ein Trend zu höheren Bandbreiten erkennbar. Wenngleich die Kategorie mit
Übertragungsgeschwindigkeit von mehr als 100 Mbit/s derzeit noch die kleinste ist,
verzeichnet sie mit einer Verdreifachung seit dem Jahr 2015 die höchste Zuwachsrate.

Abbildung 12 Festnetz-Breitbandnutzung der Mbit-Kategorie, 2012- 2018 (RTR-GmbH)

                         2.500                                                                     104         209              281
                                                                       71          81
                                                       40
                                         35

                         2.000       190              274             340          384
                                                                                                   482
                                                                                                                525

                                                                                                                                691
 Anschlüsse in Tausend

                         1.500
                                     590
                                                      679             726
                                                                                   812             799
                                                                                                                695
                         1.000
                                                                                                                                736

                          500

                                    1.313            1.240           1.217        1.114           1.071        1.015            749
                            0
                                    2012              2013            2014        2015            2016         2017            2018

                          ≥ 100 Mbit/s        ≥ 30 Mbit/s bis < 100 Mbit/s   ≥ 10 Mbit/s bis < 30 Mbit/s   ≥ 144 kbit/s bis < 10 Mbit/s

Für die Überprüfung der tatsächlich zur Verfügung stehenden Bandbreiten stellt der RTR-Netztest
eine geeignete Möglichkeit dar.25 Dabei werden zahlreiche Qualitätsparameter der
Internetverbindung wie beispielsweise die Download- und Upload-Geschwindigkeit, Latenz
sowie die Signalstärke gemessen.

25
          www.netztest.at

Breitband in Österreich – Evaluierungsbericht 2018                                                                               22 von 87
Abbildung 13 Down- und Upload in Mbit/s (alle Technologien), 2015- 2018 (RTR-GmbH)

                                                                                                     38%
                                                                       35%
                                              32%
             29%

        17            5                 19           6            17          6              21          8
             2015                             2016                     2017                       2018

                                 Download                Upload    Verhältnis Up-/Download

Der Median der Download-Geschwindigkeit stieg 2018 erstmals auf über 20 Mbit/s. an. Der
Median der Upload-Geschwindigkeit stieg im selben Zeitraum weniger stark, wodurch das
Verhältnis der Upload- und Download-Geschwindigkeit größer wurde.

Obwohl bereits mehr als drei Viertel aller Breitbandanschlüsse in den Mobilfunknetzen
realisiert werden, darf nicht außer Acht gelassen werden, dass weiterhin rund doppelt so viel
Datenvolumen im Festnetz übertragen wird.26 Ein ähnlicher Trend zeigt sich auch auf
europäischer Ebene, wonach bereits mehr als zwei Drittel des in Mobilnetzen anfallenden
Datenverkehrs mittels des sogenannten „Mobile-Offloading“ zur Übertragung an das
Festnetz (zumeist mittels WiFi) abgegeben wird.27

Im Jahr 2018 wurden in den österreichischen Mobilfunknetzen 1,5 Milliarden Gigabyte an
Daten übertragen, und somit erhöhte sich diese Menge um das 20-fache im Vergleich zum
Jahr 2012. Schätzungen des Forum Mobilkommunikation zufolge wurde alleine in den
Stunden um den Jahreswechsel 2018/ 2019 ein Datenvolumen von fast 18 Mio. Gigabyte
übertragen. Zum Vergleich: Vor weniger als zehn Jahren wurde ein derartiges Datenvolumen
nicht einmal über das ganze Jahr gerechnet erreicht. 2009 betrug das gesamte mobile
Datenvolumen rund 16 Mio. Gigabyte.28

26
   RTR-GmbH, RTR Telekom Monitor Jahresbericht 2018 (2019), S. 16
27
   EC SWD(2016) 20 final, S. 14;
http://ec.europa.eu/transparency/regdoc/rep/10102/2016/EN/SWD-2016-20-F1-EN-MAIN-PART-1.PDF
28
   https://www.fmk.at/presse/presseaussendungen/2018/mobiles-datenvolumen-eines-ganzen-jahres-zu-silvester/

Breitband in Österreich – Evaluierungsbericht 2018                                                           23 von 87
Abbildung 14 Nutzung von Kommunikationsarten, 2012-2018 (RTR-GmbH)

 1600%

     800%

     400%

     200%

     100%
                 2012             2013               2014     2015          2016       2017           2018

     50%

     25%

                   Mobiles Datenvolumen                     Mobile Gesprächsminuten             SMS

Auffallend ist der starke Rückgang in der Nutzung des SMS-Kurznachrichtendienstes. Im Jahr
2018 wurden mit 2,2 Milliarden Kurznachrichten lediglich nur mehr ein Viertel an SMS gegenüber
2012 versandt. Einer der Gründe dafür ist die steigende Popularität von Internet-basierenden
Messaging-Diensten. Dahingegen entwickelten sich die Gesprächsminuten trotz Internet-Telefonie
in den letzten Jahren weitgehend stabil. Im Jahr 2018 wurde knapp 22 Milliarde Minuten
telefoniert. Im Vergleich zu 2012 entspricht das lediglich einer Reduktion um vier Prozent.

Prognosen von internationalen IKT-Ausrüstern sagen den Anstieg der weltweiten Datennutzung
von 1,5 ZettaByte29 im Jahr 2017 auf bis zu 4,8 ZB im Jahr 2022 voraus.30 Das entspricht einer
Verdreifachung innerhalb von fünf Jahren und es ist davon auszugehen, dass sich dieser
Trend auch in den darauffolgenden Jahren fortsetzen wird. Dieser enorme Anstieg ergibt sich
einerseits aus tatsächlich höherem Konsum im privaten Bereich, insbesondere auch durch ein
geändertes Konsumverhalten von Medien, andererseits werden viele neue Anwendungen
auch im beruflichen Kontext zu diesem Anstieg beitragen. Ein wichtiger Faktor werden auch
die immer stärker voranschreitende Vernetzung von Geräten (IoT – Internet of Things), M2M-
Kommunikation und Smart Home Anwendungen sein. Prognosen zufolge wird es bis 2022 in
Westeuropa vier Milliarden vernetzte Geräte geben, verglichen mit 2,3 Milliarden im Jahr
2017, was eine Steigerung von über 70 Prozent entspricht. Im Einzelnen handelt es sich dabei

29
  1 ZettaByte (ZB) entspricht 1.000.000.000 Terabytes
30
  https://www.cisco.com/c/en/us/solutions/collateral/service-provider/visual-networking-index-vni/white-paper-
c11-741490.html#_Toc529314172

Breitband in Österreich – Evaluierungsbericht 2018                                                     24 von 87
um Anwendungen, die auf mobile, wie feste Zugangstechnologie zurückgreifen und
unterschiedliche Anforderungen an die jeweiligen Netze stellen.

Gemessen am Spitzendurchsatz von aktuell mehr als 6 Terabits/s und deren Verdoppelung
seit 2014 ist der in Frankfurt angesiedelte Internetknoten DE-CIX der größte weltweit. Sechs
Jahre nach der Ankündigung, dass der Knoten 100-Gigabit-Geschwindigkeiten unterstützt,
wird er nun als weltweit erster Internetknoten auf 400-Gigabit aufgerüstet.31 Ein weiteres
Zeichen dafür, welche Auswirkungen der steigende Bedarf nach mehr Kapazitäten auch an
neuralgisch wichtigen Verbindungspunkten des Internets hat.

2.3 Die Bedeutung von IKT im internationalen Vergleich

Networked Readiness Index des World Economic Forum
Das World Economic Forum veröffentlicht seit dem Jahr 2004 den „Networked Readiness
Index (NRI)“32. Österreich befand sich im zuletzt 2016 erschienen NRI von 139 Ländern auf der
20. Position und war somit unter den fortgeschrittenen Industrienationen zu finden. Unter
Berücksichtigung der EU-28 belegte Österreich den achten Platz.
Für das vierte Quartal 2019 hat das World Economic Forum die Veröffentlichung einer
deutlich überarbeiteten Version des „Network Readiness Indexes“ angekündigt.

Digital Economy und Society Index der Europäischen Kommission
Im Jahr 2015 hat die Europäische Kommission den neuen Digital Economy und Society Index
(DESI)33 mit über 30 Indikatoren eingeführt. Das jährlich erstellte „Digital Scoreboard34“
bietet Informationen zur Entwicklung der digitalen Wirtschaft und Gesellschaft in Europa.
Der Index für die digitale Wirtschaft und Gesellschaft umfasst dabei folgende Themen:

1. Konnektivität,
2. Internetkompetenzen,
3. Nutzung von Online-Angeboten,
4. Entwicklungsstand der Digitaltechnik sowie,
5. Entwicklungsstand von digitalen öffentlichen Diensten.

31
   https://www.golem.de/news/de-cix-frankfurter-internetknoten-ist-erster-mit-400-gbit-ethernet-1903-140193.html
32
   http://reports.weforum.org/global-information-technology-report-2016/networked-readiness-index/
33
   http://ec.europa.eu/digital-agenda/en/digital-economy-and-society-index-desi
34
   https://ec.europa.eu/digital-agenda/en/digital-scoreboard

Breitband in Österreich – Evaluierungsbericht 2018                                                       25 von 87
Die „Konnektivität“ misst neben der Verfügbarkeit und Nutzung auch die Qualität der
Breitbandinfrastruktur. In der zweiten Kategorie werden die Internetkompetenzen erhoben,
welche notwendig sind, um die Vorteile der digitalen Gesellschaft zu nutzen. Die „Nutzung
von Online-Angeboten“ umfasst alle internetbasierten Aktivitäten, von der Verwendung von
Onlineinhalten bis zu Onlineshopping und Onlinebanking. Im „Entwicklungsstand der
Digitaltechnik“ wird der Stand der Unternehmensdigitalisierung und Nutzung von Online-
Vertriebskanälen untersucht. Abschließend misst der „Entwicklungsstand digitaler öffentlicher
Dienste“ den Digitalisierungsgrad von öffentlichen Dienstleistungen und fokussiert dabei auf
die Themengebiete E-Government und E-Health.

Abbildung 15 Index für die digitale Wirtschaft und Gesellschaft 2019 (EK, DESI 2019)

70,0

60,0

50,0

40,0

30,0

20,0

10,0

 0,0

       Digitale öffentliche Dienste   Integration der Digitaltechnik   Nutzung des Internets   Humankapital   Konnektivität

Im aktuellen Index führen Finnland, Schweden, die Niederlande und Dänemark die Reihung
an. Österreich verlor im Vergleich zur Bewertung von 2014 innerhalb der EU-28-Länder einen
Platz und befindet sich nunmehr auf dem 13. Rang.

Breitband in Österreich – Evaluierungsbericht 2018                                                                 26 von 87
3 Initiative Breitband Austria 2020
3.1 Strategie sowie Masterplan zur Breitbandförderung

Aufbauend auf den Zielen der „Digitalen Agenda für Europa35“ der Europäischen Kommission
hat das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT) im Herbst 2012
die „Breitbandstrategie 202036“ vorgelegt. In dieser werden die Rahmenbedingungen für
einen nahezu flächendeckenden Breitbandausbau analysiert und ein evolutionärer Weg zur
Erreichung der österreichischen Ziele formuliert:

•      2018 sollen in den Ballungsgebieten (70 Prozent der Haushalte) ultraschnelle
       Breitbandzugänge (>100 Mbit/s) zur Verfügung stehen.
•      2020 soll eine nahezu flächendeckende Versorgung der Bevölkerung mit ultraschnellen
       Breitbandzugängen (>100 Mbit/s) erreicht werden.

Im 2014 erschienenen „Masterplan zur Breitbandförderung37“ wurden die
Förderungsprogramme Access, Backhaul und Leerrohr skizziert.

Tabelle 1 Förderinstrumente der Initiative Breitband Austria 2020 (BMVIT)

    Breitband Austria 2020              Beschreibungen

    Access                              Erzielt die weitere Ausdehnung leistungsfähiger Glasfasernetze, um damit
                                        größere Flächen mit zukunftssicherem Breitband-Internet zu versorgen.

    Backhaul                            Erhöht durch die Anbindung bestehender und neuer Mobilfunkmasten sowie
                                        regionalen Netzen an das Glasfasernetz die Leistungsfähigkeit bereits
                                        bestehender Netze.

    Leerrohr                            Orientiert sich an den Zielsetzungen des Access Programms, und richtet sich
                                        vorrangig an Gemeinden, die ohnehin Grabungsarbeiten durchführen und
                                        dabei kostengünstig zusätzliche Rohre für zukünftige Breitbandleitungen
                                        mitverlegen.

    Connect                             Förderung der einmaligen Kosten zur Schaffung von nachhaltigen,
                                        punktuellen verbesserten Versorgungssituationen bei Herstellung eines
                                        Glasfaseranschlusses für Pflichtschulen und anderen öffentlichen
                                        Bildungseinrichtungen sowie KMUs .

35
   http://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=COM:2010:0245:FIN:de:PDF
36
   https://www.bmvit.gv.at/telekommunikation/breitband/publikationen/bbs2020.html
37
   https://www.bmvit.gv.at/telekommunikation/breitband/publikationen/breitbandoffensive.html

Breitband in Österreich – Evaluierungsbericht 2018                                                           27 von 87
Der Masterplan sieht für alle Förderungsmaßnahmen folgende Umsetzungsprinzipien vor:

1. Hebelwirkung – effizienter Einsatz der Förderungsmittel durch Mobilisierung privater
       Investitionen
2. Wettbewerb – offene, transparente, nichtdiskriminierende Auswahlverfahren
3. Kooperation – Nutzung bestehender Kommunikationsinfrastrukturen
4. Zukunftsfähigkeit – keine „stranded investments“
5. Bedarfsorientierung – rascher Ausbau unter Berücksichtigung bestehender
       Kommunikationsnetze (keine „Überbauung“)
6. Technologieneutralität – Ziel bleibt die komplementäre Versorgung über fixe und mobile
       Breitbandnetze

Der unter Einbeziehung der Breitbandkoordinatorinnen und -koordinatoren aus den Bundesländern
erstellte und mit Vertreterinnen und Vertretern der Telekommunikationsbranche abgestimmte
Masterplan wird in drei Phasen (2014–2016 / 2016–2018 / 2018–2020) umgesetzt, wobei jede
Phase mit einer externen Evaluierung abgeschlossen wird.

Der Einsatz öffentlicher Mittel wird durch das europäische Wettbewerbsrecht limitiert. Für
den geförderten Breitbandausbau hat die Europäische Kommission 2013 die „Leitlinien der
EU für die Anwendung der Vorschriften über staatliche Beihilfen im Zusammenhang mit dem
schnellen Breitbandausbau38“ erlassen. Diese „Breitbandleitlinien“ bildeten auch die
Grundlage für die Vereinbarkeitsprüfung durch die Europäische Kommission, wonach der
Einsatz von Förderungsmitteln zur Unterstützung von Investitionsvorhaben im Rahmen der
österreichischen Initiative „Breitband Austria 2020“ notifiziert wurde.39

Die aufeinander abgestimmten Förderungsprogramme werden überwiegend aus der
Breitbandmilliarde des Bundes finanziert. Daneben werden auch Mittel aus dem
Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER-Fonds)
sowie Landesmittel eingesetzt. Nach Übertragung von 60 Mio. Euro zur Abwicklung des
Anwendungsförderungsprogrammes „austria electronic network – AT:net“, zunächst an das
Bundeskanzleramt (BKA) und in weiterer Folge an das Bundesministerium für Digitalisierung
und Wirtschaftsstandort (BMDW), stehen aus der Breitbandmilliarde inklusive der Mittel aus
dem ELER-Fonds sowie der Landesmittel rund 980 Mio. Euro zur Disposition.

38
     https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/PDF/?uri=CELEX:52013XC0126(01)&from=DE
39
     http://ec.europa.eu/competition/state_aid/cases/259470/259470_1726891_122_2.pdf

Breitband in Österreich – Evaluierungsbericht 2018                                           28 von 87
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