Unternehmen im Wandel - Perspektiven von Beschäftigten auf mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz - Bertelsmann Stiftung

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Unternehmen im Wandel - Perspektiven von Beschäftigten auf mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz - Bertelsmann Stiftung
regional
                                          engagiert

  Unternehmen im Wandel
Perspektiven von Beschäftigten auf mehr
    Nachhaltigkeit und Klimaschutz
Unternehmen im Wandel
Perspektiven von Beschäftigten auf mehr
    Nachhaltigkeit und Klimaschutz
Unternehmen im Wandel

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Inhalt

Zentrale Ergebnisse und Interpretation                                              6

1   Einleitung                                                                      8

2   Methodik                                                                       10

3   Ergebnisse                                                                     11
    3.1	Beschäftigte finden mehr Nach­haltigkeit und Klimaschutz in Unternehmen
         überwiegend richtig                                                       11
    3.2	Mehr Nachhaltigkeit im eigenen Betrieb – viele Beschäftigte sind noch
         unentschieden                                                             13
    3.3	Mehrheit erwartet keine kurz­fristigen Veränderungen am Arbeitsplatz      14
    3.4	Mehrheit nicht dazu bereit, Kosten für mehr Nachhaltig­keit und
         Klima­schutz mitzutragen                                                  15
    3.5	Mehrheit sieht in Nachhaltig­keit keine wirtschaftlichen Chancen für
         das eigene Unter­nehmen                                                   16
    3.6	Große Mehrheit sieht Gefahr einer stärkeren sozialen Spaltung             17

4   Ausblick                                                                       19

Literatur		                                                                        21

Hinweise zur CC-Lizenz dieser Veröffentlichung                                     22
Impressum                                                                          23

                                                                                        5
Unternehmen im Wandel

    Zentrale Ergebnisse und Interpretation

                    •	Eine Mehrheit von 55 Prozent der Beschäftigten      •	Eine große Mehrheit von 72,9 Prozent der
                        begrüßt Forderungen nach mehr Maßnahmen               Beschäftigten sieht die Gefahr einer zu­
                        von Unternehmen für Nachhaltigkeit und Klima­­        nehmenden sozialen Spaltung in Deutschland
                        schutz. Große Unterschiede gibt es nach Aus­          aufgrund von Maßnahmen für mehr Nach­
                        wertung der Parteipräferenz, kleinere Unter­­         haltigkeit und Klimaschutz. Lediglich 19,3 Prozent
                        schiede je nach Bundesland und Geschlecht.            sehen diese Gefahr nicht.

                    •   Änderungen im eigenen Unternehmen für mehr        Die Ergebnisse unserer Befragung zeigen, dass die
                        Nachhaltigkeit und Klimaschutz befürworten         Beschäftigten beim Thema Nachhaltigkeit einerseits
                        42,6 Prozent der Befragten. Ein großer Prozent­    zwar Änderungen in Betrieben begrüßenswert fin-
                        satz ist unentschieden, ablehnend stehen der       den, andererseits aber sehr verhalten sind bei den
                        Frage 20,3 Prozent gegenüber.                      Fragen, ob wirklich Veränderungen absehbar und ob
                                                                           diese als Chancen für die Betriebe zu begreifen sind.
                    •	Die Frage, ob in den nächsten zwölf Monaten eine    Vielmehr besteht weitverbreitet die Befürchtung,
                        Veränderung am eigenen Arbeitsplatz aufgrund       dass mehr Nachhaltigkeit soziale Spaltungen beför-
                        von mehr Maßnahmen für Nach­haltigkeit und         dert. Oder anders ausgedrückt: Auf einer eher ab-
                        Klimaschutz zu erwarten sei, verneinen 70,9        strakten Ebene werden mehr Nachhaltigkeit und
                        Pro­zent der Beschäftigten. Nur 17,8 Prozent er­   Klimaschutz in Unternehmen als wünschenswert an-
                        warten Veränderungen am eigenen Arbeitsplatz.      gesehen. Auf einer eher konkreten Ebene, wo es um
                                                                           Umsetzungen und persönliche Betroffenheit geht,
                    •	51,1 Prozent der Beschäftigten würden Kosten        antworten die Beschäftigten eher verhalten.
                        für mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz nicht
                        oder eher nicht mittragen. 32,8 Prozent würden     Die diesem Antwortverhalten möglicherweise zu-
                        Kosten von Maßnahmen mittragen, die zu mehr        grunde liegenden Widerstände, Zielkonflikte und Be-
                        Nachhaltigkeit und Klimaschutz im eigenen          fürchtungen sind ernst zu nehmen, wenn es darum
                        Betrieb führen.                                    geht, Gelingensbedingungen für die nachhaltige
                                                                           Transformation der Wirtschaft zu identifizieren.
                    •	Eine Mehrheit von 52,7 Prozent sieht keine          Denn politisch beschlossene Maßnahmen und Vorha-
                        oder eher keine wirtschaftlichen Chancen für       ben (Paris Agreement, Green Deal der EU, Nachhal-
                        ihr Unternehmen durch mehr Maßnahmen für           tigkeitsstrategie der Bundesregierung) entfalten ihre
                        Nachhaltigkeit und Klimaschutz. 31,4 Prozent       volle Wirkkraft, wenn die Stoßrichtung dieser Politik
                        wiederum sehen wirtschaftliche Chancen.            von Bürger:innen und Beschäftigten in der persönli-
                                                                           chen Lebens- und konkreten Arbeitswirklichkeit an-
                                                                           genommen und gelebt wird.

6
Zentrale Ergebnisse und Interpretation

Vorbehalte gegenüber den neuen wirtschaftlichen
Chancen durch Nachhaltigkeit oder Befürchtungen
bzw. sogar Ängste bezüglich einer sozialen Spaltung
durch Nachhaltigkeit könnten Ausdruck eines Kom-
munikations- und/oder Verständnisproblems im Hin-
blick auf die notwendige sozialökologische Transfor-
mation sein. Für die Politik gilt es, dies zu antizipieren
und Antworten zu finden.

Eine zentrale Frage für die Zukunft wird sein: Wie
können Themen, Argumentationen und Verände-
rungsbereitschaft in die Lebensrealität von Beschäf-
tigten gelangen? Für den Erfolg einer nachhaltigen
Transformation der Wirtschaft wird es wichtig sein,
das Thema positiv zu besetzen, Vorteile herauszuar-
beiten und erstrebenswerte Leitbilder für die Zukunft
anzubieten.

Die Politik steht in der Verantwortung, intra- und in-
tergenerationell Wohlstand zu sichern und dabei die
Angst in der Bevölkerung vor Wohlstands- oder Frei-
heitsverlusten nicht zu schüren, sondern Lösungen
für eine klimaschonende und nachhaltige Zukunft für
Wirtschaft und Gesellschaft umzusetzen – gerecht
und teilhabeorientiert.

                                                                                                 7
Unternehmen im Wandel

1 Einleitung

                    Verhaltensänderungen hin zu mehr Nachhaltigkeit                   tels des EU Green Deal4 erreichen, dass Europa der
                    sind politisch gewollt, öffentlich legitimiert und natur-         erste klimaneutrale Kontinent wird. Die Wirtschaft
                    wissenschaftlich fundiert1 eine absolute Notwendig-               spielt dabei eine wichtige Rolle. Durch neue Pflichten
                    keit – die sozialökologische Transformation der Wirt-             zu Transparenz und Berichterstattung über eigene
                    schaft hat begonnen. Doch eine Transformation hin zu              Nachhaltigkeitsleistungen sollen Unternehmen ihren
                    mehr Nachhaltigkeit bleibt ein abstraktes Konstrukt,              Beitrag zu einer sozialökologischen Transformation
                    solange es nicht von den Menschen gelebt wird oder                der Gesellschaft leisten.5 Die EU-Taxonomieverord-
                    keinen Niederschlag in der Art und Weise findet, wie              nung bewertet Geschäftsmodelle von Unternehmen
                    Unternehmen wirtschaften. Wir haben Beschäftigte                  danach, ob sie einen Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit
                    in der Privatwirtschaft nach ihren Einstellungen und              im Sinne des EU Green Deal leisten. Zusätzlich zu
                    Einschätzungen zu Nachhaltigkeit und Klimaschutz                  staatlichen Mitteln soll dadurch auch privates Kapital
                    befragt und wie sie die Situation bei ihren Arbeitge-             in Unternehmen und Projekte gelenkt werden, die der
                    benden wahrnehmen.                                                sozialökologischen Transformation Vorschub leisten –
                                                                                      die Bundesregierung hat mit der Deutschen Sustaina-
                    Die Verantwortung von Unternehmen wandelt sich.                   ble Finance-Strategie einen Fahrplan für diese Neu-
                    Während vorbildliche Unternehmen vor ein paar                     ausrichtung der Finanzmarktpolitik und -regulierung
                    Jahren Engagement am Standort zeigten, ihre Mit­                  vorgelegt.6, 7
                    arbeitenden fair entlohnten und anhand von Nach-
                    ­haltig­keitsberichten Auskunft über ihre Nach­haltig­            Inwieweit Unternehmensengagement und -verant-
                    keitsbemühungen gaben, stellen Vorreiter­unter­                   wortung über das Kerngeschäft hinaus und schluss-
                    nehmen im Jahr 2021 ihr Kerngeschäft in Richtung                  endlich die sozialökologische Transformation der
                    Nachhaltigkeit um und positionieren sich zu der Frage             einzelnen Betriebe gelingt, hängt auch von den je-
                    nach der eigenen gesamtgesellschaftlichen Wert-                   weiligen Beschäftigten auf allen betrieblichen Hie-
                    schöpfung, das heißt der Relation von gesellschaftli-             rarchieebenen ab. Denn diese Beschäftigten arbei-
                    cher Wertschöpfung und Schadschöpfung.2                           ten nicht nur in den Betrieben und bringen Projekte
                                                                                      voran, sondern sie sind gleichzeitig auch Konsumie-
                    Die Vereinbarung von Paris, die Erderwärmung unter                rende und Vorbilder für die junge Generation.
                    zwei Grad zu begrenzen, wird durch ein Klimaschutz-
                    gesetz der Bundesregierung gesetzlich festgeschrie-
                                                                                      4   Siehe Ein europäischer Grüner Deal | EU-Kommission
                    ben: Bis 2030 sollen 65 Prozent weniger CO2 aus-                      (europa.eu)
                    gestoßen werden, Klimaneutralität soll bis 2045                   5   Vgl. Europäische Kommission 2021: COM(2021) 189 final

                    erreicht werden.3 Die Europäische Union will mit-                 6   Vgl. Nachhaltiges Finanzwesen und EU-Taxonomie: Kommis-
                                                                                          sion unternimmt weitere Schritte, um Geld in nachhaltige Tä-
                                                                                          tigkeiten zu lenken | Deutschland (europa.eu)
                    1   Vgl.: IPCC 2021: Summary for Policymakers
                                                                                      7   Vgl. Bundesministerium der Finanzen/Bundesministerium für
                    2   Siehe Value Balancing Alliance – Home (value-balancing.com)       Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit/Bundesminis-
                    3   Siehe Klimaschutzgesetz: Klimaneutralität bis 2045.               terium für Wirtschaft und Energie 2021: Deutsche Sustaina-
                        (bundesregierung.de)                                              ble Finance-Strategie

8
Einleitung

In dieser Publikation finden Sie die Ergebnisse der      wie Maßnahmen für Nachhaltigkeit und Klimaschutz
dritten Beschäftigtenbefragung, die im Rahmen des        sowohl hinsichtlich neuer wirtschaftlicher Chancen
Projekts „Unternehmensverantwortung regional             für die Unternehmen als auch hinsichtlich einer stär-
wirksam machen“ der Bertelsmann Stiftung durch-          keren gesellschaftlichen Spaltung bewertet werden.
führt wurde. Bei der ersten Befragung wurden im
März 2020 Beschäftigte danach gefragt, wie sie die
Bemühungen ihrer Unternehmen in den Bereichen
Klimaschutz, Engagementprojekte und Spenden, Lie-
ferkettenmanagement und Solidarische Gesellschaft
sehen. Die Ergebnisse der Publikation „Was Arbeit-
nehmer von ihrem Arbeitgeber erwarten und wozu
sie selbst bereit sind“ zeigen bereits, inwieweit abs-
trakte Zustimmung zu Maßnahmen für mehr Nach-
haltigkeit und konkrete Zustimmung bei persönlicher
Betroffenheit übereinstimmen – oder auch nicht. Für
die zweite Publikation „Mitarbeiterorientierung und
Engagement in schwierigen Zeiten“ haben wir im No-
vember 2020 die Zufriedenheit der Beschäftigten mit
dem Pandemie-Management ihrer Arbeitgebenden
erhoben. Die Unternehmen erhielten überwiegend
gute Noten, da sie in der Mehrheit sehr flexibel auf
die Bedürfnisse ihrer Mitarbeitenden während des
ersten Jahres der Corona-Pandemie eingingen.

Die nun vorliegende dritte repräsentative Beschäf-
tigtenbefragung setzt sich mit der Perspektive der
Arbeitnehmenden auf die sozialökologische Trans-
formation der Betriebe auseinander. Damit wirft sie
einen Blick auf die Zeit nach der Bundestagswahl im
September 2021.

Ziel der Beschäftigtenbefragung ist es zu untersu-
chen, wie die Debatte um eine sozialökologische
Transformation, die zu wesentlichen Teilen als eine
Expert:innendiskussion in Wissenschaft und Politik
geführt wird, an der Basis, also bei den Beschäftigten
in den Betrieben ankommt und wie sie dort gesehen
wird. Dafür wurden insgesamt sechs Fragen zum The-
menkomplex Nachhaltigkeit und Klimaschutz an Be-
schäftigte in der Privatwirtschaft gestellt. Es wurde
gefragt, wie Forderungen nach mehr Maßnahmen in
Unternehmen bewertet werden und ob Unterneh-
men mehr Änderungen vornehmen sollten. Es wurde
aber auch gefragt, ob tatsächliche Veränderungen bei
den eigenen Arbeitgebenden erwartet werden und ob
die Bereitschaft besteht, etwaige Kosten für Verände-
rungen mitzutragen. Darüber hinaus wurde gefragt,

                                                                                                                         9
Unternehmen im Wandel

2 Methodik

                    Die vorliegende Befragung wurde im Zeitraum vom           wahren Wert in der Grundgesamtheit abweichen
                    21. Mai bis 10. Juni 2021 vom digitalen Markt- und        kann. Die statistische Fehlertoleranz dieser Online-
                    Meinungsforschungsunternehmen Civey GmbH                  Befragung liegt bei +/– 2,5 Prozent. Lediglich bei dif-
                    durchgeführt. Im Auftrag der Bertelsmann Stiftung         ferenzierteren Auswertungen nach einzelnen sozio-
                    wurden hierfür in Deutschland abhängig Beschäf-           demografischen Merkmalen kommt es punktuell zu
                    tigte, die in der Privatwirtschaft arbeiten, also nicht   einem höheren statistischen Fehler.
                    im öffentlichen Dienst oder in gemeinnützigen Orga-
                    nisationen, im Civey-eigenen Online-Panel befragt.

                    Pro Frage wurden aus allen Befragungsteilnehmen-
                    den quotierte Stichproben von rund 5.000 Personen
                    gezogen, sodass die soziodemografische Struktur der
                    Stichprobe bereits so gut wie möglich der Struktur in
                    der Grundgesamtheit entspricht. Die Quotierung er-
                    folgte nach soziodemografischen Variablen wie Alter,
                    Geschlecht und Wahlverhalten.

                    Anschließend wurden die Befragungsdaten gewich-
                    tet, um eventuell verbleibende Abweichungen zwi-
                    schen Stichprobe und Grundgesamtheit im Hinblick
                    auf bekannte soziodemografische Variablen auszu-
                    gleichen. In der Stichprobe unterrepräsentierte Grup-
                    pen erhalten somit ein höheres Gewicht, überreprä-
                    sentierte ein niedrigeres. Gewichtet wurde anhand
                    der Merkmale Alter, Geschlecht, Wahlverhalten,
                    Wahlabsicht, regionale Kaufkraft und Bevölkerungs-
                    dichte. Die offiziellen Bevölkerungsdaten, die der
                    Gewichtung zugrunde liegen, stammen vom Statisti-
                    schen Bundesamt bzw. vom Bundeswahlleiter.

                    Die Befragungsergebnisse sind unter Berücksichti-
                    gung des statistischen Fehlers somit repräsentativ
                    für die oben beschriebene Grundgesamtheit. Alle auf
                    Stichproben beruhenden Befragungen weisen auch
                    nach der Gewichtung eine gewisse statistische Un-
                    sicherheit auf, sodass das Befragungsergebnis vom

10
3 Ergebnisse

3.1	Beschäftigte finden mehr Nach­                                Differenziert man das Antwortverhalten nach Partei-
     haltigkeit und Klimaschutz in                                 präferenz8, so weichen die Anteile von Zustimmung
     Unternehmen überwiegend                                       und Ablehnung zum Teil stark ab. Deutliche Zustim-
     richtig                                                       mung mit knapp 90 Prozent kommt von Beschäftig-
                                                                   ten, die der Partei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN na-
Allgemeinen Forderungen aus Politik und Öffentlich-                hestehen. Beschäftigte, die der SPD und der Partei
keit nach mehr Maßnahmen von Unternehmen für                       DIE LINKE nahestehen, stimmen den Forderungen
Nachhaltigkeit und Klimaschutz stehen die Beschäf-                 nach mehr Maßnahmen zu jeweils mehr als 70 Pro-
tigten mehrheitlich positiv gegenüber. Immerhin ein                zent zu. Auch rund die Hälfte der CDU/CSU-Wählen-
Viertel der Befragten schätzt solche Forderungen als               den stimmt mehr Maßnahmen zu, ein gutes Viertel ist
falsch ein. Demgegenüber spricht mehr als die Hälfte               dagegen. Nahezu ausgeglichen sind Zustimmung und
der befragten Beschäftigten davon, dass es „eher rich-             Ablehnung bei FDP-Wählenden. AfD-Wählende leh-
tig“ oder „eindeutig richtig“ sei, mehr Nachhaltigkeit
                                                                   8   Methodischer Hinweis: Auch wenn der statistische Fehler
von Unternehmen zu fordern.
                                                                       durch die Ausdifferenzierung der Antworten nach Parteiprä-
                                                                       ferenz größer ist als bei den Antworten der Befragten allge-
                                                                       mein, so zeigt sich dennoch, dass aus der Parteipräferenz eine
                                                                       deutliche Differenzierung der Antworten resultiert. Dieser
                                                                       Erkenntnisgewinn wiegt in der Einschätzung der Autoren grö-
                                                                       ßer als der Umstand des höheren statistischen Fehlers, was
                                                                       begründet, warum hier die Ergebnisse differenziert nach Par-
                                                                       teipräferenz präsentiert werden.

   ABBILDUNG 1 P
                olitik und Öffentlichkeit fordern mehr Maßnahmen von Unternehmen für Nachhaltigkeit und
               Klimaschutz. Wie bewerten Sie das?
   Abhängig Beschäftigte, die nicht im öffentlichen Dienst oder in gemeinnützigen Organisationen arbeiten, in Prozent

           Richtig                              30,2 %                                                         24,8 %                   55,0 %

   Unentschieden                       19,5 %                              19,5 %

           Falsch             12,7 %                      12,8 %             25,5 %

      Eindeutig richtig         Eher richtig             Unentschieden                Eher falsch            Eindeutig falsch

   Stat. Fehler Gesamtergebnis: 2,5 % | Teilnehmende (gesamt): 5.029 | Befragungszeitraum: 21.5.–10.6.2021

                                                                                                                                                 11
Unternehmen im Wandel

     ABBILDUNG 2 Politik und Öffentlichkeit fordern mehr Maßnahmen von Unternehmen für Nachhaltigkeit und
                  Klimaschutz. Wie bewerten Sie das? Ausgewertet nach Wahlabsicht – Bund
     Abhängig Beschäftigte, die nicht im öffentlichen Dienst oder in gemeinnützigen Organisationen arbeiten, in Prozent

        CDU/CSU                 18,2                                       31,6                                22,8                         15,9                      11,5

              SPD                                 38,1                                                  35,9                                 15,4                      9,1     1,5

     BÜNDNIS 90/
                                               72,4                                                                                              17,0                 7,6 1,2 1,8
     DIE GRÜNEN

              FDP            11,1                         28,9                                  22,5                               20,5                         17,0

        DIE LINKE                                     44,7                                               25,8                               19,3                 4,5         5,7

              AfD      4,1          9,6                  17,4                            26,1                                             42,8

          Sonstige                         29,1                                          28,3                          16,7                      15,6                  10,3

                     0%                            20 %                           40 %                     60 %                            80 %                               100 %
        Eindeutig richtig                 Eher richtig                  Unentschieden            Eher falsch                  Eindeutig falsch

     Stat. Fehler Gesamtergebnis: 5,8 % | Teilnehmende (gesamt): 5.029 | Befragungszeitraum: 21.5.–10.6.2021

     ABBILDUNG 3 Politik und Öffentlichkeit fordern mehr Maßnahmen von Unternehmen für Nachhaltigkeit und
                  Klimaschutz. Wie bewerten Sie das? Ausgewertet nach Geschlecht
     Abhängig Beschäftigte, die nicht im öffentlichen Dienst oder in gemeinnützigen Organisationen arbeiten, in Prozent

       Männer                                             52,2                                                  18,7                                    29,1

        Frauen                                                   58,1                                                     20,3                                 21,6

                  0%                              20 %                            40 %                     60 %                             80 %                                   100 %
        Richtig               Unentschieden                Falsch

     Stat. Fehler Gesamtergebnis: 3,4 % | Teilnehmende (gesamt): 5.029 | Befragungszeitraum: 21.5.–10.6.2021

                               nen mehr Maßnahmen für Nachhaltigkeit und Klima-                            die Zustimmung zu Forderungen an die Unternehmen
                               schutz mit einer deutlichen Mehrheit ab.                                    höher ist als im Osten Deutschlands, mit Ausnahme
                                                                                                           von Berlin. Darüber hinaus scheinen, trotz leichter
                               Auch hinsichtlich anderer Merkmale finden sich Un-                          statistischer Unsicherheiten des Ergebnisses, mehr
                               terschiede im Antwortverhalten – so zum Beispiel                            Frauen als Männer mehr Maßnahmen für Nachhaltig-
                               im Vergleich der Bundesländer. Es zeigt sich das Bild,                      keit und Klimaschutz zuzustimmen.
                               dass im Westen und im Südwesten von Deutschland

12
Ergebnisse

   ABBILDUNG 4 P
                olitik und Öffentlichkeit fordern mehr Maß­nahmen von Unter­neh­men für
               Nach­haltigkeit und Klima­schutz. Wie bewerten Sie das? Ausgewertet nach
               Bundes­ländern
   Abhängig Beschäftigte, die nicht im öffentlichen Dienst oder in gemeinnützigen Organisationen arbeiten,
   in Prozent

                                                                                  47,6 34,0
                                              54,7 21,1
                                                                           Mecklenburg-Vorpommern
                                          Schleswig-Holstein
                                                               63,7 20,1
                                                               Hamburg
                                 55,5 20,9
                                  Bremen
                                                     54,2 25,5                  58,0 23,5
                                                   Niedersachsen                 Berlin      49,8 26,8
                                                                     45,7 33,5              Brandenburg
                                                                   Sachsen-Anhalt

                                60,0 22,2
                           Nordrhein-Westfalen

                                                                45,4 37,3            45,6 33,5
                                                  57,0 24,8
                                                                Thüringen             Sachsen
                                                   Hessen

                                        57,0 22,0
                                      Rheinland-Pfalz
                          57,9 27,2
                          Saarland
                                                                       50,3 30,0
                                                                        Bayern
                                                 57,7 21,9
     Richtig                                 Baden-Württemberg
     Falsch

   Stat. Fehler Gesamtergebnis: 6,7 % | Teilnehmende (gesamt): 5.029
   Befragungszeitraum: 21.5.–10.6.2021

3.2	Mehr Nachhaltigkeit im eigenen                                 Mehrheit der Befragten für mehr Nachhaltigkeit und
     Betrieb – viele Beschäftigte sind                              Klimaschutz aus, allerdings sind es bei dieser Frage
     noch unentschieden                                             deutlich unter 50 Prozent. Der Mehrheit gegenüber
                                                                    steht rund ein Fünftel der Befragten, die sich für we-
Auch mit Blick auf das eigene Unternehmen finden                    niger Änderungen im eigenen Unternehmen ausspre-
Beschäftigte, dass dort mehr Änderungen für Nach-                   chen. Es wäre interessant, durch vertiefende Unter-
haltigkeit und Klimaschutz vorgenommen werden                       suchungen herauszufinden, wie sich die große Gruppe
sollten.                                                            der Unentschiedenen zusammensetzt. So könnten
                                                                    Beschäftigte dazugehören, die eine sehr differen-
Auffällig im Vergleich zur Einschätzung der abstrak-                zierte Einstellung haben (sowohl mehr als auch weni-
ten Forderungen aus Politik und Öffentlichkeit an                   ger Änderungen werden als sinnvoll erachtet), aber
Unternehmen ist beim Blick auf das eigene Unter-                    auch Personen, die dazu keine Meinung haben oder
nehmen, dass hierbei deutlich mehr Befragte un-                     überfragt sind, weil sie sich nicht gut genug informiert
entschieden sind. Zwar spricht sich immer noch die                  fühlen, um diese Frage eindeutig zu beantworten.

                                                                                                                                      13
Unternehmen im Wandel

     ABBILDUNG 5 Sollten in Ihrem Unternehmen eher mehr oder weniger Änderungen hinsichtlich Nachhaltigkeit und
                  Klimaschutz vorgenommen werden?
     Abhängig Beschäftigte, die nicht im öffentlichen Dienst oder in gemeinnützigen Organisationen arbeiten, in Prozent

              Mehr                      17,6 %                                               25,0 %                              42,6 %

     Unentschieden                                             37,1 %

           Weniger             10,6 %                      9,7 %          20,3 %

        Eindeutig mehr            Eher mehr              Unentschieden             Eher weniger           Eindeutig weniger

     Stat. Fehler Gesamtergebnis: 2,5 % | Teilnehmende (gesamt): 5.034 | Befragungszeitraum: 21.5.–10.6.2021

                           Die Differenzierung der Antworten nach Parteipräfe-               Betriebliche Veränderungen für mehr Nachhaltigkeit
                           renz, Alter, Geschlecht und Bundesland ergibt jeweils             und Klimaschutz schlagen sich auch in veränderten
                           ein recht ähnliches Bild wie bei der Frage nach den all-          Prozessen und Abläufen nieder. Veränderungen kön-
                           gemeinen Forderungen aus Politik und Gesellschaft.                nen in Unternehmen nicht umgesetzt werden, ohne
                           Die größten Unterschiede eröffnen sich entlang der                dass sie Konsequenzen für die Arbeit der Beschäftig-
                           Parteipräferenz.                                                  ten haben. Wenn wir davon ausgehen, dass die deut-
                                                                                             sche Wirtschaft am Anfang einer Transformation
                                                                                             steht, dann ist zu erwarten, dass sich an den Arbeits-
                           3.3	Mehrheit erwartet keine kurz­                                plätzen der Beschäftigten noch viel verändern wird,
                                fristigen Veränderungen am                                   auch wenn die Einschätzungen der Beschäftigten das
                                Arbeitsplatz                                                 derzeit noch nicht widerspiegeln.

                           Um einen Eindruck davon zu gewinnen, in welchem
                           Umfang die Unternehmen prozessuale Umstellungen
                           planen, also wie viel Aufbruch in den Unternehmen
                           in Richtung Nachhaltigkeit zu erwarten ist, haben wir
                           gefragt, welche Veränderungen Beschäftigte an ihrem
                           Arbeitsplatz erwarten.

                           Die überwiegende Mehrheit von 70,9 Prozent er-
                           wartet in den nächsten zwölf Monaten keine Verän-
                           derungen am Arbeitsplatz, nur 17,8 Prozent gehen
                           von auf sie zukommenden Veränderungen aus. Auch
                           wenn zwölf Monate aus Sicht von Betrieben eine eher
                           kurze Zeitspanne bilden, erwarten die Beschäftigten
                           keine kurzfristigen Veränderungen ihrer eigenen Tä-
                           tigkeiten.

14
Ergebnisse

   ABBILDUNG 6 E
                rwarten Sie, dass sich in den nächsten zwölf Monaten aufgrund von Maßnahmen für Nachhaltigkeit
               und Klimaschutz etwas an Ihrem Arbeitsplatz ändern wird?
   Abhängig Beschäftigte, die nicht im öffentlichen Dienst oder in gemeinnützigen Organisationen arbeiten, in Prozent

                Ja         5,8 %          12,0 %   17,8 %

   Unentschieden              11,3 %

             Nein                                  41,5 %                                                    29,4 %             70,9 %

      Ja, auf jeden Fall               Eher ja              Unentschieden          Eher nein            Nein, auf keinen Fall

   Stat. Fehler Gesamtergebnis: 2,5 % | Teilnehmende (gesamt): 5.033 | Befragungszeitraum: 21.5.–10.6.2021

3.4	Mehrheit nicht dazu bereit,                                    cher Betroffenheit der Transformation nicht ableh-
     Kosten für mehr Nachhaltig­keit                                nend gegenübersteht. Bei einem Thema, bei dem die
     und Klima­schutz mitzutragen                                   Mehrwerte und positiven Auswirkungen von jetzigen
                                                                    Handlungen in der Zukunft liegen und vor allem Men-
Wenn Nachhaltigkeit und Klimaschutz als abstraktes                  schen begünstigen, die sich außerhalb des eigenen Le-
Konstrukt zur Abstimmung gegeben wird, gibt es viel                 bens- und Erfahrungsraumes befinden, können diese
Zustimmung. Fordert dies jedoch Änderungen im per-                  Zustimmungswerte sehr positiv gesehen werden.
sönlichen Bereich, sinken die Zustimmungswerte. Um
diese Diskrepanz näher zu beleuchten, haben wir ge-                 Andererseits wird hier deutlich, dass Menschen eher
fragt, inwieweit Beschäftigte bereit wären, mögliche                Schwierigkeiten haben, wenn es um die Transforma-
Kosten für mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz für                  tion des eigenen Lebenswandels geht, als wenn es um
das Unternehmen mitzutragen. Das Ergebnis eröffnet                  abstrakte Zustimmung geht. 55 Prozent haben die
ein Spannungsfeld zwischen der abstrakten Zustim-                   Forderungen der Politik und Öffentlichkeit nach mehr
mung zu einem undefinierten Konstrukt von Nach-                     Nachhaltigkeit und Klimaschutz als richtig bewertet.
haltigkeit und dem eigenen Verzicht. Über 50 Prozent                Über 50 Prozent würden die Kosten dafür im eigenen
sind nicht bereit, Kosten mitzutragen, die auf das ei-              Betrieb nicht mittragen.
gene Unternehmen zukommen. Immerhin 32,8 Pro-
zent sind jedoch bereit, sich an diesen Kosten zu be-               Gleichwohl erfordern die Antworten der Beschäftig-
teiligen, um dadurch bei der Finanzierung von mehr                  ten an dieser Stelle eine tiefer gehende Analyse, um
Nachhaltigkeit im Betrieb zu helfen. 16,1 Prozent sind              herauszufinden, in welchem Umfang und in welcher
unentschieden.                                                      Art und Weise Beschäftigte bereit wären, selbst einen
                                                                    Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz zu
Positiv gewendet ist über ein Drittel der Beschäftig-               erbringen. Neben einfachen Kosten sind es vor allem
ten bereit, selbst Kosten für die Transformation im                 Verhaltensänderungen, die mit Anreizen stimuliert
Betrieb mitzutragen. Rechnet man die 16,1 Prozent                   werden können, um mehr Nachhaltigkeit in Betrieben
Unentschiedenen hinzu, kommt man zu der Aussage,                    zu erzielen.
dass fast die Hälfte der Beschäftigten bei persönli-

                                                                                                                                                15
Unternehmen im Wandel

     ABBILDUNG 7 Angenommen neue Maßnahmen für Nachhaltigkeit und Klimaschutz sind mit Kosten für Ihr
                  Unternehmen verbunden, würden Sie diese Kosten mittragen?
     Abhängig Beschäftigte, die nicht im öffentlichen Dienst oder in gemeinnützigen Organisationen arbeiten, in Prozent

                  Ja            12,9 %                            19,9 %                    32,8 %

     Unentschieden                 16,1 %

               Nein                      19,7 %                                             31,4 %                                 51,1 %

        Ja, auf jeden Fall         Eher ja               Unentschieden              Eher nein              Nein, auf keinen Fall

     Stat. Fehler Gesamtergebnis: 2,5 % | Teilnehmende (gesamt): 5.031 | Befragungszeitraum: 21.5.–10.6.2021

                             3.5	Mehrheit sieht in Nachhaltig­keit                             Drei Gründe könnten mit dafür verantwortlich sein,
                                  keine wirtschaftlichen Chancen                                dass die Mehrheit der Beschäftigten den möglichen
                                  für das eigene Unter­nehmen                                   wirtschaftlichen Chancen von Nachhaltigkeit für den
                                                                                                eigenen Betrieb noch verhalten gegenübersteht:
                             Wirtschaftspolitisch wird Nachhaltigkeit als Wachs-
                             tumschance betrachtet. Neue Technologien, Wachs-                   1.	Die wirtschaftlichen Chancen im Unternehmen
                             tumsmärkte, Innovationspotenziale – für die deut-                     wurden noch nicht klar genug erkannt, man hat
                             sche und europäische Wirtschaft werden nachhaltige                    sich nicht mit Nachhaltigkeit als Geschäftschance
                             Geschäftsmodelle als die Zukunft gesehen, in der sich                 auseinandergesetzt oder man glaubt gar, dass sich
                             Unternehmen profilieren und ihre Stellung sicher                      hier keine Chancen realisieren lassen.
                             können.
                                                                                                2.	In der Nachhaltigkeit wurden zwar Chancen für
                             Die Beschäftigten folgen dieser Ansicht jedoch mehr-                  den wirtschaftlichen Erfolg erkannt – zum Bei-
                             heitlich nicht. Mehr als die Hälfte von ihnen glaubt                  spiel durch die Geschäftsführung –, allerdings sind
                             nicht daran, dass mehr Nachhaltigkeit und Klima-                      diese Chancen für die Mitarbeitenden noch nicht
                             schutz für das eigene Unternehmen wirtschaftliche                     nachvollziehbar kommuniziert worden.
                             Chancen eröffnet. Demgegenüber steht fast ein Drit-
                             tel der Beschäftigten, die hier zuversichtlich sind.               3.	Nachhaltigkeit ist immer noch als „teuer“ geframt.
                                                                                                   Nachhaltige Kleidung ist teurer als konventionell
                             Wenn Chancen für das eigene Unternehmen gesehen                       hergestellte Kleidung. Bioprodukte sind teurer
                             werden, so ist dies überwiegend in größeren Unter-                    als herkömmliche. Diese Grundeinstellung könnte
                             nehmen der Fall. Hier glauben 36,1 Prozent der Be-                    sich auch auf die Haltung der Beschäftigten ge-
                             fragten, dass ihnen mehr Nachhaltigkeit und Klima-                    genüber Geschäftsmodellen übertragen haben.
                             schutz unternehmerische Chancen bieten, knapp 50
                             Prozent sehen dies nicht. Bei Unternehmen mit we-
                             niger als 250 Mitarbeitenden sehen sogar nur knapp
                             über 20 Prozent wirtschaftliche Chancen in der
                             Transformation.

16
Ergebnisse

   ABBILDUNG 8A Glauben Sie, dass mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz Ihrem Unternehmen wirtschaftliche Chancen
                 eröffnen könnten?
   Abhängig Beschäftigte, die nicht im öffentlichen Dienst oder in gemeinnützigen Organisationen arbeiten, in Prozent

                Ja              14,0 %                          17,4 %                 31,4 %

   Unentschieden                 15,9 %

             Nein                             29,4 %                                                  23,3 %                          52,7 %

      Ja, auf jeden Fall         Eher ja                Unentschieden            Eher nein                Nein, auf keinen Fall

   Stat. Fehler Gesamtergebnis: 2,5 % | Teilnehmende (gesamt): 5.035 | Befragungszeitraum: 21.5.–10.6.2021

   ABBILDUNG 8B G
                 lauben Sie, dass mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz Ihrem Unternehmen wirtschaftliche Chancen
                eröffnen könnten?
   Abhängig Beschäftigte, die nicht im öffentlichen Dienst oder in gemeinnützigen Organisationen arbeiten, in Prozent

   Beschäftigte in Unternehmen mit
     weniger als 50 Mitarbeitenden            21,0                14,1                                       64,9

       Beschäftigte in Unternehmen
        mit 50–249 Mitarbeitenden              22,7                15,3                                          62,0

       Beschäftigte in Unternehmen
            ab 250 Mitarbeitenden                      36,1                         15,8                                48,1

                                      0%                 20 %                40 %                  60 %                        80 %            100 %
      Ja              Unentschieden           Nein

   Stat. Fehler Gesamtergebnis: 2,5 % | Teilnehmende (gesamt): 5.035 | Befragungszeitraum: 21.5.–10.6.2021

3.6	Große Mehrheit sieht Gefahr                                 diese Gefahr nicht. Auffällig sind die wenigen Unent-
     einer stärkeren sozialen Spaltung                           schiedenen bei dieser Frage.

Noch größer als die Gruppe, die keine wirtschaft-                Die Deutlichkeit des Ergebnisses und die Wichtigkeit
lichen Chancen in der Nachhaltigkeit sieht, ist die              dieses Themas fordern dazu auf, an dieser Stelle ver-
Gruppe, die durch Nachhaltigkeit und Klimaschutz                 tiefende Untersuchungen anzuschließen. Was genau
eine stärkere soziale Spaltung erwartet. 72,9 Prozent            wird hinsichtlich einer sozialen Spaltung erwartet?
der befragten Beschäftigten gehen davon aus, dass                Und warum erwarten die Befragten eine stärkere so-
durch mehr Maßnahmen für Nachhaltigkeit und Kli-                 ziale Spaltung durch mehr Nachhaltigkeitsanstren-
maschutz eine stärkere soziale Spaltung in Deutsch-              gungen?
land eintreten wird. Lediglich 19,3 Prozent sehen

                                                                                                                                                       17
Unternehmen im Wandel

     ABBILDUNG 9A Erwarten Sie, dass durch mehr Maßnahmen für Nachhaltigkeit und Klimaschutz eine stärkere soziale
                   Spaltung in Deutschland eintreten wird?
     Abhängig Beschäftigte, die nicht im öffentlichen Dienst oder in gemeinnützigen Organisationen arbeiten, in Prozent

                  Ja                                                             72,9 %

     Unentschieden           7,8 %

                Nein                  19,3 %

     Stat. Fehler Gesamtergebnis: 2,5 % | Teilnehmende (gesamt): 5.034 | Befragungszeitraum: 21.5.–10.6.2021

     ABBILDUNG 9B Erwarten Sie, dass durch mehr Maßnahmen für Nachhaltigkeit und Klimaschutz eine stärkere soziale
                   Spaltung in Deutschland eintreten wird? Ausgewertet nach Wahlabsicht – Bund
     Abhängig Beschäftigte, die nicht im öffentlichen Dienst oder in gemeinnützigen Organisationen arbeiten, in Prozent

        CDU/CSU                                       47,9                                                 30,7                        9,0            8,9         3,5

              SPD                    29,4                                            39,9                                 9,3                16,2                5,2

  BÜNDNIS 90/
                              15,4                            28,2                        13,7                         31,1                            11,6
  DIE GRÜNEN

              FDP                                             61,5                                                       22,8                  6,2         7,7      1,8

        DIE LINKE                              38,3                                          31,0                        6,9            15,7                  8,1

              AfD                                                         80,5                                                               11,5          3,7 2,9 1,4

          Sonstige                                     51,6                                                   26,6                     8,2           9,8          3,8

                     0%                         20 %                     40 %                          60 %                       80 %                              100 %
        Ja, auf jeden Fall           Eher ja                    Unentschieden              Eher nein                 Nein, auf keinen Fall

     Stat. Fehler Gesamtergebnis: 5,8 % | Teilnehmende (gesamt): 5.034 | Befragungszeitraum: 21.5.–10.6.2021

                               Interessant ist zudem, dass die Erwartung einer zu-                     mäß stark überwiegend mit einer Zunahme der sozia-
                               nehmenden sozialen Spaltung über alle Parteipräfe-                      len Spaltung rechnen, sind es auch bei Wählenden der
                               renzen hinweg ausgeprägt zu sein scheint. Während                       Partei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN noch über 40 Pro-
                               Wählende konservativer Parteien erwartungsge-                           zent, die damit rechnen.

18
4 Ausblick

Die Risiken für Wirtschaft und Gesellschaft, die vom         auf Umwelt und Gesellschaft analysieren. Hier stellt
anthropogenen Klimawandel ausgehen, sind enorm.              sich die Frage, welche Auswirkungen die Produktion
Die Vermeidungskosten der Unternehmen, den Kli-              und der Verbrauch von Gütern und Dienstleistungen
mawandel aktuell abzuschwächen, sind wesentlich              haben.
geringer als die Anpassungskosten, die entstehen,
wenn nicht gehandelt wird.9                                  Laut einer Studie des Rats für Nachhaltige Entwick-
                                                             lung (RNE) zum Stand nachhaltigen Wirtschaftens
Neben der andauernden Corona-Pandemie sind es                vom Mai 2021 sind lediglich 0,15 Prozent aller deut-
gleich mehrere große Herausforderungen, die die Ge-          schen Unternehmen „nachhaltigkeitsorientiert“, das
sellschaften unter Druck setzen. Das starke Wachs­           heißt, sie genügen strengen Kriterien, die eine klare
tum der Weltbevölkerung begleitet von einem ste-             Verankerung von Nachhaltigkeitszielen im Unterneh-
tigen Anstieg des Ressourcenverbrauchs und einer             men vermuten lassen.10 Die angestrebte CO2-Neutra-
zunehmenden Nachfrage nach öffentlichen Gütern               lität im Kontext einer nachhaltigen – also ressourcen-
vor dem Hintergrund planetarer Grenzen, eine                 schonenden – Wirtschaft ist so nicht zu erreichen.
wachsende Kluft zwischen Privilegierten und
Schlechter­ge­stellten sowie Populismus, politische          Die Größe und Komplexität der Herausforderung er-
Autorita­ris­men und die Schwächung internationaler          fordert multilaterale und disziplinenübergreifende
Organi­sationen: All das verstärkt Klimaproblema­            Lösungen zwischen Politik, Zivilgesellschaft und
tiken, Ungleichheit und die Gefahren für freiheitlich-       vor allem der Art unseres Wirtschaftens, um im 21.
demokratische Ordnungen.                                     Jahrhundert bestehen zu können. Es braucht unter-
                                                             schiedliche Sichtweisen und Kompetenzen sowie die
Wenn es gelingen soll, dass sich ökonomisches                Fähigkeit, diese zu neuen Lösungsansätzen zusam-
Wachs­tum mit sozialem und ökologischem Nutzen               menzuführen. Es braucht einen gesellschaftlichen
verbindet und dass das Wohlergehen von Menschen,             Diskurs über die notwendigen gesellschaftlichen
das gesellschaftliche Zusammenleben und der Er-              Transformationspfade.
halt natürlicher Lebensgrundlagen in das Zentrum
des Wirtschaftens rücken, dann braucht es unter an-          Problematisch, weil kontraproduktiv für eine gelin-
derem eine entschlossene und gut handelnde inter-            gende Transformation, ist es, Nachhaltigkeit und Kli-
nationale Politik, die von aktiven Bürger:innen unter-       maschutz im Rahmen einer Verbots- und Verzichts-
stützt wird; es braucht aber auch Unternehmen, die           debatte zu thematisieren. Positive gesellschaftliche
ihre Geschäftsmodelle hinsichtlich ihres „Impacts“           Leitbilder entstehen nicht auf der Basis von simplifi­
                                                             zierenden Aussagen wie zum Beispiel, dass mehr
9   Vgl. Klepper/Rickels/Schenker/Schwarze/Bardt/Biebeler/
    Mahammadzadeh/Schulze 2017: Kosten des Klimawandels      10 Vgl. Sassen/Azizi/Bien/Braun 2021: Stand nachhaltigen Wirt-
    und Auswirkungen auf die Wirtschaft                         schaftens in Deutschland

                                                                                                                              19
Unternehmen im Wandel

                    Nachhaltigkeit zum Verbot von bestimmten Dingen
                    wie Fleisch oder Flugreisen führen wird, oder dazu,
                    dass sich nur reichere Menschen bestimmte Dinge
                    leisten können, während ärmere Schichten darauf
                    verzichten müssen.

                    Die Lenkungswirkung von steigenden Preisen für
                    Produktion oder Konsumption von nicht nachhaltigen
                    Gütern ist unbestritten. Ebenfalls unbestritten ist,
                    dass Preise von Gütern und Waren oftmals zu nied-
                    rig sind, wodurch Kosten für Umweltverschmutzung
                    oder soziale Verwerfungen externalisiert, also auf die
                    Gesellschaft übertragen werden.11 Die Kosten des
                    jetzigen Nichthandelns sind für jede:n Einzelne:n und
                    für die Unternehmen wesentlich größer, als wenn nun
                    Vorsorge getroffen würde.12 Die meisten politischen
                    Ansätze der großen Parteien in Deutschland zur Re-
                    duzierung von negativen Umweltkosten denken je-
                    doch die soziale Abfederung der Maßnahmen und
                    damit die Gewährleistung gesellschaftlicher Teilhabe
                    in unterschiedlicher Form mit.

                    Lösungen hierzu zu präsentieren, zum Beispiel wie
                    ein sozialer Ausgleich im Kontext einer nachhaltigen
                    Gestaltung von Wirtschaft und Gesellschaft aussehen
                    könnte, scheint geboten und ist vor dem Hintergrund
                    der sich verschärfenden Klimaproblematik mit all
                    ihren Folgen ein entscheidendes Puzzlestück zur Si-
                    cherung gesellschaftlicher Teilhabe, wirtschaftlicher
                    Dynamik und persönlicher Freiheit.

                    11 Vgl. Pieper/Michalke/Gaugler 2020: Calculation of external
                       climate costs for food highlights inadequate pricing of animal
                       products
                    12 Vgl. IPCC 2021: Summary for Policymakers

20
Literatur

Bundesministerium der Finanzen/Bundesministerium            Pieper, Maximilian/Michalke, Amelie/Gaugler, Tobias
   für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit/            2020: Calculation of external climate costs for
   Bundesministerium für Wirtschaft und Energie                food highlights inadequate pricing of animal
   2021: Deutsche Sustainable Finance-Strategie.               products. In: Nature Communication 11, 6117.
   Online verfügbar unter: Deutsche Sustainable                Online verfügbar unter: Calculation of external
   Finance-Strategie (bundesfinanzministerium.de);             climate costs for food highlights inadequate
   Zuletzt eingesehen am 16.08.2021.                           pricing of animal products (nature.com); Zuletzt
                                                               eingesehen am 16.08.2021.
Europäische Kommission 2021: Proposal for a
   Directive of the European Parliament and of              Sassen, Remmer/Azizi, Leyla/Bien, Colien/Braun,
   the Council amending Directive 2013/34/EU,                  Vera 2021: Stand nachhaltigen Wirtschaftens in
   Directive 2004/109/EC, Directive 2006/43/EC                 Deutschland. Online verfügbar unter: 2105012_
   and Regulation (EU) No 537/2014, as regards                 Studie_Stand_nachhaltiges_Wirtschaften_
   corporate sustainability reporting. Online ver­             Deutschland.pdf (nachhaltigkeitsrat.de); Zuletzt
   fügbar unter: https://eur-lex.europa.eu/legal-              eingesehen am 16.08.2021.
   content/EN/TXT/PDF/?uri=CELEX:52021PC018
   9&from=EN; Zuletzt eingesehen am 16.08.2021.

IPCC 2021: Summary for Policymakers. In: Climate
   Change 2021: The Physical Science Basis.
   Contribution of Working Group I to the Sixth
   Assessment Report of the Intergovernmental
   Panel on Climate Change [Masson-Delmotte, V.,
   P. Zhai, A. Pirani, S. L. Connors, C. Péan, S. Berger,
   N. Caud, Y. Chen, L. Goldfarb, M. I. Gomis, M.
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   K. Maycock, T. Waterfield, O. Yelekçi, R. Yu and
   B. Zhou (eds.)]. Cambridge University Press. In
   Press.

Klepper, Gernot/Rickels, Wilfried/Schenker, Oliver/
   Schwarze, Reimund/Bardt, Hubertus/Biebeler,
   Hendrik/Mahammadzadeh, Mahammad/Schulze,
   Sven 2017: Kosten des Klimawandels und
   Auswirkungen auf die Wirtschaft.

                                                                                                                  21
Unternehmen im Wandel

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                    Veröffentlichung

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22
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