Verhaltenssüchte Glücksspiel- und Kaufsucht - Lehrgang zur Suchtvorbeugung an Berufsschulen - Institut Suchtprävention

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Verhaltenssüchte Glücksspiel- und Kaufsucht - Lehrgang zur Suchtvorbeugung an Berufsschulen - Institut Suchtprävention
Verhaltenssüchte
Glücksspiel- und Kaufsucht

Lehrgang zur Suchtvorbeugung an Berufsschulen

Mag. Dietmar Krenmayr, MA
27.04.2018 09.00 – 12.30 Uhr
Verhaltenssüchte Glücksspiel- und Kaufsucht - Lehrgang zur Suchtvorbeugung an Berufsschulen - Institut Suchtprävention
Teil 1: Glücksspielsucht

          Glücksspielmarkt und -werbung
          Glücksspielsucht
            • Suchtentwicklung
            • Gefahren durch Glücksspiel

          Glücksspiel und Jugendliche
            •   Entwicklungsaufgaben
            •   Zahlen und Fakten

          Arten von Glücksspielen
          Gesetze
          Prävention
          Hilfsangebote
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Glücksspielmarkt
         &
Glücksspielwerbung
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Glücksspiel- und Sportwetten-Werbung

• „Aufreißen und gewinnen!“ (Brieflos)
• „Alles ist möglich!“ (Lotto)
• „Wetten, Sie gewinnen!“ (Admiral Sportwetten)
• „Ihre Wette in sicheren Händen“ (Tipico
  Sportwetten)
• „Das Wettbüro für Ihre Hosentasche“ (Cashpoint
  Mobile-App)
• „Das Leben ist eine Spiel“ (bet-at-home.com)
• „Glaub ans Glück!“ (ToiToiToi)
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Vergleich: Umsatz in Mrd. $ (2014)

 Quelle: Wallstreet-Online, The Economist
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Bankvorteil („House Edge“)

•   Roulette                 1,35 % - 2,7 %
•   Black Jack               0,54 % - 8 %
•   Automaten                5 % - 15 %
•   Sportwetten (bwin)       7%
•   Rubbellos                27 % - 45 %
•   Lotto (6 aus 45)         51,2 %
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Definition von Glücksspiel

  • Ein Spiel, bei dem …
      • gegen Geldeinsatz
      • Gewinn in Aussicht gestellt wird,
      • ausschließlich oder vorwiegend vom Zufall
        abhängt.

  •    Österreichisches Glücksspielgesetz (GSpG, 27.10.2014)
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Die häufigsten Glücksspielformen

  Lotterieprodukte
  Lotto „6 aus 45“, Bingo, Euromillionen, ToiToiToi, Zahlenlotto 1-90,
  Joker, Rubbellos, Brieflos, Klassenlotterie

  Videolotterieterminals (VLT)

  Glücksspielautomaten

  Sportwetten (nicht laut Gesetz)

  Casinospiele
  Roulette; Kartenspiele: Black Jack, Poker;
  Würfelspiele: Backgammon

  Glücksspiele im Internet
  z.B. Internetpoker
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„Gaming“ -> „Gambling“

 (Computer)Spiele
z.B. Strategiespiele,
  virtuelle Welten
                            Hinzufügen von
                        Glücksspielelementen
                        z.B. Lotterien, Wetten,
                                 Poker                    Echtes Glücksspiel
                                                       z.B. Poker, Casinospiele,
                                                           Sportwetten mit
                                                              Geldeinsatz

                              Freemium
                         z.B. Upgrades, Kauf
                           virtueller Güter
   Demoseiten
z.B. Pokerschulen,
  Übungsseiten

                                            Quelle: SUPRO, Stiftung Maria Ebene
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„Gaming“ -> „Gambling“

  Simuliertes Glücksspiel in Computerspielen
  Far Cry: Skill „Poker Profi“, Fall Out: New Vegas, Candy Crush: Lucky
  Wheel, …

  Loot Boxes & Pay2Win-Prinzip
  Erwerbbare Beutekisten mit zufällig generierter Ausrüstung

  Skin Gambling & Game Mediated Betting
  Begehrte Waffen/Ausrüstung als Einsatz auf Wett- und
  Glücksspielplattformen

  Social Gambling
  Spiel um virtuelle Währung in sozialen Netzwerken & Apps auf Facebook,
  App Store, Google Play: z.B. Zynga Poker, Slotomania, …

                                               Quelle: SUPRO, Stiftung Maria Ebene
Skin Gambling & Game Mediated Betting
Entwicklungskonzept der Spielsucht

1. Vulnerabilität als Voraussetzung z.B.
   Selbstunsicherheit, familiäre Faktoren etc.
2. “Gewinnphase” - magische Bedeutung des
   Gewinns als Macht, Zuwendung, Beachtung
3. “Verlustphase”- Ärger, Angst - neuerliches
   Spielen zur Abwehr von Identitätsverlust -
   “chasing”
4. “Verzweiflungsphase” Nach “Freikauf” oft
   Euphorie – Rückfall - Kontrollverlust,
   Normenabbau - Delikte, Isolierung
Spielsucht - Entwicklung

Entscheidung
    zum
 Glücksspiel
                        Weiter spielen

                                                                 AUSSTIEG
                                         Gewinn
                                          + Euphorie
                                          + Allmachtphantasien

                                         Verlust
                                          - Frustration
                                          - Ärger
                                          - Verzweiflung

  Hoffen auf Gewinn
   Stimulation
   Ablenkung von Belastungen
Risikofaktoren problematischen bzw.
pathologischen Spielens
OR=Odds-Ratio (Risiko)

                                                OR

Alter (bis 35 J.)                               2,2
Männlich                                        2,4
Migrationshintergrund                           2,2
Pflicht-/Hauptschulabschluss                    2,3
Arbeitslos                                      5,0
In Elternhaus mit Spielproblemen aufgewachsen   2,2
Aktuelle Spielprobleme in Familie               4,8
Mindestens riskanter Alkoholkonsum              3,0
Aktueller Cannabiskonsum (letzte 30 Tage)       3,6

Kalke et al., 2011
Lie-Bet-Screen-Test

1. „Haben Sie jemals beim Spielen das Bedürfnis
    verspürt, immer mehr Geld einzusetzen?“

2. „Haben Sie jemals gegenüber Menschen, die Ihnen
    wichtig sind oder waren, über das Ausmaß Ihres
    Spielens lügen müssen?“

(1-mal „ja“: Hinweis auf Spielsuchtgefährdung)
Internationale Diagnosekriterien
DSM-5 (2013): Glücksspielstörung
             „gambling disorder“
• Wird als erste (und einzige) stoffungebundene Sucht zu den
  Suchtstörungen („substance-related and addictive disorders“) gezählt.
  (American Psychiatric Association 2013, 585ff).

•   Übernahme aller Merkmale aus DSM-IV außer „illegalen Handlungen“
•
•   Ausprägungsstufen der „gambling disorder“:
•   nach Anzahl der aufgetretenen Kriterien innerhalb von 12 Monaten
-   leicht (4-5 Kriterien)
-   mittel (6-7 Kriterien)
-   schwer (8-9 Kriterien)
Glücksspiel und Jugendliche
Spezielle Motivations-Risikofaktoren für Jugendliche

•   Erwartung von Geldgewinn
•   dadurch erweiterte Freizeitmöglichkeiten
•   Prestigegewinn als „SiegerIn“
•   Ablenkung von Unsicherheit und sozialen Ängsten: „kein Verlierer“ bzw.
    „keine Verliererin“
•   Soziale Komponenten (Eltern oder Peers spielen auch)
•   Ausblendung von Alltagsbelastungen (Eskapismus)
•   Langeweile

(Scholz, 2012; Hayer, 2015)
Andere jugendbezogene Risikofaktoren

• Jugendliche entwickeln besonders schnell ein ausgeprägtes Suchtgedächtnis
• Die Sucht vereinnahmt psychosoziale Entwicklungsressourcen für den dem
  Erwerb von sozialen, intellektuellen, beruflichen und körperlichen
  Kompetenzen
• Je früher Kinder und Jugendliche in ihrer Entwicklung ein problematisches
  bzw. süchtiges Verhaltensmuster entwickeln, desto schlechter ist die
  Prognose
• 50% der erwachsenen „Problemspieler“ hatten schon vor ihrem 18.
  Lebensjahr ein problematisches Spielverhalten
• von diesen 50% hatten schon 50% vor ihrem 14. Lebensjahr ein
  problematisches Spielverhalten

(vgl. Kurosch Yazdi: Junkies wie wir, 2013)
Glücksspiel -
Zahlen und Fakten
Kalke et al., 2011
n=6.326

Kalke/Wurst, 2015
n=10.000

Alter: 14-65 Jahre

Konsistente Ergebnisse
2011 -> 2015
Teilnahme am Glücksspiel / Formen
(14-65 Jahre) n=10.000
Spielteilnahme der Bevölkerung
 (Kalke et al., 2011)
                        letzte 12-Monate   letzte 30-Tage

Alle                        42,0%             23,3%

Männer                      47,4%             28,7%

Frauen                      36,5%             18,0%

14-17 Jahre                  9,7%              3,5%

18-35 Jahre                 44,0%             21,6%

36-49 Jahre                 45,8%             26,4%

50-65 Jahre                 42,8%             26,6%
Spielteilnahme der Bevölkerung
(Kalke et al., 2011)

• Bei den 14- bis 17-Jährigen spielte im zurückliegenden
  Jahr etwa jede/r Zehnte um Geld. Im letzten Monat
  waren es 3,5 %.
• Zwischen den Altersgruppen der Erwachsenen zeigen
  sich nur geringe Unterschiede in der Spielteilnahme:
  Jahresprävalenzen von jeweils (leicht) über 40 %.
  Monatsprävalenzen zwischen 22 und 27 %.
• Vergleich mit der Folgebefragung (Kalke/Wurst 2015)
  bestätigt die Ergebnisse:
• Jahresprävalenz 41 %, Monatsprävalenz 27 %
Teilnahme an Glücksspielarten (Jahresprävalenz)
(Kalke et al., 2011)
Teilnahme an Glücksspielarten (Jahresprävalenz)
(Kalke et al., 2011)

• Jugendliche haben die geringsten Prävalenzraten. Sie
  spielen überwiegend Rubbellose (4,5 %) und
  Lotterien (3,8 %).

• 18 bis 35-Jährige weisen die höchsten Anteile in
  (beinahe) allen Glücksspielarten auf. (Ausnahme:
  Lotterien).

• Über 36-Jährige stellen den höchsten Anteil an
  LotterienspielerInnen.

• Fast alle Glücksspiele werden mehr von Männern
  gespielt.
Anteil von ProblemspielerInnen in Österreich /OÖ
(Kalke et al., 2011)
• Bestimmung nach DSM-IV

• Problematisches Spielverhalten (3-4 Kriterien):
  0,43 % ca. 26.000 Personen

• Pathologisches Spielverhalten (mind. 5 Kriterien):
  0,66% ca. 38.000 Personen

• Insgesamt 1,1% = ca. 64.000 Personen (14 bis 65
  Jahre)
• ident bei der Folgeuntersuchung (Kalke et al., 2015)
• und einer Befragung in OÖ (Seyer et al., 2016)
Anteil ProblemspielerInnen nach verschiedenen
Glücksspielarten (Kalke/Wurst, 2015)
Anteil ProblemspielerInnen nach verschiedenen
Glücksspielarten (Kalke/Wurst, 2015)

1. Die Prävalenz problematischen und
   pathologischen Spielens ist bei
   Glücksspielautomaten in Spielhallen,
   Gastronomiebetrieben und Tankstellen am
   höchsten (27,2 %).

2. Es folgen Sportwetten (16,9 %) und die
   Glücksspielautomaten in Kasinos (8,1 %).

3. Die geringsten Anteile finden sich bei den
   Lotterien (2,1 %).
Problematisches Spielen nach Geschlecht und Alter
(Kalke et al., 2011)
Anteil der ProblemspielerInnen am Geldeinsatz
nach Spielart (Kalke et al., 2011)
Ikrath & Rohrer (2013): Nutzung von (Online-)
Glücksspielen bei Jugendlichen und jungen
Erwachsenen in Österreich

(Institut für Jugendkulturforschung)

Alter: 12-24 Jahre
N = 1.000
Teilnahme an kommerziellen Wett- und
Glücksspielangeboten um Geld –
Lebenszeitprävalenzen 12-24 Jährige
(Ikrath & Rohrer, 2013)
Nutzung von (Online-) Glücksspielen bei Jugendlichen
und jungen Erwachsenen (Ikrath & Rohrer 2013)

  1. Die Nutzung von Glücksspielen und Wetten
     steigt mit dem Alter an.

  2. Geschlechterunterschied: Mehr männliche
     Kinder bzw. Jugendliche als weibliche spielen
     und wetten (Ausnahme: Onlineangebote).

  3. Offline-Spiel (z. B. Kasino, Trafik, Wettcafé)
     überwiegt gegenüber dem Online-Spiel
     (Internet).
Einzelne Glücksspiele
Lotterieprodukte

Lotto „6 aus 45“, Bingo, Euromillionen, ToiToiToi,
Zahlenlotto 1-90, Joker, Rubbellos, Brieflos, …

Übung mit Jugendlichen:
Auszahlungsplan anschauen

•   Preis: 1 €
•   2.500.000 Lose insgesamt (=100 %)
•   593.000 „Schein-Gewinne“ (1 € = Einsatz) = 24 %
•   148.355 reale Gewinne = 5 % aller Lose
•   -> 95 % aller Lose = kein Gewinn
•   Chance auf Hauptgewinn:
    1:1.250.00 = 0,0000008 %
Gefährdungspotenzial von Glücksspielen

Wann haben Glücksspiele ein hohes Suchtpotenzial?

•   Wenn sie eine schnelle Spielabfolge mit schneller Gewinn- und
    Verlustentscheidung haben.
•   Wenn ein kurzes Auszahlungsintervall vorliegt.
•   Wenn sie bei SpielerInnen das Gefühl wecken, den Spielverlauf steuern
    zu können. (z. B. Stopp-Tasten)
•   Wenn SpielerInnen durch „Fast-Gewinne“ den Eindruck haben, der
    Gewinn stehe in kurz bevor.
•   Wenn sie mit „versteckten“ Geldeinsätzen (Jetons, Punkte) arbeiten.
•   Wenn es viele Anreize mit Möglichkeiten zum Glücksspiel gibt.
Kasinospiele

       Roulette, Black Jack, Poker, Easy Hold’em Poker,
       Baccarat, Glücksrad, …

Spiel         1     2     3     4     5     6     7       8   9   10   11   12   13

Rot                 ●           ●           ●             ●                      ?

Schwarz       ●           ●           ●                       ● ● ● ●            ?

Zero                                              ●                              ?

       Worauf würden Sie setzen?
Wie der Zufall will …

18. 11. 2014, Casino Duisburg

20 mal schwarz in Folge !

Innerhalb der 20-mal schwarz:

17 und 22 fallen je 3x

2, 6, 13 und 28 fallen je 2x

Roulette-“Gewinn-Systeme“
funktionieren nicht !!!
Spielerfehlschlüsse …

Kognitive Irrtümer:
• Gambler´s Fallacy: die Wahrscheinlichkeiten müssen
sich ausgleichen? -> Der Zufall hat kein Gedächtnis
• Bei einer Glückssträhne den Einsatz erhöhen
• Fast-Gewinne erkennen („near miss“)

Magisches Denken:
• „Opfergaben“ an Croupier
• Den richtigen Pullover anziehen
• Die Spieltipps von Anfängern nachspielen
• Nur an bestimmten Tischen spielen
• Nur wenn die richtige Kellnerin im Spiellokal Dienst tut
• Nur wenn die linke Hand juckt …
Hohe Suchtgefahr beim Automatenspiel

 •   Schnelle Spiele
 •   Schnelle Auszahlung bei Gewinn
 •   Scheinbare Steuer-Möglichkeiten
     Start-, Stop-, Risikotasten
 •   „Fastgewinne“
 •   Licht- und Tonsignale

 • + Familiäre Atmosphäre (Bedienstete)
 •   keine Uhren
 •   kein Tageslicht
 •   z.T. freie Getränke, Zigaretten
Rechenbeispiel
 Spielautomat
Rechenbeispiel Spielautomat 1

Euer Einkommen pro Monat: _______________

Einsatz: 1 € pro Spiel

1 Spiel = 90 % Auszahlung im Durchschnitt

⇒ 10 % Verlust pro Spiel im Durchschnitt = 10 Cent

Dauer eines Spiels: ca. 2 Sekunden

⇒ 30 Spiele pro Minute möglich
Auswertung

Zeit         Durchschnittlicher Verlust

2 Sekunden    10 Cent

4 Sekunden    20 Cent

6 Sekunden    30 Cent

…              …

1 Minute      300 Cent = 3 €

10 Minuten    30 €

1 Stunde     180 €

2 Stunden    360 €

…
Sportwetten

  Der Einfluss von Wissen auf das Wettergebnis wird
  massiv überschätzt.
  (= „Kontroll-Illusion“)
  Zeitlich sehr intensive Informationssuche
  Suchtpotenzial von Sportwetten ist etwa 10-fach
  höher als das beim Lotto
  EuGH empfiehlt, Sportwetten wegen ihrer hohen
  Gefährlichkeit als Glücksspiel zu behandeln.
  Wettbüros und –cafés als soziale Treffpunkte
  Wetten als gemeinsames Interesse (im
  Freundeskreis, unter Fans, …)
Poker vs. Schach: Weltmeister
Jahr      Schach                Poker
2003      Wladimir Kramnik      Carlos Mortensen
2004      Wladimir Kramnik      Greg Raymer
2005      Wladimir Kramnik      Joe Hachem
2006      Wladimir Kramnik      Jamie Gold
2007      Wladimir Kramnik      Jerry Yang
2008      Viswanathan Anand     Peter Eastgate
2009      Viswanathan Anand     Joseph Cada
2010      Viswanathan Anand     Jonathan Duhamel
2011      Viswanathan Anand     Pius Heinz
2012      Viswanathan Anand     Greg Merson
2013      Magnus Carlsen        Ryan Riess
2014      Magnus Carlsen        Martin Jacobson
2015      Magnus Carlsen        Joe McKeehen
2016      Magnus Carlsen        Qui Ngyuen
Gesetze
Oö Jugendschutzgesetz
§ 7 Glücksspielautomaten, Glücksspiele und Wetten

 • Unter 18 Jahren verboten:
    − Teilnahme an Glücksspielen und Wetten
    − Aufenthalt in Räumen in denen Glücksspiele
      oder Wetten überwiegend durchgeführt werden

 • Ab 16 Jahren erlaubt:
    − Lotto, Toto, Zahlenlotterien, Klassenlotterien,
      Nummernlotterien, Sofortlotterien, Zusatzspiele
Österr. Glücksspielgesetz

 •   Glücksspielmonopol des Bundes
     -> Vergabe von 2 Konzessionen:

       −   Österreichische Lotterien GmbH
       −   Casinos Austria AG

 •   Spielerschutzregelungen
       − Alter
       − Beobachtung des Spielverhaltens
       − Selbst/Fremdsperren
Oö. Glücksspielautomatengesetz

3 Lizenzen:
ADMIRAL Casinos & Entertainment AG
Excellent Entertainment AG
PA Entertainment & Automaten AG

• Gesetzlicher Spielerschutz greift
  nicht bei Teilnahme an (illegalen)
  Online-Casinos!
• Anbindung jedes Automaten an Bundesrechenzentrum
• Zutrittssystem („Spielerkarte“)
• Aufzeichnung des Spielverhaltens
• Identifikation und Ansprache von riskanten Spieler/innen
• Selbst/Fremd-Sperren
„Spielerschutzorientierter Spielverlauf“ in OÖ

                       Einzelaufstellung        Automatensalon

  Höchsteinsatz
  pro Spiel                  1€                          5€

  Mindest-Spieldauer
  pro Spiel                            2 Sekunden

  Maximalgewinn
                          1.000 €,                     5.000 €,
                       keine Jackpots               keine Jackpots

  Gewinn-
  Ausschüttungsquote     82 % - 92 %                 85 % - 95 %

  Tagesspieldauer
                                        3 Stunden
Oö. Wettgesetz

-   Sportwetten sind in Österreich nicht als
    Glücksspiel geregelt

-   Wettereignis muss in der Zukunft liegen
    (d.h. keine Wetten auf Videos von z. B.
    Hunderennen, …)

-   Selbst/Fremdsperre möglich

-   Ansprache riskanter Spieler/innen
Suchtprävention
Soziale Defizite

                Schutzfaktoren

C.Lagemann/Institut Suchtprävention
Psychische Gesundheit
                            Gleichgewicht

Belastungen                                 Ressourcen
                                            Schutzfaktoren
 Stress in Schule / Beruf
 Beziehungen                                 Selbstwert
    • Freunde                                Unterstützung

                                                                     C.Lagemann/Institut Suchtprävention
    • Eltern/Kinder                            • Freunde
 Entwicklungsaufgaben                          • Eltern
                                             Kommunikation
                                             Hoffnungsbereitschaft
                                             Zuversicht
Gesundheit / Beispiel
                            Gleichgewicht

Belastungen                                 Ressourcen
                                            Schutzfaktoren
z.B. Scheidung der Eltern
→ Massive psychische Belastung              Gute Beziehung zu
                                            Geschwistern

                                                                      C.Lagemann/Institut Suchtprävention
        → Schulabbruch
        → Hoher Alkoholkonsum               Eingebunden in soz.
        → Psychische Erkrankung             Netzwerke
        → Suizid                            (Freundeskreis, Verein)
Schutzfaktoren gegen pathologisches Spielen

•   Stabiles Grundvertrauen, „Urvertrauen“
•   Selbstvertrauen, Selbstsicherheit, Selbstwert
•   Belastbarkeit, Stressbewältigung (Entspannung)
•   Emotionale Stabilität
•   Impulskontrolle
•   Fähigkeit zu Bewältigung negativer Gefühle
•   Persönliche Autonomie
•   Konfliktfähigkeit
•   Kontakt/Kommunikationsbereitschaft
•   Bindungsfähigkeit
•   Stützendes Umfeld

(Scholz, 2012)
Schutzfaktoren Umwelt

• Gutes Verhältnis zu Eltern
  (Vertrauen und Unterstützung in schwierigen Situationen)

• Entwicklungsförderndes LehrerInnenverhalten
  (Anforderungen, Unterstützung), positive Rollenmodelle

• Soziale Integration, Freundschaften zu Gleichaltrigen
  (Vertrauen, Unterstützung, Deutungshilfe im Alltag)

• Soziokulturelle Einflüsse
  Soziale Unterstützung, befriedigende Entwicklungsperspektiven, Zugang
  zu Information und Bildung, anregende Umwelt, genügend Einkommen
Diskussion um Regulierung von Glücksspielen

                Prohibition – Totalverbot für alle Glücksspiele

          Partielle Prohibition – Erlaubnis für gewisse Glücksspiele

Legalisierung / Regulation im Sinne eines Monopols – Verzicht auf übermäßige
                Spielanreize und Fokus auf SpielerInnenschutz

     Kontrollierte Marktöffnung – Lizenzverteilung nach dem Prinzip der
                            Einnahmemaximierung

   Freie Marktwirtschaft = Laissez-faire-Ansatz Entfesselung des Marktes
Forderungen der

• Maximierung des technischen Spielerschutzes:
  Lange Spieldauer, niedrige Einsätze, Spielpausen, etc.
• Unabhängiger SpielerInnenschutz:
  Einheitliches, breit gestreutes und gut platziertes
  Maßnahmenpaket (Hotline, Website, Informationsmaterialen,
  Sperrmechanismen, etc.) - von der öffentlichen Hand finanziert.
  Die bestehenden MitarbeiterInnenschulungen der
  GlückspielanbieterInnen sind zu optimieren.
  (Durchführung von Seiten unabhängiger und qualifizierter
  Einrichtungen mit öffentlichem Auftrag).
• Jugendschutz:
  Vereinheitlichung der Jugendschutzbestimmungen, frühzeitiger
  Beginn präventiver Maßnahmen.
Forderungen
• Einstufung der Sportwetten als Glücksspiel:
  Alterskontrollen, Sperrmöglichkeit, Einsatzlimits
• Information und Sensibilisierung der Bevölkerung:
  Aufklärungskampagnen Abstimmung mit regionalen Prävention- und
  Hilfsangeboten unter Einbindung der AkteurInnen vor Ort
• Präventionsprojekte /-programme für unterschiedliche Zielgruppen:
  Integration der Glücksspielthematik in bestehende
  Präventionsmaßnahmen.
•        Andererseits müssen speziell für Kinder und Jugendliche und
    insbesondere für Zielgruppen mit speziellen Risikofaktoren entsprechende
    Präventionsprogramme entwickelt bzw. bereits evaluierte Programme für
    Österreich adaptiert werden.
• Bereitstellung der Ressourcen in den Bundesländern
Was schützt vor Glücksspiel-Sucht?

• Fördern Sie die Stärken ihrer Jugendlichen!

• Zuhören: Wissen Sie Bescheid über die (aktuellen) Interessen Ihrer
  Jugendlichen?

• Was sehen Ihre Jugendlichen bei Ihnen im Umgang mit Glücksspiel?

• Förderung von kritischem Bewusstsein gegenüber Glücksspiel und
  Glücksspielwerbung

• Kontrolle von Spielstätten: Einhaltung des Jugendschutzes, gültige
  Lizenzen
Tipps für Angehörige

•   Problematisches oder pathologisches Spielen („Spielsucht“) wird vom
    Betroffenen verheimlicht

•   Mögliche Kennzeichen, z. B.: ständige Geldnot, verliehenes Geld wird
    nicht zurückgezahlt, Spielen nimmt viel Zeit ein, Gereiztheit, Nervosität

•   Gespräch suchen, Fakten ansprechen, eigene Sorge ausdrücken,
    Anschuldigungen vermeiden

•   Unterstützung im Familien- oder Freundeskreis suchen

•   Beratungsstelle kontaktieren
Hilfsangebote bei Glücksspielsucht

 Ambulanz für Spielsucht
 Kepler Universitätsklinikum Neuromed Campus
 Wagner-Jauregg-Weg 15, 4020 Linz
 Tel.: 05 768087 - 39571
 e-mail: spielsucht.wj@gespag.at
 www.promenteooe.at/spielsucht

 Spielsuchtberatung der Schuldnerhilfe OÖ
 Stockhofstraße 9, 4020 Linz
 Tel.: 0732/77 77 34
 email: linz@schuldner-hilfe.at
 www.schuldner-hilfe.at
Hilfsangebote bei Glücksspielsucht

Magistrat der Stadt Wels, Sozialpsychische
Beratungsdienste / Spielsuchtberatung
Quergasse 1, 34600 Wels
Tel.: 07242/29585
e-mail: spb@wels.gv.at

Betreuungszentrum Linz
Einrichtung des Grünen Kreises
Sandgasse 11, 4020 Linz
Tel.: 0664/8111024
e-mail: claudia.neuhold@gruenerkreis.at
www.gruenerkreis.at
Hilfsangebote Glücksspielsucht

Bundesministerium für Finanzen – Stabsstelle
Spielerschutz
Hilfsangebote, Selbsttest, Fachtagung,…
https://www.bmf.gv.at/steuern/gluecksspiel-
spielerschutz/gluecksspiel-spielerschutz.html
Verhaltenssüchte, Teil 2:
       Kaufsucht
Teil 2: Kaufsucht

          Definition
          Entstehung
          Daten und Fakten
          Prävention
          Hilfsangebote
Die Bedeutung von Konsum

„Konsum und Einkaufen stellen heute oft die einzige
problemlos zugängliche Möglichkeit dar, Gefühle von
sozialer Wärme, Anerkennung, Wertsteigerung und
persönlichem Erfolg zu erleben.“

(Kollmann/Kautsch, 2011)
KaufSUCHT ?

• Kaufsucht: Sucht, Zwang oder Störung der Impulskontrolle?
• „Verbindliche internationale Kriterien für pathologisches
  Kaufen bzw. Kaufsucht sind derzeit nicht verfügbar.“
  (Mader/Musalek, 2012)
• hohe Komorbiditäten (Depression, Suchterkrankung,
  Angststörung)
• Kaufsucht als gesellschaftlich unauffällige Sucht
   Diskrepanz: Hohe Abhängigkeitszahlen, relativ wenig
öffentliches Interesse.
Entstehung von Kaufsucht

Konsum ist Abbild und Voraussetzung sozialer Teilhabe und nicht
zuletzt deshalb stark symbolisch überhöht. Der „heimliche
Lehrplan“ der Werbung und Medien erzieht dazu, sich etwas zu
gönnen, durch Güter zu kompensieren und Probleme zu „lösen“.

Kompensatorisches Kaufen hat eine wichtige Funktion, nämlich
erlittene Verletzungen und Frustrationen des Alltags kurzfristig
auszugleichen und Problemen des Alltags auszuweichen. (…)

Ursache solchen ausweichenden Verhaltens ist u.a. ein
geschwächter Selbstwert. Ein Risikofaktor hierfür ist z. B. die
emotionale Vernachlässigung durch die Eltern.

                                               (Reisch, Neuner & Raab, 2004)
Problematisches Kaufverhalten

Begriffe: Kaufsucht, zwanghaftes Kaufen, exzessives Kaufen,
         Kaufsuchtgefährdung, …

Kennzeichen
• Starke Beschäftigung mit dem Thema Einkaufen
• Starker und ständiger Drang, Einkaufen zu gehen und Geld
  auszugeben
• Verlust der Impulskontrolle über/während des Einkaufens
• Prozess des Einkaufens ist wichtig, nicht die Produkte

Konsequenzen
• Überschuldung
• Negative Gefühle (z. B. Scham, Reue)
• Familien-/Beziehungsprobleme
                                               (Büttner, 2012 )
Interview mit einer Kaufsüchtigen
Geschlechtsstereotype Warenwahl

Frauen bevorzugen:
• Kleidung
• Schmuck
• Schuhe
• Accessoires

Männer:
• Elektronikartikel
• Sportartikel
                       (Müller, de Zwann, Mitchell, 2008)
Der Hohenheimer Kaufsuchtindikator
Charakterisierung des Kaufverhaltens
(Raab et al., 2005)

       unauffälliges          kompensatorisches                  süchtiges
       Kaufverhalten             Kaufverhalten                 Kaufverhalten
setzt sich mit Problemen   schiebt Probleme zeitweise    nutzt Kaufen um sich vor
lösungsorientiert          vor sich her, löst sie aber   Problemen des Alltags
auseinander                dann doch                     abzuschirmen
Güterbedarfsorientierter   Güterkauf hin und wieder      nutzt Kaufen zur
Kauf                       um sich zu belohnen oder      Bestätigung des
                           zur Entspannung               Selbstwerts
eher rationales und        „kontrollierter“ temporärer   nutzt Kaufen regelmäßig zur
vernunftgesteuertes        Kontrollverlust               Stimulierung und
Konsumverhalten                                          Stimmungsaufhellung
hinterfragt Kaufimpulse    schätzt symbolische           ist unruhig und gereizt beim
                           Funktionen der Güter          Versuch den starken
                                                         Kaufimpuls zu
                                                         unterdrücken
kann Käufe aufschieben,    betrachtet Shopping als       häufiger Verlust der
Kaufabsichten aufgeben     attraktive                    Selbstkontrolle
                           Freizeitbeschäftigung         (Ausgabenkontrolle)
AK-Studie 2017
(Nina Tröger)

 • Ein Viertel der Bevölkerung ist mindestens kaufsuchtgefährdet.
 • 11 % der Bevölkerung sind kaufsüchtig, weitere 13 % weisen ein
   kompensatorisches Kaufverhalten auf.
 • Jede dritte Frau und jeder fünfte Mann weisen ein mindestens
   kompensatorisches Kaufverhalten auf.
 • Frauen sind doppelt so oft stark kaufsüchtig als Männer.
    (Messinstrument: Hohenheimer Kaufsuchtindikator)
AK-Studie 2017
(Nina Tröger)

 • Junge Menschen sind stärker kaufsuchtgefährdet
   (36 % der 14-29-Jährigen).
AK-Studie 2017
 (Nina Tröger)

• Starker Zusammenhang zwischen Bildungsstand und Kaufsuchtgefährdung.
• Ein Drittel der Personen mit niedrigem Bildungsabschluss weist
  Kaufsuchtgefährdung auf.
AK-Studie 2017
    (Nina Tröger)

•   Geschlecht:        Keine Unterschiede zwischen Frauen und Männern
                       hinsichtlich Häufigkeit der Internetbestellungen
• Alter und Bildung:   Jüngere Personen und Personen mit höherer Bildung
                       bestellen häufiger im Internet.
• Kaufsucht:           Personen, die häufig im Internet kaufen, weisen auch
                       auch eine höhere Kaufsuchtgefährdung auf
Kaufen als Stimmungsmanagement

Büttner, 2012
Risikofaktoren von Kaufsucht

• Kaufsuchtgefährdete Personen sind gekennzeichnet durch:
• Hohen Materialismus und niedrigen Selbstwert
• „Teufelskreis“ negativer Emotionen
• Mehr „Kauffreude“ und weniger „Zahlungsschmerz“
  (Unterschiede in der Gehirnaktivität)
• Schlechtere Aufmerksamkeitskontrolle (Personen mit
  Tendenz zur Kaufsucht können ihr Kaufziel schlechter gegen
  ablenkende Reize abschirmen)

                                                (Büttner, 2012)
Präventive Möglichkeiten

• Wissensvermittlung in sozialen und therapeutischen
  Berufsgruppen
• Informationsarbeit speziell bei Jugendlichen, somit auch
• Wissensvermittlung für Eltern, PädagogInnen
• Zuwendung statt Konsumförderung
• Öffentliche Diskussion über problematische „Wert“-Haltungen

                                                (Scholz, 2013)
Ansätze zur Prävention von Kaufsucht
im Jugendalter
   – Selbstwertstabilisierung
   – Vermittlung aktiver Copingstrategien
   – „Geldwirtschaftserziehung“ erlernen von
     Selbstkontrolle in finanziellen Angelegenheiten
      • wöchentliches Taschengeld
      • keine „leistungslosen“ Zuschläge
      • Handyverträge oft Überforderung für Kinder und
        Jugendliche.
   – Passende Werthaltung der Eltern
      • Abwägung / Verschiebung von Käufen
   – Reflexion von Konsumverhalten und Medien,
     Werbung / Werbeversprechen, Gruppenzwang zu
     Markenprodukten, ...
Tipps zur Kaufsucht- und Schuldenprävention

   – Einnahmen und Ausgaben aufschreiben
   – Einkaufslisten erstellen
   – nicht ermüdet bzw. erschöpft einkaufen gehen
     (verminderte Selbstkontrolle)
   – mit Bargeld bezahlen
   – Preis eines Produktes in Arbeitszeit umrechnen
   – bei starken Problemen professionelle Hilfe
     aufsuchen
Hilfsangebote bei Kaufsucht

Klinik für Psychiatrie mit Schwerpunkt Suchtmedizin
Kepler Universitätsklinikum Neuromed Campus
Wagner-Jauregg-Weg 15, 4020 Linz
05 768087 – 29571

Schuldnerberatung         Schuldnerberatung
Spittelwiese 3, 4020 Linz
0732 775511
www.ooe.schuldnerberatung.at/

Schuldnerhilfe OÖ
Stockhofstraße 9, 4020 Linz
0732 777734
www.schuldner-hilfe.at
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