Von Kernphysik und Kosmochemie zu Quantendynamik und Astroteilchenphysik - 50 Jahre

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Von Kernphysik und Kosmochemie zu Quantendynamik und Astroteilchenphysik - 50 Jahre
50 Jahre

1958          2008

Max-Planck-Institut
  für Kernphysik

  Von Kernphysik und Kosmochemie
  zu Quantendynamik und Astroteilchenphysik

                               -39

                                                         1

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                               -39.5                     6

                                                         4

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                               -40                       0

                                PSF

                               -40.5
                                       17h15m   17h10m
Von Kernphysik und Kosmochemie zu Quantendynamik und Astroteilchenphysik - 50 Jahre
50 Jahre

                                                                                                                        1958         2008

                                                                                                                       Max-Planck-Institut
                                                                                                                          für Kernphysik

                                                                                                                      50 Jahre Max-Planck-Institut für Kernphysik

                                                                                                                      Von Kernphysik und Kosmochemie
                                                                                                                      zu Quantendynamik und Astroteilchenphysik

Abbildungen auf der Titelseite:
Oben links: Im Hintergrund der Q3D-Magnetspek­              Oben rechts: Im Hintergrund die Leuchtspur eines                                          Ein Überblick über die Geschichte des Instituts:
trograph, der auf einem Luftkissen über einer Granit-
platte von 8,8 m Durchmesser gelagert war; links im
                                                            Meteoriten, aufgenommen mit der Meteoritenortungs-
                                                            kamera, die auf dem Dach des Wolfgang-Gentner-La-
                                                                                                                                                                                    seine Direktoren,
Bild das Strahlrohr zur Streukammer in der Mitte der        boratoriums bis 1993 betrieben wurde. Davor ein Mas-                                               Einrichtungen und Forschungsgebiete
Platte, hinten die drei Dipole und rechts die ortsbestim-   senspektrometer zur Messung von Edelgasen, rechts die
menden Zählkammern. Davor ein Spiralresonator des           Ionenquelle, in der Mitte der Trennmagnet und links
am Institut entwickelten Nachbeschleunigers und das         der Ionendetektor, sowie ein von den Glasbläsern des
Kristallkugelspektrometer mit 162 NaI-Detektoren und        Instituts gefertigtes Proportionalzählrohr in Miniatur-
wenigen Ge-Zählern.                                         bauweise für extrem geringe Zählraten.
Unten links: Im Hintergrund das ab initio berechnete        Unten rechts: Im Hintergrund das berechnete turbu-
Spektrum höherer Harmonischer bei einfacher (unten)         lente Magnetfeld, das im Vorfeld einer Schockwelle        Herausgeber:
und doppelter (oben) Rekombination nach Mehrfach­           von beschleunigten Teilchen der kosmischen Strahlung      MPI für Kernphysik, Öffentlichkeitsarbeit, 2008
ionisation in einem intensiven Laserpuls. Davor die mit     erzeugt wird. Davor der Supernovaüberrest RX J1713.7-     Redaktion: Bernold Feuerstein, Gertrud Hönes
einem Reaktionsmikroskop gemessene Winkel- und En-          3946 im hochenergetischen Gammalicht, beobachtet          unter Mitwirkung von Frank Arnold, Eberhard Grün, Werner Heibel, Till Kirsten, Wolfgang Krätschmer,
ergieverteilung der bei einem Ion-Atom-Stoß freigesetz-     von den H.E.S.S.-Teleskopen, und eine Konstruktions-      Bernd Martin, Bogdan Povh, Roland Repnow, Horst Schmidt-Böcking, Gernot Vogt, Heinrich J. Völk,
ten Elektronen und eine Konstruktionsskizze des ultra-      skizze eines Detektors für das Double-Chooz-Experi-       Hans A. Weidenmüller, Andreas Wolf.
kalten Speicherrings CSR.                                   ment zur Aufklärung der Neutrinooszillationen.            Unser Dank gilt all denen, die zur Entstehung dieser Festschrift beigetragen haben.
Von Kernphysik und Kosmochemie zu Quantendynamik und Astroteilchenphysik - 50 Jahre
Vorgeschichte: Institut für Physik im KWI/MPI für medizinische Forschung                                                       Die Gründung des Max-Planck-Instituts für Kernphysik
    Das Max-Planck-Institut für Kernphysik ist aus dem eben-        wies den Weg zum Neutron, das wieder-                          Bei den Verhandlungen des Generalsekretärs der MPG mit           Herr Heisenberg hält nunmehr den Standort Heidelberg für
    falls in Heidelberg ansässigen Kaiser-Wilhelm-/Max-Planck-      um zum Werkzeug der 1938 von Otto                              Wolfgang Gentner über die Nachfolge Walther Bothes ergab         zweckmäßig.“ Damit war die Berufung Wolfgang Gentners
    Institut für medizinische Forschung hervorgegangen. Des-        Hahn und Fritz Strassmann entdeckten                           sich, „dass im Falle einer Annahme des Rufes durch ihn das       zum Direktor des neu zu gründenden MPI für Kernphysik
    sen erster Geschäftsführender Direktor, Ludolf von Krehl        Uran­spaltung geworden ist.                                    bisherige Institut für Physik aus dem Rahmen des Gesamtin­       endgültig beschlossen.
    (1861–1937), war davon überzeugt, dass „naturwissenschaft-                                                                     stituts für medizinische Forschung herauswachsen würde und       Zum 1. Oktober 1958 nahm Gentner den Ruf als Direktor
                                                                    Bis dahin war die von natürlichen radio-
    lich-medizinische Forschung oft dann den Kliniken reichsten                                                                    eine Verselbständigung dieses Instituts vorgenommen werden       des neu gegründeten MPI für Kernphysik in Heidelberg an,
                                                                    aktiven Substanzen ausgehende Strahlung
    Segen bringt, wenn sie sich von der Klinik ganz zu entfernen                                                                   müsste, eine Entwicklung, die sich zur Zeit von Herrn Pro-       ließ sich aber schon ab 1. April 1958 zum Kommissarischen
                                                                    das einzige Mittel für die Untersuchung
    scheint.“ Die Entdeckung der Röntgenstrahlen, aber auch des                                                                    fessor Bothe bereits angebahnt hatte“. Gentner hatte wegen
                                                                    der Atomstruktur der Materie gewesen. Walther Bothe                                                                             Direktor des Instituts für Physik im MPI für medizinische
    Penicillins, oder später die Anwendung von Radioisotopen in                                                                    seiner Pläne auch mit Werner Heisenberg Kontakt aufgenom-        Forschung ernennen. Diese Ernennung war mit einer deut-
                                                                    Als sich technische Möglichkeiten abzeichneten, Atomkerne
    der Medizin haben ihm recht gegeben. Neben Teilinstituten                                                                      men, wobei man im neuen Gentnerschen Institut keinerlei          lichen Erhöhung des Institutsetats verbunden, was erlaubte,
                                                                    und Bruchstücke davon auch künstlich auf Geschwindig-
    für Physiologie und Pathologie bildeten daher auch Institu-                                                                    Konkurrenz zum Heisenbergschen Institut sah. Auch Richard        sofort mit der Planung eines abgeschirmten Raumes für den
                                                                    keiten weit über jene der natürlichen Strahlungen zu be-
    te für Chemie und für Physik die vier Eckpfeiler des 1930                                                                      Kuhn, Direktor des MPI für medizinische Forschung, sprach        abgelenkten Strahl des Zyklotrons zu beginnen und diesen in
                                                                    schleunigen, begann Walther Bothe zusammen mit Wolfgang
    gegründeten Kaiser-Wilhelm-Instituts für medizinische For-                                                                     sich ausdrücklich für diese Pläne aus.                           den Sommerferien bauen zu lassen. Für alle Apparaturen im
                                                                    Gentner ab 1936 solche Maschinen zu bauen – die ersten
    schung. Erster Leiter des Instituts für Physik war Karl Wil-                                                                   Unmittelbar nach der entsprechenden Sitzung des Senats           Institut konnte jetzt moderne Elektronik angeschafft werden,
                                                                    Teilchenbeschleuniger in Deutschland. Zunächst war dies
    helm Hausser (1887–1933), der die Lichteinwirkung auf bio-                                                                     der MPG erhob Heisenberg dann aber doch noch Einwände            und die Reisekosten für Dienstreisen und Tagungsbesuche
                                                                    ein elektrostatischer Hochspannungsgenerator nach dem von
    logische Systeme untersuchte. Als Walther Bothe die Leitung                                                                    gegen die Gründung eines neuen Instituts. Das Senatsproto-       mussten nicht mehr aus der eigenen Tasche bezahlt werden.
                                                                    dem holländischen Physiker Robert van de Graaff entwickel-
    1934 übernahm, legte er den Grundstein für die kernphysika-                                                                    koll vermerkt dazu: „Herr Heisenberg gibt zu bedenken, ob
                                                                    ten Prinzip und dann ein Kreisbeschleuniger (Zyklotron), der                                                                    Die Stadt Heidelberg hatte sich bereit erklärt, ein Gelän-
    lische Forschung in Deutschland.                                                                                               es zweckmäßig sein würde, ein solches Institut in Heidelberg
                                                                    1944 den Betrieb aufnahm. Unter seinem Direktor Walther                                                                         de für das neue Institut kostenlos zur Verfügung zu stellen.
                                                                    Bothe war somit das Teilinstitut für Physik im Kaiser-Wil-     zu errichten und weist daraufhin, dass der Plan, den einzigen    Als geeignet erwies sich ein völlig verwildertes Waldgelän-
                                                                    helm-Institut für medizinische Forschung in Heidelberg zu      großen Beschleuniger zu bauen, in Hamburg verwirklicht           de um einen ehemaligen Schießstand im Süden 200 m über
                                                                    einem anerkannten Laboratorium für kernphysikalische For-      werden soll. Herr Heisenberg spricht sich ausdrücklich da-       der Stadt. 1960 begannen dort die Bauarbeiten an der Halle
                                                                    schung in Deutschland geworden.                                für aus, Herrn Professor Gentner für die Max-Planck-Gesell-      für den 6-MV-Tandem-Van-de-Graaff-Beschleuniger. Erste
                                                                                                                                   schaft zu gewinnen. Er ist jedoch der Ansicht, dass die Stand-   wissenschaftliche Ziele waren die Aufklärung der Struktur
                                                                    Als Walther Bothe am 8. Februar 1957 starb, liefen dort eine   ortfrage zunächst geprüft werden müsse und daß auch Herr
                                                                    Reihe kernphysikalischer Untersuchungen zum Betazerfall                                                                         der Atomkerne und das Verständnis des Mechanismus von
                                                                                                                                   Gentner gefragt werden solle, ob er nicht vorziehen würde,       Kernreaktionen sowie die Anwendung atom- und kernphysi-
                                                                    und die Experimente von Rudolf Mößbauer, die zur Entde-        mit dem für Deutschland größten und modernsten geplanten
                                                                    ckung des nach ihm benannten Effekts führten: Der Senat                                                                         kalischer Methoden auf Probleme der Kosmochemie.
                                                                                                                                   Beschleuniger in Hamburg zu arbeiten als mit einem bedeu-
                                                                    der Max-Planck-Gesellschaft musste über die Weiterentwick-     tend kleineren in Heidelberg.“
                                                                    lung des Instituts entscheiden. Er beschloss im Juni 1957,
                                                                    Wolfgang Gentner als Nachfolger zu berufen.                    Der Beschluss des Senats lautete schließlich: „Auf Wunsch
    Das Kaiser-Wilhelm-Institut für medizinische Forschung 1931.                                                                   von Herrn Heisenberg erklärt sich der Senat damit einver-
    Walther Bothe (1891–1957) war einer der wenigen, der seine                                                                     standen, dass Herr Heisenberg im Hinblick auf eine rationelle
    Doktorarbeit bei Max Planck angefertigt hat. Danach arbeite-                                                                   Planung unter übergeordneten Gesichtspunkten die Frage des
    te Bothe zusammen mit Hans Geiger an elektrischen Zählme-                                                                      Standorts des geplanten Instituts für Herrn Prof. Gentner in
    thoden für radioaktive Strahlungen und schuf damit die Vor-                                                                    dem Arbeitsausschuss für Kernphysik des Atomministeriums
    aussetzungen für die Lösung kernphysikalischer Probleme.                                                                       zur Sprache bringt, dem auch Herr Gentner angehört. Da der
    Die von Bothe entwickelte Koinzidenz-Methode lieferte nicht                                                                    Plan für Herrn Gentner dem Senat noch nicht spruchreif er-
    nur Aufschlüsse über die Natur der kosmischen Strahlung                                                                        scheint, stellt der Senat die Beschlussfassung zurück und be-
    durch den Nachweis extrem energiereicher Teilchen, sie wur-                                                                    auftragt die G.V., die weiteren Verhandlungen zu führen.“
    de überdies zu einer der wichtigsten Messmöglichkeiten in                                                                      Die Sitzung des Arbeitsausschusses fand am 13. Januar 1958
    der Kernphysik. Dafür erhielt er 1954 als erstes Mitglied der                                                                  im Ministerium in Bad Godesberg statt. In seiner Sitzung am
    Max-Planck-Gesellschaft nach 1945 den Nobelpreis für Phy-                                                                      27. März 1958 in Ludwigshafen fasste der Senat der MPG           Offizielle Eröffnung des MPIK am 8. November 1962: Wolfgang
    sik (zusammen mit Max Born). Die von Bothe bei Versuchen                                                                       die Situation dann zusammen und stellte fest: „Der Arbeits-      Gentner mit Otto Hahn, Siegfried Balke (Bundesminister für
    mit Radium und Beryllium entdeckte harte Gammastrahlung         Ein Labor- und Arbeitszimmer im Institut für Physik 1931.      ausschuss hat sich für Heidelberg ausgesprochen und auch         Atomkernenergieforschung) und Werner Heisenberg.
                                                                                                                                                                                                                                                                  
Von Kernphysik und Kosmochemie zu Quantendynamik und Astroteilchenphysik - 50 Jahre
Die früheren Direktoren
                                                                   sien. 1964 wurde der deutsch-israelische Wissenschaftleraus-
                                                                   tausch durch einen Vertrag zwischen dem Weizmann-Institut
              Wolfgang Gentner                                     und der Minerva GmbH institutionalisiert. Das Büro der dar-          Ulrich Schmidt-Rohr                                                               Peter Brix
                                (1906–1980)                        aus hervorgegangenen Minerva-Stiftung war bis Ende 2002                                     (1926–2006)                                                     (1918–2007)
                                                                   am MPIK angesiedelt.
    Direktor am Institut von 1958 bis 1974                         W. Gentner konnte die guten Beziehungen zu französischen        Direktor am Institut von 1966 bis 1994                          Direktor am Institut von 1972 bis 1986
                                                                   Kollegen um F. Joliot, die er bei seinem ersten Aufenthalt am
                                                                   Radiuminstitut aufgebaut hatte, auch während des Krieges
    Strahlen-Biophysik, Kernphysik, Kernphotoeffekt,               aufrechterhalten und die Kollegen unterstützen, als er an das   Beschleunigerphysik, Kernreaktionsmodelle und                   Experimentelle Bestimmung von Kernmomenten,
    Beschleunigerentwicklung, Geochronologie,                      besetzte Institut in Paris abkommandiert worden war.            Paritätsverletzung, Schalenstruktur der Atomkerne,              -radien und -anregungen, Kernstrukturphysik,
    Kosmochemie, Archäometrie                                      So ist es auch zu verstehen, dass er nach dem Krieg den Ruf     Kernspektroskopie                                               Schwerionenphysik, Beschleunigerentwicklung
    Studium der Physik in Erlangen und Frankfurt, Promotion        nach Freiburg, also in die damalige französische Besatzungs-    Studium der Physik in Berlin, Braunschweig und Heidelberg,      Studium der Physik in Kiel, Rochester und Berlin, Promotion
    Univ. Frankfurt (1930), am Radiuminstitut bei Marie Curie,     zone, anderen Rufen vorzog, um dort das zerstörte Physika-      Promotion bei Walther Bothe Univ. Heidelberg (1953), FSSP       (1946) Habilitation (1952) Univ. Göttingen, Postdoc National
    Paris (1933-1935), bei Walther Bothe am KWImF, Heidelberg      lische Institut wieder aufzubauen. Außerdem waren ihm die       Fellow MIT Boston (1954), Assistent am Institut für Physik      Research Council of Canada in Ottawa, Dozent Univ. Hei-
    (1935-1946), Forschungsaufenthalt in Berkeley (1938), Paris    nach Hechingen ausgelagerten ehemaligen Kaiser-Wilhelm-         im MPImF Heidelberg: beteiligt am Umbau des Zyklotrons          delberg (1953-1956), Professor TH Darmstadt (1957-1972), o.
    (1940-1941), o. Professor Univ. Freiburg (1946-1957).          Institute unterstellt. Mit deren kernphysikalischer Abteilung   (1955-1960), Habilitation (1960), Wissenschaftliches Mit-       Professor Univ. Heidelberg (ab 1972).
    Präsident der Heidelberger Akademie der Wissenschaften         konnte er seine Forschungsmöglichkeiten in den ersten Nach-     glied am MPIK (1960-1962), Direktor des Instituts für Kern-     Maßgeblich beteiligt an der Gründung der GSI, Vizepräsident
    (1964-1968), Vorsitzender der CPT-Sektion (1967-1969),         kriegsjahren wesentlich erweitern.                              physik an der KFA Jülich (1963-1965), Honorarprofessor Univ.    der DFG, Mitglied im Wissenschaftlichen Rat von DESY,
    Vizepräsident der MPG (1972-1978), Officier de la Legion       W. Gentner reiste mit einer Delegation der Max-Planck-Ge-       Heidelberg (1966-1994).                                         GSI und HMI, Vorsitzender DPG-Fachausschuss Kernphy-
    d‘Honneur, Frankreich (1965), Mitglied des Ordens Pour le      sellschaft 1974 nach China, die einen Neubeginn der Bezie-      Vorsitzender DPG-Fachausschuss Kernphysik, Mitglied im          sik, Heidelberger Akademie der Wissenschaften und Deut-
    Merite (1974, ab 1976 Vizekanzler).                            hungen nach der Kulturrevolution vereinbaren konnte.            DPG-Vorstandsrat, Initiator des Arbeitstreffens Kernphysik.     sche Akademie der Naturforscher Leopoldina.

    W. Gentner war wesentlich an der Gründung des CERN be-
    teiligt; er war zusammen mit W. Heisenberg und A. Hocker
    Mitglied der deutschen Delegation im ab 1951 tagenden Vorbe-                      Josef Zähringer                                                 Hans Arwed Weidenmüller                                         Hugo Fechtig
    reitungsausschuss und wirkte nach Gründung des CERN-Ra-                           (1929–1970)                                                     (geb. 1933)                                                     (geb. 1929)
    tes 1952 an den Planungen für das Synchrozyklotron und das
    Protonensynchrotron mit. Von 1955 bis 1959 war er Direktor                        Direktor am Institut von 1966 bis 1970                          Direktor am Institut von 1968 bis 2001                          Direktor am Institut von 1974 bis 1994
    der Abteilung Synchrozyklotron und Direktor der Forschung
    des CERN und 1972-1974 Präsident des CERN-Rates.
    Auch zur Gründung der GSI 1969 trug W. Gentner entschei-       Edelgas-Isotopenanalyse, Low-Level-Messungen,                   Stochastisches Verhalten stark wechselwirkender                 Kosmischer Staub, Mondgestein, Experimente
    dend bei und war erster Vorsitzender des wissenschaftlichen    Geochronologie, Kosmochemie, Meteorite, Tektite,                Quantensysteme, Streutheorie, Theorie der                       mit Höhenforschungsraketen und Raumsonden,
    Rates der GSI, zu der das MPIK enge Beziehungen pflegt.        Mondgestein, Atmosphärenforschung                               Zufallsmatrizen, Supersymmetrie                                 Gasdiffusion in Meteoriten
    Die Reise im Dezember 1959 von W. Gentner mit seiner Frau,     Studium der Physik, Mathematik, Chemie und Mineralogie          Studium der Physik in Bonn und Heidelberg, Promotion Univ.      Studium der Physik, Promotion bei Wolfgang Gentner Univ.
    O. Hahn und F. Lynen nach Israel wurde zu einem Meilenstein    in Freiburg und Göttingen, Promotion bei Wolfgang Gentner       Heidelberg (1957), Postdoc Univ. Minnesota (1958-1959) und      Freiburg (1958), Assistent am MPIK (1958-1962), Univ. Cali-
    in der Begründung der deutsch-israelischen Wissenschaftsbe-    Univ. Freiburg (1956), Postdoc Brookhaven National Labo-        California Inst. of Technology (1959-1960), Assistant Profes-   fornia und Air Force Cambridge Research Laboratories (1962-
    ziehungen, deren Etablierung und weitere Entwicklung von       ratory (1956-1958), Habilitation Univ. Heidelberg (1963), ab    sor California Inst. of Technology (1960-1962), o. Professor    1963), Wissenschaftlicher Mitarb. am MPIK (1965-1974),
    ihm vorangetrieben wurde. In Anerkennung dieser Pionierrol-    1958 am MPIK, wesentliche Mitarbeit beim Aufbau des Ins-        für theoretische Physik Univ. Heidelberg (seit 1963).           Honorarprofessor Univ. Heidelberg (1975-1994), Smithonian
    le ernannte ihn das Weizmann-Institut 1965 zum Ehrenmit-       tituts, insbesondere der Kosmochemie, ab 1964 wissenschaft-     Vorstand Weizmann Institute of Science, Rehovot (seit 1983),    Astrophys. Obs. (1977), Distinguished Visiting Scientist JPL
    glied und 1975 zum einzigen deutschen Mitglied des Board of    liches Mitglied.                                                Senator der MPG (1993-1999), Vorsitzender Auswahlaus-           (seit 1984).
    Governors. Nach seinem Tod wurde ein Gentner-Lehrstuhl         Nach Josef Zähringer wurde 1976 ein kleiner Einschlagkra-       schuss Max-Planck-Forschungspreis (1995-2001), Heidelber-       Mitglied Space Science Advisory Committee ESA (1984-
    am Weizmann-Institut eingerichtet und die regelmäßigen         ter nahe dem südöstlichen Rand des Mare Tranquillitatis auf     ger Akademie der Wissenschaften und Deutsche Akademie           1986), Mitinitiator der Giotto- und Rosetta-Missionen der
    Minerva-Symposien erhielten den Namen Gentner-Sympo-           dem Mond benannt.                                               der Naturforscher Leopoldina, Max-Planck-Medaille.              ESA. Nach Hugo Fechtig wurde 1991 ein Planetoid benannt.
                                                                                                                                                                                                                                                                 
Von Kernphysik und Kosmochemie zu Quantendynamik und Astroteilchenphysik - 50 Jahre
Die heutigen Direktoren
                                                                                                                                                 Werner Hofmann                                                  Manfred Lindner
                 Heinrich J. Völk                                                     Dirk Schwalm                                                                  (geb. 1952)                                                     (geb. 1957)
                                  (geb. 1936)                                                      (geb. 1940)                                   leitet seit 1988 die Abteilung                                  leitet seit 2006 die Abteilung
    Direktor am Institut von 1975 bis 2004                           Direktor am Institut von 1993 bis 2005                              Teilchenphysik und Hochenergie-
                                                                                                                                                             Astrophysik                                Teilchen- und Astroteilchenphysik

    Entstehung des Sonnensystems, Sternentstehung                    Atomphysik, Molekülphysik und Kernphysik                        Studium der Physik, Promotion Univ. Karlsruhe (1977), Ha-       Studium der Physik, Promotion LMU München (1987), Post-
    in Galaxien, Physik astrophysikalischer Plasmen,                 mit energetischen schweren Ionen,                               bilitation im Fach Physik Univ. Dortmund (1980), Heisen-        doc am Fermi National Accelerator Lab., Chicago (1987),
    Hochenergie-Gammaastronomie                                      Beschleunigerentwicklung                                        berg-Stipendiat (1981), Assistant Professor (1984), Associate   CERN Fellow, Genf (1989), Habilitation im Fach Physik an
                                                                                                                                     Professor (1985) und Professor (1987) Univ. Berkeley/USA,       der Universität Heidelberg (1992), Professor TU München
    Studium der Physik, Promotion Univ. München (1965), MIT,         Studium der Physik in Tübingen, Freiburg und Heidelberg,
                                                                                                                                     Honorarprofessor Univ. Heidelberg (seit 1989).                  (1993), Honorarprofessor Univ. Heidelberg (seit 2006).
    Cambridge, USA (1965-1967), MPI f. extraterrestrische Phy-       Promotion Univ. Heidelberg (1969), Brookhaven National
                                                                                                                                     Descartes Research Prize für H.E.S.S. (2006).                   Heisenberg-Stipendiat (1991).
    sik (1967-1974), Research Fellow Enrico Fermi Inst, Chica-       Lab. (1970-1972), Habilitation Univ. Heidelberg (1974), Lei-
    go (1973-1974), Habilitation im Fach Physik TU München           tender Wissenschaftler bei der Gesellschaft für Schwerio-
    (1974) Honorarprofessor der Univ. Heidelberg (1976-2004),        nenforschung in Darmstadt (1976-1981), o. Professor für Ex-                        Joachim H. Ullrich                                              Klaus Blaum
    Distinguished Visiting Professor der Univ. of Chicago (1982).    perimentalphysik Univ. Heidelberg (1981-1993), Dekan der
                                                                     Fakultät für Physik und Astronomie Univ Heidelberg (1987-                          (geb. 1956)                                                     (geb. 1971)
    Academia Europaea, London (seit 1988), Vorsitzender der
    Präsidentenkommission „Astronomie“ der MPG (1991-1992),          1988), Honorarprofessor Univ. Heidelberg (1993-2005).                              leitet seit 2001 die Abteilung                                  leitet seit 2008 die Abteilung
    Victor Hess Memorial Lecture (2001), Koordinator LEA             Joseph Meyerhof Visiting Professor, Physics Department, The                        Experimentelle Mehrteilchen-
    Gamma-Ray Astronomy at High Energies (2001-2005).                Weizmann Institute of Science, Rehovot, Israel (seit 2006).                        Quantendynamik                                                  Gespeicherte und gekühlte Ionen

                                                                                                                                     Studium der Geophysik und Physik, Promotion (1987), Ha-         Studium der Physik, Promotion (2000), Habilitation Univ.
                                                                                                                                     bilitation Univ. Frankfurt (1994), GSI (1989), Kansas Sta-      Mainz (2006), Pacific Northwest National Laboratory, USA
                       Bogdan Povh                                                      Konrad Mauersberger                          te Univ., Univ. of Missouri Rolla (1995), o. Professor Univ.    (1999-2000), CERN (2000-2004), GSI (2000-2002), Helm-
                       (geb. 1932)                                                      (geb. 1938)                                  Freiburg (1997), Honorarprofessor Univ. Heidelberg (2001),      holtz-Hochschul-Gruppe (2004-2008), Honorarprofessor
                                                                                                                                     Consultant Professor Fudan University, Shanghai (seit 2003),    Univ. Heidelberg (seit 2008).
                       Direktor am Institut von 1975 bis 2000                           Direktor am Institut von 1994 bis 2003       Chair CFEL Managing Board (2008).                               Gustav-Hertz-Preis der DPG (2004), Mattauch-Herzog-Preis
                                                                                                                                     Leibniz-Preis (1999), Philip-Morris-Forschungspreis (2006).     der DGMS (2005).

    Physik Hadronischer Systeme, Hyperkerne,                         Physikalische und chemische Atmosphärenprozesse,
    tiefinelastische Streuung, Hochenergie-Kernphysik,               Ozonisotopiestudien, Aerosolbildungsprozesse, polare
                                                                                                                                            Christoph H. Keitel                                                    Daniel Zajfman
    Schwermetalle in Pflanzen                                        Stratosphärenwolken, Labor- und Feldexperimente.                                               (geb. 1965)                                                     (geb. 1959)
    Studium der Physik, Promotion Univ. Ljubljana (1960), Cali-      Studium der Physik in Hamburg und Bonn, Promotion Univ.                     leitet seit 2004 die Abteilung                      (auswärtiges wissenschaftliches Mitglied)
    fornia Inst. of Technol. (1957-1959), Habilitation Univ. Frei-   Bonn (1968), Research Associate (1968), Assistant Profes-           Theoretische Quantendynamik in                               leitete von 2005 bis 2006 kommissarisch
    burg (1964), Professor Univ. Heidelberg (seit 1965), Leiter      sor (1974), Associate Professor (1977) und Professor Univ. of                  starken Laserfeldern                                       die Abteilung von Dirk Schwalm
    einer Gastgruppe am CERN (ab 1968), Forschungsaufent-            Minnesota (1982), Honorarprofessor Univ. Heidelberg (1994-
    halte am CERN (1969-1970 und 1983-1984), Berkeley (1972-         2003).                                                          Studium der Physik, Promotion Univ. München (1992), Ha-         Studium der Physik, Promotion Israel Institute of Technology,
    1973), Los Alamos (1988-1989), Gastprofessor Univ. Califor-      Academia Europaea, London (seit 1999).                          bilitation Univ. Freiburg (2000), University of New Mexico,     Haifa (1989), Postdoc Argonne National Laboratory, Illinois,
    nia, Berkely (1997).                                                                                                             Albuquerque/USA (1989-1992), Imperial College, London           USA (1989-1991), seit 1991 Weizmann Institute of Science,
    Herausgeber der Zeitschrift für Physik A, später The Euro-                                                                       (1992-1997), Marie Curie Fellow (1997-1998), Universität        Rehovot, Israel, seit 2006 dessen Präsident.
    pean Physical Journal A (1978-2000, ab 1989 leitend), Stern-                                                                     Freiburg (1998-2003), Universität Düsseldorf (2003-2004).
    Gerlach-Medaille (2005).                                                                                                         Gustav-Hertz-Preis der DPG (2003).
                                                                                                                                                                                                                                                                    
Von Kernphysik und Kosmochemie zu Quantendynamik und Astroteilchenphysik - 50 Jahre
Rechenzentrum
                                      Zyklotron
                                                                                                                                                      MP-Tandem
                                                                                  EN-Tandem

                                                                                                                                                                                                                                                                      Quantendynamik
                                                                                                                                                                            Nachbeschleuniger
Kernphysik

                                                                                                                                                                                             TSR und Hochstrominjektor
                                                                                                                                                                                      3-MV-Pelletron
                                                                                                  Q3D-Magnetspektrograph
                                                                                                                                                                                                                                       EBIT
                                                                                                                                                                                                                                  Theoretische Quantendynamik
                                                                                                                                                                                                                          Experimentelle Quantendynamik
                                                                                                                                                                                                                    Kalte Molekülionen und ultrakalte Ensembles
                                                                  Wechselwirkung von Teilchen mit Materie / Atomphysik                                        Atom- und Molekülphysik am TSR
                                                                                                                                                                                                                  Messungen an gespeicherten und gekühlten Ionen
                                                                      Kernstruktur und Spektroskopie                                                                                                                                    Präzisionsmassenmessungen
                                                                                                                                                                                  Nukleare Schwerionenphysik
                                                                              Kernreaktionen
                                                                                                          Nukleare Festkörperphysik
                                                                        Theoretische Vielteilchenphysik                                                                                                Vielteilchenphysik und Feldtheorie
                                                                                                                                                                                                Physik schwerer Quarks
                                                                Mittel- und Hochenergiephysik                                                           Struktur der Baryonen
                                                                                                                                                                                       Experimentelle Hochenergie-Gammaastronomie
                                                                                                                                 Theoretische Astrophysik und Hochenergieastrophysik                                           Theoretische Hochenergieastrophysik

                                                                                                                                                                                                                                                                      Astroteilchenphysik
                                                                                                                                                                                                                                   Theoretische Astroteilchenphysik
                                                                                                                                                                   Experimentelle Neutrinophysik
Kosmochemie

                                                                                                                                                                                                Infrarotastrophysik
                                                                                                                                                        Laborastrophysik / Kohlenstoffmoleküle und Fullerene
                                                                                                                                             Kosmischer Staub
              Kosmische Strahlung
                                                                                                                                           Atmosphärenphysik
                                    Altersbestimmumg                                                                             Geochemie und Archäometrie                                                      Archäometrie
                                      Herkunft der Tektite
                                                                                    Meteoritenforschung
                                                                                     Untersuchungen an Mondgestein
                                                                                                                                       2-MV-Van-de-Graaff-Staubbeschleuniger
                                                                                                                                                     Low-Level-Labor
                                                   Außenstelle Schauinsland

    1958                                           1968                                        1978                                          1988                                         1998                                             2008                           
Von Kernphysik und Kosmochemie zu Quantendynamik und Astroteilchenphysik - 50 Jahre
Beschleunigeranlagen                                                                                                                                                                           Ionenquellen und EBIT
     Das Heidelberger Zyklotron                                                                                                     Investitionen setzte man ab 1974 auf die eigene Entwicklung     Ionenquellen der Beschleunigeranlage
     Das 1943 von W. Bothe am KWI für medizinische Forschung                                                                        einer neuen, kompakten Beschleunigerstruktur (Spiralreso-       Im Hinblick auf die vielfältigen Anwendungen wurden am
     aufgebaute erste deutsche Zyklotron erfuhr 1955/56 unter U.                                                                    nator, siehe Titelbild), die eine Herstellung und Bearbeitung   MPIK beschleunigertechnisch bedeutsame Ionenquellen
     Schmidt-Rohr einen Umbau und diente bis 1973 vor allem                                                                         in den Institutswerkstätten erlaubte. Auch erwies sich der      entwickelt und ein flexibles System solcher aufgebaut. Hier-
     Untersuchungen der Kernstruktur, von Kernreaktionen mit                                                                        Umbau-Aufwand am MP-Tandem als gering.                          zu zählen für leichte Ionen Duoplasmatrons und für schwere
     leichten Ionen und der Erzeugung von Isotopen.                                                                                 Nach einem Vergleichstest zugunsten warmer Spiralresona-        Ionen negative Penning-Quellen und Sputterquellen. Die im
                                                                                                                                    toren gegenüber supraleitenden Strukturen erfolgte die Be-      Pelletron installierte Penning-Quelle liefert ein weites Spek-
                                              Der EN-Tandem-                                                                        willigung einer 3-MV-Teststrecke mit 10 Spiralresonatoren,      trum komplexer Molekülionen, die über den MP-Tandem und
                                              Van-de-Graaff-                                                                        die Anfang 1978 in Betreib ging. Als HF-Quellen dienten         Nachbeschleuniger in den Speicherring TSR transportiert
                                              Beschleuniger                                                                         umgebaute UKW-Rundfunksender. Ein Novum war damals              werden können.
                                             Der erste Beschleu-                                                                    das digitale Kontrollsystem. Bereits 1979 konnte der Nach-
                                             niger dieser Art                                                                       beschleuniger um 20 Resonatoren erweitert werden und er-        Quellen für polarisierte Ionen
                                             in Europa war am                                                                       reichte 1980 seine endgültige Größe mit 40 Resonatoren.         1972 bauten D. Fick und E. Steffens am EN-Tandem eine
                                             MPIK von 1962                                                                          Für die Ausbaustufen konnten speziell für diesen Zweck ent-     Quelle für polarisierte 6Li-Ionen (ab 1976 auch 7Li und 23Na)
                                                                      MP-Tandem, technische Daten: 6 Pelletron-Ketten, maximale
                                             bis 1989 in Be-                                                                        wickelte HF-Generatoren eingesetzt werden.                      – weltweit der erste Ionenstrahl dieser Art. 1983 folgte eine
                                                                      Spannung 12 (14) MV; Drucktank: Durchmesser 5,5 m, Länge
                                             trieb. Das Tandem-                                                                     Die Nachbeschleuniger-Strahlen dienten anfangs vor allem        neue, optisch gepumpte Quelle für 7Li und 23Na, die bis 1989
                                                                      24 m, Gewicht 128 t, Schutzgas: 5 bar SF6.
     Heidelberger Zyklotron (1943/56–1973): Prinzip nutzt die                                                                       den kernphysikalischen Experimentierplätzen (z. B. Kristall-    betrieben wurde und in Kombination mit MP-Tandem, Nach-
     Gewicht Magnet: 80 t, Magnetfeld: Hochspannung am                ionen-Experimenten, welche die besonders energiereichen       kugelspektrometer). Wenn auch heute der Bedarf an hochen-       beschleuniger und Kirstallkugelspektrometer einzigartig war.
     1,7 T, 1-Dee-System für 12,9 MHz, max. zentralen Terminal        und hochgeladenen Ionen am Tandem ausnutzten. Nach dem        ergetischen Schwerionenstrahlen in Heidelberg stark zurück-
     Energie für Deuteronen: 11,8 MeV.       mehrfach aus, in-        Aufbau des Speicherrings TSR verlagerten sich das Interesse                                                                   Hochgeladene Ionen: EBIT
                                                                                                                                    gegangen sind, bewährt sich das Konzept des Beschleunigers
                                             dem negative Ionen       auf die Atom- und Molekülphysik. Die ständige Weiterent-      noch immer für die Versorgung des TSR-Speicherrings in          Ab 2001 wurde von J. Crespo und J. Ullrich die Freiburger
     zunächst dorthin beschleunigt, durch Abstreifen von Elek-        wicklung der Ionenquellen des Tandems konnte hierfür das      besonderer Weise.                                               Elektronenstrahl-Ionenfalle (Electron Beam Ion Trap, EBIT)
     tronen in einem Folien- oder Gastarget umgeladen und dann        Strahlen-Angebot molekularer Ionen erheblich vergrößern.                                                                      am MPIK neu aufgebaut. Der Schwerpunkt der Anlage liegt
     entsprechend ihrem Ladungszustand nochmals beschleunigt                                                                                                                                        in der Erzeugung und Spektroskopie hochgeladener Schweri-
     werden. Die mit einem Bandgenerator erzeugte maximale            Das 3-MV-Pelletron                                                                                                            onen, wie sie z. B. in Sternatmosphären aber auch in tech-
     Spannung betrug 6 MV. Zum Schutz vor Überschlägen be-            Der heutige Pelletron-Beschleuniger wurde 1974 als Pro-                                                                       nisch relevanten Plasmen (Fusionsforschung) vorkommen.
     fand sich die Anlage in einem Drucktank (Durchmesser 4 m,        toneninjektor für den HERA-Beschleuniger (DESY, Ham-                                                                          Mittels eines extrem komprimierten, energetischen Elektro-
     Länge 11 m) unter 12 bar N2 /CO2.                                burg) gebaut. Seit 1982 am MPIK erfuhr er einen Umbau                                                                         nenstrahls können praktisch Ionen jedes Elements in belie-
                                                                      zu einem negativen 3-MV-Schwerioneninjektor für den MP-                                                                       bigen Ladungszuständen präpariert werden. Sie stehen in der
     Der EN-Tandem diente vor allem der Untersuchung von Kern-
                                                                      Nachbeschleuniger. Mit der Stillegung des EN-Tandems 1989                                                                     Falle für Präzisionsmessungen oder extrahiert als Ionenstrahl
     reaktionen sowie der Kernspektroskopie und der Atomphysik.
                                                                      wurde für die μ-PIXE-Anlage (siehe S. 18) ein Beschleuniger                                                                   für Stoßexperimente zur Verfügung.
     Er gilt als Wiege der Schwerionenphysik. Einige der für den
     EN-Tandem entwickelten Komponenten werden heute noch             für stabile 3-MV-Protonenstrahlen gebraucht. Hierzu wurde
     in anderen Beschleunigern weiter betrieben.                      das Pelletron erneut in einen positiven Protonenbeschleuni-
                                                                      ger umgebaut. Seit Abschluss der PIXE-Experimente wird
     Der MP-Tandem-Van-de-Graaff-Beschleuniger                        das Pelletron hauptsächlich zur Injektion komplexer Mole-
     Seit 1967 ist der „Emperor“-Tandem mit mehr als 262 000 Be-      külionen in den Speicherring TSR verwendet (erneuter Um-
     triebsstunden im täglichen Einsatz. Mit der Serien-Nr. 5 des     bau 2007). Der Tank (Füllung 5 bar SF6, Durchmesser 2,5 m,
     Herstellers „High Voltage Engineering“ war er der erste dieses   Länge : 5,8 m) verfügt über einen Schnellverschluss.          Heidelberger Nachbeschleuniger: 40 Spiralresonatoren für
     Typs in Europa. Er wurde seither kontinuierlich an den neu-                                                                    108,48 MHz, 12/24 MV effektiv durchfallene Spannung (CW/
     esten Stand der Technik angepasst und verfügt über ein voll      Der Heidelberger Nachbeschleuniger                            Puls)
     digitales Regel- und Steuersystem. Gepulste Strahlen von ms      Das zunehmende Interesse an Kernreaktionen mit Schwer­
     bis ps Pulsdauer können bereitgestellt werden. Nach anfäng-      ionen erforderte immer höhere Teilchenenergien, weshalb       Weitere Beschleuniger
     lichem Schwerpunkt in der Untersuchung von Kernstruktur          schon ab ca. 1972 über den Aufbau eines Nachbeschleuni-        • Hochstrominjektor für den TSR (siehe Seite 12)                     Der transportable EBIT-Aufbau am Freie-Elek-
     und Kernreaktionen gab es eine längere Phase mit Schwer­         gers nachgedacht wurde. Aufgrund der zu erwartenden hohen      • Staubbeschleuniger (siehe Seite 28)                                tronen-Laser FLASH in Hamburg.
10                                                                                                                                                                                                                                                                   11
Von Kernphysik und Kosmochemie zu Quantendynamik und Astroteilchenphysik - 50 Jahre
Schwerionenspeicherring TSR und ultrakalter Speicherring CSR                                                                    Spektrometer
     Der Schwerionenspeicherring TSR                                zum Test der speziellen Relativitätstheorie, welches 2007        Das (�/2)√13-Betaspektrometer                                      sucht. Letztere Methode war eine Eigenentwicklung, deren
     Im Zuge einer Neuformulierung der kernphysikalischen           Einsteins Vorhersagen mit der bisher besten Genauigkeit von      1968 wurde dieses                                                  Grundidee auf die durch J. Zähringer bekannt gewordene He-
     Ziele des Instituts wurde 1984 ein Speicherring für gekühlte   8×10 –8 bestätigen konnte.                                       Spektrometer in einem                                              lium-Mikrosonde zurückgeht. Die Technik der Massenspek­
     Schwerionen für das Beschleunigerlabor konzipiert. Hierzu      Der TSR erlaubt eine sehr präzise Spektroskopie von Ionen        separaten eisenfreien                                              trometrie wurde am Institut ständig weiter entwickelt sowie
     fand gemeinsam mit der GSI Darmstadt und der Universität       über resonante Einfangreaktionen und bietet die Möglichkeit,     Messhaus in Betrieb                                                kompakte und robuste Geräte für den Einsatz auf Satelliten,
     Heidelberg ein internationaler Workshop statt. Im Hinblick     Molekülionen quasi unter Weltraumbedingungen zu untersu-         genommen. Der Name                                                 Raketen, Ballons und Flugzeugen gebaut.
     auf den später an der GSI realisierten Experimentier-Spei-     chen (siehe S. 20). Um die Wechselwirkung mit Elektronen         bezieht sich auf den Fo-
     cherring ESR bekam die Heidelberger Anlage den Namen           unabhängig vom Kühlbetrieb mit verbesserter Auflösung zu         kussierungswinkel von                                              Das Kristallkugelspektrometer
     „Test-Speicherring“ (TSR). Nach zweijähriger Bauzeit konn-     studieren, wurde 2003 ein separates Elektronentarget mit ei-     324,5°. Es vereinigte                                              Zur Untersuchung seltener g-Zerfälle (z. B. von Spaltisome-
     ten Ende 1987 in der erweiterten Beschleunigerhalle die        ner Temperatur von 5 K installiert. Derzeit ist am Ring ein      eine große Akzeptanz                                               ren) wurde in einem gemeinsamen Projekt des MPIK mit der
     ersten Ionen in den TSR injiziert werden und im November       Reaktionsmikroskop im Aufbau, welches 2009 in Betrieb ge-        (1%) mit hoher Energie-                                            GSI Darmstadt ein Kristallkugelspektrometer aufgebaut und
     1988 gelang weltweit erstmals die Kühlung eines gespeicher-    hen soll.                                                        auflösung (5×10 –4) und                                            1982 – als weltweit erster großer 4p-Detektor – in Betrieb ge-
     ten Schwerionenstrahls.                                                                                                         wurde viele Jahre für                                              nommen. Es bestand aus einer Hohlkugel mit 162 fünf- und
     Zur Kühlung wird der Ionenstrahl mit einem kalten Elek­        Der Hochstrominjektor                                            Präzisionsspektroskopie                                            sechseckigen NaI-Zählern, welche den vollen Raumwinkel
                                                                    Über den Tan-                                                    von Konversionselektro-                                            abdeckten (siehe Titelbild). Für Experimente, die hohe Auf-
     tronenstrahl überlagert und wie in einem Wärmetauscher die
                                                                    dembeschleuni-                                                   nen genutzt.                                                       lösung erforderten, konnten einzelne NaI-Zähler durch Ge-
     Wärme an das ständig erneuerte Elektronenbad abgeführt.
                                                                    ger hinaus bietet                                                                          (π/2)√13-Spektrometer: Die großen        Halbleiterzähler ersetzt werden.
     Die niedrigsten Temperaturen liegen bei 100 K. Der Spei-
     cherring hat einen Umfang von 55,4 m und vier gerade Sek-      der Hochstrom­                                                   Der Vielspalt-            dünnen Spulen kompensieren das
                                                                    injektor     seit                                                Magnetspektrograph        Erdmagnetfeld.
                                                                                                                                                                                                        Reaktionsmikroskope
     tionen für die Injektion, den Elektronenkühler und zwei Ex-                                                                                                                                        Mit der Berufung von J. Ullrich an das MPIK hielt ab 2001
     perimentierplätze. Im Ring kann eine Vielzahl von atomaren     1998 den Zu-                                                     Der 1969 aufgebaute Analysiermagnet bestand aus einem To-
                                                                    gang zu Spezi-                                                   rus mit 29 Spalten von je 1,6 cm Breite. Bei einer Feldstärke      eine neue Art der Spektroskopie Einzug, die 1994, basierend
     und molekularen Ionen in verschiedenen Ladungszuständen                                                                                                                                            auf Rückstoßimpulsspektroskopie kalter Ionen (COLTRIMS),
     mit bis zu 6% der Lichtgeschwindigkeit gespeichert werden.     alionenquellen                                                   von 1,6 T wurden Protonen bis 93 MeV mit einer Auflösung
                                                                    (etwa Kryo- und                                                  von 1% zeitgleich unter 29 Winkeln nachgewiesen. Zur Auf-          von R. Moshammer und J. Ullrich (U Frankfurt und GSI
     Dank des guten Vakuums im Bereich von 10 –11 mbar sind je                                                                                                                                          Darmstadt) entwickelt worden war. Die­se „Reaktionsmikros-
     nach Ionenart Speicherzeiten von Sekunden bis Stunden er-      Laserquellen für                                                 nahme dienten einzelne Kernphotoplatten, die in einem eige-
                                                                    Moleküle)     so-                                                nen Labor ausgewertet wurden. Der Vakuumtank hatte ein             kope“ erlauben die impulsaufgelöste Vermessung der Frag-
     reichbar.
                                                                    wie wesentlich RFQ-Beschleunigerstruktur des Hoch­strom­         Gewicht von 80 t bei einem Durchmesser von 4,9 m.                  mente atomarer Reaktionen und liefern einen detaillierten
     Für noch niedrigere Strahltemperaturen im mK-Bereich wur-
                                                                    höhere Strahl­ injektors.                                                                                                           Einblick in die Dynamik von Quantensystemen. In den letz-
     de am TSR erstmals Laserkühlung von relativistischen Lithi-                                                                     Der Q3D-Magnetspektrograph                                         ten Jahren wurden Reaktionsmikroskope für vielfältigen Ein-
                                                                    intensitäten.
     um-Ionen realisiert. Hieraus entwickelte sich ein Experiment                                                                                                                                       satz in Experimenten zur Wechselwirkung von Materie mit
                                                                    Herzstück seiner am Institut entwickelten Technologie ist        Die Planungen für einen hochauflösenden Spektrographen
                                                                    ein Doppelkammer-Radiofrequenz-Quadrupolbeschleuniger            aus einem Quadrupol (Q) und drei Dipolmagneten (D) be-             geladenen Teilchen und Laserfeldern vom Infrarot- bis in den
                                                                    (RFQ). Auf der Basis des Hochstrominjektors hat das Institut     gannen 1969. Bei einer Energieauflösung von 2×10 –4 wurde          Röntgenbereich optimiert.
                                                                    den REX-ISOLDE-Beschleuniger bei CERN von 1995–2001              ein Energiebereich von ±10% abgedeckt. Eine Besonderheit
                                                                    entscheidend mit aufgebaut.                                      stellte das Luftlager auf einer polierten Granitplatte von 8,8 m
                                                                                                                                     Durchmesser dar, welches eine leichte Drehbarkeit des 140 t
                                                                    Der elektrostatische kryogene Speicherring CSR                   schweren Gerätes um seine Achse erlaubte (siehe Titelbild).
                                                                    Der im Aufbau befindliche elektrostatische, kryogene Spei-       Diese Entwicklung des Instituts wurde zum Prototyp der spä-
                                                                    cherring CSR wird den Weg zur Speicherung von Ionenstrah-        ter weltweit meistverwendeten Magnetspektrographen.
                                                                    len bei extrem geringen Dichten der Wärmestrahlung und des
                                                                    Restgases ebnen. Die am TSR erfolgreichen Methoden wer-          Edelgas-Massenspektrometer und -Ionensonden
                                                                    den damit für rotationskalte Molekülionen, große organische      Zum Nachweis von Edelgasisotopen kamen seit 1958 in der
                                                                    Moleküle und Cluster, sowie Schwerionen in den höchsten          Kosmochemie Massenspektrometer zum Einsatz. Die festen
                                                                    Ladungszuständen bei besonders geringen Strahlgeschwin-          Proben wurden entweder thermisch aufgeschlossen und da-              Prinzip eines Reaktionsmikroskops: Die geladenen Frag-
                                                                    digkeiten weiterentwickelt und so einzigartige Präzisionsexpe-   nach die gereinigten Gase durch Elektronenstoß ionisiert oder        mente werden mit elektrischen und magnetischen Feldern
     Der Schwerionenspeicherring TSR.                               rimente zur Quantendynamik dieser Systeme ermöglichen.           mittels eines Ionenstrahls orts- und tiefenaufgelöst unter-          auf großflächige Detektoren abgebildet.
12                                                                                                                                                                                                                                                                       13
Von Kernphysik und Kosmochemie zu Quantendynamik und Astroteilchenphysik - 50 Jahre
Low-Level-Labor                                                                           Feinwerktechnik und Konstruktion                                 Elektronik-Labor                                                Rechenzentrum
     Von J. Zähringer wurde bereits bei der Gründung des MPIK                                  Als einer der ersten Neubauten des neuen Instituts wurde         Die 1959 eingerichtete Elektronikwerkstatt des MPIK unter-      Der 1964 beschaffte GIER-Rechner erwies sich für das wach-
     noch in den alten Räumen am MPI für medizinische For-                                     nach dem Beschleunigerbau das zentrale Gebäude für die           gliederte sich an ihrem neuen Standort schon bald im Hin-       sende Forschungsprogramm schon bald als nicht ausreichend,
     schung ein erstes Low-Level-Labor eingerichtet.                                           mechanischen und elektronischen Werkstätten fertig gestellt.     blick auf spezielle Aufgaben, so z. B. für Raketenelektronik.   so dass 1966 eine CDC 3300 installiert wurde. 1967/68 konn-
     Zusammen mit dem „Kosmochemiegebäude“ – dem heu-                                          Ergänzend zur Hauptwerkstatt erhielten die Tandem-Be-            Seit Ende der 1960er-Jahre bildeten sich im Zuge dieser Spe-    te mit Sondermitteln des Bundes ein eigenes Rechenmaschi-
     tigen Wolfgang-Gentner-Laboratorium – wurde 1968 auch                                     schleuniger und die Kosmochemie eigene Werkstätten. We-          zialisierung mehrere eigenständige Gruppen heraus: Service      nengebäude errichtet werden. Zur Online-Datenaufnahme
     ein Messbunker für die Low-Level-Zählapparaturen gebaut.                                  sentlich für den Betrieb der Beschleuniger war ein eigenes       und allgemeine Entwicklung, Kernphysik-Elektronik, Elek-        dienten ab Anfang der 1970er-Jahre SIGMA-Systeme, später
     Er liegt zur Abschirmung der kosmischen Strahlung berg-                                   Targetlabor; noch heute werden die Folien für den Tandem-        tronik für Weltraumforschung, Elektronik für Online-Rech-       dann PDP-11-Rechner. Der gestiegene Bedarf an Rechenleis-
     seits 10 m unter der Erde. Zum Bau wurden Materialien                                     Umlader am Institut herstellt.                                   ner und Datenerfassung. Daneben bestand zeitweise eine ei-      tung u. a. durch die theoretische Astrophysik führte 1978 zur
     ausgesucht, die arm an natürlicher Radioaktivität sind. Der                               Anfang der 1980er-Jahre wurden die ersten numerisch ge-          gene Elektronik-Gruppe für den Nachbeschleuniger.               Ablösung der CDC 3300 durch eine DEC-1090-Anlage. Die­
     Neutronenfluss der kosmischen Strahlung wird so praktisch                                 steuerten Werkzeugmaschinen zur Fertigung komplizierter          Einen wichtigen Schwerpunkt bildete die Entwicklung spe-        se erlitt 1982 durch einen Brand schwere Schäden, konnte
     eliminiert, während der Myonenfluss nur um etwa einen Fak-                                Bauteile angeschafft. Zu den großen Projekten des Instituts      zieller Messelektronik, die nicht kommerziell erhältlich war.   aber noch im gleichen Jahr durch ein DEC-2030-System er-
     tor 3 reduziert wird. Temperatur und Luftfeuchtigkeit wer-                                (Nachbeschleuniger, TSR, Hochstrominjektor, H.E.S.S.) ha-        Das Institut wurde so führend auf dem Gebiet guter Nach-        setzt werden.
     den kontrolliert, wobei größtmögliche Frischluftzufuhr dazu                               ben Feinwerktechnik und Konstruktion durch Eigenentwick-         weiselektronik. Weitere projektspezifische Aufgaben waren       Anfang der 1980er-Jahre zogen zwei erste VAX-11/780-Rech-
     dient, die 222Rn-Konzentration niedrig zu halten. Zusätzlich                              lung und -bau – z. T. in Zusammenarbeit mit den Elektronik-      Entwicklung und Bau von Steuergeräten, Reinraumtechnik          ner in den Keller des Bothe-Labors ein. 1986 folgte eine VAX
     werden die Detektoren durch kontaminationsarme Metalle                                    Gruppen – erheblich beigetragen.                                 für die Kosmochemie sowie Elektronik für Raumsonden (z. B.      8650, welche die DEC 2030 im Rechenzentrum ablöste und
     abgeschirmt und die Messgeräte mit „sauberem“ Strom von                                   2001 wurde die bis dahin unabhängige Feinmechanik-Werk-          Helios-Projekt). 1984 wurde die rechnergestützte Leiterplat-    über Ethernet mit Micro-VAXen zu einem Cluster vernetzt
     einem Generator versorgt. Mit diesen Maßnahmen sowie                                      statt des Gentner-Labors (Kosmophysik) mit der zentralen         tenherstellung eingeführt.                                      wurde. Mit dem Verkauf der VAX 8650 verlor 1991 das Re-
     dem Setzen von Koinzidenz- und Antikoinzidenzbedingungen                                  Feinwerktechnik fusioniert. Bis heute bestehen die eigen-                                                                        chenzentrum seine Funktion und es vollzog sich die Umstel-
     wird die Hintergrundzählrate stark reduziert.                                             ständigen Werkstätten im Beschleuniger-Gebäude; die ehe-                                                                         lung auf ein dezentrales Netzwerk mit 60 VAX-Rechnern, die
                                                                                               malige Werkstatt des EN-Tandems ist heute vorwiegend für                                                                         später durch Alpha-Cluster ersetzt wurden. Parallel ging die
                                                                                               das H.E.S.S.-Projekt tätig.                                                                                                      Datenverarbeitung auf eine Netzwerkgruppe über. 1993 er-
                                Myonen                                 Low-Level-Labor MPIK
                                                                                                                                                                                                                                folgte der Ausbau der internen und externen Datenleitungen
                                                                       15 m Wasseräquivalent   Mit dem Bezug des Werkstattgebäudes Ende 1963 wurde auch
                                                                                                                                                                                                                                und es zeichnete sich der Beginn des „PC-Zeitalters“ ab.
                                Neutronen                                                      eine eigenständige Ausbildungswerkstatt für Feinwerkmecha-
                                                                                                                                                                                                                                Die jüngste Ära der Rechenmaschinen am MPIK begann 2002
        Intensität [cm-2 s-1]

                                                                                               nik eingerichtet, in der heute jährlich drei Ausbildungsplätze
                                In Blei erzeugte
                                Neutronen                                                      zur Verfügung stehen.                                                                                                            mit dem Aufbau einer PC-gestützten Linux-Farm (28 duale
                                                                                                                                                                                                                                Prozessoren), gefolgt 2004 (im Zuge der Berufung von C. H.
                                                                                               Bis zur Einfüh-                                                                                                                  Keitel) von der Einrichtung eines neuen klimatisierten Rech-
                                Neutronen aus Kernspaltung
                                                                                               rung der ersten                                                                                                                  nerraums im Keller des Bothe-Labors für einen Linux-Cluster
                                                                                               Rechner zur Geo-                                                                                                                 mit über 400 Prozessoren und über 100 TByte Speicherplatz.
                                                                                               metrieberechnung                                                                                                                 2006 wurde die Anlage nochmals auf über 750 Prozessoren
                                                                                               Mitte der 1980er-                                                Die Nordseite des Werkstattgebäudes 1966.
                                                                                                                                                                                                                                und 280 TByte Speicherplatz erweitert.
                                                                                               Jahre arbeitete das
                                          Tiefe [m Wasseräquivalent]                           Konstruktionsbüro                                                Die verschiedenen Gruppen wurden im Jahr 2000 zum Be-
     Fluss von kosmischer Strahlung und Neutronen aus natürlicher                              noch „konventio-                                                 reich „Zentrale Elektronik – Entwicklung und Service“ zu-
     Aktivität in Abhängigkeit von der Tiefe.                                                  nell“ am Zeichen-                                                sammengefasst, welcher dann Ende 2001 im umgebauten
                                                                                               brett. Ab Anfang                                                 Rechenmaschinengebäude ein neues Domizil fand. Die Pro-
     Im viele Jahre von G. Heusser geleiteten Low-Level-Labor                                  der 1990er-Jahre                                                 zessrechnergruppe ging dabei in der heutigen Netzwerkgrup-
     werden Detektoren – vorwiegend Germaniumdetektoren und                                    standen dann 3D-                                                 pe auf.
     Proportionalzähler – für extrem niedrige Zählraten entwickelt                             CAD-Programme                                                    Seit seinen Anfängen betreibt das Elektronik-Labor eine ei-
     und getestet. Diese werden bei der Erforschung solarer Neu-                               zur Verfügung, für 3D-Designstudie „Cluster Sphere“.             gene Ausbildung, die heute von einer eigenständigen Aus-
     trinos mit den GALLEX/GNO-, Borexino- und LENS-Ex-                                        die zunächst externe Großrechner genutzt wurden. Seit 1996       bildungswerkstatt wahrgenommen wird. Wie auch im Falle
     perimenten, des doppelten Betazerfalls mit den Heidelberg-                                laufen die Programme auf eigenen Workstations. Nach Auflö-       der Feinwerktechnik war ein Grund für diese Einrichtung
     Moskau- und GERDA-Experimenten und bei der Suche nach                                     sung des Fotolabors wurde der neue Zweig Medientechnik in        die Notwendigkeit, für die speziellen Anforderungen eigene
     dunkler Materie (HDMS-Experiment) eingesetzt.                                             die Konstruktionsabteilung integriert.                           Nachwuchskräfte auszubilden.                                    Das Rechenzentrum um 1980 mit der DEC-1090-Anlage.
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Von Kernphysik und Kosmochemie zu Quantendynamik und Astroteilchenphysik - 50 Jahre
Kernspektroskopie                                                                                                              Kernreaktionen
     Entdeckung des Mößbauer-Effekts                                 Das hohe Auflösungsvermögen des (p/2)√13-Spektrometers         Reaktionen mit leichten Ionen                                  Potentialfläche auftreten. Diese wurden in einem langjäh-
     In die Gründungsphase des MPIK fiel die                         ermöglichte die präzise Vermessung von Betaspektren. Aus       Die Gründung des MPIK 1958 ermöglichte den Ausbau des          rigen Forschungsprogramm am MPIK untersucht. Für ihre
     Entdeckung der rückstoßfreien Kernreso-                         der Messung der Beta-Endpunktsenergie von Tritium konnte       Zyklotron-Labors (u. a. die Einführung moderner Elektronik).   Methode, die Lebensdauer von Spaltisomeren mittels eines
     nanzabsorption durch R. Mößbauer am                             1972 für die Masse des Elektronneutrinos eine Obergrenze       Einen Schwerpunkt bildeten Experimente mit Deuteronen:         Ladungsseparators zu vermessen, erhielten D. Habs und V.
     Institut für Physik des MPI für medizi-                         von 86 eV abgeleitet werden. Im Grenzbereich von Atom- und     elastische Streuung leistete wichtige Beiträge zum optischen   Metag 1978 den Physikpreis der DPG.
     nische Forschung im Jahr 1957. Mößbauer                         Kernphysik bewegte sich das Studium der inneren Konversi-      Modell und zur Form des Kernpotentials; Reaktionen vom         Als weiteres Hilfsmittel zum Studium extrem deformierter
     fand, dass überraschenderweise die Wahr-                        on (direkte Übertragung der Energie bei einem Kernübergang     Typ (d,t) und (d,3He) standen am Anfang der Aufklärung der     Kerne diente die Gammaspektroskopie. In einem Schwer­
     scheinlichkeit für resonante Absorption                         auf die Elektronenhülle). Dank der hohen Messgenauigkeit       inneren Schalenstruktur der Kerne, welche später u. a. am      ionenstoß in schnelle Rotation versetzte Kerne strahlen ihre
     von Gammastrahlung in Festkörpern bei                           konnte innere Konversion nicht nur an den inneren, sondern     Isochronzyklotron in Karlsruhe fortgesetzt wurden.             Rotationsenergie in Kaskaden von g-Quanten ab. Weitere Un-
                                                Rudolf Mößbauer      auch an den äußeren Schalen studiert werden, wobei sogar
     niedrigen Temperaturen stark ansteigt.                                                                                         Die Untersuchung von Strukturen in Anregungsfunktionen         ersuchungen befassten sich mit Dipolriesenresonanzen, bei
     Grund hierfür ist, dass der Festkörper als                      der Einfluss der chemischen Bindung beobachtbar wurde.                                                                        denen Protonen und Neutronen in einem Kern gegeneinander
                                                                                                                                    (Ericson-Fluktuationen und Analogzustände) prägte das ex-
     ganzes den Rückstoß aufnimmt, was zu einer vernachlässig-       Unter Einbeziehung von Mößbauerdaten ließ sich außerdem                                                                       schwingen.
                                                                                                                                    perimentelle Programm der Gruppe von T. Mayer-Kuckuk
     bar kleinen Energieverbreiterung der Gammastrahlung führt.      die Änderung der Kernladungsradien bei Kernanregung be-
                                                                                                                                    / T. v. Brentano am neuen EN-Tandem ab 1962. Es konn-
     Der Mößbauer-Effekt eröffnete eine neue, wesentlich präzi-      stimmen.
                                                                                                                                    te u. a. gezeigt werden, dass der Begriff des Isospins auch    Mechanismus von Kernreaktionen
     sere Spektroskopie von Gammastrahlung mit vielfältigen An-                                                                     bei schweren Kernen und hohen Anregungsenergien seine          Schwerpunkt der Untersuchung von Reaktionsmechanismen
     wendungen für Präzisionsexperimente und in der nuklearen        Gammaspektroskopie                                                                                                            in Schwerionenstößen waren Fusionsreaktionen und tiefin­
                                                                                                                                    Bedeutung behielt. Als wichtige apparative Erweiterungen
     Festkörperphysik, u. a. zum Test der allgemeinen Relativi-      Mit dem Kristallkugelspektrometer stand seit 1982 das in-                                                                     elastische Prozesse. Bei letzteren bilden die Kerne kurzzeitig
                                                                                                                                    folgten der MP-Tandem, der Vielspaltmagnetspektrograph
     tätstheorie. Die Mößbauer-Spektroskopie entwickelte sich zu     ternational leistungsfähigste Gerät zum Nachweis von Gam-                                                                     ein zusammenhängendes System, das nach Austausch von
                                                                                                                                    und der Q3D-Magnetspektrograph (siehe S. 10, 13) Letztere
     einem unersetzlichen Instrument in der chemischen Analyse.      mastrahlung nach Kernreaktionen zur Verfügung. Neben der                                                                      Energie, Drehimpuls und Nukleonen wenig verändert wieder
                                                                                                                                    boten die beste Energieauflösung für die Reaktionsprodukte
     Für seine Entdeckung erhielt R. Mößbauer 1961 den Nobel-        Gesamtenergie konnten die Zahl, Einzelenergie und Winkel-                                                                     auseinanderläuft. Die Herausforderung bestand im Nach-
                                                                                                                                    bei gleichzeitig optimaler Zählrate.
     preis für Physik.                                               verteilung aller g-Quanten gleichzeitig bestimmt werden. Ne-                                                                  weis einer größeren Zahl an Reaktionsprodukten, da durch
                                                                     ben dem Studium der g-Emission aus angeregten Zuständen                                                                       die hohe Anregungsenergie der Kerne viele Nukleonen abge-
     Untersuchungen zum Betazerfall                                  stark deformierter Kerne ermöglichte der große Raumwinkel                                                                     dampft werden. Die Spektroskopie dieser Teilchen erlaubte
     Zu den frühen bedeutenden Experimenten gehörten die Un-         insbesondere die Untersuchung seltener Zerfälle. So konn-                                                                     Rückschlüsse auf den zeitlichen Ablauf der Reaktion und die
     tersuchungen zum Betazerfall von 8Li, das am Heidelberger       te 1984 von D. Schwalm und D. Habs erstmals der doppel-                                                                       Frage, ob sie vom Projektil oder Target stammen.
     Zyklotron erzeugt wurde. Aus der gemessenen Winkelver-          te Gammazerfall eines Atomkerns nach Anregung von 40Ca
     teilung der Alphateilchen beim Zerfall des Tochterkerns 8Be     durch Protonenbeschuss beobachtet werden, da es gelang,
     relativ zur Richtung des Elektrons wurde von K. H. Lauter-      den 2-Quanten-Untergrund aus dem konkurrierenden Pro-
     jung, B. Schimmer, U. Schmidt-Rohr und H. Maier-Leibnitz        zess der Positron-Zerstrahlung aus der inneren Paarbildung        Ericson-Fluktuationen für Protonenstreuung an 54Cr.
     die Kopplungsart des Betazerfalls abgeleitet. Indirekt führte   abzutrennen.
     dieses Resultat zur Bestimmung der Antineutrino-Helizität.                                                                     Schwerionen-Reaktionen
     Das erzielte Ergebnis (Rechtsschraubigkeit des Antineutri-                                                                     Durch den Einsatz der Tandem-Beschleuniger konnte die Un-
     nos) hat noch heute Bestand.                                                                                                   tersuchung von Kernreaktionen auch auf schwerere Projektile
     Die Kernspektroskopie-Gruppe um H. Daniel konzentrierte                                                                        ausgedehnt werden. Der Schwerpunkt lag dabei auf dem Mas-
     sich Anfang der 1960er-Jahre auf die Analyse der b-g-Zir-                                                                      senbereich zwischen 6Li und 32S. Die Fragestellungen reich-
     kularpolarisations-Korrelation und den Aufbau des neuen                                                                        ten von Anregungszuständen der Kerne (Deformation, Ein-
     (p/2)√13-Spektrometers. Ziel war u. a. die Bestimmung der                                                                      teilchenanregung, Rotation oder Schwingung der Nukleonen)
     so genannten Fermi-Beiträge zum Betazerfall durch genaue                                                                       bis zum Mechanismus von Kernreaktionen und dem Versuch,
     Vermessung der Form der Spektren wie auch der b-g-Zirku-                                                                       schwere Kerne mit statistischen Modellen zu beschreiben.
     larpolarisation. Wichtigster Beitrag war die Untersuchung von                                                                                                                                 Winkelverteilung von a-Teilchen, die beim Stoß von Schwefel-
     144
         Ce: Spektralform, b-g-Richtungskorrelation und -Zirkular-                                                                  Untersuchung von deformierten Kernen                           mit Niobkernen (obige Skizze) emittiert werden (volle Punkte).
     polarisation ergaben eine Obergrenze für die pseudoskalare                                                                     Besonders große Kerndeformationen treten vor der Kernspal-     Die a-Teilchen aus dem Nb-Kern (offene Punkte) werden durch
     Beimischung zum Betazerfall, die lange Zeit Gültigkeit besaß    Summenspektrum für den doppelten Gammazerfall von 40Ca         tung auf, wobei in bestimmten Fällen metastabile Zustände      den auslaufenden Schwefelkern abgeschattet, woraus der Zeit-
     und in die Lehrbücher einging.                                  (Pfeil) nach Anregung durch unelastische Protonenstreuung.     (so genannte Spaltisomere) in einem zweiten Minimum der        punkt der a-Emission bestimmt werden kann.
16                                                                                                                                                                                                                                                                  17
Nukleare Festkörperphysik                                          Theoretische Vielteilchenphysik                                 Hochenergiephysik
     Halbleiteruntersuchungen                                           Dieses Arbeitsgebiet wurde mit der Berufung von H. Weiden-      Lichtkegelquantisierung                                         pischen Methoden wurde die Struktur der Hadronen im Hy-
     Ausgehend von der Herstellung von Halbleiterzählern ar-            müller im Jahre 1968 am Institut etabliert. Über viele Jahre    H.-C. Pauli, seit Anfang der 1970er-Jahre am Institut und       peronenstrahlexperiment WA-89 am CERN und im SELEX-
     beitete das Institut seit seiner Gründung an festkörperphy-        standen kernphysikalische Fragestellungen im Vordergrund.       vom kernphysikalischen Vielteilchenproblem herkommend,          Experiment am Fermilab (USA) untersucht.
     sikalischen Untersuchungen, welche bis 1998 einen festen           Das besondere Interesse galt der Theorie der Kernreaktionen.    wandte sich mit seiner theoretischen Arbeitsgruppe Mitte der
     Bestandteil des Forschungsprogramms bildeten. Schon in             In den ersten Jahren ging es vor allem um die Beschreibung      1980er Jahre der Lichtkegelquantisierung zu. Dieser damals      Physik schwerer Quarks
     den 1960er-Jahren wurde mit den Beschleunigern und Io-             von Kernreaktionen im Schalenmodell der Atomkerne. Wäh-         in Vergessenheit geratene und von ihm neu aufgegriffene und     Mit der Berufung von W. Hofmann an das Institut 1988 er-
     nenquellen des Instituts auf dem Gebiet der Ionenimplanta-         rend die Schalenmodelltheorie der Kernstruktur schon weit       erweiterte Zugang zur Quantenfeldtheorie bietet gegenüber       weiterte sich das Gebiet der Kern- und Teilchenphysik auf die
     tion von S. Kalbitzer beträchtliche Pionierarbeit geleistet. Die   entwickelt war, steckte die Schalenmodelltheorie der Kern-      den herkömmlichen Verfahren Vorteile, die von der Arbeits-      Untersuchung schwerer B-Mesonen und ihrer Zerfallseigen-
     durch Implantation modifizierten Festkörper konnten durch          reaktionen noch in den Kinderschuhen. Die Untersuchungen        gruppe untersucht und ausgenutzt wurden. Die dabei gewon-       schaften, zunächst mit dem ARGUS-Detektor am Speicher-
     Rutherford-Rückstreuung oder spezifische Kernreaktionen            wurden häufig in enger Zusammenarbeit mit den experimen-        nenen Einsichten mündeten schließlich in neuartige phäno-       ring Doris II in Hamburg. 1990 konnte dort ein am MPIK
     analysiert werden. Schwerpunkte waren die Bestimmung von           tellen Gruppen durchgeführt.                                    menologische Modelle zur Quarkstruktur der Nukleonen.           entwickelter Vertexdetektor installiert und getestet werden.
     Tiefenprofilen, Reichweiten geladener Teilchen und Diffusi-        Im Lauf der Jahre verschob sich das Schwergewicht immer                                                                         Ferner wurden Studien für zwei Nachfolgeprojekte (B-Me-
     onsprozesse. Ab 1986 wurde eine Quelle für feinfokussierte         mehr von einer dynamischen zu einer stochastischen Be-          Hochenergie-Kernphysik                                          sonen-Fabrik und HERA-B) betrieben.
     Ionenstrahlen (Durchmesser 1 µm) entwickelt.                       schreibung. Reaktionsprozesse zwischen schweren Ionen,          Bedingt durch die Beteiligung von W. Gentner an der Grün-       An den Vorbereitungen und der Durchführung des HERA-
                                                                        Kompoundkernreaktionen, oder Reibung in der Kernspaltung        dung des CERN in Genf bestanden schon vor 1958 Verbin-          B-Experiments am DESY war die Gruppe um K. T. Knöpfle
     Oberflächenuntersuchungen mit 8Li-Ionen                            waren anders nicht zugänglich. Der Komplexität des kern-        dungen zu dieser Großforschungsanlage. Gastgruppen des          und M. Schmelling maßgeblich beteiligt. Ein wesentlicher
     Von 1989 bis 2000 führte eine Marburger Gastgruppe Ober-           physikalischen Vielteilchenproblems wird man häufig besser      Instituts waren ab Mitte der 1960er Jahre am CERN, FZK          Beitrag des Instituts waren Design und Betrieb des Silizium-
     flächenuntersuchungen mit polarisierten 8Li-Ionen durch,           durch einen stochastischen Ansatz als durch den Versuch         und DESY tätig. Später wurden auch regelmäßig die Schwer­       Vertex-Detektors. Zur Entwicklung spezieller integrierter
     welche am MP-Tandem erzeugt wurden.                                gerecht, die Schrödingergleichung näherungsweise zu lösen,      ionenbeschleuniger der GSI und die Elektronenbeschleuniger      Schaltungen wurde 1994 gemeinsam mit der Universität das
                                                                        und die theoretische Kernphysik ist dann statistische Mecha-    in Mainz genutzt. Schwerpunkt der Gruppe von B. Povh am         Heidelberger ASIC-Labor gegründet.
     Die Protonen-Mikrosonde                                            nik eines großen, aber endlichen Vielteilchensystems.           CERN waren ab 1970 Kernstrukturuntersuchungen an so
     Die 1977 am EN-Tandem eingerichtete Protonen-Mikroson-
                                                                        Mit dieser Verschiebung geriet die allgemeine Theorie des       genannten Hyperkernen, bei denen ein Neutron durch ein L-
     de (PIXE) erreichte eine Empfindlichkeit von 1 ppm für Ele-
                                                                        Quantenchaos, insbesondere die Theorie chaotischer Streu-       oder S-Hyperon (innere Anregungen von Nukleonen) ersetzt
     mente mit Z > 15. Damit wurde von der Gruppe um D. Pelte,
                                                                        ung, in das Blickfeld, und Zufallsmatrizen rückten immer        ist. Die Lebensdauer der L-Hyperonen ist ausreichend groß,
     K. Traxel und B. Povh bis 1989 in Meteoriten, Mondgestein,
                                                                        mehr in das Zentrum des Interesses. Ein neues theoretisches     um die L-Nukleon-Wechselwirkung studieren zu können.
     Mineralien und biologischen Proben die Spurenelementkon-
                                                                        Verfahren – die Verwendung einer supersymmetrischen er-         Struktur der Hadronen
     zentration mit einer Auflösung von 1 × 1 µm2 bestimmt. Außer-
                                                                        zeugenden Funktion – ermöglichte die Lösung lange offener
     dem wurden Methoden zur Präparation biologischer Proben                                                                            Die Quark-Antiquark-Wechselwirkung im Bereich niedriger
                                                                        Probleme.
                                           entwickelt. 1991 wurde                                                                       Energien wurde Anfang der 1980er-Jahre in Proton-Antipro-
                                           die PIXE-Sonde am            Seit Mitte der 1980er-Jahre wurden die Arbeiten auf nicht-      ton-Streuexperimenten am Antiprotonen-Speicherring LEAR
                                           Pelletron neu aufgebaut,     kernphysikalische Fragestellungen ausgedehnt, z. B. auf Elek-   untersucht. 1986 begann das Institut mit internationaler Be-
                                           wo sie bis 2002 betrie-      tronentransport durch mesoskopische Systeme, auf die Git-       teiligung am CERN ein großes Experiment (tiefinelastische
                                           ben und ständig weiter       tereichtheorie in der Quantenchromodynamik, oder auf die        Streuung von Myonen an Protonen oder Neutronen) zur Be-
                                           entwickelt wurde (mit        Untersuchung chaotischer Quantensysteme mittels Hohllei-        stimmung der inneren Struktur (Quarks) der Nukleonen.
                                           D. Schwalm). Dadurch         tern für Mikrowellen. Auch allgemeine theoretische Frage-       Darüber hinaus hatte das MPIK das Projekt REX-ISOLDE                 Der HERA-B-Detektor.
                                           wurde auch Rutherford-       stellungen wurden aufgegriffen und im Rahmen der Theorie        initiiert (D. Schwalm) und mit realisiert und beteiligte sich
                                           Rückstreu-Spektromet-        der Zufallsmatrizen behandelt, so die Brownsche Moleku-         am Schwerionenexperiment CERES (J. P. Wurm).                    Aufbauend auf der Arbeit für HERA-B befasst sich das Ins-
                                           rie für die Elemente Li      larbewegung in der Quantenmechanik, die Rolle von Zwei-         Ab Anfang der 1990er Jahre wirkte das Institut federführend     titut seit 1998 mit der Entwicklung von Auslesechips und
                                           – Na möglich. An Ende        körperkräften für chaotische Dynamik, oder die universelle      am HERMES-Experiment am HERA-Speicherring (DESY),               Siliziumdetektoren für das LHCb-Experiment am Large
                                           lag der Schwerpunkt          Gültigkeit stochastischer Ansätze.                              welches die Spinstruktur der Nukleonen untersuchte. Hierzu      Hadron Collider des CERN. Nach Abschluss der Bauphase
     Querschnitt durch eine Wurzel von der Messungen auf der            Zugleich entstanden weiterhin Arbeiten zur Kernphysik, etwa     wurde von E. Steffens ein internes polarisiertes Wasserstoff-   konzentriert sich die Gruppe von M. Schmelling nun auf die
     Brassica Juncea L., die in Cd-konta- Schwermetallverteilung        über Symmetriebrechung im Kompoundkern, über den Zer-           target (FILTEX) entwickelt und am TSR getestet. Für ein         Auswertung der ab Ende 2008 erwarteten Daten, die u. a. zur
     miniertem (blau) Boden gewachsen in Pflanzen und Sym­              fall superdeformierter Rotationsbanden, und über Chaos in       weiteres Experiment am DESY (H1) baute das MPIK einen           Beantwortung der Frage nach der Asymmetrie von Materie
     ist. K (gelb) zeigt die Zellstruktur. bionten.                     Kernspektren.                                                   ortsempfindlichen Neutronendetektor auf. Mit spektrosko-        und Antimaterie nach dem Urknall beitragen sollen.
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