Gesundheitspress - Schwerpunkt: Selbsthilfe im Internet - Amputation und Selbsthilfe Das Heidelberger Selbsthilfebüro wird 25 Radio Rumms sagt ...

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Gesundheitspress - Schwerpunkt: Selbsthilfe im Internet - Amputation und Selbsthilfe Das Heidelberger Selbsthilfebüro wird 25 Radio Rumms sagt ...
gesundheitspress   Magazin für und über Selbsthilfe in Mannheim, Heidelberg und der Region
                                                               Ausgabe 45 – Frühjahr 2013

Amputation und Selbsthilfe
Das Heidelberger Selbsthilfebüro wird 25
Radio Rumms sagt Dankeschön

Schwerpunkt: Selbsthilfe im Internet
                                                                                        1
Gesundheitspress - Schwerpunkt: Selbsthilfe im Internet - Amputation und Selbsthilfe Das Heidelberger Selbsthilfebüro wird 25 Radio Rumms sagt ...
Inhalt

                                                                    Gesundheitstreffpunkt Mannheim aktuell
                                                                    BKK Pfalz fördert Selbsthilfegruppen
                                                                    mit 11.000 Euro ______________________________ 21
                                                                    Seminare beim Gesundheitstreffpunkt _____________ 21
                                                                    Radio RUMMS sagt Dankeschön! ________________ 22

                                                            11

    Schwerpunkt:                                                                               22                            23
    Selbsthilfe im Internet
                                                                    Heidelberger Selbsthilfebüro aktuell
    Internet und Selbsthilfe –
                                                                    Selbsthilfe findet Eingang in Medizinerausbildung ____   23
    Möglichkeiten und Grenzen __________________                4
                                                                    „Zappelphilipp“ und Burnout ____________________         23
    Selbsthilfe: virtuell oder face to face? __________         5
                                                                    Jubiläum beim Selbsthilfebüro ___________________        24
    Asperger-Syndrom:
                                                                    Eine persönliche einrichtungsübergreifende
    Internet erleichtert Kontaktaufnahme ___________         6
                                                                    elektronische Patientenakte (PEPA) _______________       24
    Neues Portal für an ALS-Erkrankte _____________          6
    Parkinson – vom Internet ins Leben ____________          8
    Seltene Erkrankungen: Vernetzung stärkt ________         9
    AOK fördert Selbsthilfe im Netz _______________          9
    „Wenn der Kasten aus ist, sitzt man alleine da“ __      10
    Internetsucht auf der Bühne –
    Präventionsmaßnahmen der Stadt Mannheim ____            11
    Essstörungen und Internet: hilfreiche Anonymität _      12
    Web 2.0, Twitter, Facebook __________________           13
    Qualitätsgeprüft und für gut befunden __________        14
    Das Für und Wider des Internets –
    Selbsthilfegruppen kommen zu Wort ___________           15
    Informativ, übersichtlich, leicht zu bedienen _____     16
    Barrierefreier Internetauftritt – die Grundregeln ___   17
    Tipps zum Erstellen einer Homepage ___________          18
                                                                                      25
    Wie neue Medien die Kontaktstellenarbeit
    verändern ________________________________              19      Selbsthilfe aktuell
    Datenschutz im World Wide Web _____________             20
                                                                    30 Jahre Parkinson-Selbsthilfegruppe _____________       25
                                                                    Selbsthilfe bei Amputation ______________________        25
                                                                    Menschen nach Krebs _________________________            26
                                                                    Wenn gemeinsame Lebenspläne scheitern … ______           26

                                                                    Infos
                                                                    Selbsthilfebörse ______________________________          27
                                                                    Selbsthilfe in der Region _______________________        28
                                                                    Termine ____________________________________             30
                                                                    Impressum __________________________________             30

                                                            8       Titelfoto - Quelle: pixelio.de

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Gesundheitspress - Schwerpunkt: Selbsthilfe im Internet - Amputation und Selbsthilfe Das Heidelberger Selbsthilfebüro wird 25 Radio Rumms sagt ...
Vorwort

Informationsquelle
NAKOS                                        Liebe Leserin, lieber Leser,

Im vorliegenden Heft haben wir auf zahl-     erstmals darf ich Sie in Nachfolge
reiches Material der Nationalen Kontakt-     von Dr. Frank Mentrup in unsere ak-
und Informationsstelle zur Anregung und      tuelle gesundheitspress einführen,
Unterstützung von Selbsthilfegruppen         welche die vielfältigen Aspekte der
(NAKOS) zurückgreifen können. Sie ist        Bedeutung Neuer Medien für die
die bundesweite Kontaktstelle für            Selbsthilfe thematisiert.
Selbsthilfe mit Sitz in Berlin, veröffent-
licht allgemeine Informationen über          Unser Leben heute ist ohne Internet
Selbsthilfe, Arbeitshilfen etc. und ver-     und die dadurch möglichen Kommu-
fügt über umfangreiche Datenbanken.          nikations- und Informationswege
NAKOS bietet deutschlandweit Kontak-         kaum vorstellbar. Begriffe wie Home-
te zu fast 400 bundesweiten Selbst-          page, E-Mail, Internetforum, Chat,
hilfevereinigungen und 330 selbst-           Mailingliste, soziale Netzwerke – über-
hilfeunterstützenden Einrichtungen.          haupt die ganzen Austauschmöglich-
                                             keiten des interaktiven Web 2.0 – sind
Seit 1984 aktiv, hat sie sich die NAKOS      keine Spielereien spleeniger Informa-     Phänomen der „Internetsucht“ hinaus
in den letzten Jahren intensiv mit der       tikfreaks, sondern ernst zu nehmen-       zur Herausforderung für die Selbsthilfe
Rolle des Internets in der Selbsthilfe be-   de Alltagsfaktoren, die aber immer        geworden sind.
schäftigt. Schwerpunkt war die Frage,        wieder kritisch hinterfragt werden
wie das Internet von Menschen mit glei-      (müssen).                                 Stark angewachsen ist in den letzten
chen Erkrankungen und gleicher Betrof-                                                 Jahren die Zahl der Selbsthilfeforen im
fenheit für den Informations- und Erfah-     In der Selbsthilfe spielt das Internet    Internet. Auch hier findet der Austausch
rungsaustausch genutzt wird und wel-         eine immer größere Rolle im Rah-          auf Augenhöhe unter Betroffenen statt.
che Probleme und Grenzen das in sich         men der Informationsgewinnung und         Man unterstützt sich gegenseitig.
birgt.                                       -verbreitung sowie der Kommunikati-       Internetforen sind manchmal niedrig-
                                             on. Neben den Vor teilen, z.B. als        schwelliger, da sie orts- und zeitunab-
Wir profitieren sehr von den vielen          Selbsthilfegruppe heute relativ ein-      hängig funktionieren. Andererseits
wertvollen Informationen zu unserem          fach eine eigene Homepage betrei-         möchten manche im Internet gegrün-
Schwerpunkt, beispielsweise vom              ben zu können, vielleicht sogar mit       deten Gruppierungen sich im wirklichen
NAKOS-Projekt „Selbsthilfe und Neue          Forum, gewinnen aber auch die un-         Leben begegnen und entwickeln sich
Medien“ 2009/2010 sowie der Fachta-          erwünschten „Nebenwirkungen“ im-          zu „ganz normalen“ Selbsthilfegruppen.
gung des AOK-Bundesverbands                  mer mehr an Bedeutung. Hier seien         So entstehen Brücken zwischen orga-
„Selbsthilfe im Netz“ 2012 in Berlin.        beispielhaft die „Beschleunigungs-        nisierter Selbsthilfe und Internetforen –
Wir bedanken uns bei der NAKOS und           falle“ mit der sich stetig steigernden    beide haben ihre Berechtigung, bewe-
ganz besonders bei Jutta Hundertmark-        Erwar tungshaltung nach rascher           gen sich aufeinander zu und ergänzen
Mayser und Miriam Walther für das zur        Rückmeldung und Aktualität sowie die      sich mit ihren Stärken. Und gleichen
Verfügung gestellte Material aus Stu-        durchaus auch negativen Auswirkun-        ihre Schwächen aus. Selbsthilfe eben.
dien, Vorträgen und Veröffentlichungen.      gen auf die zwischenmenschliche
                                             Kommunikation „von Angesicht zu An-       Eine erkenntnisreiche Lektüre wünscht
www.nakos.de                                 gesicht“ erwähnt, welche über das         Ihnen Raymond Fojkar
www.selbsthilfe-interaktiv.de
www.schon-mal-an-
selbsthilfegruppen-gedacht.de                Danke und alles Gute, lieber Ulli
                                                                                       Das Team des Gesundheitstreffpunkts
                                                                                       und der erste Vorsitzende Raymond
                                                                                       Fojkar bedanken sich bei Dr. Ulli
                                                                                       Biechele, der nach 12 Jahren Engage-
                                                                                       ment für die Einrichtung und die Selbst-
                                                                                       hilfe Ende März seinen Abschied
                                                                                       nimmt.

Nächster Redaktionsschluss 9. Mai 2013 Schwerpunkt: Nicht krank und doch betroffen – Angehörige 3
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Schwerpunkt: Selbsthilfe im Internet

Internet und Selbsthilfe - Möglichkeiten und Grenzen

                                                                                                            Quelle: pixelio.de
Berlin. Der Austausch von Informationen    WEITERE INFOS                             Die Unterschiede in den zur Verfügung
und Erfahrungen über Erkrankungen und      www.nakos.de/site/fachthemen/             gestellten Möglichkeiten für den Aus-
andere Lebensprobleme findet zuneh-        internet                                  tausch Betroffener sind groß: Das Spek-
mend im Internet statt. Dort kann man      Miriam Walther und Jutta Hundert-         trum reicht von einfach gestalteten
sich jederzeit informieren und mittels     mark-Mayser                               Foren gänzlich ohne Unterforen bis hin
einer Vielzahl technischer Module wie                                                zu verspielten Communityseiten mit di-
Chats, Blogs und Foren mit anderen aus-    informationen zur Verfügung zu stellen.   versen Foren, Chats, Kalendern, Ge-
tauschen. In dem Projekt „Selbst-hilfe     Etwa 46 Prozent der Organisationen bie-   burtstagslisten, Fotogalerien, Gästebü-
und Neue Medien“ (2009/2010) hat sich      ten darüber hinaus Möglichkeiten für      chern, „Shoutboxes“ und umfassenden
die Nationale Kontakt- und Informations-   den Onlineaustausch zwischen Betrof-      Profiloptionen für die Nutzer/ -innen.
stelle zur Anregung und Unterstützung      fenen. Dabei handelt es sich am häu-
von Selbsthilfegruppen (kurz: NAKOS)       figsten um Foren. Darüber hinaus gibt     Die interaktiven Möglichkeiten werden
eine Übersicht über Angebote der Selbst-   es Chats, Expertenchats, Pinnwände,       zudem sehr unterschiedlich genutzt. In
hilfe im Internet verschafft.              Mailinglisten und Blogs. Einige Organi-   manchen Foren meldet sich außer den
                                           sationen haben sich auf den Trend zu      Initiatoren niemand zu Wort, in ande-
Von den 360 in der NAKOS-Datenbank         „sozialen Netzwerken“ eingestellt: Sie    ren tummeln sich mehr als 25.000 re-
erfassten bundesweiten Selbsthilfeorga-    „twittern“ oder präsentieren sich auf     gistrierte Nutzer/-innen. In manchen
nisationen und -verbänden verfügten zu     Facebook oder bei StudiVZ. Einige be-     Foren kommen ein bis zwei Beiträge auf
dem Zeitpunkt rund 95 Prozent über eine    treiben zwar kein eigenes Forum oder      jedes Mitglied, bei anderen sogar mehr
Website. Sie wird genutzt, um über die     eigenen Chat, verweisen dafür aber auf    als 70 pro Nutzer/in. (Die Zahlen ent-
eigene Arbeit zu informieren und Fach-     kooperierende Angebote.                   stammen den statistischen Angaben

4
Schwerpunkt: Selbsthilfe im Internet

  Mit Förderung des AOK-Bundes-               Selbsthilfe: virtuell oder face to face?
  verbandes wird die NAKOS ab
  2013 ein Projekt zur Information
  und Begleitung in der Selbsthilfe
  Engagierten auf ihrem Weg ins
  Internet durchführen. Für Fragen
  steht das Team der NAKOS zur
  Verfügung.

auf den jeweiligen Seiten.) Der Begriff
der „Online-“ oder der „virtuellen Selbst-
hilfegruppe“ wird selten verwendet und
bezeichnet unterschiedliche Dinge: So
kann es sich um eine Gruppe mit einer
festen Teilnehmerzahl handeln, die sich                                                                            Foto: Gerd Altmann, Pixelio.de
über Jahre regelmäßig in einem ge-
schlossenen Chat trifft oder sich über        Deutschland. Die meisten in der Selbst-               gesellschaftlichen Tabu behaftet ist,
E-Mail (Mailingliste) austauscht. Es          hilfe Aktiven sind sich einig, dass ein               Betroffene mit seltenen Erkrankun-
kann aber z.B. auch ein auf sechs Wo-         netzbasier ter Austausch mit anderen                  gen, die in ihrer Region keine Kon-
chen begrenztes Angebot in einem ge-          das reale Miteinander in einer Selbst-                taktperson finden,
schlossenen Forum unter psychologi-           hilfegruppe nicht ersetzen kann.1)                    mobilitätseingeschränkte Menschen,
scher Begleitung sein. Die thematische                                                              junge Erkrankte, die eine große
Reichweite in Selbsthilfeforen reicht von     Aber dennoch gibt es sie und das häu-                 Internetaffinität haben,
einem reinen Austausch über Fach-             figer: Internettreffen. Was sind nun ei-              Berufstätige Angehörige oder Betrof-
fragen bis hin zu Foren, in denen der         gentlich deren Vor- und Nachteile?                    fene, denen die Zeit für ein kontinu-
soziale Austausch im Mittelpunkt steht.       Internetforen funktionieren or ts- und                ierliches örtliches Treffen fehlt
                                              zeitunabhängig. So müssen Menschen                    Angehörige, die zu betreuende Be-
Knapp die Hälfte der bundesweiten             vom Land z.B. nicht mehr zur Selbsthil-               troffene nicht allein lassen kön-
Selbsthilfeorganisationen und -verbän-        fegruppe in die nächste größere Stadt                 nen.3)
de betreibt ein Forum oder einen Chat,        fahren. Über das Internet ist ein Kon-
um den Austausch im Internet zu ihrer         takt jederzeit möglich und mehr Men-              Letztlich ist die virtuelle Selbsthilfe nur
Themenstellung zu ermöglichen. Dane-          schen als zuvor können Selbsthilfe er-            eine andere Form von Selbsthilfe, die
ben gibt es noch eine Vielzahl von An-        fahren. Nachteile sind z.B. die Redukti-          das Angebot erweitert und damit mehr
bietern, teils ebenfalls Betroffene, die      on auf Schriftsprache, größere Unver-             Menschen Zugang zur Selbsthilfe ge-
mit ihren Angeboten Themen aufgrei-           bindlichkeit, unterschiedlicher und oft           währt. Laut Psychologen führen die mei-
fen, die von der organisierten Selbst-        auch nachlässiger Umgang mit Daten-               sten Menschen „Hybridbeziehungen“
hilfe teils gar nicht oder weniger            schutz.2)                                         (Döring): Viele, die sich im Internet ken-
facettenreich behandelt werden. Die                                                             nengelernt haben, verspüren über kurz
NAKOS kommt zu dem Schluss, dass              Welche Personenkreise können dank                 oder lang den Wunsch, sich auch im
die existierenden Angebote je nach per-       Internet Selbsthilfe erfahren?                    echten Leben zu treffen. Und die mei-
sönlicher Neigung und Problemstellung             Menschen, die ein reales Treffen              sten „echten“ Beziehungen kennen
für viele Menschen nützlich sein kön-             große Überwindung kostet aufgrund             Phasen, in denen über virtuelle Medien
nen und dass sich beide Formen der                sozialer Hemmungen oder die sich              kommuniziert wird.4
Vernetzung – ob Internetforen oder her-           schützen, weil ihr Thema mit einem            Linda Bielfeld, Gesundheitstreffpunkt Mannheim
kömmliche Gruppenselbsthilfe – für den
Umgang mit Erkrankungen und Problem-          Quellen:
                                              1 vgl. Miriam Walther, NAKOS INFO 100, Dezember 2009: „Was sagt die Wissenschaft, was sagen
stellungen gut ergänzen.                      Nutzerinnen und Nutzer über Onlineselbsthilfe?“
Miriam Walther und Jutta Hundertmark-Mayser   2 vgl. Miriam Walther, Jutta Hundertmark-Mayser, NAKOS: „Von Betroffenen für Betroffene –
                                              Hinweise zu Qualitätskriterien im Internet“, 2012
KONTAKT                                       3 aus dem Vortrag anlässlich der Fachtagung der AOK in Kooperation mit der NAKOS “Selbsthilfe im
                                              Netz – Konzepte, Kriterien, Konsequenzen“, 30.11.2012
Tel. 030 / 31 01 89 60                        4 vgl. NAKOS INFO 100 bzw. Döring, Nicola: Selbsthilfe, Beratung und Therapie im Internet,
selbsthilfe@nakos.de                          in: Batinic, Bernard: „Internet für Psychologen“ Göttingen 2002, 2. Auflage, S. 509-547

                                                                                                                                              5
Schwerpunkt: Selbsthilfe im Internet

Asperger-Syndrom:                                                                        Neues Portal für
                                                                                         an ALS-Erkrankte
Internet erleichtert Kontaktaufnahme
Heidelberg. Gerade für Menschen, für        dem Autismusspektrum haben eine
die eine persönliche Kontaktaufnahme        Reizfilterschwäche, so dass grelles
bereits eine große Hürde darstellt,         Licht, Musik, nahes Beieinandersitzen
kann die Internetpräsenz einer Selbst-      auch in einer Intensität, die üblicherwei-
hilfegruppe sowie die zuverlässige          se von Menschen akzeptiert wird, als
Erreichbarkeit von Gruppenleitern per       störend empfunden werden.
E-Mail einen wichtigen Einstieg in die
Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe        Zudem gibt es Bedenken bzgl. eines
bieten.                                     zu geselligen Zusammenseins, wird
                                            Körperkontakt wie Händeschütteln als
                                            sehr unangenehm empfunden. Dies
                                            alles gilt es beim Gruppentreffen zu
                                            beachten.

                                            Ferner wird das Medium E-Mail ge-
                                            nutzt, um an die Treffentermine zu er-
                                            innern, bei Bedarf Informationsmate-
                                            rial weiterzuleiten und um auch zwi-
                                            schen den Treffen als Ansprechpart-
                                            ner zur Verfügung zu stehen.

                                            Manchmal geht der ersten Teilnahme
                                            an einem Treffen der Selbsthilfegrup-
So wie das bei der Anfang 2012 neu          pe ein längerer E-Mail-Kontakt voraus,                                Quelle: pixelio.de
gegründeten Selbsthilfegruppe "Men-         was insbesondere für Interessenten
schen mit Autismus-Spektrum-Störung"        mit größeren Kontaktschwierigkeiten
                                                                                         www.als-selbsthilfe.de ist ein innova-
der Fall ist. Sie richtet sich an erwach-   hilfreich ist. Auch wenn aus verschie-
                                                                                         tives Internetportal für Menschen, die
sene, selbstständig lebende Menschen        densten Gründen eine Teilnahme mit
                                                                                         mit der schwerwiegenden und nicht
mit Asperger-Syndrom und hoch-              größeren Umständen verbunden ist
                                                                                         heilbaren Erkrankung Amyotrophe La-
funktionalem Autismus. Die Erst-            (lange Anreise, Schichtarbeit etc.), hat
                                                                                         teralsklerose (ALS) konfrontiert sind.
kontaktaufnahme zur Gruppe, die sich        sich der Mailkontakt bewährt.
einmal im Monat im Heidelberger                                                          Die Deutsche Gesellschaft für Muskel-
Selbsthilfebüro trifft, er folgt über                                                    kranke e.V. entwickelte dieses Inter-
E-Mail, eine gut strukturierte Webseite                                                  netportal im Rahmen des Forschungs-
liefert erste Informationen.                                                             projekts „ServCare ALS“ , das sich mit
                                                                                         jeweils eigenen Zugängen an Betroffe-
Die Kontaktaufnahme über E-Mail hat                                                      ne, Angehörige und Fachleute wendet.
sich als sehr hilfreich erwiesen, da es                                                  Auch für Kinder und Jugendliche als
Menschen aus dem Autismusspektrum                                                        Angehörige gibt es Informationen, bei-
häufig schwerfällt, sich auf neue Situa-                                                 spielsweise werden häufig gestellte Fra-
tionen einzustellen. Treffen mit fremden                                                 gen beantwortet und Vorurteile besei-
Menschen in unbekannter Umgebung                                                         tigt. Das Internetportal will Informatio-
stellen eine hohe Belastung dar. Der        Teil aus dem Logo der Gruppe.                nen und Unterstützung bei der Bewälti-
elektronische Kontakt ermöglicht es,        Quelle: Selbsthilfegruppe                    gung des Alltags geben, aber auch den
Rahmenbedingungen vorab zu klären:                                                       Kontakt von Betroffenen untereinander
                                            KONTAKT
Informationen zur Teilnehmerzahl, zur                                                    - ob in Selbsthilfegruppen oder Internet-
Ar t des Raumes, zum Ablauf der             www. autismusnordbadenpfalz.                 foren – fördern.
Gruppenrunden. Viele Menschen aus           wordpress.com                                Christina Reiß

6
Schwerpunkt: Selbsthilfe im Internet

Stottern im Internet - Selbsthilfe im Wandel
Mannheim.Seit sich die Selbsthilfe in     dennoch preisgünstige Weise der Infor-            thestutteringbrain.blogspot.de: gibt
den 60er bis 70er Jahren etabliert hat    mationsvermittlung zur Verfügung ge-         stotternden Menschen, deren Angehö-
und sich Gruppen im direkten Mitein-      stellt werden. Im Falle der Selbsthilfe      rigen und Ärzten auf ehrliche, leicht
ander für die eigene Problematik stark-   stotternder Menschen ist diese – an-         verständliche und unabhängige Basis
gemacht haben, hat sich einiges getan:    gefangen von den Lokalgruppen (www.          Einsicht in wissenschaftliche For-
Gesellschaftlich, sozial und besonders    Stottern-Mannheim.de) über den Lan-          schungsergebnisse,
in der Kommunikation. Als Folge des       desverband (www.Stottern-BW.de) bis               www.youtube.com/user/Stottern-
Generationenwandels scheint nicht nur     zur Bundesebene (www.bvss.de) – so           videos: bietet Zuschauern die Möglich-
der Austausch sondern speziell die In-    strukturiert, dass für Interessierte ei-     keit, Stottern in einem größeren Zusam-
formationsbeschaffung zunehmend aus       nerseits der Kontakt zu Mitgliedern der      menhang zu sehen und zu verstehen,
der realen in die digitale Welt zu wan-   örtlichen Selbsthilfegruppe hergestellt,     dass mehr hinter der Sprechunflüs-
dern.                                     andererseits auch allgemein wissens-         sigkeit steckt als gemeinhin angenom-
                                          werte Infos, Ideen zur Öffentlichkeits-      men. So sind z.B. die Ursachen viel-
                                          arbeit oder groß angelegte Projekte zum      mehr auf neuronaler als auf psycholo-
                                          Thema Stottern eingesehen werden             gischer Ebene zu suchen.
                                          können.

                                          Mit www.Flow-Sprechgruppe.de befin-          Mit der zunehmend gewichtigeren Rol-
                                          det sich ein Portal von und für stottern-    le der digitalen Welt wird es in Zukunft
Kommunikation und Austausch finden        de Jugendliche im Aufbau – ein wichti-       mehr denn je wichtig sein, die Möglich-
heute auf neuen Wegen statt. So wird      ger Schritt, jungen Menschen den Zu-         keiten des „Socializings“ und „Net-
gechattet, gepostet und getwittert; In-   gang in die Selbsthilfe attraktiver zu ge-   workings“ in der Onlinewelt zu nutzen,
formationen werden gebloggt, Beiträge     stalten und damit zu erleichtern.            um Informationen zu verbreiten und Wis-
geliked und mit Freunden geshared. Es                                                  sen zu teilen – nicht nur zwischen Men-
wird eine andere Art des Miteinanders     Allerhand Webseiten und Blogs bieten         schen mit gleichem Handicap. Trotz al-
bevorzugt, die sich zunehmend vom         Wissenswertes zum Thema, wie zum             lem Fortschritt im digitalen Zeitalter ist
"Treffen im Gruppenraum" weg, hin zum     Beispiel:                                    der Mensch ein soziales Wesen, wel-
Tippen und Monitorwischen bewegt.             www.Stotternwiki.de: hat angefan-        ches vom direkten Mit- und Füreinan-
                                          gen von A wie Anforderungen-Kapazi-          der lebt. Daher haben die Bedürfnisse
Wie gestaltet sich heute die Situation    täten-Modell bis Z wie Zeitlupen-            von damals und der Gründungsgedanke
der in den 60er und 70er Jahren gegrün-   sprechen alles zu bieten, was man als        des Sich-selbst-Helfens auch heute
deten Selbsthilfegruppen? Welches Po-     betroffener Stotternder zum Thema wis-       nicht an Gewichtung eingebüßt. Die Exi-
tential schöpfen sie aus dem Internet?    sen möchte,                                  stenz der realen Selbsthilfe ist daher
                                              www.stotternusw.blogspot.de: ver-        umso wichtiger bei der voranschrei-
Durch eine Homepage mit Chat- und         weist neben vielen lesenswerten Links        tenden Digitalisierung der Welt.
Forumsfunktion kann eine breite und       auf internationale Homepages mit nam-        Martin Seefeld
                                          haften und interessanten Artikeln aus        Logo: Martin Seefeld
KONTAKT                                   der ganzen Welt des Stotterns und weist
                                          nebenbei noch auf aktuelle Veranstal-
Martin.Seefeld@Stottern-BW.de
                                          tungen hin,

                                                                                                                               7
Schwerpunkt: Selbsthilfe im Internet

Parkinson – vom Internet ins Leben
Rhein-Neckar-Kreis. PARKINSonLINE
e.V., kurz PAoL genannt, ist eine Selbst-
hilfegruppe für an Parkinson Erkrankte
jeden Alters und deren Angehörige. Die
Mitglieder, aber auch nicht vereins-
organisierte, von Parkinson Betroffene
treffen sich im Internet, im so genann-
ten vir tuellen Vereinsheim, das aus
Por tal, Homepage, Forum und Chat
besteht. Ziel der Selbsthilfegruppe ist
es, gezielt über Parkinson und alle all-
täglichen und besonderen Aspekte der
Krankheit zu informieren, aber auch
Perspektiven zu einem guten Umgang
mit und einem weiterhin befriedigen-
den Leben trotz Krankheit aufzuzeigen.
                                                                                                  KONTAKT
                                                                                                  Petra Scheurig / watsi
                                                                                                  Tel. 06224 / 8 04 34
                                                                                                  pemisch@web.de
                                                                                                  www.parkins-on-line.de

                                                                                                 Diese realen Treffen mit ihren entspann-
                                             Probe für ein Theaterstück.                         ten, interessanten Begegnungen in ei-
                                             Treffen der Gruppe in Sulzbach.                     ner verständnisvollen Atmosphäre geben
Während auf der Homepage gesammel-           Quelle: Selbsthilfegruppe                           Kraft und Energie und das nötige Selbst-
te, eher neutrale Informationen zu mög-
                                             Nicht zu unterschätzen sind dabei die               bewusstsein, an allen Bereichen gesell-
lichen Therapien, wichtige weiterfüh-                                                            schaftlichen Lebens weiterhin teilzuha-
rende Links oder kreative Aktivitäten der    fest installierten regionalen Gruppen, die
                                             neben dem 24 Stunden geöffneten di-                 ben.
Mitglieder zu finden sind, werden im
Forum und im Chat durchaus subjekti-         gitalen Kontakt regelmäßige reale Tref-
                                             fen mit Erfahrungsaustausch möglich                 Die Regionalgruppe von PAoL hier in der
ve Erfahrungen ausgetauscht und auf                                                              Gegend trifft sich in St. Ilgen, am 2. Mitt-
oft sehr persönliche Weise Trost ge-         machen. Besondere Gruppen wie der
                                             sich alle zwei Monate treffenden PAoL-              woch des Monats, ab 18 Uhr, im Re-
spendet oder Mut gemacht, weiterhin                                                              staurant „Bella Italia“, direkt gegenüber
ein aktives Leben zu führen. Das ge-         Chor und Workshops ergänzen das An-
                                             gebot.                                              dem Bahnhof St. Ilgen / Sandhausen.
ballte Wissen, z.B. über die Erlangung
eines Schwerbehinder tenausweises,
Hilfen zur Mobilität, Rechte als Behin-
der te im Berufsleben, aber auch zu
intimeren Themen wie dem Umgang mit
Lebenspartnern, Kindern oder veränder-
ter Sexualität, hilft bei der Auseinander-
setzung und Bewältigung von tagtägli-
chen Problemen. Der drohenden Gefahr
des Rückzugs aus allen gesellschaftli-
chen Bereichen werden gelebte Pro-
blemlösungen und demonstrierte Le-
bensfreude entgegengesetzt.                  Bei der Eröffnung einer Wanderausstellung in Leimen. Quelle: Selbsthilfegruppe

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Schwerpunkt: Selbsthilfe im Internet

Seltene Erkrankungen: Vernetzung stärkt
Mannheim. Patienten und Angehörige
einer seltenen Erkrankung fühlen sich
oftmals isoliert, da sie sich mit nieman-
dem über ihre Erkrankung austauschen
können. Ein virtuelles Betroffenenforum
empfinden Patienten und Angehörige
daher oft als einen Weg aus der Isola-
tion. Hier erhalten sie die Möglichkeit,
sich über ihre Erfahrungen mit der Er-
krankung unabhängig von Zeit und Ort
auszutauschen. So können Ängste und
Unsicherheiten abgebaut werden.

Die Selbsthilfeorganisation „sos-
desmoid e.V.“ hat ihre Informationen
für das Internet in einem interdiszipli-
nären Team aus medizinischen Exper-
ten, Psychologen und Patienten erar-
beitet. Durch diese interdisziplinäre
Kooperation gelingt es, medizinisch-wis-
senschaftliche Informationen in patien-
tengerechter Sprache an Betroffene und                                                                              Quelle: pixelio.de
Interessierte weiterzugeben. Zudem fin-     unkompliziert. Mit Informationen über       Hilfe bei der Entscheidungsfindung. Die
den sich auf den Internetseiten Links zu    Erkrankung und Behandlungsoptionen          umfangreichen Informationen aus dem
weiteren Patientenorganisationen.           dient es oft als erste Orientierung und     Netz helfen Patienten einer seltenen
                                                                                        Erkrankung, eine aktive Rolle in der Be-
                                            KONTAKT
Das Informationsangebot im Internet                                                     handlung zu spielen.
erreicht viele Betroffene schnell und       cbaumgarten@sos-desmoid.de                  Christina Baumgarten, Vorstand

AOK fördert Selbsthilfe im Netz
Berlin. Immer öfter benutzen chronisch      Selbsthilfeorganisationen bieten Betrof-    können – ob virtuell oder real – , sie
kranke Menschen das Internet als In-        fenen Homepages (Internetseiten) zur        als Betroffene für sich am Besten ge-
formationsquelle. Auch in Foren zum         Information und Kontaktaufnahme. Da-        eignet halten. „Betroffene helfen Betrof-
Thema der Erkrankung tauschen sich          von verfügen 46,2% über eigene Foren        fenen“ ist dabei das Motto.
zunehmend mehr Betroffene aus. Wäh-         und ein kleiner Teil über Chats,1)          Die Zusammenarbeit von Internetgrup-
rend im Forum zeitversetzt und mode-           Internetseiten von Selbsthilfegruppen,   pen mit Bundesverbänden der Selbst-
riert Erfahrungen ausgetauscht werden,      die eher lokale Bedeutung haben.            hilfeorganisationen ist ein weiteres Ziel.
findet im Chat Kommunikation in Echt-           Selbsthilfeforen sowie Homepages,       Teilnehmer virtueller Angebote sollten
zeit statt.                                 die ausschließlich im Internet aktiv sind   sich auch real treffen können, dafür
                                            und bundesweit Besucher haben.              setzt sich die AOK ein.2)
Im Folgenden ein kleiner Überblick über                                                 Claudia Schick, Referentin für
                                                                                        Selbsthilfeförderung im AOK-Bundesverband
Formen der virtuellen Selbsthilfe:          Der AOK ist wichtig, dass Menschen
   Bundes- und Landesverbände von           mit Behinderung sowie chronisch             1 vgl. NAKOS-Projekt „Selbsthilfe und neue
                                            Kranke und ihre Angehörigen durch           Medien“, 2009/2010
KONTAKT                                                                                 2 aus dem Vortrag anlässlich der Fachtagung
                                            fachliche Hilfestellung und finanzielle     der AOK in Kooperation mit der NAKOS
www.aok-bv.de/gesundheit/                   Unterstützung die Freiheit haben, jene      “Selbsthilfe im Netz – Konzepte, Kriterien,
selbsthilfe/index_09154.html                Angebote von Selbsthilfe wählen zu          Konsequenzen“, 30.11.2012, Berlin

                                                                                                                                      9
Schwerpunkt: Selbsthilfe im Internet

„Wenn der Kasten aus ist, sitzt man alleine da“
Interview zur Onlinesucht

 Mannheim. Die Redaktion im Gespräch
 mit Willi Heinze, Leiter der Infogruppe
 für pathologischen PC- und Internet-
 gebrauch.
    Linda Bielfeld (LB): Ihre Gruppe be-
 schäftigt sich mit pathologischem PC-
 und Internetgebrauch. Was verstehen
 Sie darunter?

 Willi Heinze (WH): Elektronische Medi-
 en wie Computer, Konsolen, X-Box und
 deren pathologischer Gebrauch, also
 eine Sucht. Das betrifft vor allem Spie-
 le. Aber auch Chatten und Social Media
 wie Facebook zählen dazu, ebenso das
 Basteln an der Hardware.

   LB: Was sind die Kernthemen Ihrer
 Gruppe?

 WH: Es geht vor allem um die Verände-
 rung von Verhaltensweisen, insbeson-       Quelle: pixelio.de
 dere bei der Problembewältigung. Da gilt                                               KONTAKT
 es, einem Rückfall vorzubeugen. Die        wegen 15- bis 18-jährigenTeenagern
 Rückfallgefahr liegt bei 80%. Bei Absti-   kontaktiert. Hier empfehlen wir, dass       Tel. 0176 / 99 55 14 68
 nenz machen sich die fehlenden sozia-      Eltern als Angehörige unsere Gruppe         E-mail: jamakasui@hotmail.com
 len Kontakte und Hobbys bemerkbar. Ein     aufsuchen. Eltern wissen oft nicht, was
 Großteil der Betroffenen leidet an De-     ihre Kinder spielen. Kommt eine Mutter      Für Heidelberg:
 pressionen. Hier helfen die wöchentli-     ins Zimmer und erwischt ihren Sohn          Selbsthilfegruppe für Spielsüchtige
 chen Treffen der Gruppe.                   beim Onlinespiel mit Schusswaffen, ist      „Rien ne vas plus“ Kreuzbund V
                                            klar, was passier t. Eltern verstehen       Heidelberg
      LB: Was macht Ihre Gruppe noch?       nicht, wofür das Spiel steht: Freunde       Tel. 0152 / 54 05 00 80 (Sven)
                                            treffen und Wettbewerb.
 WH: Zur Aufklärung halten wir Vorträge
 in Schulen in Zusammenarbeit mit dem          LB: Wie kommt es zur Sucht?                LB: Wie ist es Ihnen selbst ergangen?
 Gesundheitsamt und dem Kreuzbund.
 Wir gehören zu den jungen Menschen         WH: Dahinter steht der Wunsch nach          WH: Ich hatte immer viel gespielt. Dann
 im Kreuzbund, kurz DjMiK. Durch den        Aufmerksamkeit. Mit den Spielen wird        kamen persönliche Probleme hinzu: Ver-
 Kreuzbund werden auch gemeinsame           ein „Ego-Boost“ betrieben, man kann         lust des Ausbildungsplatzes, Freundin hat
 Unternehmungen angeboten.                  sich profilieren. Die Basis ist meist ein   sich getrennt, und so bin ich in die Sucht
                                            instabiles Elternhaus. Und es liegen        gerutscht. Einen geregelten Tagesablauf
   LB: Wer kommt in Ihre Gruppe?            Kommunikationsprobleme vor.                 gab es nicht mehr. Kein Leben. Wenn
                                            Problematisch ist zudem, dass die           der „Kasten“ aus ist, sitzt man alleine
 WH: Überwiegend Betroffene. Wir sind       Sucht lange Zeit für Außenstehende          da. Ich litt unter Realitätsverlust, hatte
 im Schnitt zwischen 25 und 30 Jahre        unauffällig bleibt. Man riecht nichts, es   Probleme, Emotionen wahrzunehmen.
 alt. Wir sind aber auch für Angehörige     kommt nicht zu Unfällen, Betroffene
 offen.                                     gehen zur Arbeit, verzichten dafür auf         LB: Vielen Dank für das offene Ge-
 Häufig werden wir von besorgten Eltern     Schlaf.                                     spräch und alles Gute für die Zukunft!

 10
Schwerpunkt: Selbsthilfe im Internet

Internetsucht auf der Bühne
Präventionsmaßnahmen der Stadt Mannheim

Manuel Silvan Schunter überzeugte als H. in dem Theaterstück „Hikikomori“ am 8. November 2012
in Mannheim. Quelle: Stadt Mannheim
                                                                                                KONTAKT
Mannheim. Bundesweit gelten 560.000              mit der Außenwelt nur noch über
                                                                                                Tel. 0621 / 293-93 39
Menschen als internet- oder medien-              Chatrooms Kontakt. Die Zuschauer er-
abhängig. Sie sind pro Tag durchschnitt-
                                                                                                timo.klaeser@mannheim.de
                                                 leben einen explosiven Dialog zwi-
lich vier Stunden online. Mit 2,5 Millio-        schen Innen-, Außen- und Phantasie-            klassen mit Betroffenen, also Men-
nen Menschen ist die Zahl der „proble-           welt von H. Das Einpersonenstück wur-          schen, die selbst Er fahr ungen mit
matischen Internetnutzer“ sogar noch             de im Herbst 2012 in Mannheim aufge-           Internetsucht haben, austauschen. Da
größer. Eine „problematische“ Internet-          führt: Eine Vorstellung richtete sich an       die Themen „Internetsucht sowie Gefah-
und Mediennutzung wird als Risiko-               Schulklassen, eine weitere mit Podiums-        ren des Internets“ stark nachgefragt
potential für psychische und soziale Ent-        diskussion an pädagogisches Personal.          werden, sind im Jahr 2013 weitere Vor-
wicklungsstörungen eingestuft.                                                                  stellungen in Mannheim geplant: am 6.
                                                 Vom Beauftragten für Suchtprophylaxe,          und 7. Juni. Bei Interesse bitte bei Herrn
Der Fachbereich Gesundheit hat daher             Dr. Timo Kläser, wurden vor- und nach-         Dr. Timo Kläser melden.
im Rahmen der kommunalen Sucht-                  bereitende Unterrichtseinheiten zum
prävention das Thema „Internetsucht“             Thema „Internetsucht“ konzipiert und           „Hikikomori“ hat Mannheim begeistert.
aufgegriffen: Er hat ein Präventivangebot        durchgeführt. Vorbereitend berichteten         Das Thema „Internetsucht“ wird nicht
für Mannheimer Schülerinnen und Schü-            die Schülerinnen und Schüler von ei-           nur die kommunale Suchtprävention in
ler unter Einbezug des Theaterstücks             genen Erfahrungen in Bezug auf                 Mannheim in den nächsten Jahren be-
„Hikikomori – Internetsucht und soziale          Cybermobbing und problematisches               schäftigen.
Isolation“ implementiert. In diesem ist          Internetnutzungsverhalten. Zudem füll-
der junge Mann H. seit acht Jahren in            ten sie einen Fragebogen aus.                  Dr. Timo Kläser, Beauftragter für Suchtprophylaxe,
sein Zimmer eingeschlossen und hält              Nachbereitend konnten sich die Schul-          Fachbereich Gesundheit der Stadt Mannheim

                                                                                                                                             11
Schwerpunkt: Selbsthilfe im Internet

Essstörungen und Internet: hilfreiche Anonymität

„Danke für eure
Seite! Mir ist
erst beim Lesen
richtig klar
geworden:
Ich habe ein
riesengroßes
Essproblem!“
                                                                                                                  Quelle: Katrin Raabe
...so schreibt eine junge Frau in das Gä-
stebuch einer Internet-seite zum The-       LITERATURTIPP                              oder absolute Verschwiegenheit gegen-
ma Essstörungen. Die Suche nach Un-                                                    über Außenstehenden. Die Teilhabe an
terstützung beginnt für viele essgestörte   Gegen Verherrlichung von
                                                                                       einer solchen konspirativen Gemein-
Menschen mit einer Internetrecherche.       Essstörungen im Internet. Ein              schaft wird als Stütze erlebt, hat aber
Das Internet stellt daher eine wichtige     Ratgeber für Eltern, Fachkräfte etc.       sektenähnliche Züge, die einen Aus-
Brücke der Beratung und Behandlung          www.bmfsfj.de/BMFSFJ/Service/              bruch aus der Krankheit fast unmög-
dar.                                        publikationen.html                         lich machen.
                                                                                       Katrin Raabe, Fachbuchautorin
Onlineangebote können ...
… aufklären und informieren: Men-           ... vermitteln: Onlineangebote helfen,
schen mit Essstörungen benötigen In-        im „Informationsdschungel“ zurechtzu-
formationen über ihre Krankheit, um ihre    kommen und das passende Angebot vor
eigene Situation besser einschätzen zu      Ort zu finden.                             Hilfsangebote bei
können, und über Beratungs- und
Therapieangebote.
                                                                                       Onlinesucht im Netz
                                            Wichtige Seiten mit Infos, Beratung etc:
… motivieren: Viele Betroffene sind         www.bzga-essstoerungen.de                  Der Verein HSO2007 e.V. „Hilfe zur
unsicher und haben Angst, sich Hilfe in     www.hungrig-online.de                      Selbsthilfe für Onlinesüchtige und de-
einer Beratungsstelle zu suchen: Man-       www.ess-frust.de                           ren Angehörige“ bietet in Zusammenar-
che haben Angst, nicht ernst genom-         www.ess-stoerungen.net                     beit mit www.onlinesucht.de Bera-
men zu werden oder befürchten, dass
                                                                                       -tung und Internetselbsthilfegruppen
Eltern oder Angehörige benachrichtigt       Leider finden Betroffene im Netz nicht     (Foren) bei Spielsucht, Chatsucht, On-
werden oder eine Klinikeinweisung ver-      nur professionelle Hilfsangebote, son-     line-Sexsucht, Online-Kaufsucht – für
anlasst wird.                               dern auch Websites, die sie in ihrer       Betroffene und Angehörige.
                                            Krankheit bestärken. Auf sogenannten
Professionelle Beratungsangebote wie        „Pro Ana-Seiten“ finden junge Mädchen      KONTAKT
Onlineberatung, Gruppenchats oder           Inhalte, die Magersucht verherrlichen
moderier te Diskussionsforen sind
                                                                                       www.hso2007.de
                                            und zum Lifestyle erklären. „Ana“ stellt
niederschwellig und kostenlos. Sie tra-     sich als neue – manipulative – Freun-      Auf Selbsthilfegruppen und Beratungs-
gen dazu bei, essgestörte Menschen          din vor. Sie gibt Tipps zur Gewichts-      stellen vor Ort wird hingewiesen. Die
frühzeitig zu erreichen. Sie bauen Ängs-    reduktion und erklärt die „10 Gebote“,     Broschüre „XYZ – Dein Ratgeber im
te ab, machen Mut und motivieren die        in denen es z.B. heißt: „Dünn sein ist     Internet“ mit je einem Teil für betroffe-
Betroffenen, eine Beratungsstelle auf-      wichtiger als gesund sein“ oder „Ich       ne Jugendliche sowie für Eltern liegt be-
zusuchen oder eine Therapie zu begin-       darf nichts essen, ohne danach Gegen-      reit. Die Internetseite offeriert jede Men-
nen.                                        maßnahmen zu ergreifen!“                   ge Hintergrundwissen, enthält erschüt-
INFOS                                                                                  ternde Betroffenen-Statements, auch
                                            Pro-Ana-Foren haben oft komplizierte       Fragebögen zur Selbstdiagnose, zur Co-
www.praevention-von-
                                            Aufnahmeverfahren und rigide Regeln        Abhängigkeit. Und zeigt Wege aus der
essstoerungen.de                            wie regelmäßige Nutzung des Forums         Sucht.

12
Schwerpunkt: Selbsthilfe im Internet

Web 2.0, Twitter, Facebook
Welche Angebote brauchen junge
Menschen in der Selbsthilfe?

Laut ARD/ ZDF-Onlinestudie zur Inter-
netnutzung 2009 sind junge Leute die
größten Nutzer des Internets: 96,1%
der 14- bis 29-Jährigen, 84,2% der 30-
bis 49-Jährigen, 64,2% der 50- bis 59-
Jährigen nutzen das Internet regelmä-
ßig. Deutlich geringer dabei die Nutzung
durch 26,7% der über 60-Jährigen.

Die JIM-Studie 2012 weist nach, dass
81% der Jugendlichen zwischen 12 und
19 Jahren in Facebook, einem sozialen
Netzwerk im Internet, aktiv sind.1)

Was macht soziale Netzwerke wie
Facebook, Twitter oder den Austausch
in Internetforen für junge Leute so at-
traktiv?
                                                                                                                      Quelle: pixelio.de
Während im Web 1.0 Internetseiten
von Anbietern mit redaktionellen, eher     Es sei ein verschiedenes und größeres         hilfeforen im Internet. Siehe dazu auch
statischen Inhalten und kaum Inter-        Publikum mit entsprechend mehr Erfah-         im Artikel auf Seite 14.
aktionsmöglichkeiten existieren, schafft   rungen im Forum präsent, so eine Teil-
das Web 2.0 mit seiner Möglichkeit zur     nehmerin von „ADHS Anderswelt“.               Das Por tal für junge Selbsthilfe mit
Interaktion einen dynamischen Infor-                                                     Pinnwand, Infos zur Gruppengründung,
mationsfluss vom Nutzer zum Netzwerk       Außerdem geben junge Leute an, dass           Adressen von Selbsthilfekontaktstellen
und zurück. Die Inhalte in Facebook,       der Altersdurchschnitt in einer herkömm-      und vor allem bereits 20 Seiten junge
Twitter und Co. stammen von den Nut-       lichen Selbsthilfegruppe oft zu hoch sei      Selbsthilfegruppen in ganz Deutsch-
zern selbst. Es gibt einen schnellen,      und die Treffen zu selten stattfinden.        land bietet die von NAKOS organisier-
sehr individuellen Informationsaus-                                                      te Internetpräsenz www.schon-mal-an-
tausch. 3) Das heißt: Junge Leute kön-     In Foren kommt auch das oft größere           selbsthilfegruppen-gedacht.de.
nen sich einbringen – zu jeder Tages-      Redebedürfnis zum Tragen, das insbe-          Themen wie Sozialphobie, junge
und Nachtzeit, es gibt auch zu jeder-      sondere Teilnehmende zu psycho-sozia-         Schlaganfallpatienten, Asperger,
zeit eine Antwort. Sofort und immer kön-   len Problemen wie Mobbing, Border-line        AD(H)S Erwachsene stehen dabei im
nen sie in Foren oder Chats im Internet    etc. haben.2)                                 Vordergrund. Und diese Gruppen sind
Kontakte knüpfen. Die besagte Frequenz                                                   ganz real…
der Internetnutzung sozialer Netzwerke     Ein weiteres Plus ist der Brückenschlag       Marion Duscha
legt nahe, dass junge Menschen mit In-     zur realen „face to face Selbsthilfe-         1 JIM Jugend, Information, Mulimedia: Basisstudie
teresse für Selbsthilfe dann auch zu-      gruppe“: Insgesamt wird die Möglich-          zum Medienumgang 12- bis 19-Jähriger in
nächst dieses Medium anpeilen, weil        keit in Selbsthilfeforen positiv gesehen,     Deutschland. Medienpädagogischer
                                                                                         Forschungsverbund Südwest, Stuttgart 2012
sie es kennen, ihre Erfahrungen damit      sich später auch einmal im wirklichen
gemacht haben.                             Leben zu treffen – manche tun das be-         2 vgl. Miriam Walther, Jutta Hundertmark-Mayser:
                                           reits.3)                                      „Virtuell ist auch real – Selbsthilfe im Internet:
In einer NAKOS-Befragung in Selbsthil-                                                   Formen, Wirkungsweisen und Chancen, NAKOS
                                                                                         Extra 38, 2011
feforen im Internet geben dann auch jun-   Die NAKOS unterstützt Junge Selbst-
ge Betroffene die Vorteile eines solchen   hilfe: Unter www.selbsthilfe-interaktiv.de 3 aus: Sascha Dinse:„Web 2.0 – die Revolution der
Austauschs an:                             findet man qualitätsgeprüfte Selbst- Kommunikation im Internet“, beranet.de, 2010

                                                                                                                                      13
Schwerpunkt: Selbsthilfe im Internet

Qualitätsgeprüft und für gut befunden
Selbsthilfeforen auf dem NAKOS-Portal www.selbsthilfe-interaktiv.de
Berlin. Ein Internet-
forum ist ein virtuel-
ler Platz zum Infor-
mations- und Erfah-
r ungsaustausch zu
einem bestimmten
Thema. Beiträge wer-
den zeitversetzt be-
antwortet und mode-
riert. 1)

Gemeinsamkeiten von
Selbsthilfeforen im
Internet mit realen
Selbsthilfegr uppen
sind: emotionale Ent-
lastung, Kommunika-
tion auf Augenhöhe,
gegenseitige Unter-
stützung sowie Erfah-
rungsaustausch der
Teilnehmenden.
                                                                                                                 Quelle: Screenshot

Internetforen sind niedrigschwelliger, da    Unabhängigkeit. Transparenz: klare      Burnout, ADHS, Pflege zu Hause u.a..
sie orts- und zeitunabhängig funktionie- Informationen über den Anbieter, Zweck      siehe:     selbsthilfe-interaktiv.de/
ren, jedoch oft unverbindlicher sind und des Forums und seine Finanzierung,          externe_foren
Datenschutzprobleme aufwerfen.2)             Datenschutz: keine Weitergabe per-
                                          sonenbezogener Daten, auch nicht an        Administratoren eines Internetforums
Neben den Foren der Bundesselbsthilfe- Facebook, Google und Amazon,                  von Betroffenen für Betroffene können
vereinigungen gibt es ungleich mehr          Werbung: muss deutlich als solche       die Aufnahmekriterien der NAKOS auf
Foren anderer Anbieter im Internet, die gekennzeichnet sein, nicht dominie-          der Seite einsehen und dann entschei-
sich hinsichtlich Funktionalität, Daten- rend, am besten: keine Werbung,             den, ob sie sich für die Aufnahme in
schutz und Transparenz stark unterschei-     Moderation: Moderatoren sorgen für      die geprüften, seriösen Foren auch
den. Ein Beispiel: Die Internetsu-che Einhaltung der Regeln, wirken aktiv auf        selbst bewerben.
„Borderline und Forum“ ergab allein 19 konstruktive Diskussionen hin. 2)             Marion Duscha
deutschsprachige Foren zum Thema
Borderline.3)                             Erfüllen geprüfte Selbsthilfeforen diese
                                          Kriterien, werden sie in das neue Por-     1 vgl. Wikipedia
Für mehr Sicherheit bei deren Nutzung tal www.selbsthilfe-interaktiv.de aufge-       2 vgl. Miriam Walther, Jutta Hundertmark-
hat die NAKOS folgende Qualitätskriterien nommen. Bisher sind dort mehr als 50       Mayser, NAKOS: „Von Betroffenen für Betroffene
entwickelt:                               Selbsthilfeforen aufgeführt. Die Liste     – Hinweise zu Qualitätskriterien im Internet“,
                                                                                     2012
    Selbsthilfebezug, also Eigenbe- seriöser Foren wird ständig erweitert.
                                                                                     3 aus: Selbsthilfe online organisieren/ Miriam
troffenheit, ohne kommerzielle Ziele,     Enthalten sind Themen wie Borderline,      Walther, Vortrag, 2010

     Für nur
                 5,- EUR                                im Jahr wird Ihnen die gesundheitspress
                                                        direkt nach Erscheinen zugeschickt.

14
Schwerpunkt: Selbsthilfe im Internet

Für und Wider des Internets –
Selbsthilfegruppen kommen zu Wort
                              „Bei seltenen Erkran-
                              kungen ist das Internet
                              oft die einzige Mög-
                              lichkeit, andere Betrof-
                              fene zu finden. Engli-
                              sche Sprachkenntnis-                                                            „Vor einiger Zeit habe
                              se vorausgesetzt, er-                                                           ich in einem Internet-
                              öffnet es außerdem                                                              forum auf Fragen ge-
                              einen Blick auf andere                                                          antwor tet. Für mich
                                                                                   Volker Schröder,
Christa Knebel, Leukämie &    Kulturkreise und den                                 Selbsthilfegruppe          war es sehr anstren-
Lymphom-Hilfe                 Umgang mit einem                                     Angst Mannheim             gend, meine Gefühle
Metropolregion Rhein-Neckar
                              Leiden in anderen Län-                               „Natürlich ist der per-    als schriftliche Ant-
„Das Internet ermög-          dern. Problematisch,                                 sönliche Kontakt und       wor t zu formulieren.
licht uns, schnell und        vor allem wenn man         Günter Kupke,             das gesprochene Wort       Es hat mich belastet,
problemlos wichtige           selbst als Website-        Selbsthilfegruppe         immer im Vordergrund       dass hier Menschen
Nachrichten an unsere         Betreiber auftritt, sind   Prostatakrebs Mannheim/
                                                                                   der Selbsthilfe. Das       Hilfe brauchen und ich
                                                         Rhein-Neckar
Mitglieder und an alle        die stark gestiegenen                                Internet als Werkzeug      nur geschriebene Wor-
Interessenten weiter-         rechtlichen Anforde-       „Menschen, die an ei-     für die Kontaktaufnah-     te geben konnte. Ich
zugeben. Das Internet         rungen und die Aufla-      ner schweren Erkran-      me ist eine gute Hilfe,    hatte den Eindruck,
ist somit eine sehr gute      gen bezüglich des Da-      kung leiden, verlassen    gerade für Angst-          diesen Menschen
Hilfe, durch die Nut-         tenschutzes.               sich oftmals nicht nur    patienten, für die es      mehr persönliche Hil-
zung von E-Mails be-          Abmahnanwälte und          alleine auf die Mei-      schon ein Problem          fe geben zu müssen,
steht eine schnelle           Hacker können den          nung ihrer Ärzte, son-    sein kann, ein Telefon-    was aber im Internet
Kommunikation. Mit            Betrieb einer Internet-    dern suchen auch Hil-     gespräch zu führen.        schlecht möglich ist.
immer neuen, modera-          präsenz zu einer auf-      fe, Informationen und     Auch um sich über          Es gibt sicher Fälle, in
ten Verbesserungen            wändigen Angelegen-        Beistand bei Betroffe-    Fachbegriffe sachkun-      denen ein Internet-
haben wir heute eine          heit machen.“              nen. Zur ersten Kon-      dig zu machen, bietet      kontakt wer tvolle
informative und umfas-                                   taktaufnahme ist dazu     das Internet hervorra-     Dienste leistet. Für
sende Präsentation                                       das Internet ein idea-    gende Möglichkeiten.       mich ist ein persönli-
unter www.LLHM-                                          les Medium. Die           Ferner kann ein Aus-       cher Kontakt (auch te-
Rhein-Neckar.de im                                       Homepage         einer    tausch in Angstforen       lefonisch) nicht zu er-
Netz. Allgemeines,                                       Selbsthilfegruppe         schon eine erste Hilfe     setzen.“
Termine, Veranstaltun-                                   kann wichtige Informa-    sein. Trotzdem über-       Hanne Mätschke, Soziale
gen, Möglichkeiten der                                   tionen zu den Zielen      legt nutzen, gerade bei    Gemeinschaft „Das Boot“
                                                                                                              e.V., Psychosomatischer
Information und Kon-                                     einer Gruppe, den         persönlichen Anga-         Selbsthilfeverein
taktaufnahme sind                                        Treffen und Aktionen      ben.“
hier einfach und ver-                                    sowie erste Informa-                                 KONTAKT
ständlich zu erhalten.“                                                            KONTAKT
                              Hugo Giese, ehemaliger     tionen bieten. Die                                   www.boot-netz.de
                              Gruppenleiter einer        Homepage kann und         www.selbsthilfe-
KONTAKT                       Selbsthilfegruppe                                    angst-mannheim.de/
                                                         darf aber niemals den
Tel. 06222 / 10 33                                                                 angststoerung/
                                                         persönlichen Kontakt
                              KONTAKT                    Betroffener unterein-
                              hugochristina@giese-       ander ersetzen.“
                              online.de
                                                         KONTAKT
                                                         www.selbsthilfegruppe-
                                                         prostatakrebs.de

                                                                                                                                   15
Schwerpunkt: Selbsthilfe im Internet

Informativ, übersichtlich, leicht zu bedienen
Aufbau und Funktion einer Homepage am Beispiel der Selbsthilfegruppe Transsexuelle Heidelberg

                                                                                                  Struktur und Navigation:
                                                                                                     Die Internetseite ist durchgehend klar
                                                                                                  strukturiert und leicht zu bedienen.
                                                                                                      Es wurden keine Extra- und Zusatz-
                                                                                                  programme wie Chats, Forum und
                                                                                                  Schutzbereiche installiert.
                                                                                                      Die Seite wurde so angelegt, dass
                                                                                                  sich ausschließlich der Text in der Mit-
                                                                                                  te verändert, die Gesamtseite jedoch
                                                                                                  immer gleich bleibt. Es soll dadurch
                                                                                                  vermieden werden, Lesende mit sich
                                                                                                  zusätzlich öffnenden Fenstern und dau-
                                                                                                  ernden optischen Veränderungen zu
                                                                                                  verwirren.
                                                                                                      Es wurde auf einfachste Navigier-
                                                                                                  barkeit geachtet, was durch die immer
                                                                                                  vorhandene und jederzeit nutzbare
                                                                                                  Menüleiste gewährleistet ist.
                                                                                                      Die Menüleiste enthält die wesent-
                                                                                                  lichen Themenschwerpunkte und ist
                                                                             Quelle: Screenshot
                                                                                                  nicht überladen.
Grundsätzliches:                                                                                      Es werden beim Anklicken der Me-
                                             INFOS                                                nüpunkte keine Listen mit Unterpunkten
   Als Hauptinhalte bietet die Internet-
                                             www.transsexuelle-heidelberg.de                      aufgezogen.
seite umfangreiche Informationen zum
Krankheitsbild Transsexualität und zum                                                                Beim Aufrufen eines Themas erhält
Thema Selbsthilfe.                              Auf Spielereien, Animationen und Ef-              man eine Zusammenfassung. Wer mehr
   Zielgruppe sind Betroffene, Angehö-       fekte wurde bewusst verzichtet. Ledig-               Informationen zum Thema wünscht,
rige, Fachleute und die interessierte All-   lich eine Hervorhebung der Menüpunk-                 kann diese durch einen Klick auf die
gemeinheit.                                  te bei Berührung mit dem Mauszeiger                  farblich abgesetzte Schrift aufrufen.
    Zielregion ist im Wesentlichen die       wurde installiert.                                      Die vielen dadurch erreichbaren The-
Metropolregion. Die Seite wird jedoch            Übersichtlichkeit war wichtig.                   men- und Informationsseiten sind
weit darüber hinaus genutzt.                                                                      größtenteils als Pdf-Dateien realisiert,
                                                                                                  wodurch die Datenmenge gering ge-
                                             Die Selbsthilfegruppe trifft sich regelmäßig im      halten wird und die Seiten kostengüns-
Aussehen:                                    Heidelberger Selbsthilfebüro. Hier ein
                                                                                                  tig ausgedruckt werden können.
   Die Internetseite orientiert sich be-     Gruppenfoto. Quelle: privat.
züglich ihres Erscheinungsbildes weit-
gehend am Informationsblatt (Flyer) der
Selbsthilfegruppe.
   Die Sachlichkeit und Seriosität der In-
halte soll auch aus dem grafischen Kon-
zept der Internetseite ableitbar sein.
Die Optik der Seite soll als harmonisches
Ganzes wirken. Es existieren deshalb
keine sichtbaren Trennungslinien, wel-
che das Gesamtbild in „Kisten“ und
„Kästen“ zerteilen.
   Es wurde eine gut lesbare Schrift ver-
wendet, die sich deutlich vom Hinter-
grund abhebt.

16
Schwerpunkt: Selbsthilfe im Internet

Service:                                   natürlich auch anders möglich.               heidelberg.de wurde bei domainfactory
   Für eine kurze und schnelle Informa-       Die Internetseite enthält umfangrei-      (www.df.eu) registriert.
tion sind auf der Startseite der Flyer,    che Wegbeschreibungen, auch für                 Der Entwurf der Seite wurde von ei-
das Inhaltsverzeichnis und Neuigkei-       Menschen mit Mobilitäts- und Sehbe-          ner Grafikdesignerin in ein internet-
ten direkt abrufbar. Ebenso ist das Da-    hinderung, sowie viele Links zu ande-        taugliches Format gebracht. Die Kos-
tum der letzten Aktualisierung angege-     ren, weiterführenden Internetseiten.         ten betrugen etwa 400 Euro.
ben.                                                                                       Die Internetseite wurde durch ein
    Als Kontaktpersonen sind die           Umsetzung, Einrichtung, Kosten:              Mitglied der Selbsthilfegruppe einge-
Gruppenverantwortlichen und das Hei-          Als Internetadresse (Domain) wur-         richtet. Sie wird regelmäßig gepflegt
delberger Selbsthilfebüro angegeben.       de eine Kombination aus Thema (Trans-        und aktualisiert.
Im vorliegenden Fall wurde bewusst         sexualität) und Örtlichkeit (Heidelberg)        Die jährlichen Kosten für die Domain
auf anonyme E-Mail-Adressen und teu-       gewählt.                                     und den Betrieb der Seite belaufen sich
re Handynummern verzichtet. Das ist           Diese Domain www.transsexuelle-           auf etwa 40 Euro.

Barrierefreier Internetauftritt – die Grundregeln
Heidelberg. Immer
mehr Menschen nut-
zen das Internet.
Ohne das Haus zu
verlassen, erhält
man Informationen,
vergleicht Preise, ver-
sendet Formulare,
kauft ein, bucht Rei-
sen, pflegt Kontakte,
studiert, lernt Spra-
chen und vieles
mehr. Das bedeutet
Teilhabe am gesell-
schaftlichen Leben
ohne Or tswechsel.
Hilfsmittel wie Spe-
zialtastaturen und -
mäuse für manuell
eingeschränkte Per-
sonen und spezielle
Computerprogram-                                                                                                 Quelle: Web for all
me unterstützen da-
bei. Blinde und sehbehinder te Men-        schließlich mit Tastatur bedienbar sein.     Zahlenfolgen, die z. B. bei Onlineban-
schen verwenden häufig Vorlesepro-            Durchgängige Struktur der Webseite:       king abgeschrieben werden müssen. Vor-
gramme (Screenreader). Damit mög-          Elemente wie Überschriften, Listen,          leseprogramme scheitern hier.
lichst viele Menschen mit unterschied-     Links müssen klar festgelegt sein.           Ob Webseiten die gesetzlichen Bestim-
lichen Voraussetzungen am Computer            Bilder/Fotos mit Beschreibungen für       mungen erfüllen, überprüfen Unterneh-
arbeiten können, müssen Webseiten          Blinde versehen.                             men wie WEB for all und BIK.
(Homepages) barrierefrei gestaltet sein.      Texte als Grafiken vermeiden.             Martinas Götz, vbe
Folgende Grundregeln gelten:                  Verwendung kontrastreicher Farben          INFOS
                                           und barrierefrei aufgearbeiteter PDF-Da-
  Kurze Sätze, verständliche Sprache       teien.                                        www.gesetze-im-internet.de/
ohne Fremdwörter, Fachbegriffe und            Nicht barrierefrei sind Lauftexte, auf-    bitv_2_0/
Abkürzungen verwenden.                     blinkende Elemente oder grafische             www.webforall.info/
   Die Webseite muss auch aus-             CAPTCHAs, das sind Buchstaben- oder           www.bik-online.info/

                                                                                                                               17
Schwerpunkt: Selbsthilfe im Internet

Tipps zum Erstellen einer Homepage

                                                                                                             Quelle: Web for all

Heidelberg. Mitglieder von Selbsthil-      Am wenigsten der Selbsthilfe:             KONTAKT
fegruppen, die regelmäßig im Internet
unterwegs sind, werden sich irgend-           Wer ist verantwortlich für die Home-
                                                                                     Klaus Querbach
wann Gedanken machen, eine eigene          page?                                     Kreuzbund Heidelberg
Homepage für ihre Gruppe zu erstellen.         Wer unterstützt den Homepage-Ver-     Sprecher der Regionalen Arbeits-
Gehört dies doch im Wesentlichen heu-      antwor tlichen (Webmaster) und hat        gemeinschaft Selbsthilfegruppen
te zur Öffentlichkeitsarbeit einer Grup-   ebenfalls Zugang, damit sie oder er bei   Heidelberg /Rhein-Neckar Kreis
pe und wird von den Krankenkassen          Krankheit oder Ausscheiden vertreten      Tel. 06224 / 5 42 74
gefördert.                                 oder die Homepage fortgeführt werden
                                           kann?
Bevor wir uns in das Abenteuer Home-          Wollen wir nur Text oder auch Bilder   läufig passieren?
page stürzen, sollten in der Gruppe        zeigen?                                      Ist uns bewusst, dass wir ehrenamt-
wichtige Details geklärt werden:               Was verstehen wir unter „zeitnaher“   liche Arbeit leisten und dies nicht be-
   Wen wollen wir erreichen?               Berichterstattung?                        ruflich ausführen?
   Was wollen wir erreichen?                   Wie groß ist der zeitliche Rahmen,       Wer prüft die rechtlichen Vorausset-
   Was suchen Interessierte auf unse-      der die Pflege einer Homepage in An-      zungen zum Urheberrecht und setzt die-
rer Seite?                                 spruch nimmt?                             se um?
   Was bringt Interessierte dazu, auf         Verfügen die Homepage-Verantwort-          Wer entscheidet über die Kosten?
unserer Seite zu bleiben?                  lichen über den nötigen Zeitrahmen?
   Zeigen wir Interessierten alles Wis-        Wer kontrolliert die Homepage und     Wenn alle Fragen positiv beantwortet
senswerte und bieten wir eine schnel-      setzt sich mit dem Inhalt auseinander,    sind, dann steht einer tollen Homepage
le und einfache Kontaktaufnahme?           damit das Angebot der Realität ent-       nichts im Wege.
   Wie mache ich aus Interessierten        spricht?
zukünftige Gruppenmitglieder?                  Hängen wir uns an eine Verbands-      Kurse für Einsteiger und Fortgeschrit-
                                           homepage an?                              tene bieten Volkshochschulen und
Die folgenden wichtigsten Fragen soll-        Machen wir eine gute Gruppenarbeit     Selbsthilfeverbände an. Und außerdem
ten von vornherein geklärt werden.         davon abhängig, ob wir eine aussage-      ist in jeder Gruppe jemand, der wieder
Sonst kann diese Aktion in einem De-       kräftige Homepage vorweisen können?       jemanden kennt, der sich damit aus-
saster enden, das niemandem nützt.             Akzeptieren wir Fehler, die zwangs-   kennt.

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