Wahlprüfsteine des GHHG - zur Bundestagswahl 2021 - Global Health Hub Germany
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Wahlprüfsteine des GHHG zur Bundestagswahl 2021 Kontaktinformationen: https://www.globalhealthhub.de/en/ I info@globalhealthhub.de
Inhalt Einleitung .............................................................................................................................. 3 Pandemieprävention, -vorsorge und -reaktion ...................................................................... 4 Umgang mit den Folgen der Pandemie ................................................................................ 6 Zugang zu Impfstoff/Medikamenten und intellektuelle Eigentumsrechte .............................. 8 Klimawandel und Gesundheit ..............................................................................................10 Reform VN, Stärkung WHO und ODA Ziel ..........................................................................12 Gendergerechte globale Gesundheitspolitik ........................................................................15 Intersektorale Zusammenarbeit ...........................................................................................17 2
Einleitung Die 19. Legislaturperiode des Deutschen Bundestages neigt sich dem Ende zu. In dieser Legislaturperiode ist zum ersten Mal ein Unterausschuss für Globale Gesundheit beim Ausschuss für Gesundheit errichtet worden. Das Bewusstsein für die große gesellschaftliche Bedeutung von Gesundheit und die Notwendigkeit diese global zu betrachten, wächst. Besonders Infektionskrankheiten und die aktuelle Coronapandemie zeigen uns, dass gesundheitliche Herausforderungen nicht an Ländergrenzen haltmachen. Der Global Health Hub Germany ist ein akteursübergreifendes Netzwerk im Bereich globale Gesundheit. Im Zuge des aktuellen Wahlkampfes haben wir den Parteien, CDU/CSU, SPD, FDP, Die Linke und Bündnis90/Die Grünen, acht Fragen in Form von Wahlprüfsteinen gestellt. Mit diesen Fragen möchten wir erfahren, welche Ziele die verschiedenen Parteien im Bereich der globalen Gesundheit erreichen möchten und mithilfe welcher Maßnahmen sie diese in der neuen Legislaturperiode planen umzusetzen. Unsere Wahlprüfsteine umfassen sieben Themen im Bereich Globale Gesundheit, darunter Pandemieprävention, -vorbereitung und -reaktion, Klimawandel und Gesundheit und eine mögliche Reform der Vereinten Nationen zur Stärkung der WHO. Die gestellten Fragen entstammen Zusendungen der Mitglieder des Global Health Hub Germany. Für die zahlreichen spannenden Fragen, die uns zugesendet wurden, möchten wir uns herzlich bei Ihnen bedanken! Die Antworten der Parteien möchten wir hier mit Ihnen teilen. Bisher sind bei uns die Antworten der Parteien CDU/CSU, SPD, Bündnis90/Die Grünen und der Linken eingegangen. Unter jedem Themengebiet befinden sich ein bis zwei Wahlprüfsteine, die von den Parteien beantwortet wurden. Sie interessieren sich für Themen aus der globalen Gesundheit und möchten selbst aktiv werden? Werden Sie Mitglied im Global Health Hub Germany! In unseren 16 Arbeitsgruppen können Sie gemeinsam mit Expert*innen verschiedene Themen im Bereich globale Gesundheit diskutieren und gemeinsam an Projekten arbeiten. Darüber hinaus finden Sie auf unserer Webseite Veranstaltungshinweise, Ausschreibungen und Publikationen rund um das Thema globale Gesundheit. 3
Pandemieprävention, -vorsorge und -reaktion – Frage 1: Welche Schwerpunkte will Ihre Partei im Bereich Prävention, Vorbereitung und Reaktion auf Pandemien (Pandemic Prevention Preparedness and Response) setzen und wie positionieren Sie sich in diesem Zusammenhang zu einem potentiellen internationalen Pandemievertrag? [Gemeinsame Antwort auf Frage 1 und 2] Die Pandemie hat die herausragende Bedeutung des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (ÖGD) für einen wirksamen Schutz der Gesundheit der Bevölkerung deutlich werden lassen. Bund und Länder haben deshalb einen „Pakt für den Öffentlichen Gesundheitsdienst“ geschlossen, um den ÖGD in seiner ganzen Aufgabenvielfalt und auf allen Verwaltungsebenen zu stärken und zu modernisieren. Der Bund stellt für die Umsetzung des Paktes insgesamt Mittel in Höhe von vier Milliarden Euro bis 2026 zur Verfügung, um den Personalaufbau und die Digitalisierung in den unteren Gesundheits- behörden zu unterstützen. CDU und CSU setzen sich dafür ein, dass das Robert-Koch-Institut gestärkt und zum deutschen Public-Health-Institut ausgebaut wird. Es muss in Zukunft noch viel stärker bei der Bekämpfung von epidemischen Gesundheitsgefahren tätig sein und sich noch stärker mit den Gesundheitsbehörden der Länder und Kommunen, aber auch international vernetzen. Für besonders versorgungskritische Wirkstoffe werden wir Maßnahmen wie eine staatliche Lagerhaltung oder Notfallkapazitäten schaffen, um eine Produktion auf Abruf zu ermöglichen. Die EU-Führungsspitzen haben im Februar 2021 vereinbart, an einem internationalen Pandemievertrag zu arbeiten. Dieses Vorhaben unterstützen CDU und CSU. Wir als SPD wollen, dass das Thema Globale Gesundheit eine Priorität in der internationalen Zusammenarbeit erhält (z.B. im Rahmen der G-Formate, der EU oder der Vereinten Nationen). Entsprechend der Agenda 2030 wollen wir dabei den Fokus auf die strukturellen Ursachen für Gesundheitsprobleme, wie z.B. Armut, schlechte Arbeitsbedingungen, mangelnde Bildung oder fehlende Geschlechtergerechtigkeit etc. legen. Dabei verfolgen wir gemäß dem „Health-in-all-Policies“-Ansatz das Ziel, gesundheitsförderliche Lebensbedingungen zu schaffen und gesundheitsschädliche Faktoren zu bekämpfen, um so das SGD 3 zu erreichen. Aus Sicht der SPD muss der „Health in all Policies“-Ansatz konsequenter durchgesetzt werden. Der ressort-übergreifende Austausch zum Thema Globale Gesundheit sollte intensiviert und verstetigt werden. In der internationalen Zusammenarbeit unterstützt die SPD den bestehenden Globalen Aktionsplan für ein gesundes Leben und Wohlergehen aller und setzt sich für die Umsetzung des Plans ein. Die für den November 2021 im Rahmen der WHO vorgesehene Erörterung eines neuen internationalen 4
Pandemievertrages beobachtet die SPD vor diesem Hintergrund zurückhaltend. Wir stehen einem globalen Pandemievertrag grundsätzlich positiv gegenüber. Dadurch könnte die Früherkennung von Pandemien, die Reaktionsfähigkeit der Vertragsstaaten und die Überwachung und Koordinierung sowie der Informationsfluss verbessert werden. Darin müsste die Verpflichtung verankert werden, Wirtschaftssanktionen für die Dauer einer Pandemie auszusetzen. Außerdem müsste die Verpflichtung zur multilateralen Unterstützung gegenseitiger Hilfeleistungen ebenso aufgenommen werden wie die Möglichkeit, den Patentschutz für Impfstoffe und Medikamente zur Bekämpfung der Pandemie auszusetzen. Eines der zentralen Probleme bleibt globale Verteilung der Impfstoffe. In den meisten Ländern des Südens kommt kaum eine Dosis an, während in vielen Industrieländern hohe Impfquoten erreicht sind und bereits über die baldige Gabe von Booster-Impfungen gesprochen wird. Wir brauchen viel mehr Technologietransfer im medizinischen Bereich, ebenso wie die öffentliche Förderung auch in Ländern des Südens der Medikamenten- und Impfstoffentwicklung. Wir können es uns nicht leisten, dass mögliche Produktionskapazitäten gerade in Entwicklungs- und Schwellenländern brach liegen. Wir GRÜNE unterstützen den von der WHO angestoßenen und auch von der EU befürworteten Prozess für einen internationalen Pandemievertrag. Die Pandemie hat gezeigt, wie wichtig eine abgestimmte und solidarische internationale Zusammenarbeit ist - etwa bei der Verteilung von Impfstoffen. Aber auch die Früherkennung und die gezielte Prävention von Pandemien sollten aus unserer Sicht Gegenstand eines solchen Vertrages sein. Hierzu muss auch die Gesundheitspolitik in Deutschland einen Beitrag leisten, indem sie etwa den Public Health-Ansatz und den One Health-Ansatz stärkt. 5
Umgang mit den Folgen der Pandemie – Frage 2: Welche konkreten Schritte und Umgang mit den Folgen der Pandemie Maßnahmen will Ihre Partei ergreifen, um direkte und vor allem indirekte Folgen von COVID-19 in Deutschland und international abzufedern bzw. zu überwinden? [Gemeinsame Antwort auf Frage 1 und 2] Die Pandemie hat die herausragende Bedeutung des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (ÖGD) für einen wirksamen Schutz der Gesundheit der Bevölkerung deutlich werden lassen. Bund und Länder haben deshalb einen „Pakt für den Öffentlichen Gesundheitsdienst“ geschlossen, um den ÖGD in seiner ganzen Aufgabenvielfalt und auf allen Verwaltungsebenen zu stärken und zu modernisieren. Der Bund stellt für die Umsetzung des Paktes insgesamt Mittel in Höhe von vier Milliarden Euro bis 2026 zur Verfügung, um den Personalaufbau und die Digitalisierung in den unteren Gesundheits- behörden zu unterstützen. CDU und CSU setzen sich dafür ein, dass das Robert-Koch-Institut gestärkt und zum deutschen Public-Health-Institut ausgebaut wird. Es muss in Zukunft noch viel stärker bei der Bekämpfung von epidemischen Gesundheitsgefahren tätig sein und sich noch stärker mit den Gesundheitsbehörden der Länder und Kommunen, aber auch international vernetzen. Für besonders versorgungskritische Wirkstoffe werden wir Maßnahmen wie eine staatliche Lagerhaltung oder Notfallkapazitäten schaffen, um eine Produktion auf Abruf zu ermöglichen. Die EU-Führungsspitzen haben im Februar 2021 vereinbart, an einem internationalen Pandemievertrag zu arbeiten. Dieses Vorhaben unterstützen CDU und CSU. Es besteht derzeit vor allem ein dringender Forschungsbedarf hinsichtlich der langfristigen und indirekten Folgen einer Covid-19-Erkrankung. Dazu muss die Datenlage zu Post-COVID/Long-COVID verbessert werden. Es ist dringend erforderlich, mehr über die Zahl der Post-COVID/Long-COVID- Betroffenen in den einzelnen Altersgruppen sowie über Art und Ausmaß der Beeinträchtigungen, denen sie ausgesetzt sind, zu erfahren, um mit geeigneten Präventionsmaßnahmen gegensteuern zu können. Handlungsbedarf besteht auch im Bereich des Öffentlichen Gesundheitsdienstes. Der Pakt für den öffentlichen Gesundheitsdienst ist zügig umzusetzen. Der für die Gesundheitsämter vereinbarte Personalaufwuchs muss vorangetrieben werden, und nach wie vor bestehende Probleme bei der Digitalisierung und der Anwendung von DEMIS/SORMAS müssen schnellstmöglich behoben werden. Auch auf nationaler Ebene muss der „Health-in-all-Policies“-Ansatz gerade mit Blick auf die Vermeidung künftiger Pandemien oder der Minderung ihrer Folgen stärker zum Tragen kommen. Weltweit kann diese Pandemie nur durch internationale Solidarität überwunden werden. Die Krise ist erst vorbei, wenn es global genügend Impfstoff gibt. Wir setzen uns daher für die finanzielle und substanzielle 6
Förderung der globalen Corona-Impfkampagne der Weltgesundheits- organisation (COVAX) ein. Unsere Schwerpunkte liegen auf dem Aus- und Aufbau öffentlicher Gesundheitssysteme, der Verbesserung des Zugangs zu Arzneimitteln und Impfstoffen, mehr Transparenz sowie auf der gesundheitlichen Bildung. Wir arbeiten auch daran, dass die Weltgesundheitsorganisation WHO durch einen mutigen Reformprozess gestärkt wird. Aus unserer Sicht bedarf es eines strukturierten Prozesses, um als deutscher Gesetzgeber und als deutsche Bundesregierung die gesamtgesellschaftlichen Lehren aus der Pandemie zu ziehen und die notwendigen Änderungsbedarfe herauszuarbeiten. In ähnlicher Weise sollten auch auf europäischer und internationaler Ebene Veränderungsbedarfe definiert werden. Wichtig ist uns in jedem Fall, dass notwendige Änderungen und Verantwortlichkeiten für deren Umsetzung konkret benannt werden. Die aktuell wirkungsvollste Maßnahme ist die Impfung. In Deutschland muss daher die Impfung zu denjenigen in Form niedrigschwelliger Angebote kommt, die bisher nicht zur Impfung gekommen sind. International müssen die Impfstoffe besser verteilt, der Patentschutz v.a. der mit öffentlichen Mitteln geförderten Impfstoffe aufgehoben, eine Förderung der Entwicklung und Produktion von Medikamenten und Impfstoffen in Ländern des Südens gefördert und ein Kooperationszwang für Impfstoffhersteller mit möglichen Herstellungsbetrieben weltweit etabliert werden. Zur Milderung der direkten Folgen sind national die Anerkennung von Corona als Berufskrankheit und Hilfen für betroffene Betriebe notwendig. Auf internationaler Ebene braucht es akut verstärkt humanitäre Hilfe, um Folgen der Corona-Maßnahmen wie Hunger, Armut und die Zerstörung wirtschaftlicher Betriebe abzufedern. Außerdem muss die Entwicklungszusammenarbeit verstärkt werden durch den Aufbau von sozialen Sicherungssystemen und sozialer öffentlicher und nicht profitorientierter Infrastruktur, Unterstützung für Süd-Süd- Kooperationen im Gesundheitsbereich, Förderung von kleinen und mittleren Unternehmen und regionaler Kreislaufwirtschaft. 7
Zugang zu Impfstoff/Medikamenten und intellektuelle Eigentumsrechte – Frage 3: Welche konkreten Schritte will Ihre Partei unternehmen, um einen fairen, weltweiten Zugang zu Impfstoffen, Medikamenten und Technologien zu sichern und welche Bedeutung messen Sie den intellektuellen Eigentumsrechten in dieser Sache zu? Wir werden das Tempo für die Entwicklung neuer, innovativer Medikamente und Impfstoffe erhöhen, indem wir einheitliche Vorgaben schaffen – etwa beim Datenschutz, bei länderübergreifenden Studien oder der Einführung von Musterverträgen für klinische Prüfungen. Der Aufbau einer Impfstoffproduktion erfordert allerdings hohe Investitionen in Material und Fachkräfte. Ohne Aussicht auf Patentschutz wären private Unternehmen nicht bereit, dieses Risiko zu tragen. Deshalb treten CDU und CSU dafür ein, dass weiterhin der Patentschutz gilt. Hierin sehen wir einen Anreiz, die Forschung und Entwicklung von Impfstoffen voranzubringen und Produktionskapazitäten sicherzustellen. Das zeigen auch zahlreiche Kooperationen und Lizenzvereinbarungen der Hersteller weltweit und die hohe Steigerung der Produktionsmengen im Lichte der Corona-Pandemie. Damit auch ärmere Staaten ihre Bevölkerung mit Impfstoff versorgen können, unterstützt Deutschland bislang die multilaterale Forschungs- und Finanzierungsplattform (ACT-A) mit 2,2 Milliarden Euro. Die Impfstoffplattform COVAX erhält mit rund einer Milliarde Euro einen großen Teil des Beitrages. Bis Ende 2021 wird Deutschland zudem 70 Millionen überschüssige Dosen an die Initiative abgeben können. Die Corona-Pandemie führt weltweit zu unsäglichem, millionenfachem Leid, zu Überlastungen im Gesundheitssystem und dies vor allem in den ärmsten Ländern unserer Welt. Im Bewusstsein für unsere globale Verantwortung unterstützt die SPD die Gespräche um die TRIPS-Waiver-Initiative. Dies dient auch dem Schutz unserer eigenen Bevölkerung vor der Gefahr neuer Mutationen. Die Pandemie kann nur weltweit besiegt werden. Deshalb sollten Impfstoffe auch als globale öffentliche Güter betrachtet werden. Wir setzen gleichzeitig auch auf freiwillige Kooperationen mit einzelnen Herstellern, um einen möglichst schnellen Technologietransfer zu gewährleisten. Außerdem setzen wir uns nachdrücklich dafür ein, dass die COVAX-Initiative zu einem Erfolg geführt wird. Die anlaufenden Spenden von in Deutschland nicht benötigten Impfdosen geben Anlass zum Optimismus. DIE LINKE fordert im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit einen Technologietransfer in die Länder des Südens. Dazu gehört auch das Aussetzen des Patentschutzes auf Impfstoffe und Medikamente mittels eines sogenannten TRIPS-Waivers im Rahmen der Welthandels- organisation und die Nutzung freier Produktionskapazitäten auch in Ländern des Südens und Schwellenländern - vor allem in globalen 8
Notsituationen wie der aktuellen Corona-Pandemie. Generell braucht es eine Ausweitung öffentlicher Forschung und Entwicklung. Intellektuelle Eigentumsrechte dürfen niemals über den Schutz und die Rettung von Menschenleben - meist mit dem alleinigen Ziel der Profitmaximierung - gestellt werden. Schließlich setzen wir uns dafür ein, dass auch und gerade die Entwicklung, Forschung, Produktion und Verteilung von Impfstoffen und Medikamenten in Ländern des Südens etwa über die Entwicklungs- zusammenarbeit gefördert wird. So hat Kuba in einer außerordentlichen Kraftanstrengung vier Impfstoffe gegen COVID-19 entwickelt, kann aber aufgrund der Wirtschaftssanktionen und mangelnder wirtschaftlicher Mittel die Produktion und Impfung nicht so hoch fahren, wie es nötig wäre. Monopole auf geistiges Eigentum zur Bekämpfung von Krankheiten dürfen den Zugang zu überlebenswichtigen Schutzmaterialien, Impfstoffen und Medikamenten nicht versperren. Wir GRÜNE wollen, dass international alle Maßnahmen ergriffen werden, die einen schnellstmöglichen Zugang insbesondere zu bezahlbarer Generika ermöglichen. Dies soll insbesondere, wenn auch nicht ausschließlich, durch die vollumfängliche Anwendung der im Welthandelsrecht (WTO, TRIPS-Abkommen) festgeschriebenen sogenannten TRIPS-Flexibilität zum Schutz und der Förderung der öffentlichen Gesundheit erreicht werden. In Freihandelsabkommen der EU dürfen keine so genannten TRIPS+- Bestimmungen, wie beispielsweise verlängerte Patentlaufzeiten oder Datenexklusivität, festgeschrieben werden. Wir wollen auch die Einrichtung eines solidarisch finanzierten globalen Forschungsfonds, um die Entwicklung moderner Therapien zu unterstützen und den universellen und bezahlbaren Zugang auch für arme Bevölkerungsgruppen sicherzustellen. 9
Klimawandel und Gesundheit – Frage 4: Derzeit belasten etwa 37 Milliarden Euro klimaschädliche Subventionen den Bundeshaushalt, von denen viele direkte und indirekte gesundheitsschädliche Auswirkungen haben. Welche klima- und gesundheitsschädlichen Subventionen plant Ihre Partei abzuschaffen, und wenn ja mit welchem Zeithorizont? Ziel von CDU und CSU ist es, dass öffentliche Ausgaben regelmäßig auf ihre Wirksamkeit und Notwendigkeit überprüft und entbehrliche Ausgaben gestrichen werden. Diesen Ansatz wollen wir mit Nachdruck fortführen. Steuervergünstigungen wollen wir im Rahmen einer Klimaeffizienzreform prüfen. Dabei sollen energiebezogene Steuern, Umlagen und Entgelte stärker auf den CO2-Ausstoß ausgerichtet werden. Wir wollen Zug um Zug die klima- und umweltschädlichen Subventionen abbauen. Ein solcher Subventionsabbau muss jedoch eingebettet sein in ein Gesamtkonzept zur Bewältigung des Klimawandels; dabei muss eine sozial gerechte Finanzierung sichergestellt sein. Den Umstieg auf klimaschonende Produktionsprozesse werden wir durch direkte Investitionsförderung staatlich unterstützen und die derzeitigen höheren Kosten von klimaschonenden Technologien ausgleichen. Wir werden einen Vorschlag für eine umfassende Reform der Abgaben, Umlagen und Steuern im Energiesystem vorlegen. Wir werden uns auf europäischer und internationaler Ebene für eine konsistente klimafreundliche Besteuerung im Energiesystem einsetzen. Es geht nicht nur um den Abbau schädlicher Subventionen - vorhandene Fördermittel müssen auch effizient und zielgerichtet eingesetzt werden. Deshalb braucht es eine Prüfung aller klimapolitisch relevanten Förderprogramme und –aufrufe und ggf. eine Anpassung. Wir wollen schrittweise sämtliche umwelt- und klimaschädlichen Subventionen abbauen. Zentral ist für uns, umwelt- und klimaschädliche Verkehrsträger nicht mehr zu fördern, etwa durch Steuerprivilegien für Kerosin, Diesel und Dienstwagen. Stattdessen wollen wir massiv in den Ausbau des Öffentlichen Verkehrs, besonders auf der Schiene und auf dem Land, investieren und den ÖPNV schrittweise flächendecken kostenfrei machen. Dafür braucht es Unterstützung vom Bund. Umgebungslärm, Straßen-, Schienen- und Flugverkehrslärm wollen wir mit einem verbindlichen Lärmschutzgesetz regeln und verringern. Auch in der Baubranche müssen Subventionen umgelenkt werden von klimaschädlichen Baustoffen und fossilen Heizungen hin zu klimaneutralem Bauen und Heizen. Generell wollen wir staatliche Gelder, die als Hilfszahlungen oder Subventionen an Unternehmen gehen, an langfristige Garantien für gute Arbeit und an verbindliche Investitionspläne für den ökologischen Umbau binden. Zeithorizont ist die kommende 10
Legislaturperiode. Wo der Subventionsabbau einkommensschwächere Haushalte stark belastet, werden wir für Ausgleich sorgen. Wir wollen den Bundeshaushalt klimagerecht machen und die insgesamt sogar über 50 Mrd. Euro an umwelt- und klimaschädlichen Subventionen schrittweise abbauen. In einem ersten Schritt werden wir GRÜNE über 15 Milliarden Euro jährlich abbauen und sie für die Finanzierung von Klimaschutz und sozialer Gerechtigkeit einsetzen. An erster Stelle stehen die Subventionen für den Flugverkehr, der schrittweise Abbau der die Dieselsubventionen und die sozial-ökologisch Umgestaltung der Dienstwagenbesteuerung. Gerade vor der Notwendigkeit einer Verbesserung der Luftqualität in den Städten kommt diesen verkehrsbezogenen Subventionen eine besondere Bedeutung zu. Auch die stetig zunehmende Vermüllung der Umwelt mit Plastik im Zusammenhang mit der Mikroplastikproblematik drängt zum Handeln. Deshalb steht für uns auch die Subventionierung von Plastik, die Kreislaufwirtschaft und Recycling erschwert, ganz oben auf der Liste der Subventionen, die dringend abgebaut werden müssen. 11
Reform VN, Stärkung WHO und ODA Ziel – Frage 5: Durch welche Ansätze will Ihre Partei eine konstruktive Reform der Vereinten Nationen voranbringen und die WHO stärken, sodass eine größere Resilienz gegen globale Herausforderungen wie Pandemien oder die Klimakatastrophe entsteht? Die Pandemie zeigt, wie wichtig die internationale Zusammenarbeit bei Fragen der Gesundheit und der Gesundheitssicherheit ist. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) leistet einen wichtigen Beitrag zur weltweiten Bekämpfung der Pandemie. Gleichzeitig hat sich gezeigt, dass die WHO ihr zentrales Mandat in der globalen Gesundheit aufgrund mangelnder Ressourcen aktuell nur unzureichend erfüllen kann. Deutschland ist im Verlauf der Corona-Krise zum größten staatlichen Geldgeber der WHO avanciert und tritt vernehmbar für eine schlagkräftige WHO ein, zu der auch alle Mitgliedstaaten ihren Beitrag leisten. Verschiedene Reformprozesse sind bereits angestoßen. Deutschland wird die Initiative zu einem internationalen Pandemievertrag zur Stärkung der globalen Gesundheitssicherheit weiter aktiv unterstützen. Globale Krisen, wie die Covid-19 Pandemie, lassen sich nur im Rahmen internationaler Solidarität, multilateraler Kooperation und starken internationalen Institutionen bekämpfen. Deshalb setzen wir uns für eine Stärkung der Rolle der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ein. Als einzige international legitimierte und normgebende Autorität in der Gesundheitspolitik muss die WHO daher institutionell gestärkt und ausreichend finanziert werden. Gesundheit und Klimaschutz müssen zusammengedacht werden. Notwendig ist ein ganzheitliches Konzept für die Gesundheit, mit Blick auf Menschen, Tiere und Umwelt. Hierzu gehört ein globales Rahmenwerk, dass alle Bereiche umfasst – von der Forschung, über Frühwarnsysteme und Best-Practice-Datenbanken, bis hin zu Politikempfehlungen, Implementierung und Evaluierung. Die SPD fordert einen interdisziplinären sowie einen sektorübergreifenden Ansatz. Zentraler Baustein ist hierbei der One-Health-Ansatz, der um die Bereiche WASH sowie Bildung und Ernährungssicherheit zu ergänzen ist. Die WHO müsste bei weltweiten Gesundheitsbedrohungen, egal ob durch eine Pandemie oder Klimakatastrophe ausgelöst, eine viel stärkere koordinierende Rolle spielen. Leider fristet sie eher ein Schattendasein und kann die meisten Programme und Projekte nicht aus eigener Kraft finanzieren. Die WHO ist in ihrer Finanzierung weitgehend abhängig von privaten Spendern. DIE LINKE setzt sich daher dafür ein, dass die Beiträge aller Industrienationen für die WHO erhöht werden (übrigens auch an andere UN-Unterorganisationen im Bereich der sozialen Entwicklung), so dass sie unabhängig von privaten Geldgebern, Sponsoren, Unternehmen und Stiftungen handeln kann. Gleichzeitig wollen wir die Anforderungen an 12
die Integrität und Unbestechlichkeit des WHO-Personals erhöhen, damit eine stärkere WHO nicht zum Einfallstor für Konzerninteressen werden kann. Institutionen, wie die globale Impfstoffallianz (GAVI), die Koalition für Innovationen zur Vorbereitung auf Epidemien (CEPI) sind sinnvoll, aber sie müssen frei von privaten Interessen agieren können und sich deshalb auch von privaten Trägern und ihrer Struktur als öffentlich-private Partnerschaften trennen. Ohne die Vereinten Nationen ist die multilaterale Zusammenarbeit an der sozial-ökologischen Transformation nicht zu meistern. Das Engagement Deutschlands und der EU für die Vereinten Nationen werden wir GRÜNE finanziell, personell und diplomatisch substanziell verstärken. Die Fähigkeiten der Vereinten Nationen im Bereich der Krisenprävention wollen wir ausbauen – auch im Bereich Klima und Sicherheit. Außerdem wollen wir den Fonds für Klimaanpassung und Klimaschutz besser ausstatten und einen zusätzlichen Fonds zum Ausgleich von Schäden und Verlusten schaffen. Für eine wirksame Zusammenarbeit zur Prävention und Koordinierung von Pandemien braucht es starke Vereinte Nationen, allen voran eine schlagkräftige WHO. Wir wollen die WHO in ihrer Ausstattung und ihrem Mandat stärken und die zweckungebundenen Zuschüsse um 200 Millionen Euro erhöhen. Die Stärkung von Gesundheitssystemen, Forschung, der ONE-Health-Ansatz sowie Umwelt und Gesundheit stehen für uns künftig stärker im Fokus. – Frage 6: Wie positioniert sich Ihre Partei zum ODA/BNE Ziel von 0,7% und dem Ziel, 0,1% des Bruttonationaleinkommens für Globale Gesundheit bereitzustellen (wie von der WHO gefordert)? Deutschland gehört zu den wenigen Ländern, die in den vergangenen beiden Jahren 0,7 Prozent des Bruttonationaleinkommens für öffentliche Entwicklungszusammenarbeit ausgegeben haben, wie es weltweit als Ziel vereinbart wurde. Wir wollen auch in Zukunft 0,7 Prozent des Bruttonationaleinkommens für öffentliche Entwicklungszusammenarbeit ausgeben und damit auch dazu beitragen, die durch die Pandemie ausgelösten Entwicklungsrückschritte in vielen Ländern der Welt rasch wieder umzukehren. CDU und CSU setzen sich dafür ein, dass die Globale Gesundheit auch künftig einer der wichtigsten Schwerpunkte unseres internationalen Engagements bleibt und entsprechend finanziell unterlegt wird. Um auf unvorhersehbare Entwicklungen flexibel reagieren und die Mittel bestmöglich einsetzen zu können, haben wir darauf verzichtet, Unterziele für den BMZ-Haushalt zu definieren. 13
Um unserer Verantwortung gegenüber den ärmsten Menschen dieser Erde gerecht zu werden, setzen wir uns weiterhin dafür ein, den Anteil der öffentlichen Ausgaben für Entwicklungszusammenarbeit von mindestens 0,7 Prozent des Bruttonationaleinkommens einzuhalten. Davon sollen zudem 0,2 Prozent des Bruttonationaleinkommens für die ärmsten Entwicklungsländer (LDCs) verwendet werden. Mit einer ODA-Quote von 0,73 Prozent haben wir dieses Ziel bereits 2020 erreicht, was zum Teil auch auf die Pandemie-bedingten wirtschaftliche Entwicklungen zurückzuführen war. Nachdem die SPD in den vergangenen Jahren eine Steigerung der ODA-Mittel im Bundeshaushalt durchsetzen konnte, werden wir die Ausgaben für die Entwicklungszusammenarbeit an die globalen Entwicklungen und Bedarfe anpassen. Auch die Forderung der WHO, 0,1 Prozent des BNE für globale Gesundheit bereit zu stellen, ist - nicht nur in der jetzigen Pandemiezeit - vollkommen berechtigt. Wir streben dieses Ziel an und wollen die globale Gesundheit stärken. Das Verhältnis zu anderen wichtigen Bereichen der Entwicklungspolitik werden wir dabei berücksichtigen. DIE LINKE drängt auf die Einhaltung des Ziels, jährlich 0,7% des deutschen Bruttonationaleinkommens (BNE) für die Entwicklungszusammenarbeit und mindestens 0,1% des BNE für Globale Gesundheit bereitzustellen. Hierfür legen wir in den Haushaltsberatungen regelmäßig konkrete Stufenpläne zur Aufstockung insbesondere des Haushalts des Entwicklungsministeriums (BMZ) und zur Zweckbindung von Mitteln für die Globale Gesundheit vor. Wir halten unsere internationalen Zusagen für Entwicklungs- zusammenarbeit (EZ) und Klimafinanzierung ein. Deutschlands Beitrag dazu ist, die ODA-Quote, also den Anteil der öffentlichen Ausgaben für Entwicklungszusammenarbeit am Bruttonationaleinkommen, von 0,7 Prozent dauerhaft bis 2025 zu erreichen und weitere 10 Milliarden Euro zur internationalen Klimafinanzierung bereitzustellen. Mit dem derzeitigen Beitrag von 0,028 Prozent des Bruttonationaleinkommens (BNE) für gesundheitsbezogene EZ fällt Deutschland im internationalen Vergleich weit zurück. Wir GRÜNE wollen die WHO-Empfehlung umsetzen und 0,1 Prozent des BNE für EZ für Gesundheit umsetzen und damit mehr als verdreifachen. Zudem fordern wir die Einrichtung eines solidarisch finanzierten globalen Forschungsfonds, um die Entwicklung moderner Therapien zu unterstützen und den universellen und bezahlbaren Zugang auch für arme Bevölkerungsgruppen sicherzustellen. 14
Gendergerechte globale Gesundheitspolitik – Frage 7: Gendergerechte globale Gesundheitspolitik priorisiert die besonderen Bedürfnisse von Frauen, Mädchen u. LGBTQI*-Individuen u. sichert u.a. den Zugang zu sexueller und reproduktiver Gesundheit. Wie stellen Sie eine gendersensitive Planung u. Umsetzung künftiger Gesundheitsprojekte weltweit sicher? CDU und CSU sind der Auffassung, dass Gendergesundheitsaspekte zu einer guten, nachhaltigen Gesundheitspolitik dazugehörten. Deshalb werden wir die jeweiligen Besonderheiten berücksichtigen, die sich aus der Frauen- und Männergesundheitsforschung insbesondere für die gesundheitliche Versorgung und die Erarbeitung von medizinischen Behandlungsleitlinien ergeben. Dabei werden bei Gesundheitsprojekten weiterhin ein Augenmerk Aspekte wie Alter, Familiensituation, Bildung, berufliche Situation, soziale und kulturelle Hintergründe legen. Sexuelle und reproduktive Gesundheit und Rechte (SRGR) sind für die Verwirklichung von Gleichstellung unabdingbar. Der Bereich ist jedoch weltweit in den vergangenen Jahren unter Druck geraten und wird derzeit durch die Corona-Krise vor weitere Herausforderungen gestellt. Wir wollen weltweit das Recht von Frauen, Männern und anderen unterstützen, über den eigenen Körper zu bestimmen und freie Entscheidungen über die eigene Sexualität und Fortpflanzung zu treffen. Wir wollen die Gelder zur Stärkung von SRGR erhöhen und unterstützen den Auf- und Ausbau sozialer Sicherungssysteme für Gesundheitsdienstleistungen sowie die Bereitstellung von gender-gerechter Hygiene- und Sanitätsversorgung. Um „Shrinking Spaces“ Einhalt zu gebieten, unterstützen wir zudem vor allem auch jene zivilgesellschaftlichen Prozesse, Gruppen und Personen, die sich aktiv für Frauen- und Mädchenrechte und eine gendergerechte Gesundheitspolitik einsetzen. Gendersensitive Programme in der Entwicklungszusammenarbeit (EZ) müssen ausgeweitet und abgesichert werden. Hierzu setzt sich DIE LINKE regelmäßig für eine Zweckbindung von EZ-Mitteln für solche Programme ein. Gerade im Gesundheitsbereich und wenn es um sexuelle und reproduktive Gesundheit und Rechte (SRGR) geht, ist ein gendersensitives Herangehen zur Zielerreichung unerlässlich. Hierfür braucht es eine entsprechende Überarbeitung der Planungs- und Umsetzungsinstrumente, die ein gendersensitives Vorgehen vorschreiben, ebenso wie eine entsprechende Vorbereitung und Schulung der eingesetzten Fachkräfte, damit Genderaspekte wie selbstverständlich zum Kernbestandteil des Handelns werden. 15
Wir GRÜNE wollen auch in der Gesundheitspolitik erreichen, dass Geschlechtergerechtigkeit stärker beachtet wird. Wir setzen uns konsequent für die Rechte von Frauen und Mädchen sowie LBTQI*- Individuen weltweit ein. Ein selbstbestimmtes Leben umfasst auch den Schutz und die Garantie der sexuellen und reproduktiven Rechte und Gesundheit. Massive Investitionen in (Grund)-Bildung, Gesundheitssysteme und Zugang zu guten Jobs sind dafür wichtig. Für uns ist dabei die Erhöhung der EZ-Maßnahmen, welche zum Hauptziel die Förderung von Geschlechtergerechtigkeit haben (GG2-Kennung) von Bedeutung. Der Anteil dieser EZ-Maßnahmen liegt bislang bei einem verschwindend geringen Anteil von nur 1,2 % der ODA-Mittel, wir wollen dies in einem ersten Schritt auf 10% erhöhen. 16
Intersektorale Zusammenarbeit – Frage 8: Intersektoralität ist bei der Bearbeitung von Gesundheitsfragen auch für weniger prominente Themen, wie mentale und urbane Gesundheit oder Nicht-übertragbare Krankheiten, notwendig. Mit welchen Maßnahmen will Ihre Partei die Intersektoralität zwischen Gesundheit und anderen Themenfeldern fördern? Die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung geht davon aus, dass ein verstärkter interdisziplinärer Dialog und die Zusammenarbeit aller Akteure notwendig sind, um die Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Diesen Ansatz werden wir weiterhin verfolgen. Für CDU und CSU ist insbesondere der Global Health Hub Germany ein wichtiges Netzwerk, verschiedene Akteure zusammenzubringen, deren Austausch zu fördern und ihre Sichtbarkeit zu erhöhen. So können neue Partnerschaften und Kooperationen über die Grenzen von Sektoren und Akteursgruppen hinweg entstehen. Die Zusammenarbeit, der für das Thema Globale Gesundheit zuständigen Bundesministerium werden weiter intensivieren und auch neue Themen wie z. B. Gesundheit und Stadtentwicklung aufgreifen. Aus Sicht der SPD ist eine intensivere Koordinierung zwischen den unterschiedlichen Ressorts und politischen Ebenen dringend notwendig. Die SPD setzt sich deshalb für eine ressortübergreifende Strategie für Gesundheitsförderung und Prävention in Deutschland ein. Alle chronischen, nicht übertragbaren Erkrankungen, die durch Lebens-, Arbeits- oder Umweltbedingungen beeinflusst und beinflussbar sind, müssen in eine solche Strategie einbezogen werden. Ziel muss es sein, dass bei der politischen Entscheidungsfindung in allen Politikfeldern die gesundheitlichen Folgen berücksichtigt werden, um so schädliche Auswirkungen auf die Gesundheit zu vermeiden, die Bedingungen für die Gesundheit zukünftiger Generationen zu verbessern und auch so zur Verminderung sozial bedingter Ungleichheit von Gesundheitschancen beizutragen. Im internationalen Kontext arbeiten wir daran, ein regelbasiertes multilaterales System aufrecht zu erhalten und sehen für den Bereich globale Gesundheit eine gestärkte WHO als unverzichtbar. Entsprechend setzen wir uns dafür ein, ihre Finanzierung durch die Staatengemeinschaft auf eine solidere Basis zu stellen. Die Entstehung von Krankheiten hängt zu einem großen Teil an den Lebensumständen. Für die Lebensumstände sind alle Politikfelder verantwortlich. Besonders wichtig ist das Soziale: Der Unterschied der Lebenserwartung und der gesunden Lebensjahre ist immens zwischen den Reichen und denen, die wenig haben. Mehr noch: Gleichere Gesellschaften nutzen den Armen gesundheitlich erheblich, aber auch den Reichen. Ähnliches gilt für Bildung. Das Lebensumfeld wird auch durch Verkehrspolitik geprägt. Und ob Schadstoffe oder die Entstehung von 17
Pandemien: Hier ist die Umweltpolitik maßgeblich. Daher müssen wir in allen Politikfeldern bei allen Vorhaben immer auch die Auswirkungen auf die Gesundheit der Menschen im Blick haben und in die Entscheidungsfindung miteinfließen lassen. Das könnte durch eine obligatorische Gesetzesfolgeabschätzung und/oder ein zu schaffendes Gremium erfolgen. Für eine gesunde Gesellschaft braucht es eine Politik, die vorsorgt und die Ursachen von Krankheiten bekämpft, Präventionsforschung fördert und vorausschauend handelt. Statt nur auf die nächste Krise zu reagieren, sollen in Zukunft durch gemeinsame Gesundheitsziele und eine Ausweitung der Gesundheitsberichterstattung Krankheitsursachen und der Stand der gesundheitlichen Versorgung in den Blick genommen werden. Prävention, Gesundheitsförderung und gesundheitliche Versorgung wollen wir grundsätzlich als Querschnittsaufgabe in allen Politikbereichen verfolgen. Hierzu wollen wir GRÜNE ein Bundesinstitut für Gesundheit gründen, das konkrete Gesundheits- und Versorgungsziele entwickelt. Auch einen Gesundheitsverträglichkeitscheck finden wir sinnvoll, um gesundheits- förderliche Lebensbedingungen zu unterstützen. 18
Kontaktieren Sie uns: info@globalhealthhub.de www.globalhealthhub.de 19
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