Was später geschah - Bookstation-Shop aus Anzing

Die Seite wird erstellt Philine Brandt
 
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Kapitel 1

                       Wenn Du etwas Wunderbares vollbracht hast,
           dann sei nicht traurig, wenn niemand davon Notiz nimmt.
    Die Sonne veranstaltet jeden Morgen ein wunderschönes Spektakel
                            und der größte Teil des Publikums schläft
                                                      (John Lennon)

                   Was später geschah      ...

   Die Luft des frühen Morgens ist noch kühl.
   Die Vögel begrüßen zwitschernd den beginnenden Tag.
   Der Hund Lily und Adelheid stehen zwischen den
Bäumen und betrachten staunend die beiden am Boden
liegenden Leichen.

  Ein zufriedenes Lächeln umspielt Adelheids Mund.
  „Endlich ein Mord mit Stil!“

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Kapitel 2

                      Das Wichtigste ist, dein Leben zu genießen –
                         glücklich zu sein –, das ist alles, was zählt
                                                 (Audrey Hepburn)

„Also, ich halte das Ganze immer noch für eine Schnaps-
idee.“
   Shari, Marlies und Adelheid stehen vor der Haustüre
ihrer gemeinsamen Freundin Nana.
   Nana hat Geburtstag und die Freundinnen haben sich
ein ganz besonderes Geschenk für diesen Tag ausgedacht.
   Aber Shari hat eben wegen dieses Präsents Bedenken,
und jetzt, vor der Haustüre, werden diese eher größer.
   Marlies, von der die Idee stammt, ist immer noch Feuer
und Flamme: „Würde es dich nicht freuen, wenn unsere
Nana glücklich ist? Ich finde, das war die Superidee über-
haupt, sie bei der Partnervermittlung anzumelden.“
   Sie wedelt mit dem Umschlag, der den Geschenkgut-
schein enthält, vor Sharis Nase.
   „Soll das heißen, dass Nana ohne Mann nicht glücklich
ist?! Den Eindruck habe ich aber überhaupt nicht!“
   Shari fühlt sich nicht wohl, wenn sie an die bevorste-
hende Überreichung des Geschenks denkt. Sie befürchtet,
sich mit dem Geschenk in das intimste Privatleben von
Nana einzumischen.
   Gemeinsam haben die drei Frauen ihre Freundin Nana
bei einer Internet-Singlebörse registrieren lassen und einen
Jahresbeitrag einbezahlt.

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„Eine Jahresmitgliedschaft bei eSchnuckiputz“ – so lau-
tet der Geschenkgutschein, den sie Nana überreichen.
   Adelheid findet Marlies’ Idee sehr interessant und in­
spirierend. Sie könnte sich ein solches Geschenk auch gut
für sich selbst vorstellen.
   „Was sollte sie denn dagegen haben? Nana hat noch nie
was Neues abgelehnt.“
   Auch Adelheid ist für spannende Ereignisse immer of-
fen. Ihr eigenes Profil bei einer Partnervermittlung in­­­s
Netz zu stellen, würde bestimmt viel Spaß und Abenteuer
in ihr Leben bringen.
   Adelheid träumt sich tiefer in die lustvollen Möglich-
keiten. Sie seufzt und lächelt vor sich hin.
   Shari und Marlies kennen diese Anzeichen.
   Um Schlimmeres zu verhüten, klingeln sie an Nanas
Türe.
   Nana wartet schon auf ihre Freundinnen.
   Zur Feier des Tages trägt sie ein cremefarbenes Kleid mit
einigen wenigen Farbtupfern. Die Augen sind geschminkt
und ein Lippenstift leuchtet rot auf ihren Lippen.
   Als Nana den Gutschein aus dem Kuvert holt und
schließlich in den Händen hält und liest, scheinen Äonen
zu vergehen, bis sie eine Reaktion zeigt und die Augen
vom pinkfarbenen Geschenk-Coupon hebt.
   Sie schaut ihren Freundinnen lange in die Augen.
   Zuerst in Marlies’, dann in Sharis, und am Ende ist
Adelheid dran.
   Als Nana weiterhin schweigt, hält es Marlies nicht mehr
aus:
   „Ist das nicht eine grandiose Idee!? Vielleicht lernst du
auf diese Weise deinen Seelenpartner kennen!“

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Marlies strahlt, berauscht von ihren eigenen Ideen:
„Und wir sind dann deine Agenten des Glücks!“
   Skeptisch stellt Shari die Frage, ob Nana sich wirklich
auf diese Suche einlassen mag.
   Nana, die bis dahin ihr Lachen verhindert hatte, weil sie
nicht wusste, ob sie dieses Geschenk wirklich zum Lachen
findet, prustet nun los.
   „Wenn der Wind des Wandels weht, dann sollte man
keine Mauern bauen, sondern Windmühlen!“
   Glücklich über die Wirkung ihres Geschenks stimmen
ihre Busenfreundinnen mit ein, bis alle vier sich wiehernd
am Teppich kugeln.
   Marlies zeigt Nana, wie sie ihr eigenes Profil lesen und
bei Bedarf auch ändern oder ergänzen kann.
   Der Text, mit dem Marlies sie bei eSchnuckiputz be-
schrieben hat, ist nicht mal so übel, muss Nana zugeben.
   Und Marlies ist zufrieden.
   „Zu meinem nächsten Geburtstag möchte ich auch so
ein Geschenk“, stellt Adelheid fest und erntet prompt
schallendes Gelächter von Marlies.
   „Du hast doch deinen Harry! Warum erzählst du nichts
mehr von ihm. Was ist denn passiert, dass du dir gleich
einen Neuen per Internet suchen willst.“
   Adelheid blockiert. Sie hat verschiedene kleine Bewe-
gungen oder Töne, die ihren Freundinnen mitteilen, dass
sie hier und heute keinerlei Antwort erwarten können.
   Jetzt verzieht Adelheid ihren Mund. Und Mundverzie-
hen heißt: Das Gespräch ist beendet!
   Der exotische Geruch, der intensiv und einladend die
Wohnung durchdringt, erinnert daran, dass an Nanas Ge-
burtstag üblicherweise indisch gekocht und gespeist wird.

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Und – das haben sie vor Jahren begonnen – alle essen,
wie in Indien üblich, mit den Fingern.
   Reis und Gemüsecurry. Lecker.
   Als Dessert Mango-Lassi. Welch ein Genuss.
   Shari ist etwas aufgeregt, denn sie wird für einige Wo-
chen Besuch aus Indien beherbergen.
   Die Vorstellung, in der nächsten Zeit ihren Gaumen
noch oft auf diese exotische Weise verwöhnen zu können,
macht ihr Spaß.
   Sie verabreden, mit dem kleinen indischen Mädchen
zusammen viel zu unternehmen.
   Ist es in diesem Land nicht üblich, dass die Familie stän-
dig zusammenlebt und zusammenarbeitet? Shari und ihr
Mann Werner sind nicht gerade eine große Gastfamilie.
Da tun dem Mädchen drei verwöhnende Gast-Tanten si-
cherlich gut.
   Als Abschluss des Geburtstages ist der Besuch einer
Mini-Bühne in Andechs, am Heiligen Berg, vorgesehen.
   Martina und Johnny Bauer, ein unkonventionelles und
alternatives Ehepaar, hatten jahrelang in München ein
Theater für Kleinkunst betrieben und waren damit plei-
tegegangen.
   Sie hoffen nun, sich an ihrem Wohnort mit ihrer kaba-
rettistischen Performance über Wasser halten zu können.
   Sie haben sich in Andechs ein etwas abgelegenes altes
Bauernhaus gekauft. Das Haus ist nun nicht nur ihr Heim,
sondern auch ein Künstleratelier mit einer kleinen Bühne.
   Das „Theater“, eine Blackbox, hat die Größe eines Wohn-
zimmers und besitzt zwanzig Zuschauerplätze. Das En-
semble besteht aus Martina und Johnny.
   Die beiden sind Schauspieler, Regisseure, Drehbuch-

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autoren, Requisiteure, Dekorateure, Manager und nicht
zuletzt Plakatkleber und Putzkolonne.
   Ihre Freundin Mechthild, eine junge Ärztin, springt als
Frau an der Kasse und Platzanweiserin ein.
   Adelheid hatte die beiden Schauspieler und einige von
deren Freunden in einem Café kennengelernt und ist nun
beseelt von der Idee, den beiden und ihrem kleinen Theater
mit Initiative unter die Arme zu greifen.
   Der Theaterabend ist vergnüglich. Die Lachmuskeln
sind volle zwei Stunden im Einsatz.
   Die vollbusige Martina hat viel erotische Schwungmasse
zu bieten und versprüht viel weibliches Feuer.
   Johnny, ein schlanker Mann mit vollem Haar, ist wort-
gewandt und charmant.
   Ein sich ideal ergänzendes Künstlerpaar.
   Nana und Martina erkennen sich als Studienkolleginnen
aus früheren Zeiten und so bleiben alle zusammen sitzen
und der Abend dehnt sich bis tief in die Nacht.
   Musik und Tanz, Ratschen und Lachen erfüllen den Raum.
   Martina erfährt von Nanas Geburtstag und so wird mit
Rotwein und Pistazienknabberei weitergefeiert, bis das
Geburtstagskind nach Hause möchte.
   Shari und Marlies schließen sich an. Adelheid bleibt.
                              *
   Adelheid fühlt sich gut und lebendig.
   Die neu erworbene Bekanntschaft mit Martina, Johnny
und Mechthild verspricht viele neue Anregungen und eine
Bereicherung für ihr Leben.
   Ist es nicht eine kribbelnde Besonderheit, mit einer
Ärztin und einer Schauspielerin und Theaterbesitzerin
befreundet zu sein?

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Die vollbusige und temperamentvolle Martina ist eine
wahre Pracht auf der Bühne.
   Wenn sie da oben auf den Brettern ihren blonden Lo-
ckenkopf zum Beben bringt, spürt Adelheid so etwas wie
Stolz, dass sie diese Frau kennt.
   Johnny ist natürlich auch ein interessanter Zuwachs in
ihrem Bekanntenkreis.
   Als Schauspieler ist er ein schillernder und brillanter
Womanizer; hat er jedoch die Bühne erst einmal verlassen,
ist er für Adelheids Vorstellung zu still und zurückhaltend.
   Mechthild, die etwas herbe junge Medizinerin, hat leider
keinen Doktortitel.
   Aber naja – eine Ärztin als Freundin, wenn auch ohne
Doktortitel, wirkt auch sehr dekorativ.
   Natürlich ist Adelheid froh um die vielen Jahre voll
Freundschaft und Abenteuer mit Marlies, Nana und Shari.
   Shari ist Lehrerin, Oberstudienrätin. Ein respektabler
Beruf, ja. Aber es ist nur ein ganz normaler Beruf.
   Marlies, die Heilpraktikerin, ist leidenschaftliche Ho-
möopathin und hilft, wo sie kann.
   Nana, die Geschichten- und Märchenerzählerin, führt
ihre Freundinnen in die bunte Welt der Fantasie. Sie baut
Luftschlösser oder wandert mit Interessierten zu Kraft-
plätzen.
   Das alles ist nett und interessant, aber es hat nicht den
Stellenwert einer Ärztin oder Schauspielerin.
   Adelheid würde einiges dafür tun, um die Bindung zu
den beiden Frauen mit den attraktiven Berufen zu stärken
und zu verdichten.
   So sitzt sie nun mit Martina, Johnny und Mechthild
zusammen und beginnt zu erzählen.

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Sie berichtet vom Fallschirmspringen, vom Feuerlauf,
vom gemeinsamen Tanzen, Musizieren und den vielen
fesselnden Reisen.
   Erregende Erlebnisse, die sie mit Marlies, Nana und
Shari teilt.
   Adelheid erkennt beim Erzählen die Lebendigkeit ihrer
langjährigen Freundinnen.
   Vor einem Jahr hatten sie gemeinsam sogar einen Mord
aufgeklärt.
   Martina und Mechthild lassen sich die Mordgeschichte
ausführlich erzählen.
   Und Martina ist wirklich interessiert, denn sie und John-
ny suchen für das nächste Bühnenstück ein neues Thema.
   Ein Krimi scheint ein packender Gedanke zu sein.
   Adelheid freut sich über die Beachtung ihrer Erzäh-
lungen und lädt gleich zum nächsten Beisammensein bei
Nana ein.
   Am Samstag wollen sie sich wieder treffen.
   Nach vielen gemeinsam Reisen und Abenteuern haben
die Freundinnen beschlossen, sich nun mehr ihrem spiri-
tuellen Wachstum und der Achtsamkeit zu widmen.
   Das Thema ist schon gewählt: Der Schätze gewahr wer-
den, die Mutter Erde, die Natur, allen bietet!
   Sie wollen mit Wildkräutern beginnen. Als Erstes mit
der allen bekannten Brennnessel!
   Jede darf und kann dazu eigene Gedanken einbringen
und Interessantes berichten. Wenn möglich, wollen sie aus
der Brennnessel etwas herstellen und mitbringen.
   Die Weinlaune bringt Martina und Mechthild dazu, die
Brennnessel ebenfalls sehr interessant zu finden, und sie
versprechen, am Samstag dabei zu sein.

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