Was später geschah - Bookstation-Shop aus Anzing
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Kapitel 1 Wenn Du etwas Wunderbares vollbracht hast, dann sei nicht traurig, wenn niemand davon Notiz nimmt. Die Sonne veranstaltet jeden Morgen ein wunderschönes Spektakel und der größte Teil des Publikums schläft (John Lennon) Was später geschah ... Die Luft des frühen Morgens ist noch kühl. Die Vögel begrüßen zwitschernd den beginnenden Tag. Der Hund Lily und Adelheid stehen zwischen den Bäumen und betrachten staunend die beiden am Boden liegenden Leichen. Ein zufriedenes Lächeln umspielt Adelheids Mund. „Endlich ein Mord mit Stil!“ 7
Kapitel 2 Das Wichtigste ist, dein Leben zu genießen – glücklich zu sein –, das ist alles, was zählt (Audrey Hepburn) „Also, ich halte das Ganze immer noch für eine Schnaps- idee.“ Shari, Marlies und Adelheid stehen vor der Haustüre ihrer gemeinsamen Freundin Nana. Nana hat Geburtstag und die Freundinnen haben sich ein ganz besonderes Geschenk für diesen Tag ausgedacht. Aber Shari hat eben wegen dieses Präsents Bedenken, und jetzt, vor der Haustüre, werden diese eher größer. Marlies, von der die Idee stammt, ist immer noch Feuer und Flamme: „Würde es dich nicht freuen, wenn unsere Nana glücklich ist? Ich finde, das war die Superidee über- haupt, sie bei der Partnervermittlung anzumelden.“ Sie wedelt mit dem Umschlag, der den Geschenkgut- schein enthält, vor Sharis Nase. „Soll das heißen, dass Nana ohne Mann nicht glücklich ist?! Den Eindruck habe ich aber überhaupt nicht!“ Shari fühlt sich nicht wohl, wenn sie an die bevorste- hende Überreichung des Geschenks denkt. Sie befürchtet, sich mit dem Geschenk in das intimste Privatleben von Nana einzumischen. Gemeinsam haben die drei Frauen ihre Freundin Nana bei einer Internet-Singlebörse registrieren lassen und einen Jahresbeitrag einbezahlt. 8
„Eine Jahresmitgliedschaft bei eSchnuckiputz“ – so lau- tet der Geschenkgutschein, den sie Nana überreichen. Adelheid findet Marlies’ Idee sehr interessant und in spirierend. Sie könnte sich ein solches Geschenk auch gut für sich selbst vorstellen. „Was sollte sie denn dagegen haben? Nana hat noch nie was Neues abgelehnt.“ Auch Adelheid ist für spannende Ereignisse immer of- fen. Ihr eigenes Profil bei einer Partnervermittlung ins Netz zu stellen, würde bestimmt viel Spaß und Abenteuer in ihr Leben bringen. Adelheid träumt sich tiefer in die lustvollen Möglich- keiten. Sie seufzt und lächelt vor sich hin. Shari und Marlies kennen diese Anzeichen. Um Schlimmeres zu verhüten, klingeln sie an Nanas Türe. Nana wartet schon auf ihre Freundinnen. Zur Feier des Tages trägt sie ein cremefarbenes Kleid mit einigen wenigen Farbtupfern. Die Augen sind geschminkt und ein Lippenstift leuchtet rot auf ihren Lippen. Als Nana den Gutschein aus dem Kuvert holt und schließlich in den Händen hält und liest, scheinen Äonen zu vergehen, bis sie eine Reaktion zeigt und die Augen vom pinkfarbenen Geschenk-Coupon hebt. Sie schaut ihren Freundinnen lange in die Augen. Zuerst in Marlies’, dann in Sharis, und am Ende ist Adelheid dran. Als Nana weiterhin schweigt, hält es Marlies nicht mehr aus: „Ist das nicht eine grandiose Idee!? Vielleicht lernst du auf diese Weise deinen Seelenpartner kennen!“ 9
Marlies strahlt, berauscht von ihren eigenen Ideen: „Und wir sind dann deine Agenten des Glücks!“ Skeptisch stellt Shari die Frage, ob Nana sich wirklich auf diese Suche einlassen mag. Nana, die bis dahin ihr Lachen verhindert hatte, weil sie nicht wusste, ob sie dieses Geschenk wirklich zum Lachen findet, prustet nun los. „Wenn der Wind des Wandels weht, dann sollte man keine Mauern bauen, sondern Windmühlen!“ Glücklich über die Wirkung ihres Geschenks stimmen ihre Busenfreundinnen mit ein, bis alle vier sich wiehernd am Teppich kugeln. Marlies zeigt Nana, wie sie ihr eigenes Profil lesen und bei Bedarf auch ändern oder ergänzen kann. Der Text, mit dem Marlies sie bei eSchnuckiputz be- schrieben hat, ist nicht mal so übel, muss Nana zugeben. Und Marlies ist zufrieden. „Zu meinem nächsten Geburtstag möchte ich auch so ein Geschenk“, stellt Adelheid fest und erntet prompt schallendes Gelächter von Marlies. „Du hast doch deinen Harry! Warum erzählst du nichts mehr von ihm. Was ist denn passiert, dass du dir gleich einen Neuen per Internet suchen willst.“ Adelheid blockiert. Sie hat verschiedene kleine Bewe- gungen oder Töne, die ihren Freundinnen mitteilen, dass sie hier und heute keinerlei Antwort erwarten können. Jetzt verzieht Adelheid ihren Mund. Und Mundverzie- hen heißt: Das Gespräch ist beendet! Der exotische Geruch, der intensiv und einladend die Wohnung durchdringt, erinnert daran, dass an Nanas Ge- burtstag üblicherweise indisch gekocht und gespeist wird. 10
Und – das haben sie vor Jahren begonnen – alle essen, wie in Indien üblich, mit den Fingern. Reis und Gemüsecurry. Lecker. Als Dessert Mango-Lassi. Welch ein Genuss. Shari ist etwas aufgeregt, denn sie wird für einige Wo- chen Besuch aus Indien beherbergen. Die Vorstellung, in der nächsten Zeit ihren Gaumen noch oft auf diese exotische Weise verwöhnen zu können, macht ihr Spaß. Sie verabreden, mit dem kleinen indischen Mädchen zusammen viel zu unternehmen. Ist es in diesem Land nicht üblich, dass die Familie stän- dig zusammenlebt und zusammenarbeitet? Shari und ihr Mann Werner sind nicht gerade eine große Gastfamilie. Da tun dem Mädchen drei verwöhnende Gast-Tanten si- cherlich gut. Als Abschluss des Geburtstages ist der Besuch einer Mini-Bühne in Andechs, am Heiligen Berg, vorgesehen. Martina und Johnny Bauer, ein unkonventionelles und alternatives Ehepaar, hatten jahrelang in München ein Theater für Kleinkunst betrieben und waren damit plei- tegegangen. Sie hoffen nun, sich an ihrem Wohnort mit ihrer kaba- rettistischen Performance über Wasser halten zu können. Sie haben sich in Andechs ein etwas abgelegenes altes Bauernhaus gekauft. Das Haus ist nun nicht nur ihr Heim, sondern auch ein Künstleratelier mit einer kleinen Bühne. Das „Theater“, eine Blackbox, hat die Größe eines Wohn- zimmers und besitzt zwanzig Zuschauerplätze. Das En- semble besteht aus Martina und Johnny. Die beiden sind Schauspieler, Regisseure, Drehbuch- 11
autoren, Requisiteure, Dekorateure, Manager und nicht zuletzt Plakatkleber und Putzkolonne. Ihre Freundin Mechthild, eine junge Ärztin, springt als Frau an der Kasse und Platzanweiserin ein. Adelheid hatte die beiden Schauspieler und einige von deren Freunden in einem Café kennengelernt und ist nun beseelt von der Idee, den beiden und ihrem kleinen Theater mit Initiative unter die Arme zu greifen. Der Theaterabend ist vergnüglich. Die Lachmuskeln sind volle zwei Stunden im Einsatz. Die vollbusige Martina hat viel erotische Schwungmasse zu bieten und versprüht viel weibliches Feuer. Johnny, ein schlanker Mann mit vollem Haar, ist wort- gewandt und charmant. Ein sich ideal ergänzendes Künstlerpaar. Nana und Martina erkennen sich als Studienkolleginnen aus früheren Zeiten und so bleiben alle zusammen sitzen und der Abend dehnt sich bis tief in die Nacht. Musik und Tanz, Ratschen und Lachen erfüllen den Raum. Martina erfährt von Nanas Geburtstag und so wird mit Rotwein und Pistazienknabberei weitergefeiert, bis das Geburtstagskind nach Hause möchte. Shari und Marlies schließen sich an. Adelheid bleibt. * Adelheid fühlt sich gut und lebendig. Die neu erworbene Bekanntschaft mit Martina, Johnny und Mechthild verspricht viele neue Anregungen und eine Bereicherung für ihr Leben. Ist es nicht eine kribbelnde Besonderheit, mit einer Ärztin und einer Schauspielerin und Theaterbesitzerin befreundet zu sein? 12
Die vollbusige und temperamentvolle Martina ist eine wahre Pracht auf der Bühne. Wenn sie da oben auf den Brettern ihren blonden Lo- ckenkopf zum Beben bringt, spürt Adelheid so etwas wie Stolz, dass sie diese Frau kennt. Johnny ist natürlich auch ein interessanter Zuwachs in ihrem Bekanntenkreis. Als Schauspieler ist er ein schillernder und brillanter Womanizer; hat er jedoch die Bühne erst einmal verlassen, ist er für Adelheids Vorstellung zu still und zurückhaltend. Mechthild, die etwas herbe junge Medizinerin, hat leider keinen Doktortitel. Aber naja – eine Ärztin als Freundin, wenn auch ohne Doktortitel, wirkt auch sehr dekorativ. Natürlich ist Adelheid froh um die vielen Jahre voll Freundschaft und Abenteuer mit Marlies, Nana und Shari. Shari ist Lehrerin, Oberstudienrätin. Ein respektabler Beruf, ja. Aber es ist nur ein ganz normaler Beruf. Marlies, die Heilpraktikerin, ist leidenschaftliche Ho- möopathin und hilft, wo sie kann. Nana, die Geschichten- und Märchenerzählerin, führt ihre Freundinnen in die bunte Welt der Fantasie. Sie baut Luftschlösser oder wandert mit Interessierten zu Kraft- plätzen. Das alles ist nett und interessant, aber es hat nicht den Stellenwert einer Ärztin oder Schauspielerin. Adelheid würde einiges dafür tun, um die Bindung zu den beiden Frauen mit den attraktiven Berufen zu stärken und zu verdichten. So sitzt sie nun mit Martina, Johnny und Mechthild zusammen und beginnt zu erzählen. 13
Sie berichtet vom Fallschirmspringen, vom Feuerlauf, vom gemeinsamen Tanzen, Musizieren und den vielen fesselnden Reisen. Erregende Erlebnisse, die sie mit Marlies, Nana und Shari teilt. Adelheid erkennt beim Erzählen die Lebendigkeit ihrer langjährigen Freundinnen. Vor einem Jahr hatten sie gemeinsam sogar einen Mord aufgeklärt. Martina und Mechthild lassen sich die Mordgeschichte ausführlich erzählen. Und Martina ist wirklich interessiert, denn sie und John- ny suchen für das nächste Bühnenstück ein neues Thema. Ein Krimi scheint ein packender Gedanke zu sein. Adelheid freut sich über die Beachtung ihrer Erzäh- lungen und lädt gleich zum nächsten Beisammensein bei Nana ein. Am Samstag wollen sie sich wieder treffen. Nach vielen gemeinsam Reisen und Abenteuern haben die Freundinnen beschlossen, sich nun mehr ihrem spiri- tuellen Wachstum und der Achtsamkeit zu widmen. Das Thema ist schon gewählt: Der Schätze gewahr wer- den, die Mutter Erde, die Natur, allen bietet! Sie wollen mit Wildkräutern beginnen. Als Erstes mit der allen bekannten Brennnessel! Jede darf und kann dazu eigene Gedanken einbringen und Interessantes berichten. Wenn möglich, wollen sie aus der Brennnessel etwas herstellen und mitbringen. Die Weinlaune bringt Martina und Mechthild dazu, die Brennnessel ebenfalls sehr interessant zu finden, und sie versprechen, am Samstag dabei zu sein. 14
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