Welche Digitalkamera passt zu mir?

Die Seite wird erstellt Diana Brunner
 
WEITER LESEN
Welche Digitalkamera passt zu mir?
Welche Digitalkamera passt zu mir?
Von: Gabriele Remmers

Wer sich eine neue Digitalkamera anschaffen will, steht vor einer kaum
überschaubaren Vielfalt: Features, Gehäuseformen, Preise – es gibt kaum etwas, was
es nicht gibt. Oder reicht nicht vielleicht doch die Smartphone-Kamera? Mit
unserem ersten Guide wollen neuerdings.com und fokussiert.com euch bei der Frage
weiterhelfen: Welche Digitalkamera passt zu mir? Dazu gibt es eine Grafik und
diesen ausführlichen Beitrag, den ihr übrigens auch online findet und dort
kommentieren könnt: http://neuerdings.com/?p=58025

Welche Digitalkamera passt zu dir? Unsere Typberatung erklärt es...
Illustrationen: Louise Tee

Als erstes geht es bei diesem Guide um einen Überblick zu den wesentlichen
Kameraklassen, die sich derzeit am Markt finden: Spiegelreflexkameras,
spiegellose Systemkameras, Bridgekameras und Kompaktkameras. Was ist mit
den Bezeichnungen gemeint und was ist das Besondere an der jeweiligen
Kameraklasse? Das erfahrt ihr in diesem ersten Abschnitt.

Danach dreht sich alles um die acht wesentlichen Merkmale einer
Digitalkamera, was von ihnen zu halten ist und was davon für wen wichtig ist.
Wir können logischerweise keine generellen Aussagen dazu treffen, was „am
besten“ ist. Dazu sind die persönlichen Bedürfnisse zu unterschiedlich. Deshalb
geben wir bei den Kameras jeweils nur Beispiele an. Sie sind nicht als
Empfehlungen zu verstehen. Der Guide soll euch stattdessen alle Informationen
liefern, damit ihr besser wisst, was zu euch passt und worauf ihr achten solltet.

Und für den ersten Eindruck und den Überblick haben wir außerdem die Grafik
auf der folgenden Seite für euch, die ihr online in vollständiger Größe findet:

                               Ein Special von neuerdings.com und fokussiert.com | Seite 1
Welche Digitalkamera passt zu mir?
Ein Special von neuerdings.com und fokussiert.com | Seite 2
Die Kamera-Kategorien kurz beschrieben
Spiegelreflexkameras

                               Spiegelreflexkameras, kurz auch “SLR” für das
                               englische “single lens reflex”, gelten landläufig
                               als Profi-Kameras. Das ist nicht so ganz richtig:
                               Zwar fotografieren alle Profis mit SLRs*, aber
                               nicht jede SLR ist eine Profi-Kamera. Die
                               Bandbreite reicht vom 250-Euro-
                               Einsteigermodell mit Plastikkorpus, APS-C-Sensor
                               und einfacher Ausstattung bis hin zum 5.000-
                               Euro-Profimodell mit spritzwassergeschütztem
                               Magnesium-Body, Vollformatsensor und allen
                              Profi-Features. Zu den Profi-Features gehört
übrigens, dass es keinen integrierten Blitz in der Kamera gibt, weil die “echten
Profis” ohnehin mit zusätzlichem Blitz oder einer ganzen Blitzanlage arbeiten.
Einsteiger- und Mittelklasse-SLRs haben einen eingebauten Blitz und zusätzlich
einen Blitzschuh, über den externe Blitze angeschlossen werden können.

Was alle Spiegelreflexkameras gemeinsam haben, ist der namensgebende
Spiegel sowie die Möglichkeit, das Objektiv zu wechseln. Der Spiegel dient
dazu, dass der Fotograf exakt sehen kann, welches Bild aufgenommen wird.
Dazu wird das einfallende Licht über den Spiegel nach oben reflektiert, wo
entweder ein weiterer Spiegel (billige Kameras) oder ein Prisma das Licht
erneut umlenkt, so dass der Fotograf durch den Sucher sehen kann, welches Bild
der Sensor aufnehmen könnte. Wenn dann der Auslöser gedrückt wird, klappt
der Spiegel mit dem typischen Kamerageräusch hoch, so dass die Aufnahme “im
Kasten” ist.

Lustiges Detail: In den meisten Kompaktkameras wird das Spiegelklapp-
Geräusch künstlich erzeugt, weil die Leute daran gewöhnt sind, dass
Fotografieren mit diesem Klacken zu tun hat.

Weitere Eigenschaften sind die manuellen Einstellmöglichkeiten (Zeit- und
Blendenautomatik, manueller Modus) und die Möglichkeit, zusätzlich einen
externen Blitz anzuschließen.

* “Alle” – bis auf Ausnahmen oder besondere Kunstprojekte. Es gibt auch
Fotokünstler, die mit iPhone-Aufnahmen arbeiten, oder Typen wie Michel
Comte, der nebenbei gern mit einer Kompakt-Cam mit Festbrennweite
fotografiert und nicht ständig seine SLR herumschleppt.

Beispiele für SLRs: Canon EOS 7D, Leica M8, Nikon D3200, Pentax K-7, Sony Alpha
SLT-A57K, … (zufällige Auswahl)

                          Ein Special von neuerdings.com und fokussiert.com | Seite 3
Spiegellose Systemkameras

                             Der Fortschritt insbesondere bei den Sensoren
                             und der Kamera-Firmware macht es seit einigen
                             Jahren (2008) möglich, den Spiegel wegzulassen.
                             Das sind dann sozusagen “Spiegelreflexkameras
                             ohne Spiegel”: Sie haben die meisten
                             Eigenschaften von Spiegelreflexkameras wie
                             Wechselobjektive und manuelle
                             Einstellmöglichkeiten, sind aber kleiner und
                             leichter. Wechselobjektive von SLR-Systemen
                             passen (unter anderem) auf Grund der
Gehäusetiefe nicht auf spiegellose Systemkameras und umgekehrt. Auch nicht,
wenn es sich um Geräte desselben Herstellers handelt!

Zum Thema spiegellose Systemkameras gibt es einen ausführlichen Artikel auf
neuerdings.com.

Beispiele für spiegellose Systemkameras: Nikon 1, Olympus PEN E-P3, Pentax K-01,
Sony NEX-5N, … (zufällige Auswahl)

Bridgekameras

                             Diese Kategorie ist so eine Art Kreuzung
                             zwischen SLR und Kompaktkamera – die
                             “Brücke” (engl. “bridge”) zwischen beiden Welten,
                             in der die Vorzüge beider Kategorien vereint
                             sind. Nämlich ein möglichst großer
                             Zoombereich, manuelle Einstellmöglichkeiten
                             und dennoch die relative Einfachheit einer
                             Kompaktkamera, bei der man sich um das
                             richtige Zubehör und irgendwelche Ergänzungen
                             keine Gedanken machen muss. Bridgekameras
                             sehen äußerlich einer SLR ähnlich und haben
große Zoombereiche, die auch bis zum 30-fachen Zoom gehen können. Die
Objektive sind an Bridgekameras fest verbaut und können nicht getauscht
werden.

Nicht alle Bridgekameras sind gut, das muss leider auch gesagt sein: Man muss
unbedingt auf die Sensorgröße und die Bildqualität achten. Was vermeintlich
professionell aussieht, muss nicht unbedingt gut sein!

Beispiele für Bridgekameras: Canon PowerShot SX40 HS, Fujifilm FinePix HS30 EXR,
Olympus SP-620UZ, Sony Cyber-shot DSC-HX200V, … (zufällige Auswahl)

                          Ein Special von neuerdings.com und fokussiert.com | Seite 4
Kompaktkameras

                              Ganz genau müssten die Geräte “digitale
                              Zoomkompaktkamera” heißen. Inzwischen gibt es
                              analoge Kompaktkameras aber höchstens noch
                              auf dem Gebrauchtmarkt oder als
                              Einwegkamera, und Geräte ohne Zoom sind
                              wahre Exoten.

                              Die Kategorie Kompaktkamera umfasst ein
                              ziemlich weites Feld – von der billigsten
                              Einsteigerknipse, die für unter 50 Euro
                              verramscht wird, bis hin zur vollausgestatteten
Edel-Kompakten für 300 Euro und mehr. Auch die Bildqualität reicht von “Motiv
gerade noch erkennbar” bis hin zu “druckreif”.

Im Jahr werden etwa 8,5 Millionen Digitalkameras verkauft, davon sind rund 7
Millionen Kompaktkameras. Natürlich sind das nicht alles unterschiedliche
Modelle. Aber wenn man bedenkt, dass ein mittleres Kompaktmodell vielleicht
mit durchschnittlich 15.000 bis 20.000 Stück für den deutschen Markt geplant
wird, bekommt man eine Idee von der verwirrenden Vielfalt auf dem
Kameramarkt. Wer es ganz genau wissen will, findet hier Marktdaten für
Deutschland.

Gemeinsam ist all diesen verschiedenen Modellen nur eines: Es gibt in der
Regel kein nennenswertes Zubehör außer Speicherkarte und Kameratasche.
Eine Kompaktkamera hat alles “an Bord”, was man zum Fotografieren braucht.
Das Objektiv ist fest, und ausnahmslos alle Kompakten haben ein
Automatikprogramm, bei dem alles von der Kamera eingestellt wird. Der
Hobbyfotograf muss weder wissen, was Belichtungszeit und Weißabgleich
bedeuten, noch sich darum kümmern.

Beispiele für Kompaktkameras: Casio Exilim ZR300, Canon Ixus 125 HS, Nikon
Coolpix S9100, Panasonic Lumix DMC-TZ31, Ricoh CX6, Samsung EX1, Sony Cyber-
shot DSC-WX100, … (zufällige Auswahl)

                         Ein Special von neuerdings.com und fokussiert.com | Seite 5
Welche Kamera passt zu mir?
Wissenswertes über die wichtigsten Kategorien und Features

Grundsätzlich fällt die Entscheidung, eine Digitalkamera zu kaufen, den meisten
Leuten ganz leicht – bis man beginnt, sich den Markt anzusehen. Die
Entscheidung für eine bestimmte Kamera oder einen bestimmten Hersteller ist
angesichts des überwältigenden Angebots gar nicht so leicht.

Wir haben euch auf der vorherigen Seite die Kamera-Kategorien vorgestellt und
werden nun versuchen, unter den Haupt-Eigenschaften von Kameras eine
Einordnung vorzunehmen. Wir hoffen, das hilft euch dabei, selbst zu
entscheiden, was für euch wichtig ist und was nicht.

1. Auflösung: Mega-Pixel, Mega-Byte, Mega-Unsinn?

“Mega-Byte” ist in diesem Zusammenhang natürlich Mega-Unsinn – das ist eine
Größenangabe für Dateien (oder Kapazitätsangabe für Speicherkarten). Aber
was hat es mit der Auflösung auf sich, wie wichtig ist sie und wie groß muss sie
mindestens sein?

Über viele Jahre wurden die Innovationsschritte bei Digitalkameras in
Megapixeln gemessen. Auch heute noch ist der Glaube verbreitet, dass mehr
auch prinzipiell besser ist. Warum das nicht so ist, erklären wir mit einer
Analogie:

Stell einen großen Eimer (20 l) auf, und daneben auf einer gleich großen
Grundfläche vielleicht zehn Pappbecher, dicht an dicht. Dann nimmst du eine
Gießkanne mit aufgesteckter Brause, und gießt den Inhalt der Kanne in den
Eimer – hier geht alles Wasser von der Kanne in den Eimer und die Menge kann
gemessen werden.

Füll die Kanne erneut und gieße das Wasser in die Pappbecher – hier geht
Wasser daneben. Nicht alles landet in den Bechern, und es wird außerdem auch
nicht gleichmäßig auf alle Becher verteilt. Die Messung der Wassermenge wird
dadurch ungenau.

Was hat das jetzt mit der Auflösung von Digitalkameras zu tun? Ganz einfach.
Der “große Eimer” ist ein Sensor mit geringerer Auflösung, während die Becher
eine höhere Auflösung symbolisieren. Bei diesem Bild wird das Problem
deutlich: Im Laufe der Jahre ist die Auflösung zwar höher geworden, aber bei
gleichbleibender Sensorfläche bedeutet das weniger Fläche pro Pixel. Die Pixel
werden damit störanfälliger – wo im Experiment Wasser verschüttet wird, fehlt
beim Sensor ein Stück Bildinformation.

                          Ein Special von neuerdings.com und fokussiert.com | Seite 6
Die fehlende Information wird interpoliert und das Ergebnis verstärkt
(sozusagen um die halbvollen Becher auszugleichen). Dieser Umgang mit
mangelhafter Bildinformation führt zu Bildrauschen. Das Rauschen wiederum
wird dann von einer Software, dem Rauschfilter, herausgeglättet. Bei vielen
Kameras bleiben dann feine Details auf der Strecke.

Wer es noch genauer nachlesen mag: “Image Engineering” ist in der
Fotobranche ein sehr bekanntes Unternehmen. Mehr als die Hälfte aller Foto-
Magazine in Europa verlässt sich auf die Labor-Messungen von Image
Engineering. Die Experten dort haben dazu vor etwa vier Jahren offensiv
Stellung bezogen: http://6mpixel.org

Fazit 1:

Alte Regeln in Sachen Auflösung gelten heute nicht mehr, denn unter 10
Megapixeln gibt es höchstens nochmal einen Ladenhüter, der im Regal
vergessen wurde.

                              Bist Du der E-Mail-Typ? Für Bilder, die nur im Web
                              oder für soziale Netzwerke gebraucht werden,
                              reicht eine Auflösung von 3 Megapixeln völlig
                              aus. Für diese Zwecke ist eine Kompaktkamera
                              genug – wahrscheinlich reicht sogar die
                              Handykamera.

               Du willst Bilder, die man ausbelichten lässt und ins Album
               kleben kann? Es gibt auch gute Kompakte, mit denen das geht.
               Aber Achtung: Genau auf die Bildqualität schauen.

                             Du bist der anspruchsvolle Fotograf, der sich seine
                             besten Aufnahmen auch mal als Poster abziehen
                             lassen will? Dann solltest Du ein Auge auf die
                             Sensorgröße haben und über eine gute Bridge mit
                             großem Sensor, eine Spiegelreflex- oder
                             Systemkamera nachdenken.

2. Objektiv gesehen: Der Zoomfaktor

Eines der wichtigsten Elemente bei einer Foto-Aufnahme ist das Objektiv. Ein
gutes Objektiv kann für die gute Bildqualität entscheidend sein. Und selbst die
teuerste Kamera macht mit einem schlechten Objektiv keine guten Bilder.

Die meisten Menschen kennen nur noch sogenannte Zoom-Objektive – das sind
Objektive mit veränderlicher Brennweite. Man spricht dabei üblicherweise von
“soundsoviel-fachem” Zoom, z.B. “5-fachem” Zoom. Das ist die Vergrößerung, die
durch die optischen Linsen im Objektiv erzeugt wird. Dazu gibt es immer auch
                          Ein Special von neuerdings.com und fokussiert.com | Seite 7
ein digitales Zoom, eine Vergrößerung, die durch Software in der Kamera
berechnet wird. Kameras in Mobiltelefonen verfügen bisher nur über digitale
Vergrößung.

Der Faktor “3-fach” oder “5-fach” gibt das Verhältnis zwischen kleinster und
größter Brennweite an, etwa 5,8-29mm: Das bedeutet 29 : 5,8 = 5. Eine Kamera
mit dieser Angabe verfügt also über ein 5-faches Zoom. Brennweiten werden
immer auch umgerechnet auf das “Kleinbildformat” (KB) angegeben. Damit ist
das Filmformat mit 36mm Bilddiagonale gemeint. Die Brennweitenangabe ist
nämlich keine absolute Größe, sondern muss im Zusammenhang mit der
Abbildungsfläche betrachtet werden – also bezogen auf das Filmformat oder
den Bildsensor bei einer Digitalkamera. Die Angaben in KB sind immer noch
gebräuchlich, weil es ein Bezug unabhängig von der Sensorfläche ist. Zudem
haben auch heute noch die meisten Leute eine Vorstellung davon, was eine 28-
mm-Brennweite (Weitwinkel) oder eine 200-mm-Brennweite ist (Tele).

Ein Qualitätsmerkmal von Objektiven ist die Lichtstärke, die normalerweise
zusammen mit dem Brennweitenbereich angegeben wird. Dabei gilt: je kleiner
die Zahl ist, desto größer ist die sogenannte Lichtstärke des Objektivs. Das
bezieht sich auf die Anfangsblendenöffnung. Je größer die Anfangsblende, desto
mehr Licht kann durch das Objektiv fallen. Lichtstarke Objektive kommen bei
gleichen Brennweiten mit kürzeren Belichtungszeiten aus – als Nebeneffekt
kann man damit rechnen, weniger Aufnahmen zu verwackeln.

Auch die meisten erhältlichen Wechselobjektive für Spiegelreflexkameras oder
für spiegellose Systemkameras sind Zoomobjektive. Es gibt sie in verschiedenen
Qualitäten, die von vielen Faktoren abhängen: etwa der Verarbeitung (Metall
oder Kunststoff), der verarbeiteten Glas- oder Kunststoffsorte, der Beschichtung
und den Linsenanordnungen. Oft genug spricht der Preis für sich – gute
Objektive sind teurer.

Gerade im Spiegelreflexbereich gibt es auch immer noch sogenannte
Festbrennweiten, also Objektive mit einer festgelegten Brennweite und dann
meist mit besonders großer Lichtstärke. Verbreitet sind darunter spezielle
Optiken wie Weitwinkel- und “Fisheye”-Objektive. Das sind in der Regel
hochwertige Optiken, die entsprechende Preise haben.

Beim Kauf von Wechselobjektiven muss man darauf achten, dass das Objektiv
auch wirklich zur Kamera passt. Die Hersteller nutzen unterschiedliche
Anschlüsse für ihre Gehäuse, sogenannte Bajonett-Anschlüsse.

Fazit 2:

                Welche Vorliebe hast Du? Landschaften und
                Architekturaufnahmen sind Kandidaten für Weitwinkel-
                Brennweiten, Portraitaufnahmen brauchen ein moderates Tele,
                und wer sich für Sport- oder Tierfotografie begeistert, will
                größere Telebrennweiten einsetzen.

                          Ein Special von neuerdings.com und fokussiert.com | Seite 8
Wer später nicht viel grübeln will:
                                                 Wer eine Kompaktkamera oder
                                                 eine Bridge kauft, legt bei der
                                                 Kaufentscheidung fest, wie
                                                 flexibel man später beim
                                                 Fotografieren ist. Überleg dir also
vorher, was du gern fotografieren möchtest.

Brauchst du ein starkes Weitwinkel, einen großen Telebereich? Extreme
Brennweitenbereiche gehen meist zu Lasten der Bildqualität – oder zu Lasten
deines Portemonnaies. Falls ein kleinerer Brennweitenbereich ausreicht, also
vielleicht ein 5-fach Zoom, bekommst Du wahrscheinlich ein besseres Objektiv
als bei einem größeren Brennweitenbereich in der gleichen Preisklasse.

3. Kontrolle ist besser: LC-Display bis Touchscreen

Das Display an einer Digitalkamera ist einer der ganz großen Unterschiede zu
“früher”, ermöglicht es doch die sofortige Bildwiedergabe und eine Kontrolle der
Aufnahmequalität.

Die gängigste Größe für Displays liegt inzwischen bei 3 Zoll, manche kleinen
Kompaktkameras haben vielleicht noch 2,8 Zoll – einfach, weil die Gehäuse
keinen Platz für größere Displays bieten und so auf “natürliche” Art ein Limit für
die Größe darstellen.

Dabei ist nicht ein 3-Zoll-Display genau wie das andere. Die hochwertigsten
Displays haben aktuell eine Auflösung von rund 910.000 Pixeln, und die
Mittelklasse löst etwa 460.000 Pixel auf. Es gibt auch Displays mit 230.000
Pixeln Auflösung, die zumeist in den günstigsten Kameras verbaut sind.

Die höherauflösenden Displays ermöglichen eine recht zuverlässige Kontrolle,
ob die Aufnahmen scharf sind oder nicht. Ein 3-Zoll-Display mit 230.000 Pixeln
dagegen ermöglicht keine präzise Qualitätskontrolle, es gewährt nur einen
Überblick, ob der Bildausschnitt stimmt.

Displays unterscheiden sich nicht nur in der Auflösung, sondern auch noch in
der Technik. Die größte Verbreitung haben weiterhin TFT-LCDs, aber es gibt
auch Digitalkameras mit OLEDs, die mit leuchtenden Farben punkten und einen
größeren Betrachtungswinkel ermöglichen.

Zudem gibt es Sonderfälle: Touchscreens und bewegliche Displays. Bei den
Touchscreens muss man bisher noch Kompromisse machen, denn die Auflösung
ist bisher geringer als bei “normalen” Displays. Dafür bieten manche der
Touchscreen-Kameras den Bedienkomfort, den man von seinem Smartphone
oder Tablet kennt: Wischgesten, mit denen sich durch die Bildwiedergabe
scrollen lässt oder Ähnliches. Bei manchen Modellen kann man mit dem Finger
den Fokuspunkt festlegen, Einstellungen verändern oder in die Bilder
hineinmalen, Ausschnitte markieren und so weiter.
                           Ein Special von neuerdings.com und fokussiert.com | Seite 9
Bewegliche Displays – klappbar oder schwenkbar – sind ganz besonders
spannend, wenn man gern aus ungewöhnlichen Perspektiven fotografiert oder
selbst in seinem Bewegungsradius eingeschränkt ist. Denn so ein Gerät kann
man über den Kopf oder auf Kniehöhe halten und dabei den Motivausschnitt
wählen.

Fazit 3:

                                                           Wieviel Sicherheit
                                                           wünschst Du Dir?
                                                           Wer sofort die
                                                           Bestätigung sucht,
                                                           ob die Aufnahme im
                                                           Kasten ist, der sollte
auf eine gute Display-Qualität achten. Auch wenn Du vielleicht ganz ohne
Computer auskommen willst, solltest du dich für ein hochwertiges Display
entscheiden. Wer sich lieber später am PC das abschließende Urteil bildet, für
den ist die Display-Auflösung nachrangig.

                Apple-Fans und Smartphone-Besitzer sind wahrscheinlich gut
                beraten, über eine Wahl unter den Touchscreen-Geräten
                nachzudenken. Denn es kann sehr frustrierend sein, aus
                Gewohnheit auf dem Display herumzutippen, ohne dass sich
                etwas tut.

                                               Du findest die Froschperspektive
                                               spannend? Bewegliche Displays
                                               ermöglichen interessante
                                               Aufnahmewinkel ohne
                                               Knieschmerzen.

4. Automatisch oder manuell? Denn sie wissen, was sie tun…

Digitale Kompaktkameras machen das Leben und vor allem natürlich das
Fotografieren leicht: eine Programmautomatik, die alle notwendigen Parameter
optimiert und darüber hinaus Motivprogramme, die auf bestimmte
Aufnahmesituationen abgestimmt sind.

Die Motivprogramme heißen “Portrait”, “Sport” oder “Sonnenuntergang”. Was
diese Programme genau einstellen, darüber schweigen die Hersteller fast alle.
Man kann sich aber beispielsweise vorstellen, dass im “Portrait”-Programm eher
eine große Blende eingestellt wird – um mit geringer Tiefenschärfe ein Gesicht
in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu rücken und den Hintergrund eher
verschwimmen zu lassen. Bei manchen Geräten gibt es dazu noch eine Art
“Make-up”-Funktion, die Hautunreinheiten und Rötungen kaschieren soll. Ob
man die Ergebnisse mag, oder doch lieber die normale Automatik verwendet,
das ist Geschmackssache.

                         Ein Special von neuerdings.com und fokussiert.com | Seite 10
In Kompaktkameras der Oberklasse finden sich neben diesen
Automatikfunktionen auch manuelle Einstellmöglichkeiten für “Av”, “Tv” und “M”
– das sind Zeitautomatik, Blendenautomatik und ganz manuelle Einstellungen.
In der Zeitautomatik (Av) wird die Blende vorgewählt und die Kamera stellt
dazu die passende Belichtungszeit ein, während die Blendenautomatik (Tv)
genau anders herum arbeitet. Die Kürzel Av und Tv kommen aus den englischen
Bezeichnungen “Aperture” = Blende und “Time” = Zeit, das “v” steht für “value” =
Wert, der eingestellt wird. “Tv” meint also, dass die (Belichtungs-)Zeit manuell
gewählt wird, und die Blende von der Kamera eingestellt wird. Im “M”-Modus
müssen Zeit und Blende selbst gewählt werden.

Viele Spiegelreflexkameras und spiegellose Systemkameras bieten die
manuellen Möglichkeiten und Motivprogramme zugleich – nur bei Profigeräten
in der Oberliga fehlen die Motivprogramme im Regelfall.

Fazit 4:

                               Wer am Liebsten einfach “draufdrücken” will,
                               wer mehr Spaß am Bild als an der Technik hat
                               – für den ist eine Kompaktkamera genau das
                               Richtige. Und vielleicht reicht sogar die Kamera
                               im Handy? Schau ruhig mal genauer hin, denn
                               viele der neueren Geräte bieten eine Vielzahl
von Einstellmöglichkeiten (Motivprogramme, Weißabgleichsoptionen oder
verschiedene ISO-Werte).

                                 Wer “mehr” will und Wert auf kreative Freiheit
                                 legt, sollte je nach Budget und Wissensstand
                                 eine Kompakte mit M-Einstellmöglichkeiten,
                                 eine Bridge oder eine Systemkamera (mit oder
                                 ohne Spiegel) wählen. So kann die Kamera
                                 immer auch das, was du kannst.

5. Klein oder Groß – “size matters”

Aus den Entscheidungen, die in Sachen Zoom und bei der Kamera-Ausstattung
getroffen werden, ergeben sich bestimmende Faktoren für die weitere Auswahl.

Wenn ein großer Brennweitenbereich in einem kleinen Gehäuse untergebracht
wird (bei einigen Herstellern werden sie als Reisezoomkameras bezeichnet),
muss man mit Kompromissen bei der Abbildungsqualität rechnen, die sich zum
Beispiel an den Rändern bemerkbar machen: Die Fotos werden hier dann
dunkler (“Vignettierung”) oder das Motiv ist verzerrt (“Verzeichnung”).

Manche Funktionen wie GPS-Empfänger oder Klappdisplays gehen zu Lasten
von Gewicht und Gehäusegröße. Auch wasserdichte und/oder stoßfeste
Kameras sind “bulliger” als Kameras ohne besondere Robustheit.

                         Ein Special von neuerdings.com und fokussiert.com | Seite 11
Wer sich für ein großes Zoomobjektiv begeistert, oder schon weiß, dass es
Wechselobjektive sein müssen, dem ist sicher klar, dass eine solche Kamera
zwangsweise nicht zu den ganz Kleinen gehören kann.

Fazit 5:

                                  Klein, fein, mein? Wer eine möglichst kleine
                                  Digitalkamera will, muss bei den anderen
                                  Eigenschaften kompromissbereit sein. In kleine
                                  Gehäuse passt nicht alles hinein, und die
                                  meisten bieten Automatikfunktionen und keine
                                  großen Telebrennweiten. Handliche Formate,
der Luxus, die Kamera immer griffbereit zu haben und elegant gestylte
Metallgehäuse entschädigen dafür. Übrigens gilt auch hier: Wirf doch mal einen
genaueren Blick auf Dein Mobiltelefon. Viele moderne Smartphones bieten sehr
ausgereifte Fotofunktionen, und wenn Größe und Gewicht entscheidend sind,
reicht vielleicht ein einzelnes Gerät in der Tasche.

Für alle Typen gilt: Mehr Freiheiten, mehr Zoom, oder Größe ist einfach egal?
Wer ausschließlich nach den gewünschten Funktionen entscheidet, hat die freie
Auswahl unter Bridge-, Spiegelreflex-, System- und Kompaktkameras.

6. Mitten aus dem Leben – kleine Videoclips

Digitalkameras machen nicht nur Fotos, sondern können auch Videos
aufnehmen. Die Unterschiede sind riesig: Manche Kameras machen nur kleine
Clips, die nur wenige Minuten dauern können. Manche Geräte nehmen Ton nur
in mono auf, oder haben im Videomodus keine Zoomfunktion.

Wiederum andere Geräte können problemlos eine Videokamera ersetzen und
machen tolle Filme in Full-HD-Auflösung mit einer Dauer bis zu 29 Minuten.

Diese 29 Minuten haben übrigens eine besondere Bewandtnis: Bei der Einfuhr
werden Fotokameras und Videokameras unterschiedlich besteuert – bei
Videokameras muss ein höherer Betrag abgeführt werden. Geräte, die
mindestens 30 Minuten ununterbrochen filmen können, gelten steuerlich als
Videokamera. Fotohersteller begrenzen die Aufnahmedauer, um diese
zusätzliche Belastung zu umgehen.

                         Ein Special von neuerdings.com und fokussiert.com | Seite 12
Fazit 6:

                Gute und weniger gute Videofunktionen finden sich in allen
                Geräteklassen von Kompakt bis SLR. Daher gibt es hier keinen
                generellen Rat. Wer gern Videoclips aufnehmen mag, der muss
                ganz genau hinsehen. Achte für deine Kaufentscheidung auf
                folgende Punkte:

• In welcher Auflösung (Full-HD/1.080p, HD/720p, VGA/640×480) kann maximal
  gefilmt werden?
• In welchem Format (AVI, MOV, AVCHD, MPEG-4) werden die Videos
  abgespeichert? Hat die Kamera integrierte Schnittfunktionen oder liegt eine
  Software bei?
• Funktioniert im Videomodus das optische Zoom? Ist es dabei verlangsamt, um
  Nebengeräusche zu vermeiden?
• Steht die Autofokusfunktion im Videomodus zur Verfügung?
• Wird Ton in mono oder stereo aufgenommen? Wo sitzen die Mikrofone – kann
  man die Kamera halten, ohne die Mikrofonöffnung zu verdecken?

7. Nicht die Orientierung verlieren: GPS

Inzwischen gibt es eine ganze Reihe von Kameras in den verschiedenen
Kategorien, die mehr oder weniger ausgeprägte GPS-Funktionen integriert
haben. Manche Kameras bieten, ähnlich wie Navigationssysteme, sogenannte
“points of interest” (POI) an. Dazu lassen sich dann Informationen auf die
Kamera einspielen, und man kann dann in Paris oder London nachlesen,
welches interessante Bauwerk in der Nähe ist.

GPS-Orientierung ist für einige Gelegenheiten interessant. So ist etwa
Geocaching ein spannender Trend: Man ist draußen an der frischen Luft und
sucht nach dem “stash”, also einem versteckten “Schatz”, den es zu finden gilt.
Und häufig genug kommt man dabei an sehenswerte Orte, die man sonst
übersehen würde. Ideal als Foto-Safari.

Auch auf Reisen ist es gut zu wissen, wo man ist – und wenn diese Information
mit den Urlaubsbildern abgespeichert wird, dann ist es um so einfacher,
Ordnung im Erinnerungsalbum zu schaffen.

Fazit 7:

                                                             GPS ist eine tolle
                                                             Zusatz-Funktion für
                                                             Outdoor- und Reise-
                                                             Fans. Man muss sich
                                                             aber auch darüber
                                                             im Klaren sein, dass
die GPS-Satellitenverbindung ein Stromfresser ist. Wer eine GPS-Funktion
wichtig findet, schränkt die Modellvielfalt für seine Kaufentscheidung stark ein.
                          Ein Special von neuerdings.com und fokussiert.com | Seite 13
Es gibt aber (bis auf günstige Einsteiger-Kompaktkameras) in allen Kategorien
auch Geräte mit GPS.

Es gibt übrigens auch wasserdichte oder zumindest spritzwassergeschützte
Kameras, wenn man eine besonders robuste Kamera für Outdoor-Aktivitäten
sucht.

8. Wohin mit den Bildern: Wi-Fi

Einige Hersteller statten Kameras mit speziellen Funktionen und Eigenschaften
aus, die besondere Nischen besetzen. GPS und Wasserdichtigkeit haben wir in
Punkt 7 erwähnt, spezielle Monitore wie etwa Touchscreens oder Klappdisplays
in Punkt 3.

Eine andere besondere Funktion ist die kabellose Bildübertragung: Es gibt
Kameras mit integrierter Wi-Fi-Verbindung. Aus Tests haben wir bisher den
Eindruck gewonnen, dass diese Funktionen eher unkomfortabel in der
Einrichtung sind. Die Hersteller lassen sich den vermeintlichen “Komfort”
natürlich trotzdem bezahlen.

Der Gedanke, Bilder problem- und kabellos zu teilen ist verlockend – schließlich
leben wir in der Blütezeit sozialer Netzwerke, in denen man sein Leben in
Bildern mit den Freunden teilt. Wer dazu nicht die Handy-Kamera benutzen
will, kommt fast zwangsläufig dazu, sich für solche speziellen Kamera-Modelle
zu interessieren.

Fazit 8:

Es gibt Alternativen zum WLAN on board, denn gerade aktuelle Kamera-Modelle
kann man mit speziellen SD-Karten für den drahtlosen Datenverkehr fit
machen.

Etwas länger schon gibt es die sogenannten Eye-Fi-Karten, die mit einer
speziellen Software auf dem zugehörigen PC verbunden werden können. Diese
SD-Karten funktionieren unter Umständen nicht mit jeder Kamera, man sollte
also bei Interesse in der Modell-Liste unter Eye-Fi-Kompatibilität nachlesen.

Ein neuerer Standard heißt FlashAir, ein ähnliches Prinzip wie es den Eye-Fi-
Karten zugrunde liegt. Die drahtlose Verbindung soll hier schneller und
unkomplizierter zustande kommen, und es sollte in allen Kameras
funktionieren, die SDHC-kompatibel sind (SDHC = SD-Karten mit mehr als 4 GB-
Kapazität). Mehr über Toshibas Flashair-SD-Karten gibt es hier.

                         Ein Special von neuerdings.com und fokussiert.com | Seite 14
Tabelle: Alles auf einen Blick
Nochmal als Überblick, welche Eigenschaften in welcher Geräte-Kategorie
schwerpunktmäßig (!) zu finden sind:

                      Kompakt          Bridge           Spiegellose        SLR
                                                        Systemkameras

                      Typ 2, 4, 5      Typ 1 (Typ 3)    Typ 3 (Typ 1, 4)   Typ 1 (Typ 3)

 Einfach                     ✔
 Kompliziert                                 ✔                 ✔                 ✔
 Bildqualität                                ✔                 ✔                 ✔
 PASM                                        ✔                 ✔                 ✔
 Zoom                                        ✔                 ✔                 ✔
 Klein/leicht                ✔                                 ✔
 Video                       ✔               ✔                 ✔
 Kleines Budget              ✔
 Spezialfunktionen,          ✔               ✔                 ✔                 ✔
 WLAN, GPS,
 Touchscreen,
 Wasserdicht/robust

Eure Kommentare?
Und damit sind wir am Ende unserer “Digitalkamera-Typberatung”. Da es der
erste Guide dieser Art auf neuerdings.com ist, sind wir sehr auf eure Reaktionen
gespannt. Sagt uns gern, was euch gefällt und was euch fehlt. Und wenn ihr
Tipps, Hinweise und Anregungen zum Thema habt, dann hinterlasst auch dazu
gern einen Kommentar.

Ihr findet den Artikel online hier: http://neuerdings.com/?p=58025

                           Ein Special von neuerdings.com und fokussiert.com | Seite 15
Impressum

Ein Special von neuerdings.com und fokussiert.com

Redaktion: Gabriele Remmers
Grafik: Louise Tee
Leitung: Jan Tißler

Blogwerk AG
Stauffacherstrasse 28
8004 Zürich

                        Ein Special von neuerdings.com und fokussiert.com | Seite 16
Sie können auch lesen