"WENN ICH WÜSSTE, WAS KUNST IST" - BUB " FORUM BIBLIOTHEK UND INFORMATION

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"WENN ICH WÜSSTE, WAS KUNST IST" - BUB " FORUM BIBLIOTHEK UND INFORMATION
EDITORIAL

»Wenn ich wüsste, was
Kunst ist«
»Kunst und Bibliotheken«: So heißt es also, das Schwer-
punkt-Thema der aktuellen Juni-Ausgabe von BuB. Die Idee dazu
entstand in einer der letzten Herausgeber-Sitzungen. Uns Re-
dakteure ließ das Thema zunächst etwas ratlos zurück. »Kunst
und Bibliotheken«, ist das überhaupt ein Thema, finden wir un-
terschiedliche Themenaspekte, genug Autoren, um einen ganzen
Heft-Schwerpunkt zu füllen? Und was wissen wir BuB-Redakteure
schon, wenn selbst Pablo Picasso einst sagte: »Wenn ich wüsste,
was Kunst ist, würde ich es für mich behalten.« Nun ist aber »jede
künstlerische Leistung [...] ein Sieg über die menschliche Träg-
heit« (Herbert von Karajan). Also haben wir recherchiert, so wie
es unser Auftrag ist.
   Die Recherche hat schnell gezeigt: Einige Bibliotheken sind
ganz und gar künstlerische Räume: die Stadtbibliothek Stuttgart
etwa. Bei Goethe hieß es bereits, »man sollte alle Tage wenigstens
ein kleines Lied hören, ein gutes Gedicht lesen, ein treffliches Ge-
mälde sehen [...]«. Und das kann man in der Stuttgarter Stadtbi-
bliothek erleben. Schon optisch fällt der nachts blau illuminierte
Quader im Zentrum der Stadt auf. Kunstinteressierte finden innen
die Graphothek, in der Kunst ausgeliehen werden kann, die Gale-
rie b, die mit digitaler Kunst aufwartet, und die Online Animation
Library, eine Sammlung von Animationsfilmen (ab Seite 306).
   Und die Wissenschaftlichen Bibliotheken? Die sind doch nun
wirklich keine Horte der Kunst, denn »die Wissenschaft ist der Ver-
stand der Welt, die Kunst ihre Seele« (Maxim Gorki). Weit gefehlt:
Auch Wissenschaftliche Bibliotheken wie die Staats- und Univer-
sitätsbibliothek Hamburg haben künstlerische Schwerpunkte. Ab
Seite 322 stellt die SUB ihre Kunstsammlungen vor, zu denen Hand-
schriften, Kupferstiche, Zeichnungen und Gemälde zählen.
   Sie finden in dieser Ausgabe natürlich auch ganz unkünstle-
rische Beiträge: über den Bücherbus im Westjordanland (Seite
334) beispielsweise oder über die Schwärzung von Textstellen
in Büchern mit nationalsozialistischem Inhalt nach 1945 (Seite
338). Aber entscheiden Sie selbst. »Kunst gibt [schließlich] nicht
das Sichtbare wieder, sondern macht sichtbar« (Paul Klee).
Viel Spaß bei der Lektüre.

                              Steffen Heizereder, BuB-Redakteur

BuB 69 06/2017                                                         289
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BuB
                              Forum Bibliothek
                              und Information

                              06 / 2017

                                                FOYER                                      LESESAAL

                                                     RECHT / LK                                 SCHWERPUNKT:
                                                                                                KUNST UND BIBLIOTHEKEN
                                                293 Deutscher Bibliotheksverband
                                                    begrüßt Regierungsentwurf              302 Räumliche Konzepte für Biblio-
                                                    Stellungnahme zur geplanten                theken an Kunsthochschulen
                                                    Neuregelung des Urheber-                   Die Bibliothek der Hochschule für
                                                    rechts-Wissenschafts-                      Bildende Künste, Hamburg und
  SCHWERPUNKT                                       Gesetzes                                   die Mui Ho Fine Arts Library an der
                                                                                               Cornell University, Ithaca NY
                                                                                               (Olaf Eigenbrodt)
  KUNST UND                                     293 LK – ich bin dabei (Christina Neuer)

  BIBLIOTHEKEN
                                                     WISSEN FRAGT ... ?
  Dass Bibliotheken jede Menge                  294 Charakter – Kunst – Menschenleere
  Medien und Informationen                          Auf keinen Espresso mit der
  bieten, ist klar – aber Kunst?                    Fotokünstlerin Candida Höfer zur
  Und ob. In unserem aktuellen                      Atmosphäre von Bibliotheken (Dirk
                                                    Wissen)
  Themenschwerpunkt ab Seite
  302 stellen wir ganz unter-
  schiedliche Bibliotheken vor,
  in denen Kunst zum täglichen                                                             306 Alice im Bibliothekskunstland: Von
  Geschäft gehört, in Form von                                                                 ausgesetzten Zeichnungen, Kopf-
  Ausstellungen, digitalen und                                                                 kribbeln und einer Biblioskopin
                                                                                               Zur Kunst in der Stadtbibliothek
  analogen Galerien, Artothe-
                                                                                               Stuttgart (Meike Jung)
  ken, historischen Samm-
  lungen und vielen weiteren
  spannenden Formaten.                                                                     312 Ein Schaufenster für die Kunst
                                                                                               Die Bibliothek der Bauhaus-
  Bibliotheken an Kunsthoch-                    296 NACHRICHTEN                                Universität Weimar als Ausstel-
  schulen stehen hier natur-                                                                   lungsort (Sylvelin Rudolf, Frank
                                                                                               Simon-Ritz)
  gemäß besonders im Fokus.                     298 MARKT
  Ein Architekturbeitrag zeigt,
  welche räumlichen Konzepte                                                               318 Durch Kooperation zu Synergie
  es gibt, um der spezifischen                  301 LESERBRIEF                                 und Stärke
                                                                                               Kunst- und Museumsbibliothek der
  Arbeitskultur und den Nutzer­
                                                                                               Stadt Köln / KunstBibliothek Köln
  erwartungen gerecht zu                                                                       (Elke Purpus)
  werden.

  Foto: Günther Marsch

Fotocollage Titelseite: Foto: Lukas Löffler ©
Wolfgang Nieblich (Hintergrund), sputanski/
Fotolia, hermes74/Fotolia, triwaw/Fotolia,
Cozy nook/Fotolia, mrlover/Fotolia
Fotos Inhaltsverzeichnis: Dirk Wissen,
Michael Pfisterer, Litke Christine/Mario
Pelizzoli,Herzog August Bibliothek Wolfen-
büttel, Julia Wunderlich

290
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MAGAZIN

322 Kunstsammlung und                         MOBILE BIBLIOTHEKEN                      FACHLITERATUR
    Wissenschaftliche Bibliothek
                                         334 Checkpoints, Straßensperren          350 Management, Technik und
    Zur Kunst in der Staats- und
                                             und politische Unsicherheit              Gestaltung
    Universitätsbibliothek Hamburg
                                             Mobile Büchereien im Nahen               Kompendium zum Bibliotheksbau
    (Mark Emanuel Amtstätter, Monika
                                             Osten (Andreas Lüschow, Samira           (Jürgen Plieninger)
    E. Müller, Jürgen Neubacher, Antje
                                             Safadi)
    Theise)

327 Kunst – Nicht nur zur documenta!
    (Birgit Williams)
                                                                                  AUS DEM
                                                                                  BERUFSVERBAND
328 Ein Sammlungsgegenstand
    zwischen Tradition und Moderne                                                351 VorgeMERKT
    Die druckgraphischen Bestände in
    der Herzog August Bibliothek                                                  351 Aus den Landesgruppen
    (Judith Tralles)                                                              353 Aus dem Bundesvorstand
                                              GESCHICHTE

                                         338 Geschwärzt, überklebt, zerrissen     354 Offenheit und Integration –
                                             Über die Bearbeitung von Büchern         Menschen und Bibliotheken in
                                             mit nationalsozialistischem oder         Bewegung
                                             militaristischem Inhalt nach 1945        Sechster Tag der Bibliotheken in
                                             (Ute Scharmann)                          Berlin und Brandenburg
                                                                                      (Jana Haase)

                                                                                  356 meinBIB – das neue Mitglieder-
                                              HOCHSCHULE                              konto für BIB-Mitglieder
                                         342 Bibliothekspädagogik:
                                             Wissen, wie es geht
                                             Wie Studierende der HTWK Leip-
332 Kooperation, Information und             zig die bibliothekspädagogische      289 EDITORIAL
    Kommunikation                            Theorie in der Praxis anwenden
    Die Arbeitsgemeinschaft für              (Jacqueline Acquistapace,            358 SUMMARY / RESUME
    Kunst- und Museumsbibliotheken           Helma Ulbricht)                      360 KLEINANZEIGEN /
    (Antje Gegenmantel)                                                               IMPRESSUM

                                              AUSLAND

                                         345 Schatten über dem Vorzeigeland?
                                             Das skandinavische Bibliotheks-
                                             wesen gilt als vorbildlich, doch
                                             Kosteneinsparungen und Biblio-                  AB IN DIE APP!
                                             theksschließungen setzen auch den
                                             finnischen Berufsstand unter Druck
                                             (Armi Roth-Bernstein-Wiesner)        297 Imagefilm »Netzwerk Bibliothek«
                                                                                      Die ganze Vielfalt der Bibliotheken
                                                                                      in phantasievollen Bildern

                                                                                  308 Eindrücke von Graphothek und Co.
                                                                                      Fotogalerie zur Kunst in der
                                                                                      Stadtbibliothek Stuttgart

                                                                                  335 Bibliobus in Ramallah
                                                                                      »Eine Bibliothek zwischen den
                                                                                      Checkpoints« als Film

BuB 69 06/2017                                                                                                         291
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BIBLIOTHEK DER FACHHOCHSCHULE KONSTANZ

                                 Wir durften Mitte der 90er Jahre den faszinierenden Wandel eines Gebäudes begleiten und zwar den
                                 Umbau eines ehemaligen Schlachthofes zur Bibliothek der Fachhochschule Konstanz. Die Fachhoch-
                                 schule Konstanz ist die älteste Hochschule der Stadt und liegt in unmittelbarerer Nähe zum Stadtkern.
                                 Historische Gebäude wie diese – speziell wenn Sie nach dem Umbau einen neuen Zweck erfüllen
                                 sollen – sind immer eine spannende Herausforderung. Modernisieren ohne dem Gebäude mit seinen
                                 vielen interessanten Details seinen eigenen Charakter zu nehmen ist architektonisch anspruchsvoll.
                                 Eine Schlüsselaufgabe hat natürlich hierbei das verwendete Mobiliar. Wir waren uns dieser Verantwor-
                                 tung von Anfang an bewusst und eben diese Verantwortung ist einer der Gründe warum wir auch nach
                                 so vielen Jahren uns mit einem guten Gefühl daran erinnern. Das Ergebnis ist auch heute immer noch
                                 einfach schön, unaufdringlich und klassisch – trotzdem modern und funktional.”

WWW.SCHULZSPEYER.DE
PART OF LAMMHULTS DESIGN GROUP

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FOYER RECHT / LEKTORATSKOOPERATION

Deutscher Bibliotheksverband begrüßt
Regierungsentwurf

Stellungnahme zur geplanten Neuregelung des Urheberrechts-Wissenschafts-Gesetzes

Der Regierungsentwurf zum Urhe­             Verlagen immer wieder heftig kritisiert      einen signifikanten Fortschritt gegen-
ber r ec hts-Wissensc haf ts-Gesetz         worden sind.                                 über dem vielfach kritisierten Status
(UrhWissG) trage den geänderten                 Der Gesetzesentwurf nehme diese          Quo bedeuten. Das Gesetzgebungsver-
Bedürfnissen von Wissenschaft und           Kritik auf und korrigiere im Sinne der       fahren sollte, so der dbv weiter, aller-
Forschung in einer zunehmend digi­          Verlage. Für die Wissenschaftspraxis da-     dings genutzt werden, um punktuell
talen Wissenslandschaft Rechnung.           gegen positiv auswirken werde sich die       noch kleinere Verbesserungen oder Klar-
Das teilte der Deutsche Bibliotheks­        erstmalige Regelung des Text- und Da-        stellungen einzufügen.
verband (dbv) in einer Presseinfor­         tamining in Paragraf 60 d UrhG-E und             Die ausführliche Stellungnahme
mation mit. Der Verband begrüßt             die Abkehr von der Einzelmeldepflicht        des dbv zu einzelnen zentralen Nor-
den Regierungsentwurf, der im We­           bei digitalen Semesterapparaten in Pa-       men ist auf der BuB-Webseite unter
sentlichen den Referentenentwurf            ragraf 60 h Abs. 2 UrhG-E. Ein im Sinne      http://b-u-b.de/regierungsentwurf-
vom 22. Februar 2017 übernimmt –            des Entwurfs geändertes Gesetz würde         urhwissg/ im Internet zu finden.
allerdings mit einigen wesentlichen
Einschränkungen.

Nach Ansicht des dbv eröffnet der Ent-
wurf wissenschaftlichen Autoren neue
Möglichkeiten, an den Nutzungen ihrer
Werke zu verdienen. Außerdem werde

                                              LK – ich bin dabei!
das derzeit sehr unübersichtliche und
nur noch von Fachleuten verstehbare
Urheberrecht systematisch neu geord-
net und gewinne dadurch wesentlich an
Klarheit und Verständlichkeit. Die Wis-
senschaftsverlage hatten beim Referen-                                                   Seit sieben Jahren bespreche ich
tenentwurf eine zu geringe Berücksich-                                                   für die Lektoratskooperation Rei-
tigung ihrer Interessen bemängelt und                                                    seführer. Als Einstieg konnte ich
die Sorge geäußert, weitere Rechte für                                                   die gesamte Welt bereisen und
Wissenschaft und Forschung könnten                                                       habe Bücher zu Brasilien, New
sich negativ auf die Vermarktung der                                                     York oder Österreich auf meinem
geschützten Werke auswirken.                                                             Schreibtisch gehabt. Mittler-
    Diesen Bedenken sei der Regierungs-                                                  weile bin ich für neue Deutsch-
entwurf nun sehr weitgehend entgegen-                                                    landtitel zuständig, vor allem für
gekommen, heißt es seitens des dbv. In                                                   die Regionen Hessen, Bayern,
der jetzt vorliegenden Fassung seien die                                                 Nordrhein-Westfalen und das
unterschiedlichen Interessenlagen sehr                                                   Ruhrgebiet.
vorsichtig ausbalanciert, und keine Inte-     Es ist für mich nicht mehr wegzudenken, dass mir regelmäßig neue Bücher zur
ressengruppe dürfte sich noch benach-         Bewertung zugeschickt werden: eine willkommene und abwechslungsreiche
teiligt sehen. Zu Gunsten der Verlage         Tätigkeit im Berufsalltag!
würden einige der bisher existierenden
Rechte der Werknutzung für Wissen-                                                     Christina Neuer, Stadtbibliothek Essen
schaft und Forschung allerdings erheb-
lich beschnitten. Dazu zählten nach An-       Wenn Sie weitere Informationen über die Lektoratskooperation wünschen oder
sicht des dbv insbesondere die relativ        an einer Mitarbeit als Lektor/in interessiert sind, dann wenden Sie sich bitte an:
weitgehenden Rechte zum Ausdrucken            Marita Blessing (ekz-Lektorat), marita.blessing@ekz.de, 07121/144-131.
oder Abspeichern aus digitalen Leseplät-
zen, die in der Vergangenheit von den

BuB 69 06/2017                                                                                                                 293
"WENN ICH WÜSSTE, WAS KUNST IST" - BUB " FORUM BIBLIOTHEK UND INFORMATION
FOYER WISSEN FRAGT ...?

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                                                                                                             ?
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Charakter – Kunst –                                                                             ?            en           ?
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Menschenleere                                                                                       ?        ?

Auf keinen Espresso mit der Fotokünstlerin Candida Höfer zur
Atmosphäre von Bibliotheken
                                                                                                        ?           ? ? ...?
                                                                                               Bibliothèque nationale de France.

Candida Höfer wurde 1944 in                     dem Portikus in Frankfurt am Main,             unter anderen die Trinity College
Eberswalde geboren und lebt heute               dem Museum of Modern Art in New                Library und die Bibliothèque nationale
in Köln. Sie studierte an der Kölner            York, der Power Plant in Toronto, dem          de France – Le site Richelieu-Louvois.
Werkschule und Kunstakademie Düs­               Kunsthaus Bregenz und dem Museum
seldorf. Neben einem Film-Studium               Ludwig in Köln zu betrachten. Candida          Ist es künstlerisch betrachtet für Sie
bei Ole John studierte sie Photogra­            Höfer nahm im Jahr 2002 an der docu­           ein Unterschied, ob Sie Bibliotheken,
phie bei Bernd Becher. Im Jahr 1975             menta 11 teil und vertrat Deutschland          wie zum Beispiel die des Trinity Col­
hatte sie in Düsseldorf bei Konrad Fi­          2003 auf der Biennale in Venedig.              lege oder stattdessen etwa Hörsäle,
scher auch ihre erste Einzelausstel­                                                           Konzertsäle oder Museen menschen­
lung. Ihr Oeuvre widmet sich den »Wir­          Dirk Wissen: Sie erstellen in der Re­          leer ablichten?
kungen der gebauten Umwelt auf den              gel Farbfotografien. Welche Schwie­                Nein. Im Übrigen gibt es auch Ab-
Menschen«. So widmet sie sich ins­              rigkeit stellt sich, das richtige Licht,       bildungen mit Menschen, zum Beispiel
besondere öffentlichen und halböf­              die richtige Perspektive, den richti­          in der Stiftsbibliothek St. Gallen. Men-
fentlichen Räumen, unter anderem                gen Farbfilter zu wählen, um die indi­         schenleere ist kein Dogma.
Bahnhöfe, Museen oder Opernhäuser.              viduelle Atmosphäre einer Bibliothek
                                                in Szene setzen zu können?                     Als Fotografin haben Sie über Jahre
                                                    Candida Höfer: Die Arbeit mit dem          zahlreiche Bibliotheken in einer be­
                                                Bild erfolgt in der Regel in drei Schritten:   sonderen Perspektive abgebildet.
                                                Die Wahl des Ortes und im Ort die Wahl         Was war der Auslöser dieser künstle­
                                                der Aufnahmeperspektive. Die Wahl des          rischen Idee?
                                                Ortes ergibt sich aus der Recherche und            Das geschieht eher unbewusst. Ähn-
                                                aus der Gelegenheit. Die Wahl des Auf-         liche architektonische Strukturen füh-
                                                nahmepunktes ergibt sich aus der Erfah-        ren zu Ähnlichkeiten beim Aufnehmen.
                                                rung. Dann die Aufnahme selbst. Ich ar-        Ähnlichkeiten erleichtern darüber hin-
                                                beite zumeist mit einer Digitalkamera.         aus den Blick auf die Verschiedenheiten.
                                                Und schließlich die Arbeit am Bild im La-
Kunst: Auf keinen Espresso mit Candida          bor. Hier entscheiden allein das Bild und      Bibliotheken können von ganz ver­
Höfer – auch nicht in der Bibliothek des        sein inneres Gleichgewicht. Da ich im-         schiedener Identität und Intensität
Trinity College oder der Humboldt-Bibliothek.
                                                mer nur mit dem vorhandenen Licht ar-          sein. Was sind Bibliotheken für Sie,
                                                beite – ob das natürliche oder das künst-      eher »Orte der Ruhe und Konzentra­
Bekannt ist sie auch für ihre Sammlung          liche Licht im Raum – hänge ich von der        tion« oder »Orte der Kommunikation
von Bibliotheksfotografien. In ihren            Art des Tageslichts ab. Sonne bringt Pro-      und Treffpunkt«?
Fotografien geht es unter anderem um            bleme. Ein weiteres Problem bilden gele-          Das eine schließt das andere nicht aus.
die Formen und Strukturen der Räume             gentlich die Raumverhältnisse, wenn mit
und die Einzelheiten ihrer Raumord­             der Kamera nicht genügend weit zurück-         Reizt es Sie eher die traditionell-ehr­
nung. Hierbei entstehen Raumport­               gegangen werden kann.                          würdigen Bibliotheken oder die mo­
räts von ganz eigenem Charakter. Sie                                                           dernen Informations- und Medienein­
erzeugen ihre eigene Atmosphäre in              Welche Bibliothek hat Sie bezüglich            richtung zu fotografieren?
der ästhetischen Wahrnehmung. Ihre              ihrer Raumverhältnisse bisher am                   Das ist eine Frage des Charakters der
Fotografien sind unter anderem in der           meisten beeindruckt?                           Räume, nicht der Entstehungszeit oder
Kunsthalle Basel, der Kunsthalle Bern,               Es gibt keine Rangliste. Mein Zugang      des Stiles.
                                                ist eher individuell. Es geht mir um den
Ihre Meinung: Welche Bibliothek hat Sie in      jeweiligen individuellen Charakter ei-         Die Fototechnik hat sich weiterentwi­
ihrem Berufs- oder Privatleben besonders        nes Raumes. Als Institution und auch in        ckelt. Würde es Sie reizen, Fotos mit einer
geprägt? Schreiben Sie an: bub@bib-info.de
                                                Bezug auf die Räume sind eindrücklich          Drohne in einem Lesesaal zu erstellen?

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"WENN ICH WÜSSTE, WAS KUNST IST" - BUB " FORUM BIBLIOTHEK UND INFORMATION
FOYER WISSEN FRAGT ...?

    Ich bin gegenüber technischen Ent-
wicklungen immer offen. Zugleich geht
es auch darum, sich zu beschränken und
sich nicht von den Möglichkeiten der
Technik bestimmen zu lassen. Die Per-
spektive aus der Luft kann sicher ein-
drücklich sein. Die Perspektive vom Bo-
den kommt dagegen dem Blick der Be-
trachter näher.

Vom Betrachter zur Betrachtung. Auf
Ihren Fotos ist oft menschenleerer
Raum zu sehen, doch Bibliotheken sind
öffentliche Räume, nicht nur für Samm­
lungen von Medien, sondern auch für
Ansammlungen von Menschen.
    Menschenleere verweist auf Men-
schen und Nutzung durch Menschen                  Vorbild für die Humboldt-Bibliothek: Die Bibliothek des Trinity College in Dublin.
und lässt alle Formen der Nutzung sicht-
bar werden. Es ist keine Entscheidung
darüber, was diese Räume sein sollten.

Was sagen Sie in Bezug zur Nutzung
von Bibliotheken durch Menschen zu
Umberto Ecos Grundfrage: »Will man
die Bücher schützen oder will man,
dass sie gelesen werden?«
   Warum soll das eine das andere
ausschließen?

Könnte das »Motto« ihrer Fotos diver­
ser Bibliotheken die »Atmosphäre von
Bibliotheken« sein?
    Es geht mir weniger um Atmosphäre.
Mir geht es um den Charakter von Räu-
men, ihre Persönlichkeit.
                                                  Eindrückliche Raumverhältnisse: Die französische Nationalbibliothek »Site Richelieu-Louvois«.
Gibt es für Sie in Köln, der Stadt
in der Sie leben, eine vorbildliche
Bibliothek?
   Die Bibliothek der Stiftung Ungers –
Archiv für Architekturwissenschaft.

Frau Höfer, ich danke Ihnen.

                 Und was sagen Sie als Schrift-
                  steller, Herr Walser: Welche
                 Bibliothek blieb Ihnen prägend
                         in Erinnerung?

       Mehr dazu in der nächsten Folge von
     »Wissen fragt …?«. Selfies: Dirk Wissen      Für Candida Höfer vorbildlich: Die Bibliothek der Stiftung Ungers – Archiv für Architekturwissenschaft.

BuB 69 06/2017                                                                                                                                       295
"WENN ICH WÜSSTE, WAS KUNST IST" - BUB " FORUM BIBLIOTHEK UND INFORMATION
FOYER NACHRICHTEN

Nachrichten                                Ort für herausragende Forschung und
                                           Technologie. »Die Humboldt-Univer-
                                           sität und Elsevier teilen das Interesse,
                                                                                       Akteuren verbunden sein, die auf dem
                                                                                       Gebiet der Digitalisierung in Berlin For-
                                                                                       schung betreiben.
                                           gesellschaftliche Veränderungen durch
                                           Technologie und Innovation herbeizu-
                                           führen«, sagte Sabine Kunst, Präsiden-      Virtuelle Ausstellung
IT-Professur zur Unterstützung             tin der Humboldt-Universität. Die Pro-      »Bahnriss?!«
der Digitalen Agenda Berlins               fessur wird mit dem Humboldt-Elsevier
                                           Advanced Data & Text (HEADT) Centre         Berlin. Anlässlich des Welttages des Bu-
Berlin. Die Humboldt-Universität zu        und dem Institut für Bibliotheks- und In-   ches am 23. April wurde die virtuelle
Berlin und das Information-Analytics-      formationswissenschaft assoziiert sein.     Ausstellung »Bahnriss?! Papier | Kul-
Unternehmen Elsevier haben Anfang          Das HEADT Centre vereint Experten aus       tur« (http://ausstellungen.deutsche-
April ein Abkommen zur Einrichtung ei-     unterschiedlichen Disziplinen innerhalb     digitale-bibliothek.de/bahnriss/) freige-
ner Professur für Informationsmanage-      der Humboldt-Universität zu Berlin,         schaltet. Die vom Deutschen Buch- und
ment als Teil des Einstein Center Digi-    Elsevier und aus anderen Bereichen, um      Schriftmuseum der Deutschen National-
tal Future unterschrieben. Die Professur   Themen wie wissenschaftliche Integrität     bibliothek in Leipzig in Kooperation mit
baut auf die bestehende Zusammen-          sowie Effizienz in Datenbankstrukturen      der Deutschen Digitalen Bibliothek ent-
arbeit der Humboldt-Universität mit        und Text Mining zu erforschen. Als Teil     standene Ausstellung baut auf einer 2016
Elsevier im Rahmen des HEADT Cent-         des Einstein Center Digital Future wird     in Leipzig gezeigten Wechselausstellung
res und unterstützt Berlins Position als   die Professur eng mit allen relevanten      auf. Die digitale Präsentation unter dem

  Ein Netzwerk im Geiste Santinis
  
  Jahrestagung der deutschen Musikbibliotheken und Musikarchive im September in Münster

  Die Universitäts- und Landesbiblio­      die größte private Musikaliensamm-          Münster der Diskussion um die Zu-
  thek Münster lädt vom 4. bis zum         lung der Welt besaß und diese 1855          kunft der Musikbibliotheken, um ihre
  8. September zur Jahrestagung            ausgerechnet an das Bistum Münster          Herausforderungen und Perspektiven
  der AIBM, der deutschen Gruppe           verkaufte, steht im Mittelpunkt gleich      im digitalen Zeitalter breiter Raum
  der Internationalen Vereinigung          mehrerer Veranstaltungen: Neben Vor-        gewährt. Ein Dauerthema, das sicher
  der Musikbibliotheken, Musikar­          trag, Ausstellung, Führung durch die        nicht zum letzten Mal auf der Agenda
  chive und Dokumentationszen­             Santini-Sammlung und Santini-Kon-           steht, sind die musikspezifischen Re-
  tren, ein. Nobler Tagungsort für         zert wird anlässlich der Tagung auch        geln des neuen Erschließungsstan-
  die rund 150 erwarteten Teilneh­         der spannende und informative Film          dards zur Katalogisierung RDA und
  merinnen und Teilnehmer ist das          »Santini‘s Netzwerk« von Georg Brin-        die damit verbundenen Fragen und
  Schloss Münster, erbaut in der zwei­     trup im Kino gezeigt.                       Probleme. Zu Beginn der Tagung wird
  ten Hälfte des 18. Jahrhunderts,             Bibliothekarische Schwerpunkte          wieder eine RDA-Schulung Musik an-
  einst Residenz der Fürstbischöfe         des Programms sind Wege zur Ver-            geboten. Ein weiterer Workshop zeigt
  und heute Sitz der Westfälischen         mittlung von Informationskompetenz,         Möglichkeiten auf, kleine Video-Tuto-
  Wilhelms-Universität.                    der neue Fachinformationsdienst Mu-         rials für den Bibliotheksbereich selbst
                                           sikwissenschaft sowie Entwicklun-           zu produzieren.
  Das reichhaltige Tagungsprogramm         gen auf dem Sektor digitaler Noten-             Attraktive Führungen ergänzen
  schlägt den Bogen von Themen mit         ausgaben. Vorgestellt wird außerdem         wie immer das Tagungsprogramm. Ein
  Münster-Bezug zu solchen von breiter     ein neues Konzept für MusicSpaces an        Highlight für Krimifans ist hier sicher
  bibliothekarischer Relevanz. Wer bis-    Wissenschaftlichen Bibliotheken ana-        die Tour durch Münster auf den Spu-
  her noch nicht wusste, wer Fortunato     log zu Makerspaces als Orte des krea-       ren von Thiel, Börne, Wilsberg & Co.
  Santini war, wird spätestens nach die-   tiven Lernens und Arbeitens.                    Das ausführliche Tagungspro-
  ser Tagung im Bilde sein. Der römische       Wie schon auf dem Bibliothekartag       gramm ist auf der folgenden Webseite
  Abbate, Komponist und leidenschaftli-    2017 in Frankfurt und auf der interna-      zu finden: http://www.aibm.info/
  che Musikarchivar, der zu seiner Zeit    tionalen Tagung in Riga wird auch in        tagungen/2017-muenster/

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"WENN ICH WÜSSTE, WAS KUNST IST" - BUB " FORUM BIBLIOTHEK UND INFORMATION
FOYER NACHRICHTEN

Dach der Deutschen Digitalen Bibliothek       seine Nichte Sophie Albertine, Prin-          Einrichtungen der Kinder- und Jugend-
garantiert die nachhaltige Präsentation       zessin von Schweden und Äbtissin des          arbeit. Unterstützt werden die Bünd-
der wissenschaftlichen Bearbeitung die-       Reichsstifts Quedlinburg (1753-1829).         nispartner bei der digitalen Leseförde-
ses überraschend aktuellen historischen       Die zuvor in Stockholm aufgestellte Bü-       rung von circa 780 Ehrenamtlichen.
Themas. Die Ausstellung nimmt die             chersammlung umfasst 1 445 Titel in 4
wechselvolle Geschichte des Allerwelts-       500 Bänden. In den Titeln wie auch in
stoffes Papier in 17 Kapiteln unter die       den verschiedenen Ausgaben spiegelt           Imagefilm »Netzwerk Bibliothek«
Lupe. Von der Lumpenwirtschaft vorin-         sich das Spektrum weiblicher Bildung
dustrieller Zeiten über das Sicherheits-      im europäischen Hochadel: Enthalten           Berlin. Zum diesjährigen Welttag des
wasserzeichen und stillgelegte Zeitungs-      sind vor allem französischsprachige           Buches und des Urheberrechts ist am
druckpapierfabriken wird der Bogen bis        Drucke des 17. bis 19. Jahrhunderts.          23. April der dritte Teil des Imagefilms
in die Gegenwart gespannt. Damit reiht                                                      »Netzwerk Bibliothek« erschienen. Der
sich die Schau in das weite Themenspek-                                                     Kampagnenfilm zeigt in kurzen, phan-
trum der virtuellen Ausstellungen der         Erfolgreicher Abschluss für                   tasievollen Bildern, wie vielfältig Biblio-
Deutschen Digitalen Bibliothek ein. Die       »Lesen macht stark«                           theken heute genutzt werden können.
Deutsche Digitale Bibliothek zeigt mit ih-                                                  Der Film kann von Bibliotheken frei ver-
ren virtuellen Ausstellungen die Themen-      Berlin. In der achten und letzten Aus-        wendet werden.
vielfalt der derzeit über 21 Millionen ver-   schreibungsrunde des digitalen Leseför-
fügbaren Objekte.                             derprojektes »Lesen macht stark« nimmt                   Der aktuelle Imagefilm ist in
                                              der Deutsche Bibliotheksverband (dbv)                    der BuB-App zu sehen.
                                              36 weitere Bündnisse aus 11 Bundeslän-
Prinzessinnen-Bibliothek                      dern in seine Förderung auf. Insgesamt
gemeinsam erworben                            fördert der dbv in 5 Jahren somit rund        Bericht zur Lage der
                                              350 Bündnisse in allen 16 Bundeslän-          US-Bibliotheken
Berlin. 5 Stiftungen und 120 Privatper-       dern. Über 15 000 Kinder und Jugend-
sonen unterstützten die Stiftung Preußi-      liche im Alter von 3 bis 18 Jahren, für       Chicago (USA). Der US-amerikanische
sche Schlösser und Gärten Berlin-Bran-        die der Zugang zu Bildung erschwert           Bibliotheksverband ALA hat den dies-
denburg, SPSG, und die Staatsbibliothek       ist, konnten im Zuge von »Lesen macht         jährigen Bericht zur Lage der Bibliothe-
zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz,         stark: Lesen und digitale Medien« mit-        ken mit aktuellen Trends veröffentlicht.
SBB-PK, beim gemeinsamen Erwerb der           hilfe von digitalen Medien für das Lesen      Eine Studie belegt, dass die Mitarbei-
Prinzessinnen-Bibliothek. Diese setzt         begeistert werden. Ausgangspunkt der          tenden der knapp 3 800 Wissenschaft-
sich aus den einstigen Privatbibliothe-       geförderten Projekte ist immer ein (vor-)     lichen Bibliotheken in den USA sich
ken dreier hochadliger Damen zusam-           gelesener Text. Darauf basierend lernen       neuer Verantwortlichkeiten wie digi-
men, die alle in enger verwandtschaft-        die jungen Teilnehmer unter kompeten-         taler Archivierung, Data Curation, Di-
licher Verbindung zu Friedrich II. von        ter Anleitung, das Internet und andere        gital Humanities oder E-Learning zu-
Preußen (1712-1786) standen: Seine            Medienformate wie beispielsweise Vi-          wenden. Von den traditionellen öffent-
Mutter Sophie Dorothea von Hannover,          deo und Hörspiel zu nutzen, um eigene         lichen Schulen verfügen mehr als 90
Königin in Preußen (1687-1757), seine         Geschichten zu erstellen. Zu den lokalen      Prozent über eine Bibliothek, wohinge-
Schwester Luise Ulrike von Preußen, Kö-       Bündnispartnern der Aktionen zählen           gen nur 49 Prozent der privaten Schu-
nigin von Schweden (1720-1782), und           neben zahlreichen Bibliotheken auch           len eine eigene Bibliothek anbieten. Die

                                                                                                                            ANZEIGE

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BuB 69 06/2017                                                                                                                     297
"WENN ICH WÜSSTE, WAS KUNST IST" - BUB " FORUM BIBLIOTHEK UND INFORMATION
FOYER NACHRICHTEN

9 100 Öffentlichen Bibliotheken wer-
ben mit dem Slogan »Jeder ist willkom-
men« und engagieren sich gegen Rassis-
                                            erster Auflage erschien und bis 1985 in
                                            sechs Auflagen herauskam.                   Markt
mus und »Islamophobia«. Auch »Fake
News« stehen bei den ÖB ganz oben           Moskauer Bibliothekarin weiter
auf der Agenda. Der ausführliche Be-        unter Hausarrest
richt steht unter: www.ala.org/news/                                                    EBSCO
state-americas-libraries-report-2017        Moskau (Russland). Die Direktorin der       Brockhaus Enzyklopädie
                                            staatlichen Bibliothek für ukrainische      integriert und auffindbar
                                            Literatur in Moskau, Natalya Sharina,
Sächsischer Bibliothekspreis                steht nach wie vor unter Hausarrest. Am     Pr. – Die Brockhaus Enzyklopädie als
                                            28. Oktober 2015 hatte eine Razzia in       allgemeinbildendes Nachschlage­
Dresden. Der Landesverband Sachsen          der Bibliothek durch mit Maschinenge-       werk bietet den perfekten Startpunkt
im Deutschen Bibliotheksverband (dbv)       wehren bewaffnete und maskierte Po-         für jede Recherche. Um Inhalte künf­
verleiht zusammen mit dem Sächsischen       lizisten stattgefunden. Es wurden Bü-       tig für die Nutzer Wissenschaftlicher
Staatsministerium für Wissenschaft und      cher, Zeitschriften und andere Medien       Bibliotheken ganz einfach auffind­
Kunst auch in diesem Jahr den Säch-         beschlagnahmt, Sharina wurde verhaf-        bar zu machen, werden Treffer aus
sischen Bibliothekspreis. Der erstma-       tet und ihre Wohnung durchsucht. Am         der Enzyklopädie über EBSCO Disco­
lig mit 10 000 Euro dotierte Preis wird     30. Oktober 2015 wurde sie unter Haus-      very Service direkt im Suchergebnis
für eine allgemein herausragende Bib-       arrest gestellt. Im August 2016 wurde       angezeigt.
liotheksarbeit verliehen. Über die Ver-     dieser verlängert. Gegen Sharina wird
gabe des Sächsischen Bibliothekspreises     wegen des »Verdachts der Anstachelung       Somit erhält der Suchende wertvolle
entscheidet eine unabhängige Fachjury.      von nationalem Hass« nach Teil 2, Arti-     Einstiegsinformationen und das Wich-
Die Preisübergabe findet am 24.Oktober      kel 282 des russischen Strafgesetzes er-    tigste über ein Thema in übersichtlicher,
2017 am Ort des Preisträgers statt. Be-     mittelt. Am 3. November 2016 begann         konzentrierter und allgemeinverständli-
werbungen können bis zum 31. Juli ein-      die Anhörung im Strafverfahren vor ei-      cher Form. Die redaktionell strukturier-
gereicht werden. Weitere Informationen:     nem Moskauer Gericht. Ihr wird vorge-       ten Artikel bieten eine schnelle Orientie-
www.saechsischer-bibliothekspreis.de        worfen, Bücher des ukrainischen Nati-       rung; die weitere Recherche wird über
                                            onalisten Dmytro Kortschynskyj in der       geprüfte interne und externe Links er-
                                            Bibliothek gehabt zu haben. Inzwischen      leichtert. Alle Informationen sind zu
Wilhelm Totok verstorben                    kam auch noch die Anschuldigung der         100 Prozent verlässlich und zitierfähig
                                            Veruntreuung von 2,2 Millionen Rubel        – essenziell für das wissenschaftliche
Hannover. Der langjährige Direktor          hinzu. Der Anwalt von Sharina sieht den     Arbeiten.
der heutigen Leibniz-Bibliothek, Wil-       Prozess als politisch motiviert an. Gegen       »Wir begrüßen die Integration unse-
helm Totok, ist am 2. Mai im Alter von      ihre Verhaftung gab es zahlreiche Pro-      rer enzyklopädischen Inhalte im EBSCO
95 Jahren verstorben. Der Bibliothe-        teste in Russland und im Ausland, unter     Discovery Service. Damit finden Nutzer
kar und Autor promovierte nach dem          anderem vom Deutschen Bibliotheksver-       aller Fachbereiche auf einen Klick wich-
Krieg über Leibniz‘ Theodizee. Die Be-      band (dbv) und vom internationalen Bi-      tige Erstinformationen über ihr Recher-
schäftigung mit Hannovers Universal-        bliotheksverband IFLA.                      chethema – ohne den Umweg, vorab in
genie wurde Totok zur Lebensaufgabe.                                                    einem allgemeinen Nachschlagewerk zu
Von 1962 bis 1986 leitete er die heu-                                                   suchen. Das verringert den Recherche-
tige Leibniz-Bibliothek. Unter seiner                                                   aufwand und erhöht die Nutzung der
Ägide entstand der Bibliotheksneubau                                                    Enzyklopädie«, so Alexandra Kiesling,
an der Waterloostraße. Totok gründete                                                   Director der Brockhaus | NE GmbH.
auch das dort angesiedelte Leibniz-Ar-        Verspätete Fußnoten                           Peter Uwe Dittrich, Director of Sa-
chiv und zählte zu den Gründern der                                                     les bei EBSCO, ergänzt: »Wir freuen uns
Leibniz-Gesellschaft, deren Geschäfts-        Im Beitrag »Provenienzerschlie-           über die Zusammenarbeit mit Brock-
führer er fast vier Jahrzehnte war. Totok     ßung am Altbestand« in der                haus. Die Kooperation hilft EBSCO da-
war von 1973 bis 1975 Vorsitzender des        BuB-Maiausgabe (Seite 252) sind           bei, deutschsprachigen Nutzern einen
Vereins Deutscher Bibliothekare (VDB)         durch einen Fehler die Fußnoten im        komfortablen Einstieg in ihre Suche di-
und von 1977 bis 1980 Vorsitzender des        Text entfallen. Der vollständige Bei-     rekt im EBSCO Discovery Service zu er-
Deutschen Bibliotheksverbands (dbv).          trag, inklusive Fußnoten, ist auf der     möglichen. Auf diese Weise unterstützen
Weithin bekannt geworden ist Totok als        BuB-Webseite (www.b-u-b.de/pro            wir Bibliotheken dabei, die Nutzung der
Bibliograf durch das von ihm begrün-          venienzerschliessung) zu finden.          von ihnen angebotenen Inhalte zu erhö-
dete »Handbuch der bibliographischen                                Die Redaktion       hen und ihren Nutzern eine noch erfolg-
Nachschlagewerke«, welches 1953 in                                                      reichere Suche zu ermöglichen.«

298
FOYER MARKT

Sharemagazines                              der Service an, da die Besucher die ge-         Bislang ist der digitale Lesezirkel in über
Digitaler Lesezirkel für                    wünschten Titel zu jedem Zeitpunkt und       200 Locations vertreten. Weitere Informati-
Bibliotheken                                so lange sie möchten lesen können.           onen unter www.sharemagazines.de.
                                                Das digitale Portfolio umfasst Titel
Pr. – Damit die Besucher von Biblio­        wie die Welt kompakt, das Hamburger
theken nicht nur lesen können, was          Abendblatt und die Berliner Morgen-          Bibliotheca
sie wollen, sondern auch so lange sie       post. Ebenfalls zu lesen sind der Busi-      Hochschulbibliothek Ansbach als
wollen, hat sharemagazines den digi­        ness Punk, die Frauenzeitschrift Brigitte    Pionier bei neuem Rückgabe- und
talen Lesezirkel entwickelt. Das nord­      und der Stern. Kinder kommen natürlich       Sortiersystem
deutsche Startup-Unternehmen bietet         auch nicht zu kurz. Für sie ist beispiels-
seinen Kunden einen neuen und kos­          weise die Zeitschrift Bussi Bär dabei.       Pr. – In der Hochschulbibliothek Ans­
tengünstigen Service, der über 180              Um das Ausstatten mit der nötigen        bach ist seit März 2017 eine hochmo­
Titel beinhaltet und den Gästen über        Technologie kümmert sich sharemaga-          derne Rückgabe- und Sortieranlage in
eine App zur Verfügung steht.               zines. In kurzer Zeit kann die Biblio-       Betrieb. Das brandneue flex AMHTM
                                            thek zur Location werden – ohne auf-         System wurde erst im Januar 2017 von
Die Zeitungen und Magazine werden           wendige Eingriffe in die vorhandene          bibliotheca öffentlich vorgestellt. Die
über die sharemagazines App für iOS         IT. Die App bietet einige Vorteile gegen-    Installation in Ansbach ist somit die
und Android gelesen. Diese laden sich       über dem Lesezirkel in Papierform: Die       erste weltweit. Die Wissenschaftliche
die Nutzer kostenlos im App- oder Play-     gewünschten Zeitungen und Magazine           Bibliothek positioniert sich daher als
store auf das eigene Smartphone oder        sind nie vergriffen und jederzeit abruf-     absoluter Vorreiter hinsichtlich des Ein­
Tablet herunter. Anschließend müs-          bar. Mit dem neuen Tool sharemagazi-         satzes fortschrittlicher Technologien.
sen sie das WLAN oder die Ortungs-          nes RULEZ können eigene Inhalte wie
dienste (GPS) anstellen und los geht´s      Öffnungszeiten oder Neuerscheinungen         Die Ansbacher Bibliothek zählte bereits
mit dem grenzenlosen Lesevergnügen.         in die App hochgeladen werden, womit         vor sieben Jahren zu den ersten Wissen-
Hat man die App runtergeladen, kann         Papierkosten und Zeit der Mitarbeiter        schaftlichen Bibliotheken, die auf RFID
man in allen teilnehmenden Locations        gespart werden. Alle Titel werden zu ei-     setzten und sich für eine automatisierte
wie Cafés, Frisörsalons, Hotels, Kliniken   nem monatlichen Festpreis für die Bib-       Rückgabe von bibliotheca und diverse
und Arztpraxen in ganz Deutschland le-      liothek angeboten – versteckte Kosten        RFID-Komponenten, die eine unbe-
sen. Gerade in den Lesesälen bietet sich    entstehen somit nicht.                       mannte Bibliotheksöffnung erlauben,

                                                                                                                           ANZEIGE

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BuB 69 06/2017                                                                                                                     299
FOYER MARKT

entschieden haben. Bibliotheksleiter          Steuerung und Verwaltung von Schließ-       64,2 Prozent gelegen, betrug sie nun
Jens Renner kommentiert: »Die Rück-           und Zutrittsrechten besonders einfach,      im Vergleich mit dem Vorjahr 2016
gabe- und Sortieranlage ist ein wesentli-     zum Beispiel für Schließfächer und          rund 27 Prozent. Die Zahl der Onlei­
cher Bestandteil unseres RFID-Systems,        Spinde für Studenten, aber auch für Mit-    hen insgesamt liegt aktuell bei knapp
um Arbeitsabläufe effizient zu gestalten,     arbeiterschränke und -wertfächer. Mit       3 000 Teilnehmerbibliotheken.
das Personal zu entlasten und um unsere       der SAFE-O-TRONIC access Lock Mana-
personallose Öffnung weiterhin sicher         ger Software lassen sich außerdem der       Das Jahr 2016 war für die divibib GmbH
und reibungslos realisieren zu können.        Zutritt zu Funktionsräumen aller Art,       insbesondere von zwei Ereignissen ge-
Wir sind stolz, erneut ein Rückgabe- und      inklusive Steuerung von Aufzügen, ge-       kennzeichnet: Mit den für Bibliothe-
Sortiersystem der neuesten Generation         nauso wie Flucht- und Rauchschutztüren      ken wichtigen Publikumsverlagen der
pilotieren zu dürfen und damit als Weg-       problemlos und zuverlässig organisieren.    Holtzbrinck-Gruppe, Bonnier und Dio-
bereiter in der Branche zu gelten.«                Kartenbasierte Netzwerke ermögli-      genes konnten Rahmenverträge für die
    Die neu installierte Anlage mit einer     chen Online-Komfort für die automati-       Lizenzierung von E-Medien für die Bib-
fünffach Sortierung bietet dank erwei-        sche tagesaktuelle Vergabe von indivi-      liotheksnutzung abgeschlossen werden.
terter Funktionalitäten zahlreiche Plus-      duellen Schließberechtigungen. Für die      Andererseits führt das Urteil des Eu-
punkte: Sie arbeitet deutlich schneller       Nutzung von Schließfächern im Vorle-        ropäischen Gerichtshofes vom 10. No-
und ist leistungsfähiger als die bisherige.   sungsbereich bietet SAFE-O-TRONIC ac-       vember 2016 zur Ausleihe von E-Books
Das spart den Benutzern Zeit und lässt        cess über die schlüssellose Nutzung hin-    durch Bibliotheken in eine Zukunft mit
Warteschlangen erst gar nicht entste-         aus (zum Beispiel per Ausweiskarte für      wahrscheinlich veränderten Rahmen-
hen. Benutzer können Medien anonym,           eingeschriebene Nutzer oder per PIN-        bedingungen. Hier steht eine nationale
das heißt ohne Authentifizierung mit der      Code für sporadische Nutzer) intelligente   Umsetzung in ein verändertes Urheber-
CampusCard, zurückgeben. Das macht            Lösungen zum Schutz vor Fachreservie-       recht jedoch noch aus. Verlage und Öf-
die Rückgabemöglichkeiten nochmals            rungen (beispielsweise durch zeitgesteu-    fentliche Bibliotheken erwarten nicht
flexibler. Auch die neue Möglichkeit, di-     ertes Öffnen und Sperren der Schränke).     vor den Bundestagswahlen eine Konkre-
rekt am Rückgabe-Touchscreen das Bib-         Mit innovativer Funkvernetzung lassen       tisierung der nationalen Ausgestaltung.
liothekskonto einsehen und bearbeiten         sich auch komplexe Schließanlagen ein-          »Die Erweiterung des Onleihe-
zu können, wird von den Nutzern gern          fach per Mausklick steuern, ohne dass die   Angebotes durch die Verlage Holtz-
angenommen. »Mit der Erweiterung der          Fächer, Schränke oder Spinde verkabelt      brinck, Bonnier und Diogenes war für
Sortierziele auf fünf Punkte konnten wir      werden müssen. Die Integration in Aus-      uns eine große Bereicherung, denn wir
den Sortierprozess nochmals beschleu-         weissysteme für Studenten und Mitarbei-     haben uns ein möglichst vollständi-
nigen und vereinfachen. Dadurch lässt         ter ist problemlos.                         ges Buchmarkt-Angebot für unsere di-
sich Zeit für die Medienrücksortierung                                                    gitalen Services zum Ziel gesetzt«, so
einsparen und besser für andere Tätig-                                                    Jörg Meyer, Geschäftsführer der divibib
keiten nutzen«, erklärt Bibliotheksleiter     Divibib                                     GmbH und geschäftsführender Gesell-
Jens Renner.                                  Breiteres Medienangebot in der              schafter des Mutterunternehmens ekz.
                                              Onleihe                                     bibliotheksservice GmbH.
                                                                                              Und weiter: »Die Diskussionen um
Schulte-Schlagbaum AG                         Pr. – Die Onleihe der divibib GmbH          die angemessene Vergütung der Urhe-
Elektronische Schließsysteme für              konnte im Jahr 2016 ihre Stellung als       ber ist ein Kernpunkt der Verhandlun-
Garderobenschränke                            führende Lösung bei der Ausleihe di­        gen. Wir befinden uns immer noch mit-
                                              gitaler Medien im deutschsprachigen         ten im digitalen Wandel und es ist nicht
Pr. – Bibliotheken von Universitäten          Bibliotheksbereich festigen und aus­        immer leicht, sofort für alle Beteiligten
und Hochschulen bieten ihren Stu­             bauen. Die Ausleihen stiegen auf ins­       befriedigende Lösungen zu finden. Auch
dierenden und Mitarbeitern vielfäl­           gesamt 22,2 Millionen. Hatte die Stei­      das EuGH-Urteil ist für den kontinuier-
tige Möglichkeiten für wissenschaft­          gerung von 2013 zu 2014 noch bei            lichen Wandel in diesem Bereich ein
liches Arbeiten in angenehmer und                                                         Beleg und unterstreicht einerseits den
motivierender Atmosphäre. Dazu ge­                                                        unbeschränkten Zugang von Bibliothe-
hört auch die Bereitstellung und Or­                                                      ken zu digitalen Inhalten, fordert aber
ganisation von Garderobenschrän­                In der Rubrik »Markt« werden              eindeutig die angemessene Vergütung,
ken und Lesesaal-Schließfächern so­             Presse­mitteilungen von Unterneh-         ohne sie konkret auszugestalten. Wir
wie das entsprechende Zutritts- und             men und Dienstleistern – ohne             sind gemeinsam mit dem Deutschen Bi-
Gebäudemanagement.                              redaktionelle Bearbeitung – ver-          bliotheksverband der Meinung, dass ein
                                                öffentlicht. Die Redaktion behält         vollständiges, digitales Abbild des phy-
SAFE-O-TRONIC access bietet eine inte-          sich vor, Beiträge auszuwählen und        sischen Buchangebotes für Bibliotheken
grierte Organisationslösung für Tür- und        zu kürzen.                                einen zentralen Baustein für die Infor-
Schrankschließanlagen. Das macht die                                                      mationsfreiheit darstellt.«

300
FOYER LESERBRIEF / TERMINE

Weder Friedhof noch Jahrmarkt                                                          Perspektive

Anmerkungen zur »Event«-Kultur in Öffentlichen Bibliotheken
                                                                                       für FaMIs
Zur Rezension »Letzte Bibliothe­            ruhigen Platz zu finden, fühle mich in     Sie sind FaMI und lieben Ihren Be-
ken« (BuB 2-3/2017) und zum »Kri­           der »Mensa-Atmosphäre« gestört und         ruf? Haben aber das Gefühl, da
tischen Leserbrief zur permanen­            unwillkommen.                              geht noch mehr? Dann habe ich et-
ten Event-Kultur in Bibliotheken«               Ebenso unerfreulich finde auch ich     was für Sie. Mitte November startet
von Rosemarie Müller (BuB 4/2017)           die sogenannte »Events« in Bibliothe-      der elfte berufsbegleitende Fern-
erreichte die Redaktion folgende            ken. Mit (Sach-)Literatur und Lesen/       weiterbildungskurs Bibliotheks-
Zuschrift:                                  Leseförderung haben sie kaum etwas         wissenschaft an der FH Potsdam.
                                            zu tun. Bei Angeboten zum von der UN-      Das Curriculum wurde im letzten
Als im Ruhestand befindliche Biblio-        ESCO ausgerufenen Tag des Buches           Jahr überarbeitet und das aktuelle
thekarin sollte ich mich vielleicht nicht   zum Beispiel, an dem sich Verlage und      Kursangebot umfasst neben Mo-
mehr einmischen. Ich tue dies jedoch        Buchhandlungen beteiligen, halten          dulen wie Management, Metada-
heute als aktive und immer wieder er-       sich Bibliotheken dagegen meist (vor-      ten und Recht auch neue Module
freute Bibliotheksbenutzerin.               nehm?) zurück.                             wie zum Beispiel Nutzerforschung,
     Bibliotheken sind weder Friedhöfe          Diejenigen, die sich regelmäßig mit    Informationsvisualisierung und Se-
noch Jahrmärkte. Sie sind und sollen Bi-    dieser Art der Veranstaltungstätigkeit     mantische Technologien.
bliotheken bleiben. Die Zeiten des abso-    befassen, mögen sich bitte nicht ange-         Ausführliche Infos zur Organi-
luten Ruhehaltens sind glücklicherweise     sprochen fühlen, ihnen sei Dank und        sation und den Inhalten finden Sie
vorbei, aber sie müssen nicht ins Gegen-    Unterstützung für professionelles Tun!     auf unserer Website unter http://
teil verkehrt werden. Dies entspricht ei-   Genau hier liegt der Ansatz und es muss    bit.ly/2p4HScP. Auch unser Blog
nes lebendigen Umgangs und genussvol-       weiter in diese Richtung gegangen wer-     unter http://bit.ly/2o3SnIX enthält
len Verweilens in vielen (innen-) archi-    den. Bibliothekare können in ihren         viele Berichte erfolgreicher Absol-
tektonisch ansprechenden Gebäuden.          Häusern für alle eine angenehme At-        ventInnen und stellt verschiedene
Dass sich in manchen Öffentlichen Bi-       mosphäre schaffen und sich – mit aller     Module vor. Eine Bewerbung ist
bliotheken nun eine Dauerklientel von       Technik im Einklang – auf ihre vielsei-    bis zum 16. Juni unter der folgen-
Studierenden, die in Gruppen kommt,         tige Grundkompetenz der aktiven Infor-     der Adresse möglich: FH Potsdam,
kein einziges Medium entleiht, an ih-       mation und Literaturvermittlung besin-     Fachbereich Informationswissen-
ren PCs arbeitet, trinkt und miteinander    nen und diese verbessern.                  schaften, Berufsbegleitende Fern-
im Gespräch ist (»extrovertierte Men-           Das gilt für eine demokratische Zu-    weiterbildung, Postfach 60 06 08,
schen«), breit macht und andere damit       sammenarbeit mit allen (Alters-) Grup-     14406 Potsdam.
»vertreibt«, das geht meiner Meinung        pen unserer Gesellschaft und für das           Bei Fragen: sabine.wolf@
nach zu weit. Als Bibliotheksbenutze-       Selbstverständnis und die Zukunft der      fh-potsdam.de / (0331) 580-1541.
rin mit gewissem Aufenthaltsbedürf-         Öffentlichen Bibliothek!                             Sabine Wolf, FH Potsdam
nis habe ich keine Möglichkeit, einen                          Lioba Betten, München

                                                                                                                   ANZEIGE

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SCHWERPUNKT KUNST UND BIBLIOTHEKEN

Olaf Eigenbrodt

Räumliche Konzepte für Bibliotheken an
Kunsthochschulen

Die Bibliothek der Hochschule für Bildende Künste, Hamburg und die Mui Ho Fine Arts Library an
der Cornell University, Ithaca NY

Im Kontext Wissenschaftlicher Bibliotheken bilden die Bib­         aber auch die Bibliotheken der Kunsthochschulen einem Verän-
liotheken der Kunsthochschulen eine besondere Kategorie.           derungsdruck unterworfen, der bis ins Räumliche wirkt. Daher
Dies hängt zum einen mit den Medien, zum anderen aber              sind für räumliche Weiterentwicklungen immer auch konzep-
auch mit einer spezifischen Arbeitskultur und den Nutzer­          tionelle Vorüberlegungen in Bezug auf Bestand und Arbeitssi-
erwartungen zusammen. Folgerichtig stellen Konzeption,             tuation notwendig, die eng mit dem jeweiligen institutionel-
Bau und Umbau solcher Bibliotheken eine Herausforde­               len Kontext und den Werten zusammenhängen, die in der Aus-
rung an planende Bibliothekare und Architekturbüros dar.           bildung vertreten werden. Im Folgenden möchte ich anhand
Dennoch oder gerade deshalb sind sie als Bauaufgabe be­            zweier Projekte aus Deutschland und der Vereinigten Staaten
sonders interessant. Der Beitrag erläutert anhand zweier           zeigen, wie sich solche institutionellen Einstellungen konzepti-
aktueller Beispiele, bei denen der Autor als Berater tätig         onell und planerisch auswirken können. Beide Projekte wurden
war, wie man in verschiedenen institutionellen Kontex­             von mir in unterschiedlichen Planungsphasen und aus unter-
ten versucht, konzeptionelle und räumliche Antworten auf           schiedlichen Perspektiven, jedoch nur mit geringem zeitlichen
diese Herausforderungen zu finden.                                 Abstand begleitet, sodass die Erkenntnisse des einen Prozesses
                                                                   auch in den jeweils anderen einflossen.
Das Studium an Kunsthochschulen oder entsprechende Abtei-
lungen größerer Universitäten ist anders ausgerichtet als das
an einer Wissenschaftlichen oder Technischen Hochschule.           Umbau und Modernisierung der Bibliothek der Hochschule
Zwar gibt es einerseits Pflichtveranstaltungen, in denen theo-     für bildende Künste (HfbK), Hamburg
retische, historische und heute zunehmend auch ökonomische
Kenntnisse vermittelt werden, die wesentliche Säule des Stu-       Im 18. Jahrhundert als Gewerbeschule gegründet, ist die HfbK
diums sind aber die praktischen Module, die in Ateliers, Werk-     seit 1913 in einem Gebäude des Hamburger Oberbaudirektors
stätten und Studios stattfinden. Ein Rundgang durch eine sol-      Fritz Schumacher beheimatet. In der Nachkriegszeit hat sie sich
che Einrichtung macht zum Beispiel schnell deutlich, warum         von einer klassischen, breit aufgestellten Kunstgewerbeschule
der Begriff »Makerspace« in diesem Kontext allenfalls auf Un-      zu einer Kunsthochschule entwickelt, die sich heute als künst-
verständnis stößt. Eine Kunsthochschule ist an sich und schon      lerisch-wissenschaftliche Hochschule mit hohem Theoriean-
immer ein Ort, an dem Kunst in ihren verschiedenen medialen        teil und einem disziplinenübergreifenden Ansatz im Studium
Ausprägungen »gemacht« wird.                                       begreift. Schumacher, der in seiner Zeit als Hamburger Ober-
    Die beschriebenen Spezifika machen sich aber auch in be-       baudirektor stadtbildprägend wirkte, ist bis heute für die his-
sonderen Anforderungen an die Bibliothek fest. Dies betrifft       torische Identität der Freien und Hansestadt von Bedeutung.
in erster Linie die inhaltliche und mediale Zusammensetzung        Dementsprechend steht auch das Gebäude der HfbK unter
des Bestandes. Die Bestandsentwicklung war stets darauf an-        Denkmalschutz. Die Bibliothek hat sowohl die Kriegsschäden
gelegt, einen möglichst breiten und vielfältigen Einblick in die   als auch die zahlreichen Umbauten des Gebäudes überstanden.
Geschichte und insbesondere auch zeitgenössische Entwick-          Sie besteht aus einem Lesesaal mit hohen Fenstern und Wand-
lung der unterschiedlichen künstlerischen und gestalterischen      regalen und einem direkt dahinterliegenden und zum Lesesaal
Disziplinen zu bieten. Dabei spiegeln die Bestände aber im-        hin geöffneten Magazinbereich, in dem eine doppelstöckige
mer auch die wechselnden Einstellungen zu den Inhalten und         selbsttragende Regalanlage steht, die die Raumhöhe in dem
Formen der künstlerischen Ausbildung. Für den theoretischen        Geschoss des Haupttraktes voll ausnutzt.
Unterricht und die Anschauung am Beispiel waren die Biblio-             Vor der Modernisierung wirkte der Lesesaal durch später
theken traditionell wichtige Einrichtungen und mit einer zu-       hinzugestellte Regale und weitere Möblierungen vollgestellt
nehmenden Konzeptualisierung und gesellschaftlichen Kon-           und wenig attraktiv. Die Hochschulleitung der HfbK strebte
textualisierung von Kunst und Gestaltung nahm ihre Bedeu-          ein neues Bibliothekskonzept an, das einerseits dem verän-
tung sogar noch zu.                                                derten Profil der Hochschule Rechnung tragen und anderer-
    Vor dem Hintergrund sich ändernder Ausbildungsinhalte          seits die Bibliothek auch räumlich wieder aufwerten sollte. Da-
und -disziplinen, Medien sowie Arbeitskulturen, sehen sich         her gehörten neben dem eigentlichen Umbau auch ein neues

302
SCHWERPUNKT KUNST UND BIBLIOTHEKEN

Erwerbungsprofil und eine Sichtung der vorhandenen Be-
stände zur Gesamtmaßnahme. Leitbilder waren dabei einer-
seits das oben beschriebene Lernen aus Anschauung und an-
dererseits auch die Idee eines interdisziplinären Austauschs
außerhalb der Ateliers und Werkstätten. In mehreren Gesprä-
chen mit der Hochschulleitung und der Bibliothekarin entwi-
ckelte sich daraus ein Konzept der Bibliothek als Ort der diszi-
plinenübergreifenden Inspiration und Begegnung, in dem der
neu profilierte Bestand in seiner Gesamtheit allen Nutzern zu-
gänglich sein sollte.
    Die Leitgedanken der Modernisierung waren zunächst die
Befreiung des Lesesaals von der historisch in Schichten ge-
wachsenen nicht bauzeitlichen Möblierung sowie die Öffnung
und Nutzbarmachung des Magazins zur Konsultation der Be-
stände und zum Arbeiten. Obwohl die Hochschule beschlos-
sen hatte, sich von einigen Bestandsgruppen zu trennen, die
nicht oder nicht mehr dem Fächerprofil entsprachen, wurde
schnell deutlich, dass die vorhandene Regalfläche insbeson-
dere bei einer Nutzung von Teilen der Regalanlage für Arbeits-
plätze nicht ausreichen würde. Es kam daher die Überlegung
auf, die eingebauten Wandregale im Lesesaal aufzustocken und
so weitere Flächen insbesondere für weniger genutzte Bestände
zu gewinnen.
    Für den Umbau selbst wurde das Büro »asdfg« aus Hamburg
beauftragt. Zusammen mit der Architektin Alexandra Schmitz
wurde das Konzept unter Ausnutzung der vorgefundenen
räumlichen Zweiteilung der Bibliothek weiterentwickelt. Im
Magazinbereich wurden die Holzfußböden in der Regalanlage
durch begehbare Glasplatten ersetzt, was der gesamten Kon-
struktion Transparenz und Leichtigkeit verleiht. Zudem wur-
den in Teilen der Regale Arbeitsplätze integriert. Die Wand zwi-
schen dem Magazinbereich und dem Lesesaal wurde mit fla-
chen Vitrinen für Ausstellungen und für die Präsentation der
Sammlung historischer Bildmappen und Alben der Bibliothek
ergänzt. Der ehemalige Magazinbereich dient jetzt sowohl der
Konsultation und Präsentation der Bestände als auch der kon-
zentrierten Arbeit.
    Im Lesesaal entschied man sich für einen Wechsel zwischen
den schon von Fritz Schumacher konzipierten langen, lino-
leumbelegten Bibliothekstischen und einer Möblierung, die die
Proportionen des Lesesaals beachtet und gleichzeitig Möglich-
keiten zur Entspannung, zum gemütlichen Lesen und zur Kom-
munikation eröffnet. Auch das Möbel zur Präsentation der lau-
fenden Zeitschriften, wie alle neuen Möbel auf Entwürfen der
HfbK-Professoren Jesko Fetzer und Glen Oliver Löw beruhend,
passt sich dem vorgegebenen Raster an. Durch die Entfernung
der abgehängten Decke wurde der Raum erhöht um die Auf-
stockung der Wandregale zu ermöglichen, die jetzt über eine
eigens entworfene Bibliothekstreppe erreicht werden können.

Projekt für die Mui Ho Fine Arts Library, Cornell University,      Bibliothek der Hochschule für bildende Künste, Hamburg: Die
                                                                   Leitgedanken der Modernisierung waren zunächst die Befreiung
Ithaca (NY), USA
                                                                   des Lesesaals von der historisch in Schichten gewachsenen nicht
                                                                   bauzeitlichen Möblierung sowie die Öffnung und Nutzbarmachung
Die 1865 gegründete Cornell-University mit ihrem Hauptcam-         des Magazins zur Konsultation der Bestände und zum Arbeiten. Fotos:
pus in Ithaca im Norden des Bundesstaats New York gehört zu        Imke Sommer, Tim Albrecht, Michael Pfisterer

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