"WENN ICH WÜSSTE, WAS KUNST IST" - BUB " FORUM BIBLIOTHEK UND INFORMATION
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EDITORIAL »Wenn ich wüsste, was Kunst ist« »Kunst und Bibliotheken«: So heißt es also, das Schwer- punkt-Thema der aktuellen Juni-Ausgabe von BuB. Die Idee dazu entstand in einer der letzten Herausgeber-Sitzungen. Uns Re- dakteure ließ das Thema zunächst etwas ratlos zurück. »Kunst und Bibliotheken«, ist das überhaupt ein Thema, finden wir un- terschiedliche Themenaspekte, genug Autoren, um einen ganzen Heft-Schwerpunkt zu füllen? Und was wissen wir BuB-Redakteure schon, wenn selbst Pablo Picasso einst sagte: »Wenn ich wüsste, was Kunst ist, würde ich es für mich behalten.« Nun ist aber »jede künstlerische Leistung [...] ein Sieg über die menschliche Träg- heit« (Herbert von Karajan). Also haben wir recherchiert, so wie es unser Auftrag ist. Die Recherche hat schnell gezeigt: Einige Bibliotheken sind ganz und gar künstlerische Räume: die Stadtbibliothek Stuttgart etwa. Bei Goethe hieß es bereits, »man sollte alle Tage wenigstens ein kleines Lied hören, ein gutes Gedicht lesen, ein treffliches Ge- mälde sehen [...]«. Und das kann man in der Stuttgarter Stadtbi- bliothek erleben. Schon optisch fällt der nachts blau illuminierte Quader im Zentrum der Stadt auf. Kunstinteressierte finden innen die Graphothek, in der Kunst ausgeliehen werden kann, die Gale- rie b, die mit digitaler Kunst aufwartet, und die Online Animation Library, eine Sammlung von Animationsfilmen (ab Seite 306). Und die Wissenschaftlichen Bibliotheken? Die sind doch nun wirklich keine Horte der Kunst, denn »die Wissenschaft ist der Ver- stand der Welt, die Kunst ihre Seele« (Maxim Gorki). Weit gefehlt: Auch Wissenschaftliche Bibliotheken wie die Staats- und Univer- sitätsbibliothek Hamburg haben künstlerische Schwerpunkte. Ab Seite 322 stellt die SUB ihre Kunstsammlungen vor, zu denen Hand- schriften, Kupferstiche, Zeichnungen und Gemälde zählen. Sie finden in dieser Ausgabe natürlich auch ganz unkünstle- rische Beiträge: über den Bücherbus im Westjordanland (Seite 334) beispielsweise oder über die Schwärzung von Textstellen in Büchern mit nationalsozialistischem Inhalt nach 1945 (Seite 338). Aber entscheiden Sie selbst. »Kunst gibt [schließlich] nicht das Sichtbare wieder, sondern macht sichtbar« (Paul Klee). Viel Spaß bei der Lektüre. Steffen Heizereder, BuB-Redakteur BuB 69 06/2017 289
BuB Forum Bibliothek und Information 06 / 2017 FOYER LESESAAL RECHT / LK SCHWERPUNKT: KUNST UND BIBLIOTHEKEN 293 Deutscher Bibliotheksverband begrüßt Regierungsentwurf 302 Räumliche Konzepte für Biblio- Stellungnahme zur geplanten theken an Kunsthochschulen Neuregelung des Urheber- Die Bibliothek der Hochschule für rechts-Wissenschafts- Bildende Künste, Hamburg und SCHWERPUNKT Gesetzes die Mui Ho Fine Arts Library an der Cornell University, Ithaca NY (Olaf Eigenbrodt) KUNST UND 293 LK – ich bin dabei (Christina Neuer) BIBLIOTHEKEN WISSEN FRAGT ... ? Dass Bibliotheken jede Menge 294 Charakter – Kunst – Menschenleere Medien und Informationen Auf keinen Espresso mit der bieten, ist klar – aber Kunst? Fotokünstlerin Candida Höfer zur Und ob. In unserem aktuellen Atmosphäre von Bibliotheken (Dirk Wissen) Themenschwerpunkt ab Seite 302 stellen wir ganz unter- schiedliche Bibliotheken vor, in denen Kunst zum täglichen 306 Alice im Bibliothekskunstland: Von Geschäft gehört, in Form von ausgesetzten Zeichnungen, Kopf- Ausstellungen, digitalen und kribbeln und einer Biblioskopin Zur Kunst in der Stadtbibliothek analogen Galerien, Artothe- Stuttgart (Meike Jung) ken, historischen Samm- lungen und vielen weiteren spannenden Formaten. 312 Ein Schaufenster für die Kunst Die Bibliothek der Bauhaus- Bibliotheken an Kunsthoch- 296 NACHRICHTEN Universität Weimar als Ausstel- schulen stehen hier natur- lungsort (Sylvelin Rudolf, Frank Simon-Ritz) gemäß besonders im Fokus. 298 MARKT Ein Architekturbeitrag zeigt, welche räumlichen Konzepte 318 Durch Kooperation zu Synergie es gibt, um der spezifischen 301 LESERBRIEF und Stärke Kunst- und Museumsbibliothek der Arbeitskultur und den Nutzer Stadt Köln / KunstBibliothek Köln erwartungen gerecht zu (Elke Purpus) werden. Foto: Günther Marsch Fotocollage Titelseite: Foto: Lukas Löffler © Wolfgang Nieblich (Hintergrund), sputanski/ Fotolia, hermes74/Fotolia, triwaw/Fotolia, Cozy nook/Fotolia, mrlover/Fotolia Fotos Inhaltsverzeichnis: Dirk Wissen, Michael Pfisterer, Litke Christine/Mario Pelizzoli,Herzog August Bibliothek Wolfen- büttel, Julia Wunderlich 290
MAGAZIN 322 Kunstsammlung und MOBILE BIBLIOTHEKEN FACHLITERATUR Wissenschaftliche Bibliothek 334 Checkpoints, Straßensperren 350 Management, Technik und Zur Kunst in der Staats- und und politische Unsicherheit Gestaltung Universitätsbibliothek Hamburg Mobile Büchereien im Nahen Kompendium zum Bibliotheksbau (Mark Emanuel Amtstätter, Monika Osten (Andreas Lüschow, Samira (Jürgen Plieninger) E. Müller, Jürgen Neubacher, Antje Safadi) Theise) 327 Kunst – Nicht nur zur documenta! (Birgit Williams) AUS DEM BERUFSVERBAND 328 Ein Sammlungsgegenstand zwischen Tradition und Moderne 351 VorgeMERKT Die druckgraphischen Bestände in der Herzog August Bibliothek 351 Aus den Landesgruppen (Judith Tralles) 353 Aus dem Bundesvorstand GESCHICHTE 338 Geschwärzt, überklebt, zerrissen 354 Offenheit und Integration – Über die Bearbeitung von Büchern Menschen und Bibliotheken in mit nationalsozialistischem oder Bewegung militaristischem Inhalt nach 1945 Sechster Tag der Bibliotheken in (Ute Scharmann) Berlin und Brandenburg (Jana Haase) 356 meinBIB – das neue Mitglieder- HOCHSCHULE konto für BIB-Mitglieder 342 Bibliothekspädagogik: Wissen, wie es geht Wie Studierende der HTWK Leip- 332 Kooperation, Information und zig die bibliothekspädagogische 289 EDITORIAL Kommunikation Theorie in der Praxis anwenden Die Arbeitsgemeinschaft für (Jacqueline Acquistapace, 358 SUMMARY / RESUME Kunst- und Museumsbibliotheken Helma Ulbricht) 360 KLEINANZEIGEN / (Antje Gegenmantel) IMPRESSUM AUSLAND 345 Schatten über dem Vorzeigeland? Das skandinavische Bibliotheks- wesen gilt als vorbildlich, doch Kosteneinsparungen und Biblio- AB IN DIE APP! theksschließungen setzen auch den finnischen Berufsstand unter Druck (Armi Roth-Bernstein-Wiesner) 297 Imagefilm »Netzwerk Bibliothek« Die ganze Vielfalt der Bibliotheken in phantasievollen Bildern 308 Eindrücke von Graphothek und Co. Fotogalerie zur Kunst in der Stadtbibliothek Stuttgart 335 Bibliobus in Ramallah »Eine Bibliothek zwischen den Checkpoints« als Film BuB 69 06/2017 291
ANZEIGE BIBLIOTHEK DER FACHHOCHSCHULE KONSTANZ Wir durften Mitte der 90er Jahre den faszinierenden Wandel eines Gebäudes begleiten und zwar den Umbau eines ehemaligen Schlachthofes zur Bibliothek der Fachhochschule Konstanz. Die Fachhoch- schule Konstanz ist die älteste Hochschule der Stadt und liegt in unmittelbarerer Nähe zum Stadtkern. Historische Gebäude wie diese – speziell wenn Sie nach dem Umbau einen neuen Zweck erfüllen sollen – sind immer eine spannende Herausforderung. Modernisieren ohne dem Gebäude mit seinen vielen interessanten Details seinen eigenen Charakter zu nehmen ist architektonisch anspruchsvoll. Eine Schlüsselaufgabe hat natürlich hierbei das verwendete Mobiliar. Wir waren uns dieser Verantwor- tung von Anfang an bewusst und eben diese Verantwortung ist einer der Gründe warum wir auch nach so vielen Jahren uns mit einem guten Gefühl daran erinnern. Das Ergebnis ist auch heute immer noch einfach schön, unaufdringlich und klassisch – trotzdem modern und funktional.” WWW.SCHULZSPEYER.DE PART OF LAMMHULTS DESIGN GROUP 292
FOYER RECHT / LEKTORATSKOOPERATION Deutscher Bibliotheksverband begrüßt Regierungsentwurf Stellungnahme zur geplanten Neuregelung des Urheberrechts-Wissenschafts-Gesetzes Der Regierungsentwurf zum Urhe Verlagen immer wieder heftig kritisiert einen signifikanten Fortschritt gegen- ber r ec hts-Wissensc haf ts-Gesetz worden sind. über dem vielfach kritisierten Status (UrhWissG) trage den geänderten Der Gesetzesentwurf nehme diese Quo bedeuten. Das Gesetzgebungsver- Bedürfnissen von Wissenschaft und Kritik auf und korrigiere im Sinne der fahren sollte, so der dbv weiter, aller- Forschung in einer zunehmend digi Verlage. Für die Wissenschaftspraxis da- dings genutzt werden, um punktuell talen Wissenslandschaft Rechnung. gegen positiv auswirken werde sich die noch kleinere Verbesserungen oder Klar- Das teilte der Deutsche Bibliotheks erstmalige Regelung des Text- und Da- stellungen einzufügen. verband (dbv) in einer Presseinfor tamining in Paragraf 60 d UrhG-E und Die ausführliche Stellungnahme mation mit. Der Verband begrüßt die Abkehr von der Einzelmeldepflicht des dbv zu einzelnen zentralen Nor- den Regierungsentwurf, der im We bei digitalen Semesterapparaten in Pa- men ist auf der BuB-Webseite unter sentlichen den Referentenentwurf ragraf 60 h Abs. 2 UrhG-E. Ein im Sinne http://b-u-b.de/regierungsentwurf- vom 22. Februar 2017 übernimmt – des Entwurfs geändertes Gesetz würde urhwissg/ im Internet zu finden. allerdings mit einigen wesentlichen Einschränkungen. Nach Ansicht des dbv eröffnet der Ent- wurf wissenschaftlichen Autoren neue Möglichkeiten, an den Nutzungen ihrer Werke zu verdienen. Außerdem werde LK – ich bin dabei! das derzeit sehr unübersichtliche und nur noch von Fachleuten verstehbare Urheberrecht systematisch neu geord- net und gewinne dadurch wesentlich an Klarheit und Verständlichkeit. Die Wis- senschaftsverlage hatten beim Referen- Seit sieben Jahren bespreche ich tenentwurf eine zu geringe Berücksich- für die Lektoratskooperation Rei- tigung ihrer Interessen bemängelt und seführer. Als Einstieg konnte ich die Sorge geäußert, weitere Rechte für die gesamte Welt bereisen und Wissenschaft und Forschung könnten habe Bücher zu Brasilien, New sich negativ auf die Vermarktung der York oder Österreich auf meinem geschützten Werke auswirken. Schreibtisch gehabt. Mittler- Diesen Bedenken sei der Regierungs- weile bin ich für neue Deutsch- entwurf nun sehr weitgehend entgegen- landtitel zuständig, vor allem für gekommen, heißt es seitens des dbv. In die Regionen Hessen, Bayern, der jetzt vorliegenden Fassung seien die Nordrhein-Westfalen und das unterschiedlichen Interessenlagen sehr Ruhrgebiet. vorsichtig ausbalanciert, und keine Inte- Es ist für mich nicht mehr wegzudenken, dass mir regelmäßig neue Bücher zur ressengruppe dürfte sich noch benach- Bewertung zugeschickt werden: eine willkommene und abwechslungsreiche teiligt sehen. Zu Gunsten der Verlage Tätigkeit im Berufsalltag! würden einige der bisher existierenden Rechte der Werknutzung für Wissen- Christina Neuer, Stadtbibliothek Essen schaft und Forschung allerdings erheb- lich beschnitten. Dazu zählten nach An- Wenn Sie weitere Informationen über die Lektoratskooperation wünschen oder sicht des dbv insbesondere die relativ an einer Mitarbeit als Lektor/in interessiert sind, dann wenden Sie sich bitte an: weitgehenden Rechte zum Ausdrucken Marita Blessing (ekz-Lektorat), marita.blessing@ekz.de, 07121/144-131. oder Abspeichern aus digitalen Leseplät- zen, die in der Vergangenheit von den BuB 69 06/2017 293
FOYER WISSEN FRAGT ...? Wi ss ? ? ? Charakter – Kunst – ? en ? ? fra ? gt ? Menschenleere ? ? Auf keinen Espresso mit der Fotokünstlerin Candida Höfer zur Atmosphäre von Bibliotheken ? ? ? ...? Bibliothèque nationale de France. Candida Höfer wurde 1944 in dem Portikus in Frankfurt am Main, unter anderen die Trinity College Eberswalde geboren und lebt heute dem Museum of Modern Art in New Library und die Bibliothèque nationale in Köln. Sie studierte an der Kölner York, der Power Plant in Toronto, dem de France – Le site Richelieu-Louvois. Werkschule und Kunstakademie Düs Kunsthaus Bregenz und dem Museum seldorf. Neben einem Film-Studium Ludwig in Köln zu betrachten. Candida Ist es künstlerisch betrachtet für Sie bei Ole John studierte sie Photogra Höfer nahm im Jahr 2002 an der docu ein Unterschied, ob Sie Bibliotheken, phie bei Bernd Becher. Im Jahr 1975 menta 11 teil und vertrat Deutschland wie zum Beispiel die des Trinity Col hatte sie in Düsseldorf bei Konrad Fi 2003 auf der Biennale in Venedig. lege oder stattdessen etwa Hörsäle, scher auch ihre erste Einzelausstel Konzertsäle oder Museen menschen lung. Ihr Oeuvre widmet sich den »Wir Dirk Wissen: Sie erstellen in der Re leer ablichten? kungen der gebauten Umwelt auf den gel Farbfotografien. Welche Schwie Nein. Im Übrigen gibt es auch Ab- Menschen«. So widmet sie sich ins rigkeit stellt sich, das richtige Licht, bildungen mit Menschen, zum Beispiel besondere öffentlichen und halböf die richtige Perspektive, den richti in der Stiftsbibliothek St. Gallen. Men- fentlichen Räumen, unter anderem gen Farbfilter zu wählen, um die indi schenleere ist kein Dogma. Bahnhöfe, Museen oder Opernhäuser. viduelle Atmosphäre einer Bibliothek in Szene setzen zu können? Als Fotografin haben Sie über Jahre Candida Höfer: Die Arbeit mit dem zahlreiche Bibliotheken in einer be Bild erfolgt in der Regel in drei Schritten: sonderen Perspektive abgebildet. Die Wahl des Ortes und im Ort die Wahl Was war der Auslöser dieser künstle der Aufnahmeperspektive. Die Wahl des rischen Idee? Ortes ergibt sich aus der Recherche und Das geschieht eher unbewusst. Ähn- aus der Gelegenheit. Die Wahl des Auf- liche architektonische Strukturen füh- nahmepunktes ergibt sich aus der Erfah- ren zu Ähnlichkeiten beim Aufnehmen. rung. Dann die Aufnahme selbst. Ich ar- Ähnlichkeiten erleichtern darüber hin- beite zumeist mit einer Digitalkamera. aus den Blick auf die Verschiedenheiten. Und schließlich die Arbeit am Bild im La- Kunst: Auf keinen Espresso mit Candida bor. Hier entscheiden allein das Bild und Bibliotheken können von ganz ver Höfer – auch nicht in der Bibliothek des sein inneres Gleichgewicht. Da ich im- schiedener Identität und Intensität Trinity College oder der Humboldt-Bibliothek. mer nur mit dem vorhandenen Licht ar- sein. Was sind Bibliotheken für Sie, beite – ob das natürliche oder das künst- eher »Orte der Ruhe und Konzentra Bekannt ist sie auch für ihre Sammlung liche Licht im Raum – hänge ich von der tion« oder »Orte der Kommunikation von Bibliotheksfotografien. In ihren Art des Tageslichts ab. Sonne bringt Pro- und Treffpunkt«? Fotografien geht es unter anderem um bleme. Ein weiteres Problem bilden gele- Das eine schließt das andere nicht aus. die Formen und Strukturen der Räume gentlich die Raumverhältnisse, wenn mit und die Einzelheiten ihrer Raumord der Kamera nicht genügend weit zurück- Reizt es Sie eher die traditionell-ehr nung. Hierbei entstehen Raumport gegangen werden kann. würdigen Bibliotheken oder die mo räts von ganz eigenem Charakter. Sie dernen Informations- und Medienein erzeugen ihre eigene Atmosphäre in Welche Bibliothek hat Sie bezüglich richtung zu fotografieren? der ästhetischen Wahrnehmung. Ihre ihrer Raumverhältnisse bisher am Das ist eine Frage des Charakters der Fotografien sind unter anderem in der meisten beeindruckt? Räume, nicht der Entstehungszeit oder Kunsthalle Basel, der Kunsthalle Bern, Es gibt keine Rangliste. Mein Zugang des Stiles. ist eher individuell. Es geht mir um den Ihre Meinung: Welche Bibliothek hat Sie in jeweiligen individuellen Charakter ei- Die Fototechnik hat sich weiterentwi ihrem Berufs- oder Privatleben besonders nes Raumes. Als Institution und auch in ckelt. Würde es Sie reizen, Fotos mit einer geprägt? Schreiben Sie an: bub@bib-info.de Bezug auf die Räume sind eindrücklich Drohne in einem Lesesaal zu erstellen? 294
FOYER WISSEN FRAGT ...? Ich bin gegenüber technischen Ent- wicklungen immer offen. Zugleich geht es auch darum, sich zu beschränken und sich nicht von den Möglichkeiten der Technik bestimmen zu lassen. Die Per- spektive aus der Luft kann sicher ein- drücklich sein. Die Perspektive vom Bo- den kommt dagegen dem Blick der Be- trachter näher. Vom Betrachter zur Betrachtung. Auf Ihren Fotos ist oft menschenleerer Raum zu sehen, doch Bibliotheken sind öffentliche Räume, nicht nur für Samm lungen von Medien, sondern auch für Ansammlungen von Menschen. Menschenleere verweist auf Men- schen und Nutzung durch Menschen Vorbild für die Humboldt-Bibliothek: Die Bibliothek des Trinity College in Dublin. und lässt alle Formen der Nutzung sicht- bar werden. Es ist keine Entscheidung darüber, was diese Räume sein sollten. Was sagen Sie in Bezug zur Nutzung von Bibliotheken durch Menschen zu Umberto Ecos Grundfrage: »Will man die Bücher schützen oder will man, dass sie gelesen werden?« Warum soll das eine das andere ausschließen? Könnte das »Motto« ihrer Fotos diver ser Bibliotheken die »Atmosphäre von Bibliotheken« sein? Es geht mir weniger um Atmosphäre. Mir geht es um den Charakter von Räu- men, ihre Persönlichkeit. Eindrückliche Raumverhältnisse: Die französische Nationalbibliothek »Site Richelieu-Louvois«. Gibt es für Sie in Köln, der Stadt in der Sie leben, eine vorbildliche Bibliothek? Die Bibliothek der Stiftung Ungers – Archiv für Architekturwissenschaft. Frau Höfer, ich danke Ihnen. Und was sagen Sie als Schrift- steller, Herr Walser: Welche Bibliothek blieb Ihnen prägend in Erinnerung? Mehr dazu in der nächsten Folge von »Wissen fragt …?«. Selfies: Dirk Wissen Für Candida Höfer vorbildlich: Die Bibliothek der Stiftung Ungers – Archiv für Architekturwissenschaft. BuB 69 06/2017 295
FOYER NACHRICHTEN Nachrichten Ort für herausragende Forschung und Technologie. »Die Humboldt-Univer- sität und Elsevier teilen das Interesse, Akteuren verbunden sein, die auf dem Gebiet der Digitalisierung in Berlin For- schung betreiben. gesellschaftliche Veränderungen durch Technologie und Innovation herbeizu- führen«, sagte Sabine Kunst, Präsiden- Virtuelle Ausstellung IT-Professur zur Unterstützung tin der Humboldt-Universität. Die Pro- »Bahnriss?!« der Digitalen Agenda Berlins fessur wird mit dem Humboldt-Elsevier Advanced Data & Text (HEADT) Centre Berlin. Anlässlich des Welttages des Bu- Berlin. Die Humboldt-Universität zu und dem Institut für Bibliotheks- und In- ches am 23. April wurde die virtuelle Berlin und das Information-Analytics- formationswissenschaft assoziiert sein. Ausstellung »Bahnriss?! Papier | Kul- Unternehmen Elsevier haben Anfang Das HEADT Centre vereint Experten aus tur« (http://ausstellungen.deutsche- April ein Abkommen zur Einrichtung ei- unterschiedlichen Disziplinen innerhalb digitale-bibliothek.de/bahnriss/) freige- ner Professur für Informationsmanage- der Humboldt-Universität zu Berlin, schaltet. Die vom Deutschen Buch- und ment als Teil des Einstein Center Digi- Elsevier und aus anderen Bereichen, um Schriftmuseum der Deutschen National- tal Future unterschrieben. Die Professur Themen wie wissenschaftliche Integrität bibliothek in Leipzig in Kooperation mit baut auf die bestehende Zusammen- sowie Effizienz in Datenbankstrukturen der Deutschen Digitalen Bibliothek ent- arbeit der Humboldt-Universität mit und Text Mining zu erforschen. Als Teil standene Ausstellung baut auf einer 2016 Elsevier im Rahmen des HEADT Cent- des Einstein Center Digital Future wird in Leipzig gezeigten Wechselausstellung res und unterstützt Berlins Position als die Professur eng mit allen relevanten auf. Die digitale Präsentation unter dem Ein Netzwerk im Geiste Santinis Jahrestagung der deutschen Musikbibliotheken und Musikarchive im September in Münster Die Universitäts- und Landesbiblio die größte private Musikaliensamm- Münster der Diskussion um die Zu- thek Münster lädt vom 4. bis zum lung der Welt besaß und diese 1855 kunft der Musikbibliotheken, um ihre 8. September zur Jahrestagung ausgerechnet an das Bistum Münster Herausforderungen und Perspektiven der AIBM, der deutschen Gruppe verkaufte, steht im Mittelpunkt gleich im digitalen Zeitalter breiter Raum der Internationalen Vereinigung mehrerer Veranstaltungen: Neben Vor- gewährt. Ein Dauerthema, das sicher der Musikbibliotheken, Musikar trag, Ausstellung, Führung durch die nicht zum letzten Mal auf der Agenda chive und Dokumentationszen Santini-Sammlung und Santini-Kon- steht, sind die musikspezifischen Re- tren, ein. Nobler Tagungsort für zert wird anlässlich der Tagung auch geln des neuen Erschließungsstan- die rund 150 erwarteten Teilneh der spannende und informative Film dards zur Katalogisierung RDA und merinnen und Teilnehmer ist das »Santini‘s Netzwerk« von Georg Brin- die damit verbundenen Fragen und Schloss Münster, erbaut in der zwei trup im Kino gezeigt. Probleme. Zu Beginn der Tagung wird ten Hälfte des 18. Jahrhunderts, Bibliothekarische Schwerpunkte wieder eine RDA-Schulung Musik an- einst Residenz der Fürstbischöfe des Programms sind Wege zur Ver- geboten. Ein weiterer Workshop zeigt und heute Sitz der Westfälischen mittlung von Informationskompetenz, Möglichkeiten auf, kleine Video-Tuto- Wilhelms-Universität. der neue Fachinformationsdienst Mu- rials für den Bibliotheksbereich selbst sikwissenschaft sowie Entwicklun- zu produzieren. Das reichhaltige Tagungsprogramm gen auf dem Sektor digitaler Noten- Attraktive Führungen ergänzen schlägt den Bogen von Themen mit ausgaben. Vorgestellt wird außerdem wie immer das Tagungsprogramm. Ein Münster-Bezug zu solchen von breiter ein neues Konzept für MusicSpaces an Highlight für Krimifans ist hier sicher bibliothekarischer Relevanz. Wer bis- Wissenschaftlichen Bibliotheken ana- die Tour durch Münster auf den Spu- her noch nicht wusste, wer Fortunato log zu Makerspaces als Orte des krea- ren von Thiel, Börne, Wilsberg & Co. Santini war, wird spätestens nach die- tiven Lernens und Arbeitens. Das ausführliche Tagungspro- ser Tagung im Bilde sein. Der römische Wie schon auf dem Bibliothekartag gramm ist auf der folgenden Webseite Abbate, Komponist und leidenschaftli- 2017 in Frankfurt und auf der interna- zu finden: http://www.aibm.info/ che Musikarchivar, der zu seiner Zeit tionalen Tagung in Riga wird auch in tagungen/2017-muenster/ 296
FOYER NACHRICHTEN Dach der Deutschen Digitalen Bibliothek seine Nichte Sophie Albertine, Prin- Einrichtungen der Kinder- und Jugend- garantiert die nachhaltige Präsentation zessin von Schweden und Äbtissin des arbeit. Unterstützt werden die Bünd- der wissenschaftlichen Bearbeitung die- Reichsstifts Quedlinburg (1753-1829). nispartner bei der digitalen Leseförde- ses überraschend aktuellen historischen Die zuvor in Stockholm aufgestellte Bü- rung von circa 780 Ehrenamtlichen. Themas. Die Ausstellung nimmt die chersammlung umfasst 1 445 Titel in 4 wechselvolle Geschichte des Allerwelts- 500 Bänden. In den Titeln wie auch in stoffes Papier in 17 Kapiteln unter die den verschiedenen Ausgaben spiegelt Imagefilm »Netzwerk Bibliothek« Lupe. Von der Lumpenwirtschaft vorin- sich das Spektrum weiblicher Bildung dustrieller Zeiten über das Sicherheits- im europäischen Hochadel: Enthalten Berlin. Zum diesjährigen Welttag des wasserzeichen und stillgelegte Zeitungs- sind vor allem französischsprachige Buches und des Urheberrechts ist am druckpapierfabriken wird der Bogen bis Drucke des 17. bis 19. Jahrhunderts. 23. April der dritte Teil des Imagefilms in die Gegenwart gespannt. Damit reiht »Netzwerk Bibliothek« erschienen. Der sich die Schau in das weite Themenspek- Kampagnenfilm zeigt in kurzen, phan- trum der virtuellen Ausstellungen der Erfolgreicher Abschluss für tasievollen Bildern, wie vielfältig Biblio- Deutschen Digitalen Bibliothek ein. Die »Lesen macht stark« theken heute genutzt werden können. Deutsche Digitale Bibliothek zeigt mit ih- Der Film kann von Bibliotheken frei ver- ren virtuellen Ausstellungen die Themen- Berlin. In der achten und letzten Aus- wendet werden. vielfalt der derzeit über 21 Millionen ver- schreibungsrunde des digitalen Leseför- fügbaren Objekte. derprojektes »Lesen macht stark« nimmt Der aktuelle Imagefilm ist in der Deutsche Bibliotheksverband (dbv) der BuB-App zu sehen. 36 weitere Bündnisse aus 11 Bundeslän- Prinzessinnen-Bibliothek dern in seine Förderung auf. Insgesamt gemeinsam erworben fördert der dbv in 5 Jahren somit rund Bericht zur Lage der 350 Bündnisse in allen 16 Bundeslän- US-Bibliotheken Berlin. 5 Stiftungen und 120 Privatper- dern. Über 15 000 Kinder und Jugend- sonen unterstützten die Stiftung Preußi- liche im Alter von 3 bis 18 Jahren, für Chicago (USA). Der US-amerikanische sche Schlösser und Gärten Berlin-Bran- die der Zugang zu Bildung erschwert Bibliotheksverband ALA hat den dies- denburg, SPSG, und die Staatsbibliothek ist, konnten im Zuge von »Lesen macht jährigen Bericht zur Lage der Bibliothe- zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, stark: Lesen und digitale Medien« mit- ken mit aktuellen Trends veröffentlicht. SBB-PK, beim gemeinsamen Erwerb der hilfe von digitalen Medien für das Lesen Eine Studie belegt, dass die Mitarbei- Prinzessinnen-Bibliothek. Diese setzt begeistert werden. Ausgangspunkt der tenden der knapp 3 800 Wissenschaft- sich aus den einstigen Privatbibliothe- geförderten Projekte ist immer ein (vor-) lichen Bibliotheken in den USA sich ken dreier hochadliger Damen zusam- gelesener Text. Darauf basierend lernen neuer Verantwortlichkeiten wie digi- men, die alle in enger verwandtschaft- die jungen Teilnehmer unter kompeten- taler Archivierung, Data Curation, Di- licher Verbindung zu Friedrich II. von ter Anleitung, das Internet und andere gital Humanities oder E-Learning zu- Preußen (1712-1786) standen: Seine Medienformate wie beispielsweise Vi- wenden. Von den traditionellen öffent- Mutter Sophie Dorothea von Hannover, deo und Hörspiel zu nutzen, um eigene lichen Schulen verfügen mehr als 90 Königin in Preußen (1687-1757), seine Geschichten zu erstellen. Zu den lokalen Prozent über eine Bibliothek, wohinge- Schwester Luise Ulrike von Preußen, Kö- Bündnispartnern der Aktionen zählen gen nur 49 Prozent der privaten Schu- nigin von Schweden (1720-1782), und neben zahlreichen Bibliotheken auch len eine eigene Bibliothek anbieten. Die ANZEIGE Innovative Lösungen Concerto InMedia MondoPC Bibliotheksverwaltung www-Portal PC-Verwaltung & mehr BiblioMondo GmbH Weyerstraßerweg 159 50969 Köln Telefon: +49 221 94 99 130 Fax: +49 221 94 99 139 sales@bibliomondo.de www.bibliomondo.de BuB 69 06/2017 297
FOYER NACHRICHTEN 9 100 Öffentlichen Bibliotheken wer- ben mit dem Slogan »Jeder ist willkom- men« und engagieren sich gegen Rassis- erster Auflage erschien und bis 1985 in sechs Auflagen herauskam. Markt mus und »Islamophobia«. Auch »Fake News« stehen bei den ÖB ganz oben Moskauer Bibliothekarin weiter auf der Agenda. Der ausführliche Be- unter Hausarrest richt steht unter: www.ala.org/news/ EBSCO state-americas-libraries-report-2017 Moskau (Russland). Die Direktorin der Brockhaus Enzyklopädie staatlichen Bibliothek für ukrainische integriert und auffindbar Literatur in Moskau, Natalya Sharina, Sächsischer Bibliothekspreis steht nach wie vor unter Hausarrest. Am Pr. – Die Brockhaus Enzyklopädie als 28. Oktober 2015 hatte eine Razzia in allgemeinbildendes Nachschlage Dresden. Der Landesverband Sachsen der Bibliothek durch mit Maschinenge- werk bietet den perfekten Startpunkt im Deutschen Bibliotheksverband (dbv) wehren bewaffnete und maskierte Po- für jede Recherche. Um Inhalte künf verleiht zusammen mit dem Sächsischen lizisten stattgefunden. Es wurden Bü- tig für die Nutzer Wissenschaftlicher Staatsministerium für Wissenschaft und cher, Zeitschriften und andere Medien Bibliotheken ganz einfach auffind Kunst auch in diesem Jahr den Säch- beschlagnahmt, Sharina wurde verhaf- bar zu machen, werden Treffer aus sischen Bibliothekspreis. Der erstma- tet und ihre Wohnung durchsucht. Am der Enzyklopädie über EBSCO Disco lig mit 10 000 Euro dotierte Preis wird 30. Oktober 2015 wurde sie unter Haus- very Service direkt im Suchergebnis für eine allgemein herausragende Bib- arrest gestellt. Im August 2016 wurde angezeigt. liotheksarbeit verliehen. Über die Ver- dieser verlängert. Gegen Sharina wird gabe des Sächsischen Bibliothekspreises wegen des »Verdachts der Anstachelung Somit erhält der Suchende wertvolle entscheidet eine unabhängige Fachjury. von nationalem Hass« nach Teil 2, Arti- Einstiegsinformationen und das Wich- Die Preisübergabe findet am 24.Oktober kel 282 des russischen Strafgesetzes er- tigste über ein Thema in übersichtlicher, 2017 am Ort des Preisträgers statt. Be- mittelt. Am 3. November 2016 begann konzentrierter und allgemeinverständli- werbungen können bis zum 31. Juli ein- die Anhörung im Strafverfahren vor ei- cher Form. Die redaktionell strukturier- gereicht werden. Weitere Informationen: nem Moskauer Gericht. Ihr wird vorge- ten Artikel bieten eine schnelle Orientie- www.saechsischer-bibliothekspreis.de worfen, Bücher des ukrainischen Nati- rung; die weitere Recherche wird über onalisten Dmytro Kortschynskyj in der geprüfte interne und externe Links er- Bibliothek gehabt zu haben. Inzwischen leichtert. Alle Informationen sind zu Wilhelm Totok verstorben kam auch noch die Anschuldigung der 100 Prozent verlässlich und zitierfähig Veruntreuung von 2,2 Millionen Rubel – essenziell für das wissenschaftliche Hannover. Der langjährige Direktor hinzu. Der Anwalt von Sharina sieht den Arbeiten. der heutigen Leibniz-Bibliothek, Wil- Prozess als politisch motiviert an. Gegen »Wir begrüßen die Integration unse- helm Totok, ist am 2. Mai im Alter von ihre Verhaftung gab es zahlreiche Pro- rer enzyklopädischen Inhalte im EBSCO 95 Jahren verstorben. Der Bibliothe- teste in Russland und im Ausland, unter Discovery Service. Damit finden Nutzer kar und Autor promovierte nach dem anderem vom Deutschen Bibliotheksver- aller Fachbereiche auf einen Klick wich- Krieg über Leibniz‘ Theodizee. Die Be- band (dbv) und vom internationalen Bi- tige Erstinformationen über ihr Recher- schäftigung mit Hannovers Universal- bliotheksverband IFLA. chethema – ohne den Umweg, vorab in genie wurde Totok zur Lebensaufgabe. einem allgemeinen Nachschlagewerk zu Von 1962 bis 1986 leitete er die heu- suchen. Das verringert den Recherche- tige Leibniz-Bibliothek. Unter seiner aufwand und erhöht die Nutzung der Ägide entstand der Bibliotheksneubau Enzyklopädie«, so Alexandra Kiesling, an der Waterloostraße. Totok gründete Director der Brockhaus | NE GmbH. auch das dort angesiedelte Leibniz-Ar- Verspätete Fußnoten Peter Uwe Dittrich, Director of Sa- chiv und zählte zu den Gründern der les bei EBSCO, ergänzt: »Wir freuen uns Leibniz-Gesellschaft, deren Geschäfts- Im Beitrag »Provenienzerschlie- über die Zusammenarbeit mit Brock- führer er fast vier Jahrzehnte war. Totok ßung am Altbestand« in der haus. Die Kooperation hilft EBSCO da- war von 1973 bis 1975 Vorsitzender des BuB-Maiausgabe (Seite 252) sind bei, deutschsprachigen Nutzern einen Vereins Deutscher Bibliothekare (VDB) durch einen Fehler die Fußnoten im komfortablen Einstieg in ihre Suche di- und von 1977 bis 1980 Vorsitzender des Text entfallen. Der vollständige Bei- rekt im EBSCO Discovery Service zu er- Deutschen Bibliotheksverbands (dbv). trag, inklusive Fußnoten, ist auf der möglichen. Auf diese Weise unterstützen Weithin bekannt geworden ist Totok als BuB-Webseite (www.b-u-b.de/pro wir Bibliotheken dabei, die Nutzung der Bibliograf durch das von ihm begrün- venienzerschliessung) zu finden. von ihnen angebotenen Inhalte zu erhö- dete »Handbuch der bibliographischen Die Redaktion hen und ihren Nutzern eine noch erfolg- Nachschlagewerke«, welches 1953 in reichere Suche zu ermöglichen.« 298
FOYER MARKT Sharemagazines der Service an, da die Besucher die ge- Bislang ist der digitale Lesezirkel in über Digitaler Lesezirkel für wünschten Titel zu jedem Zeitpunkt und 200 Locations vertreten. Weitere Informati- Bibliotheken so lange sie möchten lesen können. onen unter www.sharemagazines.de. Das digitale Portfolio umfasst Titel Pr. – Damit die Besucher von Biblio wie die Welt kompakt, das Hamburger theken nicht nur lesen können, was Abendblatt und die Berliner Morgen- Bibliotheca sie wollen, sondern auch so lange sie post. Ebenfalls zu lesen sind der Busi- Hochschulbibliothek Ansbach als wollen, hat sharemagazines den digi ness Punk, die Frauenzeitschrift Brigitte Pionier bei neuem Rückgabe- und talen Lesezirkel entwickelt. Das nord und der Stern. Kinder kommen natürlich Sortiersystem deutsche Startup-Unternehmen bietet auch nicht zu kurz. Für sie ist beispiels- seinen Kunden einen neuen und kos weise die Zeitschrift Bussi Bär dabei. Pr. – In der Hochschulbibliothek Ans tengünstigen Service, der über 180 Um das Ausstatten mit der nötigen bach ist seit März 2017 eine hochmo Titel beinhaltet und den Gästen über Technologie kümmert sich sharemaga- derne Rückgabe- und Sortieranlage in eine App zur Verfügung steht. zines. In kurzer Zeit kann die Biblio- Betrieb. Das brandneue flex AMHTM thek zur Location werden – ohne auf- System wurde erst im Januar 2017 von Die Zeitungen und Magazine werden wendige Eingriffe in die vorhandene bibliotheca öffentlich vorgestellt. Die über die sharemagazines App für iOS IT. Die App bietet einige Vorteile gegen- Installation in Ansbach ist somit die und Android gelesen. Diese laden sich über dem Lesezirkel in Papierform: Die erste weltweit. Die Wissenschaftliche die Nutzer kostenlos im App- oder Play- gewünschten Zeitungen und Magazine Bibliothek positioniert sich daher als store auf das eigene Smartphone oder sind nie vergriffen und jederzeit abruf- absoluter Vorreiter hinsichtlich des Ein Tablet herunter. Anschließend müs- bar. Mit dem neuen Tool sharemagazi- satzes fortschrittlicher Technologien. sen sie das WLAN oder die Ortungs- nes RULEZ können eigene Inhalte wie dienste (GPS) anstellen und los geht´s Öffnungszeiten oder Neuerscheinungen Die Ansbacher Bibliothek zählte bereits mit dem grenzenlosen Lesevergnügen. in die App hochgeladen werden, womit vor sieben Jahren zu den ersten Wissen- Hat man die App runtergeladen, kann Papierkosten und Zeit der Mitarbeiter schaftlichen Bibliotheken, die auf RFID man in allen teilnehmenden Locations gespart werden. Alle Titel werden zu ei- setzten und sich für eine automatisierte wie Cafés, Frisörsalons, Hotels, Kliniken nem monatlichen Festpreis für die Bib- Rückgabe von bibliotheca und diverse und Arztpraxen in ganz Deutschland le- liothek angeboten – versteckte Kosten RFID-Komponenten, die eine unbe- sen. Gerade in den Lesesälen bietet sich entstehen somit nicht. mannte Bibliotheksöffnung erlauben, ANZEIGE Missing Link | Internationale Versandbuchhandlung Westerstrasse 114-116 | D-28199 Bremen | fon: (0421) 50 43 48 | fax : (0421) 50 43 16 Erwerbungspartner, mit denen Sie rechnen können Flexibel Erfahren Innovativ Konditionsstark Serviceorientiert Engagiert Klar info@missing-link.de | www.missing-link.de BuB 69 06/2017 299
FOYER MARKT entschieden haben. Bibliotheksleiter Steuerung und Verwaltung von Schließ- 64,2 Prozent gelegen, betrug sie nun Jens Renner kommentiert: »Die Rück- und Zutrittsrechten besonders einfach, im Vergleich mit dem Vorjahr 2016 gabe- und Sortieranlage ist ein wesentli- zum Beispiel für Schließfächer und rund 27 Prozent. Die Zahl der Onlei cher Bestandteil unseres RFID-Systems, Spinde für Studenten, aber auch für Mit- hen insgesamt liegt aktuell bei knapp um Arbeitsabläufe effizient zu gestalten, arbeiterschränke und -wertfächer. Mit 3 000 Teilnehmerbibliotheken. das Personal zu entlasten und um unsere der SAFE-O-TRONIC access Lock Mana- personallose Öffnung weiterhin sicher ger Software lassen sich außerdem der Das Jahr 2016 war für die divibib GmbH und reibungslos realisieren zu können. Zutritt zu Funktionsräumen aller Art, insbesondere von zwei Ereignissen ge- Wir sind stolz, erneut ein Rückgabe- und inklusive Steuerung von Aufzügen, ge- kennzeichnet: Mit den für Bibliothe- Sortiersystem der neuesten Generation nauso wie Flucht- und Rauchschutztüren ken wichtigen Publikumsverlagen der pilotieren zu dürfen und damit als Weg- problemlos und zuverlässig organisieren. Holtzbrinck-Gruppe, Bonnier und Dio- bereiter in der Branche zu gelten.« Kartenbasierte Netzwerke ermögli- genes konnten Rahmenverträge für die Die neu installierte Anlage mit einer chen Online-Komfort für die automati- Lizenzierung von E-Medien für die Bib- fünffach Sortierung bietet dank erwei- sche tagesaktuelle Vergabe von indivi- liotheksnutzung abgeschlossen werden. terter Funktionalitäten zahlreiche Plus- duellen Schließberechtigungen. Für die Andererseits führt das Urteil des Eu- punkte: Sie arbeitet deutlich schneller Nutzung von Schließfächern im Vorle- ropäischen Gerichtshofes vom 10. No- und ist leistungsfähiger als die bisherige. sungsbereich bietet SAFE-O-TRONIC ac- vember 2016 zur Ausleihe von E-Books Das spart den Benutzern Zeit und lässt cess über die schlüssellose Nutzung hin- durch Bibliotheken in eine Zukunft mit Warteschlangen erst gar nicht entste- aus (zum Beispiel per Ausweiskarte für wahrscheinlich veränderten Rahmen- hen. Benutzer können Medien anonym, eingeschriebene Nutzer oder per PIN- bedingungen. Hier steht eine nationale das heißt ohne Authentifizierung mit der Code für sporadische Nutzer) intelligente Umsetzung in ein verändertes Urheber- CampusCard, zurückgeben. Das macht Lösungen zum Schutz vor Fachreservie- recht jedoch noch aus. Verlage und Öf- die Rückgabemöglichkeiten nochmals rungen (beispielsweise durch zeitgesteu- fentliche Bibliotheken erwarten nicht flexibler. Auch die neue Möglichkeit, di- ertes Öffnen und Sperren der Schränke). vor den Bundestagswahlen eine Konkre- rekt am Rückgabe-Touchscreen das Bib- Mit innovativer Funkvernetzung lassen tisierung der nationalen Ausgestaltung. liothekskonto einsehen und bearbeiten sich auch komplexe Schließanlagen ein- »Die Erweiterung des Onleihe- zu können, wird von den Nutzern gern fach per Mausklick steuern, ohne dass die Angebotes durch die Verlage Holtz- angenommen. »Mit der Erweiterung der Fächer, Schränke oder Spinde verkabelt brinck, Bonnier und Diogenes war für Sortierziele auf fünf Punkte konnten wir werden müssen. Die Integration in Aus- uns eine große Bereicherung, denn wir den Sortierprozess nochmals beschleu- weissysteme für Studenten und Mitarbei- haben uns ein möglichst vollständi- nigen und vereinfachen. Dadurch lässt ter ist problemlos. ges Buchmarkt-Angebot für unsere di- sich Zeit für die Medienrücksortierung gitalen Services zum Ziel gesetzt«, so einsparen und besser für andere Tätig- Jörg Meyer, Geschäftsführer der divibib keiten nutzen«, erklärt Bibliotheksleiter Divibib GmbH und geschäftsführender Gesell- Jens Renner. Breiteres Medienangebot in der schafter des Mutterunternehmens ekz. Onleihe bibliotheksservice GmbH. Und weiter: »Die Diskussionen um Schulte-Schlagbaum AG Pr. – Die Onleihe der divibib GmbH die angemessene Vergütung der Urhe- Elektronische Schließsysteme für konnte im Jahr 2016 ihre Stellung als ber ist ein Kernpunkt der Verhandlun- Garderobenschränke führende Lösung bei der Ausleihe di gen. Wir befinden uns immer noch mit- gitaler Medien im deutschsprachigen ten im digitalen Wandel und es ist nicht Pr. – Bibliotheken von Universitäten Bibliotheksbereich festigen und aus immer leicht, sofort für alle Beteiligten und Hochschulen bieten ihren Stu bauen. Die Ausleihen stiegen auf ins befriedigende Lösungen zu finden. Auch dierenden und Mitarbeitern vielfäl gesamt 22,2 Millionen. Hatte die Stei das EuGH-Urteil ist für den kontinuier- tige Möglichkeiten für wissenschaft gerung von 2013 zu 2014 noch bei lichen Wandel in diesem Bereich ein liches Arbeiten in angenehmer und Beleg und unterstreicht einerseits den motivierender Atmosphäre. Dazu ge unbeschränkten Zugang von Bibliothe- hört auch die Bereitstellung und Or ken zu digitalen Inhalten, fordert aber ganisation von Garderobenschrän In der Rubrik »Markt« werden eindeutig die angemessene Vergütung, ken und Lesesaal-Schließfächern so Pressemitteilungen von Unterneh- ohne sie konkret auszugestalten. Wir wie das entsprechende Zutritts- und men und Dienstleistern – ohne sind gemeinsam mit dem Deutschen Bi- Gebäudemanagement. redaktionelle Bearbeitung – ver- bliotheksverband der Meinung, dass ein öffentlicht. Die Redaktion behält vollständiges, digitales Abbild des phy- SAFE-O-TRONIC access bietet eine inte- sich vor, Beiträge auszuwählen und sischen Buchangebotes für Bibliotheken grierte Organisationslösung für Tür- und zu kürzen. einen zentralen Baustein für die Infor- Schrankschließanlagen. Das macht die mationsfreiheit darstellt.« 300
FOYER LESERBRIEF / TERMINE Weder Friedhof noch Jahrmarkt Perspektive Anmerkungen zur »Event«-Kultur in Öffentlichen Bibliotheken für FaMIs Zur Rezension »Letzte Bibliothe ruhigen Platz zu finden, fühle mich in Sie sind FaMI und lieben Ihren Be- ken« (BuB 2-3/2017) und zum »Kri der »Mensa-Atmosphäre« gestört und ruf? Haben aber das Gefühl, da tischen Leserbrief zur permanen unwillkommen. geht noch mehr? Dann habe ich et- ten Event-Kultur in Bibliotheken« Ebenso unerfreulich finde auch ich was für Sie. Mitte November startet von Rosemarie Müller (BuB 4/2017) die sogenannte »Events« in Bibliothe- der elfte berufsbegleitende Fern- erreichte die Redaktion folgende ken. Mit (Sach-)Literatur und Lesen/ weiterbildungskurs Bibliotheks- Zuschrift: Leseförderung haben sie kaum etwas wissenschaft an der FH Potsdam. zu tun. Bei Angeboten zum von der UN- Das Curriculum wurde im letzten Als im Ruhestand befindliche Biblio- ESCO ausgerufenen Tag des Buches Jahr überarbeitet und das aktuelle thekarin sollte ich mich vielleicht nicht zum Beispiel, an dem sich Verlage und Kursangebot umfasst neben Mo- mehr einmischen. Ich tue dies jedoch Buchhandlungen beteiligen, halten dulen wie Management, Metada- heute als aktive und immer wieder er- sich Bibliotheken dagegen meist (vor- ten und Recht auch neue Module freute Bibliotheksbenutzerin. nehm?) zurück. wie zum Beispiel Nutzerforschung, Bibliotheken sind weder Friedhöfe Diejenigen, die sich regelmäßig mit Informationsvisualisierung und Se- noch Jahrmärkte. Sie sind und sollen Bi- dieser Art der Veranstaltungstätigkeit mantische Technologien. bliotheken bleiben. Die Zeiten des abso- befassen, mögen sich bitte nicht ange- Ausführliche Infos zur Organi- luten Ruhehaltens sind glücklicherweise sprochen fühlen, ihnen sei Dank und sation und den Inhalten finden Sie vorbei, aber sie müssen nicht ins Gegen- Unterstützung für professionelles Tun! auf unserer Website unter http:// teil verkehrt werden. Dies entspricht ei- Genau hier liegt der Ansatz und es muss bit.ly/2p4HScP. Auch unser Blog nes lebendigen Umgangs und genussvol- weiter in diese Richtung gegangen wer- unter http://bit.ly/2o3SnIX enthält len Verweilens in vielen (innen-) archi- den. Bibliothekare können in ihren viele Berichte erfolgreicher Absol- tektonisch ansprechenden Gebäuden. Häusern für alle eine angenehme At- ventInnen und stellt verschiedene Dass sich in manchen Öffentlichen Bi- mosphäre schaffen und sich – mit aller Module vor. Eine Bewerbung ist bliotheken nun eine Dauerklientel von Technik im Einklang – auf ihre vielsei- bis zum 16. Juni unter der folgen- Studierenden, die in Gruppen kommt, tige Grundkompetenz der aktiven Infor- der Adresse möglich: FH Potsdam, kein einziges Medium entleiht, an ih- mation und Literaturvermittlung besin- Fachbereich Informationswissen- ren PCs arbeitet, trinkt und miteinander nen und diese verbessern. schaften, Berufsbegleitende Fern- im Gespräch ist (»extrovertierte Men- Das gilt für eine demokratische Zu- weiterbildung, Postfach 60 06 08, schen«), breit macht und andere damit sammenarbeit mit allen (Alters-) Grup- 14406 Potsdam. »vertreibt«, das geht meiner Meinung pen unserer Gesellschaft und für das Bei Fragen: sabine.wolf@ nach zu weit. Als Bibliotheksbenutze- Selbstverständnis und die Zukunft der fh-potsdam.de / (0331) 580-1541. rin mit gewissem Aufenthaltsbedürf- Öffentlichen Bibliothek! Sabine Wolf, FH Potsdam nis habe ich keine Möglichkeit, einen Lioba Betten, München ANZEIGE die-spieltruhe.de Das Informationsportal für Spiel-Einkäufer Jetzt kostenlos den Empfehlungskatalog 2017 bestellen – Alle Spiele mit Eignungsprüfung! Alle bundesweiten Fortbildungen auch auf www.b-u-b-.de: „Mit Sicherheit die besten Brettspiele 2017“ info@die-spieltruhe.de | Fon: 08822/948730 | Fax: 08822/9487329 | www.die-spieltruhe.de BuB 69 06/2017 301
SCHWERPUNKT KUNST UND BIBLIOTHEKEN Olaf Eigenbrodt Räumliche Konzepte für Bibliotheken an Kunsthochschulen Die Bibliothek der Hochschule für Bildende Künste, Hamburg und die Mui Ho Fine Arts Library an der Cornell University, Ithaca NY Im Kontext Wissenschaftlicher Bibliotheken bilden die Bib aber auch die Bibliotheken der Kunsthochschulen einem Verän- liotheken der Kunsthochschulen eine besondere Kategorie. derungsdruck unterworfen, der bis ins Räumliche wirkt. Daher Dies hängt zum einen mit den Medien, zum anderen aber sind für räumliche Weiterentwicklungen immer auch konzep- auch mit einer spezifischen Arbeitskultur und den Nutzer tionelle Vorüberlegungen in Bezug auf Bestand und Arbeitssi- erwartungen zusammen. Folgerichtig stellen Konzeption, tuation notwendig, die eng mit dem jeweiligen institutionel- Bau und Umbau solcher Bibliotheken eine Herausforde len Kontext und den Werten zusammenhängen, die in der Aus- rung an planende Bibliothekare und Architekturbüros dar. bildung vertreten werden. Im Folgenden möchte ich anhand Dennoch oder gerade deshalb sind sie als Bauaufgabe be zweier Projekte aus Deutschland und der Vereinigten Staaten sonders interessant. Der Beitrag erläutert anhand zweier zeigen, wie sich solche institutionellen Einstellungen konzepti- aktueller Beispiele, bei denen der Autor als Berater tätig onell und planerisch auswirken können. Beide Projekte wurden war, wie man in verschiedenen institutionellen Kontex von mir in unterschiedlichen Planungsphasen und aus unter- ten versucht, konzeptionelle und räumliche Antworten auf schiedlichen Perspektiven, jedoch nur mit geringem zeitlichen diese Herausforderungen zu finden. Abstand begleitet, sodass die Erkenntnisse des einen Prozesses auch in den jeweils anderen einflossen. Das Studium an Kunsthochschulen oder entsprechende Abtei- lungen größerer Universitäten ist anders ausgerichtet als das an einer Wissenschaftlichen oder Technischen Hochschule. Umbau und Modernisierung der Bibliothek der Hochschule Zwar gibt es einerseits Pflichtveranstaltungen, in denen theo- für bildende Künste (HfbK), Hamburg retische, historische und heute zunehmend auch ökonomische Kenntnisse vermittelt werden, die wesentliche Säule des Stu- Im 18. Jahrhundert als Gewerbeschule gegründet, ist die HfbK diums sind aber die praktischen Module, die in Ateliers, Werk- seit 1913 in einem Gebäude des Hamburger Oberbaudirektors stätten und Studios stattfinden. Ein Rundgang durch eine sol- Fritz Schumacher beheimatet. In der Nachkriegszeit hat sie sich che Einrichtung macht zum Beispiel schnell deutlich, warum von einer klassischen, breit aufgestellten Kunstgewerbeschule der Begriff »Makerspace« in diesem Kontext allenfalls auf Un- zu einer Kunsthochschule entwickelt, die sich heute als künst- verständnis stößt. Eine Kunsthochschule ist an sich und schon lerisch-wissenschaftliche Hochschule mit hohem Theoriean- immer ein Ort, an dem Kunst in ihren verschiedenen medialen teil und einem disziplinenübergreifenden Ansatz im Studium Ausprägungen »gemacht« wird. begreift. Schumacher, der in seiner Zeit als Hamburger Ober- Die beschriebenen Spezifika machen sich aber auch in be- baudirektor stadtbildprägend wirkte, ist bis heute für die his- sonderen Anforderungen an die Bibliothek fest. Dies betrifft torische Identität der Freien und Hansestadt von Bedeutung. in erster Linie die inhaltliche und mediale Zusammensetzung Dementsprechend steht auch das Gebäude der HfbK unter des Bestandes. Die Bestandsentwicklung war stets darauf an- Denkmalschutz. Die Bibliothek hat sowohl die Kriegsschäden gelegt, einen möglichst breiten und vielfältigen Einblick in die als auch die zahlreichen Umbauten des Gebäudes überstanden. Geschichte und insbesondere auch zeitgenössische Entwick- Sie besteht aus einem Lesesaal mit hohen Fenstern und Wand- lung der unterschiedlichen künstlerischen und gestalterischen regalen und einem direkt dahinterliegenden und zum Lesesaal Disziplinen zu bieten. Dabei spiegeln die Bestände aber im- hin geöffneten Magazinbereich, in dem eine doppelstöckige mer auch die wechselnden Einstellungen zu den Inhalten und selbsttragende Regalanlage steht, die die Raumhöhe in dem Formen der künstlerischen Ausbildung. Für den theoretischen Geschoss des Haupttraktes voll ausnutzt. Unterricht und die Anschauung am Beispiel waren die Biblio- Vor der Modernisierung wirkte der Lesesaal durch später theken traditionell wichtige Einrichtungen und mit einer zu- hinzugestellte Regale und weitere Möblierungen vollgestellt nehmenden Konzeptualisierung und gesellschaftlichen Kon- und wenig attraktiv. Die Hochschulleitung der HfbK strebte textualisierung von Kunst und Gestaltung nahm ihre Bedeu- ein neues Bibliothekskonzept an, das einerseits dem verän- tung sogar noch zu. derten Profil der Hochschule Rechnung tragen und anderer- Vor dem Hintergrund sich ändernder Ausbildungsinhalte seits die Bibliothek auch räumlich wieder aufwerten sollte. Da- und -disziplinen, Medien sowie Arbeitskulturen, sehen sich her gehörten neben dem eigentlichen Umbau auch ein neues 302
SCHWERPUNKT KUNST UND BIBLIOTHEKEN Erwerbungsprofil und eine Sichtung der vorhandenen Be- stände zur Gesamtmaßnahme. Leitbilder waren dabei einer- seits das oben beschriebene Lernen aus Anschauung und an- dererseits auch die Idee eines interdisziplinären Austauschs außerhalb der Ateliers und Werkstätten. In mehreren Gesprä- chen mit der Hochschulleitung und der Bibliothekarin entwi- ckelte sich daraus ein Konzept der Bibliothek als Ort der diszi- plinenübergreifenden Inspiration und Begegnung, in dem der neu profilierte Bestand in seiner Gesamtheit allen Nutzern zu- gänglich sein sollte. Die Leitgedanken der Modernisierung waren zunächst die Befreiung des Lesesaals von der historisch in Schichten ge- wachsenen nicht bauzeitlichen Möblierung sowie die Öffnung und Nutzbarmachung des Magazins zur Konsultation der Be- stände und zum Arbeiten. Obwohl die Hochschule beschlos- sen hatte, sich von einigen Bestandsgruppen zu trennen, die nicht oder nicht mehr dem Fächerprofil entsprachen, wurde schnell deutlich, dass die vorhandene Regalfläche insbeson- dere bei einer Nutzung von Teilen der Regalanlage für Arbeits- plätze nicht ausreichen würde. Es kam daher die Überlegung auf, die eingebauten Wandregale im Lesesaal aufzustocken und so weitere Flächen insbesondere für weniger genutzte Bestände zu gewinnen. Für den Umbau selbst wurde das Büro »asdfg« aus Hamburg beauftragt. Zusammen mit der Architektin Alexandra Schmitz wurde das Konzept unter Ausnutzung der vorgefundenen räumlichen Zweiteilung der Bibliothek weiterentwickelt. Im Magazinbereich wurden die Holzfußböden in der Regalanlage durch begehbare Glasplatten ersetzt, was der gesamten Kon- struktion Transparenz und Leichtigkeit verleiht. Zudem wur- den in Teilen der Regale Arbeitsplätze integriert. Die Wand zwi- schen dem Magazinbereich und dem Lesesaal wurde mit fla- chen Vitrinen für Ausstellungen und für die Präsentation der Sammlung historischer Bildmappen und Alben der Bibliothek ergänzt. Der ehemalige Magazinbereich dient jetzt sowohl der Konsultation und Präsentation der Bestände als auch der kon- zentrierten Arbeit. Im Lesesaal entschied man sich für einen Wechsel zwischen den schon von Fritz Schumacher konzipierten langen, lino- leumbelegten Bibliothekstischen und einer Möblierung, die die Proportionen des Lesesaals beachtet und gleichzeitig Möglich- keiten zur Entspannung, zum gemütlichen Lesen und zur Kom- munikation eröffnet. Auch das Möbel zur Präsentation der lau- fenden Zeitschriften, wie alle neuen Möbel auf Entwürfen der HfbK-Professoren Jesko Fetzer und Glen Oliver Löw beruhend, passt sich dem vorgegebenen Raster an. Durch die Entfernung der abgehängten Decke wurde der Raum erhöht um die Auf- stockung der Wandregale zu ermöglichen, die jetzt über eine eigens entworfene Bibliothekstreppe erreicht werden können. Projekt für die Mui Ho Fine Arts Library, Cornell University, Bibliothek der Hochschule für bildende Künste, Hamburg: Die Leitgedanken der Modernisierung waren zunächst die Befreiung Ithaca (NY), USA des Lesesaals von der historisch in Schichten gewachsenen nicht bauzeitlichen Möblierung sowie die Öffnung und Nutzbarmachung Die 1865 gegründete Cornell-University mit ihrem Hauptcam- des Magazins zur Konsultation der Bestände und zum Arbeiten. Fotos: pus in Ithaca im Norden des Bundesstaats New York gehört zu Imke Sommer, Tim Albrecht, Michael Pfisterer BuB 69 06/2017 303
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