Wenn sich Menschen mit Demenz erkrankungen und Kita Kinder begegnen
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Bildung 51 Wenn sich Menschen mit Demenz erkrankungen und Kita-Kinder begegnen Intergenerationelle familienexterne Projekte verbessern die soziale Teilhabe von Menschen mit Demenzerkrankungen Kathy Haas, Monika Blau & Regula Blaser Foto: Madeleine Dierauer, Kindergarten Diepoldsau Soziale Interaktionen und soziale Teilhabe sind wirkungen auf die Art und Intensität der intergeneratio Grundbedürfnisse, die trotz oder gerade wegen der nellen Kontakte in der Familie hat. Rund ein Fünftel der alten Menschen hat keine Nachkommen (Bundesamt für Erkrankung bei Menschen mit Demenz zentral sind. Statistik BFS, 2019). Finden Kontakte nun durch den ge Interaktionen mit Kindern können, dank deren Un- sellschaftlichen Wandel seltener in den Familien statt, bie voreingenommenheit Menschen mit Demenz ge- tet es sich an, alternative Möglichkeiten der Begegnung zu schaffen, wie zum Beispiel Generationenprojekte zwi genüber, einen besonderen Beitrag zur Befriedigung schen Institutionen der Langzeitpflege für Menschen mit dieser Bedürfnisse leisten. Demenzerkrankungen und Kitas. In jahrzehntelanger For schung ist inzwischen bestätigt, dass diese familienexter D nen Begegnungen zwischen älteren Menschen und Kin er gesellschaftliche Wandel verändert die Gene dern für beide Seiten einen grossen Gewinn darstellen rationenbeziehungen. Einerseits leben heutzuta (Houghton et al., 2022; Lyndon & Moss, 2022). ge so viele Generationen zur gleichen Zeit wie nie Neben einer theoretischen Herleitung werden die Po zuvor, so dass Kinder häufig nicht nur ihre Grosseltern, tenziale von intergenerationellen Begegnungen zur Förde sondern auch ihre Urgrosseltern erleben können. Ande rung der Lebensqualität von Menschen mit einer Demenz rerseits wohnen (Ur-)Grosseltern und (Ur-)Enkelkinder erkrankung beispielhaft durch Forschungsergebnisse und häufig in grösseren Entfernungen zueinander, was Aus Alltagsbeobachtungen vorgestellt. NOVAcura 2/23 © 2023 Hogrefe
52 Bildung Bedürfnisse von Menschen Kitwood (2008) stellt die Bedürfnisse von Menschen mit Demenzerkrankungen mit einer Demenzerkrankung in Form einer Blume dar (S. 122). Alle fünf Bedürfnisse – Trost, primäre Bindung, Einbeziehung, Beschäftigung und Identität – vereinen sich Psychosoziale Angebote und Interventionen sind, in Ab im Kern der Blume, der Liebe (S. 121). Trost beinhaltet das wesenheit von heilenden Medikamenten, die wichtigsten Erleben von Nähe, Wärme und Zärtlichkeit in Momenten Mittel zur Förderung und Aufrechterhaltung der Lebens von Verlustgefühlen, wie Menschen mit einer Demenz qualität von Menschen mit Demenz und ihren Angehöri erkrankung sie beispielsweise erleben, wenn Fähigkeiten gen. Lebensqualität kann dabei nach Lawton (1991) ver verloren gehen (S. 123). Das Bedürfnis nach primärer Bin standen werden als das gelingende Wechselspiel zwischen dung ist tief im Menschen als soziales Wesen verwurzelt. den individuellen Bedürfnissen und Kompetenzen und Bindung vermittelt Betroffenen Sicherheit in einer für sie der materiellen und sozialen Umwelt. Entsprechend ist zunehmend verunsichernden Umwelt (S. 123). Auch das (gute) Lebensqualität subjektiv und wird von jeder Person Bedürfnis nach Einbeziehung ist charakteristisch für die unterschiedlich definiert. soziale Natur des Menschen. Fühlen Menschen mit De menz sich nicht einbezogen, ziehen sie sich zurück und die kognitiven Fähigkeiten bauen schneller ab (S. 123 – 124). Intergenerationelle Begegnung 1 „Beschäftigt zu sein bedeutet, auf eine persönlich bedeut Spielstunde same Weise und entsprechend den Fähigkeiten und Kräf ten einer Person in den Lebensprozess einbezogen zu sein. In einem Alters- und Pflegeheim kommen die 3- bis Das Gegenteil ist ein Zustand der Langeweile, Apathie und 4-jährigen Kinder einer Spielgruppe zu einer gemein- Nichtigkeit“ (S. 124). Die Grundsteine für die Beschäfti samen Spielstunde zusammen. Das Pflegepersonal gung, das Gefühl, eine Wirkung durch Handlungen zu er wartet schon mit einigen betagten Frauen auf die reichen und Reaktionen bei einem Gegenüber hervorzu sechsköpfige Kindergruppe, die sich bereits aus frü- rufen, werden in der Kindheit gelegt. Ohne Beschäftigung heren gemeinsamen Spielnachmittagen kennt. Die lassen Fähigkeiten nach und die Selbstachtung nimmt ab Frauen begrüssen die Kinder mit grosser Freude und (S. 124). Die Identität einer jeden Person wird einzigartig Herzlichkeit. Bevor mit einem gemeinsamen Lied die durch sie konstruiert. Gerade wenn die narrative Identität Spielstunde beginnt, schiebt eine Pflegekraft einen verloren zu gehen droht, können andere Personen helfen, älteren Mann im Rollstuhl in den Raum und plat- indem sie die Lebensgeschichte einer Person kennen und ziert ihn mit den Worten in die zweite Reihe: „Darf ich mit Empathie auf die Einzigartigkeit der Person reagieren. Herrn Müller für ein halbes Stündchen hier bei Euch Die Befriedigung eines dieser Bedürfnisse hat Auswirkun lassen? Er wird ganz ruhig einfach dabeisitzen.“ Was gen auf die anderen, und in ihrer Ganzheit berücksichtigt, stärken sie das Selbstwertgefühl (S. 125). Diese Bedürfnis er auch ohne Anzeichen von Interesse am Geschehen se sind nicht spezifisch für Menschen mit Demenzerkran tut, bis er von einem Kind ein Wollknäuel in die Hän- kungen. Es sind universelle Bedürfnisse des Menschen. de gedrückt bekommt und zugreift. Eigentlich wird bei Personen mit (fortgeschrittenen) Demenzerkrankungen diesem Spiel das Wollknäuel bald weitergegeben und können jedoch im Vergleich zu kognitiv gesunden Men der Faden verbindet alle miteinander – zur Freude von schen ihre Bedürfnisse weniger gut selbst erkennen und Jung und Alt auch kreuz und quer – aber Herr Müller sich weniger aktiv für deren Befriedigung einsetzen. Sie hält den Knäuel einfach weiter fest. Das kleine Mäd- sind auf die Unterstützung von ihren Mitmenschen ange chen, das ihm die Wolle gebracht hatte, reagiert zuerst wiesen (S. 122). irritiert, dann erklärt sie ihm mit fester Stimme, dass er nur den Faden halten soll, damit das Spiel weiter- gehen kann. Er ergreift dann den Faden, den sie ihm Soziale Interaktionen in die Hand legt und er reicht ihr den Wollknäuel zu- rück. Damit geht das Spiel weiter, bis alle einen Faden Soziale Interaktionen sind also elementar zur Befriedi festhalten und ein chaotisches Wollspinnennetz alle gung der sozialen Bedürfnisse von Menschen mit einer miteinander im Raum verbindet – auch Herrn Mül- Demenzerkrankung. Wird Demenz aus einem interak ler. Allein dies sorgt schon für grosses Vergnügen bei tionsorientierten Ansatz betrachtet (Kalbermatten, 2009), den Anwesenden, aber die Pflegekraft stellt trocken zeigt sich, dass die Interaktionen von Demenz betroffenen fest, dass sie es noch nie zuvor beobachtet hatte, dass Personen eine breite Varianz aufweisen. Derselbe Mensch Herr Müller so aktiv kommuniziert und sich beteiligt interagiert mit verschiedenen Interaktionspartner_innen hat wie diesmal. Seit Herr Müller die Spielnachmittage unterschiedlich. Insofern können Demenzerkrankungen mit den Kindern regelmässig besucht, stellt die Ak- auch als ein soziales Konstrukt verstanden werden (Kal tivierungstherapeutin eine markant verbesserte Auf- bermatten, 2009). Wie die Begegnungen stattfinden, wel geschlossenheit von Herrn Müller für ihre fachlichen che Haltungen bestehen und wie ein interaktives Setting Aktivierungsaktivitäten mit ihm fest. gestaltet wird, hat einen Einfluss auf die involvierten Ak teure. © 2023 Hogrefe NOVAcura 2/23
Bildung 53 (Lawton et al., 1996; Albert et al., 1999 zitiert nach Weltzi Intergenerationelle Begegnung 2 en et al., 2013). Eine kürzlich publizierte Studie (Janke & Ruhe und Entspannung Walter, 2022) untersuchte, wie sich Menschen mit De menz in einer Langzeitpflegeinstitution in intergenera Im Gespräch mit einer Alters- und Pflegeheimleite- tionelle Begegnungen einbringen und welche Verhaltens rin über ihre bisherigen positiven Erfahrungen zu den weisen sie während der Aktivität zeigen. Es liessen sich seit anderthalb Jahren gemeinsamen Aktivitäten und deutliche Effekte feststellen: Während sich das konstruk Kontakten mit Kita-Kindern mit den Bewohnenden in tive Engagement in den Begegnungen bedeutsam erhöhte, ihrem Hause, wies sie darauf hin, dass sich vor kur- senkte sich die Passivität während der Anwesenheit der zem der Heimarzt mit der Frage an sie wandte, wie Kinder signifikant. Zudem wurden während den Begeg die kontinuierliche Reduktion von sedativ wirkenden nungen vermehrt freudige und helfende Verhaltensweisen Medikamenten zu erklären sein könnte. Durch Nach- erfasst. Die Ergebnisse dieser Studie zeigen die Wichtig forschungen bei ihren Mitarbeitenden kristallisierte keit von intergenerationellen Begegnungen bei Menschen sich heraus, dass bei den Bewohnenden mit bisheriger mit Demenz als nicht-medikamentöse Intervention zur innerer Unruhe und Anspannung, die an den interge- Verbesserung der sozialen Teilhabe. Forschungslücken be nerationellen Begegnungen regelmässig teilnahmen, stehen hingegen noch immer, z. B. bezüglich Verbesserun seltener belastende Verhaltensweisen (z. B. Schlafstö- gen von körperlichen und mentalen Fähigkeiten von Men rungen, Agitation) zu beobachten waren. schen mit Demenz durch intergenerationelle Settings (Hüsler, 2022). Durch intergenerationelle Kontakte können Kinder per Erwachsene treten häufig nicht unvoreingenommen in sönliche Beziehungen zu älteren Menschen aufbauen und Interaktion mit Menschen mit einer Demenzerkrankung. das (hohe) Alter als eine selbstverständliche Lebensphase Sie haben ein gesellschaftlich vermitteltes, allzu oft nega kennenlernen. Erfahrungen aus Projekten deuten darauf tiv gefärbtes stereotypes Bild von demenzkranken Men hin, dass insbesondere am Alltag orientierte Begegnungen schen. Krankheitsbedingte Defizite und Verluste stehen dazu beitragen, beidseitig Ängste und Unsicherheiten ab dabei im Vordergrund, was es Betroffenen erschwert, ihre zubauen und so die Altersbilder differenzierter werden Kompetenzen und Ressourcen in die Interaktion einzu (Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Ju bringen. Kalbermatten (2009) weist darauf hin, dass be gend, 2010 zitiert nach Weltzien et al., 2013). Zentral bei sonders (Klein-)Kinder einen unbefangeneren Zugang zu diesen intergenerationellen Begegnungen ist die profes Menschen mit Demenz haben können, denn sie kennen sionelle Begleitung, welche auch die Vor- und Nachberei das Label „Demenz“ noch nicht. In ihrem Kopf erscheinen tung der Aktivitäten beinhaltet (Weltzien et al., 2013). Mit nicht vorschnell stereotype Demenzbilder. Dadurch gehen Kitakindern können Interaktionen nachbesprochen und in Kinder vorurteilsfrei auf Menschen mit Demenz zu und einer geeigneten Form reflektiert werden. Auch die von treten mit ihnen, z. B. im Spiel, in eine natürliche Interak Demenz betroffenen Menschen sollten bei den Begegnun tion. Den Menschen mit Demenz wird so die Möglichkeit gen fachlich sorgfältig begleitet und beobachtet werden, gegeben, sich nach Massgabe ihrer Möglichkeiten in die so dass emotional bedeutsame, aber auch überfordernde Interaktion mit Kindern einzubringen und dabei Befriedi Momente erkannt und entsprechend reagiert werden gung und Stärkung des Selbstwerts zu erleben. kann. Zudem sind nicht alle Aktivitäten (z. B. Spiele; musi kalische, kreative, kulinarische Aktivitäten) für alle Perso nen gleich geeignet. Die Aktivitäten müssen individuell Intergenerationelle Begegnungen passend – nach Vorlieben und Biografie – gewählt werden, Der Aktionsradius und die sozialen Kontakte von älteren Menschen nehmen im vierten, fragilen Lebensalter häufig Intergenerationelle Begegnung 3 ab. Dies trifft insbesondere auf Menschen zu, die in Insti Fenster-Malen tutionen der Langzeitpflege leben. In diesem Kontext kön nen die Begegnungen mit Kindern wertvoll sein, denn der Bei einem gemeinsamen Fenster-Malprojekt mit Kita- Alltag ist geprägt von Einschränkungen und reduzierten Kindern, bei dem aufgrund der Covid-Pandemie die Möglichkeiten der sozialen Teilhabe. Frühere Kontakte, Fensterscheiben gleichzeitig als Ansteckungsschutz wie auch allgemein die Teilhabe am sozialen Leben aus zwischen Kindern und älteren Menschen fungierte, serhalb der Einrichtung, sind schwieriger aufrecht zu er zeigte sich bald, dass die Kreativität der Kinder auch halten (Weltzien et al., 2013). das Können und Wissen der älteren Menschen mit De- Wissenschaftliche Studien zeigen, dass Menschen mit menz reaktivierte und die Kreativität der älteren eben- Demenz, entsprechend den oben beschriebenen Bedürf falls anfachte: Am Schluss waren nicht nur die Schei- nissen, von sozialer Nähe, emotionalem Austausch und ben mit eigenständigen fantasievollen Motiven bemalt, Alltagskommunikation profitieren (Klie, 2002; Klie & sondern zum Erstaunen und Vergnügen der Kinder Schuhmacher, 2007) und sich positive Gefühlszustände auch die Fusssohlen einer älteren Frau mit Demenz. zeigen, wenn ein Einbezug in soziale Aktivitäten erfolgt NOVAcura 2/23 © 2023 Hogrefe
54 Bildung der Lärmpegel beachtet und die Teilnahme freiwillig sein (Houghton et al., 2022). i Kurstage Lyndon und Moss (2022) haben in ihrer Studie ein „Intergenerationelle Begegnungen intergenerationelles Projekt zwischen einem Kindergarten gestalten“ und einem Pflegeheim für ältere Menschen mit Demenz evaluiert. Sie analysierten die bedeutsamen Interaktionen Intergeneration ist ein Programm der Schweize- nicht nur zwischen den Kindern und den Erwachsenen, rischen Gemeinnützigen Gesellschaft (SGG) zur sondern auch unter den Fachkräften des Kindergartens. Förderung von Generationenbeziehungen und Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass singen, unstruk Generationenprojekten in der Schweiz. Neben turierte Momente, Kontinuität und der Kontext (offene der stärkeren Sichtbarmachung der Generatio Räume und flexible Begegnungen) zu sinnerfüllten Interak nenprojekte und der besseren Vernetzung der tionen beitragen. Die Autor_innen kommen zum Schluss, Akteure gibt Intergenera tion im Förderschwer- dass intergenerationelle Begegnungen nicht nur für Kin punkt „Generationenverbindende Betreuungs- der und ältere Menschen, sondern ebenso für die invol institutionen“ seit 2016 vielfältige Impulse für vierten Fachkräfte bedeutsam und wertvoll sind und daher Generationenbegegnungen zwischen familien vermehrt praktiziert werden sollten. extern betreuten Kindern und alten Menschen im Pflege- und Betreuungsbereich. Der Kurs für Neustartende „Inter generationelle Begeg- Von der sozialen Teilhabe zur Inklusion nungen gestalten“, konzipiert zusammen mit der Berner Fachhochschule (BFH), wird vom Die Ausführungen zeigen: Durch intergenerationelle Be Schweizerischen Verband der Aktivierungs- gegnungen und Generationenprojekte können Ängste und fachpersonen (SVAT) und Kibesuisse – Verband Vorurteile über verschiedene Altersklassen abgebaut wer den. Intergenerationelle Begegnungen ermöglichen Men Kinder betreuung Schweiz –mitgetragen. Das schen in Institutionen soziale Teilhabe und Interaktionen Weiterbildungsangebot eignet sich für Fachper- mit Kindern, mit welchen sie ansonsten nicht oder nur sonen beider Berufsfelder und findet im Jahr sehr reduziert in Kontakt treten könnten. Ihr Alltag wird 2023 zweimal statt. Die Kurstage werden von dadurch abwechslungsreicher und vielfältiger. Die ein Susanne Kast, Institut Alter der BFH, und Monika gangs anhand von Kitwoods Blume eingeführten Bedürf Blau, Co-Programmleiterin Intergeneration, ge- nisse, insbesondere die Einbindung und Beschäftigung, meinsam durchgeführt. können in intergenerationellen Begegnungen befriedigt Informationen und Anmeldungen für eine Prä werden. Damit kann der Selbstwert und das Wohlbefinden sensveranstaltung in Olten am 31.Mai 2023: gefördert werden, was zu einer höheren Lebensqualität https://intergeneration.ch/de/veranstaltungen/ führen kann. Durch diese Interaktionen wird einerseits die kurstag-fuer-neueinsteigende-intergeneratio soziale Teilhabe unmittelbar gestärkt. Andererseits kön nelle-begegnungen-gestalten-in-olten/ nen diese Begegnungen indirekt resp. langfristig ebenfalls und für ein Webinar am 29. November 2023: einen Beitrag zur gesellschaftlichen Inklusion von Men https://intergeneration.ch/de/veranstaltungen/ schen mit Demenz leisten. Denn die (Kita-)Kinder entwi kurstag-fuer-neueinsteigende-intergeneratio ckeln in den Kontakten soziale Kompetenzen im Umgang nelle-begegnungen-gestalten-als-webinar/ mit alten Menschen, insbesondere mit an Demenz er krankten. Sie haben die Möglichkeit, eigene Erfahrungen zu machen und dadurch ein Altersbild resp. Vorstellungen Dass die Enkelgeneration altersgerecht über das Krank von Menschen mit Demenz zu entwickeln, die differen heitsbild Demenz und über den adäquaten Umgang in ziert und nicht einseitig negativ geprägt sind. Die Verände formiert werden muss, zu diesem Schluss kommt auch die rung von Alters- und Demenzbildern in der jungen Ge lebensweltorientierte Studie zur Enkelgeneration in der neration haben langfristig das Potenzial, eine inklusivere familialen Pflege bei Demenz von Philipp-Metzen (2011). Gesellschaft zu bilden, bei der Menschen mit Demenz Sie zeigt den hohen Stellenwert, den Wissensgewinn und erkrankungen vorurteilsfrei(er) begegnet wird. Die inter Kompetenzzuwachs im Bereich Demenz bei Kindern hat, generationellen Begegnungen dürfen jedoch nicht im für ihren als „unaufgeregt“ (S. 403) charakterisierten Um Kita-Alter enden. Einen Beitrag an eine weiterführende gang mit Menschen mit einer Demenzerkrankung. Die Auseinandersetzung können beispielsweise die inzwi Enkelgeneration kann durch altersgerechte Bereitstellung schen zahlreich verfügbaren Bilder- oder Lesebücher zum von Informationen und Thematisierung von Demenz Thema leisten. Zudem haben Alzheimer Schweiz und erkrankungen in formalen, z. B. im Bildungswesen, und kiknet in drei Sprachen und mit Bezug zum Lehrplan 21 nicht formalen Lernprozessen, z. B. durch Aktivitäten in Unterrichtsmaterial für die Sekundarstufe 1 entwickelt1. der Zivilgesellschaft, entsprechend befähigt werden. 1 https://www.kiknet-alzheimer.org/ © 2023 Hogrefe NOVAcura 2/23
Bildung 55 Fazit Lawton, M. P. (1991). A multidimensional view of quality of life in frail elders. In J. E. Birren, J. E. Lubben, J. C. Rowe & D. E. Deutch- man (Eds.), The concept and measurement of quality of life in the Intergenerationelle Begegnungen, wie das Zusammen frail elderly (pp. 3 – 27). Academic Press. https://doi.org/10.1016/ treffen von Menschen mit Demenz und (Kita-)Kindern, B978-0-12-101275-5.50005-3 leisten einen wichtigen Beitrag; die positiven Wirkungen Lyndon, S. & Moss, H. (2022). Creating Meaningful Interactions for Young Children, Older Friends, and Nursery School Practitioners sind empirisch mehrfach bestätigt. Deshalb wäre es wün within an Intergenerational Project. Early childhood education schenswert, dass intergenerationelle Settings im Alltag journal, 1–10. https://doi.org/10.1007/s10643-022-01330-5 von Betreuungsinstitutionen vermehrt zur Selbstverständ Kitwood, T. (2008). Demenz: Der person-zentrierte Ansatz im Um lichkeit werden und so eine gesellschaftliche Haltungs gang mit verwirrten Menschen. (5., erg. Aufl., Hrsg. Ch. Müller- Hergl). Huber. änderung unterstützen. Für eine sorgfältige Vorbereitung, Philipp-Metzen, H. E. (2011). Die Enkelgeneration in der familialen Realisierung und Nachbearbeitung, sei dies konzeptionell, Pflege bei Demenz: Erfahrungen und Bilanzierungen – Ergeb- aber auch praktisch, müssen seitens Institutionen entspre nisse einer lebensweltorientierten Studie. Zeitschrift für Geron chende Ressourcen zur Verfügung gestellt werden. Da tologie und Geriatrie, 44(6), 397 – 404. https://doi.org/10.1007/ s00391-011-0234-x durch wird nicht nur ein wertvoller Beitrag für die Lebens Weltzien, D., Rönnau-Böse, M., Klie, T. & Pankratz, N. (2013). qualität der Involvierten, sondern auch eine langfristige BEGEGNUNGEN – Ein Projekt mit hochbetagten Menschen und Investition in eine alters- und insbesondere demenz Vorschulkindern: Handreichung für die Praxis. FEL-Verlag. freundliche Gesellschaft geleistet. Kathy Haas, MSc Soziale Arbeit, Literatur wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut Alter der Berner Fachhoch- Bundesamt für Statistik BFS. (2019). Erhebung zu Familien und Generationen 2018. BFS. schule BFH Houghton, C., Hennessy, M., Smyth, S., Hennelly, N., Smalle, M., Jordan, F., Jones C. H., Quinn, M., Casey D. & Teahan, A. (2022). kathy.haas@bfh.ch The experiences and perceptions of young people and older people living with dementia of participating in intergeneratio- nal programmes: A qualitative evidence synthesis. Dementia, 21(7),2144 – 2171. https://doi.org/10.1177/14713012221112385 Hüsler, S. (2022). Ein intergenerationelles Umfeld für Menschen mit Demenz in Japan – Zusammenführende Tageseinrichtun- Monika Blau, SGG Schweizerische gen zur Förderung der sozialen Teilhabe. In: U. Knobloch, H. Gemeinnützige Gesellschaft, Theobald, C. Dengler, A. Kleinert, Ch. Gnadt & H. Lehner (Hrsg.), Programmleiterin Intergeneration Caring Societies – Sorgende Gesellschaften: Neue Abhängigkei ten oder mehr Gerechtigkeit? (S. 97 – 109). Beltz Juventa. Janke, M. C. & Walter, A. (2022). Changes in Engagement for Adults monika.blau@sgg-ssup.ch with Dementia: Effects of an Intergenerational Program. The rapeutic Recreation Journal, 56(4), 504 – 521. https://doi.org/ 10.18666/TRJ-2022-V56-I4-11536 Kalbermatten, U. (2009). Demenz als soziales Konstrukt: Ein inter- aktionsorientierter Zugang zu demenzkranken Menschen. SozialAktuell, 10, 30 – 31. Prof. Dr. phil. Regula Blaser Klie, T. (Hrsg.). (2002). Wohngruppen für Menschen mit Demenz. Reihe Demenz. Vincentz. Dozentin am Institut Alter der Berner Klie, T. & Schuhmacher, B. (2007). Wohngruppen in geteilter Verant Fachhochschule BFH wortung für Menschen mit Demenz – Das Freiburger Modell. BMG. https://www.bundesgesundheitsministerium.de/service/ regula.blaser@bfh.ch publikationen/details/wohngruppen-in-geteilter-verantwortung- fuer-menschen-mit-demenz-das-freiburger-modell.html NOVAcura 2/23 © 2023 Hogrefe
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