Wer zieht nach Heidelberg und wer aus Heidelberg weg? Und welche Rolle spielen große Neubauprojekte?

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Wer zieht nach Heidelberg und wer aus Heidelberg weg? Und welche Rolle spielen große Neubauprojekte?
Schwerpunkt Stadt – Region.

Carolina Föhl

Wer zieht nach Heidelberg und wer
aus Heidelberg weg? Und welche Rolle
spielen große Neubauprojekte?

In den letzten Jahren gab es in deutschen Städten wieder ver-        Wanderungsströme und natürliche Salden beeinflussen nicht
mehrt ein Bevölkerungswachstum. Interessant ist dabei vor allem      nur die Gesamteinwohnerzahl der Gemeinden, sondern auch
die Frage: Wodurch entsteht Bevölkerungswachstum? Die Bevöl-         in besonderem Maße deren Zusammensetzung, beispielswei-
kerung wächst entweder durch einen positiven Wanderungssaldo         se hinsichtlich der Altersstruktur, wodurch sich auch spezifi-
oder durch einen Geburtenüberschuss. Dieser Artikel nimmt beide      sche Anforderungen an die Infrastruktur der Stadt ergeben.
Phänomene, Wanderungssaldo und natürlichen Saldo (Geburten           Gleichzeitig können Zuwanderungen spezifischer Gruppen
abzüglich Sterbefälle), in den Blick, wobei der Fokus auf dem Wan-   bedeuten, dass eine Stadt für diese Gruppen bereits besonders
derungssaldo liegt. Es gilt zu beleuchten was Wanderungsströme       attraktive Angebote bereithält. Sind dagegen große Abwan-
beeinflusst – wer wandert, in welcher Lebensphase und wohin?1        derungstendenzen einer bestimmten Gruppe festzustellen,
                                                                     können für diese Gruppe ungünstige Infrastrukturangebote
                                                                     ein Abwanderungsauslöser sein. Die demografischen Entwick-
                                                                     lungen reichen mit ihren Auswirkungen in viele gesellschafts-
                                                                     politische Themenfelder hinein: den Bedarf an kommunaler
                                                                     Infrastruktur wie Kindergärten, Schulen und Pflegeeinrich-
                                                                     tungen, das Verkehrsaufkommen, die technische Infrastruktur
                                                                     und vieles weitere. Auch die in Heidelberg sehr hohe Zahl an
                                                                     Zu- und Wegzügen bringt spezifische Anforderungen an die
                                                                     Stadtgesellschaft mit sich. Wanderungen, Bevölkerungszu-
                                                                     sammensetzung und Bereitstellung von Infrastruktur sind
                                                                     dementsprechend immer gemeinsam zu betrachten.
                                                                         In den, in diesem Artikel enthaltenen Analysen von Wan-
                                                                     derungsströmen werden Bevölkerungsgruppen identifiziert,
                                                                     die in besonders großer Zahl nach Heidelberg ein oder aus-
                                                                     wandern. Wohin ziehen diese Personengruppen? Welche
                                                                     Motive stecken hinter der Wanderung? Es schließen sich
                                                                     Überlegungen zu Handlungsbedarf an. Wie kann das Wan-
                                                                     derungsverhalten beeinflusst werden? Für Planungs- und
                                                                     Gestaltungsaufgaben ist die Kenntnis der demografischen
                                                                     Prozesse unerlässlich, um sich rechtzeitig auf Veränderungen
                                                                     einzustellen beziehungsweise Maßnahmen zu entwickeln, die
                                                                     unerwünschte Folgen abmildern.
                                                                         Um die aufgeworfenen Fragen näher zu beleuchten,
                                                                     wurden sowohl Daten des statistischen Landesamts Baden-
                                                                     Württemberg als auch kleinräumig verfügbare Daten des Ein-
Carolina Föhl                                                        wohnermelderegisters ausgewertet. Daten des statistischen
Master of Arts Soziologie, wissenschaftliche Mitarbeiterin und       Landesamts wurden verwendet, um Vergleiche zwischen
stellvertretende Abteilungsleiterin im Amt für Stadtentwick-         Stadtkreisen und anderen Regionen durchführen zu können.
lung und Statistik der Stadt Heidelberg                              Alle anderen Analysen basieren auf dem Einwohnermeldere-
: carolina.foehl@heidelberg.de                                       gister. In Heidelberg gilt es, beim Thema Wanderungen eine
                                                                     Besonderheit zu beachten: Das Erstregistrierungszentrum des
Schlüsselwörter:                                                     Landes Baden-Württemberg befindet sich seit Herbst 2015
Außenwanderung – Bevölkerungsentwicklung –                           auf Heidelberger Gemarkung und seit Mai 2016 werden dort
Demografie – Heidelberg – Neubaugebiet –                             die nach Deutschland Geflüchteten melderechtlich erfasst.
natürlicher Saldo – Wanderungsmotiv – Wanderungssaldo –              Durch die sehr hohe Fluktuation im Erstregistrierungszentrum
Wanderungsvolumen                                                    (die Personen werden zügig auf andere Gemeinden verteilt)

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Wer zieht nach Heidelberg und wer aus Heidelberg weg? Und welche Rolle spielen große Neubauprojekte?
Schwerpunkt Aktuelle Befunde zu Wohnungsmarkt, Pendlerbeziehungen und Bevölkerungsentwicklung

stiegen die Wanderungszahlen in Heidelberg in den Jahren               Abbildung 1:
2016 und 2017 deutlich an. Um jedoch die allgemeinen Wan-              Wanderungssaldo und natürlicher Saldo 2012 bis 2017
derungen untersuchen und beschreiben zu können, werden
in dieser Studie die im Erstregistrierungszentrum erfassten                            Heidelberg

Geflüchteten nicht berücksichtigt. Aus den Daten des statis-
tischen Landesamts können sie jedoch nicht herausgerechnet              Mittelbereich HD (ohne HD)

werden, wodurch es zu Abweichungen zwischen den Daten
des statistischen Landesamts und der eigenen Fortschreibung                  Region Rhein-Neckar

aus dem Melderegister kommen kann.
                                                                                        Mannheim
    Das Hauptaugenmerk des Artikels liegt auf Entwicklungen
in Heidelberg. Analysiert wird, welche Personengruppen nach
                                                                           Neckar-Odenwald-Kreis
Heidelberg wandern und welche aus Heidelberg fort, wohin
sie gehen, beziehungsweise woher sie kommen und welche                         Rhein-Neckar-Kreis
Motive dahinterstecken könnten.
                                                                                                -10.000       0      10.000      20.000    30.000     40.000      50.000   60.000

                                                                                                 Wanderungssaldo 2012 bis 2017        natürlicher Saldo 2012 bis 2017

Großes Bevölkerungswachstum in Heidelberg                                   Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, Berechnungen
                                                                                  des Amts für Stadtentwicklung und Statistik, Heidelberg 2018.
insbesondere durch Wanderungsgewinne
Nach der amtlichen Einwohnerzahl des Statistischen Landes-
amts hatte Heidelberg Ende 2017 160.601 Einwohner. Ge-                 rungssaldo gewachsen. Heidelberg ist eine Durchgangsstadt:
genüber 2011 ist die Heidelberger Bevölkerung um 8,2 Pro-              Jährlich ziehen durchschnittlich rund 17.600 Personen nach
zent gewachsen. Dies entspricht einer Zunahme von rund                 Heidelberg und rund 16.100 Personen verlassen gleichzeitig
12.200 Personen. Im Betrachtungszeitraum hat Heidelberg                die Stadt. Betrachtet man den Bevölkerungsbestand am 31.
im Vergleich mit den anderen Land- und Stadtkreisen der Re-            Dezember 2017 hinsichtlich des Zuzugsdatums in die Ge-
gion Rhein-Neckar (in Baden-Württemberg) das größte Be-                meinde zeigt sich, dass seit dem 1. Januar 2010 bis Jahresende
völkerungswachstum zu verzeichnen. Zu großen Teilen geht               2017 knapp die Hälfte der Heidelberger Bevölkerung neu von
dieses Bevölkerungswachstum auf Wanderungsgewinne zu-                  außerhalb in die Stadt gezogen ist oder hier geboren wurde.
rück, gleichzeitig hat Heidelberg auch, anders als zum Beispiel        Dieser große Wechsel in der Bevölkerung stellt eine Heraus-
Mannheim, einen positiven natürlichen Saldo, wodurch die               forderung für die Stadtentwicklung und insbesondere für die
Bevölkerung zusätzlich wächst.                                         Versorgung mit Wohnraum dar.
    Wie aus Abbildung 1 ersichtlich wird ist Heidelberg in den             Eine der zentralen Fragen ist dabei, woher kommen diese
letzten Jahren maßgeblich durch einen positiven Wande-                 Personen und wohin wandern gleichzeitig Heidelberger ab?

Abbildung 2: Entwicklung der Zahl der jährlichen Zu- und Wegzüge* in Heidelberg seit 2010

25.000

20.000                                                                      19.299                   18.985
                                                            18.732                                                      18.363
                                              17.796
                   17.354
                                16.122                                      18.077                                      17.975
         14.223                                                                                      17.526
                                                            16.327
15.000                                        15.883
                   15.342
                                14.370
         13.441

10.000

 5.000

     0
      2010         2011         2012          2013          2014             2015                    2016               2017

                                            Zuzüge      Wegzüge

* bezogen auf die Wohnbevölkerung, jeweils vom 1. Januar 2010 bis 31. Dezember 2017.
                                                 Quelle: Stadt Heidelberg, Amt für Stadtentwicklung und Statistik, eigene Fortschreibung, 2018.

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Wer zieht nach Heidelberg und wer aus Heidelberg weg? Und welche Rolle spielen große Neubauprojekte?
Schwerpunkt Stadt – Region.

Abbildung 3: Entwicklung des Wanderungssaldos* zwischen Heidelberg und ausgewählten Regionen 2010 bis 2017

 3.000

 2.500

 2.000

 1.500

 1.000

     500

       0

     -500

-1.000

-1.500

-2.000
                 2010         2011         2012         2013            2014           2015           2016           2017

               Rhein-Neckar-Kreis insgesamt       Mannheim                               Weiteres Umland insgesamt
               Fernwanderungen Ausland            Fernwanderungen Inland                 unbekannt

* bezogen auf die Wohnbevölkerung, jeweils vom 1. Januar 2010 bis 31. Dezember 2017.
                                                   Quelle: Stadt Heidelberg, Amt für Stadtentwicklung und Statistik, eigene Fortschreibung, 2018.

Abbildung 4: Entwicklung des Wanderungssaldos* zwischen Heidelberg und Städten und Gemeinden nach deren Größe 2010 bis 2017

 3.000

 2.500

 2.000

 1.500

 1.000

     500

        0
                 2010         2011         2012          2013           2014           2015           2016           2017
     -500

 -1.000

 -1.500

 -2.000

            Städte mit 500.000 und mehr Einwohnern                  Städte mit 200.000 bis unter 500.000 Einwohnern
            Städte mit 100.000 bis unter 200.000 Einwohnern         Fernwanderungen Ausland
            Gemeinden mit unter 100.000 Einwohnern                  Unbekannt

* bezogen auf die Wohnbevölkerung, jeweils vom 1. Januar 2010 bis 31. Dezember 2017.
                                                   Quelle: Stadt Heidelberg, Amt für Stadtentwicklung und Statistik, eigene Fortschreibung, 2018.

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Schwerpunkt Aktuelle Befunde zu Wohnungsmarkt, Pendlerbeziehungen und Bevölkerungsentwicklung

Wanderungsgewinne                                                       Insgesamt hatte Heidelberg im Untersuchungszeitraum
vor allem durch Fernwanderung                                       einen Zuwanderungsgewinn von 11.900 Einwohnern. Im Ver-
                                                                    gleich zu den Jahren vor 2000 hat sich das Wanderungsvolu-
Heidelberg gewinnt im Betrachtungszeitraum Einwohner aus            men enorm erhöht. Im Jahr 2017 hat sich die positive Bilanz
Fernwanderungen und Gemeinden, mit weniger als 200.000              der Jahre 2010 bis 2016 jedoch wieder abgeschwächt. Es bleibt
Einwohnern hinzu. Dagegen verliert Heidelberg im Saldo Ein-         abzuwarten, wie sich die Wanderungsströme in den nächsten
wohner an den Nahbereich und an große Städte.                       Jahren entwickeln werden.
    Abbildung 3 zeigt, dass Heidelberg per Saldo im Betrach-            Besonders viele Einwohner hat Heidelberg per Saldo an
tungszeitraum nur an den Rhein-Neckar-Kreis, Mannheim               Gemeinden verloren, die unmittelbar ans Stadtgebiet angren-
und nach Unbekannt Einwohner verliert. Innerhalb von acht           zen, Leimen (- 790), Dossenheim (- 680), Sandhausen (- 540),
Jahren hat Heidelberg im Saldo 4.600 Personen an das en-            Eppelheim (- 420). Die Abwanderung in den Rhein-Neckar-
gere Umland verloren. Aus dem weiteren Umland (+ 1.600              Kreis hat sich jedoch im Vergleich zu Betrachtungszeiträumen
Personen) und aus der Fernwanderung (+ 19.000 Personen)             vor 2002 deutlich abgeschwächt. Mögliche Gründe hierfür
gewann Heidelberg dagegen deutlich mehr Einwohner hinzu             könnten unter anderem die Verknappung des Wohnungsan-
als es an das engere Umland verlor. Bemerkenswert ist dabei         gebots im Umland und steigende Baulandpreise sein. Hohe
auch, dass Heidelberg mittlerweile durch Fernwanderungen            Wanderungsverluste hatte Heidelberg auch an Mannheim
aus dem Ausland (+ 12.600) knapp doppelt so viele Personen          (- 800). Die Wanderungsströme waren nicht einseitig ausge-
hinzugewinnt wie durch Fernwanderungen aus dem Inland               richtet. Aus den Bereichen, an die Heidelberg die meisten
(+ 6.700). Menschen auf der Flucht, die im Erstregistrierungs-      Einwohner verlor, kamen gleichzeitig auch besonders viele
zentrum des Landes (das sich in Heidelberg befindet) erfasst        Zuzüge.
wurden, wurden wie eingangs beschrieben aus den Analysen
herausgenommen.

Abbildung 5: Wanderungssaldo* 2010 bis 2017 zwischen Heidelberg und dem Rhein-Neckar-Kreis sowie Mannheim

* bezogen auf die Wohnbevölkerung vom 1. Januar 2010 bis 31. Dezember 2017.
                                                                              Quelle: Amt für Stadtentwicklung und Statistik, Heidelberg.

                                                                                STADTFORSCHUNG UND STATISTIK 1|2020                   47
Schwerpunkt Stadt – Region.

                     Abbildung 6: Wanderungssaldo* 2010 bis 2017 nach Alter                                              Wanderungsgewinne
                                                           Wanderungssaldo 2010 bis 2017
                     7.000                                                                                               vor allem durch junge ledige Personen
                     6.000
                                                                                                               Ein Großteil der Wanderungsgewinne in Heidelberg entfällt
                     5.000                                                                                     auf die Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen, tendenziell die
                                                                                                               klassische Altersgruppe der Ausbildungs-/Studiums-Wanderer
                     4.000
                                                                                                               und Berufseinsteiger (Milbert, 2017; Brachat-Schwarz, 4/2018;
                     3.000
                                                                                                               BBSR 2010). Von 2010 bis 2017 hatte Heidelberg in dieser
                     2.000                                                                                     Gruppe einen Zuwanderungsüberschuss in Höhe von 17.700
                                                                                                               Personen. Dies ist mit großem Abstand die mobilste Alters-
                     1.000
                                                                                                               gruppe. Es ist davon auszugehen, dass ein großer Teil dieser
                         0
                                                                                                               Personengruppe zum Studium nach Heidelberg kommt. Mehr
                    -1.000                                                                                     als drei Viertel der Zuzüge dieser Altersgruppe stammen von
                           0    5     10  15    20   25    30    35  40   45     50  55   60     65 70 und
                                                                                                     älter     außerhalb der Region.
                    * bezogen auf die Wohnbevölkerung vom 1. Januar 2010 bis 31. De-                                Die größten Wanderungsverluste entfallen demgegenüber
                          zember 2017.                                                                         auf die Altersgruppe der 30- bis 44-Jährigen. An den Mittel-
                                                                           Quelle: Stadt Heidelberg,           bereich Heidelberg verliert die Stadt in allen Altersgruppen
                        Amt für Stadtentwicklung und Statistik, eigene Fortschreibung 2018.
                                                                                                               Einwohner. Die Altersgruppen ab 45 zeigen eine deutlich ge-
                                                                                                               ringere Mobilität als die jüngeren Altersgruppen, sie sind deut-
                                                                                                               lich sesshafter. In der Gruppe der Kinder bildet sich zweierlei
                    Abbildung 7: Anteil der 10 Nationen, die zwischen 2010 und
                    2017 die größten Wanderungsgewinne verbuchen konnten am                                    ab: Heidelberg hat Wanderungsgewinne in der Altersgruppe
                    gesamten Wanderungsgewinn der ausländischen Bevölkerung                                    der 6- bis unter 18-Jährigen und Wanderungsverluste in der
                                                                                                               Altersgruppe der unter 6-Jährigen.
                                                                                                                    Da Zuwanderer
                                                                                    China Italien Rumänien Indien Polen    Spanien Syrien nach        Heidelberg
                                                                                                                                              Bulgarien  Tunesien Iranim  Schnitt jünger sind als
                                                                                                                                                                         Sonstige
                                                                           China Italien Rumänien Indien PolenAbwanderer,
                                                                                                                  Spanien Syrien bewirkt         der Wanderungsprozess
                                                                                                                                     Bulgarien Tunesien    Iran Sonstige           eine konstant
                                                                                                               junge
                                                                     China Italien Rumänien Indien Polen Spanien        Heidelberger
                                                                                                                    Syrien   Bulgarien TunesienBevölkerung.
                                                                                                                                                    Iran Sonstige

                                                                                                                    Ledige zwischen 18 und 29 Jahren haben die höchsten
                                                         China Italien Rumänien Indien Polen Spanien Syrien Bulgarien Tunesien Iran Sonstige
                                                   China Italien Rumänien Indien Polen Spanien Syrien Bulgarien Tunesien Iran Sonstige
                                                                                                               Wanderungsgewinne, Ledige über 29 Jahren wandern dage-
                                           China Italien Rumänien Indien Polen Spanien Syrien Bulgarien Tunesien Iran Sonstige
                                                                                                               gen aus Heidelberg ab, Gleiches gilt für Verheiratete. Verhei-
                                  China Italien Rumänien Indien Polen Spanien Syrien Bulgarien Tunesien Iran Sonstige

                           China Italien Rumänien Indien Polen Spanien Syrien Bulgarien Tunesien Iran Sonstige
                                                                                                               ratete wandern vor allem in den Nahbereich ab.
                China Italien Rumänien Indien Polen Spanien Syrien Bulgarien Tunesien Iran Sonstige                 Zwischen den Geschlechtern gibt es nur geringe Unter-
China      Italien Rumänien Indien Polen Spanien Syrien Bulgarien Tunesien Iran Sonstige                       schiede im Wanderungsverhalten.
 Italien    Rumänien           Indien    Polen   Spanien    Syrien   Bulgarien    Tunesien   Iran      Sonstige

                                                                                                                         Wanderungsgewinne werden zum Großteil
 China     Italien   *Rumänien
                          bezogen      auf Spanien
                               Indien Polen die Wohnbevölkerung
                                                   Syrien Bulgarien TunesieninIran
                                                                                Heidelberg,
                                                                                   Sonstige jeweils vom
                          1. Januar 2010 bis 31. Dezember 2017.
                                                                                                                         von Ausländern erzielt
                                                                     Quelle: Stadt Heidelberg,                           Seit 2010 zogen 61.300 Personen mit ausländischer Staats-
                          Amt für Stadtentwicklung und Statistik, eigene Fortschreibung 2018.
                                                                                                                         angehörigkeit nach Heidelberg zu und 50.800 weg. Mit einer
                                                                                                                         deutschen Staatsangehörigkeit zogen 79.600 Personen zu
                                                                                                                         und 78.100 weg. Heidelberg gewinnt im Betrachtungszeit-
                     Abbildung 8: Jährlicher Außen- und Binnenwanderungssaldo*
                                                                                                                         raum per Wanderungssaldo vor allem ausländische Einwoh-
                     für den Stadtteil Bahnstadt von 2013 bis 2017
                                                                                                                         ner (+ 10.500) hinzu, diese stammen am häufigsten aus China,
                                                       Außen- und Binnenwanderungssaldo
                     1.000                                                                                               Italien, Rumänien, Indien und Polen und sind sehr häufig
                         900                                                                                             im Alter zwischen 18 und unter 30 Jahren. Hier dürfte die
                         800
                                                                                                                         Universität einen wesentlichen Anziehungsfaktor bilden, als
                         700            331
                                                           243                                   238                     Arbeitgeber und Studienort. Im Gegensatz zu früheren Be-
                         600
                                                                                                                         trachtungszeiträumen (vor 2002) erzielten im hier betrach-
                         500
                                                                                                                         teten Zeitraum aber auch die deutschen Einwohner Wande-
                         400
                                                                                                                         rungsgewinne, jedoch in wesentlich niedrigerem Umfang als
                         300
                                        545                551                                   570
                                                                                                                         die ausländischen Mitbürgerinnen und Mitbürger. Zudem war
                         200                                                176                                   109
                                                                                                                         in den vergangenen zwei Jahren der Wanderungssaldo der
                         100
                                                                            108                                   134    Deutschen wieder negativ.
                           0
                                        2013               2014             2015                2016              2017       In Heidelberg wird seit 2013 der neue Stadtteil Bahnstadt
                                                   Außenwanderungssaldo           Binnenwanderungssaldo
                                                                                                                         entwickelt und besiedelt. Die Wanderungsbewegungen die-
                                                                                                                         ses Stadtteils wurden zusätzlich zu den gesamtstädtischen
                     *         bezogen auf die Wohnbevölkerung, jeweils vom 1. Januar bis 31.
                               Dezember des Jahres.
                                                                                                                         Entwicklungen auch separat betrachtet und analysiert, um
                                                                     Quelle: Stadt Heidelberg,                           Besonderheiten von großen Neubauprojekten abbilden zu
                          Amt für Stadtentwicklung und Statistik, eigene Fortschreibung 2018.                            können.

                     48                        STADTFORSCHUNG UND STATISTIK 1|2020
Schwerpunkt Aktuelle Befunde zu Wohnungsmarkt, Pendlerbeziehungen und Bevölkerungsentwicklung

Abbildung 9:
Binnenzuzüge in die Bahnstadt aus den einzelnen Stadtteilen von 2013 bis 2017

                                                                                Quelle: Amt für Stadtentwicklung und Statistik, Heidelberg.

Abbildung 10:
Binnenwegzüge aus der Bahnstadt in die einzelnen Stadtteile von 2013 bis 2017

                                                                                Quelle: Amt für Stadtentwicklung und Statistik, Heidelberg.

                                                                                  STADTFORSCHUNG UND STATISTIK 1|2020                   49
Schwerpunkt Stadt – Region.

Das Neubauprojekt Bahnstadt erzielt zu mehr                                                                        Hinzukommt der hoch positive natürliche Saldo in der Bahn-
als einem Drittel Wanderungsgewinne durch                                                                          stadt, der das Bevölkerungswachstum des Stadtteils zusätzlich
                                                                                                                   ankurbelt. In Summe standen 288 Geburten 18 Sterbefällen in
Binnenwanderungen                                                                                                  der Bahnstadt von 2013 bis 2017 gegenüber. Der natürliche
Zwischen 2013 und 2017 gewann die Bahnstadt per Außen-                                                             Saldo beträgt damit über die Jahre 2013 bis 2017 270 Perso-
wanderungssaldo 1.900 Personen hinzu. Binnenwanderungs-                                                            nen. Die Bahnstadt hatte im Betrachtungszeitraum vor allem
gewinne erzielte sie in Höhe von 1.100 Personen. Entspre-                                                          viele Außenwanderungsgewinne aus dem Ausland. Dies ist für
chend entfällt mehr als ein Drittel der Wanderungsgewinne                                                          Heidelberg insgesamt typisch. Binnenwanderungsgewinne er-
auf Binnenwanderungen und 2/3 auf Außenwanderungen.                                                                folgten insbesondere aus den zentralgelegenen Heidelberger
                                                                                                                   Stadtteilen. Außenwanderungsgewinne entfielen vor allem
                                                                                                                   auf die Altersgruppe der 18- bis unter 30-Jährigen, Binnen-
                                                                                                                   wanderungsgewinne erfolgten verstärkt in der Gruppe der
Abbildung 11: Außen- und Binnenwanderungssaldo* des Stadt-                                                         30- bis unter 45-Jährigen sowie der Verheirateten. Etwa zwei
teils Bahnstadt nach Altersklassen 2013 bis 2017                                                                   Drittel der Zuwanderungsgewinne entfallen auf Menschen
                                                                                                                   mit einer deutschen Staatsangehörigkeit.
                                        80
          unter 3 Jahre                 87

                                   33
     3 bis unter 6 Jahre            55

    6 bis unter 10 Jahre           30
                                   33
                                                                                                                   Ausblick
                                        73
10 bis unter 18 Jahre              32

18 bis unter 30 Jahre                                                                         1.146                Da sich Stadt- und Landkreise stark voneinander unterschei-
                                                     321

30 bis unter 45 Jahre                                      393
                                                                                                                   den, zum Beispiel im Hinblick auf die Infrastruktur vor Ort,
                                                             427

                                        76
                                                                                                                   wird an dieser Stelle ein Überblick über die Entwicklungen in
45 bis unter 55 Jahre
                                                                                                                   den baden-württembergischen Stadtkreisen gegeben. Da-
                                         96

                                   30
55 bis unter 65 Jahre              37
                                                                                                                   durch können Heidelberger Entwicklungen besser eingeord-
65 bis unter 75 Jahre              38
                               5
                                                                                                                   net werden. Handelt es sich um Spezifika, die nur Heidelberg
                               9
     75 Jahre und älter        4
                                                                                                                   betreffen, oder sind dies Entwicklungen die für Stadtkreise
                           0                  200     400          600      800      1.000    1.200     1.400
                                                                                                                   gängig sind? Datengrundlage für den Vergleich Heidelbergs
                                   Außenwanderungssaldo            Binnenwanderungssaldo
                                                                                                                   mit den anderen baden-württembergischen Stadtkreisen ist
*       bezogen auf die Wohnbevölkerung, jeweils vom 1. Januar 2013                                                die Fortschreibung des Statistischen Landesamts auf Basis
        bis 31. Dezember 2017.                                                                                     des Zensus 2011.
                                                 Quelle: Stadt Heidelberg,
      Amt für Stadtentwicklung und Statistik, eigene Fortschreibung 2018.

Abbildung12: Wanderungssaldo in den baden-württembergischen Stadtkreisen 1. Januar 2012 bis 31. Dezember 2017
                                                 Wanderungssaldo
                 12.000

                 10.000

                   8.000

                   6.000

                   4.000

                   2.000

                               0

                  -2.000
                        2012                                             2013                         2014                2015                2016                2017

                                                    Baden-Baden                   Freiburg                   Heidelberg          Heilbronn        Karlsruhe
                                                    Mannheim                      Pforzheim                  Stuttgart           Ulm

                                        Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, Berechnungen des Amts für Stadtentwicklung und Statistik Heidelberg, 2018.

50                         STADTFORSCHUNG UND STATISTIK 1|2020
Schwerpunkt Aktuelle Befunde zu Wohnungsmarkt, Pendlerbeziehungen und Bevölkerungsentwicklung

    Im Betrachtungszeitraum von 2011 bis 2017 stieg die Be-                 rungssaldo zurück. Auffällig bleiben dabei die starken Schwan-
völkerungszahl in Baden-Württemberg um 4,9 Prozent. Im glei-                kungen des Wanderungssaldos im betrachteten Zeitraum.
chen Zeitraum stieg die Einwohnerzahl der baden-württem-                        Derzeit gewinnen die Städte besonders durch Wande-
bergischen Stadtkreise um 6,9 Prozent. Die Stadtkreise hatten               rungen von 18- bis unter 30-Jährigen Einwohner hinzu, was
demnach in den vergangenen Jahren relativ gesehen ein grö-                  sich auch für Heidelberg zeigte (Brachat-Schwarz, 4/2018;
ßeres Einwohnerwachstum als Baden-Württemberg insgesamt.                    BBSR 2010; Milbert, 2017). Wohingegen die Altersgruppen der
                                                                            30–50-Jährigen sowie der unter 18-Jährigen eher die Zentren
Heidelberg belegt mit einem Einwohnerzuwachs von 8,2 Pro-                   verlassen (Brachat-Schwarz, 4/2018), was auf Heidelberg nur
zent aktuell die Spitzenposition unter den Stadtkreisen, was                in Teilen zutrifft. Die meisten Zuzüge in Stadtkreise finden der
das relative Bevölkerungswachstum angeht. In der Vergan-                    Literatur zufolge aus dem übrigen Baden-Württemberg statt.
genheit lagen die Heidelberger Entwicklungen meist etwa im                  Abwanderungen haben die Stadtkreise vor allem gegenüber
Mittelfeld der Bevölkerungsentwicklungen der anderen Stadt-                 ihrem jeweiligen Nahbereich. Gleichzeitig ist in den Stadt-
kreise. Die nächsthöchsten Gewinne im Betrachtungszeitraum                  kreisen der Zuzug von Ausländern erhöht (Brachat-Schwarz,
verzeichneten Pforzheim (+ 7,9 %), Heilbronn (+ 7,2 %) und                  4/2018).
Freiburg (+ 7,2 %). Das geringste Bevölkerungswachstum hatte                    Insgesamt ist es für Stadtkreise derzeit typisch, dass es
im Betrachtungszeitraum der Stadtkreis Baden-Baden mit                      eine sehr hohe Wanderungsdynamik in der Bevölkerung gibt
einem Wachstum in Höhe von 4,4 Prozent. Im Betrachtungs-                    und dass das Bevölkerungswachstum zu großen Teilen auf
zeitraum wuchs in allen Stadtkreisen die Bevölkerung relativ                Wanderungsgewinne zurückgeht, hier bildet Heidelberg keine
gleichmäßig an, Bevölkerungsrückgänge gab es kaum und                       Ausnahme. Dagegen ist der positive natürliche Saldo, den
unter den Startwert aus 2011 fiel kein Stadtkreis zurück.                   Heidelberg in den letzten Jahren vorweisen konnte nur in
    Vergleicht man die baden-württembergischen Stadtkreise                  manchen Stadtkreisen vorzufinden. Die Heidelberger Ent-
untereinander hinsichtlich des natürlichen Saldos fällt direkt              wicklungen sind demnach durchaus mit den Entwicklungen
auf, dass nur Stuttgart, Freiburg, Heidelberg und Ulm im ge-                anderer Stadtkreise vergleichbar. Ein Spezifikum bildet derzeit
samten Betrachtungszeitraum einen positiven natürlichen                     der neu entstehende Stadtteil Bahnstadt in Heidelberg. Hier
Saldo aufweisen. Die übrigen fünf Stadtkreise und auch das                  lassen sich Bevölkerungs- und auch speziell Wanderungsent-
Land Baden-Württemberg haben im Betrachtungszeitraum                        wicklungen in großen Neubauprojekten gut beobachten.
einen negativen natürlichen Saldo. Das heißt insbesondere
in Stadtkreisen mit negativem natürlichem Saldo führen hohe
Wanderungsgewinne zu einem Bevölkerungswachstum.
    Während der natürliche Saldo recht stabil ist, schwankt der
Wanderungssaldo deutlich stärker im Zeitverlauf. Zwischen                   1    Der ungekürzte Bericht ist online verfügbar unter: https://www.hei-
2012 und 2017 ist der Wanderungssaldo in allen Stadtkreisen                      delberg.de/site/Heidelberg_ROOT/get/documents_E-1485595516/
                                                                                 heidelberg/Objektdatenbank/12/PDF/12_pdf_Wanderungsbe-
positiv, eine Ausnahme bildet nur die Stadt Mannheim im
                                                                                 richt_2018.pdf
Jahr 2016. Die Gewinne aus den positiven Wanderungssalden                        Er enthält beispielsweise zusätzlich eine kleine Sonderauswertung
kompensieren die Geburtendefizite der fünf Stadtkreise mit                       für das Erstregistrierungszentrum des Landes, das aus den sonstigen
negativem natürlichem Saldo und sie übersteigen auch die                         Analysen ausgeklammert wurde. Der Bericht ist eingerahmt in weitere
                                                                                 Berichte, die angrenzende Themenfelder beschreiben beispielsweise:
Geburtenüberschüsse (Stuttgart, Freiburg, Heidelberg, Ulm)
                                                                                 Bevölkerungsbericht 2017, Bevölkerungsprognose 2018, Pendlerbe-
um ein Vielfaches. Das Bevölkerungswachstum der Stadtkreise                      richt 2018, Wohnraumbedarfsanalyse. Verfügbar unter: https://www.
geht entsprechend vor allem auf den hoch positiven Wande-                        heidelberg.de/hd/HD/Rathaus/Publikationen.html

Literatur
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                                                                                           STADTFORSCHUNG UND STATISTIK 1|2020                   51
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