Widersprüchliche Signale - CSL Immobilien

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Widersprüchliche Signale - CSL Immobilien
Aus den Regionen                                                                                     IMMOBILIEN BUSINESS_6/2020
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  Widersprüchliche Signale
  Luzern – Zu viele Wohnungen, zu wenig ansiedlungswillige Unternehmen. Es läuft
  nicht alles rund am Immobilienmarkt in der Reuss-Stadt. Dessen ungeachtet, sehen
  einige Investoren dort Chancen.

  Von Siegfried Hubertus – Bilder: nightnurse images, Zürich; PD; Arnet-Foto-Grafik

                                                       Zählt zu den Grossprojekten im Kanton Luzern: Das Projekt 4Viertel

Für Susanne Zenker, Leiterin Develop-       neue Standort der Hochschule in der          Autominuten näher an Zürich und sei-
ment bei SBB Immobilien, ist es ein         Rösslimatt wird ein wichtiger Beitrag        nem Flughafen», sagt Daniel Stocker,
«wichtiger Meilenstein»: Seit Jahren        dazu sein.» Rektor Markus Hodel sieht        Head of Research bei der Immobilien-
sucht die Immobiliensparte der Schwei-      die Ansiedlung auch als Impulsgeber          beratungsgesellschaft JLL Switzerland.
zerischen Bundesbahnen nach einem           für den Immobilienmarkt im Hauptort          «Dies macht den Standort attraktiver
Ankermieter, um die Entwicklung des         des Zentralschweizer Kantons: «Die           für Unternehmen.»
Rösslimattquartiers direkt neben dem        Hochschule zieht Unternehmen, Start-         Ansiedlungserfolge verzeichnet der
Luzerner Bahnhof zu starten. Nun ist er     ups und Gewerbebetriebe an.»                 Kanton Luzern deshalb vor allem in Ge-
gefunden: Die Hochschule Luzern wird        Das kann dem Immobilienmarkt in der          meinden, die nahe bei Zug liegen – etwa
in fünf Jahren rund 16.000 Quadratme-       81.681 Einwohner zählenden Stadt am          in Root. Im vergangenen Jahr konnte
ter im neuen Viertel beziehen.              Vierwaldstättersee nur guttun. Denn          dort mit Adidas ein international nam-
«Wir wollen, dass Luzern ein vielseiti-     bei Unternehmensansiedlungen steht           haftes Unternehmen angelockt werden.
ger, erfolgreicher und attraktiver Ort      Luzern bislang im Schatten von Zug. Mit      Der deutsche Sportartikelhersteller hat
für Bildung und Forschung ist», sagt        nur 30.542 Einwohnern ist Zug zwar           im neuen Bürokomplex «Square One»
Marcel Schwerzmann, Regierungsrat           nicht einmal halb so gross, profitiert da-   in der 5.000 Einwohner zählenden Ge-
und Präsident des Konkordatsrats            für aber von einer deutlich gefragteren      meinde 1.700 Quadratmeter angemietet.
Fachhochschule Zentralschweiz. «Der         geografischen Lage. «Zug liegt rund 30       Mittelfristig sollen die Angestellten aus
Widersprüchliche Signale - CSL Immobilien
IMMOBILIEN BUSINESS_6/2020                                                                                          Aus den Regionen
                                                                                                                                  27

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                                                                                             Luzern
                     «Neu gegründete und wachsende Firmen                                    Pläne zur Entwicklung
                     schaffen zusätzlichen Flächenbedarf.»                                   des linken Seeufers
                     Patricia Reichelt, CSL Immobilien
                                                                                             Das linke Seeufer ist einer der bedeu­
                                                                                             tendsten Naherholungsräume für die
                «Bis 2025 könnten mehr als                                                   Stadt Luzern. Bis Ende 2020 erarbeitet
        30.000 Quadratmeter Büroflächen in                                                   die Stadt ein Entwicklungskonzept, wel­
                                                                                             ches das zukünftige Potenzial dieses
               und um Luzern frei werden.»                                                   Raums aufzeigen soll. Das Konzept bil­
                              Daniel Stocker, JLL Schweiz                                    det unter anderem die Basis für den
                                                                                             Wettbewerb zur Aufwertung des Inselis.
                                                                                             Ausgelöst durch die Volksinitiative
                                                                                             ­«Lebendiges Inseli statt Blechlawine»
                                                                                              und die Motion 435 «Linkes Seeufer: Von
   der noch bestehenden Niederlassung in         ­ avid Schoch, Director Research & Con­
                                                 D
                                                                                              der Schmuddelecke zur Uferpromena­
   Cham dorthin umziehen.                        sulting.
                                                                                              de» will die Stadt Luzern das Seeufer in
   Dennoch erscheint Luzern im Vergleich         Allerdings könnte das Büroflächenan­
                                                                                              seiner Gesamtheit entwickeln. Die ver­
   für Investoren durchaus interessant. In       gebot in der Reuss-Stadt in fünf Jahren
                                                                                              schiedenen Teilräume sollen in Blick auf
   der Region Zug haben neue Über­               kräftig zulegen. Bis 2025 will der Kanton
                                                                                              Nutzung, Gestaltung und ihrem Zusam­
   bauungen wie das Suurstoffi-Areal in          am Seetalplatz in Emmenbrücke in
                                                                                              menspiel analysiert, aufeinander abge­
   Rotkreuz und das Helix in Cham in den         ­einem neuen Büroareal 30 Abteilungen
                                                                                              stimmt und durch attraktive Verbindun­
   ­vergangenen Jahren das Büroflächen­           mit insgesamt 1.100 Mitarbeitenden in       gen mit den übrigen Teilen der Stadt
    angebot stärker wachsen lassen als            einem Neubau zusammenzuziehen –             vernetzt werden. Im Rahmen einer Test­
    den Bedarf, wobei die beiden Neubau­          ­vorausgesetzt, das Stimmvolk gibt dazu     planung erarbeiten drei interdisziplinä­
    ten selbst bei der Fertigstellung zu 100       im kommenden Jahr sein Plazet. «Damit      re Planungsteams noch bis zum Som­
    Prozent sowie 75 Prozent vermietet wa­         würden mehr als 30.000 Quadratmeter        mer Ideen, die bis zum Jahr 2035
    ren. Die Angebotsquote ist deshalb             Mietflächen in und um Luzern frei wer­     umgesetzt werden können. Der Fokus
    nach JLL-Berechnungen von 2,9 Pro­             den», sagt Stocker. «Dies dürfte den       liegt in diesem ersten Schritt auf dem
    zent im Jahr 2013 auf 6,1 Prozent zu           Büromarkt massgeblich beeinflussen.»       Freiraum sowie dessen Vernetzung mit
    Beginn dieses Jahres gestiegen. Die                                                       dem angrenzenden Quartier und dem
    Leerstände fallen dabei überwiegend          Hoher Bedarf an Büroflächen bis              Bahnhofsgebiet. Die Testplanung soll
    in älteren Objekten an. In der Stadt Zug     250 Quadratmeter                             die Grundlage für ein Entwicklungskon­
    selbst werden aktuell dabei rund 17.900                                                   zept bilden, aus dem konkrete Projekte
    Quadratmeter angeboten – 3,4 Prozent         Wenn es gelingt, durch den Umzug der         hervorgehen können. Im Betrachtungs­
    des Gesamtbestands.                          Hochschule in das Rösslimattquartier         perimeter befindet sich auch das Bus­
    In der Region Luzern dagegen notiert         neue Unternehmen anzulocken und              depot der VBL Verkehrsbetriebe Luzern
    die Angebotsquote mit 3,1 Prozent deut­      durch von der Wissenschaft inspirierte       im Tribschenquartier. Laut einem Be­
    lich tiefer. Allerdings ist es auch hier     Start-ups mehr Flächenbedarf zu gene­        richt von Zentralplus fordern die Grünli­
                                                                                              beralen (GLP), dass auch eine langfristi­
    nicht leicht, Nutzer für freie Büroflächen   rieren, kann das für den Standort nur
                                                                                              ge Perspektive für dieses 22.000
    zu finden. «Die Vermarktung der im ers­      gut sein. Nach einer Umfrage der Bera­
                                                                                              Quadratmeter grosse Areal entwickelt
    ten Halbjahr 2019 fertiggestellten Neu­      tungsgesellschaft CSL Immobilien unter
                                                                                              wird. Die Fläche sei derzeit nicht ausrei­
    bauprojekte ‹Mikropole Mattenhof› und        den Luzerner Marktakteuren im vergan­
                                                                                              chend genutzt, auch vor dem Hinter­
    Mattenhof Matteo› in Kriens verläuft         genen Jahr generieren neu gegründete
                                                                                              grund des zunehmend verdichteten
    noch schleppend», sagt Stocker. «Ab­         und wachsende Firmen immerhin 36,4
                                                                                              Quartiers mit viel Wohn-und Arbeits­
    züglich der durch den Ankermieter            Prozent – und damit mehr als ein Drittel
                                                                                              platzpotential. «Wir sehen auf dem VBL-
    Swisscom genutzten Flächen sind noch         – der Nachfrage am Luzerner Büro­
                                                                                              Areal, welches im Baurecht bis 2050 ge­
    rund 60 Prozent oder 8.300 Quadratme­        markt. Der wichtigste Aspekt dabei:          nutzt werden kann, weit grössere
    ter unvermietet.»                            «Diese Firmen schaffen einen zusätzli­       städtebauliche Möglichkeiten», begrün­
    Das spiegelt auch eine Studie der Bera­      chen Bedarf insbesondere bei kleineren       det die GLP-Fraktion ihr Postulat. Der
    tungsgesellschaft CBRE Switzerland           Flächen», sagt Patricia Reichelt, Leite­     Stadtrat solle konkrete Überlegungen
    wider. Danach beträgt «die Insertions­       rin Research & Marktanalyse bei CSL          für die Weiterentwicklung des VBL-Are­
    dauer für Büroflächen in der Stadt           Immobilien.                                  als aufzeigen und Vorschläge zur Schaf­
    ­Luzern im Schnitt 225 Tage bei einer        Bei Büroflächen von bis zu 250 Quad­         fung von gemeinnützigem Wohnraum
     Nettomiete von 205 Franken pro Quad­        ratmetern sehen der Umfrage zufolge          sowie zur Erstellung von bezahlbaren
     ratmeter und Jahr im Median», sagt          auch sämtliche Marktakteure einen            Gewerberäumen machen. (ah)
Aus den Regionen                                                                                 IMMOBILIEN BUSINESS_6/2020
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«hohen» oder «sehr hohen Bedarf».         zernNord erworben. Bis 2023 sollen          zung erneuerbarer Energien für den
«Hingegen ist die Nachfrage nach Flä­     zwei Gebäudekomplexe entstehen, die         Klimaschutz sorgen.
chen von mehr als 3.000 Quadratmetern     auf insgesamt 37.547 Quadratmetern
dem Urteil der Marktkenner zufolge        einen Mix aus Büro-, Freizeit-, Verkaufs-   Robuste Nachfrage im mittleren
‹eher schwach› oder ‹schwach›», sagt      und Wohnflächen bieten. Parallel dazu       Preissegment
Reichelt.                                 revitalisiert der Fonds seine Bestandes­
Dafür weist der Kanton Luzern ein über­   liegenschaft am Seetalplatz 1 und er­       Der Wohnungsmarkt im Kanton sendet
durchschnittliches Wachstum bei den       weitert sie durch eine Nachverdichtung      nach der jüngsten in Zusammenarbeit
Beschäftigten auf. «Die Zahl der Mit­     mit einem Wohnanbau. Insgesamt wer­         mit der Beratungsgesellschaft Wüest
arbeiter in grossen Unternehmen mit       den so 192 neue Wohnungen geschaffen.       Partner erstellten Immobilienmarkt­
mehr als 250 Beschäftigten stieg zwi­     «Die hohe Projektqualität, die Nachver­     studie der Luzerner Kantonalbank «wi­
schen 2012 und 2017 um 15 Prozent»,       dichtung und die Nachhaltigkeit» des        dersprüchliche Signale», sagt Stefan
sagt Researcher Schoch. Schweizweit       ersten im Rahmen des Masterplans            Studer, Mitglied der Geschäftsleitung
hingegen habe der Zuwachs im Schnitt      Stadtzentrum LuzernNord erstellten          und Leiter Privat- und Gewerbekunden
nur neun Prozent betragen. «Auch bei      Projekts hätten überzeugt, sagt Fonds­      der Kantonalbank. «Eigentumswohnun­
den anderen Unternehmensgrössen­          manager Denner. «Wir zählen damit auf       gen an Toplagen sind für potenzielle
klassen war die Beschäftigtenentwick­     eine starke Signalwirkung und sehen         Käufer oft zu teuer, und Interessenten,
lung in Luzern positiv», sagt Schoch.     dies als wertvolle Investition für das      welche die verlangten hohen Eigenmit­
Etliche Investoren sehen denn auch gute   Portfolio.»                                 tel für Wohneigentum noch aufbringen
Anlagechancen. Zu ihnen zählt auch        Stadt, Kanton und die Gemeinde Emmen        können, ziehen vielfach den Erwerb
Marcel Denner, Fondsmanager des Cre­      wollen auf dem Gebiet LuzernNord rund       ­eines Einfamilienhauses vor.» Gleich­
dit Suisse 1a Immo PK. Der Immobilien­    um den Seetalplatz in den kommenden          zeitig würden jedoch aufgrund der Auf­
fonds von Credit Suisse Asset Manage­     Jahren eine Smart City schaffen – ein        lagen für verdichtetes Bauen immer
ment hat von der in Emmenbrücke           Quartier, in dem Menschen mit moder­         weniger neue Einfamilienhäuser bewil­
ansässigen Viscosuisse Immobilien AG      ner Technik energieeffizient arbeiten,       ligt, «sodass in diesem Segment ein
das Neubauprojekt 4Viertel am Seetal­     wohnen und leben. Sharing-Dienste sol­       Nachfrageüberhang besteht». Anders
platz im aufstrebenden Stadtteil Lu­      len für nachhaltige Mobilität, die Nut­      sehe es bei Stockwerkeigentum im

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IMMOBILIEN BUSINESS_6/2020                                                                                          Aus den Regionen
                                                                                                                                       29

                                                                                               ner Statistikamtes LUSTAT. Danach
                                                                                               stieg die Zahl der leer stehenden Woh-
                                                                                               nungen von 2009 bis Ende 2019 von 1.068
                          «Der Luzerner Wohnungsmarkt sendet                                   auf 2.991; die Leerwohnungsziffer zog
                          widersprüchliche Signale.»                                           in dieser Zeit von 0,64 Prozent auf 1,51
                          Stefan Studer, Luzerner Kantonalbank                                 Prozent an.
                                                                                               Gebaut werden neue Wohnungen nicht
                                                                                               nur von Projektentwicklern, die diese an
                                    «Die Insertionsdauer für                                   Pensionskassen weiterverkaufen wol-
                                                                                               len. Auch gemeinnützige Wohnbauträ-
                                    Büroflächen in der Stadt Luzern                            ger errichten eifrig neue Objekte. Allein
                                    beträgt im Schnitt 225 Tage.»                              die abl allgemeine baugenossenschaft
                                    David Schoch, CBRE Schweiz                                 luzern schafft an fünf Standorten im
                                                                                               Hauptort des Zentralschweizer Kantons
                                                                                               in den kommenden Jahren neue Über-
                                                                                               bauungen mit rund 300 Wohnungen und
         mittleren Preissegment an weniger          Teil der neuen Mietwohnungen dort, wo      dazu noch Flächen für Gewerbe- und
         prestigeträchtigen Lagen aus: Hier sei     sie am ehesten nachgefragt werden,         Gastrobetriebe. «Der Bedarf an genos-
         die Nachfrage «unverändert robust»,        nämlich an gut erschlossenen Lagen»,       senschaftlichen Wohnungen ist hoch»,
         sagt Studer.                               sagt Studer. Damit steige aber die Ge-     sagt Martin Buob, Geschäftsleiter der
         Vor Problemen stehen auch Vermieter        fahr, dass «Wohnungen in Altbauten         abl. Dies liege nicht nur am tieferen
         älterer Wohnungen. Unverändert wür-        weniger schnell vom Markt absorbiert       Mietzins bei gemeinnützigen Wohnbau-
         den in hoher Zahl neue Mietwohnungen       werden und dadurch vor allem diese         trägern. Es sei auch das in den Quartie-
         errichtet, insbesondere in Luzern selbst   Mieten mittelfristig unter Druck geraten   ren geförderte Miteinander von alten
         sowie in den Agglomerationsgemein-         könnten».                                  und jungen Mietern, sagt Buob. «Mehr
         den wie Emmen, Horw und Kriens. «Da-       Wie sehr das Neubauvolumen den Be-         Nachbarschaft und Menschlichkeit sind
         mit bauen die Investoren einen grossen     darf übersteigt, zeigen Daten des Luzer-   heute gefragt.»

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