WIE DU UNTERWEGS DIE BESTEN FOTOS MACHST - Work and Travel ...
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WIE DU UNTERWEGS DIE BESTEN FOTOS MACHST DIE OPTIMALE AUSRÜSTUNG FÜR BACKPACKER Kamera, Objektiv und was du sonst noch brauchst. DIE TRIPPLANUNG ALS TRAVELLER UND FOTOGRAF Recherche, Planung & Co. GO-PRO & SELFIE So gelingen Bilder mit der Actioncam oder dem Smartphone. NACH DEM TRIP Fotos mit Freunden teilen, Fotobuch erstellen & Co. 1
Inhaltsverzeichnis INHALTSVERZEICHNIS Vorwort 4 Die Ausrüstung – Kamera, Objektiv und Die Tripplanung als Komposition – was Du sonst noch brauchst 8 Traveller und Fotograf 20 Vom Knipsen zum Kreieren 25 Über den Autor & Herausgeber 6 Die Kameraauswahl – Recherche für bessere Fotos 21 Der goldene Schnitt 26 Spiegelreflex oder nicht? 9 Mach dir einen Plan 22 Führungslinien 28 Objektive – Brennweiten, Zoom und Co. 12 Locationscouting – Perspektive 31 Zubehör – Filter, Stative und Entdecken ohne Kamera 24 Negativer Raum 32 was es sonst noch gibt 18 Tiefenschärfe 33 Integrierte Rahmen 35 Licht – wie du das Beste aus Motive – So erzählst du deine Smartphone-Fotografie – Abschließende Worte 91 allen Lichtsituationen holst 37 Geschichte in Bildern 51 Alle Möglichkeiten in deiner Hosentasche 74 Die blaue Stunde 40 Landschaften – Was immer dazu Go-Pro – Die Allround-Waffe 79 gehört, aber selten gelingt 52 Die goldene Stunde 41 Selfies – Wie man sie richtig macht 84 Portraits – Die Königsdisziplin 56 Die grelle Mittagssonne 42 Nach dem Trip – Architektur und Denkmäler – So machst du das Beste aus deinen Fotos 88 Wolkig und Regen 44 Abseits der Postkartenmotive 63 Nachtfotografie 46 Innenaufnahmen – Kerzenlicht und Feuerschein 48 Eine andere Perspektive 67 Bonus: Farbe vs. Schwarz-Weiß 50 Food-Fotografie – Denn Reisen geht durch den Magen 71 3
Vorwort VORWORT In jedem von uns steckt ein kleiner oder größerer Enttäuschung breit. Irgendetwas fehlt, irgendetwas Reisefotograf. passt nicht. Die Bilder sehen nicht so aus, wie du Egal ob während einem Jahr Work & Travel in Aus- es in Erinnerung hattest aber du kannst auch nicht tralien, Backpacking in Südostasien oder einem sagen woran es genau liegt. kurzem Wochenendtrip an die See – wir lieben Wenn du dieses Buch vor dir hast, willst du vielleicht es, unsere Erlebnisse mit der Kamera festzuhal- genau daran arbeiten. Vielleicht hast du aber auch ten. Gleichzeitig gibt es ein Phänomen, dass wir gerade eine neue Kamera erstanden und willst dich alle wahrscheinlich so oder ähnlich schon einmal nun für deinen großen Trip vorbereiten. Aber egal erlebt haben: Du kehrst zurück von einer wunder- was letztendlich deine Motivation ist, du scheinst baren Reise. Einer Reise auf der du faszinierende dich für Reisefotografie zu interessieren und hast Menschen getroffen, wunderschöne Landschaf- das Ziel, bessere Fotos mit nach Hause zu bringen. ten entdeckt und unvergessliche Erfahrungen ge- Und genau darum soll es in diesem E-Book gehen. macht hast. Immer noch beeindruckt von diesen Wir hoffen, dass dir die Lektüre nicht nur hilft bes- Impressionen, gehst du zurück zu Hause durch sere Fotos auf Reisen zu machen, sondern dich deine gesammelten Reisefotos. Aber anstatt in Er- auch inspiriert, deine ganz eigenen Geschichten innerungen zu schwelgen, macht sich eine leichte auf deine ganz eigene Art und Weise zu erzählen. 4
Das erwartet dich UND DAS ERWARTET DICH Dieses E-Book gibt dir eine Anleitung für bessere wie Blende, Verschlusszeit, ISO-Wert und deren Reisefotos – was sie ausmacht, wie sie entstehen Zusammenspiel zu haben. Alle Theorie bleibt grau und wie du sie selbst kreieren kannst. und vor allem langweilig, wenn es nicht anschauli- Dabei starten wir ganz am Anfang, bei der Ausrüs- che Beispiele dazu gibt. Dies gilt vor allem für die tung und der Reisevorbereitung, befassen uns mit Fotografie als komplett visuelles Medium. Von da- den Themen Licht und Komposition und mit den her findest du zu allen Themen erklärende Bilder ganz praktischen Möglichkeiten deine eigene Ge- aus der eigenen Sammlung des Autors, komplett schichte zu erzählen. Dabei spielt es keine Rolle ob mit allen Einstellungen und Beschreibungen. So du mit einem Smartphone, einer Kompaktkamera siehst du direkt, wie ein theoretisches Konzept in oder einer großen Spiegelreflexkamera unterwegs der Praxis aussehen kann. bist. Reisefotografie sollte sich nicht um Technik Zu guter Letzt sei noch erwähnt: Alle hier darge- und Budget drehen, sondern vielmehr um Inspira- stellten Konzepte und Anleitungen sollen lediglich tion, Kreativität und vor allem Spaß an der Sache. eine Richtung vorgeben und dich nicht in eine Art Von daher wirst du fast alle hier beschriebenen kreatives Korsett zwängen. Fotografie ist selbst Konzepte, Tipps und Tricks ganz unabhängig von wie eine große Reise; es gibt viele Wege ans Ziel deiner Ausrüstung nutzen können. zu kommen. Nutze das Buch also als groben Reise- Es wurde bewusst auf zu viel Technik und Technik- führer aber lass dich davon nicht einschränken. jargon verzichtet, so dass auch wirklich jeder von Begib dich auf deine ganz eigene Reise, entwickle den Inhalten profitieren kann. Trotzdem empfiehlt deinen eigenen Stil und mach Reisefotos, die deine es sich zumindest ein Grundverständnis zu Dingen eigene Geschichte erzählen. 5
Über den Autor ÜBER DEN AUTOR Philipp Dukatz ist ein Freelance-Autor und -Fotograf. Ursprünglich aus dem beschaulichen Westfalen, wur- de er schon sehr früh mit dem Virus namens Wanderlust infiziert. Fast genauso lange pflegt er auch seine Leidenschaft für das Thema Fotografie. Nach mehrmonatigen Stationen in den USA, Malta und Australien und zahllosen Kurztrips, zog es ihn nach Südostasien, wo er innerhalb eines Jahres alle Länder der Re- gion erkundete. Mit der Kamera als sein ständiger Begleiter, ist er stets auf der Suche nach spannenden Geschichten und versucht die ganz besonderen Augenblicke seiner Reisen in Bildern festzuhalten. Seine Fotos wurden in verschiedenen Reisemagazinen, auf diversen Webseiten und als Teil kommerzieller Mar- ketingkampagnen publiziert. Neben der INITIATIVE auslandszeit, schreibt Philipp für verschiedene Online- Portale zu den Themen Reisen und Fotografie und ist dazu Herausgeber des Reiseblogs ESCapology.eu. Aktuell lebt Philipp auf Vancouver Island an der kanadischen Westküste, wo er, wenn er nicht gerade schreibt oder fotografiert, beim Surfen im kalten Pazifik oder Wandern im immergrünen Regenwald zu finden ist. EXPERTENTIPPS VON HEINRICH HERBRÜGGER Künstlerischer und angewandter Fotograf mit Leib und Seele. Studium der visuellen Kommunikation 1993 – 1999 an der FH Bielefeld mit den Schwerpunkten Fotojournalismus (klassisch + experimentell), Künstlerische Fotografie, Design, Film. Reisen über den indischen Subkontinent 1994, 1995/1996, 1999 und 2008. Klassische Fotoreportagen: Indian Truck Drives, Schlachthof der Gebrüder Goksch, „Bharat“ Fotobuch Reisefotografie aus Indien, Fotokunstarbeit SEM SAMPO – 21 Portraits tibetischer Mönche“, Fotokunstarbeit „GELDBILDER“ (auch Scheinbilder) über den ästhetischen Wert von Geld, 1999 – 2008 künstlerische und kommerzielle Arbeit als Fotograf in der Hansestadt Hamburg, seit 2008 als Fotograf, Designer und Galerist in der Hansestadt Salzwedel. Ausstellungen in Deutschland und Italien. www.art-ort-kunst.de/kuenstler/heinrich-herbruegger 6
Über Initiative Auslandszeit HERAUSGEBER Die INITIATIVE auslandszeit ist ein Zusammenschluss verschiedener Fach- portale rund ums Thema „Auslands- aufenthalt“. Initiatoren dieser Portale und damit auch der INITIATIVE aus- landszeit sind eine gute Handvoll Globetrotter, die ein großes Interesse an den Themenbereichen Ausland, Bildung, Fremdsprachen, Reisen und Tourismus verbindet. Ihre langjährigen Erfahrungen in diesen Bereichen waren und sind die Basis für das Informations- und Portalnetzwerk INITIATIVE aus- landszeit. 7
Die Ausrüstung – Kamera, Objektiv und was Du sonst noch brauchst DIE AUSRÜSTUNG – KAMERA, OBJEKTIV UND WAS DU SONST NOCH BRAUCHST 8
Die Kameraauswahl – Spiegelreflex oder nicht? DIE KAMERAAUSWAHL – SPIEGELREFLEX ODER NICHT? Vor der großen Reise stellt sich eine der schwierigsten Fragen überhaupt: Welche Kamera soll ich kaufen? Was passt zu mir? Angehenden Reisefotografen macht das oft unübersichtliche Angebot die Entscheidung alles andere als leicht. Es gibt die verschiedensten Kameratypen – von der Kompaktkamera, über System- kameras bis hin zur klassischen Spiegelreflexkamera. Alle haben ihre ganz eigenen Vor und Nachteile. Dazu bombardiert der Fachhandel uns mit Begriffen wie Megapixel, ISO, und Sensorgröße. Meine Empfehlung ist, sich als allererstes ganz generell über einige Dinge Gedanken zu machen. EINSATZZWECK BILDQUALITÄT Mach dir Gedanken, wie wichtig dir eigentlich die Wie wichtig ist dir eine erstklassige Bildquali- Fotografie auf deiner Reise ist. Willst du einfach tät? Spielen für dich Schärfe, die Funktionalität in nur deine Erinnerungen festhalten oder willst du die schlechten Lichtverhältnissen und die Auslöse- Fotografie für dich entdecken und das Ganze zu geschwindigkeit eine Rolle oder reicht eine durch- deinem Hobby machen? schnittliche Leistung für dich aus? GEWICHT BUDGET Du viel unterwegs sein, vielleicht auf Trekkingtou- Wie viel bist du bereit für dein Kameraequipment ren gehen und wahrscheinlich auch so bereits ge- auszugeben? Ich schreibe hier bewusst Equipment, nug Gepäck dabei haben. Ist leichtes Reisen ohne weil es mit einer Kamera alleine in der Regel nicht viel Gepäck wichtig oder bist du bereit eine schwe- getan ist. Mehr dazu etwas später. Setze dir also rere Kamera mit dir herumzutragen? bereits von vornherein ein Maximalbudget. Die Beantwortung dieser Fragen wird dir bereits eine grobe Richtung aufzeigen, die deine Recherche sicher vereinfachen wird. 9
Die Kameraauswahl – Spiegelreflex oder nicht? + SEHR GUTE BILDQUALITÄT Eine gute DSLR macht qualitativ grandiose Fotos. Schärfe, Kontrast und Farben sind vor allem den etwas günstigeren Kompaktkameras überlegen. Zudem lassen sich in lichtarmen Situation, bei Nacht oder in dunklen Innenräumen, oft weitaus bessere Fotos machen. + VIELFÄLTIGE EINSTELLUNGSMÖGLICHKEITEN VOR- UND Mit einer Spiegelreflexkamera bist du Herr über deine Fotos und kannst richtig kreativ werden. Du kannst alles beeinflussen – die Belichtung, den Weißabgleich, den Fokus. NACHTEILE Es gibt tausende Möglichkeiten, wie du deiner Kreativität freien Lauf lassen kannst. + GROSSE OBJEKTIVAUSWAHL Wenn es um das Thema Reisefotografie Bei Spiegelreflexkameras ist das Objektiv wechselbar und nicht fest eingebaut, wie geht, wird ein Thema immer wieder aufs zum Beispiel bei Kompaktkameras. Tatsache ist, dass es leider kein Objektiv gibt, Neue heiß diskutiert: Spiegelreflexka- das wirklich für alle Einsatzzwecke ideal ist. Hier gibt es große Unterschiede, worauf mera oder nicht. Oft wird diese Diskus- wir im nächsten Kapitel noch etwas genauer eingehen werden. Die Möglichkeit zum sion dann sehr emotional und mit ideo- Auswechseln der Objektive ist von daher ein klarer Vorteil, um noch bessere Bilder zu logischem Eifer geführt. Nähert man bekommen. sich der Frage aber ganz neutral, so gibt es ganz greifbare Vor- und Nachteile der – GRÖSSE UND GEWICHT so genannten DSLR (digital single-lens Für Traveller ein wichtiger Punkt bei dem die DSLR leider nicht punkten kann. Eine reflex). Kamera der Mittelklasse mit einem Objektiv wiegt schnell mal 1,5 kg und besonders handlich ist sie oft auch nicht. Darüber sollte man sich vor dem Kauf auf jeden Fall im Klaren sein. – KOMPLEXITÄT Die Lernkurve ist gerade am Anfang relativ zäh. Es dauert eine Weile bis man sich mit den vielseitigen Einstellungen und Funktionen vertraut gemacht hat. Allerdings kann das aber auch eine sehr schöne Herausforderung sein. In jedem Fall empfiehlt es sich die Kamera mit etwas Vorlauf zu kaufen, so dass man noch genug Zeit sich damit anzufreunden. 10
Die Kameraauswahl – Spiegelreflex oder nicht? FAZIT LINKTIPPS Die Entscheidung für eine bestimmte Kamera hängt von so vielen Faktoren ab. Ma- che dir vorher unbedingt bewusst was du willst und brauchst. Willst du nur knipsen www.fotocommunity.de oder tiefer in die Materie einsteigen und vielleicht die Grundlage für ein neues Hobby Größte deutsche Foto-Community. legen? Nimm dir Zeit dich vorab zu informieren. Online Foren (siehe Link-Tipp) sind Hier kannst du ein Formular mit dei- eine gute Anlaufstelle mit vielen hilfsbereiten Experten. Wenn es zeitlich passt, be- nen Ansprüchen ausfüllen auf des- suche die Fotokina, die bedeutendste Fotomesse der Welt. Dort kannst du Kameras sen Basis dich dann die Mitglieder ausprobieren und sogar ausleihen. Vertrau nicht einzig und allein dem Fachhändler, beraten. Sehr hilfreich. denn der hat oft seine ganz eigenen Interessen. Expertentipp von Heinrich Herbrügger: Der Vorteil des Fachhändlers ist auf jeden Fall der, dass man hier guten Service www.dpreview.com erwarten kann. Das Personal beim Fachhändler ist in der Regel kompetent und Englischsprachige Seite mit Tests dein vor-Ort Ansprechpartner bei Problemen. von allen aktuell erhältlichen Kame- ras und objektiven Kaufempfehlun- gen. Aktuell sorgen Systemkameras für viel Furore. Sie sind kleiner, handlicher und bieten dabei viele Features der klassischen Spiegelreflexkameras. Sicher ein guter Kompro- miss, aber leider auch nicht ganz so günstig. Wenn das Budget knapp ist, du aber trotzdem den DSLR-Weg gehen willst, lohnt es sich nach Second Hand-Material Ausschau zu halten. Kameras, und besonders Objektive, sind sehr langlebig. Viele der etwas älteren Modelle, auch wenn sie vielleicht nicht die allerneuesten Featu- www.flickr.com res mitbringen, produzieren auch heute noch erstklassige Bilder. Ich selber fotogra- Hast du eine Kamera in die engere fiere aktuell mit einer gebrauchten die ich auf Ebay erstanden habe. Noch vor eini- Wahl genommen, kannst du auf gen Jahren habe ich mit einer Einsteiger-DSLR fotografiert und die Bilder sind auf Flickr nach Bildern suchen, die mit Tourismus-Webseiten und sogar in einigen Hochglanz Reisemagazinen erschienen. genau dieser Kamera gemacht wur- Es muss also nicht immer das Neueste und das Teuerste sein. den. Letztlich darfst du nur eins niemals vergessen: Am Ende des Tages ist es immer noch die Person hinter der Kamera, die das Bild macht. Und nicht die Kamera. 11
Objektive – Brennweiten, Zoom und Co. OBJEKTIVE – BRENNWEITEN, ZOOM UND CO. Sofern du dich für eine Spiegelreflexkamera oder eine spiegel- lose Systemkamera entscheidest, stellt sich auch die Frage nach dem passenden Objektiv. Dabei beobachte ich oft, wie angehende Reisefotografen viel zu viel Wert auf die Kamera und viel zu wenig Wert auf das Objektiv legen. Das mehr oder weniger kleine Stück Glas vor deiner Kamera ist jedoch viel entscheidender für ein gutes Foto als der so genannte Body. Meine Empfehlung ist daher immer eher an der Kamera als am Objektiv zu sparen. Leider ist es bei den Objektiven genauso wie bei der Kamera – Wer die Wahl hat, hat die Qual. Für jeden ist etwas dabei: starke Weitwinkel für beeindruckende Landschaftsaufnahmen, große Zoomobjektive, um auch das kleinste Detail richtig nah heran zu holen und elegante Festbrennweiten für knackscharfe Portraits. Was es für Objektive gibt, was diese für Eigenschaf- ten haben und was vielleicht für dich das richtige ist, wollen wir uns jetzt einmal anschauen. 12
Objektive – Brennweiten, Zoom und Co. OBJEKTIVKATEGORIEN Objektive sind auf Basis ihrer Brennweite kategorisiert. Was genau hinter dem Kon- Objektive mit kurzer Brennweite nennt man deshalb „Weitwinkelobjektive“, die mit zept der Brennweite steckt, ist ziemlich komplex. Wenn du dich mit den Details dazu einer langen Brennweite „Teleobjektive“ oder kurz „Tele“. befassen möchtest, starte am besten mit dem Wikipedia-Artikel dazu. Als ambitio- Was heißt das jetzt für dich praktisch? Es gibt kein Objektiv, das alles kann, das für nierte Reisefotografen und die, die es werden wollen, sollten wir uns einfach folgen- jeden Zweck gleichermaßen gut geeignet ist. Die Brennweite bestimmt den Einsatz- des merken: Die Brennweite bestimmt den Blickwinkel und die Vergrößerung, die ein bereich. Von daher ist es sehr wichtig, dass du dir vor dem Kauf Gedanken darüber Objektiv bieten kann. Konkret bedeutet dies zwei Dinge: machst, was du eigentlich fotografieren willst. Dies kann von deinen ganz persön- • Mit einer kurzen Brennweite, zum Beispiel 20 mm, hast du einen weiten Blick- lichen Präferenzen oder aber den Gegebenheiten deines Reiseziels abhängen. Auf winkel aber eine relativ kleine Vergrößerung. Du musst also näher an dein Motiv Safari in Afrika wirst du wahrscheinlich ganz andere Dinge fotografieren als zum Bei- heran. spiel auf Island. • Mit einer langen Brennweite, zum Beispiel 200 mm, hast du einen engen Blick- Soweit so gut, aber alle Theorie ist grau. Du willst wissen was genau die einzelnen winkel aber eine höhere Vergrößerung. Du kannst also weiter vom Motiv entfernt Objektive für dich bieten und wie du sie am besten auf Deinen Reisen zum Einsatz sein. bringst? Kein Problem, lass uns direkt einsteigen. 13
Objektive – Brennweiten, Zoom und Co. DAS NORMALOBJEKTIV Brennweiten von ca. 40 – 60 mm werden als „normal“ bezeichnet. Ein Objektiv mit einer Festbrennweite von 50 mm gilt hierbei als „Normalobjektiv“. Warum nennt sich das Ganze „normal“? Man sagt, dass die Abbil- dungsleistung in diesem Bereich am ehesten unserer Sehgewohnheit entspricht. Normalobjektive sind da- bei sehr vielseitig einsetzbar und vor allem im Bereich Street- und Portraitfotografie eine sehr gute Lösung. Das 50 mm Normalobjektiv war mein Einstieg in die Welt der Festbrennweiten und hat mich im Handum- drehen zum Fan gemacht. DAS TELEOBJEKTIV DAS WEITWINKELOBJEKTIV Warum, dass erzähle ich etwas weiter unten im Ab- schnitt „Zoom vs. Festbrennweite“. Das Teleobjektiv beginnt ab ca. 70 mm und kann bis Weitwinkelobjektive sind die Objektive mit der kürzes- zu Extremen wie 1000 mm und sogar noch mehr rei- ten Brennweite von ca. 10 bis 35 mm. Diese Objektive chen. Teleobjektive sind ideal wenn man Motive, die sind ideal, wenn du einen größtmöglichen Teil deines etwas weiter entfernt sind, näher heranholen möchte. Motivs einfangen möchtest. Du bekommst damit ein- Expertentipp von Heinrich Herbrügger: Teleobjektive sind aber auch dann gut geeignet, wenn fach sehr viel auf dein Bild. Von daher sind sie bestens Beachte den Crop-Faktor man möglichst wenig störend wirken möchte – zum für Landschaftsaufnahmen geeignet. Aber auch in en- Die Brennweiten der Objektive in Millimeter be- Beispiel in der Streetfotografie oder auch bei sehr en- gen Innenräumen, wo man oft keinen großen Abstand ruhen auf einem Vollformatsensor. Dieser findet gen Portraits ohne dem Motiv direkt die Kamera unter zum Motiv hat, spielen die Weitwinkel ihre ganze Stärke sich jedoch meist in relativ teuren Profi-Kameras. die Nase zu halten. aus. Fast alle Einsteiger- und Mittelklassekameras verfügen hingegen über einen so genannten Das Bild oben wurde mit einer Brennweite von 135 mm Im Bild oben sieht man, wie man ein Weitwinkel effektiv Crop-Sensor. Dessen Crop-Faktor erhöht die aufgenommen. Die alte Dame und ihr kleiner Begleiter nutzen kann. Hier war es wichtig, so viel wie möglich Brennweite deines Objektivs um einen Faktor von waren auf dem Weg nach Hause, in ihr Bergdorf, und vom Innenraum der Hahnenkampfarena aufs Bild zu ca. 1,3 bis 1,6. Das heißt also, dass du mit einem dabei ziemlich schnell unterwegs. Mit dem Teleobjek- bekommen. 20 mm Weitwinkelobjektiv und Crop-Faktor 1,5 tiv konnte ich so „näher“ dran sein, ohne sie hektisch bereits bei 30 mm liegst. und wie ein Stalker verfolgen zu müssen. 14
Objektive – Brennweiten, Zoom und Co. ZOOM VS. Das Zoomobjektiv ist eigentlich der Standard, den auch die meisten im Hinterkopf haben wenn Sie an Fotoobjektive denken. Mit diesen Objektiven kann man die Brennweite variabel verstellen. Wie der FESTBRENNWEITE Name schon sagt, erlauben sie ein „rein- und rauszoomen“. Mit einem 18 – 135 mm Zoomobjektiv kannst du also mit jeglicher Brennweite zwischen 18 mm und 135 mm fotografieren. Mit einer Festbrennweite ist dieses Zoomen nicht mehr möglich. Die entsprechenden Objektive bieten dir nur eine einzige, fest eingestellte Brennweite. Du kannst deinen Bildausschnitt also nicht durchs Zoomen, sondern nur durch die Veränderung deiner Position verändern. Gern spricht man von daher auch vom „Fuß-Zoom“. 15
Objektive – Brennweiten, Zoom und Co. DIE FESTBRENNWEITE DAS ZOOMOBJEKTIV Festbrennweiten haben zwei große Vorteile. Zum einen, und dies ist auch gerade für Das Zoomobjektiv ist gerade für Traveller sehr interessant. Mit solchen Objektiven Anfänger wichtig, ermöglichen solche Objektive eine sehr steile Lernkurve. Durch das bist du sehr flexibel und deckst eine große Bandbreite an Brennweiten ab. Mit einem fehlende Zoomen bist du letztlich gezwungen dich viel mehr mit der Bildgestaltung, 18 – 135 mm zum Beispiel, hast du quasi ein Weitwinkel, ein Normalobjektiv und ein dem Blickwinkel und dem Abstand zum Motiv zu beschäftigen. Du bekommst so leichtes Teleobjektiv zur Verfügung. ganz automatisch einen viel besseren Blick für Motive und ein Gefühl für eine anspre- Gerade auf Reisen, wo sich Motive und Situation blitzschnell ändern können, bist du chende Bildkomposition. Zum anderen haben Festbrennweiten einige technische mit einem Zoomobjektiv fast genauso schnell einsatzbereit und musst nicht erst das Vorteile. Sie sind oft relativ leicht, klein und haben eine sehr gute Abbildungsleistung, Objektiv wechseln. Außerdem ist es natürlich weitaus praktischer nur ein Zoom statt die den Zoomobjektiven oft überlegen ist. Zudem sind sehr Lichtstark. Warum das drei Festbrennweiten in der Tasche zu haben. ein echt wichtiger Punkt ist, erkläre ich gleich im Anschluss. Ich persönlich habe mit einem 50 mm f1,8 den Einstieg in die Welt der Festbrennweiten gemacht und war so- fort ein Fan. Ausgestattet mit einer super Abbildungsleistung, leicht und günstig im Preis, habe ich mit dem „Nifty Fifty“ enorm viel gelernt. Wer seine Kreativität schnell auf ein ganz neues Level bringen möchte, dem kann ich ein solches Objektiv unein- geschränkt ans Herz legen. 16
Objektive – Brennweiten, Zoom und Co. TIPPS FÜR DEN OBJEKTIVKAUF • Frage dich als allererstes: „Was will ich eigentlich fotografieren? Was KAUFARGUMENT LICHTSTÄRKE für Motive werde ich wahrschein- lich zum Großteil machen?“ Mit den Antworten und unserer kleinen Lichtstärke bedeutet hier, dass das Objektiv die Blende viel brauchst du nicht direkt den ISO-Wert, also die Lichtemp- Kategorisierung legst du die Grund- weiter öffnen kann und somit mehr Licht auf den Sensor findlichkeit des Sensors, hochzuschrauben. Das nämlich lage. lässt. Die Lichtstärke ist bei jedem Objektiv mit der Blenden- resultiert meist in einem gehörigen Rauschen, den kleinen, • Denk an den Crop-Faktor zahl, dem f-Wert angegeben. Objektive mit einer Blendenzahl kriseligen Punkten im Bild. Das Bild oben war genau so ein • Lichtstarke Objektive sind, sofern ab f/2,8 und darunter gelten dabei als besonders lichtstark. Szenario: Nur die Kerzen haben den Innenraum des Klosters es der Preis zulässt, immer zu Aber warum ist das jetzt alles so wichtig? Lichtstarke Ob- beleuchtet. Ohne das kleine, lichtstarke 50 mm wäre diese bevorzugen. jektive eignen sich besser für den Einsatz in schlechten Aufnahme niemals möglich gewesen. Zu guter Letzt ermög- • Ein qualitativ hochwertiges Lichtverhältnissen, zum Beispiel in einer kargen Berghütte, lichen die lichtstarken Objektive auch größere Gestaltungs- Zoom-Objektiv kann mit einer wo es nur einen Kerzenlicht und Feuerschein als Lichtquelle möglichkeiten mit dem Element der Tiefenschärfe. Was das kleinen und leichten Festbrennwei- gibt. In solchen Situationen kannst du trotz des schwachen genau ist und wie ihr es gezielt für tolle Fotos einsetzt, folgt te, die ideale Kombination für eine Lichts noch immer ein relativ scharfes Bild bekommen. Auch im Kapitel „Komposition – Tiefenschärfe“. längere Reise sein. 17
Zubehör – Filter, Stative und was es sonst noch gibt DAS ZUBEHÖR Ich habe es zu Anfang bereits erwähnt: Wenn man sich eine komplett neue Ausrüstung zulegen möchte, ist es mit der Kamera und den Objektiven leider nicht getan. Oft kommen hier und da Kleinigkeiten hinzu, dies sich schnell summieren können. Was für eure Reise Sinn macht, hängt wie immer da- von ab, was und wie ihr fotografieren wollt. Ein paar Dinge haben sich aber gerade für Reisefotografen als sehr hilfreich erwiesen. STATIV Auch wenn ein Stativ extrem hilfreich sein kann, ist es doch immer eine Überwindung es auf Reisen dabei zu haben. Das gilt vor allem für Backpacker, die auch so bereits genug Ge- päck dabei haben und immer auf dem Sprung sind. Auch auf einigen meiner Reisen hat das Stativ oft mehr Zeit im Hostel als im Einsatz verbracht. Aber wenn ich es dann benutzt habe, war ich immer sehr froh es zu haben. Gerade für Langzeitbelichtungen, entweder bei Nacht oder bei Einsatz eines Graufilters, ist das Stativ einfach unerlässlich. Nur so bekommt ihr den weichgezeichnete Strom eines Wasserfalls oder die Lichtspuren fahrender Autos hin. Wer also diese Art von Bildern machen möchte, der sollte sich nach speziellen Reisestativen umschauen, die einen guten Kompromiss aus Praxistauglichkeit und Gewicht bieten. Mit etwas mehr Budget, lohnt es sich auch einen Blick auf die aus Carbon gefertigten und damit extrem leichten Profistative zu werfen. 18
Zubehör – Filter, Stative und was es sonst noch gibt FILTER Filter sind nicht nur gut zum Kaffeekochen, sondern auch zum Fotografieren. Sicher kein Muss, aber zwei Filtertypen können eure Fotos gleich um einiges interessanter machen. DER POLFILTER Der Polarisationsfilter, oder kurz Polfilter, ist wahrscheinlich der meist genutzte Filtertyp und sollte auch aus meiner Sicht in keiner Fotoausrüstung fehlen. Der Polfilter hilft Reflektionen auf Was- ser zu schlucken, bewirkt, dass das Blau des Himmels satter wirkt und die weißen Wolken mehr Zeichnung erhalten. Auch der Dunst, den man oft bei Landschaftsaufnahmen sieht, wird vom Polfilter eliminiert. Wie das Ganze genau funktioniert, könnt ihr am besten auf Wikipedia nachlesen. REINIGUNGSKIT KAMERATASCHE Egal was für eine Kamera du letztlich Wenn du nicht gerade eine kleine Kompaktkamera hast, DER GRAUFILTER mit auf deine Reise nimmst, ein klei- brauchst du eine Tasche für Kamera und Equipment. Hier gibt Der Graufilter, oder fachlich korrekt ND-Filter genannt, kann für ner Reinigungskit sollte immer dabei es dutzende Möglichkeiten; von der Umhängetasche bis zum wirklich spannende Effekte sorgen. sein. Staub und Fettflecken setzen sich speziellen Fotorucksack. Die Wahl hängt letztlich von deinem Dieser Filter ist nichts anderes als ein grau getöntes Stück schnell auf der Linse ab, was sich hinter- Equipment und deiner Präferenz ab. Glas, das für dein Objektiv wie eine Sonnenbrille wirkt. Da- her natürlich auch auf dem Foto zeigt. Einen Tipp möchte ich dir aber auf jeden Fall ans Herz durch gelangt weniger Licht in das Objektiv und es werden Keine Sorge, dieser Teil ist der kosten- legen: Vermeide es zu sehr aufzufallen. Teures Fotoequip- längere Belichtungszeiten möglich. Die Ergebnisse sind zum günstigste. Alles was du brauchst ist ment macht dich in bestimmten Ländern schnell zur Zielschei- Beispiel mystisch weich gezeichnete Wasserfälle oder Wellen, ein feiner Objektivpinsel zum Entfernen be. Mit einer noblen Fototasche oder einem ganz speziellem die wie Nebel wirken. Mit einem entsprechend starken Grau- von Staub (hier gibt es ein günstiges Fotorucksack wirst du im Zweifelsfall nur unnötige Aufmerk- filter, kann man sogar Touristenmassen an völlig überfüllten Kombitool namens Lenspen; einfach samkeit auf dich ziehen. Entscheide dich von daher lieber für Plätzen eliminieren. Eine gute Einführung zum Thema Graufil- mal googeln) und ein kleines Mikrofa- eine unauffällige Variante. ter findet ihr im DSLR-Forum. sertuch. 19
Die Tripplanung als Traveller und Fotograf DIE TRIPPLANUNG – ALS TRAVELLER UND REISEFOTOGRAF 20
Recherche für bessere Fotos RECHERCHE FÜR BESSERE FOTOS Die Gründe, weshalb wir bestimmte te und die Kultur zu erfahren. Je mehr die meisten auch nicht mit Fotomateri- gute Ergebnisse bringen. Hier empfiehlt Orte oder Regionen entdecken wollen, du darüber weißt, desto besser werden al geizen. Blogs mit dem Schwerpunkt es sich aber ebenfalls mit dem Zusatz können sehr unterschiedlich sein. Viel- auch deine Fotos werden. Hier sind eini- Reisefotografie gehören hier natürlich „Fotografie“ oder „Photography“ zu su- leicht hast du ein ganz bestimmtes ge Tipps für die Recherche vorab. ebenfalls dazu. Ein guter Ansatz kann chen. Das erhöht in der Regel die Quali- Foto gesehen, das dich total fasziniert es sein, nach deinem Ziel oder einer tät der Suchergebnisse. hat und nun nicht mehr loslässt. Viel- GENERELLE RECHERCHE bestimmten Attraktion mit dem Zusatz leicht liegen auch bestimmte Orte ganz Ganz losgelöst vom Thema Fotogra- „Fotografie“ oder „Photography“ zu su- KONTAKTIERE ANDERE TRAVELLER einfach auf deiner übergreifenden Rei- fie, geht es hierbei darum ein Gefühl chen. Mach dir während der Recherche Wenn du bei deiner Recherche auf in- seroute. Aber egal warum und weshalb für dein Reiseziel zu bekommen. Was Notizen zu einzelnen Orten und zu den teressante Blogs oder Webseiten von du dich für ein Reiseziel entscheidest, erwartet dich? Was gibt es zu sehen? Fotomöglichkeiten vor Ort. Einen Tipp Reisefotografen gestoßen bist, kannst eine entsprechende Recherche gehört Auf welche kulturellen Besonderheiten dazu findest du in der Box rechts. du versuchen auch direkt den Kontakt unbedingt dazu. Und ich meine hiermit ist zu achten? Der erste Anlaufpunkt aufzunehmen. nicht einen detaillierten Reiseplan zu sind hier die klassischen Reiseführer. FOTO-WEBSITES Ich selbst bekomme auch immer wieder schmieden, der wirklich jedes Detail der Der Lonely Planet oder die Guides von Über Foto-Websites kann man sich auf Anfragen zu bestimmten Destinatio- Reise abdeckt. Vielmehr geht es darum, Stefan Lose geben einen guten ersten einfach Art Inspiration und Anregungen nen und bin in der Regel immer gewillt möglichst viel über den Ort, die Leu- Überblick. Daneben gibt es aber noch holen. Websites, die du bei der Bilder- weiter zu helfen. Und wenn jemand viel mehr, wie zum Beispiel Filme, Doku- recherche probieren solltest sind zum mal nicht antwortet, ist es auch nicht mentationen, Romane, Reisemagazine Beispiel Flickr, 500px, YouPic aber auch schlimm; einen Versuch ist es allemal und natürlich das Internet. Lerne dein kommerzielle Stockphoto-Agenturen wert. Denn nichts ist mehr wert als die Expertentipp von Zielland schon vorab kennen und genie- wie Getty Images und Corbis. Auch die Tipps von Travellern, die schon vor euch Heinrich Herbrügger: ße die Aufregung und Vorfreude. Google-Bildersuche kann manchmal das Ziel eurer Träume bereist haben. Sehr gute Anregungen geben zusätzlich natürlich auch die FOTOGRAFIE- UND REISEBLOGS großen Reisefotografen. Halte Aktuell gibt es wohl in keiner Nische Ausschau nach Experten, die mit so viele Blogs wie im Bereich Reisen. RECHERCHETIPP alle Orte die mich interessieren angemessenem Respekt und Backpacking, Flashpacking, Abenteuer einen Pin zu setzen und in der Be- sozialem Bewusstsein die Welt oder Lifestyle – für jeden ist etwas da- Auf Google Maps kannst du eigene schreibung dann Infos, Fotomög- der Fotografie bereichern. bei. Dabei können Travelblogs eine erst- Karten erstellen und speichern. lichkeiten und etwaige Links einzu- Tipp: www.stevemccurry.com klassige Inspirationsquelle sein, zumal Für mich hat es sich bewährt auf tragen. 21
Mach dir einen Plan MACH DIR EINEN PLAN – DIE REISEPLANUNG Nach den ersten Recherchen bis du wahrscheinlich schon ziemlich aufgeregt und kannst es kaum abwarten endlich zu buchen. Aber bevor du nach Flügen und günsti- gen Unterkünften Ausschau hältst, solltest du noch ein paar Dinge beachten. WETTER UND JAHRESZEITEN TRANSPORTMITTEL Das Wetter ist nicht nur für deine Fotos, Jetzt ist auch ein guter Zeitpunkt um sondern auch ganz generell für deine sich über die Fortbewegung vor Ort Ge- Reise von großer Bedeutung. Gera- danken zu machen. Geht es mit lokalen, de für Länder in denen es Regen- und öffentlichen Verkehrsmitteln oder bietet Trockenzeit, Monsune und regelmäßi- es sich an sein eigenes Transportmittel ge Taifune gibt, ist eine gute Planung zu mieten oder gar zu kaufen? Selbst Pflicht. Schließlich willst du nicht in mobil zu sein hat dabei viele Vorteile. Vietnam sein, wenn die Straßen unter Mit dem Moped durch den Norden Thai- Wasser stehen oder in den Bergen des lands, mit dem Camper durch die Wild- Himalaya, wenn du für Tage nichts als nis Kanadas oder mit dem 4x4 Jeep tief hängende Wolken siehst. durch die weiten Australiens – Reisen mit dem eigenen Vehikel bringt einfach Achte also darauf zu einer Zeit zu rei- unheimlich viel Flexibilität und Freiheit sen, in der du eine gute Chance auf tro- mit sich. Als Reisefotograf kannst du ckenes Wetter und einen klaren Himmel davon nur profitieren. Du bist an keinen hast. Wenn du zeitlich gebunden bist, Plan gebunden, brauchst auf niemanden zum Beispiel durch die Ferien, dann Rücksicht nehmen und kannst anhalten lohnt es sich das Reiseziel danach aus- wo du willst. Das Ergebnis sind oft Fotos zusuchen. und Erlebnisse, für die andere Traveller nie die Gelegenheit haben werden. 22
Mach dir einen Plan PLANUNGSTIPP Leider sind die trockenen Monate auch oft die beliebtesten. Überfüllte At- traktionen und höhere Preise sind die Folge. Erwäge von daher ruhig inner- halb, jedoch gegen Ende der Regenzeit zu reisen. In Asien zum Beispiel ist dann alles satt grün und viele Highlights kannst du so noch relativ ungestört genießen. LOCAL GUIDES DER TAGESPLAN Ich bin ein leidenschaftlicher Verfechter Gerade auf längeren Trips ist es besser des individuellen Reisens. Aber wenn du flexibel zu bleiben und nicht alles von A dich in einer sehr abgelegenen Gegend bis Z durchzuplanen. Trotzdem lohnt es aufhältst und dazu auch nicht die Lan- sich, gerade mit Blick auf gute Reisefo- dessprache sprichst, kann das Engagie- tos, sich einen ungefähren Tagesplan ren einen lokalen Guides, oder wie es in zu erstellen. Denn die besten Fotos be- der Fotografensprache oft heißt, eines kommst du an ganz bestimmten Zeiten – Fixers, einige Vorteile mit sich bringen. Sonnenaufgang, Sonnenuntergang und Der Guide kann für dich übersetzen, den während der Dämmerung. Mehr dazu Kontakt zu Einheimischen leichter her- findest du im Kapitel zum Thema Licht. stellen und dich an Plätze bringen, die du Während des Tages, wenn die Sonne so wahrscheinlich nie finden würdest. hoch und hell am Himmel steht, kannst Dabei muss dein Guide noch nicht ein- du eher auf Entdeckungsreise gehen mal Fotokenntnisse haben. Das Wich- und Deine neue Umgebung auf dich tigste ist, dass er die Gegend und die lo- wirken lassen. Fotos während dieser kale Kultur sehr gut kennt und natürlich Tageszeit sind meist flach, und nicht zu idealerweise etwas Englisch spricht. vergleichen mit der Magie der goldenen Stunde. Wenn du unterwegs ein tolles Motiv entdeckst, kannst du nochmals am Abend oder am nächsten Morgen zu- rückkommen, wenn das Licht perfekt ist. 23
Locationscouting – Entdecken ohne Kamera Wenn du dann einen interessanten Ort findest, stell dir vor wie du das perfekte Foto machen würdest. So trainierst du deinen Blick ohne gleich auf gut Glück drauf los zu knipsen. Frage dich welche Elemente Teil deines Fotos sein sollen. Wird vielleicht die Sonne hinter einem interessanten Objekt untergehen und für eine schöne Silhouette sorgen? Oder wird sich vielleicht die aufgehende Son- ne irgendwo spiegeln? Wo solltest du stehen, um einen spannenden Vorder- grund im Bild zu haben? Wenn du dir be- reits vorab über diese Dinge Gedanken machst, kannst du hinterher viel effekti- ver fotografieren. Vor allem wenn du nur wenig Zeit hast, weil das Fenster für optimales Licht oft einfach so kurz ist. LOCATIONSCOUTING – Beim Bild links oben habe ich es genau- so gemacht. Der Steg mit dem Icehouse ENTDECKEN OHNE KAMERA sieht während des Tages relativ langwei- lig aus. Ich konnte mir aber vorstellen, dass das Ganze bei Sonnenuntergang Endlich! Du bist angekommen, hast Recherche vorab, weißt du schon ganz habe die Erfahrung gemacht, dass man richtig spannend wirken kann. Ich habe dein Hostel oder Hotel gefunden und gut, was es für Fotomöglichkeiten gibt, zu Anfang ohne Kamera viel aufnahme- mir also Gedanken gemacht wo ich ste- kannst endlich den Rucksack ablegen. wo sich die Locations dafür befinden fähiger ist. Es lohnt sich, all die neuen hen muss und zu welcher Uhrzeit ich Nach ein bisschen Ruhe und Entspan- und wie du dort am besten hinkommst. Eindrücke, Farben, Gerüche und Geräu- am besten dort sein muss. Als ich dann nung willst du endlich deine Umgebung Jetzt heißt es sich das Ganze persönlich sche ganz ohne Kamera auf sich wirken abends zurückgekommen bin, musste kennenlernen, rausgehen und entde- anzuschauen. Du kannst natürlich dei- zu lassen und aufzunehmen. Probiere ich nur noch den richtigen Moment ab- cken. So soll es sein und dank deiner ne Kamera direkt mitnehmen, aber ich es einfach einmal aus. warten und den Auslöser drücken. 24
Komposition – Vom Knipsen zum Kreieren DIE KOMPOSITION – VOM KNIPSEN ZUM KREIEREN 25
Der goldene Schnitt Jetzt, da wir wissen, wie wir uns auf einen anste- henden Trip vorbereiten, ist es an der Zeit gute Fo- tos zu machen. Die Basis hierfür ist eine gelunge- ne Komposition, also wie das Bild aufgebaut und strukturiert ist. Das folgende Kapitel widmet sich den wichtigsten Regeln und Prinzipien und wie du sie erfolgreich einsetzt. Beim Wort „Regeln“ kommt dir vielleicht der Gedanke, dass Regeln dazu da sind um gebrochen zu werden. Obwohl das sicherlich seine Richtigkeit hat, und es fantas- tische Fotos gibt, die erfolgreich die Regeln bre- chen, solltest du eins nicht vergessen: „Man kann Regeln erst brechen, wenn man sie verstanden hat und genau weiß, warum man sie bricht.“ Erst wenn du wirklich verstehst, warum eine be- stimmte Komposition besser wirkt als eine andere und warum ein Bild besser als ein anderes aus- sieht, erst dann kannst du wirklich kreativ werden und anfangen die Regeln gemäß deiner ganz eige- nen Vision zu brechen. Es geht also darum dein Auge zu schulen und nicht nur zu erkennen, dass DER GOLDENE SCHNITT ein Bild besser ist, sondern vor allem WARUM es besser ist. Verinnerliche die Regeln, so dass du de- Jeder, der sich schon einmal mit Fotografie beschäf- Video oder Grafikdesign, wird der goldene Schnitt er- ren Umsetzung auf einen Blick erkennst. Danach tigt hat, ist dieser Regel wahrscheinlich schon einmal folgreich eingesetzt. kannst du sie für deine eigenen Kreationen einset- begegnet – der goldene Schnitt oder im englischen Der goldene Schnitt ermöglicht dir, Bewegung in deine zen oder ganz bewusst brechen. „Rule of Thirds“ genannt. Dabei handelt es sich um die Bilder zu bringen sowie Interesse, Spannung und Ener- OK, genug der Erklärungen – lass uns direkt mit wahrscheinlich älteste und erprobteste Regel in der Fo- gie zu erzeugen. Und das Beste daran ist, dass das der ältesten und wahrscheinlich bekanntesten Re- tografie. Aber nicht nur hier, sondern auch in fast allen Konzept sehr einfach anzuwenden ist. Hört sich gut an, gel einsteigen. anderen visuellen Künsten, wie zum Beispiel Malerei, aber wie genau funktioniert das Ganze jetzt genau? 26
Der goldene Schnitt DAS AUGE DES BETRACHTERS FÜHREN Vielleicht hast du auch schon einmal gehört, dass ein. Ein gelungenes Foto ist letztlich eines, das den man das Hauptmotiv nicht genau in der Mitte des Betrachter zum Verweilen bringt und ihn zum Nach- Fotos platzieren sollte. Trotzdem sieht man es je- denken anregt. Mit dem goldenen Schnitt kannst doch immer wieder. Der große Nachteil einer sol- du dies auf einfache Art und Weise erreichen. chen Komposition ist, dass der Betrachter direkt Das Konzept hinter dem goldenen Schnitt sieht vor, auf das Motiv schaut und ihm dabei alle anderen dass das Bild in drei gleiche Teile, sowohl horizon- Details des Bildes entgehen. Platzieren wir ein Ele- tal als auch vertikal, geteilt wird. Betrachtet man ment genau in der Mitte, hören unsere Augen auf nun ein Foto, so wandern die Augen automatisch nach mehr zu suchen. Das menschliche Gehirn entlang der so entstehenden Linien und vor allem denkt automatisch es hätte alles gesehen. Das wie- auf die entstehenden Schnittpunkte. derum veranlasst die Menschen weiterzuziehen, ohne sich wirklich mit dem Bild zu befassen. Praktisch bedeutet das für uns, dass wir alle wichti- Wenn wir das Motiv aber etwas nach rechts oder gen Elemente auf genau diesen Schnittstellen oder links versetzen, bekommt das Bild direkt eine ganz den Linien selbst platzieren. Für Landschaftsauf- andere Dynamik. Dem Betrachter erschließen sich nahmen gibt der goldene Schnitt so zum Beispiel automatisch die weiteren Elemente und Details dei- eine Hilfestellung, wo man den Horizont am besten nes Fotos. Eine gute Komposition führt das Auge platziert – je nach Bildaussage also entlang einer des Betrachters und führt ihn selbst in das Bild hin- der beiden horizontalen Linien. IN DER PRAXIS Wenn ihr das nächste Mal draußen und auf der Jagd und fast umgehend sich deine Fotos verbessern nach neuen Motiven seid, stellt euch diese Untertei- werden. lung des Bildes vor. Bei vielen Kameras lässt sich Was wir Anfangs zum Brechen von Regeln fest- das Gitter auch direkt während der Aufnahme ein- gestellt haben, gilt auch für den goldenen Schnitt. blenden. Versucht dann eure Hauptmotive an den Die Regel ist kein in Stein gemeißeltes Gebot. Du Gitterlinien und den Schnittpunkten auszurichten. solltest das Konzept jedoch zu aller erst verstehen Probiert verschiedene Varianten und schaut, was und verinnerlichen, um dann deiner Kreativität frei- für bestimmte Szenen am besten funktioniert und en Lauf zu lassen. Brich die Regeln, experimentiere den besten Effekt hat. Du wirst sehen, wie schnell mit anderen Kompositionen, aber tue es bewusst. 27
Führungslinien FÜHRUNGSLINIEN Auch beim Konzept der so genannten Führungslinien geht es wieder darum, den Betrachter in das Bild zu führen. Linien eig- nen sich hierfür hervorragend. Für deine Fotos kannst du dir drei verschiedene Arten von Führungslinien zu Nutze machen: horizontale, vertikale und diagonale Linien. Alle drei Typen haben einen gemeinsamen Effekt: Das Auge des Betrachters wird den Linien automatisch und oft unbewusst folgen. Mit Führungslinien lassen sich verschiedenste Effekte erzie- len. So können Sie ein Bild harmonisch oder sehr dynamisch wirken lassen, bestimmte Stimmungen erzeugen oder die Illu- sion von Dreidimensionalität erzeugen. Wie das genau funkti- oniert, welche Linien welchen Effekt haben und wie wir sie am besten einsetzen, darum soll es im folgenden Abschnitt gehen. 28
Führungslinien HORIZONTALE LINIEN Horizontale Linien vermitteln ein Gefühl von Ruhe, Stabilität und Harmonie. Der Ho- rizont, das Meer oder schlafende Menschen, die sich in der „Horizontalen“ befinden – all das steht für eine gewisse Zeitlosigkeit und Beständigkeit. Diesen Effekt können wir uns in der Fotografie zu Nutze machen. In der Fotografie ist der Horizont die wahrscheinlich am häufigsten eingesetzte Art der horizontalen Linie. Er dient in der Regel dazu ein Bild in zwei sehr charakteristi- sche Bildteile zu unterscheiden. Merke dir jedoch, dass ein ununterbrochener Hori- zont ein Bild oft etwas statisch und auch fad erscheinen lässt. Ein gutes Gegenmittel ist hier, den Horizont durch andere Elemente aufzubrechen und so für Spannung zu sorgen. Dies kann zum Beispiel durch Berge, Bäume oder auch Gebäude geschehen. Erinnere dich auch an unseren goldenen Schnitt. Platziere den Horizont nicht einfach in der Mitte des Fotos, sondern auf einer der beiden horizontalen Linien. VERTIKALE LINIEN Je nach Motiv, können vertikale Linien eine ganze Bandbreite von Stimmungen in einem Bild erzeugen. Denk zum Beispiel an ein Foto einer gleichmäßigen Baumreihe, was Wachstum und Entwicklung symbolisieren kann. Oder an Bilder architektonisch imposanter Gebäude, die für Stärke, Kraft und Stabilität stehen. Das Foto unten, von einem Tempel in der historischen Stadt Ayuttaya in Thailand, ist ein gutes Beispiel dafür. Vertikale Linien können einen spannenden Gegenpol zu einer horizontalen Li- nie bilden. Zum Beispiel die Silhouetten hoch ragender Palmen, die den ansonsten uninteressanten Horizont durchbrechen. Achte auch auf wiederkehrende Muster ver- tikaler Linien. Der dadurch erzeugte Eindruck von Harmonie ist ein starkes Stilmittel und wirkt sehr angenehm auf das Auge des Betrachters. Du weißt, man lernt am besten durch Wiederholung. Von daher auch hier der Hin- weis auf unsere Drittelregel, den goldenen Schnitt. Achtet darauf sehr starke und prominente vertikale Linien nicht direkt in die Mitte zu setzen. Damit teilt ihr euer Bild faktisch in zwei Hälften, was oft irgendwie seltsam daher kommt. 29
Führungslinien DIAGONALE LINIEN schaft schlängelnde Straße als Linie ge- Diagonale Linien sind den anderen bei- zeigt. Aber das ist noch nicht alles. Er- den Linien in einem Aspekt überlegen. kennst du noch weitere Linien im Bild? Sie wirken dramatisch und vermitteln Genau, die Berge rechts und links sind ein Gefühl von Aktion und Dynamik. auch Linien, die den Fokus sehr schön Dazu sind sie bestens geeignet Tiefe in die Mitte und auf die Straße lenken. und Perspektive zu schaffen und so den Betrachter durch das Bild zu führen. IN DER PRAXIS Zusammenlaufende Linien, von einigen Linien finden sich überall, jedoch muss Fotografen auch als eigenständige Ka- man sein Auge etwas trainieren um sie tegorie eingestuft, funktionieren hierfür auch zu erkennen. Ein guter Start ist, besonders gut. Du merkst schon, ich bin durch deine alten Bilder zu gehen und ein großer Fan von diagonalen Linien. nach Linien zu schauen, die dir vorher Beispiele für diagonale Linien finden vielleicht nie aufgefallen sind. sich gerade auf Reisen mehr als ge- Im nächsten Schritt schau dir an, wie nug. Denke zum Beispiel an Straßen, andere Fotografen Linien in ihren Bil- Zuggleise, Flüsse, Bootsstege, Wellen dern einsetzen. Am einfachsten geht und sogar Gebäude, wenn sie aus ei- das mit der Google Bildersuche. Gib nem bestimmten Winkel aufgenommen einfach einen bestimmten Linientyp ein sind. Trotzdem ist diese Art von Linien und ergänze ihn mit dem Zusatz Foto- gar nicht so einfach zu entdecken; man grafie. Auch hier wir die englische Vari- muss aktiv nach ihnen Ausschau halten ante (z.B. Diagonal Lines Photography) und auch sein Auge etwas dafür schu- mehr Ergebnisse bringen. len. Auf dem Bild mit dem abenteuerli- Zu guter Letzt gehe raus und setze dein chen „Dancing Train“ in Myanmar er- Wissen in die Praxis um. Denn auch hier schließt sich die diagonale Linie relativ macht Übung den Meister. Bevor du ein klar. Das Stahlviadukt vermittelt Tiefe Foto machst, schau dir die Landschaft und führt den Betrachter hinein ins Bild. vor dir genau an und suche nach Linien, Das war einfach. Im nächsten Bild ist es die du gezielt einsetzen kannst. nicht ganz so simpel. Denn erst als ich Mit diesen Übungen wirst du in kürzes- oben am Aussichtspunkt angekommen ter überall um dich herum Linien sehen. war, hat sich mir die sich durch die Land- Garantiert. 30
Perspektive ten laufen, klettern, hinknien und manchmal sogar hinlegen. Das Experimentieren mit verschiedenen Perspektiven benö- tigt etwas Erfahrung und Übung. Probiere also verschiedene Varianten und Möglichkeiten und lerne daraus. Irgendwann wirst du ein Gefühl dafür bekommen, was in welcher Situation gut funktioniert und was nicht. Starte zunächst indem du dich selbst fragst, welche Perspek- tive für dein Foto spannend sein könnte. Bewege dich und schau, was dem Bild dieses Extra-Quäntchen Spannung ge- ben könnte. Denke dabei dreidimensional. Das heißt, es reicht nicht sich dem Motiv lediglich zu nähern oder etwas weiter weg zu gehen. Bewege dich auch drumherum, teste verschie- dene Blickwinkel, probiere eine erhöhte Perspektive oder knie dich hin und halte die Kamera in Bodennähe. Die Weitwinkelaufnahme links würde aus Augenhöhe fotogra- fiert wahrscheinlich wie viele andere Sonnenuntergangsbilder wirken. Nicht schlecht, aber auch nicht besonders. Ich wollte dem Ganzen etwas Frisches geben und dazu die entspannte, tropische Abendstimmung verstärken. Dafür habe ich mich in den Sand gelegt und von ganz unten fotografiert. Gerade mit einem Weitwinkelobjektiv kann man so den Vordergrund in Szene setzen und den Betrachter sprichwörtlich ins Bild zie- hen. Linien? Da war doch was? Erkennst du alle Linien im Bild? PERSPEKTIVE Genauso wie du dich nach unten begeben kannst, kannst du auch eine ganz neue Perspektive bekommen, indem du von oben auf dein Motiv schaust. Im zweiten Bild erschließen sich Perspektive hat die Kraft, ansonsten gewöhnliche ist schließlich bequem und macht wenig Umstän- die verschiedenen Ebenen der Reisterrassen erst durch diese Bilder in sehr außergewöhnliche zu verwandeln. de. Wenn du deinen Bildern aber einen Kick geben erhöhte Perspektive. Die beiden Dorfbewohnerinnen auf dem Leider sind wir uns dieser Kraft oft gar nicht be- willst, brich aus dieser Routine aus, bewege dich Weg nach Hause sorgen zudem für einen visuellen Maßstab, wusst. Wir sehen eine interessante Szene vor uns und wechsle die Perspektive. der verdeutlicht, wie groß und massiv die Terrassen in Wirk- und knipsen sie von dort, wo wir gerade stehen. Mit ein wenig raus- und hineinzoomen ist es hierbei lichkeit sind. Die Tiefenwirkung wird im Bild zusätzlich durch Meist befinden wir uns dabei auf Augenhöhe – es jedoch nicht getan. Das Ganze verlangt nicht sel- das interessante Linienmuster erzeugt. 31
Negativer Raum NEGATIVER RAUM Wir haben jetzt schon einiges über Komposition gelernt. Gar man dies bei Bildern von großen und hohen Gebäuden. Nach nicht so einfach. Wie gut, dass ein gutes Foto manchmal auch oben fotografiert, hat man meist nur den Himmel als Hinter- mit dem absoluten Minimum sehr gut funktioniert. Ohne ein grund, was, egal ob bei Tag, Dämmerung oder Nacht, für ei- Übermaß an Linien, Objekten, Personen oder anderen Elemen- nen optimalen negativen Raum sorgt. Dies sieht man sehr gut ten und ohne viel Schnick Schnack. Genau hier setzt das Kon- im Bild unten. Die Petronas Towers in Kuala Lumpur sind das zept des negativen Raums an. Wahrzeichen der Stadt und einfach imposant. Durch einen Etwas plastischer wir der negative Raum auch oft als „leerer“ Perspektivwechsel und die Aufnahme von unten nach oben, Raum bezeichnet. Er ist leer, weil er keine Bedeutung für dein sorgt der negative Raum für eine schöne Separation vom Hin- Bild und deine Bildaussage hat. Der negative Raum ist eher tergrund. Unser Hauptmotiv bekommt so die Aufmerksamkeit, ein visuelles Feature, dass den Fokus direkt auf dein Haupt- die es verdient. Die vielen diagonalen Linien im Bild sorgen für motiv lenkt - ohne Ablenkung und ohne Schnörkel. das Übrige. Richtig eingesetzt, kann negativer Raum ein sehr starkes Stil- Wie ihr seht, ist es gar nicht mal so schwer auch gleich zwei mittel sein. Er erzeugt Stimmungen und kann ganz bestimmte Kompositionstechniken zusammen anzuwenden. Assoziationen hervorrufen. Viel negativer Raum vermittelt oft ein Gefühl von großer Weite. Ein gutes Beispiel ist hier das schwarz-weiß Bild des Weißkopfadlers. Der dicke Nebel an diesem Morgen hat nicht viel Platz für Kreativität gelassen. Ich habe ihn von daher als negativen Raum eingesetzt, der den Adler komplett einhüllt und gleichzeitig für dieses Gefühl der fast endlosen Weite sorgt. Die schemenhaft zu erken- nende Baumreihe unterstützt diesen Effekt weiter. Fällt euch vielleicht noch etwas auf? Genau, das Bild widerspricht dem goldenen Schnitt. Das Hauptmotiv ist hier fast genau mittig platziert. Da der Adler jedoch das einzige Element im Bild ist, ist ein „Hineinführen“ in das Bild gar nicht nötig. Die Platzie- rung unterstützt viel mehr den Effekt, der durch den negativen Raum entsteht. Negativer Raum kann auch genutzt werden, um das Hauptmo- tiv ganz gezielt herauszustellen und zu definieren. Oft sieht 32
Tiefenschärfe TIEFENSCHÄRFE Das Arbeiten mit der Tiefenschärfe ist gerade für Reisefoto- grafen und die, die es werden wollen, ein extrem nützliches Ge- staltungsmittel. Damit lasst ihr eure Landschaftsaufnahmen klar und knackig und eure Portraits detailliert und strukturiert aussehen. Leider ist das Ganze kein einfaches Thema. Der Blick auf den entsprechenden Wikipedia Eintrag mit seinen etlichen mathematischen Formeln sorgt auch bei mir direkt für Kopfschmerzen. Ich versuche es von daher so einfach wie möglich zu halten: Tiefenschärfe bezeichnet den Bereich in deinem Bild, der scharf dargestellt wird. Wo die Schärfe genau liegt und ob sie sich nur auf einen sehr kleinen Bereich (geringe Tiefenschärfe) oder über fast das ganze Bild erstreckt (große Tiefenschärfe), können wir ak- tiv beeinflussen. Den größten Einfluss auf die Tiefenschärfe hat dabei die Blende. Die Blendenzahl bestimmt die Schärfe in unseren Bildern. Umso größer die Blendenöffnung (kleine Blendenzahl, z.B. f/2,8), desto geringer ist die Tiefenschärfe. Andersherum verhält es sich ähnlich: Umso kleiner die Blen- denöffnung (große Blendenzahl, z.B. f/14), desto größer die Tiefenschärfe. 33
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