Wie kommen Ostereier nach Mallorca? Harry Hoppels Sonderauftrag
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Vorwort Osterferien- Juchhuuuu! Und eine Urlaubsreise nach Mallorca! Tolle Aussichten, finden die Eltern. Dem Sohnemann dagegen treibt es die Tränen in die Augen. Weil er sich tatsächlich nicht sicher ist, ob der Osterhase weiß, wo die Insel ist und ihn da auch findet… Für Miguel Wie kommen Ostereier nach Mallorca? Harry Hoppels Sonderauftrag… Nur noch eine Woche bis Ostern! „Jetzt aber hopplahopp“, spornte Heribert Hase seine langohrigen Helfer an. „Wir müssen schließlich noch all die Eier anmalen und im Osterhasen-Spielzeug-Großmarkt Geschenke für unsere Kinder besorgen!“ Alle Hasen nickten und tauchten ihre Pinsel in die Farbtöpfe – rot, grün, gelb, blau. Sie kannten das schon: Kurz vor dem Fest wurde Heribert Hase immer ein bisschen nervös. Dazu aber hatte er eigentlich keinen Grund: Jeder Hase schließlich kannte sein Revier und seine Kinder und die besten Verstecke in den Gärten.
Harry Hoppel zum Beispiel war in Kalthausen zu Hause. Aufgewachsen hinter der Hecke ganz in der Nähe vom Reiterverein Kalthauser Höhe war er hier in der Gegend sozusagen mit jedem Busch und jedem Grashalm auf Du und Du. Außerdem hatte er seine Eier schon fast fertig bemalt… Plötzlich allerdings zeigte Heribert Hase mit dem Finger auf ihn: „Du, Harry Hoppel, komm mal her zu mir. Für Dich habe ich in diesem Jahr eine ganz besondere Aufgabe.“ Harry Hoppel hoppelte nach vorne, gespannt, was das für ein Auftrag sein könnte. Vielleicht die neue Sorte Schokoladenostereier Probe essen? Schon bei dem Gedanken hatte er eine Pfütze auf der Zunge… „Harry“, sagte Heribert Hase ernst, „eines von den Kindern, die Du zu beschenken hast, ist an Ostern nicht zu Hause. Der kleine Miguel macht mit seinen Eltern Urlaub auf Mallorca. Und da wartet er auf Dich“. Der Schreck fuhr Harry Hoppel in die Glieder bis hinein ins Puschelschwänzchen: „Mallorca? Aber ich weiß doch gar nicht, wo das ist!?“ Das, winkte Heribert Hase ab, „ist kein Problem. Hier ist eine Landkarte und die Adresse von Miguel auf Mallorca“.
Auweia. Harry Hoppel stierte auf die Landkarte und entdeckte als erstes: Mallorca. Und als zweites: Mallorca ist ganz schön weit weg von den Feldern auf Kalthausen. Und als drittes: Mallorca ist eine Insel. „Ich kann doch gar nicht schwimmen! Ich bin ein Hase! Hasen hassen Wasser!“ Heribert Hase war ein bisschen genervt vom Gejammer seines Helfers. „Dann lass Dir was einfallen!“ sagte er und drehte sich auf der Pfote um. „Ich habe keine Zeit, mich um alles zu kümmern!“ Harry Hoppel zitterten die Barthaare, fast wären ihm ein paar dicke Hasentränen übers Fell gekullert. Aber dann schüttelte er sich und schaltete den Denkapparat direkt unter den langen Ohren an. Und weil er schon so nah bei den Ohren war, blitzte ihm die erste Idee durch den Kopf: „Vielleicht kann ich, wenn ich schnell genug mit meinen Ohren schlage, sie wie Flügel benutzen…“
Er flatterte mit den Hasenohren – aber nichts passierte. Keinen Zentimeter hob er vom Boden ab. „Und wenn ich sie kreisen lasse wie die Rotorblätter eines Hubschraubers?“ Nicht mal eine Minute dauerte dieser Versuch, da hatte er einen dicken Knoten in den langen Löffeln. So geht es nicht, befand der kleine Hase und dachte weiter nach. „Mit dem Schiff jedenfalls dauert es zu lange“, überlegte er. Und ein Ballon wäre zu sehr vom Wind abhängig. „Stell dir vor, der Wind bläst in die falsche Richtung und ich lande plötzlich bei den Eskimos…“ Nein, nein. Ob er sich
vielleicht doch mal in den Bus setzen und zum Dortmunder Flughafen fahren sollte? Wie teuer so ein Flug wohl sein könnte? Er kramte in dem Strumpf unter seinem Kopfkissen… 50, 60 Cent, zwei Euro… Ganze drei Euro und 30 Cent hatte er noch… Zum Glück aber auch ein Schokoladenhasenticket für den Bus, damit konnte er zumindest gratis zum Flughafen fahren. Also putzte er sich die Hasenzähnchen, packte die Zahnbürste ein und los! Was für ein Glück! Die Fluggesellschaft Hasi-Airline hatte sich für die Osterferien eine tolle Werbung einfallen lassen: Hinflug für alle Hasen kostenlos! Natürlich hatte niemand, weder der Flugkapitän noch die Stewardess damit gerechnet, dass da ein echter Hase auftauchen könnte. Über die Menschen, die versuchten sich im Hasenkostüm und mit angeklebten Hasenohren umsonst ins Flugzeug zu schmuggeln, lachten sie nur.
Dann allerdings stand Harry Hoppel vor ihnen… „Äähh. Hmmm“, drucksten sie herum. Ein Mann mit, naja, nicht unbedingt Hasen-, sondern eher Segelohren tippte dem Flugkapitän auf die Schulter und zeigte auf das Werbeplakat. „Hasen fliegen gratis“, las er vor und schubste Harry Hoppel an der Ticketkontrolle vorbei Richtung Flugzeug. Der umklammerte seinen Tornister (mehr als sein Handgepäck mit den Ostereiern für Miguel, der Zahnbürste und einem T-Shirt zum Wechseln hatte er nicht dabei) und hoppelte mutig die Gangway hoch. Das Flugzeug startete pünktlich, flog ohne Turbulenzen nach Mallorca und fuhr über Palma die Landeklappen aus. „Bitte bitte, keine Bruchlandung“, flehte Harry Hoppel, „sonst hab ich den Eiersalat…“ Aber, was soll ich sagen: Es ging alles gut. Im Flughafen holte Harry Hoppel den Zettel mit Miguels Adresse aus seiner kleinen Felltasche. Er fragte den nächstbesten Mann nach dem Weg: „Entschuldigung, wie komme ich zu…“ Der Mann unterbrach ihn und sagte etwas. Nur: Harry Hoppel verstand kein Wort. Mit großen Hasenaugen sah er den Kerl an, der die Achseln zuckte und sich umdrehte. Harry verstand die Welt nicht mehr. Im wahrsten Sinne des Wortes. Denn auch auf den Plakaten rundherum standen lauter fremde Wörter.
Ohje. Es dämmerte dem kleinen Hasen: Die Leute hier sprachen kein Deutsch, sondern… sondern… Was spricht man in Mallorca? Harry strengte sein Hasenhirn an, erinnerte sich an die Hasenschule, den Erdkundeunterricht. Wie hieß noch das Land hinter Fritzens Müllers Scheune? Ackerland. Und dahinter? Er grübelte, überquerte in seinem Gedächtnis die Grenze nach Dahl, dann nach Frankreich, nach… Spanien! Mallorca gehört zu Spanien! „Das kam mir ja gleich Spanisch vor“, murmelte er sich in seine langen Barthaare und versuchte sein Glück erneut. Er zeigte einem Taxifahrer den Zettel mit der Adresse und ließ ihn einen vorsichtigen Blick in seinen Tornister werfen. „Die Ostereier“, radebrechte er, „müssen zu dieser Direccion“. Der Taxifahrer sah unseren Hasen ziemlich ungläubig an. Nun müsst ihr wissen: In Spanien kennen sie den Osterhasen nicht. Da gibt es zu Ostern die Monas de Pascua, Osterbrote mit einem eingebackenen Ei in der Mitte, geschmückte
Palmwedel am Ostersonntag – aber keinen Hasen. „Höchstens im Kochtopf…“, brummte der Taxifahrer. Uuuuiiii! Diese Aussicht machte unserem Harry Beine. Er sauste auf eigene Faust los – und Hasen können echt schnell sein. Bis zu 70 Stundenkilometer kriegen sie im vollen Lauf auf ihren Hasentacho… Schneller wär das olle Taxi auch nicht gewesen. Er ließ Palma hinter sich, bremste nur noch einmal kurz an einer Tankstelle, um sich zu vergewissern, dass er auf dem richtigen Weg war. Der Tankwart studierte die Adresse und deutete weiter den Berg hinauf… Und Harry hoppelte so schnell ihn seinen Hasenpfoten trugen… Etwas außer Atem, aber noch pünktlich erreichte er das Hotel, stahl sich heimlich über den Lieferanteneingang hinein und beobachtete aus einem Versteck heraus die Gäste. Schließlich wusste er ja nicht, in welchem Zimmer er die Eier verstecken musste… Aah! Da war Miguel… Unauffällig hoppelte Harry hintendrein und merkte sich die Nummer an der Tür. Dann wartete er darauf, dass Miguel und seine Eltern zum Schwimmen ins Hallenbad gingen. In der Zwischenzeit machte er ein kleines Nickerchen hinterm Blumentopf.
Und hätte fast den richtigen Moment verpasst! Kaum hatten die drei der Tür den Rücken zugedreht, klemmte er, bevor sie ins Schloss fallen konnte, seine Hasenpfote dazwischen . Drin war er! Der Rest war Routine: Schnell ein paar hübsche Verstecke für die Eier gesucht (bloß nicht unterm Kissen, zerdrückte Eier im Bett machen Müttern und Zimmermädchen selten gute Laune). Dann die kleine Überraschung gut platziert und nichts wie weg! Allerdings… noch nicht nach Hause. Denn jetzt war der kleine Hase aus Hagen neugierig geworden auf diese fremde Insel. Außerdem: Hier war es viel wärmer, die Sonne schien. Und einen kleinen Sonderurlaub, dachte Harry Hoppel, hatte er sich nach all der Aufregung verdient. Dass es ihm so gut gefallen hat, dass er gleich dageblieben ist? Ihr könnt euch ja mal umsehen,
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