Wohnen im Alter - Heft 2.2013 Informationen zur Raumentwicklung - BBSR
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Inhalt Heft 2.2013 Seite Rolf Müller Einführung I Kurzfassungen – Abstracts III Verena Lihs Wohnen im Alter – Bestand und Bedarf altersgerechter Wohnungen 125 Rolf G. Heinze Altengerechtes Wohnen: Aktuelle Situation, Rahmenbedingungen und neue Strukturen 133 Markus Foltin Aus der Praxis eines Demografiebeauftragten: Bensheims Antwort auf den demografischen Wandel 147 Monika Schneider Aufgabe und Struktur der Beratungsstellen zur Wohnraumanpassung 155 Eckhard Feddersen Für ein altersloses Wohnen – Barrieren reduzierender Umbau im Universal Design 167 Micha Fedrowitz Das gemeinschaftliche Wohnen für Ältere 177 Sabine Matzke Ruth Stieglitz Wohnen im Alter in Mönchengladbach 189 Ilse Helbrecht Wohneigentum statt Rente? Demografischer Wandel und Altersvorsorge in acht europäischen Ländern im Vergleich 197 Herausgeber Bundesinstitut für Bau-, Stadt- Redaktionsschluss: 11. März 2013 und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen Die Beiträge werden von der Schriftleitung/ und Raumordnung (BBR) wissenschaftlichen Redaktion gezielt akquiriert. Der Herausgeber übernimmt keine Haftung für Schriftleitung Harald Herrmann unaufgefordert eingesandte Manuskripte. Markus Eltges Die vom Autor vertretene Auffassung ist Robert Kaltenbrunner nicht unbedingt mit der des Herausgebers identisch. Wissenschaftliche Redaktion Verena Lihs Bezugsbedingungen: Jahresabonnement Redaktionelle Bearbeitung Friederike Vogel und Katharina Urbaniak 72,00 € (6 Hefte einschl. Register), zzgl. Ver- sandkosten (Inland: 10,80 €, Ausland: 19,80 €); Druck Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung Einzelheft 19,00 € (versandkostenfrei) – Preise incl. MwSt. Ein Abonnement gilt, falls nicht be fristet bestellt, zur Fortsetzung bis auf Widerruf. Verlag und Vertrieb Franz Steiner Verlag Kündigungen des Abonnements können nur Birkenwaldstraße 44 zum Ablauf eines Jahres erfolgen und müssen 70191 Stuttgart bis zum 15. November des laufenden Jahres Telefon +49 711 2582-0 beim Verlag eingegangen sein. Telefax +49 711 2582-390 Siehe: www.bbsr.bund.de/BBSR/IzR service@steiner-verlag.de und Buchhandel Nachdruck und Vervielfältigung: Alle Rechte vorbehalten ISSN 0303 – 2493
Informationen zur Raumentwicklung Heft 2.2013 I Wohnen im Alter Einführung Rolf Müller Deutschland wird weniger, älter und bun- im eigenen Haus leben möchte. So lange ter: Schrumpfung und Alterung sind zen- wie möglich selbstständig bleiben, ist die trale Begriffe der Zukunft. Der demogra- oberste Priorität. Mit zunehmendem Alter phische Wandel stellt die Gesellschaft vor nehmen körperliche Einschränkungen zu, große Herausforderungen. Mit einem län- der Wohnalltag wird beschwerlicher. Bisher geren Leben werden sich die Biografien ist aber lediglich ein sehr geringer Teil der und die Lebensstile der Menschen ändern. Wohnungen altersgerecht, während über Der letzte Lebensabschnitt – zumeist mit 90 Prozent der über 65-Jährigen und sogar der Rente beginnend – wird länger und die zwei Drittel der Pflegebedürftigen im nor- Menschen nutzen die gewonnenen Jahre malen Wohnungsbestand wohnen. Somit sehr vielfältig. Im Ruhestand spielen neben ist davon auszugehen, dass aufgrund der Freizeitaktivitäten auch Bildung und Beruf Zunahme von Altershaushalten die Nach- eine verstärkte Rolle. Alt ist nicht gleich alt. frage nach altersgerechten Wohnungen mit- Die Wissenschaft differenziert meist nach telfristig deutlich ansteigen wird. zwei verschiedenen Altersgruppen: die jun- Für den Wohnungsbestand bedeutet dies, gen Alten (65 bis 79 Jahre) und die Hoch- dass sich das bereits existierende Ange- altrigen (ab 80 Jahre). Alter ist nicht mit botsdefizit in Zukunft noch verstärken wird. Gebrechlichkeit oder Pflegebedürftigkeit Im Fokus steht damit die individuelle und gleichzusetzen. Die meisten Menschen er- strukturelle Anpassung zu altersgerechtem, reichen heute das „Alter“ bei guter Gesund- d. h. barrierefreiem oder barriere armem, heit. Jeder möchte sein Leben unabhängig Wohnraum. Die Anforderungen an die Woh- vom biologischen Alter aktiv und selbstbe- nungsversorgung gehen zudem über die stimmt gestalten. Die Alterung der Gesell- Bereitstellung alterstauglicher Wohnungen schaft erfordert und bietet gleichermaßen deutlich hinaus. Gefragt sind insbesondere Potenziale für bürgerschaftliches Engage- ein barrierefreies Wohnumfeld, wohnort- ment und gegenseitige Hilfe. nahe Infrastruktur und die Integration von Vor diesem Hintergrund sind gerade auch sozialen Angeboten wie Nachbar schafts die Wohnraumversorgung und die Wohn- treffs oder Beratungsstellen. Hier können bedingungen der älter werdenden Gesell- Wohnungsanbieter zusammen mit anderen schaft ein wichtiges Handlungsfeld. Die Akteuren, wie Kommunen und Wohlfahrts- Bevölkerung wird in Deutschland laut verbänden, dazu beitragen, dass das soziale BBSR-Raumordnungsprognose auf rund 79 Zusammenleben unter und zwischen den Millionen im Jahr 2030 sinken. Der Anteil Generationen gestärkt wird. Darüber hin- älterer Menschen in Deutschland nimmt aus muss sich das Wohnungsangebot auch dagegen stetig zu. Insbesondere wird die für neue Wohnformen öffnen. Zahl der Hochbetagten und pflegebedürfti- Gerade für die Städte und Gemeinden er- gen Menschen wachsen. Die Regionen sind geben sich erhebliche Herausforderungen dabei sehr unterschiedlich von der demo- durch den demografischen Wandel. Vor grafischen Entwicklung betroffen. Die Aus- Ort ist die Zunahme älterer Menschen un- wirkungen auf den Wohnungsmarkt werden mittelbar spürbar. Es wird Stadtteile und deshalb unterschiedlich stark, aber überall Regionen geben, die sowohl mit verstärk- Rolf Müller in Deutschland deutlich spürbar sein. tem Bevölkerungsrückgang als auch mit Bundesinstitut für Bau-, Stadt- Es stellt sich die Frage: Wie wohnen ältere einer zunehmenden Alterung umgehen und Raumforschung (BBSR) im Menschen und wie möchten sie zukünf- müssen. Die zahlreichen Programme der Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung tig wohnen? Zahlreiche Studien belegen, Städtebauförderung des Bundes und der Deichmanns Aue 31–37 dass der überwiegende Teil der Menschen Länder bieten sich an, die Belange älterer 53179 Bonn im Alter in vertrauter Umgebung und da- Menschen stärker zu berücksichtigen. So E-Mail: mit in der angestammten Wohnung oder erlaubt eine gezielte Innenentwicklung die rolf.mueller@bbr.bund.de
II Einführung Erhaltung zentraler Versorgungsbereiche darf altersgerechter Wohnungen. Zudem mit altersgerechter Infrastruktur und gene- werden Erfahrungen und zentrale Ergebnis- rationenübergreifenden Angeboten. Auch se der Modellvorhaben zum altersgerech- die Beteiligung der älteren Bevölkerung ist ten Umbau von Wohngebäuden und Infra- möglich. struktur dargestellt. Bereits 2008 hat das BBSR die Kommis Rolf G. Heinze gibt einen empirischen Über- sion „Wohnen im Alter“ des Deutschen blick zur Wohnsituation älterer Menschen Verbands für Wohnungswesen, Städtebau in Deutschland und untersucht die Einbin- und Raumordnung begleitet. Diskutiert dung ins Quartier und in soziale Netzwer- wurden sowohl Bestand und Bedarf alters- ke als eine wichtige Voraussetzung für eine gerechter Wohnungen als auch bestehende selbstständige Lebensführung. Rahmenbedingungen und Fördermöglich- Markus Foltin skizziert die Aufgabe eines keiten. Der Abschlussbericht enthält zahl- kommunalen Demografiebeauftragten und reiche Empfehlungen zur Förderung des zeigt, wie sich durch Öffentlichkeitsarbeit Wohnens für Ältere und ist im September und Beratung die Bürger für das Thema 2009 erschienen. Parallel dazu wurde das Wohnen im Alter und die Anpassung von Ressortforschungsprojekt „Wohnen im Al- Einfamilienhäusern erfolgreich sensibilisie- ter – Marktprozesse und wohnungspoliti- ren lassen. scher Handlungsbedarf“ vom Kuratorium Deutsche Altershilfe durchgeführt. Darüber Die Aufgaben und die Struktur von Wohn- hinaus sind in den letzten drei Jahren Mo- beratungen in Deutschland werden im Bei- dellvorhaben zum altersgerechten Umbau trag von Monika Schneider aufgezeigt. Was von Wohngebäuden und Infrastruktur von gehört zu einer ordentlichen Beratung und BMVBS und BBSR betreut und erforscht wer nimmt diese Leistungen in Anspruch? worden. Das BBSR sieht das „Wohnen im Darüber hinaus werden auch die Förder- Alter“ als einen überaus wichtigen Teil- möglichkeiten zum altersgerechten Umbau markt des Wohnungsmarkts und sieht drin- erläutert. genden Handlungsbedarf bei Vermietern Welche Möglichkeiten des altersgerechten sowie bei selbstnutzenden Eigentümern, Umbaus im Wohnungsbestand bestehen, um eine geeignete Wohnraumversorgung zeigt Eckhard Feddersen in seinem Beitrag für ältere Menschen zu gewährleisten. an praxisorientierten Beispielen auf. „Uni- Die Vielfalt des Themas „Wohnen im Alter“ versal Design“ unterstreicht dabei den Nut- drückt sich auch in dem vorliegenden IzR- zen der Wohnungsanpassung auch für an- Heft aus, in dem das Thema aus verschie- dere Zielgruppen als nur Senioren. denen Blickrichtungen wissenschaftlich be- Der Beitrag von Micha Fedrowitz und leuchtet wird. Wie wohnen ältere Menschen, Sabine Matzke zeigt die Rolle und Bedeu- welche Wohnformen werden zukünftig an tung gemeinschaftlicher Wohnformen für Bedeutung gewinnen, was benötigen ältere ältere Menschen. Aus ihrer langjährigen Er- Menschen für ein selbstbestimmtes Leben? fahrung in der Projektentwicklung berich- Neben baulichen Anforderungen zur Her- ten sie über Projekttypen, Rechtsformen stellung von Barrierefreiheit und Altersge- und Voraussetzungen für eine erfolgreiche rechtigkeit vor allem im Wohnungsbestand Umsetzung. wird auch die Sensibilisierung von Fach- leuten und Bürgern in den Blick genom- Ruth Stieglitz referiert ebenfalls aus der men. Hierzu zählen neben einer Bestands- kommunalen Praxis über die Versorgung aufnahme auch die Perspektiven für das von Pflegebedürftigen in der Altenhilfe. Da- Wohnen älterer Menschen bis hin zur Ver- rüber hinaus werden Projekte und Optio- sorgung von Pflegebedürftigen. Dabei wird nen dargestellt, bei der sich Bürger aktiv an zum einen der Bedarf der älteren Haushalte der Quartiersentwicklung beteiligen. auf der Nachfrager- und Anbieterseite vor- Ilse Helbrecht untersucht, welche Rolle das gestellt. Zum anderen werden Aufgaben selbstgenutzte Wohneigentum für die Al- und Strategien von Kommunen betrachtet tersvorsorge spielt und vergleicht die Er- und lokale Handlungsansätze aufgezeigt. gebnisse mit den Rahmenbedingungen an- Verena Lihs erörtert in ihrem Grundlagen- derer europäischer Länder. beitrag vor dem Hintergrund demografi- scher Entwicklungen den Bestand und Be-
Informationen zur Raumentwicklung Heft 2.2013 III Kurzfassungen – Abstracts Verena Lihs: Wohnen im Alter – Bestand und Bedarf altersgerechter Wohnungen Stock and Demand of Age-Appropriate Housing In diesem Beitrag wird zunächst ein Über- In this article an overview is given initially blick über den demografischen Wandels ge- about demographic change. Particularly the geben. Insbesondere das Phänomen der Al- phenomenon of ageing has noticeable im- terung hat spürbare Auswirkungen auf die pacts on housing demand and on the high- Wohnungsnachfrage und auf die höheren er requirements for the supply of housing for Anforderungen der Wohnraumversorgung elderly persons. älterer Menschen. The results of a representative survey of Die Ergebnisse einer repräsentativen Befra- households with elderly persons indicate on gung von Seniorenhaushalten verdeutlichen the one hand the general housing situation zum einen die allgemeine Wohnsituation and on the other hand the numerous barri- und zum anderen zeigen sie die zahlrei- ers with which elderly persons are confront- chen Barrieren auf, mit denen älteren Men- ed in their dwellings and housing environ- schen in Wohnung und Wohnumfeld kon- ments. On the whole it is confirmed that the frontiert sind. Insgesamt bestätigt sich, dass demand for housing that is suitable for el- bereits heute und in verstärktem Umfang derly persons is already greater than the ex- auch zukünftig der Bedarf an altersgerech- isting stock today and to a larger extent in ten Wohnungen größer ist als der vorhande- the future. In order to be able to quantify the ne Bestand. Um den Bedarf quantifizieren demand, however, an exact definition of the zu können, wird jedoch eine genaue Abgren- user group is required. zung der Nutzergruppe benötigt. For the conversion of the existing stock that Für den altersgerechten Umbau des Be- is suitable for old age, information and sup- stands sind Informationen und Unterstüt- port from house-owners is necessary. Here zung von Wohnungseigentümern notwendig. the cooperation of the municipalities with Hier kann die Kooperation von Kommu- advice offers or multipliers such as crafts- nen mit Beratungsangeboten oder Multi- men and architects can bring about positive plikatoren wie Handwerkern und Architek- synergy effects. Furthermore, the housing ad- ten positive Synergieeffekte erzeugen. Die aptation should be accompanied by the de- Wohnungsanpassung sollte zudem mit der sign of neighbourhoods that is suitable for Gestaltung altersgerechter Quartiere, d.h. öf- old age, i.e. public space without barriers, fentlicher Raum ohne Barrieren, vielfältige varied infrastructural offers as well as meet- infrastrukturelle Angeboten sowie Möglich- ing opportunities. keiten der Begegnung, einhergehen. Rolf G. Heinze: Altengerechtes Wohnen: Aktuelle Situation, Rahmenbedingungen und neue Strukturen Suitable Housing for the Elderly: Current Situation, General Framework and New Structures Möglichst lange selbstständig zu Hause zu To live at home within one’s own four walls, leben, selbst im Falle gesundheitlicher Ein- even in the case of health restrictions, is the schränkungen, ist der dominante Wunsch dominant wish of elderly persons in Ger- der Älteren in Deutschland. Dies bestätigen many. This is confirmed by the results of die Ergebnisse der Generali Altersstudie, die the Generali Old-age Survey, which also in- zudem auf eine hohe Zufriedenheit mit der dicates a high satisfaction with the hous-
IV Kurzfassungen – Abstracts Wohnsituation hinweisen. Allerdings werden ing situation. However, dwellings which are dafür auch adäquat altengerecht gestaltete adequately designed with elderly persons Wohnungen in Kombination mit Dienstleis- in mind are required for this purpose, with tungen und einem altengerechten Wohnum- services and a housing environment that is feld benötigt. Gleichwohl bezeichnen nur 31 suitable for the elderly. Nevertheless, only Prozent der 65- bis 85-Jährigen ihre Woh- 31 percent of the persons aged 65-85 de- nung bzw. ihr Haus als altengerecht, 65 Pro- scribe their dwelling or their house as suita- zent sagen, dass dies nur eingeschränkt der ble for old age, 65 percent say that this true Fall sei. Wenn man nicht mehr vollkommen only with limitations. If one can no longer selbstständig leben kann, ist von den Befrag- live completely independently, the preferred ten die bevorzugte Wohnoption die eigene housing option of the surveyed persons is the Wohnung mit Pflegedienst. own dwelling with a care service. As the pop- ulation becomes older, there is the tenden- Mit der älter werdenden Bevölkerung wächst cy for an increasing need of supporting ser- tendenziell der Bedarf an unterstützenden vices and intelligent assistance systems for Dienstleistungen und intelligenten Assis- housing that is suitable for elderly persons. tenzsystemen für altengerechtes Wohnen. Networked housing in this connection does Vernetztes Wohnen meint in diesem Zusam- not only mean conversions that are suita- menhang nicht nur den altengerechten Um- ble for old age and the integration of techni- bau und die Einbindung von technischer As- cal assistance, but also the networking with sistenz, sondern auch die Vernetzung mit health care agencies and the housing neigh- Gesundheitsakteuren und dem Wohnquar- bourhood. Here social networks must be cre- tier. Hier müssen soziale Netzwerke aufge- ated and offers must be developed that pro- baut und Angebote entwickelt werden, die vide for a stepwise transition from complete einen gleitenden Übergang von absoluter independence to caring and nursing support. Selbstständigkeit bis zu betreuender und In isolated cases these are already available, pflegender Unterstützung beinhalten. Ver- but one can assume a growing demand for einzelt gibt es diese schon, allerdings ist von networked housing structures. einer wachsenden Nachfrage nach vernetz- ten Wohnstrukturen auszugehen. Markus Foltin: Aus der Praxis eines Demografiebeauftragten: Bensheims Antwort auf den demografischen Wandel From the Practice of a Demographic Representative: Bensheim’s Answer to Demographic Change In Bensheim (Mittelstadt in Südhessen) In Bensheim (a medium-sized city in south- wurde 2007 der erste Demografiebeauftrag- ern Hesse) the first demographic represent- te einer hessischen Kommune tätig. Zu den ative of a municipality in Hesse became vielfältigen Aufgaben eines Demografiebe- active in 2007. The varied tasks of a demo- auftragten gehören das Erstellen von Bevöl- graphic representative include the draw- kerungsprognosen und -monitorings, die ing up of population prognoses and moni- Durchführung von Demografie-Checks und toring, the implementation of demographic Projekten, Öffentlichkeitsarbeit und die in- checks and projects, public relations and in- dividuelle Beratung von Bürgern. Von 2009 dividual counselling for citizens. From 2009 bis 2012 wurden in Bensheim Modellpro- to 2012 pilot projects were realized with the jekte zum Thema altersgerechter und bar- objective of adapting residential buildings rierefreier Umbau von Wohngebäuden um- to the needs of the elderly and achieving bar- gesetzt, auf die in diesem Beitrag näher rier-free housing. This is considered in great- eingegangen wird. Im Herbst 2012 fand er detail in this article. In autumn 2012 a eine Demografiewoche mit über 33 un- Demographic Week with more than 33 dif- terschiedlichen Veranstaltungen und An- ferent events and offers took place, which geboten statt, die den Umgang der Stadt was devoted to Bensheim’s way of dealing Bensheim mit dem demografischen Wan- with demographic change. Finally the im- del thematisierte. Zum Schluss wird die portance of networks which keep the city
Informationen zur Raumentwicklung Heft 2.2013 V Wichtigkeit von Netzwerken, welche die lively is emphasized, and it is asserted that Stadt lebendig halten, hervorgehoben und the “networked city” is the city of the future, die Behauptung aufgestellt, dass die „Ver- which takes up challenges such as that of de- netzte Stadt“ die Stadt der Zukunft ist, die mographic change but also makes use of the Herausforderungen wie die des demografi- chances associated with it. schen Wandels schultert, aber ebenso des- sen Chancen nutzt. Monika Schneider: Aufgabe und Struktur der Beratungsstellen zur Wohnraumanpassung Task and Structure of the Advice Centres for the Adaptation of Housing Space Beratung zur Wohnungsanpassung ist eine Advice on the adaptation of housing space soziale Dienstleistung, die seit den 1980er is a social service that was developed out of Jahren aus der Altenhilfe heraus entwickelt the services for elderly people since the 1980’s. wurde. Das Angebot richtet sich hauptsäch- The offer is predominantly directed to elder- lich an Ältere und Menschen mit Behin- ly persons and persons with disabilities. The derung. Durch gezielte Maßnahmen soll aim is to enable or make it easier for per- es Menschen mit körperlichen Einschrän- sons with bodily disabilities to live indepen- kungen ermöglicht oder erleichter werden, dently in their own dwelling through target- selbstständig in der eigenen Wohnung zu le- ed measures. The advice aims at building ben. Die Beratung zielt auf baulichen Maß- measures, the use of aids and the change of nahmen, den Einsatz von Hilfsmitteln, die the equipment of the dwelling as well as the Veränderung der Wohnungsausstattung so- move to a more suitable dwelling. wie den Umzug in eine geeignetere Woh- In addition to advice on the measures, infor- nung ab. mation is also given on financing possibili- Neben der Beratung zu den Maßnahmen ties, offers of support during the realisation werden auch Hinweise zu Finanzierungs- and on the accompaniment of the measures. möglichkeiten, Unterstützungsangeboten There is great demand for the advice on fi- bei der Durchführung und die Begleitung nancing possibilities. Depending on the in- der Maßnahmen angeboten. Stark nachge- dividual situation, the opportunity is given fragt ist die Beratung zu Finanzierungsmög- to receive allowances from social insurance lichkeiten. Es gibt je nach individueller Situ or loans with favourable interests. ation die Möglichkeit, Zuschüsse über die As there is no regular financing for social ad- Sozialversicherungen oder zinsgünstige Dar- vice offers, different offers have developed. lehn zu erhalten. Thus the municipalities, welfare organisa- Da es für das soziale Beratungsangebot kei- tions, housing enterprises, self-employed ne regelhafte Finanzierung gibt, haben persons, craftsmen and architects offer their sich unterschiedliche Angebote entwickelt. services free of charge or against a fee. The So bieten Kommunen, Wohlfahrtsverbän- demand for corresponding offers exceeds the de, Wohnungsunternehmen, Freiberufler, supply by far, since the number of persons Handwerker und Architekten ihre Leistun- who wish to live in their own dwelling and gen kostenlos oder entgeltlich an. Die Nach- want to stay independent as long as possible frage nach entsprechenden Angeboten über- is steadily increasing. In the Federal Working steigt das Angebot bei weitem. Denn die Group Housing Adaptation (BAG) advice of- Zahl der Menschen, die so lange wie möglich fers from the entire area of the Federal Re- in der eigenen Wohnung leben wollen und public of Germany have been united which dabei möglichst selbstständig bleiben wol- are oriented towards the quality standards len steigt stetig an. In der Bundesarbeitsge- of the BAG. meinschaft Wohnungsanpassung (BAG) ha- ben sich bundesweit Beratungsange bote zusammengeschlossen, die sich an den Qualitätsstandards der BAG orientieren.
VI Kurzfassungen – Abstracts Eckhard Feddersen: Für ein altersloses Wohnen – Barrieren reduzierender Umbau im Universal Design For Ageless Housing – Barrier-Reducing Conversion in Universal Design Der Wohnungsbestand in Deutschland ist Only a small proportion of the housing stock nur zu einem kleinen Teil an die spezifi- in Germany is adapted to the specific re- schen Anforderungen älterer Menschen quirements of elderly people. Against the angepasst. Vor dem Hintergrund der de- background of the demographic develop- mografischen Entwicklung müssen in den ment, an increasing effort must be made in nächsten Jahren verstärkt Anstrengungen barrier-reducing conversion of housing in im Barrieren reduzierenden Umbau unter- the next years. The complete removal of bar- nommen werden. Vollkommene Barriere- riers can often not be realised in the existing freiheit ist im Bestand oft nicht realisierbar. stock. Therefore, functional, pragmatic and Funktionale, pragmatische und kosten- reasonably priced solutions below this for- günstige Lösungen unterhalb dieses forma- mal standard are necessary. len Standards sind daher notwendig. The necessary adaptations can be carried Die erforderlichen Anpassungen können in out in steps, oriented towards the needs of Stufen vorgenommen werden, ausgerichtet the residents and the respective local situ- auf den Bedarf der Bewohner und die jewei- ation. In this context the needs of different lige Situation vor Ort. Dabei sollten im Sin- user groups should be taken into account in ne des Universal Designs die Bedürfnisse the sense of Universal Design, and preference verschiedener Nutzgruppen berücksichtigt should be given to integrative design. Three werden und einer integrativen Gestaltung case studies from Berlin illustrate the possi- der Vorzug gegeben werden. Drei Fallbei- bilities and the limitations of barrier-reduc- spiele aus Berlin illustrieren die Möglich- ing conversion in Universal Design in the ex- keiten und die Grenzen des Barrieren redu- isting multi-storey housing stock. zierenden Umbaus im Universal Design im bestehenden Geschosswohnungsbau. Micha Fedrowitz, Sabine Matzke: Das gemeinschaftliche Wohnen für Ältere Community Housing for the Elderly Das gemeinschaftliche und nachbarschaft- Community and neighbourhood housing in liche Wohnen im Alter gewinnt in Deutsch- old age is increasing in importance in Ger- land zunehmende Bedeutung. Dem- many. Correspondingly, particularly many entsprechend werden besonders viele housing projects are being initiated by elder- Wohnprojekte durch ältere Menschen in- ly persons. The move to a residential facili- itiiert. Der Umzug in eine stationäre Ein- ty is often associated with few possibilities to richtung geht meist mit wenig eigenen Ge- shape one’s surroundings and breaks up pre- staltungsmöglichkeiten einher und löst vious social relationships. Correspondingly, bisherige soziale Bezüge auf. Viele Men- many people would like to create an alterna- schen möchten sich für das Leben im Alter tive for themselves for life in old age, which eine Alternative schaffen, die es ihnen er- enables them to stay in a familiar residential möglicht, in einer vertrauten Wohnumge- environment. bung zu verweilen. In community housing projects they find an In gemeinschaftlichen Wohnprojekten fin- active environment, protection against lone- den sie die aktive Umgebung, einen Schutz liness and often also contact with younger vor Vereinsamung und oft auch den Kontakt people in the setting of multi-generational mit jüngeren Menschen im Rahmen des housing. Other housing forms, too, support Mehrgenerationen-Wohnens. Auch andere community relationships: neighbourhood Wohnformen setzen auf gemeinschaftliche concepts with the focus on neighbourhood
Informationen zur Raumentwicklung Heft 2.2013 VII Bezüge: Quartierskonzepte mit dem Fokus housing, flat-sharing communities or hous- auf nachbarschaftliches Wohnen, Wohnge- ing groups with care services. meinschaften oder Pflegewohngruppen. The development of new forms of living to- Die Entwicklung neuer Formen des Zusam- gether thus plays an important role, which menlebens hat also einen großen Stellen- will increase in the future. In this article the wert, der zukünftig noch steigen wird. In knowledge gained in many years of practice diesem Artikel werden Erkenntnisse aus der in the advice of community housing group langjährigen Praxis der Beratung gemein- initiatives is presented. Furthermore, an schaftlicher Wohngruppen-Initiativen dar- overview of the forms and development of gestellt. Zudem erfolgt eine Übersicht der community housing projects in Germany is Formen und Entwicklung gemeinschaftli- given. cher Wohnprojekte in Deutschland. Ruth Stieglitz: Wohnen im Alter in Mönchengladbach Living and Housing in Old Age in Mönchengladbach Der Beitrag beschreibt die Ziele kommunaler The article describes the aims of municipal Alterssozialplanung und stellt in Mönchen- social planning for the elderly and presents gladbach gelebte Quartiersansätze unter- neighbourhood approaches practised by dif- schiedlicher Träger vor. Als eine der wenigen ferent responsible bodies in Mönchengla- deutschen Großstädte hält die Kommune dbach. As one of the few German large cit- in Mönchengladbach einen eigenständigen ies, the municipality of Mönchengladbach Fachbereich Altenhilfe vor. Diesem Fachbe- provides an independent department “Assis- reich ist die Alterssozialplanung zugeord- tance to the elderly”. Social planning for sen- net. Ihre Aufgabe ist die (Unterstützung bei ior citizens is assigned to this department. der) Weiterentwicklung der Infrastruktur Its task is the (support of the) further devel- mit Blick auf ältere, alte und pflegebedürfti- opment of infrastructure with regard to el- ge Menschen. Dieser Auftrag muss als Quer- derly and very old persons as well as per- schnittsaufgabe verstanden werden, und sons in need of care. This assignment must zwar sowohl intrakommunal als auch bezüg- be considered as a cross-sectional task, with- lich der Investoren, Träger, Anbieter etc. in the municipality as well as with regard to Der Wohnung kommt mit zunehmendem investors, responsible bodies, providers etc. Alter eine immer größere Bedeutung zu und The importance of the dwelling increas- auch die Wohnbedürfnisse wandeln sich im es with increasing age and the housing Laufe der Zeit. Planerisch ist es besonders needs and demands are also changing in wichtig darauf zu achten, dass der Mensch the course of time. In terms of planning it in seinem gewohnten Wohnumfeld bleiben should be arranged that the person can kann, auch bei eventuell eintretenden kör- stay in his or her familiar housing environ- perlichen und geistigen Veränderungen oder ment, even if there are physical or mental Pflegebedürftigkeit. Hier kommt der direk- changes or the person is in need of care. In ten Wohnumgebung, dem Quartier, eine be- this context the direct housing environment, sondere Bedeutung zu. Da sich Quartiere the neighbourhood, is of particular impor- unterscheiden, sind unterschiedliche Ansät- tance. Since neighbourhoods differ, different ze und Ziele (weiter) zu entwickeln. An kon- approaches and objectives must be devel- kreten Beispielen werden unterschiedliche oped (further). Taking concrete examples as Vorgehensweisen dargestellt. Im Resümee cases in point, various approaches are pre- wird deutlich, dass es sich bei Quartiersar- sented. In summary it becomes clear that beit um einen ständigen, ressortübergrei- neighbourhood work is a continuous, cross- fenden Prozess handelt, bei dem Kommu- departmental process in which communica- nikation und Vernetzung und der Blick auf tion and networking and the consideration die jeweils unterschiedliche Situation in den of the respectively different situation in the Quartieren die wesentliche Rolle spielen. neighbourhoods play an important role.
VIII Kurzfassungen – Abstracts Ilse Helbrecht: Wohneigentum statt Rente? Demografischer Wandel und Altersvorsorge in acht europäischen Ländern im Vergleich Residential Property Instead of Pension? Demographic Change and Retirement Provision in Eight European Countries in Comparison Wir sehen es auf uns zukommen: Der demo- We see it coming towards us: demograph- grafische Wandel wird durch die Überalte- ic change will create the greatest problems rung und das Schrumpfen der Bevölkerung through excessive ageing and population de- das wohlfahrtsstaatliche System der Ren- cline for the welfare state system of old age tenversicherung vor allergrößte Probleme insurance. In this situation it is logical that stellen. In dieser Situation ist es folgerichtig, scientists as well as social politicians consid- dass Wissenschaftler ebenso wie Sozialpoli- er alternative forms of retirement provision: tiker ihren Blick auf alternative Formen der residential property used by the owners. Altersvorsorge richten: das selbst genutzte In this article the possible development is Wohneigentum. critically discussed on the basis of a study In diesem Beitrag wird auf der Basis ei- in eight European countries: can a high res- ner Studie in acht europäischen Ländern idential property rate really contribute to re- die zukünftig mögliche Entwicklung kri- tirement provision? What is practised at pre- tisch diskutiert: Kann eine hohe Wohneigen- sent in other European countries with higher tumsquote tatsächlich einen Beitrag zur Al- residential property rates? And which per- tersvorsorge leisten? Wie ist die Praxis derzeit spectives for retirement provision through in anderen europäischen Ländern mit einer residential property are associated with this höheren Wohneigentumsquote? Und wel- from the perspective of private residential che Perspektiven der Altersvorsorge durch property owners in Germany as well as in an Wohneigentum sind damit aus Sicht privater international comparison? Wohneigentümer in Deutschland wie auch As a result it is noted that there are clear lim- im internationalen Vergleich verbunden? itations for the use of residential property as Im Ergebnis wird festgestellt, dass es kla- a retirement provision. The limitations re- re Grenzen gibt für die Nutzung von Wohn- sult inter alia from the perceptions of pri- eigentum als Altersvorsorge. Die Be- vate households which consider residential schränkungen ergeben sich u. a. aus den property less as an economic-rational invest- Wahrnehmungen der privaten Haushal- ment (investment good), but intend to enjoy te, die Wohneigentum weniger als ökono- it, feel emotionally tied to it and would like misch-rationale Investition sehen (Investi- to bequeath it to their children (consump- tionsgut), sondern dieses im Alter genießen, tion good). Thus the life-cycle thesis cannot sich emotional daran gebunden fühlen und be confirmed. Rather, the danger of a trade- an ihre Kinder vererben möchten (Konsum- off between residential property and the wel- gut). Somit kann die Lebenszyklus-These fare state exists. nicht bestätigt werden, sondern es besteht die Gefahr eines Trade-Offs zwischen Wohn- eigentum und Wohlfahrtsstaat.
Informationen zur Raumentwicklung Heft 2.2013 125 Wohnen im Alter – Bestand und Bedarf Verena Lihs altersgerechter Wohnungen Der demografische Wandel stellt Woh- westlichen Bundesländern. Prosperierende nungseigentümer und Wohnungspolitik Regionen um Metropolen wie Berlin, Mün- vor die Aufgabe, zukunftsfähige Konzepte chen und Hamburg widersprechen hin- für altersgerechtes Wohnen zu entwickeln. gegen dem deutschlandweiten Trend des Doch was bedeutet altersgerecht? Wissen- Bevölkerungsrückgangs (BBSR 2013; BBSR schaft, Politik, Verwaltung und Planer nut- 2011: 13 f.). zen ebenso wie die Wohnungswirtschaft, Die Deutschen werden nicht nur weniger, Projektentwickler oder Internet-Wohnungs- sondern auch älter. Durch die höhere Le- portale unterschiedliche Begriffe. Beispiele benserwartung der Bevölkerung bei gleich- sind: altersgerecht, altengerecht, barriere- zeitig rückläufiger Geburtenrate nimmt der frei, barrierearm, Komfort-Wohnen, genera- Anteil älterer Menschen gegenüber dem tionen- oder seniorengerecht. Altersgerecht Anteil der Jüngeren in Deutschland stetig ist mehr als nur das Wohnen für Ältere. Die zu. Der BBSR-Raumordnungsprognose zu- Wohnungen und Häuser sollen vielmehr so folge wird die Zahl der Menschen über 65 gestaltet sein, dass sie für Menschen jeden Jahre von heute 16,9 Millionen auf rund Alters geeignet sind. Das heißt ohne Barrie- 22,3 Millionen im Jahr 2030 steigen. Da- ren bzw. mit möglichst wenigen Hindernis- mit wird mehr als jeder vierte Deutsche in sen, sofern sich Barrierefreiheit baustruktu- rund 20 Jahren älter als 65 Jahre sein. Bei rell nicht vollständig umsetzen lässt. den Hochaltrigen ist die Entwicklung noch Wohnen im Alter ist somit ein Teilaspekt ausgeprägter. Die Zahl der über 80-jährigen des altersgerechten Wohnens. Neben den wird sich mehr als verdoppeln auf über 6,4 baulichen Anforderungen an die Wohnung Millionen (BBSR 2013). Es kann also von ergeben sich auch Anforderungen an eine einer stark wachsenden Zahl älterer Men- weitgehend barrierefreie Gestaltung des schen ausgegangen werden. Wohnumfeldes, an infrastrukturelle sowie Anschaulich drückt dies auch die Generatio soziale Angebote vor Ort. nen-Relation zwischen Hochbetagten und Neben der Bedeutung des Begriffs altersge- deren Kindern aus, die als Unterstützungs- recht ist auch zu klären, was alt bedeutet. koeffizient bezeichnet wird. Das Verhält- Es existiert vor dem Hintergrund einer hö- nis der Hochbetagten (über 80-jährige) zur heren Lebenserwartung und der Vielfalt der Kindergeneration (50 bis 65-Jährige) beträgt Lebensstile keine allgemeingültige Defini- gegenwärtig 26,5. Im Jahr 2030 werden laut tion. In wissenschaftlichen Studien werden Prognose in Deutschland auf 100 Personen Senioren meist nach dem Lebensalter be- der Kindergeneration bereits rund 38 Hoch- stimmt. Grundsätzlich sind danach Perso- betagte kommen (BBSR 2012: 66 f.). nen ab 65 Jahren alt. Aufgrund statistischer Alt sein ist aber nicht mit Pflegebedürf- Abgrenzungen werden auch teilweise Men- tigkeit gleichzusetzen. Laut Pflegestatistik schen bereits ab 60 Jahren den Senioren zu- 2011 sind lediglich 12,3 % aller über 65-Jäh- geordnet. rigen in der Pflegeversicherung eingestuft. Jedoch steigt mit zunehmendem Alter die Deutschland wird älter Wahrscheinlichkeit, hilfs- und pflegebe- Laut BBSR-Raumordnungsprognose wird dürftig zu werden. Bei den Hochaltrigen die Bevölkerungszahl in Deutschland von sind bereits 31,6 % pflegebedürftig. Anders- heute rund 81 Millionen auf rund 79 Millio rum sind etwa 83 % der heute Pflegebedürf- Verena Lihs nen im Jahr 2030 sinken. Regional ergeben tigen über 65 Jahre alt. Der überwiegende Bundesinstitut für Bau-, Stadt- sich jedoch erhebliche Differenzen. Neben Teil der Pflegebedürftigen (56 %) ist 80 Jahre und Raumforschung (BBSR) einer Überzahl von Schrumpfungsregio- oder älter. Durch die Alterung der Gesell- im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung nen wird es gleichzeitig auch bedeuten- schaft wird sich unter der Annahme kons- Deichmanns Aue 31–37 de Wachstumsregionen geben. Im Osten tanter Pflegequoten die Zahl der Pflegebe- 53179 Bonn Deutschlands wird die Bevölkerungszahl dürftigen aller Voraussicht nach von heute E-Mail: insgesamt stärker abnehmen als in den rund 2,5 Millionen auf rund 3,4 Millionen verena.lihs@bbr.bund.de
Verena Lihs: 126 Wohnen im Alter – Bestand und Bedarf altersgerechter Wohnungen im Jahr 2030 erhöhen (Stabu 2013: 9; StaBu vertrauten Wohnumfeld zu leben. Woh- 2010: 29). nen im Alter assoziieren viele Menschen mit Sonderwohnformen. In der Realität Nachfrage nach altersgerechtem Wohnraum zeigt sich, dass 93 % der über 65-Jährigen steigt im normalen Wohnungsbestand wohnen. Trotz Schrumpfung der Bevölkerung ver- Selbst zwei Drittel der 90-Jährigen woh- ringert sich nicht gleichzeitig die Nachfrage nen in einer normalen Wohnung. Lediglich nach Wohnraum. Hierfür ist die Haushalts- ein vergleichsweise geringer Anteil älterer entwicklung entscheidender als die Bevöl- Menschen lebt also in Alters- oder Pflege- kerungsentwicklung. Gemäß der BBSR- heimen, gemeinschaftlichen Wohnformen Raumordnungsprognose 2030 nimmt die oder in Angeboten des Betreuten Wohnens Zahl der Haushalte in Deutschland trotz (BMVBS 2011: 27). Bevölkerungsrückgang um rund 3 % zu. Be- Das aktuelle Wohnungs- und Versorgungs- sonders die Zahl der Haushalte älterer Men- angebot entspricht derzeit nicht den Anfor- schen steigt. Die Zahl der Haushalte mit ei- derungen älterer Menschen. Gerade einmal nem Haushaltsvorstand von über 60 Jahren 570 000 der von Senioren bewohnten Woh- wächst bis 2030 auf 18,4 Millionen. Das ent- nungen sind barrierefrei bzw. barrierearm. spricht einem Zuwachs von 29 % seit 2010. (BMVBS 2011: 27; 40 ff.). Experten schätzen, Die Haushalte, in denen der Vorstand über dass lediglich 1 bis 2 % des gesamten Woh- 75 Jahre ist, werden sogar um 38 % auf über nungsbestandes in Deutschland altersge- 7 Millionen Haushalte steigen. Dagegen recht ist. Eine amtliche Statistik zur Anzahl nehmen die jüngeren Haushalte im glei- von barrierefreien und ‑armen Wohnungen chen Zeitraum um 12 % ab. besteht derzeit leider nicht. Das altersge- rechte Wohnen wird aber sowohl im Neu- Die Wohnraumnachfrage wird sich entspre- bau als auch bei anstehenden Modernisie- chend der Haushaltsstruktur verändern. rungen einen immer größeren Stellenwert Es wird immer mehr Wohnraum pro Kopf einnehmen, so dass sich demzufolge die in Anspruch genommen. Insgesamt wer- Zahl geeigneter Wohnungen für ältere Men- den Ein- und Zweipersonenhaushalte um schen langsam erhöht. Zum Beispiel sind knapp 10 % zunehmen, verstärkt die Senio- mit dem KfW-Programm „Altersgerecht renhaushalte (BBSR 2013). Umbauen“ zwischen 2009 und 2012 in rd. Es zeigen sich hierbei deutliche regionale 100 000 Wohneinheiten Barrieren beseitigt Unterschiede, insbesondere ein klares Ost- oder reduziert worden (KfW 2012). West-Gefälle. Auffällig ist die Zunahme der Von den rund 2,5 Millionen Pflegebedürf- Haushalte in Grenzregionen zu den Nieder- tigen über 65 Jahre werden zwei Drittel zu- landen, Belgien und Frankreich. Wachsen- hause versorgt, d. h. in Form von häuslicher de und schrumpfende Kreise können dabei Pflege durch Angehörige oder mit Unter- häufig nebeneinander liegen (BBSR 2011: stützung durch professionelle ambulante 13 f.). Pflegedienste (Stabu 2013: 9). Der überwie- Aus dem demographischen Wandel und gende Teil der älteren Menschen lebt in ei- insbesondere der Alterung ergibt sich die ner normalen Wohnung, auch dann, wenn Herausforderung, die Menschen mit ad- sie bereits auf Hilfe und Pflege angewiesen äquatem Wohnraum zu versorgen. Die sind. Auswirkungen der älter werdenden Bevöl- Die Wohneigentumsquote von Senioren ist kerung werden auf dem Wohnungsmarkt höher als der Bundesdurchschnitt. Rund die deutlich spürbar sein. Auch durch den Hälfte der älteren Haushalte nutzt Wohn enormen Anstieg der Pflegebedürftigen er- eigentum. Laut Mikrozensus 2010 liegt die gibt sich eine besondere Herausforderung Eigentümerquote bei den über 65-Jährigen für die Entwicklung angemessener Wohn- bei knapp 55 % (vgl. Abb. 1). Jüngere Senio- formen mit familiärer oder professioneller renhaushalte wohnen eher im Eigentum, äl- Hilfe. tere eher zur Miete (Stabu 2012: 28; BMVBS 2011: 29). Durch die starke Eigentumsbil- Wie wohnen ältere Menschen? dung ab den 1970er Jahren ist gerade bei den Der Wunsch der meisten Senioren ist, so Hochaltrigen ein Anstieg im selbstgenutzten lange wie möglich selbstständig in der Wohneigentum zu erwarten. bisherigen Wohnung oder zumindest im
Informationen zur Raumentwicklung Heft 2.2013 127 Mit zunehmendem Alter verbringen die Abbildung 1 Menschen mehr Zeit in den eigenen vier Eigentümerquote nach Altersklassen der Haushaltsvorstände in Deutschland Wänden. Ausreichende und schwellenar- me Bewegungsflächen in der Wohnung sind 60 % daher – vor allem bei Mobilitätseinschrän- kungen – wichtige Anforderungen an eine 50 % altersgerechte Wohnung. Aber auch zu große Wohneinheiten können sich im Alter Durchschnitt 40 % als nicht bedarfsgerecht erweisen. Ältere Eigentümerquote 44,2 % Menschen verfügen insgesamt über höhere Pro-Kopf-Wohnflächen. Dies ist vor allem 30 % auf den hohen Anteil von Ein- und Zwei- personenhaushalten bei Senioren zurück- 20 % zuführen. Zudem ist der Remanenzeffekt zu beachten, demzufolge die meisten älteren 10 % Menschen auch nach Auszug der Kinder und nach dem Tod des Partners in der bis- 0% lang bewohnten Immobilie bleiben (BBSR unter 25 25 bis 30 bis 40 bis 50 bis 60 bis 65 und unter 30 unter 40 unter 50 unter 60 unter 65 älter 2011: 23 f.). Datenbasis: BBSR-Wohnungsmarktbeobachtungssystem; Statistisches Bundesamt: Mikrozensus 2010, Zusatzerhebung Wohnen. Zahlreiche Barrieren in Wohnungen Quelle: BBSR 2013 älterer Menschen Der aktuell von Senioren bewohnte Bestand weist vielfältige Mängel hinsichtlich einer Abbildung 2 bedarfsgerechten Nutzung im Alter auf. Zugang zur Wohnungstür der befragten Haushalte 65+ Stufen und Schwellen im Eingangsbereich, 50 50 nicht barrierefreie Zugänge zu Balkonen 50 und Terrassen sowie nicht altersgerechte Bäder stellen die häufigsten Probleme für 40 40 40 40 mobilitätseingeschränkte Menschen dar. Dies quantifizierte erstmals die repräsenta- 30 30 tive Befragung des BMVBS/BBSR zur Wohn- 30 30 situation von 1000 Privathaushalten, in de- 20 20 nen mindestens eine Person im Alter von 65 20 20 Jahren oder älter lebt. Rund drei Viertel der 10 10 Seniorenhaushalte müssen Treppenstufen 10 10 beim Zugang zum Haus überwinden, etwa 0 0 die Hälfte muss zusätzlich Stufen zur Woh- 0 0 Stufen bis zu mehr als keine keine Trennung nung bewältigen (vgl. Abb. 2) – nur jedem 3 Stufen 3 Stufen Stufen zwischen Haus- zehnten Haushalt stehen dabei technische und Wohnungstür Hilfen zur Verfügung (BMVBS 2011: 35 f.). Quelle: BMVBS, 2011 Die Ausstattungsqualität der Sanitäran- lagen ist ein zentrales Kriterium für eine selbstständige Lebensführung im Alter. Zu ren insbesondere bei Einfamilienhäusern geringe Bewegungsflächen und zu schma- die Lebensführung. Für mobilitätseinge- le Badezimmertüren können die altersge- schränkte Menschen sind wohnungsbezo- rechte Nutzung beeinträchtigen – vor allem gene Freiräume wie Garten, Terrasse oder dann, wenn Menschen auf Gehhilfen wie Balkon bisweilen der einzige Zugang zu Au- Gehstock, Rollator und/oder Rollstuhl an- ßenbereichen. Rund jeder zehnte Senioren- gewiesen sind. Ebenso schränken zu hohe haushalt verfügt weder über eine Terrasse Schwellen zur Dusche oder das ausschließ- noch einen Balkon. Vorhandene Freiräume liche Vorhandensein einer Badewanne die können überwiegend nur über Schwellen Nutzung im Alter erheblich ein und erhö- erreicht werden. In nur 43,5 % der Senioren- hen zudem die Sturzgefahr. haushalte sind Balkon und/oder Terrasse Auch im Wohnbereich gibt es viele Bar- nahezu schwellenfrei zugänglich (BMVBS rieren: Innen liegende Treppen erschwe- 2011: 36 f.).
Verena Lihs: 128 Wohnen im Alter – Bestand und Bedarf altersgerechter Wohnungen Die Lage der Wohnung ist für eine selbst- einschränkungen. Hochgerechnet auf die ständige Lebensführung entscheidend. insgesamt 11 Millionen Seniorenhaushalte Knapp zwei Drittel der Senioren leben in in Deutschland müssten somit derzeit rund Randlagen von Städten oder außerhalb von 2,5 Millionen Wohnungen altersgerecht Ortschaften. Jeder vierte bis fünfte Senio- ausgestattet sein. Bis 2020 wird von einem renhaushalt beklagt infrastrukturelle Ver- Bedarf von ca. 3 Millionen Wohnungen aus- sorgungsmängel in seinem Wohnumfeld: gegangen (BMVBS 2011: 53; DV 2009: 14). Weder öffentliche Verkehrsmittel, noch Um die schon bestehende und künftig medizinische Einrichtungen oder Einkaufs- wachsende Versorgungslücke zu schließen, möglichkeiten zur Deckung des täglichen müssen somit zahlreiche altersgerechte Bedarfs sind fußläufig erreichbar. Vor allem Wohneinheiten geschaffen werden. Dieser die selbstgenutzten Ein- und Zweifamilien- Bedarf wird nicht allein durch Neubauten häuser befinden sich überwiegend in un- gedeckt werden können. Vielmehr muss der günstigen Ortslagen (BMVBS 2011: 51 f.). Wohnungsbestand umfassend angepasst Diese wenigen Eckwerte zeigen deutlich, werden. Dabei benötigen neben der enge- dass der aktuelle Wohnungsbestand, der ren Zielgruppe der Senioren auch Familien Modernisierungsumfang und auch der oder Menschen mit Handicaps Wohnungen Wohnungsneubau den Dimensionen der und Wohnquartiere, die ein selbstständiges sich zukünftig weiter zuspitzenden Anfor- Wohnen und Leben im Alltag ermöglichen. derungen nicht gerecht werden können. Der hohe Investitionsbedarf für den kurz- Die altersgerechte Wohnraumversorgung fristig zu schaffenden barrierefreien/-redu- wird sich zu einem flächendeckenden Pro- zierten Wohnstandard wurde anhand von blem in Deutschland entwickeln. Beispielrechnungen in der Expertenkom- mission „Wohnen im Alter“ deutlich. Die Bedarf an altersgerechten Wohnungen Kosten wurden für typische Maßnahmen Fakt ist: Angesichts der Tatsache, dass die bei der Bestandsanpassung differenziert Senioren überwiegend zuhause alt werden nach allgemeinen Modernisierungsauf- möchten, sind zu wenige altersgerechte wendungen und dem Mehraufwand für die Wohnungen vorhanden. Es kann davon Schaffung von Barrierefreiheit/-reduzie- ausgegangen werden, dass die steigende rung durch Architekten und Wohnungsan- Zahl der Altershaushalte zu einer erhöhten bieter ermittelt. Hochgerechnet ergibt sich für die kurzfristig benötigten 2,5 Millionen Nachfrage nach altersgerechten Wohnun- Wohnungen ein spezifischer Mehraufwand gen führen wird. von 18 Milliarden Euro und ein gesamtes Braucht nun aber jeder Seniorenhaushalt Investitionsvolumen von knapp 39 Milliar- eine altersgerechte Wohnung? Grund- den Euro (DV 2009: 12 ff.). sätzlich sollte jede Person in einer für sie Hinzu kommt die steigende Nachfrage geeigneten Wohnung leben können. Mit nach medizinischen und pflegebedingten zunehmendem Alter nehmen körperli- Leistungen durch die wachsende Grup- che Einschränkungen zu. Hindernisse zur pe der Hochbetagten. Diese Altersgruppe und in der Wohnung werden zunächst als ist für die Alltagsbewältigung verstärkt auf störend, zunehmend jedoch als unüber- Hilfe angewiesen, auch wenn noch keine windlich wahrgenommen. Im Sinne einer Pflegebedürftigkeit vorliegt. Die Wohnun- selbstständigen Lebensführung kann auch gen müssen nach besonderen Kriterien zur eine frühzeitige Anpassung sinnvoll sein, Hilfe und ggf. späteren Pflege angepasst um zum Beispiel Stürze zu vermeiden. Fest werden. Neben den baulichen Anforde- steht, dass der Bedarf deutlich höher ist als rungen ist aber auch das vorhandene Hil- die bereits vorhandenen rund 570 000 al- fe- und Unterstützungspotenzial in den tersgerechten Wohnungen. Blick zu nehmen. Die Hilfe durch Ange- Nimmt man für die Berechnung des drin- hörige, vor allem durch die Kinder, ist hier gendsten Bedarfs lediglich die Haushalte von besonderer Bedeutung. Das Verhältnis mit mobilitätseingeschränkten, älteren der Hochbetagten zur Kindergeneration, Menschen in den Blick, zeigen sich deut- der sogenannte Unterstützungskoeffizient, lich die Ausmaße der Herausforderungen. wird sich zukünftig deutlich verschlechtern Aktuell leben in 22,6 % der befragten Senio (BBSR 2012: 66 f.). Auch dies unterstreicht renhaushalte Menschen mit Bewegungs- die Sinnhaftigkeit einer rechtzeitigen An-
Informationen zur Raumentwicklung Heft 2.2013 129 passung der Wohnung, um eine möglichst Karte 1 lange selbstständige Lebensführung zu ge- Modellvorhaben zum altersgerechten Umbau währleisten. Die zunehmende Alterung und DK der Bevölkerungsrückgang erfordert Anpas- sungen der Daseinsvorsorge. Eine altersge- recht ausgestattete Wohnung ohne geeigne- Kiel tes Versorgungsangebot im Umfeld ist nicht Cuxhaven Bützow zielführend. Der höchste Anpassungsbedarf wird vor allem in den peripheren Regionen der neuen Länder erwartet, wo auch die Bremen Neuruppin demografischen Veränderungen am stärks- PL ten ausgeprägt sind und die Regionen eine Berlin geringe Siedlungs- und Bevölkerungsdichte Osnabrück NL aufweisen. Probleme ergeben sich insbe- sondere dort, wo infrastrukturelle Angebote Hamm schlecht erreichbar sind (BBSR 2012: 94 f.). Wuppertal Altena Zeitz Modellvorhaben zum altersgerechten Köln Umbau Chemnitz BE Da der zusätzliche Bedarf an altersge- rechten Wohnungen nur teilweise durch Teuschnitz CZ Neubauten gedeckt werden kann, muss LU Bensheim der Bestand an die zukünftigen Herausfor- derungen angepasst werden. Dabei sind Speyer besondere technische und ökonomische Herausforderungen zu bewältigen. Für die FR Anpassung von Zugängen zur Wohnung, Tübingen zum Balkon und auch für Veränderun- München gen im Bad stehen zahlreiche, bedarfsge- AT rechte Lösungen zur Verfügung. Neben der DIN 18040 Teil 2 für den barrierefreien CH Wohnungs(neu)bau geben vor allem die Technischen Mindestanforderungen im Modellvorhaben Wohnen Modellvorhaben Infrastruktur KfW-Programm „Altersgerecht Umbauen“ sinnvolle Hinweise zum Abbau oder der Quelle: BBSR 2012 Vermeidung von Barrieren, wenn aus bau- strukturellen Gründen keine Barrierefrei- Die Modellvorhaben bestätigten, dass beim heit hergestellt werden kann (KfW 2013a). altersgerechten Umbau generell – aber im Mit Fokus auf die altersgerechte Anpas- Besonderen bei den selbstnutzenden Ei- sung des Wohnungsbestands wurden auf gentümern und privaten Vermietern – ein Initiative von BMVBS und BBSR zwischen behutsamer Umgang mit dem Thema not- 2010 und 2012 Modellvorhaben zum al- wendig ist. Noch wird besonderer Bedarf tersgerechten Umbau von Wohngebäu- im Alter eher tabuisiert. Für die qualifizierte den, Wohnquartieren sowie sozialer Infra- Beratung ist Vertrauen und ein langer Atem struktur gefördert (vgl. Karte 1). Mit den notwendig, um die Menschen von Anpas- Vorhaben wurden zum Beispiel durch Be- sungsmaßnahmen zu überzeugen und die- ratungs- und Moderationsangebote, Öffent- se auch umzusetzen. Dazu sollte eine po- lichkeitsarbeit oder durch das Aufzeigen sitive, anschauliche, ganzheitliche und auf von bautechnischen Lösungen verbesserte die Zielgruppe abgestimmte Information Rahmenbedingungen für die altersgerechte erfolgen. Neben der Darstellung baulicher Wohnraumanpassung vor Ort geschaffen. Anpassungsmöglichkeiten sollten auch Zudem haben die Modellvorhaben wichtige Kostenkalkulationen und Förderoptionen Impulse für die Weiterentwicklung des KfW- aufgezeigt werden. Die Technischen Min- Programms „Altersgerecht Umbauen“ und destanforderungen des KfW-Programms der Technischen Mindestanforderungen „Altersgerecht Umbauen“ haben sich dabei gesetzt (BMVBS 2012: 3 f.). in der Praxis bewährt und bieten eine gute
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