Wohnen im Alter - Heft 2.2013 Informationen zur Raumentwicklung - BBSR

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Wohnen im Alter - Heft 2.2013 Informationen zur Raumentwicklung - BBSR
Wohnen im Alter

Heft 2.2013

Informationen zur Raumentwicklung
Wohnen im Alter - Heft 2.2013 Informationen zur Raumentwicklung - BBSR
Inhalt                        Heft 2.2013

		                                                                                                                  Seite
Rolf Müller                   Einführung                                                                                  I

                              Kurzfassungen – Abstracts                                                                 III

Verena Lihs                   Wohnen im Alter – Bestand und Bedarf altersgerechter Wohnungen                         125

Rolf G. Heinze                Altengerechtes Wohnen: Aktuelle Situation, Rahmenbedingungen
                              und neue Strukturen                                                                    133

Markus Foltin                 Aus der Praxis eines Demografiebeauftragten:
                              Bensheims Antwort auf den demografischen Wandel                                        147

Monika Schneider              Aufgabe und Struktur der Beratungsstellen zur Wohnraumanpassung                        155

Eckhard Feddersen             Für ein altersloses Wohnen – Barrieren reduzierender Umbau
                              im Universal Design                                                                    167

Micha Fedrowitz               Das gemeinschaftliche Wohnen für Ältere                                                177
Sabine Matzke

Ruth Stieglitz                Wohnen im Alter in Mönchengladbach                                                     189

Ilse Helbrecht                Wohneigentum statt Rente? Demografischer Wandel und
                              Altersvorsorge in acht europäischen Ländern im Vergleich                               197

Herausgeber                   Bundesinstitut für Bau-, Stadt-           Redaktionsschluss: 11. März 2013
                              und Raumforschung (BBSR)
                              im Bundesamt für Bauwesen                 Die Beiträge werden von der Schriftleitung/
                              und Raumordnung (BBR)                     wissenschaftlichen Redaktion gezielt akquiriert.
                                                                        Der Herausgeber übernimmt keine Haftung für
Schriftleitung                Harald Herrmann                           unaufgefordert eingesandte Manuskripte.
                              Markus Eltges                             Die vom Autor vertretene Auffassung ist
                              Robert Kaltenbrunner                      nicht unbedingt mit der des Herausgebers
                                                                        identisch.
Wissenschaftliche Redaktion   Verena Lihs
                                                                        Bezugsbedingungen: Jahresabonnement
Redaktionelle Bearbeitung     Friederike Vogel und Katharina Urbaniak   72,00 € (6 Hefte einschl. Register), zzgl. Ver-
                                                                        sandkosten (Inland: 10,80 €, Ausland: 19,80 €);
Druck                         Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung    Einzelheft 19,00 € (versandkostenfrei) – Preise
                                                                        incl. MwSt. Ein Abonnement gilt, falls nicht be­
                                                                        fristet bestellt, zur Fortsetzung bis auf Widerruf.
Verlag und Vertrieb           Franz Steiner Verlag
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                              Birkenwaldstraße 44
                                                                        zum Ablauf eines Jahres erfolgen und müssen
                              70191 Stuttgart
                                                                        bis zum 15. November des laufenden Jahres
                              Telefon +49 711 2582-0
                                                                        beim Verlag eingegangen sein.
                              Telefax +49 711 2582-390
                                                                        Siehe: www.bbsr.bund.de/BBSR/IzR
                              service@steiner-verlag.de
                              und Buchhandel                            Nachdruck und Vervielfältigung:
                                                                        Alle Rechte vorbehalten

ISSN 0303 – 2493
Wohnen im Alter - Heft 2.2013 Informationen zur Raumentwicklung - BBSR
Informationen zur Raumentwicklung
Heft 2.2013                                                                                                                      I

   Wohnen im Alter

Einführung                                                                                         Rolf Müller

Deutschland wird weniger, älter und bun-           im eigenen Haus leben möchte. So lange
ter: Schrumpfung und Alterung sind zen-            wie möglich selbstständig bleiben, ist die
trale Begriffe der Zukunft. Der demogra-           oberste Priorität. Mit zunehmendem Alter
phische Wandel stellt die Gesellschaft vor         nehmen körperliche Einschränkungen zu,
große Herausforderungen. Mit einem län-            der Wohnalltag wird beschwerlicher. Bisher
geren Leben werden sich die Biografien             ist aber lediglich ein sehr geringer Teil der
und die Lebensstile der Menschen ändern.           Wohnungen altersgerecht, während über
Der letzte Lebensabschnitt – zumeist mit           90 Prozent der über 65-Jährigen und sogar
der Rente beginnend – wird länger und die          zwei Drittel der Pflegebedürftigen im nor-
Menschen nutzen die gewonnenen Jahre               malen Wohnungsbestand wohnen. Somit
sehr vielfältig. Im Ruhestand spielen neben        ist davon auszugehen, dass aufgrund der
Freizeitaktivitäten auch Bildung und Beruf         Zunahme von Altershaushalten die Nach-
eine verstärkte Rolle. Alt ist nicht gleich alt.   frage nach altersgerechten Wohnungen mit-
Die Wissenschaft differenziert meist nach          telfristig deutlich ansteigen wird.
zwei verschiedenen Altersgruppen: die jun-
                                                   Für den Wohnungsbestand bedeutet dies,
gen Alten (65 bis 79 Jahre) und die Hoch-
                                                   dass sich das bereits existierende Ange-
altrigen (ab 80 Jahre). Alter ist nicht mit
                                                   botsdefizit in Zukunft noch verstärken wird.
Gebrechlichkeit oder Pflegebedürftigkeit
                                                   Im Fokus steht damit die individuelle und
gleichzusetzen. Die meisten Menschen er-
                                                   strukturelle Anpassung zu altersgerechtem,
reichen heute das „Alter“ bei guter Gesund-
                                                   d. h. barrierefreiem oder barriere­  armem,
heit. Jeder möchte sein Leben unabhängig
                                                   Wohnraum. Die Anforderungen an die Woh-
vom biologischen Alter aktiv und selbstbe-
                                                   nungsversorgung gehen zudem über die
stimmt gestalten. Die Alterung der Gesell-
                                                   Bereitstellung alterstauglicher Wohnungen
schaft erfordert und bietet gleichermaßen
                                                   deutlich hinaus. Gefragt sind insbesondere
Potenziale für bürgerschaftliches Engage-
                                                   ein barrierefreies Wohnumfeld, wohnort-
ment und gegenseitige Hilfe.
                                                   nahe Infrastruktur und die Inte­gration von
Vor diesem Hintergrund sind gerade auch            sozialen Angeboten wie Nachbar­      schafts­
die Wohnraumversorgung und die Wohn-               treffs oder Beratungsstellen. Hier können
bedingungen der älter werdenden Gesell-            Wohnungsanbieter zusammen mit anderen
schaft ein wichtiges Handlungsfeld. Die            Akteuren, wie Kommunen und Wohlfahrts-
Bevölkerung wird in Deutschland laut               verbänden, dazu beitragen, dass das soziale
BBSR-Raumordnungsprognose auf rund 79              Zusammenleben unter und zwischen den
Millionen im Jahr 2030 sinken. Der Anteil          Generationen gestärkt wird. Darüber hin-
älterer Menschen in Deutschland nimmt              aus muss sich das Wohnungsangebot auch
dagegen stetig zu. Insbesondere wird die           für neue Wohnformen öffnen.
Zahl der Hochbetagten und pflegebedürfti-
                                                   Gerade für die Städte und Gemeinden er-
gen Menschen wachsen. Die Regionen sind
                                                   geben sich erhebliche Herausforderungen
dabei sehr unterschiedlich von der demo-
                                                   durch den demografischen Wandel. Vor
grafischen Entwicklung betroffen. Die Aus-
                                                   Ort ist die Zunahme älterer Menschen un-
wirkungen auf den Wohnungsmarkt werden
                                                   mittelbar spürbar. Es wird Stadtteile und
deshalb unterschiedlich stark, aber überall
                                                   Regionen geben, die sowohl mit verstärk-        Rolf Müller
in Deutschland deutlich spürbar sein.
                                                   tem Bevölkerungsrückgang als auch mit           Bundesinstitut für Bau-, Stadt-
Es stellt sich die Frage: Wie wohnen ältere        einer zunehmenden Alterung umgehen              und Raumforschung (BBSR) im
Menschen und wie möchten sie zukünf-               müssen. Die zahlreichen Programme der           Bundesamt für Bauwesen und
                                                                                                   Raumordnung
tig wohnen? Zahlreiche Studien belegen,            Städtebauförderung des Bundes und der
                                                                                                   Deichmanns Aue 31–37
dass der überwiegende Teil der Menschen            Länder bieten sich an, die Belange älterer      53179 Bonn
im Alter in vertrauter Umgebung und da-            Menschen stärker zu berücksichtigen. So         E-Mail:
mit in der angestammten Wohnung oder               erlaubt eine gezielte Innenentwicklung die      rolf.mueller@bbr.bund.de
Wohnen im Alter - Heft 2.2013 Informationen zur Raumentwicklung - BBSR
II   Einführung

     Erhaltung zentraler Versorgungsbereiche       darf altersgerechter Wohnungen. Zudem
     mit altersgerechter Infrastruktur und gene-   werden Erfahrungen und zentrale Ergebnis-
     rationenübergreifenden Angeboten. Auch        se der Modellvorhaben zum altersgerech-
     die Beteiligung der älteren Bevölkerung ist   ten Umbau von Wohngebäuden und Infra-
     möglich.                                      struktur dargestellt.
     Bereits 2008 hat das BBSR die Kommis­         Rolf G. Heinze gibt einen empirischen Über-
     sion „Wohnen im Alter“ des Deutschen          blick zur Wohnsituation älterer Menschen
     Verbands für Wohnungswesen, Städtebau         in Deutschland und untersucht die Einbin-
     und Raumordnung begleitet. Diskutiert         dung ins Quartier und in soziale Netzwer-
     wurden sowohl Bestand und Bedarf alters-      ke als eine wichtige Voraussetzung für eine
     gerechter Wohnungen als auch bestehende       selbstständige Lebensführung.
     Rahmenbedingungen und Fördermöglich-
                                                   Markus Foltin skizziert die Aufgabe eines
     keiten. Der Abschlussbericht enthält zahl-
                                                   kommunalen Demografiebeauftragten und
     reiche Empfehlungen zur Förderung des
                                                   zeigt, wie sich durch Öffentlichkeitsarbeit
     Wohnens für Ältere und ist im September
                                                   und Beratung die Bürger für das Thema
     2009 erschienen. Parallel dazu wurde das
                                                   Wohnen im Alter und die Anpassung von
     Ressortforschungsprojekt „Wohnen im Al-
                                                   Einfamilienhäusern erfolgreich sensibilisie-
     ter – Marktprozesse und wohnungspoliti-
                                                   ren lassen.
     scher Handlungsbedarf“ vom Kuratorium
     Deutsche Altershilfe durchgeführt. Darüber    Die Aufgaben und die Struktur von Wohn-
     hinaus sind in den letzten drei Jahren Mo-    beratungen in Deutschland werden im Bei-
     dellvorhaben zum altersgerechten Umbau        trag von Monika Schneider aufgezeigt. Was
     von Wohngebäuden und Infrastruktur von        gehört zu einer ordentlichen Beratung und
     BMVBS und BBSR betreut und erforscht          wer nimmt diese Leistungen in Anspruch?
     worden. Das BBSR sieht das „Wohnen im         Darüber hinaus werden auch die Förder-
     Alter“ als einen überaus wichtigen Teil-      möglichkeiten zum altersgerechten Umbau
     markt des Wohnungsmarkts und sieht drin-      erläutert.
     genden Handlungsbedarf bei Vermietern
                                                   Welche Möglichkeiten des altersgerechten
     sowie bei selbstnutzenden Eigentümern,
                                                   Umbaus im Wohnungsbestand bestehen,
     um eine geeignete Wohnraumversorgung
                                                   zeigt Eckhard Feddersen in seinem Beitrag
     für ältere Menschen zu gewährleisten.
                                                   an praxisorientierten Beispielen auf. „Uni-
     Die Vielfalt des Themas „Wohnen im Alter“     versal Design“ unterstreicht dabei den Nut-
     drückt sich auch in dem vorliegenden IzR-     zen der Wohnungsanpassung auch für an-
     Heft aus, in dem das Thema aus verschie-      dere Zielgruppen als nur Senioren.
     denen Blickrichtungen wissenschaftlich be-
                                                   Der Beitrag von Micha Fedrowitz und
     leuchtet wird. Wie wohnen ältere Menschen,
                                                   Sabine Matzke zeigt die Rolle und Bedeu-
     welche Wohnformen werden zukünftig an
                                                   tung gemeinschaftlicher Wohnformen für
     Bedeutung gewinnen, was benötigen ältere
                                                   ältere Menschen. Aus ihrer langjährigen Er-
     Menschen für ein selbstbestimmtes Leben?
                                                   fahrung in der Projektentwicklung berich-
     Neben baulichen Anforderungen zur Her-
                                                   ten sie über Projekttypen, Rechtsformen
     stellung von Barrierefreiheit und Altersge-
                                                   und Voraussetzungen für eine erfolgreiche
     rechtigkeit vor allem im Wohnungsbestand
                                                   Umsetzung.
     wird auch die Sensibilisierung von Fach-
     leuten und Bürgern in den Blick genom-        Ruth Stieglitz referiert ebenfalls aus der
     men. Hierzu zählen neben einer Bestands-      kommunalen Praxis über die Versorgung
     aufnahme auch die Perspektiven für das        von Pflegebedürftigen in der Altenhilfe. Da-
     Wohnen älterer Menschen bis hin zur Ver-      rüber hinaus werden Projekte und Optio-
     sorgung von Pflegebedürftigen. Dabei wird     nen dargestellt, bei der sich Bürger aktiv an
     zum einen der Bedarf der älteren Haushalte    der Quartiersentwicklung beteiligen.
     auf der Nachfrager- und Anbieterseite vor-    Ilse Helbrecht untersucht, welche Rolle das
     gestellt. Zum anderen werden Aufgaben         selbstgenutzte Wohneigentum für die Al-
     und Strategien von Kommunen betrachtet        tersvorsorge spielt und vergleicht die Er-
     und lokale Handlungsansätze aufgezeigt.       gebnisse mit den Rahmenbedingungen an-
     Verena Lihs erörtert in ihrem Grundlagen-     derer europäischer Länder.
     beitrag vor dem Hintergrund demografi-
     scher Entwicklungen den Bestand und Be-
Wohnen im Alter - Heft 2.2013 Informationen zur Raumentwicklung - BBSR
Informationen zur Raumentwicklung
Heft 2.2013                                                                                        III

Kurzfassungen – Abstracts

Verena Lihs:
Wohnen im Alter – Bestand und Bedarf altersgerechter Wohnungen
Stock and Demand of Age-Appropriate Housing

In diesem Beitrag wird zunächst ein Über-        In this article an overview is given initially
blick über den demografischen Wandels ge-        about demographic change. Particularly the
geben. Insbesondere das Phänomen der Al-         phenomenon of ageing has noticeable im-
terung hat spürbare Auswirkungen auf die         pacts on housing demand and on the high-
Wohnungsnachfrage und auf die höheren            er requirements for the supply of housing for
Anforderungen der Wohnraumversorgung             elderly persons.
älterer Menschen.                                The results of a representative survey of
Die Ergebnisse einer repräsentativen Befra-      households with elderly persons indicate on
gung von Seniorenhaushalten verdeutlichen        the one hand the general housing situation
zum einen die allgemeine Wohnsituation           and on the other hand the numerous barri-
und zum anderen zeigen sie die zahlrei-          ers with which elderly persons are confront-
chen Barrieren auf, mit denen älteren Men-       ed in their dwellings and housing environ-
schen in Wohnung und Wohnumfeld kon-             ments. On the whole it is confirmed that the
frontiert sind. Insgesamt bestätigt sich, dass   demand for housing that is suitable for el-
bereits heute und in verstärktem Umfang          derly persons is already greater than the ex-
auch zukünftig der Bedarf an altersgerech-       isting stock today and to a larger extent in
ten Wohnungen größer ist als der vorhande-       the future. In order to be able to quantify the
ne Bestand. Um den Bedarf quantifizieren         demand, however, an exact definition of the
zu können, wird jedoch eine genaue Abgren-       user group is required.
zung der Nutzergruppe benötigt.                  For the conversion of the existing stock that
Für den altersgerechten Umbau des Be-            is suitable for old age, information and sup-
stands sind Informationen und Unterstüt-         port from house-owners is necessary. Here
zung von Wohnungseigentümern notwendig.          the cooperation of the municipalities with
Hier kann die Kooperation von Kommu-             advice offers or multipliers such as crafts-
nen mit Beratungsangeboten oder Multi-           men and architects can bring about positive
plikatoren wie Handwerkern und Architek-         synergy effects. Furthermore, the housing ad-
ten positive Synergieeffekte erzeugen. Die       aptation should be accompanied by the de-
Wohnungsanpassung sollte zudem mit der           sign of neighbourhoods that is suitable for
Gestaltung altersgerechter Quartiere, d.h. öf-   old age, i.e. public space without barriers,
fentlicher Raum ohne Barrieren, vielfältige      varied infrastructural offers as well as meet-
infrastrukturelle Angeboten sowie Möglich-       ing opportunities.
keiten der Begegnung, einhergehen.

Rolf G. Heinze:
Altengerechtes Wohnen: Aktuelle Situation, Rahmenbedingungen und
neue Strukturen
Suitable Housing for the Elderly: Current Situation, General Framework
and New Structures
Möglichst lange selbstständig zu Hause zu        To live at home within one’s own four walls,
leben, selbst im Falle gesundheitlicher Ein-     even in the case of health restrictions, is the
schränkungen, ist der dominante Wunsch           dominant wish of elderly persons in Ger-
der Älteren in Deutschland. Dies bestätigen      many. This is confirmed by the results of
die Ergebnisse der Generali Altersstudie, die    the Generali Old-age Survey, which also in-
zudem auf eine hohe Zufriedenheit mit der        dicates a high satisfaction with the hous-
Wohnen im Alter - Heft 2.2013 Informationen zur Raumentwicklung - BBSR
IV   Kurzfassungen – Abstracts

     Wohnsituation hinweisen. Allerdings werden        ing situation. However, dwellings which are
     dafür auch adäquat altengerecht gestaltete        adequately designed with elderly persons
     Wohnungen in Kombination mit Dienstleis-          in mind are required for this purpose, with
     tungen und einem altengerechten Wohnum-           services and a housing environment that is
     feld benötigt. Gleichwohl bezeichnen nur 31       suitable for the elderly. Nevertheless, only
     Prozent der 65- bis 85-Jährigen ihre Woh-         31 percent of the persons aged 65-85 de-
     nung bzw. ihr Haus als altengerecht, 65 Pro-      scribe their dwelling or their house as suita-
     zent sagen, dass dies nur eingeschränkt der       ble for old age, 65 percent say that this true
     Fall sei. Wenn man nicht mehr vollkommen          only with limitations. If one can no longer
     selbstständig leben kann, ist von den Befrag-     live completely independently, the preferred
     ten die bevorzugte Wohnoption die eigene          housing option of the surveyed persons is the
     Wohnung mit Pflegedienst.                         own dwelling with a care service. As the pop-
                                                       ulation becomes older, there is the tenden-
     Mit der älter werdenden Bevölkerung wächst
                                                       cy for an increasing need of supporting ser-
     tendenziell der Bedarf an unterstützenden
                                                       vices and intelligent assistance systems for
     Dienstleistungen und intelligenten Assis-
                                                       housing that is suitable for elderly persons.
     tenzsystemen für altengerechtes Wohnen.
                                                       Networked housing in this connection does
     Vernetztes Wohnen meint in diesem Zusam-
                                                       not only mean conversions that are suita-
     menhang nicht nur den altengerechten Um-
                                                       ble for old age and the integration of techni-
     bau und die Einbindung von technischer As-
                                                       cal assistance, but also the networking with
     sistenz, sondern auch die Vernetzung mit
                                                       health care agencies and the housing neigh-
     Gesundheitsakteuren und dem Wohnquar-
                                                       bourhood. Here social networks must be cre-
     tier. Hier müssen soziale Netzwerke aufge-
                                                       ated and offers must be developed that pro-
     baut und Angebote entwickelt werden, die
                                                       vide for a stepwise transition from complete
     einen gleitenden Übergang von absoluter
                                                       independence to caring and nursing support.
     Selbstständigkeit bis zu betreuender und
                                                       In isolated cases these are already available,
     pflegender Unterstützung beinhalten. Ver-
                                                       but one can assume a growing demand for
     einzelt gibt es diese schon, allerdings ist von
                                                       networked housing structures.
     einer wachsenden Nachfrage nach vernetz-
     ten Wohnstrukturen auszugehen.

     Markus Foltin:
     Aus der Praxis eines Demografiebeauftragten: Bensheims Antwort auf den
     demografischen Wandel
     From the Practice of a Demographic Representative: Bensheim’s Answer to
     Demographic Change

     In Bensheim (Mittelstadt in Südhessen)            In Bensheim (a medium-sized city in south-
     wurde 2007 der erste Demografiebeauftrag-         ern Hesse) the first demographic represent-
     te einer hessischen Kommune tätig. Zu den         ative of a municipality in Hesse became
     vielfältigen Aufgaben eines Demografiebe-         active in 2007. The varied tasks of a demo-
     auftragten gehören das Erstellen von Bevöl-       graphic representative include the draw-
     kerungsprognosen und -monitorings, die            ing up of population prognoses and moni-
     Durchführung von Demografie-Checks und            toring, the implementation of demographic
     Projekten, Öffentlichkeitsarbeit und die in-      checks and projects, public relations and in-
     dividuelle Beratung von Bürgern. Von 2009         dividual counselling for citizens. From 2009
     bis 2012 wurden in Bensheim Modellpro-            to 2012 pilot projects were realized with the
     jekte zum Thema altersgerechter und bar-          objective of adapting residential buildings
     rierefreier Umbau von Wohngebäuden um-            to the needs of the elderly and achieving bar-
     gesetzt, auf die in diesem Beitrag näher          rier-free housing. This is considered in great-
     eingegangen wird. Im Herbst 2012 fand             er detail in this article. In autumn 2012 a
     eine Demografiewoche mit über 33 un-              Demographic Week with more than 33 dif-
     terschiedlichen Veranstaltungen und An-           ferent events and offers took place, which
     geboten statt, die den Umgang der Stadt           was devoted to Bensheim’s way of dealing
     Bensheim mit dem demografischen Wan-              with demographic change. Finally the im-
     del thematisierte. Zum Schluss wird die           portance of networks which keep the city
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Informationen zur Raumentwicklung
Heft 2.2013                                                                                           V

Wichtigkeit von Netzwerken, welche die            lively is emphasized, and it is asserted that
Stadt lebendig halten, hervorgehoben und          the “networked city” is the city of the future,
die Behauptung aufgestellt, dass die „Ver-        which takes up challenges such as that of de-
netzte Stadt“ die Stadt der Zukunft ist, die      mographic change but also makes use of the
Herausforderungen wie die des demografi-          chances associated with it.
schen Wandels schultert, aber ebenso des-
sen Chancen nutzt.

Monika Schneider:
Aufgabe und Struktur der Beratungsstellen zur Wohnraumanpassung
Task and Structure of the Advice Centres for the Adaptation of Housing
Space

Beratung zur Wohnungsanpassung ist eine           Advice on the adaptation of housing space
soziale Dienstleistung, die seit den 1980er       is a social service that was developed out of
Jahren aus der Altenhilfe heraus entwickelt       the services for elderly people since the 1980’s.
wurde. Das Angebot richtet sich hauptsäch-        The offer is predominantly directed to elder-
lich an Ältere und Menschen mit Behin-            ly persons and persons with disabilities. The
derung. Durch gezielte Maßnahmen soll             aim is to enable or make it easier for per-
es Menschen mit körperlichen Einschrän-           sons with bodily disabilities to live indepen-
kungen ermöglicht oder erleichter werden,         dently in their own dwelling through target-
selbstständig in der eigenen Wohnung zu le-       ed measures. The advice aims at building
ben. Die Beratung zielt auf baulichen Maß-        measures, the use of aids and the change of
nahmen, den Einsatz von Hilfsmitteln, die         the equipment of the dwelling as well as the
Veränderung der Wohnungsausstattung so-           move to a more suitable dwelling.
wie den Umzug in eine geeignetere Woh-            In addition to advice on the measures, infor-
nung ab.                                          mation is also given on financing possibili-
Neben der Beratung zu den Maßnahmen               ties, offers of support during the realisation
werden auch Hinweise zu Finanzierungs-            and on the accompaniment of the measures.
möglichkeiten,      Unterstützungsangeboten       There is great demand for the advice on fi-
bei der Durchführung und die Begleitung           nancing possibilities. Depending on the in-
der Maßnahmen angeboten. Stark nachge-            dividual situation, the opportunity is given
fragt ist die Beratung zu Finanzierungsmög-       to receive allowances from social insurance
lichkeiten. Es gibt je nach individueller Situ­   or loans with favourable interests.
ation die Möglichkeit, Zuschüsse über die         As there is no regular financing for social ad-
Sozialversicherungen oder zinsgünstige Dar-       vice offers, different offers have developed.
lehn zu erhalten.                                 Thus the municipalities, welfare organisa-
Da es für das soziale Beratungsangebot kei-       tions, housing enterprises, self-employed
ne regelhafte Finanzierung gibt, haben            persons, craftsmen and architects offer their
sich unterschiedliche Angebote entwickelt.        services free of charge or against a fee. The
So bieten Kommunen, Wohlfahrtsverbän-             demand for corresponding offers exceeds the
de, Wohnungsunternehmen, Freiberufler,            supply by far, since the number of persons
Handwerker und Architekten ihre Leistun-          who wish to live in their own dwelling and
gen kostenlos oder entgeltlich an. Die Nach-      want to stay independent as long as possible
frage nach entsprechenden Angeboten über-         is steadily increasing. In the Federal Working
steigt das Angebot bei weitem. Denn die           Group Housing Adaptation (BAG) advice of-
Zahl der Menschen, die so lange wie möglich       fers from the entire area of the Federal Re-
in der eigenen Wohnung leben wollen und           public of Germany have been united which
dabei möglichst selbstständig bleiben wol-        are oriented towards the quality standards
len steigt stetig an. In der Bundesarbeitsge-     of the BAG.
meinschaft Wohnungsanpassung (BAG) ha-
ben sich bundesweit Beratungsange­      bote
zusammengeschlossen, die sich an den
Qualitätsstandards der BAG orientieren.
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VI   Kurzfassungen – Abstracts

     Eckhard Feddersen:
     Für ein altersloses Wohnen – Barrieren reduzierender Umbau
     im Universal Design
     For Ageless Housing – Barrier-Reducing Conversion in Universal Design

     Der Wohnungsbestand in Deutschland ist            Only a small proportion of the housing stock
     nur zu einem kleinen Teil an die spezifi-         in Germany is adapted to the specific re-
     schen Anforderungen älterer Menschen              quirements of elderly people. Against the
     angepasst. Vor dem Hintergrund der de-            background of the demographic develop-
     mografischen Entwicklung müssen in den            ment, an increasing effort must be made in
     nächsten Jahren verstärkt Anstrengungen           barrier-reducing conversion of housing in
     im Barrieren reduzierenden Umbau unter-           the next years. The complete removal of bar-
     nommen werden. Vollkommene Barriere-              riers can often not be realised in the existing
     freiheit ist im Bestand oft nicht realisierbar.   stock. Therefore, functional, pragmatic and
     Funktionale, pragmatische und kosten-             reasonably priced solutions below this for-
     günstige Lösungen unterhalb dieses forma-         mal standard are necessary.
     len Standards sind daher notwendig.               The necessary adaptations can be carried
     Die erforderlichen Anpassungen können in          out in steps, oriented towards the needs of
     Stufen vorgenommen werden, ausgerichtet           the residents and the respective local situ-
     auf den Bedarf der Bewohner und die jewei-        ation. In this context the needs of different
     lige Situation vor Ort. Dabei sollten im Sin-     user groups should be taken into account in
     ne des Universal Designs die Bedürfnisse          the sense of Universal Design, and preference
     verschiedener Nutzgruppen berücksichtigt          should be given to integrative design. Three
     werden und einer integrativen Gestaltung          case studies from Berlin illustrate the possi-
     der Vorzug gegeben werden. Drei Fallbei-          bilities and the limitations of barrier-reduc-
     spiele aus Berlin illustrieren die Möglich-       ing conversion in Universal Design in the ex-
     keiten und die Grenzen des Barrieren redu-        isting multi-storey housing stock.
     zierenden Umbaus im Universal Design im
     bestehenden Geschosswohnungsbau.

     Micha Fedrowitz, Sabine Matzke:
     Das gemeinschaftliche Wohnen für Ältere
     Community Housing for the Elderly

     Das gemeinschaftliche und nachbarschaft-          Community and neighbourhood housing in
     liche Wohnen im Alter gewinnt in Deutsch-         old age is increasing in importance in Ger-
     land zunehmende Bedeutung. Dem-                   many. Correspondingly, particularly many
     entsprechend werden besonders viele               housing projects are being initiated by elder-
     Wohnprojekte durch ältere Menschen in-            ly persons. The move to a residential facili-
     itiiert. Der Umzug in eine stationäre Ein-        ty is often associated with few possibilities to
     richtung geht meist mit wenig eigenen Ge-         shape one’s surroundings and breaks up pre-
     staltungsmöglichkeiten einher und löst            vious social relationships. Correspondingly,
     bisherige soziale Bezüge auf. Viele Men-          many people would like to create an alterna-
     schen möchten sich für das Leben im Alter         tive for themselves for life in old age, which
     eine Alternative schaffen, die es ihnen er-       enables them to stay in a familiar residential
     möglicht, in einer vertrauten Wohnumge-           environment.
     bung zu verweilen.                                In community housing projects they find an
     In gemeinschaftlichen Wohnprojekten fin-          active environment, protection against lone-
     den sie die aktive Umgebung, einen Schutz         liness and often also contact with younger
     vor Vereinsamung und oft auch den Kontakt         people in the setting of multi-generational
     mit jüngeren Menschen im Rahmen des               housing. Other housing forms, too, support
     Mehrgenerationen-Wohnens. Auch andere             community relationships: neighbourhood
     Wohnformen setzen auf gemeinschaftliche           concepts with the focus on neighbourhood
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Heft 2.2013                                                                                         VII

Bezüge: Quartierskonzepte mit dem Fokus          housing, flat-sharing communities or hous-
auf nachbarschaftliches Wohnen, Wohnge-          ing groups with care services.
meinschaften oder Pflegewohngruppen.             The development of new forms of living to-
Die Entwicklung neuer Formen des Zusam-          gether thus plays an important role, which
menlebens hat also einen großen Stellen-         will increase in the future. In this article the
wert, der zukünftig noch steigen wird. In        knowledge gained in many years of practice
diesem Artikel werden Erkenntnisse aus der       in the advice of community housing group
langjährigen Praxis der Beratung gemein-         initiatives is presented. Furthermore, an
schaftlicher Wohngruppen-Initiativen dar-        overview of the forms and development of
gestellt. Zudem erfolgt eine Übersicht der       community housing projects in Germany is
Formen und Entwicklung gemeinschaftli-           given.
cher Wohnprojekte in Deutschland.

Ruth Stieglitz:
Wohnen im Alter in Mönchengladbach
Living and Housing in Old Age in Mönchengladbach

Der Beitrag beschreibt die Ziele kommunaler      The article describes the aims of municipal
Alterssozialplanung und stellt in Mönchen-       social planning for the elderly and presents
gladbach gelebte Quartiersansätze unter-         neighbourhood approaches practised by dif-
schiedlicher Träger vor. Als eine der wenigen    ferent responsible bodies in Mönchengla-
deutschen Großstädte hält die Kommune            dbach. As one of the few German large cit-
in Mönchengladbach einen eigenständigen          ies, the municipality of Mönchengladbach
Fachbereich Altenhilfe vor. Diesem Fachbe-       provides an independent department “Assis-
reich ist die Alterssozialplanung zugeord-       tance to the elderly”. Social planning for sen-
net. Ihre Aufgabe ist die (Unterstützung bei     ior citizens is assigned to this department.
der) Weiterentwicklung der Infrastruktur         Its task is the (support of the) further devel-
mit Blick auf ältere, alte und pflegebedürfti-   opment of infrastructure with regard to el-
ge Menschen. Dieser Auftrag muss als Quer-       derly and very old persons as well as per-
schnittsaufgabe verstanden werden, und           sons in need of care. This assignment must
zwar sowohl intrakommunal als auch bezüg-        be considered as a cross-sectional task, with-
lich der Investoren, Träger, Anbieter etc.       in the municipality as well as with regard to
Der Wohnung kommt mit zunehmendem                investors, responsible bodies, providers etc.
Alter eine immer größere Bedeutung zu und        The importance of the dwelling increas-
auch die Wohnbedürfnisse wandeln sich im         es with increasing age and the housing
Laufe der Zeit. Planerisch ist es besonders      needs and demands are also changing in
wichtig darauf zu achten, dass der Mensch        the course of time. In terms of planning it
in seinem gewohnten Wohnumfeld bleiben           should be arranged that the person can
kann, auch bei eventuell eintretenden kör-       stay in his or her familiar housing environ-
perlichen und geistigen Veränderungen oder       ment, even if there are physical or mental
Pflegebedürftigkeit. Hier kommt der direk-       changes or the person is in need of care. In
ten Wohnumgebung, dem Quartier, eine be-         this context the direct housing environment,
sondere Bedeutung zu. Da sich Quartiere          the neighbourhood, is of particular impor-
unterscheiden, sind unterschiedliche Ansät-      tance. Since neighbourhoods differ, different
ze und Ziele (weiter) zu entwickeln. An kon-     approaches and objectives must be devel-
kreten Beispielen werden unterschiedliche        oped (further). Taking concrete examples as
Vorgehensweisen dargestellt. Im Resümee          cases in point, various approaches are pre-
wird deutlich, dass es sich bei Quartiersar-     sented. In summary it becomes clear that
beit um einen ständigen, ressortübergrei-        neighbourhood work is a continuous, cross-
fenden Prozess handelt, bei dem Kommu-           departmental process in which communica-
nikation und Vernetzung und der Blick auf        tion and networking and the consideration
die jeweils unterschiedliche Situation in den    of the respectively different situation in the
Quartieren die wesentliche Rolle spielen.        neighbourhoods play an important role.
Wohnen im Alter - Heft 2.2013 Informationen zur Raumentwicklung - BBSR
VIII   Kurzfassungen – Abstracts

       Ilse Helbrecht:
       Wohneigentum statt Rente?
       Demografischer Wandel und Altersvorsorge in acht europäischen Ländern
       im Vergleich
       Residential Property Instead of Pension?
       Demographic Change and Retirement Provision in Eight European
       Countries in Comparison

       Wir sehen es auf uns zukommen: Der demo-            We see it coming towards us: demograph-
       grafische Wandel wird durch die Überalte-           ic change will create the greatest problems
       rung und das Schrumpfen der Bevölkerung             through excessive ageing and population de-
       das wohlfahrtsstaatliche System der Ren-            cline for the welfare state system of old age
       tenversicherung vor allergrößte Probleme            insurance. In this situation it is logical that
       stellen. In dieser Situation ist es folgerichtig,   scientists as well as social politicians consid-
       dass Wissenschaftler ebenso wie Sozialpoli-         er alternative forms of retirement provision:
       tiker ihren Blick auf alternative Formen der        residential property used by the owners.
       Altersvorsorge richten: das selbst genutzte         In this article the possible development is
       Wohneigentum.                                       critically discussed on the basis of a study
       In diesem Beitrag wird auf der Basis ei-            in eight European countries: can a high res-
       ner Studie in acht europäischen Ländern             idential property rate really contribute to re-
       die zukünftig mögliche Entwicklung kri-             tirement provision? What is practised at pre-
       tisch diskutiert: Kann eine hohe Wohneigen-         sent in other European countries with higher
       tumsquote tatsächlich einen Beitrag zur Al-         residential property rates? And which per-
       tersvorsorge leisten? Wie ist die Praxis derzeit    spectives for retirement provision through
       in anderen europäischen Ländern mit einer           residential property are associated with this
       höheren Wohneigentumsquote? Und wel-                from the perspective of private residential
       che Perspektiven der Altersvorsorge durch           property owners in Germany as well as in an
       Wohneigentum sind damit aus Sicht privater          international comparison?
       Wohneigen­tümer in Deutschland wie auch             As a result it is noted that there are clear lim-
       im internationalen Vergleich verbunden?             itations for the use of residential property as
       Im Ergebnis wird festgestellt, dass es kla-         a retirement provision. The limitations re-
       re Grenzen gibt für die Nutzung von Wohn-           sult inter alia from the perceptions of pri-
       eigentum als Altersvorsorge. Die Be-                vate households which consider residential
       schränkungen ergeben sich u. a. aus den             property less as an economic-rational invest-
       Wahrnehmungen der privaten Haushal-                 ment (investment good), but intend to enjoy
       te, die Wohneigentum weniger als ökono-             it, feel emotionally tied to it and would like
       misch-rationale Investition sehen (Investi-         to bequeath it to their children (consump-
       tionsgut), sondern dieses im Alter genießen,        tion good). Thus the life-cycle thesis cannot
       sich emotional daran gebunden fühlen und            be confirmed. Rather, the danger of a trade-
       an ihre Kinder vererben möchten (Konsum-            off between residential property and the wel-
       gut). Somit kann die Lebenszyklus-These             fare state exists.
       nicht bestätigt werden, sondern es besteht
       die Gefahr eines Trade-Offs zwischen Wohn-
       eigentum und Wohlfahrtsstaat.
Informationen zur Raumentwicklung
Heft 2.2013                                                                                                                 125

Wohnen im Alter – Bestand und Bedarf                                                             Verena Lihs

altersgerechter Wohnungen

Der demografische Wandel stellt Woh-            westlichen Bundesländern. Prosperierende
nungseigentümer und Wohnungspolitik             Regionen um Metropolen wie Berlin, Mün-
vor die Aufgabe, zukunftsfähige Konzepte        chen und Hamburg widersprechen hin-
für altersgerechtes Wohnen zu entwickeln.       gegen dem deutschlandweiten Trend des
Doch was bedeutet altersgerecht? Wissen-        Bevölkerungsrückgangs (BBSR 2013; BBSR
schaft, Politik, Verwaltung und Planer nut-     2011: 13 f.).
zen ebenso wie die Wohnungswirtschaft,
                                                Die Deutschen werden nicht nur weniger,
Projektentwickler oder Internet-Wohnungs-
                                                sondern auch älter. Durch die höhere Le-
portale unterschiedliche Begriffe. Beispiele
                                                benserwartung der Bevölkerung bei gleich-
sind: altersgerecht, altengerecht, barriere-
                                                zeitig rückläufiger Geburtenrate nimmt der
frei, barrierearm, Komfort-Wohnen, genera-
                                                Anteil älterer Menschen gegenüber dem
tionen- oder seniorengerecht. Altersgerecht
                                                Anteil der Jüngeren in Deutschland stetig
ist mehr als nur das Wohnen für Ältere. Die
                                                zu. Der BBSR-Raumordnungsprognose zu-
Wohnungen und Häuser sollen vielmehr so
                                                folge wird die Zahl der Menschen über 65
gestaltet sein, dass sie für Menschen jeden
                                                Jahre von heute 16,9 Millionen auf rund
Alters geeignet sind. Das heißt ohne Barrie-
                                                22,3 Millionen im Jahr 2030 steigen. Da-
ren bzw. mit möglichst wenigen Hindernis-
                                                mit wird mehr als jeder vierte Deutsche in
sen, sofern sich Barrierefreiheit baustruktu-
                                                rund 20 Jahren älter als 65 Jahre sein. Bei
rell nicht vollständig umsetzen lässt.
                                                den Hochaltrigen ist die Entwicklung noch
Wohnen im Alter ist somit ein Teilaspekt        ausgeprägter. Die Zahl der über 80-jährigen
des altersgerechten Wohnens. Neben den          wird sich mehr als verdoppeln auf über 6,4
baulichen Anforderungen an die Wohnung          Millionen (BBSR 2013). Es kann also von
ergeben sich auch Anforderungen an eine         einer stark wachsenden Zahl älterer Men-
weitgehend barrierefreie Gestaltung des         schen ausgegangen werden.
Wohnumfeldes, an infrastrukturelle sowie
                                                Anschaulich drückt dies auch die Genera­tio­
soziale Angebote vor Ort.
                                                nen-Relation zwischen Hochbetagten und
Neben der Bedeutung des Begriffs altersge-      deren Kindern aus, die als Unterstützungs-
recht ist auch zu klären, was alt bedeutet.     koeffizient bezeichnet wird. Das Verhält-
Es existiert vor dem Hintergrund einer hö-      nis der Hochbetagten (über 80-jährige) zur
heren Lebenserwartung und der Vielfalt der      Kindergeneration (50 bis 65-Jährige) beträgt
Lebensstile keine allgemeingültige Defini-      gegenwärtig 26,5. Im Jahr 2030 werden laut
tion. In wissenschaftlichen Studien werden      Prognose in Deutschland auf 100 Personen
Senioren meist nach dem Lebensalter be-         der Kindergeneration bereits rund 38 Hoch-
stimmt. Grundsätzlich sind danach Perso-        betagte kommen (BBSR 2012: 66 f.).
nen ab 65 Jahren alt. Aufgrund statistischer
                                                Alt sein ist aber nicht mit Pflegebedürf-
Abgrenzungen werden auch teilweise Men-
                                                tigkeit gleichzusetzen. Laut Pflegestatistik
schen bereits ab 60 Jahren den Senioren zu-
                                                2011 sind lediglich 12,3 % aller über 65-Jäh-
geordnet.
                                                rigen in der Pflegeversicherung eingestuft.
                                                Jedoch steigt mit zunehmendem Alter die
Deutschland wird älter
                                                Wahrscheinlichkeit, hilfs- und pflegebe-
Laut BBSR-Raumordnungsprognose wird             dürftig zu werden. Bei den Hochaltrigen
die Bevölkerungszahl in Deutschland von         sind bereits 31,6 % pflegebedürftig. Anders-
heute rund 81 Millionen auf rund 79 Millio­     rum sind etwa 83 % der heute Pflegebedürf-
                                                                                                 Verena Lihs
nen im Jahr 2030 sinken. Regional ergeben       tigen über 65 Jahre alt. Der überwiegende        Bundesinstitut für Bau-, Stadt-
sich jedoch erhebliche Differenzen. Neben       Teil der Pflegebedürftigen (56 %) ist 80 Jahre   und Raumforschung (BBSR)
einer Überzahl von Schrumpfungsregio-           oder älter. Durch die Alterung der Gesell-       im Bundesamt für Bauwesen
                                                                                                 und Raumordnung
nen wird es gleichzeitig auch bedeuten-         schaft wird sich unter der Annahme kons-
                                                                                                 Deichmanns Aue 31–37
de Wachstumsregionen geben. Im Osten            tanter Pflegequoten die Zahl der Pflegebe-       53179 Bonn
Deutschlands wird die Bevölkerungszahl          dürftigen aller Voraussicht nach von heute       E-Mail:
insgesamt stärker abnehmen als in den           rund 2,5 Millionen auf rund 3,4 Millionen        verena.lihs@bbr.bund.de
Verena Lihs:
126   Wohnen im Alter – Bestand und Bedarf altersgerechter Wohnungen

      im Jahr 2030 erhöhen (Stabu 2013: 9; StaBu      vertrauten Wohnumfeld zu leben. Woh-
      2010: 29).                                      nen im Alter assoziieren viele Menschen
                                                      mit Sonderwohnformen. In der Realität
      Nachfrage nach altersgerechtem Wohnraum         zeigt sich, dass 93 % der über 65-Jährigen
      steigt                                          im normalen Wohnungsbestand wohnen.
      Trotz Schrumpfung der Bevölkerung ver-          Selbst zwei Drittel der 90-Jährigen woh-
      ringert sich nicht gleichzeitig die Nachfrage   nen in einer normalen Wohnung. Lediglich
      nach Wohnraum. Hierfür ist die Haushalts-       ein vergleichsweise geringer Anteil älterer
      entwicklung entscheidender als die Bevöl-       Menschen lebt also in Alters- oder Pflege-
      kerungsentwicklung. Gemäß der BBSR-             heimen, gemeinschaftlichen Wohnformen
      Raumordnungsprognose 2030 nimmt die             oder in Angeboten des Betreuten Wohnens
      Zahl der Haushalte in Deutschland trotz         (BMVBS 2011: 27).
      Bevölkerungsrückgang um rund 3 % zu. Be-        Das aktuelle Wohnungs- und Versorgungs-
      sonders die Zahl der Haushalte älterer Men-     angebot entspricht derzeit nicht den Anfor-
      schen steigt. Die Zahl der Haushalte mit ei-    derungen älterer Menschen. Gerade einmal
      nem Haushaltsvorstand von über 60 Jahren        570  000 der von Senioren bewohnten Woh-
      wächst bis 2030 auf 18,4 Millionen. Das ent-    nungen sind barrierefrei bzw. barrierearm.
      spricht einem Zuwachs von 29 % seit 2010.       (BMVBS 2011: 27; 40 ff.). Experten schätzen,
      Die Haushalte, in denen der Vorstand über       dass lediglich 1 bis 2 % des gesamten Woh-
      75 Jahre ist, werden sogar um 38 % auf über     nungsbestandes in Deutschland altersge-
      7 Millionen Haushalte steigen. Dagegen          recht ist. Eine amtliche Statistik zur Anzahl
      nehmen die jüngeren Haushalte im glei-          von barrierefreien und ‑armen Wohnungen
      chen Zeitraum um 12 % ab.                       besteht derzeit leider nicht. Das altersge-
                                                      rechte Wohnen wird aber sowohl im Neu-
      Die Wohnraumnachfrage wird sich entspre-
                                                      bau als auch bei anstehenden Modernisie-
      chend der Haushaltsstruktur verändern.
                                                      rungen einen immer größeren Stellenwert
      Es wird immer mehr Wohnraum pro Kopf
                                                      einnehmen, so dass sich demzufolge die
      in Anspruch genommen. Insgesamt wer-
                                                      Zahl geeigneter Wohnungen für ältere Men-
      den Ein- und Zweipersonenhaushalte um
                                                      schen langsam erhöht. Zum Beispiel sind
      knapp 10 % zunehmen, verstärkt die Senio-
                                                      mit dem KfW-Programm „Altersgerecht
      renhaushalte (BBSR 2013).
                                                      Umbauen“ zwischen 2009 und 2012 in rd.
      Es zeigen sich hierbei deutliche regionale      100  000 Wohneinheiten Barrieren beseitigt
      Unterschiede, insbesondere ein klares Ost-      oder reduziert worden (KfW 2012).
      West-Gefälle. Auffällig ist die Zunahme der
                                                      Von den rund 2,5 Millionen Pflegebedürf-
      Haushalte in Grenzregionen zu den Nieder-
                                                      tigen über 65 Jahre werden zwei Drittel zu-
      landen, Belgien und Frankreich. Wachsen-
                                                      hause versorgt, d. h. in Form von häuslicher
      de und schrumpfende Kreise können dabei
                                                      Pflege durch Angehörige oder mit Unter-
      häufig nebeneinander liegen (BBSR 2011:
                                                      stützung durch professionelle ambulante
      13 f.).
                                                      Pflegedienste (Stabu 2013: 9). Der überwie-
      Aus dem demographischen Wandel und              gende Teil der älteren Menschen lebt in ei-
      insbesondere der Alterung ergibt sich die       ner normalen Wohnung, auch dann, wenn
      Herausforderung, die Menschen mit ad-           sie bereits auf Hilfe und Pflege angewiesen
      äquatem Wohnraum zu versorgen. Die              sind.
      Auswirkungen der älter werdenden Bevöl-
                                                      Die Wohneigentumsquote von Senioren ist
      kerung werden auf dem Wohnungsmarkt
                                                      höher als der Bundesdurchschnitt. Rund die
      deutlich spürbar sein. Auch durch den
                                                      Hälfte der älteren Haushalte nutzt Wohn­
      enormen Anstieg der Pflegebedürftigen er-
                                                      ei­gentum. Laut Mikrozensus 2010 liegt die
      gibt sich eine besondere Herausforderung
                                                      Eigentümerquote bei den über 65-Jährigen
      für die Entwicklung angemessener Wohn-
                                                      bei knapp 55 % (vgl. Abb. 1). Jüngere Senio-
      formen mit familiärer oder professioneller
                                                      renhaushalte wohnen eher im Eigentum, äl-
      Hilfe.
                                                      tere eher zur Miete (Stabu 2012: 28; BMVBS
                                                      2011: 29). Durch die starke Eigentumsbil-
      Wie wohnen ältere Menschen?                     dung ab den 1970er Jahren ist gerade bei den
      Der Wunsch der meisten Senioren ist, so         Hochaltrigen ein Anstieg im selbstgenutzten
      lange wie möglich selbstständig in der          Wohneigentum zu erwarten.
      bisherigen Wohnung oder zumindest im
Informationen zur Raumentwicklung
Heft 2.2013                                                                                                                           127

Mit zunehmendem Alter verbringen die            Abbildung 1
Menschen mehr Zeit in den eigenen vier          Eigentümerquote nach Altersklassen der Haushaltsvorstände
                                                in Deutschland
Wänden. Ausreichende und schwellenar-
me Bewegungsflächen in der Wohnung sind           60 %
daher – vor allem bei Mobilitätseinschrän-
kungen – wichtige Anforderungen an eine
                                                  50 %
altersgerechte Wohnung. Aber auch zu
große Wohneinheiten können sich im Alter                                                                          Durchschnitt
                                                  40 %
als nicht bedarfsgerecht erweisen. Ältere                                                                       Eigentümerquote
                                                                                                                     44,2 %
Menschen verfügen insgesamt über höhere
Pro-Kopf-Wohnflächen. Dies ist vor allem          30 %

auf den hohen Anteil von Ein- und Zwei-
personenhaushalten bei Senioren zurück-           20 %
zuführen. Zudem ist der Remanenzeffekt zu
beachten, demzufolge die meisten älteren          10 %
Menschen auch nach Auszug der Kinder
und nach dem Tod des Partners in der bis-          0%
lang bewohnten Immobilie bleiben (BBSR                   unter 25    25 bis     30 bis     40 bis     50 bis      60 bis    65 und
                                                                    unter 30   unter 40   unter 50   unter 60    unter 65    älter
2011: 23 f.).
                                                Datenbasis: BBSR-Wohnungsmarktbeobachtungssystem; Statistisches Bundesamt:
                                                Mikrozensus 2010, Zusatzerhebung Wohnen.
Zahlreiche Barrieren in Wohnungen               Quelle: BBSR 2013
älterer Menschen
Der aktuell von Senioren bewohnte Bestand
weist vielfältige Mängel hinsichtlich einer     Abbildung 2
bedarfsgerechten Nutzung im Alter auf.          Zugang zur Wohnungstür der befragten Haushalte 65+
Stufen und Schwellen im Eingangsbereich,
                                                 50                                                                                  50
nicht barrierefreie Zugänge zu Balkonen
                                                                                                                                     50
und Terrassen sowie nicht altersgerechte
Bäder stellen die häufigsten Probleme für        40                                                                                  40
                                                  40                                                                                 40
mobilitätseingeschränkte Menschen dar.
Dies quantifizierte erstmals die repräsenta-     30                                                                                  30
tive Befragung des BMVBS/BBSR zur Wohn-          30                                                                                  30

situation von 1000 Privathaushalten, in de-      20                                                                                  20
nen mindestens eine Person im Alter von 65       20                                                                                  20
Jahren oder älter lebt. Rund drei Viertel der
                                                 10                                                                                  10
Seniorenhaushalte müssen Treppenstufen           10                                                                                  10
beim Zugang zum Haus überwinden, etwa
                                                  0                                                                                  0
die Hälfte muss zusätzlich Stufen zur Woh-                                                                                           0
                                                  0      Stufen         bis zu        mehr als         keine        keine Trennung
nung bewältigen (vgl. Abb. 2) – nur jedem                              3 Stufen       3 Stufen         Stufen      zwischen Haus-
zehnten Haushalt stehen dabei technische                                                                          und Wohnungstür

Hilfen zur Verfügung (BMVBS 2011: 35 f.).       Quelle: BMVBS, 2011
Die Ausstattungsqualität der Sanitäran-
lagen ist ein zentrales Kriterium für eine
selbstständige Lebensführung im Alter. Zu
                                                ren insbesondere bei Einfamilienhäusern
geringe Bewegungsflächen und zu schma-
                                                die Lebensführung. Für mobilitätseinge-
le Badezimmertüren können die altersge-
                                                schränkte Menschen sind wohnungsbezo-
rechte Nutzung beeinträchtigen – vor allem
                                                gene Freiräume wie Garten, Terrasse oder
dann, wenn Menschen auf Gehhilfen wie
                                                Balkon bisweilen der einzige Zugang zu Au-
Gehstock, Rollator und/oder Rollstuhl an-
                                                ßenbereichen. Rund jeder zehnte Senioren-
gewiesen sind. Ebenso schränken zu hohe
                                                haushalt verfügt weder über eine Terrasse
Schwellen zur Dusche oder das ausschließ-
                                                noch einen Balkon. Vorhandene Freiräume
liche Vorhandensein einer Badewanne die
                                                können überwiegend nur über Schwellen
Nutzung im Alter erheblich ein und erhö-
                                                erreicht werden. In nur 43,5 % der Senioren-
hen zudem die Sturzgefahr.
                                                haushalte sind Balkon und/oder Terrasse
Auch im Wohnbereich gibt es viele Bar-          nahezu schwellenfrei zugänglich (BMVBS
rieren: Innen liegende Treppen erschwe-         2011: 36 f.).
Verena Lihs:
128   Wohnen im Alter – Bestand und Bedarf altersgerechter Wohnungen

      Die Lage der Wohnung ist für eine selbst-       einschränkungen. Hochgerechnet auf die
      ständige Lebensführung entscheidend.            insgesamt 11 Millionen Seniorenhaushalte
      Knapp zwei Drittel der Senioren leben in        in Deutschland müssten somit derzeit rund
      Randlagen von Städten oder außerhalb von        2,5 Millionen Wohnungen altersgerecht
      Ortschaften. Jeder vierte bis fünfte Senio-     ausgestattet sein. Bis 2020 wird von einem
      renhaushalt beklagt infrastrukturelle Ver-      Bedarf von ca. 3 Millionen Wohnungen aus-
      sorgungsmängel in seinem Wohnumfeld:            gegangen (BMVBS 2011: 53; DV 2009: 14).
      Weder öffentliche Verkehrsmittel, noch
                                                      Um die schon bestehende und künftig
      medizinische Einrichtungen oder Einkaufs-
                                                      wachsende Versorgungslücke zu schließen,
      möglichkeiten zur Deckung des täglichen
                                                      müssen somit zahlreiche altersgerechte
      Bedarfs sind fußläufig erreichbar. Vor allem
                                                      Wohneinheiten geschaffen werden. Dieser
      die selbstgenutzten Ein- und Zweifamilien-
                                                      Bedarf wird nicht allein durch Neubauten
      häuser befinden sich überwiegend in un-
                                                      gedeckt werden können. Vielmehr muss der
      günstigen Ortslagen (BMVBS 2011: 51 f.).
                                                      Wohnungsbestand umfassend angepasst
      Diese wenigen Eckwerte zeigen deutlich,         werden. Dabei benötigen neben der enge-
      dass der aktuelle Wohnungsbestand, der          ren Zielgruppe der Senioren auch Familien
      Modernisierungsumfang und auch der              oder Menschen mit Handicaps Wohnungen
      Wohnungsneubau den Dimensionen der              und Wohnquartiere, die ein selbstständiges
      sich zukünftig weiter zuspitzenden Anfor-       Wohnen und Leben im Alltag ermöglichen.
      derungen nicht gerecht werden können.           Der hohe Investiti­onsbedarf für den kurz-
      Die altersgerechte Wohnraumversorgung           fristig zu schaffenden barrierefreien/-redu-
      wird sich zu einem flächendeckenden Pro-        zierten Wohnstandard wurde anhand von
      blem in Deutschland entwickeln.                 Beispielrechnungen in der Expertenkom-
                                                      mission „Wohnen im Alter“ deutlich. Die
      Bedarf an altersgerechten Wohnungen             Kosten wurden für typische Maßnahmen
      Fakt ist: Angesichts der Tatsache, dass die     bei der Bestandsanpassung differenziert
      Senioren überwiegend zuhause alt werden         nach allgemeinen Modernisierungsauf-
      möchten, sind zu wenige altersgerechte          wendungen und dem Mehraufwand für die
      Wohnungen vorhanden. Es kann davon              Schaffung von Barrierefreiheit/-reduzie-
      ausgegangen werden, dass die steigende          rung durch Architekten und Wohnungsan-
      Zahl der Altershaushalte zu einer erhöhten      bieter ermittelt. Hochgerechnet ergibt sich
                                                      für die kurzfristig benötigten 2,5 Millionen
      Nachfrage nach altersgerechten Wohnun-
                                                      Wohnungen ein spezifischer Mehraufwand
      gen führen wird.
                                                      von 18 Milliarden Euro und ein gesamtes
      Braucht nun aber jeder Seniorenhaushalt         Investitionsvolumen von knapp 39 Milliar-
      eine altersgerechte Wohnung? Grund-             den Euro (DV 2009: 12 ff.).
      sätzlich sollte jede Person in einer für sie
                                                      Hinzu kommt die steigende Nachfrage
      geeigneten Wohnung leben können. Mit
                                                      nach medizinischen und pflegebedingten
      zunehmendem Alter nehmen körperli-
                                                      Leistungen durch die wachsende Grup-
      che Einschränkungen zu. Hindernisse zur
                                                      pe der Hochbetagten. Diese Altersgruppe
      und in der Wohnung werden zunächst als
                                                      ist für die Alltagsbewältigung verstärkt auf
      störend, zunehmend jedoch als unüber-
                                                      Hilfe angewiesen, auch wenn noch keine
      windlich wahrgenommen. Im Sinne einer
                                                      Pflegebedürftigkeit vorliegt. Die Wohnun-
      selbstständigen Lebensführung kann auch
                                                      gen müssen nach besonderen Kriterien zur
      eine frühzeitige Anpassung sinnvoll sein,
                                                      Hilfe und ggf. späteren Pflege angepasst
      um zum Beispiel Stürze zu vermeiden. Fest
                                                      werden. Neben den baulichen Anforde-
      steht, dass der Bedarf deutlich höher ist als
                                                      rungen ist aber auch das vorhandene Hil-
      die bereits vorhandenen rund 570  000 al-
                                                      fe- und Unterstützungspotenzial in den
      tersgerechten Wohnungen.
                                                      Blick zu nehmen. Die Hilfe durch Ange-
      Nimmt man für die Berechnung des drin-          hörige, vor allem durch die Kinder, ist hier
      gendsten Bedarfs lediglich die Haushalte        von besonderer Bedeutung. Das Verhältnis
      mit mobilitätseingeschränkten, älteren          der Hochbetagten zur Kindergeneration,
      Menschen in den Blick, zeigen sich deut-        der sogenannte Unterstützungskoeffizient,
      lich die Ausmaße der Herausforderungen.         wird sich zukünftig deutlich verschlechtern
      Aktuell leben in 22,6 % der befragten Senio­    (BBSR 2012: 66 f.). Auch dies unterstreicht
      renhaushalte Menschen mit Bewegungs-            die Sinnhaftigkeit einer rechtzeitigen An-
Informationen zur Raumentwicklung
Heft 2.2013                                                                                                                                    129

passung der Wohnung, um eine möglichst         Karte 1
lange selbstständige Lebensführung zu ge-      Modellvorhaben zum altersgerechten Umbau
währleisten. Die zunehmende Alterung und                                                DK

der Bevölkerungsrückgang erfordert Anpas-
sungen der Daseinsvorsorge. Eine altersge-
recht ausgestattete Wohnung ohne geeigne-                                                    Kiel
tes Versorgungsangebot im Umfeld ist nicht
                                                                       Cuxhaven                                    Bützow
zielführend. Der höchste Anpassungsbedarf
wird vor allem in den peripheren Regionen
der neuen Länder erwartet, wo auch die                                                 Bremen
                                                                                                                            Neuruppin
demografischen Veränderungen am stärks-                                                                                                   PL

ten ausgeprägt sind und die Regionen eine
                                                                                                                      Berlin
geringe Siedlungs- und Bevölkerungsdichte                                        Osnabrück
                                                          NL
aufweisen. Probleme ergeben sich insbe-
sondere dort, wo infrastrukturelle Angebote
                                                                          Hamm
schlecht erreichbar sind (BBSR 2012: 94 f.).
                                                          Wuppertal
                                                                        Altena                             Zeitz
Modellvorhaben zum altersgerechten
                                                        Köln
Umbau                                                                                                                          Chemnitz

                                                  BE
Da der zusätzliche Bedarf an altersge-
rechten Wohnungen nur teilweise durch                                                               Teuschnitz          CZ
Neubauten gedeckt werden kann, muss
                                                   LU                            Bensheim
der Bestand an die zukünftigen Herausfor-
derungen angepasst werden. Dabei sind                                 Speyer

besondere technische und ökonomische
Herausfor­derungen zu bewältigen. Für die                        FR
Anpassung von Zugängen zur Wohnung,                                                    Tübingen

zum Balkon und auch für Veränderun-                                                                        München
gen im Bad stehen zahlreiche, bedarfsge-
                                                                                                                               AT
rechte Lösungen zur Verfügung. Neben
der DIN 18040 Teil 2 für den barrierefreien
                                                                                  CH
Wohnungs(neu)bau geben vor allem die
Technischen Mindestanforderungen im                     Modellvorhaben Wohnen
                                                        Modellvorhaben Infrastruktur
KfW-Programm „Altersgerecht Umbauen“
sinnvolle Hinweise zum Abbau oder der          Quelle: BBSR 2012
Vermeidung von Barrieren, wenn aus bau-
strukturellen Gründen keine Barrierefrei-
                                                Die Modellvorhaben bestätigten, dass beim
heit hergestellt werden kann (KfW 2013a).
                                                altersgerechten Umbau generell – aber im
Mit Fokus auf die altersgerechte Anpas-         Besonderen bei den selbstnutzenden Ei-
sung des Wohnungsbestands wurden auf            gentümern und privaten Vermietern – ein
Initiative von BMVBS und BBSR zwischen          behutsamer Umgang mit dem Thema not-
2010 und 2012 Modellvorhaben zum al-            wendig ist. Noch wird besonderer Bedarf
tersgerechten Umbau von Wohngebäu-              im Alter eher tabuisiert. Für die qualifizierte
den, Wohnquartieren sowie sozialer Infra-       Beratung ist Vertrauen und ein langer Atem
struktur gefördert (vgl. Karte  1). Mit den     notwendig, um die Menschen von Anpas-
Vorhaben wurden zum Beispiel durch Be-          sungsmaßnahmen zu überzeugen und die-
ratungs- und Moderationsangebote, Öffent-       se auch umzusetzen. Dazu sollte eine po-
lichkeitsarbeit oder durch das Aufzeigen        sitive, anschauliche, ganzheitliche und auf
von bautechnischen Lösungen verbesserte         die Zielgruppe abgestimmte Information
Rahmenbedingungen für die altersgerechte        erfolgen. Neben der Darstellung baulicher
Wohnraumanpassung vor Ort geschaffen.           Anpassungsmöglichkeiten sollten auch
Zudem haben die Modellvorhaben wichtige         Kostenkalkulationen und Förderoptionen
Impulse für die Weiterentwicklung des KfW-      aufgezeigt werden. Die Technischen Min-
Programms „Altersgerecht Umbauen“ und           destanforderungen des KfW-Programms
der Technischen Mindestanforderungen           „Altersgerecht Umbauen“ haben sich dabei
gesetzt (BMVBS 2012: 3 f.).                     in der Praxis bewährt und bieten eine gute
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