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Geburtshilfe ∕ Frauen-Heilkunde ∕ Strahlen-Heilkunde ∕ Forschung ∕ Konsequenzen

                                              Gorczyca M

                        Myasthenia gravis und Schwangerschaft

              Speculum - Zeitschrift für Gynäkologie und Geburtshilfe 2016; 34 (1)
                                (Ausgabe für Österreich), 17-20

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34. Jahrgang, 1/2016

                                       Myasthenia gravis
                                      und Schwangerschaft
                                                        M. Gorczyca
                   Myasthenia gravis (MG) ist eine seltene Erkrankung, die jedoch verhältnis-
                   mäßig häufig Frauen im gebärfähigen Alter betrifft. Eine Schwangerschaft
                   bei Patientinnen mit MG ist eine Herausforderung für die betreuenden Ärzte.
                   Bei der Auswahl der richtigen Therapie muss das Wohl der Mutter wie auch
                   das des Kindes bedacht werden. Der Krankheitsverlauf selbst ist während ei-
                   ner Schwangerschaft schwer vorhersagbar. Eine erfolgreiche Betreuung der
                   Schwangeren erfordert daher eine gute Kooperation von Geburtshelfern, Neu-
                   rologen und Neonatologen sowie besonders gut aufgeklärte Patientinnen.

                   D
                          ie MG ist eine Autoimmunerkran-         lisierung der Erkrankung. Die generalisier-
                          kung und Teil einer Gruppe von Er-      te MG wird als jegliche Mitbeteiligung von
                          krankungen, welche als myasthene        Gesichts-, Schlund-, Hals/Nacken- und Ske-
                          Syndrome bezeichnet werden. Sie         lettmuskulatur definiert.
                          beruht auf einer Störung der Signal-
                   übertragung an der motorischen Endplat-           Die myasthene Krise ist eine lebensbedroh-
                   te der quergestreiften Muskulatur. Die häu-    liche Exazerbation der MG mit ausgeprägter
                   figste Form der MG wird durch Auto-Anti-       respiratorischer Insuffizienz. Ursachen dafür
                   körper (Auto-AK) gegen den nikotinischen       sind Infektionen, die Einnahme bestimmter
                   Acetylcholin-Rezeptor (AChR) an der neu-       Medikamente sowie eine unzureichende Im-
                   romuskulären Synapse hervorgerufen, aber       munsuppression oder deren zu frühe Been-
                   auch andere seltenere Auto-AK können           digung. Durch die heutzutage verfügbaren
                   kausal beteiligt sein.                         Therapien haben MG-Patientinnen in der
                                                                  Regel eine normale Lebenserwartung. Dank
                     Die Inzidenz von MG beträgt ca.              intensivmedizinischer Therapien inklusive
                   2–4/100.000 Einwohner, die Prävalenz ist       Plasmaaustausch ist die Mortalität myasthe-
                   ca. 14–20/100.000. Frauen sind häufiger be-    ner Krisen auf 2–3 % gesunken.
                   troffen als Männer, mit einem Verhältnis
                   von ca. 1,8:1. Die Erkrankung hat zwei Er-
                   krankungsgipfel und manifestiert sich am       MG und Schwangerschaft
                   häufigsten zwischen dem 20.–40. Lebens-
                   jahr und dem 60.–70. Lebensjahr.               Das Wissen über Schwangerschaft und My-
                                                                  asthenie ist nach wie vor leider limitiert
                      Leitsymptom der MG ist eine wechselnd       und meistens nur aus retrospektiven Daten-
                   stark ausgeprägte und belastungsabhängig       analysen mit geringen Fallzahlen gewonnen.
                   zunehmende Schwäche der quergestreif-
                   ten Muskulatur. Typisch ist eine Symptom-         Eine Korrelation mit der Krankheitsakti-
                   zunahme gegen den Abend hin. Das klini-        vität vor bzw. mit dem Schweregrad der Er-
                   sche Bild der Erkrankung ist sehr variabel,    krankung zu Beginn der Schwangerschaft
                   sowohl den Schweregrad als auch die betei-     und Aggravierungen während der Schwan-
                   ligten Muskeln betreffend. Je nach betroffe-   gerschaft konnte bisher nicht gefunden wer-
                   ner Muskulatur kann eine okuläre von einer     den. Während einer Schwangerschaft bleibt
                   generalisierten Verlaufsform abgegrenzt        die Erkrankung bei einem Drittel der Pa-
                   werden. Jedoch kommt es bei 80–90 % der        tientinnen stabil, bei einem Drittel kommt
                   Patientinnen mit okulärer MG in einem          es zu einer Verschlechterung, beim restli-
                   Zeitraum von etwa 24 Monaten zur Genera-       chen Drittel bessern sich die Beschwerden.      17

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34. Jahrgang, 1/2016

     Demzufolge ist der Verlauf in der Schwan-         Es gibt aber auch Hinweise, dass die
     gerschaft sehr variabel und lässt sich nicht    während der Schwangerschaft hohen
     vorhersagen. Falls eine MG-Verschlechte-        -Fetoprotein- (AFP) Spiegel einen positi-
     rung auftritt, geschieht dies am häufigsten     ven Einfluss auf die Krankheitsaktivität bei
     im ersten Trimenon oder in den ersten drei      manchen Patientinnen haben. Man vermu-
     Wochen postpartal.                              tet, dass AFP die Bindung von AChR-Anti-
                                                     körpern (AChR-AK) an den AChR blockiert.
       Sowohl die gynäkologische Betreuung
     während der Schwangerschaft als auch               Patientinnen mit MG haben kein generell
     die Entbindung sollten an einer Klinik mit      erhöhtes Risiko für Präeklampsie. Falls die-
     entsprechender Erfahrung und Möglich-           se jedoch auftritt, ist sie besonders gefähr-
     keit zur interdisziplinären Kooperation so-     lich. Bei MG-Patientinnen ist die Gabe von
     wie angeschlossener neonatologischer Ab-        Magnesium kontraindiziert. Hypermagnesi-
     teilung erfolgen.                               ämie blockiert die Freisetzung von ACh und
                                                     kann zu einer myasthenen Krise führen.
       Bereits bei Schwangerschaftswunsch
     empfiehlt sich eine Adaptierung der laufen-        Die Inzidenz von intrauteriner Wachs-
     den Therapie durch einen Facharzt für Neu-      tumsrestriktion (IUGR) ist bei MG-Patien-
     rologie. Faktoren, die eine Myasthenie ag-      tinnen nicht gehäuft. Es gibt auch kei-
     gravieren können, sollten möglichst ver-        ne Hinweise dafür, dass diese Patientinnen
     mieden werden. Die Schilddrüsenfunktions-       eine erhöhte Frühgeburtlichkeitsrate ha-
     parameter sollten frühzeitig kontrolliert       ben. MG-Patientinnen haben möglicher-
     werden, wenn möglich schon präkonzeptio-        weise ein erhöhtes Risiko für einen vorzeiti-
     nell, um rechtzeitig eine adäquate Therapie     gen Blasensprung, wobei dies aufgrund ge-
     einzuleiten. Infektionen sollten sofort be-     ringer Fallzahlen und ausschließlich retro-
     handelt werden. Das Screening auf asymp-        spektiver Datengewinnung bis dato nicht
     tomatische Bakteriurie und deren Therapie       zur Gänze gesichert ist.
     bei schwangeren MG-Patientinnen beson-
     ders wichtig, um infektgetriggerte Krank-          Die perinatale Mortalität der Neugebore-
     heitsexazerbationen zu vermeiden.               nen ist jedoch erhöht. Zum Teil wird eine
                                                     bis zu 5-fach höhere Sterblichkeit angege-
       Patientinnen mit MG sollten während der       ben. Auch die Rate an fetalen Anomalien
     Schwangerschaft regelmäßig zu Kontrollen        ist signifikant höher in der MG-Population.
     kommen: bei symptomatischer MG alle zwei        Die maternale MG ist auch eine seltene Ur-
     Wochen und im dritten Trimenon sogar wö-        sache für Arthrogryposis multiplex conge-
     chentlich. Eine vorzeitige Beendigung der       nita. Antikörper gegen den fetalen AChR
     Schwangerschaft hat im Falle einer Krank-       werden als Ursache vermutet.
     heitsexazerbation keinen therapeutischen
     Einfluss auf die MG-Aktivität selbst.
                                                     Geburt bei Patientinnen mit MG
       Regelmäßige fetale Ultraschallkontrollen
     sind wichtig. Hierbei ist besonders auf indi-   Grundsätzlich wird Patientinnen mit MG
     rekte Zeichen, die auf das Vorhandensein ei-    eine Spontangeburt empfohlen. In der Er-
     ner neonatalen Myasthenie deuten, zu ach-       öffnungsperiode sind keine vermehrten
     ten. Reduzierte Kindesbewegungen und            Schwierigkeiten zu erwarten, da nur die
     verminderte Atem- bzw. Schlucktätigkeit         glatte Muskulatur involviert ist. In der Aus-
     mit daraus resultierendem Polyhydramnion        treibungsperiode kann es jedoch aufgrund
     sind Hinweise auf eine neonatale MG.            der erhöhten muskulären Ermüdbarkeit
                                                     zu Problemen kommen, da auch die quer-
        Grundsätzlich besteht für Schwangere         gestreifte Muskulatur beteiligt ist. Ein Mit-
     mit Myasthenie durch die vorbestehende          pressen ist – wenn nötig – nur am Ende der
     Muskelschwäche und den Zwerchfellhoch-          Austreibungsperiode durchzuführen.
     stand ein erhöhtes Risiko für Hypoventila-
     tion. Respiratorische Krisen mit einer Not-        Daraus ergibt sich eine erhöhte Rate an
     wendigkeit zur mechanischen Beatmung            vaginal operativen Entbindungen bei Frau-
     sind die schwerwiegendste Komplikation.         en mit MG. Für den Fall einer sekundären
     Der Stress, der Geburt und Wehentätigkeit       Sectio sollte daher vorgesorgt und die Pa-
     begleitet, kann mitunter ein Auslöser für       tientin an der Anästhesie vorgestellt wer-
18   eine solche Krise sein.                         den. Generell ist eine Spinal- bzw. Epidu-
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                   ralanästhesie zu bevorzugen. Im Zweifels-       ■   Acetylcholinesterasehemmer
                   fall kann auch eine Vollnarkose erfolgen.
                   Danach kann es jedoch zu erschwerter Ex-        Acetylcholinesterasehemmer verzögern den
                   tubation kommen. Gegebenenfalls muss            Abbau von ACh und erhöhen damit die Ver-
                   die Mutter auf einer Abteilung für Intensiv-    fügbarkeit dieses Neurotransmitters an der
                   medizin aufgenommen werden.                     neuromuskulären Endplatte. Der am häu-
                                                                   figsten verwendete Acetylcholinesterase-
                     Generell ist bei MG-Patientinnen zu be-       hemmer ist Pyridostigmin. Pyridostigmin,
                   achten, dass sie oftmals sensitiver auf viele   aber auch Neostigmin, kann während der
                   anästhetische Substanzen reagieren. Mus-        Schwangerschaft gegeben werden. Es liegt
                   kelrelaxantien sollten möglichst vermieden      bei physiologischem pH in ionisierter Form
                   werden. Aber auch Opioide können zu ei-         vor. Somit ist nicht zu erwarten, dass signi-
                   ner Atemlähmung führen. Stickstoff-Mono-        fikante Mengen die Plazentaschranke pas-
                   xid-Donatoren können – wenn es im Rah-          sieren können. Bis dato gibt es im Zusam-
                   men einer Sectio bei extrem früher Früh-        menhang mit Pyridostigmin keine Berich-
                   geburt benötigt wird – gegeben werden. Die      te über Fehlbildungen beim Neugeborenen.
                   Patientin sollte an einem Zentrum mit vor-
                   handener Neonatologie entbinden. Auch           Auch Stillen ist möglich, da nur weniger
                   nach unauffälligem Geburtsverlauf sollte        als 0,1 % des im mütterlichen Blut zirku-
                   das Neugeborene von einem Neonatologen          lierenden Medikamentes zum Kind gelan-
                   bzw. im Zweifelsfall auch von einem Fach-       gen. Viele Patienten mit milder Symptoma-
                   arzt für Neurologie begutachtet werden.         tik finden mit einer Monotherapie mit Ace-
                                                                   tylcholinesterasehemmern ihr Auslangen.
                      Studien zu Tokolyse bei MG sind nicht        Während der Geburt ist aufgrund einer bes-
                   vorhanden. Bei gleicher tokolytischer Wirk-     seren Steuerbarkeit eine Umstellung auf in-
                   samkeit führen Oxytocin-Antagonisten ver-       travenöse Gaben zu erwägen.
                   glichen mit -Sympathomimetika zu signi-
                   fikant geringeren mütterlichen Neben-           ■   Immunsuppressive Medikamente
                   wirkungen. Derzeit werden bei gegebenen
                   mütterlichen Indikationen daher Oxytocin-       Steroide werden als „First-line“-Substan-
                   Antagonisten aufgrund des günstigen Ne-         zen zur Immunsuppression eingesetzt,
                   benwirkungsprofils als Mittel der ersten        wenn mit Acetylcholinesterasehemmern al-
                   Wahl zur Tokolyse empfohlen. Kalziumka-         leine kein ausreichender therapeutischer
                   nalblocker können eine MG verstärken und        Effekt erzielt werden kann. In der Thera-
                   sind daher nicht zu empfehlen. In einem         pie der Mutter sollten Prednison, Predniso-
                   Fallbericht wurde einer Patientin mikro-        lon oder Methylprednison verwendet wer-
                   nisiertes Progesteron nach einer Cerclage       den. Diese können während Schwanger-
                   per os gegeben und gut vertragen.               schaft und Stillzeit gegeben werden. Bei
                                                                   einer Gabe während des ersten Trimenons
                                                                   ist ein erhöhtes Risiko für Lippen-, Kiefer-,
                   Therapie                                        Gaumenspalten möglich, jedoch sehr ge-
                                                                   ring (< 1 %). Insgesamt betrachtet schei-
                   Die rechtzeitige Umstellung der Therapie        nen Kortikosteroide das Risiko für Fehlbil-
                   bei geplanter Schwangerschaft ist empfeh-       dungen beim Menschen nicht wesentlich zu
                   lenswert. Generell gilt bei immunsuppres-       erhöhen.
                   siver Therapie von Schwangeren: so viel
                   wie nötig, aber so wenig wie möglich. Ein         Bei Kortikosteroidtherapie im 2.–3. Tri-
                   zu rasches Absetzen einer bestehenden im-       menon bzw. perinatal kann es in Abhängig-
                   munsuppressiven Therapie sollte nicht er-       keit von Therapiedauer und Dosis zur intra-
                   folgen.                                         uterinen Wachstumsretardierung (IUGR)
                                                                   sowie zur vorübergehenden Hypoglykämie,
                   ■   Thymektomie                                 Hypotonie und Elektrolytstörungen beim
                                                                   Neugeborenen kommen.
                   Generell ist die Thymektomie heutzutage
                   ein integraler Bestandteil bei der Therapie       Nebenwirkungen von langfristiger Korti-
                   von Myasthenie-Patienten. Zwei Studien          kosteroidgabe wie z. B. GDM sollten bei der
                   weisen darauf hin, dass eine Thymektomie        Therapiewahl bedacht werden. Die Durch-
                   auch einen positiven Einfluss auf den Verlauf   führung eines frühzeitigen oGTT wird emp-
                   der MG während der Schwangerschaft hat.         fohlen. Ferner empfiehlt sich eine Osteopo-     19
34. Jahrgang, 1/2016

     roseprophylaxe mit Kalzium 1000 mg/Tag          dere AK werden mit besonders schweren
     und Vitamin D3 800 IE/Tag.                      Verlaufsformen einer neonatalen MG in Ver-
                                                     bindung gebracht.
        Azathioprin, ein Purinanalogon, wird nach
     Kortison am häufigsten zur immunsuppres-           Reduzierte Kindesbewegungen und Poly-
     siven Therapie der Myasthenie eingesetzt,       hydramnion können bereits präpartal Zei-
     um die Kortisondosis reduzieren zu können.      chen einer schweren neonatalen Myasthenie
     Azathioprin kann zwar die Plazentaschran-       sein. Je nach Schwangerschaftswoche soll-
     ke passieren, jedoch exprimiert die noch un-    te man bei Auftreten dieser Symptome die
     reife Leber eines Neugeborenen die zur Me-      Entbindung bzw. Plasmapherese oder Im-
     tabolisierung von Azathioprin notwendi-         munglobulin-Gabe erwägen. Bei symptoma-
     gen Enzyme nicht. Somit ist das Kind vor        tischen Schwangeren kann eine Plasmaphe-
     der Medikamentenwirkung geschützt. Auch         rese oder Immunglobulin-Gabe vor der Ent-
     Azathioprin kann während der Schwanger-         bindung das neonatale Outcome verbessern.
     schaft und Stillzeit gegeben werden.
                                                        Die Symptome einer MG beim Neugebo-
        Calcineurin-Inhibitoren wie Cyclosporin      renen können sehr unterschiedlich in ihrer
     A können sicher gegeben werden, erhöhen         Ausprägung sein. Manche Kinder zeigen sich
     allerdings auch das Risiko für GDM und Hy-      bloß weinerlich und haben eine Trinkschwä-
     pertonie. Mycophenolatemofetil ist terato-      che. Andere haben eine Muskelschwäche mit
     gen und Methotrexat ist ein Folsäure-Anta-      Symptomen einer Ptose wie bei erwachsenen
     gonist und somit für Schwangere kontrain-       MG-Patientinnen. In schweren Fällen entwi-
     diziert.                                        ckeln die Neugeborenen ein „respiratory dis-
                                                     tress syndrome“ und werden beatmungs-
     ■   Plasmapherese                               pflichtig. Der Beginn kindlicher Symptome
                                                     kann auch erst nach ein paar Stunden post-
     Plasmaaustauschbehandlungen (Plasmaphe-         partal sein (bis ca. 48 h). Die neonatale MG
     resen) werden zur Therapie myasthener Kri-      ist selbstlimitierend und dauert in der Regel
     sen bzw. generell bei therapierefraktären Si-   ca. 2 Wochen. Fälle mit bis zu 4 Monaten Be-
     tuationen eingesetzt und sind an sich siche-    schwerdedauer werden berichtet.
     re Therapien.
                                                       Mütter mit MG sollten trotzdem zum
     ■   Immunglobuline                              Stillen ermutigt werden. Die Kinder soll-
                                                     ten alle Impfungen wie vorgeschrieben be-
     Zur Behandlung der myasthenen Krise kön-        kommen.
     nen alternativ zur Plasmapherese auch Im-
     munglobuline eingesetzt werden. Die gleich-
     wertige Wirksamkeit beider Methoden konn-        Zusammenfassung
     te in einem Cochrane-Review bestätigt wer-
                                                      – Planung einer Schwangerschaft, um Therapie adaptieren
     den. Immunglobuline können auch während
                                                        zu können.
     einer Schwangerschaft verabreicht werden.
                                                      – Mütter engmaschig kontrollieren.
                                                      – Erhöhte Rate an vaginal operativen Geburten beachten
                                                        und werdende Mütter darauf vorbereiten.
     Neonatale Myasthenia gravis                      – Planung für den Fall einer sekundären Sectio und vorab
                                                        Vorstellung an der Anästhesie.
     Die neonatale MG ist das transiente Auftre-
                                                      – Polyhydramnion und reduzierte Kindesbewegungen
     ten myasthener Syndrome beim Neugebo-
                                                        sind pränatale Hinweise auf eine schwere fetale MG.
     renen. Ca. 10–20 % aller Neugeborenen von
                                                      – Neugeborene können eine transiente MG haben – im-
     Patientinnen mit MG sind davon betroffen.
                                                        mer Vorstellung auf Pädiatrie und ggf. auch Neurologie.
       AChR-AK sind plazentagängig und kön-
     nen dadurch MG-Symptome bereits beim            LITERATUR: bei der Verfasserin
     Fetus hervorrufen. Das Auftreten einer neo-
     natalen MG ist nicht zwingend abhängig          Korrespondenzadresse:
     vom Schweregrad der maternalen Symp-            Dr. Monika Gorczyca
     tome. Auch Kinder von asymptomatischen          Universitätsklinik für Frauenheilkunde
     Müttern können betroffen sein. Es existie-      Medizinische Universität Wien
     ren verschiedene AChR-AK – gegen die adul-      A-1090 Wien, Währinger Gürtel 18–20
20   te bzw. gegen die fetale Form, und auch an-     E-Mail: monika.gorczyca@meduniwien.ac.at
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