2019 Tumorzentrum München

Die Seite wird erstellt Hortensia-Luzy Krebs
 
WEITER LESEN
2019 Tumorzentrum München
ISSN 1437-8019
                                                        Einzelverkaufspreis 4,– €

                                                             4 | 2019

Gynäko-onkologische Highlights
vom ESMO-Kongress 2019
Mit Beiträgen zur First-line- und Rezidivtherapie
des Ovarialkarzinoms, zu Endometrium- und Zervix-
karzinomen sowie zum frühen und fortgeschrittenen
Mammakarzinom

„Jeden Therapieschritt so planen, dass für den folgenden
die größtmöglichen Chancen auf Erfolg bestehen“
Sven Mahner zu Therapiestrategien beim Ovarialkarzinom

Interventionelle, bildgeführte Verfahren:
Lokale Ablation und lokoregionäre Zytoreduktion
Jens Ricke

Das Birt-Hogg-Dubé-Syndrom
Verena Steinke-Lange, Elke Holinski-Feder

Nachruf auf Professor Hans Ehrhart
Thomas Kirchner, Volkmar Nüssler

Zeitschrift des Tumorzentrums München und des CCC München
an den Medizinischen Fakultäten der Ludwig-Maximilians-Universität München
und der Technischen Universität München
2019 Tumorzentrum München
2019 Tumorzentrum München
Editorial

Liebe Leserin, lieber Leser,
                                                                                                 Post-ESMO Gynäko-Onkologie
in der Folge der ASCO-Nachberichterstattung hatte sich bereits angedeutet,                       „Jeden Therapieschritt so planen, dass für
dass beim europäischen Krebskongress Ende September in Barcelona weitere                     5   den folgenden die größtmöglichen Chancen
                                                                                                 auf Erfolg bestehen“
wichtige praxisverändernde Neuigkeiten präsentiert werden würden. Wir
                                                                                                 Prof. Dr. med. Sven Mahner zu
haben uns deshalb vergleichsweise kurzfristig entschlossen, auch in München                      Therapiestrategien beim Ovarialkarzinom
eine ESMO-Nachlese anzubieten und waren über den Erfolg ehrlich über-
rascht: Mehr als 100 Ärztinnen und Ärzte folgten der Einladung des CCC                       9   First-line-Therapie des Ovarialkarzinoms
München nach Großhadern und haben sich unter dem Vorsitz von Frau                                Dr. med. Alexander Burges

Professorin Marion Kiechle und Herrn Professor Sven Mahner über Neuig-                      13   Rezidivtherapie des Ovarialkarzinoms
keiten zum Ovarial-, Endometrium und Zervixkarzinom und auch zum                                 Priv.-Doz. Dr. med. Christine Brambs
Mammakarzinom informiert.                                                                        Endometriumkarzinom
                                                                                            16
                                                                                                 Priv.-Doz. Dr. med. Fabian Trillsch
Spektakuläre Erfolge in der Onkologie sind allerdings nicht immer nur das
                                                                                            19   Zervixkarzinom
Ergebnis neuer systemischer Therapieansätze. In den letzten Jahren hat sich
                                                                                                 Priv.-Doz. Dr. med. Holger Bronger
diesbezüglich bei den interventionellen, bildgeführten Verfahren Einiges getan.
Professor Jens Ricke von der Klinik und Poliklinik für Radiologie an der Uni-               21   Frühes Mammakarzinom
versität München berichtet in seinem Beitrag über lokal-ablative Verfahren                       Dr. med. Friederike Hagemann

und über Möglichkeiten zur lokoregionären Zytoreduktion.                                    23   Fortgeschrittenes Mammakarzinom
                                                                                                 Dr. med. Franziska Kotzur
Wenn Sie dieses Heft in Händen halten, stehen die beiden großen inter-
nationalen Dezemberkongresse unmittelbar bevor. Die Rede ist von der
ASH-Jahrestagung 2019, der für Hämatologen weltweit wichtigsten Veran-                           Interventionelle Verfahren
staltung, und vom San Antonio Breast Cancer Symposium 2019, bei dem sich                    25   Der interventionell-radiologische,
                                                                                                 interdisziplinäre Werkzeugkasten
Forscher und klinisch tätige Spezialisten zu Fortschritten in der Brustkrebs-
                                                                                                 Prof. Dr. med. Jens Ricke
therapie austauschen. Beim Wintersymposium der LMU-Frauenklinik wird
es eine Live-Schaltung nach San Antonio geben; hämatologisch Interessierte
haben Mitte Januar Gelegenheit, sich bei der Post-ASH-Veranstaltung auszu-
                                                                                                 Onkologische Rehabilitation
tauschen. Einen zusammenfassenden Überblick zu allen wichtigen hämato-                      28   „Den Menschen wieder aufrichten“
onkologischen Entwicklungen und einen Ausblick auf 2020 bietet schließlich                       Onkologische Reha in der
                                                                                                 Klinik Professor Schedel
der 12. Jahreskongress des Tumorzentrums München Anfang Februar 2020,                            Ludger Wahlers
zu dem wir Sie schon heute einladen dürfen.
                                                                                                 Seltene erbliche Tumoren
Am Ende dieses sehr bewegten Jahres haben wir schließlich die traurige Pflicht,
                                                                                            32   Das Birt-Hogg-Dubé-Syndrom
Sie darüber zu informieren, dass Professor Hans Ehrhart, der Gründungssekre-
                                                                                                 Dr. med. Verena Steinke-Lange,
tär des Tumorzentrums München, am 9. Oktober 2019 verstorben ist. Wir                            Prof. Dr. med. Elke Holinski-Feder
würdigen ihn mit einem Nachruf auf Seite 35 dieser Ausgabe.

Herzlichst                                                                                  30   TZM/CCM intern
Ihre                                                                                             30 ......Projekt- und Arbeitsgruppen
                                                                                                 31 ......12. Jahreskongress des TZM
                                                                                                 31 ......Neue Manuale

                                                                                                 34 ......School of Oncology –
                                                                                                          interdisziplinäre Onkologie
                                                                                                          Franziska Zur

                                                                                                 35 ......Nachruf auf Prof. Dr. Hans Ehrhart
                                                                                                          Prof. Dr. Thomas Kirchner
                                                                                                          Prof. Dr. Volkmar Nüssler

Prof. Dr. med.      Prof. Dr. med.        Prof. Dr. med.       Prof. Dr. med.
Thomas Kirchner     Volkmar Nüssler       Volker Heinemann     Hana Algül                   32   Impressum
Vorsitzender des    Geschäftsführender    Direktor des         Stellvertretender Direktor
TZM-Vorstands       Koordinator des TZM   CCC München          des CCC München
2019 Tumorzentrum München
TZM News 4 / 2019 (21 Jg.)

                                                                                     4

                  Post-ESMO
                  Gynäko-Onkologie

    Verantwortlich für das
    Programm waren Professor
    Sven Mahner, Direktor der
    Frauenklinik der Universität
    München und Professorin
    Marion Kiechle, Direktorin
    der Frauenklinik am Klinikum
    rechts der Isar der TU
                                                                                     Es folgen Berichte von Alexander Burges
    München.
                                                                                     und Christine Brambs, die den neuen
                                                                                     Optionen in Erstlinientherapie und
                                                                                     Rezidivtherapie des Ovarialkarzinoms
                                                                                     gewidmet sind. Fabian Trillsch und
Deutlich mehr als 100 Ärztinnen und       Vortragende aus beiden Kliniken            Holger Bronger beschäftigen sich in
Ärzte sind eine gute Woche nach Ende      berichteten über praxisverändernde         ihren Beiträgen mit praxisverändernden
des ESMO-Kongresses 2019 in Barce-        Entwicklungen in Diagnostik und            Neuigkeiten beim Endometrium- und
lona der Einladung des Comprehensive      Therapie von Ovarialkarzinom und           Zervixkarzinom. ESMO-Daten zum
Cancer Centers München ins Klinikum       Mammakarzinom.                             frühen und fortgeschrittenen Mamma-
Großhadern gefolgt, um sich über die in                                              karzinom schließlich erläutern Friederike
Barcelona präsentierten Daten zur         Die TZM/CCCM-News dokumentieren            Hagemann und Franziska Kotzur.
Gynäko-Onkologie zu informieren.          die Veranstaltung im folgenden redaktio-
                                          nellen Sonderteil, dem ein Interview mit   Die Teilnehmer*innen der Veranstaltung
Verantwortlich für das Programm in        Sven Mahner vorangestellt ist, das wir     waren sich übrigens einig: Der erste Post-
München waren die Direktoren der          nach der Veranstaltung geführt haben.      ESMO des CCC München war ein voller
beiden universitären Frauenkliniken,      Der ausgewiesene Ovarialkarzinom-          Erfolg. Auch im nächsten Jahr ist eine
Professorin Marion Kiechle vom            Experte erläutert darin grundsätzliche     vergleichbare Veranstaltung in München
Klinikum rechts der Isar der TUM          Therapiestrategien zur Behandlung von      geplant. Die TZM/CCCM-News werden
und Professor Sven Mahner vom             Frauen mit Eierstockkrebs.                 Sie diesbezüglich auf dem Laufenden
Klinikum der Universität München.                                                    halten.
2019 Tumorzentrum München
Interview                                                TZM News 4 / 2019 (21 Jg.)

      Therapiestrategien beim Ovarialkarzinom

            „Jeden                 Therapieschritt
               so planen, dass für den
            folgenden die
                 größtmöglichen Chancen
            auf Erfolg bestehen!“
      Interview mit Professor Sven Mahner, Direktor der Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der Universität München

Im zweiten Jahr in Folge hat der ESMO-              Was meinen Sie damit konkret?                   Das Ergebnis der Operation ist ein
Kongress für die medikamentöse Therapie          Das beginnt bei der Erstvorstellung der            wichtiger Meilenstein in der Therapie. Die
des Ovarialkarzinoms bemerkenswerte              Patientin mit Verdacht auf Ovarialkarzi-           Frage lautet: Ist es gelungen, den Tumor
Fortschritte gebracht. Die Erhaltungs-           nom. Handelt es sich um eine 25-Jährige            oder besser: die multiplen Tumorherde
therapie mit PARP-Inhibitoren rückt in           mit unklarem Ultraschallbefund? – Dann             makroskopisch tumorfrei zu entfernen?
die Erstlinie, kommt also Patientinnen           fallen mir eine Menge möglicher Ursachen           Wenn das so ist, hat die Patientin die besten         5
zugute, die nach der Operation auf eine          ein, von denen das Ovarialkarzinom nur             Chancen, sogar eine Heilung ist möglich.
platinbasierte Chemotherapie angespro-           eine der unwahrscheinlicheren wäre. Viel-
chen haben. Möglicherweise ist sogar eine        leicht leidet diese junge Patientin ja unter           Falls sie anschließend eine platin-
Kombination von PARP-Inhibitoren mit             einer Endometriose, einem gutartigen               basierte Chemotherapie erhält.
der Chemotherapie sinnvoll. Die Behand-          Keimzelltumor oder einem Abszess. Das              So ist es, aber schon an dieser Stelle
lung von Patientinnen mit Ovarialkarzi-          gilt es abzuklären. Ist die Patientin dage-        kommen möglicherweise die PARP-
nom ist heute eine wirkungsvollere als           gen 75 Jahre alt, ist die Wahrscheinlichkeit       Inhibitoren ins Spiel. In der VELIA-Studie
noch vor wenigen Jahren, aber sie ist            eines Ovarialkarzinoms sehr viel größer.           wurde Veliparib nicht sequenziell, sprich
auch komplexer geworden. Professor               An dieser Stelle fällt die erste wichtige Ent-     nach Ansprechen auf die Chemotherapie,
Sven Mahner erläutert im Gespräch mit            scheidung: Ist auf Grundlage der klini-            sondern parallel dazu verabreicht und
Ludger Wahlers die derzeit gültigen              schen Untersuchung und der Bildgebung              nach Ende der Chemotherapie als Erhal-
Prinzipien einer personalisierten Ovarial-       ein Bauchschnitt sinnvoll, um den Tumor            tungstherapie fortgesetzt. Dieser Aspekt
karzinomtherapie.                                zu entfernen? Oder macht es mehr Sinn,             ist beim ESMO-Kongress angesichts der
                                                 zunächst laparoskopisch vorzugehen, um             sehr prominent diskutierten Ergebnisse
                                                 mehr Klarheit zu bekommen und an-                  von Olaparib und Niraparib ein bisschen
                                                 schließend zu entscheiden, ob die Patien-          untergegangen. Wenn aber unser Ziel ist,
   Herr Professor Mahner, wenn eine              tin eine Kandidatin für eine große OP ist          möglichst vielen Patientinnen die Gelegen-
Patientin mit Verdacht auf Ovarial-              oder nicht.                                        heit zu einer PARP-Inhibitoren-Therapie
karzinom zu Ihnen kommt: Was ist                                                                    zu geben, dann ist die Kombination mit
in dieser Situation heute anders als                Und wenn dann klar ist, dass es                 der Chemotherapie die konzeptionell
vor 3 Jahren?                                    sich um ein histologisch gesichertes               überzeugendste.
Die umfangreichsten Veränderungen hat            Ovarialkarzinom handelt?
es bezüglich der systemischen Therapie           Dann wäre die bislang noch theoretische              Aber wirken PARP-Inhibitoren nicht
gegeben, da haben wir nach den wirklich          Frage, ob die Patientin von einer neoadju-         besser, wenn es aufgrund einer platin-
ermutigenden Daten zu den PARP-Inhibi-           vanten Therapie profitieren würde. Theo-           basierten Therapie zunächst zu DNA-
toren eine Menge mehr Möglichkeiten.             retisch ist diese Frage, weil wir darauf erst      Doppelstrangbrüchen gekommen ist,
Diese Fortschritte kommen unseren Pa-            nach Abschluss der TRUST-Studie eine               mit anderen Worten: Ist das Ansprechen
tientinnen aber nur dann maximal zugute,         evidenzbasierte Antwort haben werden.              auf die Chemotherapie nicht Voraus-
wenn sie insgesamt nach evidenzbasierten                                                            setzung für die Wirksamkeit der PARP-
Kriterien diagnostiziert und behandelt             Also gehen wir davon aus, dass die               Inhibitor-Therapie?
werden.                                          Patientin mit histologisch gesichertem             Das lässt sich aus den Daten der VELIA-
                                                 Ovarialkarzinom zunächst operiert wird.            Studie leider genauso wenig ablesen
2019 Tumorzentrum München
TZM News 4 / 2019 (21 Jg.)

                                                                                              6

wie eine synergistische Wirkung von             Voraussetzungen für den nächsten              kollektiv beträgt die Hazard Ratio 0,59.
Chemotherapie und Veliparib.                    Schritt, sprich: Chemotherapie und mehr.      Eine der möglichen Interpretationen
                                                                                              dieser Daten besteht deshalb darin, dass
   Und warum halten Sie die kombi-                 Wie ist die Studienlage?                   alle Patientinnen unabhängig vom BRCA-
nierte Gabe dann gegebenenfalls                 Dass die Kombination aus Carboplatin,         Status in der Erhaltungstherapie Olaparib
trotzdem für sinnvoll?                          Paclitaxel und Bevacizumab in der Erst-       plus Bevacizumab erhalten sollten.
Weil man auf diese Weise mehr Patien-           linientherapie besser ist als Carboplatin
tinnen in die PARP-Inhibitor-Therapie           und Paclitaxel allein, das wissen wir sehr       Damit hat die Patientin die nächste
mitnehmen kann. Bei sequenzieller Gabe          eindeutig aus den Studien GOG 218 und         Therapiephase erreicht. Was ist jetzt zu
haben weniger Patientinnen Gelegenheit          AGO Ovar-11, die seinerzeit zur Zulas-        tun, um sie vor dem ersten Rezidiv zu
den PARPi zu bekommen; denn nur                 sung geführt und diese Therapie zum           bewahren?
diejenigen werden ihn erhalten, die die         Standard gemacht haben. Insofern ist –        In dieser Situation stellt sich als nächstes
Chemotherapie komplett absolviert haben         bezogen auf das, was vor der Ära der          die Frage, wie lange wir die Erhaltungs-
und die darauf angesprochen haben.              PARP-Inhibitoren heute in der Praxis          therapie durchführen, wie lange die
                                                verfügbar ist – die Dreierkombination aus     Patientin also auch Nebenwirkungen in
   Also ist die Upfront-Gabe zu                 Carboplatin, Paclitaxel und Bevacizumab       Kauf nimmt. Die angenommene Grenze
bevorzugen?                                     das Optimum. Denn mit dieser ist die          liegt für die PARP-Inhibitoren bei 2 bezie-
Wenn man das Erreichen einer PARPi-             Chance am größten, dass die Patientin         hungsweise 3 Jahren. Noch hat allerdings
Erhaltungstherapie zum Erfolgskriterium         nach 6 Zyklen noch tumorfrei ist oder         kaum eine Patientin einen PARP-Inhibitor
macht, dann ja. Es wäre allerdings hilfreich    auf die Kombinationstherapie zumindest        in der ersten Behandlungslinie über einen
zu wissen, was in dieser Situation eine zu-     angesprochen hat.                             solch langen Zeitraum erhalten, aber für
sätzliche Bevacizumab-Gabe bringt. Denn                                                       viele stellt sich dann demnächst die Frage
wir wissen ja, dass Bevacizumab in der              … und damit Kandidatin für eine           nach der Weiterführung der Therapie.
Erhaltungstherapie das progressionsfreie        Erhaltungstherapie ist.                       Antworten darauf kann man derzeit fast
Überleben verlängert, und wir wissen            Genauso ist es. Vor dem ESMO-Kongress         nur klinisch begründen, Daten gibt es
auch, dass es – in der Erstlinie parallel zur   2018 in München war Bevacizumab im            dazu noch keine.
Chemotherapie gegeben – zu etwa 10 bis          Hinblick auf die Erhaltungstherapie die
15 Prozent mehr Remissionen führt.              einzige Option. Nach 6 Zyklen wurde die          Und wie lauten Ihre Antworten?
Leider ist Bevacizumab in der VELIA-            Chemotherapie beendet, Bevacizumab als        Da muss man genau hinschauen. Bei
Studie aber nicht geprüft worden.               Erhaltungstherapie für bis zu 15 Monate       einem Tumor im Stadium FIGO III, der
                                                fortgeführt. Seit der beim ESMO-Kon-          nur eine einzige Metastase im Netz hat
   Was bedeutet das für die Therapie-           gress 2018 präsentierten SOLO-1-Studie        und ansonsten unauffällig ist – da könnte
strategie?                                      ist klar, dass Olaparib allein als Erhal-     man Zweifel haben, dass die Weiterfüh-
Insgesamt muss man sich überlegen, was          tungstherapie bei Patientinnen mit BRCA-      rung einer Erhaltung etwas bringt, und
nach der optimalerweise makroskopisch           mutiertem Tumor das progressionsfreie         eher eine Watch-and-wait-Strategie
tumorfreien, also erfolgreichen Operation       Überleben nicht nur im Rezidiv, sondern       befürworten. Aber im Stadium FIGO IV,
strategisch angezeigt ist: Eine reine Che-      auch nach der Erstlinien-Chemotherapie        also bei einer Patientin, der wir Tumor
motherapie? Oder eine Chemotherapie             signifikant verlängert.                       beispielsweise auch aus dem Brustkorb
plus PARPi oder Chemo plus PARPi plus                                                         entfernt haben oder wo eine makrosko-
Bevacizumab?                                       Also ist Olaparib neben Bevacizumab        pisch tumorfreie Resektion vielleicht sogar
                                                für BRCA-positive Patientinnen in der         überhaupt nicht möglich war, da sind die
   Wir reden jetzt aber völlig                  Erhaltungstherapie eine zusätzliche           Voraussetzungen andere. Wenn in solchen
losgelöst von Zulassungen oder                  Option.                                       Fällen zum Beispiel nach 15 Monaten Er-
Kostenerstattungen.                             SOLO-1 hat den Benefit in der Erhal-          haltungstherapie mit Bevacizumab kein
In erster Linie geht es ja darum, für die       tungstherapie nur bezogen auf Olaparib        Tumor mehr zu sehen ist, denken wir
einzelne Patientin die beste Therapie-          allein gezeigt und auch nur für Patientin-    auch heute bereits über die Weiterführung
strategie zu finden. Und strategisch geht es    nen mit BRCA-mutierten Tumoren. Die           der Therapie nach und tun das auch in
immer um die Frage: Wie erreicht unsere         Kombination aus Olaparib und Bevaci-          einzelnen Fällen, obwohl es dazu noch
Patientin optimal den nächsten Meilen-          zumab wurde in der Studie PAOLA-1             keine Daten gibt. Da können wir nur aus
stein der Therapie. Anders formuliert:          geprüft, und zwar unabhängig vom              der Rezidivsituation extrapolieren, in der
Wie schaffe ich es als Arzt, jeden Therapie-    BRCA-Status. Die Ergebnisse kennen wir        Bevacizumab ja bis zum Progress gegeben
schritt so zu planen und durchzuführen,         seit dem ESMO-Kongress 2019: Für Pa-          wird.
dass für den darauf folgenden die größt-        tientinnen mit BRCA-mutierten Tumoren
möglichen Chancen auf Erfolg bestehen?          ergibt sich für das progressionsfreie Über-     Bei aller Euphorie angesichts der
In Bezug auf die Operation geht es um die       leben eine Hazard Ratio von 0,3; für          beim ESMO-Kongress 2019 präsentier-
makroskopisch tumorfreie Resektion.             Patientinnen mit BRCA-Wildtyp-Tumo-           ten Ergebnisse: PARP-Inhibitoren
Wenn das gelungen ist, sind das die besten      ren liegt die HR bei 0,7. Für das Gesamt-     nutzen nicht allen Ovarialkarzinom-
2019 Tumorzentrum München
NEU

                                                                                                                                                                                       (Rucaparib) Tabletten

        Rezidiviertes Ovarialkarzinom
        LASSEN SIE KEINE PATIENTIN ZURÜCK

        Die neue Erhaltungstherapie
        für Ihre platinsensitiven Patientinnen mit
        rezidiviertem, high-grade epithelialem Ovarialkarzinom
        • Mutationsunabhängig2,a
        • Signifikante Verdoppelung des PFS in der ITT-Population
          vs. Placebo (gemäß Prüfarztbewertung;
          10,8 vs. 5,4 Monate; HR 0,36)1

        Auch für die Rezidivtherapie
        bei platinsensitiven Patientinnen mit
        BRCA-Mutationen, die keine weitere
        platinhaltige Chemotherapie tolerieren2,b

        RUBRACA . VEREINT STÄRKE ZEIGEN.
RUBRACA (Rucaparib) 200 mg, 250 mg und 300 mg Filmtabletten:
Dieses Arzneimittel unterliegt einer zusätzlichen Überwachung. Dies ermöglicht eine schnelle Identifizierung neuer Erkenntnisse über die Sicherheit. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung zu
melden. Wirkstoff: Rucaparib. Zusammensetzung: Jede Tablette enthält Rucaparib-(+) -camsilat, entsprechend 200 mg Rucaparib. Sonstige Bestandteile: Tablettenüberzug: Poly(vinylalkohol) (E1203), Titandioxid (E171), Macrogol 4000 (E1521), Talkum
(E553b), Brillantblau FCF Aluminiumsalz (E133), Indigocarmin Aluminiumsalz (E132). Anwendungsgebiet: Rubraca ist indiziert als Monotherapie für die Erhaltungstherapie bei erwachsenen Patientinnen mit platinsensitivem, rezidiviertem, high-grade
epithelialem Ovarial-, Eileiter- oder primärem Peritonealkarzinom, die nach platinbasierter Chemotherapie in Remission sind (vollständig oder partiell). Rubraca ist indiziert als Monotherapie zur Behandlung von erwachsenen Patientinnen mit platinsensitivem,
rezidiviertem oder progressivem, high-grade epithelialem Ovarial-, Eileiter- oder Peritonealkarzinom mit BRCA-Mutationen (Keimbahn und / oder somatisch), die mit zwei oder mehr vorherigen platinbasierten Chemotherapielinien behandelt wurden und
keine weitere platinhaltige Chemotherapie tolerieren. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen sonstigen Bestandteil. Stillen während der Behandlung und 2 Wochen nach Einnahme der letzten Dosis. Nebenwirkungen:
Sehr häufig: Anämie, Thrombozytopenie, Neutropenie, verminderter Appetit, erhöhtes Kreatinin im Blut, Dysgeusie, Schwindel, Übelkeit, Erbrechen, Diarrhoe, Dyspepsie, Schmerzen des Abdomens. Erhöhte Alanin Aminotransferase, erhöhte Aspartat-
Aminotransferase, Lichtempfindlichkeitsreaktion, Hautausschlag, Müdigkeit, Fieber. Häufig: Myelodysplastisches Syndrom /akute myeloische Leukämie, febrile Neutropenie, Leukopenie, Lymphopenie, Dehydratation, Hypercholesterinämie, Dyspnoe,
Erhöhte Transaminasen, Makulopapulöser Ausschlag, palmar-plantares Erythrodysästhesiesyndrom, Erythem. Abgabestatus: Verschreibungspflichtig. Weitere Hinweise: siehe Fachinformation. Pharmazeutischer Unternehmer: Clovis Oncology
Ireland Ltd. Country Dublin, K67 P6K2, Irland. Örtlicher Vertreter: Clovis Oncology Germany GmbH, Theatinerstr. 11, 80333 München. E-Mail: office.de@clovisoncology.com. Servicehotline für Produktanfragen: +49 (0)8005892665. Stand: Februar 2019.

a Für die Erhaltungstherapie bei erwachsenen Patientinnen mit platinsensitivem, rezidiviertem, high-grade epithelialem Ovarial-, Eileiter- oder primärem Peritonealkarzinom, die nach platinbasierter Chemotherapie in Remission sind (vollständig oder partiell).2
b Zur Behandlung von erwachsenen Patientinnen mit platinsensitivem, rezidiviertem oder progressivem high-grade epithelialem Ovarial-, Eileiter- oder Peritonealkarzinom mit BRCA-Mutationen, (Keimbahn und / oder somatisch), die mit zwei oder mehr
  vorherigen platinbasierten Chemotherapielinien behandelt wurden und keine weitere platinhaltige Chemotherapie tolerieren.2
Referenzen: 1. Coleman RL, et al. Lancet. 2017; 390(10106): 1949–1961. 2. Rubraca Fachinformation, Stand: Februar 2019.

Stand: März 2019 I PP-RUCA-DE-0006 I © 2019 Clovis Oncology. Alle Rechte vorbehalten.
2019 Tumorzentrum München
TZM News 4 / 2019 (21 Jg.)

                                                                                                                                      8

  Patientinnen. Gibt es zwischenzeitlich                         die Aktivität von PARP hemmt – und                                  Ist das tatsächlich so oder
  verlässliche Biomarker, mit denen sich                         nichts anderes machen PARP-Inhibitoren                           sind vielleicht die HRD-Tests nicht
  voraussagen lässt, wer profitiert und                          –, sollte die Zelle absterben, da sie spezielle                  genügend eindeutig?
  wer nicht?                                                     DNA-Schäden nicht mehr reparieren                                Es ist zu vermuten, dass die Tests nicht
  Weitgehend unzweifelhaft ist, dass                             kann. Tumoren mit HRD sollten also                               genügend trennscharf sind. In den
  Ovarialkarzinom-Patientinnen mit                               PARPi-empfindlich sein, solche ohne                              anderen PARPi-Studien wurde der HRD-
  BRCA-mutierten Tumoren von einem                               HRD aber nicht.                                                  Status lediglich explorativ untersucht,
  PARP-Inhibitor profitieren. Andererseits                                                                                        war aber kein Stratifikationsmerkmal.
  ist seit der Zulassungsstudie von Niraparib                       Und hat sich das in der Praxis                                Die entsprechenden Analysen lassen es
  in der Rezidivsituation klar, dass auch                        bestätigt?                                                       möglich erscheinen, dass HRD-negative
  Patientinnen mit BRCA-Wildtyp-Tumo-                            Die PRIMA-Studie mit Niraparib hat das                           Patientinnen von einer PARPi nicht profi-
  ren von PARP-Inhibitoren signifikant                           in der Primärtherapie als einzige Studie                         tieren. Mit anderen Worten: die verfüg-
  profitieren, wenn auch nicht in gleichem                       wirklich systematisch untersucht, will                           baren HRD-Tests geben zwar Hinweise,
  Ausmaß. Der BRCA-Mutationsstatus ist                           sagen, der HRD-Status war ein Stratifika-                        es reicht jedoch nicht für den Nachweis
  damit also kein geeigneter Biomarker zur                       tionsmerkmal in diesem Studienprotokoll.                         statistisch signifikanter Unterschiede. Es
  Vorhersage einer PARPi-Wirkung.                                In der Gruppe der Patientinnen mit HRD                           hapert darüber hinaus bei der Reprodu-
                                                                 war die Hazard Ratio in Bezug auf das PFS                        zierbarkeit der Testergebnisse.
      Und die sogenannte homologe                                0,43. In der Gesamtgruppe – also bei
  Rekombinations-Defizienz?                                      Patientinnen mit und ohne HRD – betrug                             Was bedeutet das letztlich für den
  Das theoretische Konzept dieser HRD                            die Hazard Ratio 0,62. Und auch bei                              Einsatz von Niraparib?
  ist überzeugend: PARP-Inhibition funk-                         Patientinnen ohne HRD war die Hazard                             Die PRIMA-Studie zeigt, dass Niraparib
  tioniert nur dort, wo eine homologe Re-                        Ratio 0,68 und zeigte damit eine signifi-                        unabhängig von BRCA-Mutationen und
  kombinations-Defizienz vorliegt. Warum?                        kante Verbesserung. Damit ist einerseits                         HRD auch in der Erstlinientherapie wirkt.
  Die homologe Rekombination ist, grob                           belegt, dass Niraparib unabhängig von                            Den Studiendaten zufolge ist Niraparib
  vereinfachend gesagt, ein Weg zur Repara-                      einer HR-Defizienz wirkt. Andererseits                           darüber hinaus die einzige Substanz, bei
  tur von geschädigter DNA. Im Falle einer                       bedeutet das aber auch, dass die HRD                             der eindeutig gezeigt wurde, dass sie auch
  homologen Rekombinations-Defizienz                             ebenfalls kein geeigneter Biomarker für                          bei Patientinnen mit HRD-negativen
  oder kurz HRD kommt ein Ersatzweg zur                          die Vorhersage einer PARPi-Wirkung zu                            Tumoren wirksam ist.
  DNA-Reparatur zum Zug, der über das                            sein scheint.
  Enzym PARP gesteuert wird. Wenn man                                                                                               Herr Professor Mahner, haben Sie
                                                                                                                                  herzlichen Dank für das Gespräch.

Jetzt online anmelden!

  www.wintersymposium-muenchen.de
  13. Wintersymposium
  München 2019
  14. Dezember     2019 Hilton Munich Park
          wintersymposium

   Gynäkologische Tumoren und Brustkrebs:
   Aktuelle Entwicklungen – Neues aus San Antonio

   Veranstalter:                                                                                                   Wissenschaftliche Leitung:
   Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde                                                                       Prof. Dr. med. Nadja Harbeck
   und Geburtshilfe der Universität München (LMU)                                                                  Prof. Dr. med. Sven Mahner
   Direktor: Prof. med. Sven Mahner
          Highlights vom ESMO-Kongress 2019 - Teilnehmerunterlagen © 2019 by LUKON Verlagsgesellschaft mbH - www.esmo-highlights.de       8
2019 Tumorzentrum München
TZM News 4 / 2019 (21 Jg.)

                                                                                                               Ovarialkarzinom

                                                                              Neue Optionen in der
                                                                              First-line-Therapie
                                                                              Dr. med. Alexander Burges, LMU-Frauenklinik

Aus gynäko-onkologischer Sicht war der ESMO 2019 in Barcelona ein sehr interessanter und wichtiger Kongress. Im Rahmen
des Presidential Symposiums wurden gleich 3 Studien vorgestellt, die sich mit der Erhaltungstherapie nach der First-line-Che-
motherapie des fortgeschrittenen Ovarialkarzinoms befassen. Die Kongresszeitung titelte denn auch: „PARP-Inhibitoren dehnen
ihre Bedeutung über die BRCA-Mutation in der First-line-Therapie des neu diagnostizierten Ovarialkarzinoms hinaus aus.“
Welche unmittelbaren Konsequenzen für den klinischen Alltag ergeben sich?

PRIMA-Studie mit Niraparib                                                                                                                  HRD-positive und HRD-negative Patientinnen vertreten. Die Hazard
                                                                                                                                            Ratio für Patientinnen mit HRD-positiven Tumoren betrug 0,48.
Antonio González-Martín eröffnete die Sitzung mit den Daten der                                                                             In der Gruppe der Patientinnen mit HRD-negativen Tumoren lag
Studie PRIMA/ENGOT-OV26/GOG-3012 [1]. In dieser Arbeit wurde                                                                                die HR bei 0,68; in der Gesamtgruppe bei 0,62. Damit ist Niraparib
der Effekt einer PARP-Inhibitor-Erhaltungstherapie mit Niraparib                                                                            der einzige der drei vorgestellten PARP-Inhibitoren, bei dem ein-
in der Erstlinie, also nach Ansprechen auf eine platinhaltige Che-                                                                          deutig gezeigt wurde, dass er auch bei Patientinnen mit HRD-ne-
motherapie untersucht. Die Studie hat ihren primären Endpunkt                                                                               gativen Tumoren wirksam ist.                                                                                                            9
erreicht, das mediane progressionsfreie Überleben in der Gesamt-
population betrug unter Niraparib 13,8 Monate, in der Placebo-
gruppe 8,2 Monate (Abb. 1).                                                                                                                 PAOLA-1-Studie mit Olaparib plus Bevacizumab

Als kleines Manko aus deutscher Sicht war im Standardarm kein                                                                               Isabelle Ray-Coquard stellte die Daten der Studie PAOLA-1/ENGOT-
Bevacizumab vorgesehen. Auch dass bei Patientinnen im Stadium                                                                               ov25 vor [2]. In dieser wurde die Erhaltungstherapie mit der Kom-
FIGO III nur solche mit Tumorrest eingebracht werden durften, ent-                                                                          bination des PARP-Inhibitors Olaparib und des Angiogenesehemmers
spricht nicht unserem Standard. Ein gewisser Bias könnte außerdem                                                                           Bevacizumab geprüft. Alle in die Studie eingebrachten Patientinnen
darin liegen, dass tumorfrei operierte Patientinnen dann eingebracht                                                                        erhielten Carboplatin, Paclitaxel und Bevacizumab, im experimen-
werden durften, wenn sie sich zuvor einer neoadjuvanten Chemo-                                                                              tellen Arm zusätzlich Olaparib versus Placebo. Es erfolgte eine Stra-
therapie unterzogen hatten.                                                                                                                 tifizierung nach BRCA-Mutationsstatus, eine Stratifizierung nach
                                                                                                                                            HRD-Testung war nicht vorgesehen. Auch diese Studie erreichte
In der Stratifizierung wurde auch das Ergebnis des Tests zur ho-                                                                            ihren primären Endpunkt, nämlich die signifikante Verlängerung
mologen Rekombination respektive der homologen Rekombina-                                                                                   des PFS in der Intention-to-treat-Population: 16,6 Monate versus
tions-Defizienz (HRD) berücksichtigt. Verwendet wurde dazu der                                                                              22,1 Monate. Die Hazard Ratio für die Gesamtgruppe liegt bei 0,59
Test myChoice der Firma Myriad. Mit anderen Worten: Im Placebo-                                                                             (Abb. 2).
wie im Studienarm waren Patientinnen mit und ohne HRD, also

                                                     PRIMA-Studie                                                                                                                               PAOLA-1-Studie

                                              100                                                                                                                                        100
   Anteil progressionsfrei Überlebender (%)

                                                                                                                                              Anteil progressionsfrei Überlebender (%)

                                               90                                                                                                                                         90
                                                                                        Niraparib
                                               80                                                                                                                                         80
                                                                                        n=487
                                               70                                       Medianes PFS, 3,8 (11,5–14,9) Monate (95%CI)                                                      70                                               Niraparib
                                                                                                                                                                                                                                           n=537
                                               60                                                                                                                                         60                                               Medianes PFS, 22 Monate
                                               50                                                                                                                                         50
                                               40                                                                                                                                         40
                                               30                                                                                                                                         30
                                                                                        Placebo                                                                                                                                Placebo
                                               20                                       n=246                                                                                             20                                   n=269
                                               10                                       Medianes PFS, 8,2 (7,3–8,5) Monate (95%CI)                                                        10                                   Medianes PFS, 22 Monate

                                                0                                                                                                                                          0
                                                    0     2      4    6      8     10 12 14 16 18 20                 22   24   26      28                                                      0    3     6    9   12 15 18 21 24 27 30 33                     36    39   42   45
                                                                             Zeit seit Randomisierung (Monate)                                                                                                       Zeit seit Randomisierung (Monate)
  Patientinnen                                                                                                                                Patientinnen
  Niraparib 487                                           454   385   312   295   253    167   111   94   58   29   21    13   4       0      Niraparib 537 513                                          461   433 403   374   279   240   141 112   55   37   12    3    0

  Placebo                                           246   226   117   133   117   90      60   32    29   17   6    6     4    1       0      Placebo                                          269 252   226   205 172   151   109   83    50   35   15   9    1     1    0

Abbildung 1: Primärer Endpunkt der PRIMA-Studie – progressionsfreies Über-                                                                  Abbildung 2: Primärer Endpunkt der PAOLA-1-Studie – progressionsfreies
leben in der Gesamtpopulation. Adaptiert nach [1].                                                                                          Überleben in der Intention-to-treat-Population. Adaptiert nach [2].
2019 Tumorzentrum München
TZM News 4 / 2019 (21 Jg.)

                                                                                                                                                                                                       10

VELIA-Studie: Veliparib in Kombination                                                                                                                                         Während in der PRIMA-Studie in der Gruppe HR-profizienter Tu-
mit Chemotherapie und als anschließende                                                                                                                                        moren mit Niraparib eine signifikante Verlängerung des PFS um
Erhaltungstherapie                                                                                                                                                             circa 3 Monate gezeigt werden konnte (5,4 versus 8,1 Monate), er-
                                                                                                                                                                               wies sich der ganz ähnliche Unterschied bei Patientinnen mit BRCA-
Die dritte Studie stellte Robert L. Coleman vor [3]. Gegenstand der                                                                                                            Wildtyp-Tumoren in der VELIA-Studie (15,1 Monate unter
Untersuchung war der PARP-Inhibitor Veliparib, der in der Erstlinie                                                                                                            Placebo versus 18,2 Monate unter Veliparib) als statistisch nicht sig-
zunächst als Kombinationspartner zusammen mit der Chemotherapie                                                                                                                nifikant. Der analoge Vergleich in der PAOLA-1-Studie – Olaparib/
verabreicht wurde, um anschließend im Sinne einer Erhaltungs-                                                                                                                  Bevacizumab bei Patientinnen mit BRCA-Wildtyp-Tumoren – brachte
therapie gegenüber Placebo untersucht zu werden. Einen reinen                                                                                                                  ebenfalls ein statistisch nicht signifikant unterschiedliches Ergebnis
Erhaltungstherapie-Arm gab es in dieser Studie leider nicht. Auch                                                                                                              (16,0 Monate unter Placebo versus 16,9 Monate unter Olaparib/
die VELIA-Studie erreichte ihren primären Endpunkt, die Verlän-                                                                                                                Bevacizumab).
gerung des PFS in der Intention-to-treat-Population: Bei einer Ha-
zard Ratio von 0,68 betrug das mediane PFS in der Verumgruppe                                                                                                                  Weiterhin fallen die PFS-Unterschiede in den jeweiligen Kontroll-
23,5 Monate, in der Kontrollgruppe 17,3 Monate (Abb. 3).                                                                                                                       gruppen auf: In der PRIMA-Studie liegen sie mit median 5,4 Monaten
                                                                                                                                                                               deutlich niedriger als in VELIA (15,1 Monate) und PAOLA-1 (16,0
                                                                                                                                                                               Monate). Verantwortlich dafür ist unter anderem die Tatsache, dass
                                               Kombination Erhaltungstherapie
                                                                                                                                                                               Patientinnen an der PRIMA-Studie nur dann teilnehmen durften,
                                               100
    Anteil progressionsfrei Überlebender (%)

                                                                                                                                                                               wenn bei ihnen noch ein Tumorrest nachweisbar war. Auch die Ran-
                                                                                                               Veliparib durchgängig                                           domisierungszeiträume unterscheiden sich: In der PRIMA-Studie war
                                                75                                                             n=382
                                                                                                               Medianes PFS 23,5 Monate                                        eine Randomisierung bis 12 Wochen, in der PAOLA-1-Studie bis 9
                                                50
                                                                                                                                                                               Wochen nach der letzten Chemotherapie möglich. In der VELIA-Studie
                                                                                                                                                                               fand die Randomisierung noch vor der Chemotherapie statt, womit
                                                25
                                                                                                                                                                               sich bereits methodisch ein etwa 3-monatiger PFS-Vorteil ergibt.
                                                                                                               Kontrolle
                                                                                                               n=357
                                                                                                               Medianes PFS 17,3 Monate
                                                 0                                                                                                                             Derzeit ist noch keine sinnvolle Analyse der operativen Daten im
                                                     0                           10                   20             30                                           40           Vergleich möglich, unter anderem weil in der PRIMA-Studie Angaben
                                                                                        Zeit seit Randomisierung (Monate)
   Patientinnen
                                                                                                                                                                               zu den Komplettresektionsraten derzeit noch nicht bekannt sind.
   Kontrolle 375                                         356
                                                               340
                                                                     328
                                                                           297
                                                                                 260
                                                                                       236
                                                                                             202
                                                                                                   172
                                                                                                         153
                                                                                                               143
                                                                                                                     119
                                                                                                                           84
                                                                                                                                70
                                                                                                                                     55
                                                                                                                                          36
                                                                                                                                               21
                                                                                                                                                    16
                                                                                                                                                         10
                                                                                                                                                              3
                                                                                                                                                                  0
                                                                                                                                                                       0
                                                                                                                                                                           0   Ein möglicher Einfluss von Tumorrest oder Zeitpunkt der Operation
   Veliparib 382   337     308     253     208     172     111    76    38    19                                                                                  2        0   kann daher derzeit noch nicht beurteilt werden.
   durchgängig 352     329     275     228     192     153     95    55    26                                                                                 7        1

Abbildung 3: Progressionsfreies Überleben unter Veliparib in Kombination
mit Chemotherapie und unter Veliparib-Erhaltungstherapie in der first line                                                                                                     Drei mögliche Szenarien
(Intention-to-treat-Population). Adaptiert nach [3].

                                                                                                                                                                               Wie können wir also die vorliegenden Daten für unsere Patientinnen
Alle drei Studien sind letztlich als positiv zu bewerten, und auch                                                                                                             sinnvoll einsetzen? Die Zulassung der Medikamente wird etwa ein
wenn sich ein direkter Vergleich der Untersuchungen aufgrund von                                                                                                               Jahr in Anspruch nehmen. Diesbezüglich ist derzeit überhaupt nicht
Unterschieden in den Einschlusskriterein, den Randomisierungs-                                                                                                                 absehbar, wie die Zulassungstexte aussehen werden. Möglich er-
zeitpunkten und in den Standardarmen verbietet, bleibt grund-                                                                                                                  scheint auf Grund der Daten eine „offene“ Zulassung ohne HRD-,
sätzlich festzuhalten: Der stärkste Effekt von PARP-Inhibitoren ist                                                                                                            aber mit BRCA-Testung. Möglich erscheint auch eine Verpflichtung
immer bei Patientinnen mit BRCA-Mutation zu verzeichnen, die                                                                                                                   zur HRD-Testung, um Subgruppen zu identifizieren, die von einer
gleichzeitig HR-defizient sind. Auch die Subgruppe der BRCA-ne-                                                                                                                reinen PARP-Inhibitoren- oder einer Kombinationstherapie profi-
gativen, aber HR-defizienten Patientinnen profitiert offensichtlich                                                                                                            tieren. Derzeit wird intensiv überprüft, inwiefern eine HRD-Testung
im Sinne einer PFS-Verlängerung.                                                                                                                                               reproduzierbar, flächendeckend und sinnvoll eingesetzt werden
                                                                                                                                                                               kann. Bis zu einer möglichen Zulassung müssen wir unseren Pa-
                                                                                                                                                                               tientinnen allerdings praktikable Konzepte für die Erhaltungsthe-
BRCA-Status und HRD-Status                                                                                                                                                     rapie anbieten. Bis zu diesem Zeitpunkt sind aus unserer Sicht
                                                                                                                                                                               grundsätzlich drei Szenarien vorstellbar.
Für die BRCA-negative Subgruppe ist ein direkter Vergleich der
Studien nicht möglich, da hierzu in der PRIMA-Studie bislang keine                                                                                                             All in: Gestützt wird dieses Szenario von der Annahme, dass eine
Daten vorliegen. Interessant ist aber auch die Subgruppe der BRCA-                                                                                                             Option zur Heilung unserer Patientinnen ausschließlich in der First-
negativen und der HR-profizienten Patientinnen. Hierzu ist aller-                                                                                                              line-Therapie des Ovarialkarzinoms besteht. Alle therapeutischen
dings zu berücksichtigen, dass eine Stratifizierung nach HRD-Tes-                                                                                                              Optionen werden daher auf die primäre Therapie und die daran
tung ausschließlich in der PRIMA-Studie erfolgte. In der PAOLA-1-                                                                                                              anschließende Erhaltungstherapie konzentriert, wohl wissend, dass
und der VELIA-Studie erfolgte die Stratifizierung lediglich nach                                                                                                               dadurch in der Rezidivsituation gegebenenfalls weniger therapeu-
BRCA-Mutationsstatus.                                                                                                                                                          tische Optionen zur Verfügung stehen.
1 x tägliche einfache Einnahme, einfaches Therapiemanagement1
Individuelle Dosierung, anpassbar an die Patientin und ihren Alltag 1–3
Wirksame                    Erhaltungstherapie bei Patientinnen mit bzw. ohne BRCA-
                            Keimbahnmutation vs. Placebo beim rezidivierten Ovarial-
                            karzinom: mPFS von 21,0 vs. 5,5 und 9,3 vs. 3,9 Monaten1,2

Literatur
1. ZEJULA Fachinformation, Stand: Juni 2019.
2. Mirza, M.R. et al., Niraparib maintenance therapy in platinum-sensitive, recurrent ovarian cancer, .EW%NGLAND*OURNALOF-EDICINE, vol. 375, no. 22, 2016, pp. 2154–2164.
3. Berek J.S. et al., Safety and dose modification for patients receiving niraparib, !NNALSOF/NCOLOGY, vol. 29, no. 8, 2018, pp. 1784–1792.

   Dieses Arzneimittel unterliegt einer zusätzlichen Überwachung. Dies ermöglicht eine schnelle Identifizierung neuer Erkenntnisse über die Sicherheit.
   Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung zu melden.
                                                                                                                                                                                                                PP-ZEJ-DE-0107-2019-09

Zejula 100 mg Hartkapseln. Wirkstoff: Niraparib (als Tosilat 1 H2O) Zusammensetzung: Magnesi-           Diarrhoe, Dyspepsie, Rückenschmerzen, Arthralgie, Ermüdung, Asthenie; (·UlGBronchitis, Kon-
umstearat, Lactose-H2O, Titandioxid, Gelatine, Brillantblau FCF, Erythrosin, Tartrazin, Schellack,      junktivitis, Leukopenie, Hypokaliämie, Angst, Depression, Tachykardie, Epistaxis, Mundtrockenheit,
Propylenglycol, KOH, Eisen(II,III)-oxid, NaOH, Povidon. Anwendungsgebiete: Zejula wird als Mono-        Aufblähung des Abdomens, Schleimhautentzündung (einschließlich Mukositis), Stomatitis, Photo-
therapie zur Erhaltungstherapie bei erwachs. Patientinnen mit Rezidiv eines Platin-sensiblen, gering    sensitivität, Ausschlag, Myalgie, Ödem peripher, Gamma-Glutamyl-Transferase erhöht, AST erhöht,
differenzierten serösen Karzinoms der Ovarien, der Tuben oder mit prim. Peritonealkarzinose, die sich   Kreatinin im Blut erhöht, ALT erhöht, alkalische Phosphatase im Blut erhöht, Gewicht erniedrigt;
nach einer Platinbasierten Chemotherapie in Remission (komplett oder partiell) befinden, angewendet.     'ELEGENTLICHPanzytopenie, febrile Neutropenie. Warnhinweise: Enthält Lactose und Tartrazin (E 102).
Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit geg. Niraparib oder einen d. sonstigen Bestandteile; Stillen.         Abgabestatus: Verschreibungspflichtig. Pharmazeutischer Unternehmer: TESARO Bio Netherlands
Nebenwirkungen: 3EHRH·UlGHarnwegsinfekt., Thrombozytopenie, Anämie, Neutropenie, Appetit             B.V., Joop Geesinkweg 901, 1114 AB Amsterdam-Duivendrecht, Niederlande. Örtlicher Vertreter:
vermindert, Schlaflosigkeit, Kopfschmerz, Schwindelgefühl, Geschmacksstörung, Palpitationen, Hy-         TESARO Bio GERMANY GmbH, Leopoldstr 37 A, 80802 München Stand: Juni 2019. © 2019
pertonie, Dyspnoe, Husten, Nasopharyngitis, Übelkeit, Obstipation, Erbrechen, Abdominalschmerz,         Tesaro, Inc. Alle Rechte vorbehalten.

                                                                                                                                                                                     www.zejula.de
TZM News 4 / 2019 (21 Jg.)

                                                                                                                    12

                                       All in
    Maximale Therapie in der first line, um langfristig maximalen Effekt zu erzielen   HRDo it: HR-defiziente Patientinnen können auf Grundlage der
                              (mehr Heilung möglich?)                                 PRIMA-Daten nach Kostenübernahme Niraparib erhalten, alternativ
                                   BRCA-Testung                                       könnten diese Patientinnen auch Bevacizumab entsprechend der
                                                                                      Zulassung und nach Kostenübernahme zusätzlich Olaparib entspre-
                positiv                                    negativ                    chend dem PAOLA-1-Protokoll bekommen.

  Olaparib                                      Bevacizumab                           Für HR-profiziente Patientinnen bestünde weiter die Möglichkeit
  in Kombination mit Bevacizumab                in Kombination mit Olaparib           Bevacizumab zu erhalten, bei Kontraindikationen gegen Bevaci-
  (analog PAOLA-1, nach                         (analog PAOLA-1, nach
  Kostenübernahme)                              Kostenübernahme)                      zumab oder als Alternative könnte nach Kostenübernahme auch
                                                                                      Niraparib eingesetzt werden (Abb. 6).
Abbildung 4: PARP-Inhibitoren in der Praxis – Szenario 1: All in.

                                                                                                                          HRDo it!
Das bedeutet konkret: Für Patientinnen mit einer BRCA-Mutation                             Selektion von Patientinnen mit zu erwartendem besonders großen Effekt.
besteht eine Zulassung für Olaparib. Über einen Kostenübernah-                                 Deeskalation der Therapie bei Patientinnen ohne HRD-Nachweis.

meantrag auf Grundlage der PAOLA-1-Daten sollte es möglich sein,                                                        BRCA-Testung
die Patientinnen auch mit Bevacizumab zu behandeln. Patientinnen
mit BRCA-Wildtyp können gemäß der bestehenden Zulassung nach                                     positiv                                     negativ
der First-line-Chemotherapie Bevacizumab als Erhaltungstherapie
bekommen. Über einen Kostenübernahmeantrag sollte diesen Pa-                            Olaparib                                          HRD-Testung
tientinnen die Möglichkeit gegeben werden, entsprechend den                             ggf. in Kombination
                                                                                        mit Bevacizumab
PAOLA-1-Daten Olaparib zusätzlich zu erhalten (Abb. 4).                                 (analog PAOLA-1, nach               HR-defizient                HR-profizient
                                                                                        Kostenübernahme)
                                                                                                                        Niraparib                    Bevacizumab
                                                                                                                        (analog PRIMA, nach          ggf. Niraparib nach
Eins nach dem anderen: Gestützt von der Vorstellung, Nebenwir-                                                          Kostenübernahme)             Kostenübernahme
kungen in der Erstlinie gegebenenfalls zu reduzieren und gleich-                                                                                     anstelle von
                                                                                                                        oder                         Bevacizumab
zeitig für die Rezidivsituation eine weitere Option in der Hinterhand                                                   Bevacizumab +
zu haben, ließe sich die First-line-Erhaltungstherapie für Patien-                                                      Olaparib
tinnen mit BRCA-Mutation entsprechend der bestehenden Zulassung                                                         (analog PAOLA-1, nach
                                                                                                                        Kostenübernahme)
auf die Gabe von Olaparib beschränken. Patientinnen mit BRCA-
Wildtyp würden gemäß dieses Szenarios nach einem positiv
                                                                                      Abbildung 6: PARP-Inhibitoren in der Praxis – Szenario 3: HRDo it!
beschiedenen Kostenübernahme-Antrag den PRIMA-Daten entspre-
chend eine Niraparib-Erhaltungstherapie bekommen (Abb. 5).

                                                                                      Fazit: Die Therapieentscheidungen in der Betreuung von Pa-
                          Eins nach dem anderen                                       tientinnen mit Ovarialkarzinom werden durch die neuen Stu-
                                                                                      diendaten sicher nicht einfacher, aber es besteht die berechtigte
 • Reduzierung des Nebenwirkungsrisikos durch Weglassen von Bevacizumab
 • Reduzierung unverhältnismäßiger Kosten für zielgerichtete Kombinationstherapien    Hoffnung, zukünftig eine Individualisierung der Therapie bei
 • fehlender Nachweis eines Überlebensvorteils durch Hinzufügen von Bevacizumab
                                                                                      gleichzeitiger Verlängerung des PFS und hoffentlich auch des
                                   BRCA-Testung                                       Gesamtüberlebens zu ermöglichen.

                positiv                                    negativ

               Olaparib                                   Niraparib
                                                       (analog PRIMA,
                                                   nach Kostenübernahme)

                                                                                         Literatur
Abbildung 5: PARP-Inhibitoren in der Praxis – Szenario 2: Eins nach dem
                                                                                         [1] Gonzalez-Martin A, Pothuri B, Vergote I, et al. (2019) Niraparib in Patients
anderen.                                                                                 with Newly Diagnosed Advanced Ovarian Cancer. N Engl J Med 2019. DOI:
                                                                                         10.1056/NEJMoa1910962
                                                                                         [2] Ray-Coquard IL, Pautier P, Pignata S, et al. (2019) Phase III PAOLA-1/ENGOT-
Eine weitere Option wäre die Einführung eines reproduzierbaren,                          ov25 trial: Olaparib plus bevacizumab (bev) as maintenance therapy in patients
                                                                                         with newly diagnosed, advanced ovarian cancer treated with platinum-based
einheitlichen HRD-Tests für Patientinnen ohne BRCA-Mutation. Pa-                         chemotherapy plus bev. ESMO Congress 2019. Abstr LBA2_PR
tientinnen mit HR-Defizienz würden dann entsprechend den PRIMA-                          [3] Coleman RL, Fleming GF, Brady MF, et al. (2019) Veliparib with First-Line
Daten eine Niraparib-Erhaltungstherapie bekommen.                                        Chemotherapy and as Maintenance Therapy in Ovarian Cancer. N Engl J Med,
                                                                                         2019. DOI: 10.1056/NEJMoa1909707
TZM News 4 / 2019 (21 Jg.)

            Ovarialkarzinom

                        Neue Optionen in der
                        Rezidivtherapie
                        Priv.-Doz. Dr. med. Christine Brambs
                        Frauenklinik und Poliklinik der Technischen Universität München (TUM)

Beim Auftreten eines Ovarialkarzinom-Rezidivs bestehen abhängig von der Ausdehnung des Rezidivs und dem Zeitpunkt des
Auftretens nach der letzten Chemotherapie unterschiedliche konservative und operative Therapieoptionen. Beim ESMO-Kongress
2019 wurden zur konservativen Therapie in der Rezidivsituation verschiedene klinische Studien vorgestellt, die zumindest in
Subgruppen interessante Ansätze aufzeigen. Darüber hinaus waren Daten zum low-grade serösen Ovarialkarzinom-Rezidiv
von Interesse, die möglicherweise Eingang in die klinische Routine erlangen könnten.

Platin-sensitives Ovarialkarzinom-Rezidiv
MEDIOLA [1]

Die Phase-I/II-Studie MEDIOLA umfasst mehrere Kohorten. Beim        tinnen mit hoher Folatrezeptor-alpha-Expression hindeuten könnte,
ESMO-Kongress 2019 wurden die Daten einer Kohorte vorgestellt.      aktuell allerdings keine Änderung der Standardtherapie mit sich            13
Bei 34 PARP-Inhibitor- und Immuntherapie-naiven Patientinnen        bringt.
mit einer BRCA1- oder BRCA2-Keimbahn-Mutation wurden die
Krankheitskontrollrate nach 12 Wochen sowie Sicherheit und Ver-
träglichkeit unter einer Kombinationstherapie mit Olaparib und      Platin-resistentes Ovarialkarzinom-Rezidiv
Durvalumab nach einer 4-wöchigen Run-in-Phase von Olaparib          KONSTANTINOPOULOS [3]
mono evaluiert. Nach 12 Wochen zeigte sich eine Krankheitskon-
trollrate von 81,3%, nach 28 Wochen betrug sie noch 65,6%, wobei    In einer randomisierten Phase-II-Studie untersuchten Konstanti-
die stärkste prozentuale Größenveränderung der Targetläsion bei     nopoulos et al. den ATR-Inhibitor M6620 in Kombination mit Gem-
Patientinnen mit bis zu 2 vorherigen Chemotherapielinien zu ver-    citabin versus Gemcitabin mono im Hinblick auf das progressions-
zeichnen war. Grad-3/4-Nebenwirkungen zumeist hämatologischer       freie Überleben von 70 Patientinnen mit Platin-resistentem Ovarial-
Art (vor allem Anämien) kamen bei 58,8% der Patientinnen vor.       karzinom-Rezidiv. Beide Gruppen zeigten abgesehen von den ≥Grad-
50% der Patientinnen zeigten immunvermittelte unerwünschte Er-      3-Thrombozytopenien (Gemcitabin mono 6% versus Gemcitabin
eignisse. Zusammenfassend zeigte die Kombination von Olaparib       plus M6620 24%) eine vergleichbare Verträglichkeit. Lediglich in
und Durvalumab eine vielversprechende Aktivität bei akzeptabler     der Gruppe der Patientinnen mit einem Platin-freien Intervall von
Verträglichkeit. Die ausstehenden Auswertungen der aktuell noch     70% der Patientinnen im Stadium II–IV erleiden
freie Überleben. Beide Gruppen zeigten ein vergleichbares PFS bei   ein Rezidiv. Die Therapie der ersten Wahl ist die Operation, kon-
besserer Verträglichkeit in der Mirvetuximab-Gruppe. Die Folatre-   servative Optionen in der Rezidivsituation sind limitiert. Verände-
zeptor-alpha-high-Gruppe wies ein besseres Outcome unter Mirve-     rungen im MAP-Kinase-Pathway, eine erhöhte Chemotherapie-
tuximab auf, was auf potenzielle neue Therapieansätze bei Patien-   Resistenz und ein verlängertes Gesamtüberleben im Vergleich zu
TZM News 4 / 2019 (21 Jg.)

                                            Ovarialkarzinom                                                                              14

                                Einschlusskriterien                                                                                                      PFS
                                                                                                                               1

                                                                                      Anteil progressionsfrei Überlebender
   •   Rezidiviertes LGSOC                    • Unbegrenzte Anzahl vorheriger                                                                                              Standard of Care (SOC)
   •   Prospektives digitales Path-Review       Therapien                                                                                                                  Trametinib
   •   Messbare Krankheit nach RECIST 1.1     • Keine vorherige MEKi, BRAFi
                                                                                                                             0,75
   •   ≥ vorheriges platinhaltiges Regime     • Bisher nicht alle 5 SOC erhalten

                                 Randomisierung                                                                              0,50

   Standard of Care (SOC)                       Trametinib 2 mg                                                              0,25
   1. Letrozol 2,5 mg täglich                   täglich kontinuierlich
   2. PLD 40–50 mg iv q 28d                     bis zur Progression
   3. Wöchentlich Paclitaxel                                                                                                   0
      80 mg/m2 3–4 Wochen                                                                                                           0         12         Zeit (Monate)            36                 48
   4. Tamoxifen 20 mg bid täglich
   5. Topotecan 4,0 mg/m2 Tag 1, 8, 15 q28d                                         SOC        130                                            36                  3                0                 0
                                                                                    Trametinib 130                                            61                 18                3                 0
   bis Progression
                                                Crossover erlaubt
                                                                                     PFS                                                              Trametinib                 Kontrolle (SOC)

       Trametinib 2 mg                                                               Median, Monate (95%CI)                                        13,0 (9,9–15,0)                 7,2 (5,6–9,9)
       täglich kontinuierlich                                                        Statistik                                                       HR 0,48; 95%CI 0,36–0,64; p
TZM News 4 / 2019 (21 Jg.)

                      Gemeinsam
                   Grenzen in der Kreb
                                     bstherapie
                               verschhieben

                   Unser Ziel: Die
                               D Krebstherapie umfassend
                                               u         optimierren.

                   Wir erforschenn innovative Therapien, die neue Maßstäbe setzzen
                   können,, und bieten damit Lösungen
                                                   g für bisher nicht ausreich
                                                                             hend
                   behandelbare Krebserkrankungen.
                   Unsere Pipeline umfasst eine Vielzahl neuer Moleküle, die
                   derzeit in über 20 Krebsformen und Tumorarten in klinischen
                   Studien untersucht werden.

                   www.abbvie.de        twitter.com/abbvie_de
ABBV-DE-00201-MC

                                                                                     Menschen.
                                                                                     Möglichkeiten.
                                                                                     Leidenschaft.
TZM News 4 / 2019 (21 Jg.)

                                                                                                                                      16

                             Endometrium-
                             karzinom
                             Priv.-Doz. Dr. med. Fabian Trillsch
                             Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe; Klinikum der Universität München

Auch für das Endometriumkarzinom wurden beim ESMO-Kongress 2019 Studienergebnisse präsentiert, die ab sofort den
klinischen Alltag beeinflussen werden und neue Therapieoptionen für die Patientinnen eröffnen.

Molekulare Subtypen des                                                    Anteil rezidivfrei Überlebender (%)   100
high-risk Endometriumkarzinoms
                                                                                                                 75
Für die Auswahl der adjuvanten Therapie ist die molekulare Klassi-
                                                                                                                 50
fikation von hoher prognostischer Bedeutung, wie eine Subgrup-
                                                                                                                          p53abn
pen-Analyse der Studie PORTEC-3 zeigt. In dieser prospektiv-rando-                                                        POLEmut
                                                                                                                 25
misierten Phase-III-Studie waren bei Patientinnen mit hohem Rezi-                                                         MMRd
                                                                                                                          NSMP
divrisiko nach Abschluss der primären operativen Therapie zwei The-                                               0    Rezidivfreies 5-Jahres-Überleben:
                                                                                                                       50% (p53abn) vs. 98% (POLEmut) vs. 74% (MMRd) vs. 76% (NSMP)
rapieschemata miteinander verglichen worden: Postoperative Radio-
chemotherapie plus anschließender Kombinationschemotherapie,                                                             0          1            2          3           4         5
                                                                                                                                     Zeit seit Randomisierung (Jahre)
bestehend aus 4 Zyklen Carboplatin/Paclitaxel, versus alleinige Strah-    Patientinnen
                                                                          p53abn      92                                            71         47          49           44        32
lentherapie. Ergebnisse dieser Studie wurden erstmals 2016 präsen-        POLEmut 52                                                51         51          50           49        39
tiert: für die insgesamt 660 einbezogenen Patientinnen konnte aller-      MMRd       137                                           124         112         102          96        73
                                                                          NSMP       129                                           122         112         104          93        68
dings sowohl für PFS als auch OS kein signifikanter Prognosevorteil
gezeigt werden, sodass aktuell weiterhin unklar ist, wie die optimale
adjuvante Therapie für Patientinnen mit fortgeschrittenem oder           Abbildung 1: Rezidivfreies Überleben nach molekularem Subtyp im Kollektiv
                                                                         der PORTEC-3-Studie. Adaptiert nach [2].
Hochrisiko-Endometriumkarzinom zusammengesetzt sein sollte [3].

Die nun vorgestellte, explorative Analyse des PORTEC-3-Kollektivs        Im Rahmen der weiteren Analyse wurde zudem klar, dass sich einzelne
berücksichtigt die Erkenntnisse der molekularen Klassifikation auf       dieser Subgruppen auch hinsichtlich des Therapieansprechens unter-
Basis von Daten zum Endometriumkarzinom aus dem Projekt The              scheiden. Während Patientinnen mit POLE-mutierten Tumoren all-
Cancer Genome Atlas (TCGA). Analog zum Ovarialkarzinom waren in          gemein eine sehr gute Prognose aufweisen, zeigte sich für die Gruppe
der Vergangenheit auf Initiative des National Cancer Institute im        der MMR-defizienten (MMRd) sowie der mikrosatellitenstabilen end-
Rahmen des TCGA-Projekts Genexpressionsanalysen ausgewertet und          ometroiden (Copy-number low oder No specific molecular profile/
zu Subgruppen mit ähnlichem Expressionsverhalten zusammengefasst         NSMP) Tumoren kein Zusatznutzen durch eine ergänzende zusätzliche
worden, die für die Patientinnen auch eine prognostische Relevanz        adjuvante Chemotherapie. Im Gegensatz dazu scheint sich bei Pa-
zu haben scheinen [1]. Hierbei wurden vier molekulare Subtypen           tientinnen mit p53-mutierten Tumoren (p53abn beziehungsweises
identifiziert: der POLE-ultramutierte Subtyp, der mikrosatellitenin-     serös-ähnlich, Copy-number high) das rezidivfreie Überleben durch
stabile hypermutierte (MSI oder Mismatch Repair defizient, MMRd)         die Hinzunahme einer adjuvanten Chemotherapie im Vergleich zu
Subtyp, der mikrosatellitenstabile endometroide (Copy-number low)        Patientinnen mit alleiniger Strahlentherapie signifikant zu verbessern:
Subtyp sowie der serös-ähnliche (Copy-number high) Subtyp.               HR 0,50; 95%CI 0,28–0,88 (Abb. 2).

Die POLE-mutierten Tumoren weisen im Vergleich zu den anderen            Auch wenn diese Erkenntnisse bisher noch keinen direkten Einfluss
Subtypen eine sehr günstige Prognose auf, dennoch spielt die mo-         auf die klinische Entscheidungsfindung haben, verdeutlichen die
lekulare Subtypisierung aktuell noch keine Rolle bei der Therapie-       Daten eindrücklich, dass molekulare Subtypen eine hohe prognos-
entscheidung für das Endometriumkarzinom [4]. Zuletzt konnte nun         tische Aussagekraft für das high-risk Endometriumkarzinom haben
herausgearbeitet werden, dass diese auf den Genexpressionsdaten          und vermutlich das Therapieansprechen der adjuvanten Therapie
basierende molekulare Subklassifikation mittels lediglich dreier im-     vorhersagen können [2]. Aus diesem Grund sollten vor allem zu-
munhistochemischer Färbungen (PMS2, MLH6, p53) und einer ein-            künftige Therapiestudien die molekulare Subklassifikation berück-
zigen Mutationsanalyse (POLE-Mutationstestung) nachempfunden             sichtigen und spezielle Zielpopulationen beschreiben, wie es in der
werden kann. Dies konnte eindrucksvoll auch am Kollektiv der POR-        aktuell rekrutierenden PORTEC-4-Studie bereits geschehen ist.
TEC-3-Studie demonstriert werden (Abb. 1).
TZM News 4 / 2019 (21 Jg.)

                                                                              Endometriumkarzinom
                                                       A. p53abn                                                                                          B. MMRd
                           100                                                                                              100
 Anteil progressionsfrei

                                                                                                  Anteil progressionsfrei
   Überlebender (%)

                                                                                                    Überlebender (%)
                            75                                                                                              75

                            50                                                                                              50
                                    Strahlentherapie allein (RT)                                                                      Strahlentherapie allein (RT)
                            25      Chemo-Strahlentherapie (CTRT)                                                           25        Chemo-Strahlentherapie (CTRT)
                                 Rezidivfreies 5-Jahres-Überleben: 61% (CTRT) vs. 37% (RT)                                         Rezidivfreies 5-Jahres-Überleben: 72% (CTRT) vs. 76% (RT)
                                 HR 0,50; 95%CI 0,28–0,88; p=0,015                                                                 HR 1,15; 95%CI 0,59–2,22; p=0,687
                            0                                                                                                 0
                                 0         1 Zeit seit Randomisierung (Jahre) 4              5                    0                           1 Zeit seit Randomisierung (Jahre) 4             5
   Patientinnen                                                                                     Patientinnen
   RT           44                         29         23          18         16         10          RT           71                          64         59          54          50         40
   CTRT         48                         42         34          31         28         22          CTRT         66                          60         53          48          46         33

Abbildung 2: Rezidivfreies Überleben nach Behandlungsarm für Endometriumkarzinom-Patientinnen mit A. p53-mutierten (p53abn) und B. MMR-defizienten
Tumoren. Adaptiert nach [2].

Medikamentöse Therapie                                                                                                                     Schlüssel-Auswahlkriterien
                                                                                                         • Alter ≥18 Jahre                                   • Mit irRECIST messbare Erkrankung
Auf der Ebene der medikamentösen Therapie des Endometriumkar-                                            • Pathologisch bestätigtes metas-                   • EGOC-Performance-Status ≤1
                                                                                                           tatisches Endometriumkarzinom                     • Lebenserwartung ≥12 Wochen
zinoms hat die Immuntherapie in den vergangenen Jahren viel                                              • ≤2 vorherige systemische Therapien
Aufmerksamkeit erfahren und das Therapiespektrum bereits erwei-
tern können. Dies ist beim Endometriumkarzinom von besonderer
Bedeutung, da es neben der First-line-Chemotherapie aus Carbo-                                                              Lenvatinib 20 mg/Tag (oral)+ Pembrolizumab 200 mg q3w (i.v.)

platin und Paclitaxel wenig etablierte Therapiekonzepte gibt. Ba-
sierend auf Ergebnissen zum Einsatz des PD-1-Antikörpers Pem-                                            Primärer Endpunkt                                   Vorher spezifizierte
                                                                                                                                                                                                      17
brolizumab bei Mismatch-Repair-defizienten Tumoren (MMRd) un-                                            • Ansprechrate in Woche 24                          explorative Endpunkte
                                                                                                                                                             • Unabhängiges imaging review
abhängig vom Primarius, erteilte die FDA im Mai 2015 erstmals Tu-                                                                                              nach irRECIST und RECIST v1.1
                                                                                                         Sekundäre Endpunkte
morentitäts-übergreifend die Zulassung von Pembrolizumab für Tu-                                         •          Gesamt-Ansprechrate                      • Antitumor-Aktivität
                                                                                                         •          Dauer des Ansprechens                      nach PD-L1-Status
moren mit diesen molekularen Eigenschaften.                                                              •          Progressionsfreies Überleben
                                                                                                         •          Gesamtüberleben                          Post hoc explorative Endpunkte
                                                                                                         •          Krankheitskontrollrate                   • Antitumor-Aktivität nach
Da Endometriumkarzinome in über 15% der Fälle eine Mismatch-                                             •          Klinische Benefitrate                       Tumorhistologie
Repair-Defizienz aufweisen, konnte in den letzten Jahren bei einem                                       •          Sicherheit und Verträglichkeit           • Antitumor-Aktivität nach
                                                                                                                                                               MSI-Status
relevanten Teil der Patientinnen (nach positiv beschiedenem Kos-
tenübernahme-Antrag) eine Pembrolizumab-Therapie durchgeführt
werden. Da Patientinnen ohne Mismatch-Repair-Defizienz jedoch                                    Abbildung 3: Design der einarmigen Phase-II-Studie zur Kombination von
                                                                                                 Lenvatinib und Pembrolizumab bei Patientinnen mit fortgeschrittenem oder
fast gar nicht auf die alleinige Pembrolizumab-Therapie angespro-                                rezidiviertem Endometriumkarzinom. Adaptiert nach [5].
chen haben, stellte die Bestimmung des MMR-Status einen wich-
tigen Indikator für das Therapieansprechen und die Voraussetzung
für den Therapieeinsatz dar.                                                                     gestellt, jedoch hatte diese Information keinen Einfluss auf das
                                                                                                 Therapieansprechen.
Beim ESMO-Kongress 2019 präsentierte Vicky Makker vom Memorial
Sloan Kettering Cancer Center die Ergebnisse einer Phase-II-Studie                               Vielmehr zeigte sich, dass wie erwartet bei den MMRd-Patientinnen
zur Kombination von Pembrolizumab und dem Multikinase-Inhibitor                                  ein besonders gutes objektives Therapieansprechen in 63,6% der
Lenvatinib unabhängig vom MMR-Mutationsstatus, deren klinische                                   Fälle nachgewiesen werden konnte, gleichzeitig aber auch die Pa-
Bedeutung ebenfalls erheblich ist [5].                                                           tientinnen ohne Mismatch Repair-Defizienz (non-MMRd) eine er-
                                                                                                 freuliche hohe Therapieansprechrate von 38,3% aufwiesen (Tab.
In diese einarmige Open-label-Studie waren insgesamt 108 Patien-                                 1). Bei 85,7% der Non-MMRd-Patientinnen zeigte sich allgemein
tinnen mit fortgeschrittenem oder rezidiviertem Endometriumkar-                                  eine Reduktion der Tumorgröße, bei 31% der Patientinnen betrug
zinom einbezogen worden, die im Vorfeld bis zu 2 Chemotherapien                                  diese Größenreduktion sogar mehr als die Hälfte. Sowohl für den
erhalten haben durften. Die Patientinnen erhielten alle 3 Wochen                                 PD-L1-Expressionsstatus als auch für die histologischen Subtypen
die Infusionstherapie mit Pembrolizumab 200 mg in Kombination                                    konnten keine Subgruppen identifiziert werden, die nicht oder be-
mit der oralen Therapie Lenvatinib 20 mg pro Tag bis zum Progress                                sonders stark von der Kombinationstherapie profitierten. Für den
oder bis zum Auftreten von nicht tolerierbaren Nebenwirkungen                                    klinischen Alltag von großer Relevanz erscheint in diesem Zu-
(Abb. 3). Bezogen auf den MMRd-Status ergab sich folgendes Bild:                                 sammenhang die Tatsache, dass es bei dieser insgesamt sehr schlecht
94 Patientinnen (87,0%) waren nicht MMR-defizient, 11 Patien-                                    zu behandelnden Patientenkohorte eine Gruppe von Patientinnen
tinnen (10,2%) waren MMR-defizient; bei 3 Patientinnen (2,8%)                                    gibt, die ein Langzeit-Therapieansprechen aufweisen, und somit
war der MMRd-Status unbekannt. Bei knapp der Hälfte (49,1%)                                      über mehrere Jahre von der Kombinationstherapie aus Pembroli-
der Patientinnen wurde außerdem ein positiver PD-L1-Status fest-                                 zumab und Lenvatinib profitieren können (Abb. 4).
Sie können auch lesen