"Zeit-Umstellung" Eine besondere Aktion zu Coronazeiten in St. Johann vom 25. Oktober bis zum 22. November 2020
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„Zeit-Umstellung“ Eine besondere Aktion zu Coronazeiten in St. Johann vom 25. Oktober bis zum 22. November 2020 Seit mehr als einem halben Jahr erleben wir die Entwicklung der Corona-Pandemie in unserem Land und in der ganzen Welt. Wir haben Vieles gelernt und erfahren und sind dennoch oft noch sehr verunsichert. Wir müssen uns an Neues gewöhnen und spüren umso mehr, wie sehr wir Liebgewordenes vermis- sen. Jeder merkt tagtäglich, dass allzu Gewohntes inzwischen aber auch nicht mehr so wichtig ist und dass neue Erfahrungen auch weiterbringen. Das erfahren wir auch im Leben unserer Kirchengemeinde und unseres tagtäglichen Lebens als Christen in dieser Zeit. Wir erleben eine Zeit großer Umstellungen. In den Monaten des „Lockdowns“, in denen wir keine öffentli- chen Gottesdienste feiern konnten, haben wir die Erfahrung ge- macht, wie wertvoll unsere Kirchenräume sind, die wir ja immer offenhalten konnten und die von vielen Menschen aufgesucht wurden. Inzwischen spüren wir, dass viele Menschen dankbar sind, zu den Messfeiern und anderen Gottesdiensten wieder in die Kir- chen kommen zu können und dass gleichzeitig viele Menschen lieber alleine unsere Kirchen besuchen, eine Kerze anzünden, die Stille genießen und zur Ruhe kommen. „Gott, du hast mir Raum geschaffen, als mir Angst war“, heißt es in einem Gebet unserer Bibel, oder in einer anderen Übersetzung: „Gott, du hast mir weiten Raum geschaffen in meiner Bedrängnis“ (Psalm 4, 2). Der Beter darf die Erfahrung machen, dass er in seiner Angst und seiner Bedrängnis nicht in der Enge bleiben muss, sondern bei Gott weiten Raum findet. Vielleicht ist es in den letzten Monaten ja vielen Menschen in unseren Kirchenräumen auch so gegangen? In unserem Billerbecker Ludgerusdom haben wir viel Raum, um unsere Gottesdienste unter den notwendigen Sicher- heitsvorkehrungen feiern zu können. Unsere Pfarrkirche St. Johann wird im Moment für Feiern der Taufen mit jeweils einer Familie und für manche Werktagsgottesdienste genutzt. Das brachte uns auf die Idee, die Johanniskirche auch noch anders nutzen und gestalten zu können. In dieser Zeit der vielen Umstellungen wollen wir vier Wochen der „Zeit-Umstellung“ anbieten, die mit dem Sonntag der Umstellung von der Sommer- auf die Winterzeit am 25. Oktober begonnen hat und am Christkönigssonntag, dem Abschluss des Kirchenjahres, am 22. November endet. Der Billerbecker Künstler Rüdiger Klebeck wird in dieser Zeit ein sehr beeindruckendes Kunstwerk ausstellen, dass er in den vergangenen Monaten geschaffen hat – eine Skulptur aus einem Wacholderstamm mit dem Titel „Tanz auf dem Vulkan“. Im freigeräumten Innenbereich des Kirchenraumes wird in Korrespondenz mit dieser Skulptur der Holzaltar seinen Platz finden, an dem in den vier Wochen auch die Hl. Messen gefeiert werden. Neben den verbleibenden Kirchenbänken in den Seitenschiffen der Kirche, stehen auch Stühle zur Verfügung, die für die Gottesdienste und bei anderen Gelegenheiten von den Besuchern genutzt werden können. Die notwendigen Ab- standsregeln können gut eingehalten werden, wenn jeder mit darauf achtet. Den Kirchenraum als Raum der Freiheit und der Nähe Gottes erleben, sich von einem modernen Kunstwerk anspre- chen und herausfordern lassen und an einigen festen Punkten in der Woche mit anderen Menschen den Glauben feiern und teilen – dies ist die Idee dieser vier Wochen der „Zeit-Umstellung“ in St. Johann. Wir verbinden damit die Einladung vor allem auch an Menschen, die in dieser Coronazeit oder auch schon vorher über die Gemeindegottesdienste hinaus andere Zugänge zum Glauben suchen, in der „Zeit-Umstellung“ Raum zu finden und Kirche anders zu erleben. Propst Hans-Bernd Serries
Tanz auf dem Vulkan Wacholder Höhe 131 cm, Sockel 68 cm Die Skulptur Tanz auf dem Vulkan entstand aus dem weitgehend ausgehöhltem Stammstück eines alten Wachol- derbaums. Die bereits zu ahnende Struktur der Skulptur war vielversprechend, geradezu außergewöhnlich. Die Her- ausforderung bei Rohlingen, die mit ihrer Form Vorgaben machen, besteht darin, diese Formen aufzugreifen und eine Idee reifen zu lassen, ein Thema zu finden... Die tanzende Figur im mittleren, ausgehöhlten Bereich und die Struktur darunter waren der Schlüssel für das Thema: Tanz auf dem Vulkan. Schnell war klar, dass hier Beleuchtung zum Einsatz kommen sollte.... Der unten im Kern brodelnde Vulkan zeigt sich nicht nur in der Form, auch die rote Farbe des Magmas glüht aus der Tiefe. Die tanzende Figur ist recht nah dran an der drohenden Gefahr, aber sie hat auch eine Verbindung zum obe- ren Bereich, in dem das blühende Leben schwelgt. Aber irgendwie schwant ihr, als ob etwas nicht stimme, sie wirkt in ihrem Tanz fast flehend. Welche Botschaft möchte der Tanz auf dem Vulkan transportieren? Der Mensch hat sich die Erde untertan gemacht, sich dabei, zumindest in den vom Wohlstand geprägten Gesell- schaften, über alles andere gestellt. Viel zu häufig wurde dabei das Bewusstsein über die Folgen des eigenen Han- delns ausgeblendet. In dieser „fortschrittlichen Welt“ leben wir überwiegend im Wohlstand, bislang weitreichend sogar im Überfluss – und in Freiheit, in der Freiheit, das tun zu können, was wir wollen. Wir wissen durch die Erfahrungen mit den allenthalben sichtbar werdenden Folgen unseres Tuns, dass wir Grenzen überschritten haben. Wir wissen, dass wir all unseren Fortschritt und Wohlstand weitgehend zu Lasten anderer Menschen in anderen Ländern, ande- ren Erdteilen erreicht haben. Wir wissen auch, dass wir die Fähigkeit unseres Heimatplaneten bereits seit längerem massiv überfordern, mit unserem Handeln und dessen Folgen noch zurecht zu kommen. Zu mehr als „kosmetischen Korrekturen“ sind wir jedoch nicht bereit. Globale Probleme häufen sich weiter an, gewinnen an Dynamik, treten zu- nehmend in Wechselwirkung miteinander und verstärken sich auf diese Weise oft. Wir wissen mehr über diese Zu- sammenhänge als jemals zuvor. Dennoch beuten wir weiter aus, zerstören immer weitgehender unsere Umwelt, grenzen aus, damit wir unseren Status erhalten können. Zudem neigt eine wachsende Zahl von Menschen dazu, Hass und Polarisierung in die Gesellschaft zu tragen, die wirklichen Problemen werden verleugnet, um negative Stim- mung zu machen, um Unruhe zu stiften, um Fremdes abzuwehren. Das und leider noch viel mehr ist in der Summe der Tanz auf dem Vulkan, auf den wir uns eingelassen haben, des- sen Dynamik kaum noch zu bremsen ist. Wer diese Entwicklung so beeinflussen möchte, dass nicht fortwährend neue Schäden mit langfristigen Folgen produziert werden, wer möchte, dass wir unseren Planeten auch für die nächsten Jahrzehnte und Jahrhunderte als lebenswerte Heimat und Lebensraum für Mensch, Tier und die für unser Überleben notwendige Natur erhalten, bekommt es mit der globalen Macht der Konzerne zu tun – aber muss auch damit rechnen, als Beförderer einer „Ökodiktatur“ beschimpft, verunglimpft und vielleicht sogar bedroht zu werden. Auch das ist Teil vom Tanz auf dem Vulkan, denn all das wird uns bald „um die Ohren fliegen“, wenn wir nicht ge- gensteuern. Es gilt tatsächlich inzwischen, die Erde zu retten – zu retten vor der endgültigen Ausbeutung und Zerstörung des für uns notwendigen Lebensraumes, aber auch vor der Übernahme der Macht durch Ausgrenzung, Hass, Unterdrückung und der Rückentwicklung zu gesellschaftlichen Strukturen, von denen wir geglaubt hatten, sie überwunden zu haben. Rüdiger Klebeck Nikolausstraße 19 48727 Billerbeck 02543-219064 01575-3150414 ruedigerklebeck@web.de
Bei der Gestaltung des Kirchenraumes haben wir uns bewusst ent- schieden, die Skulptur von Rüdiger Klebeck (2020) unter die Dop- pelstrahlenmadonna (um 1480) zu stellen – der „Tanz auf dem Vul- kan“ unter dem Bild der Muttergottes, die vom Licht der Sonne um- leuchtet ist. Eine Vision aus dem letzten Buch unserer Heiligen Schrift, der Of- fenbarung des Johannes, kann uns dafür eine Deutung geben: Aus der Offenbarung des Johannes Dann erschien ein großes Zeichen am Himmel: eine Frau, mit der Sonne bekleidet; der Mond war unter ihren Füßen und ein Kranz von zwölf Sternen auf ihrem Haupt. Sie war schwanger und schrie vor Schmerz in ihren Geburtswehen. Ein anderes Zeichen erschien am Himmel und siehe, ein Drache, groß und feuerrot, mit sieben Köpfen und zehn Hörnern und mit sieben Diademen auf seinen Köpfen … Der Drache stand vor der Frau, die gebären sollte; er wollte ihr Kind verschlingen, sobald es geboren war. Und sie gebar ein Kind, einen Sohn, der alle Völker mit eisernem Zepter weiden wird. Und ihr Kind wurde zu Gott und zu seinem Thron entrückt. Die Frau aber floh in die Wüste, wo Gott ihr einen Zufluchtsort geschaf- fen hatte; dort wird man sie mit Nahrung versorgen, zwölfhundert- sechzig Tage lang … Da hörte ich eine laute Stimme im Himmel rufen: Jetzt ist er da, der rettende Sieg, die Macht und die Königsherrschaft unseres Gottes und die Vollmacht seines Gesalbten; denn gestürzt wurde der An- kläger unserer Brüder, der sie bei Tag und bei Nacht vor unserem Gott verklagte. Sie haben ihn besiegt durch das Blut des Lammes und durch ihr Wort und ihr Zeugnis. Sie hielten ihr Leben nicht fest, bis hinein in den Tod. Darum jubelt, ihr Himmel und alle, die darin wohnen … Als der Drache erkannte, dass er auf die Erde gestürzt war, verfolgte er die Frau, die den Sohn geboren hatte. Aber der Frau wurden die beiden Flügel des großen Adlers gegeben, damit sie in die Wüste an ihren Ort fliegen konnte. Dort wird sie eine Zeit und zwei Zeiten und eine halbe Zeit lang ernährt, fern vom Ange- sicht der Schlange. Die Schlange spie einen Strom von Wasser aus ihrem Rachen hinter der Frau her, damit sie von den Fluten fortge- rissen werde. Aber die Erde kam der Frau zu Hilfe; sie öffnete ihren Mund und verschlang den Strom, den der Drache aus seinem Ra- chen gespien hatte. Da geriet der Drache in Zorn über die Frau und er ging fort, um Krieg zu führen mit ihren übrigen Nachkommen, die die Gebote Gottes bewahren und an dem Zeugnis für Jesus fest- halten. Offb 12
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