ZURÜCK ZUM PFLUG? - GKB eV
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24. ― Bodengesundheit Konservierender Ackerbau ohne Glyphosat ZURÜCK ZUM PFLUG? D Die Zulassung für Glyphosat ie pfluglose Direkt- oder Mulchsaat von der Gesellschaft für konservierende Boden- erfüllt viele Forderungen, die an die bearbeitung e.V. (GKB). Ein Zurück zur wenden- läuft in der Europäischen Union Landwirtschaft der Zukunft gestellt den Bodenbearbeitung wäre aus ihrer Sicht das Ende 2022 aus. Ab 2024 soll es werden: Sie ermöglicht einen wassersparenden falsche Signal: „Der Einsatz des Pfluges kann keine Anwendung des Wirkstoffs Ackerbau, fördert die Biodiversität und hilft, CO2 nicht das Ziel sein. Er würde das bereits Erreichte einzusparen und damit dem Klimawandel ent- für die Böden wieder zerstören.“ Deshalb hofft mehr geben. Für den pfluglosen gegenzuwirken. Gleichzeitig wird Bodenfrucht- Jana Epperlein, dass es eine Glyphosat- Zulas- Ackerbau ist das ein bedrohli- barkeit aufgebaut und erhalten. Ohne Glyphosat sung für bestimmte Ackerbausysteme wie die ches Szenario. Wir haben zwei ist all das schwieriger zu erreichen, weil die konservierende Bodenbearbeitung und Direkt- Unkrautbekämpfung ohne Totalherbizid und saat über 2024 hinaus geben wird. konservierend arbeitende Land- ohne das Wenden des Bodens zum Problem wer- Die Ackerbauern denken gleichzeitig über wirte befragt, welche Alternati- den kann. Heißt das also: Zurück zum Pflug? praktische Lösungen nach, falls diese Sonderzu- ven sie für ihre Betriebe sehen. „Ohne Glyphosat werden die Bodenbearbei- lassung nicht kommen wird. Wir haben bei den tungsgänge definitiv zunehmen, weil die Betrieben Fromme im niedersächsischen TEXT DAGMAR HOFNAGEL | FOTOS PRIVAT Unkrautregulierung dann verstärkt mechanisch Scheppau und Oing im westfälischen Epe nach- passieren muss. Gleichzeitig wird ein verstärk- gefragt, wie sie die verschiedenen Szenarien ter Einsatz von selektiven Herbiziden nötig einschätzen: Wie kann es pfluglos ohne Glypho- sein“, so die Einschätzung von Dr. Jana Epperlein sat funktionieren?
Foto: Landpixel MASCHINENRING MAGAZIN 02.2021 .25 Betrieb Fromme „EROSION WIRD ZU- NEHMEN“ Erfahrungen mit pflugloser Bewirtschaftung und dem Einsatz von Mulchsaat und Zwischenfrüchten gibt es im Betrieb Fromme schon seit Jahren. Da- zu auch Versuche, ohne Glyphosat auszukommen. Die Frommes wirtschaften im niedersächsischen Scheppau bei Braunschweig und gehören zum Maschi- Mulchsaat mit einer nenring Velpke-Schöppenstedt. Gerade hat der Junior pneumatischen Sä- Hendrik Fromme die Betriebsleitung übernommen – er maschine wird die Bemühungen seines Vaters zum pfluglosen Anbau fortsetzen. Gemeinsam mit einem Partner bauen sie auf 380 Hektar Zuckerrüben, Winter- und Sommer- getreide, Raps, Mais, Sonnenblumen und Erbsen an. Um weitere Erfahrungen im pfluglosen Ackerbau sammeln zu können, haben sich die Frommes bei der Europäischen Innovationspartnerschaft „Produktivität und Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft (EIP Agri)“ für das Projekt „Entwicklung innovativer Strategien zur Gly- phosatverzicht im pfluglosen Ackerbau“ beworben – und den Zuschlag erhalten. Die engagierten Landwirte konn- ten bereits in einem anderen Projekt Erfahrungen mit dieser europäischen Anlaufstelle sammeln. Jetzt heißt die Aufgabenstellung: Mit einer flachen Bodenbearbei- tung soll der Einsatz von Glyphosat ersetzt werden. Dabei werden unterschiedliche Grubber, eine Scheibenegge und Strom zur Vernichtung der Beikräuter als Alternativen eingesetzt. Auf Flächen von jeweils 1.200 Quadratmeter werden diese unterschiedlichen Verfahren im Vergleich zu einer Nullparzelle mit Glyphosat ausprobiert. Auf einer weiteren Variante wird mit Untersaaten im Getreide gear- beitet, was allerdings wegen der Trockenheit in den ver- gangenen Jahren bislang nicht funktioniert. Beregnet wird in Scheppau nicht. WÜRMER SAMMELN Saatmaschine zu r MASCHINENRING Von allen Flächen werden Bodenproben unter anderem auf Bodenleben, Bodenaktivität oder Stickstoffgehalt Einzelkorn-Direkritsebaat VELPKE-SCHÖPPENSTEDT untersucht. Auch Pilze im Boden werden bestimmt. Wie reagiert der Boden auf die unterschiedlichen Maßnah- Vorsitzender: Uwe Lickfett | Geschäftsfüh- auf dem Bet rer: Jens Pfeil | Schwerpunkte: Betriebs- u. Haushaltshilfe, allgemeine ÜMV, Be- men? Zweimal im Jahr gibt es ein Regenwurmmonito- ring. Dann sammeln Frommes mit Helfern und Helferin- Fromme treuung von Maschinengemeinschaften, Schwerpunkt Zuckerrüben: Betreuung, nen die Regenwürmer auf den Flächen ein. In einem Labor werden sie gezählt, gewogen und bestimmt. „Es Planung, Abrechnungen der Logistik für gibt ungefähr 20 Arten von Regenwürmern“, weiß Hen- ca. 350.000 to Rüben | Mitgliederzahl: 354 drik Fromme. In Scheppau finden sie etwa drei bis vier www.mr-velpke.de Arten. Das Projekt läuft jetzt zwei Jahre, 1,5 Jahre stehen noch aus. Ergebnisse gibt es noch nicht. WEITER AUF SEITE 26
26. ― Bodengesundheit FORTSETZUNG VON SEITE 25 Betrieb Oing ES BLEIBT KLEEUNTERSAATEN ETABLIEREN Mehrjährige Kleeuntersaaten im Getreide sind ein weite- res Projekt der Frommes. Damit sollen die Beikräuter unterdrückt werden. Der Klee bleibt stehen, das neue SPANNEND Getreide wird direkt in diesen Bestand gesät. Richtig rund ist es bisher allerdings noch nicht gelaufen. „Die vergan- genen Jahre waren zu trocken. Zusätzlich hatten wir noch Mäuse“, bedauert Hendrik Fromme. Insgesamt kann der Klee vier bis fünf Jahre stehenbleiben. Ziel ist es, immer Christoph Oing hat sich langsam an die pfluglose Bodenbearbeitung einen lebenden Bestand und eine Bodenbedeckung auf herangetastet und vor zwei Jahren seinen Pflug endgültig verkauft. dem Acker zu haben. Gleichzeitig erweitern die Landwirte Er ist von dem System überzeugt und will in Zukunft verstärkt auf ei- ihre Fruchtfolge immer wieder. Neuerdings wurden Son- ne Flächenrotte hinarbeiten. nenblumen für die Mischfutterindustrie in den Anbauplan mit aufgenommen. Auch ein mehrjähriger Futterbau bei- Auslöser für die pfluglose Bewirtschaf- fruchtbarkeit mithilfe von Gras- oder spielsweise mit Grasgemenge wäre eine Alternative. tung waren für den Landwirt aus dem Heidenarbe (Plaggen) im zehnten und „Dafür fehlen uns aber die Tiere“, erklärt Burkhard Münsterland die immer häufiger und elften Jahrhundert angereichert wurde. Fromme, der sich im Vorstand der Gesellschaft für konser- heftiger auftretenden Sandstürme in Teilweise wurden die Plaggen auch erst vierende Bodenbearbeitung engagiert. seiner Region. Der leichte Sandboden im Stall als Einstreu verwendet und Eines steht für die Frommes schon vor Ablauf der seiner Äcker in der Nähe von Gronau dann als Dünger auf die Äcker ausge- Versuche fest: Wenn Glyphosat nicht mehr eingesetzt an der niederländischen Grenze wurde bracht. Dadurch wurde die Humus- werden kann, wird es mehr Bodenbearbeitung geben. dabei ordentlich durch die Gegend schicht deutlich ausgebaut. Diese bes- „Dann gibt es wieder mehr Erosion, Humus wird abge- gewirbelt. Zwar kann er auf seinen seren Böden machen etwa ein Viertel baut und das Bodenleben nimmt ab. Gewonnen hat die Eschböden durchaus 35 Bodenpunkte von Oings Fläche von 60 Hektar aus. Umwelt dadurch nichts“, so die Einschätzung von Hen- erreichen, der reine Sandboden weist Mais und Wintergetreide (Gerste, Wei- drik Fromme. aber nur 20 Punkte auf. Unter Eschbö- zen, Roggen) werden auf dem Hof Oing den versteht man Böden speziell in als Futter für 120 Sauen mit Mast ange- Nordwestdeutschland, deren Boden- baut. Mit dem Frontmulcher wird nach der Maisernte das Stroh bodennah geschlegelt. Wintergerste wird direkt in das CCM Stroh gesät – hier ist der Saa- tenstand im November zu sehen.
MASCHINENRING MAGAZIN 02.2021 .27 ® So wirkt TerraLife : der Boden im Fokus MEHR BODENLEBEN Artenreiche TerraLife® Begrünungssysteme „Ich möchte auf bewirken eine signifikant höhere mikrobielle Aktivität im Boden. keinen Fall zurück zum Pflug, das kann nicht die Lösung sein. Ökologisch wäre dann VERSTÄRKTER HUMUSAUFBAU nichts gewonnen.“ Artenreiche TerraLife® Begrünungssysteme Christoph Oing haben mit ihrer großen Wurzelmasse einen deutlich größeren Einfluss auf den Humus- WEITER AUF SEITE 28 aufbau als z. B. Stroh oder Senf. BESSERE NÄHRSTOFFVERFÜGBARKEIT Artenreiche TerraLife® Begrünungssysteme mobilisieren im Boden vorhandene Nährstoffe und machen diese pflanzenverfügbar. HOCHWERTIGERE ERTRÄGE Artenreiche TerraLife® Begrünungssysteme schaffen eine grüne Verbindung zwischen zwei Hauptfrüchten und können die verwertbaren Inhaltsstoffe der Ernte steigern. Artenreiche TerraLife® Zwischenfruchtmischungen, Unter- und Beisaaten bieten für jede Fruchtfolge eine praxisorientierte Lösung. Ihre DSV Beratung vor Ort ist gerne für Sie da: 0800 111 2960 kostenfreie Servicenummer www.dsv-saaten.de
28. ― Bodengesundheit FORTSETZUNG VON SEITE 27 Vor drei Jahren hat der staatlich tanter. Starkregen setzt dem Boden Bisher steht unterstützend bei der geprüfte Landwirt mit der Direktsaat nicht mehr so zu, das Wasser versickert Beseitigung von Beikräutern Glyphosat nach Getreide begonnen. Zwischen- schneller. Abtrag aufgrund von starkem zur Verfügung. Christoph Oing ist mit frucht wurde direkt in die Stoppel gesät. Wind gibt es nicht mehr. Die Bodenbe- anderen Landwirten im Austausch, um „Das ist am Anfang auch schon einmal fahrbarkeit ist besser geworden. „Der Alternativen zum Einsatz zu finden. Er schiefgegangen“, gibt der Familienvater Schlepper hinterlässt kaum Spuren. Es MASCHINENRING sammelt vor allem Erfahrungen, wie eine zu. Auf einer Fläche stand nur noch ist, als ob man über eine Wiese fährt“, so AHAUS Flächenrotte auf dem Acker zu schaffen Melde. Langfristig hat sich das Experi- seine Erfahrung. Dennoch nimmt er bei Vorsitzender: Eduard ist. Die Idee ist, die Zwischenfrüchte flach ment für seinen Betrieb aber gelohnt. Im der Gülle-Ausbringung Druck aus den Söbbing | Geschäftsfüh- abzufräsen und dann liegenzulassen, um vergangenen Herbst hat er das Winter- Reifen, um den Boden zu schonen. Und rer: Markus Bitter | verrotten zu können. In diese Masse kann getreide direkt in das geschlegelte Stroh der Landwirtschaftsmeister benötigt Schwerpunkte: Betriebs- gesät werden. Damit will er in diesem vom CCM (Corn Cob Mix) gesät. Die Mais- weniger Dünger, weil die Verluste auf- und Haushaltshilfe, Jahr erste Erfahrungen sammeln. Die reste wurden möglichst klein geschle- grund von Auswaschung oder Ausga- Pflegeberatung, Fach- Fräsmaschine und die Maschine zur gelt, damit der Maiszünsler keine Über- sung deutlich geringer als früher sind. kraft für Arbeitssicher- Direktsaat wird er sich ausleihen. Ein wei- winterungsmöglichkeit in den Resten Gedüngt wird in Epe ausschließlich mit heit, Nährstoffberatung teres Experiment steht mit Untersaat in des Strohs findet. Und die Bodenlebewe- der betriebseigenen Gülle. Zusätzlichen und -Vermittlung | Mit- einen bestehenden Getreidebestand an. gliederzahl: 1.292 sen fangen schnell an, die kleinen Dünger benötigt er nur für spezielle Diese Untersaat – im März ausgebracht - Bestandteile zu zersetzen. Mittlerweile Mineralien wie Schwefel, Magnesium www.bhd-ahaus.de darf nicht zu groß werden, kann aber das ist der komplette Betrieb auf diese Bear- oder Bor. Humusaufbau und CO2-Reduk- Auftreten von Beikräutern niedrig halten. beitungsweise umgestellt. tion sind das erste erklärte Ziel. Das Auf vier Hektar will der experimentier- eine oder andere Problem mit Beikräu- freudige Westfale den Versuch starten. ERGEBNISSE tern wie beispielsweise dem Storch- Unterstützung bekommt er auf ganzer Heute fallen Erträge nicht unbedingt schnabel tritt dennoch immer mal wie- Linie von seiner Tochter Helena, die den höher aus, präsentieren sich aber kons- der auf. Betrieb einmal übernehmen will. Nachgefragt bei Jan-Hendrik Schulz „BEIKRÄUTER UNTERDRÜCKEN“ Wir haben Jan-Hendrik Schulz von der Deutschen Kann der Anbau von Zwischenfrüchten Saatveredelung AG nach den Ideen der Pflanzenzüchter Antwort auf den Wegfall von Glyphosat geben? zur Beikrautkontrolle im pfluglosen Ackerbau gefragt. Zwischenfrüchte, Untersaaten und Beisaaten sind neben der Bodenbearbeitung, Fruchtfolge und Nähr- Welche Rolle spielen Zwischenfrüchte bei der stoffdynamik wichtige Bausteine für eine ertragrei- konservierenden Bodenbearbeitung? che Landwirtschaft. Wir entwickeln neue Methoden, Zwischenfruchtmischungen begünstigen signifikant um den Landwirten für den Ackerbau der Zukunft das Bodenleben und unterstützen nachhaltig die Spei- Lösungen anzubieten. Der Anbau von Zwischen- cherung von Kohlenstoff, Wasser und Nährstoffen. Das früchten allein kann dabei keine vollständige Ant- belegen neue Ergebnisse des Zwischenfruchtprojekts wort auf die Problematik des Glyphosat-Wegfalls CATCHY, das durch das Bundesministerium für Ernäh- sein, aber sie sind ein unverzichtbarer Baustein des rung und Landwirtschaft gefördert wird. Artenreiche Gesamtsystems. Mischungen fördern demnach Pilze, Bakterien und Actinobakterien deutlich stärker als Senf oder eine Welche Rolle spielen Bei- oder Untersaaten? Einfachmischung aus vier Komponenten. Die Unter- Sie sind sehr wichtig, denn sie bieten viele Möglich- stützung der Mikroorganismen im Oberboden führt zu keiten, um eine Fruchtfolge einerseits abwechslungs- stabilem Humus. Ein starkes Wachstum des Bodenle- reicher zu gestalten. Sie übernehmen zudem Funktio- bens wird vor allem über eine Ernährung durch Pflan- nen wie Unkrautunterdrückung, Temperatursteue- zenmaterial und Wurzelausscheidungen mit optima- rung, Nährstoffspeicherung und Erosionsschutz. lem C/N-Verhältnis erreicht. Auch hier sind intelligente Begrünungssysteme und Zwischenfrüchte be- angepasste Techniken gefragt, die wir bereits in der reichern den Boden. Entwicklung haben.
IMMER EINEN TRUMPF IN DER HAND Joker RT Kompakte Kurzscheibenegge zur Stoppelbearbeitung und Saatbettbereitung in großer Arbeitsbreite. Zusatzwerkzeuge Messerwalze oder Crossbar Ganzflächiges Durcharbeiten bei geringer Arbeitstiefe Effektive Packersysteme für die ideale Rückverfestigung Produziert hohen Feinerdeanteil im Keimhorizont Bodenschonendes Wenden auf dem Packer und den Frontstützrädern
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