Zusammenhänge zwischen Empathie, therapeutischer Haltung und Wirkeffizienz

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Zusammenhänge zwischen Empathie, therapeutischer Haltung und Wirkeffizienz
Psychiatrie

psychopraxis. neuropraxis                    Dagmar Steinmair1,2 · Henriette Löffler-Stastka1
https://doi.org/10.1007/s00739-021-00726-z    1
                                                  Abteilung für Psychoanalyse und Psychotherapie, Medizinische Universität Wien, Wien, Österreich
Angenommen: 26. März 2021                     2
                                                  Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften, Krems an der Donau, Österreich
© Der/die Autor(en) 2021

                                             Zusammenhänge zwischen
                                             Empathie, therapeutischer
                                             Haltung und Wirkeffizienz

Einleitung                                   Betrachtung von allgemeinen und spe-                     ringe F und geringster PD) [20]. Eine
                                             zifischen Wirkfaktoren als der Faktor                     multidimensionale Betrachtung empa-
Empathie stellt die Grundlage für soziales   mit der größten Effektstärke für den                      thischer Fähigkeiten zeigt, dass übermä-
und moralisches Verhalten dar – häufig        Therapieerfolg identifiziert [18].                        ßiges Nachfühlen und Sich-Identifizie-
wird sie als „einfühlendes Verstehen“ de-                                                             ren mit dem Patienten zusätzlich zum
finiert und beinhaltet die Fähigkeit, die     Empathie und Mitgefühl                                   notwendigen PW dem Therapieerfolg
Perspektive und Erfahrungswelt anderer                                                                abträglich ist. Damit übereinstimmend:
wahrnehmen zu können und sie von der         Eine Unterscheidung zwischen Mitge-                      Erfahrene Therapeuten zeigten eher ein
eigenen zu unterscheiden [1].                fühl und Empathie wird getroffen, um ne-                  „rational empathisches“ Profil.
   Empathische Kommunikation beein-          gative Auswirkungen von Empathie her-                        Mit Empathie ist aus psychoanaly-
flusst Patientenzufriedenheit, Lebens-        vorzuheben. Empathisches Sich-Einfüh-                    tischer Sicht ein Set unbewusster und
qualität und Schmerzempfinden von             len und Nachempfinden kann dazu füh-                      intuitiv ablaufender intra- und inter-
Patienten positiv [2–9]. Bisherige Studi-    ren, dass es schwierig wird, eigene Wün-                 personaler Vorgänge gemeint [21]. Phi-
en zur Kosten- und Wirkeffizienz von           sche und Bedürfnisse von jenen anderer                   losophische Konzeptualisierungen von
Empathie zeigten des Weiteren, dass          abzugrenzen. Training und Supervision                    Empathie beinhalten neben einer kog-
Vorteile von Empathie evident sind,          haben bei Psychotherapeuten eine posi-                   nitiven Komponente (z. B. Theory of
dass aber eine Erforschung weiterer          tive Auswirkung auf Lebensqualität und                   Mind [ToM], inkl. PW) eine phänome-
Zusammenhänge empfehlenswert ist             Resilienz gezeigt [19].                                  nologische, erfahrungsbasierte Kompo-
[6, 10]. Empathische Kommunikation                                                                    nente (vgl. „embodied empathy“ – z. B.
reduziert Stress für Patienten und er-
höht das Vertrauen in Behandler [11,         »zeigenErfahrene  Therapeuten
                                                        eher ein „rational
                                                                                                      Betonung körperlicher Resonanz und
                                                                                                      Affektivität) [22–24]. Seelische Belas-
12]; Depressivität, Angst, das Risiko                                                                 tung, falsche Konsens-Effekte [25] und
für Herzerkrankungen und Mortalität          empathisches“ Profil                                      Missverständnisse führen zu egozen-
sinken [10–13]. Indirekte Kosten wer-                                                                 trischem PW. Ausgehend von eigenen
den gesenkt durch bessere Diagnosen,         Eine Analyse der Ausprägung von klini-                   Erfahrungswelten werden jene anderer
höhere Therapie-Adhärenz, geringere          scher Empathie bei Experten (N = 775)                    unzureichend simuliert; dies kann zu
Hospitalisierungsraten und -dauer [10,       [20] erhob der Interpersonal Reacti-                     emotionaler Überempfindlichkeit füh-
12, 14]. Nicht zuletzt bedeutet ein empa-    vity Index, welcher Perspektivenwech-                    ren [24, 26, 27], welche in sozialen
thischer Umgang auch für Behandler ein       sel (PW), Fantasiefähigkeit (F), empathi-                Interaktionen relevant wird.
geringeres Burn-out-Risiko sowie eine        sche Besorgnis (EB) und persönlichen                         Im Laufe des Medizinstudiums wur-
höhere klinische und rechtliche Sicher-      Distress (PD) misst. Die beschriebenen                   de für Studenten eine abnehmende Em-
heit [15–17]. Im Alltag kann ein Fokus       Therapeutenprofile: 1: 23 % „insecure                     pathiefähigkeit in Selbsteinschätzungen
auf empathische Kommunikation einen          self-absorbed“ (unsicher/mit sich selbst                 dokumentiert [28, 29]. Stress führt zu
zeitlich geringgradigen Mehraufwand          beschäftigt: höchster PD, unterdurch-                    Burn-out sowie „compassion fatigue“ in
bedeuten [10]. In psychotherapeuti-          schnittlich bei PW, F, EB); 26 % „empathic               helfenden Berufen [30–32]. Ob Inter-
schen Settings kommt ohne Empathie           immersion“ (intuitiv, sich identifizierend:               ventionen, um kommunikative Fähigkei-
auf Therapeutenseite keine heilsame the-     höchste EB und überdurchschnittlich bei                  ten und Empathie zu trainieren effektiv
rapeutische Beziehung zustande, diese        PW, F); 38 % „average“ (durchschnittlich                 sind, wird kontrovers diskutiert – vor al-
ist für einen Therapieerfolg notwen-         bei PW, F, EB und PD) und 13 % „ratio-                   lem besteht noch kein Konsens darüber,
dig, aber alleine nicht ausreichend [18].    nal empathic“ (intellektuell verstehend:                 welche Methodik hierfür am geeignets-
Empathie wurde in der vergleichenden         höchster PW, durchschnittliche EB, ge-                   ten ist, auch zu Langzeiteffekten fehlen

                                                                                                                          psychopraxis. neuropraxis
Zusammenfassung · Abstract

noch konsistente Resultate; der in einer      thisches Verhalten zu erreichen [33, 34,       psychopraxis. neuropraxis
Metaanalyse nachgewiesene signifikan-          40], allerdings wird für die kognitive         https://doi.org/10.1007/s00739-021-00726-z
                                                                                             © Der/die Autor(en) 2021
te Trainingseffekt war für personalisier-      Empathie eine bewusste Steuerbarkeit
tes und sehr spezifisches Feedback nach-       berichtet. Unbewusste zwischenmensch-
                                                                                             D. Steinmair · H. Löffler-Stastka
weisbar [27, 33]. Arbeiten zur „wahrge-       liche Prozesse sind jedoch unabhängig
nommenen Verhaltenskontrolle“ gehen           von Persönlichkeitsmerkmalen und ko-           Zusammenhänge zwischen
davon aus, dass die subjektive Überzeu-       gnitiver ToM. Dies widerspricht Stu-           Empathie, therapeutischer
gung und die Erfahrung, Ressourcen zu         dienergebnissen, welche Menschen mit           Haltung und Wirkeffizienz
haben, ein Verhalten auszuführen, dazu        bestimmten Persönlichkeitsmerkmalen
                                                                                             Zusammenfassung
beitragen, das Verhalten auch zu realisie-    den Willen zum empathischen Handeln,
                                                                                             Empathisch sein heißt, fühlen und verstehen
ren [34]. Eine Erhebung von Fertigkei-        aber nicht die Empathiefähigkeit ab-           können, was andere fühlen. Vermuten zu
ten bei Medizinstudenten in Österreich        sprachen [41]. Soziale Emotionen sind          können, was das Gegenüber fühlt, denkt und
zeigt Verbesserungspotenzial; etwa, dass      jene, welche nicht durch individuel-           wünscht, beruht auf der Fähigkeit, eigene
nur die Hälfte der evaluierten Abteilun-      les Erleben evoziert werden, sondern           Gefühle und Gedanken als getrennt von
gen den Studierenden einen konstanten         durch die Zugehörigkeit zu einer Grup-         jenen anderer wahrnehmen und regulieren
                                                                                             zu können. Definierte Therapieerfolge
Mentor zugeteilt hatte [35]. Unklarhei-       pe und zu assoziierten Ereignissen unter       mit adäquatem Aufwand erreichen zu
ten bei Studierenden zu Konzept und           der Voraussetzung der Ausprägung ei-           können, verlangt ein Fokussieren auf
Relevanz von Empathie zeigte die Me-          ner sozialen Identität (z. B. Stolz, Freude,   Wesentliches und Wichtiges. Die Empathie
taanalyse von Costa-Drolon et al. [36].       Schuld, Scham, Ingroup-Angst und Wut/          ist im Bereich der Psychotherapie jener
Patientenrückmeldungen bzgl. der Em-          Hass auf eine Outgroup [42]). Entspre-         Faktor, für den für sich genommen die
                                                                                             höchste Effektstärke nachgewiesen werden
pathie ihrer Behandler zeigen eine hohe       chend basiert Training von prosozialem         konnte. Empathietraining ermöglicht eine
Variabilität [37].                            Verhalten auf Beobachtung und Imitati-         bessere soziale Performance. Im Falle
   Psychoanalytische Behandlungsme-           on sozialer Emotionen; dies konnte bei         von Defiziten in sozialer Kompetenz ist
thoden fokussieren auf Training von           schizophrenen Patienten für die kog-           störungsunabhängig ein besonders hoher
Containment, Fähigkeit zur Mentalisie-        nitive als auch für die affektive ToM           Leidensdruck nachweisbar.
rung und Affektregulation unter Berück-        gezeigt werden [43]. Eine Verbesserung         Schlüsselwörter
sichtigung von Übertragung und Gegen-         der „social cognition“ durch ein Training      Verkörperte Empathie · Theorie des Geistes ·
übertragungsprozessen [21]. Wohlbefin-         der Mentalisierungsfähigkeit bei Ärzten        Soziale Emotionen · Unbewusstes · Soziale
den und Therapieerfolge stehen in engem       und Therapeuten einer psychiatrischen          Kognition
Zusammenhang mit zum Teil adaptiven           Abteilung konnte mittels videobasier-
Persönlichkeitseigenschaften wie Resili-      tem Assessment nachgewiesen werden
enz, Optimismus und durch Erfahrung           (Movie for the Assessment of Social            Connections Between
gewonnene Weitsicht [38].                     Cognition) [27, 44].                           Empathy, Therapeutic
   Das beobachtete Verhalten von Be-                                                         Attitude and Efficacy
zugspersonen hat Einfluss auf Distress-        Kasuistik                                      Abstract
Symptome bei Kindern während medi-                                                           Empathy means feeling and understanding
zinischer Eingriffe. In unter Zweijähri-       Folgendes Fallbeispiel dient dazu, das         what others are feeling. Being able to
gen wirkt sich fehlende mitfühlende Nä-       Konzept der mentalisierten Affektivität         imagine what the other person feels,
he während der Maßnahmen negativ aus,         und Defizite in dieser Fähigkeit zu be-         thinks, and wishes is based on the ability
                                                                                             to sense and regulate one’s own feelings
während bei älteren Kindern der Distress      leuchten. Am Beispiel der Schilderung
                                                                                             and thoughts separately from those of
steigt, wenn negative und bedrohliche         des Falls A. sollen Herausforderungen ei-      others. Achieving desired therapy outcomes
Aspekte der Situation ins Zentrum der         ner ambulanten Patientenbetreuung auf-         with adequate effort requires focussing
Aufmerksamkeit gerückt werden [39].           gezeigt werden. Frau A., Anfang drei-          on what is essential and important. In the
   „Weisheit“ beinhaltet, neben kognitiv-     ßig, abwechselnd als paranoid, negativis-      field of psychotherapy, empathy is the one
                                                                                             factor with the most significant effect size.
intellektuellen Aspekten, soziale Kompe-      tisch und „Borderline“ beschrieben, war
                                                                                             Empathy training enables better social
tenz, Emotionsregulation, Ambivalenz-         nach stationärer Behandlung nach einem         performance. In the case of social skills
toleranz, Reflexionsfähigkeit und Ent-         Suizidversuch in Psychotherapie. Auffal-        deficits, a particularly high level of distress is
schlossenheit; sie zeigt sich in der Anwen-   lend waren eine Selbstvernachlässigung         demonstrated, independent of the mental
dung von Wissen in Übereinstimmung            und bösartige, aber amüsante Kommen-           health condition.
mit sozialen und persönlichen Interessen      tare über andere sowie konfuse Assozia-
                                                                                             Keywords
[38]. Eine Metaanalyse zeigt, dass proso-     tionen. Ein Misshandlungsgeschehen in          Embodied empathy · Theory of Mind · Social
ziales Verhalten und Emotionsregulation       Frau A.s Jugend war anamnestisch be-           emotions · Unconscious · Social cognition
signifikant trainierbar sind [38].             kannt. Die Arbeit hatte sie verloren, die
   Die willentliche Entscheidung, ei-         Umgebung und die Mitmenschen ließ
ne empathische Haltung einzunehmen,           sie durch ihr wegstoßend, zerstörerisches
scheint nicht ausreichend, um empa-           und zum Teil beschuldigendes Verhal-

 psychopraxis. neuropraxis
ten leiden. Im Zuge der Therapieplanung       Diskussion und Ausblick                      sche Perspektive erfahrbar zu machen
verhielt sie sich selbstdestruktiv – ausge-                                                [49], wobei die Vermittlung von Skills
löst durch eine Unfähigkeit, Affekte zu        Interesse andereigeneninnerenWeltund         (vgl. prozedurales Gedächtnis) und af-
regulieren. Zu Beginn der Therapie wa-        jener des Patienten ist eine Vorausset-      fektiver ToM via E-Learning limitiert ist.
ren besonders die Fehlinterpretation des      zung für eine lebendige Erfahrung in der     Rollenspiele anhand von standardisier-
Verhaltens anderer (z. B. Unterstellung       Therapie, welche sich vom theoretischen      ten Patienten stellen eine wichtige Mög-
böser Absicht, leichte Kränkbarkeit) so-      Verstehen einer Situation unterscheidet.     lichkeit dar [50]. Rollenspiele affektiver
wie der überwiegend negative Affekt (v. a.     Identifizierung, Modulierung und Äu-          Störungen, welche besonders hohe An-
Wut) und eine desorganisierte Bindung         ßerung von Affekten bedingen empa-            forderungen an die Vermittlung affekti-
mit Isolation auffallend. Sie vernachläs-      thisches Verstehen und Verhalten. The-       ver ToM stellen, werden von Experten
sigte ihren Gesundheitszustand, heizte        rapeutisch wird an der Einstellung des       als weniger realitätsnah beurteilt. Acht-
die Wohnung nicht und wurde wegen             Patienten zu seiner Affektivität gearbei-     samkeit konnte via Smartphone-App sig-
einer Pneumonie internistisch stationär       tet. Im Falle einer projektiven Identifi-     nifikant gebessert werden – passend zur
behandelt. Während Frau A. eine Begeg-        zierung, wie sie im oben beschriebenen       besseren Vermittelbarkeit der kognitiven
nung mit dem Konsiliarpsychiater schil-       Beispiel dargestellt ist, wird die Psyche    ToM [51].
derte, in welcher sie auf die Frage: „Den-    des Therapeuten durch unerträgliche und         Ein konstruktiver Umgang mit Em-
ken Sie manchmal daran, sich selbst et-       widersprüchliche Affekte des Patienten        pathie muss geübt werden – um negative
was anzutun?“, geantwortet hatte: „Nein,      überflutet, die durch die Patientin nur       direkte und indirekte Folgen abzuwen-
ich denke daran, das Spital zu klagen!“       zum Teil wahrnehmbar und nicht inte-         den [2, 8, 21, 30–32]: Mentorship-Pro-
nahm die Therapeutin eine Überflutung          grierbar blieben (vgl. auch [45]). Ohne      gramme, Fairness in der Verteilung der
der eigenen Psyche mit Frau A.s Gefühlen      die Möglichkeit, Gedanken als Vorstel-       Arbeitslast, Anerkennung der Leistung
wahr. Frau A. musste die Standardfrage        lungen in einem Möglichkeitsraum zu re-      und Rückhalt im Team, Maßnahmen,
als Affront interpretiert haben. Der Auf-      präsentieren, ist der Mensch zum (repe-      welche die Resilienz positiv beeinflus-
bau einer therapeutischen Beziehung ge-       titiven) Agieren prädisponiert. Die Ent-     sen und Möglichkeiten für Training und
lang – wobei die Therapeutin Schwierig-       faltung des Selbst als auch der Aufbau       Weiterentwicklung wirken entgegen.
keiten mit der eigenen Affektregulierung       einer Beziehung zu anderen hängen ent-
im Sinne einer Gegenübertragungsreak-         scheidend davon ab, ob die eigene innere     Fazit für die Praxis
tion feststellte. Frau A.s teils mit Humor    Welt als solche abgrenzbar, kohärent und
abgewehrte Aggression bot der Thera-          beherrschbar ist oder ob sie mit jener des   4 Empathische Therapeuten lassen
peutin eine Möglichkeit, Kontakt herzu-       Gegenübers verschwimmt.                        diese Fähigkeit in ihr therapeutisches
stellen. In der Therapie äußerte sie ba-                                                     Handeln einfließen und zeigen
sierend auf der Beobachtung einer aus
ihrer Sicht müde wirkenden Therapeu-          »undIdentifizierung, Modulierung
                                                   Äußerung von Affekten
                                                                                             Wirkeffizienz.
                                                                                           4 Prosoziales Verhalten wird bereits
tin: „Sehen Sie sich doch mal an! Haben                                                      im Kindesalter in wiederholten
Sie denn überhaupt keine Ahnung . . . Sie     bedingen empathisches                          Interaktionen mit den wichtigen
könnten sterben, wenn Sie so . . . mein       Verstehen und Verhalten                        Bezugspersonen vermittelt und ist an
Blick könnte sie töten“. Die Äußerung                                                        die Ausbildung einer sozialen Iden-
legt nahe, dass Frau A. die scheinbare                                                       tität gekoppelt. Die Vermittlung von
„Müdigkeit“ der Therapeutin als auch für      Angehende Mediziner sehen empathi-             prosozialen und proempathischen
sie bedrohlich oder als Provokation emp-      sche Fähigkeiten als wichtig an, aller-        klinischen Skills ist evidenzbasiert
fand. Die Feststellung beendet sie mit der    dings variiert diese Haltung je nach           und effektiv, selbst wenn sie zu einem
Empfehlung, die Therapeutin solle sich        gewählter fachärztlicher Spezialisierung       späteren Zeitpunkt im Leben erfolgt.
einen Kaffee holen. Gewissermaßen soll         [46]. Bei Medizinstudenten wurden Al-        4 Ein Empathietraining ist effektiv,
die Bedrohung der Therapeutin durch ih-       ter, Geschlecht, Land, Zweck und Art           wenn es auf die Vermittlung von
ren Blick wiedergutgemacht werden. Die        der Intervention/Messung und das Vor-          Fähigkeiten wie Containment, Men-
fürsorgliche aber triumphierende Äuße-        handensein einer Trainingsmöglichkeit          talisierungsfähigkeit und Emotions-
rung kann als konstruktiver Umgang mit        als Moderatoren der Empathie erhoben           regulation fokussiert, und darauf,
Aggression und Libido betrachtet wer-         [47].                                          eigene Erfahrungswelten nicht
den. Das notwendige Containment de-               Perspektivenwechsel lassen sich auch       auf das Gegenüber zu übertra-
struktiver Impulse und Affekte muss im-        in einem „virtual reality training“ signi-     gen (vgl. Abstinenz, Übertragung/
mer wieder geleistet und in Worte gefasst     fikant verbessern – allerdings ist die er-      Gegenübertragung).
werden.                                       zielte Verbesserung nicht signifikant für
                                              Empathie [48]. Bei der Erstellung von
                                              E-Learning-Fällen gilt es neben der Ver-
                                              mittlung von theoretischem Wissen (vgl.
                                              deklaratives Gedächtnis), auch die klini-

                                                                                                           psychopraxis. neuropraxis
Psychiatrie

                                                                tioners’ management of pain in osteoarthritis:              intentions. West J Med 173(4):244–250. https://
Korrespondenzadresse                                            a randomized multicenter study. J Rheumatol                 doi.org/10.1136/ewjm.173.4.244
                                                                33(9):1827–1834                                         16. Sturzu L, Lala A, Bisch M, Guitter M, Dobre D,
                     Univ. Prof. Dr. med. univ.              4. White P, Bishop FL, Prescott P, Scott C, Little P,          Schwan R (2019) Empathy and burnout—a
                     Henriette Löffler-Stastka                    Lewith G (2012) Practice, practitioner, or placebo?         cross-sectional study among mental healthcare
                     Abteilung für Psychoanalyse                A multifactorial, mixed-methods randomized con-             providers in France. JMedLife 12(1):21–29. https://
                                                                trolled trial of acupuncture. Pain 153(2):455–462.          doi.org/10.25122/jml-2018-0050
                     und Psychotherapie,
                                                                https://doi.org/10.1016/j.pain.2011.11.007              17. Doyle CR, Akhtar J, Mrvos R, Krenzelok EP (2004)
                     Medizinische Universität                5. Kaptchuk TJ, Kelley JM, Conboy LA, Davis RB,                Mass sociogenic illness—real and imaginary. Vet
                     Wien                                       Kerr CE, Jacobson EE, Kirsch I, Schyner RN,                 Hum Toxicol 46(2):93–95
                     Währinger Gürtel 18–20,                    Nam BH, Nguyen LT, Park M, Rivers AL, McManus C,        18. Wampold BE (2015) How important are the
                     1090 Wien, Österreich                      Kokkotou E, Drossman DA, Goldman P, Lembo AJ                common factors in psychotherapy? An update.
                     henriette.loeffler-stastka@                  (2008) Components of placebo effect: randomised              World J Psychiatry 14(3):270–277. https://doi.org/
                     meduniwien.ac.at                           controlled trial in patients with irritable bowel           10.1002/wps.20238
                                                                syndrome. BMJ 336(7651):999–1003. https://doi.          19. Laverdière O, Ogrodniczuk JS, Kealy D (2019)
                                                                org/10.1136/bmj.39524.439618.25                             Clinicians’ empathy and professional quality of life.
Funding. Open access funding provided by Medical             6. Mercer SW, Fitzpatrick B, Guthrie B, Fenwick E,             J Nerv Ment Dis 207(2):49–52. https://doi.org/10.
University of Vienna.                                           Grieve E, Lawson K, Boyer N, McConnachie A,                 1097/NMD.0000000000000927
                                                                Lloyd SM, O’Brien R, Watt GC, Wyke S (2016) The         20. LaverdièreO,KealyD,OgrodniczukJS,DescôteauxJ
                                                                CARE plus study—a whole-system intervention to              (2019) Got empathy? A latent profile analysis of
                                                                improve quality of life of primary care patients with       psychotherapists’ empathic abilities. Psychother
Einhaltung ethischer Richtlinien                                multimorbidity in areas of high socioeconomic               Psychosom 88(1):41–42. https://doi.org/10.1159/
                                                                deprivation: exploratory cluster randomised                 000494141
Interessenkonflikt. D. Steinmair und H. Löffler-                   controlled trial and cost-utility analysis. BMC Med     21. Löffler-Stastka H, Datz F, Parth K, Preusche I,
Stastka geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.          14(1):88. https://doi.org/10.1186/s12916-016-               Bukowski X, Seidman C (2017) Empathy in
                                                                0634-2                                                      psychoanalysis and medical education—what can
                                                             7. Fujimori M, Shirai Y, Asai M, Kubota K, Katsumata N,        we learn from each other? BMC Med Educ 17:74.
Für diesen Beitrag wurden von den Autoren keine
                                                                Uchitomi Y (2014) Effect of communication skills             https://doi.org/10.1186/s12909-017-0907-2
Studien an Menschen oder Tieren durchgeführt.
                                                                training program for oncologists based on patient       22. Schmidsberger F, Löffler-Stastka H (2018) Empathy
Für die aufgeführten Studien gelten die jeweils dort
                                                                preferences for communication when receiving                is proprioceptive: the bodily fundament of em-
angegebenen ethischen Richtlinien.
                                                                bad news: a randomized controlled trial. J Clin             pathy—a philosophical contribution to medical
                                                                Oncol32(20):2166–2172.https://doi.org/10.1200/              education. BMC Med Educ 18:69. https://doi.org/
Open Access. Dieser Artikel wird unter der Creative
                                                                JCO.2013.51.2756                                            10.1186/s12909-018-1161-y
Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz
                                                             8. Vangronsveld KL, Linton SJ (2012) The effect of          23. Fuchs T (2016) Intercorporeality and Interaffec-
veröffentlicht, welche die Nutzung, Vervielfältigung,
                                                                validating and invalidating communication on                tivity. In: Meyer C, Streeck J, Jordan S (Hrsg)
Bearbeitung, Verbreitung und Wiedergabe in jegli-
                                                                satisfaction, pain and affect in nurses suffering             Intercorporeality: emerging socialities in interacti-
chem Medium und Format erlaubt, sofern Sie den/die
                                                                from low back pain during a semi-structured                 on. Oxford University Press, Oxford https://doi.org/
ursprünglichen Autor(en) und die Quelle ordnungsge-
                                                                interview. Eur J Pain 16(2):239–246. https://doi.           10.1093/acprof:oso/9780190210465.003.0001
mäß nennen, einen Link zur Creative Commons Lizenz
                                                                org/10.1016/j.ejpain.2011.07.009                        24. Slaby J (2014) Empathy’s blind spot. Med Health
beifügen und angeben, ob Änderungen vorgenom-
                                                             9. Soltner C, Giquello JA, Monrigal-Martin C,                  Care Philos 17(2):249–258. https://doi.org/10.
men wurden.
                                                                Beydon L (2011) Continuous care and empathic                1007/s11019-014-9543-3
                                                                anaesthesiologist attitude in the preoperative          25. Ross L, Greene D, House P (1977) The “false
Die in diesem Artikel enthaltenen Bilder und sonstiges
                                                                period: impact on patient anxiety and satisfaction.         consensus effect”: an egocentric bias in social
Drittmaterial unterliegen ebenfalls der genannten
                                                                Br J Anaesth 106(5):680–686. https://doi.org/10.            perception and attribution processes. J Exp Soc
Creative Commons Lizenz, sofern sich aus der Abbil-
                                                                1093/bja/aer034                                             Psychol 13(3):279–301
dungslegende nichts anderes ergibt. Sofern das be-
                                                            10. Howick J, Mittoo S, Abel L, Halpern J, Mercer SW        26. Coplan A, Goldie P (2011) Empathy: philosophical
treffende Material nicht unter der genannten Creative
                                                                (2020) A price tag on clinical empathy? Fac-                and psychological perspectives. Oxford University
Commons Lizenz steht und die betreffende Handlung
                                                                tors influencing its cost-effectiveness. J R Soc              Press, Oxford, S 431
nicht nach gesetzlichen Vorschriften erlaubt ist, ist für
                                                                Med 113(10):389–393. https://doi.org/10.1177/           27. Steinmair D, Horn R, Richter F, Wong G, Löffler-
die oben aufgeführten Weiterverwendungen des Ma-
                                                                0141076820945272                                            Stastka H (2021) Mind reading improvements
terials die Einwilligung des jeweiligen Rechteinhabers
                                                            11. Weiss R, Vittinghoff E, Fang MC, Cimino J, Chas-             by mentalization based therapy training. Bull
einzuholen.
                                                                teen KA, Arnold RM, Auerbach AD, Anderson WG                Menninger Clin 85(1):59–83
                                                                (2017) Associations of physician empathy with           28. SeitzT,GruberB,PreuscheI,Löffler-StastkaH(2017)
Weitere Details zur Lizenz entnehmen Sie bitte der
                                                                patient anxiety and ratings of communication                Rückgang von Empathie der Medizinstudierenden
Lizenzinformation auf http://creativecommons.org/
                                                                in hospital admission encounters. J Hosp Med                im Laufe des Studiums – was ist die Ursache?
licenses/by/4.0/deed.de.
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