Implantologie Edition 1 - orale - DZW

 
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Implantologie Edition 1 - orale - DZW
dzw orale implantologie Edition 1

                                                                       orale

                                     Edition 1
                                                 implantologie

Christoph Hähnel - stock.adobe.com
Implantologie Edition 1 - orale - DZW
1888
                                                                           since
                                                                                                Made in Germany
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                                                                                                                                                                    rial
      Weniger ist manchmal mehr!
                                                                                                                                                                dito
NIEDRIGER PREIS – HOHE                                                                                                                                         E
      QUALITÄT!
                                                                                                                                                                    von Marc Oliver Pick

                                                                                                                                                                   dzw orale implantologie:

                                                                                                   OKTAGON®                                                       The next level
                                                                                                    Implantat inkl.
                                                                                                  Verschlussschraube                                        Was wir mit der dzw zahntechnik Edition #1 im Frühsom-
                                                                                                                                                          mer begonnen haben, setzen wir im kommenden Jahr auch

                                                                                                    89,- €*                                            mit unserem Magazin „dzw orale implantologie“ fort. Zur Erinne-
                                                                                                                                                   rung: 2020 und 2021 erschien die „OI“, wie unsere Implantologie-Bei-

                                                                                                        Stck.
                                                                                                                                               lage zur dzw intern genannt wird, als mitlaufendes Produkt in der dzw –
                                                                                                                                        im dzw-Format und auf dzw-Papier. Dies war ein Zwischenschritt, um zunächst
                                                                                                                       mit der dzw zahntechnik Edition Erfahrungen in der Konzeption und in der Produktion sammeln
                                                                                                                       zu können, bevor wir den Relaunch der OI angehen.

                                                                                                                       Nach der ersten Edition der neuen dzw zahntechnik ist es jetzt soweit. Was Sie hier sehen, soll Ih-
                                                                                                                       nen einen Vorgeschmack auf das bieten, was wir Ihnen ab Februar 2022 viermal im Jahr bieten
                                                                                                                       werden: Wissenswertes aus dem spannenden und sich schnell entwickelnden Bereich der Implan-
                                                                                                                       tologie in einem völlig neuen Gewand, optisch (und haptisch) auf ganz anderem Niveau.

                                                                                                                       Damit sind die Zeiten einer 24-seitigen OI zu Ende. Künftig können Sie sich auf ein mit mindestens
                                                                                                                       60 Seiten schwergewichtiges Magazin aus dem Zahnärztlichen Fach-Verlag freuen, das in Gestal-
                                                                                                                       tung und Bildsprache ein völlig neues Kapitel aufschlagen wird. Zwar haben wir mit Rücksicht auf
                                                                                                                       eine kompromisslose Gestaltung die Zahl möglicher Anzeigenformate reduziert, erreichen damit
                                                                                                                       in Richtung unserer Leser aber ein deutlich ruhigeres Design ohne kleinteilige Formate.

                                                                                                                       Ich würde mich freuen, wenn wir mit dieser kleinen „sneak preview“ Ihr Interesse geweckt haben,
                                                                                                                       unsere weitere Reise der dzw orale implantologie als Partner zu begleiten. Sprechen Sie uns an,
                                                                                                                       und wir entwickeln gemeinsam mit Ihnen Ideen, wie wir Ihre Produkte und Dienstleistungen rund
                                                                                                                       um die zahnärztliche Implantologie optimal in Szene setzen können.

                                                                                                                                                                    Ihr

                                                                                                                                                                    Marc Oliver Pick
                           *Alle                                                          te
                                   Preise                                           planta
                                          zzgl. Mw                             RA Im
                                                  St. / Ausgenommen sind ROX-CE

                                                                         DIREKT VOM HERSTELLER!
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Implantologie Edition 1 - orale - DZW
Foto: Alexandr Mitiuc - stock.adobe.com
    Trends 2021 – 3-D-Planung,
       ­naturidentische Ästhetik
          der Restauration und
      des Weichgewebes sowie
        effiziente Arbeitsabläufe

                                        Erfahrungen
                                         aus Praxis,
                                        Hochschule
                                         und Labor

               Digitale Stärke in der
     Implantatprothetik
4   dzw orale implantologie Edition 1                  5
Implantologie Edition 1 - orale - DZW
„DAS WÜRDE ICH MIR WÜNSCHEN:
                                                                                                                                         METALLFREI, ABDRUCKFREI UND IM SINNE DES PATIENTEN

    D
                                                                                                                                         AUCH STRAHLUNGSFREI – DANN HABEN WIR DAS MAXIMUM
                                                                                                                                         FÜR UNSERE PATIENTEN GETAN.“

                                        igitalisierte Behandlungsabläufe und
                               Fertigungsmethoden, 3-D-Planung, 3-D-Druck,
                               Sofortversorgungskonzepte, ästhetische Einzel-
                               zahnversorgungen, All-on-X-Konzepte, metall-
                               freie Rehabilitationen, implantatprothetische
                               Versorgung von durchmesserreduzierten oder                 ZAHNTECHNIKER
                               kurzen Implantaten mit hoher Primärstabilität
                               … Das sind nur einige Aspekte, die aufzeigen,
                                                                                          JOSEF SCHWEIGER,
                               welche Entwicklungen in der Implantatprothe-               M.SC,
                               tik diskutiert werden. Welche Themen stehen
                               dabei heute besonders hoch im Kurs? Über ihre
                               Erfahrungen sprach die Autorin Dr. Aneta Peca-             ist seit 1999 Laborleiter an der Poliklinik
                               nov-Schröder (Bonn) mit drei Fachleuten aus                für Zahnärztliche Prothetik der Ludwig-
                               Praxis, Hochschule und Dentallabor: Dr. Detlef             Maximilians-Universität München
                               Hildebrand (Praxis Berlin), Dr. Monika Bjelopa-            (Direktor: Prof. Dr. Daniel Edelhoff).
                               vlovic, MSc (Uni Mainz) und Zahntechniker Jo-              Er hat beim Currriculum CAD/CAM
                               sef Schweiger, MSc (Laborleiter Uni München).              mitgewirkt, ist Erfinder der digitalen
                                                                                          ­Verblendtechnologie (Sinterverbund­
                               „Wenn man sich die wissenschaftlichen Con-                 krone und -brücke) und Initiator der
                               sensus-Paper des ITI – International Team of               ­Arbeitsgruppe Vollkeramik München.
                               Implantology, der größten internationalen wis-
                               senschaftlichen Organisation auf dem Gebiet
                               der dentalen Implantologie und oralen Gewe-
                               beregeneration – anschaut, so sind allein an den
                               aktuellen Forschungsschwerpunkten bereits die
                               Trends und State-of-the-Art-Behandlungen ab-          Digitales Backward Planning in 3-D
                               zulesen: Dabei liegt die Digitalisierung klar im
                               Vordergrund“, bringt es Dr. Monika Bjelopa-           Während die 1970er- und 80er-Jahre von der
                               vlovic, Oberärztin an der Poliklinik für Zahnärzt-    Grundlagenarbeit zum Thema Osseointegration
                               liche Prothetik und Werkstoffkunde, Universität       geprägt waren und „es in den folgenden Jahr-
                               Mainz, sowie Prüfärztin für klinische Studien, auf    zehnten um ästhetische Aspekte besonders beim
                               den Punkt und ergänzt: „Denn die Digitalisierung      Einzelzahnersatz ging und später um Immedi-
                               führt zu einer Vereinfachung der Prozesse, stei-      ate-Placement-Konzepte“, so Hildebrand, lie-
                               gert die Effizienz in der Behandlung und geht mit     ge das Hauptaugenmerk heute auf Planung und
                               einem deutlich erhöhten Patientenkomfort ein-         Umsetzung durch digitale 3-D-Techniken mit
                               her.“ Dr. Detlef Hildebrand, Zahnarzt und Zahn-       dem Ziel, klinische Ergebnisse präziser, sicherer
                               techniker, zertifizierter Implantologe, Spezialist    und vorhersagbarer zu ermöglichen. „Dank mo-                                Abb. 1: Trend 3-D-Implantatplanung, DICOM meets STL.
                               Prothetik und seit mehr als 20 Jahren in eige-        derner Bildgebung mit digitaler Volumentomo-                Die digitale Implantatplanung (im Bild: des Oberkiefers) gewinnt zunehmend an Bedeutung.
                               ner Praxis in Berlin niedergelassen, ist überzeugt,   graphie (DVT) und Intraoralscanner sind wir auf               Dabei werden die Scandaten (STL-Daten) aus dem Intraoralscanner oder Laborscanner
                               dass „die dentale Implantologie zurzeit einen ra-     einem guten Weg, und die 3-D-Planungssyste-                        und die Volumendaten (DICOM) aus dem DVT oder CT übereinandergelegt.
                               dikalen Bewusstseinswandel durchmacht“.               me bieten heute eine optimale Performance, um                         Ziel des „Matchings“ ist es, eine prothetisch optimale Implantatposition
                                                                                     auch anspruchsvollen Situationen gerecht wer-                                          für die navigierte Insertion zu finden.
                                                                                     den zu können“, führt der Lehrbeauftragte der
                                                                                                                                                                                       Foto: Josef Schweiger
                                                                                     Akademie Praxis und Wissenschaft (APW) und
                                                                                     Ausbilder für Chirurgie und Implantatprothetik

6   dzw orale implantologie Edition 1                                                                                                                                                                                                       7
Implantologie Edition 1 - orale - DZW
>              TREND ÄSTHETIK UND METALLFREIE IMPLANTOLOGIE

                                                                                                                 >
                                                                                                                                                          Bohrschablone
                                                                                                                                                         in einer Stunde –
                                                                                                                                                          dank 3-D-Druck

                                                                                                                                        TREND 3D-DRUCK

                                Abb. 2: Im Bild ein Vollkeramikimplantat aus Zirkonoxid mit dazugehörigem   Abb. 3: Die Bohrschablone wird mittels
                                        individuellen CAD/CAM-Abutment, ebenfalls aus Zirkonoxid.           3D-Drucker h
                                                                                                                       ­ ergestellt und ermöglicht
                                                                                                               die geführte Implantatinsertion.

                                                                                                                       Fotos: Josef Schweiger

                   aus. Die digitalen Techniken seien heute essenzi-
                   eller Bestandteil jeder Behandlungsplanung und
                   ihrer Durchführung.

                   Zahntechniker Josef Schweiger kennt den Grund
                   für den seit einigen Jahren zunehmend starken
                   Trend, Implantatplanungen digital durchzufüh-
                   ren: „Inzwischen lassen sich die Volumendaten
                   aus den dreidimensionalen Bilddaten, also dem
                   DVT oder CT, mit den Scan-Daten aus dem La-
                   borscanner oder des Intraoralscanners überei-
                   nander lagern. Das macht das Ganze sehr ein-
                   fach, anwenderfreundlich und sehr effizient.“
                   Das Dentallabor erhält die Daten im DICOM-For-
                   mat, darüber hinaus wird entweder ein analoges
                   Gipsmodell oder die STL-Datei des Intraoralscans
                   verschickt. Wer bereits einen Intraoralscanner
                   (IOS) in der Praxis nutzt, hat es komfortabel: Die
                   Daten gelangen ohne Zwischenschritte direkt
                   vom Scanner ins Labor, wo mit entsprechender
                   Software die Daten importiert werden.

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Implantologie Edition 1 - orale - DZW
Abb. 4: Kein alltäglicher Fall, für den es an der Uni Mainz eine fortschrittliche Lösung mit
     Navigierte Implantologie                                                                            3-D-Druck-Technik gab: Da aufgrund der anstehenden chirurgischen Umstellungsosteotomie
     für verlässliche Ergebnisse                                                                         ein Kopf-CT vorlag, konnte dieser mit Ober- und Unterkiefer gedruckt werden. Darauf wurde
                                                                                                                   der Zahnersatz angefertigt, der dann intraoperativ eingegliedert wurde.
     „Nachdem wir die Daten beschnitten und die Da-
     tenmengen auf die relevanten Bereiche reduzie-                                                                              Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Dr. Elisabeth Goetze

     ren, werden die Daten übereinandergelegt“, er-
     klärt Schweiger. „Das musste man früher manuell
     machen, heute geht es vollautomatisch.“ Ziel die-
     ses sogenannten Matchings der 3-D-Röntgenda-
     ten im DICOM-Format und der 3-D-Modellda-
     tensätzen in STL ist es, eine prothetisch optimale
     Implantatposition für die navigierte Insertion zu
     finden. Von der vollständig geführten Implanta-
     tinsertion („fully guided surgery“) profitieren Pa-
     tient und Behandler, denn sie verkürzt die Be-
     handlungszeit, ermöglicht zielsicher die präzise
     Umsetzung der geplanten Versorgung, gegebe-
     nenfalls Sofortversorgung, und bietet mehr Be-
     handlungskomfort durch exakte Planbarkeit des
     chirurgischen Eingriffs (zum Beispiel auch hin-
     sichtlich Kieferhöhle oder Nervverläufen). Darü-
     ber hinaus führt ein solcher Behandlungsablauf
     zu hoher forensischer Sicherheit.
                                                           DR. MONIKA
     „Die Software erkennt automatisch die bestmög-
     liche Überlagerung. Die Genauigkeit der Überla-
                                                           BJELOPAVLOVIC,
     gerung liegt bei 250 Mikrometer, also 0,25 Milli-     MASTER OF SCIENCE
     meter, ein sehr überzeugender Wert. Wenn das
     System die Oberflächen grün anzeigt, ist der
     angestrebte Matching-Wert erreicht“, erläutert        in Zahnärztlicher Prothetik, ist Oberärztin
     der Fachmann. Auf dieser Grundlage erstellt der       an der Poliklinik für Zahnärztliche
     Zahntechniker einen virtuellen Entwurf, wie die       Prothetik und Werkstoffkunde,
     implantatprothetische Restauration aussehen           Universität Mainz, und Prüfärztin für
     könnte („Das gehört zu seiner Kernkompetenz“).        ­klinische Studien. Die Referentin des
     Die Software, zum Beispiel generiert einen Vor-       ITI-Curriculums sowie Vorstandsmitglied
     schlag für die Implantatposition und Achsaus-         der AKFOS in der DGZMK ist forensische
     richtung. „Es ist ein tatsächliches prothetisch       Odonto-Stomatologin (Uni Oslo,Nor­
     orientiertes Backward Planning, da die Implan-        wegen) und Gutachterin für forensische
     tatposition von der Prothetik ausgeht. Allerdings     Zahnmedizin.
     kommt es öfter vor, dass das Implantat aus chi-
     rurgischer Sicht nicht ideal im Knochen steht.

                        „DIE WELT WIRD DIGITALER, DIE ZAHNHEILKUNDE AUCH.
                                   EINE VEREINFACHUNG DER PROZESSE SOLLTE
                             EBENSO WIE EINE ‚DIGITAL DENTISTRY ­EXPERIENCE‘
                                             MIT TRACKING UND AUSWERTUNG
                                     VERSCHIEDENER DATEN, ZUM BEISPIEL DES
                                            ­PUTZVERHALTENS, MÖGLICH SEIN.“

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Implantologie Edition 1 - orale - DZW
permadental
                                                                                   PERMADENTAL.DE
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Implantologie Edition 1 - orale - DZW
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                                                                                   rdis ntation
                                                                                       zip
                                                                                        pla
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                                                            sorgen für

                                                                             Me Sofortim
                                                          frischen Wind

                                                                               iste
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                                    14   dzw orale implantologie Edition 1                                15
Implantologie Edition 1 - orale - DZW
I                n Fallbeispielen werden Implantate häufig un-
                                          mittelbar nach der Extraktion gesetzt. Die In-
                                          dustrie begleitet den Trend mit Implantaten
                                          mit „aggressivem“ Gewinde. Aber welche Vor-
                                          aussetzungen sollten beim Patienten gegeben
                                          sein? Und welche chirurgischen und protheti-
                                          schen Protokolle sind erfolgreich?

                                          „Sofortimplantation – immer noch ein Thera-
                                          piekonzept?“, so titelte der Göttinger MKG-Chi-
                                          rurg Prof. Dr. Dr. Henning Schliephake in einer
                                          Übersicht aus dem Jahr 2012 [1]. Der Autor und
                                                                                                          aktuelle Präsident der European Association
                                                                                                          for Osseointegration (EAO) nannte als Vorteile
                                                                                                          eine kürzere Behandlungsdauer, weniger ope-
                                                                                                          rative Eingriffe und dadurch eine geringere Pa-
                                                                                                          tientenbelastung. Während sich die ersten bei-
                                                                                                          den Punkte nicht von der Hand weisen lassen,
                                                                                                          sind „sofort“ behandelte Patienten nach aktuel-
                                                                                                          len Studien nicht unbedingt zufriedener. So war
                                                                                                          der Lebensqualitätsindex bei Einzelimplantaten
                                                                                                          in der Front grundsätzlich hoch, aber fünf Jah-
                                                                                                          re nach Sofortimplantation nicht besser als nach
                                                                                                          zweizeitiger Versorgung [2].
                                                                                                                                                                                                                Auch ästhetisch scheinen Unterschiede für durch­
                                                                                                                                                                                                                schnittliche Patienten nicht erkennbar zu sein. So
                                                                                                                                                                                                                wurde nur in zwei von elf Studien eine Korrela-
                                                                                                                                                                                                                tion zwischen Pink Esthetic Score (PES) und Zu-
                                                                                                                                                                                                                friedenheit gefunden [3]. In einer randomisierten
                                                                                                                                                                                                                Studie mit 210 Patienten beurteilten auch Zahn-
                                                                                                                                                                                                                mediziner Sofortimplantate nach einem Jahr nur
                                                                                                                                                                                                                minimal besser als früh (6 Wochen) oder spät (4
                                                                                                                                                                                                                Monate) gesetzte Implantate [4]. Dagegen fand
                                                                                                                                                                                                                eine andere Arbeitsgruppe für mehr als 40 Pro-
                                                                                                                                                                                                                zent der Sofortimplantate „nicht angemesse-
                                                                                                                                                                                                                ne“ ästhetische Ergebnisse, aber nur bei knapp
                                                                                                                                                                                                                20 Prozent der spät inserierten Implantate [5].
                                                                                                                                                                                                                Die deutlich abweichenden Resultate beruhen
                                                                                                                                                                                                                möglicherweise auf methodischen Unterschie-
                                                                                                                                                                                                                den, die den Vergleich erschweren, – und wahr-
                                                            Abb. 1: Schematische Darstellung der korrekten Implantatposition eines                                                                              scheinlich auch auf unterschiedlichen Vorlieben
                                                          mittleren Oberkiefer-Schneidezahns. Der Implantatdurchmesser sollte 2 mm                                                                              und Erfahrungswerten der Kollegen.
                                                                geringer als der oro-bukkale Alveolendurchmesser sein (Pfeil).
                                                                                                                                                                                                                Sofortimplantation erhält keine Gewebe
                                                                         (Grafik: ITI Treatment Guide, Band 3, Quintessence Publishing)

                                                                                                                                                                                                                Ästhetisch gelungene Implantatversorgungen
                                                                                                                                                                                                                basieren auf stabilen Geweben. Da Veränderun-
                                                                                                                                                                                                                gen auch langfristig stattfinden, wären für ein-
                                                                                                                                                                                                                deutige Aussagen gut durchgeführte Studien
                                                                                                                                                                                                                über längere Zeiträume notwendig [6]. So zeig-
                                                                                                                                                                                                                te sich in einer prospektiven Studie für Sofort­
                                                                                                                                                                                                                implantate im Frontzahnbereich eine Rezession
                                                                                                                                                                                                                von etwa 0,3 Millimeter (mm) nach einem Jahr –
                                                                                                                                                                                                                und immerhin schon von 0,5 mm nach fünf Jah-
                                                                                                                                                                                                                ren [7]. Das mittig-bukkale Weichgewebsniveau
                                                                                                                                                                                                                oder die Weichgewebskontur und damit der äs-
                                                                                                                                                                                                                thetische Index (PES) verschlechterten sich in der
                                                                                                                                                                                                                Studie bei 8 von 17 untersuchten Patienten, so-
                                                                                                                                                                                                                dass die Autoren die Methode nicht für die täg-
                                                                                                                                                                                                                liche Routine empfehlen [7].

                                                                                                                                                                                                                Dafür spricht auch, dass die Streubreite der Re-
                                                                                                                                                                                                                zessionswerte sehr hoch ist, sodass bei den be-
                                                                                                                                                                                                                troffenen Patienten mit erheblichen ästhetischen
          Abb. 2: Klinische                                                                                                                                                                                     Problemen zu rechnen ist [8]. Sichere Ergebnisse
             Anwendung:                                                                                                                                                                                         können nach Analyse von Professor Schliepha-
      Nach Einbringen eines                                                                                                                                                                                     ke auch bei „dickem“ Weichgewebstyp nicht ga-
     Sofortimplantats wurde                                                                                                                                                                                     rantiert werden, da dies nur einer der relevanten
              der bukkale                                                                                                                                    Abb. 3: Pionier bei modernen Spezialimplantaten    Faktoren ist (Vortrag auf der DGI-Jahrestagung
         Alveolenanteil mit                                                                                                                                    für die Sofortimplantation war Nobel Biocare     2019). Die noch vor einigen Jahren empfohlene
       einem retro molaren                                                                                                                                   (aktuelle Variante mit angepasster Mikrostruktur   Einteilung in Bezug auf Gewebsdicke, Form des
        Knochenblock und                                                                                                                                                  im zervikalen Bereich).               Gingivaverlaufs und Kronenform scheint zudem
         einem autogenen                                                                                                                                                                                        unzuverlässig [9, 10].
     Bindegewebstransplantat                                                                                                                                                  Foto: Nobel Biocare

             augmentiert.                                                                                                                                                                                       Für Sofortimplantationen sind also – im Ge-
                                                                                                                                                                                                                gensatz zu früheren Annahmen – ästhetische
      Foto: Dr. Alexej Rjabov, Russland
                                                                                                                                                                                                                und weichgewebsbezogene Vorteile nicht ein-
                                                                                                                                                                                                                deutig nachweisbar. Dies könnte daran liegen,
                                                                                                                                                                                                                dass knöcherne Umbauvorgänge nach Extrakti-

16    dzw orale implantologie Edition 1                                                                                                                                                                                                                              17
Implantologie Edition 1 - orale - DZW
LITERATUR

                                                                                                                               [1] Schliephake, H.; Der Freie Zahnarzt 2012. (3):
                                                                                                                               69-75. • [2] Raes, S., et al.; Clinical Oral Implants
                                                                                                                               Re-search 2017. 28 (6): 662-667. • [3] Arunyanak,
                                                                                                                               S. P., et al.; J Prosthet Dent 2017. 118 (1): 10-17. •
                                                                                                                               [4] Espo-sito, M., et al.; Eur J Oral Implantol 2017.
                                                                                                                               10 (1): 11-26. • [5] Tonetti, M. S., et al.; J Clin Peri-
                                                                                                                               odontol 2017. 44 (2): 215-224. • [6] Cosyn, J., et
                                                                                                                               al.; Journal of Clinical Periodontology 2019. 46
                                                                                                                               (S21): 224-241. • [7] Cosyn, J., et al.; J Clin Perio-
                                                                                                                               dontol 2016. 43 (8): 702-709. • [8] Kinaia, B. M., et
                                                                                                                               al.; J Periodontol 2017. 88 (9): 876-886. • [9] Fi-
                                                                                                                               scher, K. R., et al.; Clin Oral Implants Res 2014. 25
                                                                                                                               (8): 894-898. • [10] Fischer, K. R., et al.; Clin Oral
                                                                                                                               Implants Res 2015. 26 (8): 865-869. • [11] Chap-
                                                                                                                               puis, V., et al.; Periodontol 2000 2017. 73 (1): 73-
                                                                                                                               83. • [12] Weigl, P., et al.; Eur J Oral Implantol
                                                                                                                               2016. 9 Suppl 1 S89-106. • [13] Yan, Q., et al.; Int J
                                                                                                                               Oral Maxillofac Implants 2016. 31 (6): 1327-1340.
                                                                                                                               • [14] Willenbacher, M., et al.; Clin Implant Dent
                                                                                                                               Relat Res 2016. 18 (6): 1248-1268. • [15] Bassir, S.
                                                                                                                               H., et al.; Journal of Periodontology 2019. 90 (5):
                                                DR. MED. DENT. JAN HERMANN KOCH                                                493-506. • [16] Miyamoto, Y., et al.; Int J Perio-
                                                                                                                               dontics Restorative Dent 2011. 31 (3): 215-225. •
                                                ist seit dem Jahr 2000 als freier Fachjourna­list und Berater tätig.           [17] Cooper, L. F., et al.; Int J Oral Maxillofac Im-
                                                ­Arbeitsschwer­punkte sind Fach­artikel, Pressetexte und Medien­konzepte für   plants 2010. 25 (6): 1222-1232. • [18] Raes, S., et
                                                Dentalindustrie und Verbände. Seit 2013 schreibt Dr. Koch als fester freier    al.; Clin Implant Dent Relat Res 2018. 20 (4): 522-
                                                ­Mitarbeiter für die DZW und Fachmagazine, unter anderem die Kolumne           530. • [19] Bienz, S. P., et al.; Journal of Clinical
                                                ­OralMedizin kompakt.                                                          Periodontology 2017. 44 (2): 178-184. • [20] Gar-
                                                                                                                               gallo-Albiol, J., et al.; Int J Oral Maxillofac Im-
                                                                                                                               plants 2019. 34 (5): 1059-1069a. • [21] Lee, C. T.,
                                                                                                                               et al.; J Periodontol 2016. 87 (2): 156-167. • [22]
                                                                                                                               Akcali, A., et al.; Clin Oral Implants Res 2015. 26
                                                                                                                               (6): 688-695. • [23] Hosseini, M., et al.; Clinical
     onen physiologischerweise und damit unabhän-           ne Studien auch einen Zuwachs zeigen [17]. Eine                    Oral Implants Research 2020. 31 (1): 18-28. • [24]
     gig vom Insertionszeitpunkt stattfinden [11–13].       wichtige Rolle spielt hier auch, ob hart- oder                     Lee, J., et al.; Acta Odontologica Scandinavica
     Der zahnbezogene Bündelknochen geht in je-             weichgewebig augmentiert wurde (dazu im Fol-                       2019. 77 (2): 99-106. • [25] Buser, D., et al.; Perio-
     dem Fall verloren und dieser Verlust lässt sich        genden mehr).                                                      dontol 2000 2017. 73 (1): 84-102. • [26] Chen, S.
     auch durch kieferkammerhaltende Maßnahmen                                                                                 T., et al.; Clin Oral Implants Res 2007. 18 (5): 552-
     vor Implantation (ridge preservation) nur teil-        Bukkal fehlender Knochen führt offenbar nicht                      562. • [27] Gako-nyo, J., et al.; Int J Oral Maxillo-
     weise ausgleichen [14]. Eine aktuelle Übersicht        immer zu Weichgewebsrückgang: So nahm in                           fac Implants 2018. 33 (4): 880-887. • [28] Domic,
     spricht dafür, dass sich das Knochenniveau bei         einer prospektiven Studie über immerhin acht                       D., et al.; Clinical Oral Implants Research 2019. 30
     früher Implantation besser stabilisieren lässt als     Jahre das krestal-bukkale Knochenniveau im                         (S19): 6-6. • [29] Kan, J., et al.; J Oral Maxillofac
     unmittelbar nach Extraktion [15].                      Oberkiefer unabhängig vom Implantationszeit-                       Surg 2007. 65 (7 Suppl 1): 13-19. • [30] Chen, H.,
                                                            punkt (sofort oder spät) ab [18]. Dagegen blieben                  et al.; J Prosthet Dent 2018. 120 (5): 658-667. •
     Augmentation als Ausweg?                               Weichgewebsniveau und PES stabil, die Patien-                      [31] Lee, J., et al.; Acta Odonto-logica Scandina-
                                                            ten waren mit dem Ergebnis zufrieden. Die Im-                      vica 2018. 76 (5): 338-345. • [32] de Oliveira-Neto,
     Bis zu drei Jahre nach Sofortimplantation be-          plantate waren ohne Augmentation eingebracht                       O. B., et al.; Med Oral Patol Oral Cir Bucal 2019.
     trägt der periimplantäre Knochenverlust laut           worden.                                                            24 (4): e518-e528. • [33] Jensen, O. T., et al.; J
     Schliephake durchschnittlich 1,3 mm in vertika-                                                                           Oral Maxillofac Surg 2016. 74 (12): 2379-2384.
     ler und 1 mm horizontaler Richtung. Weiterhin          Interessant ist diese Studie auch im Hinblick auf
     geht der mittig-bukkale Gingivarand bis zu fünf        eine Beobachtung aus der zahngetragenen Brü-
     Jahre nach Sofortimplantation um durchschnitt-         ckenprothetik. Demnach bleibt mit Bindegeweb-
     lich bis zu 0,85 mm zurück [16], wobei einzel-         stransplantaten augmentiertes Weichgewebe

18    dzw orale implantologie Edition 1                                                                                                                                                    19
Dentaurum Implants
                                                            Neues                                                                                                  Dentsply Sirona
                                                          vom Markt
           Weltneuheit für                                                                                                                              Erfolgreich in die
          maximale Flexibilität                                                                                                                          ­Implantologie
                                                                                                                                                             starten
                                              Unter dem Slogan „It’s my choice“ hat Dentau­
                                              rum Implants ein nach eigenen Angaben welt­
                                              weit einzigartiges Implantatsystem entwickelt,
                                              das tioLogic Twinfit. Dem Anwender werden
                                              mit diesem patentierten System neben Sicherheit
                                              und Effizienz im Handling auch maximale Flexibi­
                                              lität von der Insertion über die definitive Versor­
                                                                                                                     Mectron
                                              gung bis zur altersbedingten Situationsänderung
                                              geboten, informiert das Unternehmen. Der revo­
                                              lutionäre Abutment Switch ermögliche die Ver­
                                              sorgung von zwei prothetischen Anschlussgeo­
                                              metrien – conical und platform – auf nur einem
                                                                                                    Eine Lösung für
                                              Implantat. Das Tiefenstoppsystem sorge darüber
                                              hinaus für Flexibilität und Sicherheit in der chir­
                                              urgischen Aufbereitung.
                                                                                                    die kontrollierte
                                              Ein System für alle Ansprüche                            Spreizung                                        Mit dem neuen Mentorship-Programm „Implants
                                                                                                                                                        Impossible“ möchte Dentsply Sirona eine Lücke
                                              Mit dem tioLogic Twinfit Implantatsystem kön­                                                             in der implantologischen Fortbildung schlie­
                                              nen laut Hersteller sämtliche Indikationen im Be­                                                         ßen. Hürden zwischen der theoretischen und
                                              reich der Chirurgie und Prothetik abgedeckt wer­      Ein wesentlicher Erfolgsfaktor für die implan­      klinischen Ausbildung und der Implementie­
                                              den. Implantatdesign und die Gewindegeometrie         tologi­sche Versorgung im Kiefer sei ein minima­    rung der Implantologie in den Praxisalltag sol­
                                              seien mittels moderner FEM-Analysen optimiert         linvasives Arbei­ten. Das fange bei der Spreizung   len abgebaut werden. Das Coaching-Programm
                                              und sorgten für einen knochenschonenden und           des Kieferkamms an: Erfolge diese mit kleinst­      wird Zahnärzte rund ein Jahr lang begleiten und
                                              gleichbleibenden Kraftfluss. Optimale Abstufun­       möglichem Trauma für das umliegende Gewebe,         individuell abgestimmte und praxisorientierte
                                              gen bei den Implantatdurchmessern und -längen         werden die Chancen für eine erfolgreiche Be­        Kenntnisse vermitteln. Zum Start wird es im Fe­
                                              ermöglichten ein indikationsbezogenes Vorge­          handlung erhöht. Aus diesem Grund habe REX          bruar und März 2021 in sechs deutschen Städten
                                              hen. Die maximale Flexibilität in der prothetischen   Implants die Rexpander entwickelt: Die innova­      Kick-off-Veranstaltungen geben.
                                              Versorgung biete das umfangreiche Prothe­             tive Lösung ermögliche die kontrollierte Sprei­
                                              tiksortiment. Das S-M-L-Konzept und der inte-         zung des schma­len Kieferkamms. Rexpander be­       Das neue Mentorship-Programm „Implants Im­
                                              grierte Platform Switch ermöglichten auch bei         stehen aus einer Titan­legierung. Sie sind keil-    possible“ von Dentsply Sirona beinhaltet ein
                                              tioLogic Twinfit ein übersichtliches und hand­        för­mig und für unterschiedliche Knochenanato­      maßgeschneidertes Fortbildungsangebot, das
                                              liches Sortiment: fünf Implantatdurchmesser,          mien in verschiedenen Dimensionen erhältlich.       aus Supervision, Hospitation und begleitenden
                                              fünf Implantatlängen, drei Aufbaulinien, zwei         Somit bereiteten sie den Kiefer optimal auf die     Seminaren besteht. Grundlage ist das jeweilige
                                              Anschlussgeometrien – conical und platform.           Versorgung mit REX PiezoImplants vor.               Mentee-Profil, in das die Ausbildung, Praxiser­
                                                                                                                                                        fahrung und -schwerpunkte einfließen. Zielgrup­
                                              Der revolutionäre Abutment Switch ermögliche          Damit biete Mectron eine Lösung an, die Kom­        pe sind Zahnärzte, die bereits implantologische
                                              es, zwei prothetische Anschlussgeometrien auf         plikationen bei der implantologischen Versor­       Fortbildungen absolviert haben, aber die Im­
                                              einem Implantat zu versorgen. Aktuell sei dies        gung eines schmalen Kieferkamms auf ein Mi­         plantologie nicht oder nur wenig praktizieren.
                                              ein absolutes Alleinstellungsmerkmal auf dem          nimum reduziere. Denn warum zylindrische            Denn in der Theorie bietet das klassische Fort­
                                              Implantatmarkt und bedeute Flexibilität während       Schraubenimplantate verwenden, wenn keilför­        bildungsangebot für den Einstieg in die dentale
                                              des gesamten Implantatlebenszyklus – von der          mige Im­planta­te besser zur realen Ana­tomie des   Implantologie in der Regel eine fundierte klini­
                                              Insertion bis zur definitiven Versorgung und al­      Kiefers passen und eine Knochen­augmentation        sche Ausbildung. Was fehlt, ist eine konsequen­
                                              tersbedingten Situationsänderung.                     überflüssig machen?                                 te Praxisorientierung.

20   dzw orale implantologie Edition 1                                                                                                                                                                     21
Alloschalen-
                                          technik und
                   Erfolgreiches Duo:
                                         augmentatives
                                             Relining

                                                                                                                 Foto: Alexandr Mitiuc - stock.adobe.com
     Knochenaufbau
          hoch zwei                                      E
                                                         ine Vielzahl der implantologischen Fälle gestal-
                                                         tet sich komplex, weil sie zusätzlich einen Auf-
                                                         bau des Kieferknochens erfordern [7]. Erkennt-
                                                         nisse aus Wissenschaft und Praxis belegen, dass
                                                         es inzwischen sehr gute Alternativen zur Kno-
                                                         chenblocktransplantation gibt. Der vorliegende
                                                         Patientenfall einer Rehabilitation im Frontzahn-
                                                         bereich macht deutlich, wie sich die erweiter-
                                                         te klassische Schalentechnik nach Professor Dr.
                                                         Fouad Khoury erfolgreich mit dem Verfahren des
                                                         augmentativen Relinings unter dem Einsatz von
                                                         bovinem und allogenem Knochenersatzmateri-
                                                         al (KEM) kombinieren lässt. So entsteht eine op-
                                                         timale Situation für die anschließende protheti-
                                                         sche Versorgung mit Implantaten.

22   dzw orale implantologie Edition 1                                                                      23
Bei komplexen Fällen bietet es sich an, die klas-       strengen Richtlinien aufbereitet, als ebenso si-                                                                                                                 FALLBEISPIEL
                                sische Schalentechnik um ein zusätzliches Ver-          cher wie ein Arzneimittel [8]. Wissenschaftliche
                                fahren, das augmentative Relining (auch Delay-          Untersuchungen kommen zu dem Schluss, dass
                                ed Relining Technique), zu erweitern.                   der Erfolg der Regeneration des Kieferkamms
                                                                                        nach dem Einsatz von autologen oder alloge-
                                So gelingt es, bereits stattgefundene Resorpti-         nem Knochen im Endergebnis vergleichbar ist
                                onsprozesse auszugleichen oder nachfolgende             [1, 6, 10, 11, 16].
                                Resorptionserscheinungen deutlich zu senken.                                                                                                                        Abb. 1: Darstellung des Knochendefekts
                                                                                        Relining mit volumenstabilem KEM
                                Die Schalentechnik wurde ursprünglich als Alter-
                                native zu klassischen Knochenblockaugmenta-             Etwa vier Monate nach Schalung des atrophier-
                                tion entwickelt und vereint die Transplantation         ten Bereichs ist das Knochengrundgerüst wieder
                                von autologem Knochen mit gesteuerter Kno-              soweit aufgebaut, dass im nächsten Schritt das
                                chenregeneration [4, 13]. Durch die Schalung            augmentative Relining erfolgen kann. Im Zuge
                                des atrophierten Bereichs mit Knochenscheiben           der Implantatinsertion wird nun eine einzige
                                wird eine neue Kontur des Alveolarfortsatzes er-        Schicht bovines Knochenersatzmaterial auf den
                                reicht. Dabei entsteht ein geschützter Hohlraum,        neu aufgebauten Knochen gesetzt und mit einer
                                der mit Knochenspänen aufgefüllt wird. So kann          schützenden Kollagenmembran abgedeckt (zum
                                der Bereich vor dem Einbringen der Implantate           Beispiel XenoGraft, Jason membrane, BLT-Im-
                                gezielt regenerieren [4]. Auch wenn in diesem           plantate, Straumann Group). Diese Maßnahme
                                Arbeitsbereich der autologe Knochen immer               spricht erfahrungsgemäß sehr gut auf den dar-
                                noch als Mittel der Wahl gilt, lässt sich hierfür       unter liegenden Knochen an, dessen regenerati-        Abb. 2: Anbringung allogener
                                auch allogener Knochen erfolgreich verwenden.           ver Auf- und Umbau noch bis zu zwei Jahre an-      Kortikalisplatten zur Herstellung der
                                Dabei gilt der humane Spenderknochen, nach              dauern kann [14].                                      äußeren Kieferkammkontur

                                                                                    DR. MED. DENT.
                                                                                    ROBERT WÜRDINGER
                                                                                    ist ausgebildeter Rettungsassistent, Zahnarzt
                                                                                    ­sowie Fachzahnarzt für Oralchirurgie. Mit den
                                                                                    Schwerpunkten Oralchirurgie, Parodontologie,
                                                                                    Implantologie und 3-D-Diagnostik betreibt er seit
                                                                                    2013 ein Fachzentrum (Überweisungspraxis)
                                                                                    in Marburg. Darüber hinaus ist Dr. Würdinger als
                                                                                    nationaler und internationaler Referent im Bereich
                                                                                    „Augmentative Verfahren in der Implantologie“
                                                                                    gefragt.

                                                                                                                                                                Abb. 3: Spalträume werden mit allogenen Knochengranulaten (Maxgraft, Straumann Group) gefüllt.

24   dzw orale implantologie Edition 1                                                                                                                                                                                                                                  25
Abb. 4: Abdeckung des Augmentats                     Abb. 5: Situation 5 Monate
                                             mit nativer Kollagenmembran                            postoperativ in
                                          (Jason membrane, Straumann Group)                       Alloschalentechnik
                                                                                                                                                                                                                       Kontakt zum Autor
                                                                                                                                                                                                                          Dr. med. dent.
                                                                                                                                                                                                                        Robert Würdinger
                                                                                                                                                                                                                       Frankfurter Straße 6
                                                                                                                                                                                                                         35037 Marburg
                                                                                                                                                                                                                     www.dr-wuerdinger.de
                                                                                                                                                                                                                     info@dr-wuerdinger.de

                                                                                                                                                                                                               Abb. 7: Augmentatives Relining als
                                                                                                                                                                                                         Resorptionsschutz und zur Konturaugmentation
                                                                                                                                                                                                            mit bovinem Knochenersatzmaterial und
                                                                                                                                                                                                          nativer Kollagenmembran (XenoGraft, Jason
                                                                                                                                                                                                                 membrane, Straumann Group)

      Abb. 6: Implantation
      von BLT-Implantaten
         (Länge: 12 mm,
           Ø 4,1 mm,
       Straumann Group)
         mit Hilfe einer
     Orientierungsschablone
        und Ausrichtung
      der Implantate für die
     prothetische Versorgung

                                                                                                                                                             Abb. 8: Stabilisierung des Augmentats
                                                                                                                                                         mittels Jason membrane (Straumann Group)

                                                                                                                                                                  Fotos: Dr. Robert Würdinger, Marburg

                                                                                                                                       >
                                 Die Alloschalentechnik kommt vor allem bei Pa-    und periimplantäre Knochenregeneration sowie
                                 tienten mit Knochenatrophie zum Einsatz, die      für Extraktionsalveolen, Ridge Preservation und
                                 keine Entnahme des eigenen Knochens möch-         Sinusbodenelevation entwickelt. Zahlreiche wis-
                                 ten oder wenn an der Linea obliqua bereits eine   senschaftliche Studien belegen die sehr guten
                                                                                                                                           VORTEILE DER KOMBINIERTEN AUGMENTATIONSMETHODE
                                 Entnahme erfolgt und eine zusätzliche nicht       Ergebnisse [3, 5, 12].
                                 mehr vertretbar ist. Schnellheilende Allografts                                                           minimal-invasiv
                                 wie Maxgraft eignen sich hierfür besonders gut.   Die ossäre Integration wird hierbei durch das           weniger aufwendig
                                 Beim nachfolgenden Relining-Verfahren lohnt       knochenähnliche Kalzium-Phosphat-Verhält­nis
                                                                                                                                           verkürzt die Operationszeit
                                 es sich, auf das volumen- und resorptionssta-     und die unterschiedlichen Porengrößen nach-
                                 bile XenoGraft in Kombination mit einer schüt-    weislich unterstützt, die hohe Porosität erleich­       keine Risiken für Komplikationen,
                                 zenden Kollagenmembran (Jason membrane)           tert die Zellmigration. Mithilfe einer chemisch-­       Infektionen, Hämatome oder Schwellungen
                                 aus porzinem Perikardium zu setzen (alle Pro-     thermalen Behandlung wurden die bovi­        nen
                                                                                                                                           sehr ästhetisch
                                 dukte Straumann Group). Das bovine Knochen­       Lipide und Proteine aus dem Material entfernt
                                 ersatzmaterial wurde direkt für die intraossäre   und XenoGraft ausgiebig getestet.

26    dzw orale implantologie Edition 1                                                                                                                                                                                                                 27
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