Zwischen-bilanz COVID-19: Umweltpolitik und Digitalisierung
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Inhalt COVID-19: Auswirkungen auf Digitalisierung und Umwelt im Überblick 3 Homeoffice und Geschäftsreisen 6 Onlinehandel 8 Daten, Internet und Kommunikationsinfrastrukturen 10 Zwischenbilanz COVID-19: Umweltpolitik und Digitalisierung | 2
COVID-19: Auswirkungen auf Digitalisierung und Umwelt im Überblick Die im März 2020 veröffent- aufgrund der Corona-Pande- Eindämmung von COVID-19 lichte Umweltpolitische mie nochmals gestiegen. auf Digitalisierung und Um- Digitalagenda des Bundes- Digitale Lösungen haben die welt dar. Dafür wurden in aus- ministeriums für Umwelt, Auswirkungen des Social gewählten Bereichen öffent- Naturschutz und nukleare Distancing und der Maßnah- lich verfügbare Daten aus Sicherheit (BMU) verdeutlicht, men zur Eindämmung von unterschiedlichen Quellen dass die zwei Megatrends COVID-19 in vielen Fällen zusammengestellt. Dazu zäh- des 21. Jahrhunderts, Digita- abgefedert. Arbeitsplätze len Umfragen zum Verhalten lisierung und der Schutz von konnten ins Homeoffice ver- und zu den Absichten von Umwelt und Klima, zusam- legt, soziale Kontakte im Netz Bürgerinnen und Bürgern, mengebracht werden müs- aufrechthalten, Einkäufe on- Auswertungen von Social- sen. Eine sinnvoll gestaltete, line erledigt werden. Zudem Media-Aktivitäten, Statistiken umweltgerechte Digitalisie- wurden Freizeitaktivitäten zu tatsächlichem Kaufver- rung kann ein Werkzeug teilweise durch Streaming halten wie auch Veröffent- für den sozialökologischen und Onlinespiele gestaltet. lichungen von Unternehmen Umbau sein. Die globalen Corona hat einen Digitali- und Institutionen. Dieser erste Nachhaltigkeitsziele und die sierungsschub ausgelöst. Überblick zeigt klare Tenden- Pariser Klimaziele sind nur Ohne Digitalisierung wären zen, lässt somit konsistente dann zu erreichen, wenn digi- die negativen Auswirkungen Rückschlüsse auf kurzfristige tale Technologien besser als auf Wirtschaft und Zusam- Effekte zu und soll als Anstoß bisher für nachhaltige Formen menleben sehr viel größer für die Diskussion möglicher des Wirtschaftens, Wohnens, gewesen. politischer Handlungsoptionen Arbeitens und Zusammen dienen.1 lebens genutzt werden. Diese Kurzanalyse stellt eine Zwischenbilanz der Auswir- Die Bedeutung der Digitalisie- kungen der Corona-Pande- rung ist in den letzten Wochen mie und der Maßnahmen zur 1 Eine umfassendere Datenanalyse und Auswertung ist zu diesem Zeitpunkt nicht möglich und sollte Gegenstand vertiefter wissenschaftlicher Arbeiten sein. Zwischenbilanz COVID-19: Umweltpolitik und Digitalisierung | 3
Die Daten dieser Zwischenbilanz im Überblick ► 57 % der Befragten sehen im April 2020 die Digitalisierung insgesamt als Chance. 2018 wa- ren es 44 %. (DBU) ► 47 % der Befragten sehen im April 2020 in der Digitalisierung eine Chance für den Umwelt- schutz. 2018 waren es 33 %. (DBU) Homeoffice und Geschäftsreise ► 75 % der Befragten erwarten durch die Digitalisierung eine Reduktion des Verkehrs. (DBU) ► 60 % der Erwerbstätigen waren zu Zeiten der Eindämmungsmaßnahmen weiterhin an ihrem Arbeitsort tätig. (Universität Mannheim) ► 25–30 % der Erwerbstätigen konnten ihre Tätigkeit ins Homeoffice verlegen. (Universität Mannheim) ► Im März 45 % Reduktion der Aufenthalte an Arbeitsorten im Vergleich zu Vor der COVID-19 Pandemie (Vergleichswert 15.02.2020). Ende Mai 2020 30 % Reduktion (Google COVID-19 Mobility Report) ► 39 % derjenigen, die zum ersten Mal im Homeoffice gearbeitet haben, hatten zuvor keine Erlaubnis des Arbeitgebers; 26 % wollten von sich aus nicht im Homeoffice arbeiten. (bidt) ► 39 % aller weltweit Befragten und 31 % aller deutschen Befragten gehen davon aus, dass sie in den nächsten Jahren weniger Geschäftsreisen unternehmen. (EY Future Consumer Index) ► 66 % der Befragten gehen davon aus, interne Abstimmungen in Zukunft über Video- konferenzen abwickeln zu können. (Civey) ► 169 % Umsatzerhöhung beim Videokonferenzanbieter Zoom (SZ) Onlinehandel ► 60 % mehr Online-Transaktionen im April 2020 (Destatis) ► 60 % aller Befragten in Deutschland möchten in Zukunft Einkaufsfahrten reduzieren. (EY Future Consumer Index) ► 25 % der befragten Deutschen möchten in Zukunft langlebige Konsumgüter vermehrt online kaufen, weltweit beabsichtigen dies 40 %. (EY Future Consumer Index) ► 78 % der 30- bis 59-Jährigen geben an, bewusster in der Region einkaufen zu wollen. (Hochschule Osnabrück) Daten, Internet und Kommunikationsinfrastrukturen ► 10 % Anstieg des Datenverkehrs zu Beginn der COVID-19-Gegenmaßnahmen im März 2020 (DE-CIX) ► 9,16 Tbit/s Datendurchsatz am 10.03.2020 am Knoten in Frankfurt und damit Weltrekord (der höchste jemals gemessene Wert) (DE-CIX) ► 30 % Erhöhung bei der Nutzung von Streamingdiensten und Cloud Gaming im März (DE-CIX) ► 76 % Erhöhung der Kommunikation via Festnetz im März (Telekom) ► 18 % Erhöhung des Datenverkehrs im Festnetz im März (Vodafone) Zwischenbilanz COVID-19: Umweltpolitik und Digitalisierung | 4
Ausgangslage – Digitalisierungsschub durch Maßnahmen zur Eindämmung von COVID-19 Die durch die Digitalisierung ► Konsumverhalten ver- ► Freizeitverhalten findet ermöglichten Verhaltens- lagert sich zu Online online statt. Mehr Strea- änderungen haben direkte käufen. Konsumgüter wer- ming von Medieninhalten Auswirkungen auf Umwelt den bestellt und geliefert. und mehr Computerspiele und Klima. Dadurch reduzieren sich (online/offline) führen zu Verkehre für den Einkauf im einer Einschränkung von ► Social Distancing und Ein- stationären Handel, parallel Freizeitverkehren und dämmungsmaßnahmen steigen jedoch die durch geringerem Verbrauch von führen zu einer Verlage- Liefer- und Versanddienst- Konsumgütern. rung der Kommunika- leistungen verursachten tion im Arbeitsleben auf Verkehrsströme. Gleich- ► Digitale Technologien digitale Kanäle. Mehr zeitig verschieben sich und Geschäftsmodelle Menschen arbeiten von zu die Marktanteile zwischen haben einen eigenen sig- Hause aus (Homeoffice) lokalem Einzelhandel und nifikanten ökologischen und Kundenkontakte Online-Handelsplattformen Fußabdruck – direkt und erfolgen online. Das führt mit potenziell negativen indirekt. Jede neue digitale zu einer Reduktion von Wirkungen auf den erforder- Anwendung sorgt für einen Pendelverkehren und Ge- lichen Ausbau nachhaltiger, Anstieg von Datenmengen, schäftsreisen und – poten- regionaler Wertschöpfungs- die bewegt und verwaltet ziell – zu einer Reduktion ketten. werden. Der Energiever- von Bedarf an Büroflächen. brauch steigt. Jedes neue Endgerät, jede neue digita- le Infrastruktur verbraucht wertvolle Rohstoffe und Energie. Zwischenbilanz COVID-19: Umweltpolitik und Digitalisierung | 5
Was ist zu beobachten? Die Einschränkungen durch Allerdings zeigt sich bereits, Meetings und Geschäfts die Maßnahmen zur Eindäm- dass Verhaltensänderungen reisen. Der Bedarf an Büro- mung der Pandemie haben mit den Lockerungen wieder flächen sinkt auf diese in vielen Bereichen einen abnehmen. Die Chance für Weise. „Routinenbruch“ und neue die Umweltpolitik liegt nun Verhaltensmuster erzwungen. darin, die positiv zu werten- 2. Online-Transaktionen sind COVID-19 hat einen Bewusst- den Verhaltensänderungen um bis zu 60 % im Vergleich seinswandel angestoßen: Die als dauerhaften „Routinen zum Vorjahr gestiegen. Die Möglichkeiten der Digitalisie- wechsel“ zu verstetigen. Mehrheit der Verbraucher rung für Umwelt und Klima interessiert sich für regio- sind breiter akzeptiert. Der Drei wesentliche Erkenntnisse: nale und lokale Konsum- DBU-Umweltmonitor2, zeigt, optionen, aber es fehlt an dass 57 % der Bürgerinnen 1. Die COVID-19 Gegenmaß- entsprechenden Onlinean- und Bürger – und damit mehr nahmen haben Potenzial geboten. als noch vor der Corona-Krise für Verkehrsreduktion durch (2018 waren es 44 %) – in der Homeoffice und Virtualisie- 3. Der Digitalisierungsschub Digitalisierung eher Chancen rung von Geschäftskontak- führte unmittelbar mit sehen. Auch ist der Anteil de- ten aufgezeigt; aber der Eintritt der Eindämmungs- rer, die in der Digitalisierung Trend ist schon wieder rück- maßnahmen zu 10–20 % eher Vor- als Nachteile für die läufig. Zeitnahe Maßnah- mehr Datenvolumen, Umwelt sehen, während der men könnten nach unserer getrieben durch Videokon- Corona-Krise deutlich von Einschätzung bis zu 8 % ferenzen und Streaming, 33 % auf 47 % angestiegen. Reduktionspotenzial im und zu einer entsprechend Ebenso ist der Anteil der Be- Personenverkehr bewirken. höheren Auslastung der fragten, die eine Reduktion Ein Viertel aller Tätigkeiten Kommunikationsinfrastruk- von Verkehren durch die konnte während des Social tur (vor allem im Festnetz). Digitalisierung erwarten, distancing ins Homeoffice zwischen März und April 2020 verlegt werden. Videokon- sprunghaft von 53 % auf 75 % ferenzen haben sich mehr gestiegen. als verdoppelt und ersetzen 2 DBU-Umweltmonitor Corona-Folgen: Nachhaltigkeit während der Corona- Krise, Teil: Digitalisierung und Nach haltigkeit, https://www.dbu.de/2433 publikation1587.html Zwischenbilanz COVID-19: Umweltpolitik und Digitalisierung | 6
Homeoffice und Geschäftsreisen Bestandsaufnahme Homeoffice Gut ein Viertel aller Arbeitneh- nahmen haben sich die von ein Zehntel aller Befragten merinnen und Arbeitnehmer Google über Positionsdaten an einem Wechsel ins Home- gaben in Umfragen der Uni- von Smartphones gemesse- office. Regionale Unterschiede versität Mannheim an, dass nen Aufenthalte an Arbeits- in der Versorgung mit digitaler sie in der Hochphase der orten an Werktagen um bis zu Infrastruktur wurden in dieser Eindämmungsmaßnahmen 45 % reduziert.4 bundesweiten Abfrage nicht ihre Arbeit ins Homeoffice erfasst. verlagert haben. Die große Die Maßnahmen zur Eindäm- Mehrheit (bis zu 60 %) ist mung haben Verhaltensände- Mit Beginn der Lockerungs- nach eigenen Angaben aber rungen forciert. In einer aktu- maßnahmen reduzieren sich weiterhin an ihren jeweiligen ellen Umfrage des bidt gaben die Homeoffice-Aufenthalte Arbeitsorten tätig gewesen. 39 % derjenigen, die während wieder (siehe Abbildung 1). Bis zu 15 % der im Januar dieser Zeit zum ersten Mal ins Das Homeoffice wird zwar 2020 noch Erwerbstätigen Homeoffice gewechselt sind, weiter genutzt, allerdings ver- haben ihre Arbeit nicht in bis- an, dass ihr Arbeitgeber vor- mehrt in einer Mischform mit herigem Umfang fortsetzen her kein Homeoffice erlaubt tageweisen Aufenthalten am können und waren entweder habe.5 26 % äußerten, dass Arbeitsplatz. Ende Mai 2020 in Kurzarbeit, anderweitig sie selbst nicht im Homeoffice war die anhand der Google- freigestellt oder haben ihren arbeiten wollten. Technische Positionsdaten gemessene Arbeitsplatz verloren.3 Hürden spielen für die Be- Anzahl der Aufenthalte von fragten eine geringe Rolle. Menschen an ihren Arbeits- Dieses Muster spiegelt sich Schlechte Internetverbindun- orten aber immer noch um in der Erfassung von Aufent- gen und mangelnde techni- die 30 % geringer als vor den haltsorten durch Positions- sche Ausrüstung durch den Eindämmungsmaßnahmen.6 daten von Mobiltelefonen. Arbeitgeber hinderten nach Zu Beginn der Gegenmaß- eigenen Angaben ungefähr Abbildung 1: Darstellung der Verlagerung der Arbeit ins Homeoffice7 3 Die Mannheimer Corona-Studie: Das Leben in Deutschland im Ausnahme- zustand: Beschäftigungssituation der Erwerbstätigen in Deutschland wäh- rend der Corona-Krise; Veränderung der Beschäftigungssituation der im Januar 2020 Erwerbstätigen, Mai 2020, https://www.uni-mannheim.de/gip/ corona-studie/ 4 Google Covid-19 Community Mobility Reports, Juni 2020, https://www. google.com/covid19/mobility/ 5 Bayerisches Forschungszentrum für Digitale Transformation (bidt): Digita- lisierung durch Corona?, https://www. bidt.digital/studie-homeoffice/ 6 Teralytics-Erhebung auf der Basis von Mobilfunkdaten, Mai 2020, https://rki. mobility-covid19.teralytics.net/ 7 Daten auf Basis der Mannheimer Corona-Studie, Google Covid-19 Community Mobility Reports und Apple Mobility Trends Report, Juni 2020 Zwischenbilanz COVID-19: Umweltpolitik und Digitalisierung | 7
Beobachtung der Virtualisierung von Kundenkontakten und Geschäftsreisen Als Antwort auf die COVID-19- konferenzen spezialisierter Eine aktuelle Civey-Umfrage Gegenmaßnahmen hat sich Anbieter, hat seinen Umsatz bestätigt diese Einschätzung: ein signifikanter Anteil von nach eigenen Angaben im Hier gehen 41,5 % davon Kontakten zwischen Unter- ersten Quartal um 169 % im aus, künftig weniger Ge- nehmen und zwischen Firmen Vergleich zum Vorjahreszeit- schäftsreisen zu machen. und Endkunden auf digitale raum erhöht.9 Die Befragten erwarten, dass Kanäle verlagert. Der Be- Videokonferenzen in Zukunft treiber des größten deutschen 39 % aller weltweit Befragten sowohl regelmäßige interne Datenknotenpunktes DE-CIX und 31 % aller deutschen Abstimmungen (66,0 %) als berichtet von einer Verdopp- gaben in einer aktuellen auch externe Meetings mit lung der Datenströme für EY Umfrage10 an, dass sie Geschäftspartnern (56,9 %) Videokonferenzen mit Beginn erwarten, in den nächsten ersetzen können. der Eindämmungsmaßnah- Jahren weniger Geschäfts- men.8 Zoom, ein auf Video- reisen zu unternehmen. Interpretation Die Auswirkungen der Ein- den ursprünglichen Wachs- ten erwartet wird, könnten dämmungsmaßnahmen auf tumstrend zurückentwickelt.11 zudem langfristig neue Poten- die Nutzung des Homeoffice Dieses Szenario ist auch für ziale für die Gestaltung und zeigen Potenziale und Gren- die COVID-19-Krise denkbar. Nutzung städtischer Flächen zen der Digitalisierung und Allerdings waren die digitalen entstehen. Virtualisierung am Arbeits- Möglichkeiten zu diesen Zeit- platz. Der Großteil aller punkten wesentlich weniger Mit Blick auf die in der Um- gegenwärtigen Arbeitsplätze entwickelt und Videokommu- weltpolitischen Digitalagenda ließ sich im Zeitraum der Ein- nikation nicht flächendeckend des Bundesministeriums für dämmung nicht virtualisieren. verfügbar. In Kombination Umwelt, Naturschutz und Angesichts der Reichweite mit den signifikant höheren nukleare Sicherheit formu- und Intensität der Gegen- Effekten von COVID-19 ist es ierten Grundsätze erscheint maßnahmen kann davon möglich, dass es zu dauerhaf- es uns deshalb sinnvoll, ausgegangen werden, dass teren Verhaltensänderungen Maßnahmen zu ergreifen, in dieser Zeit das bestehende kommt. Darauf lassen die die eine Verstetigung des Potenzial für Homeoffice- Umfragen zu Erwartungen bei Routinenwechsels gewähr- Arbeitsplätze voll ausge- Geschäftsreisen und zur ver- leisten und entsprechende schöpft wurde. Auf der Basis stärkten Nutzung von Video- Anreize setzen. Ermöglicht dieser Annahme ist davon konferenzen schließen. werden kann dies beispiels- auszugehen, dass 25–30 % weise kurzfristig durch die aller Arbeitsplätze ins Home- Pendlerverkehre und Ge- verbesserte steuerliche An- office verlagert werden schäftsreisen verursachen rechenbarkeit von Ausgaben können. Die Befragungen der jeweils ca. 20 % aller Perso- für das Homeoffice und In- Universität Mannheim zeigen, nenverkehrsaufwände. Es er- vestitionen von Unternehmen dass vor allem gut verdie- scheint unserer Ansicht nach in entsprechende Infrastruk- nende Arbeitnehmerinnen realistisch, dass dauerhaft turen, Weiterbildungsmaß- und Arbeitnehmer mit hohem 10 % aller Pendlerverkehre nahmen und Trainings zu Bildungsstandard Arbeits durch eine Ausweitung des Führung und kollaborativem 9 SZ vom 03.06.2020, https://www. sueddeutsche.de/wirtschaft/zoom- plätze haben, die auch im Homeoffice und 30 % aller Arbeiten über digitale Kanäle. umsatz-quartalszahlen-1.4925436 Homeoffice funktionieren. Geschäftsreisen durch virtu- Maßnahmen zur Interopera- 10 EY Future Consumer Index, Mai 2020, https://www.ey.com/en_ro/ elle Meetings ersetzt werden bilität von Videoplattformen news/2020/05/ey-future-consumer- In der Vergangenheit hat sich können. Insgesamt würde hätten zudem das Potenzial, index--four-consumer-behavior- trends-emerge-d die Zahl der Flugreisen für ge- dies zu einer Reduktion der deren Nutzung wesentlich Gössling et al., 2020: Pandemics, schäftliche und private Anläs- Personenverkehre um 8 % kundenfreundlicher und nied- 11 tourism and global change: a rapid assessment of COVID-19 se z. B. nach der Finanzkrise führen. Durch die mögliche rigschwelliger zu machen. https://doi.org/10.1080/09669582. oder den SARS-Ausbrüchen Reduktion von Büroflächen, 2020.1758708, auf Basis von Daten der Weltbank mittelfristig immer wieder auf die von EY-Immobilienexper- Zwischenbilanz COVID-19: Umweltpolitik und Digitalisierung | 8
Onlinehandel Abbildung 2: Steigende Online-Transaktionen im März gingen mit steigendem Interesse am regionalen Einkauf einher Beobachtung Die Zahl der Online-Trans- Insgesamt ist die Bereit- In der bereits erwähnten aktionen ist in der Phase des schaft, online einzukaufen, Befragung der Hochschule Social Distancing deutlich ge- in Deutschland aber weniger Osnabrück wollen 66 % der stiegen (siehe Abbildung 2). ausgeprägt als in anderen bis 29-Jährigen, 78 % der 30- Anfang April 2020 sind nach Ländern. In einer EY-Um- bis 59-Jährigen und 76 % der Angaben von Destatis 60 % frage zu den Erwartungen über 60-Jährigen bewusster mehr Käufe online abgewi- von Konsumenten zu ihrem in der Region Osnabrück ckelt worden als im gleichen Einkaufsverhalten gaben 25 einkaufen. 19 % aller 30- Vorjahreszeitraum.12 In einer % der befragten Deutschen bis 59-Jährigen haben das repräsentativen Umfrage der an, langlebige Konsumgüter während der Maßnahmen zur Hochschule Osnabrück gaben vermehrt online kaufen zu Eindämmung der Pandemie 34 % der bis 29-Jährigen, wollen, weltweit beabsichti- bereits vermehrt getan. Eine 31 % der 30- bis 59-Jährigen gen dies 40 %.14 Für Lebens- Analyse der Suchinteressen und 19 % der über 60-Jähri- mittel ist der Unterschied auf Google Trends bestätigt 12 Destatis, Mai 2020, https://www. gen an, vermehrt bei großen noch größer: Nur 17 % aller diesen Trend deutschland- destatis.de/DE/Themen/Querschnitt/ Corona/Wirtschaft/kontextinforma- Online-Handelsplattformen Deutschen wollen hier mehr weit: Es gab während dieser tionen-wirtschaft.html#krediteonline- bestellt zu haben.13 Onlineangebote nutzen, welt- Zeit einen sprunghaften transaktionen 13 Hochschule Osnabrück, Corona-Stu- weit sind es 44 %. Anstieg bei der Suche nach die: Perspektiven für den Einzel- handel der Region Osnabrück, Mai Verhaltensänderungen zeigen lokalen und regionalen On- 2020, https://www.hs-osnabrueck.de/ sich auch im Bezahlverhalten. Verhaltensänderungen lassen line-Einkaufsmöglichkeiten. fileadmin/News/Nachrichten/ zentral/2020-SoSe/Corona-Studie- In der Studie der Universität sich auch bei der Organisa- Hochschule-Osnabrueck.pdf Osnabrück gaben mehr als tion von Einkäufen beobach- 14 EY Future Consumer Index, Mai 2020, https://www.ey.com/en_ro/ zwei Drittel der Befragten in ten: 60 % aller Befragten in news/2020/05/ey-future-consumer- allen Altersgruppen an, häufi- Deutschland gaben an, in index--four-consumer-behavior- trends-emerge-d ger bargeldlos bezahlt zu Zukunft Einkaufsfahrten zu 15 EY Future Consumer Index, Mai 2020, https://doi.org/10.1080/09669582. haben. reduzieren und Einkäufe zu 2020.1758708 bündeln.15 Zwischenbilanz COVID-19: Umweltpolitik und Digitalisierung | 9
Interpretation Mit Blick auf die in der Umwelt- rung regionaler Wertschöp- formationen und Umweltzei- politischen Digitalagenda des fungsketten würde sowohl aus chen und durch die Förderung BMU formulierten Grundsätze umwelt- und klimapolitischer der digitalen Kompetenzen der erscheint es uns sinnvoll, Perspektive positiv wirken als Verbraucher. BMU entwickelt Maßnahmen zu ergreifen, auch Resilienz und Wettbe- ebenfalls eine Roadmap zur die das Interesse an Online- werbsfähigkeit lokaler Struk- Verringerung der Umweltwir- zugängen zu regionalen turen fördern. Gleichzeitig kungen des Online-Handels Konsumoptionen aufgreifen. erhöht sich die Relevanz der und die Vergabekriterien für Seit Beginn der Eindäm- bereits in der Umweltpoliti- einen Blauen Engel für Liefer- mungsmaßnahmen gibt es schen Digitalagenda des BMU und Versanddienstleistungen. viele Initiativen des lokalen formulierten Maßnahmen im Einzelhandels und von Er- Bereich Nachhaltiger Konsum zeugernetzwerken mit dem im Onlinehandel. Unter ande- Ziel, neue Vertriebswege über rem fördert BMU in Koopera- lokale Onlineplattformen zu tion mit interessierten Herstel- erschließen. Hier bietet sich lern, Händlern, Preisportalen ein Potenzial, Investitionen in und Online-Plattformen die regionale Wertschöpfungs- Umsetzung nachhaltiger Kon- ketten zu verstetigen und das sumstile im Online-Handel, Momentum für einen Struktur- z. B. durch die Bereitstellung wandel zu nutzen. Die Förde- umweltrelevanter Produktin Zwischenbilanz COVID-19: Umweltpolitik und Digitalisierung | 10
Daten, Internet und Kommunikations- infrastrukturen Beobachtung Der DE-CIX-Internetknoten Erweiterung der Kapazitäten werden (siehe Abbildung 3).16 in Frankfurt ist der größte reagiert wird. Zu Beginn der Dieser Wert hat sich auf seiner Art in Deutschland und COVID-19-Gegenmaßnah- hohem Niveau stabilisiert. Da- gehört zu den wichtigsten men im März 2020 konnte mit hat sich über Nacht und Knoten weltweit. Über die ein sprunghafter Anstieg des im Zeitraffer das durchschnitt- vergangenen Jahre ist hier Datenverkehrs von rund 10 %, liche Wachstum eines ganzen ein konstantes Wachstum des verglichen mit dem durch- Jahres ergeben. Datenverkehrs zu beobach- schnittlichen Datenvolumen ten, auf das mit einer stetigen vor COVID-19, verzeichnet Abbildung 3: Auswirkung der COVID-19- Gegenmaßnahmen auf den Internet-Datenverkehr am Beispiel DE-CIX Internetknoten in Frankfurt17 Dazu wurde am 10. März die 2 Millionen HD-Videos DE-CIX insbesondere von 2020 der höchste jemals welt- oder einem 200 Kilometer einer Zunahme an Video- weit gemessene Datendurch- hohen Stapel beziehungs konferenzen (+120 %) und satz registriert. Mit 9,16 Tbit/s weise 2 Milliarden DIN-A4- einer erhöhten Nutzung von 16 DE-CIX, Juni 2020, https://www.de- wurde am Knoten in Frankfurt Seiten Text entspricht.18 Streamingdiensten und von cix.net/en/locations/germany/frankfurt/ ein neuer Weltrekord auf- Cloud Gaming verursacht statistics 17 DE-CIX, Juni 2020, https://www.de- gestellt – pro Sekunde wurde Dieser Anstieg im März wurde (+30 %).19 cix.net/en/locations/germany/frankfurt/ eine Datenmenge übermittelt, nach Angaben des Betreibers statistics 18 DE-CIX, 11. März 2020, https://www. de-cix.net/en/news-events/news/ de-cix-frankfurt-reaches-9-1-tbps 19 DE-CIX, 21. April 2020, https://www. de-cix.net/en/news-events/news/ we-are-all-online-internet-in-the-times- of-corona Zwischenbilanz COVID-19: Umweltpolitik und Digitalisierung | 11
Vergleichbare Effekte zeigen Standardauslastung. In den bzw. +80 % (Vodafone). Zu- sich auch in den Kommuni- Mobilfunknetzen stieg die dem konnten beide Unterneh- kationsnetzwerken. Die Deut- Nutzung um rund ein Drittel men eine mit den Daten von sche Telekom20 und Vodafone (+30 % Telekom bzw. +37 % DE-CIX konsistente Erhöhung Deutschland21 berichten von Vodafone). Noch deutlich des Datenverkehrs im Fest- einer erhöhten Nutzung ihrer stärker waren die Effekte in netz um 14 % (Telekom) bzw. Netze im März 2020 im Ver- der Kommunikation via Fest- 18 % (Vodafone) messen. gleich zur durchschnittlichen netz von +76 % (Telekom) Interpretation Die Nutzung digitaler Lösun- und Ressourceneffizienz, kritischen Infrastrukturen. gen für Arbeiten, Einkaufen der Minderung des Energie- Dies ermöglicht die Weiter- und Freizeit und der zugrunde verbrauches durch bessere entwicklung und verbreitetere liegenden Infrastrukturen ist Auslastung sowie einer nach- Anwendung ökologischer Kri- in kurzer Zeit signifikant ange- haltigen Energieversorgung terien für Energieeffizienz und stiegen und hat den ohne- durch erneuerbare Energien Ressourcenschutz sowie die hin angelegten langfristigen von Rechenzentren und Förderung konkreter Effizienz- Wachstumstrend dadurch Kommunikationsnetzwerken und Klimaschutzmaßnahmen, noch bestärkt. Die Bedeutung auszurichten. insbesondere in kommunalen der Dateninfrastruktur und die Rechenzentren. Die Pilot- Verfügbarkeit einer leistungs- Die Erfahrungen aus den funktion der Bundesregierung starken Breitbandversorgung Eindämmungsmaßnahmen für einen ressourcen- und für die gesamte Bevölkerung, bestätigen die Schwerpunkt- energieeffizienten IT-Betrieb die Wirtschaft und Gesell- setzung der Umweltpolitischen der Bundesverwaltung sollte schaft wird unterstrichen. Digitalagenda des BMU für im Rahmen der Green IT- Gleichzeitig steigt damit die eine umweltgerechte Digitali- Initiative des Bundes konse- umwelt- und klimapolitische sierung und die darin formu- quent umgesetzt werden. Da- Bedeutung dieses Handlungs- lierten Strategien für Rechen- mit könnte die Anwendung der feldes. zentren und Cloud-Infrastruk- anspruchsvollen Kriterien des turen als auch für die Entwick- Blauen Engels für Hard- und Im Rahmen des Konjunktur- lung von energieeffizienter Software durch kommerzielle und Krisenbewältigungs Software. Wichtige Ansatz- IT-Anbieter und -Nutzer ge- pakets bietet sich die Chance, punkte für die nachhaltige Ent- stärkt werden. Maßnahmen zur Stärkung wicklung dieses Sektors sind der digitalen Infrastrukturen konkrete Maßnahmen zu einer konsequent an der Energie höheren Transparenz dieser 20 Interview mit Telekom-Chef Tim Höttges von inside digital, 17. Mai 2020, https://www.inside-digital.de/ news/corona-telekom-netze-krise- festnetz-mobilfunk, zuletzt abgerufen am 4. Juni 2020 21 Vodafone, 14. April 2020, https:// www.vodafone.de/newsroom/unter- nehmen/corona-ticker-das-passiert- bei-vodafone/, zuletzt abgerufen am 4. Juni 2020 Zwischenbilanz COVID-19: Umweltpolitik und Digitalisierung | 12
Juni 2020 Diese Zwischenbilanz wurde im Rahmen der Umweltpolitischen Digitalagenda des Bundes- ministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) umgesetzt. Autorinnen und Autoren Ernst & Young GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft (EY) ► Thomas Losse-Müller ► Nadja Gläser ► Felix Czernin Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie gGmbH ► Dr. Stephan Ramesohl ► Dr. Holger Berg ► Julian Lauten-Weiss Kontakt umwelt.digitalagenda@de.ey.com EY ist eine der großen deutschen Prüfungs- und Beratungsorganisationen. Mit mehr als 11.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in 20 Büros unterstützt EY mittelständische und Großunternehmen sowie die öffentliche Hand bei der Bewältigung transformatorischer Herausforderungen. Das Wuppertal Institut erforscht und entwickelt Leitbilder, Strategien und Instrumente für Übergänge zu einer nachhaltigen Entwicklung auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene. Im Zentrum stehen Ressourcen-, Klima- und Energieherausforderungen in ihren Wechselwirkungen untereinander sowie mit Wirtschaft und Gesellschaft.
Sie können auch lesen