12 It started in Naples - Anno 2008 und Zukunft - EXKLUSIV-AUSGABE FÜR ABONNENTEN
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EXKLUSIV-AUSGABE FÜR ABONNENTEN B2129 E DIE GANZE WELT DER MODERNEN ZAHNTECHNIK 12 It started in Naples ... Prothetik-Day: Zürich sieht rot Anno 2008 und Zukunft Dezember 2016 • 64. Jahrgang www.zahntechnikzentrum.info
68 TECHNIK Zwischen digitaler Realität und analoger Wirklichkeit, Teil 2 Der Autor gilt als Pionier auf dem Gebiet der CAD/CAM-gestützten Fertigung zweiteiliger Abutments. Er thematisiert in seinem zweiteiligen Artikel die Herstellungspräzision, die Oberflächen-Topografie im submukösen Bereich und die Abutment-Hygiene. Während er im ersten Teil die Grundlagen darstellte, zeigt er nun Schritt-für-Schritt sein Vorgehen beim Verkleben von Hybrid-Abutments. Außerdem erläutert er das Reinigungsprotokoll nach Gehrke und Fischer. Überabformung Drei Wochen später zeigten sich optimale Gewe beverhältnisse. Die Herstellung der Abformpfos ten orientierte sich an der Duplikat-Silikonform der Healing-Abutments. Die Abformpfosten (Co nelog) wurden mit Pattern Resin entsprechend der Situation individualisiert (]15 und 16). Das Vorgehen schließt eine Verfälschung des Weich gewebedesigns aus. Wie in einem Lego-Bauka sten passen die einzelnen Komponenten Eins-zu- Eins zusammen. Die Überabformung erfolgte nach dem Prinzip der geschlossenen Abformtech nik. Der Abformpfosten wurde mit eingesteckter Halteschraube in das Implantat eingebracht (]17 und 18). Durch eine Rotation rasteten die Nocken spürbar in die Nuten des Implantats ein. Nach dem Fixieren der Repositionshilfen über entspre chende Führungsrillen am Abformpfosten erfolg te die Überabformung (Impregum, 3M Espe, See feld) ( ] 19). Das individuelle Emergenzprofil konnte auf dieser Basis verlustfrei an das Labor G m b H rkur übertragen und ein akkurates Meistermodell her gestellt werden (]20 und 21). e r M e r l a g Neu ©Ve Autor Carsten Fischer sirius ceramics Lyoner Straße 44-48 60528 Frankfurt am Main ] Abb. 15 und 16 Herstellen eines individualisierten Mail info@sirius-ceramics.com Abformpfostens auf Basis der Silikon-Duplierform des Healing- www.sirius-ceramics.com Abutments das dental labor LXIV 12•2016
69 ] Abb. 17 Eingesetzte individualisierte Abformpfosten ] Abb. 18 Situation mit den platzierten Repositionshilfen Konstruktion und Fertigung Zahnes folgen. Für die Herstellung der Abutments der individuellen Abutments nutzten wir erneut die Kompetenz eines externen Dienstleisters. Die Klebebasis wurde analog der Das Implantatmodell wurde mit dem Laborscanner Original-Anschlussgeometrie ergänzt und die Daten digitalisiert. In der Konstruktionssoftware (Abut an das zentrale Fertigungszentrum (Dedicam) über ment Designer, 3 Shape) sind individuelle Implantat mittelt. Hier erfolgte die Umsetzung der CAD-Kon aufbauten konstruiert worden (]22 und 23). Pri struktion in zwei Zirkonoxid-Hülsen. Vorteil der ex märes Ziel der CAD-Modellation war es, eine verklei ternen Fertigung ist eine gleichbleibend hohe Ergeb nerte Zahnform zu kreieren. Das Abutment soll in nisqualität und eine Materialgüte, die nur von seiner Form die klinische Krone stützen und muss industriell gefertigten Aufbauten erwartet werden daher schon bei der Konstruktion exakt darauf ab kann. gestimmt sein. Wir bedienten uns hierfür der virtu ellen Bibliothek der Software, mit welcher ein Wax- Verkleben von Titanbasis up generiert und auf die verkleinerte Kronenform und Zirkonoxid-Kappen reduziert wird. Hohe Aufmerksamkeit wurde an schließend der Lage des Zementspaltes gezollt. Die Nach der Anlieferung der gefrästen CAD/CAM- ser sollte leicht submukös angelegt sein und dem Hülsen konnte die formschlüssige Verklebung mit wurzelförmigen Emergenzprofil des natürlichen der Titanbasis erfolgen (]24 bis 28). das dental labor LXIV 12•2016
70 TECHNIK ] Abb. 19 Blick in die ] Abb. 20 Das Implantatmodell mit ] Abb. 21 Implantatmodell mit Überabformung Laboranalogen und Gingivamaske Darstellung des Emergenzprofils m b H M e r k ur G eue r ] Abb. 22 und 23 CAD-Konstruktion der individuellen N Abutments bzw. der Kappen (Hülsen) für die Verklebung auf l a g © Ver Titanbasen das dental labor LXIV 12•2016
71 ] Abb. 24 Markierung einer Referenz auf Titanbasis und ] Abb. 25 Die für die Fügung von Zirkonoxidkappe und Krone, angezeichnet für die Verklebung Titanbasis benötigten Utensilien ] Abb. 26 Verklebung mit einem adhäsiven Zement ] Abb. 27 Lichthärtung der Verklebung. Die Klebefuge ist mit Glyzeringel abgedeckt. Hierfür sind die Einhaltung eines standardisierten Protokolls [4] sowie die Anwendung eines adäqua ten Befestigungskomposites dringend zu empfehlen [3]. Voraussetzung für eine sichere Verbindung ist die präzise Vorbereitung der Klebeflächen. Wäh rend des Verklebens wird die Anschluss-Geometrie mit einem Modell- oder Arbeitsanalog geschützt. Die Klebebasis besteht aus der Klebefläche, der Kle beschulter und der Implantat-Anschlussgeometrie. Für die sichere Verklebung von Titanbasis und Abutment-Kappe ist das Einhalten eines kon sequenten Klebeprotokolls empfohlen. Die Klebefläche und die Oberseite der Klebeschul ter werden mit einem Aluminiumoxid abgestrahlt; die Reinigung erfolgt mit einem Dampfstrahler und im Ultraschallgerät. Achtung: Die Unterseite der Klebeschulter bleibt ab dem Übergang zum Implantat unberührt. Das Be ] Abb. 28 Nach der vollständigen Aushärtung: festigungscomposite wird aufgetragen, Klebefuge Entfernung der Schutzschicht das dental labor LXIV 12•2016
72 TECHNIK ] Abb. 29 Glätten der Klebefuge und erster Schritt des mehr- ] Abb. 30 Erarbeitung einer glatten Oberfläche unter stufigen Polierprotokolls Wasserkühlung ] Abb. 31a und b Die verklebten Abutments auf dem Modell vor der Digitalisierung im Laborscanner m b H ur G und Schraubenkanal werden mit Glyceringel abge tung zu generieren, wird daher ein dokumentiertes deckt und lichtgehärtet. Für das Verkleben benutz M e r k Arbeitsprotokoll und die Verwendung spezieller eue ten wir im gezeigten Fall einen adhäsiven Zement r Gummipolierer (Sirius Ceramics, Frankfurt/Main) N (Panavia V5, Kuraray Noritake, Hattersheim). Die empfohlen. Nach vollständiger Aushärtung des Kle l a g mittels μsurf-Konfokalmikroskop erhobenen Ergeb bers wurde der diamantierte Gummipolierer ver © Ver nisse einer Studie [1] geben Hinweise darauf, dass wendet und der basale Bereich der Hybrid-Abut polierte CAD/CAM-gestützt gefertigte Aufbauten ments ganz gezielt vergütet. Gemäß unserem Bear eine bessere Oberflächenhomogenität und -güte beitungsprotokoll möchten wir eine gummierte aufweisen als konfektionierte Aufbauten sowie un Oberfläche von 2 bis 4 Mikron Restrauigkeit errei polierte CAD/CAM-gestützt gefertigte individuelle chen (]29). Dies ist der Standard für eine optimale Abutments. Um eine adäquate Oberflächenvergü Gewebeanlagerung [5, 7]. das dental labor LXIV 12•2016
73 ] Abb. 32a und b Die fertigen Implantatkronen Fertigstellung der Restauration Reinigungsprotokoll Im 60° erwärmten HF-Ultraschallbad Finevo Ultra Die Herstellung der prothetischen Versorgun (sirius ceramics) werden folgende Wascheinhei gen erfolgte ebenfalls CAD/CAM-gestützt ten für jeweils 10 Minuten vorgenommen: ( ] 30 bis 32), wobei durch eine individuelle 1. Antibakterielle Reinigungslösung (Finevo 01, Veredelung die ästhetischen Charakteristika Sirius Ceramics, Frankfurt/Main) herausgearbeitet worden sind. 2. Ethyl-Bad (96-prozentiger Ethylalkohol) Zusätzlich zur Oberflächenbearbeitung spielt 3. Destilliertes Wasser die Reinigung eine wesentliche Rolle. In in-vitro 4. Verschweißen der gereinigten Abutments Untersuchungen wurden die Oberflächentopo graphie und Reinheit von CAD/CAM-Implantat Im Mund des Patienten konnten die Healing-Abut aufbauten (Titan, Zirkonoxid) unterschiedlicher ments in regio 35 und 36 gegen die individuellen Hersteller untersucht [1]. Alle untersuchten Implantataufbauten ausgetauscht werden. Die voll CAD/CAM-Abutments wiesen bei Anlieferung keramischen Kronen wurden auf den Implantatauf verfahrenstechnisch bedingte Aufrauungen, bauten mit einem Befestigungszement (Panavia Auf- und Einlagepartikel (Debris) sowie organi V5) permanent verklebt (]36). Der leicht submu sche und anorganische Verunreinigungen auf. kös angelegte Zementspalt erleichterte die Säube Makroskopisch sind diese Partikel kaum sicht rung des Übergangs „Krone/Abutment“, so dass bar, doch sie sind klinisch relevant und haben das Risiko eventueller Zementreste minimiert wird. eine Auswirkung auf die periimplantären Struk turen [8]. Das übliche Reinigungsprozedere in Zusammenfassung Form des Dampfstrahlens genügt nicht, um die Oberfläche von allen verfahrenstechnisch be In einer Komposition aus analogem Vorgehen und dingten Verunreinigungen zu befreien. Laut RKI digitalen Technologien können individuell herge (Robert Koch Institut) ist das Dampfstrahlen von stellte Abutments gefertigt werden, deren Emer implantatprothetischen Bauteilen keine validier genzprofil der anatomischen Zahnform entspricht. te Maßnahme zur Reinigung von Abutments. Bereits in der Einheilphase sind hierfür individuel Um ein hochreines, sauberes und hygienisch le Bauteile notwendig. Die zahntechnische Her einwandfreies Abutment zu erhalten (vor allem stellung individueller Abutments erfordert ein im submukösen Bereich), verfolgen wir ein kon standardisiertes Protokoll. Das Abutment muss sequentes Reinigungsprotokoll in drei Stufen hinsichtlich der Qualität den bewährten konfek (Finevo-Waschprotokoll) (]33 bis 35). Grund tionierten Aufbauten entsprechen. Die akkurate sätzlich werden bei uns die hygienisch reinen, Planung, die präzise Fertigung und die hygienisch individuellen Abutments eingeschweißt und einwandfreie Übergabe an die Zahnarztpraxis sind dann an die Praxis übergeben. Forderungen, die an den Zahntechniker herange tragen werden müssen. Das vorgestellte Konzept basiert auf unserer jahrzehntelangen Erfahrung das dental labor LXIV 12•2016
74 TECHNIK ] Abb. 33 Reinigung des Abutments in einer antibakteriellen ] Abb. 34 Die implantatprothetischen Bauteile werden nach Desinfektionslösung Abschluss der Reinigung eingeschweißt ] Abb. 35 Das Finevo Reinigungs- Set ist eine schlüssel- fertige Systemlösung im Bereich der individuellen Abutments sowie den zahnärztlichen Praxis. Für den vorgestellten Weg ist Ergebnissen wissenschaftlicher Studien. als Mindestausstattung an Hardware lediglich ein Intraoralscanner notwendig, denn es wird aus Fazit schließlich mit offenen Datenformaten gearbeitet. b H Damit bewegt sich der finanzielle Aufwand in einer m ur G Individuelle Abutments gestatten die patientenindi überschaubaren Größenordnung. Zusammenfas viduelle Ausformung der periimplantären Konturen. M e r k send kann gesagt werden, dass noch nicht alle die Unterschieden werden kann zwischen ein- und eue r Implantataufbauten betreffenden Einflussfaktoren N zweiteiligen Abutments. Vorteil zweiteiliger Abut vollständig untersucht worden sind. Die hohen An l a g ments (Hybridabutment, Verklebung auf einer Ti sprüche an Passungspräzision, Oberflächentopogra © Ver tanbasis) ist unter anderem die hohe Sicherheit [3]. fie und die Abutment-Hygiene lassen klinische so Die Herstellung der Abutments erfolgt CAD/CAM- wie wissenschaftlich fundierte Vorgaben und einen gestützt. Bewährt hat sich die Inanspruchnahme daraus folgenden Konsens notwendig werden. [ eines externen Fertigungsdienstleisters in Kombina tion mit einem konsequenten Klebe- und Reini Das Literaturverzeichnis finden Sie in der Novem- gungsprotokolls im zahntechnischen Labor oder der ber-Ausgabe auf Seite 110. das dental labor LXIV 12•2016
75 ] Abb. 36a und b In situ: Die eingegliederten Implantatkronen unmittelbar nach dem Einsetzen das dental labor LXIV 12•2016
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