2 Ressourcenschutz und Klima - 02 Ressourcenschutz und Klima - Deutscher Bauernverband eV
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02 Ressourcenschutz und Klima 2 Ressourcenschutz und Klima 2.1 Flächennutzung 53 2.2 Nachhaltige Bewirtschaftungsmethoden 56 2.3 Klimaschutz 62 2.4 Folgen des Klimawandels 66 52
2.1 Flächennutzung 02 Ressourcenschutz und Klima 2.1 Flächennutzung Grünes Deutschland Die Land- und Forstwirtschaft erhält und pflegt 28,8 Millionen Hektar Acker, Wiesen und Wald. Das sind knapp 81 Prozent der Fläche Deutschlands. Sie erhält die natürlichen Lebensgrundlagen und sichert die Ernährung. Vielfältige Landschaften, darunter auch die von der Landwirtschaft gepflegten Kulturlandschaften, dienen als Freizeit- und Erholungsräume und stellen darüber hinaus einen wich- tigen Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten dar. Auf den Ackerflächen dominiert Getreide Auf den 11,7 Millionen Hektar Ackerland wurden 2020 rund 6,1 Millionen Hektar Getreide angebaut, vor allem Weizen (2,8 Millionen Hektar). Ölpflanzen, hauptsächlich Winterraps, wurden auf 1,0 Millionen Hektar angebaut. Der Anbau von Silomais beträgt 2,3 bewirtschaftet, davon knapp 2,61 Flächenverbrauch statt Millionen Hektar. Der Anbau von Millionen Hektar als Weiden, 1,88 Ressourcenschutz Hülsenfrüchten liegt bei 221.000 Millionen Hektar als Wiesen und Hektar, die Flächenstilllegung bei 0,23 Millionen Hektar als ertrags- Durch den Flächenverbrauch geht 361.000 Hektar. armes Dauergrünland. Dazu die Ressource Boden als nicht kommen Ackerflächen mit (Feld) vermehrbare Produktionsgrundla- Umfang des Grünlandes bleibt Grasanbau von ca. 335.000 Hektar. ge für den Anbau von Lebens- und stabil Zusammen sind das 5,1 Millio- Futtermitteln sowie von nachwach- nen Hektar Grünlandfläche. Sie senden Rohstoffen verloren. Auch In Deutschland werden laut Statis- entspricht fast einem Drittel der der Natur- und Landschaftsschutz tischem Bundesamt rund 4,73 Mil- gesamten landwirtschaftlich ge- ist betroffen, denn durch neue lionen Hektar als Dauergrünland nutzten Fläche in Deutschland. Siedlungs- und Verkehrsflächen 53
02 Ressourcenschutz und Klima 2.1 Flächennutzung Ansatzpunkte zur Minderung des Flächen- verbrauchs • Innenentwicklung und Bau- lückenschließung statt Bauen „auf der grünen Wiese“ • Flächenrecycling und Entsiege- lung • Naturschutzrechtliche Kom- pensationsmaßnahmen flexibel und flächenneutral durchfüh- ren (in die landwirtschaftliche Produktion integrierte Kom- pensationsmaßnahmen; Auf- wertung vorhandener Biotope) • Schutz landwirtschaftlicher Flächen analog zum Bundes- waldgesetz Quelle: Deutscher Bauernverband Hektar angewachsen. Die Gebäu- de- und Freiflächen, also Wohn- und Gewerbegebiete, machen den größten Anteil der überbauten Flächen aus. Den amtlichen Lie- genschaftskatastern zufolge hat die Landwirtschaftsfläche von 1992 bis 2019 um etwa 1,38 Millionen Hektar abgenommen. Das ist fast so viel wie die gesamte Fläche des werden Landschaften zersiedelt Jahre 2015-2018). Es werden selbst Landes Schleswig-Holstein (1,58 und Lebensräume für Tiere und in Regionen mit Bevölkerungsrück- Millionen Hektar). Pflanzen eingeschränkt. gang mehr Flächen neu versiegelt als entsiegelt. Ausgleichs- und Ersatz- Flächenverbrauch rückläufig, maßnahmen aber weiter hoch 1,38 Millionen Hektar Flächen- verlust zu Lasten der Landwirt- Nach dem Bundesnaturschutzge- Der Flächenverbrauch durch Sied- schaft setz müssen Eingriffe in Natur und lungs- und Verkehrsmaßnahmen Landschaft durch Baumaßnahmen beträgt nach Angaben des Statis- Die für Siedlung und Verkehr ge- soweit wie möglich minimiert bzw. tischen Bundesamtes derzeit 56 nutzte Fläche ist seit 1992 um 1,1 ausgeglichen oder kompensiert Hektar pro Tag (Durchschnitt der Millionen Hektar auf 5,1 Millionen werden. Die Kompensationsflächen 54
2.1 Flächennutzung 02 Ressourcenschutz und Klima für diese Eingriffe betragen biswei- nen Jahren kamen zahlreiche neue len das Mehrfache der eigentlich Schutzgebiete hinzu. Allein in den versiegelten Fläche. Häufig werden FFH- und Vogelschutzgebieten gerade die fruchtbarsten Böden sind jeweils 9 bzw. 11 Prozent der als Kompensationsflächen für den Landesfläche unter Schutz gestellt, Natur- und Landschaftsschutz durch Überlappungen sind dies ins- verwendet, weil diesen aus Natur- gesamt ca. 15 Prozent. Vorrangiges schutzsicht eine geringe Wertigkeit Ziel ist dabei häufig nicht unmit- und damit ein großes Aufwertungs- telbar der Schutz von bestimmten potenzial beigemessen werden. Arten, sondern eine großflächige Unterschutzstellung von Lebens- Hohe Flächenanteile unter räumen. Im Vergleich zu anderen Natur- und Landschaftsschutz dicht besiedelten Ländern ist in Deutschland ein vergleichsweise Der Naturschutz in Deutschland hoher Anteil der Landesfläche geht bis auf den Beginn des 20. unter Schutz gestellt. Jahrhunderts zurück. Ein Kernin- strument ist die Erhaltung der Lebensräume von Tier- und Pflan- zenarten durch die Ausweisung von Schutzgebieten. In den vergange- 55
02 Ressourcenschutz und Klima 2.2 Nachhaltige Bewirtschaftungsmethoden 2.2 Nachhaltige Bewirtschaftungsmethoden Pflugeinsatz dominiert – ist aber rückläufig Die Bodenbearbeitung auf dem Ackerland erfolgt zur Stoppelbear- beitung, Grundbodenbearbeitung und Saatbettbereitung. Knapp 57 Prozent des Ackerlandes wurden im Wirtschaftsjahr 2015/16 mit dem Pflug beackert. Nach den Ergebnissen der Landwirtschafts- zählung 2010 waren es noch entsprechend 59 Prozent. Der Pflug wird auf 6,3 Millionen Hektar Ackerfläche eingesetzt und ist damit das dominierende Verfahren bei der Grundbodenbearbeitung in Veränderte Produktions- sind dessen Bodeneigenschaften. Deutschland. methoden in Feld und Stall Es gibt viele Möglichkeiten, den Boden zusätzlich zu schonen und Konservierende Boden- In den Agrarstrukturerhebungen Verdichtungen vorzubeugen. So bearbeitung nimmt zu 2010 und 2016 wurden Fragen zur sind z.B. breite Reifen oder sogar Bodenbearbeitung, zur Düngung Raupenfahrzeuge für Schlepper 39 Prozent der Ackerbaubetriebe und zur Bewässerung gestellt, die und Erntefahrzeuge üblich, die das verzichten auf ihren Ackerflächen Aufschluss über Trends nachhal- Gewicht auf eine größere Fläche zumindest teilweise auf das Pflü- tiger Erzeugungsweisen geben. verteilen. Die gleiche Wirkung gen und setzen auf die konser- Ergebnisse dazu aus der Landwirt- erzielen Reifendruckregelanlagen, vierende Bodenbearbeitung, z. B. schaftszählung 2020 stehen noch mit der der Landwirt auf dem Acker mit Grubbern oder Eggen. Diese aus. per Knopfdruck den Reifendruck reduzierte Form der Bodenbear- senken kann. Das vergrößert die beitung wird auf gut 42 Prozent Schonung des Bodengefüges Auflagefläche der Reifen und ver- der Ackerfläche angewendet. Das ringert den Bodendruck. In den sind gegenüber Angaben aus der Zu den wichtigen Bodeneigen- letzten Jahren haben konservieren- Landwirtschaftszählung 2010 fast schaften gehören der Boden- und de Bodenbearbeitungsverfahren 3 Prozentpunkte mehr. Direktsaat- Lufthaushalt, die Durchwurzel- deutlich zugenommen. verfahren ohne Bodenbearbeitung barkeit und die Verfügbarkeit von sind weiterhin kaum verbreitet Nährstoffen, etwa für Pflanzen. Als (0,8 Prozent der Ackerfläche). Auf Faustregel gilt hierbei: Je dichter 93.900 Hektar wurde die Saat ein Boden ist, desto ungünstiger 2016 direkt in den unbearbeiteten 56
2.2 Nachhaltige Bewirtschaftungsmethoden 02 Ressourcenschutz und Klima Gute fachliche Praxis bei der landwirtschaftlichen Bodennutzung • Jegliche Bearbeitung soll die Verbesserung oder zumindest Erhaltung der Bodenstruktur ermöglichen. • Bodenverdichtungen, etwa durch zu intensives Befahren oder unsachgemäße Bearbei- tung, sollen generell vermieden werden. • Bodenabtragung und damit der Verlust von fruchtbarem Boden soll durch eine standortan- Werden beispielsweise in Betrie- 1,3 Prozent der Wasserversor- gepasste Nutzung vermieden ben bis zu einer Fläche von 30 gung entfallen auf die landwirt- werden. Hektar Ackerland 83 Prozent der schaftliche Beregnung • Naturbetonte Strukturelemente Flächen mit Pflug bewirtschaftet, der Feldflur (Hecken, Feldge- so setzen Betriebe mit einer Fläche Deutschland ist ein wasserreiches hölze, Feldraine und Acker- Land. Potentiell stehen jährlich ab 200 Hektar Ackerland nur auf terrassen), die zum Schutz des 39 Prozent ihrer Flächen den Pflug 188 Milliarden Kubikmeter Wasser Bodens notwendig sind, sollen erhalten bleiben. ein. aus Grund-, Oberflächenwasser und Quellen zur Verfügung. Davon • Die biologische Aktivität des werden nach zuletzt für 2016 vor- Bodens soll durch entsprechen- 85 Prozent des Ackerlandes im de Fruchtfolgegestaltung geför- liegenden Angaben 24,4 Milliarden Winter mit Bodenbedeckung – dert oder zumindest erhalten Kubikmeter genutzt (12,8 Prozent). Mehr Zwischenfrüchte werden. Das für landwirtschaftliche Bewäs- • Der standorttypische Humus- Von den 11,3 Millionen Hekt- serungszwecke eingesetzte Wasser gehalt des Bodens soll erhalten ar Ackerland waren im Winter macht davon nur 0,3 Milliarden werden. 2015/16 59 Prozent mit Winter- Kubikmeter oder 1,3 Prozent aus. Quelle: BZL kulturen wie Getreide bestellt. Weitere 26 Prozent der Ackerflä- Nur 2,7 Prozent der LF werden chen waren mit Restbewuchs der bewässert vorangegangenen Kultur, Winter- zwischenfrüchten oder mit nicht Nach den Ergebnissen der Agrar- Boden eingebracht (2010 146.300 umgebrochenen Ackerbaukulturen strukturerhebung 2016 wurden Hektar, 1,3 Prozent). bedeckt. Nur 15 Prozent der Acker- im Jahr 2015 rund 452.000 Hektar flächen waren im Winter 2015/16 bewässert. Das sind 2,7 Prozent Bodenbearbeitung ist auch eine ohne Bodenbedeckung. Sechs der Gesamt-LF in 15.700 Betrieben Frage der Betriebsgröße Jahre zuvor waren es entsprechend (5,7 Prozent aller Betriebe). Mit 19 Prozent. 242.000 Hektar liegen die meisten Mit zunehmender Größe der Be- Beregnungsflächen (54 Prozent) triebe werden weniger intensive in Niedersachsen. Mit weitem Bearbeitungsverfahren eingesetzt. Abstand folgen Nordrhein-West- 57
02 Ressourcenschutz und Klima 2.2 Nachhaltige Bewirtschaftungsmethoden Tierhaltung als Ausgangspunkt einer nachhaltigen Kreislauf- wirtschaft Die in der Gülle und dem Mist aus der Tierhaltung enthaltenen Nährstoffe werden in einer Kreis- laufwirtschaft wieder dem Boden zugeführt. Zusätzlich zu den Nähr- stoffen enthalten Gülle und Mist organische Substanz wie vor allem Stroh, das als Ausgangsstoff für die Humusbildung im Boden dient und für viele Bodenlebewesen eine wichtige Nahrungsgrundlage darstellt. Je mehr Stickstoff zur Deckung des Bedarfs der landwirt- schaftlichen Kulturen über wirt- schaftseigene Dünger, wie Gülle oder Mist, genutzt werden kann, umso weniger sind Landwirte auf den Zukauf von Mineraldüngern angewiesen. Trend: Gülleeinsatz effizienter und umweltschonender Nach Daten der Agrarstrukturerhe- bung wurden 2015 in Deutschland rund 208 Millionen Kubikmeter Gülle als Dünger ausgebracht. Gegenüber 2010 sind das 17 Milli- onen Kubikmeter mehr. Allerdings hat sich die Zusammensetzung dieses flüssigen Wirtschaftsdüngers erheblich geändert, verbunden mit weniger Geruchsbelästigung, falen (33.000 ha), Bayern (28.000 Beregnungswassers kommen aus mehr Ressourceneffizienz und ha), Brandenburg (24.000 ha) und dem Grundwasser, wozu auch weniger Klimagasen. Die direkt Rheinland-Pfalz (23.000 ha). Rund Quellwasser und Uferfiltrat zählen. ausgebrachte Rinder- und Schwei- zwei Drittel der Beregnungs- Jeweils rund 11 Prozent stammen negülle ist gegenüber 2010 mit flächen entfallen auf Getreide von Oberflächengewässern (Flüsse, minus 5 bzw. 15 Prozent deutlich und Hackfrüchte (Kartoffeln und Seen, Teiche) bzw. von öffentlichen zurückgegangen. Dagegen haben Zuckerrüben). 77 Prozent des und privaten Versorgungsnetzen. sich die flüssigen Biogasgärreste 58
2.2 Nachhaltige Bewirtschaftungsmethoden 02 Ressourcenschutz und Klima auf 63 Millionen Kubikmeter mehr als verdoppelt. Mit der Vergärung von Gülle in Biogasanlagen werden die aus der Gülle austretenden Klimagase aufgefangen und zur Energieerzeugung genutzt. Erheb- liche Mengen an energieintensiv hergestelltem Mineraldünger kön- nen dadurch ersetzt werden. Auch sind die Geruchsemissionen bei der Ausbringung von Gärresten in der Regel deutlich geringer. Einsatz fester Wirtschafts- dünger deutlich rückläufig Unter den festen Wirtschaftsdün- gern werden vor allem Festmist, aber auch Geflügeltrockenkot und feste Biogas-Gärreste eingesetzt. Von den 24,0 Millionen Tonnen wie in 2010. Weitere 42 Prozent gung fünf Jahre später bereits auf festen Wirtschaftsdüngern in 2015 wurden 2015 innerhalb von einer 55 Prozent reduziert. Emissionsar- entfielen 88 Prozent auf Festmist, Stunde in den Boden eingearbeitet, me Verfahren wie Schleppschuh, 7 Prozent auf Biogas-Gärreste und was in etwa einer Verdopplung Injektionstechnik und Güllegrub- 5 Prozent auf Geflügeltrockenkot. im Fünfjahreszeitraum entspricht. ber, bei denen die Dünger direkt Mit Ausnahme der Biogas-Gärreste Im Gegenzug dazu halbierte sich in den Boden eingebracht werden, ist der Einsatz von festen Wirt- die Menge, deren Einarbeitung konnten ihren Anteil gegenüber schaftsdüngern insgesamt deutlich länger als eine Stunde benötigte, 2010 auf rund 20 Prozent in 2015 rückläufig, gegenüber 2010 minus und zwar von 65 Prozent in 2010 mehr als verdoppeln. Damit wer- 15 Prozent. auf 29 Prozent in 2015. Festmist den Gerüche, Emissionen und wurde nach letztem Stand (2015) Nährstoffverluste minimiert. Der 71 Prozent der Gülle werden zu 66 Prozent binnen vier Stunden schnellen Einarbeitung stehen sofort oder binnen einer Stunde eingearbeitet. häufig betriebliche Zwänge ent- eingearbeitet gegen. Kleinere Betriebe verfügen Große Fortschritte beim Einsatz seltener über kostspielige Spezial- Gülle verursacht nach dem Aus- moderner Gülleausbringungs- technik und können die zeitnahe bringen auf landwirtschaftliche technik Einarbeitung des Düngers auch aus Flächen u. a. Ammoniakemissionen. arbeitswirtschaftlichen Gründen Diese können durch eine zügige Die eingesetzte Technik hat sich in heraus nicht immer bewerkstelli- Einarbeitung in den Boden deutlich den letzten Jahren stark verändert. gen. Viele Landwirte nutzen hierfür reduziert werden. 2015 wurden Während 2010 69 Prozent der flüs- Dienstleistungen von Lohnunter- rund 29 Prozent der flüssigen Wirt- sigen Wirtschaftsdünger mit Breit- nehmen und Maschinenringen. schaftsdünger direkt eingearbeitet. verteilern ausgebracht wurden, hat Das ist nahezu doppelt so viel sich deren Anteil an der Ausbrin- 59
02 Ressourcenschutz und Klima 2.2 Nachhaltige Bewirtschaftungsmethoden Prozent der Grundwasserkörper im Hinblick auf Nitrat als im schlech- ten chemischen Zustand eingestuft werden. Dies entspricht 29 Pro- zent der Fläche Deutschlands. In vielen Bundesländern werden die Einzugsgebiete der Messstellen genauer geprüft, inwieweit die Messergebnisse mit der Landbe- wirtschaftung erklärbar sind. Einsatz von Pflanzenschutz mitteln ist deutlich zurück- gegangen Stabile bis positive Trends strengen Kriterien der Grundwas- Sichere und qualitativ hochwertige bei der Grundwasserqualität serverordnung. Danach verfehlt ein Ernten sind ohne biologische und/ – Örtliche Probleme Grundwasserkörper bereits dann oder chemische Pflanzenschutz- einen guten chemischen Zustand, mittel kaum möglich. Ein Verzicht Der Nitratbericht 2020 der Bun- wenn an nur 20 Prozent der Mess- auf den Einsatz dieser Mittel führt desregierung zeigt eine leichte stellen einer der Schwellenwerte, zu einer Verringerung der Lebens- Verbesserung der Grundwasser- u.a. Nitrat, überschritten wird. Für mittelerzeugung, zu höheren Pro- qualität auf. Es gibt mehr Grund- Nitrat wird nach dem EUA-Mess- duktionskosten sowie zu höheren wassermessstellen mit fallenden netz deutschlandweit an 17 Pro- Gesundheits- und Hygienerisiken. Nitratkonzentrationen als solche zent der Messstellen der Schwel- Die Zulassung und Anwendung von mit steigenden. Die Bewertung lenwert überschritten. Dies führt Pflanzenschutzmitteln unterliegt des chemischen Zustands der mit der Bewertung nach Grund- strikten gesetzlichen Vorgaben. Grundwasserkörper erfolgt nach wasserverordnung dazu, dass 26 Das europäische und das deutsche Pflanzenschutzrecht gewährleis- ten, dass nur Pflanzenschutzmittel in Verkehr gebracht werden, die auf ihre Umweltwirkungen geprüft wurden. Die Mittel müssen wirk- sam und schädliche Auswirkungen auf Mensch, Tier und Umwelt ausgeschlossen sein. Die Umwelt- prüfung erfolgt im Rahmen des Zulassungsverfahrens durch das Umweltbundesamt. Der Absatz an Pflanzenschutzmitteln in Deutsch- land ist auch im Jahr 2019 weiter gesunken. Begünstigt wurde diese Entwicklung durch die trockenen Witterungsverhältnisse. 60
2.2 Nachhaltige Bewirtschaftungsmethoden 02 Ressourcenschutz und Klima Welche Messnetze gibt es für die Nitratüberwachung im Grundwasser? Für Nitrat im Grundwasser gibt es unterschiedliche Messnetze. Das EU-Nitratmessnetz wird seit dem Nitratbericht 2016 verwendet und enthält aktuell 692 Messstellen. Die Mess- stellendichte beträgt dabei 1,9 Messstellen je 1.000 km2. Das EU-Nitratmessnetz dient der Berichterstattung an die EU-Kommission zur Umsetzung der EU-Nitratrichtlinie. Darüber hinaus ist das Nitratmessnetz Teil des mit 1.215 Messstellen größten Messnetzes für die Berichterstattung an die EU-Um- weltagentur (EUA-Messnetz). Dieses EUA-Messnetz ist am re- präsentativsten für Deutschland insgesamt mit einer Messstel- lendichte von 3,5 Messstellen je 1.000 km2. Die Messstellendichte ist aber immer noch deutlich un- ter dem EU-Durchschnitt. Für die Ausweisung der nitratsensiblen Gebiete nach der Düngeverord- nung soll über eine Verwaltungs- vorschrift des Bundes bis Ende 2020 sichergestellt werden, dass mindestens eine Messstelle je 50 km2 vorhanden ist. Daneben besteht ein Messnetz zur Berichterstattung nach der Wasserrahmenrichtlinie mit knapp 7.200 Messstellen. Über die Lage der Messstellen für die Nitratberichte und die Was- serrahmenrichtlinie informiert eine Online-Karte (https://www. bauernverband.de/themen- dossiers/umwelt-artenschutz/ themendossier/nitratmessstel- len-in-deutschland). 61
02 Ressourcenschutz und Klima 2.3 Klimaschutz 2.3 Klimaschutz Besondere Rolle der Landwirt- „fundamentale Priorität“ zuer- eine treibhausgasfreie Produktion schaft kannt. Klimaschutz und eine Anpas- von Lebensmitteln nicht möglich sung an den Klimawandel sollen so ist, da die Landwirtschaft mit na- Das Pariser Klimaschutzabkommen erfolgen, dass die Lebensmittelpro- türlichen Prozessen wie Verdauung 2015 hat der Ernährungssicherung duktion nicht gefährdet wird. Dies und Nährstoffversorgung arbeitet. und Beendigung des Hungers eine auch vor dem Hintergrund, dass Möglich ist eine Effizienzsteige- rung. 2019 stammten 8,5 Prozent der deutschen Gesamtemissionen an Treibhausgasen aus der Land- wirtschaft. Klimaschutz mit Landwirtschaft und Bioenergie Durch den Einsatz von Bioenergie für Strom, Wärme und Kraftstoffe wurden 2019 rund 66 Millionen Tonnen Treibhausgasemissionen vermieden. Damit entspricht diese Vermeidungsleistung für andere Sektoren etwa 96 Prozent der Emissionen, die die Landwirtschaft selbst verursacht. Landnutzungsänderungen und Kohlenstoffsenke Die Nutzung von Böden als Acker oder Grünland sowie Umwandlun- gen von Acker- in Grünland oder umgekehrt führen zu Veränderun- gen des Gehalts an Bodenkohlen- stoff. Damit werden Treibhausgase, hauptsächlich Kohlenstoffdioxid, fixiert oder freigesetzt. Ebenso tra- gen Aufforstung, Entwaldung und Waldbewirtschaftung zu Verände- rungen im Kohlenstoffhaushalt bei und sind damit klimawirksam. Die 62
2.3 Klimaschutz 02 Ressourcenschutz und Klima Landwirtschaft: Methan und Lachgas in der Klimabuchhaltung nach dem „Quellprinzip“ Diskussion Vorleistungen für die Landwirtschaft wie die Dünge- Die Treibhausgasemissionen der deutschen Land- mittel- und Pflanzenschutzmittelproduktion sowie wirtschaft von 68 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent alle nachgelagerten Bereiche wie zum Beispiel bestehen zum größten Teil aus den Klimagasen die Milch- und Fleischverarbeitung werden in der Methan (CH4) und Lachgas (N2O) und nur zu einem offiziellen Treibhausgasberichterstattung nicht bei kleinen Teil aus Kohlenstoffdioxid (CO2). Methan wird der Landwirtschaft, sondern bei der Industrie oder beispielsweise von Wiederkäuern bei der Verdauung dem verarbeitenden Gewerbe bilanziert. Die Treib- produziert und Lachgas entsteht durch die Umset- hausgasminderungen, die die Land- und Forstwirt- zung von Stickstoffverbindungen im Boden. schaft durch Bioenergie erbringt, werden nicht der In der Bilanzierung von Treibhausgasen wird die Land- und Forstwirtschaft, sondern dem Energie- und Klimawirkung von Methan (CH4) mit dem 25-fachen Verkehrssektor gutgeschrieben. und die von Lachgas (N2O) mit dem 298-fachen von CO2 ausgewiesen. Methan wird in der Atmosphäre Neue Zuordnung der energetischen mit Sauerstoff zu CO2 und Wasser abgebaut. Die Emissionen aus der Landwirtschaft Halbwertszeit von Methan in der Atmosphäre beträgt nach neueren Forschungen nur 12 Jahre und ist damit Im deutschen Klimaschutzgesetz werden 6,0 geringer als bisher angenommen. Wenn Wiederkäuer Millionen Tonnen CO2-Emissionen aus Brenn- und den Aufwuchs von Grünland nutzen, ist der CO2-Kreis- Treibstoffen direkt dem Sektor Landwirtschaft zuge- lauf mittelfristig geschlossen. Bleibt der Ausstoß von ordnet (bisher Verkehr und Gebäude). Durch diese Methangasen aus der Tierhaltung konstant, löst dies geänderte Statistik erklärt sich der höhere Anteil der keinen zusätzlichen Treibhausgaseffekt aus. Landwirtschaft an den Gesamtemissionen von 8,5 Prozent (ohne Energie entsprechend 7,7 Prozent). Treibhausgasemissionen in diesen Bereichen werden als „Landnut- zung, Landnutzungsänderung und Forst“ erfasst und unter der inter- national gebräuchlichen Bezeich- nung LULUCF (Land Use, Land Use Change and Forestry) abgekürzt. Emissionen seit 1990 um 24 Prozent gesunken Seit 1990 – dem Bezugsjahr des ersten Klimaschutzabkommens, des Kyoto-Protokolls – hat die deutsche Landwirtschaft die Treib- hausgasemissionen bereits von rund 89,9 Mio. t CO2-Äquivalent auf 68,2 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent in 2019 gesenkt. Dies entspricht 63
02 Ressourcenschutz und Klima 2.3 Klimaschutz einer Reduzierung der Emissionen um 24 Prozent. In 2019 sind die landwirtschaftlichen Emissionen im Vergleich zum Vorjahr um gut 2 Prozent zurückgegangen. Klimaeffiziente Landwirtschaft Geringere Tierbestände verbunden mit Effizienzsteigerungen in der landwirtschaftlichen Erzeugung haben dazu geführt, dass die Treib- hausgasemissionen gesenkt und gleichzeitig die Produktion gestei- gert werden konnte. Die Landwirt- schaft produziert heute mehr und belastet das Klima dabei deutlich weniger als noch 1990. Landwirtschaft im weltweiten Vergleich Auch im internationalen Vergleich ist die landwirtschaftliche Pro- duktion in Deutschland besonders klimaschonend. Bei der Produktion von einem Liter Milch zum Beispiel werden durch die Entstehung von Methan in Deutschland ca. 1,1 kg CO2-Äquivalente freigesetzt. Das liegt deutlich unter dem weltwei- ten Durchschnitt von 2,4 kg und ist weit entfernt von den Emissions- werten Afrikas und Asiens mit 7,5 beziehungsweise 3,5 kg CO2-Äqui- valent je Liter Milch. Ernährung taugt nur einge- schränkt zum Klimaschutz Die Ernährung ist lebensnotwen- dig. Sie kann im Gegensatz zum Verkehr oder täglichen Konsum an Gebrauchsgegenständen nicht auf- 64
2.3 Klimaschutz 02 Ressourcenschutz und Klima gegeben werden. Allerdings kann die Klimaeffizienz von Ernährung weiter verbessert werden. Etwa 15 Prozent der Klimaemissionen der Verbraucher gehen in Deutschland auf die Ernährung zurück. Oft wird das Potenzial der Ernährung für den Klimaschutz überschätzt, ebenso wie eine mögliche Umstel- lung von Ernährungsgewohnheiten. Die energiebedingten Emissionen übersteigen die Emissionen der Ernährung (inklusive Lebensmit- teltransport) bei weitem. Deutschland mit Klimaschutz- gesetz 2030 Mit dem Klimaschutzgesetz wer- den verbindliche Ziele zur Minde- rung der Treibhausgasemissionen bis 2030 gesetzt. Ergänzend wurde im Herbst 2019 ein umfangreiches Förderpaket sowie die Einführung eines nationalen Emissions- handelssystems für Brenn- und Treibstoffe beschlossen. Aus den Einnahmen des Emissionshandels und aus Steuermitteln werden umfangreiche Fördermaßnahmen für den Klimaschutz finanziert, darunter auch für die Land- und Forstwirtschaft. Für den Agrar- und Forstsektor werden jährlich etwa 180 bis 215 Millionen Euro aus dem Energie- und Klimafonds bereit- gestellt. Hinzu kommen weitere Haushaltsmittel in Höhe von jähr- lich 140 bis 170 Millionen Euro vor allem für die Forstwirtschaft. 65
02 Ressourcenschutz und Klima 2.4 Folgen des Klimawandels 2.4 Folgen des Klimawandels Extreme Wetterereignisse weise sicheres Land, wie der Welt- forderungen stellen. Angesichts nehmen zu Risiko-Index der Vereinten Natio- des Klimawandels wird erwartet, nen belegt (Rang 162 von in 2020 dass derartige extreme Wetter- Naturkatastrophen und extreme 181 bewerteten Staaten). Wetter- ereignisse zunehmen. Nach den Wetterlagen gibt es seit Menschen- lagen wie extreme Dürre, Hitze, bisherigen Beobachtungen ist die gedenken. Fluten, Erdbeben und Dauer- und Starkregen, Sturm, Intensität solcher Schadereignisse Dürreperioden finden schon in der Früh-, Spät- und Kahlfrost können in Deutschland regional unter- Bibel Erwähnung. Deutschland ist aber auch die deutsche Land- und schiedlich und daher im Einzelfall in dieser Hinsicht ein vergleichs- Forstwirtschaft vor große Heraus- kaum vorhersehbar. Höhere CO2-Konzentration fördert das Pflanzenwachstum Der Anstieg der atmosphärischen CO2-Konzentration führt nicht nur zu einer Erderwärmung, sondern hat auch Auswirkungen auf das Pflanzenwachstum auf Grund höherer Photosynthese-Leistun- gen. Neben dem CO2-Düngeeffekt kommt es zu einer verbesserten Wassernutzungseffizienz. Auch längere Vegetationszeit bringt Vorteile Wetteraufzeichnungen für Deutschland zeigen einen unge- brochenen Trend der Erwärmung. Seit 1881 ist die Jahresmitteltem- peratur nach Angaben des Deut- schen Wetterdienstes (DWD) um 1,4 Grad Celsius angestiegen. Gleichzeitig hat die Zahl der Som- mertage zugenommen und die der Frosttage abgenommen. Damit verbunden ist eine längere Vegeta- tionszeit. 66
2.4 Folgen des Klimawandels 02 Ressourcenschutz und Klima Aber Risiken durch Spätfröste wachsen Der Temperaturanstieg führt ten- denziell zu einer Verfrühung der Pflanzenentwicklung. Es kommt zu einer Verschiebung der phänologi- schen Jahreszeiten. Die Vegetati- onszeit beginnt früher. Der frühere Austrieb ist allerdings mit starken Schwankungen von Jahr zu Jahr verbunden. Durch den früheren Vegetationsbeginn wächst zugleich die Gefahr von Schadereignissen durch Spätfröste. Insbesondere Obst, Wein und andere Sonderkul- turen sind betroffen. Wärmere Winter stellen gerin- Ernte im Herbst infolge beschleu- gere Härteanforderungen an nigter Wachstumsentwicklung. Die die Pflanzen Frostgefahr im Winter nimmt ab, die Anzahl der Frosttage und die Mit dem Temperaturanstieg ver- Frosthärte gehen zurück. Pflanzen bunden ist aber auch eine frühere kommen auch mit einer geringeren 67
02 Ressourcenschutz und Klima 2.4 Folgen des Klimawandels Frosthärte zurecht. Warme Winter Der Kältereiz muss über einen Mehr Niederschläge, aber nicht können aber auch teilweise zu längeren Zeitraum zwischen 0 und dann, wenn die Pflanzen darauf fehlenden Vernalisationsanreizen 10°C liegen. angewiesen sind führen. Die Vernalisation bezeich- net den Blühimpuls bei Pflanzen Nicht nur bei den Temperaturen, nach einer längeren Kälteperiode. sondern auch bei den Niederschlä- Diese ist art- und sortenspezifisch. gen ist langfristig eine deutliche 68
2.4 Folgen des Klimawandels 02 Ressourcenschutz und Klima Zunahme der Jahresniederschlags- mengen zu beobachten, seit 1861 um etwa 10 Prozent bei regionalen Unterschieden. Gleichzeitig treten extreme Niederschlagsereignisse wie Starkregen häufiger auf. Der Niederschlagsanstieg wird vor allem im Winter und auch Herbst registriert, im zeitigen Frühjahr und Sommer aber gehen die Nie- derschlagsmengen zurück. Das führt zu geringerer Bodenfeuchte und damit zu mehr Frühjahrs- und Sommertrockenheit. Die größeren Niederschlagsmengen im Winter (Herbst) dagegen können zu Bo- denerosion und verstärkter Nähr- stoffauswaschung führen. Mehr Hitzestress bei Pflanzen und Tieren Weniger Sommer-Niederschläge und höhere Verdunstung durch größere Sommerhitze und mehr Sommertage führen tendenziell zu mehr Hitzestress bei Pflanzen und Tieren. Bei Pflanzen kann dies vermehrt zu früherer Abreife, zu Notreife und Sonnenbrand, zum Beispiel bei Äpfeln, führen. Für viele Nutzpflanzen-Schädlinge werden dagegen die Überlebens- chancen besser. Der Obst-, Wein- und Waldbau zum Beispiel hat zunehmend mit invasiven Arten wie der Kirschessigfliege oder dem Asiatischen Laubholzbockkäfer zu kämpfen, die in hiesigen Gefilden keine natürlichen Feinde haben. Folgeschäden durch Extremwet- terlagen entstehen durch Insekten, Pilze und Bakterien (zum Beispiel Borkenkäfer im geschädigten 69
02 Ressourcenschutz und Klima 2.4 Folgen des Klimawandels Starke Schwankungen von Jahr zu Jahr Die Variabilität der Witterung nimmt tendenziell zu. Trockenpe- rioden wechseln mit Starkregen, besonders im Sommer. Bezüglich anderer Extremwetterereignisse wie Tornados und Hagel können die Wetterforscher, was Deutsch- land anbelangt, keine eindeutigen Tendenzen ausmachen. Wetterfor- scher weisen ausdrücklich darauf hin, dass die Feststellung von Wettertrends mindestens einen Beobachtungszeitraum von 40 Jahren umfassen sollte. Nicht jedes Extremwetterereignis ist somit auf den Klimawandel zurückzuführen. Staatlich unterstützte Ver- sicherungslösungen in der Diskussion Da die Risiken in der Landwirt- schaft besonders durch Spätfröste, Wald). Es gibt auch Nutzpflanzen, führt wird, steigt die Körpertempe- Starkregen und Trockenheit in den die mit den höheren Temperaturen ratur. Das beeinträchtigt nicht nur letzten Jahren deutlich zugenom- und wenig Niederschlägen gut zu- die Leistungsfähigkeit der Tiere, men haben und einzelbetriebliche rechtkommen. Dazu gehören zum sondern erhöht auch ihre Anfäl- Anpassungsstrategien des Risiko- Beispiel tiefwurzelnde Rebstöcke. ligkeit für Krankheiten. Eine Viel- managements nur bedingt Abhilfe zahl von Maßnahmen ist gefragt. schaffen, gewinnen Forderungen Besonders in der Schweine- und nach Stärkung der einzelbetrieb- Hitze ist für landwirtschaftliche Geflügelhaltung können Ventilato- lichen Risikovorsorge durch staat- Nutztiere das größte Wetter- ren und Wassersprühanlagen die lich unterstützte Versicherungslö- risiko natürliche Thermoregulation der sungen an Bedeutung. Ziel soll es Auch landwirtschaftliche Nutztiere Tiere unterstützen und die negati- dabei sein, eine breite Mehrheit können durch hohe sommerliche ven Auswirkungen von Hitzestress der Landwirte für eine Teilnahme Temperaturen gestresst sein. Zu- reduzieren. an derartigen Versicherungslö- nehmend längere Phasen mit stei- sungen zu gewinnen, um letztlich genden Temperaturen wirken sich staatliche „Ad hoc-Hilfen“ über- damit unmittelbar auf das Tierwohl flüssig zu machen. In Deutschland aus. Wenn die im Stoffwechsel der wird ein Zuschuss von mindestens Tiere erzeugte Wärme nicht abge- 50 Prozent zur Versicherungsprä- 70
2.4 Folgen des Klimawandels 02 Ressourcenschutz und Klima Mögliche landwirt- schaftliche Anpassungs- strategien • Risiko streuen durch Anbau- diversifizierung • Züchtung trocken-, hitzetole- ranter und widerstandsfähi- ger Pflanzen • Wasserhaltefähigkeit der Bö- den u.a. über konservierende Bodenbearbeitung steigern • Effiziente Be- und Entwässe- rungstechnik • Geeignete Frost- und Hagel- schutztechnik • Klimagerechte Stallbauten • Versicherungslösungen Quelle: DLG (Merkblatt 434 – Mehrgefahrenversicherungen in auch für den Landwirt kalkulier- mit der investiven Förderung von der Landwirtschaft) barer ist und am Ende finanziell Bewässerungsmaßnahmen beim günstiger zu stehen kommt als „Ad Frostschutz und von Hagelnetzen hoc-Hilfen“. waren bereits erste Schritte zur Unterstützung des einzelbetriebli- GAK-Förderung und verbesserte che Risikomanagements getan. Die Versicherungsangebote Versicherungswirtschaft ist gefor- mie bei den Gefahren Spätfrost, dert, praxisgerechtere, zielgenau- Starkregen, Trockenheit und Sturm Staatliche „Ad hoc-Hilfen“ fallen ere und kostengünstige Angebote diskutiert. Modellrechnungen ebenso wie die Unterstützung von für Versicherungen insbesondere ergeben im Ackerbau einschließ- Versicherungslösungen grund- bei Trockenschäden zu entwickeln. lich Sonderkulturbereich einen sätzlich in die Zuständigkeit der Bedarf an öffentlichen Mitteln von Länder. Unterstützend kann auch etwa 350 bis 400 Millionen Euro in der Bund finanzielle Hilfen leisten. den ersten Jahren der Einführung. Vor diesem Hintergrund wäre Unterstellt sind dabei ein gewisser eine staatliche Unterstützung von Selbstbehalt und die Annahme, Mehrgefahrenversicherungen als dass so etwa zwei Drittel der eigenständige Maßnahme in der Acker- und Sonderkulturflächen Gemeinschaftsaufgabe „Verbes- Deutschlands versichert werden serung der Agrarstruktur“ (GAK) können. Ein Ende 2019 gestartetes prädestiniert. Mit der seit Januar Pilotprojekt in Baden-Württemberg 2020 eingeführten ermäßigten Ver- lässt erkennen, das eine derartig sicherungssteuer von 0,3 Promille unterstützte Versicherungslösung der Versicherungssumme auch sowohl für den Steuerzahler als für Dürreversicherungen sowie 71
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