2021 Pflegemonitor Brandenburg - Qualitätsgemeinschaft Pflege
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Pflegemonitor Brandenburg 2021
Inhalt Pflegemonitor Brandenburg 2021 5 Demografische Entwicklung 6 Art der Versorgung 7 Berufsfeld Pflege 8 Arbeitsmarkt Pflege 9 Beratung im Flächenland 10 Ambulante Versorgung im ländlichen Raum 11 Aufteilung des Pflegemarkts 12 Unterstützende Angebote 13 Was kommt auf Brandenburg zu? 14 Was kommt auf die Landkreise zu? 15 Vorhaben der Landesregierung … 16 … und woran sie sich messen lassen muss 17 Erfahrungen aus der Corona-Pandemie 18 Schlussfolgerungen 19 3
Pflegemonitor Brandenburg 2021 Der Pflegemonitor Brandenburg 2021 wirft in seiner ersten Ausgabe einen Blick auf die Situation der Pflege in Brandenburg. Er bedient sich dabei der vielfältigen Daten- lage unterschiedlicher Quellen. Auch das Land Brandenburg veröffentlicht regelmäßig Kennzahlen zur Situation. In dieser Stimmenvielfalt geht der Fokus nur zu leicht verlo- ren. Der Pflegemonitor Brandenburg will dem entgegenwirken und bringt unterschied- liche Aspekte und Themenfelder komprimiert zusammen. Ziel dieser ersten Ausgabe ist es, vor dem Hintergrund der Aufgaben, die sich die Landesregierung für den Pflegebereich vorgenommen hat, in einer Funktion als Brenn- glas den Status festzuhalten, an dem sich die (hoffentlich einstellenden) Erfolge der Koalition messen lassen müssen. Die wesentlichste Erkenntnis ist nicht neu: Die Situation in der Pflege in Brandenburg ist besorgniserregend! Immer mehr BrandenburgerInnen benötigen pflegerische Unterstützung und es fehlt an Arbeitskräften, dies zu leisten. Das gilt im Besonderen für einige ländliche Regionen. Die Chancen auf verlässliche pflegerische Beratung und Versorgung sind zwischen „Speckgürtel“ und Land, zwischen Nord und Süd sehr unterschiedlich verteilt. Ein erfolgreiches Sozialraummanagement mit allen an der Pflege beteiligten Akteuren zeigt den Weg aus diesem Dilemma und ist zentraler Baustein zur Sicherung der Versorgung. Doch hierfür ist dringend landespolitisches Handeln in enger Kooperation mit den Kreisen, Kommunen und den Partnern der Pflegewirtschaft gefordert. Ein Pakt für Pflege muss wirksam werden! Qualitätsgemeinschaft Pflege Die Qualitätsgemeinschaft Pflege (QgP) macht sich stark für eine kontinuierliche Verbesserung und Sicherung der Qualität in der Pflege. Ziel ist es, mehr Handlungssi- cherheit für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Pflegeeinrichtungen und somit mehr Versorgungssicherheit und Transparenz für alle Pflegebedürftigen und deren Angehörige zu schaffen. Die QgP ist ein Kooperationsnetzwerk der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrt und den beteiligten Mitgliedsorganisationen. www.qgp-brandenburg.de 5
Pflegemonitor Brandenburg Demografische Entwicklung Entwicklung des Altenquotienten Die Brandenburger werden älter und weniger. Der Anteil an über 65-Jährigen im Verhältnis zu 61,4 den 20 bis 65-Jährigen steigt seit Jahren – und 51,6 mit ihm auch der Anteil an Pflegebedürftigen. 39,8 44,7 Quelle: Brandenburger Sozialindikatoren 2020 ! Die Ausgaben für Gesundheit und Pflege in Brandenburg werden steigen – und das bei gleichzeitig sinkendem Potenzial von Erwerbspersonen. 2016 2020 2025 2030 Die Ausgaben für Gesundheit und Pflege in 5,3% Brandenburg werden steigen – und das bei gleich- zeitig sinkendem Potenzial von Erwerbspersonen. Dritthöchste Pflegequote Quelle: Brandenburger Sozialindikatoren (2020) In Brandenburg müssen mehr Menschen gepflegt 2017 werden als im Bundesdurchschnitt (4,1 Prozent). Der Anteil der EmpfängerInnen von Leistungen der Pflegeversicherung steigt kontinuierlich an. Quelle: Brandenburger Sozialindikatoren 2020 3,4% ! Brandenburg hat hinter Mecklenburg- Vorpommern und Thüringen mittler weile die dritthöchste Pflegequote. 2009 Brandenburg hat hinter Mecklenburg- Vorpommern und Thüringen mittlerweile 2030 dieAnzahl der Pflegequote. dritthöchste Pflegebedürftigen Die Zahl an Pflegebedürftigen steigt stark. Bis zum Quelle: Jahr Brandenburger 2030 werdenSozialindikatoren (2020) pflegebedürftige rund 164.650 164.649 Personen erwartet. Quelle: Daten und Fakten zur Pflege im Land Brandenburg (2019) 2017 ! Brandenburg muss in den nächsten 132.426 zehn Jahren mit etwa ein Viertel mehr Pflegebedürftigen rechnen. Brandenburg muss in den nächsten zehn Jahren 6 mit etwa ein Viertel mehr Pflegebedürftigen rechnen.
Art der Versorgung Am liebsten Zuhause Die Pflege in Brandenburg findet zum größten Teil Zuhause statt. Vergleichsweise wenige nutzen statio- näre Pflegeeinrichtungen. Damit fallen Familien und ambulanten Angeboten im Flächenland Branden- burg eine besonders große Rolle zu. Brandenburg Versorgung stationär: 18,4 % Versorgung zu Hause: 81,5 % Bremen Versorgung stationär: 20,5 % Versorgung zu Hause: 79,5 % … Bayern Versorgung stationär: 29,0 % Versorgung zu Hause: 71,0 % Schleswig-Holstein Versorgung stationär: 32,5 % Versorgung zu Hause: 67,4 % Quelle: Brandenburger Sozialindikatoren 2020 Entlastende Angebote benötigt Der Anstieg der + Die Zahl der pflegebedürftigen Brandenburger Tagespflegeplätzen Innen steigt und der überwiegende Teil von ihnen wird zuhause versorgt. Unterstützende Angebote 2015 bis 2017 14,7% wie Tagesbetreuung und kurzfristig entlastende Angebote sind dringend vonnöten. Quelle: Daten und Fakten zur Pflege im Land Brandenburg (2019) ! Die Entwicklung der Platzzahlen ist stark im Bundesvergleich und deckt Der Anstieg an Kurzzeitpflegeplätzen dennoch nicht den wachsenden Bedarf in Brandenburg. 2015 bis 2017 + 5,9% Die Entwicklung der Platzzahlen ist stark im 7 Bundesvergleich und deckt dennoch nicht den wachsenden Bedarf in Brandenburg.
Pflegemonitor Brandenburg Berufsfeld Pflege Die Pflege in Brandenburg ist weiblich Das Berufsfeld ist wie die meisten sozialen Berufe weiblich geprägt. Ähnlich wie in ganz Deutsch- land ist auch in Brandenburg der Anteil von Frauen überdurchschnittlich hoch. Quelle: Daten und Fakten zur Pflege im Land Brandenburg (2019) 86,1% Vollzeitquote 29,1% Frauen Das Berufsfeld Geringe Pflege ist wie die meisten sozialen Vollzeitquote 6 7 8 9 10 Berufe Bei einerweiblich insgesamt geprägt. geringen Ähnlich Quotewiean in ganz Vollzeit Deutschland ist beschäftigten auch in der in Brandenburg Pflege der Anteil sind es vor allem 11 12 13 14 15 von Frauen Frauen, überdurchschnittlich die deutlich mehr in Teilzeithoch. arbeiten als ihre männlichen Kollegen. Quelle: Daten und Fakten zur Pflege im Land Brandenburg (2019) 16 17 18 19 20 Quelle: Daten und Fakten zur Pflege im Land Brandenburg (2019) Vollzeitquote 41,7% ! Die Vollzeitquote bei Frauen ist ins gesamt rückläufig. In Brandenburg ist sie rund ein Drittel geringer als die Männer Die Vollzeitquote bei Frauen ist insgesamt der Männer. Lohngefälle zwischen Alten- und rückläufig. In Brandenburg ist sie rund ein Drittel Krankenpflege geringer als die der Männer. Die gute Nachricht: Die Löhne in der Pflege steigen in ganz Quelle: DatenDeutschland. Dieimschlechte: und Fakten zur Pflege Die regio- Land Brandenburg (2019) nalen Unterschiede sind nach wie vor gravierend und die Löhne im Osten sind immer noch geringer als im Westen. Hinzu kommt, dass innerhalb der Pflegebranche auch in Brandenburg überwiegend ein starkes Lohngefälle zwischen Kranken- und Altenpflege herrscht, welches die dringend benö- tigte Fachkräftegewinnung, beispielsweise für die Langzeitpflege, erschwert. Quelle: IAB-Forum, Entgelte von Pflegekräften (Januar 2018) ! –24,4% Fachkräfte in der Altenpflege verdienen rund ein Viertel weniger Geld als in der Krankenpflege. Fachkräfte in der Altenpflege verdienen rund ein Viertel weniger Geld als in der Krankenpflege. 8 Quelle: IAB-Forum, Entgelte von Pflegekräften (Januar 2018)
Arbeitsmarkt Pflege Hoffnung auf mehr Nachwuchs Es werden dringend Nachwuchskräfte für die Pflege benötigt, doch + 29% die Anzahl an Absolventen, die in den Beruf einsteigen, ist viel zu ge- ring für einen nennenswerten Effekt. Die große Hoffnung ist die seit 2020 eingeführte generalistische Ausbildung: Die bisher getrennten Ausbildungen Altenpflege, Gesundheits-/Krankenpflege und Kinder- krankenpflege werden in einer gemeinsamen Berufsausbildung zum „Pflegefachmann/-frau“ zusammengeführt. Der spätere Einsatz ist somit deutlich flexibler – ein Vorteil für Absolventen und Arbeitgeber Quelle: Daten und Fakten zur Pflege im Land Von 2013 bis 2017 ist die Anzahl der Pflege- (siehe auch pflegeportal-brandenburg.de). Brandenburg (2019) bedürftigen um 29 Prozent gewachsen. Die Zahl der Ausbildungsstarts an Altenpflege- ! schulen stagnierte im gleichen Zeitraum. Von 2013 bis 2017 ist die Anzahl der Pflegebedürftigen um 29 Prozent gewachsen. Die Zahl der Ausbildungsstarts an Altenpflegeschulen stagnierte im gleichen Zeitraum. Quelle: Daten und Fakten zur Pflege im Land Brandenburg (2019) Dynamisches Berufsfeld Unbesetzte Stellen Insgesamt ist die Branche ein wachsender Wirt- Freie Stellen in der Altenpflege bleiben bundes- schaftszweig und die Pflegewirtschaft ein Jobmo- weit ohnehin häufig lange unbesetzt. In Branden- tor für Brandenburg. Entsprechend der Nachfrage burg dauert es 68 Tage länger als in allen anderen steigen die Beschäftigtenzahlen seit Jahren. Branchen, bis eine Stelle wieder besetzt ist. Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Brancheninformation Pflegewirt- Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Brancheninformation Pflegewirt- schaft, Land Brandenburg (2021) schaft, Land Brandenburg (2021) Vakanzzeit in der Altenpflege: 2020 198 Tage 9,5% 9,3% Alle Berufe: 130 Tage ! Im Juni 2020 waren 80.528 Branden- Im Juni 2019 waren 79.830 BrandenburgerInnen burgerInnen in der Pflegewirtschaft in der Pflegewirtschaft beschäftigt. Das sind rund ein beschäftigt. Zehntel aller Das sind rund ein Zehntel Beschäftigten. Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Brancheninformation Pflegewirtschaft, aller Beschäftigten. Land Brandenburg (2020), Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Brancheninformation Pflege- Bundesagentur für Arbeit, Blickpunkt Arbeitsmarkt, Arbeitsmarktsituation wirtschaft, Land Brandenburg (2021) im Pflegebereich (Mai 2020) 9
Pflegemonitor Brandenburg Beratung im Flächenland S. 10–11 Pflegemonitor Brandenburg Legende Betreute Personen je 1.000 Einwohner 20 bis unter 40 40 bis unter 50 Legende 50 bis unter 60 Betreute Personen je 1.000 Einwohner Pflegestützpunkte 20 bis unter 40 Zweigstellen Pflegestützpunkte 40 bis unter 50 50 bis unter 60 Pflegestützpunkte Pflegestützpunkte Vor allem in den ländlichen Regionen übernehmen die Pflegestütz- Zweigstellen Pflegestützpunkte punkte die wichtige Aufgabe einer neutralen Beratung rund um das komplexe Thema Pflege. Das Beratungsangebot richtet sich an Pflegebedürftige, behinderte Menschen und Angehörige. Quelle: www.pflegestuetzpunkte-brandenburg.de (Seitenaufruf im März.2021) ! Weite Fahrtwege, eingeschränkte Öffnungszeiten und fehlender Onlineservice – die Pflegestützpunkte sollten zu Kompetenzzentren ausgebaut, ihr Informationsange- bot erweitert und die Beratungsleistung für Ratsuchende deutlich leichter zugänglich werden. 10
Ambulante Versorgung im ländlichen Raum In der pflegerischen Versorgung gibt es in Brandenburg große regionale Unterschiede. In den dünner besiedelten nördlichen Landesteilen gestalten ein vergleichsweise hoher Pflegebedarf und geringere Versorgungsstrukturen die Situation für Betroffene und Angehörige schwieriger als im Süden und dem Berliner Umland. Herausforderung ländlicher Raum Der Blick auf die Karte offenbart die große Herausforderung in der ambulanten Versorgung im ländlichen Brandenburger Raum im Ver- gleich zum „Speckgürtel“: Je größer die Entfernung von Berlin, desto mehr Menschen müssen pro 1.000 Einwohner gepflegt und betreut werden Quelle: ISW, Situationsanalyse und Ableitung von Handlungsempfehlungen zur dauerhaften Sicherung und Verbesserung der Pflege im ländlichen Raum (2018) 5 km 15 km ! Die Sicherstellung der ambulanten Die Sicherstellung der ambulanten Versorgung abseits Versorgung abseits der größeren Orte derundgrößeren Städte wird Ortedurch und lange Fahrt Städtewege wirderschwert. durchDielange Anzahl Das Fahrwege, der betreuten Personen bedeutet großewurde aus den Transparenz- organisatorische berichten der Pflegedienste des Jahres 2017 entnommen (AOK-Pfle- die nicht entsprechend und ökonomische refinanziert Herausforderungen genavigator) werden, für die ambulan- und ins Verhältnis zur Bevölkerungszahl erschwert. der Gemeinden vom 31.12. 2016 gesetzt. ten Dienste.Für etwa 4% der insgesamt 741 Pflegedienste lagen keine Transparenzberichte vor. Diese wurden hier dementsprechend nicht mit berücksichtigt. Entfernungen müssten noch verifiziert werden. Ich hab als Beispiel Herzber- g/Elster–Hohenbucko Datenquelle. AOK-Pflegenavigator genommen, (Stand April 2018),das sind Amt für Statistik ca. 20 km. Berlin-Brandenburg (Bevölkerungsdaten); Quelle Geodaten: © GeboBasis-DE/BKG 2018 Basisdaten © OpenStreetMap-Mitwirkende Kartographie © grebemaps.de Grafik © IHR VERMERK 11
Pflegemonitor Brandenburg Aufteilung des Pflegemarkts Öffentliche Freie Träger überwiegen in der Träger vollstationären Pflege 3,5% Entsprechend des Bedarfs steigt auch die Zahl der vollstationären Pflegeeinrichtungen in Branden- burg kontinuierlich. Zwei Drittel der Einrichtungen werden von der Freien Wohlfahrtspflege, Kirchen- 37,1% gemeinden, Stiftungen, Vereinen und gemeinnützi- 59,4% gen GmbHs geführt. Der Anteil öffentlicher Träger (z.B. Kommunen) ist gering. Private Träger Freigemein- 24 h nützige Träger Quelle: Statistik Berlin Brandenburg, Ambulante und stationäre Pflegeeinrichtungen sowie Empfänger von Pflegegeldleistungen in Brandenburg (2019) Angebote in der stationären Pflege (nur Dauerpflege) ausschließlich stationäre Pflege 37,6 % ausschließlich Tagespflege 41,9% (nur Dauer- und) Stationäre- und Kurzzeitpflege 12,9 % Dauer- und Kurzzeitpflege und Tagespflege und/oder Nachtpflege 4,2 % Dauer- und Tagespflege und/oder Nachtpflege 2,2 % Kurzzeit- und Tagespflege und/oder Nachtpflege 0% nur Tages- und Nachtpflege 0,2 % nur Kurzzeitpflege 1,0 % nur Nachtpflege 0% Quelle: Statistik Berlin Brandenburg, Ambulante und stationäre Pflegeeinrichtungen sowie Empfänger von Pflegegeldleistungen in Brandenburg (2019) ! Obwohl der Bedarf stetig steigt, fehlt es an ausreichenden Angeboten, um pflegende Angehörige zu entlasten. 12
Unterstützende Angebote Öffentliche Pflegedienstlandschaft in Träger 0,8% privater Hand Freigemein- Das Angebot der ambulanten Pflege wird weit- nützige gehend von privatwirtschaftlichen Anbietern Träger dominiert. Mehr als ein Drittel sind Einrichtungen der Freien Wohlfahrtspflege, Kirchengemeinden, 35,7% 63,5% Stiftungen, Vereinen und gemeinnützigen GmbHs. Öffentliche, wie z.B. kommunale Angebote spielen auch hier eine untergeordnete Rolle. Quelle: Statistik Berlin Brandenburg, Ambulante und stationäre Pflege- Private einrichtungen sowie Empfänger von Pflegegeldleistungen in Branden- burg (2019) Träger Quelle: Statistik Berlin Brandenburg, Ambulante und stationäre Pflegeeinrichtungen sowie Empfänger von Pflegegeldleistungen in Kaum Nutzung unterstützender Angebote Brandenburg (2019) Jeder Pflegebedürftige hat Anspruch darauf, Betreuungsleistungen in Anspruch zu nehmen, die ihm und seinen Angehörigen Entlastung, zusätzliche Unterstützung oder Abwechslung verschaffen. Sie dienen dazu, im Alltag möglichst selbstständig zu bleiben, soziale Kontakte aufrecht zu erhalten und in den eigenen vier Wänden zu bleiben. Hierfür stellt der Gesetzgeber jedem Pflegebedürftigen finanzielle Mittel zur Verfügung. Und obwohl die meisten pflegebedürftigen BrandenburgerInnen zu Hause leben und versorgt werden, nehmen nur die wenigsten diese Leistung auch in Anspruch. Quelle: Daten und Fakten zur Pflege im Land Brandenburg (2019) Nur jeder zehnte Pflegebedürftige in Brandenburg nimmt die Angebote zur Unterstützung ! Nur jeder zehnte Pflegebedürftige in Brandenburg nimmt die Angebote zur im Alltag in Anspruch. Unterstützung im Alltag in Anspruch. Quelle: Daten und Fakten zur Pflege im Land Brandenburg (2019) 13
Pflegemonitor Brandenburg Was kommt auf Brandenburg zu? Bevorstehende Renteneintritts-Welle Neben dem ohnehin wachsenden Bedarf an Pflege fachkräften steht die Branche in den kommenden Jahren zusätzlich vor der Herausforderung, dass eine Vielzahl der Beschäftigten in den altersbeding- ten Ruhestand gehen werden. Quelle: Daten und Fakten zur Pflege im Land Brandenburg (2019) ! 41,8 Prozent der Beschäftigten in der Pflege sind aktuell über 50 Jahre. Sie werden statistisch gesehen, in den nächsten 10 bis 15 Jahren in Rente 41,8% gehen. 41,8 Prozent der Beschäftigten in der Pflege Mehr sind Pflegekräfte aktuell über 50 Jahre. werden gebraucht Sie werden statistisch 44.000 So viele Menschen müssen bis 2030 gesehen, in den nächsten 10 bis 15 Jahren in gewonnen werden, Rente um die bis dahin steigende Zahl von pfle- gehen. gebedürftigen BrandenburgerInnen versorgen zu Beschäftigte alleine in können. Quelle: DatenDas sind für und Fakten diesen zur Pflege Bereich im Land nochmal Brandenburg rund (2019) der Altenpflege gesucht … 17 Prozent mehr Menschen als heute in Branden- burg in der gesamten Pflege tätig sind. Quelle: Daten und Fakten zur Pflege im Land Brandenburg (2019) Quelle: Daten und Fakten zur Pflege im Land Brandenburg (2019) >340% Steigende Pflegekosten Mit der Anzahl der Pflegebedürftigen steigen auch die Kosten. Von einer Annäherung an bundesdeut- sche Verhältnisse ist in den kommenden Jahren auszugehen. Dabei wirken sich u.a. steigende Personalkosten und sinkende Renteneinkünfte besonders aus. Quelle: Daten und Fakten zur Pflege im Land Brandenburg (2019) 2017 ! Die Kosten für Patienten und Sozial- systeme in der Hilfe für Pflege stei- 2030 gen um ein Vielfaches. Die Kosten für Patienten und Sozialsysteme in der Hilfe für Pflege steigen um ein Vielfaches. 14 Quelle: Daten und Fakten zur Pflege im Land Brandenburg (2019)
Was kommt auf die Landkreise zu? In Brandenburg besteht ein großes Stadt-Land-Gefälle. Die Situation des wachsenden Berliner „Speckgürtels“ bei gleichzeitiger Ausdünnung einiger ländlicher Regionen er- fordert kluges, zukunftsorientiertes und pflegepolitisches Handeln in den Landkreisen. Besonders dem wachsenden Bedarf an Pflegepersonal in den ländlichen Regionen zu begegnen, wird starken Einfluss auf die Versorgungssituation haben. Landkreis Oberhavel Landkreis Uckermark Der Landkreis hat bis 2030 keinen Während die Bevölkerung im Land- Bevölkerungszuwachs zu erwarten. kreis bis 2030 stark sinkt, hat der Gleichzeitig sagen Prognosen sehr Landkreis den höchsten Zuwachs hohe Zuwachsraten an Pflegebedürf- an Pflegebedürftigen zu erwarten. tigen und Mehrbedarf an Pflegeperso- nal voraus. Prignitz Uckermark Ostprignitz- Ruppin Oberhavel Landkreis Barnim Barnim Im Barnim ist bis 2030 ein sehr hoher Zuwachs an Pflegebedürf- tigen und gleichzeitig der höchste Märkisch- Mehrbedarf an Pflegepersonal in Havelland Oderland Brandenburg zu erwarten. Und das bei kaum nennenswertem Bevölke- rungswachstum. Potsdam- Oder-Spree Mittelmark Stadt Potsdam Teltow- Beinahe überall in Brandenburg stag- Fläming Dahme- nieren oder sinken die Bevölkerungs- Spreewald zahlen. Potsdam dagegen erwartet bis Spree- Neiße 2030 einen Bevölkerungszuwachs um 24 Prozent. Dadurch wird die Stadt den Ober- Herausforderungen in der Pflege ins- spreewald- Lausitz gesamt besser begegnen können. Elbe-Elster Quellen: Daten und Fakten zur Pflege im Land Brandenburg (2019), Landesamt für Bauen und Verkehr, Bevölkerungsvorausschätzung 2017 bis 2030 – Ämter und amtsfreie Gemeinden des Landes Brandenburg (2018) 15
Pflegemonitor Brandenburg Vorhaben der Landes regierung … Die Brandenburger Landesregierung hat die Dringlichkeit im Pflegebereich tätig zu werden erkannt. Als eine Kernaufgabe wurde die „Sicherung eines würdevollen Alterns in allen Landesteilen (…) angesichts der demografischen Entwicklung“ festgeschrieben. Hier die wichtigsten Ziele: So steht es im Koalitionsvertrag Stärkung der Pflege vor Ort und Aufbau alltagsunterstützender und niedrigschwelliger Angebote. Stabilisierung der häuslichen Pflege durch wohnortnahe und bezahlbare Angebote der Kurzzeit- und Tagespflege Ausbau der Pflegestützpunkte und Stärkung der Aufsuchenden Beratung Steigerung der Zahl der Auszubildenden in Pflegeberufen Senkung der Quote der Ausbildungsabbrüche Quelle: Ein neues Kapitel für Brandenburg. Zusammenhalt Nachhaltigkeit Sicherheit. Gemeinsamer Koalitionsvertrag von SPD, CDU und Bündnis 90/Die Grünen 16
… und woran sie sich messen lassen muss Der Erfolg der Landesregierung darf vor dem Hintergrund einer alternden Brandenburger Gesellschaft und einer Ausdünnung zahlreicher Landstriche letzten Endes nicht nur politisch bewertet werden. Trotz der Corona-Pandemie muss er sich in spürbaren Veränderungen, sichtbaren Verbesserungen und den Statistiken wiederfinden. Ausgehend vom aktuellen Status quo müssen die politischen Aktivitäten in den nächsten Jahren deutliche Verbesserungen für die BrandenburgerInnen bewirken! Das ist der Status quo: Angebote zur Unterstützung Standorte (2019) 299 im Alltag1 Einzelangebote (2019) 771 Ehrenamtliche (2018) 2.511 NutzerInnen (2018) 16.943 Plätze in der stationären Pflege2 Tagespflege 3.718 Kurzzeitpflege 540 Pflegestützpunkte3 Standorte 19 Steigerung der Zahl der Auszubildenden 2017/18 3.936 in Pflegeberufen. 2018/19 4.198 2019/20 4.428 Ausbildungsabbrüche Pflegeberufe5 AbsolventInnen 1.225 AbbrecherInnen 572 Quellen: 1 / LASV, Brandenburger Sozialindikatoren 2020 2/ MSGIV, Daten und Fakten zur Pflege in Brandenburg 2019 3/ www.pflegestuetzpunkte-brandenburg.de am 29.9.2020 4/ Statistik Berlin Brandenburg, Ausbildungsstätten für Fachberufe des Gesundheitswesens im Land Brandenburg Schuljahr 2019/20 5/ Statistik Berlin Brandenburg, Ausbildungsstätten für Fachberufe des Gesundheitswesens im Land Brandenburg Schuljahr 2019/20 17
Pflegemonitor Brandenburg Erfahrungen aus der Corona-Pandemie Im aktuellen Pandemiegeschehen sind die langfristigen Folgen für die Pflege nicht abzuschätzen. Doch in diesen beiden pflegerelevanten Aspekten sind die Folgen unmittelbar spürbar: Bestmöglicher Schutz für die Pflege Pflegekräfte müssen sich und andere bestmög- lich schützen können. Ihre Erkrankung hat durch Arbeitsausfall, Quarantänemaßnahmen, etc. +600% unmittelbare Auswirkungen auf die Einrichtungen und ihre Bewohner. Denn: Der Anteil mit Covid-19 infizierten Beschäftigten in der Pflege in stationä- ren Einrichtungen ist sechs Mal so hoch wie in der Normalbevölkerung. Quelle: Universität Bremen, Zur Situation der Langzeitpflege in Deutschland während der Corona-Pandemie (Juni 2020) ! Schutzmaterialien (Masken, Schutzmaterialien Handschuhe, (Masken, etc.) Handschuhe, muss inetc.) allenmuss Bereichen derBereichen in allen Pflege sicher der Pflege Situation pflegender verfügbar sein, für den Fall, dass Lieferketten sicher verfügbar sein, für den Fall, dass Angehöriger erneut gestört werden. Lieferketten erneut gestört werden. Quelle: Universität Bremen, Zur Situation der Langzeitpflege in Deutschland während der Corona-Pandemie (Juni 2020) Entlastung für die häusliche Pflege In einem Lockdown sind viele Angebote der Tages 33% 24% pflege eingeschränkt, alleine in den Einrichtungen der Freien Wohlfahrtspflege wurden im Herbst 2020 ein Drittel weniger Tagespflegeplätze ange- erleben eine sind besorgt, boten. Der Ausfall führt in der häuslichen Pflege Verschlechterung Pflege nicht zu Überbelastungen. Die Folge: Pflegende Angehö- der Pflegesituation mehr zu schaffen rige erleben eine Verschlechterung der Pflegesitu- Quelle: ZQP und Charité Universitätsmedizin Berlin, Pflegende Ange- ation bis hin zur Sorge, die häusliche Pflege nicht hörige in der COVID-19-Krise, Juni 2020; Eigene Berechnung der LIGA Auch wenn der Freien die Corona-Pandemie Wohlfahrtspflege – Spitzenverbände im viele notwendige mehr zu schaffen. Die Langzeitfolgen sind dabei Land Brandenburg, Einschränkungen abverlangt, so müssen gerade (Abfrage im September 2020) nicht abzusehen. Tagespflegeeinrichtungen geöffnet bleiben und ! lastung für Auch wenn weiterfinanziert gerade werden,die Corona-Pandemie um eine spürbare viele Tagespflegeeinrichtungen pflegende Angehörige zu ermöglichen. Ent- notwendige Einschränkungen abverlangt, so müssen geöffnet bleiben und weiterfinanziert werden, um eine spürbare Entlastung für pflegende Angehörige zu ermöglichen. Quelle: ZQP und Charité Universitätsmedizin Berlin, Pflegende Angehörige in der COVID-19-Krise (Juni 2020); Eigene Berechnung der LIGA der Freien Wohlfahrtspflege – Spitzenverbände im Land Brandenburg (Abfrage im 18 September 2020)
Schlussfolgerungen Die Herausforderungen in der Pflege in Brandenburg sind von Einzelnen 1 alleine nicht zu lösen. Ein konstruktives Zusammenwirken aller Akteure aus Politik, Verwaltung, Krankenkassen, Trägern, Seniorenvertretungen und der Pflegewirtschaft ist dringend vonnöten! 2 Um dem starken Stadt-Land-Gefälle zu begegnen, bedarf es einer ge- meinsamen, regionalen Pflegestrukturbedarfsplanung, besonders auch unter familien- und arbeitsmarktpolitischen Aspekten. Beratungsstrukturen müssen dringend einem modernen, bedarfsgerech- 3 ten Kommunikations- und Informationsverhalten angepasst und, neben der wichtigen persönlichen Beratung, auch als digitales Angebot ausge- weitet werden. 4 Im Zuge der Förderung von alltagsunterstützenden Angeboten sind auch Maßnahmen zur Bürger-Information und Verbreitung des Angebots zu ergreifen. Der Ausbau und die flexible Nutzung von Tages-, Kurzzeit- und Nacht- 5 pflegeplätzen ist auch unter dem Blick der Vereinbarkeit von Pflege und Beruf zu sehen, um möglichst viele entlastende Angebote für pflegende Angehörige zu schaffen. Niemand weiß, wie lange die Pandemie noch dauern wird. Die Pflege in 6 Brandenburg gehört zur kritischen Infrastruktur und muss für anhaltende und künftige Krisenfälle gerüstet und ausgestattet sein. Erfolgreiches Sozialraummanagement ist vor allem im ländlichen Raum 7 zur Sicherung der Pflegeversorgung entscheidend. Hierfür gilt es, fami- liäre und nachbarschaftliche Strukturen, Begegnungsorte, das Vereins- wesen, lokale Strukturen der Gesundheitsversorgung, usw. zu aktivieren, nachhaltig zu stärken und zu fördern. 19
Impressum: Qualitätsgemeinschaft Pflege c/o Der Paritätische, Landesverband Brandenburg e.V. Tornowstraße 48, 14473 Potsdam Telefon: 0331 284 97-16 E-Mail: info@qgp-brandenburg.de www.qgp-brandenburg.de Redaktion: Andreas Kaczynski, Swantje Kersten, Jennifer Kurzhals, Matthias Teut, Oliver Bendzko V.i.S.d.P.: Andreas Kaczynski Gestaltung und Illustration: Oliver Ahrend, Irina Radtke Illustrationen unter Verwendung von Bildern von ©Leremy, Denis Maliugin, K3Star, MicroOne, boris farias, Ergun Ismayilov, In-Finity, AlexHliv, Vladvm, Djent / Shutterstock Karte Seite 10–11 ©grebemaps, Seite 15 ©Rainer Lesniewski Druck: Print Express, Potsdam 1. Auflage, März 2021 Die Qualitätsgemeinschaft Pflege ist ein Kooperationsnetzwerk der Liga Brandenburg – Spitzenverbände im Land Brandenburg www.liga-brandenburg.de
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