30 Jahre - Hoffnungsträger*in - ingsdienst - Danke! Diakonie Flüchtl
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Hoffnungsträger*in Der Diakonie Flüchtlingsdienst informiert Nr. 2/2019 30 J a h r e i e n s t - D anke! Fl üchtlingsd Diakonie
Foto: Martin Seidl Inhalt Ein Gespräch über ereignisreiche Jahre 3 Danke für 30 Jahre Aus persönlichem Engagement der Pfarrerin Christine Solidarität & Hubka entstand die Rechtsberatung der Diakonie. Menschlichkeit! Österreich muss ein Rechtsstaat bleiben! 4 Damit Menschen die Chance auf ein faires Asylverfahren haben, ist eine unabhängige und professionelle Rechtsberatung unabdingbar. Liebe Leserin, lieber Leser, 30 Jahre ist es her, seit die Traiskirchner Pfarrerin das An der Seite der Menschen auf der Flucht 5 Elend der obdachlosen Asylsuchenden rund um das Gedanken von Mag. Michael Chalupka, Bischof der Lager Traiskirchen nicht mehr ertragen konnte und den Evangelischen Kirche A.B. Gemeindesaal der Kirche für sie öffnete. Was als Schlafplatz begann, wurde bald zur Beratungsstelle, denn fast noch mehr als ein Lager für die Nacht benötigten die Menschen Meilensteine 6 Informationen zu ihren Asylverfahren, eine Perspektive und Berater*innen, die sich kompromisslos für die Wahrung ihrer Rechte einsetzten. Interview mit Veronica Handl 8 Die langjährige Mitarbeiterin der Diakonie erzählt Bald entstanden, ausgehend von dieser ersten Rechts- und von ihrer Arbeit mit geflüchteten Menschen. Sozialberatungsstelle, verschiedene Notquartiere für Geflüchtete, die sich über die Jahrzehnte in innovative Grundversorgungseinrichtungen mit differenzierten Angeboten für Menschen mit unterschiedlichen Betreu- Eine Brücke in die Zukunft 10 ungsbedürfnissen entwickelt haben. Viele Flüchtlinge leiden tagtäglich unter den psychischen Folgen von Folter, Gewalt und Krieg. 1997 begannen wir mit der Integrationsarbeit mit asylbe- Der Diakonie Flüchtlingsdienst hilft. rechtigten Menschen, weil es keine geeigneten Einrich- tungen zur Starthilfe im Integrationsprozess gab und gerade jene Menschen, welchen der höchste internationale Schutz Startwohnung - gemeinsam den zuerkannt worden ist, obdachlos und perspektivenlos sich selbst überlassen waren. 22 Jahre später betreiben wir Anfang meistern 11 18 Integrationseinrichtungen in vier Bundesländern. Das Schicksal der Obdachlosigkeit trifft viele Flüchtlinge. Dank Spender*innen ermöglichen wir Vor 15 Jahren eröffneten wir unser erstes interkulturelles ein sicheres Zuhause. Psychotherapiezentrum, um Opfern von Extremtrauma- tisierungen mit Flucht- und Migrationsgeschichte eine professionelle Anlaufstelle zu bieten. Etwa gleich lang gibt es unsere medizinische Ambulanz für nichtversicherte Menschen in Wien, in der jährlich über 8.000 Behandlungen durchgeführt werden. Impressum Was mit geöffneten Kirchentüren begann, ist 30 Jahre später zu einer Expert*innenorganisation geworden, die jährlich fast 40.000 Menschen mit Flucht- und Migrations- biographie begleitet. Diakonie Flüchtlingsdienst gem. GmbH Steinergasse 3/12, 1170 Wien, Telefon: +43 (0)1/409 80 01-35444 Unsere Arbeit war und ist nur möglich, weil sich tausende www.fluechtlingsdienst.diakonie.at freiwillige Mitarbeiter*innen an der Seite unserer E-Mail: spenden@diakonie.at Spendenkonto: Diakonie Flüchtlingsdienst Kolleg*innen gegen Willkür und Unrecht gestemmt und IBAN: AT97 2011 1287 2204 5678 sich für die Rechte und die Würde geflüchteter Menschen eingesetzt haben. Und es ist den vielen engagierten Für den Inhalt verantwortlich: Alexandra Gröller Spender*innen zu danken, die viele Unterstützungsange- Redaktion: Claudine Bersi, Karin Brandstötter, Michael Chalupka, bote, für die es keine öffentlichen Mittel gab und gibt, Alexandra Gröller, Heike Ehlers Lektorat: Stefanie Meier erst möglich gemacht haben. Chefredaktion: Claudine Bersi, Heike Ehlers Der Diakonie Flüchtlingsdienst ist eine 100%ige Tochter der Diesen Held*innen und Wegbegleiter*innen widmen Diakonie Eine Welt gem. GmbH. Die Diakonie Eine Welt gem. GmbH wir in Dankbarkeit die Jubiläumsausgabe unserer ist Mitglied der Diakonie Österreich. Hoffnungsträger*in! Geschäftsführung: Michael Bubik, Alexandra Gröller Datenschutzbeauftragter: Hermann Böhm Coverfoto: Claudine Bersi, Johannes Deutsch, Regina Hügli, Ihre Nadja Meister, Diakonie Flüchtlingsdienst Grafische Gestaltung: Peter Egelseer Verlagsort: Wien Alexandra Gröller Weil es uns wichtig ist, dass sich Menschen aller Geschlechteridentitäten glei- chermaßen angesprochen fühlen und wir ein Zeichen gegen diskriminierende Geschäftsführung Diakonie Flüchtlingsdienst Sprache setzen wollen, haben wir uns für die Schreibweise mit dem Gender- Sternchen (Mitarbeiter*innen, Klient*innen) entschieden. 2
Interview „Jede Nacht schliefen 90 Menschen in der Kirche“ Aus persönlichem Engagement der Pfarrerin Christine Hubka entstand die Rechtsberatung des Diakonie Flüchtlingsdienstes. Ein Gespräch über ereignisreiche Jahre. Wir schreiben das Jahr 1983 – Alte schliefen seit Wochen auf der Foto: Lukas Plank woran erinnern Sie sich? Straße, weil sie im Flüchtlingslager Christine Hubka: Am 1. Jänner 1983 nicht mehr untergekommen sind. Da bin ich Pfarrerin von Traiskirchen sagte ich: Kommt in die Kirche! Jede geworden. Ab meinem allerersten Nacht haben zirka 90 Menschen in Tag sind Flüchtlinge vor meiner Tür der Kirche übernachtet. Wir haben gestanden, weil die Adresse des Matratzen gespendet bekommen, Pfarrhauses vormals die Adresse des diese tagsüber gestapelt und in der Flüchtlingslagers Traiskirchen war: Nacht ausgebreitet. Otto-Glöcklstraße 16. Kaum bin ich eingezogen, haben die Menschen Wie war das für die Gemeinde? angeläutet. Damals war Traiskirchen Plötzlich hatten wir volle Gottes- ein Massenlager. Ich war das erste dienste – und damit meine ich nicht Pfarrerin Hubka lebt Nächstenliebe. Danke! freundliche Gesicht, das die Flücht- die Flüchtlinge! Manche sind auch linge getroffen haben. Sie haben mich von der Kirche weggeblieben, aber gebeten, die Behördenbriefe, die nur unterm Strich sind mehr Menschen Wie kam es zur Etablierung der auf Deutsch waren, zu übersetzen. in die Kirche gekommen. Aber es gab Flüchtlingsberatung? auch eine Kehrseite: Wir haben drei Nach einigen Jahren hat die Pfarrge- Wie ging es weiter? Bombendrohungen erhalten. Jedes meinde der Kirchenleitung in einem Eines Tages kam ein starkes Ge- Mal hat mein 13-jähriger Sohn das Brief die Notsituation geschildert. witter, es hat zu schütten begonnen. Telefon abgehoben. „In einer halben Daraufhin hat die Kirchenleitung die Viele Flüchtlinge, Familien, Kinder, Stunde geht die Bude hoch“, hieß es. Anstellung einer Person finanziert. So haben wir 1989 Frau Dr. Hennefeld angestellt, die dann im Gemeindesaal die Flüchtlingsberatung mit vielen Foto: Archiv Diakonie Flüchtlingsdienst ehrenamtlichen Dolmetscher*innen etabliert hat. Wie ging diese Phase zu Ende? Aus der Pionier- und Chaosphase entstand eine strukturierte, professio- nelle Beratungsarbeit, die Diakonie ist eingestiegen. Im Jahr 2002 konnte die Beratung aus dem Gemeindesaal in eigene Räume einziehen. Rückblickend betrachtet wäre es besser gewesen, ich hätte sofort Strukturen eingefordert. Natürlich, die Türen der Pfarrgemeinde öffnen, wenn es regnet. Aber dann wäre so- fort politische Arbeit nötig gewesen, wie sie jetzt die Diakonie macht. Es ist gut, dass die Beratung in die Professio- 1983 beherbergte Pfarrerin Hubka zahlreiche obdachlose Flüchtlinge in der Kirche. nalität übergegangen ist. 3
Rechtsberatung Österreich muss ein Rechtsstaat bleiben! Damit Menschen die Chance auf ein faires Asylverfahren haben, ist eine unabhängige und professionelle Rechtsberatung unabdingbar. Der Diakonie Flüchtlingsdienst berät und begleitet seit fast 30 Jahren Flüchtlinge im Asylverfahren. Rechtsberatung für Schutzsuchende einsetzen, so wichtig“, betont Mirjami. Foto: Diakonie Flüchtlingsdienst anbot. Viele Asylsuchende kamen mit Doch mit dem am 16.5.2019 noch von einem negativen Asylbescheid in die ÖVP und FPÖ beschlossenen Gesetz Pfarrgemeinde. Sie waren vollkommen steht fest: Die unabhängige Rechts- verzweifelt“, berichtet Mirjami. beratung für Asylsuchende durch ge- meinnützige Hilfsorganisationen wie Seitdem ist viel Zeit vergangen. dem Diakonie Flüchtlingsdienst soll Doch eines ist gleich geblieben: Man* abgeschafft werden. Ab 1.1.2021 soll muss etwas dafür tun, damit man* zu die Bundesagentur für Betreuungs- Mirjami (links) und Katharina (rechts) arbeiten seinem Recht kommt. Für Flüchtlinge und Unterstützungsleistungen (BBU seit fast 30 Jahren als Rechtsberaterinnen. ist das allerdings nach wie vor nicht GmbH) die gesetzlich vorgeschrie- einfach: Viele sind traumatisiert, kön- bene Rechtsberatung durchführen. nen noch nicht gut Deutsch und sind Das Problem: Ein faires Asylverfahren „Die Diakonie hat immer gesagt: Wir völlig auf sich alleine gestellt. Unter kann dadurch nicht mehr gewähr- sind eine Menschenrechtsorganisa- diesen Umständen ist es besonders leistet werden. Denn die BBU GmbH tion. Wir setzen uns für Menschen und schwer, sich im Rechtsdschungel ist dem Innenministerium, also der ihre Rechte ein!“, erzählt Katharina zurechtzufinden. Die Folge: Viele gleichen Behörde, die die Bescheide Ammann. Seit fast 30 Jahren arbei- Schutzsuchende werden in gefährli- erlässt, unterstellt. tet Katharina als Rechtsberaterin che Länder zurückgeschickt, in denen „Das können wir nicht akzeptieren. beim Diakonie Flüchtlingsdienst. Folter und Tod drohen. Wir wollen und müssen weiterhin im Auch ihre Kollegin, Mirjami Ritz- „Es ist nicht immer so, dass auch Asylverfahren beratend und beglei- schke, war schon in der Rechtsbera- Recht gesprochen wird, wo eigentlich tend an der Seite von geflüchteten tung des Diakonie Flüchtlingsdienstes eindeutig ist, dass die Person Schutz Menschen stehen. Denn unabhängige tätig, als die Beratungen noch im braucht und Asyl bekommen muss. Rechtsberatung ist der Grundpfeiler Gemeindesaal der evangelischen Auch die Politik spielt eine große Rolle. für ein faires Verfahren, für Rechts- Pfarrgemeinde in Traiskirchen statt- Deshalb ist eine unabhängige Rechts- staatlichkeit und die Einhaltung der fanden. „Ende der 1980er Jahre gab es beratung von gemeinnützigen Organi- Menschenrechte in Österreich!“, so keine Institution oder Organisation, die sationen, die sich für Menschenrechte Mirjami und Katharina. Foto: Archiv Diakonie Flüchtlingsdienst Liebe Leser*innen, wir brauchen dringend Spenden, um weiterhin unabhängige und professionelle Rechtsberatung leisten zu können. Bitte helfen Sie mit Ihrer Spende, damit jeder Mensch die Chance auf ein faires Asylverfahren hat und Österreich ein Rechtsstaat bleibt! Zweck: Unabhängige Rechtsberatung Spendenkonto: IBAN: AT97 2011 1287 2204 5678 BIC: GIBAATWWXXX Ihre Spende ist steuerlich absetzbar! Reg.Nr. SO 1108 Rechtsberatung in der evangelischen Pfarrge- meinde in Traiskirchen. 4
Foto: Marco Uschmann „Der Diakonie Flüchtlings- dienst ist eine höchst professionelle Menschen- rechtsorganisation.“ Mag. Michael Chalupka An der Seite der Menschen auf der Flucht Von Mag. Michael Chalupka Bischof der Evangelischen Kirche A.B. Die Bibel ist ein Buch von Flüchtlin- lische Gemeinden und Gemeindemit- ist auch gut so, denn es geht ja um gen für Flüchtlinge. Sie spiegelt die glieder der Evangelischen Kirche in das rechte Zeugnis und im letzten Erfahrungen von Menschen wieder, Österreich Menschen auf der Flucht auch darum, was für wahr oder falsch die ihre Heimat verlassen mussten, unterstützen, sie aufnehmen, Bezie- gehalten wird. Doch erstaunlicher sich aber nicht von Gott verlassen hungen zu ihnen knüpfen und sich für Weise war der Einsatz für Flücht- wussten. Die ersten Christ*innen sie einsetzen. linge in unserer Kirche und unseren bezeichneten sich selbst als Fremd- Gemeinden – anders als in anderen linge in der Diaspora und die Briefe Diese Unterstützung und Aufnahme Teilen der Gesellschaft – kaum ein des neuen Testamentes sprechen kann man* als Hilfe, als Solidarität oder Anlass zur Auseinandersetzung, son- ihre Leser*innen immer wieder als diakonischen Dienst beschreiben, das dern etwas, was Gemeinden und Ge- Fremde in der Welt an. alles ist richtig. Doch es ist mehr. Es ist meindemitglieder über verschiedene Christusbegegnung. Christusbegeg- theologische Positionen und Fröm- Es ist dem Volk Gottes eigen, in nung und Verkündigung des Evangeli- migkeiten hinweg teilen – ein Zeichen dieser Welt zu leben, aber nicht mehr ums und Christuszeugnis, das in täti- des Zusammenhalts in schwierigen ganz von dieser Welt zu sein. Heraus- ger Nächstenliebe aber auch im Wort Zeiten. Die aktive Verkündigung des gerufen zu sein, lässt auch einen ge- – sei es im täglichen Gespräch oder Evangeliums in Wort und Tat stärkt wissen Fremdheitseffekt entstehen. bei einer Anhörung durch Behörden die eigene Identität. Diese Erfahrungen der Fremdheit, der und Gerichte – geschehen ist und ge- Unbehaustheit, ja der Heimatlosigkeit schieht. In den letzten Jahren verging Besonders deutlich ist das Engage- sind den Büchern der Bibel einge- kaum eine Synode der Evangelischen ment der Evangelischen Kirche in der schrieben. Daraus entsteht auch eine Kirche bei der sie nicht geschlossen rasanten Entwicklung des Diakonie besondere Sensibilität für die Ver- für die Rechte von Menschen auf der Flüchtlingsdienstes in den letzten letzlichkeit derer, die in der Fremde Flucht eingetreten ist. 30 Jahren geworden. Gegründet in leben müssen. Wer sich selbst ausge- Das Bemerkenswerteste am Einsatz der Pfarrgemeinde Traiskirchen als streut in einer fremden Welt weiß, – für Menschen, die hier Schutz suchen, spontane Reaktion christlicher Nächs- nichts anderes heißt Diaspora –, ent- ist aber, dass dieses Engagement in tenliebe, ist er heute eine höchst wickelt im besten Fall auch ein Ge- unserer Kirche und in unseren Ge- professionelle Menschenrechtsorga- spür für die, die sich in einer ähnli- meinden in großer Einmütigkeit pas- nisation, die aber die einzelne Person chen Situation finden. Dieses Gespür siert ist. Kirchen haben einen Hang mit all ihren Nöten und Bedürfnissen zeigt sich darin, dass so viele evange- zur Auseinandersetzung – und das in den Mittelpunkt ihrer Arbeit stellt. 5
Meilensteine Gesundheit Foto: Nadja Meister Im März 2018 wurde Jährlich werden über die 60.000ste Behand- 3.000 Patient*innen lung bei AmberMed, der behandelt. Außerdem Ambulanz für nichtversi- bietet AmberMed Gesund- cherte Personen, durchge- heitsberatung und -schu- führt! Das Team aus über lung mit einem Schwer- 60 freiwillig tätigen Allge- punkt auf Schwangere und mein- und Fachärzt*innen, Diabetiker*innen. Auch Ordinationsassistent*innen, finanziell verdankt Amber- Dolmetscher*innen und Med sein Bestehen dem Therapeut*innen von zivilgesellschaftlichen AmberMed beweist seit Engagement. über 15 Jahren, was zivil- Geschafft! Die Freude über das Zeugnis ist groß. gesellschaftliches Engage- Herzlichen Dank an alle ment möglich macht. treuen Spender*innen! Bildung Foto: Regina Hügli Im Juni 2019 hielten wieder 15 stolze Schüler*innen unseres Bildungszentrums BACH in Mödling ihre Abschlusszeugnisse in den Händen. Wie schon 330 andere junge Menschen haben sie in der beinahe 15-jährigen Geschichte der Einrichtung mit der Unter- Jährlich werden stützung der Trainer*innen und Berater*innen von über 3.000 BACH den Pflichtschulabschluss nachgeholt. Nun sind Patient*innen bei AmberMed sie bereit für weiterführende Ausbildungen oder Leh- behandelt. ren. Dabei werden sie von der BACH Bildungsberatung begleitet, die insgesamt bereits über 3.800 Menschen zu ihren Chancen und Perspektiven in Bildung und Beruf informierte. Im Basisbildungsprogramm von BACH haben bisher 260 Teilnehmer*innen Grundkenntnisse in Deutsch, Mathematik, Englisch, Informations- und Kommunika- tionstechnik und sozialem Lernen erworben. Ein Team engagierter Freiwilliger unterstützt die Schüler*innen erfolgreich bei der Lehrstellensuche. Beratung Foto: Nadja Meister 17.942 Asylsuchende Freizeitangebote, vereinbart wurden in den letzten 14 Jah- Termine bei Ärzt*innen und ren in 197.104 Gesprächen sorgt für eine gute adäquate Foto: Ludwig Schedl von der Mobilen Flüchtlings- medizinische und therapeu- beratung Niederösterreich tische Behandlung, berät West (NÖWE) beraten. Die Gemeinden und das Umfeld NÖWE ist aber nicht nur von Grundversorgungsquar- Anlaufstelle für alle Fragen tieren, vermittelt zwischen grundversorgter Menschen Quartiergeber*innen und (wie z.B. zu Schule und Klient*innen, erklärt Ent- Kindergarten, medizinischer scheidungen von Behörden Versorgung, Arbeit, Asylver- und Gerichten und steht für fahren, finanzielle Absicher- alle Anfragen von Freiwilligen ung, etc.), sondern organisiert sowie Unterstützer*innen zur auch Deutschkurse und Verfügung. Unsere Berater*innen stehen für alle Fragen zur Verfügung. 6
Gemeinwesenarbeit Hoffnungs- 2013 übernahmen wir die Gemeinwesenarbeit und Stadtteil- Macondo-Bewohner*innen und die Nachbarschaft. Mit dem Macondo- träger*innen entwicklung auf dem geschichts- trächtigen Macondo-Gelände in Platz konnte dank der tatkräftigen Hilfe von über 50 engagierten im Porträt: Wien. Gemeinsam mit den 2.000 Freiwilligen und vielen Bewohner*innen des Areals werden Unterstützer*innen ein Ort der Foto: Claidine Bersi seither Projekte zur Gestaltung des interkulturellen Begegnung entste- Grätzels umgesetzt. hen. Hier findet auch das alljährliche Außerdem ist unsere Beratungs- große Fest zum „Langen Tag der stelle eine Anlaufstelle für alle Flucht“ statt. Foto: Nadja Meister Macondo-Platz: Ein Ort der inter- kulturellen Sara dolmetscht in der Begegnung. Frauenberatungsstelle. Sara „Jeder noch so kleine Schritt ist wichtig und bewegt etwas!“ Die 26-jährige Sara aus Jugend Ägypten ist Dolmetscherin. Seit einem Jahr dolmetscht sie ehrenamtlich in der Frauen- 1999 spendete uns der Burg- seiner im KZ ermordeten Großmut- beratungsstelle des Diakonie schauspieler Otto Tausig 200.000,- ter, Laura Gatner, erhalten hatte, Flüchtlingsdienstes in Wien. Schilling und den Namen für unser konnten wir das Haus ausbauen Laura Gatner Haus, das über und modernisieren und zu einem Eines Tages kam eine Frau 20 Jahre lang unbegleitete minder- Zuhause für Jugendliche machen. aus dem Irak in die Beratung. jährige Flüchtlinge beherbergte. Hier konnten sie nach den verstö- Sie leidet unter Diabetes und Mit dieser Summe, die Otto Tausig renden Erfahrungen auf der Flucht suchte einen Arzt. Sara ist auch als Restitutionszahlung für das von ankommen, lernen und wieder Diabetikerin und ist bei einem den Nazis gestohlene Vermögen unbeschwert sein. guten Arzt in Behandlung. Diesen konnte die Beraterin der Klientin weiterempfehlen. Foto: Nadja Meister „Die Frau war so dankbar. Ich finde es sehr schön, dass ich den Frauen und den Berater*innen bei ihrer Arbeit helfen kann“, erzählt Endlich Sara. sicher und unbeschwert „Es gibt Tage, da fällt es schwer leben. optimistisch zu bleiben, aber wir müssen weitermachen und dürfen die Hoffnung nicht verlieren, egal was kommt! Jeder noch so kleine Schritt ist wichtig und bewegt etwas!“, sagt Sara. Eine wahre Hoffnungsträger*in. DANKE! 7
Interview „Flüchtlinge haben absolut nic hts“ Veronica Handl war eine langjährige Mitarbeiterin des Diakonie Flüchtlingsdienstes. Im Interview erzählt sie, warum sie sich auch noch in ihrer Pension ehrenamtlich für geflüchtete Menschen engagiert. Wann hast du begonnen für den Dann habe ich Frau Bock angerufen nämlich gar nichts, keine Matratzen, Diakonie Flüchtlingsdienst zu arbeiten? und ihr erzählt, wie das war. Da saß keine Betten… wir sind gemeinsam Veronica Handl: Es war tatsächlich ich gerade im Büro von Amnesty In- zu Ikea gefahren und haben einge- ein riesen Zufall, das weiß ich noch. ternational und jemand, der schon kauft. Dann haben wir begonnen die Ich war damals schon – wie auch bei der Diakonie arbeitete, hat mitbe- Stockbetten aufzubauen. Wir haben heute noch – ehrenamtlich bei Am- kommen, wie ich mich da engagiert bis zwei Uhr früh gearbeitet. Plötz- nesty International tätig. Da hat mich hatte. Zu dieser Zeit wurde bei der lich kam ein Telefonanruf, dass die eines Tages Ute Bock angerufen und Diakonie ein neues Haus zur Un- „Ich bin politischer gefragt, ob ich eine Waschmaschine terbringung von Asylwerber*innen für ihr Flüchtlingshaus organisieren eröffnet und sie sagten: „Diese Frau könnte. Ich hatte eine bei mir zu Hause stehen und sagte ihr zu. wollen wir haben.“ Flüchtling.“ Die Männer, die sie abholen woll- Das war das Flüchtlingshaus ten, kannten sich aber mit der Instal- Rossauerlände? ersten Flüchtlinge schon da sind und lation nicht aus. Sie hätten fast alles Ja, früher war dort das evangelische warten – wir wussten nicht, was wir unter Wasser gesetzt. Ich bin dann Krankenhaus. Damals kamen sehr machen sollten. Wir hatten zwar genug zu einem Installateur gegangen, hab viele tschetschenische Flüchtlinge Betten gekauft, aber noch nicht viele mir alles erklären lassen und habe nach Österreich und gemeinsam mit zusammengeschraubt. Wir waren ja die Waschmaschine so vorbereitet, einer Kollegin hatte ich den Auftrag, nur zu zweit. Zum Glück haben uns dass sie abgeholt werden konnte. die Zimmer vorzubereiten. Es gab die tschetschenischen Männer dann geholfen, die Betten aufzubauen. Bis vier in der Früh war alles für die ersten Flüchtlinge fertig. Dann haben meine Foto: Diakonie Flüchtlingsdienst Kollegin und ich dort ein bisschen ge- schlafen. Am nächsten Tag sind wir wieder zu Ikea gefahren und haben nochmal Stockbetten und Matratzen gekauft und aufgestellt – das waren meine ersten Arbeitstage. Wie bist du eigentlich nach Österreich gekommen? Ich bin politischer Flüchtling aus Argentinien und wurde ausgewiesen. Ich war zwei Jahre im Gefäng- nis – dort wurde auch mein Sohn Pablo geboren. Zuerst flüchtete ich nach Deutschland. Dort machte das Magazin Stern eine Podiumsdiskus- sion mit dem Titel: „Die Würde des Menschen“ und sie haben mich für „Die Arbeit hat mich total bereichert!“, Veronica Handl über ihre Zeit beim die Veranstaltung als Sprecherin an- Diakonie Flüchtlingsdienst gefragt. Die Veranstaltung war so ein 8
Foto: Nadja Meister Veronica Handl half das Haus Rossauer Lände aufzubauen. In diesem Quartier leben heute rund 170 Flüchtlinge. Erfolg, dass der Reporter vom Stern ich auch andere Jobs bekommen, bis sie geliebt. Da es kaum Möglichkei- zu mir sagte, ich könne mir wünschen, ich bei der Diakonie gelandet bin. ten auf Arbeit für die Menschen gab, was ich wolle. Ich wollte ein Zug- haben manche geweint. Es war sehr ticket nach Wien – mein Aufenthalt In welchen Einrichtungen der traurig, aber ich möchte diese Arbeit in Deutschland war nämlich etwas Diakonie hast du noch gearbeitet? nicht missen. Ich bin froh, dass ich problematisch und meine Familie kam Ich war auch in der Grimmgasse auch in der Pension weitermachen ja ursprünglich aus Österreich. Ich bin (ehemaliges Notquartier und Flücht- kann. Ich arbeite dort so gerne. Die also mit meinem Baby und Koffer auf lingshaus, Anm.d.Red.) und bei INTO Stimmung und die Kolleg*innen sind der Landstraße in Wien angekommen. Wien (Integrationseinrichtung, Anm.d. so wunderbar. Red.) tätig. In der Grimmgasse war Weil ich die Sprache hier nicht ich für die Freizeitgestaltung der Was bedeutet dir die Arbeit mit konnte, habe ich zunächst als Reini- Bewohner*innen verantwortlich. Wir Flüchtlingen? gungskraft gearbeitet. In Argentinien haben Wände ausgemalt, Fußball Sehr oft grüßen mich Flüchtlinge auf habe ich auf der Kunsthochschule gespielt, Ausflüge gemacht… die Stim- der Straße – ich habe keine Ahnung studiert. In Wien habe ich deshalb mung im Team war sehr gut. Nach der mehr wer sie sind, aber sie kennen einen Grafikkurs besucht. Danach Schließung der Grimmgasse konnten mich alle und grüßen mich auch noch habe ich einen Job in einer Druckerei wir bei INTO Wien weiterarbeiten. nach vielen Jahren… das ist schön! gefunden. Das hat zum Leben ge- reicht. Amnesty International hat Was waren deine Aufgaben Die Arbeit hat mich total bereichert. mir dabei geholfen, eine Gemeinde- bei INTO Wien? Ich habe so viel gelernt, auch wie man wohnung zu bekommen. Ich habe am Empfang gearbeitet, glücklich sein kann. Ich komme nach war die Seelentrösterin für viele Hause, habe Licht, eine Badewanne, Ich fand einen Kindergarten und Klient*innen. Ich hab auch mit den eine Heizung – ich habe alles. Ge- habe dann in einer Fabrik gearbeitet. Kindern gespielt und ihnen Spiel- flüchtete Menschen haben absolut Als mein Deutsch besser wurde, habe sachen gekauft – Seifenblasen haben nichts… 9
Psychotherapie Eine Brücke in die Zukunft Viele Flüchtlinge leiden tagtäglich unter den psychischen Folgen von Folter, Gewalt und Krieg. Sie brauchen dringend Hilfe. Die Arbeit des Foto: Regina Hügli Diakonie Flüchtlingsdienstes für Geflüchtete in psychischen Krisen ist für diese Menschen eine Brücke in die Zukunft. „Meine Mama ist tot“, das war der konnte Adiba ihre Ängste und Alb- Erkrankungen ein Zuhause geben und erste Satz, den die neunjährige Adiba träume sowie die tiefe Trauer nach sie im Alltag begleiten. aus Syrien zu ihrer Psychothera- und nach überwinden. Einer dieser über 250 Menschen ist peutin vom Diakonie Flüchtlings- Rahim aus Afghanistan. Rahim litt un- dienst sagte. Das Mädchen las gerade Der Diakonie Flüchtlingsdienst ter massiven Angstzuständen, konnte ein Märchenbuch, als fremde Männer bietet bereits seit 15 Jahren in den andere Menschen nicht in seiner gewaltsam in das Haus ihrer Familie Einrichtungen JEFIRA und ANKYRA Nähe ertragen, weil er fürchtete, von eindrangen und ihre Mama ermorde- traumaspezifische, kultursensible ihnen abgeholt und in den Krieg ge- ten. Nach diesem schrecklichen Ereig- und dolmetschunterstützte Psy- schickt zu werden. In unserer Einrich- nis floh Adiba mit ihrem Vater von chotherapie sowie psychiatrische tung betreuten ihn unsere Psycho- Syrien nach Österreich. Doch die Beratung für Flüchtlinge wie Adiba log*innen und Psychiater*innen und Bilder und Geräusche dieses furcht- an. Rahim lernte, was er tun kann, wenn baren Tages sowie der tragische die Angst und die Panik wiederkom- Verlust ihrer Mutter traumatisierten Neben traumasensibler, interkultu- men. Für zahlreiche Schutzsuchende das Mädchen schwer. reller Psychotherapie benötigen viele wie Rahim sind unsere Einrichtungen geflüchtete Menschen aber auch ein die letzte Brücke in eine Zukunft in Gemeinsam konnten wir helfen: besonders geschütztes Wohnumfeld Sicherheit und Würde. Spender*innen ermöglichten für und spezialisierte Betreuung. Aus Adiba eine Therapie in einem Psy- diesem Grund betreibt der Diakonie Herzlichen Dank an alle Unter- chotherapiezentrum des Diakonie Flüchtlingsdienst seit 2009 auch stützer*innen, die uns geholfen Flüchtlingsdienstes. Hier wurde das das Projekt ESTIA und seit 2018 die haben, diese Brücke aufzubauen und Mädchen in seiner Trauer begleitet. Wohngemeinschaft MINA, wo wir gemeinsam mit uns an der Seite von Dank dieser professionellen Hilfe Schutzsuchenden mit psychischen geflüchteten Menschen stehen. Unsere Einrichtungen sind für viele Schutz- suchende die letzte Brücke in die Zukunft. Foto: unsplash/Istiaque Emon 10
Integration Dank Ihrer Hilfe freuen sich viele Flüchtlingsfamilien Foto: Nadja Meister über ein wärmendes und sicheres Zuhause. Startwohnung - gemeinsam den Anfang meistern Seit 1997 betreiben wir Einrich- dungsangeboten und Jobvermittlung. Menschen Sicherheit und ein Dach tungen zur Unterstüt zung von Zuallererst muss aber Stabilität her- über dem Kopf bieten, während sie Geflüchteten bei den ersten Integrat- gestellt werden. Denn niemand kann sich den Herausforderungen des Inte- ionsschritten in Österreich. Wir sich auf Spracherwerb oder Jobtrai- grationsprozesses gestellt haben. begleiten Asylberechtigte und Sub- ning konzentrieren, wenn man* nicht sidiär Schutzberechtigte nach der weiß, wo die Familie in der nächsten Statuszuerkennung individuell und Nacht schlafen wird. Bei Bekannten in Ohne die Unterstützung unse- ganzheitlich. der überfüllten Einzimmerwohnung? rer Spender*innen wäre das In einer Notschlafstelle? Auf der unmöglich gewesen. Allein in Dabei gilt es unzählige Heraus- Straße? Das Schicksal der Obdach- den letzten fünf Jahren haben forderungen zu meistern. Die Men- und Wohnungslosigkeit betrifft einen 4.756 Menschen für unsere Inte- schen müssen sich in ihrem neuen Großteil der Geflüchteten nach der grationsstartwohnungen bei- Umfeld zurechtfinden, trotz verstö- Statuszuerkennung, macht sie zu nahe € 200.000,- gespendet. render Fluchterlebnisse ein neues versteckten Nomad*innen oder zu Geld, das wir dringend benötigen, soziales Netz aufbauen, die Sozial- Opfern von kriminellen Miethaien. um Wohnungen anmieten, adap- und Bildungslandschaft in Österreich Unsere Integrationseinrichtungen tieren und weitergeben zu kön- verstehen, die deutsche Sprache ler- stellen daher Integrationsstartwoh- nen. Damit haben die engagier- nen, realistische Zukunftspläne ent- nungen zur Verfügung und vermit- ten Unterstützer*innen die Basis wickeln, (Berufs-)Ausbildungen absol- teln Housing-First- und Finalwoh- für eine gelungene Integration vieren und einen Arbeitsplatz finden. nungen. Circa 3.000 Startwohnun- und eine Zukunft in Sicherheit Bei all diesen Schritten begleiten wir gen konnten wir bislang weiterge- für viele geflüchtete Menschen in geflüchtete Menschen nun schon seit ben und circa 1.500 Finalwohnungen ihrer neuen Heimat gelegt. Danke! 22 Jahren mit Beratung, Training, Bil- vermitteln und damit rund 12.200 11
Foto: Nadja Meister • Gesundheit Fotos: Nadja Meister • Kinder • Menschenrechte Patenschaft bedeutet: Nachhaltige Fürsorge! Mit einer Patenschaft begleiten und unterstützen Sie schutzsuchende Menschen nachhaltig. Denn regelmäßige Spenden helfen dem Diakonie Flüchtlingsdienst, langfristig zu planen und Spenden dort einzusetzen, wo Hilfe gerade am dringendsten gebraucht wird. Werden Sie jetzt Pate oder Patin! Eine Patenschaft ist auch ein schönes Weihnachtsgeschenk! Info unter: https://fluechtlingsdienst.diakonie.at/patenschaften Wir beantworten gerne alle Ihre Fragen: Telefon: +43 (0) 1/409 80 01-35444 E-Mail: spenden@diakonie.at
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