30 Jahre - Hoffnungsträger*in - ingsdienst - Danke! Diakonie Flüchtl

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30 Jahre - Hoffnungsträger*in - ingsdienst - Danke! Diakonie Flüchtl
Hoffnungsträger*in
Der Diakonie Flüchtlingsdienst informiert                        Nr. 2/2019

                               30 J a h r e            i e n s t - D anke!
                                    Fl      üchtlingsd
                           Diakonie
30 Jahre - Hoffnungsträger*in - ingsdienst - Danke! Diakonie Flüchtl
Foto: Martin Seidl
                                                                                        Inhalt
                                                                                        Ein Gespräch über ereignisreiche Jahre                                      3
                                                 Danke für 30 Jahre                     Aus persönlichem Engagement der Pfarrerin Christine
                                                 Solidarität &                          Hubka entstand die Rechtsberatung der Diakonie.
                                                 Menschlichkeit!
                                                                                        Österreich muss ein Rechtsstaat bleiben!                                    4
                                                                                        Damit Menschen die Chance auf ein faires
                                                                                        Asylverfahren haben, ist eine unabhängige und
                                                                                        professionelle Rechtsberatung unabdingbar.
                         Liebe Leserin, lieber Leser,

                         30 Jahre ist es her, seit die Traiskirchner Pfarrerin das      An der Seite der Menschen auf der Flucht                                    5
                         Elend der obdachlosen Asylsuchenden rund um das                Gedanken von Mag. Michael Chalupka, Bischof der
                         Lager Traiskirchen nicht mehr ertragen konnte und den
                                                                                        Evangelischen Kirche A.B.
                         Gemeindesaal der Kirche für sie öffnete. Was als Schlafplatz
                         begann, wurde bald zur Beratungsstelle, denn fast noch
                         mehr als ein Lager für die Nacht benötigten die Menschen       Meilensteine                                                                6
                         Informationen zu ihren Asylverfahren, eine Perspektive und
                         Berater*innen, die sich kompromisslos für die Wahrung ihrer
                         Rechte einsetzten.                                             Interview mit Veronica Handl                                                8
                                                                                        Die langjährige Mitarbeiterin der Diakonie erzählt
                         Bald entstanden, ausgehend von dieser ersten Rechts- und
                                                                                        von ihrer Arbeit mit geflüchteten Menschen.
                         Sozialberatungsstelle, verschiedene Notquartiere für
                         Geflüchtete, die sich über die Jahrzehnte in innovative
                         Grundversorgungseinrichtungen mit differenzierten
                         Angeboten für Menschen mit unterschiedlichen Betreu-
                                                                                        Eine Brücke in die Zukunft                                                10
                         ungsbedürfnissen entwickelt haben.                             Viele Flüchtlinge leiden tagtäglich unter den
                                                                                        psychischen Folgen von Folter, Gewalt und Krieg.
                         1997 begannen wir mit der Integrationsarbeit mit asylbe-
                                                                                        Der Diakonie Flüchtlingsdienst hilft.
                         rechtigten Menschen, weil es keine geeigneten Einrich-
                         tungen zur Starthilfe im Integrationsprozess gab und gerade
                         jene Menschen, welchen der höchste internationale Schutz       Startwohnung - gemeinsam den
                         zuerkannt worden ist, obdachlos und perspektivenlos sich
                         selbst überlassen waren. 22 Jahre später betreiben wir
                                                                                        Anfang meistern                                                           11
                         18 Integrationseinrichtungen in vier Bundesländern.            Das Schicksal der Obdachlosigkeit trifft viele
                                                                                        Flüchtlinge. Dank Spender*innen ermöglichen wir
                         Vor 15 Jahren eröffneten wir unser erstes interkulturelles
                                                                                        ein sicheres Zuhause.
                         Psychotherapiezentrum, um Opfern von Extremtrauma-
                         tisierungen mit Flucht- und Migrationsgeschichte eine
                         professionelle Anlaufstelle zu bieten. Etwa gleich lang gibt
                         es unsere medizinische Ambulanz für nichtversicherte
                         Menschen in Wien, in der jährlich über 8.000 Behandlungen
                         durchgeführt werden.

                                                                                        Impressum
                         Was mit geöffneten Kirchentüren begann, ist 30 Jahre
                         später zu einer Expert*innenorganisation geworden, die
                         jährlich fast 40.000 Menschen mit Flucht- und Migrations-
                         biographie begleitet.                                          Diakonie Flüchtlingsdienst gem. GmbH
                                                                                        Steinergasse 3/12, 1170 Wien, Telefon: +43 (0)1/409 80 01-35444
                         Unsere Arbeit war und ist nur möglich, weil sich tausende      www.fluechtlingsdienst.diakonie.at
                         freiwillige Mitarbeiter*innen an der Seite unserer             E-Mail: spenden@diakonie.at
                                                                                        Spendenkonto: Diakonie Flüchtlingsdienst
                         Kolleg*innen gegen Willkür und Unrecht gestemmt und
                                                                                        IBAN: AT97 2011 1287 2204 5678
                         sich für die Rechte und die Würde geflüchteter Menschen
                         eingesetzt haben. Und es ist den vielen engagierten            Für den Inhalt verantwortlich: Alexandra Gröller
                         Spender*innen zu danken, die viele Unterstützungsange-         Redaktion: Claudine Bersi, Karin Brandstötter, Michael Chalupka,
                         bote, für die es keine öffentlichen Mittel gab und gibt,       Alexandra Gröller, Heike Ehlers
                                                                                        Lektorat: Stefanie Meier
                         erst möglich gemacht haben.
                                                                                        Chefredaktion: Claudine Bersi, Heike Ehlers
                                                                                        Der Diakonie Flüchtlingsdienst ist eine 100%ige Tochter der
                         Diesen Held*innen und Wegbegleiter*innen widmen                Diakonie Eine Welt gem. GmbH. Die Diakonie Eine Welt gem. GmbH
                         wir in Dankbarkeit die Jubiläumsausgabe unserer                ist Mitglied der Diakonie Österreich.
                         Hoffnungsträger*in!                                            Geschäftsführung: Michael Bubik, Alexandra Gröller
                                                                                        Datenschutzbeauftragter: Hermann Böhm
                                                                                        Coverfoto: Claudine Bersi, Johannes Deutsch, Regina Hügli,
                         Ihre                                                           Nadja Meister, Diakonie Flüchtlingsdienst
                                                                                        Grafische Gestaltung: Peter Egelseer
                                                                                        Verlagsort: Wien

                         Alexandra Gröller                                              Weil es uns wichtig ist, dass sich Menschen aller Geschlechteridentitäten glei-
                                                                                        chermaßen angesprochen fühlen und wir ein Zeichen gegen diskriminierende
                         Geschäftsführung Diakonie Flüchtlingsdienst                    Sprache setzen wollen, haben wir uns für die Schreibweise mit dem Gender-
                                                                                        Sternchen (Mitarbeiter*innen, Klient*innen) entschieden.

2
30 Jahre - Hoffnungsträger*in - ingsdienst - Danke! Diakonie Flüchtl
Interview

                                  „Jede Nacht schliefen
                                  90 Menschen in der Kirche“
                                          Aus persönlichem Engagement der Pfarrerin Christine Hubka entstand die Rechtsberatung
                                          des Diakonie Flüchtlingsdienstes. Ein Gespräch über ereignisreiche Jahre.

                                             Wir schreiben das Jahr 1983 –                 Alte schliefen seit Wochen auf der

                                                                                                                                                                                   Foto: Lukas Plank
                                          woran erinnern Sie sich?                         Straße, weil sie im Flüchtlingslager
                                             Christine Hubka: Am 1. Jänner 1983            nicht mehr untergekommen sind. Da
                                          bin ich Pfarrerin von Traiskirchen               sagte ich: Kommt in die Kirche! Jede
                                          geworden. Ab meinem allerersten                  Nacht haben zirka 90 Menschen in
                                          Tag sind Flüchtlinge vor meiner Tür              der Kirche übernachtet. Wir haben
                                          gestanden, weil die Adresse des                  Matratzen gespendet bekommen,
                                          Pfarrhauses vormals die Adresse des              diese tagsüber gestapelt und in der
                                          Flüchtlingslagers Traiskirchen war:              Nacht ausgebreitet.
                                          Otto-Glöcklstraße 16. Kaum bin ich
                                          eingezogen, haben die Menschen                     Wie war das für die Gemeinde?
                                          angeläutet. Damals war Traiskirchen                Plötzlich hatten wir volle Gottes-
                                          ein Massenlager. Ich war das erste               dienste – und damit meine ich nicht    Pfarrerin Hubka lebt Nächstenliebe. Danke!
                                          freundliche Gesicht, das die Flücht-             die Flüchtlinge! Manche sind auch
                                          linge getroffen haben. Sie haben mich            von der Kirche weggeblieben, aber
                                          gebeten, die Behördenbriefe, die nur             unterm Strich sind mehr Menschen         Wie kam es zur Etablierung der
                                          auf Deutsch waren, zu übersetzen.                in die Kirche gekommen. Aber es gab    Flüchtlingsberatung?
                                                                                           auch eine Kehrseite: Wir haben drei      Nach einigen Jahren hat die Pfarrge-
                                            Wie ging es weiter?                            Bombendrohungen erhalten. Jedes        meinde der Kirchenleitung in einem
                                            Eines Tages kam ein starkes Ge-                Mal hat mein 13-jähriger Sohn das      Brief die Notsituation geschildert.
                                          witter, es hat zu schütten begonnen.             Telefon abgehoben. „In einer halben    Daraufhin hat die Kirchenleitung die
                                          Viele Flüchtlinge, Familien, Kinder,             Stunde geht die Bude hoch“, hieß es.   Anstellung einer Person finanziert. So
                                                                                                                                  haben wir 1989 Frau Dr. Hennefeld
                                                                                                                                  angestellt, die dann im Gemeindesaal
                                                                                                                                  die Flüchtlingsberatung mit vielen
Foto: Archiv Diakonie Flüchtlingsdienst

                                                                                                                                  ehrenamtlichen Dolmetscher*innen
                                                                                                                                  etabliert hat.

                                                                                                                                    Wie ging diese Phase zu Ende?
                                                                                                                                    Aus der Pionier- und Chaosphase
                                                                                                                                  entstand eine strukturierte, professio-
                                                                                                                                  nelle Beratungsarbeit, die Diakonie
                                                                                                                                  ist eingestiegen. Im Jahr 2002 konnte
                                                                                                                                  die Beratung aus dem Gemeindesaal
                                                                                                                                  in eigene Räume einziehen.
                                                                                                                                    Rückblickend betrachtet wäre es
                                                                                                                                  besser gewesen, ich hätte sofort
                                                                                                                                  Strukturen eingefordert. Natürlich,
                                                                                                                                  die Türen der Pfarrgemeinde öffnen,
                                                                                                                                  wenn es regnet. Aber dann wäre so-
                                                                                                                                  fort politische Arbeit nötig gewesen,
                                                                                                                                  wie sie jetzt die Diakonie macht. Es ist
                                                                                                                                  gut, dass die Beratung in die Professio-
                                          1983 beherbergte Pfarrerin Hubka zahlreiche obdachlose Flüchtlinge in der Kirche.       nalität übergegangen ist.

                                                                                                                                                                               3
30 Jahre - Hoffnungsträger*in - ingsdienst - Danke! Diakonie Flüchtl
Rechtsberatung

                     Österreich muss ein
                     Rechtsstaat bleiben!
                              Damit Menschen die Chance auf ein faires Asylverfahren haben, ist eine unabhängige
                              und professionelle Rechtsberatung unabdingbar. Der Diakonie Flüchtlingsdienst berät und
                              begleitet seit fast 30 Jahren Flüchtlinge im Asylverfahren.

                                                                                       Rechtsberatung für Schutzsuchende                                                 einsetzen, so wichtig“, betont Mirjami.
Foto: Diakonie Flüchtlingsdienst

                                                                                       anbot. Viele Asylsuchende kamen mit                                               Doch mit dem am 16.5.2019 noch von
                                                                                       einem negativen Asylbescheid in die                                               ÖVP und FPÖ beschlossenen Gesetz
                                                                                       Pfarrgemeinde. Sie waren vollkommen                                               steht fest: Die unabhängige Rechts-
                                                                                       verzweifelt“, berichtet Mirjami.                                                  beratung für Asylsuchende durch ge-
                                                                                                                                                                         meinnützige Hilfsorganisationen wie
                                                                                         Seitdem ist viel Zeit vergangen.                                                dem Diakonie Flüchtlingsdienst soll
                                                                                       Doch eines ist gleich geblieben: Man*                                             abgeschafft werden. Ab 1.1.2021 soll
                                                                                       muss etwas dafür tun, damit man* zu                                               die Bundesagentur für Betreuungs-
                              Mirjami (links) und Katharina (rechts) arbeiten          seinem Recht kommt. Für Flüchtlinge                                               und Unterstützungsleistungen (BBU
                              seit fast 30 Jahren als Rechtsberaterinnen.              ist das allerdings nach wie vor nicht                                             GmbH) die gesetzlich vorgeschrie-
                                                                                       einfach: Viele sind traumatisiert, kön-                                           bene Rechtsberatung durchführen.
                                                                                       nen noch nicht gut Deutsch und sind                                               Das Problem: Ein faires Asylverfahren
                                „Die Diakonie hat immer gesagt: Wir                    völlig auf sich alleine gestellt. Unter                                           kann dadurch nicht mehr gewähr-
                              sind eine Menschenrechtsorganisa-                        diesen Umständen ist es besonders                                                 leistet werden. Denn die BBU GmbH
                              tion. Wir setzen uns für Menschen und                    schwer, sich im Rechtsdschungel                                                   ist dem Innenministerium, also der
                              ihre Rechte ein!“, erzählt Katharina                     zurechtzufinden. Die Folge: Viele                                                 gleichen Behörde, die die Bescheide
                              Ammann. Seit fast 30 Jahren arbei-                       Schutzsuchende werden in gefährli-                                                erlässt, unterstellt.
                              tet Katharina als Rechtsberaterin                        che Länder zurückgeschickt, in denen                                                „Das können wir nicht akzeptieren.
                              beim Diakonie Flüchtlingsdienst.                         Folter und Tod drohen.                                                            Wir wollen und müssen weiterhin im
                                Auch ihre Kollegin, Mirjami Ritz-                          „Es ist nicht immer so, dass auch                                             Asylverfahren beratend und beglei-
                              schke, war schon in der Rechtsbera-                      Recht gesprochen wird, wo eigentlich                                              tend an der Seite von geflüchteten
                              tung des Diakonie Flüchtlingsdienstes                    eindeutig ist, dass die Person Schutz                                             Menschen stehen. Denn unabhängige
                              tätig, als die Beratungen noch im                        braucht und Asyl bekommen muss.                                                   Rechtsberatung ist der Grundpfeiler
                              Gemeindesaal der evangelischen                           Auch die Politik spielt eine große Rolle.                                         für ein faires Verfahren, für Rechts-
                              Pfarrgemeinde in Traiskirchen statt-                     Deshalb ist eine unabhängige Rechts-                                              staatlichkeit und die Einhaltung der
                              fanden. „Ende der 1980er Jahre gab es                    beratung von gemeinnützigen Organi-                                               Menschenrechte in Österreich!“, so
                              keine Institution oder Organisation, die                 sationen, die sich für Menschenrechte                                             Mirjami und Katharina.
                                                                                                                                   Foto: Archiv Diakonie Flüchtlingsdienst

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                                   auf ein faires Asylverfahren hat und Österreich ein Rechtsstaat bleibt!

                                   Zweck: Unabhängige Rechtsberatung
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                                   Ihre Spende ist steuerlich absetzbar! Reg.Nr. SO 1108                                                                                 Rechtsberatung in der evangelischen Pfarrge-
                                                                                                                                                                         meinde in Traiskirchen.

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30 Jahre - Hoffnungsträger*in - ingsdienst - Danke! Diakonie Flüchtl
Foto: Marco Uschmann
„Der Diakonie Flüchtlings-
     dienst ist eine höchst
 professionelle Menschen-
      rechtsorganisation.“
   Mag. Michael Chalupka

An der Seite der Menschen
auf der Flucht                                                       Von Mag. Michael Chalupka
                                                                     Bischof der Evangelischen Kirche A.B.

   Die Bibel ist ein Buch von Flüchtlin-   lische Gemeinden und Gemeindemit-             ist auch gut so, denn es geht ja um
gen für Flüchtlinge. Sie spiegelt die      glieder der Evangelischen Kirche in           das rechte Zeugnis und im letzten
Erfahrungen von Menschen wieder,           Österreich Menschen auf der Flucht            auch darum, was für wahr oder falsch
die ihre Heimat verlassen mussten,         unterstützen, sie aufnehmen, Bezie-           gehalten wird. Doch erstaunlicher
sich aber nicht von Gott verlassen         hungen zu ihnen knüpfen und sich für          Weise war der Einsatz für Flücht-
wussten. Die ersten Christ*innen           sie einsetzen.                                linge in unserer Kirche und unseren
bezeichneten sich selbst als Fremd-                                                      Gemeinden – anders als in anderen
linge in der Diaspora und die Briefe         Diese Unterstützung und Aufnahme            Teilen der Gesellschaft – kaum ein
des neuen Testamentes sprechen             kann man* als Hilfe, als Solidarität oder     Anlass zur Auseinandersetzung, son-
ihre Leser*innen immer wieder als          diakonischen Dienst beschreiben, das          dern etwas, was Gemeinden und Ge-
Fremde in der Welt an.                     alles ist richtig. Doch es ist mehr. Es ist   meindemitglieder über verschiedene
                                           Christusbegegnung. Christusbegeg-             theologische Positionen und Fröm-
  Es ist dem Volk Gottes eigen, in         nung und Verkündigung des Evangeli-           migkeiten hinweg teilen – ein Zeichen
dieser Welt zu leben, aber nicht mehr      ums und Christuszeugnis, das in täti-         des Zusammenhalts in schwierigen
ganz von dieser Welt zu sein. Heraus-      ger Nächstenliebe aber auch im Wort           Zeiten. Die aktive Verkündigung des
gerufen zu sein, lässt auch einen ge-      – sei es im täglichen Gespräch oder           Evangeliums in Wort und Tat stärkt
wissen Fremdheitseffekt entstehen.         bei einer Anhörung durch Behörden             die eigene Identität.
Diese Erfahrungen der Fremdheit, der       und Gerichte – geschehen ist und ge-
Unbehaustheit, ja der Heimatlosigkeit      schieht. In den letzten Jahren verging          Besonders deutlich ist das Engage-
sind den Büchern der Bibel einge-          kaum eine Synode der Evangelischen            ment der Evangelischen Kirche in der
schrieben. Daraus entsteht auch eine       Kirche bei der sie nicht geschlossen          rasanten Entwicklung des Diakonie
besondere Sensibilität für die Ver-        für die Rechte von Menschen auf der           Flüchtlingsdienstes in den letzten
letzlichkeit derer, die in der Fremde      Flucht eingetreten ist.                       30 Jahren geworden. Gegründet in
leben müssen. Wer sich selbst ausge-         Das Bemerkenswerteste am Einsatz            der Pfarrgemeinde Traiskirchen als
streut in einer fremden Welt weiß, –       für Menschen, die hier Schutz suchen,         spontane Reaktion christlicher Nächs-
nichts anderes heißt Diaspora –, ent-      ist aber, dass dieses Engagement in           tenliebe, ist er heute eine höchst
wickelt im besten Fall auch ein Ge-        unserer Kirche und in unseren Ge-             professionelle Menschenrechtsorga-
spür für die, die sich in einer ähnli-     meinden in großer Einmütigkeit pas-           nisation, die aber die einzelne Person
chen Situation finden. Dieses Gespür       siert ist. Kirchen haben einen Hang           mit all ihren Nöten und Bedürfnissen
zeigt sich darin, dass so viele evange-    zur Auseinandersetzung – und das              in den Mittelpunkt ihrer Arbeit stellt.

                                                                                                                              5
30 Jahre - Hoffnungsträger*in - ingsdienst - Danke! Diakonie Flüchtl
Meilensteine

                     Gesundheit

                                                                                   Foto: Nadja Meister
                       Im März 2018 wurde           Jährlich werden über
                     die 60.000ste Behand-          3.000 Patient*innen
                     lung bei AmberMed, der         behandelt. Außerdem
                     Ambulanz für nichtversi-       bietet AmberMed Gesund-
                     cherte Personen, durchge-      heitsberatung und -schu-
                     führt! Das Team aus über       lung mit einem Schwer-
                     60 freiwillig tätigen Allge-   punkt auf Schwangere und
                     mein- und Fachärzt*innen,      Diabetiker*innen. Auch
                     Ordinationsassistent*innen,    finanziell verdankt Amber-
                     Dolmetscher*innen und          Med sein Bestehen dem
                     Therapeut*innen von            zivilgesellschaftlichen
                     AmberMed beweist seit          Engagement.
                     über 15 Jahren, was zivil-                                                      Geschafft! Die Freude über das Zeugnis ist groß.
                     gesellschaftliches Engage-     Herzlichen Dank an alle
                     ment möglich macht.            treuen Spender*innen!
                                                                                                     Bildung
Foto: Regina Hügli

                                                                                                       Im Juni 2019 hielten wieder 15 stolze Schüler*innen
                                                                                                     unseres Bildungszentrums BACH in Mödling ihre
                                                                                                     Abschlusszeugnisse in den Händen. Wie schon 330
                                                                                                     andere junge Menschen haben sie in der beinahe
                                                                                                     15-jährigen Geschichte der Einrichtung mit der Unter-
                                                                 Jährlich werden                     stützung der Trainer*innen und Berater*innen von
                                                                 über 3.000                          BACH den Pflichtschulabschluss nachgeholt. Nun sind
                                                                 Patient*innen
                                                                 bei AmberMed
                                                                                                     sie bereit für weiterführende Ausbildungen oder Leh-
                                                                 behandelt.                          ren. Dabei werden sie von der BACH Bildungsberatung
                                                                                                     begleitet, die insgesamt bereits über 3.800 Menschen
                                                                                                     zu ihren Chancen und Perspektiven in Bildung und
                                                                                                     Beruf informierte.
                                                                                                       Im Basisbildungsprogramm von BACH haben bisher
                                                                                                     260 Teilnehmer*innen Grundkenntnisse in Deutsch,
                                                                                                     Mathematik, Englisch, Informations- und Kommunika-
                                                                                                     tionstechnik und sozialem Lernen erworben. Ein Team
                                                                                                     engagierter Freiwilliger unterstützt die Schüler*innen
                                                                                                     erfolgreich bei der Lehrstellensuche.

                 Beratung
                                                                                                         Foto: Nadja Meister

                       17.942 Asylsuchende             Freizeitangebote, vereinbart
                     wurden in den letzten 14 Jah-     Termine bei Ärzt*innen und
                     ren in 197.104 Gesprächen         sorgt für eine gute adäquate
                                                                                                                                                                                        Foto: Ludwig Schedl

                     von der Mobilen Flüchtlings-      medizinische und therapeu-
                     beratung Niederösterreich         tische Behandlung, berät
                     West (NÖWE) beraten. Die          Gemeinden und das Umfeld
                     NÖWE ist aber nicht nur           von Grundversorgungsquar-
                     Anlaufstelle für alle Fragen      tieren, vermittelt zwischen
                     grundversorgter Menschen          Quartiergeber*innen und
                     (wie z.B. zu Schule und           Klient*innen, erklärt Ent-
                     Kindergarten, medizinischer       scheidungen von Behörden
                     Versorgung, Arbeit, Asylver-      und Gerichten und steht für
                     fahren, finanzielle Absicher-     alle Anfragen von Freiwilligen
                     ung, etc.), sondern organisiert   sowie Unterstützer*innen zur
                     auch Deutschkurse und             Verfügung.                                                          Unsere Berater*innen stehen für alle Fragen zur Verfügung.

                     6
30 Jahre - Hoffnungsträger*in - ingsdienst - Danke! Diakonie Flüchtl
Gemeinwesenarbeit                                                                                           Hoffnungs-
                        2013 übernahmen wir die
                      Gemeinwesenarbeit und Stadtteil-
                                                            Macondo-Bewohner*innen und die
                                                            Nachbarschaft. Mit dem Macondo-
                                                                                                                           träger*innen
                      entwicklung auf dem geschichts-
                      trächtigen Macondo-Gelände in
                                                            Platz konnte dank der tatkräftigen
                                                            Hilfe von über 50 engagierten
                                                                                                                           im Porträt:
                      Wien. Gemeinsam mit den 2.000         Freiwilligen und vielen
                      Bewohner*innen des Areals werden      Unterstützer*innen ein Ort der

                                                                                                                                                                 Foto: Claidine Bersi
                      seither Projekte zur Gestaltung des   interkulturellen Begegnung entste-
                      Grätzels umgesetzt.                   hen. Hier findet auch das alljährliche
                        Außerdem ist unsere Beratungs-      große Fest zum „Langen Tag der
                      stelle eine Anlaufstelle für alle     Flucht“ statt.
Foto: Nadja Meister

                                                                                    Macondo-Platz:
                                                                                    Ein Ort der inter-
                                                                                    kulturellen
                                                                                                                           Sara dolmetscht in der
                                                                                    Begegnung.
                                                                                                                           Frauenberatungsstelle.

                                                                                                                           Sara
                                                                                                                            „Jeder noch so kleine Schritt ist
                                                                                                                           wichtig und bewegt etwas!“

                                                                                                                             Die 26-jährige Sara aus
                      Jugend                                                                                               Ägypten ist Dolmetscherin.
                                                                                                                           Seit einem Jahr dolmetscht sie
                                                                                                                           ehrenamtlich in der Frauen-
                        1999 spendete uns der Burg-         seiner im KZ ermordeten Großmut-                               beratungsstelle des Diakonie
                      schauspieler Otto Tausig 200.000,-    ter, Laura Gatner, erhalten hatte,                             Flüchtlingsdienstes in Wien.
                      Schilling und den Namen für unser     konnten wir das Haus ausbauen
                      Laura Gatner Haus, das über           und modernisieren und zu einem                                   Eines Tages kam eine Frau
                      20 Jahre lang unbegleitete minder-    Zuhause für Jugendliche machen.                                aus dem Irak in die Beratung.
                      jährige Flüchtlinge beherbergte.      Hier konnten sie nach den verstö-                              Sie leidet unter Diabetes und
                        Mit dieser Summe, die Otto Tausig   renden Erfahrungen auf der Flucht                              suchte einen Arzt. Sara ist auch
                      als Restitutionszahlung für das von   ankommen, lernen und wieder                                    Diabetikerin und ist bei einem
                      den Nazis gestohlene Vermögen         unbeschwert sein.                                              guten Arzt in Behandlung.
                                                                                                                           Diesen konnte die Beraterin der
                                                                                                                           Klientin weiterempfehlen.
                                                                                                     Foto: Nadja Meister

                                                                                                                             „Die Frau war so dankbar. Ich
                                                                                                                           finde es sehr schön, dass ich den
                                                                                                                           Frauen und den Berater*innen bei
                                                                                                                           ihrer Arbeit helfen kann“, erzählt
                            Endlich                                                                                        Sara.
                         sicher und
                       unbeschwert
                                                                                                                             „Es gibt Tage, da fällt es schwer
                             leben.
                                                                                                                           optimistisch zu bleiben, aber wir
                                                                                                                           müssen weitermachen und dürfen
                                                                                                                           die Hoffnung nicht verlieren, egal
                                                                                                                           was kommt! Jeder noch so kleine
                                                                                                                           Schritt ist wichtig und bewegt
                                                                                                                           etwas!“, sagt Sara. Eine wahre
                                                                                                                           Hoffnungsträger*in. DANKE!

                                                                                                                                                                            7
30 Jahre - Hoffnungsträger*in - ingsdienst - Danke! Diakonie Flüchtl
Interview

                             „Flüchtlinge haben
                             absolut nic hts“
                                   Veronica Handl war eine langjährige Mitarbeiterin des Diakonie Flüchtlingsdienstes.
                                   Im Interview erzählt sie, warum sie sich auch noch in ihrer Pension ehrenamtlich für
                                   geflüchtete Menschen engagiert.

                                     Wann hast du begonnen für den                    Dann habe ich Frau Bock angerufen        nämlich gar nichts, keine Matratzen,
                                   Diakonie Flüchtlingsdienst zu arbeiten?            und ihr erzählt, wie das war. Da saß     keine Betten… wir sind gemeinsam
                                     Veronica Handl: Es war tatsächlich               ich gerade im Büro von Amnesty In-       zu Ikea gefahren und haben einge-
                                   ein riesen Zufall, das weiß ich noch.              ternational und jemand, der schon        kauft. Dann haben wir begonnen die
                                   Ich war damals schon – wie auch                    bei der Diakonie arbeitete, hat mitbe-   Stockbetten aufzubauen. Wir haben
                                   heute noch – ehrenamtlich bei Am-                  kommen, wie ich mich da engagiert        bis zwei Uhr früh gearbeitet. Plötz-
                                   nesty International tätig. Da hat mich             hatte. Zu dieser Zeit wurde bei der      lich kam ein Telefonanruf, dass die
                                   eines Tages Ute Bock angerufen und                 Diakonie ein neues Haus zur Un-

                                                                                                                                   „Ich bin politischer
                                   gefragt, ob ich eine Waschmaschine                 terbringung von Asylwerber*innen
                                   für ihr Flüchtlingshaus organisieren               eröffnet und sie sagten: „Diese Frau
                                   könnte. Ich hatte eine bei mir zu Hause
                                   stehen und sagte ihr zu.
                                                                                      wollen wir haben.“                               Flüchtling.“
                                     Die Männer, die sie abholen woll-                  Das war das Flüchtlingshaus
                                   ten, kannten sich aber mit der Instal-             Rossauerlände?                           ersten Flüchtlinge schon da sind und
                                   lation nicht aus. Sie hätten fast alles              Ja, früher war dort das evangelische   warten – wir wussten nicht, was wir
                                   unter Wasser gesetzt. Ich bin dann                 Krankenhaus. Damals kamen sehr           machen sollten. Wir hatten zwar genug
                                   zu einem Installateur gegangen, hab                viele tschetschenische Flüchtlinge       Betten gekauft, aber noch nicht viele
                                   mir alles erklären lassen und habe                 nach Österreich und gemeinsam mit        zusammengeschraubt. Wir waren ja
                                   die Waschmaschine so vorbereitet,                  einer Kollegin hatte ich den Auftrag,    nur zu zweit. Zum Glück haben uns
                                   dass sie abgeholt werden konnte.                   die Zimmer vorzubereiten. Es gab         die tschetschenischen Männer dann
                                                                                                                               geholfen, die Betten aufzubauen. Bis
                                                                                                                               vier in der Früh war alles für die ersten
                                                                                                                               Flüchtlinge fertig. Dann haben meine
Foto: Diakonie Flüchtlingsdienst

                                                                                                                               Kollegin und ich dort ein bisschen ge-
                                                                                                                               schlafen. Am nächsten Tag sind wir
                                                                                                                               wieder zu Ikea gefahren und haben
                                                                                                                               nochmal Stockbetten und Matratzen
                                                                                                                               gekauft und aufgestellt – das waren
                                                                                                                               meine ersten Arbeitstage.

                                                                                                                                 Wie bist du eigentlich nach
                                                                                                                               Österreich gekommen?
                                                                                                                                 Ich bin politischer Flüchtling aus
                                                                                                                               Argentinien und wurde ausgewiesen.
                                                                                                                               Ich war zwei Jahre im Gefäng-
                                                                                                                               nis – dort wurde auch mein Sohn
                                                                                                                               Pablo geboren. Zuerst flüchtete ich
                                                                                                                               nach Deutschland. Dort machte das
                                                                                                                               Magazin Stern eine Podiumsdiskus-
                                                                                                                               sion mit dem Titel: „Die Würde des
                                                                                                                               Menschen“ und sie haben mich für
                                   „Die Arbeit hat mich total bereichert!“, Veronica Handl über ihre Zeit beim                 die Veranstaltung als Sprecherin an-
                                   Diakonie Flüchtlingsdienst                                                                  gefragt. Die Veranstaltung war so ein

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30 Jahre - Hoffnungsträger*in - ingsdienst - Danke! Diakonie Flüchtl
Foto: Nadja Meister

     Veronica Handl
       half das Haus
    Rossauer Lände
        aufzubauen.
 In diesem Quartier
   leben heute rund
    170 Flüchtlinge.

Erfolg, dass der Reporter vom Stern          ich auch andere Jobs bekommen, bis      sie geliebt. Da es kaum Möglichkei-
zu mir sagte, ich könne mir wünschen,        ich bei der Diakonie gelandet bin.      ten auf Arbeit für die Menschen gab,
was ich wolle. Ich wollte ein Zug-                                                   haben manche geweint. Es war sehr
ticket nach Wien – mein Aufenthalt              In welchen Einrichtungen der         traurig, aber ich möchte diese Arbeit
in Deutschland war nämlich etwas             Diakonie hast du noch gearbeitet?       nicht missen. Ich bin froh, dass ich
problematisch und meine Familie kam             Ich war auch in der Grimmgasse       auch in der Pension weitermachen
ja ursprünglich aus Österreich. Ich bin      (ehemaliges Notquartier und Flücht-     kann. Ich arbeite dort so gerne. Die
also mit meinem Baby und Koffer auf          lingshaus, Anm.d.Red.) und bei INTO     Stimmung und die Kolleg*innen sind
der Landstraße in Wien angekommen.           Wien (Integrationseinrichtung, Anm.d.   so wunderbar.
                                             Red.) tätig. In der Grimmgasse war
  Weil ich die Sprache hier nicht            ich für die Freizeitgestaltung der        Was bedeutet dir die Arbeit mit
konnte, habe ich zunächst als Reini-         Bewohner*innen verantwortlich. Wir      Flüchtlingen?
gungskraft gearbeitet. In Argentinien        haben Wände ausgemalt, Fußball            Sehr oft grüßen mich Flüchtlinge auf
habe ich auf der Kunsthochschule             gespielt, Ausflüge gemacht… die Stim-   der Straße – ich habe keine Ahnung
studiert. In Wien habe ich deshalb           mung im Team war sehr gut. Nach der     mehr wer sie sind, aber sie kennen
einen Grafikkurs besucht. Danach             Schließung der Grimmgasse konnten       mich alle und grüßen mich auch noch
habe ich einen Job in einer Druckerei        wir bei INTO Wien weiterarbeiten.       nach vielen Jahren… das ist schön!
gefunden. Das hat zum Leben ge-
reicht. Amnesty International hat              Was waren deine Aufgaben                Die Arbeit hat mich total bereichert.
mir dabei geholfen, eine Gemeinde-           bei INTO Wien?                          Ich habe so viel gelernt, auch wie man
wohnung zu bekommen.                           Ich habe am Empfang gearbeitet,       glücklich sein kann. Ich komme nach
                                             war die Seelentrösterin für viele       Hause, habe Licht, eine Badewanne,
  Ich fand einen Kindergarten und            Klient*innen. Ich hab auch mit den      eine Heizung – ich habe alles. Ge-
habe dann in einer Fabrik gearbeitet.        Kindern gespielt und ihnen Spiel-       flüchtete Menschen haben absolut
Als mein Deutsch besser wurde, habe          sachen gekauft – Seifenblasen haben     nichts…

                                                                                                                          9
30 Jahre - Hoffnungsträger*in - ingsdienst - Danke! Diakonie Flüchtl
Psychotherapie

                     Eine Brücke in die Zukunft
                                                                           Viele Flüchtlinge leiden tagtäglich unter den
                                                                           psychischen Folgen von Folter, Gewalt und Krieg.
                                                                           Sie brauchen dringend Hilfe. Die Arbeit des
Foto: Regina Hügli

                                                                           Diakonie Flüchtlingsdienstes für Geflüchtete in
                                                                           psychischen Krisen ist für diese Menschen eine
                                                                           Brücke in die Zukunft.

                       „Meine Mama ist tot“, das war der     konnte Adiba ihre Ängste und Alb-       Erkrankungen ein Zuhause geben und
                     erste Satz, den die neunjährige Adiba   träume sowie die tiefe Trauer nach      sie im Alltag begleiten.
                     aus Syrien zu ihrer Psychothera-        und nach überwinden.                      Einer dieser über 250 Menschen ist
                     peutin vom Diakonie Flüchtlings-                                                Rahim aus Afghanistan. Rahim litt un-
                     dienst sagte. Das Mädchen las gerade      Der Diakonie Flüchtlingsdienst        ter massiven Angstzuständen, konnte
                     ein Märchenbuch, als fremde Männer      bietet bereits seit 15 Jahren in den    andere Menschen nicht in seiner
                     gewaltsam in das Haus ihrer Familie     Einrichtungen JEFIRA und ANKYRA         Nähe ertragen, weil er fürchtete, von
                     eindrangen und ihre Mama ermorde-       traumaspezifische, kultursensible       ihnen abgeholt und in den Krieg ge-
                     ten. Nach diesem schrecklichen Ereig-   und dolmetschunterstützte Psy-          schickt zu werden. In unserer Einrich-
                     nis floh Adiba mit ihrem Vater von      chotherapie sowie psychiatrische        tung betreuten ihn unsere Psycho-
                     Syrien nach Österreich. Doch die        Beratung für Flüchtlinge wie Adiba      log*innen und Psychiater*innen und
                     Bilder und Geräusche dieses furcht-     an.                                     Rahim lernte, was er tun kann, wenn
                     baren Tages sowie der tragische                                                 die Angst und die Panik wiederkom-
                     Verlust ihrer Mutter traumatisierten      Neben traumasensibler, interkultu-    men. Für zahlreiche Schutzsuchende
                     das Mädchen schwer.                     reller Psychotherapie benötigen viele   wie Rahim sind unsere Einrichtungen
                                                             geflüchtete Menschen aber auch ein      die letzte Brücke in eine Zukunft in
                       Gemeinsam konnten wir helfen:         besonders geschütztes Wohnumfeld        Sicherheit und Würde.
                     Spender*innen ermöglichten für          und spezialisierte Betreuung. Aus
                     Adiba eine Therapie in einem Psy-       diesem Grund betreibt der Diakonie        Herzlichen Dank an alle Unter-
                     chotherapiezentrum des Diakonie         Flüchtlingsdienst seit 2009 auch        stützer*innen, die uns geholfen
                     Flüchtlingsdienstes. Hier wurde das     das Projekt ESTIA und seit 2018 die     haben, diese Brücke aufzubauen und
                     Mädchen in seiner Trauer begleitet.     Wohngemeinschaft MINA, wo wir           gemeinsam mit uns an der Seite von
                     Dank dieser professionellen Hilfe       Schutzsuchenden mit psychischen         geflüchteten Menschen stehen.

                      Unsere Einrichtungen
                       sind für viele Schutz-
                         suchende die letzte
                      Brücke in die Zukunft.
                                                                                                                                          Foto: unsplash/Istiaque Emon

                     10
Integration

                                                                                                                Dank Ihrer Hilfe
                                                                                                                freuen sich viele
                                                                                                                Flüchtlingsfamilien
Foto: Nadja Meister

                                                                                                                über ein wärmendes
                                                                                                                und sicheres
                                                                                                                Zuhause.

                      Startwohnung - gemeinsam
                      den Anfang meistern
                        Seit 1997 betreiben wir Einrich-       dungsangeboten und Jobvermittlung.      Menschen Sicherheit und ein Dach
                      tungen zur Unterstüt zung von            Zuallererst muss aber Stabilität her-   über dem Kopf bieten, während sie
                      Geflüchteten bei den ersten Integrat-    gestellt werden. Denn niemand kann      sich den Herausforderungen des Inte-
                      ionsschritten in Österreich. Wir         sich auf Spracherwerb oder Jobtrai-     grationsprozesses gestellt haben.
                      begleiten Asylberechtigte und Sub-       ning konzentrieren, wenn man* nicht
                      sidiär Schutzberechtigte nach der        weiß, wo die Familie in der nächsten
                      Statuszuerkennung individuell und        Nacht schlafen wird. Bei Bekannten in    Ohne die Unterstützung unse-
                      ganzheitlich.                            der überfüllten Einzimmerwohnung?        rer Spender*innen wäre das
                                                               In einer Notschlafstelle? Auf der        unmöglich gewesen. Allein in
                        Dabei gilt es unzählige Heraus-        Straße? Das Schicksal der Obdach-        den letzten fünf Jahren haben
                      forderungen zu meistern. Die Men-        und Wohnungslosigkeit betrifft einen     4.756 Menschen für unsere Inte-
                      schen müssen sich in ihrem neuen         Großteil der Geflüchteten nach der       grationsstartwohnungen bei-
                      Umfeld zurechtfinden, trotz verstö-      Statuszuerkennung, macht sie zu          nahe € 200.000,- gespendet.
                      render Fluchterlebnisse ein neues        versteckten Nomad*innen oder zu          Geld, das wir dringend benötigen,
                      soziales Netz aufbauen, die Sozial-      Opfern von kriminellen Miethaien.        um Wohnungen anmieten, adap-
                      und Bildungslandschaft in Österreich       Unsere Integrationseinrichtungen       tieren und weitergeben zu kön-
                      verstehen, die deutsche Sprache ler-     stellen daher Integrationsstartwoh-      nen. Damit haben die engagier-
                      nen, realistische Zukunftspläne ent-     nungen zur Verfügung und vermit-         ten Unterstützer*innen die Basis
                      wickeln, (Berufs-)Ausbildungen absol-    teln Housing-First- und Finalwoh-        für eine gelungene Integration
                      vieren und einen Arbeitsplatz finden.    nungen. Circa 3.000 Startwohnun-         und eine Zukunft in Sicherheit
                      Bei all diesen Schritten begleiten wir   gen konnten wir bislang weiterge-        für viele geflüchtete Menschen in
                      geflüchtete Menschen nun schon seit      ben und circa 1.500 Finalwohnungen       ihrer neuen Heimat gelegt. Danke!
                      22 Jahren mit Beratung, Training, Bil-   vermitteln und damit rund 12.200

                                                                                                                                        11
Foto: Nadja Meister
• Gesundheit

                                                                          Fotos: Nadja Meister
• Kinder
• Menschenrechte

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