31er-Kriegerdenkmal, Hamburg Bestandsaufnahme und Erhaltungskonzept - silligmann restaurierung - Hamburg.de

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                                   31er-Kriegerdenkmal, Hamburg

                            Bestandsaufnahme und Erhaltungskonzept

                   Kriegerdenkmal mit Gegendenkmal an der Kirche St. Johannis, Dezember 2020

Stephanie Silligmann M.A.

Stein, Beton, Baukeramik
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31er-Kriegerdenkmal, Hamburg                                               Bestandsaufnahme und Erhaltungskonzept

 Inhaltsverzeichnis
  1.     Anlass und Zielsetzung ..................................................................................................... 3
  2.     Objektidentifikation .......................................................................................................... 3
  3.     Methode und Vorgehen..................................................................................................... 4
  4.     Technologie..................................................................................................................... 4
  5.     Objektgeschichte.............................................................................................................. 5
  6.     Erhaltungszustand und Schadensphänomene ...................................................................... 5
  7.     Reinigungsproben ............................................................................................................ 6
  8.     Erhaltungskonzept............................................................................................................ 7
  8.1.     Erweiterung der Untersuchung ....................................................................................... 9
  8.2.     Instandsetzung der konstruktiven Funktionen .................................................................. 9
  8.3.     Konservierung des erhaltenen Zustandes ...................................................................... 10
  8.4.     Kostenschätzung......................................................................................................... 12
  9.     Fotodokumentation ........................................................................................................ 13

Auftraggeberin:             Freie und Hansestadt Hamburg
                            Behörde für Kultur und Medien
                            Denkmalschutzamt
                            Große Bleichen 30
                            20354 Hamburg

Auftragnehmerin:            silligmann restaurierung
                            Stephanie Silligmann

Ausführung:                 Dezember 2020 – April 2021

Verfasserin:                Stephanie Silligmann

Verteiler Bericht:          zweifacher Ausdruck mit digitaler Version auf CD an Auftraggeberin

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31er-Kriegerdenkmal, Hamburg                                        Bestandsaufnahme und Erhaltungskonzept

 1. Anlass und Zielsetzung
 Das 31er-Kriegerdenkmal bildet zusammen mit dem Kirchengebäude, den umgebenden Freiflächen
 und mehreren angrenzenden Gebäuden ein denkmalgeschütztes Ensemble. Das dreiseitige, hohe
 Denkmal weist vorwiegend im unteren Bereich deutliche Schäden auf und es besteht offensichtlich
 Handlungsbedarf. Zur genauen Beurteilung des Zustandes erfolgte eine Bestandsaufnahme mit
 Hubsteiger, die als Grundlage für die Ausarbeitung eines Erhaltungskonzeptes mit ungefährer Kosten-
 schätzung diente.

 2. Objektidentifikation
Beschreibung             „Kriegerehrenmal des preuß. Inf.-Rgt. 31, (…), expressionistische Backsteinstele
                         mit wachthaltenden Kriegern (…).“1
                         „(…) auf jeder der drei Seiten steht eine überlebensgroße, nackte Kriegerfigur mit
                         Schwert und Schild, die die drei Regimenter (Aktiv-, Reserve- und Landwehr-Regi-
                         ment) versinnbildlichen.“2
Standort                 Bei der Johanniskirche 16, 22767 Hamburg, nördlich der Kirche
Datierung                1925 (Einweihung am 4. Oktober)
Entwurf                  August Henneberger
Architekten              Heinrich Esselmann und Max Gerntke
Inschrift                obere Zeile (umlaufend)
                         DEN GEFALLENEN ZUM DANKBAREN GEDÄCHTNIS /
                         DEN LEBENDEN ZUR MAHNUNG /
                         DEN KOMMENDEN GESCHLECHTERN ZUR NACHEIFERUNG
                         mittlere Zeile (umlaufend)
                         TIRLEMONT – MONS – MARNE / AISNE – VOGESEN – CHAMPAGNE / SOMME –
                         ARRAS – FLANDERN / 1914 – 1918 / GROSSE SCHLACHT IN FRANKREICH /
                         BRAY=CORBIE – VESLE – / CHEMIN DES DAMES – TUPIGNY /
                         BELGIEN – NOYON – LAUCOURT / CRAPEAU – MOULIN – LORETTO / SOMME –
                         LANGEMARK / 1914 – 1918 / ARRAS – […]NDERN – ARMENTIERES / LA B[…]E –
                         CAMBRAI / –[…]MAUBEUGE – /
                         TANNENBERG-WINTERSCHLACHT IN / MASUREN – LOMZA – TYKOCIN / GRODNO
                         – KLEINE BERESINA / 1914 – 1918 / A.D. DÜNA – GORODITSCHI / TOBOLY –
                         HOUTHOULSTER – […] / YPERN – VERDUN –
                         untere Zeile (umlaufend)
                         JNF.=REGT. „GRAF BOSE“ 1. THÜRINGISCHES NR. 31. /
                         RESERVE JNFANTERIE REGIMENT NR. 31 /
                         LANDWEHR JNFANTERIE REGIMENT NR. 31.
 Maße max.               Stufen      Höhe 0,80 m           Tiefe 1,80 m            Umfang 25,50 m
                         Sockel      Höhe 1,16 m           ᴓ Kreis 2,60 m          Umfang 16,35 m
                         Stele       Höhe 11,50 m          Breite 2,35 m
Erhaltungszustand        heterogener Zustand von gut (Bereich oberhalb der Figuren) über mäßig (Figuren)
                         bis schlecht (Sockel)
                         Die tragende Konstruktion des Sockels im Inneren ist schadhaft und abgängig, so
                         dass die Belastbarkeit der Oberseite zumindest bereichsweise gefährdet ist. Tem-
                         poräre Sicherungsmaßnahmen sind bereits erfolgt, es besteht kurzfristiger In-
                         standsetzungsbedarf.

 1   Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Hamburg, Schleswig-Holstein. 2009, S. 60.
 2   Dr. Stephan Linck, evangelische Akademie der Nordkirche: Denk Mal! Kriegerdenkmäler in Hamburg, Altona.
     https://www.denk-mal-gegen-krieg.de/kriegerdenkmaeler/hamburg-a-d

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3. Methode und Vorgehen
Die Beurteilung des Denkmals fand am 16.12.2020 statt. Zur Erfassung des Bestandes und Zustandes
wurde die Stele im Hinblick auf erkennbare Hinweise zur Technologie, zu früheren Erhaltungsmaßnah-
men sowie vorhandene Schäden begutachtet. Die Bestandsaufnahme erfolgte von einem Hubsteiger
aus. Die Abdeckung der Stele konnte mit dem Hubsteiger nicht komplett von oben betrachtet werden,
da die Stele höher ist die im Internet zur Verfügung stehenden Quellen angeben3 und der unebene
Boden sowie der Baumbestand die Erreichbarkeit einschränken. Im Einzelnen fanden folgende Unter-
suchungen statt:
    − optische, haptische und akustische Prüfung
    − Überprüfung des inneren Aufbaus mit einem Detektor für Metall und Holz (Erfassungstiefe Stahl
        max. 100 mm und Holz max. 25 mm)
    − Reinigungsproben zur Entfernbarkeit der Graffiti mit verschiedenen Lösemitteln und Abbeizern
    − Fotodokumentation

Für die fotografische Dokumentation wurden eine digitale Spiegelreflexkamera (Nikon D7000) sowie
eine Smartphone-Kamera (Samsung Galaxy S7) verwendet und die Fotos durch Farbtonkorrektur und
Bildausschnitt nachbearbeitet. Alle im Bericht verwendeten Fotos stammen von der Verfasserin oder
den Mitarbeiterinnen und sind als jpg-Dateien digital auf CD beigefügt.

Die geplante Sondierungsöffnung wäre im schadhaften Sockelbereich hilfreich gewesen, um das In-
nere besser erfassen zu können. Dennoch wurde davon Abstand genommen, da es sich aufgrund der
Schichtstärke um einen massiven Eingriff gehandelt hätte und eine Erhöhung der Instabilität riskiert
worden wäre. Stattdessen konnten größere Fehlstellen genutzt werden, um mit dem Smartphone das
Innere so gut wie möglich zu fotografieren. Eine optische Betrachtung durch Ausleuchtung mit einer
Taschenlampe war erfolglos. Zu beachten ist daher, dass trotz größter Sorgfalt der genaue Aufbau
und Zustand des Sockels von innen nicht vollumfänglich bekannt ist.

Bei der Bestandsaufnahme vor Ort wurden zwei Materialproben sichergestellt und im Betrieb zwi-
schengelagert: ein loses Terrakottastück unter einer der obersten Blechabdeckungen an der nördli-
chen Seite und eine lose aufliegende Kappe der Blechabdeckung im südöstlichen Sockelbereich.

4. Technologie
Das dreiseitige, stelenartige Denkmal mit überlebensgroßen Figuren und einem Sockel in Form eines
dreiblättrigen Kleeblatts ist aus rot changierendem Ziegel und gelb-rötlicher Terrakotta hergestellt. So-
wohl Ziegel als auch Terrakotta weisen eine fein strukturierte Oberfläche auf (Riefen bzw. Mulden).
Der Sockel ist umlaufend mit insgesamt drei Reihen erhabener, blau glasierter Schriftzüge versehen.
Fünf konzentrisch um den Sockel führende Treppenstufen aus rotem Ziegel bilden den Antritt.

Die Stele ist im gotischen Verband mit grauem Fugenmörtel (zementgebunden) gemauert, durch die
schichtweise Überbindung erhält das unbewehrte Mauerwerk seine Stabilität. Die eingebundenen Ter-
rakottateile sind teilweise armiert. Die Ziegel im Sockelbereich sind je nach gestalterischer Wirkung
und Funktionalität in regelmäßigen Strukturen flach oder hochkant verbaut. Das Sockelmauerwerk ist
zweilagig ausgeführt und die rückseitig hohl gearbeiteten Terrakotten fest im Verband eingemauert.
Die Maximalmaße der Ziegel betragen 21,0-21,5 x 9,5-10,0 x 5,2-5,5 cm und entsprechen damit dem
Waalformat. Die Fugenbreite liegt bei 1,5 cm.

3
    Die Höhe der Stele ist mit 8,5 m angegeben bei:
    Ev.-Luth. Kirchengemeinde Altona-Ost: Willkommen in der Kirche St. Johannis. https://www.gemeinde-altona-
    ost.de/johanniskirche/ueber-die-kirche.html
    Dr. Stephan Linck, evangelische Akademie der Nordkirche: Denk Mal! Kriegerdenkmäler in Hamburg, Altona.
    https://www.denk-mal-gegen-krieg.de/kriegerdenkmaeler/hamburg-a-d
    Ulrike Posch: Zwischen Denkmal und Gegendenkmal. Das Altonaer 31er-Kriegerdenkmal im Spiegel historischer Be-
    deutungen und heutiger Betrachtungsweisen, 2016. https://journals.sub.uni-hamburg.de/hjk/article/view/1002

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31er-Kriegerdenkmal, Hamburg                               Bestandsaufnahme und Erhaltungskonzept

Der bodenberührende Bereich der Stele im Inneren des Sockels weist einen Schwarzanstrich auf. Der
Sockel ist hohl um die Stele gemauert und die Einbuchtungen sind als Stege bis an die Stele gemau-
ert. Die Oberseite des Sockels ist relativ eben und mit Gefälle aus Beton und Ziegelbruch hergestellt,
die Stärke beträgt schätzungsweise 20 cm (ähnlich wie ein Estrich) und liegt auf dem inneren Stein
der zweilagigen Sockelwand auf. Es scheint keine flächige Armierung zu geben, stattdessen sind Ei-
senträger (vermutlich I-Träger) strahlenförmig auf die Stele zugeführt und verbinden äußeres Sockel-
mauerwerk mit innerem Stelenmauerwerk. Es ist anzunehmen, dass die Betonplatte mittels verlorener
Schalung vor Ort hergestellt worden ist.

Die Oberseite des Sockels und der Stele sowie alle weiteren waagerechten Vorsprünge an der Stele
sind mit Kupferblechen abgedeckt, die in die Fugen einbinden und einen Überstand mit Tropfkante
aufweisen. Die Bleche sind miteinander verkantet und am Untergrund befestigt, die Befestigungs-
punkte sind mit Kappen abgedeckt.

5. Objektgeschichte
Nachfolgend sind die für die Bestandsaufnahme relevanten Daten verkürzt zusammengefasst. Die An-
gaben stammen aus:
   − AG „Kriegerkultmal“ des Kirchenvorstandes der St. Johannisgemeinde Altona (Hrsg.): NEIN
       zum Kriegerkult. 1995.
   − Kulturbehörde, Denkmalschutzamt (Hrsg.): Die Kirche St. Johannis in Hamburg-Altona. 1995.
   − Dr. Stephan Linck, evangelische Akademie der Nordkirche: Denk Mal! Kriegerdenkmäler in
       Hamburg, Altona.
   − Ulrike Posch: Zwischen Denkmal und Gegendenkmal. Das Altonaer 31er-Kriegerdenkmal im
       Spiegel historischer Bedeutungen und heutiger Betrachtungsweisen. 2016.

1867-1873    Errichtung der Kirche nach Plänen von Johannes Otzen als Backsteinbau, Bauverzöge-
             rungen durch mangelhafte Baumaterialien und Qualifikation der Arbeiter, eingetragenes
             Kulturdenkmal aufgrund historischer und künstlerischer Bedeutung
1874-1918    Nutzung als Garnisonkirche
1922         Initiierung eines Kriegerdenkmals durch Überlebende des Infanterie-Regiments Nr. 31
1925         Errichtung und Einweihung des Kriegerdenkmals auf dem Vorplatz
bis ca. 1970 jährliche Feierstunde am Denkmal am Volkstrauertag
1985         Beginn der Diskussionen über das Denkmal und Aufstellung einer provisorischen kom-
             mentierenden Tafel
1994         Beschluss zur Umgestaltung des Kriegerdenkmals durch den Kirchenvorstand der St. Jo-
             hannisgemeinde mit dem Ziel, dass das Denkmal nie wieder als Ermutigung zu militaris-
             tischen und nationalistischen Zwecken genutzt werden kann
1996         Errichtung eines Gegendenkmals von Rainer Tiedje in Form von drei Acryltafeln mit Dar-
             stellungen von Kriegsopfern

6. Erhaltungszustand und Schadensphänomene
Insgesamt befindet sich das Denkmal in einem heterogenen Zustand. Oberhalb der Figuren liegt ein
unveränderter bauzeitlicher Bestand vor und es treten nur vereinzelt kleinere Schäden auf, die als al-
terungsgemäß einzustufen sind. Im unteren Bereich sind im geringen Umfang bereits Erhaltungsmaß-
nahmen ausgeführt worden und es sind diverse und auch gravierende Beschädigungen vorhanden.
Bei den vereinzelten Ausbesserungen handelt es sich um partiell ausgetauschte Ziegel und erneuerte
Fugen im Bereich der Stufen sowie am Sockel die Ergänzung zweier Terrakotten. Die Austauschziegel
passen in Bezug auf Farbe und Format relativ gut, die Oberfläche ist allerdings glatt. Die Ergänzungen
der Terrakotten scheinen mit Mörtel auf den noch vorhandenen keramischen Träger modelliert zu sein
und sind in der Oberflächenstruktur sowie mit einer Farbbeschichtung dem Bestand angeglichen. Die
Farbgebung weicht allerdings auffällig ab, was wohl auf Alterung und Bewitterung zurückzuführen ist.

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Insgesamt sind am Denkmal folgende substantielle Veränderungen und Schäden erkennbar:
    − flächige Schmutzablagerungen, mikrobielle Besiedlungen und Pflanzenbewuchs insbesondere
       im nordöstlichen Bereich
    − gerissene Fugen
    − Risse und Brüche unterschiedlicher Größe
    − Ausbrüche und Fehlstellen unterschiedlicher Größe
    − im Bereich der Stufen fehlende oder verschobene Ziegel
    − Sinterschichten unter der obersten Abdeckung
    − Korrosion, Deformationen und Teilverluste der Kupferabdeckung
    − Graffiti und weitere Farbablagerungen sowie aufgeklebte Kleinkunst

Bereich oberhalb der Figuren
Die bauliche Konstruktion des Denkmals und die Blechabdeckungen sind generell intakt. Schmutzabla-
gerungen, Biofilme, kleine Rissbildungen sowie Fehlstellen und partielle Kupferkorrosion resultieren
aus Umwelteinwirkung und Alterung und sind nach knapp 100 Jahren Standzeit im normalen bis gerin-
gen Umfang vorhanden. Die partiellen Sinterschichten unter der obersten Blechabdeckung deuten auf
beginnende Undichtigkeiten hin, so dass Wartungsarbeiten erforderlich werden.

Unterer Bereich
Sockel und Figuren weisen umfangreiche Schäden auf, die über die auch hier vorhandenen Spuren
von Alterung und Bewitterung hinausgehen. Ursächlich sind mutwillige Beschädigungen durch Vanda-
lismus und Materialdiebstahl. Während der Materialdiebstahl von ca. 1/3 der Kupferabdeckung des So-
ckels und die damit verbundenen Substanzschäden an den angrenzenden Flächen gut erkennbar sind,
lassen einzelne scharfkantige Ausbrüche an exponierten Flächen der Figuren Wurfgeschosse vermu-
ten. Weitere Schäden, die in Reichweite eines sich auf dem Sockel befindenden Menschen liegen, so-
wie die Graffiti und aufgeklebte Kleinkunst am Sockel weisen auf eine anzunehmende Nutzung des So-
ckels als Treffpunkt hin. Es sind insgesamt an den Figuren mehrere kleinere bis mittlere Fehlstellen zu
sehen, während am Sockel zusätzlich auch große Fehlbereiche vorhanden sind, bei denen es sich so-
wohl um mehrere verlorene Ziegel als auch vereinzelt die Oberfläche ganzer Terrakotten handelt. Ei-
nige Ziegel sind gesichert worden und lagern an der Kirche.

Insbesondere die grobe Entfernung des Kupferblechs hat zu Folgeschäden aufgrund von Durchfeuch-
tungen geführt. Im durch Risse und Ausbrüche geschädigten und undichten Bereich ohne Kupferabde-
ckung ist im Inneren des Sockels zu erkennen, dass Feuchtigkeit auf den Oberflächen liegt und der
Träger massiv korrodiert und nicht mehr angebunden ist. Er scheint abgängig und damit nicht mehr
statisch belastbar zu sein. Allerdings ist die Korrosion so weit fortgeschritten, dass die Schäden im In-
neren vermutlich schon länger vorliegen und durch die Undichtigkeiten beschleunigt wurden.

Die Ziegelstufen zeigen entsprechend ihrer kleinteiligen Konstruktion und erhöhten Nutzung deutli-
chere Alterungsspuren. Partiell fehlen Ziegel oder sind verschoben, in den Spalten liegen Erdanreiche-
rung vor und es wachsen Moose und Pflanzen. Die unterste Stufe ist größtenteils überwachsen.

7. Reinigungsproben
Der Sockel weist mehrere Graffiti mit verschiedenen Farben (blau, silber, rosa) auf. Mit Lösemitteln
und Abbeizern wurden Löslichkeitstests durchgeführt und die Ergebnisse wie folgt bewertet:
  - keine / + schwache / ++ gute / +++ sehr gute Löslichkeit

                                                                           Farbe auf unebenen Flächen
 Löslichkeit Graffiti              blaue Farbe         silberne Farbe
                                                                            (Ausbrüche, Altergänzung)
 Ethanol (Alkohol)                       -                    -                          -
 Aceton (Keton)                       +++                  +++                          +
 Ethylacetat (Ester)                  +++                  +++                          +
 SG 94 Abbeizer, Fa. Scheidel         +++              nicht getestet                    -
 Asur Abbeizer, Fa. Scheidel      nicht getestet             ++                   nicht getestet

                                                                                          Seite 6 von 24
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Die Farbschichten ließen sich mit Alkohol nicht, dafür aber gut mit allen anderen geprüften Lösemit-
teln und Abbeizern (2 Std. Einwirkzeit) lösen und entfernen. Eine Ausnahme stellen unebene Flächen
dar, hier ist die Wirksamkeit insgesamt eingeschränkt.

Die eingesetzten Abbeizer sind für die Anwendung auf mineralischen Untergründen konzipiert:
    − SG 94 löst u.a. Dispersionsfarben, Latexfarben, Acrylate.
    − Asur löst u.a. 1K-Lacke, Ölfarben, Dispersionsfarben, Latexfarben.

 Fotos 1 und 2: Reinigungsproben im Bereich der blauen Farbe, links Lösemittel und rechts Abbeizer

8. Erhaltungskonzept
Vandalismus ist der Hauptschadensfaktor am Kriegerdenkmal, hinzu kommt eine anstehende Wartung
aufgrund von Alterungsspuren und -schäden. Für die Gewährleistung des Erhalts und zur Vorbeugung
mutwilliger Beschädigungen sind bei der Konzeptfindung entsprechend folgende Aspekte zu berück-
sichtigen:
    − Wahrung der denkmalpflegerischen Interessen
    − Berücksichtigung gesellschaftlicher Anforderungen
    − Berücksichtigung des finanziellen Aufwandes und Materialwertes

Die Johanniskirche, ein wichtiges Kulturdenkmal, sowie das Kriegerdenkmal und Gegendenkmal ste-
hen räumlich, historisch und inhaltlich in Zusammenhang miteinander. Die ursprüngliche Intention des
Kriegerdenkmals ist durch diese Entwicklung verändert und so dient die Erhaltung des Denkmals auch
der Bewahrung des Umgangs damit. Diese inhaltliche Auseinandersetzung wiederum kann die Dauer-
haftigkeit der erforderlichen Instandsetzung positiv beeinflussen, indem die Anlage durch eine ange-
messene Gestaltung und Nutzung zukünftig gesellschaftlich besser wahrgenommen, verstanden und
akzeptiert wird. Durch einen solchen veränderten, bewussten Umgang mit der Anlage kann die Gefahr
von Vandalismus möglichst reduziert werden.

Vor diesem Hintergrund und im Hinblick auf das nahezu bauzeitliche Erscheinungsbild sowie des guten
Zustandes mit Ausnahme des Sockels empfiehlt sich ein puristisches Erhaltungskonzept mit einer
möglichst authentischen Präsentation. Der Schwerpunkt liegt damit auf der Konservierung, um den

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historischen Wert des Denkmals einschließlich Alterungs- und Nutzungsspuren zu bewahren. Dem sub-
stantiellen Erhalt und der Authentizität wird die Lesbarkeit des Kriegerdenkmals bewusst untergeord-
net. Dies bedeutet, dass Fehlstellen nicht ergänzt, sondern lediglich gesichert und Sinterschichten be-
lassen werden. Bei den Graffiti handelt es sich allerdings um reversible Beeinträchtigungen, die keiner-
lei Sorgfalt oder eigenen Wert erkennen lassen. Eine Entfernung ist mit den getesteten Abbeizern gut
umsetzbar und wichtig, um keine Nachahmungstäter zu motivieren. Die beiden kleinen Kunststoffteile
sind unauffällig und stellen keine Gefahr für den Substanzerhalt dar. Sie haben allerdings auch keine
Aussagekraft und sind auf die verschmutzte Oberfläche geklebt, so dass sie sich im Zuge der Reini-
gung lösen werden und eine Erhaltung nicht wichtig und sinnvoll ist. Essentiell ist aber die Gewährleis-
tung der konstruktiven Funktionen des Kriegerdenkmals, d.h. Statik, Materialstabilität und Wasserab-
leitung müssen intakt sein. Damit bindet das Erhaltungskonzept auch die vorhandenen früheren Repa-
raturen ein, denn fehlende Ziegel mussten für die Funktionalität ersetzt und tiefe Fehlstellen für die
Wasserableitung geschlossen werden, die Materialwahl ist auf den Bestand abgestimmt, aber die Ge-
staltung wurde nicht rekonstruiert.

Der Großteil der Kupferabdeckungen ist noch erhalten, es ist daher naheliegend, die Fehlbereiche in
dieser Technik zu ergänzen. Kupferabdeckungen sind bei geringem Gewicht dauerhaft, belastbar und
ermöglichen verschiedene Verbindungstechniken, so dass Reparatur und Wartung gut umsetzbar wä-
ren. Die Patina kann durch geeignete Maßnahmen künstlich hergestellt werden oder das neue Kupfer
bleibt unbehandelt und als Reparatur ablesbar. Allerdings bleibt der Anreiz für Diebstahl so bestehen.

Es besteht die Möglichkeit durch die Materialwahl der Blechabdeckung zukünftig die Motivation für
Diebstähle einzuschränken. Die typische Optik von patiniertem Kupfer lässt sich allerdings mit keinem
anderen Material erreichen und ein Ersatz wäre daher immer mit Änderungen des Erscheinungsbildes
verbunden. Am Kriegerdenkmal handelt es sich insgesamt um kleinteilige Flächen, die in der Ansicht
nicht sehr auffällig sind, so dass die technischen Aspekte bauzeitlich wahrscheinlich gewichtiger als die
ästhetischen Komponenten waren. Es lohnt sich daher, alternative Materialien in Erwägung zu ziehen.
Die erhaltenen Kupferbleche am Kriegerdenkmal erlauben nur korrosionsverträgliche Alternativmetalle
oder Ersatzmaterialien, auch die jeweilige Neigungseignung und Anpassungsfähigkeit schränken die
Wahlmöglichkeit ein. Zusätzlich spielt noch die Frage der Kosten, Dauerhaftigkeit, Nachhaltigkeit und
Ökobilanz eine Rolle.

Kupfer bildet mit nichtrostendem Stahl und Blei keine Kontaktkorrosion. Cortenstahl ist ein durch Zu-
sätze wetterfester und korrosionsträger Stahl. Die auffällige „Edel-Rostschicht“ ist hierfür allerdings
zwingend erforderlich und der Materialwert nicht erheblich günstiger. Blei wird meist für kleinflächige
Abdichtungen genutzt, größere Dachabdeckungen sind fast ausschließlich bei historischen Gebäuden
zu finden.
     „Sowohl in der bautechnischen Verwendung als auch in der gewässerschutzrechtlichen Bewer-
     tung nehmen Bleibleche eine besondere Rolle ein. (…) Blei wird mit Ausnahme von einzelnen
     wichtigen Denkmalen in der Bundesrepublik nicht mehr als vollflächige Dachdeckung eingesetzt.
     Die spezifische Eigenschaft der leichten Verformbarkeit wird hauptsächlich in der Funktion als
     Schleppstreifen und Verwahrungen auf Ziegel-, Beton- und Wellformdächern benötigt. Dachzie-
     gelhersteller gehen jedoch verstärkt dazu über, für ihre jeweiligen Produkte vorgeformte alter-
     native Dachelemente aus Kunststoff anzubieten, mit denen ein Einsatz von Bleiblechen zu ver-
     meiden ist. Die Verwendung von Bleiblechen mit organischen Beschichtungen kann nicht end-
     gültig bewertet werden. Die Vermeidung des Abtrages kann nur dann als gesichert gelten,
     wenn die Beschichtung über eine 8-10jährige Garantiezeit hinaus im gesamten Zeitraum des
     Einsatzes (20-60 Jahre) regelmäßig gewartet und instand gesetzt wird.“4

Der Materialabtrag der von Regen beaufschlagten Flächen ist am Kriegerdenkmal eher als untergeord-
net einzustufen, und auch Kupfer ist ein Schwermetall. Beim Sockel kommt aber noch die Erreichbar-
keit hinzu, so dass Blei nur mit einer Farbbeschichtung sinnvoll und eine regelmäßige Wartung Vo-
raussetzung wäre.

4   Umweltbundesamt (Hrsg.): Einträge von Kupfer, Zink und Blei in Gewässer und Böden – Analyse der Emissionspfade
    und möglicher Emissionsminderungsmaßnahmen. 2005, S. 152

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Nichtmetallische Ersatzmaterialien sind generell geringer haltbar und nicht zwangsläufig günstiger,
grundsätzlich stehen zur Auswahl: Kunststoff, Ziegel, Kunststein, Naturstein. Naturstein ist für das
Kriegerdenkmal als Abdeckung nicht gut geeignet, während Kunststoff, Ziegel und Kunststein die Vor-
teile einer farblichen Angleichung, flexiblen Form- und Größenanpassung und guten Belastbarkeit bie-
ten. Denkbar wären z.B.:
     − grün gefärbter oder gestrichener Kunststoff als Folie oder flüssig aufgetragen
     − grüne Keramikplatten (engobiert/glasiert) oder Dachziegel jeweils mit unterseitiger Abdichtung
     − grün gefärbter oder gestrichener Beton mit unterseitiger Abdichtung

Unter Berücksichtigung und Abwägung aller relevanten Aspekte bietet keine der Alternativen dieselbe
Qualität wie Kupfer oder gar größere Vorteile. Da die Fehlbereiche im Vergleich zum erhaltenen Be-
stand geringer sind (am Sockel ca. 1/3 Fehlbereich und 2/3 bauzeitlicher Bestand), wird Kupferblech
als Materialwahl empfohlen.

8.1. Erweiterung der Untersuchung
Die Bestandsaufnahme hat relevante Kenntnisse des Bestandes und Zustandes ermittelt, so dass die
Entwicklung eines Erhaltungskonzeptes möglich war. Für die Planung der Umsetzung ist eine Erweite-
rung der Untersuchung sinnvoll.

Überprüfung der Statik im Sockelbereich
Angesichts der festgestellten gravierenden Schäden im Sockelbereich und der dadurch resultierenden
Instabilität, ist eine Beurteilung des Inneren mittels Abstützmaßnahmen und größerer und ggf. ver-
schiedener Bauteilöffnungen relevant, um die statische Sicherheit und das Schadensausmaß zu beur-
teilen. In diesem Zusammenhang ist insbesondere zu kontrollieren, ob die verdeckte Eisenkonstruktion
nur als Träger für die Sockelplatte oder auch als Stützkonstruktion für die Stele dient und ob ein Aus-
tausch erforderlich ist. Des Weiteren muss überprüft werden, ob auch die anderen Sockelabschnitte
ähnliche Korrosionen im Inneren bedingt durch konstruktive Schwächen zeigen oder ob erst die Be-
schädigung der Blechabdeckung zu einem beschleunigten Zerfall geführt hat. Davon hängt ab, ob ein
Ab- und Wiederaufbau des gesamten Sockels oder nur eines Teilbereichs für den Erhalt des Denkmals
notwendig ist.

Materialanalysen und Bemusterung
Der Großteil des Ziegelmauerwerks ist intakt, was für eine gute Qualität und Materialabstimmung
spricht. Empfehlenswert ist eine Materialanalyse des Fugenmörtels, damit die Erneuerung schadhafter
Fugen mit einem vergleichbaren Mörtel erfolgen kann. Eine Ziegelanalyse liefert ebenfalls wichtige Er-
kenntnisse, ist angesichts des intakten Bestandes aber nicht zwingend erforderlich. Vielmehr ist der
Schwerpunkt auf die Suche und Bemusterung eines optisch vergleichbaren Ziegels in Klinkerqualität zu
legen.

8.2. Instandsetzung der konstruktiven Funktionen
Die Unterteilung in Instandsetzung und Konservierung dient der Veranschaulichung der Schwer-
punkte, auch wenn eine scharfe Abgrenzung nicht immer möglich ist. Bei der Instandsetzung der kon-
struktiven Funktionen geht es um die Stabilität der verdeckten Tragekonstruktion (abgängiger Eisen-
träger) und Dichtigkeit der Blechabdeckung (fehlender Teilbereich) sowie die gefahrfreie Nutzung der
Ziegelstufen (fehlende, ausgebrochene oder verschobene Ziegel). Bei der Umsetzung ist es wichtig, so
viel bauzeitliche Substanz wie möglich zu erhalten.

Ertüchtigung des geschädigten Sockelabschnitts
Der abgängige Eisenträger muss erneuert werden. Hierfür ist eine entsprechend große Bauteilöffnung
durch Rückbau der geschädigten Bereiche inklusive Abstützmaßnahmen erforderlich. Die Öffnungen
werden sich voraussichtlich auf das Ziegelmauerwerk und die Betonplatte erstrecken. Inwiefern dies
nur in einem Abschnitt durchführbar ist oder ob sich die Maßnahmen auf den gesamten Sockel

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erstrecken werden, hängt zum einen von der genauen Kenntnis des inneren Aufbaus und Zustandes
und zum anderen von der Umsetzbarkeit ohne Schädigung der angrenzenden Bereiche ab. Nach stati-
scher Ertüchtigung und ggf. Behebung konstruktiver Schwachstellen sind die rückgebauten Bereiche
abgestimmt auf den Bestand wiederherzustellen.

Umgang mit Ziegeln am Sockel und den Stufen
Ziegel mit kleinen Beschädigungen sind grundsätzlich erhaltenswert, während fehlende und großflä-
chig ausgebrochene Ziegel zu erneuern sowie verschobene Ziegel passgenau wiederzuversetzen sind.
Sowohl verschobene Ziegel als auch die sichergestellten und beim Rückbau von Sockelabschnitten an-
fallenden Ziegel müssen dafür von anhaftenden Mörtelresten gereinigt und gemäß ihrer Form an ge-
eigneter Stelle wieder eingebaut und verfugt werden. Für den Austausch deutlich geschädigter oder
fehlender Ziegel ist passendes Ziegelmaterial in ausreichender Menge zu besorgen und neuzuverset-
zen. Ein Teil der neuen Ziegel sollte für zukünftige Instandsetzungen bevorratet werden.

Rekonstruktion fehlender Blechabdeckung
Nach ausreichender Trocknung des Untergrundes ist die fehlende Kupferabdeckung am Sockel gemäß
Bestand zu erneuern. Da es sich um eine größere und im direkten Sichtbereich befindliche Fläche han-
delt, ist eine künstliche Patinierung des blanken Kupfers empfehlenswert. Da der bauzeitliche Bestand
über eine ausgeprägte und changierende Grünfärbung verfügt, ist anstelle einer werkseitigen Vorpati-
nierung eine manuelle Angleichung vor Ort zielführender.

8.3. Konservierung des erhaltenen Zustandes
Für den Substanzerhalt erforderliche Maßnahmen werden nachfolgend aufgelistet. Für die Ausführung
ist eine Reinigung von oberflächlichen Ablagerungen und in Vertiefungen wachsenden Pflanzen erfor-
derlich, hierbei ist auch direkt die Entfernung der Graffiti sinnvoll. Schadhafte Fugen müssen ausge-
bessert werden, damit sie wieder ihre Funktion als Bindeglied erfüllen und ein erhöhter Feuchteeintrag
vermieden wird. Die vorhandenen Risse bedürfen einer Verfüllung, wenn Rissweite und -tiefe einen
bedenklichen Feuchteeintrag zulassen oder Substanzverluste drohen. Bei Materialbrüchen kann zu-
sätzlich die Wiederherstellung einer kraftschlüssigen Verbindung erforderlich sein. Konservatorisch be-
denkliche Fehlstellen wie tiefere Ausbrüche oder scharfkantige Bruchflanken sind durch Anböschungen
zu sichern, während große Fehlbereiche zusätzlich auch zur Vermeidung eines Feuchteeintrags zu
schließen sind. Auch wenn das Konzept einen konservatorischen Schwerpunkt mit Erhalt von Alte-
rungs- und Nutzungsspuren vorsieht, ist die farbliche Angleichung der Ergänzungen wichtig, um diese
optisch unauffällig zu gestalten und so das Gesamtbild zu verbessern. Bei den genannten Arbeiten
handelt es sich um Maßnahmen, die auch zukünftig im Zuge einer kontinuierlichen Pflege und War-
tung für einen bestmöglichen und wirtschaftlichen Erhalt des Denkmals einzuplanen sind.

Reinigung
Pflanzenbewuchs sollte mechanisch entfernt werden, bevor eine Feuchtreinigung der Oberfläche statt-
findet. Die Reinigung von Verschmutzungen, Biofilmen und Moosen kann aufgrund des großflächig gu-
ten Zustandes der stabilen Materialien Keramik und Ziegel mit einem Hochdruckreiniger erfolgen. Vo-
raussetzung sind allerdings ein geschulter und denkmalverträglicher Umgang, dosierbarer Druck und
der Verzicht auf Reinigungszusätze. Zusätzlich sind vor allem in schwer erreichbaren oder sensiblen
Bereichen Bürsten und ggf. Dampfgeräte einzusetzen. Generell hat der Substanzerhalt immer Vorrang
vor dem Reinigungsgrad und dem Erzielen eines möglichst schnellen Reinigungserfolges. Reinigungs-
schäden sind durch geeignete Wahl des Düsendurchmessers sowie des Härtegrads des Wasserdrucks
und der Bürsten zu vermeiden.

Für die Entfernung der Graffiti empfiehlt sich der Einsatz eines Abbeizers, da die Lösemittel so geziel-
ter und länger auf die Farbe einwirken können. In den Reinigungsproben hat sich der Abbeizer SG 94
bewährt. Ein gründliches Nachreinigen der Flächen ist erforderlich. Außerdem muss das Abwasser auf-
gefangen und gemäß Abwasserentsorgungsauflagen entsorgt werden.

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Fugenerneuerung
Sinnvoll ist die Verwendung eines Fertigmörtels, um die kontinuierliche Fugenerneuerung langfristig
unter gleichbleibenden Bedingungen zu gewährleisten. Auf Grundlage der empfohlenen Mörtelanalyse
kann ein passender Mörtel in Bezug auf Bindemittel, Körnung und Farbe ausgewählt werden.

Alle Fugen sind auf Schäden zu überprüfen und defekte Fugen zu öffnen, auszuräumen und zu erneu-
ern, ohne die Ziegel- oder Keramikflanken zu beschädigen. Die Verfugung ist dem Bestand anzupas-
sen sowie fach- und sachgerecht nach Herstellerangaben einschließlich ausreichender Nachpflege und
Nachreinigung auszuführen.

Konservierung von Brüchen, Rissen und Fehlstellen
Die auftretenden Risse sind relativ fein, so dass eine mechanische Reinigung von losen Bestandteilen
durch Auskratzen und Ausblasen sowie eine Verfüllung mit Injektionsmörtel und oberflächlichem Ver-
schluss mit Steinersatzmasse ausreichend ist. Vereinzelt sind breitere Risse und Materialbrüche er-
kennbar, diese sind auf Stabilität zu prüfen und falls erforderlich zusätzlich durch kraftschlüssige Ver-
klebung mit Epoxidharz zu stabilisieren. Als Hinterfüll- und Ersatzmasse mit guter Haftung und ausrei-
chender Stabilität kommen im Handel erhältliche Mörtel auf mineralischer Basis, in der Regel für eine
bessere Verarbeitbarkeit und Haftung auch mit Acrylatvergütung, infrage, die in Bezug auf Farbe, Kör-
nung und Kennwerte auf Ziegel/Keramik eingestellt sind. Kunststoffgebundene Ersatzmassen (Epoxid-
harz, Acrylat) stellen eine Alternative dar, da sie eine geringere Porosität als mineralische Massen so-
wie eine gute Haftung aufweisen und sich ebenfalls optisch gut auf Ziegel/Keramik einstellen lassen.
Die Farbigkeit der Ersatzmasse ist unabhängig von der Materialwahl so genau wie möglich auf den Be-
stand einzustellen.

Konservatorisch bedenkliche Fehlstellen an Ziegel und Keramik sind durch Anböschungen zu sichern.
Für die Anböschungen ist dieselbe Ersatzmasse zu verwenden wie für den Oberflächenverschluss der
Risse. Größere Fehlstellen, bei denen es sich ausschließlich um Fehlbereiche von Terrakotten handelt,
sollten dagegen mit einem mineralischen Mörtel geschlossen werden, da sich dieses Material flächig
besser verarbeiten und anwenden lässt. Die Gestaltung bleibt dabei schlicht, d.h. analog zu den Alter-
gänzungen werden keine Formen oder Buchstaben modelliert, sondern lediglich die Oberflächenstruk-
tur in Form kleiner Mulden („Fingerabdrücke“) nachempfunden.

Farbanpassung von Ergänzungen/Altergänzungen
Die Altergänzungen im Bereich der Terrakotten bleiben erhalten und die ästhetisch störende Farbge-
bung wird mittels einer Neufassung an den Bestandsfarbton angeglichen. Auch ggf. farblich auffällige
Anböschungen und Rissergänzungen sind zu retuschieren. Abhängig vom gewünschten Glanzgrad ist
nach erfolgter Reinigung ein für den Außenbereich geeignetes Farbsystem auszuwählen, z.B. Silikon-
harzfarben oder Harzölfarben. Aufgrund der vergleichsweise hohen Materialdichte ist die Gewährleis-
tung einer Diffusionsoffenheit nicht so relevant wie optische Kriterien und Stabilität.

Wartung bauzeitlicher Blechabdeckungen
Die erhaltenen bauzeitlichen Kupferabdeckungen bedürfen einer Wartung aufgrund partieller Ablage-
rungen, Korrosionsspuren sowie kleiner Risse oder gelöster Verbindungen. Dies erfolgt möglichst
schonend und materialgerecht durch mechanische Reinigung und/oder Feuchtreinigung sowie Löten
der Risse. Durch den Materialdiebstahl bereichsweise deformierte Blechränder und lose Verbindungen
müssen zunächst genauer geprüft und unter Berücksichtigung des Umfangs der Sockelinstandsetzung
gerichtet und neubefestigt werden.

Die Bleche sind sowohl miteinander verkantet als auch in die Fugen geführt, so dass eine gute Abdich-
tung der Anschlüsse gewährleistet ist. Die Anschlussfugen sind wie das gesamte Denkmal mineralisch
verfugt und durch die unterschiedliche Wärmedehnung des Blechs einer höheren Belastung ausge-
setzt. Im Zuge der Wartung sind die Fugen daher auf Dichtigkeit zu prüfen und ggf. zu erneuern.

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8.4. Kostenschätzung
Die Kostenschätzung orientiert sich am Konservierungskonzept auf Grundlage der Bestandsaufnahme.
Insbesondere der Umfang der erforderlichen Arbeiten am Sockel und dessen verdeckter Tragekon-
struktion ist im Vorfeld nicht eindeutig zu bestimmen. Während der Sockelöffnung und nach der Reini-
gung können sich Mengenänderungen ergeben, an die die Kostenschätzung anzupassen ist.

Für die Kostenschätzung sind marktübliche Preise angesetzt oder der Zeitaufwand geschätzt und auf-
gerundet. Je nach Entwicklung der Auftragslage und Beurteilung des Schwierigkeitsgrades der In-
standsetzung des Denkmals und der Zugänglichkeit können sich Abweichungen zwischen der Kosten-
schätzung und tatsächlich angebotenen Preisen ergeben. Maßnahmen am Gegendenkmal und der
Grünanlage sind nicht berücksichtigt.

1. Erweiterung der Untersuchung
   1.1. Überprüfung der Statik und des Sockelinneren inkl. Abstützmaßnahmen
   1.2. Analyse und Nachstellung Fugenmörtel
   1.3. Recherche/Bemusterung Ersatzziegel

2. Baustelleneinrichtung
   2.1.   Bauzaun herrichten/stellen, vorhalten und räumen
   2.2.   Gerüststellung
   2.3.   Baustelleneinrichtung/-vorhaltung und -räumung, Anfahrten
   2.4.   Stellung, Vorhaltung und Räumung Schutt-/Lagercontainer, Schuttentsorgung
   2.5.   Stellung, Vorhaltung und Räumung Baustellen-WC und Stromverteiler

3. Instandsetzung (Sockel)
   3.1.   Abnahme, Nummerierung, Reinigung, Lagerung wiederzuverwendender Teile
   3.2.   Rückbau schadhafter Teile
   3.3.   Erneuerung Eisenträger
   3.4.   Erneuerung Sockeloberseite (Ortbeton): ca. 5m²
   3.5.   Neuaufmauerung Teilbereiche: ca. 7 m²
   3.6.   Rekonstruktion fehlender Kupferabdeckung (walzblank): ca. 5 m²
   3.7.   Patinierung neuer Kupferbleche: ca. 5 m²
   3.8.   Erneuerung fehlender/beschädigter Ziegel inkl. Verfugung: ca. 30 Stk
   3.9.   Neuversatz verschobener Ziegel inkl. Verfugung: ca. 5 Stk

4. Konservierung (Sockel und Stele)
   4.1.   Reinigung: ca. 190 m²
   4.2.   Entfernung Graffiti: ca. 8 m²
   4.3.   Fugenausbesserung: ca. 700 lfm
   4.4.   Rissverfüllung: ca. 30 Stk
   4.5.   Anböschung Fehlstellen: ca. 80 Stk
   4.6.   Ergänzung Fehlbereiche: ca. 4 Stk
   4.7.   Farbanpassung Ergänzung/Altergänzung: ca. 6 Stk
   4.8.   Wartung erhaltener Blechabdeckungen (Sockel, Vorsprünge Stele)

5. Dokumentation der Maßnahmen in Wort und Bild

6. Schlussreinigung der Baustelle

7. unvorhergesehene Arbeiten

Gesamtsumme Kostenschätzung netto
Gesamtsumme Kostenschätzung brutto (inkl. MwSt. 19%)

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9. Fotodokumentation

  Fotos 3 bis 5

  − Oben: Gesamtansicht des Kriegerdenkmals

  − Unten: Detail der Oberseite mit Blechabdeckung

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  Fotos 6 und 7

  − Oben: Kriegerdenkmal und Kirche bilden ein denkmalgeschütztes, historisch gewachsenes
          und optisches Ensemble

  − Unten: intakter und bauzeitlicher Zustand der Stele

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  Fotos 8 und 9

  − Oben/unten: vereinzelt Alterungsspuren in Form von feinen Rissen und kleinen Ausbrüchen

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  Fotos 10 bis 13

  − Oben/unten: Figuren in weitgehend gutem Zustand, in der Nähe zum Sockel nehmen die
          Schäden, überwiegend scharkantige Ausbrüche, zu

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                        •

  Fotos 14 und 15

  − Oben: Sockeloberseite mit ca. 1/3 gestohlener Blechabdeckung

  − Unten: Sockel mit umfangreichen Schäden und durch Farbgebung auffälligen Altergänzungen

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  Fotos 16 und 17

  − Oben/unten: massive Mauerwerkschäden im Bereich ohne Blechabdeckung

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  Fotos 18 und 19

  − Oben/unten: innenseitig hohler Sockel mit bis zum Erdreich gemauerter und abgedichteter
                Stele sowie an die Stele geführtes Sockelmauerwerk mit erkennbarem Eisen-
                träger und vermutlich Holzresten einer verlorenen Schalung

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31er-Kriegerdenkmal, Hamburg                           Bestandsaufnahme und Erhaltungskonzept

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  Fotos 20 und 21

  − Oben/unten: Eisenträger bindet durch massive Korrosion nicht mehr an und ist abgängig,
                dadurch keine statische Belastbarkeit mehr gegeben und Rissbildungen in der
                darüber liegenden Betonplatte

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  Fotos 22 und 23

  − Oben/unten: Sockel auch im Bereich mit Kupferabdeckung deutlich geschädigt in Form von
          Fehlstellen, defekten Fugen, Schmutzablagerungen, Biofilm, Risse, Graffiti

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  Fotos 24 und 25

  − Oben: große Fehlstelle mit Inschrift einer kompletten Terrakotta sowie mit Farbe bedeckte
           Inschrift

  − Unten: kleine Ausbrüche an der Inschrift

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  Fotos 26 bis 28

  − Oben: Schmutzablagerung, offene Fuge und kleine Ziegelausbrüche

  − Unten: auf verschmutzte Oberfläche aufgeklebte Kleinkunst inForm von zwei Kunststoffteilen

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  Fotos 29 und 30

  − Oben: Ziegelstufen bereichsweise von Erde bedeckt und mit Pflanzenbewuchs

  − Unten: Stolpergefahr aufgrund defekter Fugen sowie fehlender, ausgebrochener oder ver-
           schobener Ziegel, einzelne erneuerte Ziegel fügen sich gut ins Gesamtbild

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