Abschätzung der Supernovarate in der lokalen Umgebung für das JUNO-Experiment
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Abschätzung der Supernovarate in der lokalen Umgebung für das JUNO-Experiment von Lars Philipp Heuermann Bachelorarbeit in Physik vorgelegt der Fakultät für Mathematik, Informatik und Naturwissenschaften der RWTH Aachen Juli, 2019 angefertigt am III. Physikalischen Institut B bei Erstgutachter: Prof. Dr. Achim Stahl Zweitgutachter: Prof. Dr. Christopher Wiebusch
Inhaltsverzeichnis Abkürzungsverzeichnis iii 1. Einleitung 1 2. Galaxien 3 2.1. Morphologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 2.2. Interne und galaktische Extinktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 2.3. Die „Initial Mass Function“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 2.4. Sternbildungsraten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 3. Supernovae 9 3.1. Typen von Supernovae . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 3.2. Supernovaraten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 4. Der Detektoraufbau von JUNO 13 5. Massenverteilung in der lokalen Umgebung 15 5.1. Gravitative Masse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 5.2. Stellare Massen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 6. Bestimmung der Supernovarate in der lokalen Umgebung 21 6.1. Sternbildungsraten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 6.2. Gefittete Supernovaraten pro Einheitsluminosität . . . . . . . . . . . . . . . . 23 6.3. Vergleich zwischen den Methoden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 7. Fazit und Ausblick 31 A. Anhang 33 A.1. Astronomische Beobachtungsbänder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 B. Tabellen und Grafiken 35 i
Abkürzungsverzeichnis SN Supernova SNR Supernovarate SNu Supernovarate pro Einheitsluminosität CC SN Kernkollaps Supernova IMF Initial Mass Function SFR Sternbildungrate (aus dem Englischen: Star Formation Rate) LMC Große Magellansche Wolke (aus dem Englischen: Large Magellanic Cloud) FUV fernes Ultraviolett PMT Photomultiplier JUNO Jiangmen Underground Neutrino Observatory M⊙ Sonnenmasse L⊙ Sonnenluminosität yr Jahr pc Parallaxensekunde UNGC Updated Nearby Galaxy Catalogue HST Hubble Space Telescope LOSS Lick Observatory Supernova Survey NASA National Aeronautics and Space Administration ESA European Space Agency ESO ESDIS Standards Office iii
Einleitung 1 Neutrinos sind nahezu massenlose, Teilchen, die nur über die schwache Wechselwirkung interagieren. Da die Wirkungsquerschnitte für diese Wechselwirkung sehr klein sind, bietet die Beobachtung astronomischer Neutrinoquellen einzigartige Möglichkeiten. An Stellen, an denen Licht beispielsweise durch Staub und Gas gestreut und absorbiert wird, werden Neutrinos meist nicht beeinflusst. [12] Der geringe Wirkungsquerschnitt der Neutrinos stellt jedoch gleichzeitig besondere Anforderung an den Detektor: Durch die schwache Wechselwirkung der Neutrinos werden massive, sensitive Detektoren be- nötigt, um diese nachweisen zu können. Einer dieser Detektoren ist das Jiangmen Underground Neutrino Observatory (JUNO), das 2020 in Betrieb genommen werden soll und in Abbildung 4 genauer erklärt wird. JUNOs primäres Ziel ist die Festlegung der Massen- hierachie der Neutrinos. Jedoch ist es durch das gro- ße Volumen auch hervorragend in der Lage Neutrino- astronomie zu betreiben. [2] Sehr interessante Quellen für die Neutrinoastro- nomie sind dabei Supernovae (SNe), die in Ka- pitel 3 erläutert werden. Spätestens seit der Su- pernova SN1987A, zu sehen in Abbildung 1.1, die Abbildung 1.1.: Die Überrest von in Kamiokande II, dem Irvine-Michigan-Brookhaven- SN1987A, abgebildet vom Hubble Detector und Baksan detektiert wurde, ist die Neu- Space Telescope (HST). SN1987A trinoastronomie ein wichtiger Teil extrasolarer Multi- war die erste Supernova, die über ih- Messenger Astronomie [3]. Jedoch sind Supernovae ren Neutrinofluss detektiert worden im Vergleich mit anderen Quellen für astronomische ist. [33] Neutrinos seltene Ereignisse, innerhalb der Milch- straße ereignet sich im Schnitt eine SN nur alle 33 Jahre [29]. Somit ist es nicht garantiert, dass inner- halb der Laufzeit von JUNO überhaupt eine Supernova aus der Milchstraße detektiert wird. Eine relevante Frage ist daher, ob es noch andere Quellen von SNe in der lokalen Umge- 1
1 EINLEITUNG bung der Milchstraße gibt, in welcher Entfernung diese liegen und wie viele SNe dort in den nächsten Jahrhunderten zu erwarten sind, da dies für JUNO noch nicht analysiert worden ist. Aus diesem Grund ist die Zielstellung dieser Arbeit eine Bestimmung der Supernovarate (SNR) in Abhängigkeit des Abstands zur Erde. Um dieses Ziel zu erreichen werden bereits bestehende Galaxienkataloge verwendet. Ga- laxien, als Anhäufung von vielen und massiven Sternen, sind die häufigsten Quellen von Supernovae. Daher wird in Kapitel 2 erklärt, welche für die Zielstellung physikalisch rele- vanten Messgrößen bestimmt werden können. In Kapitel 5 wird die integrierte Masse in Abhängigkeit des Abstands bestimmt. Außerdem werden dort wichtige Größen für Kapitel 6 berechnet, in dem dann über verschiedene Methoden versucht wird, die Supernovarate zu bestimmen. 2
Galaxien 2 Galaxien sind eine gigantische Anhäufung von Sternen, Gasen und Staub, die durch die Gra- vitation angezogen werden und daher um ein gemeinsames Zentrum rotieren [37]. 2.1 Morphologie Eine der gängigsten Methoden Galaxien zu charakterisieren ist über ihre Morphologie. Die Hubble-Sequenz, zu sehen in Abbildung 2.1, ist dabei ein wichtiges Werkzeug [13]. Die erste Abbildung 2.1.: Illustration der unterschiedlichen Hubble Typen.[21] Unterscheidung, die für eine Einordnung einer Galaxie in die Hubble-Sequenz nötig ist, ist die zwischen spiralförmigen und elliptischen Galaxien. [37] Elliptische Galaxien, mit Hubble-Typ E gekennzeichnet, besitzen nur wenig Staub und Gas und bestehen meist aus alten, roten Sternen. Dabei rotieren die Sterne nicht wie in Spiral- galaxien in einer Ebene um den gemeinsamen Mittelpunkt, sondern triaxial. Eine weitere Unterklassifikation wird anhand der Exzentrizität ihres Bildes vorgenommen. E0 Galaxien 3
2 GALAXIEN erscheinen also kreisförmig, E7 Galaxien haben eine deutlich erkennbare elliptische Form. Da jedoch Galaxien dreidimensional sind und hier nur die Projektion beschrieben wird, hat dieser Wert keine physikalische Bedeutung. [37] Spiralgalaxien, mit Hubble-Typ S gekennzeichnet, besitzen im Allgemeinen eine ausge- prägtere Struktur. Sie werden daher in normale Spiralgalaxien (S) und Balkenspiralen (SB) unterteilt. Sie bestehen aus einer elliptischen Galaxien ähnelnden Verdickung in der Mit- te, auch Bulk genannt, und einer im Vergleich zum Bulk schnell rotierenden Scheibe. Das Verhältnis der Helligkeit zwischen den beiden wird als weitere Unterklassifikation genutzt, wobei das Verhältnis von a, ab, bis d abnimmt. Im Gegensatz zu den elliptischen Galaxien findet sich in Spiralgalaxien meist eine große Menge an Staub, Gas und jungen Sternen. [13, 37] Einen Sonderfall stellen dabei die linsenförmigen Galaxien, in der Hubble-Sequenz mit S0 abgekürzt, dar. Sie sind eine Mischform von elliptischen und Spiralgalaxien [37]. Zusätz- lich existieren ebenfalls Galaxien, die in keines der oben genannten Schemata eingeordnet werden können. Diese nennt man irreguläre Galaxien (Irr). [23] Inklination Spiralgalxien sind im Allgemeinen durch die Hauptrotationsebene sehr dünn. Die Dicke der galktischen Scheibe von Spiralgalaxien beträgt dabei meistens nur einige Hundertstel der Durchmessers[14]. Da die Orientierung dieser Scheibe beliebig ist, sind die beobachteten Achsenverhältnisse einer Galaxie meist durch die Neigung verzerrt. Der zugehörige Winkel zwischen Sichtlinie und Rotationsebene einer Galaxie wird Inklination genannt. [37] Eine Galaxie mit einer Inklination von 0◦ wird dabei als „face-on“, eine Galaxie mit einer Inklination von 90◦ wird als „edge-on“ bezeichnet (vgl. Abbildung 2.2) [37]. Für einige Mes- (a) face-on (b) edge-on Abbildung 2.2.: Links: optische Aufnahme der Galaxie M74 [4] Rechts: Bild der Sombrero- Galaxie, aufgenommen im optischen Bereich durch das HST[1] sungen, wie zum Beispiel für die Rotationsgeschwindigket in Abschnitt 5.1, muss eine Kor- rektur um den Inklinationswinkel vorgenommen werden [23]. Für die Bestimung der Inklina- tion kann auf eine Methode nach Hubble zurückgegriffen werden [20]. 4
Interne und galaktische Extinktion 2.3 Die Inklination ist dann durch v u ( ) u1 − a 2 sin(i) = t b ( a )2 (2.1) 1− b o bestimmbar, i ist der Inklinationswinkel, (a) b das beobachtete Verhältnis zwischen großer und a kleiner Halbachse und b o ein empirisch beobachtetes Achsenverhältnis von face-on Ga- laxien, meist in Abhängigkeit des Hubble Typs [20]. 2.2 Interne und galaktische Extinktion Wenn man Licht von Sternen untersucht, muss man häufig den Effekt der Extinktion bzw. Rötung 1 berücksichtigen. Extinktion bedeutet, dass das Licht auf dem Weg zum Beob- achter absorbiert oder gestreut wird. Da in der Astronomie dies oft durch Staub und Ga- se geschieht, ist der Effekt im sichtbaren Bereich proportional zur Frequenz des Lichtes. Somit fehlt beim Beobachter vor allem der blaue Frequenzbereich des Lichtes, das Objekt erscheint rot. Daher spricht man auch von der so genannten Rötung. [37] In der galaktischen Astronomie kann man dabei zwei Arten von Extinktion unterscheiden [23]: Die interne Extinktion Unter der internen Extinktion wird der Teil der Extinktion zusammengefasst, der innerhalb der beobachteten Galaxie geschieht [38]. Bei Spiralgalaxien ist dieser Effekt im Allgemeinen höher, da diese, wie vorher schon erwähnt, meist mehr Staub und Gas enthalten als elliptische Galaxi- en [37]. Die Extinktion hängt stark mit der Inklination der entsprechenden Galaxie zusammen, da mit stei- gender Inklination die Strecke, die das Licht durch die galaktische Scheibe durchläuft, vergrößert wird [38]. Die galaktische Extinktion Die galaktische Extinktion ist der Teil der Absorp- tion und Streuung, der innerhalb der Milchstraße statt findet. Ein Beispiel starker galaktischer Extink- tion durch die Dunkelwolke Barnard 68 ist in Abbil- Abbildung 2.3.: Extinktion am Rand dung 2.3 zu sehen. [37] der Dunkelwolke Barnard 68[17] Das Licht, das in den Staub- und Gaswolken absor- biert wird, sorgt dafür, dass diese Wolken sich erhitzen und somit selbst Schwarzkörper- strahlung im infraroten Frequenzbereich abgeben. Somit kann man über spezielle, von Ster- nen bereinigte Karten die Stärke der Absorption bestimmen [36]. 1 Dies ist nicht zu verwechseln mit dem Effekt der Rotverschiebung, der durch eine anscheinende, relative Bewegung der Lichtquelle zum Betrachter entsteht. Im Gegensatz zu der Rötung hat die Rotverschiebung keinen bis geringen Einfluss auf die Helligkeit des Sternes.[13] 5
2 GALAXIEN 2.3 Die „Initial Mass Function“ Wie in Kapitel 3 näher erläutert wird, ist es die Masse eines Sternes ein zentraler Faktor, der darüber entscheidet, ob er in einer Supernova mündet, oder nicht. Aus diesem Grund ist für eine Abschätzung der Supernovarate die Massenverteilung junger Sternenpopulationen eine relevante Größe. 1955 fiel Edwin Salpeter auf, dass die logarithmierte Masse der nahen Sterne unseres Sonnensystems histogrammiert eine Verteilung mit der Steigung 1.3 bekommt [35]. Diese Steigung wird oft auch als „Salpeter-Slope “ bezeichnet. Es ist wichtig zu beachten, dass dies eine differentielle Größe ist. Daher folgt nach der Kettenregel, dass die Masse der Ver- teilung ψ(m)Salpeter ∝ m−2.3 (2.2) gehorcht. m ist dabei die Masse eines Sternes in Vielfachen der Sonnenmasse (M⊙ ) und ψ(m)Salpeter wird Initial Mass Function (IMF) genannt. Sie beschreibt die Wahrscheinlich- keitsverteilung eines zufälligen Sternes eine Masse zwischen m und m + dm zu haben. [37] In den folgenden Jahrzehnten wurde dieses empirische Gesetz immer wieder angepasst und dessen Gültigkeitsbereich erweitert [9, 26]. Vor allem erwähnenswert an dieser Stelle sind die Kroupa-IMF und die Chabrier-IMF. Die erste wird beschrieben durch −0.3 m < 0.08 M m ⊙ ψ(m)Kroupa ∝ m −1.3 0.08M⊙ < m ≤ 0.5 M⊙ (2.3) −2.3 m 0.5 M⊙ < m und stellt eine stückweise stetige Erweiterung des Gültigkeitsbereiches bis auf 0.08 M⊙ dar. Die Größen sind analog zu Gleichung 2.2 definiert. [26] Die zweite Gleichung ist im Bereich einer galaktischen Scheibe durch ( ( )2 ) 1 · exp − log m−log √ m̄ m ≤ 1M⊙ ψ(m)Chabrier ∝ ln 10·m 2σ (2.4) −2.3 m 1M⊙ < m gegeben. Sie setzt die Salpeter IMF als asymptotischen Grenzfall ab 1 M⊙ an und fittet eine logarithmische Normalverteilung für den Bereich darunter. Zusätzlich wird noch die Unter- scheidung zwischen normalen und Binärsystemen und zwischen der galaktischen Scheibe und dem Bulk vorgenommen, auf die hier aber nicht näher eingegangen werden soll. [9] Ein Vergleich aller drei ist in Abbildung 2.4 zu finden. 6
Sternbildungsraten 2.4 Salpeter 1955 103 Kroupa 2001 Chabrier 2003 101 IMF in a.u. 10 1 10 3 10 5 10 2 10 1 100 101 102 M in M Abbildung 2.4.: Gegenüberstellung mehrerer IMFs. Zur besseren Veranschaulichung wur- den unterschiedliche Normierungen genutzt. 2.4 Sternbildungsraten Es gibt eine relativ große Zahl an Estimatoren für Sternbildungsraten (SFR) 2 , doch alle ba- sieren auf dem selben Prinzip [7]: Man misst die Anzahl an jungen Sternen und folgert daraus, wie viele Sterne pro Jahr neu entstehen müssen, damit diese Anzahl an jungen Sternen zum jetzigen Zeitpunkt vor- handen sein kann. Für die Milchstraße ist diese Anzahl einfach zu bestimmen, da man die jungen Sterne direkt zählen kann. Für weit entfernte Galaxien ist es normaler Weise nicht mehr möglich einzelne Sterne zu beobachten. In diesem Fall greift man auf die integrierte Leuchtkraft der Galaxie zurück und wählt die Frequenzbereiche aus, die charakteristisch für junge Sterne sind. [7] Die Sternbildungsrate ist dann durch SF Rλ = κλ · Lλ (2.5) gegeben. Lλ ist dabei die absolute Luminosität im entsprechenden Band und κλ ein Kali- brationsfaktor, der nicht nur von der Wellenlänge, sondern auch stark von der Form der im vorangegegangenen Abschnitte erklärten IMF abhängt. [7, 27, 24] 2 Aus dem Englischen: Star Formation Rate 7
2 GALAXIEN Zwei sehr häufig verwendete Indikatoren sind dabei zum einen Licht im fernen ultravio- letten Bereich, das vor allem von jungen Sternen emittiert wird, zum anderen die erste Re- kombinationslinie aus der Balmer-Serie, das von rekombinierenden Gaswolken um die jun- gen Sterne herum ausgesendet wird. Insbesondere die Messungen im ultravioletten Bereich sind stark von der vorher beschriebenen Extinktion betroffen [23]. Da die Staubwolken das absorbierte Licht zum Teil wieder als Infrarotstrahlung emittieren, kann als korrigierte Grö- ße eine Kombination aus UV-Luminosität und Infrarotluminosität als Indikator verwendet werden [7]. 8
Supernovae 3 3.1 Typen von Supernovae Supernovae sind Phänomene, bei denen Sterne am Ende ihres Lebens für vergleichsweise kurze Zeit enorme Leuchtkraft erreichen. Dies kann sogar so weit gehen, dass die Sterne die Leuchtkraft ihrer zugehörigen Galaxie übertreffen. [15] Generell unterscheidet man zwei Typen von Supernova: Typ Ia Supernova Supernovae vom Typ Ia werden auch thermonukleare Supernovae genannt. Sie entstehen, wenn in einem Binärsystem ein weißer Zwerg Wasserstoff aus der Hülle eines benachbarten großen Sternes aufnimmt. Ab einer Grenze von 1.44M⊙ , die Chandrasekar-Grenze genannt wird, reicht der Entartungsdruck im inneren des Sterns nicht mehr aus, um dem gravitativen Druck entgegenzuwirken. Der Stern kollabiert. Die dabei entstehende Temperaturerhöhung reicht aus, um den CNO-Fusionszyklus wieder in Gang zu setzen, was wiederum zu einer Erhöhung der Temperatur führt. Dies setzt die Fusion von Kohlenstoff und schwereren Ele- menten in Gang, was nochmals zu einer Temperaturerhöhung führt, jedoch verhindert der enorme gravitative Druck die Ausdehnung des Sternes. Somit erhöhen sich explosionsartig Energiedichte und Temperatur, bis es den Stern zerreißt. [15] Kernkollaps Supernovae Kernkollaps Supernovae (CC SN), zu denen die Typen Ib, Ic und II zählen, entstehen nach einem anderen Prinzip. Sie sind das Ende massereicher Sterne mit einer minimalen Masse von 6-8 M⊙ . [2] Diese Sterne haben am Ende ihrer Lebensdauer viele Fusionszyklen durchlaufen, sodass sich mehrerer Schalen mit unterschiedlicher chemischer Zusammensetzung bilden, in de- nen verschiedene Fusionsprozessen ablaufen. Das Innere des Sterns wird dabei so heiß, dass dort die Fusion von Silizium zu Eisen einsetzt, es bildet sich ein Eisenkern. (vgl. Abbil- dung 3.1) [25] Im Eisenkern wirkt nur der Entartungsdruck der Gravitationskraft entgegen. Die Masse des 9
3 SUPERNOVAE Wasserstoff Helium Kohlenstoff Neon Sauerstoff Silizium Eisenkern Abbildung 3.1.: Schematische Darstellung verschiedenen Schichten massenreicher Sterne, die in einer CC SN enden. Eingezeichnet sind die Brennstoffe der ablaufenden Fusionspro- zesse nach [25] und der Eisenkern, in dem keine weitere Kernfusion mehr möglich ist. Kernes nimmt so lange zu, bis er ungefähr die Chandrasekar-Grenze erreicht hat. Ab hier setzt der durch p + e− → νe + n (3.1) beschriebene Elektroneneinfang im Kern ein. Da die Elektronen und Protonen in Neutronen und Neutrinos umgewandelt werden, wird der Entartungsdruck dabei schlagartig geringer. Der Kern kollabiert, dabei der äußere Teil des Kern sich nahezu im freien Fall. [40] Ab einer Dichte in der Größenordnung von 1014 g cm−3 setzt der Entartungsdruck der Neu- tronen ein. Der Kern wird näherungsweise inkompressibel [25]. Der darüber liegende Teil der Materie wird zurückgestoßen, es läuft eine Druckwelle durch den Stern nach außen, welche Bounce genannt wird. Der Bounce verliert dabei einen Groß- teil seiner Energie bei der in Abbildung 3.2 dargestellten Photodesintegration und bei der Bildung von Neutrinos. [40] Während sich im Kern durch den Elektroneneinfang ein Neutronenstern bildet, reißen die übrige Energie des Bounces und die generierten Neutrinos die obere Schicht des Sternes auseinander [25]. Die hohe Temperatur und vor allem die vergrößerte Oberfläche der obe- ren Schichten sorgt für einen massiven Anstieg der Luminosität, der charakteristisch für die Supernova ist [15]. 10
Supernovaraten 3.2 Abbildung 3.2.: Schematische Darstellung der Photodesintegration.[11] 3.2 Supernovaraten Es gibt eine Vielzahl an Möglichkeiten eine Abschätzung der Supernovarate für eine Galaxie zu erhalten. Historische Supernova Rate Die simpelste Methode eine Supernovarate zu erhalten, ist das einfache Zählen der Super- novae innerhalb eines festgelegten Zeitraums. Diese Methode unterliegt als klassisches Zählexperiment einer Poissonstatistik. Dadurch lässt sich die Grenze der Möglichkeiten dieser Methode für einzelne Galaxien zeigen. Der zeitliche Abstand zwischen zwei Superno- vae befindet sich für die Mehrheit der Galaxien in einer Größenordnung von Jahrhunderten SNe [29]. Somit braucht man um eine Präzision von 30 % zu erreichen bei einer SNR von 3 100yr im Mittel eine Beobachtungsdauer von rund 300 Jahren, was nicht nur die menschliche Lebensspanne, sondern auch die Betriebszeit der meisten Experimente um ein Vielfaches übersteigt. Erschwerend kommt noch hinzu, dass die Beobachtung von Supernovae durch einen An- stieg der Luminosität im optischen Frequenzbereich erfolgt. Wie schon in Abschnitt 2.2 be- schrieben, unterliegt diese Größe interner Extinktion. Daher beobachtet man beispielsweise in Galaxien mit hoher Inklination systematisch weniger Supernovae als in face-on Galaxien mit vergleichbarer Leuchtkraft.[29] Neutrinodetektoren unterliegen zwar nicht dieser Systematik, jedoch erschweren die dafür nötige Messdauer, die begrenzte Reichweite und die begrenzte Richtungsauflösung eine Bestimmung der SNR über Neutrinos [2]. Für Galaxien mit extrem hoher SNR, die zusätzlich noch eine geringe Inklination haben, wie beispielsweise NGC6946, ist über das Zählen von SNe eine Rate mit guter Präzision bestimmbar [16]. Um die langen Messzeiten zu umgehen werden teilweise möglichst viele Galaxien gleich- zeitig beobachtet. Daraus versucht man eine allgemeingültige Supernovrate pro Luminosi- tät (SNu) zu bestimmen, die meist zusätzlich vom Hubble Typ abhängt [29, 8]. 11
3 SUPERNOVAE Sternbildungsraten Im Vergleich zu den Zeitskalen, in denen sich innerhalb der Galaxien die Sternbildungsraten ändern, sind die Lebensdauern der massiven Sterne, die in CC SN enden, relativ kurz. Somit sollte die Anzahl der Supernovae direkt proportional zur Sternbildungsrate sein. [8, 19] Jedoch ist die Sternbildungsrate stark modellabhängig [24] und der Anteil der Sterne, die schwer genug sind um in eine Supernova zu enden, hängt zudem noch einmal stark von der minimalen Supernovamasse ab [19]. Zusätzlich sind die meisten direkten Indikatoren für Sternbildung betroffen von Extinktion, sodass eine präzise Korrektur notwendig ist [24]. Supernovaüberreste Eine weitere Methode um die Supernovarate zu bestimmen ist die Anzahl ihrer Überreste zu messen. Sie weisen starke FeII-Emissionslinien im Infrarot- und Radiobereich auf. Hier wird wie bei den Sternbildungsraten ausgenutzt, dass diese eine relativ kurze Lebensdauer von ca. 104 Jahren haben. [34] Für weit entfernte Galaxien, bei denen die Auflösung der Messinstrumente nicht ausreicht um einzelne stellare Objekte abzubilden, lässt sich die Supernovarate über LFeII SN RFeII = (3.2) 6.6 · 107 E0 bestimmen. Sie gibt die Supernovarate pro Jahrhundert an, wobei LFeII die Luminosität der FeII-Emissionslinien in Vielfachen der bolometrischen Sonnenluminosität sind und E0 die mittlere Energie einer Supernova in 1051 ergs ist.[6] Dies ermöglicht die Bestimmung einer Supernovarate über den nahen Infrarot- und Radio- bereich, der robuster gegenüber Extinktion ist als beispielsweise der ferne UV-Bereich der bei der Sternbildungsrate Verwendung findet. Hier besteht jedoch vor allem ein Problem für die Radio-Emissionen. Diese scheinen einer- seits zu einem Großteil aus diffusen Quellen zu stammen und andererseits gibt es Indizien dafür, dass sich die Emission von Radio-FeII-Linien in Supernovaüberresten über die Zeit verändern. [34] 12
Der Detektoraufbau von JUNO 4 JUNO ist ein Flüssigszintillationsdetekor, der 700m unter der Erde in Jiangmen gebaut wird. Die primäre Aufgabe, der JUNO ab Dektorstart in 2020 nachgehen wird, ist die Festlegung der Massenhierachie von Neutrinos. [2] Der Detektor befindet sich deswegen in 53 km Abstand von zwei Atomkraftwerken die als Neutrinoquellen dienen. Eines befindet in Yangjiang, das andere in Tiangshen (vgl. Abbil- dung 4.1). Die Entfernung ist optimal für die Stärke der Neutrinooszillation, die für die Fest- legung der Massenhierachie gemessen werden muss. Für Tiangshen sind 4 Reaktoren mit einer thermischen Leistung von jeweils 4.59 GW geplant, in Yangjiang sind 6 Reaktoren mit je 2.59 GW thermischer Leistung vorgesehen. [2] Abbildung 4.1.: Standort des Juno-Detektors. [2] Durch die große Distanz zu den Quellen muss JUNO eine besonders große Menge an Flüssigszintillator beeinhalten und ist aus diesem mit 20 kt Flüssigszintillator bestückt [22]. 13
4 DER DETEKTORAUFBAU VON JUNO Zusätzlich muss für die Festlegung der Massenhierachie mindestens eine Genauigkeit 5% 3% von √M eV erreicht werden. JUNO wird eine Genauigkeit von √M eV erreichen. [2] Diese hohe Energieauflösung stellt besondere Anforderungen an den Detektor: Zum einen muss die Abdeckung der Photomultiplier-Tubes (PMTs) über 79% betragen, wobei die Pho- tokathoden eine Quanteneffizienz von 35 % besitzen müssen [2]. Für diesen Zweck werden ca. 18000 20”PMTs in JUNO installiert [22]. Zum anderen muss, ebenfalls bedingt durch das große Volumen von JUNO, der Flüssigszintillator eine Absorptionslänge von über 30 m haben und eine große Lichtausbeute besitzen. Aus diesem Grund wird lineares Alkylbenzol (LAB) verwendet, das beide Eigenschaften besitzt. Dieses befindet sich in einer Akrylsphä- re mit 17.7 m Radius. Um die Akrylsphäre herum sind mit einem Abstand von 19.5 m zum Mittelpunkt der Sphäre die 18000 20”PMTs angeordnet. [2] Um die Detektorabdeckung noch zusätzlich zu erhöhen werden 25000 kleine 3”PMTs in- stalliert [18]. Der Aufbau von JUNO ist in Abbildung 4.2 zu sehen. Abbildung 4.2.: Aufbau des JUNO-Detektors[31] Eingebettet ist der Detektor in einem zylindrischen Wassertank, wobei der innere Aufbau mindestens 2m vom Rand des Tanks entfernt ist. Dieser dient dem Zweck den Detektor vor der natürlichen Radioaktivität des Gesteins abzuschirmen. Zusätzlich ist der Tank mit rund 2000 20”PMTs ausgestattet um als Vetodetektor für kosmische Myonen zu dienen. Zusätzlich soll der Tank eine Abdeckung aus Festkörperszintillatoren bekommen, die durch eine hohe Ortsauflösung die Rekonstruktion der Myonenspur verbessert .[2] Durch seine Größe ist JUNO ebenfalls sensitiv für geologische, solare und athmosphäri- sche Neutrinos. Für eine 10kpc entfernte CC Supernova erwartet man rund 5000 Ereignisse im Detektor, für eine Supernova in der Andromeda Galaxie erwartet man nur noch 1 Event pro SN. Für die Large Magellanic Cloud (LMC) werden ungefähr 200 Events pro CC SN er- wartet. [2] 14
Massenverteilung in der lokalen Umgebung 5 Die stellare Masse einer Galaxie sollte in erster Ordnung proportional zur Anzahl der Sterne in einer Galaxie sein. Je höher die Anzahl an Sternen, desto wahrscheinlicher sollte wieder- um eine Supernova sein. Daher wird in diesem Kapitel die integrierte stellare und gravitative Masse in Abhängigkeit zum Radius bestimmt. 5.1 Gravitative Masse Die gravitativen Massen und die Distanzen der einzelnen Galaxien sind dem „Updated Ne- arby Galaxy Catalogue“ [23] entnommen. Die Masse wurde dort durch MGrav = 3.31 · 104 · aang · (Vrot )2 · D (5.1) berechnet, wobei MGrav dabei die gravitative Masse in M⊙ , aang der Winkeldurchmesser der Galaxie 1 , Vrot die Rotationsgeschwindigkeit in km s und D die Distanz in Mpc ist [23]. Die Rotationsgeschwindigkeit wurde dabei aus der Breite der 21cm HI-Linie bestimmt und für die Inklination korrigiert, sodass W5 0 c Vrot = (5.2) 2 · sin (i) gilt. V c ist dabei die korrigierte Rotationsgeschwindigkeit, i die Inklination der Galaxie, und W5 0 die Halbwertsbreite der 21cm-Linie in km s ist. [23] Unsicherheiten auf MGrav selbst waren nicht gegeben. Um dennoch eine Unsicherheit auf MGrav angeben zu können, wurde die statistische Unsicherheit der Distanz der Galaxie auf die gravitative Masse fortgepflanzt. Falls keine Unsicherheiten auf die Distanz gegeben war, wurde die im UNGC erwähnte Grenze von 25% verwendet [23].Mean Um einen Referenzpunkt zu erhalten, wurden die Massen auf die Masse der Andromeda- Galaxie normiert. Da dadurch die Unsicherheit der Masse von Andromeda sich somit als systematischer Fehler auf alle weiteren Punkte fortpflanzt, wurde nicht die Karachentsev gegebene Inklination benutzt, sondern versucht eine möglichst vollständige Abschätzung 1 Als Rand wurde dabei der Punkt der Galaxie genutzt, bei dem die Flächenhelligkeit der Galaxie auf 26 5m arcsec−2 gefallen ist. Die dadurch entstehende Kurve nennt man auch Holmberg-Isophote, der da- zugehöriger Radius ist der Holmberg-Radius. [23] 15
5 MASSENVERTEILUNG IN DER LOKALEN UMGEBUNG der statistischen Fehler für diese Galaxie zu erhalten. Mit einer Inklination von i = 74.3◦ ± 1.1◦ [10] ließ sich die gravitative Masse mit Gleichung 5.1 zu And MGrav = (3.63 ± 0.29) · 1011 M⊙ bestimmen. Dabei wurde die Unsicherheit durch Fehlerfortpflanzung aus den Unsicherhei- ten auf D, i, und Vrot berechnet. Systematische Unsicherheiten wurden nicht beachtet. Das aufsummierte Ergebnis ist in Abbildung 5.1 zu sehen. Beginn benachbarter 6 Gruppen 5 Triangulum 4 Andromeda Mint in MAnd 3 LMC 2 Radius der Milchstraße 1 0 grav. Masse 0 1000 2000 3000 4000 5000 6000 Distanz in kpc Abbildung 5.1.: Integrierte Masse in Abhängigkeit der Distanz zur Erde. Die Milchstraße fehlt in dieser Darstellung, da keine Masse im UNGC angegeben war. Die selteneren schweren Galaxien wie Andromeda-Galaxie bei 800kpc sorgen für große Sprünge in der integrierten Darstellung, die Mehrheit der Galaxien haben nur einen geringen Einfluss. So ist beispielsweise die große Magellan’sche Wolke (LMC) kaum zu erkennen. Ab einer Distanz von 3000 kpc beginnt die Kurve stark anzusteigen. Ab diesem Punkt sieht man den Einfluss von Galaxien, die sich nicht mehr in der lokalen Gruppe befinden. Ein Bei- spiel ist die Gruppe Messier 81, die nach der gleichnamigen Galaxie benannt ist und deren Masse für den markanten Sprung bei 3.7 Mpc sorgt. 16
Stellare Massen 5.2 5.2 Stellare Massen Der UNGC liefert des weiteren fotometrische Daten im B- und K-Band 2 . Da man keine ab- solute Luminositäten messen kann, sondern nur scheinbare, muss aus der scheinbaren Luminosität die absolute Luminosität errechnet werden. Dabei gilt Lgemessen LAbsolut ∝ , (5.3) r2 wobei LAbsolut die absolute Luminosität ist, r der Abstand zur Lichtquelle und Lgemessen die scheinbare Luminosität ist. Über Gleichung M∗ = LK · 100.212·(B−K)−0.959 (5.4) berechnet sich dann die stellare Masse einer Galaxie. M∗ ist hierbei die stellare Masse in Sonnenmassen, LK die absolute K-Band Luminosität in Vielfachen der Sonnenluminosität und (B-K) der Farbindex in Magnituden ist. Die Unsicherheit bei dieser Methode liegt bei 40%. [32] Die Luminosität im K-Band wurde dem Katalog entnommen, der Farbindex (B-K) über die Differenz der absoluten Magnituden im B und K-Band berechnet. Die Luminositäten im K- Band waren korrigiert für interne und galaktische Extinktion. Dabei gilt i G) LcK = 100.034(A +A · LK (5.5) wobei LcK die korrigierte Luminosität, Ai die interne Extinktion des B-Bands in Magnituden, AG die galaktische Extinktion des B-Bands in Magnituden und LK die unkorrigierte Lumi- nosität im K-Band ist. [23] Zusätzlich zu den 40 % relative Unsicherheit wurde durch Gauß’sche Fehlerfortpflanzung die Unsicherheit der Distanz auf die absolute Luminosität fortgepflanzt. Falls keine Unsi- cherheit auf die Distanz gegeben war, wurde wie in Abschnitt 5.1 ein relative Standardab- weichung von 25 % angenommen. Wie im vorangeganen Abschnitt wurde auf die stellare Masse der Andromeda-Galaxie normiert. Um zu Überprüfen, ob das Verhältnis von gravitativer Masse zu stellarer Masse konstant ist, was für eine Bestimmung der SNR über die gravitative Masse nötig wäre, wurde die gravitative Masse gegen die stellare Masse aufgetragen. Der Korrelationskoeffizient zwi- schen den beiden Größen liegt bei r = 0.6. Es ist eindeutig eine Korrelation in den Daten vorhanden, mit Blick auf einen erwarteten linearen Zusammenhang ist dieser Wert jedoch gering. Um ein Verhältnis von stellarer zu gravitativer Masse zu erhalten wurde trotz der geringen Korrelation ein χ2 -Fit durchgeführt. Gefittet wurde eine Ursprungsgerade f (m) = α · m. Das Ergebnis ist in Abbildung 5.3 zu sehen. Wie in Abbildung 5.3 zu sehen ist das Ergebnis des Fittes ein Verhältnis von M∗ = 0.043 ± 0.0023 MGrav 2 mit einem dof χ = 3.7, was angesichts der Tatsache, dass die Fehlerabschätzung unvollstän- dig, der Korrelationskoeffizient gering und ein festes Verhältnis eine recht naive Annahme 2 Eine detaillierte Erklärung zu den unterschiedlichen Bändern findet sich in Abschnitt A.1 auf Seite 33 im Anhang. 17
5 MASSENVERTEILUNG IN DER LOKALEN UMGEBUNG 25 Beginn benachbarter Gruppen 20 15 Triangulum M * in M And * 10 Radius der Milchstraße Andromeda 5 LMC 0 0 1000 2000 3000 4000 5000 Distanz in kpc Abbildung 5.2.: Integrierte stellare Masse normiert auf Andromeda. In dieser Darstellung fehlt die Milchstraße, da für sie keine Daten im UNGC gegeben waren. Man erkennt sehr gut den Sprung, der durch die Andromedagalaxie hervorgerufen ist, im Vergleich ist die Än- derung durch Trinagulum gering. Der Sprung bei ≈3.5 Mpc ist die Galaxie Messier 81. Er ist hier wesentlich größer als bei der gravitativen Masse in Abbildung 5.1, was aber mit wesentlich größeren Unsicherheiten einhergeht. ist, ein unerwartet gutes χ2 ist. Der Korrelationskoeffizient der logarithmierten Werte liegt bei rlog = 0.9, was ein Indiz für einen nichtlinearen Zusammenhang in den Daten ist. Dies könnte für ein Potenzgesetz der Form f (m) = α · mβ sprechen. Um dies zu testen wurde ebenso ein Potenzgesetz gefittet, was jedoch zu keinen großen Unterschieden in den Ergebnissen führt, diese sind in Abbildung B.2 auf Seite 37 im Anhang zu finden. Die Abweichung für geringe Massen zu einer höheren stellaren Masse aus Abbildung 5.3 findet sich in den Auswertungen der Autoren des UNGC wieder [23]. Die Galaxien mit ge- ringer Masse sind Zwerggalaxien mit geringer Leuchtkraft und gehören zum Irr-Typ. Für den Irr-Typ unterscheidet sich das Verhältnis von MLGrav K stark von den restlichen Typen und wie in Gleichung 5.4 zu sehen, ist LK ∝ M∗ . Die Abweichung wird dadurch erklärt, dass sich die Dynamik der Zwerggalaxien von denen großer Galaxien unterscheidet und somit Gleichung 5.1 Zwerggalaxien nicht korrekt beschreibt. [23] Die stellare Masse sollte allein aus den theoretischen Überlegungen stärker mit Superno- varate korreliert sein, da die gravitative Masse Gaswolken und dunkle Materie einschließt, die nicht zur Supernovarate beitragen. Es ist zwar möglich, eine stellare Masse aus der gra- vitativen Masse zu bestimmen, wie der Fit nahe legt, jedoch sollte dies nicht präziser sein, als direkt die stellare Masse zu nutzen. Es ist auch eine Beziehung vorhanden, durch die man aus der Stellaren Masse eine Supernovarate bestimmen kann, wie es in Abschnitt 6.2 18
Stellare Massen 5.2 1012 2 Fit = 0.04 dof =3.7 Data 1010 108 M* in M 106 104 1084 Residual 10 1048 10 104 105 106 107 108 109 1010 1011 1012 MGrav in M Abbildung 5.3.: Regression einer Ursprungsgerade f (m) = α · m. Man erkennt für eine gravitative Masse von weniger als 107 M⊙ ein systematisch höhere stellare Masse. Im Re- siduenplot ist eine klare Systematik zu erkennen, die Mehrheit der Datenpunkte liegt hier über der Ursprungsgerade. beschrieben wird. Eine ähnliche Beziehung für die gravitative Masse zu bestimmen könnte in einer zukünftigen Analyse erfolgen. In dieser Arbeit wird aus den genannten Gründen nur die stellare Masse genutzt um eine Supernovarate zu bestimmen. 19
Bestimmung der Supernovarate in der 6 lokalen Umgebung Wie bereits in Abschnitt 3.2 beschrieben gibt es mehrere Methoden eine Supernovarate zu bestimmen. Es liegt nahe über verschiedene Methoden eine SNR zu bestimmen, um die Ergebnisse im Anschluss miteinander vergleichen zu können. In diesem Kapitel werden daher über die Sternbildungsraten und über eine gefittete Relation zwischen Luminosität und historischen SNe Supernovaraten bestimmt. Zum Schluss werden die verschiedenen Methoden kombiniert um das Ziel der Arbeit zu erreichen: Eine integrierte Supernovarate in Abhängigkeit des Abstandes. 6.1 Sternbildungsraten Im Updated Nearby Galaxy Catalog ist für rund 500 Galaxien die SFR berechnet worden. [23] Als charakteristische Luminositäten für junge Sterne wurden einmal die Luminosität im fernen ultravioletten Frequenzbereich (FUV) und die erste Linie der Balmerserie (Hα -Line) benutzt. Die SFR aus dem Fluss der Hα -Linie lässt sich dabei über SF RHα [M⊙ yr−1 ] = 0.945 · 109 · FHα · D2 (6.1) bestimmen. D ist dabei die Distanz in Mpc und FHα der integrierte Fluss bei einer Wellen- länge von 635nm in erg scm . [23] 2 Für den UV-Bereich gilt SF RF U V [M⊙ yr−1 ] = 10−0.4·fF U V +2.78 · D2 . (6.2) fF U V ist dabei die scheinbare Magnitude im fernen ultravioletten Bereich und D wie in Glei- chung 6.1 definiert [23]. Beide Formeln sind auf eine Salpeter-IMF (vgl. Abschnitt 2.3) nor- miert [24]. Alle Daten wurden für interne und galaktische Extinktion korrigiert. Dabei gilt i G fFc U V = −1.93(Ai + AG ) + fF U V c FHα = 100.538(A +A ) FHα , (6.3) wobei fFc U V die korrigierte scheinbare Magnitude in dem fernen UV-Bereich, FHα c der korri- gierte Fluss für die erste Balmer-Linie, A die interne Extinktion des B-Bands in Magnituden i 21
6 BESTIMMUNG DER SUPERNOVARATE IN DER LOKALEN UMGEBUNG und AG die galaktische Extinktion des B-Bands in Magnituden ist. [23] Die Supernovarate sollte nun in einem festen Verhältnis zur Sternbildungsrate stehen und über die Relation ∫ Mmax SN R ψ(m) dm (6.4) M = ∫ 100min SF R m · ψ(m) dm 0.1 gegeben sein. ψ(m) ist dabei die bei der SFR angenommene IMF, Mmax die maximale Masse, bei der eine CC-SN möglich ist, angegeben in M⊙ , Mmin die minimale Supernovamasse.[19] Für eine Kroupa IMF, Mmin = 8M⊙ und Mmax = 40M⊙ ergibt sich daraus ein Verhältnis von SN R = 0.010 M⊙ und somit SN R 1 [ ] [ ] SN M⊙ SN R = SF R . (6.5) 100yr yr Es erscheint für das Ziel dieser Arbeit sinnvoll, die Sternbildungsrate auf eine Kroupa-IMF normiert anzugeben, da man dann aus der SFR direkt die SNR ablesen kann und umge- kehrt. Um aus einer Salpeter-normierten Sternbildungsrate eine Kroupa-normierte SFR zu berechnen multipliziert man erstere mit 0.67 [27]. Die statistischen Unsicherheiten auf die scheinbaren Magnitude bzw. den Fluss sind im UNGC nur unvollständig angegeben [23]. Wenn vorhanden, wurden diese zusammen mit den Unsicherheiten der Distanzbestimmung über Gauß’sche Fehlerfortpflanzung auf die Sternbildungsrate fortgepflanzt. Ansonsten wurde nur die Unsicherheit auf die Distanzmes- sung der jeweiligen Galaxie berücksichtigt. Die im UNGC angegebene SFR für die Milchstraße weicht mit SF RM W = 44.5 Myr⊙ stark von der anderer Quellen ab, so liefert eine Meta-Analyse verschiedener Methoden eine SFR von 1.69 ± 0.19 Myr⊙ [30]. 1 Somit wurde in allen folgenden Auswertungen der Datenpunkt durch den der Meta-Analyse ersetzt. In Abbildung 6.1 ist die integrierte Supernovarate zu sehen. Die Milchstraße fehlt in dieser Darstellung. Gut zu erkennen ist die fehlende UV-Messung der LMC, die vor Andro- meda zu einem Offset führt. Dieser wird allerdings durch eine höhere UV-Rate in Triangulum und Andromeda ausgeglichen. Die Struktur der Kurve ist sehr ähnlich zu der Massenkurve (Abbildung 5.1). Auffällig ist der Sprung der UV-SNR bei 3.3 Mpc, der in der Hα -Methode fehlt. Dieser ent- steht durch die Daten von IC0342. Das Licht von dieser Galaxie wird stark durch die Milch- straße beeinflusst, was zu einer galaktischen Extinktionskorrektur von 2.4 Magnituden im B-Band führt.[23] Dies legt nahe, dass dieser Sprung sich durch die Unsicherheit der Korrektur erklären lässt. Eine Möglichkeit, dies weiter zu überprüfen wäre der Vergleich mit SFR-Indikatoren, die robuster gegenüber Extinktion sind. 1 Vergleicht man die SFR der Milchstraße und die der Galaxie NGC6946 im UNGC fällt auf, dass die der Milch- SN straße einen Faktor 10 größer ist [23]. Mit dem Wissen, dass die SNR in NGC6946 [16] 10 100yr ist, würde man nach Gleichung 6.4 in der Milchstraße jedes Jahr eine Supernova erwarten. 22
Gefittete Supernovaraten pro Einheitsluminosität 6.2 Beginn benachbarter SNRUV 14 Gruppen SNRH 12 Radius der Milchstraße 10 SNR in 100yr SNe 8 6 Triangulum 4 Andromeda LMC 2 0 0 1000 2000 3000 4000 5000 6000 7000 D in kpc Abbildung 6.1.: Die Supernovarate berechnet aus den Sternbildungsraten. Bei dieser Auftra- gung lässt sich Aufgrund von Gleichung 6.5 ebenfalls die Sternbildungsrate ablesen. 6.2 Gefittete Supernovaraten pro Einheitsluminosität Wie schon in Abschnitt 3.2 erwähnt, ist eine Methode bei der Bestimmung historischer SNR die Beobachtung möglichst vieler Galaxien und die Bestimmung einer übergreifenden SNu. Diesen Ansatz wählt das Paper „Nearby supernova rates from the Lick Observatory Super- nova Search – III.“[29]. Sie haben über die Lick Observatory Supernova Survey SNu für verschiedene Galaxien bestimmt. Um eine allgemeingültige Formel für eine Supernovarate zu erhalten, tragen sie die absolute Luminosität gegen die SNu auf. Schließlich wird für jeden Hubble- und Super- novatyp über einen binned χ2 -Fit ein Potenzgesetz angepasst. Dabei benutzen sie einmal die Luminosität im B-Band, woraus sich ( )k B SN uB = SN uB0 · (6.6) B0 SN ergibt. SN uB ist dabei die SNu in 100yr·L⊙ im B-Band, B die Luminosität im entsprechen- den Bin, B0 ein beliebig gewählter Ankerpunkt, in diesem Fall die Luminosität einer durch- schnittlichen Galaxie, k der gefittete Exponent und SN uB0 die durchschnittliche SNu einer durchschnittlichen Galaxie. [29] Dies wurde für das K-Band und die stellare Masse der Galaxien wiederholt, wodurch sich ( )k K SN uK = SN uK0 · (6.7) K0 23
6 BESTIMMUNG DER SUPERNOVARATE IN DER LOKALEN UMGEBUNG und ( )k M SN uM = SN uM 0 · (6.8) M0 ergibt. Die Größen sind analog zum ersten Fall definiert. Die stellare Masse ist dabei wie in Abschnitt 5.2 „Stellare Massen “definiert. Um daraus eine absolute Supernovarate einer bestimmten Galaxie zu erlangen multipliziert man Gleichung 6.6 nun einfach mit der Lumi- nosität der jeweiligen Galaxie und setzt die entsprechenden Größen ein [29]. Eine Tabelle mit den im oben genannten Paper bestimmten Parametern findet sich im Anhang. Im UNGC waren sowohl die absoluten Luminositäten im K- und B-Band, als auch der Hubble- Typ für die katalogisierten Galaxien gegeben [23]. Die stellare Masse wurde für diese Ga- laxien in Abschnitt 5.2 berechnet. Die Luminositäten der einzelnen Galaxien wurden auch hier wieder für inerne und galaktische Extinktion korrigiert. Es gilt i G) LcB = 100.4(A +A · LB , (6.9) wobei LcB die korrigierte B-Luminosität im B-Band, Ai die interne Extinktion im B-Band, AG die galaktische Extinktion im B-Band und LB die unkorrigierte Luminosität ist. Das K-Band wurde wie in Abschnitt 5.2 für Extinktion korrigiert. Im B- und K-Band wurden nur die Unsicherheiten der gefitteten Parameter und die Unsi- cherheiten, die aus der Distanzbestimmung folgen, fortgepflanzt, da die Unsicherheitenan- gaben auf die Lumiositäten extrem lückenhaft waren. Dabei wurden sämtliche Unsicherhei- ten aus den Parametern als systematische Unsicherheiten behandelt. Für die Masse wur- den zusätzlich die Unsicherheit der stellaren Masse von 40 % aus Abschnitt 5.2 als statisti- sche Unsicherheiten fortgepflanzt. Beginn benachbarter Typ Ia 35 Gruppen Typ Ib/c Typ II 30 25 Radius der Milchstraße SNR in 100yr SNe 20 Triangulum 15 Andromeda 10 LMC 5 0 0 1000 2000 3000 4000 5000 6000 7000 Distanz in kpc Abbildung 6.2.: Die integrierte Supernovrate errechnet aus dem B-Band. Die anderen Me- thoden sind im Anhang zu finden, da sie sich kaum von der hier gezeigten Unterscheiden. 24
Vergleich zwischen den Methoden 6.3 In Abbildung 6.2 findet sich das bekannte Verhalten von Abschnitt 6.1 und Kapitel 5 wie- der. Die Unsicherheiten durch die gefitteten Parameter sorgen für die beobachteten großen Fehlerbalken. Die Kurven der unterschiedlichen Supernovatypen ähneln sich sehr stark. 6.3 Vergleich zwischen den Methoden Aus der SFR kann, wie in Abschnitt 6.1 bereits erwähnt, nur eine Rate für die CC SN bestimmt werden. Um also die SNR aus den gefitteten SNu mit den Sternbildungs-SNR vergleichen zu können, wurden die in Abschnitt 6.2 bestimmten Raten für Typ Ib/Ic und II addiert. Wie K-Band B-Band Beginn benachbarter 40 stell. Masse Gruppen H FUV 30 Radius der Milchstraße 100yr SNe 20 10 Triangulum Andromeda LMC 0 0 1000 2000 3000 4000 5000 6000 D in kpc Abbildung 6.3.: Die verschiedenen aufintegrierten, absoluten Supernovaraten im Vergleich. Die Fehlerbalken wurden nicht geplottet, zum einen zur besseren Übersichtlichkeit, zum anderen, da die Unsicherheiten nur unvollständig rekonstruiert sind und sie somit nur be- grenzte Aussagekraft besitzen. leicht in Abbildung 6.3 zu sehen ist, weisen Kurven weisen alle einen ähnlichen Trend auf, sie scheinen sich hauptsächlich nur durch einen Normierungsfaktor zu unterscheiden. Dabei weicht die Fit-Methode um einen Faktor 3 von dem letzten Wert der SFR-methode ab. Die Umrechnung der Sternbildungsraten ist stark modellabhängig. Vor allem die Wahl der minimalen Supernovamasse hat großen Einfluss auf den Umrechnungsfaktor. [19] So sorgt eine plausible minimale Masse von 6 M⊙ [2] zu einem Verhältnis von SN R 1 = 0.015 . SF R M⊙ Somit wäre nur noch ein Faktor 2 Unterschied zwischen den Methoden. Als kurze Überprü- fung, ob eine niedrigere minimale Supernovamasse konstistente Ergebnisse liefert, kann man auch die SNR der Milchstraße betrachten. Sie erhöht sich von 1.69 ± 0.19 100yr 1 auf 25
6 BESTIMMUNG DER SUPERNOVARATE IN DER LOKALEN UMGEBUNG 2.5 ± 0.29 100yr 1 . Beide Werte sind mit der Menge des Radioaktiven Isotopes 26 Al vereinbar, die eine SNR von 1.9 ± 1.1 100yr 1 nahe legt. Der höhere Faktor ist an dieser Stelle konsistent. Um weiter zu prüfen, ob sich die Methoden nur durch einen Normierungsfaktor unter- scheiden, wurden alle Methoden gegen die Hα Methode aufgetragen. Zusätzlich wurde einmal der linearen Korrelationskoeffizienten und der Korrelationskoeffizienten der loga- rithmierten Werte gebildet. Das Ergebnis ist in Abbildung 6.4 zu sehen. Offensichtlich sind die Werte in Abbildung 6.4 stark korreliert, was die These eines ähnli- = 0.81; log = 0.90 = 0.83; log = 0.90 100 100 10 1 SNR (B-Band) in 100yr SNR (K-Band) in 100yr SNe SNe 10 1 10 2 10 2 10 3 10 4 10 3 10 5 10 4 10 6 10 5 10 7 10 5 10 3 10 1 10 7 10 5 10 3 10 1 SNR (H ) in 100yr SNe SNR (H ) in 100yr SNe = 0.77 log = 0.89 = 0.66; log = 0.94 100 100 10 1 SNR (Mass) in 100yr SNR (FUV) in 100yr SNe 10 2 SNe 10 1 10 3 10 2 10 4 10 5 10 3 10 6 10 4 10 7 10 8 10 7 10 5 10 3 10 1 10 7 10 5 10 3 10 1 SNR (H ) in 100yr SNe SNR (H ) in 100yr SNe Abbildung 6.4.: Korrelationsplots der Unterschiedlichen Methoden. Verglichen wurde mit der Hα -Methode. Gerade für die kleinen Werte der stellaren Masse sieht man eine syste- matische Abweichung, die selbe Abweichung ist weniger ausgeprägt im K-Band zu sehen. Unerwartet ist, dass die UV Messung die schlechteste lineare Korrelation zu der Hα Metho- de aufweist. chen Verlaufes der Kurven in Abbildung 6.3 untermauert. Die geringe lineare Korrelation der UV-Werte ist unerwartet, da beide Werte aus der selben Methode stammen. Da die Korrela- tion der logharitmierten Werte sehr groß ist, wird die schlechte Korrelation anscheinend von großen SNR hervorgerufen. Eine mögliche Erklärung liefert hier die Unsicherheit der Extink- tionskorrektion. Um dies weiter zu prüfen wäre in einer zukünftigen Arbeit eine Auftragung 26
Vergleich zwischen den Methoden 6.3 der UV-Luminosität gegen die Extinktionskorrektion interessant. Eine Analyse mit den in Ab- schnitt 2.4 erwähnten kombinierten SFR Indikatoren ist durch die geringere Empfindlichkeit gegenüber Extinktion ebenfalls in der Lage darüber Aufschluss zu geben. Gleichzeitig ist sichtbar, das vor allem für kleine Werte die relative Streuung mehrere Grö- ßenordnungen beträgt. Allerdings sind in diesem Bereich die Unsicherheiten entsprechend groß, da es sich hierbei um kleine lichtschwache Galaxien handelt, die somit schwierig messbar sind. Insgesamt ist für Galaxien mit geringer SNR-Rate eine systematische Ab- weichung nach oben zu sehen. Besonders stark ist dies in den Messungen der Masse und des K-Bandes zu finden. Ein Histogramm der Steigungen aus Abbildung 6.4 ist in Abbildung B.6 im Anhang zu fin- den. Somit scheint der hauptsächliche Grund der Abweichung in einem Unterschied zwi- schen den Faktoren SN SF R und SN u zu liegen, was sich ebenfalls in dem verhältnismäsig R konstanten Offset für höhere SNR in Abbildung 6.4 erkennbar ist. Um eine einheitliche Supernovarate zu erhalten wurde nun über die verschiedenen Me- thoden gemittelt. Es ist jedoch wichtig anzumerken, dass die Aussagekraft des Mittelwerts durch die unbekannten Systematiken eingeschränkt ist. Aus diesem Grund und aufgrund der Tatsache, dass die Unsicherheit der einzelnen Messwerte unvollständig sind, wurde kein gewichteter Mittelwert verwendet. Abbildung 6.5 spiegelt das erwartete Verhalten wieder. 100 SNR in 100yr SNe 10 1 10 2 SFR UV stell. Masse K-Band B-Band SFR H 100 10 1 10 2 10 3 10 4 0 10 4 10 3 10 2 10 1 100 SNR in 100yr SNe Abbildung 6.5.: Die Abweichung vom Mittelwert aufgetragen gegen den Mittelwert. Das B- Band zeigt die geringste Abweichung vom Mittelwert. Jedoch sieht man hier, dass diese Me- thode für kleine SNR systematisch unter dem Mittwelwert liegt. Die beiden SFR-Methoden liefern bis auf wenige Ausnahmen kleinere SNR, liegen somit im Plot links. Generell kann man den groben Verlauf einer Geraden in den Daten sehen, die Steigung unterscheidet sich dabei zwischen den einzelnen Methoden nur leicht. Dies ist wieder ein Indiz dafür, dass die Streuung hauptsächlich aus den unterschiedlichen Normierungsfaktoren stammt. Für kleine SNR ist der Mittelwert dominiert von den empirisch bestimmten SNR aus Ab- 27
6 BESTIMMUNG DER SUPERNOVARATE IN DER LOKALEN UMGEBUNG schnitt 6.2, weshalb die Streuung hier für kleine Werte wesentlich geringer erscheint als in Abbildung 6.4. Jedoch findet sich auch hier die Systematik für kleine Werte wieder. In- teressant ist das Verhalten der B-Band Luminosität. Nicht nur liegt sie generell näher am Mittelwert, sondern zeigt für geringe Werte eine systematische Abweichung nach unten, ähnlich der Werte aus den Sternbildungsraten, während sie für größere SNR zu hohe Werte liefert, vergleichbar zu den restlichen Raten dieser Methode. Abbildung 6.5 legt Nahe, das eine relativer Fehler die systematischen Unsicherheiten gut 4 K-Band B-Band stell. Masse H 3 FUV 2 SNR SNR 1 0 1 10 2 10 1 100 SNR in 100yr SNe Abbildung 6.6.: Relative Streuung der SNR Rate aufgetragen gegen den Mittelwert. Die Struktur aus Abbildung 6.5 findet sich auch hier wieder. Jedoch fällt auf, dass die relative Abweichung sinkt mit steigendem Mittelwert sinkt und die Streuung innerhalb einer Metho- de stark zunimmt. beschreibt. Um dies weiter zu überprüfen wurde der Mittelwert gegen die relative Abwei- chung der einzelnen Werte aufgetragen. In Abbildung 6.6 zeigt, dass die relative Abweichung für kleine SNR am größten ist, was sich mit Abbildung 6.4 deckt. Auch sieht man ganz klar, dass dort die Streuung zwischen den Galaxien geringer als die Streuung zwischen den Methoden ist. Für größere SNR nimmt die Streuung zwischen den Werten einzelner Methoden zu, sodass die Struktur verloren geht. Eine relative Unsicherheit sollte daher die Abweichungen beschreiben können. Daher wurde für jede Galaxie ein σSN R berechnet, was die Standardabweichung auf den Mittelwert beschreibt. Der Mittelwert der relativen Standardabweichung wurde dann als re- lative systematische Unsicherheit auf die integrierte Größe genutzt. Jedoch muss ange- merkt werden, das die Standardabweichung nur sehr begrenzte Aussagekraft hat, da die relative Standardabweichung auf die einzelnen Werte immer noch schwankt (vgl. Abbil- dung 6.7). Für die Milchstraße lässt sich eine vergleichsweise präzise Sternbildungsrate abschätzen [30], daher wurde über die Methode in Abschnitt 6.1 die SNR der Milchstraße berechnet, um sie in den integrierten Größen einzuschließen und um den Mittelwert darauf 28
Vergleich zwischen den Methoden 6.3 Mittelwert 16 14 12 10 Anzahl 8 6 4 2 0 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5 0.6 SNR SNR Abbildung 6.7.: Histogramm der relativen Standardabweichung jeder Galaxie. zu normieren. Anschließen wurden alle Methoden auf den Endwert des Mittelwerts normiert, um den Un- terschied im Verlauf der Kurven zu verdeutlichen. Die Faktoren können Tabelle 6.1 entnom- men werden. Tabelle 6.1.: Tabelle der verschiedenen Normierungsfaktoren SNR-Typ B-Band K-Band Masse FUV Hα Faktor 0.76 0.81 0.74 2.32 2.2 29
6 BESTIMMUNG DER SUPERNOVARATE IN DER LOKALEN UMGEBUNG K-Band 25 B-Band stell. Masse H 20 FUV SNR SNR SNR/SNRMW 15 10 5 0 0 1000 2000 3000 4000 5000 6000 D in kpc Abbildung 6.8.: Die relative integrierte SNR, normiert auf die Supernovarate der Milchstraße. In Abbildung 6.8 sieht man das Ergebnis, eine auf die Milchstraße normierte SNR in Ab- hängigkeit des Abstandes. Links erkennt man die fehlenden UV-Daten der LMC. Andromeda bei c.a. 800kpc und Triangulum liefern die ersten deutlich erkennbaren Beiträge zur Rate, gleichzeitig hebt sich das B-Band über die anderen Methoden. Die nächste sichtbare Erhö- hung findet erst bei 2100kpc durch NGC55 statt, ab dort hat sich die SNR fast verdoppelt. Danach steigt die SNR, erst wieder bei 3000kpc merklich an. Durch die benachbarten Gala- xiengruppen kann dort ein starker Anstieg der Supernovaraten erwartet werden. Zusätzlich ist der einfluss von IC0342 zu sehen, die UV-SNR liegt dort deutlich über den anderen SNR und ist im Anschluss die höchste Supernovarate. 30
Fazit und Ausblick 7 Das Ziel der Arbeit war eine Quantifizierung der Supernovaquellen in der Umgebung für das JUNO-Experiment. Dies ist über eine empirische Methode über Luminositäten im K und B- Band sowie der Masse und über eine theoretische Methode nach der Sternbildungsrate geschehen. Die verschiedenen Methoden zeigen dabei eine starke Korrelation. Dies lässt darauf schlie- ßen, dass sie geeignete Indikatoren für massive Sterne und somit Supernovae sind. Je- doch ist auch eine Abweichung in den Umrechnungsfaktoren zu beobachten, die aus den unterschiedlichen Methoden stammen. In einer zukünftigen Analyse bietet es sich an diese Umrechnungsfaktoren näher zu untersuchen. So wäre es interessant die Methode aus Ab- schnitt 6.2 auf Luminositäten in Bändern anzuwenden, die stärker mit der Sternbildungsrate verknüpft sind, wie beispielsweise der ferne ultraviolette Frequenzbereich. Ebenso könnte genannte Methode auf die gravitative Masse angewendet werden, da die gravitative Masse für große Galaxien in einem konstanten Verhältnis zur stellaren Masse steht und somit eine ähnliche Propotionalität zur SNR aufweisen sollte. Für die SNR aus der Sternbildungsrate wäre eine detaillierte Analyse der Folgen von veränderten Modellpa- rametern, wie beispielsweise der unteren Supernovamasse, interessant. Aufschlussreich wäre auch die Anwendung von kombinierten Indikatoren für Sternbildung wie sie in „Star Formation Rate Indicators“[7] genannt werden, da diese für Extinktion unempfindlicher sein sollten, als die hier verwendeten. Man könnte des weiteren den Vergleich der Methoden aus Abschnitt 6.3 „Vergleich zwi- schen den Methoden“noch einmal vertiefen, in dem man die restlichen Kombinationen von SNR-Korrelationsplots betrachtet. Insgesamt scheinen Zwerggalaxien wenig Einfluss auf die SNR zu haben, somit sollte sich in zukünftigen Arbeiten auf große Galaxien konzentriert werden, da sie ebenfalls genauer vermessen werden können. Aufschlussreich werden auch die Daten sein, die das im Bau be- findliche James Webb Telescope liefern wird. Mit diesen wird es möglich sein, eine breite und detaillierte Analyse im nahen Infrarotbereich mittels der FeII Methode durchzuführen [39]. Ein weiterer interessanter Aspekt wäre eine detaillierte Analyse der Neutrinoflüsse von Galaxien mit hoher SNR, damit könnte man die Frage beantworten ob und wenn ja mit wel- cher Art von Detektor sich Neutrinos aus diesen messen lassen. Ebenfalls könnte man mithilfe der Exponentialverteilung die Wahrscheinlichkeit für eine Su- pernova in einem festgelegten Zeitintervall berechnen. Jedoch wäre dafür eine Bestimmung 31
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