Aequam memento rebus in arduis servare mentem - Den Kopf immer über Wasser halten - Denke daran, in schwierigen Situationen Gelassenheit zu ...
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26. St.Galler IPS‐Symposium 2021 Aequam memento rebus in arduis servare mentem Denke daran, in schwierigen Situationen Gelassenheit zu bewahren Quintus Horatius Flaccus, -65 bis -8 aD Carmina, liber s e c u n d u s , 3 Den Kopf immer über Wasser halten.... 1
26. St.Galler IPS‐Symposium 2021 Nationale Koordination der IPS-Kapazitäten in der Schweiz 26. St.Galler IPS-Symposium 2021 Hans Pargger Intensivstation Uni-Spital Basel 02. Juni 2021 Wieso eine nationale Koordination? Was ist davor geschehen? 2
26. St.Galler IPS‐Symposium 2021 Start in China https://www.scmp.com/news/china/society/article/3074991/coronavirus-chinas-first-confirmed-covid-19-case-traced-back Ab dem 17. November 2019 wurden täglich zwischen einem und fünf neue Fälle gemeldet, so dass die Gesamtzahl der Infektionen bis zum 15. Dezember bei 27 lag. Am 20. Dezember wurden 60 Fälle bestätigt. Am 27. Dezember waren mehr als 180 Menschen infiziert. ....und dann? □ 11. Januar: 1. Todesfall in Wuhan □ 20. Januar: Fälle in USA, Japan, Südkorea, Thailand. □ 23. Januar: Kompletter Lockdown in Wuhan □ 29. Januar 2020: in Italien 2 chinesische Touristen positiv auf SARS-CoV2 □ Positive AK Serologien von Patienten in Italien schon September und Oktober 2019 gefunden? Möglicherweise falsch positiv Latiano A, et al. False-positive results of SARS-CoV-2 IgM/IgG antibody tests in sera stored before the 2020 pandemic in Italy. The International Journal of Infectious Diseases (IJID). https://doi.org/10.1016/j.ijid.2020.12.067 □ 30. Januar 2020: WHO declared global health emergency □ Dann ging die Post ab...., sehr gedrängt, in allen Ländern unterschiedlich, von Kontinent zu Kontinent anders; die Wahrnehmung in den einzelnen Regionen war immer sehr vom Auftreten der eigenen Fälle geprägt. Jedes Land, jede Region versuchte seine Ressourcen zu bündeln, und je weiter die Pandemie fortschritt, desto aggressiver wurde diese Haltung: gelebter Protektionismus. Wenn man etwas am eigenen Leib erfährt, ist alles anders. 3
26. St.Galler IPS‐Symposium 2021 Für die Schweiz war Ende Februar 2020 wichtig, was in Italien geschah...: Einigen, nicht allen, war das klar! Time evolution of the COVID-19 epidemic in Italy. Massnahmen zum Schutz der Bevölkerung Lokale Übertragungen Marino Gatto et al. PNAS 2020;117:19:10484-10491 https://doi.org/10.1073/pnas.2004978117 ©2020 by National Academy ofSciences 4
26. St.Galler IPS‐Symposium 2021 ....und die Schweiz? □ Taskforces wurden in vielen Spitälern gegründet □ zum Beispiel USB: Vorbereitungen starteten in der 1. Februar-Woche; ab dann regelmässig; USB Taskforce 1. Sitzung 11.02.2020 (notabene: noch nichts bekannt aus Italien) □ Jeder Kanton für sich, und das BAG obendrauf. Nur wenige hatten eine Vorstellung, was passieren könnte □ Interkantonale Absprachen gab e s (meines Wissens) nicht, und intrakantonal gab e s nichts, was nicht schon vorher etabliert war. □ Das Entscheidende in dieser Phase war für die meisten, sich und seine Organisation vorzubereiten auf das, wovon man eine irreale Idee hatte. □ Die kantonale, interkantonale oder sogar schweizweite Zusammenarbeit war nicht im Fokus. □ Die Bundesbehörden konnten keinen Lead übernehmen, weil sie per Gesetz nicht im Lead waren/sind. □ Aktiv und alert waren: Vorstand SGI....., SGI allgemein □ Aber immerhin: Nicht alle verdrängten die Gefahr. Bundesamt für Gesundheit Neues Coronavirus COVID-19: Erster bestätigter Fall in der Schweiz Bern, 25.02.2020 Bei einer Pe r so n a u s d e m Kanton Tessin wurde d a s n e u e Coronavirus COVID-19 nachgewiesen. Die P e r s o n ist hospitalisiert u n d isoliert. Ihr Gesundheitszustand ist gut. Um die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zu verstärken, n a h m Bundesrat Alain Berset he ut e in Rom a n einem Treffen mehrerer Gesundheitsminister teil. Die erkrankte Person hielt sich vor rund 10 Tagen in Italien auf. Nahe Kontakte der erkrankten Person werden informiert und unter Quarantäne gestellt. Kanton und Bund ergreifen alle Massnahmen zur Prävention einer Übertragung des Virus auf weitere Personen. ......Das neue Coronavirus stellt zurzeit für die Bevölkerung der Schweiz ein moderates Risiko dar. ......dass auch in der Schweiz weitere Infektionsfälle diagnostiziert werden. Die medizinischen Einrichtungen in der Schweiz sind darauf vorbereitet, Verdachtsfälle frühzeitig erkennen und abklären zu können sowie weitere erkrankte Personen zu versorgen. 5
26. St.Galler IPS‐Symposium 2021 Die Intensivszene Schweiz organisiert sich □ 05. März: Organisation der Abrechenbarkeit der Intensivleistungen in ad-hoc Betten □ verschiedene Stellen der SGI involviert □ Tessin bereitet sich auf 60+ intubierte Intensivpatienten vor □ 10. März: Idee aus der SGI, das IES der Armee zu aktivieren: IES: Informations- und Einsatzsystem des Koordinierten Sanitätsdienstes der Schweizer Armee □ 10. März: Auf Initiative der Genfer Kollegen (Filippo Boroli) wird eine Whatsapp- Gruppe gegründet: An diesem Tag über 40 Meldungen □ Das Ziel war: □ Informationsaustausch □ Wissen, was die anderen tun □ Wissen, was abläuft □ An Verlegungen haben wir nur am Rand gedacht (wenn überhaupt) 6
26. St.Galler IPS‐Symposium 2021 10. März 2020, 19h39: St. GALLEN Whatsapp Lots of influenza. No COVID in the ICU (Gian-Reto Kleger) In Italien derweil (Lombardei) Total positiv: 3210; 13,7% davon = 442 auf Intensiv Pazienti ricoverati nelle rianimazioni 500 COVID19 419 Letti occupati 400 Letti totali 324 300 266 247 200 180 149 117 95 100 67 34 43 0 25. 26. 27. 28. 29. 01. 02. 03. 04. 05. 06. Fe b Feb Feb Feb Feb Mär Mär Mär Mär Mär Mär 7
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26. St.Galler IPS‐Symposium 2021 Bevor Resultate aus der Umfrage vorliegen: SGI intensiviert die Aktivitäten und wird bereits im März 2020 aktiv □ Es gibt ein System: IES □ Für die aktuelle Situation unbrauchbar. □ Thierry Fumeaux, damals geschäftsführender Präsident der SGI, sehr aktiv □ Die SGI gewinnt Hansueli Rothen zur Mitarbeit □ Beteiligte: □ SGI □ SANKO: Sanitätsdienstliches Koordinationsorgan □ KSD: Koordinierter Sanitätsdienst □ 07. April 2020: Zur Zeit sind die Gesundheitsdirektorenkonferenz und die Kantonsärzte noch etwas zögerlich und sehen den Mehrwert nicht □ Das IES als System wurde aber aktiviert gemäss Verordnung des Bundesrates □ Schlussfolgerungen dann im Sommer 2020: 1. Welle belastete die IS über 2 Monate stark: 100% der formal zertifizierten Betten belegt, regional aber sehr unterschiedlich: Tessin >200%, Westschweiz >130%, trotzdem nur wenige Verlegungen 12
26. St.Galler IPS‐Symposium 2021 https://www.vtg.admin.ch/de/organisation/astab/san/ksd.html Voraussetzung für eine erfolgreiche Koordination von Intensivbetten □ Verlässliche Daten □ 24-Stunden verlässliche Kontakte: SPOC = single point of contact □ Transportmittel □ Einsatzzentrale □ Kommunikation □ Die Grundlagen müssen akzeptiert werden:….. von Politik, Spitälern, Versicherungen, Fachleuten, Intensivstationen,..... und Patientinnen □ Verlässlichkeit der Partner □ Vertrauen □ Transparenz □ Ehrlichkeit (1 freies Bett bedeutet vielleicht einen Eintritt) □ Kooperationswilligkeit □ Solidarität 13
26. St.Galler IPS‐Symposium 2021 Verlässliche Daten: IES / SPOC: Für Intensiv und IES 14
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26. St.Galler IPS‐Symposium 2021 In der Zukunft: Nebeneffekte der Zahlenerfassung 16
26. St.Galler IPS‐Symposium 2021 Umsetzung: ab Juni 2020 □ SANKO im Lead: Sanko/KSD, Politik (GDK), Kantonsärzteschaft, REGA, SGI (Intensiv, alle Sprachregionen: Perren, Pugin, Pargger), Hplus (Spitäler) □ Konstituierende Sitzung □ Konzept □ Präzisierungen □ Verlegungen von Intensiv zu Intensiv, mit Sanität oder REGA □ Subsidiär (= kein Gesetz; Kanton «befiehlt», zuerst regionale Netzwerke ausnützen) □ Definition Stufen □ Betrieb: Einsatzzentrale REGA □ Integration von ethischen Grundsätzen und Abstimmung mit SAMW (Triage) □ In Kraft am 20. Oktober 2020!! https://www.vtg.admin.ch/de/organisation/astab/san/ksd/nki.html Resultate per 11.05.2021 □3.10.2020 bis 04.02.2021 □ 83 Verlegungen; 41 Helikopter, 42 Ambulanz □ Höhepunkt Woche 45 und 47 □ Kein Überschreiten der Kapazitätsgrenzen gemeldet, tatsächlich aber Grenzen in Genf und Lausanne überschritten □ 05.02.2021 bis 20.03.2021: vereinzelte Verlegungen wie «normal» □ ab 21.03.2021 durchschnittlich 3 Verlegungen pro Woche □ 14.04.2021 bis 28.04.2021 erneuter kleiner Peak □ seit Anfang Mai «normale» Lage □ Total: 118 Verlegungen Oktober 2020 bis April 2021, 56 per Helikopter, 62 per Ambulanz 17
26. St.Galler IPS‐Symposium 2021 Lessons learnt □ Die Beteiligten lesen die Texte nicht, oder verstehen sie nicht, und kommunizieren lokal unkontrollierbar □ In einem Kanton wurde die Koordination der lokalen Intensivbetten einem Stabsmitarbeiter des CEOs übergeben: Fokus änderte von Patientenbetreuung COVID zu Optimierung Spitalleistung □ Solidarität ist ein dehnbarer Begriff: Patienten wurden abgelehnt, damit elektives Programm nicht verschoben werden musste Lessons learnt □ Die Beteiligten lesen die Texte nicht, oder verstehen sie nicht, und kommunizieren lokal unkontrollierbar □ In einem Kanton wurde die Koordination der lokalen Intensivbetten einem Stabsmitarbeiter des CEOs übergeben: Fokus änderte von Patientenbetreuung COVID zu Optimierung Spitalleistung □ Solidarität ist ein dehnbarer Begriff: Patienten wurden abgelehnt, damit elektives Programm nicht verschoben werden musste □ Subsidiarität ist die Grundlage der Zusammenarbeit zwischen Bund und Kantonen: aber nicht alle Personen verstehen das Wort □ Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser: zu Beginn Welle 2 und Welle 3 wurden Verlegungen unter dem «Vorwand» der nationalen Koordination initiiert, obwohl noch weiter relevant elektive Interventionen mit Intensivbedarf durchgeführt wurden; □ Für Patientinnen und Patienten (Angehörige) können die Verlegungen schwierig sein und wurden nicht immer akzeptiert □ Für Intensivmediziner können Verlegungen in Krisenzeiten schwierig werden □ Regionale Unterschiede der Belastung können nur dann ausgeglichen werden, wenn die belastete Region entsprechend kommuniziert 18
26. St.Galler IPS‐Symposium 2021 Regionale Unterschiede 19
26. St.Galler IPS‐Symposium 2021 Abschlussbemerkungen □ Die nationale Koordination der Intensivkapazitäten in der Schweiz konnte erfolgreich umgesetzt werden □ Die Solidarität ist in einem subsidiären System essentiell. □ Solidarität wird nicht zwingend von allen gelebt, muss «kontrolliert» und wenn nötig eingefordert werden □ Intensivbehandelnde müssen auch bereit sein, Patienten zu verlegen: Es ist keine Schande □ Die unterschiedlichen regionalen Belastungen und die daraus folgenden Konsequenzen könnten besser bearbeitet werden □ frühzeitige Aufforderung zur Verlegung in belasteten Regionen □ frühzeitige Aufforderung zur Reduktion von elektiven Interventionen in nicht so stark belasteten Regionen Aequam memento rebus in arduis servare mentem Denke daran, in schwierigen Situationen Gelassenheit zu bewahren Quintus Horatius Flaccus, -65 bis -8 aD Carmina, liber s e c u n d u s , 3 20
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