Alltag Erinnerung - Johannes-Diakonie | Ausgabe 1/2021 - Johannes-Diakonie Mosbach

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Alltag Erinnerung - Johannes-Diakonie | Ausgabe 1/2021 - Johannes-Diakonie Mosbach
Johannes-Diakonie | Ausgabe 1/2021

      Alltag
  Die Corona-Pandemie
  beschäftigt auch die
 Johannes-Diakonie seit
    über einem Jahr.
Eine Bestandsaufnahme.
                              Erinnerung
                          Maria Zeitler wurde ein Opfer
                               der NS-„Euthanasie“.
                          Ihr Name steht nun für einen
                                 Erinnerungsort.
Alltag Erinnerung - Johannes-Diakonie | Ausgabe 1/2021 - Johannes-Diakonie Mosbach
Inhaltsverzeichnis

                                                                                      Leben im „Corona-Alltag“                10
                                                                                      Lockdown und Lockerungen, neue
                                                                                      Verordnungen, Quarantäne, das Warten
                                                                                      auf einen Impftermin – „Corona-Alltag“
                                                                                      in der Johannes-Diakonie.

                                                                                       Übergang ins Arbeitsleben             18
                                                                                       Wie das Berufsbildungswerk
                                                                                       Mosbach-Heidelberg den Übergang
                                                                                       ins Arbeitsleben sichern kann, zeigt
                                                                                       das Beispiel von Daliah Hirsch.

Ein Erinnerungsort nimmt Gestalt an                                             14
Am Standort Mosbach wird der „Maria-Zeitler-Platz“ Realität.
Er wird zu einem Gedenkort zur NS-„Euthanasie“ umgestaltet.

Vorwort                                                        3
Geistliches Wort                                               4
Verabschiedung Eva Knappmann                                   5
Momente                                                        6
Kurzmeldungen                                                  7
Die Johannes-Diakonie und Corona                           10
„Maria-Zeitler-Platz“ – ein Erinnerungsort                 14
Übergang ins Arbeitsleben                                  18
                                                                   Neue Wohnangebote, die bereichern                         20
Dezentralisierung/Regionalisierung                         20
                                                                   Neue, moderne, dezentrale Wohnangebote entstehen
Spenden                                                    24      in den kommenden Monaten in verschiedenen Landkreisen –
                                                                   von Igersheim bis Bad Wildbad.
Impressum                                                  27

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Alltag Erinnerung - Johannes-Diakonie | Ausgabe 1/2021 - Johannes-Diakonie Mosbach
Vorwort

Liebe Leserinnen, liebe Leser!

seit über einem Jahr leben wir inzwischen mit der Corona-Pandemie und müssen
uns laufend auf damit in Verbindung stehenden Veränderungen einstellen. In allen
Bereichen der Johannes-Diakonie war und ist das Virus eine große Gefahr, bestimmt
durch Hygienemaßnahmen, Schnelltests und vieles mehr den Alltag von Klientinnen,
Klienten und Mitarbeitenden. Die Pandemie wird deshalb keineswegs zur neuen
Normalität. Zu groß ist das Leiden, das die durch das Virus ausgelöste Krankheit
bringt. Auch die Johannes-Diakonie betrauerte gemeinsam mit den Angehörigen in
den vergangenen Monaten Verstorbene durch Covid-19 unter Bewohnerinnen und
Bewohnern unserer Wohnangebote. Zahlreiche Klientinnen, Klienten und Mitarbei-
tende waren zum Teil schwer erkrankt. Dies erfüllt uns mit Fassungslosigkeit und        Martin Adel, Vorstandsvorsitzender,
großem Schmerz! Wir sind in Gedanken bei den Betroffenen und deren Angehörigen!         Jörg Huber, Vorstand (re.)

Es darf nicht zum „Corona-Alltag“ gehören, dass uns vom Land für die Bewohnerin-
nen und Bewohner in der Eingliederungshilfe und in den Schulen zunächst mangel­
hafte Masken zur Verfügung gestellt wurden, ein zugesagter Ersatz bislang aber
nicht eingetroffen ist. Oder dass wir an einigen Standorten darum kämpfen mussten,
dass wir Klientinnen, Klienten und Mitarbeitenden zeitnah ein Impfangebot
machen konnten und nachdrücklich auf Impfprioritäten hinweisen mussten.

Da das Virus ein bestimmendes Thema bleibt und uns weiterhin in nahezu allen
Alltagssituationen begleitet, ist es eines der Themen dieser neuen „Journal“-
Ausgabe. Wir blicken aber darüber hinaus beispielsweise auf den Fortgang unserer
Regionalisierungs-Maßnahmen, die in diesem Jahr wieder ordentlich an Fahrt auf-
genommen haben, und betrachten die Entstehung des „Maria-Zeitler-Platzes“ und
des gleichnamigen Pfades als Erinnerungsort an die Opfer der NS-„Euthanasie“ an
unserem Standort Mosbach.

Leider werden wir auch in diesem Jahr weiterhin kaum Möglichkeiten der persön­
lichen Begegnung mit Ihnen haben, anders als in der Zeit vor der Pandemie. Mit
fortschreitender Impfkampagne besteht aber die berechtigte Hoffnung, dass sich
dies in absehbarer Zeit wieder ändern wird. Wir freuen uns jedenfalls sehr darauf –
auf eine neue, virusfreie Normalität! Bleiben Sie uns und unserer Arbeit bitte weiter
gewogen – und bleiben Sie vor allem gesund!

Herzliche Grüße

                                                                                                                                    3
Alltag Erinnerung - Johannes-Diakonie | Ausgabe 1/2021 - Johannes-Diakonie Mosbach
Geistliches Wort

Liebe Leserin, lieber Leser,

Seit einigen Monaten lebt sie „bei ihren Jungen“, der          Für mich ist dieser Vers besonders in Zeiten, die bedrängen,
Familie ihres Sohnes. Zuhause ging es nicht mehr allein.       beängstigen und verunsichern ein Zuspruch. Jesus sagt
Nach einem ganzen Leben Selbstständigkeit und Andere-          diese Worte als Trostwort zu denen, die ihm nahestehen.
Versorgen muss sie nun selbst Hilfe in Anspruch nehmen.        Er will die Augen öffnen für einen viel größeren Zusammen-
Das ist nicht leicht. Sie ist gut umsorgt und versorgt, doch   hang, weit darüber hinaus über das, was wir überblicken
ihre Erinnerung verblasst zunehmend. Fragen quälen sie:        können.

„Wo bin ich hier? Wie heiße ich? Warum bin ich hier?“          Gerade in diesen Coronazeiten spüre ich aus solchen Worten
Die meisten von uns, liebe Leserinnen und Leser, könnten       Zuversicht erwachsen. Das Gefühl der Beklemmung, der
diese Fragen in der Regel mühelos beantworten. Und doch        Sorge ist nicht weg. Aber es ist eine Schneise durch die
beziehen sie sich in einem tieferen Sinn auf unser eigenes     Angst geschlagen!
Leben:
„Woher komme ich?“                                             Die alte Dame im Haus ihres Sohnes und seiner Familie
„Wer bin ich?“                                                 kann das Woher und Wohin nicht mehr erfassen. Aber ein
„Was soll ich?“                                                gutes Wort, ein Lied, ein Gebet, Begleitung durch die Enkel
Im Johannesevangelium sagt Jesus zu seinen Jüngerinnen         bei einer kurzen Runde im Garten ... sind für sie wie die
und Jüngern: „Jesus Christus spricht: In der Welt habt         Antwort auf ihre Fragen. „Jemand kümmert sich um mich.
ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt über-          Ich bin gut aufgehoben.“
wunden.“ (Johannes 16,33). Es ist ein Abschiedswort, mit
dem Jesus trösten will. Jesus redet davon, was die Welt hell   Genauso ist auch das Trostwort Jesu ein Zeichen dafür,
macht und was im Dunkel den Weg weist.                         dass Gott sich uns zuwendet und uns hilft und Wege weist.
                                                               Mit guten Wünschen,
„Woher komme ich? Wer bin ich? Was soll ich?“
Jesus sagt, woher er kommt und wohin er geht – zu Gott,        Ihre
seinem Vater. Und er sagt auch uns, wer wir sind: Kinder
Gottes nämlich, Töchter und Söhne, ein Teil der Schöpfung;
gerufen zu einem Leben in Gottes Gegenwart; berufen,
weiter zu schauen, zu denken, zu fühlen, als nur die
vorfindliche Welt es uns vorgibt.                              Wiltrud Schröder-Ender, Pfarrerin

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Verabschiedung Eva Knappmann

„Ich war gerne bei Ihnen!“

                                                                                              Pfarrerin Erika Knappmann,
                                                                                              die 15 Jahre lang vor allem
                                                                                              auf dem Schwarzacher Hof
                                                                                              der Johannes-Diakonie
                                                                                              wirkte, wurde in den
Blumen zum Abschied: Pfarrerin Erika Knappmann wurde von Dekan Ekkehard Leytz entpflichtet.   Ruhestand verabschiedet.
                       Schwarzach. Genau 15 Jahre lang war sie bei                            großen logistischen Herausforderungen“ an Kirchen-
                       der Johannes-Diakonie als Pfarrerin am Standort                        tagen teilgenommen, Bibelfreizeiten veranstaltet, den
    Schwarzach         Schwarzach, in Lahr und in Eberbach tätig. Nun wurde                   Weltgebetstag gemeinsam mit der Schwarzacher
                       Erika Knappmann von Dekan Ekkehard Leytz von                           Kirchengemeinde gestaltet und vieles mehr. „Die
                       ihrem Amt entpflichtet und in kleinem Rahmen bei                       Menschen mit Behinderung lagen Dir wahrhaftig am
                       einem Festgottesdienst in „ihrem“ Luthersaal in den                    Herzen, bist allen auf Augenhöhe begegnet und hast
                       Ruhestand verabschiedet. „Für mich geht hier eine                      dem Einzelnen Würde gegeben“, so Dekan Leytz.
                       gute und schöne Zeit zu Ende. Ich war gerne bei
                       Ihnen“, so Erika Knappmann bei ihrem Abschied.                         Auch Jörg Huber, Vorstand der Johannes-Diakonie,
                                                                                              würdigte das Wirken von Erika Knappmann, die „ein
                       Ekkehard Leytz würdigte das Berufsleben der Pfarrerin,                 Drittel der Lebensarbeitszeit eines Menschen“ als
                       die bereits nach dem Abitur mit der Johannes-Diakonie                  Pfarrerin bei der Johannes-Diakonie tätig war. „Sie
                       in Berührung kam: als Ferienhelferin am damals neuen                   haben den Menschen hier Hoffnung, Glaube, Zu-
                       Standort Lahr. Sie habe Kontakte zu Werkstätten und                    versicht und Geborgenheit in der Kirchengemeinde
                       Wohnangeboten geknüpft, weitere Praktika absolviert,                   gegeben.“ Erika Knappmann habe keinen Zweifel
                       als Hilfskraft in der Pflege gearbeitet, Bibelstunden                  daran gelassen, dass sie von Herzen Pfarrerin für die
                       und Kindergottesdienste angeboten. „Du hast die                        hier lebenden Menschen ist, habe sich ihr Vertrauen
                       Arbeit mit Menschen mit Behinderung von Grund auf                      erarbeitet und in ihrem Glauben gestärkt. „Dafür sind
                       kennen­gelernt“, so der Dekan. Und sie hatte schon                     wir Ihnen als Vorstand dankbar“, schloss Huber.
                       damals erstmals den Schwarzacher Hof besucht.
                                                                                              Der scheidenden Pfarrerin selbst war es vorbehalten,
                       Dennoch sollte es für Erika Knappmann beruflich nicht                  einige Abschiedsworte an die Anwesenden zu richten.
                       mit einer Ausbildung zur Heilerziehungspflegerin                       „Mir war immer wichtig, dass wir ein gutes Miteinander
                       weitergehen. Vielmehr habe sie sich für ein Theologie-                 hatten und haben“, so Erika Knappmann. „Wie in einem
                       studium entschieden und dort „ihren Weg“ gemacht.                      Orchester, in dem jeder ein anderes Instrument spielt,
                       Nach Stationen unter anderem in Schwetzingen und                       um gemeinsam eine schöne Melodie hinzubekommen,
                       Heidelberg schloss Erika Knappmann noch ein                            habe ich versucht, mein Instrument einzubringen.“ Ihr
                       Studium der Sonderpädagogik an, ehe sich 2006 der                      Wunsch für die Zukunft sei, dass diese gute Melodie
                       Kreis mit der Möglichkeit schloss, als Pfarrerin am                    auch künftig zu hören ist. „Ich habe mich immer als
                       Schwarzacher Hof zu wirken.                                            Unterstützung empfunden, als Stärkung der Menschen
                                                                                              hier im Leben und im Glauben.“ In den Gottesdiensten
                       Hier habe Erika Knappmann nicht nur unzählige Sonn-                    und Andachten sei es ihr ein Anliegen gewesen, von
                       tagsgottesdienste und Morgenandachten „immer im                        der Liebe Gottes zu reden. „Freuen würde es mich,
                       besten Einvernehmen mit den katholischen Kollegen“                     wenn diese Gedanken weiterhin in so manchem Leben
                       abgehalten, sondern „in ökumenischer Eintracht und mit                 Raum fänden.“

                                                                                                                                                      5
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Momente

                                        Kultur-Neustart
               Es kehrte endlich wieder kreative Betriebsamkeit im fideljo zurück.
          Die Corona-Pandemie verhinderte für eine lange Zeit Auftritte von Künstlern
          auf der Bühne des Kultur- und Begegnungszentrums der Johannes-Diakonie.
           Durch eine Förderung des Bundesverbands Soziokultur konnten im ersten
          Halbjahr 2021 wieder mehrere Kultur-Veranstaltungen durchgeführt werden –
           pandemiegemäß zwar ohne Saal-Publikum, aber immerhin als Live-Stream.
                  Von Musik über Kabarett bis zum Poetry-Slam war alles dabei.

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Kurzmeldungen

Wechsel an der Spitze
des Verwaltungsrats
Stefan Werner gab den Vorsitz des Gremiums ab,
der bisherige Stellvertreter Michael Jann übernimmt.

            Mosbach. Veränderungen im Verwaltungsrat der           Als Nachfolger Werners und neuen Vorsitzenden
            Johannes-Diakonie: Nach Ablauf der jüngsten Wahl-      wählten die Mitglieder des Verwaltungsrats den
  Mosbach
            periode als Mitglied des Verwaltungsrats kandidierte   bisherigen stellvertretenden Vorsitzenden, Mosbachs
            Stefan Werner, Direktor im Oberkirchenrat der Evan-    Oberbürgermeister Michael Jann. Jann gehört eben-
            gelischen Landeskirche Württemberg, nicht mehr und     falls bereits seit über 13 Jahren dem Gremium an und
            gab gleichzeitig den Vorsitz des Gremiums aufgrund     hat die jüngste Entwicklung der Johannes-Diakonie
            zahlreicher weiterer beruflicher und ehrenamtlicher    gemeinsam mit Stefan Werner und den übrigen
            Verpflichtungen ab. Der 57-jährige Jurist engagierte   Mitgliedern maßgeblich mitbestimmt und gelenkt.
            sich insgesamt nahezu 25 Jahre ehrenamtlich im         „Wir als Vorstand sind Stefan Werner sehr dankbar,
            Verwaltungsrat der Körperschaft Johannes-Diakonie,     dass er dieses anspruchsvolle Ehrenamt so lange inne-
            davon mehr als 18 Jahre als dessen Vorsitzender.       hatte und uns bei unserer Arbeit in stets vertrauens-
                                                                   voller Weise unterstützt hat“, so Vorstandsvorsitzender
                                                                   Martin Adel auch im Namen seines Vorstandskollegen
                                                                   Jörg Huber zum Wechsel im Verwaltungsrat. „Gleich­
                                                                   zeitig freuen wir uns, dass durch die Wahl von
                                                                   Michael Jann ein reibungsloser Übergang ermöglicht
                                                                   wird. Das ist insbesondere in diesen herausfordernden
                                                                   Zeiten ein hohes Gut.“

                                                                   Als neuer stellvertretender Vorsitzender des Verwal-
                                                                   tungsrats der Johannes-Diakonie wurde Jochen Rapp
                                                                   gewählt, Leiter der Abteilung Bau, Kunst und Umwelt
                                                                   im Evangelischen Oberkirchenrat Karlsruhe. Ihr Amt
                                                                   abgegeben haben mit Thomas Göttsching und Frei-
                                                                   herr Marcus von Gemmingen-Hornberg zwei weitere
                                                                   langjährige Mitglieder des Gremiums. „Auch ihnen
                                                                   sind wir sehr dankbar für die gute und vertrauensvolle
                                                                   Zusammenarbeit“, so Adel abschließend.

                                                                                                                         7
Alltag Erinnerung - Johannes-Diakonie | Ausgabe 1/2021 - Johannes-Diakonie Mosbach
Kurzmeldungen

In Kürze
Lust auf einen Beruf mit Zukunft
Mosbach. Die Pandemie lässt die Johannes-Diakonie auch bei der Gewinnung künftiger
Fachkräfte neue Wege gehen. Unter dem Motto „jo.di.dialog“ soll Interessierten künftig
14-tägig via Zoom Lust auf einen Beruf mit Zukunft gemacht werden und Orientierung
bei der Frage „Was mache ich nach meinem Schulabschluss?“ bieten. Experten stehen
bei der Beantwortung von Fragen rund um die Themen Ausbildung, Praktika oder
Freiwilligendienst bei der Johannes-Diakonie ebenso zur Verfügung wie bei Interesse an
ehrenamtlichem Engagement. „jo.di.dialog“ findet 14-tägig immer dienstags von
15.30 bis 16.30 Uhr statt. Teilnehmen können alle Interessierten ohne Voranmeldung.
Die Zugangsdaten sind auf der Internetseite der Johannes-Diakonie unter
www.johannes-diakonie.de/jo.di.dialog zu finden.

                                                                              Fachtagung „Menschen
                                                                              mit komplexer Behinderung“
                                                                              Mosbach/Neckarbischofsheim. „Menschen mit
                                                                              komplexer Behinderung – Was brauchen sie für ein
                                                                              gelingendes Leben?" So lautet der Untertitel der
                                                                              23. Fachtagung, zu der die Fachschule für Sozialwesen
                                                                              für den 10. und 11. Juni einlädt. Die Veranstaltung
                                                                              findet als Online-Tagung statt. Namhafte Referenten
                                                                              beleuchten das Thema von verschiedenen Seiten.
                                                                              Kontakt:
                                                                              Birgit Mifka, Telefon: 07263 60557-14 (Mo - Mi,
                                                                              8 - 14 Uhr), birgit.mifka@johannes-diakonie.de.

                                                                              Unter www.fachschule-neckarbischofsheim.de
                                                                              stehen ausführliche Informationen zur 23. Fachtagung.

                                                                                            Menschen mit komplexer
ISO gGmbH beendet „Inputt“-Betrieb                                                          Behinderung –
Mosbach. Die Coronakrise sorgt für das Aus: Das „Inputt“ auf dem
                                                                                            Was brauchen sie
ehemaligen Landesgartenschaugelände an der B 27 in Mosbach
wird nicht mehr unter der Regie der ISO gGmbH öffnen. Zu diesem
                                                                                            für ein gelingendes Leben?
Entschluss kamen die Gesellschafter des Inklusionsunternehmens, zu
denen auch die Johannes-Diakonie gehört. Die seit 2013 bestehende                                    23. Fachtagung
Abenteuergolfanlage war einer von mehreren Arbeitsbereichen für                                      10. und 11. Juni 2021
Menschen mit Unterstützungs- und Assistenzbedarf der ISO. Die
                                                                                                     Fachschule für Sozialwesen
pandemiebedingten Einschränkungen und der Ausfall der Einnahmen                                      der Johannes-Diakonie Mosbach
aus der Gastronomie ließen den Verantwortlichen keine Wahl, als das                                  Tagungsort:
„Inputt“ endgültig zu schließen.                                                                     Johanneskirche, Mosbach

                                                                                                     Informationen:
                                                                                                     Birgit Mifka
                                                                                                     Mo. - Mi. 8.00 - 14.00 Uhr
                                                                                                     07263 60557-14
                                                                                                     Fax: 07263 60557-29
                                                                                                     Birgit.Mifka@johannes-diakonie.de
                                                                                                     Titelmotiv:
                                                                                                     Angela Gelbarth
                                                                                                     „Engelgeist“
                                                                                                     © Kunst-Werk-Haus

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Alltag Erinnerung - Johannes-Diakonie | Ausgabe 1/2021 - Johannes-Diakonie Mosbach
Kurzmeldungen

                         Dr. Martin Holler erhält Wichernpreis 2021
                         Mosbach. Dr. Martin Holler, Leiter der Unternehmens­   jährigen Hauptpreis ausgezeichnet, die Holler 2020
     Mosbach
                         entwicklung der Johannes-Diakonie, erhält den          am Diakonie­wissenschaftlichen Institut der Universität
                         renommierten Wichernpreis für diakonische For-         Heidelberg vollendete. Der Wichernpreis wird alle
                         schung. Er wurde von der Jury für seine Dissertation   zwei Jahre vom Institut für Diakoniewissenschaft und
                         „Die Mit-Gestaltung inklusiver Sozialräume in der      Diakonie­management (IDM) der Kirchlichen Hoch-
                         Arbeit mit Menschen mit Behinderung – Ein unter-       schule Wuppertal/Bethel vergeben. Mit dem Preis
                         nehmerischer Beitrag unter Anwendung von Instru-       werden junge akademische Qualifikationsarbeiten in
                         menten der strategischen Planung“ mit dem dies­        der Diakoniewissenschaft gewürdigt.

                                                                Kooperation zwischen Caritas
                                                                und Johannes-Diakonie
                                                                Bad Mergentheim. Diese Kooperation ist etwas Besonderes:
                                                                Seit Ende 2020 arbeiten die Caritas und Johannes-Diakonie überkon-
                                                                fessionell in Bad Mergentheim zusammen. Die Johannes-Diakonie
                                                                betreibt in der neu errichteten Caritas-Werkstatt einen Förder- und
                                                                Betreuungsbereich, Im Gebäude werden somit Synergieeffekte wie
                                                                etwa die gemeinsame Nutzung von Mensa, Mitarbeitendenräume
fideljo-Newsletter hält Freunde und                             oder Fahrdienste generiert. Im Förder- und Betreuungsbereich sind
Fans auf dem Laufenden                                          bis zu 18 Menschen mit mehrfach körperlichen und geistigen Teil-
Mosbach. Der Gastronomiebetrieb im Kultur- und                  habebeeinträchtigungen beschäftigt. Zielgerichtete Aktivitäten mit
Begegnungs­zentrum ruht schon seit Monaten corona­              Klienten dienen der Förderung der vorhandenen oder erweiterbaren
bedingt, das fideljo-Team ist dennoch aktiv. Einerseits         Fähigkeiten. Qualifizierte Mitarbeitende stellen eine individuelle
können im ersten Halbjahr 2021 durch die Unterstüt-             Assistenz und Begleitung sicher.
zung des Bundesverbands Soziokultur eine ganze
Reihe Livestreaming-Veranstaltungen auf der Kultur-
Bühne stattfinden, andererseits fertigt das inklusive
Bäcker- und Konditorenteam regelmäßig besondere
Leckereien zum Mitnehmen. Damit Freunde und
Fans des fideljo auf dem Laufenden bleiben können,
informiert ein regelmäßiger Newsletter über Termine,
Angebote und Aktionen. Die Anmeldung zum News­
letter erfolgt hier: www.fideljo.de/newsletter

                                                                                                                                      9
Alltag Erinnerung - Johannes-Diakonie | Ausgabe 1/2021 - Johannes-Diakonie Mosbach
Die Johannes-Diakonie und Corona

Leben im „Corona-Alltag“
Lockdown und Lockerungen, neue Verordnungen, Abstands- und
Hygieneregeln, Quarantänemaßnahmen, das Hoffen auf einen möglichst
baldigen Impftermin – all das gehört zum „Corona-Alltag“ im ersten
Halbjahr 2021. Auch für die Menschen in der Johannes-Diakonie.
Darüber hinaus hat die Pandemie beispielsweise aber auch starke Aus­
wirkungen auf das Arbeitsleben von Menschen mit Teilhabeeinschrän-
kung. Eine Bestandsaufnahme nach über einem Jahr Coronavirus.

Die Vorstände Martin Adel und Jörg Huber sowie Facility Management-Leiter Thorsten Kaiser führen Landrat Dr. Achim Brötel und
Sozialdezernentin Renate Körber (v.r.) durch die „Impfstraße“ in Mosbach.

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Die Johannes-Diakonie und Corona

                                                                                                          Schwarzach, so dass allen ein Impf­
                                                                                                          angebot gemacht werden konnte.
                                                                                                          Und auch Mario Kark und seine
                                                                                                          Kolleginnen und Kollegen „ihre“
                                                                                                          Impfung bekamen. Zuvor hatte die
                                                                                                          Johannes-Diakonie unter anderem
                                                                                                          mit einem Motivationsvideo um
                                                                                                          die Bereitschaft, sich impfen zu
                                                                                                          lassen, geworben.
                                                                   Hier geht es zum
                                                                      Impfvideo:                          Wie wichtig diese Schutzimpfung
                                                                                                          ist, musste die Johannes-Diakonie
                                                                                                          an verschiedenen Stellen schmerz-
„Wie lange dauert das noch mit dem Impfen?“, fragt                                                        haft erfahren. Denn all die Hygiene-
Mario Kark. Er ist auf dem Weg zu seinem Arbeits-                                                         und Sicherheitsmaßnahmen, die
platz in den Mosbacher Werkstätten, hat die Maske                                                         vielen tausend Schnelltests, die
vor Mund und Nase – eine Selbstverständlichkeit seit                                                      in den Häusern mehrfach die
einem Jahr. Mario Kark hat kurz zuvor seine Erstimp-                                                      Woche durchgeführt werden und
fung erhalten – nun wartet er voller Hoffnung auf den                                                     inzwischen selbstverständlich ge-
zweiten „Pieks“. „Damit das endlich vorbei ist und wir                                                    worden sind, dämmen die Gefahr
wieder normal leben können“, sagt er. Damit spricht                                                       eines Virusausbruchs zwar deutlich
Mario Kark vielen in der Johannes-Diakonie aus der                                                        ein – können einen solchen aber
Seele.                                                                                                    letztlich nicht gänzlich verhindern.
                                                          „Wie lange dauert das                           Die „2. und die 3. Welle“ der
Schon Ende des vergangenen Jahres erhielten erste         noch mit dem Impfen?                            Pandemie hat auch die Johannes-
Häuser der Johannes-Diakonie Besuch von „Mobilen                                                          Diakonie schwer getroffen.
                                                         Damit das endlich vorbei
Impfteams“, die Bewohnerinnen, Bewohner und                                                               Zahlreiche Klientinnen, Klienten
Mitarbeitende impften. Dabei handelte es sich ins-          ist und wir wieder                            und Mitarbeitende hatten sich im
besondere um sogenannte Wohn-Pflegheime, die in           normal leben können.“                           vergangenen halben Jahr mit dem
der Impfpriorität des Bundes an erster Stelle standen.                   Mario Kark                       Sars-CoV2-Virus infiziert, viele sind
In der Folge wurden aber auch Häuser der Eingliede-                                                       zum Teil schwer an Covid-19 er-
rungshilfe in einigen Landkreisen mit Wohnangeboten                                                       krankt – und es gab an verschiede-
der Johannes-Diakonie ebenfalls angefahren.                                                               nen Standorten – in Lahr, Walldürn
                                                                                                          und Schwarzach – auch Todesfälle
An den großen Standorten Mosbach und Schwarzach                                                           zu beklagen.
dauerte das Warten dafür etwas länger. Hier war lange
unklar, ob „Mobile Impfteams“ die vielen Klientinnen,
Klienten und Mitarbeitenden impfen, die nicht in
einem Wohn-Pflegeheim leben und arbeiten, ob alle
Termine in einem Impfzentrum wahrzunehmen haben
und vor allem: Wie lange das noch dauert. Erst durch
den Einsatz des Landrats des Neckar-Odenwald-
Kreises konnte erreicht werden, dass endlich geimpft
werden konnte. Mit großem organisatorischen und
logistischen Aufwand wurden an beiden Standorten
zunächst „Impfstraßen“ aufgebaut, im April kamen         Der Impfstoff von AstraZeneca war in den „Impfstraßen“
schließlich „Mobile Impfteams“ nach Mosbach und          in Mosbach und Schwarzach nur kurz im Einsatz.

                                                                                                                                             11
Die Johannes-Diakonie und Corona

         „Wir können gar nicht
        so viel produzieren, wie
       zurzeit nachgefragt wird.“
     Melanie Wilhelm von den Schwarzacher Werkstätten

Die Corona-Krise hat auch starke Auswirkungen auf das Arbeitsleben für Menschen mit Behinderung.

Dieses unfassbare Leid, diese große Trauer wird die                     Aufträge wegfielen. Inzwischen habe sich die Lage
Johannes-Diakonie noch lange begleiten, machen                          wieder stabilisiert, so Zonta.
auch die Vorstände Martin Adel und Jörg Huber
deutlich. Trauer zu begleiten und zu bewältigen,                        Teilweise gab es bei der Auftragslage gar einen gegen-
auch dies ist leider Teil des „Corona-Alltags“ ge-                      teiligen Effekt: „Wir können gar nicht so viel produzieren,
worden.                                                                 wie zurzeit nachgefragt wird“, sagt Melanie Wilhelm
                                                                        von den Schwarzacher Werkstätten. Diese stellen seit
Und auch das gehört zur Bestandsaufnahme: „Corona                       Jahren Töpferscheiben her und vertreiben sie unter dem
wirkt wie ein Brennglas!“: Das sagt Dr. Claudia Zonta                   Markennamen HSL. Doch so gut wie im vergangenen
als Leiterin des Geschäftsbereichs Arbeit und Beschäf­                  Jahr lief das Geschäft selten. „Wir hatten zwischen 20
tigung der Johannes-Diakonie zu den Folgen der                          und 30 Prozent mehr Umsatz“, berichtet Wilhelm. In den
Corona-Krise auf Beschäftigungschancen von Men-                         ereignis­armen Zeiten von Kontaktbeschränkungen,
schen mit Behinderung. Probleme bei der Inklusion                       abgesagter Feste und geschlossener Läden haben viele
auf dem Arbeitsmarkt würden durch die Pandemie                          Menschen das Heimwerken entdeckt. Zuhause Hobbys
gebündelt und verstärkt. Denn auch Betriebe, die Teil-                  zu pflegen hilft offenbar vielen Menschen über den
habe behinderter Menschen als Ziel verfolgen, haben                     tristen Lockdown hinweg. Auch die Töpferei wurde von
in der Corona-Zeit zu kämpfen. Die Schließung der                       diesem Trend erfasst. „In der Branche spricht man inzwi-
Werkstätten zu Beginn der Pandemie führte dazu, dass                    schen vom ,Corona-Töpfern´.“

12
Die Johannes-Diakonie und Corona

                                                         Während andere Menschen auf digitale Kanäle auswei-
                                                         chen, stoßen Menschen mit Behinderung auch hier auf
                                                         Hürden. Sei es, dass die notwendige Technik zu teuer ist,
                                                         oder es an dem Wissen um den Umgang mit Geräten
                                                         und Webkanälen fehlt. Auch der richtige Umgang mit
                                                         Medien will gelernt sein. „Das Suchtpotenzial, ständig
                                                         online zu sein, ist in der Krise für manchen gewaltig
                                                         gestiegen“, berichtet Waltraud Hartmann-Lingsch. Zu-
                                                         gleich bietet die Digitalisierung auch Chancen, etwa für
                                                         die berufliche Bildung von Menschen mit Behinderung.
                                                         Sei es, dass moderne Lernsoftware eingesetzt wird oder
                                                         Inhalte per E-Learning vermittelt werden. Es sind kleine
                                                         Lichtblicke, die ihre positive Wirkung entfalten können,
                                                         wenn die Krise überstanden ist.

                                                         In der Tat, das Thema Digitalisierung gehört inzwischen
                                                         zum „Corona-Alltag“ in der Johannes-Diakonie. In vielen
                                                         Bereichen der Johannes-Diakonie sind quer durch die
                                                         Bereiche zahlreiche Digitalisierungsprojekte angelaufen.
                                                         Unterstützt durch die „Aktion Mensch“ wurden beispiels-
                                                         weise weitere Häuser mit freiem W-Lan ausgestattet, die
                                                         Möglichkeiten der Videotelefonie durch Anschaffung
                                                         von Tablets weiter verbessert. Und das unabhängig
                                                         von der Tatsache, dass die einstigen Kontaktbeschrän-
                                                         kungen deutlich gelockert und Besuche leichter mög-
                                                         lich sind. Digitaler „Corona-Alltag“ eben.

Die Produktion der HSL-Töpferscheiben in den
Schwarzacher Werkstätten läuft auf Hochtouren.

„Corona-Alltag“ heißt oft auch, dass die Seele leidet.
Wenn Werkstätten schließen oder Betriebe Kurzarbeit
ansetzen, fehlt vielen Beschäftigten der gewohnte
Tagesablauf. Vor allem psychisch erkrankte Menschen
leiden darunter, weiß Waltraud Hartmann-Lingsch. Sie
leitet den Geschäftsbereich „Werkstätten für psychisch
beeinträchtigte Menschen“ in der Johannes-Diakonie.
„Das Virus hat bei unseren Klienten und Klientinnen
in besonderem Maße zu Verunsicherung geführt.
Bestehende Symptome haben sich in einzelnen Fällen
verschlechtert“, berichtet sie. Kompetenztrainings,
Schulungen und andere Maßnahmen können nicht
stattfinden. Gesprächsrunden und gemeinsame Aktivi-
täten sind heruntergefahren. Es fehlt das Zusammen-
sein: „Die soziale Teilhabe musste Corona-bedingt auf
ein Minimum heruntergefahren werden.“

                                                         Gehört auch zum „neuen“ Alltag: Schutzkittel für Mitarbeitende.

                                                                                                                           13
Maria Zeitler

      Mosbach
                          Ein Erinnerungsort
                          nimmt Gestalt an
Am Standort Mosbach wird der „Maria-Zeitler-Platz“ Realität.
Im Februar begannen die Arbeiten für das zentral gelegene Areal
zwischen Johanneskirche und der Hauptverwaltung der Johannes-
Diakonie. Es wird zu einem Gedenkort zur NS-„Euthanasie“ umge-
staltet. Zwischen 1940 und 1945 mussten während der Vernichtungs­
aktion „T4“ 263 Bewohnerinnen und Bewohner der damaligen
„Erziehungs- und Pflegeanstalt für Geistesschwache Mosbach/
Schwarzacher Hof“ sterben. Maria Zeitler war eine davon.

                         Mosbach. Das Bauprojekt „Maria-Zeitler-Platz“ ist                           Diakonie. Nach der Gestaltung von Wegen und Frei­
                         gestartet. Im November waren der Platz zwischen                             flächen wurde der Platz mit Sitzgelegenheiten und in-
                         Hauptverwaltung der Johannes-Diakonie und Johan-                            zwischen auch einer neuen Bepflanzung ausgestattet.
                         neskirche nach dem Mosbacher Opfer der NS-„Eutha­
                         nasie“ benannt und der symbolische Spatenstich zum                          Eine Informationstafel wird künftig an Maria Zeitler
                         Bauprojekt begangen worden. Im Februar begann mit                           erinnern. Die Bewohnerin der damaligen „Erziehungs-
                         Rodungsarbeiten die Neugestaltung des zentral gele-                         und Pflegeanstalt Mosbach“ war 1940 während der
                         genen Platzes. „Im ersten Schritt wurde das Gelände                         Vernichtungsaktion „T4“ gegen Menschen mit Behin-
                         terrassiert“, erklärt Bauleiter Thomas März vom                             derung in der Tötungsanstalt Grafeneck ermordet
                         Zentralbereich Facility Management der Johannes-                            worden.

Auftakt zum „Maria-Zeitker-Platz“ mit Martin Adel, Landrat Achim Brötel, Landesbischof Jochen Cornelius Bundschuh, Prof. Norbert Groß und Richard Lallathin (v.r.).

14
Maria Zeitler

                                       „Der Platz wird viel Aufenthaltsqualität bieten und
                                     ein guter Ort sein, um Besuchergruppen bei uns in der
                                               Johannes-Diakonie zu empfangen.“
                                                                  Pfarrer und Projektleiter Richard Lallathin

Baustart für die Umgestaltung: Pfarrer Projektleiter Richard Lallathin (Mitte) sowie Thomas März       Künftig werden inklusive „Lotsen-Tandems“ Besucher über Platz und
(li.) und Frank Müller vom Facility Management der Johannes-Diakonie begleiten die Arbeiten.           Pfad begleiten. Deren Schulung hat bereits begonnen.

„Der Platz wird viel Aufenthaltsqualität bieten und ein
guter Ort sein, um Besuchergruppen bei uns in der
Johannes-Diakonie zu empfangen“, erklärt der Pfarrer
                                                                                Maria-Zeitler-Pfad
und Projektleiter Richard Lallathin. „Und vielleicht
finden auch zufällige Passanten hier einen Zugang                               Der historische Lehrpfad wurde am 18. November 2020,
zu Maria Zeitler und der Geschichte der NS-‚Euthana­                            im 80. Gedenkjahr der NS-„Euthanasie“, im Beisein der
sie‘“. Denn der zentral gelegene Platz bildet auch den                          Professoren Norbert und Rainer Gross (Neffen von Maria
Start- und Endpunkt für den Maria-Zeitler-Pfad. Der                             Zeitler), von Landesbischof Prof. Dr. Jochen Cornelius-
historische Lehrpfad führt auf einem Rundkurs über                              Bundschuh, Landrat Dr. Achim Brötel, Georg Nelius (Stadt
das Standortgelände und informiert an acht Stationen                            Mosbach), der Johannes-Diakonie-Vorstände Martin Adel
über die Ereignisse rund um die Verfolgung von                                  und Jörg Huber sowie weiterer Gäste eingeweiht. Acht
Menschen mit Behinderung im Dritten Reich.                                      Stationen vermitteln einen Überblick über die verbre-
                                                                                cherische NS-„Euthanasie“ und ihre Auswirkungen auf
Bisher gibt es in der Johannes-Diakonie drei Orte, an                           die damalige „Erziehungs- und Pflegeanstalt“ und ihre
denen der Opfer der NS-„Euthanasie“ gedacht wird:                               Bewohnerinnen und Bewohner. Neben Maria Zeitler wer-
1983 wurde an der Mosbacher Johanneskirche ein                                  den weitere Opfer vorgestellt. „Ihre Würde verpflichtet
Gedenkstein mit einer in der damaligen Zeit formulier-                          uns, ihres gewaltsamen Todes zu gedenken und die Erin-
ten Inschrift enthüllt. Es war eines der ersten Mahnmale                        nerung an sie wachzuhalten“, so Pfarrer und Projekt­leiter
für Opfer der NS-„Euthanasie“, das überhaupt in einer                           Richard Lallathin. Inklusive „Lotsen-Tandems“ bieten
Einrichtung der Behindertenhilfe und Psychiatrie errich-                        Führungen auf dem Maria-Zeitler-Pfad an.
tet worden ist. 1987 folgte die Errichtung eines Gedenk-
steins auf dem Lindenplatz am Schwarzacher Hof. Auf
einer darauf angebrachten Bronzetafel wird Friedrich
Schiller zitiert: „Die Würde des Menschen ist in eure Hand
gegeben, bewahret sie“ und in einem kurzen Text Bezug
auf die NS-„Euthanasie“ genommen.

                                                                                                                                                                           15
Maria Zeitler

2013 wurde in der Mosbacher Innenstadt ein „Stolperstein“ für Maria Zeitler verlegt.

                                                                            Zum 70-jährigen Gedenken der damaligen Vorgänge

     Wer war Maria Zeitler?                                                 erarbeitete eine Gruppe historisch interessierter Mit-
                                                                            arbeitender eine Gedenktafel. Auf ihr sind die Namen
                                                                            der 263 Bewohner der Johannes-Diakonie genannt,
     Maria Zeitler wurde 1911 in Mosbach geboren.                           die Opfer der NS-„Euthanasie“ geworden sind. Diese
     Sie war die jüngste der fünf Töchter des Post­                         Namenstafel wurde am 26. September 2010 an der
     sekretärs Otto Zeitler und seiner Frau Elise, geb.                     Außenwand der Johanneskirche neben dem Haupt­
     Reeß. Im Alter von etwa 3 Jahren erkrankte sie an                      eingang zur Kirche enthüllt.
     Hirnhaut­entzündung, die Ursache für ihre geis-
     tige Behinderung. 1914 wurde sie in die Anstalt                        2013 wurde darüber hinaus ein „Stolperstein“ des
     Mosbach aufgenommen. 1939 wurde sie auf den                            Künstlers Gunther Demnig für Maria Zeitler verlegt –
     Schwar­zacher Hof verlegt. Am 17. September 1940                       der erste und bislang einzige Stolperstein in Mosbach.
     musste sie in einen Bus steigen. Der Bus brachte                       Seinen Platz hat er vor dem Haus im Gartenweg mit
     sie nach Grafeneck auf der Schwäbischen Alb. Dort                      der Nummer 5, dem letzten frei gewählten Wohnort
     wurde sie in einer Gaskammer ermordet und ihr                          Maria Zeitlers. Zu verdanken war die Verlegung des
     Leichnam verbrannt. Ihre Eltern bekamen einen                          Steins auch der Geschichts-AG des örtlichen Nicolaus-
     Brief. Darin stand, sie sei an Typhus gestorben. Das                   Kistner-Gymnasiums, die zunächst die Lebens­
     war gelogen. Auch der Todestag und der Todesort                        geschichte Maria Zeitlers recherchierte und schließ-
     waren falsch angegeben.                                                lich trotz einiger kommunalpolitischer Hürden den
                                                                            Gedenk­ort für die Mosbacherin Maria Zeitler erreichte.

                                                                            Zukünftig sollen im Rahmen der Besucherbetreuung die
                                                                            Besuchergruppen auf dem Maria-Zeitler-Platz willkom-
                                                                            men geheißen werden. Nach einführenden Worten be-
                                                                            suchen die Gäste entweder die Mosbacher Werkstätten,
                                                                            gehen zum Vortrag über die 140-jährige Geschichte der
                                                                            Johannes-Diakonie in die Johanneskirche oder begeben
                                                                            sich auf den „Historischen Rundweg zur NS-„Euthanasie“,
                                                                            dessen Ausgangs- und Endpunkt der Maria-Zeitler-Platz
                                                                            sein wird. Ihr Weg führt dann an die verschiedenen
                                                                            Stellen der Informationstafeln.

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Station 1: Maria-Zeitler-Platz
                                                                                            Wer war Maria Zeitler?
                                                                                            Maria Zeitler wurde 1911 in Mosbach geboren. Sie war die jüngste der fünf Töchter
                                                                                                                                                                                                                                                                              Maria Zeitler
                                                                                            des Postsekretärs Otto Zeitler und seiner Frau Elise, geb. Reeß. Im Alter von etwa
                                                                                            3 Jahren erkrankte sie an Hirnhautentzündung, die Ursache für ihre geistige
                                                                                            Behinderung. 1914 wurde sie in die Anstalt Mosbach aufgenommen.
                                                                                            1939 wurde sie auf den Schwarzacher Hof verlegt. Am 17. September 1940
                                                                                            musste sie in einen Bus steigen. Der Bus brachte sie nach Grafeneck auf der
                                                                                            Schwäbischen Alb. Dort wurde sie in einer Gaskammer ermordet und ihr
                                                                                            Leichnam verbrannt. Ihre Eltern bekamen einen Brief. Darin stand, sie sei an
                                                                                            Typhus gestorben. Das war gelogen. Auch der Todestag und der Todesort waren
                                                                                            falsch angegeben.
                                                                                            1940 – 1945 mussten 263 Bewohnerinnen und Bewohner der damaligen
                                                                                            „Erziehungs- und Pflegeanstalt für Geistesschwache Mosbach/Schwarzacher
                                                                                            Hof“ sterben. Maria Zeitler steht stellvertretend für sie.

                                                                                            Wir gedenken der vielen Opfer der NS-„Euthanasie“
                                                                                            1983 wurde ein Gedenkstein für sie vor der Johanneskirche errichtet. 2010 wurde
                                                                                            daneben eine Tafel mit den Namen aller ermordeten Bewohnerinnen und Bewoh-
                                                                                            ner enthüllt. Am 14. November 2013 wurde für Maria Zeitler vor ihrem Elternhaus
                                                            hren                            im Gartenweg 5 in Mosbach ein Stolperstein verlegt.                                    Gedenkstein und Tafel vor der Johanneskirche
                                                   n 2 Ja
                                          te   r vo
                                    im Al
                            itler                                                                         Maria-Zeitler-Pfad
                     ia Ze
                 Mar
                                                                                                                    Dieser historische Lehrpfad wurde am 18. November 2020,
            Lageplan Maria-Zeitler-Pfad                                                                             im 80. Gedenkjahr der NS-„Euthanasie“, im Beisein der
                                                                                                                    Professoren Norbert und Rainer Gross (Neffen von Ma-
                                                                   8   Johanneskirche                               ria Zeitler), des Landesbischofs Prof. Dr. Jochen Cornelius-
                                           7
                                                                                                          Bundschuh, des Landrats Dr. Achim Brötel, von Georg Nelius (Stadt
                                                                                  Hauptverwaltung
                        6                         5                                                       Mosbach), der Johannes-Diakonie-Vorstände Martin Adel und Jörg
                                                                              1                           Huber sowie weiterer Gäste eingeweiht. Acht Stationen vermitteln
                                                                                    Ihr Standort
                                                            4                                             einen Überblick über die verbrecherische NS-„Euthanasie“ und ihre
                                       3
                                                                                        fideljo           Auswirkungen auf die damalige „Erziehungs- und Pflegeanstalt“ und
                                                                   2
                                                                                                          ihre Bewohnerinnen und Bewohner. Neben Maria Zeitler werden wei-
                                                                                                          tere Opfer dargestellt. Ihre Würde verpflichtet uns, ihres gewaltsamen
                                                      B27
                                                                                                          Todes zu gedenken und die Erinnerung an sie wachzuhalten. Inklusive
                                                                                                          „Lotsen-Tandems“ bieten Führungen auf dem Maria-Zeitler-Pfad an.
                                                                                                                                                                                   Stolperstein für Maria Zeitler im Gartenweg
                                                                                                                                                                                   in Mosbach
            1. Maria-Zeitler-Platz               3. Haus im Tal          5.–8. Panoramaweg                Projektleitung: Richard Lallathin
                                                                                                                                                                                                                               Gefördert durch:

            2. Haus Neckar                       4. Haus am Berg                                          Wissenschaftliche Beratung: Dr. Hans-Werner Scheuing
                                                                                                          Layout: Christine Pfeiffenberger

          Informationstafeln erläutern künftig Besuchern
          die Gedenkorte „Maria-Zeitler-Platz“ und
          „Maria-Zeitler-Pfad“.

Diese geben einen generellen Überblick über die
NS-„Euthanasie“. Einzelne Tafeln stellen die Lebens-
geschichte von damaligen Bewohnern vor, die Opfer
geworden sind. Diese Tafeln stehen in der Regel vor
Wohnhäusern, die einen Bezug zu dem jeweiligen
Bewohner haben.

Über den Pfad geführt werden Besucherinnen und Be-
sucher von sogenannten „Lotsen-Tandems“. Diese Tan-
dems bestehen aus Menschen mit Behinderung, die in
den Mosbacher Werkstätten tätig sind, sowie Mitarbei-
tenden oder Ehrenamtlichen. Mehrere Tandems haben
eine Schulung begonnen, damit sie künftig Besucher­
gruppen über den historischen Rundweg begleiten
und informieren können.
                                                                                                                                                                                            Der „Maria-Zeitler-Platz“ entsteht. Die Arbeiten, die im Februar 2021 begannen,
                                                                                                                                                                                            sind Ende April fast abgeschlossen.

                                                                                                                                                                                                                                                                                         17
Daliah Hirsch BBW

In Herausforderungen liegen Chancen

Wie das Berufsbildungswerk Mosbach-Heidelberg den Übergang ins
Arbeitsleben sichern kann, zeigt das Beispiel von Daliah Hirsch.
Die junge Frau meisterte den Jobstart und fand eine Anstellung
in der Klinik Sankt Elisabeth in Heidelberg.

                    Mosbach/Heidelberg. Gestern noch in der Schule,          aber auch von begleitenden Fachdiensten. Nach dem
                    heute in der Berufswelt. Bei der Bewerbung überzeu-      Abschluss wusste sie: Ich kann mehr. Und sie bewarb
     Mosbach/       gen, lange Arbeitszeiten durchhalten, im Team funk­      sich erfolgreich um eine weiterführende Ausbildung
     Heidelberg     tionieren. „Der Schritt ins Arbeitsleben steckt voller   an der Klinik Sankt Elisabeth in Heidelberg, wo sie in
                    Herausforderungen. Das gilt erst recht für Menschen,     die Tochtergesellschaft, das „Kochwerk Heidelberg“,
                    die einen besonderen Unterstützungsbedarf haben“,        übernommen wurde.
                    weiß Elke Hoheisel vom Kunden- und Beratungs­
                    zentrum des Berufsbildungswerks (BBW) Mosbach-           Elke Hoheisel hat Daliah Hirsch über deren Zeit am
                    Heidelberg. Das BBW gehört zur Johannes-Diakonie         BBW hinaus begleitet, unterstützte sie bei der Bewer-
                    Mosbach und bietet Ausbildungsgänge für Menschen         bung und bei der schwierigen Wohnungssuche. Auch
                    mit Förderbedarf in über 25 Berufen an. Hoheisel         jetzt noch steht ihr Büro am BBW-Standort Heidelberg
                    begleitet junge Menschen zum Ausbildungsabschluss        offen, wenn es Probleme gibt. „Wir bieten unseren
                    – und darüber hinaus. Denn die erfolgreich absolvierte   Auszubildenden eine Begleitung über den Abschluss
                    Ausbildung alleine garantiert noch lange keine           hinaus“, erklärt sie. „Denn für viele ist es ein Riesen-
                    Punktlandung auf dem Arbeitsmarkt. „Daher bieten         schritt aus der geschützten Ausbildung hinaus ins
                    wir vom BBW unseren Auszubildenden auch bei              manchmal schwierige Arbeitsleben.“
                    Jobsuche und Berufsstart weiter Unterstützung an
                    und helfen bei vielen lebenspraktischen Fragen,          Die Schwierigkeiten blieben auch für Daliah Hirsch
                    damit sie gut im Arbeitsleben ankommen.“                 nicht aus. Die Übernahme nach der Ausbildung
                                                                             gelang zwar. Doch dann kam die Corona-Krise; die
                    Wie der Wechsel in den Beruf gelingen kann, zeigt das    Arbeit im Betrieb wurde knapp. Aber dank ihrer
                    Beispiel von Daliah Hirsch. Als sie 2013 ans BBW kam,    breiten Ausbildung konnte Daliah Hirsch in den
                    lag eine abgebrochene Ausbildung zur Metzgerei­          Patientenservice der Klinik wechseln.
                    fachverkäuferin hinter ihr. Mit Stress und Erwartungs-   „Für die Patienten da zu sein, finde
                    druck kam sie schlecht zurecht. Im beruflichen Orien-    ich schön“, berichtet Hirsch. Ihr
                    tierungsangebot am BBW fand sie auf Anhieb heraus,       nächstes Ziel ist ein unbefris-
                    was ihr Spaß macht: Hauswirtschaft. „Ich habe mir        teter Arbeitsvertrag. Es ist
                    keinen anderen Beruf mehr angesehen, sondern bin         eine neue Herausforderung,
                    direkt in die Ausbildung zur Fachpraktikerin gestar-     aber Herausforderungen
                    tet“, erzählt die junge Frau. Im BBW-Internat genoss     anzunehmen und die darin
                    sie das Leben in ihrer Wohngemeinschaft und fand         liegenden Chancen zu
                    einen stabilen Rahmen, um sich auf ihre Ausbildung       nutzen, hat Daliah Hirsch
                    zu konzentrieren. Unterstützung kam von Ausbildern,      inzwischen gelernt.

18
Daliah Hirsch BBW

„Wir bieten unseren Auszubildenden eine
 Begleitung über den Abschluss hinaus.“
        Elke Hoheisel vom Kunden- und Beratungszentrum
       des Berufsbildungswerks (BBW) Mosbach-Heidelberg

                                                          Daliah Hirsch schaffte mit
                                                          Unterstützung des BBW
                                                          Mosbach-Heidelberg
                                                          den Jobeinstieg.

                                                                                       19
Dezentralisierung/Regionalisierung

Neue Wohnangebote, die bereichern
In kleinem, pandemiekonformen Rahmen und ohne feierliche
Spatenstiche, so startet die Johannes-Diakonie in diesem Jahr zahl-
reiche neue Bauprojekte. Weitere moderne, dezentrale Wohnangebote
werden in den kommenden Monaten in verschiedenen Landkreisen
Baden-Württembergs entstehen – von Igersheim im Main-Tauber-Kreis
bis Bad Wildbad im Landkreis Calw. Ein aktueller Überblick:

                  Brühl. Den symbolischen Startschuss für die Bauarbei-
                  ten eines Wohnangebots für Menschen mit Behinde-
                  rung auf dem Schütte-Lanz-Areal in Brühl gaben die
     Brühl        Verantwortlichen vom Rhein-Neckar-Kreis, Gemeinde
                  und Johannes-Diakonie. Im Norden des Areals wird ein
                  Gebäudeensemble errichtet, in dem 28 Menschen ein
                  Zuhause und ein tagesstrukturierendes Angebot fin-
                  den werden. „Normalerweise begehen wir ein solches
                  Ereignis mit einem feierlichen Spatenstich“, so Martin
                  Adel, Vorstandsvorsitzender der Johannes-Diakonie.
                  Unter Pandemiebedingungen beschränke man sich
                  nun aber auf einen „kleinen Rahmen“. Adel begrüßte
                  dazu Bürgermeister Dr. Ralf Göck, Fabian Scheffczyk,
                  Sozialplaner beim Rhein-Neckar-Kreis, die Projektver-
                  antwortlichen Melanie Amelung und Alexander Neidig
                  von der hauseigenen Fachabteilung Bau- und Neubau-
                  projekte.

                  Wie der Vorstandsvorsitzende erläuterte, sollen in dem
                  Neubau erwachsene Menschen mit einer geistigen
                  Behinderung und zusätzlich auffälligem Verhalten im
                  sozialen und emotionalen Bereich ein Zuhause finden.
                  Zudem entsteht ein Gebäude für tagesstrukturierende
                  Angebote, das für ebenfalls 28 Plätze Raum bietet –
                  und auch externen Nutzern offensteht. Die Fertigstel-
                  lung des Hauses ist für Herbst 2022 geplant.

                  „Wir sind froh, dass hier ein modernes, gemeindenahes       Trafen sich zum symbolischen Baustart in Brühl: Melanie Amelung,
                                                                              Alexander Neidig, Dr. Ralf Göck, Martin Adel und Fabian Scheffczyk (v.l.).
                  Angebot für diesen Personenkreis geschaffen wird“, so
                  Fabian Scheffczyk. Der Bedarf an Betreuungsplätzen
                  sei groß, erläuterte er. Bürgermeister Dr. Ralf Göck hieß   „Wir sind froh, dass hier ein modernes,
                  die Johannes-Diakonie auf dem Schütte-Lanz-Areal
                                                                                gemeindenahes Angebot für diesen
                  willkommen, das sich für die künftigen Bewohner un-
                  ter anderem durch eine gute Anbindung an Einkaufs-             Personenkreis geschaffen wird.“
                                                                                                          Fabian Scheffczyk
                  und Freizeitmöglichkeiten auszeichne. „Das Wohnan-
                  gebot wird Brühl bereichern. Wir freuen uns auf die
                  neuen Mitbürger“, so das Gemeindeoberhaupt.

20
Dezentralisierung/Regionalisierung

   Bad              Bad Wildbad. Bilderbuchwetter beim Start der                      lischen Spatenstich durchführen können.“ Huber
   Wildbad
                    Bauarbeiten für das neue Wohn-Pflegeheim: Mit dem                 erläuterte, dass es für die Johannes-Diakonie und die
                    symbolischen ersten Spatenstich wurde der Start-                  künftigen Bewohnerinnen und Bewohner wichtig sei,
                    schuss für ein neues Wohnangebot für Menschen mit                 ein neues Zuhause nahe „am Leben in der Stadt“, mit
                    Behinderung und zusätzlichem Pflegebedarf in Bad                  gutem Zugang zu Nahverkehr und Einkaufsmöglich-
                    Wildbad gegeben. 44 Bewohnerinnen und Bewohner                    keiten zu haben.
                    werden hier ein neues Zuhause finden. Im Herbst 2022
                    sollen die Arbeiten am Gebäude abgeschlossen sein.                Die ersten Erdbewegungen – klassisch mit Spaten und
                    Neben den Wohnplätzen enthält das Haus auch Räume                 Muskelkraft – führte Huber gemeinsam mit Bürger-
                    für tagesstrukturierende Angebote.                                meister Klaus Mack, dem Sozialdezernenten des Land-
                                                                                      kreises Calw Dieter Weiser, dem Leiter des Stadtbau-
                    Vorstand Jörg Huber brachte seine Freude darüber                  amts Volkhard Leetz, Architekt Dieter Meurer, Bauleiter
                    zum Ausdruck, dass die Arbeiten nach langer Vorberei-             Friedemann Waidelich von der Bauunternehmung
                    tungsphase endlich starten können. „Schön, dass wir               Köhler und Heiko Hoßfeld als Projektleiter im Facility
                    unter Coronabedingungen trotzdem einen symbo-                     Management der Johannes-Diakonie durch.

   „Schön, dass wir unter
Coronabedingungen trotzdem
    einen symbolischen
  Spatenstich durchführen
         können.“
             Vorstand Jörg Huber

                                             In Bad Wildbad markierte ein symbolischer Spatenstich den Auftakt der Bauarbeiten.

                                                                                           Ladenburg
                                                                                                              Ladenburg. Ein Wohn-Pflege­
                                                                                                              heim mit 28 Plätzen für
                                                                                                              Menschen mit Behinderung
                                                                                                              entsteht im neuen Wohngebiet
                                                                                      Nordstadt-Kurzgewann in Ladenburg. Damit geht ein
                                                                                      lang gehegter Wunsch in Erfüllung, so die regionale
                                                                                      Geschäftsleiterin Yvonne Jelinek. Schon seit Jahren
                                                                                      war man in der Stadt auf der Suche nach einem geeig-
                                                                                      neten Grundstück, das nun endlich gefunden wurde.
                                                                                      Noch in diesem Jahr werden die Arbeiten an dem
                                                                                      Gebäude beginnen, in dem auch Räume für tages-
                                                                                      strukturierende Angebote ihren Platz haben werden.
                                                                                      Im Herbst 2022, so der Plan, könnte das Haus, das
                                                                                      gemeinsam mit dem Dossenheimer Bauträger FWD
                                                                                      realisiert wird, dann bezugsfertig und die Johannes-
                                                                                      Diakonie Teil eines neuen, bunten Quartiers sein.

                                                                                                                                              21
Dezentralisierung/Regionalisierung

Im ehemaligen Pfarrgarten in St. Leon wird ein Wohnangebot für Kinder und Jugendliche entstehen.

                                                                      St. Leon-Rot. Auch im ehemaligen Pfarrgarten in
                                                                      St. Leon stehen Veränderungen bevor. Hier wird die
                                                                      Johannes-Diakonie ein Wohnangebot für Kinder und         St. Leon-Rot
                                                                      Jugendliche mit geistiger Behinderung errichten.
                                                                      Der Start der Arbeiten steht unmittelbar bevor, bis
  „Das Angebot entlastet Eltern oder                                  Ende 2022 soll das Gebäude, in zentraler Lage und
   pflegende Angehörige, die in Not                                   harmonisch in die Umgebung eingebettet, fertig sein.
                                                                      Das Haus mit Giebeldächern bietet Platz für 24 junge
    sind oder die einfach ein freies
                                                                      Menschen, dazu kommen 4 Plätze in einem Appar-
  Wochenende oder einen Kurzurlaub                                    tement für junge Erwachsene. Ein wichtiges Element
              möchten.“                                               im Haus ist das Kurzzeitangebot: Vier Plätze werden
                         Yvonne Jelinek                               im Haus dafür freigehalten. „Das Angebot entlastet
                                                                      Eltern oder pflegende Angehörige, die in Not sind oder
                                                                      die einfach ein freies Wochenende oder einen Kurz­
                                                                      urlaub möchten“, so Yvonne Jelinek. Es ermöglich den
                                                                      Kindern außerdem die Begegnung mit Gleichaltrigen.
                                                                      Der Bedarf an der Kurzzeitpflege sei groß, so Jelinek,
                                                                      dies habe auch der Rhein-Neckar-Kreis als zuständiger
                                                                      Leistungsträger erkannt.

22
Dezentralisierung/Regionalisierung

Adelsheim. In Adelsheim ist ein Neubau für                           Für Regionalleiter Tobias Albrecht ist die günstige
gemeinschaftliches Wohnen an zentraler Stelle                        zentrale Lage ideal für moderne Behindertenhilfe:
                                                    Adelsheim
geplant. Der Baubeginn ist für den Mai 2021                          „Das neue Angebot wird nahe am Schlosspark liegen
vorgesehen. Geplant ist ein Wohnangebot für bis                      und zugleich mitten in der Innenstadt – beste Voraus-
zu 24 Menschen mit Behinderung. Am gleichen                          setzungen für Wohnqualität und Teilhabe am gesell-
Standort in der Oberen Austraße soll auch eine                       schaftlichen Leben.“ Rund 20 Bewohner*innen werden
tagesstrukturierende Einrichtung mit 15 Plätzen ent-         vom Standort Mosbach in das neue Haus wechseln. Und auch
stehen. Zuvor muss jedoch noch ein Bestandsgebäude           einige Mitarbeitende haben bereits Interesse an einem Wechsel
abgerissen werden.                                           an den neuen Standort angekündigt.

                                                                                       Igersheim

                                                                                Igersheim. In Igersheim nahe Bad Mergentheim geht
                                                                                ebenfalls im ersten Halbjahr 2021 ein weiterer Neubau
                                                                                an den Start. Dort entsteht ein Haus mit 6 Wohnungen
                                                                                für ambulant betreutes Wohnen. Zielgruppe sind
                                                                                Menschen mit leichten geistigen Behinderungen oder
                                                                                mit psychischen Beeinträchtigungen. Die Formen der
                                                                                Begleitung reichen von der Unterstützung durch die
                                                                                Offenen Hilfen bis hin zu intensiv ambulant betreutem
                                                                                Wohnen. „Wir bieten in Igersheim individuelle Unter-
                                                                                stützung je nach Behinderung – ganz im Sinne des
                                                                                Bundesteilhabegesetzes“, erklärt Albrecht. Der Bedarf
                                                                                für ambulant betreutes Wohnen sei rund um Bad
                                                                                Mergentheim hoch. Baubeginn wird voraussichtlich im
                                                                                Mai oder Juni sein.

                                                                                                                                   23
Spenden

Hahn+Kolb spendet FFP2-Masken
Ein Ergebnis der Firmeninitiative „Herzensprojekte“
                                                                                                                                  Martin Volk
Mosbach. Mittlerweile gehören Schutzmasken zum
                                                                                                                                  (Hahn+Kolb) über-
Alltag und werden insbesondere von Mitarbeitenden im                                                                              gab die Masken
Gesundheitswesen in großer Stückzahl benötigt. Auch                                                                               in Mosbach an
                                                                                                                                  Tobias Jehl (Leitung
innerhalb der Johannes-Diakonie besteht ein großer
                                                                                                                                  Zentraleinkauf )
Bedarf an Schutzmasken jeglicher Art. In der jüngsten
Vergangenheit nahm der Bedarf an hochwertigen
FFP2-Masken stark zu, weil sie verstärkt zum Einsatz
kamen, etwa in den sensiblen Wohnbereichen.

Im Rahmen der „Herzensprojekte“ kam beim Werkzeug-
Spezialisten Hahn+Kolb die Idee auf, an die Johannes-
Diakonie zu spenden. Bei „Herzensprojekte“ können                   Gebietsverkaufsleiter Martin Volk übergab die Spende an den Leiter des
Mitarbeitende unter anderem Unternehmen oder soziale                Johannes-Diakonie-Zentraleinkaufs, Tobias Jehl, der für die willkommene
Einrichtungen vorschlagen, welche Hahn+Kolb bei der                 Unterstützung herzlich dankte. Mit der Spendenaktion möchte der Werk-
nächsten Gelegenheit mit einer Spende berücksichtigt.               zeug-Dienstleister und Systemlieferant mit Firmensitz in Ludwigsburg zum
Um die Mitarbeitenden der Johannes-Diakonie bei ihrer               Schutz derer beitragen, die bei ihrer täglichen Arbeit einem hohen Infektions-
täglichen Arbeit zu unterstützen, spendete Hahn+Kolb                risiko ausgesetzt sind. Die Masken werden dem Pandemielager der Johannes-
400 FFP2-Masken.                                                    Diakonie zugeführt und nach Bedarf an die jeweiligen Bereiche verteilt.

„Genial, was man hier alles machen kann“
MSP Kopiersysteme GmbH fördert Jugendfarm Schwarzach mit 1.000 Euro

                                                                                                   Schweine „Schnitzel“ und „Pommes“ striegeln,
                                                                                                   mit anderen Kindern übers Gelände toben,
                                                                                                   Stockbrot am Lagerfeuer backen – und die
                                                                                                   beiden sind selig.

                                                                                                   So war es für das Geschwisterpaar auch
                                                                                                   Ehrensache, den Vater zur Spendenübergabe
                                                                                                   auf die Jugendfarm zu begleiten. „Wir leben
                                                                                                   als Familie in Schwarzach und schätzen die
                                                                                                   Arbeit der Jugendfarm sehr“, so Frank Brunner,
                                                                                                   Geschäftsführer der Firma MSP Mühlhausen.
                                                                                                   „Deshalb wollen wir sie auch unterstützen.“
                                                                                                   Die MSP GmbH, die „innovative Lösungen
                                                                                                   für moderne Kommunikation“, insbesondere
                                                                                                   Kopier- und Drucksysteme, anbietet, engagiert
Lisa und Ben begleiteten ihren Vater Frank
                                                Schwarzach. Bei einem Kindergeburtstag             sich regelmäßig sozial.
Brunner (M.) zur Spendenübergabe in der
Jugendfarm. Deren Leiter Michael Kellner (l.)   lernten die Geschwister Lisa und Ben die
und sein Stellvertreter Henning Ader freuen     Jugendfarm Schwarzach kennen – und                 Wie in den Jahren zuvor verzichtete das
sich über die Wertschätzung.                    waren sofort begeistert. Inzwischen sind die       25 Mitarbeiter zählende Unternehmen auf
                                                6-Jährige und ihr 8-jähriger Bruder Stamm-         Weihnachtsgrüße an die Kundschaft und
                                                gäste und haben auch die Eltern mit ihrer          spendete stattdessen. 1000 Euro brachten
                                                Begeisterung angesteckt. „Genial, was man          Leiter Michael Kellner und seinen Stellvertreter
                                                hier alles machen kann“, schwärmt der Vater,       Henning Ader zum Strahlen. Denn die Jugend-
                                                Frank Brunner, und erzählt lachend, dass           farm ist auf finanzielle Unterstützung ange-
                                                die Kinder manchmal gar nicht nach Hause           wiesen. Und auch deshalb, weil jede Spende
                                                wollen, wenn sie abgeholt werden. Die              Wertschätzung und Anerkennung bedeutet.

24
Spenden

Große Freude über 2.000 Euro-Spende
Baden-Württembergische Bank unterstützt Wertheimer Werkstätten

Scheckübergabe in den Wertheimer Werkstätten, von links: André Tschirnin, Vertreter des Werkstattrates der Wertheimer Werkstätten,
Betriebsstättenleiter Klaus Drews und Filialdirektor Stefan Stumpf.

Wertheim. Betriebsstättenleiter Klaus Drews konnte                        Die 2013 eröffneten Wertheimer Werkstätten gehören
die gute Nachricht zunächst kaum glauben. Doch die                        zur Johannes-Diakonie und bieten Arbeitsplätze für circa
Ankündigung wurde wahr: Stefan Stumpf, Filialdirektor                     50 Menschen mit Behinderung. Im Berufs­bildungs­bereich
der Baden-Württembergischen Bank und Leiter der                           durchlaufen Schulabgänger eine Berufsfindungs­phase.
Filialen von Wertheim und Bad Mergentheim, besuchte                       Industrie-Aufträge wie Montage und Verpackung werden
persönlich die Wertheimer Werkstätten der Johannes-                       im Arbeitsbereich ausgeführt. Eine Grüngruppe über-
Diakonie, um eine Spende in Höhe von 2.000 Euro zu                        nimmt die Pflege von Außenanlagen. Zudem gibt es noch
überreichen.                                                              den Förder- und Betreuungsbereich, in dem Menschen,
                                                                          die nicht im Arbeitsbereich tätig sein können, begleitet
„Einsatz für die Gemeinschaft ist uns wichtig“, erläu-                    werden, wie der Betriebsstättenleiter beim Rundgang
terte der Gast die Philosophie der Baden-Württember-                      durch die Werkstatt erläuterte.
gischen Bank, die bereits mehrfach zur besten Bank
für die Anlage von Stiftungsvermögen ausgezeichnet                        Dank der Spende der Baden-Württembergischen Bank
wurde. Weil auf Weihnachtsgeschenke für Kunden                            wird es nun möglich, im Außengelände an der Werk-
verzichtet wurde, so Stumpf, konnte die großzügige                        statt eine „Grüne Oase“ einzurichten; einen schönen
Spende für einen sozialen Zweck vergeben werden.                          Sitzplatz, wo die Beschäftigten während der Pausen an
Sehr zur Freude der Wertheimer Werkstätten, für die                       der frischen Luft verweilen und entspannen können.
Betriebsstättenleiter Drews im Namen aller Beschäftig-                    Selbstverständlich, dass Filialdirektor Stumpf bei der
ten sowie von Werkstattleiter Rüdiger Stobbe herzlich                     Einweihung der „Grünen Oase“ Ehrengast sein wird,
dankte.                                                                   wie Betriebsstättenleiter Drews versprach.

                                                                                                                                          25
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