Positiv! - Glaube und Behinderung

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Positiv! - Glaube und Behinderung
1/2021
                    Glaube

                                 und

                                                                          Info
                    Behinderung

                                                           Positiv!
      SEITE 3 – 4                 SEITE 5 – 7           SEITE 9 – 10           SEITE 12 – 13

     Rückblick             JA-Mensch werden!           GuB-positiv!             Inklusion
    Ferientage und          Blick in das neuste Buch    Zwei Interviews   Die Gehörlosen-Community
Wochenende in Interlaken       von Markus Müller                                 im ICF Zürich
Positiv! - Glaube und Behinderung
Editorial

    Liebe Leserinnen und Leser
    Während ich diese Zeilen schreibe, sind wir immer noch mitten im zweiten Lockdown.
    Ich spüre langsam eine gewisse Müdigkeit. Dass wir uns nicht zu stark unter die Leute                             
    mischen sollten, macht mir ehrlich gesagt Mühe. Und dass in unserer Gemeinde zur-
    zeit keine Gottesdienste stattfinden, verbessert die Situation auch nicht gerade. Und                         IN KÜRZE
    dann gibt es noch Leute, die in der Zeitung schreiben, der Lockdown habe auch seine
    positiven Seiten …
                                                                                               Wir kommen zu Ihnen
    Aber was bedeutet heute schon «positiv»? Je nach dem kann positiv auch eine sehr
    negative Bedeutung bekommen. Bezüglich einer Diagnose verheisst dieses Wort                Wussten Sie, dass Mose eine Sprachbehinderung
                                                                                               hatte? Und Jakob war den grössten Teil seines Le-
    nichts Gutes. Es weist darauf hin, dass eine Krankheit sich in unserem Körper entwi-
                                                                                               bens mit einer kaputten Hüfte unterwegs. Und
    ckelt hat. Und die tägliche Erwähnung der «positiven Coronatests» in den Medien,           Paulus lebte sogar mit mehreren Behinderungen.
    hängt diesem schönen Begriff definitiv einen fahlen Beigeschmack an.                       Zum Thema «behindert – berufen» predigte kürz-
                                                                                               lich Simone Leuenberger in der EMK Langenthal.
    Doch in dieser Zeitschrift soll «positiv» wieder von seiner wahren Seite betrachtet wer-   Solche Einsätze sind Teil unseres Auftrags, in den
    den. Immerhin gibt es ganz viele Ereignisse, bei denen wir uns freuen, wenn es heisst:     Kirchen und Gemeinden für eine biblische Sicht auf
                                                                                               das Leben mit einer Behinderung sowie für inklu-
    «Es ist positiv!» Zum Beispiel, wenn uns mitgeteilt wird, dass wir die Arbeitsstelle be-
                                                                                               sive Kirchen zu sensibilisieren.
    kommen haben, um die wir uns beworben haben.                                               Wir haben verschiedene begabte und begeis-
                                                                                               ternde Redner/-innen und kommen gerne auch in
    Unser Alltag hält immer wieder schöne aber auch schwierige Erlebnisse und Situatio-        Ihre Gemeinde. Wann dürfen wir bei Ihnen sein?
    nen bereit. Sie beeinflussen unsere Stimmung, ob wir es wahrhaben wollen oder nicht.       Ein Mail an info@gub.ch genügt.
    Das Gute ist, dass wir uns entscheiden können, wie viel Raum wir den positiven oder
    den negativen Stimmungen geben wollen. «Du wirst dich glücklicher fühlen, wenn
    du bewusst positive und hoffnungsvolle Gedanken auswählst, die dem Wort Gottes
    entsprechen.» Diesen Satz habe ich in einem Artikel von Joyce Meier gelesen. Er ge-
    fällt mir gut. Gott hat uns die Zusage gemacht, dass er uns auf unserem Weg begleitet,
    und wir ihm vertrauen können. Ich durfte selber schon oft diese Erfahrung machen.

    Ein Lied begleitet mich in den letzten Tagen: «All die Fülle ist in dir o Herr, und alle
    Schönheit kommt von dir o Gott.» Diese Schönheit darf ich immer wieder sehen,
    wenn ich mich ganz bewusst zu Gott hinwende. Sei es in der Natur oder in Momen-
    ten, die ich im Alltag erlebe.

    Ich wünsche Ihnen viele Alltagserlebnisse, die Sie als Schönheit von Gott erkennen
    können.

    Susanne Furrer

2   Glaube und Behinderung | Info 1/2021
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                                                                                                    Herbstspaziergang nach Unterseen

                            Gemeinschaft wirkt!
                       Ferientage und GuB-Wochenende
                   vom 20. bis 25. Oktober 2020 in Interlaken
                                                     VON MARKUS ZUBERBÜHLER

Im Frühling hat uns das Coronavirus einen     Unterseen losgezogen. Ein wunderschöner       Am zweiten Tag wollten wir schauen, wie
dicken Strich durch unsere Israel-Reise-      Weg entlang der Aare führt bis zum Thu-       tief der Schnee in den Bergen schon ge-
pläne gemacht. Um die verpassten Ferien-      nersee. Bei der Einmündung beginnt das        fallen war. Mit dem Zug reisten wir ab In-
tage wenigstens einigermassen zu kom-         Naturschutzgebiet Weissenau. Zwischen         terlaken Ost via Grindelwald auf die Kleine
pensieren, haben wir das GuB-Wochenende       Wald, Schilf und See führt der malerische     Scheidegg. Von Schnee war aber weit und
um drei Tage vorverlängert. 25 Personen       Weg bis zu einem idyllisch gelegenen Brät-    breit nichts (mehr) zu sehen. Nur gerade
sind bereits am Dienstag nach Interlaken      liplatz am Ufer des Thunersees.               die vielen Schneekanonen liessen den
angereist und liessen sich von der inzwi-     Schon bald loderte ein zünftiges Feuer        Winter erahnen. Bei überraschend schö-
schen geltenden Maskenpflicht im Hotel        unter dem Grillrost. Bis zur perfekten Glut   nem Wetter und viel Sonne kamen wir
nicht die (Vor)Freude verderben.              blieb noch Zeit, im Wald passende Ste-        am Fusse von Eiger, Mönch und Jungfrau
                                              cken zu suchen und das Schlangenbrot          fast nicht mehr aus dem Staunen heraus.
Am Mittwochvormittag starteten wir mit        vorzubereiten. Mit etwas Geduld wurde         Es ist immer wieder überwältigend, diese
einer Andacht. Ruth und Ernst Bai haben       das Brot über dem Feuer dann mehr oder        imposante Bergwelt von ganz nahe zu
uns in diesen Tagen im Wechsel in einen       weniger durch bzw. schwarz gebacken.          betrachten.
Bibeltext oder ein traditionelles Lied hin-   Gerade rechtzeitig platzten auch die Cer-
eingenommen. Danach sind wir zu einem         velats aus ihrer Haut und bildeten zusam-     Im renovierten Restaurant Eigernordwand
ersten Ausflug auf dem Bödeli aufgebro-       men mit dem Schlangenbrot ein urchiges        genossen wir ein feines Zmittag. Danach
chen. Vom Küchenchef des Hotels Artos         Zmittag wie zu Jungschizeiten. Anschlies-     trennten sich unsere Wege. Eine Gruppe
haben wir uns einen Brotteig und 25 Cer-      send genehmigten wir uns noch einen           von acht Fussgänger/-innen nahm den
velats einpacken lassen. Zu Fuss bzw. auf     Kaffee und ein Dessert im nahegelegenen       Weg nach Wengen unter die Wander-
Rollstuhlrädern sind wir dann in Richtung     Restaurant Landhaus.                          schuhe, während die übrigen noch einen

                                                                                                        Glaube und Behinderung | Info 1/2021   3
Positiv! - Glaube und Behinderung
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                Kaffee auf der Terrasse genossen und         Entscheid vertagten wir aber auf Samstag- Cervelat und Schlangenbrot frisch vom Feuer
                später auf dem gleichen Weg wieder nach      morgen , da die Hotline des Kantons Bern
                Interlaken fuhren. Ohne zu hetzen aber       nicht mehr zu erreichen war.
                doch immer auf Zack schaffte es die Wan-
                dergruppe nach gut zwei Stunden auf den      So genossen wir quasi um 5 vor 12 die
                Zug in Wengen. Nach dem Nachtessen           noch vorhandenen Freiheiten und versam-
                stand ein Spielabend mit verschiedenen       melten uns im Saal für die Präsentation
                Gesellschaftsspielen auf dem Programm.       von Emanuel Frei von OM, der über die Ar-
                                                             beit unter Menschen mit Behinderungen
                Der Freitag war quasi ein Tag zur freien     in Moldawien berichtete. Mit den zweck-
                Verfügung zum «Lädele, Plöiderle und         gebundenen Spenden für dieses Projekt
                Käfele». Im Verlaufe des Tages trafen nach   unterstützt Glaube und Behinderung
                und nach die Gäste fürs offizielle Wochen-   schon seit mehreren Jahren die Durchfüh-
                ende ein. 70 Personen waren angemeldet       rung von Feriencamps in Moldawien.
                und freuten sich auf das Zusammensein
                und auch das Schwerpunktthema «Von           Als Höhepunkt des Abends konnten wir
                Scham befreit».                              gleich zu Beginn in einer Live-Schaltung
                                                             nach Moldawien von den Verantwortli-
                In den Nachrichten um 17 Uhr wurde über      chen vor Ort hören, wie es den Menschen
                den Beschluss des Berner Regierungsrats      dort geht und wie im September mit einer
                berichtet, dass ab Freitag um Mitternacht    Woche Vorlauf ein Camp für 60 Personen
                Veranstaltungen mit mehr als 15 Personen     organisiert wurde. Es wurde uns auch vor
                verboten sind. Nach einer ersten Krisen-     Augen geführt, wie wichtig die Lebens-
                                                                                                      Der letzte Abend vor dem Berner Lockdown
                sitzung hatten wir noch Hoffnung, dass       mittelhilfe im Frühling und Sommer war,
                wir unser Wochenende Dank Ausnahme-          die wir anstelle des abgesagten Camps
                regelung noch durchführen können. Den        finanzieren konnten.

                Die Schneekanonen stehen schon bereit
                                                                                                         Am Samstagvormittag beschlossen wir,
                                                                                                         dass wir das eben erste begonnene Wo-
                                                                                                         chenende um 12 Uhr offiziell beenden
                                                                                                         müssen. Da das Hotel aber weiterhin
                                                                                                         offen war für Einzelgäste, war es allen
                                                                                                         unseren Teilnehmenden freigestellt, noch
                                                                                                         bis Sonntagmittag zu bleiben und auch
                                                                                                         ohne Inputs, Gesprächsrunden und Got-
                                                                                                         tesdienst die Zeit in Interlaken noch zu
                                                                                                         geniessen. Die Tatsache, dass 53 Personen
                                                                                                         trotzdem bis Sonntagvormittag geblie-
                                                                                                         ben sind, zeigt, wie wichtig und positiv
                                                                                                         die Gemeinschaft und der Austausch von
                                                                                                         Angesicht zu Angesicht gerade in diesen
                                                                                                         schwierigen Zeiten sind.

                                                                                                         Vielen Dank an alle fleissigen und treuen
                                                                                                         Menschen im Hinter- und Vordergrund,
                                                                                                         die einen Beitrag zum Gelingen dieses
                                                                                                         besonderen GuB-Wochenendes beigetra-
                                                                                                         gen haben. Sei es durch die ermutigenden
                                                                                                         Andachten, die Musik sowie die wunder-
                                                                                                         schönen Blumen. Es war trotz allem eine
                                                                                                         schöne Zeit, die wir zusammen in Inter-
                                                                                                         laken verbringen durften.

                Die Wandergruppe am Ziel in Wengen

            4   Glaube und Behinderung | Info 1/2021
Positiv! - Glaube und Behinderung
GEISTLICHER INPUT
                        Ein JA-Mensch werden
       Ein Gespräch mit Markus Müller über sein neustes Buch
                                          DIE FRAGEN GESTELLT HAT MARKUS ZUBERBÜHLER

Lieber Markus, in Kürze erscheint             rottbares Übel sehen, nehmen wir dem     Der Kern deines Buches beschäftigt
dein neustes Buch auf dem Markt.              Evangelium die Chance, Glanz und Perle   sich mit dem vielfältigen JA Gottes zu
Du hast uns gesagt, dass Glaube und           gerade in unserer Gebrochenheit und      uns. Unter anderem geht es auch um
Behinderung bei der Entstehung der            Bedürftigkeit zu sein.                   das JA zu unserem Leiden. Kannst du
Idee nicht unschuldig sei. Kannst du                                                   uns dies näher erläutern?
uns aufklären?                             Auf den ersten Seiten stellst du uns        Es ist vielleicht mein grösstes Staunen
Ja, goldrichtig. Glaube und Behinde-       verschiedene JA-Menschen vor, die           über Gott. Er sucht nicht die Grösse, die
rung war und ist eine Art Geburtshel-      unsägliches Leiden und grossen              Stärke oder die grosse Bühne, sondern
fer zu diesem JA-Buch. Die Fachtagung      Schmerz ertragen oder gar überwun- das Gebrochene, Bedürftige, Unschein-
zum Thema «Heilung ist möglich … aber      den haben. Was kennzeichnet diese           bare (s. 1. Kor 1,27–29). Wir Menschen
wenn sie ausbleibt?» im Sommer 2019        Menschen?                                   denken: Wenn ich gesund, stark und be-
hat mich in den darauffolgenden Mo-        Ich glaube, das gemeinsame Merkmal          eindruckend bin, dann kann Gott mich
naten wie kaum etwas anderes umge-         dieser Menschen besteht im tiefen Be-       gebrauchen. So-
                                                                                                                Bald im Handel erhältlich
trieben. Darf Schwäche, Verletzlichkeit,   wusstsein, dass das Entscheidende nicht lange mir diese
Begrenzung, Ohnmacht, körperliche,         in den Gegebenheiten liegt, sondern in      äussere Stärke                           MARK US MÜLL ER
seelische und soziale Not, auch Alter      der Art, wie wir mit diesen Gegebenhei-     fehlt oder ich sie
und Tod, überhaupt sein, oder müsste       ten – mitsamt allem Leid, aller Not und al- nicht mehr habe,
es nicht Wege geben, all dies so elegant   len Beeinträchtigungen – umgehen. Das wird Gott kaum
und so schnell wie möglich aus der Welt    JA Gottes erlaubt das JA zur mir und mei- etwas mit mir an-
zu schaffen? In mir festigte sich die Über-ner Situation. Das haben diese Menschen fangen können.
zeugung, dass es zwischen einer zähne-     geübt, das üben sie, und in dieses Üben     Ich merke: Gott
knirschenden Bejahung des scheinbar        nehmen sie uns mit hinein. Ich lese ihre    ist genau umge-
unabänderlichen Schicksals und dem         Erzählungen immer wieder, und immer         kehrt: Er sagt JA
zwar oft verständlichen, aber nicht im-    neu sehr gerne. Diese Menschen bewe-        zu Gebrochen-

                                                                                                                             werden
mer hilfreichen Schrei nach Heilung ei-    gen mich.                                   heit, Scheitern,
nen dritten Weg geben muss. Ich glaube,                                                Ohnmacht, End-
es ist das Einstimmen und sich Einklinken  Kannst du uns ein Beispiel nennen           lichkeit, Bedürf-
in das grosse und ungeteilte JA Gottes zu  und aufzeigen, was wir von diesen           tigkeit. Er sagt so           Lebensverändernder Aufbruch
                                                                                                                       in einer unperfekten Welt
Schwäche und Verletzlichkeit.              Menschen lernen können?                     sehr ja, dass er
                                           Es werden acht Menschen bzw. Gruppen sich entscheidet,
Für wen hast du dieses Buch geschrie- von Menschen beschrieben. Vor jeder              genau darin zu
ben? Wer sollte es unbedingt lesen?        einzelnen Person habe ich sehr grossen      wohnen. Jemand sagte: Er nahm Woh-
Das Buch ist für uns alle geschrieben,     Respekt. Die beiden ersten Beispiele han- nung im Feuerofen dieser Welt. Da ist er
wenn ich das so sagen darf. Wir alle, aus- deln von stark beeinträchtigten Kindern     «zuhause», nicht in unserer scheinbaren
nahmslos, kennen das Scheitern, ken-       bzw. deren Mütter und Väter. Den Müt-       Stärke, unserer äusseren Grösse, unserer
nen Verlust, kennen Beeinträchtigung,      tern gelingt es, gerade in dem Schweren, bestechenden Brillanz.
kennen Verletzlichkeit und kennen Ein-     immer neu den Schatz zu sehen und zu
brüche – wenn nicht selbst, so doch        entdecken, der manchmal – bildlich ge-      Weiter schreibst du über das Glück,
aus dem Umfeld. Unsere Gemeinden           sprochen – hinter zwei oder drei oder       verletzlich, schwach und begrenzt sein
und unsere Gesellschaft brauchen nach      vier Vorhängen verborgen liegt. Genau       zu dürfen. Wie kommst du zu dieser
75 Jahren des «immer schneller, besser,    dies ermöglicht Anna und Raphael eine       schon fast provokativen Aussage?
schöner» ein Innehalten und so etwas       je völlig verblüffende Entwicklung, so      Stell dir nur für einige Sekunden eine
wie eine Erneuerung des Umgangs mit        dass Raphael etwa sagen kann: «Ich habe Welt ohne Schwäche und Verletzlich-
Schwäche und Verletzlichkeit. Meine Ah- weiss Gott die weltbeste Familie … Ich         keit vor. Was würde uns abgehen und
nung: Solange wir Schwäche ablehnen        habe die weltbesten Eltern abbekom-         verwehrt sein? Beispiel 1: Wir wären im
und nur als auszurottendes und aus-        men, da bin ich sicher.»                    Handumdrehen beziehungs- und ge-

                                                                                                           Glaube und Behinderung | Info 1/2021   5
Positiv! - Glaube und Behinderung
GEISTLICHER INPUT

                        meinschaftslos. Denn Stärke verbindet        Das Nächste: Ähnliches gilt meinem Um-       Der eigentliche Höhepunkt deines
                        nie. Was verbindet ist die Schwäche          feld gegenüber. Darf auch mein Umfeld        Buches ist aber dein Traum. Ähnlich
                        und der gemeinsame Umgang damit.             sein wie es ist? Dürfen meine Nächsten       wie Martin Luther King bei seiner
                        Beispiel 2: Wir würden Gott schnell los,     eigenartig, unvollkommen, unverständ-        berühmten Rede («I have a dream
                        eben Gott-los. Er wählt sich Schwach-        lich sein? Ich übe auch hier. Pestalozzi     …»), verlässt du quasi dein Manu-
                        heit als sein bevorzugtes Zuhause. Dies      meinte einst: «Verändern kann ich nur,       skript und schreibst deinen Traum
                        ist unser Glück. In Schwachheit werden       was ich liebe.» – In meinen Worten: Ver-     nieder (Seite 7). Wo sollen wir anfan-
                        wir gesehen. In Schwachheit werden wir       ändern lässt sich nur, was ich ungeteilt     gen, damit dieser Traum Wirklich-
                        vom Höchsten besucht. Im Schwachen           bejahe, auch in seiner vielleicht schrägen   keit wird?
                        erweist er sich als stark. Glück ist nicht   und befremdenden Eigenart. Dieses JA         Ich befürchte, dass wir in den vergange-
                        Freiheit von Begrenzung, sondern beja-       verändert in ungeahnter Weise.               nen vierzig Jahren (fast) verlernt haben,
                        hender und befreiter Umgang mit Be-                                                       überhaupt zu träumen und Träume mit-
                        grenzung. Glück ist, in Begrenzungen zu    Unser Anliegen von Glaube und Be-              einander zu teilen. Wir verbohren uns
                        einem JA finden zu dürfen.                 hinderung ist es, das Zusammen-                in der Gegenwart und verlieren die Vor-
                                                                   leben von Menschen mit und ohne                stellungen vom Kommenden. Wo immer
                        Wie kann es uns nun gelingen, die-         Behinderung in den Kirchen und Ge-             wir das Kommende schauen dürfen, und
                        ses JA von Gott zu unserem Leben           meinden zu fördern. Könnte uns da-             Gott gibt uns in seinen Verheissungen
                        anzunehmen und zu einem JA-Men- bei unsere Entwicklung zum JA-Men-                        genügend «Traum-Stoff», wird uns allen
                        schen zu werden? Welches sind die          schen behilflich sein?                         schnell deutlich, wo und wie jede und
                        wichtigsten Übungsfelder in unse-          Ich hoffe sehr. Und ich glaube sehr, dass      jeder Einzelne von uns nächste Schritte
                        rem Leben?                                 Gemeinden im 21. Jahrhundert lernen,           gehen kann. Weil Kinder, die jetzt gebo-
                        Mein urpersönlich grösstes Übungsfeld      dass das «immer besser, schneller, schö-       ren werden, vermutlich den Beginn des
                        besteht im bedingungslosen JA zu Gott      ner» auf Kosten der nicht ganz so Schnel-      22. Jahrhunderts erleben werden, sollten
                        und seinen Wegen mit mir. Es fordert       len und Fähigen für die Gemeinde Jesu          wir es wagen, Vorstellungen über diese
                        mich täglich total heraus, Gott zu «er-    nicht wirklich tauglich ist. Im Tiefsten       Zeitspanne zu gewinnen. Für mich die
                        lauben», dass er so sein darf wie er ist   wird es darum gehen zu erkennen, dass          zentralen Punkte: Hoffnung gerade in
                        und dass er so handeln darf, wie er es für wir alle, auch als Gemeinde, begrenzt          aller Schwäche und Gebrochenheit. Ich
                        richtig empfindet. Ehrlich gesagt habe     sind, dass unsere Erkenntnis Stückwerk         selber möchte ein Hoffnungsmensch
                        ich manchmal etwas andere Gedanken:        ist und dass Gott gerade «im Schwachen         mit einem ungeteilten JA sein, eben
                        Wieso geht es nicht vorwärts? Wieso        mächtig ist». Ich empfinde dies nach 75        «chronisch hoffnungsvoll», wie Glaube
                        muss ich diesen Umweg machen? Wieso Jahren der unaufhaltsamen Optimie-                    und Behinderung in Anlehnung an Ker-
                        kann Gott diesen oder jenen Menschen       rungsbemühungen ein Jahrhundertpro-            stin Wendels Buchtitel immer wieder be-
                        nicht eine Spur mehr «in mein Bild» ver-   jekt: Die Zukunft gehört dem JA auch           tont. Was macht uns glücklicher als dies,
                        wandeln? Es fordert mich heraus, Gott      zum Schwachen und Begrenzten. Hier             auch in einer gebrechlichen und verletz-
                        voraussetzungslos zu bejahen. Ich übe es. lässt sich atmen, aufatmen.                     lichen Welt, von der wir Teil sind?

                          Dr. Markus Müller studierte Heilpädagogik, Erziehungswissenschaft und Anthropo-
                          logie. 1986 promovierte er in Behindertenpädagogik an der philosophischen Fa-
                          kultät in Fribourg/Schweiz. Er war während zehn Jahren Direktor der Pilgermission
                          St. Chrischona/Chrischona International. Seit April 2012 arbeitet er als Heimpfarrer
                          im Zentrum Rämismühle bei Winterthur. Er ist Autor von mehreren Büchern rund
                          um die Themen des Älterwerdens und der Zukunft.
                          «Mit 24 Jahren war mir klar: Es ist nicht entscheidend, was ich machen werde, sondern
                          in welcher Grundhaltung ich mein Leben gestalte. Hauptsache, ich bin ein Mensch der
                          Hoffnung und des JA.»

                    6   Glaube und Behinderung | Info 1/2021
Positiv! - Glaube und Behinderung
GEISTLICHER INPUT
                   «Ich habe einen Traum»
                              MARKUS MÜLLER IN SEINEM NEUEN BUCH «EIN JA-MENSCH WERDEN»

Ich habe den Traum vom JA in dieser          Ich habe einen Traum vom ganzen JA           Welt des Politischen. Ich träume davon,
Welt. Ich habe den Traum, dass eines         des Menschen zum ungeteilten JA Got-         dass wir als Freunde keinen gemeinsa-
Tages die Christen in der Öffentlichkeit     tes. Ich habe einen Traum von einem          men Feind benötigen. Ich träume vom
nicht mehr als die von gestern gelten,       ehrlichen, wahren, wahrhaftigen, nicht       verbindlichen und ganzen JA zueinan-
sondern als die von morgen. Ich habe         gemachten, nicht vordergründigen,            der, auch wenn meine Erwartungen an
den Traum, dass man uns nicht mehr als       nicht bloss scheinbaren JA von uns Men-      den andern nicht erfüllt werden. Ich
Menschen des NEIN’s, sondern als Men-        schen zu Gott. Ich habe einen Traum,         träume vom sich verschenkenden JA in
schen des JA kennt und wahrnimmt. Ich        in dem sich Menschen helfen, nicht in        einer Welt des NEIN’s.
habe den Traum, dass wir zuerst wissen       erster Linie Not und Leidvolles zu besei-
und davon reden, wofür wir sind und          tigen, sondern Gott in seinem JA zum         Ich habe den Traum vom verlässlichen,
nicht wogegen wir sind. Ich habe den         gebrochenen, zerbrechlichen, geschei-        ungeteilten, getrosten JA zum nicht ver-
Traum, dass in 90 % unserer Gespräche        terten, ohnmächtigen, schwachen Le-          fügbaren, unendlichen liebenden Gott,
das JA aufleuchtet – so hell, dass das       ben zu lieben – mit ganzem Herzen, mit       vom JA zu uns selber, vom JA zu unserem
NEIN bloss wie eine Erscheinung am           ganzer Seele, mit ganzem Verstand und        Miteinander in einer entgrenzten, vom
Rande dasteht.                               mit aller Kraft.                             Kontrollwahn diktierten, gar ins Marty-
                                                                                          rium treibenden, manchmal in den Ab-
Ich träume davon, dass Menschen von          Ich träume davon, uns gegenseitig so         grund starrenden Welt. Ich habe den
ganzem Herzen zu ihren Grenzen stehen        zu beJAhen wie wir sind – in aller Un-       Traum vom JA zu unserer ureigenen Un-
und stehen dürfen. Ich träume davon,         vollkommenheit und Gebrechlichkeit.          vollkommenheit, zu unserem Unwissen
dass sie in und mit diesen Grenzen, in und   Ich träume davon, dass niemand etwas         und zu unserer Unfähigkeit, diese Welt
mit ihren Schwächen, ihren Brüchen, ihrer    sein muss, was er nicht ist. Ich träume      in den Griff zu bekommen. Ich habe den
Ohnmacht, ihrem Scheitern, ihren Nie-        davon, dass wir die Kostbarkeit eines        Traum von einem unzerbrechlichen Ver-
derlagen, ihren Krankheiten, ihrem Leid,     jeden Menschen, nicht bloss sein Äus-        trauen, dass Gott nichts entgleitet, dass
ihrem Schmerz und ihren Verletzlichkei-      seres, sehen. Ich träume davon, dass         wir Menschen bei ihm nie zu kurz kom-
ten in der Mitte der Kirche zuhause sind.    jede Meinung, jede Anschauung, jeder         men und er in und durch seine Liebe al-
Ich träume davon, dass der Gedanke, als      Blickwinkel Raum bekommt, gesehen            les zum guten Ziel führt. Ich habe den
betroffener Mensch mit derartigen Eigen-     und gehört zu werden. Ich träume da-         Traum, dass wir uns in der anlaufenden
schaften in der Kirche keinen Platz zu ha-   von, dass wir Vorreiter in der Meinungs-     und nicht der ablaufenden Geschichte
ben keine Sekunde aufkommt und keine         freiheit sind – in der Familie, in der Ge-   zuhause wissen. Darin lieben wir das Le-
Sekunde Raum hat, sich zu verfestigen.       meinde, in der Arbeitswelt und in der        ben, weit mehr als das Erlebte.
Positiv! - Glaube und Behinderung
THEMA

                   Mirjam – die mutige Schwester
                              frei nach 2. Mose 2, 1–10 und 2. Mose 15, 1–21
                                                                    VON HELEN BIRCHER

            Mirjam spielt auf dem Tamburin.

                                                                                                       «Ich muss ihn doch wieder zu Mutter
                                                                                                       nach Hause bringen, wenn es Zeit ist, ihn
                                                                                                       zu stillen! Die dürfen ihn doch jetzt nicht
                                                                                                       einfach mitnehmen! Woher sollte er denn
                                                                                                       seine Milch bekommen?»

                                                                                                       Heute noch, so viele Jahre später, be-
                                                                                                       ginnt Mirjams Herz bei dieser Erinne-
                                                                                                       rung schneller zu schlagen. Sie wundert
                                                                                                       sich über den Mut, den ihr Gott damals
                                                                                                       schenkte – ihr, die sie nicht mehr war als
                                                                                                       ein hebräisches Mädchen mit dem ver-
                                                                                                       zweifelten Herzen einer Schwester. Sie
                                                                                                       wuchs über sich hinaus, als sie ihren si-
                                                                                                       cheren Platz im Schutz des Schilfes ver-
                                                                                                       liess, sich vor die Tochter des Pharaos
                                                                                                       hinstellte, um dieser ein Angebot zu ma-
                                                                                                       chen, nachdem die noblen jungen Da-
                                                                                                       men sie neugierig gemustert hatten. Es
                                                                                                       konnte nur Gott, der Herr, gewesen sein,
                                                                                                       der ihr in diesem Moment die richtigen
                                                                                                       Worte in den Mund legte. So schlug sie
                                                                                                       der erstaunten Pharaonentochter vor, den
            «Mein kleiner Bruder …», denkt Mirjam        neugeborenen Sohn. Die Mutter weinte          hungrigen kleinen Jungen zu einer he-
            und ein Lächeln huscht über ihr Ge-          oft, weil sie fürchtete, der Pharao würde     bräischen Amme zu bringen, die ihn stil-
            sicht, während sie Mose aus einiger Ent-     seine Leute schicken, um ihren Jüngs-         len könne. Dass sie dabei an die Mutter
            fernung voller Stolz betrachtet. Er steht    ten zu töten. Diese Angst wurde so gross,     des Kleinen dachte, die auch ihre eigene
            mitten in einer grossen Schar Menschen,      dass sie eines Tages einen Korb aus Schilf-   war, behielt sie für sich.
            mit denen er schon so lange unterwegs        rohr flocht, diesen mit Pech wasserdicht
            ist. Gemeinsam loben sie Gott, mit dem       verklebte und den Kleinen hineinlegte.        Versonnen steht Mirjam da. Ihr Blick ruht
            sie eben erst ein gewaltiges Wunder er-      Mirjam begleitete ihre Mutter, als diese      immer noch auf Mose. Sie staunt einmal
            lebt haben. Der Herr hat sie unbeschadet     mit dem Korb in ihren Armen zum Ufer          mehr über die wunderbare Wendung, die
            durchs Schilfmeer geführt und vor den        des Nils lief und ihn dort im Schilf ver-     sein Leben damals nahm am Ufer des Nils.
            Ägyptern gerettet.                           steckte. Mirjam war untröstlich. Sie blieb    Ihr kleiner Bruder durfte in den Palast ein-
                                                         in seiner Nähe und liess ihn nicht aus den    ziehen um Jahre später das Volk Israel aus
            «Gott hat mich wieder einmal teilhaben       Augen. Als sie eine Gruppe schön geklei-      Ägypten herauszuführen.
            lassen an einer seiner grossartigen Ta-      deter junger Frauen näherkommen sah,
            ten. Und wieder ist mein Bruder eine der     rührte sie sich nicht und traute sich kaum    Mirjam fühlt eine grosse Dankbarkeit in
            Hauptpersonen in diesem Geschehen ge- zu atmen.                                            sich aufsteigen. Sie kann nicht anders als
            wesen. Er ist jemand ganz Besonderes!»                                                     nach ihrem Tamburin zu greifen, zu singen
            Mirjam hatte es schon damals gespürt, als So wurde sie Zeugin, wie die Tochter des         und zu tanzen. Sie nickt den Frauen in ih-
            er geboren wurde …                           Pharaos den Korb aus dem Schilf holen         rer Nähe aufmunternd zu, und eine nach
                                                         liess. Mirjam konnte die aufgeregten Stim-    der anderen lässt sich von der Freude an-
            Oh, wie hatte sie sich gefreut über ihr Brü- men der Frauen hören und verstand im-         stecken. Sie stimmen mit ein in Mirjams
            derchen! Leider währte das Glück nicht       merhin so viel, dass diese ihren kleinen      Gesang, klatschen in die Hände und be-
            lange. Die Eltern waren in Sorge um ihren Bruder mitnehmen wollten in den Palast.          wegen sich im Rhythmus des Liedes.

        8   Glaube und Behinderung | Info 1/2021
Positiv! - Glaube und Behinderung
THEMA
                                                                                                                                                       THEMA
                         Ein guter Kaffee,
                      aber bitte ohne Mitleid!
                        EIN GESPRÄCH MIT HELENA MIETHLICH, AUFGEZEICHNET VON SIMONE LEUENBERGER

Ein Blick auf die Uhr. Das Postauto wird        «Warum ich?». Ich versuche dann, mich zu       Für einen feinen Kaffee ist Helena keine
gleich kommen. Ich muss mich beeilen.           Gott zu wenden und mich im Gebet an            Reise zu weit.
Ich bin kaum zur Tür raus, tönt es auch         ihn zu richten. Habe ich Schmerzen und
schon so: «Warum bisch mi nid ko ab-            bin ich krank, dann spreche ich nicht mehr
hole?» Helena fuchtelt zur Begrüssung           viel und ziehe mich zurück.»
mit ihrem Stock. Auf eine herzliche Umar-       «Warum denn? Brauchen wir nicht gerade
mung verzichten wir und den Kaffee trin-        in dieser Zeit Leute, die uns unterstützen?»
ken wir nun halt draussen. Es ist alles et-     frage ich zurück.
was anders seit gut einem Jahr.                 «Wer mich gut kennt, merkt, ob es mir gut
                                                geht oder nicht. Diese Menschen fragen
Helena und ich kennen uns mittlerweile          dann auch nach. Es gibt andere Leute,
schon lange. In den Interlaken-Ferien von       die denken ich sei ein «Luftibus», also ein
Glaube und Behinderung haben wir uns            leichtfertigter, unbekümmerter Mensch.
kennen gelernt. Nach und nach ist eine          Vielleicht ist das Teil meiner Lebensstra-
Freundschaft entstanden. Eine Freund-           tegie. Mit Mitleid habe ich nämlich Mühe.
schaft mit örtlicher Distanz: Helena in         Dem weiche ich aus. Ich schätze aufrichtige
Bülach, ich in Uettligen bei Bern. Zwei         Leute. Mit oberflächlichem Anteilnehmen
Stunden Reisezeit liegen zwischen uns.          kann ich nichts anfangen. Das ist respekt-
Für Helena aber kein Grund, auf einen           los. Eine ernst gemeinte Ermutigung hinge-
Kaffee in Uettligen zu verzichten.              gen tut gut. Auch in der schwierigsten Situ-
                                                ation darf ich Hoffnung haben. Nach dem
«Positiv? Gaht’s no! Hast du kein aufer-        grössten Regen erscheint ein Regenbogen
bauenderes Thema bereit?» So, wie He-           am Himmel und die Sonne kommt wieder.     Und ich hoffe, dass Gott mir noch lange
lena geht es wohl uns allen im Moment.          Das ist Gottes Geschenk.                  die Kraft dazu schenkt. Und die Augen
Der Begriff «positiv» hat seine «Positivität»                                             und das Herz, um zu merken, wie ich dazu
verloren. Doch nur auf den ersten Anlauf.   Helena ist viel unterwegs. Immer wieder fin- beitragen kann, dass es Menschen besser
Kurz darauf findet er zu seiner Berufung    det sie Menschen, die ihre Hilfe brauchen.    geht. Das tut dann auch mir so gut.»
zurück. Helena ergänzt: «Positiv sind für   Ich gehöre auch dazu – merci, Helena! Und
mich ein schöner Tag, ein lieber Besuch     immer ist sie zur Stelle. Gehört auch das zu Genau diese Hilfsbereitschaft brachte He-
und überhaupt das Leben. Es ist ein Ge-     ihrer Lebensstrategie? Ist die Hilfsbereit-   lena vor Jahren in Kontakt mit Glaube und
schenk von Gott. Ich lache gerne, ich ge-   schaft ein Schutz, um nicht in einer Nega-    Behinderung: «Zuerst war ich als Begleitper-
niesse die Alltagsgeschenke wie ein Spa-    tivspirale zu landen, ein Instrument, um sich son mit dabei. Kurz darauf wurde ich schwer
ziergang oder eine Tasse feinen Kaffee.»    abzulenken? Helena meint dazu: «Bei mir ist krank. Bei Glaube und Behinderung fühlte
«Und dazu ein Butterbrot?» werfe ich ein.   das nicht so. Es macht mir einfach Freude,    ich mich auch krank herzlich willkommen.
«Ja!» Helena strahlt. «Und wenn mir die-    wenn ich mit meinen wenigen Ressourcen Das tut dem Herzen gut. Ich gehöre dazu.
ses sogar noch jemand streicht, bin ich     jemandem aus der Patsche helfen kann.         Gott hat mir diese Tür geöffnet. Ohne meine
im siebten Himmel. Ich freue mich, wenn     Manchmal braucht es so wenig, um Leuten Hilfsbereitschaft hätte ich Glaube und Be-
Leute meine Positivität sehen. Es ist ange- zu helfen. Da war zum Beispiel dieser Fami- hinderung wohl nicht kennen gelernt. Gott
nehmer, mit positiven Leuten unterwegs      lienvater. Ich habe ihn zum Hausarzt beglei- macht solche Wege möglich und gibt mir
zu sein.»                                   tet und das Gespräch in seine Mutterspra-     dadurch sehr viel zurück. Glaube und Behin-
                                            che übersetzt. Nun geht es ihm und damit derung wurde für mich zur Familie.»
Helena ist eine Frohnatur. Wer mit ihr un-  auch seiner Familie schon deutlich besser.
terwegs ist, verspürt keine Langeweile. He- Für mich ist es eine grosse Freude.»          Der Kaffee ist getrunken, das Butterbrot
lena ist immer für ein Abenteuer zu haben.                                                gegessen. Das Postauto hat Helena wieder
Gibt es auch Momente, in denen sie ihre     Etwas nachdenklich fährt sie weiter: «Ich     abgeholt. Meine Gedanken drehen sich
positive Lebenshaltung verliert?            suche mit meiner Hilfsbereitschaft keine      noch um falsches Mitleid, Hilfsbereitschaft
«Wenn ich krank bin, kommen schon auch Dankbarkeit. Für mich ist es einfach selbst- und Gottes Wirken in und mit uns Men-
Gedanken wie ‹Nicht schon wieder!› und      verständlich zu helfen, wenn ich kann.        schen. Danke Helena!

                                                                                                            Glaube und Behinderung | Info 1/2021   9
Positiv! - Glaube und Behinderung
THEMA

                                            «Gott ist immer da!»
                                            Ein Gespräch mitten im Corona-Alltag
                                              mit Familie Feuz aus Grindelwald
                                                                    VON SUSANNE FURRER

                                                      ee   Schuss zu halten. Beni arbeitet als Elek-   Gibt es trotzdem auch positive Seiten?
                         Familie Feuz am Oeschinens
                                                           triker zu 50 % hier im Ort. Dazu kommt      Die Zeiten als Familie waren intensiver.
                                                           die Betreuung von Nathanael sowie die       Auf Spaziergängen oder rund ums Haus
                                                           Mitarbeit in unserer Gemeinde, dem EGW      haben wir plötzlich die kleinen Dinge be-
                                                           Grindelwald.                                wusster wahrgenommen. Wie zum Bei-
                                                                                                       spiel eine Amselfamilie, die wir im ersten
                                                           Nathanael hatte kürzlich eine Opera-        Lockdown beobachten konnten. Im Spi-
                                                           tion und ist nun in der Reha. Was hat       tal waren weniger Patienten. So durften
                                                           sich dadurch für euch verändert?            wir uns in einem Einzelzimmer einrichten,
                                                           Das Organisieren bleibt. Doch unter der     was ein riesiges Geschenk war. Und posi-
                                                           Woche haben wir Eltern mehr Zeit, um        tiv ist vor allem, dass wir bis jetzt gesund
                                                           auch einmal einen Spaziergang zu ma-        bleiben durften.
                                                           chen, Schlitteln oder Skifahren zu gehen.
                                                           Dazu kommen die Fahrten am Freitag        Wie gelingt es euch, positiv zu
                                                           und Sonntag zu Nathanael nach Affoltern bleiben und hoffnungsvoll in
                                                           am Albis, hin und zurück versteht sich.   die Zukunft zu blicken?
                                                                                                     Diese von Einschränkungen geprägte
                                                           In welcher Form schränkt euch             Zeit hat unsere Gewissheit gestärkt, dass
                                                           die Pandemie ein?                         Gott in jeder Lage an unserer Seite ist.
                                                           Am spürbarsten ist die Tatsache, dass wir Wir haben auch neu gelernt, dankbar zu
             Vor rund zehn Jahren besuchten Nata-          kaum zu Besuch gehen und auch kaum        sein für die guten Gaben und schönen
             lie und Beni Feuz zusammen mit ihrem          selbst Besuch empfangen. Durch die        Momente, welche Gott uns schenkt.
             Sohn Nathanael erstmals einen Fami-           Kontaktbeschränkung können wir nur
             lientag. Nathanael ist heute 15 Jahre         wenig Hilfe von Freunden und der Fami- Ändert die Pandemie etwas an
             alt und besucht die Heilpädagogische          lie in Anspruch nehmen. Auch das Über- eurem Glaubensleben bzw. an
             Schule in Interlaken. Als Nathanael zwei      nachten oder Besuche bei Freunden, wel- eurer Beziehung zu Gott?
             Jahre alt war wurde bei ihm eine cere-        che in der Nähe von Affoltern wohnen,     Wir durften die Erfahrung machen, dass
             brale Bewegungsstörung festgestellt.          war wegen der Pandemie nicht möglich. Gott uns niemals im Stich lässt. Es lohnt
             Dazu kamen epileptische Anfälle, die          Schön wäre es, auf der Rückreise von Af- sich, ihm zu vertrauen. Den folgenden
             nun aber seit einigen Jahren nicht mehr       foltern irgendwo etwas essen zu gehen.    Vers haben wir im Dezember 2019 als Los
             aufgetreten sind.                             Aber das müssen wir verschieben. Für      gezogen. «Ich lasse dich nicht im Stich,
                                                           Nathanael ist das Tragen der Maske eine   nie wende ich mich von dir ab.» Josua
             Wegen der ansteckenden Fröhlichkeit           grosse Einschränkung. Und dann hat er     1,5b. Nathanaels Haltung zu dieser Frage
             von Feuzes macht es Sinn, gerade mit ih-      auch seine Freunde schon lange nicht      ist glasklar: «Nein, es hat sich nichts geän-
             nen für diese Ausgabe der Infozeitschrift     mehr gesehen.                             dert. Gott ist immer da.»
             ein Interview zu führen.
                                                           Was ist belastend?                          Worauf freut ihr euch,
             Vielen Dank liebe Familie Feuz,               Wir sind uns täglich bewusst, dass wir      wenn dann mal alles vorbei ist?
             dass ihr uns einen Einblick in euer           nicht krank werden sollten, damit Na-       Wir freuen uns auf Ferien – am liebs-
             Leben gebt. Wie sieht euer Familien-          thanaels Therapie nicht beeinträchtigt      ten ohne Einschränkungen. Wir hoffen
             alltag aktuell aus?                           wird. Auch sollten wir nicht irgendeine     auch, bald wieder mehr persönliche Kon-
             Der Alltag ist geprägt vom Organisieren       Krankheit in die Reha-Klinik bringen.       takte haben zu können, die Familie und
             der vielfältigen Aufgaben. Da sind ein-       Diese Verantwortung zu tragen, kann         Freunde zu besuchen und auch Gäste
             mal die drei Ferienwohnungen, die wir         manchmal schon belastend sein.              zu uns einzuladen. Nathanael freut sich
             vermieten. Es gilt die Reservationen zu                                                   vor allem auf lange Ferien und ein Glacé-
             managen, die Übergaben sicherzustel-                                                      Fest. Das haben wir uns vor der Opera-
             len und auch sonst die Wohnungen im                                                       tion als Ziel gesetzt.

        10   Glaube und Behinderung | Info 1/2021
MOLDAWIEN-NEWS
                                                                                                                                                              THEMA
     Hoffnungspakete in grosser Not
                                                 AUTORENTEAM VON OM MOLDAWIEN

Vor vielen Jahren hat Bruder Dima mit          der Pandemie wurden diese Menschen            auf die sich alle gefreut hatten. Anstelle
seiner Assistentin Anastasia in Moldawien      regelmässig besucht und unterstützt. Als      der Feier konnten wir mit dem erhaltenen
eine Arbeit aufgebaut, um Menschen mit         aber die Pandemie begann, wurden diese        Geld von OM fünfzig Pakete mit verschie-
Behinderungen in ihrer Not zu helfen.          Besuche eingestellt, weil die Menschen        denen Lebensmitteln wie Reis, Buchwei-
Zweimal pro Jahr lädt er sie in ein Ferien-    Angst hatten, das Virus zu bekommen und       zen, Zucker, Makkaroni, Bohnen, Fischkon-
camp ein und ermöglicht ihnen so eine          es an schutzbedürftige Menschen weiter-       serven usw. kaufen. Wir besuchten die
Zeit des Auftankens und der Gemein-            zugeben. Aufgrund der Einschränkungen         Menschen zu Hause und ermutigten sie.
schaft mit Gott und anderen Menschen.          konnte Dima auch keine Versammlungen          Die Leute warteten auf uns, obwohl unser
Die Arbeit ist Teil der weltweiten Aktivitä-   abhalten. In den Dörfern auf dem Land         Besuch nicht angekündigt war. Die Men-
ten von OM.                                    war es besonders schwierig. Von den Be-       schen waren sehr glücklich und dankbar
                                               hörden wurden wir in letzter Zeit gut un-     für die Lebensmittel. Die vielen Tränen
Während der Corona-Pandemie erhielt            terstützt. Wir wurden gefragt, welche Hilfe   waren Ausdruck der Freude darüber, dass
Dima viele Anfragen für Unterstützung          in der Pandemie benötigt wird. Leider         sie nicht allein sind und dass der Rest der
von Menschen mit Behinderungen. Vor            mussten wir die Weihnachtsfeier absagen,      Welt sie nicht vergessen hat.

Tatjana                                                              Vasile

Tatiaja hat es schwer, weil sie mit Kinderlähmung und Epilepsie      Vasile wurde geboren, wobei ein Bein länger war als das an-
lebt. Sie und ihr Mann, der ebenfalls eine Körperbehinderung         dere. Deshalb war es für ihn schwierig, Arbeit zu finden. Er hei-
hat, wohnen in einer Einzimmerwohnung im vierten Stock.              ratete Elena, mit der er seit mehr als 20 Jahren zusammenlebt.
Sie haben keine Kinder. Im Winter ist es für sie schwieriger,        Später erkrankte er an Diabetes. Im Laufe der Jahre hat sich die
weil ihre Rente zusammen 1800 Lei beträgt und sie ungefähr           Situation so weit verschlechtert, dass sie eines Tages sein Bein
1000 Lei pro Monat allein für die Heizung bezahlen müssen. Es        amputieren mussten. Nur einen Monat nach der Operation
bleiben ihnen nur noch 800 Lei um die anderen Rechnungen,            hatte er aufgrund der Blutgerinnsel einen Herzinfarkt, wodurch
das Essen und die Medikamente zu bezahlen. Tatianas epilep-          er die Kontrolle über die linke Seite seines Körpers verlor. Lena
tische Anfälle treten häufiger auf. Weil man sie im Spital nicht     kümmert sich alleine um ihren Ehemann und um sich selbst. Im
behandeln will, müssen sie sich oft Geld ausleihen, um eine          Winter ist es für beide sehr schwierig, mit einer Rente von 1000
Krankenschwester oder einen Arzt für die Injektion zu bezah-         Lei zu leben. «Dieses Lebensmittelpaket ist Gottes Barmherzig-
len, die sie benötigt.                                               keit für uns», sagte Elena.

                                        SPENDEN

      Zweckgebundene Spenden für Menschen mit Behinderungen
      in Moldawien nehmen wir gerne auf unserem Konto
      IBAN CH23 0900 0000 8568 5611 9 entgegen (Vermerk «Moldawien»).
      Vielen herzlichen Dank!

      Weitere Informationen sowie Videofilme auf gub.ch                                                   Glaube und Behinderung | Info 1/2021   11
INKLUSION

                                          Auf ein «Schwätzchen»
                                           mit den Gehörlosen
                             Interview mit Claudia Vrijhof, der Verantwortlichen
                                für die Gehörlosen-Community des ICF Zürich
                                                            DIE FRAGEN STELLTE MARKUS ZUBERBÜHLER

                 Claudia Vrijhof übersetzt eine Predigt in die Gebärdensprache.
                                                                                                           Sie haben sogar eine «Gehörlosen
                                                                                                           Community» im ICF Zürich. Wie kön-
                                                                                                           nen wir uns diese Community am bes-
                                                                                                           ten vorstellen?
                                                                                                           Zurzeit besucht eine Gruppe von ca.
                                                                                                           zehn Personen regelmässig die Celebra-
                                                                                                           tions und trifft sich in einer Small Group
                                                                                                           (Kleingruppe). Klar werden die Beziehun-
                                                                                                           gen auch unter der Woche gepflegt. Je
                                                                                                           nach Anlass kann die Anzahl der Gäste
                                                                                                           auch stark variieren. Zum Beispiel zur
                                                                                                           Weihnachtsfeier oder bei den ICF Mu-
                                                                                                           sicals kommt oft eine ganze Schar von
                                                                                                           Freunden und profitiert davon, eine kul-
                                                                                                           turelle Veranstaltung mit Übersetzung
                 Die Förderung von inklusiven Kirchen ge- als ehrenamtliche Übersetzerin für Gebär- in Gebärdensprache zu besuchen. Diese
                 hört zu den strategischen Schwerpunkten densprache auf offene Türen. Ich fand eine lockere Gemeinschaft auch nach den Ver-
                 von Glaube und Behinderung. Vor einem Kultur, in der nicht nur Jesus Christus im          anstaltungen ist oft ein Highlight für die
                 Jahr haben wir das Thema in der Infozeit- Zentrum steht, sondern auch eine Offen-         Gäste. Eine Übersetzerin begleitete auch
                 schrift lanciert. Dass die Gemeinde Jesu     heit vorhanden ist gegenüber allen Men-      das letzte ICF Herbstcamp und ermög-
                 eine vielfältige Gemeinde ist, lesen wir in schen, egal von welcher Sprache oder mit licht so gemeinsame Ferienerlebnisse im
                 der Bibel. Inzwischen sind wir sogar ge-     welcher Geschichte. So bot sich die Gele-    Ausland.
                 setzlich dazu verpflichtet, Menschen mit     genheit, in der ICF Zürich Church die Cele-
                 unterschiedlichen Behinderungen den          brations (Gottesdienste) inklusive Worship Übernehmen die Gehörlosen auch
                 Weg in unsere Gottesdienste zu ebnen         auch für gehörlose Menschen zugänglich Aufgaben und Dienste in der Ge-
                 und sie am Gemeindeleben teilhaben           zu machen. Wir lieben es, die Celebrations meinde ausserhalb der Community?
                 zu lassen. Damit wir uns von guten Bei-      möglichst barrierefrei zu gestalten und      Ja, das passiert auch. Natürlich bedingt
                 spielen inspirieren und begeistern lassen neue kreative Wege zu gehen. So haben           es auf beiden Seiten Offenheit, ein wenig
                 können, starten wir in dieser Nummer         wir begonnen, diesen Bereich aufzubauen Flexibilität sowie eine Prise Humor. Am
                 eine Serie mit Porträts von Gemeinden,       und fortlaufend zu verbessern. Konkret       wichtigsten ist es, dass Berührungsängste
                 die sich auf den Weg zur inklusiven Ge-      bedeutet das, einen Sitzbereich für die      abgebaut werden. Wir hatten zum Bei-
                 meinde gemacht haben und über ihre Er- Gehörlosen zu reservieren, damit sie opti- spiel einen sehr begabten Fotografen,
                 folge und Herausforderungen berichten.       male Sicht auf die Übersetzerin und auf die der sich regelmässig im Fototeam enga-
                 Den Anfang machen wir mit dem ICF Zü- Bühne haben. Gute Lichtverhältnisse sind            gierte, eine Frau, die mit viel Begeiste-
                 rich und ihrer Gehörlosen-Community.         ebenso wichtig, um das Lippenlesen zu er- rung an der Kaffeebar mitarbeitet und
                                                              leichtern. Seit Corona bieten wir zusätzlich als Platzanweiserin an der Ladies Confe-
                 Markus Zuberbühler: Wie kam es               einen Livestream mit Übersetzung an. Auf rence mithalf. Oder ein junger gehörloser
                 dazu, dass das ICF Zürich die Predig-        YouTube existieren schon viele ICF Predig- Mann, der seine technischen Fähigkeiten
                 ten in Gebärdensprache übersetzt?            ten mit Gebärdensprache, sodass auch Ge- beim Livestream einfliessen lässt.
                 Claudia Vrijhof: Vor einigen Jahren, als ich hörlose, die nicht mobil sind, vom Ange-
                 neu in die ICF Celebrations kam, stiess ich bot profitieren können.

                                                                    Die ICF Church in Zürich ist eine freie, überkonfessionelle Kirche auf biblischer Grundlage.
            12   Glaube und Behinderung | Info 1/2021                                  ICF steht für International Christian Fellowship. Mehr Infos unter icf.ch
INKLUSION
Wie können die Gehörlosen gemein-            Wo kann man die Gebärdensprache
sam mit den Hörenden am Gemein-              lernen und sich für den Dienst in
deleben teilhaben?                           einer Gemeinde ausbilden lassen?
Über die Jahre trauen sich immer mehr        Am besten kontaktiert man die Christli-
hörende Besucher auf ein «Schwätzchen»       che Gehörlosen Gemeinschaft CGG, die
vorbei zu kommen. Es entstehen immer         mich sehr stark unterstützt hat, die Ge-       Nelly bei ihrer Taufe
mehr Kontakte zu Hörenden, die den Mut       bärdensprache zu lernen. Dort finden
haben Hallo zu sagen. Erstaunt stellen       sporadisch Ausbildungen speziell für den       «Seit letztem August besuche ich die
viele fest, dass die Gehörlosen fantasti-    kirchlichen Bereich statt und man findet       Gottesdienste des ICF und im letzten
sche Lippenleser sind. Die Freude über       Kontakt zu gehörlosen Christen.                November liess ich mich hier taufen.
die Kommunikation ist jeweils auf beiden                                                    Mir gefiel es von Anfang an sehr gut.
Seiten gross! Viele Hörende sind stark be-   Gibt es sonst noch Aktivitäten, um             Noch nie in meinem ganzen Leben
rührt, wenn sie Anbetung in Gebärden-        Menschen mit Beeinträchtigungen im             sind so viele Hörende auf mich zuge-
sprache sehen. Es zeugt einfach auch von     Gemeindeleben mit einzubeziehen?               kommen, um mit mir zu schwatzen. Wir
der Grösse und Vielseitigkeit unseres Got-   Ja, es ist unser Herzensanliegen, Unmög-       machen oft Witze und trinken zusam-
tes und seiner Kinder.                       liches möglich zu machen, wenn wir von         men Kaffee. Ich habe viele neue Leute
                                             einer Not hören. Da war zum Beispiel           kennengelernt. Zweimal wurde ich so-
Was braucht es für eine Gemeinde,            eine junge, erblindete Frau, die Anschluss     gar angefragt, ob ich in einem Team
die ihre Predigten in Gebärdenspra-          zur Jugendgruppe suchte. Sie wurde             mitarbeiten möchte. Einmal im Kaffee-
che übersetzen möchte?                       dann von einer Freiwilligen eins zu eins in    team und einmal im Begrüssungsteam.
Es braucht ein bis zwei Übersetzer/-in-      ein Youth Camp in Spanien begleitet und        Leider kam Corona dazwischen. Mit
nen, genug Licht, echtes Interesse für die   betreut.                                       der Maskenpflicht ist es für mich sehr
Gehörlosenkultur und die Bereitschaft,                                                      schwierig, den Leuten von den Lippen
manchmal eine extra Meile zu gehen.                                                         abzulesen. Aber ich freue mich auf die
                                                                                            Zeit danach. Ich möchte sehr gerne mit
                                                                                            Hörenden in einem Team sein.»

 In Italien den Sommer verlängern
          Neues Ferienangebot für die junge Generation –
       30. August bis 5. September 2021 in Verbania (Italien)
Aufgrund von Anfragen von jüngeren Men-      entfernt. Es ist bis auf die Kapelle im Un-
schen mit Beeinträchtigungen haben wir       tergeschoss vollständig barrierefrei und
uns entschlossen, ein neues Ferienangebot    verfügt über viele Zimmer (davon acht
zu entwickeln. Unter dem Titel «young@       rollstuhlgängig).
gub» findet diesen Herbst die erste Feri-    Entsprechend den Wünschen und
enwoche in Norditalien statt. Es soll eine   Möglichkeiten der Gruppe werden wir
inklusive Ferienwoche für Menschen mit       verschiedene Ausflüge in der Region
und auch ohne Behinderung bis zum Alter      machen. Von lauschigen Plätzen, Aus-
von ca. 35 Jahren werden. Möchtest du mit    sichtsbergen, geschichtsträchtigen Se-
coolen Leuten in einer nicht allzu grossen   henswürdigkeiten bis hin zu sportlichen
Gruppe den Sommer verlängern? Wir ha-        Aktivitäten ist vieles möglich.
ben ein stimmungsvolles Hotel in Verbania    Als roten Faden wird uns das Thema «Be-
am wunderschönen Lago Maggiore gefun-        ziehung und Freundschaft» durch die
den. Die ideale Kulisse für erlebnisreiche   Woche begleiten. Gemeinsam wollen wir
Ferien in guter Gemeinschaft.                in diese Thematik eintauchen und mehr
Das Hotel Chiostro, in dem wir unterge-      darüber erfahren, wie Christus Freund-
bracht sein werden, befindet sich nur        schaften lebte und wie Beziehungen an         Weiter Infos und Anmeldung über unsere
wenige Schritte von der Uferpromenade        Qualität gewinnen.                            Website gub.ch.

                                                                                                        Glaube und Behinderung | Info 1/2021   13
WETTBEWERB

                                                                               Kreuzworträtsel
                  Menschen mit einer Sehbehinderung fin-                                           In dieser Ausgabe zu gewinnen:                                                   So können Sie gewinnen:
                  den unter gub.ch/raetselseite eine digi-                                         Ein Hotel-Gutschein vom Verband Christli-                                        Senden Sie das Lösungswort bis zum
                  tale Version des Rätsels. In einer Word-Da-                                      cher Hotels VCH im Wert von 200 Franken.                                         31. Mai 2021 per Mail mit Betreff «Kreuz-
                  tei sind die Fragen aufgelistet, in einer                                        Der Gutschein kann in jedem VCH-Hotel                                            worträtsel» an info@gub.ch oder per Post
                  Excel-Datei können die Antworten einge-                                          eingelöst werden. vch.ch                                                         an Glaube und Behinderung, Parkweg 39,
                  tragen und das Lösungswort gefunden                                                                                                                               3053 Münchenbuchsee. Der/die Gewin-
                  werden.                                                                                                                                                           ner/in werden schriftlich benachrichtigt.

                  Einsetzen               Beliebtes                        Nicht jung    Fischöl                     Flussfisch                                     Weiblicher                Farbe           Dienstgrad
                                          GuB-                                                                                                                      Vorname                                   im Militär
                                          Reiseziel                                                                                                                                           Bibelteil
                                      1
                  Edelstück                                                                           24.Buchstabe
                  Fleisch
                                                                                                      Kompromiss-
                                                                                                      los                                                                     6
                  Fertig                                                   Lateinisch:                               Flugzeug
                  gekocht                                                  wieder
                                                      3
                                                          Stamm-                                                                                      CH-           Abkürzung                 Jurist
                                                          vater                                                                                       Fussballer,   New York
                                                                                                                                                      Gökhan

                  Knabbern                                                                            Elegant                                                                     Neues
                                                                                                                                                                                  Testament

                  Frist                                                                  Mobilfunk-   Goal           TV-Sender        Durchsichti
                                                                                         technik                                      ge Faser

                  Abkürzung                               Altes Fett                                                                                                Tennis-
                  aus der                                                                                                                                           verband
                  Küche                                   Halbkanton                                                                                                Abk. Waadt

                                          Schreiber                                                                                   Ort am
                                                                                                                                      Genfersee
                                                                                                                2                                                             7
                  modisch     Hühnerpro                                    verlangt
                              dukt
                                                                       4                                                                                                                                               5

                                                                                                                                  1               2             3             4           5               6            7

                      Hilfsmittel und Dienstleistungen für behinderte und betagte Menschen
                                    Hilfsmittel und Dienstleistungen für behinderte und betagte Menschen

                      – Pflegebetten
                      – Dusch- und Badehilfen
                      – Toilettenhilfen
                      – Scooter
                      – Rollstühle
                      – Rollatoren
                      – Aufsteh- und Ruhesessel

                      Hilfsmittel-Markt GmbH, Leenrütimattweg 7, 4704 Niederbipp, Telefon 032 941 42 52, info@hilfsmittelmarkt.ch, www.hilfsmittelmarkt.ch

             14   Glaube und Behinderung | Info 1/2021
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Gesucht:
Junge/r WG-Partner/in
mit kognitiver
Beeinträchtigung

Im Mai 2022 beziehe ich (männlich, Jg. 1999) eine neue
3.5 Zimmer-Wohnung im Spiegel b. Bern. Ich werde dort
erstmals selbständig aber betreut wohnen und suche noch
einen WG-Partner oder eine -Partnerin im Alter zwischen 20
und 30 Jahren.
Da ich frühmorgens zur Arbeit gehe, möchte ich mit jeman-
dem wohnen, der oder die auch eine Tagesstruktur hat.
Ich brauche punktuell Unterstützung, z.B. fürs Kochen, im
Haushalt oder abends …
In meiner Freizeit – wenn ich nicht gerade schwimme oder                                                         +41 79 436 74 93
Fussball spiele – mache ich sehr gerne Quizzes und Gesell-                                                   info@assist-admin.ch
schaftsspiele oder spiele im Garten Ping Pong oder Boccia.                                                   www.assist-admin.ch
Bitte melde Dich, falls Du interessiert bist, nicht rauchst und
keine Tierallergie hast (Hund/Katze).                             Sebstbestimmt wohnen mit geistiger Beeinträchtigung
Gerne lerne ich Dich unverbindlich kennen.                        Zusammen wohnen, aber nicht im Heim und doch
                                                                  betreut, mit bedarfsgerechter Unterstützung, evtl. mit
                                                                  Wohnschule.
Weitere Informationen: info@assist-admin.ch – 079 436 74 93       Eigenes Zimmer in einer Wohnung in belebtem Quartier
                                                                  mit Einkaufsmöglichkeiten, 8 Busminuten ab Bern Zentrum.
                                                                  Für jüngere Personen mit geistiger Beeinträchtigung,
                                                                  ab Frühjahr 2022.

                                                                  Kompetent und unkompliziert zu fairen Preisen.

                                                                          Ferien und Freizeit für Menschen
                                                                          mit Behinderungen

                                                                    Wir unterstützen Ferien und
                                                                    Freizeitaktivitäten des Vereins
                                                                    Glaube und Behinderung
                                                                   Besuchen Sie uns auf denkanmich.ch
                                                                                                                 Die Solidaritätsstiftung
                                                                    IBAN CH91 0900 0000 4000 1855 4              des SRF
      AGENDA 21/22

    12. Juni 2021                                    Familientag
                                                                                                                                      UNSER AUFTRAG

    17. bis 24. Juli 2021                            Ferienwoche in Interlaken                                       Unsere Grenzen sind bei vielen von uns sichtbar.
                                                                                                                     Diese wollen wir nicht verbergen, sondern dazu
    30. Aug. bis 5. Sept. 2021 young@gub Ferienwoche in Italien                                                      stehen. Wir achten als wertvolle Geschöpfe und
                                                                                                                     Bausteine im Reich Gottes.

    18. September 2021                               Begegnungstag in der EMK Männedorf                              Gott liebt jeden von uns ganz persönlich und hat
                                                                                                                     einen Plan für unser Leben. Dies gibt uns Hoffnung,
    29. bis 31. Oktober 2021                         Wochenende in Interlaken                                        die wir mit anderen Menschen teilen wollen.

    1. bis 12. Mai 2022                              Israelreise                                                     Wir leisten einen Beitrag, dass behinderte und
                                                                                                                     schwache Menschen ihren Platz in der christlichen
                                                                                                                     Gemeinde einnehmen und am Gemeindeleben mit
    16. Juni 2022                                    Fachtagung in Sursee                                            ihren Gaben teilhaben können.

     Details und Anmeldemöglichkeiten finden Sie auf
     unserer Website gub.ch.
                                                                                                                                      UNSER ANGEBOT
                                                                                                                     Ü Wir stehen hilfesuchenden Menschen bei
                                                                                                                       und vermitteln Fachorganisationen, damit
                                                       pencil-alt                                                      Ratsuchende spezifische Hilfe auf ihre Anliegen
                                                                                                                       erhalten.

                          SCHRIFTLICHE MITGLIEDERVERSAMMLUNG                                                         Ü Kirchen und Gemeinden erhalten von uns Bera-
                                                                                                                       tung und Begleitung beim Abbau von äusseren
                                                                                                                       und inneren Barrieren und bei der Förderung
                                                                                                                       einer inklusiven Gemeindekultur.
                                                                                                                     Ü Wir gestalten Gottesdienste, Konfirmanden-
                                                                                                                       unterricht und Seminare, bieten Unterricht an
                                                                                                                       theologischen Ausbildungsstätten an und halten
                                                                                                                       Referate an verschiedenen Anlässen zu Themen
                                                                                                                       rund um Behinderung und Inklusion.
                                                                                                                     Ü Unsere Angebote für Familien bieten Gemein-
                                                                                                                       schaft unter Eltern sowie Spass und Spiel für die
                                                                                                                       Kinder als Ermutigung für den oft beschwerlichen
      Auch in diesem Jahr ist unsere Mitgliederversammlung dem Coronavirus
                                                                                                                       Alltag.
      zum Opfer gefallen. Anstelle der Versammlung im TDS Aarau wurden die
      Vereinsgeschäfte auf dem Korrespondenzweg abgehandelt.                                                         Ü Wir organisieren inklusive Reisen und Wochenen-
      Die Jahresrechnung schliesst mit einem Betriebsgewinn von CHF 2 551.45                                           den mit geistlichen und seelsorgerlichen Ange-
      ab. Wir sind sehr dankbar, dass trotz Pandemie die Spendeneinnahmen                                              boten für und mit Menschen mit Behinderungen.
      leicht zugenommen haben. Es fällt jedoch auf, dass der Anteil der frei                                         Ü Alle zwei Jahre organisieren wir eine Fachtagung
      einsetzbaren Spenden zugunsten der gebundenen Spenden (z. B. für                                                 als Weiterbildung für Fachpersonen aus Medizin,
      Seelsorge und Moldawien) abgenommen haben. Im Weiteren wurde                                                     Pflege, Therapie, Beratung und Seelsorge.
      einer Anpassung der Statuten zugestimmt. Die Anpasseung wurde nötig,
      um auch in Zukunft das Gütesiegel des Ehrenkodex führen zu können.                                             Ü Seit mehreren Jahren unterstützen wir christliche
                                                                                                                       internationale Hilfsprojekte zugunsten von
                                                                                                                       Menschen mit Behinderungen.

IMPRESSUM
Glaube und Behinderung            Vorstand                          Druck
Info 1/2021                       Susanne Furrer, Präsidentin       Jordi AG Belp
Glaube und Behinderung            Christoph Marti, Vizepräsident    jordibelp.ch
Parkweg 39                        Susanne Cotti
3053 Münchenbuchsee               Simone Leuenberger                Bildnachweise
Telefon 079 102 56 79             Stefanie Ammann                   Titel: Mariusz Prusaczyk
info@gub.ch                       Lukas Bütikofer                   Seite 2: Benjamin Zuberbühler
gub.ch                                                              Seite 3 – 4: Markus Zuberbühler
                                  Konto                             Seite 8: Les petites soeurs de Jesus, Lausanne
                                                                                                                                        EHRENKODEX
Redaktionsteam und                Postkonto 85-685611-9             Seite 11: OM Moldawien
Lektorat                          IBAN CH23 0900 0000 8568 5611 9   Seite 12: ICF Zürich                                             Das unabhängige Gütesiegel der
Markus Zuberbühler, Helen         Glaube und Behinderung            Seite 13: ICF Zürich/Tourismusbüro Verbania                      Stiftung Ehrenkodex attestiert eine
Bircher, Simone Leuenberger,      3053 Münchenbuchsee               Rest: zVg
Lukas Bütikofer, Susanne Furrer
                                                                                                                                     umfassende Qualität der Arbeit
                                  Layout                                                                                             sowie einen sorgsamen Umgang
Geschäftsleitung                  PS Werbung AG                                                                                      mit Spendengeldern.
Markus Zuberbühler                psw.ch
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