BENN-Britz Handlungskonzept - FÜR DEN ZEITRAUM JULI 2020 - DEZEMBER 2021
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BENN-Britz Handlungskonzept FÜR DEN ZEITRAUM JULI 2020 – DEZEMBER 2021 STEPHANUS STIFTUNG, BENN BRITZ | HANNE NÜTE 1, 12359 BERLIN | BENN BRITZ@STEPHANUS.ORG | 030 6260 8614
Stephanus-Stiftung und Tochtergesellschaften Geschäftsbereich Migration und Integration Julia Morais, Leitung Albertinenstr. 20, 13086 Berlin Nachbarschaftsbüro BENN-Britz Hanne Nüte 1 12359 Berlin Tel.: 030 62608614 • 030 62608868 E-Mail: BENN-Britz@stephanus.org www.benn-britz.de Team BENN-Britz Susen Engel, Leitung Tel. 0151 18887901 Luca Gefäller, Projektmanagement Tel. 0151 40664748 Dr. Lina Sánchez Steiner, Projektmanagement Stand: 29.06.2020 1
Inhalt Einleitung................................................................................................................................................. 3 1. Aktuelle Situation ............................................................................................................................ 4 1.1 Kurzanalyse des Aktionsraums Britz........................................................................................ 4 1.2 Nachbarschaft und Soziale Infrastrukturen im Aktionsraum Britz.......................................... 5 1.3 Rückblick und aktuelle Bedarfe im Aktionsraum Britz ............................................................ 6 2. Handlungsbedarfe und Ziele ......................................................................................................... 10 2.1 Corona ................................................................................................................................... 10 2.2 Nachbarschaft und Integration ............................................................................................. 11 2.3 Bürgerschaftliches Engagement............................................................................................ 13 2.4 Beteiligung............................................................................................................................. 14 2.5 Empowerment....................................................................................................................... 16 2.6 Vernetzung und Kooperation ................................................................................................ 17 2.7 weitere Handlungsbedarfe am Standort Britz....................................................................... 18 3. Handlungsschritte ......................................................................................................................... 18 4. Öffentlichkeitsarbeit...................................................................................................................... 23 5. Anhang........................................................................................................................................... 25 5.1 Anlage 1 – Tabellen ............................................................................................................... 25 5.2 Anlage 2 – Abbildung............................................................................................................. 28 2
Einleitung Um in Britz, im Berliner Bezirk Neukölln, die Integration von Geflüchteten zu fördern und stabile Nachbarschaften zu schaffen, setzte die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen in Kooperation mit dem Bezirksamt Neukölln das Programm „Berlin Entwickelt Neue Nachbarschaften (BENN)“ ein. Für die Umsetzung des Programms im Umfeld der Gemeinschaftsunterkunft Haarlemer Straße / Späthstraße wurde ab 15.01.2018 die Stephanus-Stiftung beauftragt. Im Fokus des BENN-Programms stehen in Britz – wie an den 19 weiteren BENN-Standorten in Berlin – die Aktivierung und Beteiligung von Geflüchteten und Nachbar/-innen, die Unterstützung von ehren- amtlichem Engagement sowie gemeinsame Aktivitäten von Geflüchteten und Nachbar/-innen. Die strategischen Ziele des BENN-Programms sind entsprechend: − Stärkung von Nachbarschaften und Integration (Community Building), − Aktivierung und Unterstützung bürgerschaftlichen Engagements, − Beteiligung, − Aktivierung und Unterstützung der Geflüchteten (Empowerment), − Vernetzung und Kooperation Grundvoraussetzung für ein friedliches Zusammenleben und stabile Nachbarschaften ist die Inte- gration aller Britzer Bewohner/-innen sowohl mit als auch ohne eigene Fluchterfahrung. Nur so entstehen gegenseitige Akzeptanz und Zusammenhalt im Quartier. Im Fokus des Integrationsmanage- ments von BENN-Britz stehen daher die Aktivierung und Beteiligung von Geflüchteten und Nachbar/- innen als Zielgruppen des Programms sowie die Unterstützung von ehrenamtlichem Engagement. Im Januar 2018 hat das Team BENN-Britz seine Arbeit im Stadtteil aufgenommen und seitdem zahl- reiche Gespräche mit Menschen mit und ohne Fluchthintergrund geführt. Auch Vertreter/-innen von lokalen Initiativen, Vereinen und vor Ort tätige Akteure der Sozialen Arbeit wurden eingebunden. Zahlreiche Maßnahmen konnten vom BENN-Team gemeinsam mit Engagierten und Kooperations- partner/-innen vor Ort entwickelt und umgesetzt werden. Nachbarschaftsforen, Kiezfeste, Näh- aktionen, ein interkultureller Veranstaltungskalender und neun Ausgaben der BENN-Rundschau sind u.a. Ergebnisse der Arbeit des BENN-Teams vor Ort. Fast zwei Jahre hatte das BENN-Team in der Ge- meinschaftsunterkunft Haarlemer Straße sein Behelfs-Vor-Ort-Büro. Seit Ende 2019 gibt es das BENN- Nachbarschaftsbüro in Britz – ein Eckladen in der Krugpfuhlsiedlung – und ist nunmehr einfacher zugänglich für alle Nachbar/-innen. Ein BENN-Lastenrad im Verleih ist seit Frühjahr 2020 für die Nachbarschaft verfügbar, das zweite im Süden Neuköllns. Das vorliegende Konzept bildet die Fortschreibung des Aktionsplans von 2018 und des im Juni 2019 formulierten ersten Handlungskonzepts (Laufzeit Juni 2019 bis Juli 2020). Die Formulierung fortbe- stehender sowie aktueller Herausforderungen und Handlungsbedarfe erfolgte im kontinuierlichen Austausch mit geflüchteten Menschen, Nachbarinnen und Nachbarn, Ehrenamtlichen und Trägern sowie den Fachämtern im Bezirk Neukölln und der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Woh- nen (Übersicht des Abstimmungsprozesses mit den bezirklichen Fachämtern siehe Tabelle 1 in Anlage 1). Die Beteiligung der Britzer Nachbarschaft bei der Konzeption der Ziele und Handlungsschritte bis Ende 2021 erfolgte in zwei Schritten: Während des BENN-Nachbarschaftsforums am 20. Februar 2020 diskutierten mehr als 45 Nachbar/-innen ihre Ideen für Britz und formulierten erste Umset- zungsstrategien in verschiedenen Handlungsfeldern. Am 5. Juni startete das BENN-Team zudem eine Umfrage über die Internetplattform nebenan.de, über die mehr als 2.300 Nachbar/-innen direkt erreicht werden können. Bis 10. Juni 2020 beteiligten 28 Nachbarinnen und Nachbarn sich an einer dynamischen Diskussion (74 Kommentare) zu den drängendsten Themen und Handlungsbedarfen in Britz. Der Austausch zu bestehenden Handlungsbedarfen mit geflüchteten Menschen erfolgte durch 3
Bedarfsabfragen während der Bewohner/-innenversammlungen in der Gemeinschaftsunterkunft Haarlemer Straße/Späthstraße. Die Ergebnisse all dieser Beteiligungsprozesse flossen in das Handlungskonzept ein und bilden wesentliche Handlungsfelder in der nun vor uns liegenden Verstetigungsphase des BENN-Programms. 1. Aktuelle Situation 1.1 Kurzanalyse des Aktionsraums Britz Britz – der flächenmäßig größte Stadtteil des Bezirks Neukölln – liegt südlich der Neuköllner Altstadt. Britz ist nach Norden durch die A100 und nach Osten durch A113 begrenzt und ist durch den ÖPNV (U- Bahnlinie 7, zahlreiche Buslinien) gut erschlossen. In Britz leben rund 43.500 Menschen1. Die Britzer Bevölkerung zeigt sich ungleich verteilt, was den vielen Grün- und Freiflächen im Stadtteil geschuldet ist. Der Aktionsraum von BENN-Britz umfasst Teilräume folgender zwei Planungsräume in der Bezirks- region Britz (siehe Abbildung 1 und Abbildung 6 in Anlage 2): a) der Planungsraum Buschkrugallee Nord (020619) rund um den Park am Buschkrug, das ehemalige Krankenhaus Britz und heutiger Standort der Neuköllner Bezirksverwaltung in der Blaschkoallee sowie die sogenannte Ideal-Siedlung rund um die Hannemannstraße, nördlich begrenzt durch den Kanal und b) der Planungsraum Parchimer Allee (020622) rund um die Hufeisensiedlung und das sich südwestlich anschließende ehemalige Britzer Rittergut, das den Gutspark sowie das Schloss Britz umfasst. Abbildung 1: links – Satellitenaufnahme des BENN-Britz Aktionsraums inklusive markierter Verortung der GU Haarlemer Str. / Späthstraße; rechts – Bezirksregionen in Neukölln und Hervorhebung der Bezirksregion Britz Bildquellen: https://www.google.de/maps/@52.4505043,13.4534472,2283m/data=!3m1!1e3 (links); Bezirksamt Neukölln (Hrsg.) (2017): Bezirksregionenprofil Britz 2017. Berlin, S. 10 (rechts) Im BENN-Aktionsraum leben die meisten Britzer/-innen. Im Planungsraum Buschkrugallee Nord leben 11.607 Menschen und im Planungsraum Parchimer Allee 14.334 Einwohner/-innen2. Insgesamt 1 vgl. Amt für Statistik Berlin-Brandenburg (Hrsg.) (2020): Statistischer Bericht A I 16 – hj 2/ 19, Einwohnerinnen und Einwohner im Land Berlin am 31. Dezember 2019, LOR-Planungsräume. Berlin (unveröffentlichtes Dokument). 2 Ebd. 4
verzeichnete Britz in den letzten Jahren ein stetiges Bevölkerungswachstum. Besonders hohe Zuwächse zeigten sich dabei im Planungsraum Buschkrugallee Nord. Hier war ein Anstieg der Bevölke- rungszahlen um knapp 20% in den letzten Jahren zu verzeichnen. Zu den Hintergründen dieses Wachs- tums gehört die starke Binnenwanderung ökonomisch benachteiligter Haushalte3. Im Vergleich zu Nordneukölln mit seiner urbanen Siedlungsstruktur sind viele Wohnlagen im BENN- Aktionsraum durch klar abgegrenzte Siedlungsstrukturen gekennzeichnet. Die Wohnlage bestimmt den Lebensalltag vieler Menschen. Die Bevölkerungsstruktur in den einzelnen Siedlungen unterschei- det sich zum Teil erheblich. Dies zeigt sich z.B. am Anteil der Haushalte im staatlichen Transferbezug sowie an der Kinder- und Altersarmut. Vor allem sozial benachteiligte Menschen haben ihren Lebens- mittelpunkt in den Siedlungen und oft keinen Zugang zu etablierten sozialen Netzwerken oder infor- mellen Unterstützungsnetzwerken. Der Monitoringbericht Soziale Stadtentwicklung Berlin (MSS)4 be- schreibt für die beiden Planungsräume sehr unterschiedliche soziale Entwicklungen. Daher wird ab 2021 für den nördlichen Teil des Planungsraums Buschkrugallee das ‚Quartiersmanagement Glasower Straße‘ eingesetzt5. Ca. 40% der Britzer Bevölkerung lassen sich der statistischen Kategorie ‚Person mit Migrationshintergrund‘ zuordnen6. Der Anteil von Migrant/-innen in Britz ist im Vergleich zum Gesamtbezirk (46,2%) niedriger. Es zeigen sich große Unterschiede in den einzelnen Teilen von Britz. So haben 55,6% der Menschen im Planungsraum Buschkrugallee Nord einen sogenannten Migrationshintergrund, während im Planungsraum Parchimer Allee nur 29,1% der Menschen auf eine familiäre Zuwanderungsgeschichte zurückblicken7. Zu den Hauptherkunftsländern bzw. -regionen gehören die Europäische Union, die Türkei und die arabischen Staaten. Das Durchschnittsalter liegt in Britz bei knapp 44 Jahren. Bei den unter 18-Jährigen weisen knapp zwei Drittel einen Migrationshintergrund auf (in der Gesamtstadt ca. 50 %). In Britz leben zudem viele Menschen (mehr als jede fünfte Person) mit einem Handicap, was auf die Altersstruktur in Britz sowie die zahlreichen Einrichtungen für ältere Menschen und Menschen mit Behinderung zurückgeführt werden kann.8 Die Organisation in verschiedene, klar abgrenzbare Siedlungsstrukturen im BENN-Aktionsraums Britz verlangt nach einem sozialräumlich und milieuspezifisch sensiblen Vorgehen. Zu berücksichtigen sind demnach unterschiedliche Bedarfe und Wünsche der in den Siedlungen lebenden Menschen. 1.2 Aktuelle Situation in der Gemeinschaftsunterkunft Haarlemer Straße / Späthstraße Die Gemeinschaftsunterkunft für Geflüchtete (GU) in der Haarlemer Straße / Späthstraße besteht seit März 2014 und ist 2017 baulich erweitert worden (siehe Abbildung 2). Sie besitzt derzeit eine Gesamt- kapazität von 600 Plätzen. Ab März 2019 wurden einige Gebäude saniert und ein großer Teil der Be- wohner/-innen musste umziehen. Seit Mai 2020 wird die Unterkunft wieder sukzessive voll bezogen. Als erstes zogen ehemalige Bewohner/-innen der GU Gerlinger Straße aus Buckow in die Haarlemer Str. Ende Mai 2020 lebten so 428 Menschen in der GU: mehrheitlich alleinstehende Erwachsene und einige Familien, darunter 98 Kinder. Die Hauptherkunftsländer sind Afghanistan, Syrien und Irak. Viele Menschen sind zudem kurdischer und palästinensischer Herkunft. Deren Nationalität wird offiziell als 3 vgl. Bezirksamt Neukölln (Hrsg.) (2017): Bezirksregionenprofil Britz 2017. Berlin, S. 14. 4 vgl. Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen (Hrsg.) (2017): Monitoring Soziale Stadtentwicklung Berlin 2017. Berlin. 5 vgl. Ders. (Hrsg.) (2020): Aktuelles 2020. Neue Quartiersmanagementgebiete für Berlin, Berlin. Online: URL: https://www.stadtentwicklung.berlin.de/wohnen/quartiersmanagement/de/aktuelles.shtml. 6 vgl. Amt für Statistik Berlin-Brandenburg (Hrsg.) (2020): Einwohner mit Migrationshintergrund (insgesamt) - Planungsräume - 2019-12-31 (448)[1]. Berlin (unveröffentlichtes Dokument). 7 Ebd. 8 Bezirksamt Neukölln (Hrsg.) (2017): Bezirksregionenprofil Britz 2017. Berlin, S.25. 5
„ungeklärt“ geführt. Auch Menschen aus unterschiedlichen afrikanischen Ländern sowie aus der Balkanregion wohnen hier. Abbildung 2: Gemeinschaftsunterkunft Haarlemer Straße/Späthstraße Bildquelle: BENN-Britz Der Landesbetrieb für Gebäudebewirtschaftung, Betriebsteil B (LfG-B) ist seit dem 30.04.2019 Be- treiber der Unterkunft. Ein Team von mehrsprachigen Sozialarbeiter/-innen berät die Bewohner/- innen im Asylverfahren, bei der Familienzusammenführung, zu Gesundheitsfragen, zu Schul- und Kita- Plätzen, bei Fragen zu Ausbildung, Studium und Arbeitsmarkt, bei der Suche nach Deutschkursen und eigenen Wohnungen. Das Team hilft in allen Belangen des täglichen Lebens und schlichtet auch Kon- flikte. Seit der Eröffnung der GU unterstützten Nachbarinnen und Nachbarn sowie weitere Ehrenamt- liche aus ganz Berlin die hier lebenden Menschen. Auch wenn die Engagementbereitschaft in den letz- ten Jahren zurückgegangen ist, sind bis heute Ehrenamtliche in der GU engagiert. 1.3 Rückblick und aktuelle Bedarfe im Aktionsraum Britz Nachbarschaft und Integration Im BENN-Aktionsraum gibt es im Unterschied zu Nord-Neukölln und Neukölln Süd (Gropiusstadt, Buckow, Rudow) auf absehbare Zeit kein Stadtteilzentrum oder Familienzentrum. Auch ähnliche Frei- zeit- und Beratungsstellen oder andere Treffpunkte fehlen. Nachbarschaftliche Beziehungen werden vor allem über das Engagement der Britzer Vereine, Nachbarschaftsinitiativen und religiösen Gemein- den sowie das BENN-Nachbarschaftsbüro gefördert. Dabei werden Britz und seine Bewohner/-innen in den letzten Jahren durch eine Serie offensichtlich rechtsextremistisch motivierter Straftaten heraus- gefordert. Es kam zu Sachbeschädigungen und Brandstiftung aber auch Körperverletzung und Bedro- hung. Die Initiativen in Britz, wie „Kiez mit Courage“, das „Aktionsbündnis Britz für Vielfalt und Demokratie“, „Hufeisern gegen Rechts” und die mit der Unterstützung des BENN-Teams 2019 neu ge- gründete Elterninitiative “Vernetzt gegen Rechts” haben sich in den letzten Jahren gegen Rechts- extremismus engagiert. Sie fördern ein demokratisches und weltoffenes Britz und unterstützen seit der Eröffnung der Gemeinschaftsunterkunft in der Haarlemer Str. die neuen Britzer/-innen. Während der vergangenen BENN-Nachbarschaftsforen wurde von verschiedenen Nachbar/-innen der Wunsch nach lokalen Formaten des interreligiösen Dialogs im öffentlichen Raum geäußert. Seit 2019 fördert BENN einen Dialog mit den verschiedenen Initiativen und Gemeinden, um den interkulturellen Austausch zu unterstützen. Es bildet sich in Britz zunehmend eine lokale Identität, die sich gegen Ras- sismus und für Diversität einsetzt, die weiter durch Prozesse des community buildings zu stärken ist. 6
Der Aktionsraum Britz ist geprägt von einer engagierten Nachbarschaft, die sich nicht nur in den Aktivitäten der verschiedenen Nachbarschaftsinitiativen, Gemeinden und Vereinen ausdrückt, son- dern auch durch Feste, Flohmärkte u.a. in den Siedlungen. So wird jedes Jahr das Hufeisenfest in der Hufeisensiedlung begangen, es gibt Feste in den Gemeinden und in der Siedlung am Ortolanweg. Viele Britzer/-innen wünschen sich zudem gemeinsam organisierte Kiezfeste für alle. Ein interkulturelles Fest mit Flohmarkt im September 2019 wurde mit Unterstützung des BENN-Teams organisiert und das Organisationsteam hat sich vorgenommen, dies jährlich zu wiederholen. Nachbarschaft wird auch innerhalb der Gemeinschaftsunterkunft gelebt. In Kooperation mit dem GU- Team hat BENN 2019 halböffentliche Sommer- und Weihnachtsfeste unterstützt und durchgeführt. Die Bewohner/-innen haben ihr Engagement gezeigt und aktiv das kulinarische bzw. kulturelle Pro- gramm gestaltet. Auch der Gemeinschaftsgarten in der GU bildet einen Begegnungsraum. BENN unterstützte Ehrenamtliche dabei, gemeinsam mit den Bewohner/-innen einen Gemüsegarten nach ihren Wünschen einzurichten. Anfang 2020 wurde im Rahmen eines BENN-Nachbarschaftsforums die “AG Nachbarschaftshilfe/Tauschbörse” gegründet. Diese AG besteht aus einem Mitglied des Britzer Bür- gervereins, zwei Nachbarinnen und der Ehrenamtskoordinatorin der GU Haarlemer Str. Unterstützt wird die AG von BENN-Britz, vom Neuköllner EngagementZentrum und vom Projekt ‘Vitamin P’ der Iranischen Gemeinde in Deutschland. Ziel der AG ist es, den Bedarf an Nachbarschaftshilfe (z.B. Hausaufgabenhilfe, Einkaufshilfe, PC- und Smartphone-Hilfe, Sprachpraxis, Handwerk) zu erheben und ggf. die Lücken zu schließen. Die Stärkung lokaler Nachbarschaftshilfe ist ein Wunsch aus der Britzer Nachbarschaft, der nicht nur in den BENN-Nachbarschaftsforen, sondern auch auf nebenan.de vielfältig diskutiert wird. Ein weiterer Unterstützungsbedarf besteht bei der Beratung und Begleitung von Neuzuwanderer/- innen und Geflüchteten in ihrem alltäglichen Leben. Dafür gibt es die Regelstrukturen der Berliner Sozialberatungsstellen, allerdings existiert keine Migrationsberatungsstelle in Britz. Die Kommuni- kation mit Einrichtungen und Behörden ist immer noch eine der größten Hürden für die Geflüchtete. Die Neuköllner Stadtteilmütter, aber auch die Kolleg/-innen des Projekts ‚Zusammen in Britz‘ sowie die Integrationslots/-innen unterstützen Migrant/-innen im Stadtteil und der GU. Einen besonderen Be- darf an Beratung zum Thema Bildung, Qualifizierung und Arbeitsmarkt hat das BENN-Team 2019 fest- gestellt. Für viele Geflüchtete und Neuzuwanderer/-innen ist der Zugang zum Arbeitsmarkt erschwert oder mündet oftmals in prekären Beschäftigungsbedingungen. Zentrale Hürden bei der Arbeits- marktintegration sind (noch) fehlende Sprachkenntnisse auf mindestens B1-Niveau, eine geringe Be- reitschaft von Unternehmen, Geflüchtete einzustellen (oft mit Verweis auf unsicheren Aufenthalts- status und hohe Mobilität) sowie ein zum Teil fehlender Überblick über Arbeitnehmerrechte und - pflichten. Bildung und Arbeit bleiben wichtige Themen nicht nur für geflüchtete Menschen, sondern auch für Nachbar/-innen in Britz. Bürgerschaftliches Engagement Die Britzer Initiative für Geflüchtete war zwischen 2014 und 2017 sehr aktiv. Auch die älteren Initiativen ‚Hufeisern gegen Rechts‘ und ‚Bündnis Neukölln‘ brachten sich ein. Die Mitglieder sammelten Spenden, boten Mentoring an, begleiteten und berieten Geflüchtete. Die Elterninitiative „Vernetzt gegen Rechts“ wurde 2019 gegründet. Diese Initiative hat sich schnell engagiert und Veranstaltungen wie das Kiezfest (Sommer 2019) und das Winterfeuer (Anfang 2020) mitorganisiert. Das Engagement für Geflüchtete ist seit 2018 zurückgegangen. Das liegt u.a. daran, dass die ehrenamt- lichen Beratungs- und Integrationsangebote in der letzten Hochphase der Fluchtmigration bis 2017 mittlerweile von hauptamtlichen Stellen übernommen werden. Gleichzeitig ist aber auch der Unterstützungsbedarf der geflüchteten Menschen gesunken, von denen viele nun schon länger hier 7
leben. Allerdings stellt die neue Situation des in Frühjahr 2020 erfolgten Umzugs von 193 geflüchteten Menschen aus der GU Gerlinger Str. in die Haarlemer Str. eine neue Herausforderung dar. Hier gibt es wieder Bedarf an Hilfe für die Umsetzung von Aktivitäten, die den neuen Bewohnern das Ankommen in Britz erleichtern. Eine (Wieder)Aktivierung der Initiativen für Geflüchtete ist ab 2020 sinnvoll. Migrantenselbstorganisationen (MSO) sind in Britz wenig präsent. Es gibt einige aktive Vereine und Gemeinden, wie die Aziziye Camii-Moschee, der Kurdistan Kultur- und Hilfsverein (KKH) und der Kurdische Kinder- und Jugendverband (KOMCIWAN e.V.), die sich für die Integration, Diversität, den religiösen Dialog und das Empowerment von Erwachsenen und Jugendlichen engagieren. Allerdings fehlt in Britz das Engagement von weiteren Neuköllner MSO, die Erfahrungen in der Flüchtlingsarbeit einbringen können. Die Britzer Initiativen- und Vereinskultur ist vielfältig. Der Förderverein der Hufeisensiedlung pflegt die (bau-)historische Erinnerungskultur; der Britzer Erzählkreis trägt zur Bewahrung der Kiez-Geschichte bei; der Britzer Bürgerverein kümmert sich um die Nachbarschaft; die Seniorenfreistätte Bruno Taut bietet Beratung und Aktivitäten für ältere Menschen. Auch der Erlebniscircus e.V. bietet Freizeitaktivitäten für Kinder, besonders für diejenigen aus sozial benachteiligten Familien. Viele Britzer Ehrenamtsstrukturen leiden unter finanziellen Problemen (z.B. für die Bezahlung der Miete von Vereinsräumen oder von Veranstaltungsequipment) sowie unter Nachwuchssorgen. Der Zugang zu öffentlichen Fördermitteln ist für alle eine Herausforderung. Ebenso brauchen einige Organisationen Unterstützung bei ihrer Professionalisierung. Das Lernen von Projektmanagement-Methoden, Öffentlichkeitsarbeit und Antragstellung ist hier wichtig. Beteiligung Ein zentrales Ziel für BENN-Britz ist es, in der GU Haarlemer Straße Partizipation zu unterstützen. Ge- flüchtete Menschen sollen in den Bewohner/-innenversammlungen aktiv Einfluss auf die Verbesserung ihrer Lebensbedingungen nehmen können. Themen sind u.a. die Art und Weise der Freiflächennutzung, die Nutzung der Gemeinschaftsräume, aber auch die Entwicklung gemeinsamer Projekte. Die formale Leitung der Bewohner/-innenversammlung obliegt der GU-Leitung, das BENN- Team übernimmt anlassbezogen moderierende und initiierende Funktionen. Der Einzug von Menschen aus der Buckower GU im Mai 2020 stellt den Prozess zur Etablierung und Institutionalisierung partizipativer Strukturen vor eine neue Herausforderung. Eine Weiterentwicklung des Prozesses ist ab Mitte 2020 notwendig, damit die Versammlungen die Bedarfe aller neuen und alten Bewohner/-innen abbilden können. Weitere partizipative Strukturen in der GU sind die Eltern- und die Kinderversammlung. Zudem sollen die erfolgreichen Begegnungsformate wie die Frauencafés aus beiden Unterkünften und das Näh- und Strickcafé zusammengeführt, sowie das Männercafé aus der Gerlinger Straße fortgeführt und erweitert werden. Um diesen Prozess aktiv zu gestalten, kooperiert BENN-Britz eng mit dem Buckower BENN-Team sowie der Neuköllner AWO. Beide Formate dienen nicht nur dem Empowerment, sondern auch der Beteiligung. Seit Anfang 2019 organisiert das BENN-Team regelmäßige Nachbarschaftsforen. Die Erfahrung der vergangenen Foren hat gezeigt, dass das Nachbarschaftsforum als zentrales Beteiligungsformat milieu- und gruppenspezifische Beteiligungsbedarfe zu berücksichtigen hat. So ist es für 2020/2021 wichtig, Ansprache und Methoden zielgruppenspezifischer auszurichten. Die breite Vielfalt der Bevölkerung in Britz drückt sich u.a. in den Dimensionen Alter, Herkunft und Bildung aus. Entsprechend ihrer jeweiligen Ausgangslage können sich Britzer/-innen unterschiedlich leicht oder schwer an Ent- scheidungen beteiligen, die ihr Zusammenleben bestimmen. Der Wunsch der Nachbarschaft nach partizipativen Prozessen, die zu Aktionen im öffentlichen Raum führen, ist stärker geworden. Aktuelle Themen, wie z.B. Verkehrsberuhigung, temporäre Spielstraßen, denkmalgerechter Ausbau von Stromkästen und Installation von Info-Stelen zum Weltkulturerbe- 8
Status der Hufeisensiedlung beziehen sich auf bezirklich geplante Maßnahmen. Zusätzlich hat sich in den letzten Jahren gezeigt, dass einige Britzer/-innen sich auch online auf dem Portal ‚nebenan.de‘ sehr aktiv selbst organisieren. Das BENN-Team bildet daher alle offline zur Verfügung gestellten Infor- mationen – Ankündigung und Dokumentation von Veranstaltungen, neue Ausgaben der BENN-Rund- schau – auch online in der digitalen Nachbarschaft ab. Empowerment Die Bewohner/-innen der GU Haarlemer Str. können in zwei Gruppen mit je unterschiedlichen Bedarfen gefasst werden: Familien und alleinstehende Männer. Letztere bilden die größte Gruppe und sind zumeist mit dem Einstieg in ein neues Leben in Berlin beschäftigt. Sie versuchen, Arbeit oder Ausbildungsplätze zu suchen und parallel die Sprache zu lernen. Gleichzeitig müssen sie auch für Angehörige in ihren Herkunftsländern sorgen. Die Eltern stehen ebenfalls vor großen Herausforderungen. So herrscht im Leben vieler GU-Bewohner/-innen ein hoher Druck, für viele auch verbunden mit unsicheren Aufenthalts- und Bleibeperspektiven. Wir von BENN haben in den letzten zwei Jahren Räume eröffnet, in denen sich geflüchtete Menschen selbstbestimmt und gestalterisch eingebracht haben. Es besteht aber weiterhin ein Bedarf an geeigneten Maßnahmen, damit trotz schwieriger Rahmenbedingungen die Motivation der Menschen nicht nachlässst, ihre Fähigkeiten und Kompetenzen weiterzuentwicklen, um das eigene Leben mittel- bis langfristig selbstbestimmt führen zu können. Das 2018 mit Unterstützung von BENN und Chance gGmbH als Rückzugsort für Frauen gegründete Näh- und Strickcafé hat sich zu einer Selbsthilfegruppe entwickelt. Private Themen wurden besprochen und der Austausch ist sehr wichtig geworden. Aus diesem Grund erfordert das Angebot ab 2020 eine Weiterentwicklung, damit der Bedarf an selbstbestimmten Frauenräumen weiter gedeckt wird. Auf einer Seite ist es notwendig, dass das Näh- und Strickcafé aus der GU auszieht, damit die Verstetigung gesichert ist. Auf der anderer Seite gibt es den Bedarf bei den Frauen, einen Rückzugsort in der GU zu behalten, in dem sie sich weiter als Selbsthilfegruppe entwickeln können, während sie die Kinder im Auge haben. Darüber hinaus haben die Frauen weiterhin Bedarf an Sportangeboten. Seit Herbst 2019 gibt es wöchentlich (samstags) ein Sportangebot für Frauen und Kinder in der GU. Eine ehrenamtliche geflüchtete Frau agiert hier als Vorbild. Sportangebote, die sich gezielt an männliche Jugendliche und Erwachsene richten, gibt es derzeit vor Ort nicht. Geflüchtete und Migrant/-innen werden gestärkt, wenn sie selbst die Rolle des Gastgebers und Anbieters übernehmen. Wir konnten die Bewohner/-innen der GU dabei ermutigen, sich an Kiezfesten oder Nachbarschaftsforen in Britz zu beteiligen: Im Näh- und Strickcafé genähte und gestrickte Pro- dukte konnten auf dem Kiezflohmarkt angeboten werden; die in der GU lebenden Musiker/-innen konnten die kulturellen Programme bereichern; ein professioneller Koch hat das Menü der Sommer- und Weihnachtsfeste 2019 geplant und umgesetzt. Auch weitere Migrant/-innen haben Interesse gezeigt, Angebote zu entwickeln (z.B. eine Italienisch sprachigen Spielgruppe, Freizeitaktivitäten für kurdische Jugendliche, Jugendprojekte von und für Jugendliche mit Migrationshintergrund). In diesem Bereich besteht weiter Handlungs- und Unterstützungsbedarf, um weitere Leistungsfähigkeiten bzw. Projekte der GU-Bewohner/-innen (besonders der neu Eingezogenen aus Buckow) sowie von Nachbar/-innen mit Migrationshintergrund zu fördern. Zum Thema Demokratie haben wir in den letzten Jahren feststellen können, dass bei Begriffen wie Menschenrechte, Kinderrechte, Teilhabe, Rassismus und Diskriminierung noch Klärungsbedarf bei den GU-Bewohner/-innen und auch bei Nachbar/-innen besteht. Neben Informationen in leichter Sprache werden zudem Workshops zu den Themen Umgang mit Diskriminierung und rassistischen Vorfällen nachgefragt. 9
Vernetzung und Kooperation Die Vernetzung im Kiez hat sich in den letzten Jahren durch verschiedene Beratungsgremien etabliert. Vor dem Beginn des BENN-Programms gab es in Neukölln bezirkliche Nachbarschaftsdialoge, als Gemeinschafts- und Notunterkünfte eingerichtet wurden. Die Neuköllner Koordinierungsstelle für Flüchtlingsfragen lud Nachbar/-innen, lokale Betriebe und Einrichtungen zu Informations- veranstaltungen ein und etablierte den Runden Tisch. Weitere zielgruppenspezifische Beratungs- gremien im Aktionsraum sind der AK FuA – Arbeitskreis im Rahmen der fallunspezifischen Arbeit sowie das Fallteam, die durch das Neuköllner Jugendamt koordiniert werden und die Kiez-AG, in der sich die Akteure der Jugendhilfe und angrenzender Bereiche austauschen und über die Bedarfe und Maßnahmen abstimmen (ebenfalls vom Jugendamt koordiniert). Die Kiez-AG ist stark abhängig von der Koordinatorin. Zur Mitte des Jahres 2021 scheidet die aktuelle Sprecherin aus dem Dienst aus, daher ist die Nachbesetzung mit einer motivierten Person aus dem Jugendamt entscheidend. Die Kiez- AG bespricht derzeit, zusätzlich zum Austausch über die aktuelle Arbeit, anlassbezogen auch strukturelle Themen wie Gewalt an Schulen oder Konflikte über Sprachen. Sie ist somit ein sehr wichtiges Gremium, für das von amtlicher Seite entsprechende Kapazitäten bereitgestellt werden soll- ten. Der Aufbau eines stabilen Netzwerks zwischen GU, Ehrenamt und externen Akteuren ist langwierig. Im Verlauf der ersten zwei Jahre hat das BENN-Team den Prozess unterstützt und das BENN-Nachbar- schaftsbüro ist für Initiativen, Vereine und Engagierte eine feste Größe geworden. Es bleiben auch noch Potenziale ungenutzt. Insbesondere ist es notwendig, die Vernetzung und Kooperation mit Trägern weiterzuentwickeln, damit bestehende Angebote interkulturell geöffnet werden. Besondere Aufmerksamkeit braucht die Kooperation mit Sportvereinen und Trägern, die Aktivitäten für Kinder anbieten. Zwei Ergebnisse der bisherigen BENN-Netzwerkarbeit – der interkulturelle Winterkalender mit Terminen von Veranstaltungen sowie die partizipativ erstellte Karte unseres Aktionsraums – wurden von vielen Nachbar/-innen als nützlich empfunden. Dies deutet auf einen Bedarf an öffentlicher Sichtbarkeit von Veranstaltungen und Angeboten, der weiter besteht. Viele Geflüchtete wohnen bereits lange Zeit in der Gemeinschaftsunterkunft. Von der Sozialen Wohnhilfe im Bezirksamt wissen wir zudem, dass Unterbringungsplätze knapp sind und Menschen an der Grenze unseres Aktionsraumes teilweise unter sehr schlechten Bedingungen in sogenannten „Hostels“ unterkommen. Daher ist die Wohnungsfrage besonders drängend. Unser Fokus liegt hier in der Vermittlung zwischen Geflüchteten, Ehrenamtlichen und der AG Wohnen. 2. Handlungsbedarfe und Ziele 2.1 Corona In der Zeit von März bis Juni 2020 konnte auch das Team des BENN-Nachbarschaftsbüros in Britz nur eingeschränkt arbeiten, um einer weiteren Ausbreitung des Corona-Virus entgegenzuwirken. Diejeni- gen Veranstaltungen wurden abgesagt, die Menschen in den direkten Kontakt bringen und das Büro wurde für den Publikumsverkehr geschlossen. Bis zu den ersten Lockerungen im Mai erprobten wir digitale Formate der Begegnung und Beteiligung, mit unterschiedlichen Ergebnissen. Für viele Men- schen sind online-Formate nicht das Gleiche wie eine physische Begegnung. Daher verlagerten wir u.a. Aktivitäten in den öffentlichen Raum, z.B. durch Präsenz auf dem Wochenmarkt Parchimer Allee und die Open-Air-Sprechstunde vor dem BENN-Büro. Erfolgreiche Formate werden wir auch unabhängig von Corona bedingten Beschränkungen des öffentlichen Lebens fortführen. 10
Alle geplanten Aktivitäten in diesem Konzept stehen nach wie vor unter dem Vorbehalt, das es zur jeweiligen Zeit (wieder bzw. noch) nicht möglich sein wird, entsprechende Veranstaltungen durchzuführen. Die Gesundheit aller Menschen in Britz hat für uns oberste Priorität. Gerade zum Schutz von Älteren und Menschen mit Vorerkrankungen werden wir uns stets an geltende Regeln halten. Wo diese unklar sind, lassen wir Vorsicht walten und bleiben auf der sicheren Seite. Wir hoffen, dass eine zweite Welle der Corona-Pandemie in Berlin ausbleiben wird und leisten unseren Beitrag, damit langfristig wieder ein unbeschwertes Miteinander möglich wird. 2.2 Nachbarschaft und Integration Ziele – Was wir im Bereich Nachbarschaft und Integration in Britz umsetzen wollen − Stärkung der lokalen Identität unter dem Motto „Buntes Britz“ − Förderung der Begegnung im öffentlichen Raum − Stärkung des nachbarschaftlichen Miteinanders in der GU − Stärkung der Nachbarschaftshilfe und Unterstützung beim Aufbau einer nachbarschaftlichen Tauschbörse − Unterstützung der strukturellen Integration aller Bewohner/-innen des BENN-Aktionsraums mit und ohne eigene Migrations- oder Fluchterfahrung Das alle Handlungsfelder übergreifende Querschnittsziel von BENN-Britz ist es, die lokale Identität unter dem Motto „Buntes Britz“ zu stärken und das bestehende Engagement von Britzer Initiativen und religiösen Gemeinden gegen Rechtsextremismus zu fördern. Das geschieht z. B. über gemeinsame Veranstaltungen, die eine klare Positionierung gegen Rasissmus und für Diversität zeigen und den interreligiösen Dialog fördern. Geeignete Formate bilden hier Kiezfeste, öffentliche Kaffeetafeln und das gemeinsame Begehen von Fest- und Feiertagen. Abbildung 3: Kiezfeste bringen alte und neue Britzer/-innen zusammen (links: Kiezfest „Tisch der Kulturen“, rechts: Britzer Winterfeuer) Bildquelle: BENN-Britz Zur Stärkung von nachbarschaftlichen Begegnungen werden gemeinsam mit lokalen Vereinen bestehende Treffpunkte und Angebote weiterentwickelt, um mehr Britzerinnen und Britzer zu erreichen. Nach dem Erfolg des ersten Kiezfestes 2019 unter dem Motto “Tisch der Kulturen” und des Winterfeuers im Januar 2020 sollen diese Veranstaltungen fortgeführt und in der Britzer Festkultur verankert werden. Fortgeführt werden zudem regelmäßige öffentliche Kaffeetafeln in der Siedlung in unmittelbarer Nachbarschaft zur Gemeinschaftsunterkunft in der Tilburger Straße. Ziel ist es, die Nachbar/-innen in und außerhalb der Gemeinschaftsunterkunft ins Gespräch zu bringen und 11
gemeinsam Zeit zu verbringen. Während größer angelegte Feste wie das interkulturelle Kiezfest einen wichtigen Symbolwert besitzen, können Nachbar/-innen an Kaffeetafeln unmittelbarer ins Gespräch kommen und Beziehungen aufbauen. Hier wird BENN durch die Mitarbeiter/-innen von Chance gGmbH, den Integrationslots/-innen und dem Betreiber-Team der GU Haarlemer Straße unterstützt. Ein weiterer Treffpunkt bietet der im Sommer 2019 begonnene Gemeinschaftsgarten in der GU. Das Vorhaben wächst weiter und wird von Bewohner/-innen der GU und Ehrenamtlichen betreut. Damit der Garten als nachbarschaftliches Gemeinschaftsprojekt bestehen bleibt, soll die Erweiterung und der Ausbau weiter von BENN begleitet werden. Angestrebt wird hier zudem ein Ausbau der Kooperation mit den umliegenden Kleingartenvereinen. So wird der Garten für alle offen und fördert die Begegnung und die Zugehörigkeit im Kiez. Die GU Haarlemer Straße / Späthstraße erlebte im Mai 2020 einen Zuzug von vielen neuen Bewohner/- innen die zuvor in der GU Gerlinger Straße wohnten. Den Prozess des Ankommens und Einlebens in der Haarlemer Straße wird das BENN-Team in Britz aktiv begleiten. Hier gilt es, auch in der Gemeinschaftsunterkunft das nachbarschaftliche Miteinander zu stärken. Ein in Kooperation mit dem Betreiber-Team der GU geplantes Willkommensfest wird von BENN mit eigenen Angeboten unterstützt. Erfolgreiche Angebote wie das Männer- oder das Frauencafé werden, je nach Rahmenbedingungen auch digital, fortgeführt und allen neuen Bewohner/-innen geöffnet. Auch eine Wiederholung des Sommerfestes ist geplant. Außerdem ist die Förderung der Nachbarschaftshilfe ein weiteres wichtiges Ziel und erlebte in der Corona-Krise einen Bedeutungszuwachs. Die Anfang 2020 neu gegründete AG Nachbarschaftshilfe/Tauschbörse Britz wird gemeinsam mit den beteiligten Vereinen und Kooperationspartnern bedarfsgerecht weiterentwickelt. BENN-Britz bietet hier finanzielle Unterstützung sowie Vermittlung und Vernetzung zwischen den Akteuren. U.a. ist der Bau und die Einrichtung einer fest verankerten “Kiezecke” geplant. Inspiriert von alten Berliner Litfaß-Säulen dient die Britzer Kiezecke nicht nur dem Bekanntmachen von Veranstaltungen und Informationen. Sie kann auch von allen Nachbar/-innen als Tauschort und “Schwarzes Brett” genutzt werden. Es gilt auch das vielfältige Engagement der Aziziye-Moscheegemeinde in der Familien- und Nachbarschaftshilfe lokal sichtbarer zu machen und durch gemeinsame Aktionen zu fördern (u.a. durch gemeinsame Feste, Stärkung des Tages der offenen Moschee am 3. Oktober etc.). Ein weiteres Ziel von BENN ist die Unterstützung der strukturellen Integration aller Bewohner/-innen des Aktionsraums mit und ohne eigene Migrations- oder Fluchterfahrung. Hierzu wird das BENN-Team die Verweisberatung fortführen und Kontakte zu den entsprechenden Beratungsstellen herstellen, die Hilfe bei der Kommunikation mit Behörden und Einrichtungen sowie bei der Ausbildungs- und Arbeitsuche anbieten. In der GU Haarlemer Straße plant BENN zudem auch die Infoveranstaltungen zu aktuellen Integrationsprojekten in den Bereichen Qualifizierung, (Aus-)Bildung und Erwerbsarbeit unserer Kooperationspartner (Liste der Kooperationspartner siehe Anlage 2) fortzuführen. Diese Veranstaltungen sollen auch für Menschen aus der Nachbarschafts geöffnet werden. Hier kooperieren wir vor allem mit dem GU-Team und Trägern wie Impuls e.V. und dem LernLaden Neukölln sowie dem Projekt Arrivo. Dadurch erweitert sich der räumliche Aktionsradius der Projekte um die Nachbarschaften in Britz. Auch die Hausaufgabenhilfe für Kinder und Jugendliche gilt es zu fördern, ob als begleitetes, digitales Patenprojekt für alle jungen Britzer/-innen oder durch die Stärkung der ehrenamtlichen Hausaufgabenhilfe vor Ort, etwa in der GU Haarlemer Straße. Ziele der Verstetigung − Das Kiezfest findet einmal jährlich statt und wird gemeinsam von lokalen Vereinen etc. organisiert. Ein partizipatives Organisationsteam aus lokalen Vereinen, Initiativen und den Gemeinden hat sich gebildet. 12
− Die AG Nachbarschaftshilfe/Tauschbörse hat sich in Britz etabliert, eine zentrale Rolle hat der Bürgerverein Britz übernommen. − Gemeinschaftsgartenprojekte in Britz werden fortgeführt und das gärtnerische Engagement in der GU und den Kleingartenanlagen zusammen gedacht. − Bewohner/-innen der GU festigen ihre Rolle als Gastgeber/-innen bei Festen und Veranstaltungen. 2.3 Bürgerschaftliches Engagement Ziele – Was wir im Bereich bürgerschaftliches Engagement in Britz umsetzen wollen − (Wieder-)Aktivierung und Stärkung der Engagementstrukturen für Geflüchtete − Einbeziehung von Migrantenselbstorganisationen und ehrenamtlichen Geflüchteten − Unterstützung bürgerschaftlichen Engagements zur Ideenumsetzung, Gewinnung von Ehren- amtlichen, Professionalisierung und Zugang zur finanziellen Förderung − Wertschätzung und Anerkennung der Engagementstrukturen Das BENN-Team verfolgt im Bereich des bürgerschaftlichen Engagements das Ziel, allen interessierten Britzer/-innen die nachhaltige Teilnahme im gemeinsamen Engagement für Vielfalt, Toleranz und Demokratie zu ermöglichen. Wir haben uns für 2020 und 2021 vorgenommen, bestehende Ehrenamtsstrukturen für Geflüchtete weiter zu aktivieren und zu stärken. Das nachlassende Engagement von Ehrenamtlichen ist mit dem Einzug von vielen neuen Menschen in die GU Haarlemer Str. wieder gefragt: hier geht es vor allem um Begegnung, Orientierung im Kiez und Kennenlernen von Angeboten vor Ort (z.B. ein Willkommensfest). Hier ist vor allem auch die Einbeziehung der Neuköllner Migrantenselbstorganisationen (MSO) wichtig. Ihre Angebote bekannter zu machen ist Ziel von BENN. Ein weiteres Ziel ist die Unterstützung der lokalen Initiativen und Vereine. Weiterbildungsangebote zu den Themen „Interkulturelle Öffnung” und „Umgang mit Rechtsextremismus”, die an Nachbar/-innen, Vereine aber auch an öffentliche Einrichtungen gerichtet sind, sollen dazu beitragen, Ängste und Vorurteile abzubauen und die Diversität zu fördern. Dies erfolgt in vier Bausteinen: 1.) Beratung zur Umsetzung von Ideen und Veranstaltungen, 2.) Gewinnung neuer Ehrenamtlicher, 3.) Qualifizierung und Professionalisierung durch Fortbildungen zu den Themen Antragstellung, Vereinsgründung, Projektmanagement, Öffentlichkeitsarbeit und Interkulturelle Öffnung sowie 4.) Zugang zu Förderprogrammen und Beratungsangeboten. Dazu bietet das BENN-Team praktische Unterstützung durch den kostenlosen Verleih von Veranstal- tungsequipment. Das Neuköllner EngagementZentrum (NEZ) bietet zudem im BENN-Nachbarschafts- büro wöchentliche Sprechstunden und eine Erst-Beratung zu aktuellen Förderprogrammen für Vereine und Initiativen an. Das NEZ unterstützt zudem bei der Suche nach Ehrenamtlichen. Gemeinsam mit dem NEZ und weiteren Kooperationspartnern plant das BENN-Team auch bedarfsorientierte Fortbildungen und Workshops für die Professionalisierung der lokalen Initiativen und Vereine. Zudem wird das BENN-Team – in Kooperation mit dem NEZ – einmal jährlich das Fest des Dankes fortführen. Ein wichtiger Kooperationspartner zur Förderung bürgerschaftlichen Engagements ist neben dem NEZ der Neuköllner Seniorenservice, der über die Sozialkommission Besuchsdienste für Hochbetagte und Ehrenamtliche für die verschiedenen Neuköllner Seniorenfreizeiteinrichtungen organisiert und begleitet. Diese Angebote und Engagementmöglichkeiten gilt es im BENN-Aktionsraum bekannt zu machen und zu stärken. Aktuell erfolgt die finanzielle Unterstützung lokalen bürgerschaftlichen Engagements über zwei Säulen: das BENN-Programm und über die bezirklichen FEIN-Mittel (Freiwilliges Engagement in Nachbarschaften). Bis zum Auslaufen des BENN-Programms wird das Britzer BENN-Team die 13
bezirkliche Diskussion zur Einführung von möglichen an den Neuköllner Bürgerhaushalt angeschlossenen Kiezkassen durch eigene Bedarfsanalysen im Aktionsraum Britz unterstützen. Hier ist auch das Engagement der großen Wohnungsunternehmen in Neukölln wünschenswert. Ziele der Verstetigung − Es bestehen enge Kontakte zwischen den Britzer und Neuköllner MSO zur Stärkung des ehrenamtliche Engagements von Geflüchteten. − Es finden regelmäßig Angebote zur Professionalisierung und Weiterentwicklung der Initiativen und Vereine mit Unterstützung des NEZ und weiterer Neuköllner Träger statt. − Mit Unterstützung des Bezirksamts werden Möglichkeiten einer Kiezkasse erörtert, um die Förderung nachbarschaftlichen Engagements fortzuführen. 2.4 Beteiligung Ziele – Was wir im Bereich Beteiligung in Britz umsetzen wollen − Stärkung und Verstetigung der partizipativen Strukturen in der GU − Nachbarschaftsforen als zentrales Beteiligungsformat unter Berücksichtigung milieu- gruppenspezifischer Beteiligungsbedarfe − Stärkung partizipativer Strukturen für Kinder und Jugendliche − Realisierung und Etablierung von Beteiligung auf unterschiedlichen Stufen Möglichst viele Alt- und Neubritzer/-innen in bestehende Gremien und neue Beteiligungsprozesse und -strukturen einzubinden, ist Ziel von BENN. Dabei liegt ein besonderer Fokus auf denjenigen Gruppen der Stadtteilbevölkerung, die aus unterschiedlichen Gründen einen erschwerten Zugang haben, wie z.B. manche Geflüchtete und Neuzugewanderte. Das BENN-Team wird auch weiterhin dazu beitragen, partizipative Strukturen (Eltern- und Kinderversammlung) in der GU Haarlemer Str. zu etablieren. Hier kooperieren wir eng mit dem Betreiber-Team der Unterkunft. Der Einzug von neuer Bewohner/-innen im Mai 2020 erfordert eine Anpassung, damit diese Strukturen weiter gut funktionieren können. Über persönliche Gespräche sensibilisieren wir die Bewohner/-innen der GU für die Wichtigkeit dieser Gremien und bringen uns aktiv etwa bei der Entwicklung von Projekten innerhalb der GU ein. Darüber hinaus wollen wir das Empowerment der Bewohner/-innen in den bestehenden Männer- und Frauencafés zu Beteiligungsformaten weiterentwickeln. Dazu sollen diese Angebote zunehmend von den Bewohner/- innen selbst organisiert werden. Den zentralen Ort der Beteiligung für alle Britzer/-innen bildet das BENN-Nachbarschaftsforum, bei dem Britzer/-innen ihre Ideen und Wünsche für ein noch lebenswerteres Britz einbringen. Im kom- menden Jahr werden noch stärker milieu- und gruppenspezifische Beteiligungsbedarfe berücksichtigt. U.a. ist ein Familienforum und ein Jugendforum geplant. Ziel bleibt es zudem, auch die Mitglieder der partizipativen GU-Strukturen und weitere GU-Bewohner/-innen stärker in die BENN- Nachbarschaftsforen im Stadtteil einzubinden. Auch möchten wir Diskussionen über Aktionen und Verkehrs- bzw. Baumaßnahmen im öffentlichen Raum anregen. Die Kooperation mit dem bezirklichen Stadtplanungsamt, der Denkmalschutzbehörde und der Stabsstelle für Dialog und Zukunft sowie lokaler Akteure wird angestrebt. Aktionen aus dem Bezirklichen Programm “Schön wie wir”, wie z.B. Kiezputze, Sperrmüllfeste und Pflanzaktionen sollen auch im BENN-Aktionsraum gemeinsam mit lokalen Vereinen und Initiativen realisiert werden. Ein besonderer Fokus in der BENN-Verstetigungsphase wird auf die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen gelegt. Hierzu wird eine enge Kooperation sowohl mit dem Neuköllner Kinder- und 14
Jugendbüro als auch mit den Koordinator/-innen des Kinder- und Jugendparlaments Neukölln ange- strebt. Dabei sollen nicht nur deren Angebote und Beteiligungsformate auch über BENN bekannt ge- macht werden, auch geht es darum, eigene Angebote zu schaffen. Zum einen soll die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen Schwerpunkt eines der kommenden BENN-Nachbarschaftsforen bilden. Zum anderen gilt es, die Möglichkeiten des Jugend-Demokratiefonds und der Jugendjury Neukölln auch Kindern und Jugendlichen im BENN-Aktionsraum stärker zugänglich zu machen. Ziel ist es, dass Kinder- und Jugendliche mit Unterstützung von BENN eigene Projekte und Veranstaltungen planen und umsetzen. In der Umsetzung kooperieren wir dabei mit den lokalen Kinder- und Jugendfreizeit- einrichtungen wie dem Jugendclub Feuerwache und dem Kinderclub Sternschnuppe. Die Einbindung der lokalen Schulen wird hier angestrebt. Auch die Beteiligungsmöglichkeiten für Senior/-innen sollen gestärkt werden. In 2021 steht die Wahl der Neuköllner Seniorenvertretung an. Diese gilt es im BENN-Aktionsraum bekannt zu machen. Denn Seniorenvertreter/-innen aus dem Süden Neukölln sind hier (noch) unterrepräsentiert. Abbildung 4: Eindrücke vom BENN-Nachbarschaftsforum am 20. Februar 2020 Bildquelle: BENN-Britz Beteiligung findet auf unterschiedlichen Stufen statt. Neben der Förderung eines aktiven Engagements von Britzer/-innen in Diskussions- und Entscheidungsprozessen ist auch die fortlaufende Information und Kommunikation über die Geschehnisse in Britz ein Ziel des BENN-Teams. Dazu nutzen wir unsere Kanäle der Öffentlichkeitsarbeit: die BENN-Rundschau, den BENN-Newsletter, die BENN-Webseite sowie Plakate und Flyer. Auch über die Online-Plattform nebenan.de kommunizieren wir weiterhin direkt mit der Britzer Nachbarschaft. Zudem wird das BENN-Team die in der Zeit der Corona-bedingten Einschränkungen erprobten Formate der digitalen Bürgerbeteiligung fortführen. So können sowohl regelmäßig Bedarfsabfragen als auch die Ergebnisse aus den zukünftigen Nachbarschaftsforen noch einmal zur Diskussion gestellt werden. Diejenigen Ergebnisse aus den digitalen Beteiligungsprozessen, die nicht innerhalb des BENN- Programms diskutiert und umgesetzt werden können, werden an die zuständigen bezirklichen Ämter, die im Aufbau befindliche Koordinierungsstelle für Beteiligung sowie an die neu entstehende Organisationseinheit Sozialraumorientierte Planungskoordination in Neukölln weitergeleitet. Mit beiden Fachämtern strebt das BENN-Team in der Verstetigungsphase eine enge Kooperation an. Ziel ist es, dass die aus dem BENN-Programm hervorgegangenen und etablierten Formate der Bürgerbeteiligung fortgeführt werden. Hierzu wird es mit der Koordinierungsstelle für Beteiligung im Herbst 2020 ein erstes Planungstreffen geben. 15
Ziele der Verstetigung − Die partizipativen Strukturen in der Gemeinschaftsunterkunft sind etabliert. Die Strategieentwicklung zur Realisierung wird gemeinsam mit dem GU-Team und den GU- Bewohner/-innen vorangetrieben. − Bezirkliche Beteiligungsformate für Kinder und Jugendliche sowie für Senior/-innen sind bekannt und werden von Britzer/-innen genutzt. 2.5 Empowerment Ziele – Was wir im Bereich Empowerment in Britz umsetzen wollen − Umsetzung geschlechtsspezifischer Coaching-Angebote für und von Geflüchteten − Selbsthilfe und Selbstbestimmung von Frauen durch Erweiterung bestehender Angebote − Stärkung der Rolle von Geflüchteten und Migrant/-innen als Anbieter bzw. Projektentwickler − Förderung demokratischer Kompetenzen und Ermächtigung im Umgang mit Rassismus und Diskriminierung Das BENN-Team verfolgt im Bereich des Empowerments diverse Ziele. Zum einen wollen wir uns dafür engagieren, dass die Menschen in der GU Haarlemer Str. eigene Ziele und Vorhaben selbst verwirklichen können. Denn die lange Verweildauer in Gemeinschaftsunterkünften und die geringe Aussicht auf eigenen Wohnraum führt bei einigen Menschen zu Phasen der Niedergeschlagenheit und Frustration. Geplant sind Peer-Workshops zu unterschiedlichen Themen, in denen Geflüchtete und Migrant/-innen ihre Erfahrungen weitergeben und zur Diskussion stellen. Vorbilder können helfen, das Vertrauen zu sich selbst wieder aufzubauen. Hier wollen wir stärker geschlechtsspezifisch vorgehen und gezielt Angebote für Männer bzw. Frauen organisieren. Auch die Angebote für Frauen möchten wir unterstützen bzw. weiterentwickeln. Wir haben vor, das Angebot von selbstbestimmten Räumen zu erweitern. Ziel ist es, dass die Frauen der GU zunehmend die Verantwortung für die Umsetzung, weitere Entfaltung und Nachhaltigkeit der Räume übernehmen. Zudem streben wir an, dass das Näh- und Strickcafé aus der GU auszieht und Teil der Angebotsstruktur im Sozialraum wird. Eine Kooperation mit dem Britzer Bürgerverein wird angestrebt. Außerdem haben wir uns vorgenommen, die bisherige Frauengruppe nun als Selbsthilfegruppe in der GU weiter zu begleiten. Hier kooperieren wir mit der AWO. BENN unterstützt zudem die Einrichtung eines geplanten Frauen-Schwimmkurses von der Schwimm-Gemeinschaft Neukölln e.V. Die aktive Rolle Geflüchteter und Britzer Migrant/-innen als Anbieter und Projektentwickler/-innen wollen wir weiterhin stärken. Geflüchtete und Nachbar/-innen mit Migrationshintergrund können mit Unterstützung von BENN eigene Projekte, Produkte und Angebote entwickeln. Als BENN-Team fördern wir die Vorhaben durch Beratung und Finanzierung. Auch unterstützen wir die Projektentwickler durch die Vermittlung von Akteuren, die mit Ressourcen oder durch Fachberatung zur Projektumsetzung beitragen können. Insbesondere Projekte von und für Jugendliche mit Migrationshintergrund werden fokussiert. Ein weiteres Ziel zum Empowerment ist die Förderung der demokratischen Kompetenzen und die ent- sprechende Ermächtigung von Betroffenen im Umgang mit Rassismus und Diskriminierung. Hier möchten wir das Angebot niederschwelliger praktischer Trainings (möglich mehrsprachig) unterstüt- zen. Themen wie Menschenrechte, soziale Teilhabe für Migrant/-innen und Diskriminierung sind hier wichtig. Die Zusammenarbeit mit den Migrantenselbstorganisationen ist in diesem Bereich anzustre- ben. Jugendfreizeiteinrichtungen, Sportvereine, Schulen und ehrenamtliche Initiativen würden von einer themenbezogenen Vernetzung zu (Alltags-)Rassismus profitieren: alle Einrichtungen und Projekte, die mit Jugendlichen arbeiten, könnten so Präventionsbestrebungen koordinieren. 16
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