Kompetenzen Jugendlicher stärKen - Vorbereitung auf die Arbeitswelt - Weltbericht Bildung für alle - Deutsche UNESCO ...
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Weltbericht Bildung für alle 2 0 1 2 E FA G l o b a l M o n i t o r i n g R e p o r t Kompetenzen Jugendlicher stärken Vorbereitung auf die Arbeitswelt Kurzfassung
Ku r z fa ss u n g W e lt b e r i c h t B i l d u n g f ü r A l l e 2 0 1 2 EFA Global Monitoring Report 2012. Summary Weitere Informationen zum EFA Global Deutsche Kurzfassung Monitoring Report 2012 erhalten Sie über: herausgegeben von EFA Global Monitoring Report team c/o UNESCO, Deutsche UNESCO-Kommission e.V. (DUK) 7, place de Fontenoy Colmantstraße 15 75352 Paris 07 SP, France 53115 Bonn Email: efareport@unesco.org, Tel.: +33 1 45 68 07 41 und Der vollständige Report und die englischsprachige Bundesministerium für wirtschaftliche Kurzfassung sind online zugänglich unter: Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) www.efareport.unesco.org Referat Bildung Dahlmannstraße 4 Der Global Monitoring Report kann online 53113 Bonn bestellt werden auf: www.unesco.org/publishing Redaktion Dr. Barbara Malina (DUK) Die deutsche Kurzfassung ist online zugänglich unter: Auswahl und Übersetzung www.unesco.de/bildung.html Frauke Schröder (DUK) Bibliografische Information Redaktionelle Mitarbeit der Deutschen Nationalbibliothek Rebekka Hannes (DUK) Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; Die Fotos sind entnommen aus: detaillierte bibliografische Daten sind im Internet Youth and skills: putting education to work über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Education for all Gobal Monitoring Report 2012. Summary Der EFA Global Monitoring Report ist eine von der UNESCO im Namen der internationalen Gemeinschaft in Auftrag gegebene unabhängige Publikation. Daran mitgewirkt haben das Redaktionsteam sowie zahlreiche weitere Personen, Organisationen, Institutionen und Regierungen. ISBN 978-3-940785-46-6 Die in dieser Kurzfassung sowie im Bericht selbst enthaltenen Analysen und Politikempfehlungen entsprechen nicht unbedingt den Ansichten der Herausgeber oder der UNESCO. Die verwendeten Bezeichnungen und die Präsentation der Inhalte in Kurzfassung und Bericht stellen keinerlei Meinungsäußerungen der Herausgeber oder der UNESCO hinsichtlich des Rechtsstatus eines Landes, eines Territoriums, einer Stadt oder eines Gebiets oder deren Behörden oder hinsichtlich von Grenzverläufen dar. Die Verantwortung für den Bericht trägt das EFA Global Monitoring Report Team. Die Gesamtverantwortung für Ansichten und Meinungen in dem Bericht liegt bei der Direktorin des Teams. Das EFA Global Monitoring Report Team: Direktorin: Pauline Rose Team: Kwame Akyeampong, Manos Antoninis, Madeleine Barry, Nicole Bella, Stuart Cameron, Erin Chemery, Diederick de Jongh, Marcos Delprato, Hans Botnen Eide, Joanna Härmä, Andrew Johnston, Léna Krichewsky, François Leclercq, Elise Legault, Leila Loupis, Alasdair McWilliam, Patrick Montjourides, Karen Moore, Claudine Mukizwa, Judith Randrianatoavina, Kate Redman, Maria Rojnov-Petit, Marisol Sanjines, Martina Simeti, Asma Zubairi 2
Bildung für alle – die Fortschritte verlangsamen sich I m Jahr 2000 hat die internationale Gemeinschaft auf dem Weltbildungsforum in Dakar, Senegal, Millenniums-Entwicklungsziele (MDGs) den Aktionsplan „Bildung für alle“ (Education for all, EFA) verabschiedet. Seine Ziele sollen bis Die Generalversammlung der Vereinten Nationen hat 2015 erreicht werden. Die Ziele 2 und 5 sind auch sich im Jahr 2000 auf 8 Millenniums-Ziele verpflichtet, in die Millenniums-Entwicklungsziele der Vereinten darunter die Bekämpfung von extremer Armut und Nationen eingegangen. Hunger, die Reduzierung der Kindersterblichkeit und die Verbesserung der Gesundheitsversorgung von Müttern. Überblick über die sechs EFA-Ziele Millenniums-Entwicklungsziele mit Ziel 1: Frühkindliche Förderung und Erziehung soll Bildungsbezug ausgebaut und verbessert werden, insbesondere für benachteiligte Kinder. Ziel 2: Grundschulbildung für alle erreichen. Unterziel 3: Alle Kinder, Jungen wie Mädchen, sollen Ziel 2: Bis 2015 sollen alle Kinder – insbesondere eine Grundschulausbildung erhalten. Mädchen, Kinder in schwierigen Lebens Ziel 3: Die Gleichstellung der Geschlechter und die umständen und Kinder, die zu ethnischen politische, wirtschaftliche und soziale Beteiligung von Minderheiten gehören – Zugang zu unentgelt Frauen fördern. licher, obligatorischer und qualitativ hochwertiger Unterziel 4: Die Abschaffung von Geschlechter Grundschulbildung erhalten und diese auch disparitäten in Primar- und Sekundarbildung abschließen. möglichst bis 2005 und spätestens 2015 auf allen Bildungsstufen. Ziel 3: Die Lernbedürfnisse von Jugendlichen und Erwachsenen sollen durch Zugang zu Lernangeboten und Training von Basis qualifikationen (life skills) abgesichert werden. Drei Jahre vor Ablauf der Frist für die EFA-Ziele wird leider deutlich, dass sich die Fortschritte Ziel 4: Die Analphabetenrate unter Erwachsenen, bei vielen Zielen verlangsamen und die meisten besonders unter Frauen, soll bis 2015 um 50% Ziele voraussichtlich nicht erreicht werden. Trotz reduziert werden. Der Zugang von Erwachsenen zu dieser eher düsteren Gesamtprognose zeigen die Grund- und Weiterbildung soll gesichert werden. Fortschritte mancher der ärmsten Länder der Welt, dass durch Engagement von nationalen Regierungen Ziel 5: Bis 2005 soll das Geschlechtergefälle in der und Gebern viel erreicht werden kann, z.B. dass Primar- und Sekundarbildung überwunden mehr Kinder vorschulische Einrichtungen besuchen, werden. Bis 2015 soll Gleichberechtigung der die Grundschule abschließen und den Übergang zur Geschlechter im gesamten Bildungsbereich Sekundarschule schaffen. erreicht werden, wobei ein Schwerpunkt auf der Verbesserung der Lernchancen für Mädchen Der Schwerpunkt des diesjährigen Weltbildungs liegen muss. berichts liegt auf dem EFA-Ziel 3 und widmet sich der Kompetenzentwicklung von Jugendlichen und Ziel 6: Die Qualität von Bildung muss verbessert werden. jungen Erwachsenen als Vorbereitung auf die Arbeitswelt. 3
Ku r z fa ss u n g W e lt b e r i c h t B i l d u n g f ü r A l l e 2 0 1 2 Die sechs EFA-Ziele – wo stehen wir? Mangelernährung ist einer der Hauptgründe für Ziel 1 hohe Kindersterblichkeitsraten sowie Wachstums- und Entwicklungsstörungen. Nach aktuellen Frühkindliche Förderung und Erziehung Entwicklungen werden im Jahr 2015 immer noch 157 Millionen Kinder, d.h. eines von vier Kindern unter In der frühen Kindheit wird der Grundstein für spätere fünf Jahren, wegen Mangelernährung eine zu geringe Lernerfolge gelegt. Um die Bedingungen für kleine Körpergröße aufweisen. Kinder zu verbessern, sind ausgewogene Maßnahmen in den Bereichen Gesundheit, Ernährung und Qualitativ hochwertige vorschulische Bildung notwendig. Es muss in ganzheitliche Ansätze Bildungsprogramme sind essenziell, um Kinder investiert werden, um alle Aspekte der frühkindlichen auf die Schule vorzubereiten. Beispiele aus so Entwicklung in gleichem Maße zu berücksichtigen. unterschiedlichen Ländern wie Australien, Indien, Mosambik, der Türkei und Uruguay zeigen die Kinder, die hungrig, unterernährt oder krank kurz- und langfristigen Erfolge von frühkindlicher sind, sind nicht in der Lage, sich die Fertigkeiten Förderung. Diese reichen von einem Vorsprung anzueignen, die sie für weiteres Lernen und das bei Lese-, Schreib- und Rechenfertigkeiten bis zu spätere Berufsleben brauchen. Es gibt zwar stärkerer Aufmerksamkeit, höherer Motivation Anzeichen, dass sich die frühkindliche Gesundheit und größerer Eigeninitiative, was zu höheren insgesamt verbessert. In einigen Ländern finden die Bildungsabschlüssen und besseren Chancen auf dem Veränderungen jedoch auf einem niedrigen Niveau Arbeitsmarkt führt. statt und nicht schnell genug, um internationale Entwicklungsziele zu erreichen. Die jährliche Seit 1999 ist die Zahl der Kinder in vorschulischen Rate, die den Rückgang der Kindersterblichkeit Einrichtungen um fast die Hälfte gestiegen. Immer beziffert, ist beispielsweise zwar angestiegen, aber noch besucht aber mehr als die Hälfte aller Kinder nur von 1,9% (1990-2000) auf 2,5% (2000-2010). weltweit solche Einrichtungen nicht, in den ärmsten © Giacomo Pirozzi / Panos Eine Zweitklässlerin in Honiara, Salomonen 4
W e lt b e r i c h t B i l d u n g f ü r A l l e 2 0 1 2 Ku r z fa ss u n g Ländern sind es sogar fünf von sechs Kindern. Die Abb. 1: In den ersten Jahren nach Dakar ist die Zahl der Kinder, die Kinder, die am meisten von frühkindlicher Förderung keine Schule besuchen, zurückgegangen, seit 2008 stagniert sie aber profitieren würden, nehmen am seltensten daran teil. Unzureichende Finanzierung seitens der Regierungen Anzahl der Kinder im Grundschulalter, die keine Schule besuchen; 1999–2010 ist ein Hauptgrund für die geringe Partizipation an 45 120 Anzahl der Kinder, die keine Schule besuchen (in Millionen) vorschulischen Bildungseinrichtungen. 108 Millionen 40 100 Um sicherzustellen, dass alle Kinder von den Andere Regionen 35 Out-of-school children (%) Vorteilen frühkindlicher Förderung profitieren 25 Millionen 80 74 30 können, sind Reformen notwendig. Dazu gehören der Ausbau von erschwinglichen Fördereinrichtungen, 61 61 25 Süd- und Westasien 19 60 die Gestaltung von Übergängen zwischen 40 Millionen 20 18 17 Vorschuleinrichtungen und Grundschulen sowie 19 15 die Abstimmung von vorschulischen Aktivitäten mit 40 14 13 breiter gefassten frühkindlichen Fördermaßnahmen. 10 Subsahara-Afrika 20 42 Millionen 35 29 31 5 Ziel 2 0 0 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 1999 2000 2001 2002 2003 20 Universelle Grundschulbildung Quelle: Statistischer Anhang des EFA Global Monitoring Report, Tabelle 5, UIS Datenbestand. Geht man vom derzeitigen Trend aus, wird das Ziel der universellen Grundschulbildung bis 2015 Schule besucht, und führt damit die Liste an. Im Jahr deutlich verfehlt werden. Der Schwung durch das 2010 gab es dort 3,6 Millionen nicht eingeschulte Weltbildungsforum im Jahr 2000, mehr Kindern Kinder mehr als im Jahr 2000. Im Gegensatz dazu die Grundschulbildung zu ermöglichen, ist ins konnten Äthiopien und Indien die Anzahl der Kinder, Stocken geraten. Zwar ist die Zahl der Kinder im die keine Schule besuchen, drastisch reduzieren. 61 Millionen Grundschulalter, die keine Schule besuchen, seit Im Jahr 2008 gab es in Indien 18 Millionen weniger Kinder 1999 von 108 Millionen auf 61 Millionen gesunken. Kinder, die keine Schule besuchen, als im Jahr besuchen Drei Viertel dieses Rückgangs wurde allerdings 2001. In vielen Ländern sind finanzielle Gründe keine bereits zwischen 1999 und 2004 erreicht. Zwischen ausschlaggebend dafür, dass Eltern ihre Kinder Grundschule. 2008 und 2010 ist der Fortschritt vollkommen zum nicht einschulen oder aus der Schule nehmen. In Stillstand gekommen. den Slums von Lagos, Nigeria, zum Beispiel, müssen Eltern etwa 46% des Mindesteinkommens aufbringen, Süd- und Westasien1 sowie Subsahara-Afrika sind im um drei Kinder zur Schule zu schicken. Jahr 1999 von ähnlichem Niveau gestartet, da jeweils etwa 40 Millionen Kinder im Grundschulalter keine Um die Hindernisse für benachteiligte Kinder zu Schule besuchten. Seitdem haben sich die Regionen beseitigen, rechtzeitig eine Schule zu besuchen und jedoch mit sehr unterschiedlicher Geschwindigkeit ihre Schullaufbahn fortzusetzen, sind neben der weiterentwickelt. Zwischen 1999 und 2008 sank elementaren Abschaffung offizieller Schulgebühren die Zahl der Kinder, die keine Schule besuchen, in systemweite Reformen notwendig. So müssen Süd- und Westasien um 29 Millionen, während sie in Regierungen zusätzliche Maßnahmen ergreifen Subsahara-Afrika nur um 11 Millionen zurückging. (z.B. Zuschüsse für Schulen), damit Schulen ihre Zwischen 2008 und 2010 stieg die Zahl in Subsahara- Kosten besser decken können und den Eltern keine Afrika sogar wieder um 1,6 Millionen an, während sie versteckten Gebühren auferlegen. Maßnahmen in Süd- und Westasien um weitere 0,6 Millionen sank. zur sozialen Sicherung können sicherstellen, dass arme Haushalte alle Mittel für die Schulbildung In zwölf der Länder, für die Daten vorliegen, lebt aufbringen können, ohne an anderen grundlegenden die Hälfte aller Kinder, die weltweit keine Schule Bedürfnissen zu sparen. Die Möglichkeit reicherer besuchen. Nigeria beheimatet mit 10,5 Millionen Haushalte, mehr Geld für private Schulbildung Kindern jedes sechste Kind auf der Welt, das keine auszugeben, darf nicht zu noch größerer Ungleichheit führen. 1 Unter Süd- und Westasien werden im Bericht folgende Länder gefasst: Afghanistan, Bangladesch, Bhutan, Indien, Iran, Malediven, Nepal, Pakistan und Sri Lanka. 5
Ku r z fa ss u n g W e lt b e r i c h t B i l d u n g f ü r A l l e 2 0 1 2 © Chris Stowers / Panos Muslimische Schülerinnen auf dem Weg zur Schule, Siwa Stadt, Ägypten Ziel 3 Im Jahr 2010 besuchten weltweit 71 Millionen Jugendliche im dem Sekundarbereich I entsprech Lernchancen für enden Alter keine Schule − eine Zahl, die seit 2007 Jugendliche und Erwachsene stagniert. Drei Viertel dieser Jugendlichen leben in Süd- und Westasien und Subsahara-Afrika. 71 Millionen Die sozialen und ökonomischen Herausforderungen Dennoch besuchen heute 25% mehr Jugendliche Jugendliche der letzten Jahre haben eine größere Aufmerk weltweit eine Sekundarschule als im Jahr 1999. besuchen samkeit auf die Verfügbarkeit von Bildungs- und In Subsahara-Afrika hat sich die Anzahl der keine Schule. Ausbildungsmöglichkeiten für junge Menschen eingeschulten Jugendlichen verdoppelt; dennoch gelenkt. Formale Sekundarbildung ist der effektivste wies die Region im Jahr 2010 mit 40% die Weg, sich die Kompetenzen anzueignen, die für Beruf weltweit niedrigste Gesamteinschulungsrate im und Alltag notwendig sind. Trotz eines weltweiten Sekundarbereich auf. Anstiegs der Zahl von Kindern und Jugendlichen, die eine Sekundarschule besuchen, betrug die Kompetenzen werden nicht nur in der Schule Bruttoeinschulungsrate2 im Sekundarbereich I3 in erworben. International gibt es zwar eine Reihe von Ländern mit niedrigem Einkommen im Jahr 2010 Systemen zur Kategorisierung von Kompetenzen gerade einmal 52%. Millionen junger Leute müssen und Qualifizierungsprogrammen. Die internationale somit ihr Leben ohne die grundlegenden Fertigkeiten Gemeinschaft ist sich jedoch noch immer nicht einig, bestreiten, die sie brauchen, um für einen wie Fortschritte beim Zugang zu Lernangeboten und ausreichenden Lebensunterhalt zu sorgen. beim Training von Basisqualifikationen gemessen und verglichen werden können. Trotz einiger viel versprechender Signale werden bis 2015 vermutlich 2 Bruttobeteiligungsraten oder Bruttoeinschulungsraten (gross enrolment ratios) keine hinreichenden Daten für das EFA-Ziel 3 ergeben sich aus dem Verhältnis aller in einer bestimmten Bildungsstufe ein geschulten Kinder (egal welchen Alters) zur Größe der für diese Stufe offiziell erhoben werden können. Entwicklungsziele für die vorgesehenen Altersgruppe. Zeit nach 2015 in diesem Bereich müssen genauer 3 „Sekundarbereich I“ und „untere Sekundarstufe“ werden in dieser Kurzfassung definiert sein und eindeutig festlegen, wie Erfolge synonym verwendet und bezeichnen das Level 2 (lower secondary education) der Internationalen Standard-Klassifikation des Bildungswesens ISCED. gemessen werden können. 6
W e lt b e r i c h t B i l d u n g f ü r A l l e 2 0 1 2 Ku r z fa ss u n g Insgesamt ist die Alphabetisierungsrate bei Ziel 4 Erwachsenen in den letzten zwei Jahrzehnten gestiegen: von 76% (zwischen 1985 und 1994) auf Alphabetisierung Erwachsener 84% (zwischen 2005 und 2010). Von 43 Ländern mit einer Erwachsenen-Alphabetisierungsrate unter Lesen und schreiben zu können ist essenziell für 90% (zwischen 1998 und 2001) werden allerdings das soziale und ökonomische Wohlergehen von nur drei das EFA-Ziel 4 erreichen; einige werden 775 Millionen Erwachsenen – und dem ihrer Kinder. Trotzdem ist es vermutlich sogar mit großem Abstand verfehlen. Erwachsene der Erfolg bei der Verwirklichung des Ziels, die An Während manche Länder aus der letztgenannten sind alphabetenrate weltweit um 50% zu senken, bislang Gruppe dennoch bedeutende Fortschritte gemacht Analphabeten. begrenzt. Dies ist hauptsächlich auf eine gewisse haben – so wie Mali, das seine Alphabetisierungsrate Gleichgültigkeit von Regierungen und Gebern zurück verdoppelt hat –, hat sich die Situation in anderen zuführen. Im Jahr 2010 konnten weltweit immer noch Ländern, zum Beispiel Madagaskar, im letzten 775 Millionen Erwachsene nicht lesen und schreiben. Jahrzehnt verschlechtert. Fast drei Viertel der Die Hälfte davon lebte in Süd- und Westasien und mehr erwachsenen Analphabeten leben in nur zehn als ein Fünftel in Subsahara-Afrika. Ländern. Indien allein beheimatet 37% aller Abb. 2: Die meisten Länder werden das Ziel verfehlen, die Analphabetenrate unter Erwachsenen zu halbieren – einige sogar mit großem Abstand Analphabetenrate unter Erwachsenen, 1998—2001 bis 2015 (Prognose) 100 Analphabetebrate unter Erwachsenen 1998–2001 Im Tschad lag die Analphabeten- 2015 (Prognose) rate unter Erwachsenen bei 74% im Jahr 2000... Ziel (Halbierung) 80 ...und dürfte bis 2015 Analphabetenrate unter Erwachsenen (in Prozent) auf 61% sinken, ... 60 In Madagaskar wird die Analphabetenrate unter Erwachsenen Prognosen zufolge bis 2015 von 29% auf 35% ansteigen; in der Demokratischen Repubik Kongo von 33% auf 34%. 40 ...ein Wert, der 20 deutlich über dem Ziel von 37% liegt. 0 Mauretanien Ruanda Kambodscha Komoren Brasilien Mali Tschad Gambia Timor-Leste Guinea-Bissau Pakistan Bangladesch Nepal Côte d'Ivoire Zentralafrikanische Republik Togo Papua-Neuguinea Ghana Burundi Sudan Malawi Demokratische Republik Kongo Angola Sambia Madagaskar Irak Saudi-Arabien Jamaika Honduras Swasiland Kenia Mauritius São Tomé und Principe Namibia Lesotho Bahrain Bolivien Äquatorialguinea Malaysia Myanmar Anmerkung: Für die Darstellung auf dem Schaubild wurden diejenigen Länder ausgesucht, die zwischen 1998 und 2001 eine Analphabetenrate von über 10% unter Erwachsenen aufwiesen und für die Prognosen bis in das Jahr 2015 möglich waren. Quelle: Statistischer Anhang des EFA Global Monitoring Report, Tabelle 2, UIS Datenbestand. 7
Ku r z fa ss u n g W e lt b e r i c h t B i l d u n g f ü r A l l e 2 0 1 2 erwachsenen Analphabeten weltweit. In Nigeria ist Gefahr, das Ziel der Geschlechterparität in der die Zahl in den letzten zwei Jahrzehnten um Grund- und Sekundarschulbildung bis zum Jahr 2015 10 Millionen auf inzwischen 35 Millionen ange- zu verfehlen. stiegen. In 68 Ländern herrscht immer noch keine Allgemein wird angenommen, dass Kinder vier oder Geschlechterparität in der Grundschulbildung, in fünf Jahre die Schule besuchen müssen, um mühelos 60 von ihnen zum Nachteil der Mädchen. Während lesen, schreiben und rechnen zu können. Jüngste Länder wie Äthiopien und Senegal gewaltige Haushaltserhebungen zeigen allerdings, dass in Fortschritte erzielt haben, haben andere, etwa Angola Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen und Eritrea, Rückschritte gemacht. Die Anzahl der (unterer Bereich) wesentlich mehr Kinder die Länder, in denen der Geschlechterparitätsindex Grundschule abschließen, ohne lesen und schreiben (GPI)4 unter 0,70 liegt, Mädchen also extreme zu können, als erwartet. In Ghana beispielsweise Benachteiligung erfahren, ist von 16 im Jahr konnte im Jahr 2008 über die Hälfte der Frauen und 1990 auf 11 im Jahr 2000 gefallen. Im Jahr 2010 mehr als ein Drittel der Männer zwischen 15 und 29 gab es nur noch ein Land mit einem so geringen Jahren, die sechs Jahre lang eine Schule besucht Geschlechterparitätsindex: Afghanistan. Trotz seines hatten, keinen ganzen Satz lesen. Weitere 28% der letzten Platzes unter den Ländern hat Afghanistan in Frauen und 33% der Männer konnten nur einzelne den letzten Jahren große Fortschritte gemacht. Satzteile bewältigen. Auch die Zahl der Länder, die einen GPI unter 0,90 haben, Mädchen also unter schweren Benachteili gungen zu leiden haben, ist in den letzten zehn Jahren Ziel 5 zurückgegangen. Von 167 Ländern, für die Daten aus den Jahren 1999 und 2010 vorliegen, hatten 33 Geschlechterparität und im Jahr 1999 einen GPI unter 0,90. Im Jahr 2010 Gleichberechtigung waren es nur noch 17 Länder. Länder wie Burundi, Indien und Uganda, die heute Geschlechterparität Geschlechterparität und Gleichberechtigung in der erreicht haben, zeigen den Erfolg von Strategien, Bildung sind ein grundlegendes Menschenrecht und die die Beteiligung von Mädchen in der Schule ein wichtiges Mittel zur Verbesserung sozialer und verbessern. Solche Strategien sind zum Beispiel ökonomischer Verhältnisse. Die Verringerung der Mobilisierung von Gemeinden, gezielte finanzielle Geschlechterkluft beim Grundschulbesuch ist einer Unterstützung von Mädchen, Verwendung geschlech der größten Erfolge des EFA-Prozesses seit dem tersensibler Lehrmethoden und Lernmaterialien Jahr 2000. Trotzdem laufen weiterhin viele Länder sowie Gewährleistung von sicheren und gesunden Lernumgebungen. In mehr als der Hälfte der 97 Länder mit Geschlechterdisparität in der Sekundar bildung besuchen weniger Jungen als Mädchen die Ein Mädchen in einer Schule. Der Hauptgrund ist Armut, die Jungen zu berufsbildenden einem frühen Einstieg in den Arbeitsmarkt zwingt. Schule in Dhaka, Bangladesch Ziel 6 Bildungsqualität Bei einer Zahl von weltweit 650 Millionen Kindern im Grundschulalter sollte die Aufmerksamkeit nicht nur auf die 120 Millionen gerichtet werden, die das vierte Schuljahr nicht erreichen, sondern auch auf die zusätzlichen 130 Millionen Kinder, die in der © G.M.B. Akash / Panos 4 Der Geschlechterparitätsindex (GPI) gibt das Verhältnis von männlichen zu weib lichen Schülern an. Parität wird erreicht, wenn auf die Einschulung von 100 Jungen zwischen 97 und 103 Mädchen fallen, also bei einem Wert zwischen 0,97 und 1,03. 8
W e lt b e r i c h t B i l d u n g f ü r A l l e 2 0 1 2 Ku r z fa ss u n g © Stefan Erber/UNESCO Mechaniker-Training an einer Technischen Universität, Vietnam Schule kein Basiswissen erwerben. Die Analyse von In 33 von 100 Ländern mit verfügbaren Daten Unterschieden im Lernerfolg und den Ursachen kann zur Grundschulbildung werden darüber hinaus dazu beitragen, politische Strategien zu entwickeln, weniger als 75% der Lehrer nationalen Standards die die Chancen von armen Kindern verbessern. entsprechend ausgebildet. Oftmals werden in der In den 74 Ländern und Volkswirtschaften, die an Ausbildung außerdem didaktische Fähigkeiten der PISA-Studie 2009 teilgenommen haben, war es zugunsten von fachlichem Basiswissen vernach grundsätzlich so, dass die Leistungen eines Schülers lässigt. Sind die Lehrer erst einmal in den Schul- umso besser waren, je höher das Quartil des dienst eingetreten, scheint kaum noch Weiterent- sozio-ökonomischen Index war, dem er angehörte. wicklung stattzufinden. Das führt zu erschreckenden Nennenswerte Geschlechterunterschiede gab es Ergebnissen, wie Untersuchungen gezeigt haben: In 2 Millionen hier nicht. einigen der ärmsten Länder können Kinder mehrere Stellen für Jahre in der Schule verbringen, ohne ein einziges Grundschul Lehrer sind die wichtigste Ressource zur Wort lesen zu können. lehrer Verbesserung der Bildungsqualität. In vielen müssen neu Regionen stellen der Lehrermangel und besonders Der Unterricht in den unteren Klassen sollte geschaffen das Fehlen von gut ausgebildeten Lehrern ein verstärkt werden. Vorbereitende Trainingsmaß werden. wesentliches Hindernis für das Erreichen der EFA- nahmen sollten einen besonderen Schwerpunkt Ziele dar. Neuesten Schätzungen zufolge müssen auf Lehrmethoden legen. Praxisbezogene Weiter bis 2015 in 112 Ländern insgesamt 5,4 Millionen bildungsmaßnahmen für Lehrer sollten diese Grundschullehrer eingestellt werden. 3,4 Millionen interaktiv einbeziehen. Außerdem müssen ver Lehrer müssen eingestellt werden, um diejenigen besserte Lehr- und Lernmaterialien zur Verfügung zu ersetzen, die aus dem Beruf ausscheiden. gestellt werden. Zusätzlich sind 2 Millionen neue Stellen notwendig, um das Ziel der universellen Grundschulbildung zu erreichen. 9
Ku r z fa ss u n g W e lt b e r i c h t B i l d u n g f ü r A l l e 2 0 1 2 Finanzierung von „Bildung für alle“ – Defizite und Chancen D ie Erfahrungen des letzten Jahrzehnts effektiver zu verwenden. Entwicklungshilfe von neuen zeigen, dass die Steigerung von Geberländern wie Brasilien, China oder Indien stellt Bildungsausgaben viel dazu beitragen eine mögliche Quelle dar, aber bisher werden diese kann, die EFA-Ziele zu erreichen. Doch Gelder nicht ausreichend den Ländern zugeführt, die ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, zu dem sie am dringendsten brauchen, daher müssen weitere die Zahl der Kinder, die keine Schule besuchen, Finanzierungsquellen gefunden werden. Die Erträge stagniert, gibt es beunruhigende Anzeichen dafür, aus natürlichen Rohstoffen und Gelder aus der dass auch die Geberbeiträge ins Stocken geraten. Privatwirtschaft sind Optionen; hier müsste aber ein Mehr Geld allein ist zwar keine Garantie, dass die verstärkter Fokus auf Transparenz und Orientierung EFA-Ziele erreicht werden. Weniger Geld wird aber an den EFA-Zielen gelegt werden. auf jeden Fall von Nachteil sein. Eine erneute und konzertierte Anstrengung der Geber ist dringend notwendig. Wichtig ist außerdem, das Potenzial Steigende nationale Bildungsausgaben neuer Finanzierungsquellen zu erschließen, um Finanzierungslücken zu schließen, und Gelder Seit der Verabschiedung des EFA-Aktionsplans im Jahr 2000 sind die weltweiten Staatsausgaben für Bildung kontinuierlich gestiegen. In Ländern mit Die Staats- geringem Einkommen sind die Bildungsausgaben © Sven Torfinn / Panos mit durchschnittlich jährlich 7,2% seit 1999 am ausgaben für Nähunterricht in Musoma, Tansania stärksten gewachsen. In Subsahara-Afrika betrug die Bildung sind jährliche Zunahme 5%. Im letzten Jahrzehnt haben gestiegen. 63% derjenigen Länder mit geringem und mittlerem Einkommen, für die Daten vorliegen, den Anteil des Volkseinkommens, der für Bildung ausgegeben wird, erhöht. Die meisten Länder, die ihren Fortschritt in Richtung von „Bildung für alle“ im letzten Jahrzehnt beschleunigen konnten, waren dazu in der Lage, weil sie ihre Ausgaben für Bildung wesentlich erhöht oder ein vorher erreichtes hohes Niveau beibehalten haben. Tansania zum Beispiel hat den Anteil des Volkseinkommens, der für Bildung ausgegeben wird, mehr als verdreifacht und die Nettoeinschulungsrate5 in der Grundschule verdoppelt. Befürchtungen, dass die jüngsten Ernährungs- und Finanzkrisen den generell positiven Entwicklungen im Bereich der nationalen Bildungsfinanzierung entgegenwirken könnten, scheinen sich bisher nicht zu bestätigen. Allerdings müssen die langfristigen Auswirkungen der Krise beobachtet werden. 5 Nettobeteiligungsraten oder Nettoeinschulungsraten (net enrolment ratios) ergeben sich aus dem Verhältnis aller in einer bestimmten Bildungsstufe eingeschulten Kinder, die im dafür vorgesehenen Alter sind, zur Gesamtzahl der Kinder in der für diese Stufe offiziell vorgesehenen Altersgruppe. 10
W e lt b e r i c h t B i l d u n g f ü r A l l e 2 0 1 2 Ku r z fa ss u n g Entgegen diesem viel versprechenden globalen Trotz des Anstiegs der Gesamt-Entwicklungshilfe Trend haben manche Länder, die noch weit davon im letzten Jahrzehnt haben die Geberländer ihr entfernt sind, die EFA-Ziele zu erreichen, zum Versprechen vom G8-Gipfel in Gleneagles 2005 Beispiel die Zentralafrikanische Republik, Guinea und nicht gehalten, die Entwicklungshilfe bis 2010 Pakistan, ein niedriges Niveau an Bildungsausgaben insgesamt um 50 Milliarden US-Dollar anzuheben. beibehalten und stellen weniger als 3% des Brutto Subsahara-Afrika erhielt nur etwa die Hälfte der sozialprodukts für Bildung zur Verfügung. Neue Erhöhung, die der Region versprochen worden Untersuchungen für den Weltbildungsbericht zeigen, war. Die Aussichten für die Jahre bis 2015 sind Die Entwick in welchem Ausmaß manche der ärmsten Länder noch besorgniserregender: Im Jahr 2011 sank die lungshilfe bislang von Entwicklungshilfe profitiert haben. In gesamte Entwicklungshilfe real um 3% – es ist für Bildung neun Ländern, alle in Subsahara-Afrika, finanzieren das erste Mal seit 1997, dass die Entwicklungshilfe stagniert Geber mehr als ein Viertel der öffentlichen Ausgaben insgesamt gekürzt wurde. Hauptsächlich als seit 2010. für Bildung. In Mosambik beispielsweise ging die Folge des andauernden Konjunkturabschwungs Zahl der Kinder, die keine Schule besuchen, von in reichen Ländern wurden Entwicklungshilfe- 1,6 Millionen im Jahr 1999 auf weniger als 0,5 Millio Etats als Teile von Sparpaketen gekürzt. In 14 von nen im Jahr 2010 zurück. Während der meisten Zeit 23 Ländern des OECD-Entwicklungsausschusses wurden bis zu 42% des gesamten Bildungsbudgets (OECD-DAC) ist der Anteil des Volkseinkommens, von Gebern finanziert. der für Entwicklungszusammenarbeit ausgegeben wird, zwischen 2010 und 2011 gesunken. Einige der wichtigsten Geberländer reduzieren nicht nur ihre Ist das Maximum an internationaler gesamten Entwicklungshilfebudgets, sondern planen, Unterstützung erreicht? Bildung auch weniger Priorität einzuräumen, zum Beispiel die Niederlande. Im Jahr 2010 stagnierte die internationale Entwicklungshilfe für Bildung bei 13,5 Milliarden Es zählt aber nicht allein der Umfang der Entwick US-Dollar. Von dieser Summe wurden 5,8 Milliarden lungshilfe. Ebenso wichtig ist, dass das Geld effektiv US-Dollar für Grundbildung verwendet. Das ist investiert wird. Von den 13 Zielen, die vom OECD- zwar fast doppelt so viel wie noch 2002/2003, Entwicklungsausschuss im Jahr 2005 festgehalten aber nur 1,9 Milliarden US-Dollar wurden für wurden – in der Erklärung von Paris über die Grundbildung in Ländern mit geringem Einkommen Wirksamkeit der Entwicklungszusammenarbeit –, zur Verfügung gestellt. Das reicht nicht aus, um die konnte nur eines bis zur vereinbarten Frist im Jahr Finanzierungslücke von 16 Milliarden US-Dollar zu 2010 erreicht werden. Es besteht immer noch großer schließen, mit der sich diese Länder konfrontiert Bedarf an mehr und besser verteilten Mitteln für viele sehen. Die finanzielle Hilfe für die Grundbildung in der ärmsten Länder. Ländern mit geringem Einkommen wurde im Jahr 2012 nur um 14 Millionen US-Dollar erhöht. Abb. 3: Die Entwicklungshilfe für Bildung stagniert seit 2010 Gesamte Entwicklungshilfe für Bildung, 2002 bis 2010 14 13,4 13,5 Gesamte Entwicklungshilfe für 12 12 11,6 11,5 Postsekundarbildung Milliarden US-Dollar (Preise von 2010) 10,6 9,6 Gesamte 10 Entwicklungshilfe für 8,6 8,3 5,3 5,3 Sekundarbildung 8 6,9 5,0 4,7 Gesamte 66 4,8 2,4 2,3 Entwicklungshilfe für 4,4 1,9 4,0 1,8 Grundbildung 4,1 1,2 1,6 4 3,1 1,1 1,3 1,0 2 00 2,8 3,1 3,4 4,0 4,3 4,8 4,9 5,8 5,8 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 Quelle: OECD-DAC, zitiert in: EFA Global Monitoring Report 2012, Abb. 2.3, S. 148. 11
Ku r z fa ss u n g W e lt b e r i c h t B i l d u n g f ü r A l l e 2 0 1 2 Den „Ressourcenfluch“ in einen Schätzung zufolge lag der Beitrag privater Gelder Segen für Bildung verwandeln in Entwicklungsländern zwischen 2008 und 2010 durchschnittlich bei mehr als 50 Milliarden US-Dollar Eine der frappierendsten Paradoxien in der Entwick – dem stehen 120 Milliarden US-Dollar öffentlicher lung von Ländern ist der „Ressourcenfluch“: Länder Entwicklungshilfe gegenüber. Der Großteil der mit großen Vorkommen an nicht-erneuerbaren privaten Gelder fließt in den Gesundheitssektor. Für Ressourcen wie Öl und Mineralien haben häufig ein den Bildungsbereich, so das Ergebnis einer neuen geringeres Wirtschaftswachstum als ressourcenarme Analyse des Weltbildungsberichts, werden jährlich Länder. Viele von ihnen sind weit davon entfernt, nur etwa 683 Millionen US-Dollar an privaten Geldern die EFA-Ziele oder andere Entwicklungsziele zu eingesetzt. Das entspricht lediglich 5% der Mittel, die erreichen. Oft entstehen bewaffnete Konflikte um die die Mitglieder des OECD-Entwicklungsausschusses Bodenschätze, wie in Liberia und Sierra Leone, oder OECD-DAC für Bildung bereitstellen. die Erträge werden, wie im Tschad, für militärische Zwecke verwendet. Dabei könnten die Erträge aus Mehrere Stiftungen und Unternehmen haben Bodenschätzen vielen Ländern helfen, die EFA-Ziele erfolgreiche und oft innovative Bildungsmaßnahmen zu erreichen, wenn sie dem Staatshaushalt zugeführt durchgeführt, zum Beispiel in der frühkindlichen und effektiv verwendet würden. Botswana beispiels Förderung, der Grundschul- und der Berufsbildung. weise hat dank Einnahmen aus Diamantenvorkommen Allerdings ist der Erfolg solcher Programme oft in den letzten Jahrzehnten nicht nur universelle nicht leicht zu messen, da häufig nicht genügend Grundschulbildung, sondern auch im Sekundarbereich Informationen oder Evaluierungsergebnisse bereit eine Einschulungsrate von 82% erreicht. gestellt werden. Das Engagement für EFA-Aktivitäten gibt Unternehmen die Möglichkeit, politische Entscheidungen in ihrem Geschäftsinteresse zu Das Potenzial des Privatsektors nutzen beeinflussen. Private Initiativen sollten genauso gründlich geprüft werden wie die von öffentlichen Zusätzlich rückt der Privatsektor als alternative Gebern, um zu verhindern, dass wirtschaftliche Finanzquelle immer mehr in den Fokus. Einer Interessen über Bildungsziele gestellt werden. Ernte von Kaffeekirschen, Bukayu, Demokratische Republik Kongo © Tim Dirven / Panos 12
Kompetenzen Jugendlicher stärken – Vorbereitung auf die Arbeitswelt J unge Menschen brauchen Kompetenzen, den arabischen Staaten sowie in Süd- und Westasien die sie für das Berufsleben befähigen. ist etwa die Hälfte der Bevölkerung jünger als 25. Der Weltbildungsbericht unterscheidet Allein in Entwicklungsländern lebten 2010 mehr als drei Arten von Kompetenzen: 1 Milliarde junger Menschen zwischen 15 und 24 Jahren. Es gibt allerdings bei weitem nicht genug Arbeitsplätze für sie – einer von acht Menschen in der Es gibt heute Basisfertigkeiten: genannten Altersgruppe ist arbeitslos. mehr junge Menschen Grundlegende Lese-, Schreib- und Rechenfertigkeiten, Allein um zu verhindern, dass die Arbeitslosigkeit in als je zuvor. die notwendig sind, um eine Existenz sichernde Arbeit zu den arabischen Staaten, in Süd- und Westasien sowie finden. Sie sind Voraussetzung für weitere Bildung sowie in Subsahara-Afrika steigt, müssen 57 Millionen zu den Erwerb von Schlüsselkompetenzen und beruflichen sätzliche Arbeitsplätze bis zum Jahr 2020 geschaffen Kompetenzen, die die Aussichten auf einen guten werden. Das allein wird das Problem jedoch nicht Arbeitsplatz erhöhen. lösen: Zuerst müssen die Regierungen die enormen Kompetenzdefizite bei jungen Menschen angehen. Schlüsselkompetenzen: Diese übertragbaren Kompetenzen beinhalten die Vielen jungen Menschen fehlen Fähigkeiten, Probleme zu lösen, Ideen und Informationen notwendige Basisfertigkeiten zu kommunizieren, kreativ zu sein und gewissenhaft zu arbeiten. Außerdem werden Führungsqualitäten Um auf das Berufsleben vorbereitet zu sein, brauchen und unternehmerische Fähigkeiten darunter gefasst. junge Menschen Basisfertigkeiten, die sie durch eine Diese Kompetenzen sind notwendig, um sich an Schulausbildung mindestens des Sekundarbereichs unterschiedliche Arbeitsumgebungen anpassen zu I erwerben können. Aber in 30 von 59 Ländern, für können und somit die Chancen auf ein langfristiges, die der Weltbildungsbericht in entsprechenden einträgliches Arbeitsverhältnis zu verbessern. Analysen Daten erhoben hat, verfügt mindestens die Hälfte aller 15- bis 19-Jährigen nicht über solche Berufliche Kompetenzen: Basisfertigkeiten. Die Gründe dafür sind vielfältig: Die Jugendlichen haben entweder noch nie eine Viele Berufe verlangen spezifische Kenntnisse, von Schule besucht, brechen die Schule vor dem Ab Techniken des Gemüseanbaus über das Bedienen einer schluss der Primarstufe ab oder besuchen im Alter Nähmaschine bis zur Nutzung eines Computers. von 15 bis 19 Jahren immer noch die Grundschule. Armut ist eines der Hindernisse für Bildung. Viele Es gibt heute mehr junge Menschen als je zuvor Kinder und Jugendliche besuchen keine Schule, weil und in manchen Teilen der Welt steigt ihre sie stattdessen arbeiten müssen. Nach Schätzungen Zahl besonders rasch an. Etwa einer von sechs übten 115 Millionen 5- bis 17-Jährige im Jahr 2008 Menschen weltweit ist zwischen 15 und 24 Jahre alt. eine als gefährlich eingestufte Beschäftigung aus. Überproportional vertreten ist diese Altersgruppe In den meisten armen Ländern ist es für Mädchen in einigen der ärmsten Länder der Welt. Etwa zwei unwahrscheinlicher, sich Basisfertigkeiten aneignen Drittel der Afrikaner sind unter 25. Im Jahr 2030 zu können als für Jungen. Wo junge Menschen leben, werden dreieinhalb Mal so viele junge Menschen in hat ebenfalls Einfluss auf ihre Bildungschancen; dies Subsahara-Afrika leben wie im Jahr 1980. Auch in wird durch Geschlechterdisparität verschärft. Junge 13
Ku r z fa ss u n g W e lt b e r i c h t B i l d u n g f ü r A l l e 2 0 1 2 aber durch qualitativ hochwertige Bildung vermittelt Kursthema werden. Arbeitgeber beklagen jedoch häufig, dass Reparatur Berufsanfängern diese Fähigkeiten fehlen. elektrischer Geräte, Badulla, Sri Lanka Viele junge Leute sind mit einem schwierigen Übergang von der Schule ins Arbeitsleben konfron tiert. Besonders in reichen Ländern sehen manche Jugendliche nach der Schule einer langen Zeit der Arbeitslosigkeit entgegen. Etwa 13% der jugend lichen Weltbevölkerung waren 2011 arbeitslos, das sind 75 Millionen junge Menschen und damit fast 4 Millionen mehr als vor dem Beginn der Wirtschaftskrise im Jahr 2007. Im Durchschnitt sind die Arbeitslosenquoten bei Jugendlichen zwei- bis dreimal so hoch wie bei Erwachsenen. Arbeitslosenzahlen allein beschreiben aber nicht das ganze Problem. Viele junge Menschen haben aufgehört, nach Arbeit zu suchen, weil sie nicht daran glauben, eine Tätigkeit zu finden. Die Mehrheit ©Sven Torfinn / Panos von ihnen sind Frauen. Bezöge man die Menschen, die entmutigt sind, in die Statistiken ein, würden die Arbeitslosenquoten bei Jugendlichen deutlich ansteigen. In Kamerun beispielsweise wäre die Quote doppelt so hoch wie bisher. Frauen in ländlichen Gebieten haben die geringsten Viele junge Leute sind außerdem gezwungen, Chancen, sich Basisfertigkeiten aneignen zu können. unsichere und schlecht bezahlte Jobs mit langen Arbeitszeiten anzunehmen. Weltweit verdienen Die Notwendigkeit, denjenigen jungen Menschen, geschätzt 152 Millionen junge Menschen – das denen Basisfertigkeiten fehlen, eine zweite Chance sind 28% aller jungen Arbeitenden – weniger als zu geben, sich diese anzueignen, ist größer als viele 1,25 US-Dollar am Tag. In Ländern wie Burkina Regierungen erkennen: In 123 Ländern mit niedrigem Faso, Kambodscha, Äthiopien und Uganda kommt und mittlerem Einkommen haben etwa 200 Millionen es wesentlich häufiger vor, dass junge Menschen junge Menschen zwischen 15 und 24 Jahren keine arbeiten und trotzdem unterhalb der Armutsgrenze abgeschlossene Grundschulbildung. Das entspricht leben, als dass sie gar nicht arbeiten. etwa einem von fünf jungen Menschen; 58% davon sind Frauen. Der Großteil der Jugendlichen, die über keine Basisfertigkeiten verfügen, lebt in Süd- und Investition in Kompetenzen Westasien (91 Millionen) und Subsahara-Afrika als Schlüssel zum Wohlstand (57 Millionen). Vor allem Nichtregierungsorganisa tionen bieten weltweit innovative Programme an, die Kompetenzentwicklung ist nötig, um Arbeitslosigkeit, Jugendlichen eine zweite Chance auf den Erwerb Ungleichheit und Armut zu reduzieren und Wachstum von Basisfertigkeiten bieten. Doch sind diese nur zu fördern. Darüber hinaus ist dies eine kluge ein Tropfen auf den heißen Stein, da sie zu wenige Investition – aus jedem US-Dollar, der für Bildung Jugendliche erreichen. ausgegeben wird, kann ein Wirtschaftswachstum von 10 bis 15 US-Dollar generiert werden. Wenn in 46 der ärmsten Länder der Welt 75% mehr 15-Jährige Schlüsselkompetenzen und Übergang auch nur die unterste OECD-Kompetenzstufe in von der Schule zur Arbeitswelt Mathematik erreichen würden, könnte die Wirtschaft um 2,1% wachsen und es könnten damit 104 Millionen Arbeitgeber wollen sicher sein, dass Bewerber gute Menschen aus extremer Armut befreit werden. Basisfertigkeiten haben und ihr Wissen lösungs orientiert einsetzen, dass sie teamfähig und kommuni Obwohl erwiesen ist, wie wichtig Investitionen in kativ sind – kurzum, Schlüsselkompetenzen besitzen, Kompetenzentwicklung sind, haben diese immer noch die man aus keinem Lehrbuch lernen kann, die nicht genug Priorität. Zu wenige arme Länder, vor 14
W e lt b e r i c h t B i l d u n g f ü r A l l e 2 0 1 2 Ku r z fa ss u n g Wege der Kompetenzentwicklung berufliche Kompetenzen Schlüsselkompetenzen Basisfertigkeiten BE - RU AR FSP U ND II R SEK EICH TRA AKTI INI SCH BER NG ES - AR U ND I SEK EICH BER ZW EIT EC HA NC UFE E ARST IM PR 15
Ku r z fa ss u n g W e lt b e r i c h t B i l d u n g f ü r A l l e 2 0 1 2 allem solche, in denen viele junge Menschen leben, würde allein 8 Milliarden US-Dollar im Jahr haben bislang politische Strategien zur Förderung kosten – zusätzlich zu den 16 Milliarden US-Dollar, von Kompetenzen entwickelt. Sind entsprechende die benötigt werden, um bis 2015 universelle Strategien vorhanden, sind sie häufig bruchstückhaft, Grundschulbildung zu erreichen. schlecht koordiniert und nicht ausreichend auf den Bedarf des Arbeitsmarkts ausgerichtet. Ungefähr 3 Milliarden US-Dollar wurden von Gebern im letzten Jahr für Kompetenzentwicklung Der Bereich der Kompetenzentwicklung muss auch ausgegeben, davon wurden 40% für die formale Allen von Gebern mehr bedacht werden: Sekundarbildung und die Berufsbildung aufgewendet. Jugendlichen Manche Geber räumen diesem Bereich eine eine Bildung n Nationale Programme, die sicherstellen, dass besondere Priorität ein. Deutschland steht hier an alle Jugendlichen mindestens bis zum Ende der der Spitze, gefolgt von der Weltbank, Frankreich und der unteren unteren Sekundarstufe eine Schule besuchen Japan. Sekundarstufe können, müssen unterstützt werden; zu ermög Auch die Unterstützung von Hochschulbildung lichen, würde n Programme sollten gefördert werden, kann unter bestimmten Umständen eine wichtige 8 Milliarden die denjenigen Jugendlichen eine zweite Rolle beim Aufbau von Kapazitäten spielen, doch US-Dollar im Chance bieten, die nicht die Möglichkeit erreicht sie die Entwicklungsländer nur selten. Jahr kosten. hatten, grundlegende Schreib-, Lese- und 2012 sollten die Länder des OECD-DAC erstmals Rechenfertigkeiten zu erwerben; denjenigen Anteil der direkten Entwicklungshilfe für Postsekundarbildung ausweisen, der aus n Trainingsprogramme speziell für benachteiligte Stipendien und berechneten Studienplatzkosten6 Jugendliche müssen geschaffen werden, um bestand. Etwa drei Viertel der Entwicklungshilfe deren Chancen auf ein angemessenes Einkommen fiel in diese Kategorie, ca. 3,1 Milliarden US- zu erhöhen. Dollar. In Japan gingen im Jahr 2010 fast 40% der direkten Entwicklungshilfe für Bildung in Diese Ansätze erfordern jedoch mehr und gezielter Stipendien für ausländische Studierende in Japan eingesetzte Gelder. Allen Jugendlichen eine selbst. Das Geld, das nötig ist, um einem einzigen Bildung der unteren Sekundarstufe zu ermöglichen, nepalesischen Studenten ein stipendienfinanziertes Studium in Japan zu ermöglichen, würde reichen, um in Nepal 229 jungen Menschen Zugang zu Abb. 4: Im Falle mancher Geberländer verlässt ein großer Teil der Entwicklungshilfe Sekundarschulbildung zu verschaffen. Deutschlands niemals das Land Aufwendungen für Stipendien und berechnete Die Top 4 derjenigen Geberländer, welche in der direkten Entwicklungshilfe für Bildung die höchsten Studienplatzkosten waren im Jahr 2010 fast elfmal Summen für Stipendien und berechnete Studienplatzkosten aufwenden, 2010 so hoch wie die direkte Entwicklungshilfe für allgemeine Sekundarschulbildung und Berufsbildung 100 in Entwicklungsländern. In Frankreich lagen die 1,071 Mrd. 172 Mio. 79 Mio. US-Dollar US-Dollar US-Dollar Aufwendungen für Stipendien und berechnete Anteil an den Aufwendungen für Bildung (in Prozent) 90 103 Mio. 2,039 Mrd. 392 Mio. US-Dollar Studienplatzkosten im selben Jahr viermal höher 80 US-Dollar US-Dollar als die für allgemeine Sekundarschulbildung und 70 923 Mio. 887 Mio. US-Dollar Berufsbildung. 60 US-Dollar 50 Auch neue Geberländer wie Brasilien, China 40 und Indien sowie die Privatwirtschaft müssten 30 mehr in die Entwicklung von Kompetenzen 20 investieren. Denn sie profitieren besonders von 10 gut ausgebildeten Arbeitnehmern, die Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit steigern können. 0 Gesamt Deutschland Frankreich Japan Kanada Dies zeigen Industrien in Deutschland und der Schweiz, die Ausbildungsplätze für Jugendliche Grundbildung Sekundarbildung Postsekundarbildung Nicht näher spezifiziert bereitstellen. berechnete Studienplatzkosten für ausländische Studierende Stipendien für ausländische Studierende Anmerkung: Diese Darstellung bildet nur die direkte Entwicklungshilfe für Bildung ab. Sie berücksichtigt nicht Entwicklungshilfe für Bildung aus Budgethilfe. Quelle: OECD-DAC, zitiert in: EFA Global Monitoring Report 2012, Abb. 4.5, S. 219. 6 Es handelt sich um berechnete Kosten im Inland für Studienplätze von Studierenden aus Entwicklungsländern, die als Entwicklungshilfe für die Herkunftsländer der Studierenden gezählt werden. 16
W e lt b e r i c h t B i l d u n g f ü r A l l e 2 0 1 2 Ku r z fa ss u n g Sekundarbildung ebnet den Weg Sekundarbildung besser an die ins Berufsleben Erfordernisse der Arbeitswelt anpassen Qualitativ hochwertige Sekundarbildung, die eine Sekundarbildung sollte auf Basisfertigkeiten auf größtmögliche Spanne an Fähigkeiten, Interessen bauen und allen Jugendlichen die gleichen Möglich und Hintergründen anspricht, ist nicht nur keiten bieten, sich Schlüsselkompetenzen und unabdingbar, um jungen Menschen den Einstieg berufliche Kompetenzen anzueignen. Ein abge in die Arbeitswelt zu erleichtern. Sie ist ebenfalls stimmter Lehrplan im Sekundarbereich I trägt dazu unerlässlich für Volkswirtschaften, die nur mit bei, allen Kindern die gleichen Chancen zu bieten, einer gut ausgebildeten Arbeitnehmerschaft in der ihre Basisfertigkeiten zu festigen. Im Sekundar heutigen technologiegetriebenen Welt mithalten bereich II8 müssen Jugendliche Schlüsselkompeten können. zen und spezifische berufsrelevante Kenntnisse erwerben, damit der Übergang von der Schule zum Weltweit besuchen aber 71 Millionen Jugendliche Beruf vereinfacht wird. Die Bedürfnisse des lokalen keine Schule. Sogar in Ländern, in denen die Arbeitsmarktes müssen dabei berücksichtigt werden. Einschulungsraten insgesamt hoch sind, verlässt eine signifikante Anzahl der Schüler die Schule Leistungsschwache Schüler in Berufsbildung zu drän ohne Abschluss. In Spanien bricht einer von drei gen, kann dazu führen, dass soziale Ungleichheiten Jugendlichen die Sekundarschule ab, was angesichts zementiert werden und das Ansehen der Berufsbildung des Ausmaßes der Wirtschaftskrise und einer bei Arbeitsgebern sinkt. Die PISA-Studie aus dem Jugendarbeitslosenquote von 51% (März 2012) Grund Jahr 2009 zeigt, dass in 18 von 22 Ländern Schüler zur Sorge bietet. Alle Länder müssen der Relevanz in berufsbildenden Schulen im Durchschnitt einen von Sekundarbildung für die Arbeitswelt größere niedrigeren sozio-ökonomischen Status hatten als ihre Aufmerksamkeit widmen. Altersgenossen in allgemeinbildenden Schulen. Regierungen weltweit müssen Reformen durch- Erfahrungen aus OECD-Ländern lassen darauf führen, um die Hindernisse für den Besuch einer schließen, dass Einschulungs- und Abschlussquoten Sekundarschule aus dem Weg zu räumen: steigen können, wenn berufsbildende Fächer zu sammen mit allgemeinbildenden Fächern gelehrt n Der Besuch einer Sekundarschule darf keine werden und besser auf den Arbeitsmarkt zuge Frage des Geldes sein; Schulgebühren, seien sie schnitten sind. Es kann außerdem zum Vorteil aller direkt Schüler sein, wenn das Curriculum im Sekundar oder indirekt, treffen Jugendliche aus armen bereich II in Bezug auf die Fächerwahl flexibler Haushalten besonders hart und halten sie vom gestaltet wird und wenn es möglich bleibt, doch noch Schulbesuch ab. einen anderen Bildungsweg weiterzuverfolgen. n Häufig liegen Sekundarschulen in städtischen Räumen, was den Schulweg für Jugendliche Verbindung zwischen Schule aus ärmeren, ländlich gelegenen Haushalten und Arbeitswelt stärken unbezahlbar machen kann. Schulabgänger hören häufig, sie seien für eine n Soziale, kulturelle und wirtschaftliche Hindernisse, Arbeitsstelle nicht geeignet, weil ihnen die Berufs wie etwa eine frühe Heirat, können Mädchen vom erfahrung fehle. Die Verbindung von Schulunterricht weiteren Schulbesuch abhalten. Mutterschaft mit berufspraktischen Programmen durch Praktika verkürzt die Schulbildung vieler junger Frauen und oder Ausbildungen kann jungen Menschen helfen, stellt ein großes Hindernis für den Wiedereintritt praktische Problemlösungsfähigkeiten zu erwerben in die Schullaufbahn dar. In Subsahara-Afrika, und wichtige Fertigkeiten für den Arbeitsalltag ein Lateinamerika und Südasien7 ist mehr als eines zuüben. Ausbildungsmodelle haben sich in manchen von zehn Mädchen zwischen 15 und 19 schwanger Kontexten als besonders erfolgreich erwiesen. Das oder bereits Mutter. In einzelnen Ländern wie deutsche duale Ausbildungsmodell kombiniert Bangladesch, Liberia oder Mosambik sind es bis beispielsweise eine strukturierte Ausbildung in einem zu 30% der Mädchen. Betrieb mit Teilzeitunterricht an einer Berufsschule. 7 Folgende Länder fallen unter den Begriff Südasien: Afghanistan, Bangladesch, 8 Der Sekundarbereich II entspricht dem Level 3 (upper secondary education) der Bhutan, Indien, Malediven, Nepal, Pakistan, Sri Lanka. Internationalen Standard-Klassifikation des Bildungswesens ISCED. 17
Ku r z fa ss u n g W e lt b e r i c h t B i l d u n g f ü r A l l e 2 0 1 2 und Community Training Centres, müssen © Mikkel Ostergaard / Panos Computerkurs in sorgfältig an die Anforderungen des lokalen Kampala, Uganda Arbeitsmarkts angepasst und durch langfristige Finanzierungszusagen abgesichert werden. Überdies müssen die erworbenen Kompetenzen auch formal von Arbeitsgebern anerkannt werden. Nationale Qualifikationsrahmen können Arbeitgeber über den Bildungsstand derjenigen Jugendlichen informieren, die alternative Bildungswege eingeschlagen haben. Vielen armen Stadtbewohnern fehlen Basisfertigkeiten Die rasante Urbanisierung hat zu einer beträcht- lichen Armut in den Städten geführt, die sich in der Ausbreitung von Slums und illegalen Siedlungen manifestiert. Einer von drei Stadtbewohnern weltweit lebt inzwischen in einem Slum, in Subsahara-Afrika In Deutschland funktioniert dieses System aufgrund sind es sogar zwei von drei Städtern. Das Ausmaß strenger Regulierung und enger Zusammenarbeit der Armut und der Bildungsmangel in Städten zwischen Regierung, Arbeitgebern und Arbeitnehmern werden häufig unterschätzt: Slumbewohner leben sehr gut. Da Ausbildungen oft zu einer Anstellung nicht zwangsläufig besser als die arme ländliche führen, können sie junge Menschen auch dazu Bevölkerung. Zwar sind Bildungsmöglichkeiten motivieren, einen Schulabschluss zu erwerben. in vielen Entwicklungsländern in städtischen Gegenden zahlreicher als auf dem Land, aber der In ärmeren Ländern sind formale Ausbildungssysteme Unterschied zwischen armen Städtern und der armen schwerer umzusetzen. Solche Systeme basieren auf Landbevölkerung hinsichtlich der Aneignung von einem großen Maß an Vertrauen zwischen Regierun Basisfertigkeiten ist nicht groß. gen und Arbeitgebern, was in vielen Ländern mit geringem Einkommen und einem großen informellen Der Mangel an Bildung und Kompetenzen innerhalb Sektor nicht leicht zu finden ist. Dass es trotzdem der armen städtischen Bevölkerung sorgt dafür, Programme, funktionieren kann, zeigt das Beispiel Ägyptens: Das dass die Mehrheit informell in Klein- und Kleinst die eine zweite Land hat das deutsche duale Modell an die eigenen unternehmen ohne Geschäftsbücher, Rechtsstatus Chance zum Bedingungen angepasst, so spielen Wirtschaftsverbän und Regulierung arbeitet. Diese informelle Arbeit Kompetenz- de in Ägypten eine wichtige Rolle bei der Bereitstellung umfasst Tätigkeiten wie Müllsammeln, Straßen erwerb bieten, von Ausbildungsplätzen. Ein Drittel der Absolventen verkauf, Nähen, Autoreparaturen, landwirtschaftliche sind dringend fand direkt nach Abschluss ihrer Ausbildung eine Tätigkeiten, Arbeit auf Baustellen und Kunsthand notwendig. Stelle, und 40% führten ihren Bildungsweg fort. werk. Häufig sind diese Tätigkeiten schlecht bezahlt und unsicher. Oft werden sie unter schlechten Arbeitsbedingungen ausgeführt. Die Zahl der Schulabbrechern Alternativen bieten Menschen, die weltweit in unsicheren und unge regelten Arbeitsverhältnissen stehen, ist schwer zu Viele Jugendliche brechen die Schule vor dem messen. Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) Abschluss der Sekundarschule ab, sogar in Ländern schätzt, dass es etwa 1,53 Milliarden sind. mit mittlerem und hohem Einkommen. Sie stammen überproportional aus armen und benachteiligten Programme, die der armen städtischen Bevölkerung Haushalten. Gezielte Unterstützung ist notwendig, eine zweite Chance geben, sich auf alternativen damit diese Jugendlichen ihren Bildungsweg Bildungswegen Basisfertigkeiten wie Lesen, Schrei fortsetzen können und so die notwendigen Qualifika ben und Rechnen anzueignen, sind dringend not tionen und Fertigkeiten erwerben, die sie für den wendig. Eine potenziell effektive Methode, um die Arbeitsmarkt benötigen. Kompetenzentwicklung zu fördern, ist die Kombina tion mit Mikrofinanzierung oder Sozialschutzpro Alternative Ansätze, um Kompetenzen außerhalb der grammen, mit denen die Teilnehmer kurzzeitig die Sekundarschule zu erwerben, wie Fernunterricht Einschränkungen der Armut überwinden können. 18
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