Die WWF-Strategie 2018-2022 - WWF Deutschland
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DER BEFUND Klimawandel, Artensterben, Abholzung der letzten großen Wälder, überfischte Meere, verschmutzte Flüsse, verpestete Luft, ausgelaugte Böden – nie stand es schlechter um unsere Erde. Der WWF Living Planet Report liest sich wie eine 180 Seiten dicke Krankenakte, die verrät: Wir muten Mutter Erde zu viel zu. Wir nehmen mehr, als sie uns geben kann. Wenn wir so weitermachen, bräuchten wir 2030 zwei komplette Planeten, um unseren Bedarf an Wasser, Energie und Nahrung zu decken. Doch wir haben nur eine Erde. Und die steht kurz vor dem Burn-out. 2 │ Die WWF-Strategie 2018–2022 wwf.de/lpr 3
Nie war es wichtiger, für unseren Planeten zu kämpfen. GEMEINSAM Nie hatten wir klarere Vorgaben zum Umweltschutz als die, die in den UN-Nachhaltigkeitszielen formuliert und im Weltklimavertrag von Paris beschlossen wurden. Nie wussten wir genauer, was zur Rettung unserer Erde getan werden muss – und nie waren die KÖNNEN WIR Aussichten auf Erfolg besser! Denn nie gab es so viele Menschen, die für unsere Erde einstehen wollen. Gemeinsam können wir es schaffen. Mit klugen Naturschutz ES ANPACKEN. konzepten, innovativen Ideen und überzeugenden Mitmach- angeboten wollen wir nachfolgenden Generationen ein gutes Leben auf der Erde ermöglichen. JETZT! Über 13.000 Projekte in aller Welt hat der WWF seit seiner Gründung umgesetzt. Über fünf Millionen Menschen haben ihn dabei unterstützt. Trotz einzelner Rückschläge - die Erfolge zeigen immer wieder: Der Schutz der Natur ist nicht nur nötig, sondern auch möglich. 4 │ Die WWF-Strategie 2018–2022 5
DAS WOLLEN WIR ERREICHEN: SCHUTZ FÜR DIE WÄLDER DER ERDE Wälder sind als artenreichste Lebensräume und Lebensgrundlage für Milliarden Menschen geschützt und können sich regenerieren. UNSERE MISSION LEBENDIGE MEERE Meeresökosysteme und Fischbestände sind gesund und ertragreich. Ihr Schutz und ihre nachhaltige Nutzung sichern die biologische Vielfalt der Meere, von der Milliarden Menschen leben können. WASSER ALS QUELLE ALLEN LEBENS Süßwasserökosysteme in den wichtigsten Flussgebieten sind als Grundlage des menschlichen Lebens und der biologischen Vielfalt gesichert. SCHUTZ DER WILDTIERE WIR WOLLEN DIE WELTWEITE ZERSTÖRUNG Die wild lebenden Populationen der bedrohtesten, kulturell, ökologisch und ökonomisch wichtigsten Arten sind dauerhaft gesichert und erholen sich in ausreichend großen Lebensräumen. DER NATUR UND UMWELT STOPPEN UND NACHHALTIGE LANDWIRTSCHAFT UND LEBENSSTILE EINE ZUKUNFT GESTALTEN, IN DER MENSCH Nachhaltige Produktion und bewusster Konsum tragen dazu bei, die Natur zu erhalten und sichern die Ernährung für die Menschen. UND NATUR IN EINKLANG MITEINANDER LEBEN EFFEKTIVER KLIMASCHUTZ Eine globale Transformation zu einer dekarbonisierten Wirtschaft und Gesellschaft, die den Folgen des Klimawandels gegenüber widerstandsfähig sind. BIOLOGISCHE VIELFALT IN DEUTSCHLAND Die biologische Vielfalt wird in Deutschland geschützt und gefördert. DEN WWF UND SEINE THEMEN IN DER GESELLSCHAFT VERANKERN Die Menschen sind naturbewusster, leben umweltschonender und der WWF trägt aktiv dazu bei. MEHR UNTERSTÜTZUNG FÜR DEN NATUR- UND UMWELTSCHUTZ Um die Natur noch besser schützen zu können, erhöht der WWF seine Einnahmen und die Anzahl seiner Unterstützer. 6 │ Die WWF-Strategie 2018–2022 wwf.de/ziele2022 7
Die wichtigsten Wälder der Erde sind geschützt und können sich regenerieren. Milliarden Menschen können in und von ihnen leben. 1,6 Mrd. Menschen aller Kulturen, Epochen und WÄLDER Menschen leben Kontinente verehrten und verehren den im oder vom Wald Wald als heilig. Dennoch verschwinden jedes Jahr rund 7,6 Millionen Hektar Wald. Eine Fläche größer als Bayern. Weil immer mehr Menschen, die immer mehr Fleisch essen und immer mehr kon- sumieren wollen, auf der Erde leben, müs- sen immer mehr Bäume für Acker- und Weideflächen, Dörfer und Städte, Straßen, 7,6 Mio. ha Biosprit-Plantagen und triste Monokultu- Wald verschwinden ren weichen. Allein die Papierproduktion, jedes Jahr die schon jetzt 40 Prozent des industriell erzeugten Holzes aufzehrt, könnte sich bis zum Jahr 2050 verdoppeln. Nie zuvor in der Geschichte der Erde ist so viel Wald so schnell geschrumpft. 2/3 Mit den Bäumen verschwindet noch viel der rund mehr. Zwei Drittel der rund 1,3 Millionen 1,3 Millionen bekannten Tier- und Pflanzenarten – bekannten Tier- darunter viele, die vom Aussterben be- und Pflanzenarten droht sind – sind in Wäldern, den arten- sind vom Aussterben reichsten Lebensräumen unseres Planeten, bedroht zu Hause. 1,6 Milliarden Menschen leben unmittelbar im oder vom Wald. Und auch für den Rest der Erdbevölkerung ist der Wald eine Lebensversicherung. Er wandelt das Treibhausgas Kohlenstoffdioxid aus 40 % der Luft in lebenswichtigen Sauerstoff um. des industriell Wälder speichern Trinkwasser, regulieren erzeugten Holzes das Klima und schützen uns vor Über- werden für Papier- schwemmungen, Lawinen und dem produktion verwendet Wachsen der Wüsten. Gemeinsam mit Waldbewohnern, Wissen- schaftlern, Unternehmen, Regierungen und Verwaltungen setzt der WWF sich mit seiner Expertise und seiner jahrzehnte- langen Erfahrung dafür ein, dass Wälder in Deutschland und aller Welt geschützt werden und neue Wälder wachsen können. Weitere So sollen die Biologische Vielfalt gewahrt 170 Mio. ha und gesteigert, der Anstieg der Tempera- Wald könnten bis turen auf der Erde gebremst und bereits 2030 in den Tropen eingetretene Folgen des Klimawandels verloren gehen besser kompensiert werden. 8 │ Die WWF-Strategie 2018–2022 9
So wollen wir unsere Wälder schützen Gemeinsam mit Indigenen Wälder retten Neue, vernetzte Schutzgebiete Eine zweite Chance für tropische Wälder Unsere Ziele Im Amazonasbecken befindet sich das 1 Der WWF Deutschland setzt sich zu- Die Bedeutung des Waldes als Klima- Tropische Regenwälder bedecken größte zusammenhängende Regenwald- sammen mit Menschen vor Ort, die regulator ist enorm. Die Wälder der zwar nur sieben Prozent der Erdober- gebiet der Welt. Mindestens die Hälfte schon immer mit und vom Wald ge- Erde binden derzeit mehr Kohlen- fläche, sie sind jedoch besonders ar- davon ist effektiv geschützt. lebt haben, dafür ein, dass ihr Le- stoff, als alle Länder der Erde in den tenreich und beherbergen die Hälfte bensraum und die darin beheimatete letzten 70 Jahren ausgestoßen haben. aller Tier- und Pflanzenarten. Doch Große Teile der Demokratischen Repu- Artenvielfalt geschützt bleibt. Zwar Dies ist ein wichtiger Grund, warum nie zuvor wurde dieser einzigartige blik Kongo werden vom zweitgrößten stehen offiziell bereits viele Wälder unter Schutz, oft allerdings nur auf wir uns dafür einsetzen, dass Wälder weltweit geschützt oder nachhaltiger Lebensraum so schnell vernichtet wie heute. Bis zum Jahr 2030 könnten al- 2 Regenwaldgebiet der Erde bedeckt. In Zusammenarbeit mit der Regierung dem Papier. Weil Wissen, Bewusst- bewirtschaftet werden sollen. Vor al- leine in den Tropen bis zu 170 Millio- stellt der WWF mindestens 15 Prozent sein, Geld, gut ausgebildetes Personal, lem in Afrika, Asien und Südamerika. nen Hektar Wald verloren gehen. Das der Landesfläche unter Schutz. politischer Wille, wirkungsvolle Ge- Denn dort geraten Wälder durch den entspricht fast der fünffachen Fläche setze oder gleich mehrere dieser Vo- weltweit steigenden Verbrauch z. B. Deutschlands. Im einzigartigen Ökosystem der 3 raussetzungen fehlen, gehen illegale von Palmöl, Soja und Kautschuk im- russischen Tundra entsteht ein durch Abholzung, umweltschädlicher Abbau mer stärker unter Druck. Nur wenn Mit Schutz- und Aufforstungsprojek- Migrationskorridore verbundenes von Bodenschätzen im Wald und Wil- neue Schutzgebiete eingerichtet und ten und der Beratung von Politik und Netzwerk von Schutzgebieten. derei oft unvermindert weiter. miteinander verbunden werden, kön- Unternehmen engagiert der WWF nen wir verhindern, dass noch mehr sich mit seinen Partnern dafür, den Der Salonga-Nationalpark in der Demo- Nichts ist naheliegender, als die Men- Wälder verschwinden oder zu Inseln Raubbau an der Natur zu stoppen. Ein kratischen Republik Kongo ist Afrikas schen, deren Leben unmittelbar vom werden. vom WWF unterstütztes internationa- größtes tropisches Waldschutzgebiet. Überleben der Wälder abhängt, stär- les Programm bemüht sich, neue Wäl- Mit Unterstützung des WWF wird der 4 ker am Schutz zu beteiligen. Zusam- Über Korridore zwischen den Schutz- der wachsen zu lassen und bestehende Park professionell geleitet. Die Wilderei men mit seinen Partnern unterstützt gebieten sollen Wildtiere sich frei be- dauerhaft zu schützen. So sollen auch geht zurück, rund 50.000 Menschen in der WWF deshalb Indigene in Latein- wegen können. Der so ermöglichte die Lebensbedingungen der Men- der Pufferzone um den Park profitieren amerika, Afrika und Asien in ihrem genetische Austausch soll die Biolo- schen in den Waldregionen langfristig von einer verbesserten und nachhaltigen Kampf um Landrechte und fördert gische Vielfalt erhalten. Doch die Zeit verbessert werden. Landnutzung und erhalten mehr innovative kleinbäuerliche Landwirt- drängt: Denn in vielen Regionen Asi- Mitsprache beim Parkmanagement. schaft und Ökotourismus. Das soll ens und Afrikas ist Land nach wie vor es auch zukünftigen Generationen verhältnismäßig günstig. Das lockt In- In mindestens fünf Modellregionen im noch ermöglichen, von und im Wald vestoren aus aller Welt, die teilweise Amazonasbecken, in Brasilien, in der zu leben. noch unberührte Wälder rücksichts- 5 Mekong-Region, in Indonesien und im los in renditebringende Plantagen, südwestlichen Afrika kehrt durch Auf Minen oder Äcker und Weiden ver- forstung und Hege der Wald zurück. wandeln wollen. Deshalb möchte der WWF zusammen mit lokalen Gemein- den, Wissenschaftlern, Verwaltungen und Regierungen den Verantwort- lichen helfen, neue und bestehende Schutzgebiete effektiv und eigenver- antwortlich zu betreiben. Dazu bildet der WWF Manager und Ranger pro- fessionell aus. 10 │ Die WWF-Strategie 2018–2022 wwf.de/waelder 11
Unsere Ozeane sind so geschützt, Mehr als 500 Mio. dass sie sich erholen und gesunden Menschen leben von können. Lebendige Meere ermögli- der Fischerei chen Menschen überall auf der Welt OZEANE ein gutes Leben. Wir leben auf einem Blauen Planeten. Über 70 Prozent der Oberfläche unserer Erde sind von Wasser bedeckt. Milliarden Menschen leben am und vom Meer, über 500 Millionen von der Fischerei. Die meis- Über 50 % ten von ihnen sind in Entwicklungsländern der Meersökosysteme zu Hause. Für sie ist Fisch oft die einzige sind geschwächt und somit überlebenswichtige Eiweißquelle. Auch Deutschland profitiert mit seinen geschäftigen Häfen, seiner alten Fischerei tradition, seinen großen Windparks auf offenem Meer und seinen wunderschönen Weniger als Stränden von seiner Lage an Nord- und Ostsee. Doch unsere Meere mit ihren emp- findlichen Ökosystemen sind in Gefahr. 1% Der Living Planet Report des WWF zeigt: der hohen See ist Der Zustand der Ozeane ist alarmierend. bislang geschützt Immer mehr Wale, Delfine, Haie, Fische, Schildkröten und Korallen kämpfen ums Überleben. Mehr als die Hälfte der Meeres- ökosysteme ist geschwächt. Viele besonders empfindliche Biotope wie Korallenriffe und Mangrovenwälder sind bereits vollständig Über 30 % zerstört. Der Druck auf die Meere nimmt weiter zu. Die Erdbevölkerung wächst, und immer mehr Menschen leben in immer dichter besiedelten Küstenregionen. Sie sind schon aller kommerziell jetzt besonders heftig von Überflutungen genutzten Fischbestände und anderen Auswirkungen des Klima- sind überfischt wandels betroffen. Doch der Schutz der Meere und deren nachhaltige Nutzung schließen sich nicht aus. Wir müssen es nur wollen. Deshalb hat sich die Weltge- meinschaft darauf verständigt, die Ozeane nachhaltig zu schützen. Der WWF Deutsch- land arbeitet bereits seit über 20 Jahren 8 Mio. t an der Einrichtung von Meeresschutzge- Plastik bieten und hat auf diesem Gebiet großes landen Know-how und internationalen Einfluss. jedes Jahr Beim Schutz unserer Meere kann und will im Meer der WWF so eine wesentliche Rolle spielen. 12 │ Die WWF-Strategie 2018–2022 13
So wollen wir unsere Meere bewahren Lebensräume schützen Überfischung stoppen Weniger Plastik im Meer Unsere Ziele Rund zwei Drittel der Meere gehören Weltweit sind über 30 Prozent aller Jedes Jahr landen acht Millionen 20 Prozent der Ozeane – von der Küste zur hohen See und liegen damit außer- kommerziell genutzten Fischbestän- Tonnen Plastik im Meer – Tendenz bis auf die Hohe See – sind geschützt halb nationaler Gesetzgebung. In die- de überfischt, für weitere 60 Prozent steigend. Rund 80 Prozent des Plas- 1 und Regelwerke zum Schutz der Hohen sen Gebieten und in den Polarregio- besteht ein hohes Überfischungs tikmülls gelangen vom Land ins Meer. See durch die Vereinten Nationen ver- nen ist das ökologische Gleichgewicht risiko. Beifang dezimiert zudem auch Schuld ist vor allem eine weltweit einbart. oft noch relativ intakt – und zugleich Arten, die gar nicht für die Küche ge- stark steigende Plastikproduktion besonders gefährdet. Denn bislang dacht sind. Schuld ist unter anderem und ein oft katastrophales Müll- und Die Internationale Meeresbodenbehörde sind weniger als ein Prozent dieser eine verheerende Subventionspolitik. Recyclingmanagement an vielen beschließt strikte Regularien, die nur Flächen geschützt, und die Öl-, Gas- Jedes Jahr werden weltweit rund 35 dichtbesiedelten Küsten und Fluss 2 einen ökologisch nachhaltigen Abbau und Bergbauindustrie bereiten im Milliarden Dollar staatliche Unter- ufern in (Südost-)Asien. Steuern wir von mineralischen Rohstoffen auf der großen Stil den Abbau von Rohstoffen stützung in die Fischerei gepumpt. nicht endlich gegen, wird es spätes- Hohen See erlauben. am Meeresboden vor. Fern der Küsten tens im Jahr 2050 mehr Plastik als und tief unter der Wasseroberfläche Zusätzlich zur gesamten Weltfisch- Fisch in den Weltmeeren geben. Vom Eine neue weltweite Initiative des findet die Ausbeutung der Natur im Dunkeln und Verborgenen statt. Ein fangmenge kommen weitere 30 Pro- zent aus illegaler Fischerei. Das ver- kleinsten Plankton bis zum größten Wal – Plastik steckt mittlerweile in 3 WWF und seiner Partner trägt dazu bei, Mangrovenwälder zu schützen und sie gesetzlicher Rahmen für den Schutz schärft das Problem der Überfischung fast jedem Meeresorganismus. Wenn gleichzeitig nachhaltig zu nutzen. dieser Ökosysteme fehlt bislang. Der und entzieht Menschen im globalen Meeresfrüchte auf unserem Teller lan- WWF setzt sich deshalb für Schutzge- Süden die Lebensgrundlage. Konflikte den, essen auch wir unfreiwillig Plas- Der WWF entwickelt gemeinsam mit biete auf der hohen See ein und eine um Fanggründe, Piraterie, Flucht und tik. Weiteres Problem: In sogenann- Kleinfischern in mindestens fünf seiner deutlich strengere Regulierung des Migration sind die Folgen. ten Geisternetzen, das sind verloren Schwerpunktregionen Modellprojekte Rohstoffabbaus am Meeresboden. gegangene oder ausrangierte, im Meer 4 für eine nachhaltige Fischerei, die Nur so kann der weitere Raubbau in Der WWF ist mit Politik, Handel und umhertreibende Fischernetze, sterben Küsten- und Meeresökosysteme schützt, ganz besonders empfindlichen Gebie- Fischerei im Dialog und setzt sich da- jedes Jahr unzählige Wale, Delfine, Beifang und Verluste verringert und die ten verhindert werden. für ein, dass nicht mehr Fische gefan- Fische und Schildkröten einen lang- Vermarktung des Fangs verbessert. gen werden, als nachwachsen können. samen, qualvollen und überflüssigen An den Küsten entwickelt der WWF Außerdem kämpfen wir dafür, dass Tod. Illegal gefangener Fisch gelangt in innovative Konzepte zu deren sozial- schädliche Subventionen eingestellt 5 Europa, den USA und Japan nicht verträglichem Schutz, sodass Küsten- werden und illegal gefangene Fische Der WWF kämpft dafür, dass weniger mehr auf den Markt. bewohner auch in Zukunft von und nicht auf den Markt gelangen. Plastik und Geisternetze im Meer lan- mit der Natur leben können, ohne sie den. Internationale Abkommen, eine Schädliche Subventionen werden zu zerstören. Der WWF unterstützt die Zertifizie- konsequente Müllvermeidung und ein 6 abgeschafft, um die Überfischung der rung von umweltverträglicher gefan- verbessertes Abfall- und Recyclingsys- Ozeane zu stoppen. genen Meeresprodukten. Dort, wo tem sollen dafür sorgen, dass unsere 7 Regierungen nicht willens oder in der Ozeane nicht am Plastik ersticken. Die Menge des Plastikmülls, der in Lage sind, für Nachhaltigkeit zu sor- die Weltmeere gelangt, wird halbiert. gen, erarbeitet der WWF Konzepte für eine zukunftsweisende Fischerei. 14 │ Die WWF-Strategie 2018–2022 wwf.de/meere 15
Gesunde Flüsse ermöglichen Leben und biologische Vielfalt. Die wich- 50 % tigsten Ströme und Deltas der Welt aller Feuchtgebiete sind geschützt und erholen sich. wurden im 20. Jahr hundert trockengelegt Wasser hält nicht nur Mensch und Wirt- schaft am Leben. Flüsse, Auen, Seen und WASSER Moore gehören auch zu den artenreichsten Ökosystemen. Zugleich speichern und reinigen sie unser Trinkwasser und können Überschwemmungen verhindern. Doch sie zählen zu den gefährdetsten Lebensräumen. Alleine im 20. Jahrhundert wurde der Hälf- te aller Feuchtgebiete das Wasser abgegra- ben. Flüsse wurden und werden begradigt 80 % und aufgestaut, Auen und Mangrovenwäl- sind die der verschwinden. Laut dem Living Planet Populationen von Index des WWF sind die Populationen der Süßwasserarten seit im und am Süßwasser lebenden Tiere und 1970 zurückgegangen Pflanzen seit 1970 um 80 Prozent zurückge- gangen. Sie gehören damit zu den weltweit am stärksten bedrohten Arten. Der Zugang zu sauberem Wasser ist seit 2010 weltweit als Menschenrecht aner- kannt. Doch über 780 Millionen Menschen wird dieses Recht immer noch verwehrt. über Dabei gäbe es auf unserem Blauen Plane- ten eigentlich genug sauberes Wasser für Mensch und Natur. Doch ungerechte Ver- 780 Mio. teilung, ein weltweit steigender Pro-Kopf- Menschen haben Verbrauch, Verschwendung, Abholzung keinen Zugang zu der Wälder, Verschmutzung und die Folgen sauberem Wasser des Klimawandels führen dazu, dass die wertvolle Ressource immer knapper wird. Die zunehmend schwierige Versorgung mit sauberem Wasser gilt mittlerweile als eines der größten Risiken für die Weltwirtschaft. 60 % Weltweit sind bereits 60 Prozent der größ- der größten Flüsse ten Flüsse durch Dämme unterbrochen und sind durch Dämme oder zu Kanälen verbaut. Und fast 400 neue Kanäle unterbrochen Stauanlagen mit einer Höhe von mehr als 60 Meter befinden sich im Bau. Tausende weitere große und kleinere Dämme sind geplant oder zerstückeln bereits Flussläufe. Die Auswirkungen für Mensch und Natur Fast 400 sind oft katastrophal. Der WWF setzt sich neue Stauanlagen deshalb dafür ein, die Einzugsgebiete und mit einer Höhe von Deltas einiger der wichtigsten Ströme der mehr als 60 Meter Welt besser zu schützen und nachhaltiger befinden sich im Bau zu nutzen. 16 │ Die WWF-Strategie 2018–2022 17
So wollen wir große Ströme und ihre Deltas schützen Flüsse für Mensch und Natur Deltas für Artenvielfalt und Leben Unsere Ziele Mekong, Sambesi, Irrawaddy, Amur- Die Mündungsgebiete großer Ströme verschärft noch die Gefahr, dass Del Der WWF schützt und sorgt für die Heilong: magische Namen, die die gehören zu den artenreichsten, aber tas im Meer versinken. Schon jetzt nachhaltige Nutzung der Wasserressour- Fantasie anregen. Wir denken an ge- auch sensibelsten Ökosystemen der versalzen Brunnen und Böden. Land- 1 cen der Flüsse Amur-Heilong, Mekong, waltige Wasserfälle, Tausende Kilo- Welt. Ebenso sind sie wichtiger Sied- wirtschaftliche Flächen gehen so ver- Irrawaddy, Sambesi und mindestens meter ungebändigte Natur, an den lungsraum. Über Jahrtausende haben loren, seltene Arten sterben aus, und eines weiteren Flusses mit herausragen- Ufern undurchdringliche Feuchtge- die Menschen sich dort perfekt an den viele asiatische Deltas können die im der ökologischer Bedeutung. biete und unberührte Wälder, riesige, Zyklus steigender und sinkender Pe- Landesinneren liegenden Mega-Cities verästelte Deltas, einzigartige Heimat gelstände angepasst. Im Einklang mit immer schlechter vor verheerenden Wirkungsvolle Standards für einen ver- vieler noch unentdeckter Tier- und der Natur betreiben sie bisher so er- Tsunamis und tropischen Wirbelstür- antwortungsvollen Umgang mit Wasser- Pflanzenarten. Zugleich sind sie Zu- folgreich Landwirtschaft und Fische- men schützen. ressourcen und Süßwasserökosystemen hause, Lebensader und Handelsstra- rei. In vielen Deltas kann bis zu drei 2 sind weltweit anerkannt und werden von ße für Millionen Menschen. Doch die Mal im Jahr geerntet werden. Für die Dennoch wird die ökologische und mindestens 20 nationalen und inter letzten großen, wilden Flüsse in Asien, Versorgung des dichtbesiedelten Hin- ökonomische Bedeutung gesunder nationalen Organisationen und Unter- Afrika und Südamerika sind in Ge- terlandes sind die Flussmündungen Deltas immer noch unterschätzt. nehmen angewendet. fahr. Abholzung in den Einzugsgebie- damit enorm wichtig. Als geschützte Der WWF bringt deshalb Politik, ten, Ausweitung und Intensivierung Kinderstube für Fische spielen sie zu- Wirtschaft und Zivilgesellschaft zu- Neue Richtlinien für staatliche Förder- von Industrie und Landwirtschaft dem eine herausragende Rolle für das sammen, um gemeinsam Entwick- banken und Kreditinstitute werden mit sowie Dämme und Wasserkraftwer- ökologische Gleichgewicht und die lungspläne für die nachhaltige Nut- Beteiligung des WWF entwickelt. Sie ke bedrohen die enorme biologische Fischerei. zung und den ganzheitlichen Schutz 3 sollen sicherstellen, dass ökologische Vielfalt der majestätischen Flüsse und der sensiblen Deltas von Mekong Kriterien bei der Finanzierung von die Lebensgrundlage der Menschen, Doch Dämme, Trockenlegungen im- (Vietnam), Irrawaddy (Myanmar) Großprojekten in Flusseinzugsgebieten die am und von den Flüssen leben. mer weiterer Flächen, übermäßige und Indus (Pakistan) zu entwerfen. stärker berücksichtigt werden. Entnahme von Sand und Wasser, Der WWF entwickelt deshalb inno- nicht nachhaltige Zucht von Fisch Mit eigenen Projekten zum Schutz Der WWF unterstützt Regierungen, vative Strategien und wirkungsvolle und Krustentieren in Aquakulturen, und zur Aufforstung von Mangroven Wirtschaft und Zivilgesellschaft beim Maßnahmen, um diese Flüsse und Zerstörung von Mangrovenwäldern, wäldern und der Wiederherstellung Schutz der außergewöhnlichen Arten- 4 ihre Ökosysteme besser zu schützen (Aus-)Bau von Tiefseehäfen und von Überschwemmungsgebieten will vielfalt in den Deltas des Irrawaddy und oder wiederherzustellen. Zugleich soll Verschmutzung drohen, diese faszi- der WWF zudem die bedrohte Arten anderer asiatischer Flüsse. So sollen den Menschen so ein fairer Zugang nierenden Lebensräume für Mensch vielfalt bewahren, die Hochwasser- die wichtigen Funktionen, die die zu sauberem Wasser ermöglicht und und Natur unwiederbringlich zu zer- schutzfunktion der Deltas stärken Mündungsgebiete für Mensch und Natur das ökonomische und ökologische stören. Der durch den Klimawandel und die Lebensbedingungen ihrer Be- haben, erhalten bleiben. Potenzial der Ströme nachhaltig und bedingte Anstieg des Meeresspiegels wohner verbessern. grenzüberschreitend genutzt werden. Auf 15.000 Hektar sind Mangroven 5 Um die besten Lösungen zu finden, wälder und andere Küsten-Ökosysteme arbeitet der WWF mit Regierungen, in asiatischen Flussdeltas wiederher Wirtschaft, Wissenschaft und der gestellt. Zivilgesellschaft zusammen. 18 │ Die WWF-Strategie 2018–2022 wwf.de/suesswasser 19
Die am stärksten vom Aussterben bedrohten Tiere der Welt sind gesichert. Sie erholen sich in Um 17 % geschützten Lebensräumen. hat sich der Panda-Bestand Der Große Panda ist seit der Gründung zwischen 2003 1961 das WWF-Wappentier. Damals war WILDTIERE und 2015 erholt er fast ausgestorben. Schutzmaßnahmen haben dazu geführt, dass sein Bestand sich seitdem deutlich erholen konnte. Die Erfolgsgeschichte eines der seltensten und bekanntesten Tiere der Welt zeigt: Der Wilderer töten rund Schutz bedrohter Tiere lohnt sich – und 20.000 war nie so notwendig wie heute. Denn Elefanten laut dem Living Planet Report des WWF jedes Jahr sind die untersuchten Wildtierbestände seit 1970 um durchschnittlich 58 Prozent zurückgegangen. Und mit jeder ausge storbenen Art wird unsere Welt ärmer. Ärmer an Genen, Farben und Lauten. Um mehr als Die Erdbevölkerung wächst um rund 9.000 % 220.000 Menschen. Pro Tag! Diese Menschen wandeln Wälder in Felder um, bauen Städte und Dörfer, verschmutzen hat die Wilderei Luft, Wasser und Boden. Für die Wildtiere auf Nashörner in bleibt immer weniger Platz. Und auch in Südafrika zwischen den wenigen verbliebenen Rückzugsge 2007 und 2015 bieten werden sie oft gnadenlos gejagt. zugenommen Mit illegalem Tier- und Pflanzenhandel werden jedes Jahr bis zu 20 Milliarden Euro umgesetzt. Die organisierte Krimina- lität fördert die Korruption, gefährdet den für viele Menschen überlebenswichtigen Bis zu Naturtourismus und befeuert sogar 20 Mrd. € Bürgerkriege. Der Mensch ist Haupt werden jedes Jahr verursacher des Artensterbens – nur wir mit illegalem Tier- Menschen können das Sterben stoppen. und Pflanzenhandel umgesetzt Der WWF ist eine der erfahrensten und erfolgreichsten Organisationen beim Schutz bedrohter Arten. Dabei bündeln wir unsere Kräfte, um einige der am stärksten gefährdeten und majestätischsten Tiere wie Pandas, Elefanten, Nashörner, Tiger, Menschenaffen und Wale zu retten. Wir Bis 2022 soll die Zahl haben diese Arten ausgewählt, weil sie der wild lebenden für ihre Lebensräume, deren Funktion und Tiger sich das Wohlergehen der dortigen Menschen verdoppeln besonders wichtig sind. Schützen wir diese Arten, werden auch viele andere dort lebende Tiere und Pflanzen, sogar ganze Ökosysteme, effektiv bewahrt. 20 │ Die WWF-Strategie 2018–2022 21
So wollen wir bedrohte Arten schützen Platz für Panda, Schimpanse, Wal und Co. Wilderei stoppen Verdopplung der Tigerbestände Unsere Ziele Der WWF setzt sich dafür ein, ausrei- In weiten Teilen Afrikas ist die Wil- Vor 100 Jahren lebten noch rund WWF-Flaggschiffarten wie Elefanten, chend große und miteinander verbun- derei dramatisch gestiegen. Jagd, 100.000 wilde Tiger auf unserer Erde, Menschenaffen, Nashörner, Groß 1 dene Lebensräume für bedrohte Arten Schmuggel und Verkauf von Wilde- 2010 waren es gerade noch 3.200. katzen, Pandas und Wale werden in zu schützen, gemeinsam mit den dor- reiprodukten werden von weltweit Die Zerstörung ihres Lebensraumes, bestehenden und neuen Schutzgebieten tigen Menschen. Denn der Schutz der operierenden Syndikaten organisiert. Wilderei und Jagd führten zu einem in WWF-Schwerpunktregionen besser Tiere kann nur gelingen, wenn auch In Südafrika hat die Wilderei auf Nas- Rückgang um 97 Prozent! Unterstützt geschützt und können sich erholen. die in ihrer Nachbarschaft lebenden hörner zwischen 2007 und 2015 um vom WWF beschlossen daraufhin die Menschen daran beteiligt sind und mehr als 9.000 Prozent zugenommen. Regierungen der 13 Staaten, in denen Wilderei wird weltweit intensiv be- davon profitieren. Deshalb erstellt der In Afrika ist die Zahl der Elefanten noch wilde Tiger leben, diese besser 2 kämpft, die Nachfrage nach Produkten WWF in Zusammenarbeit mit lokalen in den vergangenen zehn Jahren um zu schützen. Das ehrgeizige Ziel: Die aus gewilderten Tieren nimmt ab. Gemeinden, Regierungen, internatio- mehr als 100.000 zurückgegangen – Zahl der wildlebenden Tiger soll sich nalen Organisationen, Unternehmen hauptsächlich durch Wilderei. Wird bis 2022 – dem nächsten chinesi- Innovative Maßnahmen für Landwirt- und der Wissenschaft Konzepte, wie Mensch und Tier friedlich mitein- nicht sofort und entschieden gegenge- steuert, werden die Dickhäuter in wei- schen Jahr des Tigers – verdoppeln. Der Name des internationalen Pro- 3 schaft und Ökotourismus minimieren Konflikte zwischen bedrohten Tieren ander leben können. Wir erarbeiten ten Teilen des Kontinents bald ausge- gramms: Tx2! Der WWF unterstützt und Menschen. Antworten auf Fragen wie: Was kann storben sein. Der WWF geht massiv die teilnehmenden Staaten darin, getan werden, damit vom Aussterben gegen die Wildartenkriminalität vor: Schutzgebiete zu sichern und auszu- Der Ausbruch tödlicher Epidemien bedrohte Haie und Rochen seltener Wilderei bekämpfen, Schmuggel weiten und die Wilderei und den ille- unter Menschenaffen wird in den als Beifang in Fischernetzen landen? reduzieren, Nachfrage stoppen und galen Handel mit Tigerprodukten zu 4 WWF-Schwerpunktregionen Zentral Wie können gefährliche Begegnun- politische Unterstützung absichern. bekämpfen. Es gibt bereits erste Er- afrikas durch Kontrolle, Behandlung gen zwischen Menschen und Wildtie- folge. In vielen Schutzgebieten leben und Vorsichtsmaßnahmen verhindert. ren minimiert werden? Wie können Dazu finanziert der WWF Training, wieder mehr Tiger. Insgesamt gab es Mensch und Tier von innovativen Ausstattung und Beschäftigung von 2016 3.890 wildlebende Tiger, ein Zu- Politische Spitzengremien wie die 5 Konzepten für Ökotourismus und Wildhütern. In Zusammenarbeit mit wachs um mehr als 20 Prozent. UN-Generalversammlung oder G-20- umweltverträgliche Landwirtschaft den betroffenen Regierungen soll die Gipfel beschließen weitere effektive profitieren? Zusammen mit unseren Strafverfolgung von Wilderern und Maßnahmen im Kampf gegen Wilderei. Partnern setzen wir diese Strategien ihren Hintermännern auf allen Ebe- zum Schutz bedrohter Arten und zum nen verbessert werden. Zudem soll Der Tiger erlebt ein Comeback. Zwischen Vorteil der lokalen Bevölkerung um. die Nachfrage nach Elfenbein und 6 2010 und 2022 verdoppelt sich die Zahl dem Horn des Nashorns vor allem aus der frei lebenden Tiere. China, Vietnam und Thailand gesenkt werden. Weil Nashornpulver dort hei- lende Kräfte nachgesagt werden, wird es mit Gold aufgewogen. Die Stoß- zähne eines Elefanten bringen meh- rere zehntausend Euro. Der WWF und seine Partner klären darüber auf, dass das Pulver keine medizinische Wirkung hat und Kunden von Wilde- reiprodukten hohe Gefängnisstrafen drohen. 22 │ Die WWF-Strategie 2018–2022 wwf.de/artenschutz 23
Eine nachhaltige Landwirtschaft Rund produziert gesundes Essen für alle 1/3 Menschen und schützt die Natur. Lebensmittel landen deutlich aller natürlichen seltener im Müll. Ressourcen Wir verbrauchen bis zu einem Drittel aller verbrauchen wir für Ressourcen für unsere Ernährung. Produk- unsere Ernährung NACHHALTIGE tion, Lagerung, Transport, Verarbeitung, Verpackung, Müllentsorgung – damit wir satt werden, verlangen wir unserem 70 % Planeten viel ab. Dabei verbraucht die Landwirtschaft rund 70 Prozent des ver- des verfügbaren fügbaren Süßwassers und ist für rund ein Süßwassers werden Viertel aller Treibhausgase verantwortlich. LANDWIRTSCHAFT von der Landwirtschaft Dünger und Pestizide laugen Böden aus verbraucht und belasten das Wasser. Weil immer mehr Menschen auf der Erde leben und immer mehr von ihnen Fleisch essen wollen, wird immer mehr Natur in Acker- und Weide- land umgewandelt. Weltweit verschwinden UND LEBENSSTILE jedes Jahr rund 7,6 Millionen Hektar Wald, Für 1/4 eine Fläche größer als Bayern. der Treibhausgas- emissionen ist Wir leben über unsere Verhältnisse. Die die Landwirtschaft Menschheit nutzt heute die Ressourcen verantwortlich von 1,6 Erden. Schon jetzt verkraftet unser Planet vor allem jenen Lebensstil nicht, den wir in den Industrie- und Schwellen ländern pflegen. Regionen, in denen Menschen Jahrtausende von und mit der Natur gelebt haben, verwandeln sich in Wüsten und Ödland. Doch wir haben nur eine Erde. Um unser Überleben zu sichern, 1,3 Mrd. t müssen wir unsere landwirtschaftliche Produktion und unsere Lebensstile so essbare Lebensmittel schnell wie möglich nachhaltig gestalten. werden jedes Jahr Die Herausforderung ist groß: Wie schaf- weggeworfen fen wir es – in Deutschland und der Welt –, ausreichend gesunde Lebensmittel und Rohstoffe zu produzieren, ohne dabei im- mer mehr Wasser und Luft zu verschmut- zen? Wie schaffen wir es, Klima, Böden und Lebensräume für Menschen, Tiere und Pflanzen zu schützen? Wie schaffen wir es, vom Feld bis auf den Teller gute soziale und ökologische Standards einzu- halten? Wie schaffen wir es, die massive Verschwendung von Lebensmitteln zu 18 Mio. t stoppen? In Zusammenarbeit mit Wissen Lebensmittel landen schaft, Zivilgesellschaft, Unternehmen in Deutschland und der Politik entwickelt der WWF hierzu jedes Jahr im Müll innovative Lösungen und setzt sie um. 24 │ Die WWF-Strategie 2018–2022 25
So wollen wir Landwirtschaft und Lebensstile nachhaltig gestalten Halbierung der Lebensmittelabfälle Transparente und nachhaltige Lieferketten Landwirtschaft für Artenvielfalt Unsere Ziele Rund 1,3 Milliarden Tonnen essbare Woher stammen unsere Lebensmittel Über die Hälfte der Fläche Deutsch- Die Verschwendung von Lebensmitteln Lebensmittel werden jedes Jahr weg- und Konsumgüter? Wurden sie fair lands wird landwirtschaftlich genutzt. 1 wird in Deutschland bis spätestens 2030 geworfen. Nach einer WWF-Studie und nachhaltig hergestellt? Wurden Dabei verschwinden vor unserer Haus- im Vergleich zu 2015 halbiert. landen allein in Deutschland jedes dafür Wälder gerodet oder Natur- tür und unseren Augen ursprüngliche Jahr über 18 Millionen Tonnen Essen schutzgebiete zerstört? Zwar gibt es und abwechslungsreiche Landschaf- Unternehmen und Verbraucher ver in der Tonne – mehr als 220 Kilo pro Kopf! Damit werfen wir nicht nur eine in Deutschland mittlerweile eine Viel- zahl von Siegeln, aber noch immer ten. Wo sich noch vor kurzem Felder, Wiesen, Moore, Wälder und Auen 2 ändern ihr Angebots- und Konsum- verhalten, schonen so die natürlichen Menge Geld weg, wir tragen so auch zu ist es für Verbraucher schwierig her- erstreckten, dominieren heute oft Ressourcen. Klimawandel, Artensterben und Ab- auszufinden, ob ein Produkt fair und intensiv bewirtschaftete Äcker und holzung bei. Und auch auf dem Meer umweltverträglich hergestellt wurde. Weiden. Während Erträge unter dem Gesetze führen zu transparenten und 3 wird verschwenderisch und unethisch Vor allem bei importierten Produkten Einsatz von Kunstdünger und Pestizi- nachhaltigen Lieferketten für Agrar mit Essen umgegangen. Nach Schät- gilt oft die Devise: Aus den Augen, aus den immer weiter gesteigert werden, produkte, Meeresfrüchte, Holz, Wasser zungen wird knapp die Hälfte der von dem Sinn. Wer weiß schon, welche laugen Böden aus, wird unser Wasser und weitere Rohstoffe. der Fischindustrie gefangenen Fische Pestizide auf einer Mangoplantage immer stärker mit Nitraten belastet, und Meerestiere als Beifang wieder in eingesetzt werden oder wie viel Wald sterben Arten. Wo früher Rebhuhn, Die EU-Kommission beschließt ökolo- die Ozeane gekippt. für die neuen Teak-Möbel gerodet Kiebitz und Feldlerche zu Hause wa- 4 gische und soziale Nachhaltigkeitsstan- wurde? ren, zwitschert heute oft kein Vogel dards für die öffentliche Beschaffung. Obwohl der Kampf gegen die Ver- mehr, Bienen und Schmetterlinge geudung auch zu den UN-Nachhal- Damit Produzenten und Handel sich finden seltener Feldblumen. Immer Regierungen in Südostasien, Afrika und tigkeitszielen zählt, ist bislang wenig künftig an klare umwelt- und sozi- mehr Menschen wollen nicht länger 5 Südamerika fördern nachhaltige Produk- passiert. Der WWF will Ursachen und alverträgliche Regeln halten müs- hinnehmen, wie die Agrarindustrie tion und verantwortungsvollen Konsum. Folgen des Problems deshalb besser sen und gut informierte Verbraucher ihre Heimat verändert und ökologisch erforschen und bei Verbrauchern das Kaufentscheidungen treffen können, ärmer macht. Bis 2021 wird auf mindestens 20 Pro- Bewusstsein für die großen Einspar- setzt der WWF sich in Zusammenar- 6 zent der deutschen landwirtschaftlichen potenziale stärken. Wir wollen zusam- beit mit Politik und Unternehmen da- Um Arten, Böden, Wasser und Kli- Fläche Ökolandbau betrieben. men mit Wissenschaft, Handel und für ein, dass verbindliche Gesetze für ma besser zu schützen, entwickelt (Groß-)Verbrauchern die Bundes- transparente und nachhaltige Liefer- der WWF Modelle für eine moder- Der WWF Deutschland entwickelt regierung dabei unterstützen, einen und Wertschöpfungsketten sorgen. ne Landwirtschaft, die Ressourcen Szenarien und Konzepte, wie Landwirt- nationalen Aktionsplan zu erstellen, Eine konsequente Landnutzungspla- schützt und die Interessen von Bau- schaft in Deutschland zu einem besseren damit weniger Essen weggeschmissen nung, die sowohl Schutzgebiete als ern und Konsumenten berücksichtigt. 7 Schutz von Biodiversität, Boden, Wasser wird. auch landwirtschaftliche Produktion Nationale und europäische Gesetze und Klima beitragen kann, und setzt sich vereint, eine strenge Überwachung sollen in Zukunft stärker eine mög- dafür ein, diese in nationale und euro und anspruchsvolle Zertifizierungen lichst naturnahe und nachhaltige päische Politik umzusetzen. sollen den ökologischen Fußabdruck Landwirtschaft fördern. von Produkten verringern, die Le- Mit Projekten in Entwicklungs- und bensqualität von Produzenten und Konsumenten verbessern und so zu 8 Schwellenländern versetzt der WWF Kleinbauern in die Lage, nachhaltiger einer Win-win-Situation für Mensch zu produzieren. und Natur führen. 26 │ Die WWF-Strategie 2018–2022 wwf.de/landwirtschaft 27
195 Staaten Mit einer konsequenten Umstellung haben das auf erneuerbare Energien und Pariser Abkommen einer verbesserten Energieeffizienz beschlossen gelingt es, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad zu KLIMA begrenzen. Eine CO2-neutrale Wirtschaft und Gesellschaft findet umweltverträgliche Lösungen zur Anpassung an den Klimawandel. Auf deutlich Dürren, Überflutungen, Stürme: Immer unter 2 Grad häufiger und heftiger führt der Klimawan- soll das Pariser del zu Tod und Zerstörung. Polkappen und Klimaabkommen Gletscher schmelzen, der Meeresspiegel die Erderwärmung steigt, tiefliegende Küstengebiete könnten begrenzen schon bald unbewohnbar werden, Wüsten wachsen, Arten sterben. Längst sind die Auswirkungen des Temperaturanstiegs überall zu spüren – auch in Deutschland. Mit dem Pariser Abkommen hat die Welt- gemeinschaft sich 2015 darauf geeinigt, das Problem, das unser aller Überleben gefährdet, entschieden anzupacken. 195 Bis spätestens Staaten haben beschlossen, den Anstieg 2035 der Temperaturen – im Vergleich zum muss Deutschland vorindustriellen Zeitalter – bis zum Ende den Kohleausstieg des Jahrhunderts auf deutlich unter zwei geschafft haben Grad, wenn möglich auf 1,5 Grad, zu begrenzen. In der zweiten Hälfte des Jahrhunderts Bis soll eine klimaneutrale Gesellschaft ent- 2050 stehen. Die globale Energiewende ist nicht soll Deutschland nur nötig, sie ist auch möglich. Mittlerwei- klimaneutral werden le wird weltweit mehr in regenerative als in fossile und nukleare Energie zusammen investiert. Deutschland hat überdurch- schnittlich zur Erderwärmung beigetragen – und kann mit seiner Spitzentechnologie zugleich eine Pionierrolle bei der Begren- zung des Klimawandels übernehmen. Mit innovativen Ansätzen, smarten Lösungen, Druck und Kontrolle will der Die EU soll sich zu WWF Regierungen in aller Welt unterstüt- 55 % zen, damit sie die in Paris beschlossenen weniger Treibhausgas- Verpflichtungen einhalten können. Denn ausstoß bis 2030 nur wenn alle Länder aktiv Klimaschutz im Vergleich zu 1990 vorantreiben, kann die drohende Klima verpflichten katastrophe noch abgewendet werden. 28 │ Die WWF-Strategie 2018–2022 29
So wollen wir die Erwärmung der Erde begrenzen ENERGIEWENDE Kohleausstieg schaffen Energiewende exportieren Unsere Ziele Der Weltklimarat hat Klartext gespro- hausgasausstoß bis zum Jahr 2020 „Kindergarten“, „Wirtschaftswunder“, Deutschland beschließt den rechtlich 1 chen: Bis zur Mitte des Jahrhunderts im Vergleich zu 1990 um 40 Prozent „Energiewende“ – wenn ein deutsches bindenden, sozialverträglichen und muss der Ausstieg aus der Kohle welt- zu senken, hinterher. Durch Infor- Wort oder das dahinterstehende Kon- unumkehrbaren Ausstieg aus der Kohle weit geschafft sein – sonst lassen sich mationen zur Dringlichkeit und den zept besonders gut, klar oder erfolg- bis spätestens 2035. die Auswirkungen des Klimawandels wirtschaftlichen und ökologischen reich ist, wird es auch in anderen Spra- nicht mehr kontrollieren. Deutsch- Chancen der Energiewende sowie chen oft im Original verwendet. Auch Deutschland verabschiedet bis spätestens land sollte hier mit gutem Bespiel vor- durch Kooperationen mit Unterneh- die „Energiewende“ könnte sich wie so 2019 auf Bundesebene ein Klimaschutz- angehen. Der WWF setzt sich deshalb men will der WWF Öffentlichkeit und viele deutsche Produkte zu einem ech- gesetz mit Zielen für die Senkung von mit seiner Beratungskompetenz dafür Politik überzeugen, dass Deutsch- ten Exportschlager entwickeln. 2 Treibhausgasemissionen, die im Ein- ein, dass der sozialverträgliche und land endlich ein verbindliches Klima klang mit dem Pariser Klimaschutzab- komplette Kohleausstieg in Deutsch- schutzgesetz braucht. Es soll klare Denn die Erwärmung der Erde ist ein kommen stehen. Die Fortschritte werden land spätestens bis 2035 vollzogen ist. Zwischenziele für die verschiedenen globales Problem und kann nur ge- jährlich überprüft und veröffentlicht. Damit es dabei nicht zu Versorgungs- Sektoren benennen. Eine unabhän- meinsam gelöst werden. Der „Zugang engpässen kommt, macht der WWF gige Klimaschutzkommission soll die zu bezahlbarer, verlässlicher, nach- Der Ausbau der erneuerbaren Energien sich zeitgleich dafür stark, die Ener- gieeffizienz zu erhöhen und den Aus- Einhaltung der Ziele überwachen und die Bundesregierung beraten. Die- haltiger und zeitgemäßer Energie für alle“ und die „Bekämpfung des Klima- 3 wird weiter forciert. Spätestens im Jahr 2050 lebt und wirtschaftet Deutschland bau regenerativer Energien und der se soll jedes Jahr einen Fortschritts wandels und seiner Auswirkungen“ klimaneutral. entsprechenden umweltfreundlichen bericht veröffentlichen. Das Gesetz zählen deshalb zu den 2015 verab- Infrastruktur voranzutreiben. So soll wird Bemühungen zur Begrenzung schiedeten Zielen nachhaltiger Ent- Die EU beschleunigt die europäische sichergestellt werden, dass der Strom des Klimawandels fördern und Ver- wicklung der Vereinten Nationen. Energiewende und verschärft ihre auch fließt, wenn die Sonne nicht stöße wirkungsvoll sanktionieren. Klimaschutzziele. Die Mitgliedsstaaten scheint und der Wind nicht weht. Zusammen mit seinen internatio- verpflichten sich, ihren Treibhausgas 4 Mit seiner Fachkenntnis und Über- nalen Partnern setzt der WWF sich ausstoß bis 2030 – im Vergleich zu 1990 Die Erfahrung hat gezeigt: Unver- zeugungskraft will der WWF dazu bei- darum auf nationaler und internatio- – um 55 statt wie geplant 40 Prozent bindliche Zusagen zur Rettung des tragen, dass Deutschland bis spätes- naler Ebene dafür ein, dass EU-Staa- zu senken. Schlupflöcher in nationalem Klimas reichen nicht. Deutschland tens 2050 klimaneutral ist. ten, reiche Industrienationen, auf- und EU-Recht werden geschlossen, die hinkt der Verpflichtung, seinen Treib- strebende Schwellenländer und Energieeffizienz und der Anteil der Staaten im globalen Süden verstärkt erneuerbaren Energien steigen deutlich. auf erneuerbare Energien setzen und gleichzeitig ihre Klimaschutz- Mit innovativen Projekten zur Emissi- ambitionen verstärken. Mit lösungs- onssenkung unterstützt der WWF die orientiertem Wissenstransfer und 5 Energiewende in Pilotländern wie Peru, Beratung will der WWF die Welt im Kolumbien, Vietnam, Thailand und Kampf gegen die Klimaerwärmung mehreren afrikanischen Staaten. unterstützen. Das schützt nicht nur das globale Klima, sondern bietet der deutschen Wirtschaft auch die Chance, ihre führende Position bei innovati- ven Zukunftstechnologien zu stärken. 30 │ Die WWF-Strategie 2018–2022 wwf.de/klima 31
Nur Die biologische Vielfalt in Deutsch- 0,6 % land wird erhalten und gefördert. der Fläche In Schutzgebieten kann sich Wildnis Deutschlands ist heute entfalten. Große Flüsse wie die Wildnis Elbe fließen wieder natürlicher. Wölfe, Luchse, Elche und Wisente streifen WILDES durch die Wälder, in der Ostsee tummeln sich Kegelrobben, in der Elbe schwimmen Störe. Was in Deutschland zuletzt vor eini- gen Hundert Jahren Realität war, könnte bald wieder wahr werden. Denn der WWF setzt sich für eine Rückkehr der Wildnis ein. 46 Wolfsrudel leben Vom Wattenmeer bis in die Alpen – in in Deutschland Deutschland gibt es 690 verschiedene DEUTSCHLAND Ökosysteme. Doch Bevölkerungswachstum, Intensivierung der Landwirtschaft und Jagd haben die Natur und ihre wilden Bewohner immer weiter zurückgedrängt, viele Arten bereits ganz verschwinden lassen. Gerade einmal ein halbes Prozent der Fläche Deutschland ist Wildnis, nur 100 vier Prozent sind als Naturschutzgebiete Luchse streifen ausgewiesen. Rund ein Drittel der hei- durch deutsche mischen Arten ist gefährdet, über zwei Wälder Prozent sind bereits ausgestorben. Der WWF setzt sich deshalb dafür ein, mehr Flächen unter Schutz zu stellen, die Artenvielfalt zu schützen, naturnahe Flüsse wie Elbe und Ammer frei fließen zu lassen 1/3 und Deutschland so wilder und schöner zu machen. Dabei wurden schon viele Erfolge der heimischen erzielt. Kraniche, Seeadler und weitere Ar- Tier- und Pflanzenarten ten sind zurückgekehrt. Im Schwarzwald ist gefährdet und im Hunsrück wurden neue National- parks eingerichtet, in geschützten Gebieten wachsen heute die Urwälder von morgen. Und dennoch bleibt viel zu tun. Jetzt ist dafür genau der richtige Zeitpunkt. Denn immer mehr Menschen wollen im- mer mehr Wildnis wagen. Der WWF will zeigen, dass ein naturreicheres Deutsch- land auch ein Land ist, in dem Menschen und Tiere friedlich zusammenleben können, 80 % das seine Bewohner besser vor Hochwasser ihrer natürlichen schützen kann und großes Potenzial für Überflutungsflächen einen nachhaltigen Tourismus bietet. Mit hat die Elbe in den visionären und innovativen Projekten vor letzten 200 Jahren der Haustür will der WWF Menschen für verloren die Bewahrung der Umwelt begeistern. 32 │ Die WWF-Strategie 2018–2022 33
So wollen wir Deutschland wilder machen Comeback der deutschen „Big Five“ Eine Million Hektar Wildnis Eine lebendige Elbe Unsere Ziele Der WWF will dafür sorgen, dass die Deutschland ist fast 36 Millionen Hek- Kein anderer Fluss in Deutschland Der WWF trägt zur Schaffung von min- sogenannten deutschen „Big Five“ tar groß. Die 2007 von der Bundesre- darf noch so frei fließen wie die Elbe. 1 destens einer Million Hektar geschützter – Wolf, Luchs, Wisent, Elch und Ke- gierung beschlossene Nationale Stra- Über 1.000 verschiedene Pflanzen Wildnis bei. gelrobbe – nach Deutschland zurück- tegie zur Biologischen Vielfalt sieht arten wachsen an ihren Ufern, be- kehren und sich bei uns vermehren. vor, zwei Prozent der Landesfläche drohte Vogelarten wie Schwarzstorch Der WWF erreicht, dass besonders 2 Durch Zerstörung ihrer Lebensräume zu Wildnis zu verwandeln. Der WWF oder Fischadler nisten am Strom. gefährdete Lebensräume an der Küste und gnadenlose Jagd waren die letz- setzt sich deshalb dafür ein, dass die Doch Pflanzen, Tiere und Elbe sind gegen die Folgen des Klimawandels ten großen, Wildtiere bei uns teilwei- Wildnis auf einer Million Hektar an in Gefahr. Denn durch Deichbau und gewappnet werden. se seit mehreren Jahrhunderten aus- Land, an der Küste und im Meer zu- Intensivierung der Landwirtschaft gestorben. Doch mittlerweile leben rückkehren kann. Dazu sollen auch hat die Elbe in den letzten 200 Jah- Der Zustand der Elbe und weiterer in Deutschland wieder 46 Wolfsru- neue Naturschutzgebiete eingerichtet ren rund 80 Prozent ihrer natürlichen Flüsse insbesondere der Ammer und del und rund 100 Luchse. Durch das werden. In Brandenburg und in Bay- Überflutungsflächen verloren. Die 3 anderer Alpenflüsse wird durch Gesetze Rothaargebirge streift seit 2011 eine ern sieht der WWF das Potenzial für Folgen für Mensch und Natur sind und Renaturierungsmaßnahmen wesent- Wisentherde, in Ostdeutschland wur- zwei weitere Nationalparks. verheerend. Bei den Hochwassern lich verbessert. den Elche gesichtet und im Greifswal- von 2002, 2006 und 2013 entstanden der Bodden geht die Kegelrobbe wie- Werden Wälder sich selbst überlassen, Milliardenschäden, mehrere Men- Der WWF trägt dazu bei, den Luchs der auf Fischfang. Umfragen zeigen, verwandeln sie sich in Wildnis. Doch schen starben. Durch Beratung und dauerhaft im Pfälzer Wald anzusiedeln dass sich die meisten Menschen über bislang dürfen sich nur 1,9 Prozent eigene Projekte will der WWF solche 4 und die Population im Bayerischen Wald das Comeback der einst bei uns ausge- der deutschen Wälder natürlich ent- Katastrophen in Zukunft verhindern zu stärken. Die Zahl der wilden Luchse storbenen Säugetierarten freuen. Die wickeln. Der WWF kämpft dafür, die- und die Elbe zu Deutschlands wich- in Deutschland steigt um 20 Prozent. Chance für eine Rückkehr der „Gro- se Fläche mindestens zu verdoppeln. tigstem naturnahen Fluss entwickeln. ßen Fünf“ war nie so gut wie heute. Der WWF setzt sich deshalb dafür ein, Wildnis entsteht nicht über Nacht. Deshalb ist es wichtig, dass verlässli- Mit seinem bislang aufwendigsten Projekt will der WWF bis 2018 zwi- 5 Der Wolf etabliert sich in mindestens zehn Bundesländern. deren Lebensräume zu schützen und che Pläne für den Waldschutz verab- schen der Mulde- und der Saale-Mün- mit Korridoren zu verbinden. Wisen- ten und Luchsen will der WWF mit schiedet werden. Mit Landankäufen will der WWF schützenswerte Gebiete dung in Sachsen-Anhalt rund 600 Hektar überflutbare Auen schaffen. 6 Kegelrobben pflanzen sich auch an der deutschen Ostseeküste wieder fort. Wiederansiedlungsprogrammen auf sichern, bevor es zu spät ist. Diese können große Wassermengen die Sprünge helfen. Mit Aufklärungs- auffangen, so Städte und Dörfer vor Der WWF macht sich stark dafür, dass arbeit soll die Akzeptanz der großen Überschwemmungen schützen und 7 Wilderei in Deutschland entschlossen Säugetierarten weiter erhöht werden. seltenen Tier- und Pflanzenarten Le- bekämpft wird. Eine kooperative Zusammenarbeit bensraum bieten. Durch einen offenen mit Landwirten, Schäfern, Fischern Dialog möchte der WWF Politik, Ver- und Jägern soll die Konflikte zwischen waltung, Schifffahrt, Landwirtschaft Mensch und Tier verringern, Wilderei und Anwohner davon überzeugen, soll stärker bekämpft werden. dass die Renaturierung mit der nach- haltigen Nutzung der Elbe vereinbar ist. 34 │ Die WWF-Strategie 2018–2022 wwf.de/deutschland 35
Mehr Menschen begeistern sich für Über 500.000 die Natur und engagieren sich für private Förderinnen und Förderer ihren Schutz. Der WWF ist dabei unterstützen den WWF ein starker Partner. Durch klare 2017 finanziell Botschaften und attraktive Mit- machangebote werden neue Unter- GEMEINSAM stützer und Spender gewonnen. Wer Großes erreichen will, braucht gute Ideen, fundiertes Wissen, engagierte Unterstützer und nicht zuletzt – Geld. Der WWF Deutschland hat sich Großes SIND WIR STARK vorgenommen und seit seiner Gründung Über 90 % vor über 50 Jahren viel erreicht. aller Deutschen So konnten unter anderem rund kennen das 60 Millionen Hektar Amazonas-Regen- Panda-Logo wald gerettet werden. Im Osten Russlands ist es gelungen, den Lebensraum von Tigern und Leoparden zu schützen. In Deutschland konnten Seeadler und Kra- nich vor dem Aussterben bewahrt werden. Um in Zukunft mehr bewirken zu können, will der WWF noch besser über seine Arbeit informieren, mehr Angebote zur Beteiligung machen und so noch mehr 38 % Menschen für die Natur begeistern und für ihren Schutz gewinnen. Wir wollen die können sich ein Massen bewegen und für die Natur Engagement im mobilisieren. Jeder Einzelne kann mit Natur- und dazu beitragen, die Welt ein bisschen Umweltschutz nachhaltiger zu machen. vorstellen Umweltschutz beginnt im Herzen und im Kopf, Naturbewusstsein im Kindesalter. Darum setzt sich der WWF mit Bildungs- arbeit und Mitmachangeboten dafür ein, dass schon Kinder Naturerfahrungen sammeln, die sie umgebende Umwelt ken- nen- und lieben lernen und sich für ihren Schutz stark machen. Zudem wollen wir Meinungsführer, Multiplikatoren und Fast Macher in Politik, Wirtschaft und Gesell- 1.000.000 schaft überzeugen. Menschen informieren sich Vom Kind im Kindergarten bis zum in den sozialen Regierungsmitglied: Je mehr Menschen Netzwerken über den WWF unterstützen, desto höher wird den WWF die Schlagkraft des Pandas. 36 │ Die WWF-Strategie 2018–2022 37
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