AMERIK ANISCHE GESCHICHTE IN MANNHEIM - Eine Publikation - MWSP

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AMERIK ANISCHE GESCHICHTE IN MANNHEIM - Eine Publikation - MWSP
Eine Publikation
A MERIK ANISCHE GESCHICHTE IN M ANNHEIM   der MWSP
AMERIK ANISCHE GESCHICHTE IN MANNHEIM - Eine Publikation - MWSP
02                                                                      INHALT                                                                                                                                       03

Willkommen                                                                                 06
                                                                                           —
                                                                                                                            16
                                                                                                                            —
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                                                                                                                                                          —
                                                                                                                                                                                       30
                                                                                                                                                                                       —
                                                                                                                                                          Schulen und Zeitung

zu MÆMORIES                                                                                EINFÜHRUNG                       BESATZUNG
                                                                                                                            HEIM AT
                                                                                                                                                          Normaler Alltag in der
                                                                                                                                                          Mannheimer Garnison
                                                                                                                                                                                       DISZIPLIN
                                                                                                                                                                                       KONFLIKTE
                                                                                           MÆMORIES –
                                                                                           ein Erbe mit Zukunft
                                                                                                                            ABZUG                         Immer auf dem Laufenden      KRISEN
                                                                                           Konversion, ZEITSTROM,
                                                                                                                                                          Der „Mannheim Messenger“
Fast 70 Jahre lang war die U.S. Army Garrison                                              Zeitzeugen, MÆMORIES
                                                                                           im Überblick
                                                                                                                            17                                                         31
Mannheim ein fester Bestandteil der Quadra-                                                                                 —                             Mannheim Elementary School
                                                                                                                                                                                       —
                                                                                                                            „Displaced Persons“           Größte US-Grundschule        Kommandozentrale und
testadt – von der Befreiung Mannheims im                                                                                    Zurück in die Heimat          Europas                      Community Commander
März 1945 bis zum endgültigen Abzug der letz-                                              10                                                                                          Das Turmhaus auf FRANKLIN
                                                                                           —                                18                            25
ten amerikanischen Soldaten im Jahr 2015. Mehr                                                                                                            —
                                                                                           SIEGER                           —                                                          32–34
als 500.000 Amerikaner kamen in dieser Zeit                                                                                 Nachschub und Logistik        Der letzte Vorhang
                                                                                                                                                                                       —
                                                                                           FREUNDE                          Das 181st Transportation      Der Abzug der US-Truppen     Law and order
in die Stadt, um hier ihren Dienst zu tun, um                                                                               Battalion in Mannheim                                      Mannheim als Zentrum der
                                                                                           PARTNER                                                        Drei Fragen an:
                                                                                                                                                                                       US-Justiz in Europa
zu leben und zu arbeiten – Menschen mit ihren                                                                               Drei Fragen an:               Sabrina und Marvin Kuhn

Geschichten, ihrer Kultur und ihren Traditionen.                                           11                               Prof. Dr. Christian Führer                                 Das United States Army
                                                                                           —                                                              26                           Europe Military Prison
Der vorliegende Band gibt nicht nur Einblicke in                                           Kapitulation am Telefon
                                                                                                                                                          —                            Das einzige US-Gefängnis
                                                                                                                            19
                                                                                           Die Befreiung Mannheims
die Geschichte der US-Garnison in Mannheim.                                                                                 —                             FREMDE
                                                                                                                                                                                       Europas
                                                                                           im März 1945                     Welcome to the machine
Er stellt auch das Projekt ­„MÆMORIES –                                                                                     Ein Computer sorgt für        VORBILDER
                                                                                                                                                                                       Immer im Einsatz
                                                                                                                                                                                       Mannheim wird zum
Amerikanische Ge­schichte in Mannheim“ vor,                                                12                               reibungslose Logistik
                                                                                           —                                                              MITBÜRGER                    wichtigen Standort der
mit dem die MWSP und das MARCHIVUM die                                                     Verbotene Liebe
                                                                                                                            20 –21
                                                                                                                                                                                       Military Police
                                                                                           Mabel Grammer und der                                          27
Spuren der amerikanischen Präsenz dokumen-                                                                                  —                             —                            Überfälle, Schlägereien
                                                                                           „Brown Baby Plan“                Football, Baseball
                                                                                                                                                          Seite an Seite               und Revolten
tieren und ein wichtiges ­Kapitel der Stadtge-                                                                              und Basketball
                                                                                                                                                          und doch getrennt            Kriminalität und Spannungen
schichte lebendig halten wollen.                                                           13                               Ein Stück Heimat
                                                                                                                                                          Der lange Weg zur            unter US-Soldaten
                                                                                           —                                in Mannheim
                                                                                                                                                          Gleichberechtigung
                                                                                           Coca-Cola & Rock’n’Roll                                                                     Amokfahrt durch Mannheim
                                                                                           Der „American way of life“       Tornados über Mannheim

                                                                                           kommt nach Mannheim              Das afroamerikanische Base-   28
                                                                                                                            ballteam gewinnt 1949 die     —                            35–37
                                                                                                                            G.I. World Series             Here we are now              —
04 — Vorworte
                                                                                           14                                                             Jazz, Soul und Hip-Hop
                                                                                                                                                                                       Vom ungarischen
38 — Konversionsflächen im Überblick
                                                                                           —                                Albert-Schweitzer-Turnier     erobern ­Mannheim
                                                                                                                                                                                       Volksaufstand bis 9/11
40 — Karte TURLEY                                                                          Konflikte unter Partnern                                                                    Die Weltgeschichte hinter-
                                                                                                                            Die Weltstars von morgen
42 — Karte FRANKLIN                                                                        Die Sitzblockade der Spinelli-                                 Vier Fragen an:              lässt auch in Mannheim
44 — FRANKLIN: Straßennamen und deren Herkunft                                             Kaserne beim Ostermarsch         Mannheim vs. Heidelberg       Alexandra Götz               Spuren
46 — Karte TAYLOR                                                                          1984                             Football-Derbys zwischen
                                                                                                                                                                                       Vietnamkrieg und
48 — Karte SPINELLI                                                                                                         den Garnisonen                29                           Protestbewegungen
50 — Bildnachweise & Quellenangaben/Impressum                                              15                                                             —                            Die 60er-Jahre
                                                                                           —                                22–23                         Iwwer die Brick
                                                                                           9/11 und die Folgen                                            Joy Fleming
                                                                                                                            —                                                          Tank Road 70
                                                                                           Proteste gegen den               Kapellen, Kirchen
                                                                                           „War on Terror“                  und Gemeinden                 Weltstars zu Gast            Ende des Ostblocks
                                                                                                                            Orte des Glaubens             Der Tornado Club und         und Jugoslawienkriege
                                                                                           Vier Fragen an:                                                Jean Moore Fasse             Die 90er-Jahre
                                                                                                                            für die US-Armee
                                                                                           Kenneth Henry
HINWEIS! Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf eine geschlechtsneutrale
Differenzierung verzichtet. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung                                                                                                9/11
grundsätzlich für beide Geschlechter. Die verkürzte Sprachform beinhaltet keine Wertung.                                                                                               Solidarität und Abschottung
AMERIK ANISCHE GESCHICHTE IN MANNHEIM - Eine Publikation - MWSP
04                                                         VORWORT                                                                                               VORWORT                                                                 05

M ÆMORIES

                                                                                                                                                                                                  Namensgebung von Orten, Straßen und

Erzählungen                                                                                                                                                                                       Vierteln aus, sondern spielt auch bei der
                                                                                                                                                                                                  sozialen und kulturellen Stadtentwick-
                                                                                                                                                                                                  lung eine ­zentrale Rolle: Die Offenheit,
                                                                                                                                                                                                  das Miteinander, die Vielfalt und die Ver-

aus dem Alltag                                                                                                                                                                                    einbarkeit von Gegensätzen – dieses Erbe
                                                                                                                                                                                                  der deutsch-amerikanischen Koexistenz
                                                                                                                                                                                                  soll und wird die Entwicklung der neuen
                                                                                                                                                                                                  Quartiere prägen.

                                                                                                                                                                                                  Die vorliegende Publikation soll nicht nur
                                                                                                                                                                                                  Einblicke in die Geschichte der US-Garni-
Das von den US-Streitkräften übernommene Konversionsgelän-                                                                                                                                        son in Mannheim geben und die vielfälti-
de bietet Mannheim die Chance für ein einzigartiges Stadtent-                                                                                                                                     gen Auswirkungen, Entwicklungen und
wicklungsprojekt. Auf den ehemaligen Militäranlagen – einer                                                                                                                                       Interaktionen, die sich durch die Präsenz
Fläche, doppelt so groß wie die Innenstadt – entstehen Wohn-                                                                                                                                      der US-Streitkräfte in der Stadt ergaben,
quartiere, Gewerbegebiete und Grünflächen. Auch diese neuen                                                                                                                                       beispielhaft darstellen. Sie soll auch das
Viertel haben eine Geschichte. An sie zu erinnern stärkt nicht
nur die Identifikation der Zugezogenen mit ihrem Wohnumfeld,
sondern leistet einen willkommenen Beitrag zur Vermittlung der
                                                                                                                                        Lebendige    Als die US-Armee 2011 ihre Garnison in
                                                                                                                                                     Mannheim auflöst und die Stadt in der
                                                                                                                                                     Folge beschließt, die frei gewordenen Flä-
                                                                                                                                                                                                  Projekt „MÆMORIES – Amerikanische Ge­-
                                                                                                                                                                                                  schichte in Mannheim“ vorstellen, zu dem
                                                                                                                                                                                                  neben der lebendigen Erinnerung und dem
Mannheimer Stadtgeschichte. Daher ist es nur folgerichtig, dass       in Kultur, Sport und Konsum wird dabei ebenso ein Thema sein                   chen anzukaufen, beginnt ein gewaltiger      House of MÆMORIES auch die Points of
sich das MARCHIVUM an dem Projekt MÆMORIES beteiligt und
es mit seiner Expertise unterstützt.
                                                                      wie die Kontakte und Reibungspunkte mit den Einheimischen.
                                                                      Vorbild sind die STADTPUNKTE-Tafeln, die seit 2007 dezentral
                                                                      über Personen, Ereignisse und Entwicklungen der Mannheimer
                                                                                                                                        Geschichte   Veränderungsprozess mit großen Heraus-
                                                                                                                                                     forderungen, aber auch mit ungeahnten
                                                                                                                                                     Chancen und Möglichkeiten. Um diese
                                                                                                                                                                                                  MÆMORIES zählen, die in Zukunft als Zeit-
                                                                                                                                                                                                  tafeln das historische Erbe auf den Konver-
                                                                                                                                                                                                  sionsflächen illustrieren sollen.
MÆMORIES macht die Geschichte der Amerikaner in Mannheim              Geschichte informieren. Mit MÆMORIES erhält das bewährte                       Konversion – die Entwicklung der frei ge-
erlebbar. Sie beendeten militärisch die nationalsozialistische Dik-   Informationssystem gewissermaßen einen „kleinen Bruder“, der                   wordenen Areale zu städtischen Quartie-      An dieser Stelle möchten wir uns auch
tatur, wurden aber als Befreier damals allein von den Verfolgten      auf der Konversionsfläche über 66 Jahre der amerikanischen Prä-                ren und Flächen – zu steuern, gründet die    bei allen bedanken, die das MÆMORIES-
des NS-Regimes wahrgenommen. Für die Mehrheit der Einwoh-             senz in Mannheim erzählt.                                                      Stadt eine eigene Gesellschaft, die heu-     Projekt unterstützen, insbesondere dem
nerschaft Mannheims waren die Amerikaner Besatzer und für                                                                                            tige MWSP. Dabei ist es von Anfang an        MARCHIVUM, Prof. Dr. Christian Führer,
die Zerstörung ihrer Stadt durch die Luftangriffe verantwortlich.     Mit dem House of MÆMORIES erhält das Projekt zudem einen                       der Auftrag, die Flächen nicht nur zu er-    der mit seinem Band „Memories of Mann-
Dass die USA zum Garanten einer demokratischen Entwicklung            festen Ort. Die ehemalige Vorschule auf FRANKLIN wird eine                     werben, zu entwickeln und zu vermarkten,     heim. Die Amerikaner in der Quadrate­
wurden, in der Freiheits- und Menschenrechte wieder ihren Platz       Ausstellung zur deutsch-amerikanischen Geschichte beherber-                    sondern über infrastrukturelle und bauli-    stadt seit 1945“ das grundlegende Werk
einnehmen konnten, und über ihre Präsenz den Frieden in West-         gen. Bei der Konzeption und Realisierung arbeiten MARCHIVUM,                   che Maßnahmen hinaus ein gutes Zusam-        zum Thema vorgelegt hat, sowie den zahl-
deutschland sicherten, wurde erst allmählich wahrgenommen             MWSP und die beauftragten Agenturen eng und vertrauensvoll                     menleben in den neu entstehenden Quar-       losen Institutionen, Vereinen, Initiativen
und wertgeschätzt. Es gehört zu den glückhaften Entwicklung­          zusammen. Das House of MÆMORIES wird damit auch die stadt-                     tieren zu initiieren und Impulse für eine    und Privatpersonen, die mit ihrem Enga-
en der deutschen Nachkriegsgeschichte, dass aus Verbündeten           geschichtliche Ausstellung im MARCHIVUM ergänzen, die im                       erfolgreiche Stadtentwicklung zu setzen.     gement dazu beitragen, das historische
Freunde und Partner wurden, die für einen gemeinsamen Werte-          Herbst 2021 eröffnet wird.                                                                                                  Erbe der US-Garnison in Mannheim zu
kodex eintreten.                                                                                                                                     Ein spezifisches Merkmal dieser Stadt-       erhalten und für die Zukunft zu nutzen.
                                                                      Wir freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit mit allen Part-                  entwicklung ist ihre historische Kompo-
MÆMORIES erzählt diese große Geschichte der deutsch-ame-              nern und hoffen, dass MÆMORIES viel Zuspruch vor Ort wie                       nente: Die Geschichte der Flächen als
rikanischen Beziehungen im Kleinen. Vom Einmarsch der 7. US           auch bei den Gästen unserer Stadt finden wird.                                 Standorte der US-Garnison soll mit der
Army im März 1945 bis zum 31. Mai 2011, als die Flagge der US-                                                                                       Zukunft der Flächen als neue Quartiere
Garnison Mannheim in der Sports Arena des Benjamin Franklin                                                                                          verknüpft werden. Vergangenheit und
Village in einem kurzen Zeremoniell eingeholt wurde. An ver-                                                                                         Zukunft sollen aufeinander verweisen.
schiedenen Orten auf den Konversionsflächen sollen Aspekte                                                                                           Dieser historische Aspekt drückt sich        Karl-Heinz Frings         Achim Judt
des Alltags der 500.000 Amerikaner dargestellt werden, die bis        Prof. Dr. Ulrich Nieß                                                          nicht nur im Erhalt zahlreicher Gebäude      Geschäftsführung          Geschäftsführung
2011 in Mannheim stationiert waren. Der „American way of life“        Direktor MARCHIVUM                                                             auf den Konversionsflächen sowie in der      GBG-Gruppe                MWSP
AMERIK ANISCHE GESCHICHTE IN MANNHEIM - Eine Publikation - MWSP
06                                                        EINFÜHRUNG                                                                                                                                                                              07

M ÆMORIES

MÆMORIES –
ein Erbe mit Zukunft
                                                                                       DA S Z E IT Z EUG E N - PROJE K T

F
                                                                                       Persönliche Erinnerungen und Berichte von Zeitzeugen
                                                                                       spielen eine zentrale Rolle, wenn es darum geht, die
                                                                                       Geschichte der Amerikaner in Mannheim zu erzählen.
         ast 70 Jahre lang – von der Befreiung Mann-                                   Für das MÆMORIES-Zeitzeugenprojekt wurden ins-
         heims im März 1945 bis zum endgültigen                                        gesamt acht Menschen filmisch porträtiert, die auf
                                                                                       einem Rundgang über den jeweiligen Standort über ihre
         Abzug aller amerikanischen Soldaten aus
                                                                                       damalige Arbeit, über Erlebnisse, Erfahrungen und Er-
Mannheim im Jahr 2015 – war die „U.S. Army Garrison                                    innerungen berichten. Und zwar aus ganz unterschied-
Mannheim“ ein fester Bestandteil der Quadratestadt.                                    lichen Perspektiven – vom Sanitäter bis zum General
                                                                                       a. D., von Zivilangestellten bis zu Vietnamkriegsvetera-
Mehr als 500.000 Amerikaner kamen in dieser Zeit in
                                                                                       nen. Entstanden sind vier eindrucksvolle Filmdokumen-
die Stadt, um hier ihren Dienst zu tun, hier zu leben                                  te, die den Alltag, die besonderen Herausforderungen,
und zu arbeiten – Menschen mit ihren Geschichten,                                      die schönen und auch die schwierigen Momente in der
                                                                                       US-Garnison in Mannheim lebendig werden lassen.
ihrer Kultur und ihren Traditionen. In Zahlen lässt
sich dieses Kapitel der Stadtgeschichte deshalb auch
kaum bemessen. Für viele Mannheimer gehörten „die
Amis“, wie sie oft genannt wurden, ganz selbstver-
ständlich zum Stadtbild, ganz gleich, wie eng die Ver-    und zu vermarkten, sondern auch zukunftsweisende
                                                                                                                                                  Lebendige Erinnerung – die Ausstellung im vormaligen ZEITSTROM-Haus, jetzt House of MÆMORIES.
bindung des Einzelnen zu den Streitkräften der Sie-       Stadtentwicklungskonzepte für ein gemeinschaftli-
germacht war: Viele nahmen sie nur im alltäglichen        ches Zusammenleben umzusetzen.
Leben in der Stadt wahr, andere arbeiteten als Zivil-
angestellte auf den Militärflächen, schnupperten auf      Von Anfang an war aber auch klar, dass die Geschich-
dem Deutsch-Amerikanischen Volksfest US-Lifestyle,        te der Flächen bei all diesem Pioniergeist nicht in
tanzten im Top Hat Club oder protestierten gegen die      Vergessenheit geraten darf. Das historische Erbe der                                                                         »Hier in Mannheim gab es Soldaten und Familienan-
amerikanische Außenpolitik.                               deutsch-amerikanischen Koexistenz soll nicht nur be-                                                                         gehörige und sowohl deutsche als auch amerikanische
                                                          wahrt werden, sondern vielmehr als lebendige Kraft
Mit dem Abzug aller amerikanischen Soldaten aus           in den Stadtentwicklungsprozess einfließen. Dieser                                                                           Zivilangestellte … Wir hatten etwa 25.000 Leute.
der Stadt wurden die zentralen Orte dieses ameri-         historische Aspekt erschöpft sich nicht im Erhalt von                                                                        Mannheim war damit eine der größten US-Militärge-
kanischen Lebens zu Räumen, die es nun mit neuem          Bestandsgebäuden der US-Garnison und in der Na-
Leben zu füllen gilt. Im Zuge der Konversion entste-      mensgebung von Orten, Straßen und Flächen. Die                                                                               meinden hier in Deutschland.«
hen auf TURLEY, TAYLOR, FRANKLIN und SPINELLI             wesentlichen Merkmale des Zusammenlebens von
neue Quartiere für die Stadt von morgen. Die MWSP         Amerikanern und Deutschen über knapp 70 Jahre                                                                                —
steuert als Tochter der kommunalen Wohnungsbau-           hinweg – Offenheit, Vielfalt, Kooperation, aber auch                                                                         THOMAS C. JONES, GENERAL A.D.
gesellschaft GBG diesen Konversionsprozess. Dabei         die Vereinbarkeit von Gegensätzen und das Aushal-                                                                            EHEMALIGER CHEF DER MILITÄRPOLIZEI US-ARMEE EUROPA &
war und ist es der explizite Auftrag, die frei geworde-   ten von Konflikten – sollen die neuen Quartiere prä-                                                                         EHEMALIGER STANDORTKOMMANDEUR MANNHEIM
nen Flächen nicht nur zu erschließen, zu entwickeln       gen, und damit auch das Mannheim von morgen. >                                                                               DER US-ARMEE EUROPA
AMERIK ANISCHE GESCHICHTE IN MANNHEIM - Eine Publikation - MWSP
08                                                        EINFÜHRUNG                                                                                                                                                                                 09

                                                                       > Das ZEITSTROM-Projekt                                  Mit den geplanten Points of MÆMORIES soll es
                                                                       Gestern, heute und morgen zu vereinen, die Geschich-     künftig möglich sein, bei einem Spaziergang durch
                                                                       te des Ortes zu bewahren und gleichzeitig das, was       die neuen Quartiere die amerikanische Geschichte in
                                                                       entsteht, durch das Vergangene zu bereichern, dar-       Mannheim zu erkunden. Zeittafeln erzählen an aus-
                                                                       um geht es beim ZEITSTROM-Projekt. ZEITSTROM             gewählten Orten auf den Konversionsflächen die Ge-
                                                                       ist das aktive Geschichtsprojekt der Konversionsflä-     schichte der US-Garnison und ihrer zahlreichen Ver-
                                                                       chen, das im Rahmen eines Weißbuchprozesses aus          flechtungen in die Stadtgesellschaft. Bei den Points
                                                                       Bürgerideen entstanden ist. Z­ ahlreiche Institutionen   of MÆMORIES handelt es sich um das Angebot, viele
                                                                       und Akteure engagieren sich für das Projekt. ZEIT-       kleine lokale Geschichten über die Zeit der Ameri-
                                                                       STROM fußt auf drei Säulen: Unter dem Thema „Na-         kaner in Mannheim zu erzählen: „glokal“, das heißt
                                                                       turzeit“ widmet sich eine Säule der prähistorischen      die große globale Geschichte, gespiegelt im lokalen
                                                                       Vorgeschichte der Flächen. Die Säule „Demokratie         Kontext Mannheims.
                                                                       und Globalisierung“ legt den Fokus auf gegenwärtige
     Doris Kuhn war von 1994 bis 2013 als Sachbearbei-                 gesellschaftspolitische Themen sowie auf Lern- und       Das Projekt wird durchgängig zweisprachig umge-           Larry Scavone war von 1983 bis 2010 unter anderem
     terin für Versorgungsnachschub bei der US Army                    Bildungsangebote im Rahmen demokratischer Erzie-         setzt. Perspektivisch soll die Trägerschaft für das       als Baudezernent des Militärstandorts Mannheim
     angestellt und arbeitete in den Spinelli Barracks.                hung. MÆMORIES ist schließlich die dritte Säule von      Projekt MÆMORIES auf das MARCHIVUM überge-                in den Taylor Barracks stationiert.
                                                                       ZEITSTROM. Sie wird seit 2018 durch die MWSP ge-         hen, das schon von Beginn an zentraler Kooperations-
     „Ich habe von November 1994 bis Juli 2013 auf Spinelli            steuert und setzt sich mit der US-Geschichte der ehe-    partner der MWSP bei der Umsetzung des Projekts           „Jede Fläche hatte ihre Kirche. Benjamin Franklin Villa-
     gearbeitet und war beim Nachschub für die Truppen                 maligen Militärflächen sowie dem ü    ­ bergeordneten    ist. Doch ganz gleich welche Institution federführend     ge und Sullivan zum Beispiel waren zwar direkt mitein-
     tätig, die in Mannheim stationiert waren. […] Meine               Thema „Amerikaner in Mannheim“ auseinander.              ist, essenziell für MÆMORIES ist, dass das Projekt mit    ander verbunden, aber hatten trotzdem zwei separate
     Aufgabe war es, das Computersystem über das Bu-                                                                            Leben erfüllt wird, dass möglichst viele Institutionen,   Kirchen. Die Kirche im Benjamin Franklin Village war
     chungsverfahren am Laufen zu halten. Ich war System               MÆMORIES –                                               Initiativen und auch Privatpersonen dazu beitragen –      vor allem für die Familien der Soldaten. Diejenige auf
     Administrator und Supply Technician, also Nachschub-              Amerikanische Geschichte in Mannheim                     sei es durch persönliche Erinnerungen, das Aufzeich-      Sullivan war für die Soldaten, die in den Sullivan Bar-
     Expertin. Bei uns wurde nachgeschoben – von A wie                 Auf allen Konversionsflächen wurden besondere            nen von Zeitzeugenberichten oder das Sammeln und          racks stationiert waren und dort lebten. Generell gab
     Aschenbecher bis Z wie Zahnbürste: Panzer, Waffen,                historische Gebäude und Relikte aus der Zeit der         Bewahren von Fund- und Erinnerungsstücken. Denn           es an jedem US-Army-Standort in Deutschland, an dem
     Toilettenpapier, Schreibpapier, Kugelschreiber, Uni-              Amerikaner in Mannheim erhalten, sei es das cha-         nur so entstehen echte und lebendige MÆMORIES.            Soldaten lebten, eine Militärkirche, zumindest eine
     formen, Stiefel, Lebensmittel für die Soldaten, Zelte,            rakteristische Eingangsensemble an der Toreinfahrt                                                                 kleine. Deshalb gibt es auch einen sogenannten Chap-
     Schlafsäcke, Ersatzteile, Farben, Lacke, Holz, Baustoffe,         nach TURLEY oder auch die ehemalige Sports Are-                                                                    lains Corps. Er besteht aus Offizieren in Uniform, die
     Stacheldraht, Munition.                                           na auf FRANKLIN. Vieles musste allerdings im Zuge                                                                  Pfarrer sind oder ein sonstiges kirchliches Amt inneha-
                                                                       der Flächen­entwicklungen auch weichen. Im House                                                                   ben. Der Grund dafür ist, dass die Chaplains im Krieg,
     Die Army stellt Zivilangestellte ein, da die Soldaten bei         of MÆMORIES – vormals ZEITSTROM-Haus – in der                                                                      im Kriegsfall, mit den Soldaten an die Front gehen.
     der US-Armee grundsätzlich nur militärischen Aufgaben             ehemaligen Vorschule auf FRANKLIN werden jedoch
     nachgehen. Bei uns haben zwar Soldaten mitgearbeitet,             auch die Orte, die nicht mehr unmittelbar erhalten                                                                 Taylor Barracks war, wie die anderen Standorte auch,
     aber wenn sie ins Manöver sind oder im Krisenfall nicht           sind, bewahrt bleiben – sei es durch Erinnerungsstü-                                                               ein Militärgelände. Es wurde bewacht. Es gab einen
     mehr da gewesen wären, musste die Versorgung trotz-               cke, die dort ausgestellt werden, oder durch Erinne-                                                               Zaun rund um das Gelände. Und es war nicht öffent-
     dem gewährleistet sein. Aus diesem Grund beschäftigte             rungen und Berichte von Zeitzeugen.                                                                                lich zugänglich. Was drinnen auf dem Militärgelände
     die Army Zivilangestellte. Meine Vorgesetzten waren                                                                                                                                  vorging, war Sache des Militärs. Im Mannheimer Mor-
     auch Zivilangestellte, wobei aber der Vorgesetzte mei-            Der Projektname MÆMORIES und das neu entwi-                    »Es gibt viele Freunde,                             gen konnte man deshalb nicht lesen, was auf Taylor
     ner Vorgesetzten immer ein Militär war.                           ckelte Logo spiegeln die lokale Sichtweise wider – es                                                              so passierte. Darüber gab es keine Berichterstattung.
                                                                       geht ganz spezifisch um die Verbindung zwischen           die ich beim Albert-Schweitzer-                          Wenn Freunde dich besuchen wollten, durfte man sie
     Hier auf Spinelli waren vor allem Lagerhallen und Ab-             der Stadt Mannheim und den Amerikanern und die             Turnier kennengelernt habe,                             schon auf die Militärbasis mitbringen. Man meldete
     stellplätze. In den Achtzigern und Neunzigern war hier            Bewahrung der Erinnerungen aus rund 70 Jahren ge-                                                                  sie schriftlich an und dann durften sie auf das Gelände.
     alles voll mit Fahrzeugen von der CEGE, der Combat                meinsamer Geschichte vor Ort. Anhand zentraler Er-
                                                                                                                                      mit denen ich bis heute                             Man konnte mit ihnen eine Führung machen und ih-
     Equipment Group Europe. In den Hallen wurde Mate-                 zählstränge und relevanter Orte auf TURLEY, TAYLOR,                Kontakt habe.«                                  nen zeigen, was dort so vorging. Abgesehen davon war
     rial gelagert für einen Krisenfall, wie den Krieg in Jugo-        FRANKLIN und SPINELLI wird künftig die deutsch-                                                                    es jedoch sehr schwierig für Menschen, die nicht für
     slawien oder 9/11. Dann ging es hier richtig los: Tag             amerikanische Beziehungsgeschichte exemplarisch                                   —                                die Army arbeiteten, auf das Gelände zu gelangen und
     und Nacht sind Lastwagen gerollt und haben Material               erzählt werden. Dabei geht es darum, Erzählorte                           STANLEY REAMS                            sich dort umzusehen. Fotografieren zum Beispiel war
     gebracht, das dann hier auf Züge oder auf Lkw verla-              zu schaffen, also Orte der Begegnung, der Bildung,        MILITÄRSANITÄTER, STATIONIERT IN DEN                     strengstens verboten …“
     den und zum Hafen in Rheinau gefahren wurde …“                    Unterhaltung und des Austauschs – auf den Konver­            ­S ULLIVAN BARRACKS VON 2007–2012,
                                                                       sionsflächen selbst, im House of MÆMORIES und                MEDAILLE FÜR DEN DIENST IM KRIEG
                                                                       auch im virtuellen Raum.                                                GEGEN DEN TERROR
AMERIK ANISCHE GESCHICHTE IN MANNHEIM - Eine Publikation - MWSP
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M ÆMORIES                                                                                                                Abb. 1: Ein US-Soldat zeigt
                                                                                                                         Zivilisten die Sonderaus­
                                                                                                                         gabe des „Stars and
                                                                                                                         Stripes“ zum sowjetischen
                                                                                                                         Einmarsch in Berlin.

SIEGER
FREUNDE                                                      Kapitulation am Telefon –
                                                             die Befreiung Mannheims im März 1945
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                                                  I    m Frühjahr 1945 ist der Krieg für Deutschland verloren, doch
                                                       das NS-Regime befiehlt den Kampf um jeden Meter Boden.
                                                       Vor allem die Zivilisten in den Großstädten müssen fürchten,
                                                  in die Kämpfe hineingezogen zu werden. Auch Mannheim gerät
                                                  bald in den Fokus der von Westen ins Reichsgebiet vorrückenden
                                                                                                                             TO D E IN E S G E N E R AL S

                                                                                                                             Am 9. Dezember 1945, dem planmäßig letz-
                                                                                                                             ten Tag vor seiner Rückkehr in die USA, kehrt
                                                  US-Truppen.                                                                George S. Patton, einer der prominentesten
                                                                                                                             und umstrittensten US-Generäle des Zwei-
Von Siegern zu Partnern – nach den Luft­an­       Am 17. März 1945 lässt der amerikanische Oberbefehlshaber und              ten Weltkriegs, von der Fasanenjagd zurück
                                                  spätere Präsident Dwight D. Eisenhower Flugblätter über der                und möchte einen kurzen Abstecher nach
griffen und den dramatischen Tagen des Ein-       Rhein-Neckar-Region abwerfen, die vor einem unerbittlichen                 Mannheim machen. Auf der Käfertaler Stra-
                                                  Bombardement durch die Alliierten warnen. In der Nacht des                 ße, Höhe Dudenstraße und damit nur zwei
marschs in Mannheim ist die Bevölkerung den       25. März 1945 beginnt schließlich der Angriff auf Mannheim, zu-            Blöcke von den Turley Barracks entfernt,
                                                  nächst in den Außenbezirken. Während die Amerikaner die Stadt              kollidiert sein Cadillac mit einem Truck der
US-Truppen gegenüber zunächst misstrauisch.       mit massivem Artillerieeinsatz sturmreif schießen, sorgt der er-           US Army, der Pattons Wagen die Vorfahrt
                                                  bitterte Widerstand einzelner Wehrmachtseinheiten vor allem                nimmt. Beide Fahrer und Pattons Begleiter
Doch der private Umgang zerstreut die Be-         für zivile Opfer. Doch bald setzen sich die überlegenen amerika-           bleiben unverletzt – doch der General selbst
                                                  nischen Kräfte durch und erobern große Teile der Stadt.                    wird gegen die Glastrennwand im Auto ge-
denken – die Besatzer werden bald als Verbün-                                                                                schleudert. Patton hat eine klaffende Kopf-
                                                  Am 29. März kurz nach 10 Uhr morgens kapituliert der Leiter der            wunde und kann sich nicht mehr bewegen,
dete und später als Freunde im Kalten Krieg       Mannheimer Elektrizitätswerke, Peter Nikolaus Quintus, stellver-           ist aber ansprechbar. Nach seiner Einliefe-
                                                  tretend für die Mannheimer Bevölkerung – während alle anderen              rung ins Heidelberger Militärkrankenhaus
verstanden. Die USA sind Vorbild eines neuen,     Verantwortlichen der Stadtverwaltung schon aus der Stadt ge-               verschlechtert sich sein Zustand massiv. Sei-
                                                  flohen sind. Die telefonische Verbindung zu Quintus hatte die              ne vom Unfallort herbeigebrachten Sachen
demokratischen Deutschlands, die Besatzungs-      Telefonistin Gretje Ahlrichs aus dem Büro der Stadtwerke in K 5            lehnte er ab, mit den Worten „Ich werde das
                                                  hergestellt. Als die Amerikaner über den Neckar zum Stadtzent-             nicht mehr brauchen“. Am 21. Dezember 1945
truppen vor Ort Helfer beim Neuanfang. Durch      rum übersetzen, werden sie von Mannheimern friedlich und mit               stirbt er in Heidelberg. Auf seinen Wunsch
                                                  Blumen empfangen. Mannheim gilt als die erste Stadt, die per               hin wird Patton bei gefallenen Soldaten der
die politischen Entwicklungen werden die USA      Telefon kapituliert hatte.                                                 von ihm befehligten Third Army auf dem
                                                                                                                             amerikanischen Militärfriedhof im luxembur-
schließlich zum Partner auf Augenhöhe, der                                                                                   gischen Hamm bestattet.
                                                        POINT OF MÆMORIES 19              POINT OF MÆMORIES 10

auch über Kritik und Protest nicht erhaben ist.         Die Befreiung Mannheims
                                                        FRANKLIN (Karte Seite 42/43)
                                                                                          Unfalltod von General Patton
                                                                                          TURLEY (Karte Seite 40/41)
AMERIK ANISCHE GESCHICHTE IN MANNHEIM - Eine Publikation - MWSP
12                                        SIEGER – FREUNDE – PARTNER                                                                                                                                                                                                             13

M ÆMORIES

                                                                                                                                                                                                                                      Abb. 4: „Taco Bell Express“-
                                                                                                                                                                                                                                      Restaurant in Mannheim,
                                                                                                                                                                                                                                      Benjamin Franklin Village.

                                   Verbotene Liebe –
                                                                                                                                                                                Coca-Cola & Rock’n’Roll –
                                   Mabel Grammer und der                                                                                                                        der „American way of life“
Abb. 2: Familienbild mit
Mabel und Oscar Grammer.           „Brown Baby Plan“                                                                                                                            kommt nach Mannheim

  „All German
                        D             ie direkte Begegnung mit dem vormali-
                                      gen Kriegsgegner bringt ab 1945 für bei-
                                      de Seiten große Herausforderungen mit
                        sich. Im Alltag ist sie jedoch meistens von Mensch-
                        lichkeit geprägt. Der Umgang mit den „Mischlings-         Mabel Grammer, die als afroamerikanische Offiziers-      N            achdem die harten und entbehrungsreichen Jahre
                                                                                                                                                        unmittelbar nach dem Krieg überstanden sind, setzt
                                                                                                                                                        in Deutschland ein tiefgreifender Wandel in Sachen
                        kindern“, wie sie seinerzeit oft genannt werden, illus-   gattin mit ihrem Mann Oscar seit 1951 in Mannheim        Konsum und Kultur ein. Chewinggum und Coca-Cola, Rock’n’Roll
 cafés, bars and        triert die teilweise paradoxen Spannungsfelder von        lebt, wird auf das Problem aufmerksam. Sie möchte        und Hollywood, Haartolle und Petticoat, James Dean und Elvis
  hostels in the        Moral und Rassismus in beiden Gesellschaften.             selbst ein Kind adoptieren und besucht deshalb das       Presley – der „American way of life“ wird zum neuen Leitbild in     Parfüm oder Alkohol von den US-Basen, sind bei den deutschen
 French zone of                                                                   St.-Joseph-Kinderheim in Mannheim-Käfertal, wo sie       Konsum, Musik und Mode. Einen wesentlichen Anteil daran hat         Zivilisten als Bezahlung gern gesehen. So gern, dass die Mili-
Germany are off         So gilt zu Beginn der US-Besatzungszeit ein Frater-       sofort von mehreren dunkelhäutigen Kindern um-           die Jugendkultur, die sich von den alten Traditionen abgrenzen      tärverwaltung bald strenge Regeln erlässt, um Schwarzmarkt-
limits to all U.S.      nisierungsverbot, das den G.I.s untersagt, mit den        ringt wird. Mabel Grammer und ihr Mann adoptie-          will und deshalb neue Vorbilder sucht und findet.                   geschäfte zu unterbinden. Frau Schmidt wird schon bald regel-
 and allied mili-       Deutschen in freundschaftlichen Kontakt zu tre-           ren während ihrer Zeit in Deutschland zwölf solcher                                                                          mäßig auf ihrem Heimweg von Militärpolizisten angehalten und
                        ten. Doch diese Anweisung wird in der Realität oft        Besatzungskinder. Beide rufen zusätzlich den „Brown      In den 1950er-Jahren ist das gegenseitige Misstrauen der Nach-      durchsucht. Unter Androhung von schweren Geldstrafen ist es
tary and civilian
                        ignoriert: Soldaten tätscheln Kinderköpfe, verteilen      Baby Plan“ ins Leben, der Kinder an afroamerikani-       kriegsjahre in Mannheim verschwunden, die Besatzer werden           nun verboten, US-Güter von der Basis mitzunehmen.02
   personnel.“
                        Kaugummi – und bandeln mit deutschen Frauen an.           sche Adoptiveltern in den USA vermittelt. Für ihr        heimisch. US-amerikanische Soldaten beschäftigen auch deut-
                        Schätzungen zufolge gehen in Deutschland 400.000          Engagement werden die Grammers, selbst praktizie-        sche Zivilisten – wie etwa die Mutter von Ute Schmidt, die, wie     Diese Maßnahmen können aber nicht verhindern, dass die Be-
                        Kinder aus Beziehungen zwischen Besatzern und             rende Katholiken, im Jahr 1968 mit einem päpstlichen     viele andere Frauen ihrer Generation, nach dem Krieg den Unter-     geisterung für US-Produkte weiter wächst. Wer Kontakte zu
Abb. 3: Hinweisschild   Deutschen hervor. Allein in Mannheim werden zwi-          Orden und einer Verdienstmedaille geehrt.                halt ihrer Familie bestreiten muss und deshalb als Haushaltshilfe   Amerikanern hat, findet auch Wege, um sich zumindest einen
zum Fraternisierungs-   schen 1946 und 1959 2.183 Kinder geboren, deren                                                                    im Benjamin Franklin Village arbeitet.01                            bescheidenen Anteil an der neuen Konsumwelt zu sichern. Und
verbot an der Rhein-
brücke, 1949.           Väter Angehörige der US Army sind. Viele der Vä-                                                                                                                                       die begeistertsten Abnehmer finden sich in der jüngeren Gene-
                        ter wissen von ihren Kindern nichts oder erkennen                                   POINT OF MÆMORIES 12           Mit den neuen Kontakten ergibt sich bald auch ein neuer Aus-        ration – wie Frau Schmidts Tochter Ute, die sich auch Jahrzehnte
                                                                                                            Mabel Grammer
                        diese nicht an. Die Mütter schämen sich häufig und                                  FRANKLIN (Karte Seite 42/43)   tausch zwischen Mannheimern und Amerikanern. Sinnbild hier-         später noch genau erinnert: „Die erste Leviʼs, da war ich so sechs
                        werden als „Ami-Liebchen“ beschimpft. Zusätzlichen                                                                 für ist die „PX“, die nach 1957 als Post Exchange Store in unmit-   Jahre alt. Da war man stolz wie Bolle, das war was ganz Tolles, ne
                        Vorurteilen sehen sich die 539 Besatzungskinder mit                                                                telbarer Nähe der Columbus Street im Benjamin Franklin Village      Leviʼs zu tragen.“03
                        afroamerikanischer Abstammung ausgesetzt. Man-                                                                     errichtet wurde. Zutrittsberechtigt waren nur Angehörige und
                        che der Kinder landen in Mannheimer Heimen, weil                                                                   Bedienstete der US-Armee. Wer als Mannheimer aber über ent-
                                                                                                                                                                                                                                                         POINT OF MÆMORIES 24
                        ihre Mütter von der Familie oder den Behörden dazu                                                                 sprechende Kontakte verfügte, konnte sich durchaus die begehr-                                                Post Exchange
                        genötigt werden, diese abzugeben.                                                                                  ten US-Produkte beschaffen. Lebensmittel, aber auch Ziga­retten,                                              FRANKLIN (Karte Seite 42/43)
AMERIK ANISCHE GESCHICHTE IN MANNHEIM - Eine Publikation - MWSP
14                                      SIEGER – FREUNDE – PARTNER

M ÆMORIES

                                                                                                                                               9/11 und die Folgen –
                                                                                                                                               Proteste gegen den
                                                                                                                                               „War on terror“
                                                                                                                                                                                                                           Kenneth
                                                                                                                                                                                                                           Henry ist
                                                                                                                                                                                                                           Präsident
                                                                                                                                                                                                                            des ACE
                                                                                                                                                                                                                            Member

                                                                                                                                               D
                                                                                                                                                                                                                               Club.

                                                                                                                                                            er 11. September 2001 ist in Mannheim ein sonniger Spät-
                                                                                                                                                            sommertag, als am frühen Nachmittag unvorstellbare Bilder      VIER FR AGEN AN:
                                                                                                                                                            aus New York auch Deutschland erreichen: Zwei von Al-Qai-      KENNETH HENRY
                                                                                                                                               da-Terroristen gekaperte Passagierflugzeuge fliegen in die Twin Towers      —
                                                                             Abb. 5: Frieden & Arbeit –                                        des World Trade Center. Fast 3.000 Menschen sterben in den Trümmern
                                                                             Plakat für den Ostermarsch 1984.                                  sowie bei zwei weiteren Terror-Attacken am selben Tag. Die Welt ist ge-     Mr. Henry, was ist der ACE Member Club?
                                                                             Abb. 6: Teilnehmer des Ostermarschs 1984
                                                                                                                                               schockt, die US-Garnisonen weltweit werden in höchste Alarmbereit-          Wir haben den ACE Member Club im April 2016
                                                                             vor der Spinelli-Kaserne in Feudenheim.                           schaft versetzt.                                                            gegründet – als social club für Ex-Soldaten und
                                                                                                                                                                                                                           ihre Angehörigen. Ich hatte seinerzeit zwar noch
                                                                                                                                               Zeigt sich die Mannheimer Bevölkerung in den Tagen unmittelbar nach         Kontakte zu einzelnen Kameraden von damals,

                Konflikte unter Partnern –                                                                                                     den Anschlägen noch solidarisch mit den USA, wird diese Solidarität aber
                                                                                                                                               mittelfristig von einer Protesthaltung abgelöst, als die US-Regierung als
                                                                                                                                               Reaktion ihren „War on terror“ beginnt – zunächst gegen das Taliban-Re-
                                                                                                                                                                                                                           aber nur sporadisch. Deshalb kam ich auf die Idee,
                                                                                                                                                                                                                           regelmäßige Treffen mit anderen Army-Veteranen
                                                                                                                                                                                                                           zu organisieren. Zu unserem Gründungstreffen

                die Sitzblockade der Spinelli-Kaserne                                                                                          gime in Afghanistan, ab 2003 auch gegen den von George W. Bush als
                                                                                                                                               Teil der „Achse des Bösen“ identifizierten Irak. In Deutschland regt sich
                                                                                                                                               breiter Widerstand gegen diesen „Krieg gegen den Terror“: Politiker pro-
                                                                                                                                                                                                                           kamen rund 45 Ex-Soldaten und ihre Partnerin-
                                                                                                                                                                                                                           nen, die fast alle bis heute im Club aktiv sind.

                beim Ostermarsch 1984                                                                                                          testieren gegen die von der US-Regierung als „Operation Iraqi Freedom“
                                                                                                                                               deklarierte Invasion und in zahlreichen deutschen Städten formieren
                                                                                                                                               sich erstmals seit vielen Jahren wieder Friedensmärsche.
                                                                                                                                                                                                                           Wie kamen Sie auf den Namen?
                                                                                                                                                                                                                           Das ACE war eine Kneipe am Rande des Benja­
                                                                                                                                                                                                                           min Franklin Village, die zu Army-Zeiten ein
                                                                                                                                                                                                                           Treffpunkt für uns Soldaten war. Wir haben dort
                                                                                                                                               Auch in Mannheim gibt es Protestzüge, die neben Gewerkschaften und          gemeinsam viel Zeit verbracht und so war es
                                                                  det sie so den breiten gesellschaftlichen Widerstand gegen die               politischen Parteien auch Schüler und Studierende mobilisieren. Tausen-     naheliegend, die Kneipe als Namenspaten zu

N
                                                                  Aufrüstungsspirale des Kalten Krieges ab.                                    de Menschen protestieren in der Innenstadt gegen den Krieg – während        nehmen. Über die MWSP haben wir dann Räum-
                                                                                                                                               sich wenige Kilometer entfernt US-Truppen in den Mannheimer Kaser-          lichkeiten in der ehemaligen Elementary School
             achdem in den Nachkriegsjahren aus Siegern Freun-    Ungeachtet der Proteste stimmt der Deutsche Bundestag am                     nen bereits auf ihren Einsatz im Irak vorbereiten.                          auf FRANKLIN zur Zwischennutzung bekommen.
             de und in der Folge Partner auf Augenhöhe wurden,    22. November 1983 dem NATO-Doppelbeschluss zu – und damit
             gewinnt auch eine kritische Haltung gegenüber den    der Stationierung von 108 amerikanischen Pershing-II-Mittel-                 Die Ereignisse rund um 9/11 und den „Krieg gegen den Terror“ beleuchten     Was ist Sinn und Zweck des Clubs?
USA Kontur. Besonders augenfällig wird das an der Friedensbe-     streckenraketen in der Bundesrepublik Deutschland. Dieser Be-                die Widersprüche und Wandlungen im deutsch-amerikanischen Verhält-          Es geht darum, alte Freundschaften zu erhal-
wegung in der Bundesrepublik, die an die Kampagnen gegen die      schluss führt zu verstärkten Protesten und zu einem weiteren Hö-             nis. Während das Mitgefühl am 11. September 2001 die Verbundenheit          ten und gleichzeitig das deutsch-amerikanische
Aufrüstung in den 1950er- und die Ostermarschbewegung in den      hepunkt der Friedensbewegung in Europa: Pünktlich zu Ostern                  illustriert, die gerade in Mannheim viele Bürger mit den USA empfin-        Erbe hier in der Region zu pflegen. Und natürlich
1960er-Jahren anknüpft. Einen Höhepunkt der Bewegung mar-         organisieren sich zahlreiche Rüstungsgegner in der gesamten                  den, zeigen die heftigen Proteste – gerade von Schülern und Studieren-      schwelgen wir auch immer wieder in Erinnerun-
kiert die Demonstration im Bonner Hofgarten: Mehrere 100.000      Bundesrepublik und rufen zur Teilnahme an Ostermärschen auf.                 den – nur wenige Jahre später auch die gegenläufige Entwicklung auf: In     gen an unsere Army-Zeit (lacht).
Menschen folgen 1981 dem bundesweiten Aufruf der Organisa-        Im April 1984 demonstrierten auch rund 750 Menschen in Mann-                 einer Generation, die nach dem Kalten Krieg aufgewachsen ist, gelten
toren und fordern internationale Friedenssicherung durch Ab-      heim. Unter dem Motto „Frieden und Arbeit für alle“ führt die                die Amerikaner nicht mehr als Beschützer, sondern werden mit großer         Welche Aktivitäten unternimmt der Club?
rüstung und Rüstungskontrolle.                                    friedliche Demonstration vom Neuen Rathaus zur Kundgebung                    Skepsis betrachtet.                                                         Neben unseren monatlichen Treffen unterneh-
                                                                  auf dem Paradeplatz. Am Nachmittag marschieren etwa 100 De-                                                                                              men wir Freizeitaktivitäten – Ausflüge, Barbe-
 Die Hauptträger der Bewegung, zu denen neben kirchlichen Ver-    monstranten weiter nach Feudenheim, wo es zu einer ebenfalls                 Gerade in den wichtigen Garnisonen der US-Armee wird ein Unterschied        cues oder Karaoke-Partys. Unser bislang größtes
 bänden auch die Grünen sowie verschiedene Gewerkschaftsver-      friedlich verlaufenden Sitzblockade der Spinelli-Kaserne kommt.              zu früheren Konflikten deutlich: Durch die Reduzierung der Garnisons-       Event war eine öffentliche 4th-of-July-Feier für
 bände und Teile der SPD zählen, fordern die Bundesregierung im                                                                                größen seit 1990, spätestens aber durch die Abschottung nach den Ter-       das Viertel, die neben der ehemaligen Sports
„Krefelder Appell“ dazu auf, ihre Zustimmung zur Stationierung                                                                                 roranschlägen 2001, empfinden vor allem Mannheimer Jugendliche keine        Arena auf FRANKLIN stattfand. Bei all dem geht
 amerikanischer Mittelstreckenraketen zurückzuziehen. Auch                                                      POINT OF MÆMORIES 35           besondere Verbundenheit mehr zu den Amerikanern – ihre Rolle im All-        es uns immer darum, Menschen zusammenzu-
                                                                                                                Ostermarsch 1984
 wenn die Ziele der Bewegung nicht direkt erreicht werden, bil-                                                 SPINELLI (Karte Seite 48/49)   tagsleben der Stadt ist stark geschwunden.                                  bringen – über alle Grenzen hinweg.
AMERIK ANISCHE GESCHICHTE IN MANNHEIM - Eine Publikation - MWSP
16                                                                                                                                                                                        17

M ÆMORIES
                                                                                                                          Abb. 7:
                                                                                                                    Fahrzeug der
                                                                                                             US-Kommission der

BESATZUNG                                                                                                       Militärregierung
                                                                                                             vor einem Lager für
                                                                                                            „Displaced Persons“.

HEIMAT
ABZUG
                                                     „Displaced Persons“ –
                                                     zurück in die Heimat
                                                                                                                            sienstadt gründen mit den wenigen in Mannheim untergetaucht
Für die ersten Invasionstruppen sind die

                                                     F
                                                                                                                            Überlebenden und einigen ‚displaced persons‘ im Oktober 1945
                                                                                                                            wieder eine jüdische Gemeinde.“
Erfahrungen des Krieges und Berichte über                      ür die Mannheimer Bevölkerung endet der Zweite Welt-
                                                               krieg mit dem Einmarsch der US-Truppen, doch in den          Logistische und politische Herausforderung
Nazi-Verbrechen zunächst Anlass zur Vorsicht                   Trümmern der Stadt offenbart sich den Amerikanern bald
                                                      ein Problem, dessen Tragweite erst nach und nach klar wird: Un-       Die Problematik ist im Übrigen nicht auf Mannheim oder
im Umgang mit dem ehemaligen Kriegsgegner.            zählige „Displaced Persons“ befinden sich im befreiten Deutsch-       Deutschland beschränkt, sondern wird in ganz Europa nach dem
                                                      land – größtenteils Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene und aus           Krieg zu einer logistischen und politischen Herausforderung für
Doch schnell entwickelt sich im Alltag eine           Konzentrationslagern befreite ausländische Opfer des NS-Re-           die Besatzungsmächte. Solange die „Displaced Persons“ sich
                                                      gimes, die nun weit weg von ihrer Heimat gestrandet sind. Allein      noch in Deutschland aufhalten, erleben sie zudem erhebliche
neue Wahrnehmung der Mannheimer, die bald             in Mannheim leben bei Kriegsende mindestens 20.000 dieser             Widrigkeiten. Nicht nur Versorgung und Unterbringung sind pro-
                                                     „Displaced Persons“, größtenteils osteuropäische Zwangsarbeiter.       blematisch, auch die Vorurteile der deutschen Bevölkerung sind
zu Nachbarn werden: Mit der Einrichtung einer                                                                               groß, insbesondere gegen osteuropäische ehemalige Zwangs-
                                                     Ziel der US-Militärregierung ist es, dem größten Teil dieser Men-      arbeiter. Alte Propaganda-Behauptungen, Angst vor Vergeltung
langfristigen Präsenz über den Krieg hinaus wird     schen die Rückkehr in ihre Heimatländer zu ermöglichen. Doch           und der Wunsch zur schnellen Verdrängung dominieren die deut-
                                                     der logistische Aufwand ist enorm. So richten die US-Verantwort-       sche Nachkriegsgesellschaft.
Mannheim für die US-Truppen ­zunehmend zu            lichen schon am 30. März, nur vier Tage nach der Einnahme der
                                                     Stadt, ein Zentrum für „Displaced Persons“ aus ganz Nordbaden          Für die Amerikaner bildet der Umgang mit den „Displaced Per-
einer neuen Heimat. Soldaten und ihre ­Familien      in der Kaiser-Wilhelm-Kaserne – den späteren Turley Barracks –         sons“ auch den Wandel im Verhältnis zu den Deutschen ab: Wo
                                                     ein, auch um die vereinzelten Plünderungen und Versorgungs-            anfänglich Entsetzen über die unmenschliche Behandlung von
finden hier ein neues Zuhause – inklu­sive eines     schwierigkeiten in den Griff zu bekommen. In den nächsten Jah-         Zwangsarbeitern und Kriegsgefangenen herrscht, sucht man bald
                                                     ren leert sich das Zentrum nach und nach, teilweise werden bis         pragmatische Lösungen für die Situation: Alte Verwaltungsstruk-
eigenen Alltags mit kulturellen und ­sozialen        zu 2.000 Personen pro Tag zurück in ihre Heimat geschickt. 1948        turen werden wiederhergestellt und Verantwortung zurück an
                                                     befinden sich nur noch 960 heimatlose Menschen in der Kaserne.         deutsche Behörden übertragen – auch für die „Displaced Per-
Angeboten. Nach dem Ende der ­Sowjetunion                                                                                   sons“, deren Schicksal die Deutschen selbst verursacht hatten.
                                                     Vereinzelt finden diese Menschen noch in Mannheim Möglich-
beginnt schließlich eine lange ­Phase des schritt-   keiten, ihre neuen Freiheiten zu nutzen, wie eine historische
                                                                                                                                                                    POINT OF MÆMORIES 5
                                                     Stadttafel in der Grünanlage in F7 in Mannheims Innenstadt do-
weisen Abzugs.
                                                                                                                                                                    Displaced Persons
                                                     kumentiert: „47 Rückkehrer des letzten Transports nach There-                                                  TURLEY (Karte Seite 40/41)
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BESAT ZUNG – HEIM AT – ABZUG                                                                                                                                                                                    19

                                   Prof. Dr.
                                  ­Christian
                                   ­Führer ist
                                                     Nachschub und Logistik –                                                                       Welcome to the Machine –
                                                     das 181st Transportation                                                                       ein Computer sorgt für
                                  ­Autor diverser
                                    Publikationen
                                    und Aufsätze
                                    zur Geschichte
                                    der US-Armee

DREI FR AGEN AN:
                                    in der Region.
                                                     Battalion in Mannheim                                                                          reibungslose Logistik
PROF. DR . CHRIS TIAN

                                                     A                                                                                   D
FÜHRER
—                                                                 m 28. Januar 1955 ersetzt das 181st Transportation Battalion das                   er Mannheimer Stadtteil Feu-
                                                                                                                                                                                                                Abb. 8:
                                                                  154th Transportation Truck Battalion und bleibt in den Turley                      denheim gilt als beschauli-                   Im Depot der Spinelli
Herr Prof. Dr. Führer, mit „Memories of                           Barracks bis zu deren Schließung stationiert. Es ist damit die                     cher Vorort ohne größere                 ­Barracks kommt ein IBM-
Mannheim“ haben Sie ein Buch über die                einzige US-Einheit, die durchgängig auf Turley stationiert ist. Aufgabe der         Industrie. Den Krieg übersteht Feuden-                      Lochkartenstanzer
                                                                                                                                                                                               im Verbund mit der IBM-
US-amerikanische Geschichte in Mann-                 Mannheimer Transporteinheiten ist in den 1950er- und 1960er-Jahren die              heim weitestgehend unbeschadet, wes-                    Buchhaltungsmaschine
heim verfasst. Woher kommt die Leiden-               Sicherung der Nachschubrouten der US Army in Südwestdeutschland. Im                 halb in den ersten Nachkriegstagen zahl-                          zum Einsatz.
schaft für dieses Thema?                             Kriegsfall wäre Mannheim zu diesem Zeitpunkt zum wichtigen Knotenpunkt              reiche Gebäude beschlagnahmt und für
Das Benjamin Franklin Village hat mich               für den Nachschub von den französischen Atlantikhäfen geworden.                     die US-Truppen genutzt werden. Als in
schon als Jugendlicher Anfang der 80er-                                                                                                  Deutschland schließlich eine dauerhafte
Jahre fasziniert. Bis auf die Kasernen war            Die Bedeutung der Logistik ist aber auch in Friedenszeiten erheblich. Ab           US-Präsenz etabliert wird, errichten die
damals alles frei zugänglich. So wurde es zu          1956 wird das 181st Transportation Battalion zu einem wichtigen Baustein im        Amerikaner in direkter Nachbarschaft rie-   funden werden: Als Gehirn des Depots          Der Einsatz der IBM 407 in der Spinelli-Ka-
meiner Passion, diesen Mikrokosmos zu er-            „Modern Army Supply System“ (MASS): Ziel ist es, Reparatur- und Ersatzteile         sige Depots, in denen sie Ausrüstung und    fungiert die Buchhaltungsmaschine IBM         serne ist ein gutes Beispiel dafür, wie in-
kunden. Es war für mich so, als könne ich in          aller Sorten und Größen möglichst schnell zu den Kampfeinheiten zu bringen.        schweres Gerät lagern.                      407, die letzte und gleichzeitig leistungs-   novative Technologien häufig zunächst für
eine andere Welt eintauchen.                          In dieser Zeit sind die Turley Barracks durch ihre günstige Straßenanbindung                                                   stärkste rein elektromechanische IBM-         militärische Zwecke genutzt werden, um
                                                      dafür auch bestens geeignet – die wachsende Stadt und der private Autover-         Seit Oktober 1949 versorgen die Vereinig-   Buchhaltungsmaschine. Nur durch ihre          dann auch in der Zivilgesellschaft Einzug
Wie das?                                              kehr erschweren allerdings in den folgenden Jahren die Logistik zunehmend.         ten Staaten ihre NATO-Verbündeten im        Hilfe ist es möglich, den Überblick über      zu halten. So entwickelt sich das US-Un-
Ich hatte einen Ausweis für die Bücherei,                                                                                                Rahmen des „Mutual Defense Assistance       die rund 150.000 Einzelteile zu bewahren,     ternehmen IBM in den 1950er-Jahren zum
habe Freundschaften geknüpft, später war             Mit dem Rückzug Frankreichs aus der NATO-Kommandostruktur 1966 fallen               Program“ (MDAP) von hier aus außerdem       die im Depot der Spinelli Barracks lagern.    weltweit führenden Computerhersteller.
ich ehrenamtlich in der Truppenbetreuungs-           zudem etablierte Nachschubrouten weg. Nach der Verlegung der Routen                 mit militärischen Gütern, die sie selbst    Bedient wird diese Rechenmaschine häu-
organisation USO als Ü­ bersetzer tätig, en-         nach Belgien und in die Niederlande wird der Nachschub über den Rhein-              nicht mehr benötigen. Die Güter werden      fig von den Soldatinnen des Women’s
gagierte mich in der Kirche und organisierte         hafen Mannheims abgewickelt. Mannheim wird durch seinen Binnenhafen                 nach Mannheim transportiert, an Ort         Army Corps.                                                    POINT OF MÆMORIES 33
                                                                                                                                                                                                                                                    Logistik-Depot
auch Ausflüge für Amerikaner.                        zum wichtigsten Umschlagplatz in Süddeutschland.                                    und Stelle überholt und nach der Regis-                                                                    SPINELLI (Karte Seite 48/49)
                                                                                                                                         trierung an die MDAP-Empfängerländer
Das Buch haben Sie in Ihrer Freizeit ge-             Wichtigste Aufgabe der Mannheimer Garnison bleibt dabei die Vorbereitung            weitergeleitet. In den frühen 1950er-Jah-
schrieben. War das nicht sehr aufwendig?             auf mögliche Konflikte mit den Staaten des Warschauer Pakts. Nach dem               ren wird das Depot vom 7849th Ordnance
Allerdings, aber es hat mir auch viel Freude         Ende des Kalten Krieges wird das 181st Transportation Battalion zunehmend           Stock Control Center verwaltet, das für
                                                                                                                                                                                           DIE IB M 407
bereitet. Mit meiner Recherche habe ich im           auch in globalen Konflikten der USA eingesetzt: Teile der Einheit nehmen            alle Waffenlieferungen – mit Ausnahme
Stadtarchiv begonnen, wo man mich nach               1990 an den Operationen Desert Shield und Desert Storm im Irak teil. Auch           von Munition – an die US-Armee in Euro-           wurde 1949 eingeführt und war die letzte der rein elektromechanischen
Kräften unterstützt hat. Allerdings war mir          bei der Friedenstruppe IFOR in Bosnien-Herzegowina kommt das Transpor-              pa und Teile der Lieferungen an die US-           Buchhaltungsmaschinen von IBM. Auf Basis von Daten, die über Loch-
die US-Perspektive wichtig und so habe ich           tation Battalion zum Einsatz, wofür die Einheit einen „Army Superior Unit           Luftwaffe in Europa zuständig ist.                karten eingelesen wurden, erstellte die Maschine automatisch Berichte
weitergesucht, im Netz Ehemaligen-Ver-               Award“ erhält. Zuletzt zeichnet sich das Bataillon während der Operation                                                              und Belege, die über einen integrierten Drucker ausgegeben wurden. Mit
einigungen ausfindig gemacht, Gästebücher            Iraqi Freedom aus, wo es teilweise unter feindlichem Beschuss Nachschub             Im Depot lagern – in Hallen oder unter            einer Lesegeschwindigkeit von bis zu 150 Zeilen pro Minute gehörte sie zu
durchforstet und Kontakte reaktiviert. Im            und Treibstoff direkt an die Front liefert. 2007 wird die Einheit schließlich       freiem Himmel – unterschiedlichste Gü-            den leistungsstärksten Rechnern ihrer Zeit. Die Programmierung erfolgte
Endeffekt haben über 300 Leute ihre Erinne-          außer Dienst gestellt.                                                              ter: Panzer, Geschütze, Lastwagen und             mittels Kabeln auf einer Stecktafel. Die monat­liche Miete für die M
                                                                                                                                                                                                                                                              ­ aschine
rungen mit mir geteilt. Ich war in Kellern, auf                                                                                          Jeeps. Die Verwaltung solcher Mengen              betrug 800 bis 920 Dollar. Der Verkauf der IBM 407 wurde erst im Jahr
Dachböden, einmal habe ich sogar Unterla-                                                               POINT OF MÆMORIES 6              an Material ist eine logistische Heraus-          1976 eingestellt.
                                                                                                        181st Transportation Battalion
gen aus einem Papiercontainer gerettet.                                                                 TURLEY (Karte Seite 40/41)       forderung, für die moderne Lösungen ge-
BESAT ZUNG – HEIM AT – ABZUG                                                                 21

                                                                                                                                                 Football, Baseball und Basketball –
                                                                                                                                                 ein Stück Heimat in Mannheim
                                                                                                                                                  Sport spielt in der US-amerikanischen Gesellschaft eine zentrale Rolle. Jede High School, jede Universität und fast jede Groß-
                                                                                                                                                   stadt hat nicht nur in den großen Sportarten ein Team, das maßgeblich die Identität prägt. Für den Zugang zu akademischer
                                                                                                                                                 ­Bildung kann sportliches Talent genauso wichtig sein wie akademische Leistungen. Diese zentrale Bedeutung spiegelt sich
                                                                                                                                                  auch an den Standorten der US-Armee in Deutschland wider, wo schon bald eigene Teams, Wettbewerbe und Events ins Leben
                                                                                                                                                  ­gerufen werden, die ein Stück amerikanisches Alltagsleben in die Garnisonen bringen. Gleichzeitig begeistern sich auch immer
                                                                                                                                                   mehr Deutsche für die Sportarten der „Besatzer“. So entwickelt sich Mannheim seit den 1960er-Jahren mit den VfR-Amigos
                                                                                                                                                   und den Mannheim Tornados zu einem der wichtigsten Baseball-Standorte in Europa.

                                                                                                                                                                                           Abb. 10: Junioren-Teams
                                                                                                                                                                                           aus 15 Natio­nen treten
                                                                                                                                                                                                                                             Mannheim vs.
                                                                                                                                                                                           beim Albert-Schweitzer-
                                                                                                                                                                                           Turnier 1985 an.                                  Heidelberg –
                                                                                                                                                                                                                                             Football-Derbys
                                                                                                   Abb. 9: Der Catcher der Mannheim Tornados
                                                                                                             (Mitte) bei einem Baseball-Match.                                                                                               zwischen den
Tornados über Mannheim –
                                                                                                                                                                                                                                             Garnisonen
das afroamerikanische Baseballteam
gewinnt 1949 die G.I. World Series                                                                                                                                                                                                           Mit dem Wachstum der Garnisonen in
                                                                                                                                                                                                                                             Deutschland und Mannheim ab 1950 er-
Das Neuostheimer Rhein-Neckar-Sta-            portation Truck Battalion, das auf Turley                                                                                                                                                      leben auch Sportmannschaften regen
dion ist in den Nachkriegsjahren Schau-       stationiert ist. Die Mannschaft gewinnt                                                                                                                                                        Zulauf und Sportligen entwickeln sich.
platz von Veranstaltungen, die den            mehrere Titel in der Garnison und feiert
                                                                                                   Von Mannheim                                  Albert-Schweitzer-Turnier –                                                                 Bei den internen Football-Turnieren der
Mannheimern seltsam erscheinen müs-           1949 sogar den Sieg bei der „G.I. World Se-          in die Hall of Fame                                                                                                                       US-Streitkräfte vertreten die Teams das
sen: Wo vorher nur Fußball gespielt wurde,    ries“. Die Tornados sind damit die erfolg-                                                         die Weltstars von morgen                                                                    Ansehen ihrer Garnison.
werden nun „Bases“ eingegraben und mit        reichste Mannheimer Baseball-Mannschaft              Ein prominenter Sportler, der
schweren Schlägern Bälle durch die Luft ge-   der Nachkriegszeit.                                  als Schüler an der Mannheim                   Vom 4. bis zum 7. Dezember 1958 findet in Mannheim erstmalig das Albert-                     Schnell entwickeln sich so auch Rivalitä-
schmettert: Baseball ist „America’s Favor-                                                         American High School (MAHS)                   Schweitzer-Turnier statt – mit zwölf Mannschafen aus neun ­Nationen.                         ten zwischen verschiedenen Mannschaf-
ite Pasttime“ und auch bei den US-Soldaten     Der Erfolg der „Tornados“ verweist aber             bei den Mannheim Bisons sei-                  Das Basketball-Nachwuchsturnier, dessen Auftakt der Fotograf Hans-­Joachim                   ten. In Mannheim ist es die Garnison im
erfreut sich der Sport großer Beliebtheit.     auch auf die dunkle Geschichte der Rassen-          ne Karriere begann, ist Michael               Babies und der deutsche Basketball-Pionier Hermann Niebuhr initiiert ha-                     benachbarten Heidelberg, die durch die
                                               trennung. Das US-Militär ist zu dieser Zeit         Strahan. Der Football-Spieler                 ben, wird zu einer Erfolgsgeschichte: Ab 1965 findet das Turnier alle zwei                   kurze Distanz zum wichtigsten sportli-
Die sportlichen Wettkämpfe werden zum          weiterhin streng segregiert, die „Tornados“         wurde 1971 in Texas geboren                   Jahre statt und gilt bis heute als inoffizielle U18-Weltmeisterschaft. Späte-                chen Rivalen wird. Die Derbys zwischen
wichtigen Freizeitspektakel in der Garni-      eine rein afroamerikanische Einheit und             und zog im Alter von neun                     re Weltstars wie Dirk Nowitzki, „Magic“ Johnson, Tim Duncan, Tony Parker,                    beiden Städten werden zum Publikums-
son, Militärkapellen unterhalten die oft       Mannschaft. Ihr Erfolg im Wettkampf mit             Jahren als Sohn eines Soldaten                Vince Carter, Carlos Boozer und Pau Gasol nehmen als junge Talente daran                     magneten und Fixpunkt des Garnisons­
mehr als 5.000 Besucher. Hochrangige          „weißen“ Mannschaften und ihre Beliebt-              ins Benjamin Franklin Village.                teil. Austragungsort ist zunächst die 1954 errichtete Sports-Arena im Ben-                   lebens – und ziehen sogar hochrangige
US-Generäle sind genauso dabei wie neu-        heit beim Publikum stehen aber auch für             1993 wurde er vom NFL-Team                    jamin Franklin Village, die bis zur Schließung der Mannheimer Garnison als                   Offiziere in ihren Bann. Austragungsort
gierige Mannheimer Jugendliche, die zum        ein gewachsenes Selbstbewusstsein und               der New York Giants gedraf-                   Sport- und Basketballhalle genutzt wird. Nach dem Abzug wird das Albert-                     vieler Spiele ist das Woods Memorial
ersten Mal mit der „neuen“ Sportart in Be-     die zunehmende Anerkennung der Erfolge              tet, mit denen er in der Saison               Schweitzer-Turnier in städtische Sporthallen, wie die heutige GBG-Halle am                   Stadium, das 1954 im Benjamin Franklin
rührung kommen.                                von Afroamerikanern.                                2007/08 die Super Bowl ge-                    Herzogenriedpark, verlegt.                                                                  ­Village errichtet wird.
                                                                                                   wann. 2014 wurde er in die Pro
In Mannheim tut sich vor allem eine Mann-                                                          Football Hall of Fame aufge-
                                                                 POINT OF MÆMORIES 3                                                                                                                POINT OF MÆMORIES 25                                     POINT OF MÆMORIES 21
schaft hervor: die „6th TT Tornados“, das                                                          nommen.                                                                                                                                                   Woods Memorial Stadium
                                                                 Baseball G.I. World Series 1949                                                                                                    Albert-Schweitzer-Turnier
Team des afroamerikanischen 6th Trans-                           TURLEY (Karte Seite 40/41)                                                                                                         FRANKLIN (Karte Seite 42/43)                             FRANKLIN (Karte Seite 42/43)
22                                        BESAT ZUNG – HEIM AT – ABZUG                                                                                                                                                                                                  23

M ÆMORIES
                                                                                                                                                                                                                       Taylor Chapel, hinzu. Die Kasernengebäu-
                                                                                                                                                                                                                       de der namensgebenden Taylor Barracks
                                                                                                                                                                                                                       wurden dabei bereits 1940 von der Wehr-
                                                                                                                                                                                                                       macht errichtet, die das Gelände von der
                                                                                                                                                                                                                       Stadt Mannheim erworben hatte. Die
                                                                                                                                                                                                                       Scheinwerfer-Kaserne/Flakkaserne III
                                                                                                                                                                                                                       der Wehrmacht wird 1945, nach der Be-
                                                                                                                                                                                                                       freiung Mannheims, in Taylor Barracks
                                                                                                                                                                                                                       umbenannt und dient als Basis für Pionier-
                                                                                                                                                                                                                       und Nachschubeinheiten sowie Militär-

      Kapellen, Kirchen und                                                                                                                                                                                            polizei und Instandsetzungsbetriebe. Die
                                                                                                                                                                                                                       Taylor Chapel wird von Anfang an multi-
                                                                                                                                                                                                                       konfessionell genutzt. In den 1980er-Jah-

      Gemeinden – Orte des                                                                                                                                                                                             ren entsteht und wächst die muslimische
                                                                                                                                                                                                                       Gemeinde der Mannheimer Garnison, die
                                                                                                                                                                                                                       die Soldatenkirche ebenfalls als Gottes-

      Glaubens für die US-Armee                                                                                                                                                                                        haus nutzt.

                                                                                                                                                                                                                       Überkonfessionelle Gemeinde

      Religiöse Gemeinschaft hat für viele Amerikaner einen hohen Stellenwert
                                                                                                                                                                                                                       Die Benjamin Franklin Village Chapel ist
      im Alltag. Für viele US-Amerikaner in Mannheim war die Möglichkeit,
      sich in einer Gemeinde zusammenzufinden, ein wichtiger Bestandteil des                                                                                                                                           schließlich der letzte und größte Sakral-
      Alltags und ein gutes Mittel gegen Heimweh. Entsprechend vielfältig war                                                                                                                                          bau der Mannheimer Garnison. Der Bau
      während der Besatzungszeit auch das Angebot an religiösen Gemeinden                                                                                                                                              einer Kirche ist von Anfang an ein fester
                                                                                                                                                                         Abb. 12: Einweihung der
      und Aktivitäten. Die Geschichte der US-Armee in Mannheim lässt sich damit                                                                                                                                        Bestandteil der Planung des Benjamin
                                                                                                                                                                         Benjamin Franklin ­Village
      auch anhand ihrer religiösen Häuser erzählen.                                                                                                                      (BFV) Chapel, 1955.                           Franklin Village als Siedlung für Armee-
                                                                                                                                                                                                                       Angehörige und deren Familien. Das Ge-
                                                                                                                                                                                                                       bäude, so der Wunsch der Verantwortli-
                                                                                                                                                                                                                       chen, soll dabei nicht nur als Militärkirche
                                                                                       6th TT Chapel – die erste                                                         Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges         dienen, sondern vor allem auch für die Fa-
                                                                                       Kirche der US-Armee in Mannheim                                                   suchen die Soldaten nach dauerhaften Lö-      milien der Soldaten zur Verfügung stehen.
                                                                                                                                                                         sungen. Deutsche Kirchen und Gemein-
                                                                                       Nach Ende der Kampfhandlungen im März                                             deräume dienen zwar weiter der Andacht,       Nach dem Entwurf des Mannheimer Ar-
                                                                                       1945 verbleibt ein Kontingent an US-Sol-                                          doch mit der 6th TT Chapel, die in einem      chitekten Emil Serini entsteht so um das
                                                                                       daten in Mannheim, um die Stadt bis zum                                           Bestandsgebäude auf dem Gelände der           Jahr 1955 eine „Standard Church“ mit 350
                                                                                       Kriegsende zu sichern, während der Groß-                                          Turley Barracks untergebracht ist, ent-       Sitzplätzen. Um den zahlreichen Kon-
                                                                                       teil der US-Truppen nach Süden weiter-                                            steht erstmals eine US-Army-Kirche in         fessionen Rechnung zu tragen, werden
                                                                                       zieht. Am 1. April 1945, also weniger als                                         Mannheim. Bis zur Errichtung der Sulli-       in Details besondere Vorkehrungen ge-
                                                                                       eine Woche nach der Befreiung Mann-         Abb. 13: Einweihung der über­         van Chapel (1950/51) und der BFV Chapel       troffen: Das Kreuz in der Chorapsis ist
                                                                                                                                   konfessionellen Kapelle Benjamin
                                                                                       heims, feiern die verbliebenen Truppen                                            (1955) bleibt die 6th TT Chapel die einzige   so ausgeführt, dass es gedreht werden
                                                                                                                                   Franklin Village, 1955.
                                                                                       in den Ruinen der zerstörten Stadt das                                            amerikanische Kirche auf dem Garnisons-       kann und damit, je nach Ritus, schlichter
                                                                                       Osterfest. Chaplains, Feldgeistliche der                                          gelände in Mannheim.                          oder reicher verziert von den Gläubigen
                                                                                       US Army, halten Andachten in Kirchen,                                                                                           gesehen wird – oder für nicht-christliche
                                                                                       Scheunen, Fabriken oder unter freiem                                              Weitere Meilensteine –                        Gottesdienste ganz abmontiert werden
                                                                                       Himmel. Ein Soldat erinnert sich an die                                           Sullivan und Taylor Chapel                    kann. Die Kapelle dient während ihres
                                                                                       ungewöhnlichen Szenen bei einem sol-                                                                                            Bestehens für Gottesdienste unterschied-
                                                                                       chen improvisierten Gottesdienst: „Es war                                         Während die „6th TT Chapel“ in einem          licher Konfessionen und Religionen und
                                                                                       irgendwie unheimlich in dem Kirchenge-                                            bestehenden Gebäude auf dem Gelän-            wird zu einem Ankerpunkt der Gemeinde
      Abb. 11: St.-Josef-Kirche, Lindenhof, von der Meerfeldstr. Nr. 11 aus                                                               POINT OF MÆMORIES 23
      gesehen, 1946.                                                                   bäude mit dem Loch in der Decke, durch             Sullivan Chapel                de der Turley Barracks untergebracht ist,     in Franklin.
                                                                                                                                          FRANKLIN (Karte Seite 42/43)
                                                                                       das dunstige Lichtstrahlen einfielen. Wir                                         entsteht im Winter 1950/51 mit der Sulli-
                                                                                       legten unsere Gewehre auf den Boden                                               van Chapel der erste originäre Sakralbau
                                                          POINT OF MÆMORIES 7                                                             POINT OF MÆMORIES 31                                                                       POINT OF MÆMORIES 17
                                                          6th TT Chapel
                                                                                       und nahmen während des Gottesdiens-                                               der US-Armee in Mannheim. Einige Jahre
                                                                                                                                          Taylor Chapel                                                                              Benjamin Franklin Village Chapel
                                                          TURLEY (Karte Seite 40/41)   tes die Helme ab.“01                               TAYLOR (Karte Seite 46/47)     später kommt die Kapelle auf Taylor, die                    FRANKLIN (Karte Seite 42/43)
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