Amtsblatt für den Kreis Paderborn - für den Kreis Paderborn

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Amtsblatt
                           für den Kreis Paderborn
       zugleich satzungsmäßiges Verkündungsorgan der Stadt Bad Wünnenberg

78. Jahrgang                                           09. April 2021                                         Nr. 74 / S. 1

             Inhaltsübersicht:                                                                                           Seite:

228/2021 Öffentliche Bekanntmachung des Kreises Paderborn – Gesundheitsamt – über                                         2-6
         die Allgemeinverfügung zur Absonderung in häusliche Quarantäne zum Schutz
         der Bevölkerung vor der Verbreitung des Coronavirus;
         Paderborn, Kath. KiTa St. Franziskus, gelben Gruppe

            Herausgeber: Der Landrat des Kreises Paderborn, Amt Zentrale Dienste, Postfach 19 40, 33049 Paderborn
          Interessenten können das Amtsblatt kostenlos bei ihrer Stadt-/Gemeindeverwaltung oder im Kreishaus abholen
                                  bzw. sich gegen Erstattung der Portokosten zusenden lassen.
   Das gesamte Amtsblatt kann im Internet unter www.kreis-paderborn.de/kreis_paderborn/aktuelles/amtsblatt eingesehen werden.
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                                    für den Kreis Paderborn

78. Jahrgang                              09. April 2021                               Nr. 74 / S. 2

228/2021

                                  Allgemeinverfügung
                                 des Kreises Paderborn
                        zur Absonderung in häusliche Quarantäne
  zum Schutz der Bevölkerung des Kreises Paderborn vor der Verbreitung des Coronavirus
                                     SARS- CoV- 2

                                            gegenüber

                den Kindern sowie dem Betreuungspersonal der gelben Gruppe
                der Kath. KiTa St. Franziskus, Weißdornweg 4, 33100 Paderborn

Gemäß §§ 28 Abs. 1 Satz 1, 30 Abs. 1 Satz 2 des Gesetzes zur Verhütung und Bekämpfung von
Infektionskrankheiten beim Menschen (Infektionsschutzgesetz – IfSG) vom 20.07.2000 (BGBl. I S.
1045), § 3 Abs. 3 Nr. 1 des Gesetzes zur Regelung besonderer Handlungsbefugnisse im Rahmen einer
epidemischen Lage von nationaler oder landesweiter Tragweite und zur Festlegung der Zuständigkei-
ten nach dem Infektionsschutzgesetz (Infektionsschutz- und Befugnisgesetz - IfSBG-NRW) vom
14.04.2020 (GV. NRW. S. 218b) sowie § 35 Satz 2 des Verwaltungsverfahrensgesetzes für das Land
Nordrhein-Westfalen (VwVfG NRW) vom 12.11.1999 (GV. NRW S. 602) - jeweils in der z.Zt. gültigen
Fassung – erlässt der Kreis Paderborn folgende

                                       Allgemeinverfügung

                                                 I.

Alle Kinder sowie das Betreuungspersonal der gelben Gruppe der Kath. KiTa St. Franziskus, Weiß-
dornweg 4, 33100 Paderborn, die vom 05.04.2021 bis zum 08.04.2021 die Einrichtung besuchten, ha-
ben sich unverzüglich bis einschließlich 22.04.2021, 24.00 Uhr, in häusliche Absonderung zu begeben.

                                                 II.

Eine Verkürzungsmöglichkeit der Quarantäne wird untersagt.

                                                 III.

Die unter Ziffer I. genannten Personen dürfen die eigene Häuslichkeit ohne ausdrückliche Zustimmung
des Gesundheitsamtes des Kreises Paderborn während dieser Zeit nicht verlassen. Wenn sich an die
eigene Häuslichkeit ein Balkon, eine Terrasse oder ein Garten anschließt, dürfen sich die betroffenen
Personen auch in diesem Bereich aufhalten, wenn der Bereich ausschließlich von ihnen oder mit ihnen
zusammenlebenden Personen benutzt wird.

Den betroffenen Personen wird untersagt, während dieser Zeit Besuch von Personen zu empfangen,
die nicht ihrem Haushalt angehören. Der Kontakt zu haushaltsangehörigen Personen soll auf ein Min-
destmaß beschränkt werden. Bei unverzichtbaren Kontakten soll eine Alltagsmaske (Empfehlung
FFP2) getragen werden.
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Sollte ein Kontakt mit anderen Personen zwingend notwendig werden, so ist dies vorab mit dem Ge-
sundheitsamt des Kreises Paderborn abzustimmen.

                                                 IV.

Die unter Ziffer I. genannten Personen sind ferner verpflichtet, das Gesundheitsamt des Kreises Pa-
derborn unverzüglich zu kontaktieren, wenn typische Symptome einer Infektion mit dem Coronavirus
SARS-CoV-2 wie Husten, Fieber, Schnupfen oder Verlust des Geruchs- und Geschmackssinns inner-
halb der Zeit der Absonderung bei ihnen auftreten.

                                                 V.

Die Anordnungen zu den Ziffern I.-IV. gelten nicht für Personen, die durchgängig eine Maske getragen
haben, die dem Standard einer FFP2-Maske entspricht. Ebenfalls ausgenommen sind Personen, die
bereits an einer durch Labordiagnostik nachgewiesenen britischen Mutation des Coronavirus SARS-
CoV- 2 erkrankt waren.

                                                 VI.

Diese Allgemeinverfügung ist aufgrund von § 80 Abs. 2 Nr. 3 Verwaltungsgerichtsordnung (VwGO)
vom 19.03.1991 (BGBl. I S. 686) in der jeweils gültigen Fassung i. V. m. §§ 28 Abs. 3, 16 Abs. 8 IfSG
sofort vollziehbar.

                                                 VII.

Zuwiderhandlungen gegen diese Anordnung stellen eine Ordnungswidrigkeit gemäß § 73 Abs. 1a Nr.
6 IfSG dar, die mit einer Geldbuße geahndet werden kann.

                                                VIII.

Diese Allgemeinverfügung gilt gemäß § 41 Abs. 4 S. 3 und 4 VwVfG NRW einen Tag nach der Be-
kanntmachung als bekannt gegeben. Die Bekanntgabe erfolgt durch die Veröffentlichung im Amtsblatt
des Kreises Paderborn.

                                            Begründung

Zu I – V:

Diese Allgemeinverfügung dient dem Zwecke, die Ausbreitung des Coronavirus SARS- CoV- 2 einzu-
dämmen.

Die Anordnung der häuslichen Absonderung /Quarantäne ergeht auf Grundlage der §§ 28 Abs. 1 Satz
1, 30 Abs. 1 Satz 2 IfSG in Verbindung mit den §§ 1 Abs. 1 und 3 Abs. 3 Nummer 1 des IfSBG NRW.

Gemäß § 28 Abs. 1 Satz 1 IfSG trifft die zuständige Behörde die notwendigen Schutzmaßnahmen,
wenn Kranke, Krankheitsverdächtige, Ansteckungsverdächtige oder Ausscheider festgestellt werden,
soweit und solange es zur Verhinderung der Verbreitung übertragbarer Krankheiten erforderlich ist. Sie
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kann insbesondere Personen verpflichten, den Ort, an dem sie sich befinden, nicht oder nur unter be-
stimmten Bedingungen zu verlassen oder von ihr bestimmte Orte oder öffentliche Orte nicht oder nur
unter bestimmten Bedingungen zu betreten.

Gemäß § 30 Abs. 1 Satz 2 IfSG kann bei Kranken, Krankheitsverdächtigen, Ansteckungsverdächtigen
und Ausscheidern angeordnet werden, dass sie in geeigneter Weise abgesondert werden, soweit und
solange es zur Verhinderung der Verbreitung der übertragbaren Krankheit notwendig ist.

Zuständige Behörde ist gemäß § 28 Abs. 1 IfSG i. V. m. § 3 Abs. 3 Nr. 1 IfSBG NRW das Gesund-
heitsamt des Kreises Paderborn, da ein sofortiges Tätigwerden aus Gründen der unmittelbaren Ge-
fahrenabwehr geboten ist.

Die Kinder sowie das Betreuungspersonal der gelben Gruppe der Kath. KiTa St. Franziskus, Weißdorn-
weg 4, 33100 Paderborn, sind ansteckungsverdächtig im Sinne des § 2 Nr. 7 IfSG. Hierzu zählen Per-
sonen, von denen anzunehmen ist, dass sie Krankheitserreger aufgenommen haben, ohne krank,
krankheitsverdächtig oder Ausscheider zu sein.

Die durch das Corona-Virus SARS-COV-2 hervorgerufenen Erkrankung ist unzweifelhaft eine übertrag-
bare Krankheit im Sinne des § 2 Nr. 3 IfSG. Das Virus ist hochansteckend und kann durch Tröpfchen-
infektion, durch die Ausscheidung von Viren in der Atemluft (Aerosole) und durch eine Schmierinfektion
(auf Gegenständen) von Mensch zu Mensch übertragen werden.

Eine Aufnahme von Krankheitserregern ist anzunehmen, wenn mit hinreichender Wahrscheinlichkeit
Kontakt zu einer infizierten Person oder einem infizierten Gegenstand bestand. Im Interesse eines wirk-
samen Infektionsschutzes sind dabei an die erforderliche Wahrscheinlichkeit nach allgemeinen
Grundsätzen im Gefahrenabwehrrecht umso geringere Anforderungen zu stellen, je höher und folgen-
schwerer der möglicherweise entstehende Schaden ist. Daher kann im Fall eines hochansteckenden
Krankheitserregers, der bei einer Infektion zu einer tödlich verlaufenden Erkrankung führen kann, ge-
gen die eine wirksame medikamentöse Therapie nicht zur Verfügung steht, auch eine vergleichsweise
geringe Übertragungswahrscheinlichkeit genügen (vgl. BVerwG, Urteil vom 22.03.2012 - 3 C 16/11).

Eine Erzieherin der gelben Gruppe der Kath. KiTa St. Franziskus, Weißdornweg 4, 33100 Paderborn
ist am 08.04.2021 positiv auf das Coronavirus SARS-CoV 2 getestet worden. Die Betroffenen haben
sich im infektiösen Zeitintervall über einen längeren Zeitraum mit der infizierten Person in einem Grup-
penraum befunden. Nach medizinischen Erkenntnissen sind die letzten 4 Tage vor dem Zeitpunkt der
Durchführung eines Tests, der ein positives Ergebnis aufweist, als infektiöses Zeitintervall zu werten.
Gleiches gilt für Zeiträume nach der Testdurchführung. Es wurde am 08.04.2021 bei der betroffenen
Person eine Testung durchgeführt, die positiv ausfiel. Der letzte Kontakt zu der Indexperson erfolgte
am 08.04.2021.

Die Kontaktsituation im Einzelnen ist schwer zu überblicken, etwaige Abstandsregelungen sind schwer
zu kontrollieren. Darüber hinaus kann das Ausgesetztsein einer Einzelperson zu im Raum möglicher-
weise schwebenden infektiösen Partikeln auch durch etwaige Alltagsmasken kaum gemindert werden,
da die Aerosole an der Maske vorbei eingeatmet werden.

Die vorgenannten Betroffenen sind aufgrund der aktuellen RKI-Empfehlungen - vgl. RKI, „Kontaktper-
sonen-Nachverfolgung bei SARS-CoV-2-Infektionen“, Stand 16.11.2020 – optional als „Kontaktperson
der Kategorie I“ mit einem höheren Infektionsrisiko einzustufen.
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Das RKI ist in § 4 IfSG als die Stelle benannt, die die wissenschaftlichen Grundlagen für Entscheidun-
gen des Gesetzgebers und der Exekutive im Bereich des Infektionsschutzes, insbesondere bei der
Verhinderung einer Weiterverbreitung übertragbarer Erkrankungen, liefert. Seinen Empfehlungen
kommt daher bei der Auswahl angezeigter Schutzmaßnahmen maßgebliche Bedeutung zu.

Für Kontaktpersonen der Kategorie I mit höherem Infektionsrisiko empfiehlt es die häusliche Absonde-
rung bei gleichzeitiger zeitlicher und räumlicher Trennung von anderen Haushaltsmitgliedern.

Die Absonderungsanordnung ist auch verhältnismäßig.

An der Eignung der Quarantäne eine Weiterverbreitung der Infektion einzudämmen, besteht kein Zwei-
fel.

Es sind keine milderen Mittel verfügbar, die sich eindeutig als gleich geeignet erweisen.

Die Dauer der Absonderung ergibt sich aus der Anordnung dieser Behörde, soll aber in der Regel 14
Tage nach Kontakt zur positiv getesteten Person betragen.

Die Regelungen zur grundsätzlichen Möglichkeit der Verkürzung der Quarantäne ergeben sich aus §
17 Abs. 2 Satz 3 Corona-Test-und-Quarantäneverordnung (CoronaTestQuarantäneVO). Eine Verkür-
zung nach § 17 Abs. 2 S. 3 CoronaTestQuarantäneVO soll jedoch nicht erfolgen, wenn gemäß den
vorgenannten Robert Koch-Institut-Empfehlungen zur „Kontaktpersonen-Nachverfolgung bei SARS-
CoV-2-Infektionen       (https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Kontaktper-
son/Management.html) davon abzusehen ist.

Aus diesen Empfehlungen ergibt sich, dass aufgrund der beobachteten Zunahme der besorgniserre-
genden SARS-CoV-2-Varianten, die Möglichkeit einer Verkürzung der häuslichen Absonderung durch
einen negativen SARS-CoV-2-Test aufgrund derzeit fehlender Daten mindestens so lange entfällt, bis
mehr Erfahrungen vorliegen. Dies gilt unabhängig von einem Verdacht auf oder den Nachweis von
besorgniserregenden Varianten bei der positiv getesteten Person.

Dieser fachlichen Bewertung schließe ich mich an und schließe insofern eine Verkürzungsmöglichkeit
Ihrer Quarantäne aktuell aus.

Insbesondere habe ich dabei berücksichtigt, dass die sog. VOC-Fälle („Virusmutations-Fälle“) im Ver-
gleich zu den bisher aufgetretenen SARS-CoV-2-Fällen eine stark erhöhte Übertragbarkeit und Infekti-
onsgefahr sowie einen schwereren Krankheitsverlauf aufweisen. Darüber hinaus ist die Datenlage zur
Ausscheidungskinetik zum jetzigen Zeitpunkt noch unzureichend. Die Verbreitung der insofern für die
Allgemeinheit bestehenden erhöhten Gesundheitsgefährdung gilt es frühzeitig zu unterbinden.

Daher wird empfohlen, zeitnah vor Ablauf der Quarantäne einen erneuten PCR-Test durchführen zu
lassen, um eine mögliche, andauernde Infektiösität darzustellen und eine weitere Verbreitung zu ver-
hindern

Die ergriffene Maßnahme ist angemessen, auch wenn damit spürbare Eingriffe in die persönliche Frei-
heit einhergehen. Die auf wenige Tage begrenzten Einschränkungen sind mit Rücksicht auf überwie-
gende öffentliche Belange, insbesondere das Interesse der Allgemeinheit, das Infektionsgeschehen
und die damit einhergehenden Gefahren für die Gesundheit vieler Menschen möglichst effektiv einzu
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dämmen, zumutbar. Darüber hinaus gilt es weiteren Übertragungen innerhalb von Schulen und Betreu-
ungseinrichtungen zuvorzukommen und somit die generelle Öffnung derartiger Einrichtungen und da-
mit Bildung, Förderung sowie Fürsorge für alle Schüler/innen und Kinder nicht zu gefährden.

Zu VII.

Die Anfechtungsklage hat gegen diese Allgemeinverfügung keine aufschiebende Wirkung,
§ 16 Abs. 8 IfSG.

                                    Rechtsbehelfsbelehrung:

Gegen diese Allgemeinverfügung kann innerhalb eines Monats nach Bekanntgabe Klage beim Verwal-
tungsgericht Minden erhoben werden. Die Klage ist beim Verwaltungsgericht Minden (Königswall 8,
32423 Minden oder Postfach 3240, 32389 Minden) schriftlich oder dort zur Niederschrift des Urkunden-
beamten der Geschäftsstelle oder durch Übertragung eines elektronischen Dokuments nach Maßgabe
des § 55a der Verwaltungsgerichtsordnung –VwGO- und der Verordnung über die technischen Rah-
menbedingungen des elektronischen Rechtsverkehrs und über das besondere elektronische Behör-
denpostfach (Elektronischer-Rechtsverkehr-Verordnung – ERVV) vom 24.11.2017 (BGBI. S. 3803) ein-
zureichen.

Paderborn, 09.04.2021

gez.

Christoph Rüther, Landrat
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